in münchen Nr. 7/2013

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Redaktion_0713_Redaktionsseiten 02.04.2013 11:42 Seite 19

THEATER

Bühnen-Gewalt ist auch keine Lösung Von Totschlägern, Brüder-Hassern, vernachlässigten Rentner-Tieren und dem gefährlichen Gruppenzwang Es gibt keine furchterregendere Geschichte von Selbstgerechtigkeit und Brutalität als jene von Kain und Abel. Kein Wunder, dass der alttestamentarische Brudermord noch immer in John Steinbeck wühlte, als er Jenseits von Eden schrieb. Darin verteilte er das biblische Geschehen auf mehrere Generationen und drei Zeitebenen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs. Zunächst einmal wird von Charles und Adam erzählt, die beide um die Gunst ihres überstrengen Vaters buhlen und mit militärischem Drill geschunden werden. Doch während der eine sich unterordnet, führt Charles die Farm weiter und tröstet sich über seinen Lebensfrust in den Kneipen hinweg. Adam nimmt blind vor Liebe eine schwer verletzte Frau auf, heiratet sie und bekommt mit ihr die Zwillinge Caleb und Aron. Die Mutter verlässt die Familie, um ein Bordell zu eröffnen. Dort trifft sie Jahre später Caleb wieder. Und Aron bleibt nichts anders als die

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müssen, weiß natürlich auch Anton Tschechows Onkel Wanja zu erzählen. Der Klassiker über die Trostlosigkeit auf russischen Landgütern, in denen die Zeit bleiern schwer voranschleicht, kommt in einer Neu-Inszenierung von Karin Henkel und Johan Simons zurück auf die große Bühne. „Und wenn sich einmal einer aufrafft, seiner verzweifelten Wut Ausdruck zu verleihen, wenn er den Professor erschießen will, –schießt er vorbei“, so die Regisseurin. (Kammerspiele, ab 4.4.) Heftig, heftig auch, was sich die junge Intergroup-Truppe ausgedacht hat. DNA von Dennis Kelly erzählt von der fortschreitenden Demütigung von Adam, der zunächst nur Blätter fressen, dann Wodka stehlen und schließlich Publikum in der Richter-Rolle: CHERRY DOCS über einen gefährlichen Abgrund klettern muss. Es folgt ein Schubs, es fliegt ein Stein, dann noch einer –und die erneute Flucht in den grausamen MiVon geplatzten Lebensträumen und Situation eskaliert. Doch anstatt rasch litärdienst. Es ist ein hartes Stück, ein dem beklemmenden Zwang, ohne alle Hilfe zu holen, versuchen die Jugendsehr sehenswertes. (Schauburg, ab 9.4.) Illusionen trotzdem weiterschuften zu lichen den Unfall und ihr Verbrechen


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