treffpunkt campus 103 (Juli 2019)

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Nr. 103 | Juli 2019

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Ist das noch zu retten? Plan B fĂźr Klima, Plastik und Massenware


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Beats and thunder Gewitter im Anmarsch? Pah! Das hält uns sicher nicht vom Tanzen ab – erst recht nicht beim Sommerfest in Stendal. Das Live-Open-Air ist für die Studierenden unseres altmärkischen Campus die (!) Party des Sommersemesters. Nicht nur weil viel Tradition dahintersteckt, auch weil das Fest mit Sport, Spiel und Musik zum großen Teil von ihnen selbst organisiert wird. Da trinken auch die Lehrenden gern mal ein Bier mit. Entdeckt von Katharina Remiorz Foto: Matthias Piekacz

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Foto: Matthias Piekacz

Gemeinsam etwas bewirken

Dr. Antje Hoffmann Kanzlerin Hochschule Magdeburg-Stendal Liebe Studierende, liebe Leserinnen und Leser, „wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“, sagte einst der französische Dramatiker und Schauspieler Molière. Mit dieser Motivation habe ich vor zwei Jahren die Position der Kanzlerin an der Hochschule übernommen. Die Herausforderungen sind groß, geht es doch darum, unsere Administration moderner und effizienter zu gestalten, damit sowohl den Studierenden als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein gutes Lernen und Arbeiten ermöglicht wird. Dies erfordert Veränderungsprozesse, die so angelegt sein sollten, dass sie nicht nur während meiner Amtszeit vorhalten, sondern nachhaltig implementiert werden. Doch was heißt das konkret? Nachhaltigkeit – die Bedeutung des Wortes liegt nicht nur in der Langfristigkeit, sondern auch im schonenden Umgang mit Ressourcen. Für mich beginnt sie daher mit der Optimierung von Prozessen. Diese gilt es, innerhalb der gesamten Hochschule so optimal aufeinander abzustimmen, dass keine Ressourcen – sei es finanziell, personell oder infrastrukturell – verschwendet werden. Ebenso gehört die Verbesserung der Informationskultur dazu, weshalb wir u. a. verstärkt an der Einführung eines Intranets arbeiten.

Nachhaltigkeit zeigt sich zudem in einer guten Personalarbeit. Wir entwickeln Konzepte und Maßnahmen, um die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit unserer Beschäftigten sowie Studierenden zu erhalten und zu erweitern. So haben wir im letzten Jahr erfolgreich Leitlinien für Führungskräfte entwickelt, aus denen sich weitere Maßnahmen wie Mitarbeitergespräche oder Führungskräftetrainings ableiten lassen. Dies findet auch Ausdruck im Gesundheitsmanagement an der h2. Bereits zum zweiten Mal haben wir erfolgreich an der Academic Bicycle Challenge teilgenommen und radelten gemeinsam für die Umwelt und unsere Gesundheit. Da das Fahrrad ein gern genutztes Fortbewegungsmittel an unserer Hochschule ist, wurde in diesem Jahr auch auf dem Campus im Herrenkrug eine Fahrradreparaturstation eingeweiht, die rege in Anspruch genommen wird. Nachhaltigkeit ist gestaltbar und erfordert Investitionen. Jede und jeder kann dabei einen eigenen Gestaltungsspielraum finden, Verantwortung übernehmen und so „jeden Tag aufs Neue entscheiden, welchen Einfluss er auf diese Welt ausüben möchte.“ (Jane Goodall) Herzliche Grüße Ihre Dr. Antje Hoffmann

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Inhalt

Editorial Zurück zu den Wurzeln? Aber natürlich! Immer häufiger sind junge Menschen auf Fuß- und Radwegen zu sehen, die sich auf einer Art Tretroller zügig fortbewegen, ohne sich jedoch wie in ihren Kindertagen mit dem Fuß abzustoßen. Diese Elektroroller sind auch durch deutsche Verordnungen nicht mehr aufzuhalten, die neue Technik verbreitet sich rasant. Was so natürlich aussieht, hat allerdings einen Haken: die Batterie, die Kobalt, Nickel und andere seltene Rohstoffe enthält, deren Gewinnung die Umwelt belastet. Es sind die kleinen umweltfreundlichen Schritte, die wir gehen können. Die Redaktion hat darum nachgeschaut, wie es im Alltag möglich ist, Plastik und Verpackung zu vermeiden, einen Kommentar zu den weltweiten Jugendprotesten eingeholt und sich an ein heikles Thema herangewagt. Hin und wieder ist es eben auch gut, zurückzuschauen und frühere Lösungen auf Sinn und Machbarkeit zu prüfen. Muss es täglich Fleisch geben? Wozu müssen Bananen verpackt werden? Zurück zum Roller. Wer vom Rad auf den neuen Trend umsteigt, wird seine Klimabilanz kaum verbessern. Wer dafür auf das Auto verzichtet, schon. Einen schönen Anreiz für mehr Radfahren nutzten im Juni 180 Hochschulmitglieder. Durch deren Einsatz hält die Hochschule derzeit den ersten Platz in der relativen Wertung der Academic Bicycle Challenge. Mehr als 45.000 Kilometer wurden gezählt. Der weltweite Wettbewerb endet jedoch erst im November. Ich fand das zusätzliche Radeln übrigens erholsam. Wer sich die Zeit gönnt, Umwege zulässt und nicht nur an den nächsten Termindruck denkt, hilft der Umwelt – vor allem aber sich selbst. Norbert Doktor

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Kommentar zu „Fridays for Future“ Schule schwänzen für die Zukunft

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Ferndurst Expedition zum Roten Planeten

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Campusgeflüster Einen fairen Weg einschlagen

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Forschungsgeist Durchatmen auf Zeit

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Fotostory Fairer Stoff

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Forschungsgeist Eine Szene setzt sich zur Wehr


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Blick in die Redaktion Plastikfrei – eine Utopie?

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Und neben dem Studium? Keeper räumt den Campus auf

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Hör mir auf mit Ost und West! Alles nur ein Klischee?

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Wovon träumst du? Jedes Kind hat eine Chance

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In Bewegung Work hard, Work-out

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Campusgeflüster Alle auf einen Takt

Überall ist es zu finden: Plastik. Ob als Ummantelung unserer Lebensmittel oder direkt darin als Mikroplastik getarnt. Bis zu zehn Millionen Tonnen Kunststoff landen aufgrund unseres fehlenden Umweltbewusstseins jährlich in den Weltmeeren, von dem Müll auf dem Festland ganz zu schweigen. Das Resultat: Menschen und Tiere werden krank, sterben an den Folgen. Damit wir nicht schon bald im Müll versinken, muss dringend gehandelt werden, ist sich Sarah Krause sicher. Eine Suche nach Alternativen. ab Seite

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Into the woods Herbst, 2013: Unsere Autorin Katharina Remiorz erinnert sich noch gut daran, wie sie für ein Dokumentarfilmprojekt den Hof einer Mastanlage betrat. Ein unscheinbarer Ziegelbau, dahinter zahllose Schweine – Frischlinge wie „schlachtreife“ Tiere – zusammengepfercht in winzigen Boxen. Um die Fleischtheke im Supermarkt macht sie seitdem einen großen Bogen. Fleisch auf dem Teller bedeutet immer den Tod eines Tieres. Der Konsum scheint unersättlich und muss endlich wieder ins Bewusstsein rücken, meint sie. Selberjagen könnte eine Lösung sein. ab Seite

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Plastikfrei – eine Utopie?

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Rund zehn Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Meeren dieser Welt. Die Auswirkungen sind katastrophal. Lebewesen sterben und die Schuld daran tragen wir. Durch ein bewussteres Kaufverhalten können wir jedoch den Konsum reduzieren und unsere Umwelt schützen. Eine Spurensuche nach Alternativen. Erzählt von Sarah Krause Fotos: Matthias Piekacz, Katharina Remiorz

Sie sind schwerer zu finden und erfordern oftmals einen höheren Zeitaufwand beim Einkaufen, doch es gibt sie: Alternativen! Schon in handelsüblichen Drogerien und Lebensmittelmärkten tauchen kunststofffreie Produkte auf. Zwar sind diese etwas teurer, jedoch ist das Gefühl, sich für die Umwelt einzusetzen, unbezahlbar.

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Zeit zum Umdenken Ich betrat die DM-Drogerie, schnappte mir einen Einkaufskorb und schlenderte durch die gefüllten Produktregale. Hier findet man alles – dachte ich jedenfalls! Doch mein gemütliches Schlendern kristallisierte sich schon bald als Schnitzeljagd heraus. Ein Stück Seife, eingepackt in einer Pappschachtel, löste relativ schnell das Duschgelproblem. Anders sah es dann schon wieder beim Haarshampoo aus. Ich musste erst einmal das ganze Regal von oben bis unten absuchen, bis ich in einer versteckten Ecke eine quadratische Papphülle fand. Zu meiner Überraschung stellte ich darin ein Seifenstück fest und die Aufschrift verriet mir, es handelt sich um festes Haarshampoo. Als Nächstes stand Zahnpasta auf meinem Zettel. Schnell stieß ich auf eine Packung mit der Aufschrift Denttabs.

Die kleinen Tabletten, die man sich auf der Zunge zergehen lässt, bilden eine cremige Masse, die zum Zähneputzen benutzt wird. Jetzt brauchte ich nur noch die passende Zahnbürste. Zwischen den Handelsüblichen fielen mir sofort drei verschiedene, als nachhaltig gekennzeichnete Bürsten ins Auge, alle versehen mit einem Holzgriff. Nach langem Überlegen entschied ich mich für die Teuerste mit pinkem Borstenkopf. Die vier Produkte ließen mich tiefer ins Portemonnaie greifen als gedacht. Beinahe 15 Euro bezahlte ich an der Kasse. Das Gefühl, etwas bewusst für unsere Umwelt zu tun, war trotzdem gut.

Plastik wohin das Auge reicht Ein Alltag ohne Kunststoff, so der wahre Name des Übeltäters, ist gar nicht so einfach und schon bei einem Rundgang durch meine WG stellte ich fest, dass ein kompletter Verzicht utopisch scheint. Zu viele Alltagsgegenstände bestehen

aus der festen Verbindung von Makromolekülen. Der Sinn meines Experiments besteht zum Glück nicht darin, auf alles zu verzichten, sondern den Kunststoffkonsum an vermeidbaren Stellen einzuschränken. Handlungsbedarf ist auf jeden Fall notwendig, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr rund zehn Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere gelangen. Durch Wasser und Sonne in seine Grundstrukturen zersetzt, wird sogenanntes Mikroplastik zum gefährlichen Gegner für alle Lebewesen. Aber auch auf dem Festland sind die Müllberge, die nicht ordnungsgemäß recycelt werden, eine große Herausforderung. Zwischen 400 bis eine Million Menschen sterben weltweit an den Folgen von Müll – von den Tieren zu Wasser, Land und Luft ganz zu schweigen. Sich bewusster für die Umwelt einzusetzen, trägt dazu bei, dass wir in Zukunft nachhaltiger leben und auch das Leben anderer nicht gefährden.

Wer ungeduldig ist und Zeit sparen möchte, sollte einen Unverpackt-Laden besuchen. Im schönen Stadtfeld Ost kann man sich in Frau Ernas losem Lebensmittelpunkt – von Cornflakes über Waschmittel bis hin zu Zahnpastatabletten – alles in eigens mitgebrachte Behältnisse abfüllen. Die Produkte sind in erster Linie plastikfrei, zu 90 Prozent Bio und stammen aus der Region.

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Der üppige Plastikkonsum scheint unaufhaltsam. Per Gesetz sollen daher ab 2021 ausgewählte Kunststoffprodukte vom europäischen Markt verschwinden, darunter Wattestäbchen und Strohhalme, aber auch Plastikteller und -besteck. Schon jetzt machen sich einige Supermärkte für ein bewussteres Einkaufen stark, indem sie nur noch Papier- und Baumwollbeutel anbieten.

Alternativen finden Ich recherchierte im Internet nach Alternativen für plastikfreie Ware: Avocadostore ist ein Unternehmen mit Sitz in Hamburg und bezeichnet sich selbst als „Deutschlands größten Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle.“ Ein Besuch auf der Webseite zeigt, wie vielfältig und nachhaltig die Produkte sind. Eine tolle Möglichkeit, dem Kunststoffkonsum zu entrinnen. Doch man muss nicht unbedingt online einkaufen und somit unnötig Energie für den Transport verbrauchen, wenn sich direkt vor der Tür ein UnverpacktLaden befindet: Frau Ernas loser Lebensmittelpunkt – genau nach meinen Geschmack. Hier kann man die Ware, wie der Name schon sagt, zum größten Teil unverpackt kaufen. Ich zögerte nicht lang und setzte mich mit Besitzerin Sarah Werner in Verbindung. Als ich zu ihr kam, war der Laden rappelvoll und dennoch fand Sarah Zeit für ein Gespräch. Die studierte Sozialpädagogin war zunächst nur mäßig mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut. Ihr Freundeskreis während des Studiums an der Hochschule Magdeburg-Stendal und ihre anschließende Berufstätigkeit im Waldorf-Kindergarten führten dazu, dass Themen wie Ernährung, Lebensmittel, Gesundheit und Umwelt immer wichtiger für sie wurden. Parallel dazu fiel ihr der übermäßige Plastikkonsum beim Einkaufen auf und sie beschloss, ihr Kaufverhalten zu überdenken. Schon

damals keimte zunehmend die Idee in ihr auf, einen Unverpackt-Laden zu gründen. Im Herbst 2017 war es dann so weit und sie eröffnete gemeinsam mit einem Freund ihr eigenes Geschäft. Ein Jahr später wurde sie dafür sogar vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Sachsen-Anhalt zur Gründerin des Jahres ernannt.

Der Umwelt zuliebe Die Produktpalette stützt sich auf drei Säulen: Die Größte widmet sich natürlich dem Ziel, unverpackt oder mindestens in Form von Mehrwegverpackungen einkaufen zu können. „Trockenprodukte wie Müsli, Cornflakes oder Getreide bestellen wir in 25 Kilo Pappsäcken, die wir problemlos in unsere Spender umfüllen können“, erklärt sie mir. Die zweite Säule stellt Bioqualität in den Fokus. Die dritte kennzeichnet Produkte, die aus der Region stammen. So bietet Sarah Werner beispielsweise Joghurt, Quark und Frischkäse vom Hof Pfaffendorf an. Gleichzeitig gesteht sie, dass der hohe Papierverbrauch aktuell noch ein Problem sei. Gemeinsam mit ihren Lieferanten tüftelt sie an verschiedenen Lösungen: „Viele steigen auf Pfandeimer um. Das ist zwar logistisch eine Hürde, aber ein weiterer Schritt Richtung Mehrweg.“ Ich zeige mich begeistert von ihrem Konzept und der riesigen Auswahl. Flüssigprodukte wie Öl, Essig, Waschoder Spülmittel lassen sich an Zapfanlagen

bequem in Behältnisse abfüllen. Ein Kühlregal hält Gemüse und Obst frisch. Auch Kosmetikprodukte und Hygieneartikel gibt es zu genüge. Einige Artikel erkenne ich wieder, wie beispielsweise die Zahnpastatabletten oder die Zahnbürsten mit Holzgriff, deren Borsten beispielsweise aus Bio-Plastik auf Rizinusöl-Basis bestehen und damit zu 100 Prozent erdölfrei sind. Fleisch gibt es zwar nicht, ihr Laden ist vorwiegend vegan, dennoch gehört eine große Auswahl an Milchprodukten zum Angebot und auch eine Käsetheke präsentiert diverse Köstlichkeiten. Um den Einkauf sicher nach Hause zu bringen, „darf es gern auch die Tupperdose sein“, meint Sarah. „Es ist nicht verwerflich, eine Plastikdose mitzubringen, solange man sie mehrfach verwendet. Dann macht das Prinzip schließlich Sinn.“ Wer seine Blechdose, sein Glas oder die langlebige Plastikdose einmal vergisst, findet aber auch vor Ort zu einem guten Preis Ersatz. So steht einem spontanen Einkauf nichts im Wege.

Kleine Schritte wagen Mein Resultat: Der Verzicht auf Plastik ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen stattfindet. In kleinen Schritten ist es allerdings möglich, sein Konsumverhalten zu ändern, denn Alternativen sind da. Wer nachhaltig leben möchte und auf seine Umwelt achtet, kann dies auch durch kleine Umstellungen im Alltag bewirken.

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Kommentar zu „Fridays for Future“

Schule schwänzen für die Zukunft Die Bewegung „Fridays for Future“ ist zurzeit in aller Munde. Junge Menschen sind so präsent wie schon lange nicht mehr. Sie stehen auf und setzen sich für ihre Meinung ein. Aber was bewirkt dieses scheinbar plötzliche politische Engagement bei anderen? Was macht das mit uns als Gesellschaft? Darüber diskutiert Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke immer wieder mit ihren Studierenden – konstruktiv und wertschätzend.

Kommentiert von Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke, Studierenden und der Arbeitsgruppe Rohstoffwerkstatt Karikatur: Phil Hubbe

Der Zeitpunkt zur Einhaltung der Klimaziele, der Vermeidung von Abfall in den Ozeanen oder der Minderung des Artensterbens ist nicht heute oder morgen. Dieser Zeitpunkt war vor zwanzig Jahren! Seit Jahrzehnten ging die Jugend nicht mehr auf die Straße und interessierte sich kaum für Politik. „Fridays for Future“ gibt der Frustration einer ganzen Generation ein Gesicht. Eine Generation, die mit der Wahrheit aufwächst und die weiß, wie wichtig Umweltschutz ist. Die Jugend gehorcht nicht mehr, sie handelt nun und setzt sich den Erwachsenen, der Politik und der Gesellschaft entgegen. Es passiert etwas und trotz ihres Alters wissen sie von ihrem Recht, auf die Straße zu gehen und ihrer Meinung endlich Gehör zu verschaffen, Gebrauch zu machen. Hochschulen und Universitäten gelten (oder galten?) jeher als Vorreiter für vorausschauendes Denken und politische Auflehnung. Doch dieses Mal sind die Schülerinnen und Schüler den Studierenden einen Schritt voraus. Als Studierende und Lehrpersonal ist es unsere Aufgabe, dass

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wir einen Teil der Antworten auf ihre Fragen bereitstellen und sie bei ihren Bemühungen unterstützen, unsere gemeinsame Zukunft ein Stück besser zu machen. Die Wut dieser Jugend ist ein Geschenk und es liegt an uns, sie wahr- und entgegenzunehmen! Die politische Mitsprachebereitschaft darf nicht durch Missachtung oder Ignoranz beantwortet werden, sondern in ein unbeugsames Bestreben nach einer besseren Zukunft gewandelt werden, die frei von blindem Aktionismus und fauler Kompromisse sein muss. Es ist wichtig, dass sich vor allem die junge Bevölkerung für eine bessere Klimaschutzpolitik interessiert und auch einsetzt. Es ist dabei nur bedenklich, dass eine als unpolitisch abgestempelte Generation sich so schnell als politische Umweltaktivisten sieht. Ihr Engagement ist in erster Linie als Zeichen an die Politik zu verstehen. Es ist Zeit, unsere Einstellung zur Natur und den Umgang mit der Umwelt zu verändern. Es ist Zeit, die politischen Handlungsspielräume aufzuzeigen. Die Politik ist nun am Zuge,


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aber auch jeder von uns kann etwas tun: durch den Kauf bestimmter Produkte, ob mit Plastiktüte oder ohne, überregional oder regional, jede Fahrt mit Verkehrsmitteln, privat oder öffentlich. Es liegt also an uns als Gesellschaft, unseren Willen auch in die Tat umzusetzen. Die jüngsten Europawahlen geben den Protesten recht? Oder ist es gerade ein beliebtes Thema, das sich gut vermarkten lässt? Ist man erfolgreicher, wenn man auf diesen Zug aufspringt? Fragen sind erlaubt, müssen erlaubt sein, denn das macht unsere Demokratie aus. Dazu gehören auch kritische Fragen. Konstruktiv und wertschätzend muss dies geschehen. Auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist, was aus der „Fridays for Future“-Bewegung hervorgeht, ist es wichtig, dass man dann nicht abgestempelt wird: als Gegner, als Schlechtmensch. Dazu gehört auch die Frage: Wäre die Bewegung auch so gut besucht, wenn die Demonstrationen samstags oder in den Ferien wären? Können nicht die gleichen Botschaften mit ähnlicher Kraft an einem anderen Tag transportiert werden?

Es ist sehr gut, dass dem Umweltschutz in Form von Aktivitäten und Bewegungen wie „Fridays for Future“ in unserer Gesellschaft mehr Beachtung geschenkt wird. Viel zu lange wurden solche Themen nur von Fachleuten der Umweltschutzvereine oder Instituten aufgedeckt und angesprochen. Dabei betrifft gerade der Klimawandel jeden von uns und nur durch gemeinsames und anhaltendes Handeln können nachhaltige Veränderungen und Erfolge realisiert werden. Mit „Fridays for Future“ erheben die jungen Menschen, welche die Leidtragenden unserer Klimapolitik sein werden, ihre Stimme und halten der breiten Öffentlichkeit die Probleme sowie ihre Meinung dazu vor Augen. Wenn die Bewegung weiterwächst, was sie hoffentlich wird, könnte sie zu einer der größten globalen Bewegungen überhaupt werden mit keinem geringeren Ziel als dem Erhalt unserer Erde. So lasset uns „Fridays for Future“ gemeinsam unterstützen!

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Into the woods Erzählt von Katharina Remiorz Fotos: Katharina Remiorz, Daniel Agha Amiri

Massentierhaltung ist in aller Munde – buchstäblich, aber auch in Form von Kritik gegenüber der Lebensmittelindustrie. Welche Alternativen gibt es? Weniger Fleisch? Gar kein Fleisch? Direkt beim Bauern einkaufen? Oder einfach selber jagen? Waidmannsheil! Kurz nach 19 Uhr klingelt es an der Wohnungstür. Mein Hund eilt freudig hinaus aus dem Wohnzimmer, neugierig darauf, was ihn wohl erwartet. Ich schiebe ihn vorsichtig zur Seite und öffne die Tür. „Bereit?“, schallt es im Flur, begleitet von herannahenden Schritten. „Bereit“, sage ich etwas nervös. Als wir zu zweit zum Auto gehen, spüre ich

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die verdutzten Blicke meiner Nachbarn im Nacken. Üblicherweise trage ich eher Kleid und Sandalen, heute sind es Tarnkleidung und Gummistiefel. Wir schultern unser Equipment: ich eine Kamera, Daniel ein Jagdgewehr. Daniel ist Jäger. 2015 legte er neben seinem Studium die Jagdprüfung, das „grüne Abitur“, ab, nahm seitdem an Dutzenden Ansitzen und Drückjagden teil. Heute werde


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Einer stirbt immer Die gesamte Jägerschaft folgt einem Ehrenkodex: Kein Tier soll unnötig leiden. Das gilt nicht nur für die Tötung des Tieres durch einen Kammerschuss, einem gezielten Treffer kurz hinter dem Schulterblatt, wo sich Herz und Lunge befinden, sondern auch für den Erhalt der Arten. „Es gibt eine klare Regelung, wann welche Stücke gestreckt werden dürfen“, erklärt mir Daniel. Ricken und Kitze dürften demnach aktuell nicht geschossen werden. Wie aber entscheidet man bei einer Gruppe, welches der Tiere sein Leben lassen muss? „Das ist eine der schwierigsten Fragen“, gesteht er, aber auch dafür hätte das Jagdrecht eine Antwort parat. „Grundsätzlich werden schwache, kranke und verletzte Tiere immer geschossen. Wir Jäger haben den Tieren gegenüber die Verpflichtung, sie zu erlösen, wenn sie Qualen erleiden.“ Der sogenannte Hegeabschuss.

Lauern im Walde Im Wald angekommen deutet Daniel auf zwei schalenartige Abdrücke im Matsch: frische Schweinefährten. Daneben wachsen junge Douglasien. Auch diese müssten vor dem Verbiss geschützt werden, damit sie sich gut entwickeln können. Mit der Waffe über der Schulter geht Daniel weiter, schaut immer wieder durch sein Fernglas. Es ist kurz vor 20 Uhr, als wir die etwa drei Meter hohe Kanzel zwischen Lostau und Möser besteigen. Ich zwänge mich auf einen Klappstuhl neben ihn. Daniel legt seine Waffe, ein sogenanntes Repetiergewehr, neben sich und lässt es einen Spalt aus der Kanzel ragen. Jetzt heißt es warten.

ich ihn begleiten. „Natürlich gibt es auch Leute, die jagen, weil sie eine Waffe haben oder Trophäen sammeln wollen“, gibt er zu, während wir über Heyrothsberge und Gerwisch ins Revier fahren. Seinen Standpunkt dazu macht er deutlich: „Es ist absolut gefährlich, die Jagd als Sport anzusehen. In dem Moment, in dem du ein Leben nimmst, trägst du eine enorme Verantwortung dafür. Wem das nichts mehr ausmacht, sollte aufhören zu jagen.“ Gegen 19.25 Uhr biegen wir in die neue Wohnsiedlung in Lostau ein. Dahinter liegt unser Jagdgebiet. Wir halten an, steigen aus, Daniel bereitet seine Waffe vor und legt seine Ausrüstung wie Gehörschutz und eine Tasche mit Munition an. Würde er das erst im Wald tun, würden wir das Wild aufschrecken – dann wäre der Abend für heute gelaufen.

Ich schließe die Augen, lasse mich treiben, nehme nach und nach die Geräusche des Waldes wahr: die zahllosen Vogelstimmen, das Rauschen der Blätter in den Bäumen, immer wieder raschelt und knackt es in den Büschen. Über uns wolkenloser Himmel, eine leichte Brise fegt durch den Ansitz, Sonnenstrahlen fallen durch die Kiefernkronen. „Mir hilft die Jagd dabei, die Welt auszublenden, zu entschleunigen und die Gedankenspiralen des Tages auszuschalten“, holt mich Daniel zurück ins Hier und Jetzt. Ich verstehe sofort, was er meint.

Zwischen den Bäumen Nur wenig später bemerke ich eine Bewegung im Dickicht etwa 100 Meter vor uns. Etwas nervös rutsche ich auf meinem Klappstuhl hin und her. Ein Reh tritt aus dem Schatten hinaus auf die Lichtung. Erfreut über den Anblick mache ich Daniel auf sie aufmerksam und fühle mich im selben Augenblick wie seine Komplizin. Doch es versteckt sich. So gut, dass Daniel es nicht sofort zwischen den Bäumen und Büschen entdeckt. Vorsichtig greift er zu seinem Gewehr, legt den Hinterschaft an die rechte Schulter, den Kopf an das Zielfernrohr und ...

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... kein Schuss. Daniel legt das Gewehr wieder beiseite. „Das ist das junge Weibchen, das ich gestern schon gesehen habe“, sagt er und ergänzt mit einem vielsagenden Blick: „Schonzeit.“ Umso mehr genießen wir den Moment. Etwas länger als eine Stunde grast sie in unmittelbarer Nähe, zum Teil nur 50 Meter entfernt bei freier Sicht. Ich zeige mich von ihrem Anblick, einer gewissen Vertrautheit zu ihr erstaunt. „Schön, oder?“, flüstert Daniel und grinst. „Allein deshalb lohnt es sich schon, hier zu sitzen.“ Ich nicke. „In meinen vier Jagdjahren habe ich vergleichsweise wenig Wild geschossen, dafür aber sehr viel gehen lassen“, erzählt er mir und begründet: „Manchmal ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt, zum Beispiel bei einem jungen Rehbock, der eine sehr gute Veranlagung hat und gut im Futter ist. Da entscheide ich mich bewusst dagegen, damit er seine Gene verbreiten kann.“

Dem Leben gedenken Ob er sich noch an seinen ersten Schuss erinnere, frage ich ihn leise: „Ja, das war auf einen Rehbock“, sagt er und schluckt: „Ich habe danebengeschossen.“ Nach einer kurzen Pause fährt er frustriert fort: „Ich war Jungjäger, unerfahren, habe gesessen und ihn gesehen. Weil er lange nicht näherkam, bin ich vom Ansitz heruntergeklettert und habe ihn angepirscht.“ Seine Enttäuschung – nicht über den Misserfolg, vielmehr über sein Verhalten – ist ihm anzusehen. „Das Problem ist, dass man, wenn man ebenerdig ist, die Entfernung nicht mehr gut einschätzen kann. Ich war mir sicher, dass er nur 100 Meter vor mir steht und ich ihn treffen werde.“

Sein Blick gleitet hinüber zu der immer noch äsenden Ricke. „Das beschäftigt mich bis heute und seither denke ich über jeden Schuss einmal mehr nach, bevor ich ihn abgebe.“ Seinen ersten Bock hat er schließlich im letzten Jahr erlegt. Drei Tage lang war er auf der Pirsch. Daran und an das Lebewesen, für dessen Tod er verantwortlich ist, erinnert eine Trophäe in seinem Wohnzimmer, die einzige, die dort hängt. Für ihn ein Zeichen des Respekts, genauso wie der Zweig, den das frisch erlegte Wild als „letzten Bissen“ in dessen Äser erhält. „Da lege ich sehr viel Wert drauf. Nur weil es ein Tier ist, hat es nicht weniger Wert als ich.“

In der falschen Haut geboren Ein schlechtes Gewissen habe er nicht. „Ich weiß, sie haben ein gutes Leben geführt und im Idealfall nicht mal mehr den Knall des Schusses gehört, der sie getötet hat“, sagt er selbstbewusst. „Mitleid habe ich wiederum mit den Tieren, die in Massenproduktionen landen und in Lastwagen hin und her transportiert werden.“ Das Problem: Durch niedrige Preise und eine immense Auswahl werden das Einkaufs- und Verbrauchsverhalten immer seltener reflektiert. „Viele Tiere leben dadurch nicht nur unter unwürdigen Bedingungen, sondern sterben auch umsonst. Dass da ein Leben dahintersteckt, wird vollkommen ignoriert. Ein absolutes Armutszeugnis für unsere Konsumgesellschaft“, gibt Daniel zu bedenken. Es fehle vor allem an Empathie. Er selbst versuche deshalb, weniger und bewusster Fleisch zu essen.

Wilde Tiere in ihrer natürlichen Umgebung äsen und interagieren zu sehen, ist ein Geschenk. Ihnen ihr Leben zu nehmen, ist eine große Verantwortung. Wer Daniel vor die Flinte kommt, käme auch auf den Revierbestand an. „Der Mensch formt die Umwelt schon Tausende von Jahren: durch Städtebau, Monokulturen und Autobahnen. Die Tiere haben sich an die Verhältnisse angepasst. Das hat durchaus negative Folgen, wenn sich die einen stärker vermehren als die anderen.“

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Seit 200.000 Jahren gehen wir Menschen auf die Jagd. Daniel hat seit 2015 seinen Jagdschein. Jagen sei für ihn vor allem eine Reise zur Natur und zu sich selbst. In der Kanzel sitzend, von den Geräuschen des Waldes umgeben, kann er sich in einer schnelllebigen Zeit wie heute ein Stück Einsamkeit erkämpfen.

Nicht geschossen ist auch gejagt Um 21.31 Uhr verschwindet die Sonne hinter dem Horizont. Eine Stunde später ist es finster im Wald. Die Vögel, das Rascheln, das Rauschen verstummen. Stille kehrt ein. Nur in der Ferne hört man hin und wieder einen Laster über die nahe gelegene Autobahn grollen. Den Fledermäusen vor unserer Kanzel scheint dies nichts auszumachen. „Es gibt so einen geflügelten Satz“, unterbricht mich Daniel abermals in meinen Gedanken. „Nicht geschossen ist auch gejagt. Das ist mittlerweile zu meinem Credo geworden“, schmunzelt er. Gegen 23 Uhr ist unser Abenteuer zu Ende. Wir brechen den Ansitz für heute ab. Auch in den kommenden Tagen wird Daniel nichts schießen. Aber darum geht es auch nicht. Es geht nicht ums blanke Töten. Es geht um den Wald, den Boden, das Leben. „Jäger sind keine Schädlingsbekämpfer“, verteidigt sich Daniel immer wieder. Sie sind dazu da, um ein

Gleichgewicht herzustellen. Ein Gleichgewicht, das beispielsweise durch den Anbau von Monokulturen, dank derer sich die einen wie im Schlaraffenland fühlen und die anderen verdrängt werden, notwendig geworden ist. Es geht darum, alten oder gebrechlichen Tieren das Leben zu verkürzen, um anderen ein längeres zu schenken. Man mag darüber diskutieren können: Haben wir das Recht, zu entscheiden, wer lebt und wer stirbt? Fleisch auf dem Teller bedeutet immer den Tod eines Tieres. Lebewesen, die Gefühle haben, Schmerz und Angst kennen. Oder ist es vielmehr der Konsum, der unersättlich zu sein scheint? Jede Minute wird allein in Deutschland eine Lkw-Ladung Lebensmittel weggeworfen, darunter tonnenweise Fleisch von Hühnern, Schweinen oder Rindern. Fleischkonsum muss wieder ins Bewusstsein rücken, zu etwas Besonderem werden. Vielleicht auch zu einem „Erlebnis“, um diesen Rohstoff und das Leben dahinter mehr wertzuschätzen, ein Leben frei von Ängsten und Zwängen.

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Ferndurst

Expedition zum Roten Planeten Pittoreske Bauwerke, eine malerische Landschaft, lange Strände und ein fantastischer Blick über den Ozean – wer könnte da nicht ins Schwärmen geraten? Für Christoph Kolumbus war die Küstenstadt Huelva ein idealer Ausgangspunkt, um von dort aus in die Welt aufzubrechen. Julia Marie Zigann hingegen erkundet lieber vor Ort, was auch schon die NASA angezogen hat.

Geschrieben von Julia Marie Zigann, unter Mitarbeit von Katharina Remiorz Fotos: Julia Marie Zigann, We love Spain

Die Organisation „We love Spain“ bietet Erasmus- und internationalen Studierenden günstige Ausflüge an. Julia verbrachte so unter anderem ein Fantasiewochenende in Marokko, wo sie in einem arabischen Palast mit einem Amerikaner verheiratet wurde.

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Im Fluss Odiel bilden sich metallhaltige EvaporitSalze, die beeindruckende Landschaften hinterlassen. Sie entstehen innerhalb von wenigen Tagen, sind leicht wasserlöslich und meist nur im niederschlagsarmen Sommer aufzufinden.

Mein Kindheitstraum war schon immer, nach Südamerika zu gehen und die Kultur, die Sprache und die Natur zu erkunden. Für diese Auslandserfahrung habe ich extra ein Urlaubssemester beantragt. Ein Praktikum in einem Nationalpark in Kolumbien wäre perfekt gewesen – leider habe ich die Zusage zu spät erhalten. Während ich auf eine Antwort wartete, tat sich jedoch eine andere Gelegenheit auf: Über Prof. Dr. Petra Schneider, die Leiterin meines MasterStudiengangs Ingenieurökologie, lernte ich Prof. Manuel Olias von der Universidad Huelva in Südspanien kennen. Die Universität ist noch sehr jung. An vier Campus und in 23 Fachbereichen sind mehr als 12.000 Studierende eingeschrieben, wobei 15 Prozent aus anderen europäischen Ländern, China, Russland oder Südamerika stammen. Am Fachbereich Erdwissenschaften ergab sich schließlich die Möglichkeit, für zwei Monate ein Praktikum zu absolvieren.

Umweg über Argentinien Weil meine Spanischkenntnisse sehr karg waren, habe ich vorher vier Wochen lang einen A2-Sprachkurs in Buenos Aires besucht und kam so doch noch nach Südamerika. Jede Woche gab es 15 Stunden Gruppen- und zehn Stunden Einzelunterricht. Die Professorin hat ausschließlich Spanisch gesprochen, was mich am Anfang sehr erschrocken hat. Aber dank ihrer schauspielerischen und humorvollen Art konnten wir alles verstehen. In Spanien sprechen die Leute übrigens viel schneller und die anda-

lusische Aussprache sowie einige Wörter weichen von der argentinischen Sprache ab. Ich finde die Akzente der beiden Länder faszinierend. Die grundlegenden Unterschiede habe ich zum Glück im Privatunterricht erlernen können. Neben mir nahmen an dem Sprachkurs auch vier Asiaten teil. Wir wurden gute Freunde, verbrachten viel Zeit miteinander und reisten nach Mendoza, wo wir uns auf die Spuren der Inka begaben. In Buenos Aires traf ich eine deutsch-kalifornische Frau, mit der ich kurzerhand die beeindruckenden Iguazú-Wasserfälle besuchte. Mit meinem Vermieter fuhr ich zudem nach Ibéra in das zweitgrößte Feuchtgebiet der Welt. Neben riesigen Spinnennetzen, scheuen Affen, frechen Nasenbären, die mir Kekse aus dem Rucksack stahlen, habe ich Dutzende Krokodile und eine riesengroße Boa in freier Natur gesehen. So – und natürlich durch fleißiges Lernen – habe ich einen Monat später mein A2-Spanischzertifikat erhalten. Unterstützung erhielt ich dabei durch ein PROMOS-Stipendium des DAAD. Das Praktikum an der Universidad Huelva konnte ich wiederum durch Erasmus+ und den Fachschaftsrat Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit finanzieren.

Natur nicht von dieser Welt Im 9.500 Kilometer entfernten Huelva angekommen erwarteten mich wunderschöne umliegende Berge und kilometerlange Strände, aber auch Zustände, die dem Planeten

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Ein Potpourri an Möglichkeiten Während meines Praktikums konnte ich viel Neues über die Hydrologie von Minen lernen. Ich kann mir gut vorstellen, auch in Zukunft in diesem Fachgebiet zu arbeiten. Es ist ein Beruf, mit dem man durch wissenschaftliche Erkenntnisse sichtbare Ergebnisse erzielen kann. Daneben knüpft man aber auch viele internationale und interdisziplinäre Kontakte. An der Universidad Huelva konnte ich so beispielsweise einen Tag lang an einem Aquaponic-Versuch in einem Gewächshaus teilnehmen, in dem Fischzucht und Gemüseanbau einen Kreislauf bilden, sowie beobachten, wie man ein Erdbeerbeet mit einer mit Phosphorgips kontaminierten Fläche renaturieren kann. Mir ist es wichtig, verschiedene Perspektiven und Fachbereiche kennenzulernen, bevor ich mich für einen Beruf entscheide. Und das ist mir hier in Südspanien sehr gut gelungen.

Farben von ocker bis blutrot: Der Rio Tinto verdankt seine Färbung der Aktivität von Bakterien, der Oxidation wasserunlöslicher Steine wie Pyrit und der gleichzeitigen Versauerung der Gewässer.

Am 12. Juli werde ich meine Rückreise antreten. Der Umwelt zuliebe werde ich auf einen Flug verzichten und stattdessen 2.800 Kilometer bis nach Magdeburg mit dem Bus und BlaBlaCar beschreiten. Eine Woche lang werde ich dafür benötigen, aber Zwischenstopps bei Freunden in Madrid, Montpellier und Düsseldorf werden mir die Rückreise verkürzen.

Mars ähneln. Kein Wunder also, dass sogar schon die NASA hier geforscht hat. Die Region Rio Tinto sowie der gleichnamige Fluss sind stark geprägt durch den Bergbau, der in der römischen Zeit sowie in der Neuzeit intensiv betrieben wurde. Bis heute sind viele Altlasten vorhanden, darunter 20 Minen in Form von gefluteten Tagebauen oder Untertagebergwerken sowie 23 stark saure, orange bis rot gefärbte Fließgewässer, riesige Abraumhalden und saure Schlammteiche. Da keine separate Wasserfassung sowie -aufbereitung erfolgt, sind die sauren Fließgewässer, auch Acid Mine Drainage genannt, besonders problematisch. Diese zeichnen sich hier durch einen pH-Wert von 0,5 bis 4 aus! Das saure Milieu sowie die hohe Konzentration an Metallen lassen kein Leben in den Flüssen zu. Selbst an der Mündung Ría de Huelva in den Atlantik und im Golf von Cadiz können hohe Metallkonzentrationen gemessen werden. Diese reichern sich in Organismen an, sedimentieren oder kontaminieren weitläufige Küstensedimente und das Mittelmeer. Das Wasser dieser Flüsse ist dadurch momentan für den Menschen und die Landwirtschaft unbrauchbar. Erst nach einer Vorreinigung kann es in der Industrie eingesetzt werden. Damit dies in Zukunft anders ist, suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universidad Huelva nach einer Lösung, um die Wasserqualität zu verbessern. Meine Aufgabe dabei war, Proben zu entnehmen und das saure Wasser sowie den Boden im Labor zu neutralisieren. Das gelang mit Calciumhydroxid und Asche, ein Abfallprodukt einer regionalen Papierindustrie.

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Der Jungfrau „Santa María de Las Rocinas“ zu Ehren strömen zu Pfingsten eine Million Menschen aus dem ganzen Land mit ihren Tieren zu dem Wallfahrtsort El Rocío. Rund herum tanzen und singen Männer mit großen flachen Hüten und stolze Spanierinnen in eleganten und farbenprächtigen Flamencokleidern.


Juli April 2019 2018 Juli 2019

Campusgeflüster

Einen fairen Weg einschlagen

„Die Nachfrage nach Bio-Produkten, die aus fairem Handel stammen, wird immer größer – zurecht! Auch im Café FRÖSI möchten wir uns für mehr Nachhaltigkeit engagieren. Ich bin überzeugt, dass wir uns allein durch alltägliche Entscheidungen bewusst für die Umwelt einsetzen können. Wir haben deshalb beispielsweise beschlossen, unsere Lieferungen zu optimieren. Statt vier Lieferanten sind es heute nur noch zwei, die uns mit Ware versorgen. In unserem Lager konnten wir außerdem mehr Platz für Getränke schaffen. So muss uns der Getränkezulieferer nur noch aller drei, statt jede Woche einen Besuch abstatten. Man merkt, sich für Nachhaltigkeit stark zu machen, bedeutet nicht zwingend, die perfekte Lösung zu finden, sondern erst einmal den richtigen Weg dazu einzuschlagen!“ Thomas Dörfer, 29, studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Neben seinem Studium arbeitet er im studentisch geführten Café FRÖSI und setzt sich dort für mehr Nachhaltigkeit ein. Notiert von Sarah Krause Foto: Matthias Piekacz

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treffpunkt campus

Forschungsgeist

Durchatmen auf Zeit

Wie kompetent bist du im Umgang mit Gesundheitsinformationen? Welche Wege schlägst du ein, um deine Gesundheit zu fördern? Und sollten wir nicht in unserer heutigen Informationsgesellschaft bestens über eine gesunde Lebensweise informiert sein? Erzählt von Diana Doerks Fotos: istock, Matthias Piekacz

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Während der Frühling bei vielen meiner Mitmenschen für Glücksgefühle sorgt, leide ich unter heftigen Niesattacken und tränenden Augen. Nach einer zunächst erfolgreichen Hyposensibilisierung während des Studiums holte mich der Heuschnupfen nach der Geburt meiner Kinder wieder ein. Was nun? Zum Arzt? Alternative Heilmethoden? Selbsttherapie via Netdoktor oder einfach Aussitzen?

Ressource Zeit Allein der Gedanke an ein volles Wartezimmer stresst mich – Zeit, die ich als Mutter und Berufstätige gern anders verbringen würde. Doch der Gang ist notwendig. Nach zwei Stunden verlasse ich schließlich erschöpft aber mit einem Rezept in der Hand die Praxis. Am effektivsten wäre eine erneute Allergieimpfung, gibt mir die Ärztin mit auf den Weg. Dies kommt für mich aufgrund der mehrwöchigen Therapiezeit beim Facharzt momentan zeitlich aber einfach nicht infrage.

Ressource Geld Mit dem Hinweis „Bei Bedarf“ unterbricht die Apothekerin meinen Tagtraum einer „Einmal-Spritze ohne Nebenwirkungen“ und überreicht mir das verschriebene Medikament. Der Blick auf den Beipackzettel erübrigt sich – mit den Nebenwirkungen hatte ich mich bereits vor Jahren vertraut gemacht. Ich erinnere mich an die Zeit als Schwangere, in der die konventionellen Pharmazeutika tabu waren. Gab es da nicht auch alternative Methoden wie z. B. Homöopathie oder Schüßlersalze? Wie steht es um die Wirkung der pflanzlichen Produkte? Und was kostet mich das?

Ressource Information Vor 20 Jahren hat Neil Postman die Herausforderung unserer heutigen Gesellschaft in „Die zweite Aufklärung“ treffend formuliert: Die zentrale Frage ist nicht die nach der Verbreitung von Informationen, sondern die nach der Umwandlung von Informationen in Wissen und von Wissen in Erkenntnis. Genauer gesagt: Welcher Quelle kann ich vertrauen? Wer besitzt die Kompetenz, mich z. B. in Gesundheitsfragen zu schulen und meinen Blick für vertrauenswürdige Informationen zu schärfen? Laut einer Studie der Universität Bielefeld haben 54 Prozent der Deutschen Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen, insbesondere mit der Beurteilung ihrer Qualität.

Ressource Forschung Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung wird künftig weiterhin an Bedeutung gewinnen, ist sich die Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Kerstin Baumgarten sicher. „Neben dem Anstieg der Lebenserwartung und der Zunahme chronischer Erkrankungen spielen auch Entwicklungen wie

Welche Pläne die Forschungsgruppe schmiedet – und wie ich meinen Heuschnupfen überwinden kann – verraten mir Maria Schimmelpfennig, Tina Zeiler und Nadine Ladebeck.

die zunehmende Komplexität unseres Gesundheitssystems, der Wandel der Patientenrolle, die wachsende soziale Ungleichheit und die Digitalisierung eine wichtige Rolle.“ Um bei den vielen Informationsangeboten den Überblick zu behalten, schult sie gemeinsam mit ihrem Projektteam „Landesstrategie für Gesundheit(skompetenz)“ seit Beginn dieses Jahres ehrenamtliche Lotsinnen und Lotsen, die die Menschen für Gesundheit und das Wissen darum sensibilisieren sollen. Das Projekt ist eines von insgesamt 14 Projekten im Verbundvorhaben „TransInno_LSA“, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung für fünf Jahre gefördert wird und sich in Kooperation mit den Hochschulen Harz und Merseburg vielerlei Fragen der Wirtschaft und Gesellschaft widmet. „In Magdeburg sind bereits 22 Gesundheitslotsinnen und -lotsen in verschiedenen Stadtteilen aktiv“, verrät mir die wissenschaftliche Mitarbeiterin Nadine Ladebeck und ihre Kollegin Tina Zeiler ergänzt: „Neben punktuellen Vorträgen möchten wir perspektivisch in einer offenen Alteneinrichtung in Magdeburg gezielt aufzeigen, wie Gesundheitskompetenz lebensweltorientiert gefördert werden kann.“ Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Campus ist das Team engagiert. Maria Schimmelpfennig berichtet vom neugegründeten Netzwerk „Gesundheitsfördernde Hochschulen in Sachsen-Anhalt“, welches das Wohlbefinden der Studierenden und Beschäftigten in den Blick nimmt: „Neben individuellen physiologischen und psychischen Faktoren spielt auch unsere soziale Umgebung eine wesentliche Rolle für den Zustand unserer Gesundheit“, weiß die Promovendin. Die Hochschule als gesundheitskompetente Einrichtung steht dabei im Fokus der drei Nachwuchswissenschaftlerinnen. Beim Verlassen des Fachbereichs Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien atme ich tief ein. Nach einem kurzen, aber heftigen Regenschauer ist die Luft reingewaschen, dieses Mal spüre ich kein Kribbeln in der Nase. Zeit zum Durchatmen. Infos zum Projekt: www.transinno-lsa.de

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Fairer Stoff Mit kleinen Kleidchen aus alten Laken hat alles begonnen, damals an Omas Nähmaschine. Inzwischen steht Betsy Peymann, die an der Hochschule BWL studierte, vor ihrem eigenen Fashionstore, immer noch überwältig von den Eindrücken des letzten Jahres. „natürlich.lokal.fair” ist ihr Slogan, ihr Statement für Magdeburg. Die 26-Jährige zeigt, dass faire Mode auch sexy sein kann. Aufgeschrieben von Katharina Remiorz Fotos: Matthias Piekacz

Schon als Kind saß Betsy Peymann neugierig neben ihrer Oma und beobachtete die ratternde Nähmaschine. Schneiderin müsste man sein. So wie Oma aus scheinbar schlichten Stoffen Neues, ja Schönes schaffen. Genauso wie es auch schon die Großtante, die Schwester ihres Opas, machte: Einfach das Land verlassen und in neuen Gefilden, im fernen New York, ein eigenes Fashionlabel gründen. Na gut ... ganz so weit weg musste es dann doch nicht sein. Denn Betsy, eigentlich Elisabeth, fühlt sich in SachsenAnhalts Landeshauptstadt sehr gut aufgehoben. Anfang des Jahres ging für sie der Wunsch, den sie seit ihrer Kindheit akribisch verfolgte, in Erfüllung. Im März war dort – scheinbar ganz plötzlich – im Breiten Weg ein Laden eingezogen, über dessen Eingang in weißen Lettern ihr Name prangt: Betsy Peymann. Ein unbeschreibliches Gefühl, sagt die 26-Jährige mit feuchten Augen. „Am Tag des Pre-Openings wurde das Schild aufgehängt“, erinnert sie sich, „erst da habe ich gemerkt: Es ist so weit und ich bin Inhaberin eines eigenen Geschäfts.“

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Weg mit den Filzstulpen: Fair ist sexy Auf dem Schaufenster direkt neben der Eingangstür mit der Nummer 175 steht ihr Slogan geschrieben: „natürlich. lokal.fair“. Von Mode für Männer und Frauen, Accessoires und Lifestyleprodukten wie Federmäppchen, Notizblöcke oder Trinkflaschen – hier gibt es nichts, das nicht fair und umweltschonend produziert wurde. Von muffigen Filzstulpen oder Palettenmöbeln fehlt weit und breit jede Spur. „In den letzten fünf bis sieben Jahren ist die Nachfrage und somit auch das Angebot fairer Mode rasant gestiegen. Unsere Kleidung ist modisch und zeitlos. Wir möchten Menschen so davon überzeugen, über Nachhaltigkeit nachzudenken. Faire Mode kann auch sexy sein.“ Betsy setzt u. a. auf trendige Jeans und Pullover von Marken wie ArmedAngels, Bleed, Jan ‘n June und Verena Bellutti. Neben Bio-Baumwolle gibt es viele weitere nachhaltige Stoffe, aus denen die Kleidung besteht, beispielsweise Leinen, Tencel und recyceltes Polyester.


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Mit gerade einmal 25 Jahren startete Betsy Peymann in die Gründungsphase. Ihr Concept Store im Breiten Weg ist für sie auch ein klares Lippenbekenntnis für Magdeburg. „Ich weiß, dass viele Leute nach dem Studium die Stadt verlassen und ihr Glück in Leipzig, Berlin oder anderen Orten versuchen. Dieser Laden ist ein Stück weit eine Trotzhaltung, um zu zeigen: Magdeburg ist lebenswert und wir können selbst dazu beitragen.“ Für ihren Fashionstore ließ sie sich aus der Ferne inspirieren – schon ihre Großtante verließ ihren Heimatort Celle, um in New York ein eigenes Label zu gründen.

Nie den Faden verlieren

Wen interessiert denn Modekram?

Das Konzept wirkt stimmig, was wenig wundert, hatte Betsy ihren Plan doch schon gut ein halbes Leben ins Auge gefasst. Auf einem Bauernhof in Celle aufgewachsen, inspiriert von Oma und Großtante, wusste sie schon früh, wohin die Reise gehen soll. Nach der Schule absolviert sie eine Ausbildung zur Mode- und Designassistentin in Hannover, lernt dort alles von der Pike auf: von der Gewinnung der Rohstoffe, der Zusammensetzung der Fasern, der Technologie von Textilien, Trendrecherche und Illustration, Schnitterstellung und dem Entwerfen und Nähen von Kleidungsstücken. „Ich nenne das immer ganz liebevoll ‚die kleine Schneiderausbildung‘“, lacht Betsy und gibt zu: „Ich habe mich immer geärgert, dass ich nicht in allem gut war und habe deshalb manchmal an mir gezweifelt, ob das überhaupt ein Beruf für mich ist.“ Heute sagt sie zwinkernd: „Man muss nicht alles können, sondern kann bestimmte Aufgaben auch outsourcen.“

2013 entscheidet sich Betsy für ein anschließendes BWL-Studium auf dem Campus in Stendal. „Natürlich hätte ich auch ein Modedesignstudium anschließen können“, aber den beruflichen Erfolg von den Einschätzungen ihrer Profs abhängig machen? Das kam für sie nicht infrage: „Kreativität ist nicht bewertbar“, ist sie sich sicher. Und nach fünf Jahren Studium fühlt sie sich umso mehr in ihrer Entscheidung bestärkt. „Anfang des Studiums war ich immer die gelernte Mode- und Designassistentin, die in jeder Vorlesung zeichnete und bei der alle dachten: ‚Was will die eigentlich?‘ Aber ich wusste, ich brauche dieses Studium, um selbstständig zu sein.“ Mit jedem Semester wurden ihre Pläne für die Zukunft konkreter, die Studieninhalte umso spannender. Sie saugte sie förmlich auf. „Ich bin ein sehr praktischer Mensch und BWL kann schnell theoretisch, ja langweilig werden“, gesteht sie.

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treffpunkt campus

Wo fängt faire Mode an, wo hört sie auf? Betsy hat für diese Frage einen knackigen Slogan gefunden: „natürlich.lokal. fair“, steht auf ihrem Schaufenster geschrieben. „Hier gibt es nichts, das nicht fair produziert wurde.“ Ihre Produkte wählt sie nach strikten Kriterien.

„Bei fairer Mode geht es um Umweltbewusstsein, aber auch um Zeitlosigkeit. Gerade wenn man weniger Teile besitzt, müssen sie umso besser zum Rest des Kleiderschranks passen und viele Saisons überdauern. Das ist zugleich auch das Spannende an fairer Mode“, erklärt die junge Unternehmerin.

Nicht aber an der Hochschule: „Wir hatten sehr viele Praxisprojekte, Bezüge zur freien Wirtschaft und auch unsere Professoren stammen zum Teil aus der Praxis. Das hat mir wirklich sehr geholfen.“

Doch die Sorgen, auch darüber ob überhaupt jemand faire Mode kaufen wolle, blieben unbegründet. Ein Jahr später steht sie nun hier und betrachtet ihr Ladenschild. Der Stolz ist ihr anzusehen. An ihr erstes verkauftes Teil erinnere sie sich noch gut, verrät sie lachend. „Unser Grafiker hat sich eine Hose von KnowledgeCotton Apparel gekauft und den Bon als Andenken daran eingerahmt.“

Stolz und Vorurteil Nach ihrem Abschluss kam sie nur kurz von ihrem Weg ab, fürchtete, dass sie nach dem Studium beruflich nichts vorzuweisen hätte. „Ich habe eine Zeit lang als Projektmanagerin gearbeitet. Aber das Studium hat mir so viel Wissen an die Hand gegeben, dass ich inzwischen ein gutes Standing habe und für mich sagen kann: Ich bin so weit. Ich möchte selbstständig sein.“ Im Frühjahr 2018 startet die damals 25 Jahre alte Absolventin in die zwölfmonatige Gründungsphase, schreibt einen Businessplan, entwickelt Meilensteine, geht auf Immobiliensuche. Monatelang stand sie unter Adrenalin, musste sich gegenüber Kommentaren wie „Frau Peymann, sind Sie sicher, dass Magdeburg noch ein Bekleidungsgeschäft benötigt?“ behaupten, hatte sogar extra einen KfW-Gründerkredit aufgenommen. „Davon hatte ich meiner Mutter lange nichts erzählt“, schmunzelt Betsy verlegen.

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Erst shoppen, dann schlürfen Inzwischen hat sie ihren Kundenkreis deutlich erweitert. Vor allem am Nachmittag herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, aber auch Verweilen. „Einer der Gründe, warum wir den Laden aufgemacht haben, ist, dass wir auch gern ein Shoppingerlebnis schaffen möchten.“ Sich Gedanken darüber zu machen, wie dies gelingen kann, sei insbesondere in Zeiten der Digitalisierung von Bedeutung: „Wir müssen attraktiver sein als ein Onlineshop. Deshalb haben wir nicht nur einen Verkaufs- und Beratungsbereich für faire Mode, sondern auch ein Café mit ausgewählten Heißgetränken und Limonaden, vegan und bio.“ Dass das Konzept aufgeht, zeige sich in ihrem sehr ausgeprägten Sozialleben, das Betsy


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Zusammen mit ihren Kolleginnen blickt Betsy in die Zukunft, teilt sich mit ihnen das Tagesgeschäft. Flache Hierarchien sind dabei für sie ein wichtiger Faktor der Unternehmenskultur, „Weiterbildungen“ inklusive: Erst vor Kurzem waren sie zusammen auf der Neonyt Berlin, der grünen Auskopplung der Fashion Week.

Neben dem Verkauf kümmern sich Anja (r.) und Sophie (m.) auch um die Social-Media-Kanäle und die Organisation von Veranstaltungen. „Ich vertraue den beiden zu 100 Prozent. Sie sind offen und herzlich, halten mir den Rücken frei und interessieren sich für ür das Thema Nachhaltigkeit“, zeigt sich Betsy glücklich.

seit ihrer Ladeneröffnung führt und von dem sie grinsend berichtet. Unterstützung vor und hinter der Theke erhält sie von ihren Kolleginnen Sophie und Anja, die das Interesse für faire Mode von Hause aus mitbringen.

ihres Mietobjektes. So wäre der Weg frei für Baby- und Kinderbekleidung, aber auch Schulungsräume beispielsweise für Nähkurse wären eine Option. „Mein Wunsch ist natürlich immer noch, irgendwann meine eigene Kleidung zu entwerfen. Wenn es sich ergibt, führe ich ab und an eigene Teile vor. Das ist toll, weil ich ein direktes Feedback erhalten kann“, freut sich Betsy. „Wenn es funktioniert und wir nach einem Jahr merken, dass uns die Kunden Rückenwind geben, dann geht die Eigenmarke mit zeitloser Mode zusätzlich in den Verkauf.“

Die Preise in ihrem Store liegen über denen der in Massenproduktion hergestellten Billigmode, aber das soll auch so sein. „Natürlich kostet faire Mode etwas mehr, aber wenn man lernt, Kleidungsstücke selbst zu nähen, wenn man weiß, wie lange das dauert und wie viel der Stoff kostet, kann man nicht nur drei Euro für ein T-Shirt ausgeben.“ Vor allem ihre Ausbildung habe diese Einstellung geprägt. „Kleidung ist nicht einfach nur ein Stück Stoff, sondern sollte etwas sein, an dem wir lange Freude haben oder das wir auch mal zum Schneider oder Schuster bringen, wenn etwas damit ist. Das ist in der Masse noch nicht angekommen.“

Die erste eigene Linie Betsy hat Pläne. Viele Pläne. „Aktuell haben wir unser Lager hier unten“, sagt sie und zeigt auf eine Tür hinter dem Beratungsraum. Platz gäbe es aber noch in der zweiten Etage

Die Absolventin gibt sich optimistisch. Warum auch nicht? Bisher hat sie alles geschafft, was sie sich vorgenommen hat. Ihre Art und Weise, auch mit Downs umzugehen, inspiriert, ja steckt an. „Oft wird man von der Realität eingeholt und biegt mehrfach im Leben falsch ab. Dann entscheidet man sich wieder um, bildet sich weiter, lernt neue Menschen kennen – das prägt.“ Zweifel hatte sie auf ihrem Weg kaum. Nur mit 21 fragte sie sich, ob sie vielleicht doch etwas „Bodenständigeres“ hätte lernen sollen. Aber das gehöre zum Älterwerden dazu, meint sie: „Heute empfinde ich mich als Glückspilz, morgens in meinen Laden zu gehen und das machen zu dürfen, was ich wirklich liebe. Das hätte ich mir vor fünf Jahren nicht vorstellen können. Aber die Reise ist noch nicht zu Ende.“

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Lässig durch die Stadt: Madeleine (l.) trägt einen Strickpullover aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle von Jan ‘n June, einem jungen Label aus Hamburg, das sich Mode und unserem Planeten verschrieben hat. Das Zertifikat steht für einen Anbau mit reduziertem

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Wasserverbrauch ohne Pestizide, Wachstumsregulatoren, Dünge- und Entlaubungsmittel. Auch der Rock stammt von dieser Marke, wurde jedoch aus recycelten PETFlaschen hergestellt. Betsys Kollegin Sophie wurde von ArmedAngels und Marine et Marine ausgestattet.


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Das dunkelblaue Kleid mit Vogelprint stammt aus dem Hause ArmedAngels. Das Label besticht mit zeitlosen Designs, fairer Produktion und nachhaltigen Materialien. So ist das Kleid aus Tencel, eine Faser, die aus Eukalyptusholz gewonnen wird, zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist und keine Giftstoffe enthält. Andere Stßcke der Marke bestehen beispielsweise aus organischer Wolle von Schafen, die 365 Tage im Jahr freien Zugang zur Natur haben.

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Auch für Männer gibt es inzwischen ein breitaufgestelltes Angebot, zum Beispiel das stylishe Hemd aus Bio-Baumwolle von ArmedAngels oder die zeitlose Chino von Bleed, die zum Teil aus recycelter und zum Teil aus Bio-Baumwolle gefertigt wurde. Der Name „Bleed“ steht dabei symbolisch als Mahnmal für die Natur, die „für die Textilindustrie genug geblutet hat.“ Auch bei den Schuhen muss man(n) nicht auf nachwachsende Rohstoffe verzichten: Die minimalistischen SORBAS-Sneaker bestehen aus Ananasfasern, Baumwolle und Kautschuk.

Shirts shoppen und danach einen Cappuccino schlürfen? Betsy Peymanns Concept Store vereint beide Bedürfnisse miteinander. „Damit sich unsere Kunden auch mal eine Auszeit nehmen, Kaffee trinken und lesen können,

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Mit einem Anteil von rund einem Drittel an der weltweiten Faserproduktion ist Baumwolle die am häufigsten verwendete Textilfaser in der Bekleidungsindustrie. LANIUS verwendet für seine Produkte wie diesem sportlichen Rock hauptsächlich Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau. Das Jan ‘n June-Shirt und die Tasche von Verena Bellutti runden das Outfit ab. Letztere wurde aus hochwertigem PVC hergestellt, das als Verschnitt bei Planen wie Poolabdeckungen übrig bleibt – wasserabweisend, langlebig und handgefertigt.

haben wir den Beratungsbereich und das Café bewusst voneinander getrennt. Und das wird dankbar angenommen.“ Wer es doch mal eilig hat, kann sein Heißgetränk auch unterwegs genießen – natürlich im Mehrwegbecher.

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Forschungsgeist

t z t e s e n e Eine Sz r h e W r u z sich Es waren Afroamerikaner und Latinos, die den Hip-Hop prägten. In Amerika als Minderheit angesehen, wurden sie verstoßen und ausgrenzt. Hip-Hop wurde so bereits vor 50 Jahren zu einer bedeutenden Jugendkultur über Menschen, die Zuflucht suchten und in amerikanischen Ghettos ein zu Hause fanden. Geschrieben von Sarah Krause

,,DENK' ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT, BIN ICH UM MEINEN SCHLAF GEBRACHT. MEIN BRUDER ADRIANO WURDE UMGEBRACHT. Immer wieder stellt Rassismus eine der größten Schwachstellen menschlichen Handelns dar – wenn nicht sogar die Größte! Hip-Hop ermöglicht wie kaum eine andere Musikszene, derartig brisante Themen aufzugreifen. Jedoch ist bislang weitgehend unerforscht, wie Rassismusdiskurse in der aktuell größten Jugendkultur vonstattengehen. Anfang der 90er-Jahre erlangte die Szene auch in Deutschland große Bedeutung. Vor allem im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise nahm rassistisches Verhalten in Deutschland deutlich zu. Prof. Dr. habil. Günter Mey und Dr. Marc Dietrich vom Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften erforschen vor diesem Hintergrund im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, die Aushandlung von Rassismus im deutschen Hip-Hop. Dabei untersuchen sie Musikvideos, Szenemedien und deren Rezeption. Bei der Analyse legen die beiden Forscher einen besonderen Wert auf Text und Bild. „Hip-Hop hat sich zu einer digitalen Szene entwickelt. Musikvideos spielen dementsprechend eine große Rolle“, erklärt Marc Dietrich, der seit nunmehr acht Jahren zur Hip-Hop-Kultur forscht.

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,,OPERATION ARTIKEL 3, DA HABT IHR GELACHT. JUNGS, DAS IST MEIN LEBEN, DAS HA'M WIR UNS NICHT AUSGEDACHT. Für ihre Arbeit legten sie ein vorläufiges Sample fest, mit der ihre Forschung startete. „Wir haben Musikvideos der 1990er, 2000er und der Gegenwart herausgesucht, um auch historische Entwicklungen zu rekonstruieren“, so Günter Mey, Professor für Entwicklungspsychologie. Die Auswahl diskutierten sie mit Stefan Szillus, ehemaliger Chefredakteur der Juice, einem bekannten Hip-HopMagazin, und Alex Engelen, der im Jahr 2014 das Online-Magazin ALL GOOD gründete. Mit „Operation Paragraph 3“ von Advanced Chemistry, einer Heidelberger Formation aus den 90er-Jahren, begann die Analyse. Die Band, die sich selbst als migrantisch bezeichnet, beschäftigte sich in ihren Tracks mit gesellschaftspolitischen Themen. So griffen sie beispielsweise die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahre 1992 auf, bei denen Hunderte Rechtsextreme eine Asylunterkunft für vietnamesische Vertragsbeschäftigte mit Molotowcocktails angriffen. Auch andere Künstler verarbeiten ihre Erfahrungen mit rassistischen Übergriffen in ihren Texten und kritisieren die Gesellschaft.


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,,WHY OH WHY, WHY OH WHY? I CAN FEEL THE MOB CRAWLING. I CAN HEAR THE HORNS CALLING. YOU'VE TAKEN THE LIFE OF AN INNOCENT MAN. ANOTHER BLOOD STAIN ON THIS BARREN LAND. FATHER AND BROTHER. 2001 widmeten die Brothers Keepers den Song „Adriano“ dem Gedenken an Alberto Adriano, einem Mosambikaner, der ein Jahr zuvor in Dessau von Neonazis totgeschlagen wurde. Zusammen mit ausschließlich afrodeutschen Rappern wollten sie ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Im vergangenen Jahr ließ Samy Deluxe den Song bei seinem Konzert für MTV Unplugged neu aufleben. Mit weiteren Künstlern wie Xavier Naidoo passte er den Track der Gegenwart an – brennende Asylheime, rechte Politik und die NSU-Prozesse zeigen, dass Rassismus aktueller denn je ist. Mit dem Vergleich der beiden „Adriano“-Videos machen Marc Dietrich und Günter Mey deutlich, wie sehr ein historisches Vorgehen lohnenswert ist, um zu zeigen, wie gesellschaftliche Themen popkulturell angesichts rassistischer Vorfälle verarbeitet werden. Ihre bisherige Analyse haben sie auf einer Tagung über gesellschaftliche Polarisierung in Dresden präsentiert.

,,ICH RAPP' FÜR MEINEN BRUDER, DENN ICH KÖNNTE AUCH DAS OPFER SEIN. FALSCHER ORT, FALSCHE ZEIT, DA HILFT DIR AUCH NICHT TAPFER SEIN. WIE VIEL BLUT MUSS FLIESSEN IN INNERDEUTSCHEN KRISEN? ALTER, SCHAU DIE LETZTEN JAHRE HABEN DAS MIR ZU OFT BEWIESEN. Vier Videos wurden bereits begutachtet. „Adriano“ von 2018 ist bisher jedoch das Einzige, das einer vollständigen Analyse unterlag. Neben dem Titel interessieren sich die Forscher auch für die Rezeption, die sie anhand von YouTube-Kommentaren unter die Lupe nehmen. „Aufgrund der Schnelllebigkeit des Internets muss die Betrachtung der Szenerezeption stets erweitert werden“, erläutert Professor Mey. Netnographie bezeichnet diese spezielle Art der Analyse, ein Begriff für Ethnografie, die im Netz betrieben wird. Überhaupt ist das Projekt methodeninnovativ, denn der Forschungsansatz der Grounded-Theory-Methodologie, zu dem Mey seit Jahren arbeitet und den er führend vertritt, wird um die Analyse auf visuelle Daten erweitert. Bisher konnten sie eine Polarisierung unter den YouTube-Kommentaren feststellen. Die eine Seite der Anhänger bestärkt die Rapper: „So aktuell wie damals, so gut wie damals! … Pure Gänsehaut“, schreibt beispielsweise der Nutzer Oh Corsa. Die anderen behaupten, mittlerweile von Arabern

diskriminiert zu werden: „ja stimmt das thema ist brandaktuell, rassismus gegen deutsche (almans) wird nämlich immer schlimmer“, heißt es in einem Kommentar von Sebastian Schmidt. Auf welcher Grundlage diese Annahme beruht, ist bisweilen ungeklärt.

,,ICH HÖRTE SCHON IM KINDERGARTEN WEISSE ZU MIR NIGGER SAGEN DIE KLISCHEES NICHT HINTERFRAGEN, JETZT BRÜDER NIEDERSCHLAGEN WIR FORDERN MEHR ALS GLEICHE RECHTE, WIR WOLLEN ENDLICH FRIEDEN HABEN, NEUE ZIELE HABEN UND NICHT DAS IMAGE VON DEALERN HABEN. Da Musikvideos text-, ton- und bildbasierte sowie komplizierte Kunstprodukte sind, müssen alle Komponenten zunächst einmal einzeln betrachtet und analysiert werden, ehe sie zusammengeführt werden. Für die Bildebene werden verschiedene Beobachtungsschwerpunkte gewählt: beispielsweise formale Auffälligkeiten oder Interaktionen. Jeder Sequenz wird dabei, wie in der Grounded Theory Methode üblich, ein sogenannter Code zugeordnet. Dieser fasst schlagwortartig die Interpretation der jeweiligen Sequenz zusammen. Bisher lässt sich feststellen, dass Rassismus in den meisten Videos sehr plastisch dargestellt wird. Oftmals sind es Situationen, die aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen. „Der Rapper nimmt dabei nicht nur die Rolle des unbeteiligten Beobachters und Erzählers, sondern eine Art Vermittlerrolle im Geschehen selbst ein“, beschreibt Marc Dietrich. Zwar steht das Projekt noch am Anfang, dennoch sind sich beide Forscher einig, dass in den verbleibenden zwei Jahren die Videoanalyse und deren Rezeption in den Medien spannende und tiefgründige Ergebnisse liefern werden. An Aktualität mangelt es ja leider nicht …

DIES IST SO WAS WIE EINE LETZTE WARNUNG. DENN UNSER RÜCKSCHLAG IST LÄNGST IN PLANUNG WIR FALLEN DORT EIN, WO IHR AUFFALLT. GEBIETEN EURER BRAUNEN SCHEISSE ENDLICH AUFHALT. DENN WAS IHR SUCHT IST DAS ENDE. UND WAS WIR REICHEN SIND GEBALLTE FÄUSTE UND KEINE HÄNDE. EUER NIEDERGANG FÜR IMMER. UND WAS WIR HÖREN WERDEN IST EUER WEINEN UND EUER GEWIMMER.

* Brothers Keepers: Adriano (2001)

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Und neben dem Studium?

Keeper räumt

Technik befindet sich in einem ständigen Wandel zwischen Neuentwicklung und Verbesserung. ScienceFiction-Filme wie „I, Robot“ sind schon lange keine Fiktion mehr, sondern nehmen allmählich Gestalt an. Zwar gibt es noch nicht in jedem Haushalt NS-5-Robots, doch die Forschungen zu künstlicher Intelligenz laufen auf Hochtouren, auch an der Hochschule. Geschrieben von Sarah Krause Fotos: Matthias Piekacz

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den Campus auf Der Keeper entstand in Eigeninitiative des Industrial-Design-Studenten Yaroslav Svakha. Binnen sechs Monaten entwickelte er einen Roboter, der darauf trainiert ist, Zigarettenstummel zu erkennen und aufzusammeln.

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Damit Yaroslav Svakha nicht für jeden Befehl ein Programm schreiben muss, entschied sich der 26-Jährige für eine Datenverarbeitung mit Echtzeitkamerabildern. Das erleichtert die Programmierung und erspart eine Menge Zeit.

Zehn Jahre ist es her, dass mich ein Film dermaßen packte und mitriss. Gespannt staunte ich über die technische Entwicklung und folgte Will Smith auf seiner Jagd nach Sonny. „I, Robot“, ein Science-Fiction-Film der frühen 2000er, scheint heute immer mehr der Realität zu entsprechen. Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist brandaktueller denn je, wobei nicht wirklich von einer Intelligenz zu sprechen ist als vielmehr von einer Datenverarbeitung.

Was dem Geiste entspringt Auch Industrial-Design-Student Yaroslav Svakha ist fasziniert von der KI, die „die schiere Überlegenheit gegenüber dem Menschen darstellt.“ Zwischen Studium und Freizeit ließ er seiner Kreativität freien Lauf und tüftelte an einem einzigartigen Plan: „Ich habe mich vor einiger Zeit mit dem Thema vertraut gemacht, mich verliebt und beschlossen, mich ausgiebiger damit zu beschäftigen“, verrät der 26-Jährige. So entstand die Idee, einen eigenen Roboter – den Keeper – zu entwerfen und zu programmieren. „Prinzipiell kann er für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden. Für die Vorführung am Campus Day und der Langen Nacht der Wissenschaft habe ich ihn trainiert, Zigarettenstummel aufzusammeln, da so die Funktion sehr gut

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gezeigt werden kann“, verrät der gebürtige Ukrainer. Als Vorlage diente ein Vorläufermodell, eine etwas kleine Ausgabe des heutigen Keepers, den er für ein Unternehmen zum Unkrautjäten entwickelte. Damit Yaroslav sich in Ruhe seinem Roboter widmen kann, werkelt er meist nach Einbruch der Dunkelheit im Haus neun. Hier tüftelt er nächtelang am Keeper und forscht praxisbezogen auf dem Feld der künstlichen Intelligenz. Die Grundlagen erlernte er im Fach Physical Computing. Was ihm daneben noch an Wissen fehlte, eignete er sich im stundenlangen Selbststudium an. Ein Unterstützer dabei: der YouTuber „Two Minute Papers“, der wissenschaftliche Publikationen verschiedener Institute und Universitäten zu künstlicher Intelligenz erläutert und verlinkt.

Was im Gehäuse steckt Und wie funktioniert der Keeper nun? Während ein Computer mit hoher Geschwindigkeit Informationen vorwiegend sequentiell und Lebewesen mithilfe von Neuronen parallel verarbeiten, setzt sich eine künstliche Intelligenz aus einer Kombination beider Eigenschaften zusammen. Der Keeper verfügt daher über ein neuronales Netzwerk.


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Dieses Netzwerk hat den Vorteil, dass es parallel arbeitet und somit viele Neuronen gleichzeitig nutzen kann. Wie sie miteinander interagieren, kann Yaroslav auf seinem Bildschirm in Echtzeit mitverfolgen: „Eine künstliche Intelligenz ist eine Bibliothek an Lösungen, wobei das System immer den einfachsten und schnellsten Lösungsweg findet“, zeigt er sich begeistert. Zusammengebaut wurde er aus mehreren Modulen: dem Fahrwerk, dem Werkzeugmodul und dem Kern. „Der Kern ist sozusagen das künstliche Gehirn, bestehend aus mehreren Sensoren und Minicomputern“, erklärt Yaroslav. Mehrere Arduinos, besser bekannt als Microcontrollersysteme, werten die Sensoren des Fahrwerks aus und sorgen dafür, dass Yaroslavs Befehle an die Motoren weitergegeben werden. Somit können Anweisungen wie das Fahren und Greifen nach Zigarettenstummeln ausgeführt werden. Über den Arduinos sitzt der Raspberry – nein, keine Himbeere, wie wir sie kennen, sondern ein kleiner Rechner in Chipkartengröße. Dieser ist für die Datenverarbeitung mittels KI zuständig. „Um die Umgebung zu erfassen, arbeite ich mit Echtzeitkamerabildern“, beschreibt Yaroslav die Funktionsweise. „Da ich nicht für alle erdenklichen Situationen Programme für deren Behandlung schreiben kann, nutze ich ein neuronales Netz. Dieses wird zunächst mit Bildern bekannten Inhalts trainiert und ist so später in der Lage, auch unbekannte Bilder entsprechend den gewünschten Kriterien zu bewerten“. Die Neuronen schauen auf alle Bildpixel und registrieren helle sowie dunkle Flächen. Diese Information geben sie an andere Neuronen weiter. Auch diese verarbeiten die aufgenommene Information. Durch Farbgebung können sie beispielsweise horizontale und vertikale Kan-

ten ausfindig machen, die dann zu konkreten Formen und Figuren zusammengesetzt werden. So lernt die KI, Gegenstände wahrzunehmen und einzuordnen. Wichtig dabei ist, dass der künstlichen Intelligenz nicht nur die Bilder vorgesetzt werden, die sie identifizieren soll, sondern auch ein Beispielbild mit der richtigen Lösung: „Dafür füge ich ein Bild von einer Umgebung ein, bei dem ich die Zigarettenstummel markiert habe. So weiß der Keeper, was er tun muss. Momentan antwortet, also reagiert er zu 97 Prozent richtig“, erzählt Yaroslav voller Stolz.

Was seine Arbeit ausmacht Gefertigt wurden die Einzelteile des kleinen, weißen Roboter-Konstrukts übrigens aus Polylactide, für den Laien auch einfach Polymilchsäure genannt, ein vergleichsweise preisgünstiges 3D-Druck-Material. Die Kosten seines Roboters trägt Yarolsav komplett allein. Allein die Herstellung des größten Teils hat 32 Stunden gedauert. Sechs Monate lang feilte er an seinem Keeper, bis er bereit für seinen Einsatz auf dem grünen Campus war – alles in kompletter Eigeninitiative. „Ich arbeite gern praxisbezogen und möchte zeigen, wie ich entworfene Konzepte auch technisch umsetzen kann.“ Durch die Arbeit mit dem Roboter konnte Yaroslav die Grundlagen für sein bevorstehendes Praktikum im Prototypenlabor schaffen. Auch hier wird er sich mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen, diesmal an lebenden Bienen. Dabei sollen Einsatzmöglichkeiten einer KI zur Erkennung von Parasiten und anderen Problemen an Honigbienen evaluiert werden – ebenfalls ein ambitioniertes Projekt, das Yaroslaw Tag und Nacht beschäftigen wird.

Ursprünglich wurde der Keeper zur Unkrautentfernung konstruiert. Nun räumt er den Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal auf.

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Hör mir auf mit Ost und West!

Alles nur ein Klischee? Der Fall der Mauer ist nun schon so lange her, dass die Studierenden der Hochschule die Teilung des Landes gar nicht mehr erlebt haben. Wohl aber Prof. Dr. Jörn Borke, der seine Kindheit im Osnabrücker Umland verbrachte. Seit knapp fünf Jahren ist er in Stendal angekommen. Noch viel länger hat er ein Patenkind in Schwerin. Ob es Unterschiede zwischen West und Ost gibt, schreibt er in unserer Kolumne Geschrieben von Prof. Dr. Jörn Borke, Grafik: istock

„Ich bin in den 70er- und 80er-Jahren in der westdeutschen Provinz aufgewachsen – zwischen einem tendenziell DDR-freundlichen Sozialkundeunterricht aber ansonsten in einem Umfeld, welches in der DDR eher den Klassenfeind gesehen hat. Ich habe versucht, meine eigene Position zu finden und in diesem Zusammenhang dann auch später mit dem Juso-Ortsverein Stimmungen zu ändern. Direkten Kontakt zur DDR hatte ich nicht. Über den Fall der Mauer habe ich mich gefreut, nicht aber über die Art, wie die Vereinigung sich gestaltet hat bzw. gestaltet wurde. Es kam mir wie eine Vereinnahmung der DDR durch die BRD vor. Ich hätte mir gewünscht, dass zusammen aus beiden Staaten etwas Neues, anderes entstanden bzw. aufgebaut worden wäre. Die Frage, ob es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt und wenn ja welche, finde ich pauschal schwer, zu beantworten, da ja der Vergleich zwischen so großen Bevölkerungsgruppen (die in sich sehr heterogen sind) auch einladen kann, Klischees zu wiederholen, ja möglicherweise sogar zu festigen. Sicher hat der Prozess der Einheit unterschiedliche Spuren hinterlassen, die auch von Missverständnissen und Kränkungen gekennzeichnet sind und hier und dort entsprechend nachwirken.

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Ich bin mir nicht sicher, aber manchmal kommt es mir vor, als hätten die beiden Systeme unterschiedliche Formen der Selbstdarstellung unterstützt. Der Kapitalismus mit seinem Konkurrenzdenken und einer Botschaft, dass man es (vermeintlich) sehr weit bringen kann, wenn man besser ist als andere, fördert vermutlich die Fähigkeit des sich gut „Verkaufens“ und damit einhergehend auch eine teilweise anzutreffende Form des Blendens (als ein vordergründig überzeugendes Auftreten bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit). Der Sozialismus wiederum, der für viele eine Absicherung bot, die nicht gefährdet war und eher die (vermeintliche) Gleichheit aller in den Mittelpunkt stellte, machte die Selbstdarstellung vielleicht nicht in dem Maße notwendig und somit auch nicht das Blenden. Dies kann möglicherweise zur gegenteiligen Konstellation führen, dass die Menschen ihre eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten nicht besonders hervorheben und erst auf den zweiten oder dritten Blick das ganze Wissen und Können erkennbar wird. Aber wer weiß, vielleicht ist das auch nur ein Klischee. Einheit oder begrenzte Zweisamkeit? Schick uns Deine Perspektive an: treffpunktcampus@h2.de


Juli Juli2019 2019

Ramona Stirtzel lehrt Sozialpädagogik am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien. Auch in ihrer Freizeit engagiert sie sich für die Anerkennung von Kinderrechten.

Wovon träumst du?

Jedes Kind hat eine Chance „Schon mein ganzes Berufsleben lang setze ich mich für die Rechte von Kindern ein. Nicht umsonst genieße ich an der Hochschule den Ruf als ‚Kinderverrückte’. (lacht) Aber es ist wahr! Kinderrechte werden nicht stark genug wahrgenommen, oftmals nicht einmal als Grundrecht angesehen. Mit einem Kinderrechtepfad möchte ich gemeinsam mit Studierenden der Sozialen Arbeit und des Industrial Designs ein Zeichen setzen. Der Pfad mit verschiedenen Stationen wird in diesem Jahr auf dem Campus Herrenkrug entstehen und kann dann von Kindern aktiv genutzt werden. So rufen wir Kinderrechte

stärker ins Bewusstsein und machen sie nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar. Mein größter Wunsch ist, dass wir alle Besucherinnen und Besucher, egal ob jung oder alt, auf die Rechte von Kindern aufmerksam machen können. Heute lebt jedes fünfte Kind in Armut – wieso ist das so? Ich wünsche mir eine Chancengleichheit für alle Kinder und so lang das noch nicht so ist, werde ich weiter daran arbeiten.“ Notiert von Sarah Krause Foto: Matthias Piekacz

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In Bewegung

Work hard, Work-out

Ein Work-out-Training? Auf dem Trampolin? Kein Problem fĂźr unsere Autorin. SchlieĂ&#x;lich ist sie mit dem Trampolin schon seit ihrer Jugend gut bekannt. Ein Sprung in den Feierabend. Oder: Das Leid vom ewigen Muskelkater.

Getestet von Sarah Krause Fotos: Matthias Piekacz

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FĂźr Leute, die genauso ungern Joggen gehen wie ich, ist Minitramp eine tolle Alternative. Laut Studien ist es sogar sehr viel effektiver als Jogging. Man beansprucht seinen ganzen KĂśrper, trainiert Ausdauer, Kraft, Koordination und Balance.

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Minitramp-Fitness ist schon seit einigen Jahren im Trend. Es ist ein Sport für jedermann (und jedefrau) und obwohl alle ein eigenes Trampolin haben, entwickelt man schnell ein Teamgefühl. Das Work-out macht dann nicht nur umso mehr Spaß, alle teilen auch dasselbe Leid: den Muskelkater.

Minitramp-Fitness? Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, war dafür aber überzeugt, dass ich ein bisschen Trampolinhüpfen schon schaffen würde. Ein Wunschdenken, wie ich schon bald feststellen würde. Donnerstag, 16 Uhr. Ich bewegte ich mich von meinem Schreibtisch rüber in die Bewegungshalle auf dem Magdeburger Hochschulcampus. Im Kurs mischten sich die Geschlechter. Auf Geheiß der Trainerin Sabine Wehnert holte sich jeder ein eigenes Minitrampolin sowie ein Paar Hanteln. Ich entschied mich bewusst für Ein-Kilo-Hanteln. Ich war mir sicher, dass mir meine Hand-Fuß-Koordination später einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Mit aller Kraft springen Wir begannen mit einem einfachen Hüpfen auf der Stelle, nahmen dann die Beine versetzt vor und zurück und hüpften anschließend mit geschlossenen Beinen von rechts nach links. Bis hierhin alles kein Problem. Beim

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abwechselnden Anfersen wurde es schon schwieriger. Durch das Rückfedern vom Trampolin konnte ich die Übung nur sehr langsam und mit viel Konzentration ausüben, man muss sich sicherlich erst einmal daran gewöhnen. Die anderen Teilnehmenden sahen jedenfalls sehr geübt darin aus. Nach unserer Erwärmung begann das eigentliche Training. Zu einer Musik, die nur so zum Sport antrieb und mich ziemlich an Songs von Scooter erinnerte, sprangen wir los. Der Trick ist, wie uns Trainerin Sabine verriet, nicht besonders hoch zu springen, sondern mit dem Kopf auf einer Höhe zu bleiben, den Po herauszustrecken und sich mit aller Kraft aus den Beinen abzudrücken. In schnellen Bewegungen gingen sie auf, zu, vor und zurück. Kaum hatte ich die Knie vor dem Körper hochgezogen, schon spürte ich im nächsten Moment meine Ferse an meinem Gesäß. Mein Puls schnellte in die Höhe und das Atmen fiel schwer. Na ja gut, ich besitze sowieso nicht viel Ausdauer, doch das Springen war


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deutlich anstrengender, als es aussieht. Ein Song nach dem anderen schallte durch den Raum. Dazwischen gab es immer wieder kleine Trinkpausen. Die Choreografie wechselte: Mal sprangen wir zweimal mit offenen Beinen, einmal mit geschlossenen, dann abwechselnd nach rechts und links. Ich war schon nach den ersten zwei Songs völlig aus der Puste und sehnte mich nach jeder kleinen Trinkpause, um mich kurz erholen zu können. Ich ahnte, welch Muskelkater mich am nächsten Tag erwarten würde.

Es wird leichter – nicht Die Hanteln kamen dazu. In den Händen haltend stießen wir sie in Boxbewegungen nach vorn. Natürlich standen die Beine auch dieses Mal nicht still und meine Befürchtung über meine fehlende Koordination bewahrheitete sich: Entweder bewegten sich meine Arme oder eben nur meine Beine. So ganz wollte beides gleichzeitig einfach nicht funktionieren.

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Der Kurs unterteilte sich in insgesamt drei Abschnitte: Zuerst trainierten wir 45 Minuten auf dem Trampolin, danach folgte eine halbe Stunde Krafttraining. Aber

auch die Übungen ohne Trampolin entpuppten sich als genauso anstrengend wie das Springen selbst. Wieder mit den Hanteln in der Hand machten wir Squats, auch als Kniebeugen bekannt, trainierten die Arme und den Rücken. Es folgte – zum Glück – eine erneute Trinkpause, in der wir uns auf die letzte Einheit, das Cool-down, vorbereiteten. Für die Abkühlungsphase sollte sich jeder eine Yogamatte schnappen und ich freute mich auf 15 Minuten pure Entspannung. Doch nix da. Auch jetzt forderte Sabine Kraft und Ausdauer. Von Sit-ups über das Ausharren im Unterarmstütz bis hin zum senkrechten Beinheben war alles dabei. Wirklich entspannen konnte ich mich erst während der Dehnübungen, die wir in den letzten fünf Minuten ausführten. Ehrlich gesagt, war ich nach anderthalb Stunden vollkommen am Ende und dennoch breitete sich ein gutes Gefühl in mir aus. All der Stress aus dem Alltag war wie weggeblasen. Noch nie zuvor habe ich ein solch anstrengendes Work-out durchgezogen, das mich teilweise wirklich an meine Grenzen brachte. Meinen wohlverdienten Feierabend würde ich mit fittem Gefühl genießen – aber erst einmal unter die kalte Dusche springen.

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Campusgeflüster

Alle auf einen Takt

April 2018

„Schon zu Beginn hat der Akademische Chor auf uns einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Wir sind ein sehr bunt gemischter Haufen. Von Anfänger über Fortgeschrittene bis hin zu Leuten, die jahrelange Chorerfahrungen mitbringen, befinden wir uns auf verschiedenen Niveaus. Für unseren Chorleiter ist das sicherlich eine große Herausforderung, doch Spaß macht es uns allemal. Wenn ein Ton dann doch einmal aus der Reihe tanzt, helfen wir uns gegenseitig. Im Chor bekommen wir alle Grundlagen gelehrt, lernen das Notenlesen, machen Übungen und bringen teilweise auch eigene Instrumente zur musikalischen Unterstützung mit. Dadurch haben wir ein großes Repertoire: Von Volksliedern über Musik aus der Renaissance bis hin zu modernen Songs ist alles dabei. Wünsche und Liedvorschläge sind natürlich auch jederzeit willkommen. Für uns ist es eine schöne Abwechslung zum Studienalltag. Hier können wir einfach mal frei von Gedanken lossingen.“ Michelle Sommer und Jonathan Spiegel, beide 24, sind Mitglieder des Akademischen Chors der Hochschule Magdeburg-Stendal. Jeden Montag treffen sie sich um 17.30 Uhr auf dem Campus im Herrenkrug, um mit zehn anderen Studierenden gemeinsam zu musizieren. Notiert von Sarah Krause Foto: Matthias Piekacz

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#schönstercampus Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat den schönsten Campus im ganzen Land? Okay ... so ein Zauberspiegel ist sicher keine fundierte Quelle, um den Titel „Deutschlands schönster Campus“ zu tragen. Die Umfrageergebnisse von StudyCheck sind es dafür umso mehr: Das unabhängige Bewertungsportal hat 20.000 Studierende gefragt, wie schön sie den Campus ihrer Hochschule finden und tada: Wir wurden auf Platz Nummer 1 gewählt. Chapeau! Entdeckt von Katharina Remiorz Foto: Matthias Piekacz

Impressum

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 30. August 2019

Herausgeberin:

Hochschule Magdeburg-Stendal Hochschulkommunikation – Redaktion treffpunkt campus Breitscheidstraße 2, 39114 Magdeburg Telefon: (0391) 886 42 64 Fax: (0391) 886 41 45 Web: www.h2.de/treffpunktcampus E-Mail: treffpunktcampus@h2.de

Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal ISSN 1614-8770

V. i. S. d. P.:

Norbert Doktor

Redaktionsleitung:

Katharina Remiorz

Redaktion:

Sarah Krause

Layout und Satz:

Carsten Boek

Druck:

Druckerei Stelzig, Magdeburg

Auflage:

3.200

Titelbild:

istock

Für namentlich gekennzeichnete Beitrage sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich. Die Beiträge geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Kürzungen behält sich die Redaktion vor.

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Betsy Peymann träumte schon immer von ihrem eigenen Fashionstore und hat sich deshalb nach ihrer Ausbildung zur Mode- und Designassistentin ganz bewusst für ein BWL-Studium entschieden. Unter ihrem Slogan „natürlich. lokal.fair” verkauft sie seit März Kleidung und Accessoires für Frauen und Männer, die zum Teil aus recyceltem Material, auf jeden Fall aber fair produziert wurden. Die Story im Heft ab Seite 22.


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