HOLE issue #4

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HOLE masthead

IMPRESSUM editor Ju l i a n La i di g Ge ns l ers tra ß e 1 3a S tudi o 2 0 3 1 3 0 5 5 B erl i n o f f i c e @h o l e - m a g a z i n e . co m

fashion editor Se b a s tian Gr oß se b a stian @h ol e -mag az in e .c om editorial management M a r co Sc h e n k m a r c o@h ol e -mag az in e .c om

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index HOLE

ALL IN HOLE 4

editorial

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model

pre f a c e

marti n p i c hl e r

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hair & make-up

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periodical

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photography

phi l i p p ko c h v e r he y en

di e u ng l a u be ko l u m n e

chr i sto phe r kl e tte r m aye r

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fashion glossary (german)

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fashion design

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fashion glossary (english)

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photography

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special

b an d e au bourgeoise bohemian

am ĂŠ lie j ae ge r

b an d e au bourgeoise bohemian s v e n c ic h o v ic z

m y t h o s v in t age


HOLE editorial

VORWORT

PREFACE

Karl Lagerfeld once said „I would never wear Vintage. Somebody could have died in it“. The creepy feeling to enter an unknown past with clothing doesn’t scare off all the many fans of this fashion. They search the net or the best known vintage shops in London, Paris, New York and Milan.

“Ich würde niemals Vintage tragen. Da könnte ja einer drin gestorben sein”, hat Karl Lagerfeld einmal gesagt. Das mulmige Gefühl mit den Kleidern in eine fremde Vergangenheit zu schlüpfen, schreckt aber die vielen Fans dieser Mode nicht ab. Sie suchen im Internet oder in den bekanntesten Vintage-Shops in London, Paris, New York und Mailand.

The word „vintage“ means „year“, „old“ or „selected“. There is vintage wine, vintage furniture and vintage fashion. By that we don’t mean second hand items. But what is the difference between aged clothes from old, WORNE fashion? It’s quite easy: vintage are all clothes that survive stayle changes, the once that break the laws of fashion and are still up-to-date.

Das Wort “vintage” bedeutet im Englischen “Jahrgang”, “alt” oder “erlesen”. Es gibt VintageWein, Vintage-Möbel und Vintage-Mode. Und damit ist nicht Second-Hand-Ware gemeint. Wodurch aber unterscheiden sich eigentlich in die Jahre gekommene Kleider von alter, getragener Mode? Im Prinzip ist es einfach: Vintage sind Kleider, die alle Stilwechsel überdauern, die dem Gesetz der Mode trotzen und immer noch aktuell sind.

That’s exactly what HOLE will deal with this time. And it will deal with much more. We introduce great and popular colleagues and we have portraited again a top model: Martin Pichler.

Genau darum geht es dieses Mal in HOLE. Und es geht noch um viel mehr. Wir präsentieren tolle und angesagte Kollegen und wir haben wieder einmal ein Topmodel portraitiert: Martin Pichler.

We also have a new column, the Unglaube Column. When Mr. Unglaube writes, he calls a spade a spade and she doesn’t care about any good tone. But, we also had to fill that hole. We are excited to hear what you will say to that and we are looking forward to your many letters to the editor, which you can send to us – as always – via email or Facebook.

Und wir haben eine neue Rubrik, die Unglaube Kolumne. Herr Unglaube schreibt wie ihm der Schnabel gewachsen ist und hält sich nicht an den guten Ton. Aber, auch diese Lücke musste mal geschlossen werden. Wir sind gespannt, was ihr dazu antworten werdet und freuen uns schon auf die Leserbriefe, die ihr uns wie immer per

Vintage and Modernism... Aren’t we all missing 4


editorial HOLE

the times where we used to write on Stypewriters? Nothing could destroy or erase our texts but the eventually spilled coffee cup... Today that’s possible much quicker. A touch of a button, a software update and everything can be sent off to the virtual cemetery. That’s exactly what happened to our translator after he inexplicably lost a lot of data after an Apple update and which made him start the translation work all over again. We are so sorry about this. Please accept our apologies!

Mail oder Facebook zukommen lassen könnt. Vintage und Modernes... Was waren das noch für Zeiten, als wir alle auf Schreibmaschinen geschrieben haben. Nichts konnte unsere Texte vernichten oder löschen, nur die eventuell umgekippte Kaffeetasse... Heute geht das viel schneller. Ein Knopfdruck, ein Software-Update und schon kann alles in den virtuellen Friedhof geschoben werden. Genau so ist es unserem Übersetzer ergangen, der nach dem neuen AppleUpdate viele Daten unerklärlicherweise verloren hat und deswegen alles von vorne übersetzen durfte. Ein Update mit Folgen, denn unsere Ausgabe konnte erst jetzt fertig gestellt werden. Wir bitten um Entschuldigung!

But do we really want to go back to our cellars and dig back the forgotten typewriters? No, as the cellar - especially during Halloween - isn’t really my most favourite place where I want to be. Somebody could have died in it!

Wollen wir aber deswegen lieber unsere gute alte Schreibmaschine aus dem Keller holen? Nein, denn der Gang in den Keller war gerade in Zeiten von Halloween nicht wirklich mein Lieblingsort! Da könnte ja einer drin gestorben sein!

Have fun with HOLE! Julian Laidig

Viel Spaß mit HOLE!

Julian Laidig 5


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introducing

martin pichler

Photography: Kosmas Pavlos Styling: Felix Leblhuber

Digital Imaging: www.dienachbarin.at Fashion: all by SUPERATED

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Martin Pichler Interview

height: 189 cm | shoes: 45 | chest: 96 | waist: 86 | hips: 94 eyes: blue-green | hair: darkblond Er hat es vom beschaulichen Nest Mürzzuschlag (8745 Einwohner) in der Steiermark bis auf die wichtigsten Laufstege der internationalen Modewelt gebracht, pendelt von Wien aus nach London, Miami und Mailand. Martin Pichler ist 28 Jahre alt und mittlerweile eins der etabliertesten Male Models der Alpenrepublik. Bekannt wurde er unter Anderem durch die Abercrombie & Fitch Kampagne des letzten Sommers auch wenn er privat am liebsten Diesel trägt. HOLE: Hallo Martin, beschreibe dich doch für uns in 3 Wörtern. Martin: Bodenständig, experimentierfreudig, lebensfroh.

He made it from the Austrian contemplative dullsville Mürzzuschlag (8745 inhabitants) in Styria to the most important catwalks of the international fashion world, he commutes from Vienna to London, Miami and Milan. Martin Pichler is 28 years old and meanwhile one of the most established male models of the Alpine Republic. He gained fame through last summer‘s Abercrombie & Fitch campaign- even if the private Martin loves to wear Diesel.

Was ist dein Lieblingslook? Boots, Jeans, Lederjacke - drunter am besten ein simples V-neck T-Shirt. Wie würdest du deinen Typ klassifizieren? Vielseitig einsetzbar. (grinst)

HOLE: Hallo Martin, please describe yourself for us in three words. Martin: Down to earth, adventures, full of life.

Wie kamst du zum Modeln? Bereits als ich nach Wien gekommen bin, haben mich immer wieder Scouts angesprochen und fragten, ob ich nicht Lust hätte als Model zu arbeiten. Aber ich hatte damals noch ganz andere Interessen und ohne weiter darüber nachzudenken, habe ich derartige Anfragen immer sofort abgelehnt. Bis ich mich einmal selbst fragte, “warum eigentlich”? Da ich dafür kein plausibles Argument finden konnte, habe ich beschlossen die nächste Gelegenheit wahrzunehmen und bei einem öffentlichen Casting mitzumachen, welches mir den Kontakt zu meiner ersten Agentur verschafft hat. Leider lief es zu der Zeit mit den Aufträgen nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Dennoch wollte ich mein Glück in dem Business weiterhin ver-

Whats your favourite look? Boots, jeans, leather jacket - just worn with a simple V-neck. How would you classify your type? Versatile. (smile) How do you get into modeling? As soon as I arrived in Vienna I have been approached over and over again by scouts who asked me if I could image to work as a model. At that time I had all sorts of other interests and without even thinking about it I have always immediately rejected such requests. Until I asked myself „why actually?“. I couldn‘t 22


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find a plausible argument I decided to grab the next opportunity and to take part at an open casting which introduced me to my first agency.

suchen, und habe mich vor ca. drei Jahren dazu entschieden zu wienermodels zu wechseln – für mich wohl eine der besten Entscheidungen. Aussehen ist dein Kapital, wie viel Zeit steckst du in dein Aussehen? Da mir mein Körper sehr wichtig ist, betreibe ich regelmäßig bzw. täglich Sport. Wenn nichts dazwischenkommt, komme ich auf durchschnittlich eine Stunde pro Tag. Ich variiere zwischen Hanteltraining, Übungen für den Oberkörper und Laufen. Letzteres formt den gesamten Körper am Besten und man bleibt auch fit für längere Shootingtage.

Unfortunately, in the beginning, I didn‘t get as many jobs as I would have liked to. However, I still wanted to try my luck in the business, so I decided three years ago to enter wienermodels - one of my best decisions. Look is everything in this business, how much time do you invest in your look? My body is very important to me, therefor I do regularly sports, well actually on a daily basis. If nothing gets in the way I get to an average of an hour per day. I switch between free weights, exercises for my upper body and running. The latter forms my entire body to the best and I can stay fit for longer shoot days.

Welchen Teil deines Körpers magst du besonders - und welchen nicht? Gott sei Dank bin ich im Großen und Ganzen mit meinem Körper zufrieden. Falls es mal etwas gibt, das mir nicht passt, und ich es ändern kann, mache ich das auch und stelle dann z.B. mein Training um. Mittlerweile kenne ich meinen Körper sehr gut und weiß worauf er am besten reagiert.

Which part of your body do you specially like - and which not? Thankfully I am quite happy with my body. If there should be something that I don‘t like and I can change it, I‘ll do it, for example, I then change my training. Meanwhile I know my body very well and I know when it responds at its best.

Was sind für dich die positiven und negativen Aspekte des Berufes? Man trifft die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, lernt in kürzester Zeit extrem viele Leute aus aller Welt kennen, denen man im Laufe der Zeit auch immer wieder begegnet. So entstehen Freundschaften und im Grunde genommen ist man nie wirklich allein unterwegs. Mal abgesehen von den Erfahrungen, die man fürs weitere Leben mitnimmt, entdeckt man einige neue Städte, und lernt sich dort zurecht zu finden und seinen Alltag in einer fremden

Which are the positive and negatives aspects of your job? I meet the most different personalities, I get to know people from all over the world extremely quickly, some of which you get to meet over time over and over again. That‘s how friendships start and to be honest with you, you are 23


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never really alone on the road. Next to the experiences that you make for your future life, you get to discover some new cities, you learn how to get familiar with the new place and to organize your daily life in a foreign environment, which seems to be quite a hurdle for many models. The work as a model is quite eclectic. On the one hand you need to be able to deal with stressful situations, people aspect from you that you are spontaneous and flexible. On the other hand jobs take quite a lot of time. Especially in jobs where you are on the set with several models, there can be long waiting times which have already tested my patience.

Umgebung zu organisieren, was für viele Models oft einige Hürden darstellt. Die Arbeit als Model ist recht vielseitig. Auf der einen Seite muss man gut mit Stresssituationen umgehen können; es wird erwartet, dass man spontan und flexibel ist. Andererseits nehmen Jobs auch sehr oft viel Zeit in Anspruch. Vor allem wenn es um einen Job geht, bei dem mehrere Models am Set sind, können lange Wartezeiten entstehen, die meine Geduld schon oft auf die Probe gestellt haben. Welches war dein bisher schönstes Shooting? Eines meiner coolsten Shootings war definitiv die Abercrombie & Fitch Kampagne in Miami. Wir waren eine relativ große Gruppe von netten Models auf einem riesigen Outdoor-Set mit Beach House usw. und durften einfach machen was wir wollten. Angefangen von Football spielen, tanzen oder bloß in der Hängematte chillen hatten wir alle Freiheiten und Bruce Weber „wuselte“ unauffällig mit seiner Crew herum und fotografierte uns quasi nebenbei.

Which was your most beautiful shoot? One of my coolest shoots was definitely for the Abercrombie & Fitch campaign in Miami. We were a relatively big group of nice models on a huge outdoor set with beach house etc. and we could just do whatever we wanted. From playing football to dancing or just chilling in a hammock, we were just free to do whatever we wanted and Bruce Weber bustled around with his crew and shot us almost accidentally.

Gibt es einen Moment in deiner Karriere, den du nie vergessen wirst? Das Shooting fürs HOLE Magazin. (lacht) Ok, der beste Moment war eigentlich als ich zum ersten Mal bei der Mailänder Fashion Week mitgelaufen bin. Für mich war es die Premiere in einer der wichtigsten Modemetropolen und als ich dabei gleich für die Shows von Moncler, Dolce & Gabbana und Armani - bei Emporio Armani war ich das “first face”- gebucht wurde, war es für mich ein Riesenansporn den internationalen Markt „in Angriff zu nehmen“ und möglichst viel zu reisen.

Is there a moment of your career that you will never forget? The shoot for HOLE Magazine (laughs). Well, the best moment was actually when I first walked at the Milan Fashion Week. It was my premiere on one of the most important fashion metropoles and as I was straight away part of the shows for Moncler, Dolce & Gabbana and Armani, where I opened the Emporio Armani show, it was a big boost for me to hit the inter24


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national market and to travel a lot.

Was ist deine Beziehung zu Mode und wie hat das Modeln deinen Stil beeinflusst? Ich beschäftige mich weitgehend intensiver damit und lege heute mehr Wert darauf, auch privat gut angezogen zu sein. Speziell bei Castings und vor Kunden ist ein gepflegtes und stylisches Auftreten ausschlaggebend. Das war bei mir nicht immer so - um ehrlich zu sein, war Mode für mich früher so wichtig, dass mir meine Mutter die meisten Klamotten gekauft hatte. Natürlich habe ich sie aber auch jetzt immer noch gern beim Einkaufen dabei, jedoch nun als Sponsor (lacht).

What is your relationship to fashion and how has fashion influenced your personal style? I‘m dealing with it more intensively and today it is more important to me to dress up well in my private life. Especially at castings or when meeting clients it‘s crucial to have an impeccable and stylish appearance. That wasn‘t always the case with me - to be honest with you, fashion was so important to me that my mother had to shop for most of my cloths. Obviously I still like to have her around when I‘m going shopping, though today as a sponsor. (laughs)

Hast du einen Lieblingsdesigner? Lieblingsdesigner habe ich keinen – aber ein Lieblingsmodelabel: Diesel.

Do you have a favorite designer? I don‘t have a favorite designer but a favorite fashion label: Diesel.

Welche Trends werden sich diesen Sommer durchsetzen? Ich hoffe Badehosen. (lacht)

Which trends will dominate the upcoming summer? I hope swim trunks (laughs).

Welche Magazine und Blogs liest du? Magazine lese ich nur gelegentlich, zum Beispiel GQ oder Wiener. Ich halte mich hauptsächlich durchs Internet auf dem Laufenden,models.com oder Blogs wie „the fashionisto“ sind immer upto-date. Natürlich auch nicht zu vergessen: der wienermodels-Blog.

Which magazines and blogs do you read? I read magazines only occasionally, for example GQ or Wiener. I keep myself informed mainly through the net, models.com or blogs like „the fashionisto“ are always up to date. And not to forget the wienermodels blog.

Du hast schon mit vielen Fotografen gearbeitet, aber gibt es denn welche, mit denen du gern einmal arbeiten würdest? Ich bin ein Fan von natürlichen Schwarz-WeißFotos und finde die Arbeiten von Peter Lindbergh einfach fantastisch.

You have already worked with a lot of photographers but is there one that you would like to work with? I am a fan of natural black and white pictures 25


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and I find the work of Peter Lindbergh simply fantastic.

Shootings und Shows auf der ganzen Welt, das viele Reisen – wie sehr beeinflusst der Job Dein Privatleben? Vernachlässigen muss ich es zwar nicht direkt, jedoch des öfteren kurzfristig umplanen. Die durchs Modeln geforderte Flexibilität macht es für mich generell schwierig Urlaube oder Ausflüge mit Freunden zu planen. Bisher konnte ich aber immer alles regeln bzw. unter einen Hut bringen.

Shoots and shows all around the world, all the traveling - how much does your job influence your private life? I don‘t really have to neglect it though quite often I need to change plans on a very short notice. Modeling requires flexibility and this makes it hard for me to plan holidays or trips with my friends. But I have to say so far I could always manage everything.

Wien ist deine Heimat. Fühlst du dich mittlerweile auch woanders zuhause? Hast du durch deine Reisen eine Stadt für dich entdeckt? Meiner Meinung nach hat jede Stadt für sich eine schöne und interessante Seite, betrifft es nun die Kultur, die Sprache oder - meine große Leidenschaft - das Essen. Grundsätzlich bin ich sehr gerne in Wien. Natürlich ist es die Hauptstadt meiner Heimat und die meisten meiner Freunde sind auch hier, nichts desto trotz ist Wien einfach eine wunderbare Stadt – die kurz gesagt, alles hat.

Vienna is home. Meanwhile do you also feel at home somewhere else? I believe that every city has its beautiful and interesting side - may it be culture, language or - my big passion - food. Basically I love to be in Vienna. Surely it‘s the capital of my country and most of my friends live here. Nevertheless Vienna is simply a wonderful city that has everything to offer. On top of that I really love Miami, to be correct Miami Beach. There I usually feel always in a good mood. The weather is great, the people are cool and I believe that they like to take care a lot more about their well-groomed appearance as in other cities.

Abgesehen davon hat es mir Miami, genauer gesagt, Miami Beach angetan. Dort bin ich so gut wie immer „in a good mood“. Das Wetter passt, die Leute sind locker und legen meiner Meinung nach auch mehr Wert auf ein gepflegtes Äußeres als in einigen anderen Städten.

It‘s simply great to walk along the beach during sunrise whilst listening to the ocean, to walk on Ocean Drive in the evening or to celebrate parties mostly with great weather.

Außerdem ist es einfach herrlich bei Sonnenaufgang und Meeresrauschen am Strand entlang zu laufen, abends am Ocean Drive zu spazieren oder bei nahezu immer tollem Wetter ausgiebig Partys zu feiern.

You are modeling for quite a few years now. Has the business changed over the years? 26


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model

Well, I’ve not been in the business that long. But looking back I can say that some things have definitely changed. Primarily the Internet has contributed massively to connect agencies, models, photographers and designers worldwide. Through blogs and websites new productions can be published immediately with almost no effort and generally speaking, modeling became more accessible to new faces.

Du modelst mittlerweile seit Jahren. Hat sich das Business verändert? Allzu viele Jahre bin ich nun auch noch nicht im Business. Aber auf längere Frist gesehen, hat sich in dieser Branche bestimmt einiges getan. Vor allem das Internet hat massiv dazu beigetragen, Agenturen, Models, Fotografen und De-signer etc. weltweit besser zu verknüpfen. Über Blogs und Websites können mit wenig Aufwand neue Produktionen sofort für jedermann publiziert werden und generell wurde Modeln für “new faces” leichter zugänglich.

Is there anything you would still like to achieve professionally? You always have to set your goals a little higher - and so far I am still lacking a perfume campaign ... (laughs).

Was würdest du beruflich gern noch erreichen? Man muss seine Ziele immer etwas höher ansetzen – und bis jetzt fehlt mir einfach noch eine Parfum Kampagne... (lacht)

Last question: what are your specific plans for the future? Modeling has taught me one thing so far: it is almost impossible to make plans in this business. You’re expected to be spontaneous and have to be prepared for nearly everything. Quite often I get a call from my agency and they say: “You’re flying to London tomorrow”. So it makes no sense to think about a long-term career plan. I always discuss the next steps or longer trips with my booker, and depending on which events are coming up, we decide accordingly.

Letzte Frage: Was sind deine konkreten Zukunftspläne? Was ich vom Modeln mittlerweile gelernt habe: man kann in diesem Business nicht wirklich etwas planen. Man muss spontan und auf alles gefasst sein. Nicht selten passiert es, dass mich meine Agentur anruft und meint: „du fliegst morgen nach London.“ Demnach macht es auch wenig Sinn sich Gedanken über einen langfristigen Karriereplan zu machen. Die nächsten Schritte oder längeren Reisen bespreche ich immer mit meinem Booker, und je nachdem welche Ereignisse sich daraus ergeben, wird weiter entschieden.

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peinture l'homme Photography: Julian Laidig Hair & Make-up: Philipp Koch Verheyen (nude agency) Model: Pascal Ehring (eqmodels) Postproduction: Sebastian Reuter

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Philipp Koch Verheyen INTERVIEW Philipp Koch Verheyen ist ein Senkrechtstarter. So hat er einige Jahre gemodelt und knüpfte schon früh erste Kontakte für seinen eigentlichen Traumberuf- mit 15 schreibt er seinen ersten 10-Jahresplan. Sein Ziel zum Hair- & Make-up-Artist ständig vor Augen, absolvierte er eine duale Ausbildung in Köln und London. Philipp kommt aus einer sehr kunstorientierten Familie, die Mutter Fotografin, der Vater Bühnenbildner und Antiquitätenhändler. Mit 21 macht er sich selbständig. Hat Aufträge mit Joachim Baldauf und Ellen von Unwerth. Bis heute hat sich einen beachtlichen Kundenstamm aufgebaut, zu denen neben Verlagen auch diverse Prominente gehören. In HOLE setzt er unser Model mit künstlerisch eingesetztem Make-up in Szene. Abschließend baten wir ihn zum Interview.

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hair & make-up philipp koch verheyen

HOLE: Hallo Philipp, Du hast für dein Alter schon eine beeindruckende berufliche Laufbahn als Hair- & Make- up-Artist. Promis und hochrangigen Persönlichkeiten gehören zu deinem Alltag. Dein Freund ist auch noch ein, sagen wir, Promifotograf. Wie ist es denn, ständig mit Promis zu arbeiten? Philipp: Es ist nicht viel anders, als mit einem noch nicht prominenten Menschen zu arbeiten. Ich finde immer, jeder Mensch hat etwas zu erzählen und mit meiner Arbeit unterstreiche ich deren äußerliche Erscheinung. Mein Freund ist kein Promifotograf -dieses Wort(!)- er macht einfach großartige Portraits von bekannten Menschen. So oft es geht, versuchen wir auch zusammen zu arbeiten, denn das ist neben der privaten immer auch eine große berufliche Bereicherung.

Philipp Koch Verheyen is a high flyer. He modelled for a few years and he made some first contacts for his actual dream job – at the age of 15 he writes his first annual plan for the next 10 years. With his goal to become a hair & make-up artist always in sight, he completed successfully his apprenticeship in Cologne and London. Philipp comes from a very art oriented family, the mother a photographer, the father a stage designer and antique dealer. With 21h e becomes self-employed. He has errands with Joachim Baldauf and Ellen von Unwerth. Till today he built a remarkable clientele including publishers and various celebrities. In HOLE he staged our model with an artistic makeup. Afterwards we asked him for an interview. HOLE: Hello Philipp, for your age you already have an impressive career as hair and make-up artist. Celebrities and high-ranking personalities belong to your everyday life. Your boyfriend is also a, let’s say, prominent photographer. How is it to constantly work with celebrities? Philipp: It’s not that different as to work with a non-prominent person. I always find that person has something to tell and with my work I underline their look. My boyfriend is not a prominent photographer – this expression(!) – he just makes magnificent portraits of well-known people. We also try to work together as often as possible, as this is next to the private enrichment also a big professional one.

Mit welchem Prominenten hast du zuletzt gearbeitet? Mit einer ganz großartigen Frau: Eva Padberg. Wie viel gibst Du monatlich für Make-up aus? Abhängig von den anstehenden Jobs oder was ich zusätzlich noch besorgen muss, weil es zum Beispiel aufgebraucht ist, kommen da schon mal schnell zwischen € 150 und 200 zusammen. Gutes Make-up hat auch immer seinen Preis. Und dabei arbeitest du mit welchen Kosmetikmarken am allerliebsten? Am liebsten arbeite ich mit fast allen Produkten von MAC und Chanel.

With which celebrities did you lastly work with? With a totally great woman: Eva Padberg.

Wenn du dir jetzt gleich ein Model und einen Fotograf aussuchen dürftest - mit wem würdest du am liebsten arbeiten? Ich wollte seit Jahren mit Ellen von Unwerth zusammenarbeiten, und vor ein paar Monaten ging dieser Wunsch auch in Erfüllung. Ich würde sofort wieder mit ihr arbeiten. (strahlt) Und als Model würde mir Claudia Schiffer sehr gut gefallen.

How much do you spend for make-up on a monthly basis? Depending on the upcoming jobs or what I still need to get because it might have run off I am able to spend very quickly between 150 and 200 Euros. Good make-up has always his price.

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philipp koch verheyen

hair & make-up

Ist Claudia Schiffer denn für dich auch die ultimativ schönste Frau aller Zeiten? Für mich, ist ganz klar Julianne Moore die schönste Frau aller Zeiten.

And with which cosmetic brand do you prefer to work? I love to work with most of the products from MAC and Chanel.

Wann findest du eine Frau am schönsten? Selbstverständlich kann jede Frau schön sein. Wenn ihr Gesicht aber eine Geschichte erzählt, ist Sie am schönsten.

If you could choose right now a model and a photographer – with whom would you prefer to work? For years I wanted to work with Ellen von Unwerth and a couple of months ago this dream became true. I would immediately love to work with her again. (smiles) And as a model I would really like Claudia Schiffer.

Wie in den alten Hollywoodstreifen in schwarz/weiß! Da wirkten die Diven immer extrem glamourös. Haben Frauen früher mehr Wert darauf gelegt, sich zurecht zumachen? Nein, das würde ich so nicht unterschreiben, die Zeiten haben sich halt geändert, wir sind moderner und lockerer im Umgang mit Mode und Glamour geworden. Und wir sind nicht mehr schwarz/weiß. (lacht)

Do you think that Claudia Schiffer is the ultimate beautiful woman of all times? I’m very clear on this one, I find Julianne Moore the most beautiful woman of all times When do you find a woman absolutely beautiful? Every woman can be beautiful, of course. But when her face tells you a story, she is the most beautiful.

Was sind für dich die wichtigste Beauty-Erfindung aller Zeiten? Wimperntusche! Ohne Wenn und Aber! Gilt denn die Regel noch, entweder die Augen oder den Mund zu betonen? Im Alltag, wenn die Frau ins Büro geht, vielleicht. Ansonsten eher nein, denn dunkle Augen und rote Lippen sind nach wie vor wunderschön anzusehen. Das Gesamtbild ist da aber ganz entscheidend. Was trägt sie? Wie sind die Haare? Welcher Hauttyp ist sie?

Like in Hollywood’s black and white movies! Back then the divas came always across as extremely glamourous. Did women make more of an effort to look good? No, I woudn’t say that, times have simply changed, we are more modern and casual when it comes to fashion. We aren’t any more black and white. (laughs)

Wie wichtig ist es denn, dass eine Frau ihren Hauttyp kennt? Sehr wichtig, denn nur wenn sie das auch weiß, kann sie das Bestmögliche aus ihrem Gesicht herausholen. Und völlig egal, wie alt man auch ist, das Wichtigste und Beste für eine strahlende Haut ist immer viel Feuchtigkeit, nicht zuviel Make-up und sich am Abend immer wieder gründlich abschminken .

What ist he most important beauty invention of all times? Mascara! Without ifs and buts! Is the rule „highlight eighter the eyes or the mouth“ still valid? Maybe in a woman’s everyday life, when she goes into the office. Otherwise I’d rather say no, as it’s still beautiful to see dark eyes and red lips. The overall look is really decisive. Wa sis she wearing? How is her hair? Which skin type 35


hair & make-up philipp koch verheyen

Was sind die häufigsten Fehler, die Frauen beim Schminken machen? (lächelt) Sie benutzen entweder den falschen Hautton bei der Foundation oder wissen gar nicht, welche Farben zu ihnen passen und dann „überschminken“ sie sich.

does she have? How important is it for a woman to know her won skin type? It’s very important, as she will only be able to get the most out of her face if she knows that. And it doesn’t matter how old she might be, the most important and best factor for a glooming skin you need a lot of moisture, not too much make-up and make sure to remove thoroughly your make-up every night

Woran erkennst Du eine gut geschminkte Frau? Sie weiß genau, was ihr Gesicht unterstreicht und braucht ihre Persönlichkeit nicht hinter einer geschminkten Maske zu verstecken. Da frage ich mich, welche Beautyprodukte brauchen Frauen denn nun zwingend zuhause, um etwas aus sich herauszuholen? Das Schöne ist: eigentlich nicht viel! Eine gute Tagespflege, einen Lippenstift (auch als Rouge benutzbar), etwas Wimperntusche und ganz wichtig: die Augenbrauen, die sollten nicht vernachlässigt werden.

Which are the most common mistakes that women do when they put make-up on? (Smiles) They eighter use the wrong skin tone with their foundation or don’t even know which colours suit them, and they over do their makeup. How do you regognise a woman with a good make-up? She knows very well what underlines her face and she doesn’t need to hide her personality behind a mask of make-up.

Letzte Frage. Die kalte Saison startet. Was sind die Beauty-Trends des kommenden Winters? Weiterhin viel Augenbraue, dunkle Fingernägel (aber bitte kein Schwarz) und gold geschminkte Augen.

The question I have is, which beauty products do women definitely need at home to get the most out of them? The nice thing is: actually not much! A good day cream, a lipstick (which you can also use as a rouge), some mascara and very important: the eyebrows, you should forget them.

Vielen Dank.

Last question. The cold season is about to start. What are your beauty trends fort he upcoming season? Still a lot of eyebrow, dark finger nails (but no black, please) and golden eyes. Thank you!

philipp koch verheyen www.alleaugenauf.de 36


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periodical die unglaube kolumne

di e unglaube kolumne Großstädte - so voller Kreativität, Innovation, Jugend und: Trends. Auch und gerade in der Mode. Schick und cool ist, was auffällt – den Einzelnen von der Masse abhebt. Man will und muss auffallen – um jeden Preis. Ich bin Ich, und Ihr seid Ihr. Jeder sein eigener kleiner Designer. Bloß nicht untergehen im Alltagslook der - ach so untrendigen - Masse.

Metropolis – so full of creativity, innovation, youth and: trends. Especially in fashion. Chic and is what attracts attention – what let’s one stick out from the masses. You want to and and you must stand out – at any cost. I am I and you are you. Everyone is a small personal designer. Just don’t drown in everyday’s look of the such untrendy masses.

Da werden Stile wild kombiniert, Vintage und letzter Schrei mit Nike-Turnschuhen getragen, Muster spielen keine Rolle, Komplementärfarben – was ist das? Je schräger, schriller und ausgefallener, desto besser.

Styles are combined wildly, Vintage and the dernier cri is presented with Nike trainers, patterns are no odds, complementary colours – what’s that? The more bizarre, flashy and fancy, the better. I shake my head quite often about such own creations. Why is it so bad to step out the front door in a classic style with clear line and clear style? Because everyone does it? Because it is could be too compliant, too conventional? If so, I prefer anti-conventional to middle-class – that’s what the hobby designers think. I call it: collective individualism. As they all do it, they all look again the same in the end. Just saying: non-compliance.

Ich schüttele nicht selten den Kopf über derartige Eigenkreationen. Warum nur ist es so schlimm, klassisch, mit klarer Linie und klarem Stil vor die Tür zu treten? Weil es alle tun? Weil es zu konform, zu konventionell wäre? Dann wohl doch lieber antikonventionell als spießig, denken sich die Hobbydesigner. Ich nenne das: Kollektive Individualisierung. Denn da es alle machen, sehen sie am Ende auch alle wieder gleich aus. Soviel zur Non-Konformität.

Traditionally clothing ha svarious missions. First of all it should be practical, it should warm you. Next to it, it should also socially delineate and confirm the social rank of the wearer. And of course, I’m acting on this aspect here: in regards to our reproduction instinct it should

Traditionell hat Kleidung verschiedene Aufgaben. Zu allererst sollte sie wohl praktisch sein, wärmen. Daneben gesellschaftlich abgrenzen und die soziale Stellung des Trägers untermauern. 38


periodical

© Jeanne Degraa

die unglaube kolumne

underline the individual optical amenities, hide small defects and basically, it should make you attractive and desiderable.

Und natürlich – und diesen Aspekt greife ich hier auf: Im Hinblick auf den Fortpflanzungsinstinkt die optischen Vorzüge des Einzelnen unterstreichen, kleine Mängel verdecken – grundsätzlich also: Attraktiv und begehrenswert machen.

Wenn I look at the own creations of the metropolitan creatives, there is rarely something left over of all of it. Do they really believe that a gunnysack camouflaged as a skirt makes them attractive – even when it was produced ecologically and fair trade? Do they really believe that that ballerinas on their feet, which have to carry their 120 kilos, still contribute to a delicate and feminine look? Do they really believe that grungy jeans, worn out shoes, dented shirts and punk-chicken-hairstyles (threecoloured, of course) still make a man attractive and a potential father? I doubt that!

Schaue ich mir die Eigenkreationen der großstädtischen Kreativen an, bleibt davon selten etwas übrig. Glauben die wirklich, dass ein als Rock getarnter Jutesack attraktiv macht - auch wenn er ökologisch und fairtrade hergestellt wurde? Dass Ballerinas an Füßen, die 120 Kilo tragen, noch zum zarten, femininen Look beitragen? Dass abgeranzte Jeans, ausgelatschte Schuhe, verbeulte Shirts und Punk-Chicken–Frisuren (dreifarbig, versteht sich) einen Mann attraktiv und zum potentiellen Vater machen? Ich habe Zweifel.

You don’t have to fulfil stereotypes, but the instincts are still the same in our modern age as they were in a stone age cave. Bad enough that they can’t keep up with our level of mental emancipation.

Nicht, dass man diese Rollenklischees erfüllen muss, aber die Instinkte sind auch in der Neuzeit die Gleichen wie in der Steinzeithöhle. Dumm nur, dass sie mit dem Level unserer geistigen Emanzipation nicht mithalten.

Cool, bizarre, hip, flamboyant and fancy – all of it, yes! But desirable, attractive and appealing? No! Maybe it is a reference to why metropolis abound with singles...

Cool, schräg, hip, auffallend und ausgefallen – all das Ja! Aber begehrenswert, attraktiv und anziehend? Nein! Vielleicht doch ein Hinweis darauf, warum es in Großstädten von Singles nur so wimmelt…

Examples? Skinny or tapered jeans (which, if you ask me, should only be sold and worn to a maxi39


periodical die unglaube kolumne

mum European size 30) don’t really highlight the body as powerful, energetic, potent or procreative. Extremely skinny jeans do only rarely trigger something else than compassion.

Beispiele? Röhren- bzw. Karottenjeans (die wie ich finde, bis maximal Grösse 30 verkauft und getragen werden sollten) betonen den Körper nicht gerade als kraftvoll strotzend, energiegeladen, potent oder fruchtbar. Selten lösen magere Röhrenjeans-Beine eine andere Reaktion als Mitleid aus.

Or the other extreme – size 30 upwards. With the association of a hugely, almost bursting sausage the observer can only turn his eyes away from it. Not to talk of overflowing love handles, the so-called „muffin tops“. I miss the waistline of a woman!

Oder das andere Extrem – Größe 30 aufwärts. Ob der Assoziation einer riesigen, fast platzenden Fleischwurst wendet der Betrachter die Augen ab. Vom überquellenden Hüftspeck, dem sogenannten “Muffin Top”, gar nicht erst zu reden. Ich vermisse die Taille der Frau!

I still have a clear memory of a walk I had through the Berliner Mauerpark. I came across a woman. Let’s start with her feet: brown, half high shoes on quite handsome legs.

Noch frisch in Erinnerung ist mir ein Spaziergang durch den Berliner Mauerpark. Dort kam mir eine Frau entgegen. Wir fangen mal bei den Füßen an: Braune halbhohe Stiefeletten an gar nicht mal so unansehnlichen Beinen.

Unfortunately they were stuck in black and white, horizontally striped tights, combined with green leg warmers. On top of it a pair of short greybrown tweed pants.

Unglücklicherweise steckten sie in schwarz/ weiß-quergestreiften Strumpfhosen, kombiniert mit grünen Stulpen. Dazu eine kurze grau-braune Tweedhose.

Our switched on stroller was wearing up above a beige-grey baggy shirt, highlighted with a redgreen plaid shawl, rounded down with a dusky pink fleece.

Obenherum trug unsere trendbewusste Spaziergängerin ein beige-graues Sack-Shirt, pointiert mit einem rot-grün karierten Tuch, abgerundet mit einer altrosafarbenen Fleecejacke.

As if this modern gibberish wasn’t inapprehensible enough: it was crowned by a watch cap with two sweet and small ears on the side. Which wasn’t funny five years ago, but was at least new, is thrown at you everywhere, apparently also in organic shops.

Als wäre dieser modische Kauderwelsch nicht schon unverständlich genug: Gekrönt wurde er von einer Strickwollmütze mit zwei süßen kleinen Ohren an der Seite. Was vor fünf Jahren schon nicht lustig, aber immerhin neu war, kriegt man heute überall hinterhergeworfen, offenbar sogar im Ökoladen.

Pippi Longstocking crossbred with a knitted wool hamster. And that at 30-something. Ready for copulation, of course. Maybe she will find Tintin and Snowy as playmates. I am sure they were also running around there.

Pippi Langstrumpf gekreuzt mit einem Strickwollhamster. Und das mit 30-something. Bereit zur Paarung, versteht sich. Vielleicht findet sie ja

But what is the alternative? With due fashionable and stilistic eclectisism it’s always the same: 40


die unglaube kolumne

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Less is more! The decision for ONE look was rarely regretted by someone. If it goes together, it can also be a mash up of two different ones. This is the era of modern revivals – the selection of styles has never been bigger.

Tim oder Struppi als Spielkameraden. Die liefen sicher auch irgendwo da rum. Doch was ist die Alternative? Bei allem modischen und stilistischem Eklektizismus gilt wie so oft: Weniger ist Mehr! Stil ist nicht das Ende des Besens! Stattdessen siehst du aus wie einer. Die Entscheidung für EINEN Look hat selten jemand bereut. Gerne auch als Mash-up aus zwei verschiedenen - wenn es denn passt. Es ist das Zeitalter der modischen Revivals – die Auswahl an Stilrichtungen war also nie größer.

The tragic thing is: In Berlin, if you dare to leave the house dressed classy, if you wear an evening dress, a suit, „good“ shoes or pumps, you may come across evil eyes and you get labelled as middle-class. Well, ok: then I am happily middle-class – and to be honest, much more individual as the trendsetter, who love to look down their noses at me.

Das eigentlich Tragische ist: Wagt man sich in Berlin klassisch gekleidet aus dem Haus, trägt ein Abendkleid, eine Anzug, „gute“ Schuhe oder Pumps, erntet man tatsächlich schiefe Blicke und bekommt den Spießer-Stempel aufgedrückt. Aber gut: Dann bin ich gerne Spießer - und damit in Wahrheit viel individueller als die naserümpfenden Trendsetter.

The next time, when you are about to leave the house and you have a last look at the mirror, don’t ask yourselves; Do I look cool or hip? Rather ask yourselves: Am I desirable and attractive? That is a difference – you will see! Incredible, but true.

Wenn Ihr Euch also das nächste Mal bevor Ihr aus dem Haus geht im Spiegel anschaut, stellt Euch nicht die Frage: Sehe ich cool oder hip aus? Fragt Euch lieber: Bin ich begehrenswert und anziehend? Das ist ein Unterschied – Ihr werdet sehen! Unglaublich, aber wahr.

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one more cup of coffee

Concept & Photography: Christopher Klettermayer Styling: Eva Poleschinski Make-up: Shlomit Migay Model: Iryna (body&soul)

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Dessous: Lascivious Collier: Ciro Tights: Palmers Shirt: Joop Jeans: Nudie Jeans

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Jacket: Dimitrie Tights: Wolford Pumps: Guess 45


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Stockings: Palmers Shoes: Buffalo 47


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Dress: Dimitri Garter: Fr채ulein Kink Necklaces: Ciro Ring: Tiffany Shoes: Prada 49


Body: Palmers Body Chain: Fr채ulein Kink Stockings: Intimissimi Bolero: Stylists Own 50


Fringe Glasses: Fr채ulein Kink Fatal Dress: Wolford Ring: Ciro 51


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Kimono: H&M Stockings: Palmers Socks: Calzedonia Shoes: Buffalo 53


photography christopher klettermayer

CHRISTOPHER KLETTERMAYER INTERVIEW Christopher Klettermayer nahm bereits während seines Studiums eine Assistentenstelle beim Weinper Studio an und erweiterte seine Kenntnisse durch verschiedenste Arbeiten mit Fotografen. 2006 schließlich entschied sich der gebürtige Wiener seine Liebe zur Fotografie zu seinem Beruf zu machen. Er startete als Reportagefotograf auf Reisen durch Indien, Nepal, Afghanistan und Pakistan. Nach diesen Extremen, oftmals sogar unter gefährlichen Umständen, bewegte es Christopher zu der Entscheidung, die Dinge fortan etwas „ruhiger“ angehen zu lassen - und wurde Modefotograf. Sein Herz schlägt aber nach wie vor für spannende Reportagen aus der ganzen Welt, und wann immer es seine Zeit erlaubt, geht er dieser Leidenschaft auch nach. Es beeinflusst seine Arbeit in Stil und Ideen. Er verbindet Mode mit Reportage, denn die Welt und ihre Probleme sind Inspiration für seine Geschichten. Seinen Stil beschreibt er selbst als voyeuristisch, intim und reportagesque. HOLE bat ihn zum Interview. HOLE: Wann hast du dich zum ersten mal für Fotografie interessiert? Christopher: Mein Interesse für Fotografie war eigentlich schon immer da, obwohl mein Fokus immer auf das Zeichnen und die Malerei gerichtet war. Ich habe nicht mal richtig über eine Karriere als Fotograf nachgedacht, es lief immer eher “so nebenbei”. Mein Engagement für die Fotografie und die Idee, dies tatsächlich als Beruf auszuüben, begann erst nach meinen Reisen durch Indien, Nepal und Tibet. Und dann - war ich plötzlich süchtig danach.

During his time at university, Christopher Klettermayer took over the position of an assistant at the Weinper Studio and extended his knowledge through various assignments with photographers. In 2006 the native Viennese finally decided to make his passion for photography to his career. He started as a photographic reporter on travels through India, Nepal, Afghanistan and Pakistan. After this extreme, which was quite often under dangerous circumstances, he took the decision to continue his life a bit calmer and became a fashion photographer. But his heart still beats for fascinating reportages from all over the world, and time permitting, he also follows this passion. It influenced his work with style and ideas. He describes his style as voyeuristic, intimate and reportagesque. HOLE invited him to an interview.

Was reizt dich am meisten in der Fotografie? Nun ja, das hängt natürlich auch davon ab, worum es geht oder welche Art der Fotografie du meinst. Ich liebe es zum Beispiel, Geschichten zu erzählen und dabei die entscheidenden Momente einzufangen. Das können sowohl Emotionen zu einem bestimmten Zeitpunkt im Ausdruck oder den Gesten einer Person oder ein Detail eines Ortes sein, dass das Gesamtbild, welches ich darzustellen versuche, vervollständigt. In den meisten Fällen ist es möglich, eine ganze Geschichte oder ein Ereignis in einem einzigen Bild zu vermitteln. Worte und Erklärungen braucht es dazu nicht. Das gilt sowohl in der Mode, als auch bei einer Reportage. Gerade genug Informationen, um den Betrachter ein Feedback ab-

HOLE: When did you discover your first interest in photography? Christopher: My interest for photography was always present, although my main focus in the arts was always painting and drawing. I didn’t even consider a career in photography until a very late stage in my life. It always took place „on the side“. 54


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photography

My dedication to photography, and the idea of actually turning it into my profession, apart from occasional art projects, never occurred to me until after my journeys through India, Nepal and Tibet. After that, I was hooked.

zuverlangen. Sowohl positiv, als auch negativ, etwas schönes oder weniger schönes. Wenn ich mit Mode arbeite, kann ich die Geschichte und die Gefühle, die ich vermitteln will, selbst steuern. Mit der Location, bestimmten Posen oder dem Licht hab ich fast alles unter Kontrolle. Bei Reportagen ist es das komplette Gegenteil, was ich manchmal viel faszinierender finde. Eben einfach keine Kontrolle zu haben.

What appeals to you the most in photography? It depends in which context; or which type of photography. In general, I love telling stories and capturing the decisive moments of these stories. Whether it’s emotions given in one specific instant shown in the expression or gestures of a person, or a detail of a location that add to the general ambience of what I am trying to tell.In most cases, it’s being able to tell a story or an event in a single picture. No words or explanations needed. That counts for both fashion and reportage. Giving the viewer enough information to create a response. Both positive and negative, beautiful and ugly. When working in fashion, I can design that story myself and direct the emotions I want to portray. With locations, poses and light all under my control. While in reportage it’s exactly the opposite; which I find much more intriguing at times. Having no control whatsoever.

Denkst du, dass es als Fotograf wichtig ist, technisch auf dem neuesten Stand zu sein? Ich denke, dass das Wissen über neue Technologien schon wichtig ist, doch nicht unbedingt immer notwendig. Aber auch hier hängt es natürlich wieder von der Art der Fotografie ab. Wahrscheinlich kommt man beispielsweise in der Werbung nicht drumherum, auf dem neuesten Stand zu sein. In der Mode- und Reportagefotografie kann die Verwendung älterer Techniken viel attraktiver, in einigen Fällen sogar von Vorteil sein. Aber die beste Technik hilft dir auch nicht, wenn du ein schlechter Fotograf bist. Ein gutes Bild ist ein gutes Bild (und umgekehrt), egal welche Technik du anwendest. Leider glauben viele Leute, das Photoshop das Wundermittel schlechthin ist. Arbeitest du schon immer digital? Nein. Wann immer ich kann, arbeite ich analog. Die Qualität, Präzision und vor allem das Gefühl beim analogen Arbeiten ist immer noch eine ganz andere Art der Fotografie. Man arbeitet genauer, präziser, detaillierter und viel langsamer.

Do you believe it is essential for a photographer to be constantly technically up to date? I believe that knowing about latest developments is a very important thing; yet not essential. Once again, it depends what kind of photography one does. Of course when working in advertising, newest technologies and ways of working can be of utmost importance. When working in fashion (and reportage), the using of older techniques and styles can be much

Wusstest du schon früh in welche Richtung deine Fotografie gehen soll? Das ist sehr schwer zu beantworten. Hätte ich den Mut, wäre ich wahrscheinlich ein Kriegsfotograf. 55


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more appealing, in some cases even beneficial. But technology doesn’t make-up for a bad photographer. A good picture is a good picture (and vice versa), no matter what technology you use. Sadly many people think that photoshop is a miracle cure.

Mein Engagement für Reportagefotografie ist ungebrochen, und ich sehe es noch immer als eine meiner wichtigsten Ziele an. Doch meine ganz persönlichen Erfahrungen in Afghanistan, haben meiner ursprüngliche Idee, wie wohl meine Karriere verlaufen soll, grundsätzlich geändert. Ich bin da hin und her gerissen, wenn es um dieses Thema geht; auf der einen Seite liebe ich die Modefotografie; und wie oben bereits erwähnt, ist die Möglichkeit der freien Gestaltung meiner eigenen Geschichten, meiner eigenen Bilder aus meiner Inspirationen heraus zu verfolgen, etwas ganz Besonderes. Es gibt mir die Freiheit die sich jeder Künstler wünscht. Auf der anderen Seite ist die Reportagefotografie aber viel realer und die Möglichkeit anderer Menschen Geschichten zu erzählen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Um den Menschen hier zu zeigen, wie das Leben anderswo ist - und nicht nur auf einer negativen Art und Weise. Es erweitert ihren Horizont und lässt sie über ihren eigenen Tellerrand blicken. Sie sehen die atemberaubende Schönheit, aber auch den Schrecken der Welt. Wann immer ich kann, kombiniere ich Mode mit Reportage. Wie man in zwei anderen Geschichten von mir (Forbidden by Law & Mirrored Ceilings) sehen kann, benutze ich das Thema Reportage, transportiere es aber über die Modefotografie. Trotz der Tatsache, dass ich mit dieser Kombination sehr heikle Themen anspreche, hoffe ich auf viele weitere solcher Projekte in naher Zukunft. Es erreicht eine größere Aufmerksamkeit, wenn es um bestimmte Themen geht. Nachdem ich ein Weile in verschiedene Richtung gearbeitet und experimentiert hatte, wurde mir klar, dass ich zwar mit Mode arbeiten, sie aber in einer Art Reportagestil umsetzen möchte, um das spontane, natürliche und unperfekte Gefühl

Have you always worked digitally? No. Whenever I can, I work analogue. The quality, precision and especially the feel of working analogue is still a very different type of photography. One works more carefully, more precise, more detailed and slower. Did you already know at an early stage where your photography was heading to? That is very difficult to answer. Would I have had the courage I would be a war photographer. My dedication to reportage photography is unbroken, and I still see it as one of my primary objectives. Yet specific experiences in Afghanistan have changed my original ideas of where my career should lead to. I am very torn when it comes to this issue; on one hand, I love fashion photography; as mentioned above, the possibility of designing my own stories, creating my own images followed by my inspirations is a privilege. It gives me a freedom of creation which is what every artist desires. On the other hand, reportage photography is the real world; and the idea of telling other peoples stories is a terribly important issue to me. To show people here what life is like somewhere else – not only in a negative way though. Broadening the horizon, showing people more than meets the eye. Showing the stunning beauty and horror of the world. Whenever I can, I combine fashion with re56


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photography

portage. As seen in two other stories of mine (Forbidden by Law & Mirrored Ceilings), I use reportage topics and transport the issue via fashion photography. Despite covering very sensitive areas with these sorts of combinations, I am hoping to work on many more of these in the near future. It allows for a larger audience when addressing certain issues. After a while working and experimenting on different directions of photography, I came to realise that I would want to end up working in fashion, but trying to do it in a very reportagesort of way. Keeping the spontaneous, natural and imperfect feel to fashion imagery.

in einem Modefoto zu belassen. Bevorzugst du eher Farb- oder schwarz/weißFotografie? Ganz klar Schwarz und Weiß. Obwohl es auch davon abhängt ab, welche Geschichte ich erzählen will. Einige funktionieren nur in Farbe (wie auch diese hier). Aber am liebsten sind mir immer noch körnige High-Speed-Filmaufnahmen. Sie bringen etwas natürlich Fremdartiges hinein. Welche Fotografen haben dich beeinflusst? Wieder schwer zu beantworten. Ich war schon immer ein Bewunderer von Fotojournalisten, die den Komfort des täglichen Lebens, und manchmal sogar ihr eigenes opfern, um der Welt zu zeigen, was an den Orten passiert, zu denen niemand bereit ist, zu gehen. Nur um einige zu nennen; Tyler Hicks, James Nachtwey, Kevin Carter, Joao Silva. Die inspirierendsten Modefotograf für mich ist schon immer Peter Lindbergh.

Do you prefer colour or black and white photography? Definitely Black and White. Although it depends on what story I want to tell. Some only work in colour (as does this one). But my favourites are still shot on grainy, high-speed film. It adds to a certain natural, gritty feel.

Wo holst du deine Inspirationen? Meine Inspirationen kommen aus sehr unterschiedlichen Richtungen. Die ganz offensichtlichen sind Filme, bestimmte Musik (und deren Texte, wie auch in dieser Geschichte zu sehen), Bücher, Poesie und ganz allgemein die Kunst in verschiedensten Formen, die mich irgendwie bewegt, sich zu Bildern in meinem Kopf vervollständigt und die ich dann teilen möchte. Und doch gibt es Inspirationen, die aus einer ganz anderen Richtung kommen. Manchmal sind es ganz bestimmte Menschen, von denen einige mich mit einem unstillbaren Verlangen erfüllen, sie zu fotografieren, wobei sich meine Faszination fast in Besessenheit verwandelt. Jeder braucht eine Muse - trotz dessen, das sie schwer zu finden ist, gibt es ab und zu diesen Menschen, der die Lei-

Which photographers have influenced you? Another difficult one to answer. I’ve always been an admirer of photojournalists who sacrifice the comforts of everyday life, and sometimes even their lives to show the world what is going on in the places nobody is willing to go. Just to mention a few; Tyler Hicks, James Nachtwey, Kevin Carter, Joao Silva. The most inspiring fashion photographer to me has always been Peter Lindbergh. Where do you get your inspirations from? My inspirations come from very different directions. The obvious ones are films, certain music (and its lyrics, as also seen in this sto57


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ry), books, poetry and in general the arts. Or; art in various forms that move me one way or the other, that manage to create imagery in my mind, that i then want to share. And yet there are inspirations that come from a completely different direction. Sometimes its very specific people, some of which just fill me with an insatiable desire to photograph; where my fascination almost turns into obsession. Everyone needs their muse – despite them being hard to find, every once in a while there are these people that raise that passion to devour them photographically. Then there are personal experiences and things I’ve seen that inspire me to use in a story. And I don’t only mean beautiful things. Quite the contrary. Some fashion editorials even have an autobiographical nature, in which i hint at events in my life, or during my travels that I care to share.

denschaft erhöht, ihn praktisch fotografisch “zu verschlingen”. Dann gibt es natürlich persönliche Erfahrungen und Dinge, die ich gesehen habe, die mich inspirieren sie in einer Geschichte zu verwenden. Und ich meine nicht nur bedeutende, schöne Dinge. Ganz im Gegenteil. Einige FashionEditorials haben sogar einen autobiographischen Charakter, in denen ich auf Ereignisse in meinem Leben oder während meiner Reisen hinweise und die ich so teilen möchte. Welche Gedanken gehen in deinem Kopf vor, wenn du merkst: Das wird jetzt “DER Schuss“? Um ehrlich zu sein; ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, wann er da ist. Welchen Stellenwert nimmt Photoshop in deinen Arbeiten ein? Ich mag die Tatsache, dass viele Leute glauben, es sei ein Wundermittel, und den übermäßigen Gebrauch davon, überhaupt nicht - vor allem, wenn die Leute offensichtlich keine Ahnung haben, was sie da tun (wie in der “Plastic Skin”Ausgabe). Ich verstehe die Notwendigkeit und selbstverständlich benutze ich es auch. Aber ich versuche, große Änderungen in Bildern zu vermeiden. Ich verwende es gern, um Atmosphären zu schaffen und Farbe, Beleuchtung oder Tonalität zu verändern. Bei der digitalen Arbeit, neige ich ohnehin dazu, meine Bilder dann wieder mehr analog aussehen zu lassen. Aber ganze Körperteile zu ersetzen oder um neue Dinge ganz aus dem Nichts heraus zu erschaffen, dazu übersteigt es nicht nur weit meine Fähigkeiten, es ist auch einfach nicht mein Geschmack. Es sei denn jemand weiß wirklich ganz genau, was er macht. Ich bewundere professionelle Bildbearbeiter und deren Fähigkeiten. Natürlich hängt es auch davon ab, welche Fotos sie bearbeiten. In der Werbung,

Which thoughts go through your head when you realise, this on is going to be “THE shot“? Seriously; I have no fucking clue. I just know when I have it. Which significance does “Photoshop” take in your works? I dislike the fact that many people see it as a miracle cure, and the excessive use of it – especially when people obviously have no idea what they are doing (as in the „plastic skin“ issue). I understand the necessity of it, and I too (of course) use it. But I try to avoid any major alterations in images. I like using it to create atmospheres and alter colour/lighting tonality. When working digitally, I tend to make images look more analogue. But replacing entire body parts or creating completely 58


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photography

new things out of nowhere is not only far beyond my skills, but not my preferred taste. Unless someone really knows what they are doing. I admire professional retouchers and their skills. Of course it also depends on what kind of photography you work on. In advertising, beauty and some fashion productions, photoshop is essential and important to use. But for something like reportage it’s a completely different story. Especially in photojournalism, I only use the bare minimum – due to the nature of the subject (one wants to show how it is, not an alternate version). Coming from this sort of photography, I prefer only using it for style-purposes and try to avoid any more use than is necessary. As mentioned above, i love imperfections in images and generally a very natural approach.

bei Beauty- und einigen Modeproduktionen ist Photoshop ein wesentliches und wichtiges Element. Aber für so etwas wie eine Reportage ist es eine ganz andere Geschichte. Besonders im Fotojournalismus, verwende ich nur das Nötigste - aufgrund der Natur der Sache (man will zeigen, wie es wirklich ist - nicht eine alternative Version). Aus diesem Bereich der Fotografie kommend, verwende ich es nur zu ganz bestimmten Zwecken und versuche es zu vermeiden, mehr zu bearbeiten, als notwendig ist. Wie bereits erwähnt, liebe ich Unvollkommenheiten in Bildern und suche in der Regel nach einen sehr natürlichen Ansatz. Wie würdest du jemanden helfen, der auf der Suche nach seinem eigenen Stil ist? Versuche eine Menge verschiedener Dinge und sei nicht schüchtern neue Dinge zu erkunden. Finde heraus, was du gut kannst, und vor allem, was nicht. Such dir Inspiration, aber kopiere sie nicht. Finde deine eigenen Ideen, deine bevorzugte Arbeitsweise und ein sehr gutes Team. Sei offen für neue Inspirationen und Eindrücke, egal woher sie kommen könnten. Sei offen für Kritik, sowohl positive als auch negative. Betrachte die wahren Gründe hinter deinem Streben. Und: hab Geduld, Geduld, Geduld.

How would you help somebody who is on the search for his personal style? Try a lot of different things and don’t be shy to explore. Find out what you’re good at, and especially what you suck at. Seek inspiration but don’t copy. Find your own ideas, your own preferred way of working and a very good team. Be open for new inspirations and inputs, no matter where they might come from. Listen to criticism, both positive and negative. Consider the real reasons behind your aspiration. Patience. Patience. Patience.

Wie möchtest du mit deinen Fotos auf den Betrachter wirken? Ich möchte den Betrachter immer teilhaben lassen. Damit er nicht nur nur versteht, sondern um die Stimmung meines Bildes quasi zu fühlen, egal ob wärmend oder bitterkalt, ob mit Leichtigoder Traurigkeit. Wie beim Lesen eines Romans, bei dem du einen Film im Kopf hast; mit all deinen Sinnen.

How do you want to affect with your works in the eyes of your viewer? I want the viewer to partake. To not only understand, but to feel the setting and mood I am trying to create. To feel the mood of the image i present, whether its warmth or bitter cold, lightness or sadness. As in reading 59


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a novel and having the setting in your mind; with all senses.

Wie wichtig sind für dich persönliche Fotoprojekte? Meine persönliche Projekte sind mir die Wichtigsten. Nur mit eigenen Projekten, auch wenn sie nicht erfolgreich sind, lerne ich neue Dinge. Und ich glaube, eines jeden Künstlers größte Aspiration ist für seine eigene Sache zu arbeiten, nicht für jemand anderes. Ohne Einschränkungen, ohne Grenzen, etwas für sich tun, ohne sich um äußere Meinungen kümmern zu müssen, um Erfolge oder Misserfolge. Darum geht’s.

How important are your personal photographic projects to you? My personal projects are the most important. Only with personal projects, even if they are unsuccessful, I learn new things. And I believe that every artists greatest aspiration is working for his own things, not for anyone else. With no restrictions, no boundaries and to do something for oneself, without having to worry about outside opinions, success or failures.

Was möchtest du sonst noch loswerden? Der Künstler ist das Gegenteil des politisch denkenden Individuum, das Gegenteil von dem Reformator, das Gegenteil von dem Idealisten. Der Künstler geht nicht basteln mit dem Universum, er erschafft es aus der eigenen Erfahrung und dem Verständnis des Lebens. Entwickle Interesse am Leben wie du es siehst; in Menschen, Dingen, Literatur, Musik - die Welt ist so reich, einfach reichen an Schätzen, schönen Seelen und interessanten Menschen. Vergiss dich selbst.

Is there anything else you would like to share with us? The artist is the opposite of the politically minded individual, the opposite of the reformer, the opposite of the idealist. The artist does not tinker with the universe; he recreates it out of his own experience and understanding of life. Develop interest in life as you see it; in people, things, literature, music -- the world is so rich, simply throbbing with rich treasures, beautiful souls and interesting people. Forget yourself.

Vielen Dank für deine Antworten.

Thank you very much for your answers.

christopher klettermayer w w w . k l e t t e r m a y e r. c o m 60


fashion glossary

A

B

C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Bandeau stammt aus dem Französischen und heißt so viel wie „Binde“ oder „Band“. Es besteht lediglich aus einem Streifen, der quer über die meist weibliche Brust getragen wird. Das Bandeau-Top ist dabei halterlos. Damit es besser sitzt, sind die Stoffe meistens sehr elastisch.

Bourgeoise Bohemian bezeichnet man einen Mix aus Hippie und Yuppie. Das sind zumeist Leute, die zwar idealistisch denken, aber materialistisch leben. Als Beispiel: Man kauft zwar extrem umweltbewusst und fair-trade im Bio-Laden um die Ecke ein, trägt dabei aber eine Designerjeans, die in einem Drittweltland mit blutigen Kinderhänden hergestellt wurde. Was für ein Widerspruch! In der Mode verhält es sich glücklicherweise etwas anders: hier versteht man darunter Menschen, die die unmöglichsten Kleidungsstücke sehr stilsicher mischen, um sich nach ihrer aktuellen Stimmung einzukleiden und damit ihre Lebensfreude auszudrücken.

Draft Sebastian Groß 61


Dress & Fur: AmĂŠlie Jaeger Body: Wollford 62 62


dark

beauty Photography: Sebastian Lang Styling: Dominik Laux Make-up: Suzana Santalab Hair: Stephan Mall Model: Lucija Jelcic (Major Models)

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Outfit: AmĂŠlie Jaeger Shoes: Prada 65


Outfit: AmĂŠlie Jaeger 66


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Dress: AmĂŠlie Jaeger Catsuit: Stine Goya 69


Outfit & Shoes: AmĂŠlie Jaeger 70


amélie jaeger

fashion design

Amélie Jaeger INTERVIEW Sie bezeichnet sich als eine arbeitende Tagträumerin. Und wovon Sie träumt, spiegelt sich in ihren Kreationen wider. Amélie Jaeger wuchs in der Nähe von Freiburg auf. Nach ihrem Abitur entschied sie sich für ein Studium an der Universität der Künste Berlin. Bereits während ihrer Studienzeit arbeitete sie fast 5 Jahre für Wunderkind. Nach ihrem Diplomabschluss im Dezember 2010 folgt eine Assistenz im Designteam von Marc Jacobs in New York. In diesem Sommer hat sie die meiste Zeit wieder in Berlin gelebt und dabei an ihrer Kollektion gearbeitet. Und ganz nebenbei war sie im Juli 2011 für den „New Faces Award“ in der Kategorie „Best Fashion Label 2011“ nominiert. Eine beeindruckende Laufbahn, denn Amélie ist erst 26 Jahre alt. HOLE: Amélie, wie lautet ein Satz, der dich beschreibt? Amélie: Ich bin selbst meine größte Herausforderung.

She considers herself a working day dreamer. And what she dreams of is mirrored in her creations. Amélie Jaeger grew up in the vicinity of Freiburg, Germany. After her Alevels she decided to study at the Universität der Künste, Berlin. Already as a student she was working for Wunderkind for nearly 5 years. After her diploma in December 2010 she went to New York to work as an assistant in the design team for Marc Jacobs. This summer she spent mostly in Berlin again working on her own collection. And by the way was nominated in July 2011 for „New Faces Award“ in the category „Best Fashion Label 2011“. An impressive CV for Amélie is only 26 years old.

Wann hast du dich zum ersten Mal für das Designen von Mode interessiert? Die Intention “Mode” zu entwerfen war für mich bisher von geringer Bedeutung. Bewusst erlebt, dass ich eine Silhouette “erschaffen” möchte, habe ich erst im Laufe meines Studiums. Der Anspruch vorauszuahnen oder vorherzusehen was die Menschen auf der Straße brauchen, Mode zu machen, mit der sie sich schützen oder einfach nur vergnügen, würde mich auf keinen Fall zufrieden stellen.

HOLE: Amélie, what sentence would you use to describe yourself? Amélie: I will be always a challenge to myself.

Was war für dich dann ausschlaggebend, Designerin zu werden? Zu Beginn des Studiums und auch währenddessen ist es mir schwer gefallen, meine Entscheidung Designerin zu werden, zu begründen. Heute weiß ich, dass ich dem Wunsch gefolgt bin, Schöpfer meiner eigenen Welten und Figuren zu sein.

When did you first take an interest in fashion design? The intention to design „fashion“ was of small importance. Only at University did I learn that I wanted to „create“ a silhouette. It is by no means satisfying for me to act as a clearvoyant in the sense of knowing what people on the streets will want wear, to create fashion so they can protect themselves or just have a good time.

In 3 Worten - wie ist dein eigener Stil? Ich würde sagen: konsequent, präzise, visionär. Und wie würdest du dein Design beschreiben? Die Formen sind klar, Linien sind konsequent und entschieden gesetzt. Ein skulpturaler Charakter 71


fashiondesign amélie jaeger

schafft Distanz und lässt einzelne Silhouetten gelegentlich rational und kalt wirken. Dem gegenüber sei die Liebe zum Detail gestellt, die sich insbesondere in der Umsetzung und Verarbeitung wieder findet.

What then made you want to become a designer? At the beginning of my studies and also later at University it was difficult for me to explain my desire to become a designer. Today I know it was the wish to be creator of my own world and the figures in it.

Erzähl uns etwas über Deinen Arbeitsprozess. Ich betrachte meine Arbeiten als experimentelles Medium meiner Visionen. Es ist eine Illusion, die mich und meine Arbeit vorantreibt. Ein Bild, das ich meinen Silhouetten zugrunde lege, was aber immer wieder aufs Neue charakterisiert und auf unterschiedlichste Art und Weise definiert wird. Wissend, jenes Bild nur annähernd zu erreichen, ist die Suche eine rastlose, die mich zu keinem Zeitpunkt sättigt. Meine Kollektionen sind emotionale Antworten auf Fragen, mit denen ich mich auseinandersetze.

In 3 words – describe your own style? I would say: consequent, precise, visionary. And how would you describe your design? The shape is clear, lines are consequent and decisive. A sculptural character creates distance and sometimes leaves single silhouettes to appear rational and cold. But there is also a love for detail which is found especially in the conversion and manufacturing.

Meine Arbeiten sind von der Recherche bis hin zur Realisation sehr durchdacht. Nach einer ausführlichen Studie folgt eine Materialzusammenstellung über das Thema (Bilder, Bücher, Musik, Gegenstände, Düfte, Farbe, Formen). Danach entstehen die ersten Entwürfe, die mich zur Stoffauswahl führen. Die Schnittumsetzung erfolgt vorwiegend über eine Konstruktion, selten über eine Drapierung. Zum Schluss folgt die Realisation an der Nähmaschine und/oder durch Handnäharbeit.

Tell us something about your working process. I regard my work as the experimental medium of my visions. It is an illusion that drives me and my work. A picture that is the base of my silhouettes, which is characterised anew repeatedly and defined in different ways. To know that every picture can only be realised as near perfect, makes my quest feverish and leaves me unsatisfied at all times. My collections are emotional answers to questions that are important to me. My work is well thought through, from research up to the realisation. After a profound study comes the collection of material about the topic (pictures, books, music, things, scents, colours, shapes). After that I make the first draughts which bring me to the material selection. The pattern conversion mostly follows construction not draping. At the end the realisation happens at the sewing machine and/or by hand.

Das heißt, du nähst noch selbst? Je nach Zeit und Budget nähe ich Sachen selbst, klar. Wobei das Nähen immer ein Arbeitsschritt war, den ich am wenigsten mochte. Die eigene Realisation meiner Sachen ist jedoch manchmal unumgänglich, da manche Teile sehr diffizil und komplex in deren Umsetzung sind.

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amélie jaeger

Was sind deine Inspirationsquellen? Die Selbstreflexion ist meine größte Inspirationsquelle für meine Arbeiten. Gewiss lassen sich äußere Einflüsse nicht ausblenden und fließen zwangsläufig oder unbewusst mit ein. Dennoch kann ich sagen, dass es die Zeit der Ruhe, der Stille und des Schweigens ist, die meine Arbeit trägt. Monotonie und Leere sind Träger meiner Phantasie und lassen mich zu neuen Ufern aufbrechen. In meiner Arbeit geht es um Veränderung, weniger um eine Revolution, mehr um eine permanente Evolution.

fashiondesign

That means you still sew yourself? Depending on time and budget, of course I sew things. Even though sewing was always the part of the process I liked least. But sometimes there is no way around it when some pieces are very difficult and complex to convert. What are your sources of inspiration? Self reflection is my biggest source of inspiration for my work. Of course there is always influence from outside and this influence goes into the work even if it is not concsiously. But I can say it is the time of peace, quiet and silence which carries my load at work. Monotony and void are carriers of my phantasies and give me new impulses. In my work the subject is not revolution it is more permanent evolution.

Was reizt dich am meisten für große Modehäuser zu designen? Es ist definitiv eine reizvolle Erfahrung in einem namhaften Haus zu arbeiten. Letztlich liegt meine Faszination in der Maschinerie, ein Teil des Ganzen zu sein und das Gefühl, einen kleinen Teil des Erfolges eines ganzen Hauses weiterzutragen.

What fascinates you to work for big fashion labels? It is definately a thrilling experience to work for a renowned label. At the end of the day I am fascinated by the machinery, to be a part of it, to contribute to the success of the label.

Hast du ein persönliches Lieblingsstück aus deiner letzten Kollektion? Neben den prothesenartigen Accessoires sind die Schuhe mein persönlicher Favorit. Der Schuh wirkt auf mich in seiner Gesamtheit nahezu vollkommen. Trotz der fremdartigen Gestalt wirkt er in seiner Homogenität harmonisch und vollkommen.

Which is your personal favourite of your last collection? Next to the prosthesis like accessories, the shoes are my personal favourite. The shoe itself seems as a whole nearly perfect. Albeit its strange form it is harmonious and perfect as a homogenous object.

Wenn du für dich Schuhe kaufst: Opferst du dann Stil dem Komfort oder eher umgekehrt? Ach, wer schön sein will, muss leiden.

When you go shoe shopping; which comes first, style or comfort? No pain, no gain.

Was würdest Du jemandem raten, der vorhat ein Designer zu werden? Zunächst würde ich sagen, dass ein VOGUE- oder InStyle-Abonnement keine Voraussetzung für ein Modestudium ist. (lächelt) Es herrscht oftmals 73


fashiondesign amélie jaeger

What advice would you give someone who wants to become a designer? First I would say that a Vogue or InStyle subscription does not necessarily result in fashion design at University. (smiles) The idea of studying fashion design is foremost romantic. To be successful, I think you need a clear oppinion. And that involves a lot of stamina.

eine eher romantische Vorstellung über das Modedesignstudium. Um erfolgreich zu sein, muss man meines Erachtens einen klaren Standpunkt vertreten. Und das verlangt sehr viel Durchhaltevermögen. Was würdest du heute tun, wenn du nicht eine Designerin geworden wärest? Meiner zweiten Leidenschaft nachgehen: klassische Musik, das Musiktheater und die Oper. Über ein Gesangsstudium habe ich immer wieder nachgedacht.

What would you do today if you had not become a designer? I would follow my second passion; classical music, musical theatre and opera. I have always been thinking about singing.

Was war das größte oder schönste Projekt an dem Du gearbeitet hast? (lacht) Mein ganzes Leben.

What was the biggest or greatest project that you worked on? (laughs) My whole life.

Vielen Dank für das Interview.

Thank you for the interview.

amélie jaeger w w w . a m e l i e j a e g e r. c o m 74


fashion glossary

A

B

C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Bandeau is French and stands for „bandage“ or „ribbon“. It only consists of a strip which women usually wear across their breasts. The Bandeau-Top is strapless and most often very elastic fabrics are used in order to fit perfectly.

Bourgeoise Bohemian is often used to describe a mix between Hippie and Yuppie. These are mostly people who think idealistically but live materialistically. An example: you shop extremely ecologically aware for fair trade products at your organic corner shop whilst you‘re wearing your designer jeans which was produced somewhere in the third world through the bleeding hands of a young child. What a contradiction! Luckily things are different in fashion: here we talk about people, who are able to mix and match the most impossible items with a great sense of style, just in order to dress following their current moods and to show of their joie de vivre.

Draft Sebastian Groß 75


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sven cichovicz

photography

on an island Photography: Sven Cichowicz Styling: Friedi Schlecht Hair & Make-up: Suzana Santalab (Mod´s Hair & Make-up) Model: Nele GrÜning (Megamodels / Ted Linow)

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photography sven cichovicz

SVEN CICHOWICZ INTERVIEW Fotograf Sven Cichowicz wandte sich nach einem abgebrochenen Germanistikstudium verstärkt der Fotografie zu. Im Herbst 2009 schloss er als Bachelor of Arts seine Ausbildung an der Stuttgarter Hochschule der Medien mit dem Schwerpunkt Fotografie ab. Seit 2009 ist er selbständiger Fotograf und seit 2010 außerordentliches Mitglied im Bund Freischaffender Foto-Designer e.V. (BFF Junior). Arbeiten für GEO Online, Zeit Online und die Teilnahme am FOCUS Online Shots Wettbewerb machten ihm einen Namen und wurden mehrfach prämiert. Cichowicz sieht sich selbst als Geschichtenerzähler und Bildautor. Auf einer Reise nach Kasachstan traf er eine Frau, die in einer Art Niemandsland lebt; auf einer Insel im ausgetrockneten Teil des Aralsees- fasziniert vom urbanen Leben in einer anderen Stadt, gehindert von vielen Dingen, diesen Traum umzusetzen. In seinem neuesten Editorial „On an Island“ fragt er, was uns daran hindert, unseren Wünschen zu folgen und warum wir oft nicht tun, was wir doch eigentlich tun möchten? Über seine Inspirationen, seine Leidenschaft zur Fotografie und seinen 7-monatigen Indienaufenthalt berichtet er uns exklusiv in HOLE.

HOLE: Du warst 7 Monate in Indien. Wie hast du das Leben dort erlebt? Sven: Ich habe in einem Vorort von Mumbai gelebt. In einer indischen Offsetdruckerei im Zentrum habe ich meinen Lebensunterhalt verdient. Die Menschen, die ich dort traf, durfte ich oft auch fotografisch begleiten – zum Beispiel auf religiösen Festen. Besonders eindrucksvoll war für mich das Fest zu Ehren von Ganesha. Nach einer mehrtägigen Feier wird eine kleine Statue des elefantenähnlichen Gottes im Meer versenkt.

After dropping out of his German language and literature University course, Sven Cichowicz concentrated on photography. In the autumn of 2009 he received his degree as Bachelor of Arts with a major in photography at the Stuttgart (Germany) „Hochschule der Medien“. Since, he has been working as a freelance photographer and in 2010 became a member extraordinaire in „Bund Freischaffender Foto-Designer e.V.(BFF Junior). He became known through his work for online magazine GEO and online newspaper Zeit and by participating in the FOCUS Online Shots Competition, furthermore he received prizes for his work. Mr. Cichowicz regards himself as a storyteller and picture author. On a trip to Kazakstan he met a woman who lived in a kind of no man`s land; on an isle in the dried up lake Aral, but she was fascinated by urban life in another city and at the same time many things prevented her from realising this dream. In his latest editorial „On an Island“, he wonders what stops us from following our dreams and why we often do not do what we actually long for? He gives an exclusive interview to Hole about his inspiration, his passion for photography and his 7-month stay in India.

Mumbai ist eine Millionenstadt – das heißt es pilgern während dieses Festes täglich Tausende Menschen ans Meer. Wenn man so etwas vom Strand aus fotografiert, ist es, als würde man Menschen beim Baden aufnehmen. Man sieht nicht, dass sie mit den Statuen ins Meer laufen. Einer meiner Arbeitskollegen stammte aus einer kleinen Fischer-Community in Mumbai. Die Fischer nahmen mich mit auf ihre Boote und so hatte ich die Chance, das Geschehen vom Meer aus zu fotografieren. In dieser Zeit habe ich gelernt, Geschichten bildlich zu erzählen, dokumentarisch zu arbeiten. Und mich mit wichtigen Fragen auseinander82


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zusetzen, zum Beispiel Fragen der Ethik: Jeden Morgen fuhr mein Zug durch eines der größten Slums Asiens, Dharavi. Da lebten Menschen in alten Teilstücken einer ausgedienten, rostigen Wasser-Pipeline. Die Rohre hatten keinen flachen Boden, sie waren rund, mit einem Durchmesser von vielleicht drei Metern. Da wurde aber gekocht, geschlafen, Familien haben ihre Kinder großgezogen. Ich hätte nur aussteigen müssen und Fotos machen, aber das konnte ich nicht. Ich hatte immer Susan Sontag im Kopf, „Das Leiden der anderen betrachten“. Hätte ich für ein Magazin gearbeitet, wären das erschreckende Bilder geworden. Aber sie hätten auch ein Klischee bestätigt und den Menschen einen Teil ihrer Würde genommen.

photography

Hole: You spent 7 months in India. How did you experience life there? I lived in a suburb of Mumbai. I worked in an Indian Offset print company in the centre. The people I met there often allowed me to take photos, for example at religious holidays. I was especially impressed by the festival in honour of Ganesha. After the festivities which go on for a few days, a small statue of the elephant like God is sunk in the sea. Mumbai has a few million inhabitants, so at the time of the festivities every day thousands of people make a pilgrimage to the sea. If you take photos of this from the beach, it seems you are taking pictures of people bathing. You do not see them carrying statues into the sea. One of my colleagues came from a small community of fishermen in Mumbai. The men took me on their boats so I had the opportunity to take pictures from the sea.

Erinnerst Du dich, wann Du dein erstes Foto gemacht hast? Nein. Da gibt es keinen nostalgischen Moment, nach dem Motto „Mein Vater schenkte mir im Alter von zwei Jahren meine erste Agfa Silette“. Ich habe eigentlich bis zu meinem 30. Lebensjahr nicht ernsthaft fotografiert.

At that time I learned to tell and to document stories with photos. And to consider important questions, for example on ethics: every morning the train took me through one of the biggest slums in Asia; Dharavi. People there live in old pieces of a rusty water pipeline. The pipes did not have a flat bottom with a diameter of about 3 metres. This is where everyday life takes place, cooking, sleeping, raising children. I only had to leave the train to take photos, but I could not. Susan Sontag was on my mind, she said; „to watch other people suffering“. If I had to work for a magazine, there would have been shocking photos. But they would have confirmed a cliché and taken away some of the people`s dignity.

Danach habe ich mein Leben an vielen Stellen umgekrempelt. Ich habe meinen Job gekündigt und studierte, „Werbung und Marktkommunikation“ an der HdM in Stuttgart. Dort, im zweiten Semester, analysierten wir Fotos und versuchten Filmmaterial und Brennweiten zu rekonstruieren. Ich bin rausgegangen und war sehr still. Ich wusste sofort, dass ich nur noch fotografieren wollte. Das und nichts anderes mehr. So gesehen bin ich ein absoluter Spätzünder. Welche Deiner Fähigkeiten ist Dir bei deiner Arbeit am meisten behilflich? Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Sicher ist, dass ich heute vor jedem Shooting die Bilder im Kopf habe. Und ich stehe jeden Morgen um drei Uhr auf und klettere auf einen Berg, wenn’s

Do you remember when you took your first photo? No, there is no nostalgia as in „at the age of 83


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2 my father gave me my first camera“. There was no serious photography until I became thirty.

sein muss, um diese Bilder zu bekommen. Was muss man unbedingt können, um Fotograf zu sein? Eine eigene Sicht auf die Dinge entwickeln. Alles andere ist zweitrangig. Der Fotograf Ugo Mulas hat diesen Prozess einmal so beschrieben: „Man muss ein Konzept des Lebens und der Realität für sich selbst erarbeiten. [...] Wirklich wichtig ist nicht das Erfassen des besonderen Augenblicks, sondern die Identifikation mit der eigenen Realität“. Das ist für mich absolut einleuchtend. Als Fotograf gebe ich wieder, was ich im Moment des Auslösens bedeutsam finde und ich lege fest, wie ich es zeigen möchte.

After that I changed my life in many ways. I gave in my notice, studied „advertising and market communication“ at Hochschule der Medien in Stuttgart. In the second semester we analysed and tried to reconstruct film material and focal length. I left and was very quiet. I knew instantly that the only thing I wanted to do was be a photographer. Only that, nothing else. In that sense I am an absolute late bloomer.

Was inspiriert Dich? Beinahe alles. Ich kann mich in unterschiedlichen und teilweise völlig gegensätzlichen Lebenswelten bewegen. Diese Offenheit versuche ich mir zu bewahren.

Which of your skills is most useful for your work? I have never thought about that. Certainly, today I have the pictures in my head before every shooting. And I am prepared to get up every morning at 3 am if that is what it takes to get these pictures.

Wann hast du angefangen ausschließlich digital zu fotografieren? Auftragsarbeiten fotografiere ich von Beginn an nur digital. Bei meiner Familie ist es umgekehrt. Meine Kinder fotografiere ich sogar fast ausschließlich auf analogem Kleinbild, mit einer Canon EOS 3. Meine Lieblingsfilme sind der Fuji Neopan 400 und der Agfa APX100, beides Schwarz/ Weiß-Filme. Der Arbeitsprozess ist ein völlig anderer. Ich habe 36 Aufnahmen, wann löse ich aus? Ein Gefühl für die Lichtstimmung zu entwickeln und genau hinzuschauen, das lernt man nur analog.

What talent do you need to be a photographer? You need to develop your own perspective of things. Everything else comes second. The photographer Ugo Mulas described this process: „You have to create a concept of life and reality for yourself (…) The most important thing is not grasping the special moment but identifying with your reality“. This makes absolute sense to me. As a photographer I reproduce what I find important at the time of pushing the release button and I decide how I want to show this.

Wie bearbeitetest du deine Bilder nach? Das hängt völlig vom Bild oder von der Serie ab. Ich lege meist zu Beginn den Look fest, fotografiere dann im RAW-Format und entwickle später den Look digital.

What is your inspiration? Nearly everything. I can be in different and sometimes completely opposite life situations. I try to keep this openess of mind.

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Ein besonders gutes Bild entsteht eher zufällig oder muss sorgfältig geplant sein? Beides. Ich bereite mich immer sehr, sehr sorgfältig vor. Aber der Zufall spielt trotzdem eine Rolle. Kürzlich habe ich den Fußballtorwart Timo Hildebrand portraitiert. Wenn es passt, fotografiere ich mit Musik. Bei diesem Shooting hatte ich ein Kinderlied meiner Tochter in der Playlist vergessen. Es lief also Hiphop und irgendwann sang eine Kinderstimme „Wer hat die Kekse aus der Dose geklaut.“ Das hat zu sehr sympathischen Portraits geführt.

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When did you start only working digital? Commission work is always and only digital. Family pictures are the opposite. I nearly never use a digital camera with my children, mostly I use a Canon EOS3. My favourite film is Fuji Neopan 400 and Agfa APX 100, both black and white films. The work processs is completely different. I have 36 exposures, when do I push the button? Analogous photography teaches you to get a feeling for the right lighting and to take a close look at things. Does an exceptionally good photo just happen or does it need careful preparation? Both. I am always well prepareed. But luck does play a part also. Recently I portrayed the football goalkeeper Timo Hildebrand. If it is appropriate I work with music. At this shooting I had forgotten the children`s song for my daughter being on the playlist. So there was Hip Hop and eventually a child`s voice chirped:“ who nicked the biscuits from the tin?“. The result; quite friendly portrait photos.

Wie wird man, außer üben, Deiner Meinung nach besser? Man muss ganz klare Ziele für sich formulieren. Und dann die Arbeiten anderer Fotografen ansehen, am besten gedruckt; mein Büro ist voller Bücher und Portfolios. Dadurch lernt man, sich möglichst objektiv mit der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen und zu erkennen, ob man selbst Fortschritte gemacht hat. Wenn Du deine Aufnahmen im Kasten hast und diese bearbeitet sind, landen die Bilder dann einfach auf der Festplatte, oder was machst Du mit ihnen? Das hängt sehr von den Arbeiten ab – ob sie frei sind oder Auftragsarbeiten, welche Nutzungsrechte vereinbart wurden usw. Manche Aufnahmen kann ich als Prints verkaufen, andere werden ausgestellt. Zurzeit arbeite ich an einem kleinen Fotobuch über meine freie Arbeit „Karabile“, für die ich mich auf dem ausgetrockneten Aralsee auf die Suche nach den letzten Fischerbooten gemacht habe.

How do you get better apart from practising? You have to set yourself clear goals. Then look at other people`s work, best in print. My office is filled with books and portfolios. That is how you learn to take an objective look at your own work which enables you to see whether there is progress. When you have finished your work, where do the photos end up – on your hard drive or what do you do with them? That really depends on the work – freelance or commission work with copyright etc. Some work I sell as print other work is exhibited. At the moment I am working on a small photo book on my free work „Karabile“, where I set out to find the last

Du hast mehrere Auszeichnungen und Preise gewonnen. Über welchen hast du dich besonders gefreut und warum? Ich habe mich sehr über den BFF-Merit gefreut. Zu diesem Zeitpunkt war ich erst kurz BFF Junior 87


photography sven cichovicz

fishing boats on the dried up lake Aral.

Mitglied und der Merit wurde für meinen ersten Jahrbuch-Beitrag vergeben. Und ich habe mich sehr darüber gefreut, für die neue Publikation des Lürzer’s Archive „200 Best Ad Photographers worldwide 2012“ ausgewählt worden zu sein.

You have received prizes and awards. Which make you proud and why? I was really happy about the BFFmerit. At that time I had just become a BFF Junior member and received the merit for my first yearbook contribution. And I was really happy to have been selected by Lürzer`s Archive as „200 Best Ad Photographers worldwide 2012“.

Gerade in meiner Anfangszeit habe ich häufig gezweifelt. Da wird eine Auszeichnung natürlich auch ein Stück weit zur Bestätigung der eigenen Arbeit. Andererseits darf man den Kontext und die Selektionsprozesse nicht vergessen. Eine Auszeichnung zu erhalten heißt auch, dass man ein Bild oder eine Serie geschaffen hat, welche innerhalb dieser Prozesse bestimmte Kriterien erfüllt.

Especially at the beginning I was unsure of myself. An award then naturally becomes an acknoledgement of your work. On the other hand do not forget the context and selection process at hand. To receive an award also means that you have created a picture or a series which fulfill the criteria within this process.

Hast Du schon einmal einen Auftrag abgelehnt? Ja, selbstverständlich. Wenn ich denke, dass ich die Aufgabe in einem bestimmten Bereich nicht erfüllen kann, lehne ich ab. Ich bin zum Beispiel kein Stillleben-Fotograf.

Have you ever declined a job? Yes, of course. If I think I cannot do the job in a specific field, I refuse. For example, I am no still life photographer.

Fluch oder Segen: Microstocks? Für mich ist das kein Geschäftsmodell. Und ich denke auch, dass es für viele meiner Kunden keines ist. Für Marken ist Differenzierung ein wichtiges Kapital. Es wird viel Geld eingesetzt, um diese Differenzierung auf allen sinnlich wahrnehmbaren Ebenen zu erreichen. Das schließt die Verwendung von tausendfach nicht nachvollziehbar genutzten Bildmotiven schlichtweg aus.

Curse or blessing: microstocks? For me this is no business concept. And I think I can say the same for most of my customers. For brands differentiation is important capital. There is a lot of money in reaching differentiation on all kinds of different sense perception levels. This certainly excludes the use of thousandfold not used picture motifs. How do you market yourself and your work and what do you achieve with this? I am only slowly starting to put myself on the market. My customers` numbers have increased through recommendation. By now I have more to show and know in what fields I would like to work. This is what I use to approach potential clients.

Wie vermarktest Du dich und Deine Arbeiten und was erreichst Du damit? Ich beginne erst langsam, mich zu vermarkten. Mein Kundenstamm ist fast ausschließlich durch Empfehlungen gewachsen. Mittlerweile habe ich mehr zu zeigen und weiß, in welchen Bereichen ich arbeiten möchte. Damit kann ich gezielt auf interessante Kunden zugehen. 88


sven cichovicz

Wo möchtest Du als Fotograf einmal ausstellen?

photography

Where do you want to exhibit your work? That is not on my mind right now.

Darüber mache ich mir im Moment keine Gedanken.

Whom would you like to portray? A lady who lives in my town. I see her on the street from time to time. She is always walking around with her shopping bag. Mostly she is wearing this elegant high straw hat, which is fastened with a silk scarf under her chin. She wears a bolero jacket over a flower print dress and lace gloves. I am always happy to see her – but have not found the right words to approach her, yet.

Und wen möchtest Du gern einmal fotografieren? Eine Dame, die in meinem Ort wohnt. Ich sehe sie ab und zu auf der Straße. Sie ist immer zu Fuß unterwegs mit einer Einkaufstasche. Meist hat sie einen wahnsinnig eleganten Strohhut auf mit hoher Krone, den sie unter dem Kinn mit einem Seidenschal festbindet. Über einem Kleid mit Blumenaufdruck trägt sie ein Bolero-Jäckchen und dazu Spitzenhandschuhe. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie sehe – habe aber noch keinen Dreh gefunden, sie passend anzusprechen.

The old lady is going to be famous. That means you will stick to photography? Every passionate photographer knows the quotation from Avedon: „If a day goes by without my doing something related to photography, it´s as though I´ve neglected something essential to my existence, as though I had forgotten to wake up.“ Exactly right.

Die alte Dame wird noch berühmt. Dass heißt, du bleibst natürlich Fotograf? Jeder leidenschaftliche Fotograf kennt doch das Zitat von Avedon: «If a day goes by without my doing something related to photography, it’s as though I’ve neglected something essential to my existence, as though I had forgotten to wake up.» Und genau so ist es.

Thank you for the interview and all the best for your future work Thank You.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg bei deiner Arbeit. Ich bedanke mich.

sven cichovicz www.svencichowicz.com 89


MYTHOS VINTAGE „Mode ist der kürzeste Reflektor des Zeitgeistes, und der ist ein verdammt launischer Geselle” sagte einst Karl Lagerfeld.

Mit der Jeans hält schließlich die Unisex-Mode Einzug in alle Gesellschaftsschichten. Issey Miyake und Vivienne Westwood prägen die Zeit des Punks. Die Modedesigner der 80er suchen auf der Straße nach neuen Ideen und werden fündig. Doch mit der zunehmenden Globalisierung werden erste Anzeichen einer Stagnation in der Entwicklung der Mode sichtbar.

Neuinterpretation von Mode ist heute ein größeres Thema denn je. Sind wir am Ende eines kreativen Prozesses angelangt oder dient das Phänomen Vintage als Orientierung in einer von Schnelllebigkeit geplagten Gesellschaft? HOLE blickt zurück und sucht nach Antworten...

Die erste Retro-Welle mit Stilelementen der 50er Jahre erfasst die Modewelt.

Der Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Zeit der ersten Modedesigner, wie Paul Poiret und Coco Chanel. Der Fall des Korsetts ist der Startschuss in ein neues, durch Massenmedien und schnell voranschreitenden technischen Fortschritt gekennzeichnetes Zeitalter. Verfolgt man die Mode im 20. Jahrhundert, so erscheint sie als Spiegel der sich verändernden politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen.

Die New Age Zeit der 90er ist geprägt durch eine Schlacht der Markenfirmen. Supermodels wie Claudia Schiffer und Naomi Campbell sind die neuen Stilikonen. Mit John Galliano, Marc Jacobs und Alexander McQueen versuchen multi-nationale Unternehmen, wie der Luxusgütererzeuger LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) frischen Wind in die Modewelt zu bringen. Vorrangig ist das Geschäft und der damit verbundene Umsatz eines jeden Modehauses.

Auf die Goldenen 20er mit Charleston Kleid und Kleinem Schwarzen folgt die Zeit des Glamours mit Stilikonen wie Marlene Dietrich und Joan Crawford. Die Traumfabrik Hollywood als Gegensatz zu Rezession und Armut.

Es ist die Zeit Karl Lagerfelds und seinen Kreationen, in denen er ausgefallene moderne Trends mit klassischer Eleganz, dominiert von einer immer wiederkehrenden femininen Männlichkeit, mixt. Der Eintritt in das Zeitalter des Pluralismus zwingt die Firmen dazu, sich den Bedürfnissen der Käuferschicht anzupassen. Nun muss für jeden etwas dabei sein. Ein Trend allein zählt nicht mehr. Denn die Erweiterung von Produktpaletten war unumstößlich. Plötzlich konnte man Hundehalsbänder bei Gucci erwerben und Modeartikel wie luxuriöse Pashminaschals dienten als Überwürfe für Designersofas.

Aus Nichts das Beste machen, ist die Devise der frühen 40er im Stil der Rationierung. Mit Christian Dior kommt der New Look und Cristobal Balanciagas puristische Kreationen sind das Sinnbild der Nachkriegszeit. Minirock und Twiggy. Die 60er als Dekade des Experimentierens mit neuen Materialen und der Trend zu Jugendlichkeit und Androgynität und schließlich folgen die Flower-Power-Zeit und der Wunsch nach Freiheit.

Mit dem Millenium kommt es zu einer wahren 90


mythos vintage

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special


special mythos vintage

Explosion von Trends. Die Streetwear gewinnt immer mehr an Bedeutung. Nicht mehr Paris, London oder New York geben den Ton in der Modewelt an. Städte wie Berlin, Kopenhagen, Stockholm und Barcelona sind jetzt Trend und somit auch deren Mode. Wir reisen durch die Welt und lassen uns von jedem Ziel inspirieren und für die Modeinteressierten bietet sich in jeder hippen Stadt ein neues Mekka an Ideen. Labels wie Acne-Jeans, Kilian Kerner, Viktor & Rolf und Wunderkind durchbrechen die verstaubte und zuweilen versnobte Welt der Mode. Doch woran liegt das?

kleine Weisheit frönen dürfen, denn nun haben wir ein unschlagbares kleines Zauberwort namens “Vintage”. Zum Einen ein raffinierter Schachzug der Modebranche, zum Anderen eine wunderbare Erholung. In ist, was schön ist und Spaß macht. Wir können uns nach Herzenslust in allen Zeitzonen der Modegeschichte austoben, sind nicht mehr gezwungen den einen Retro-Trend mitzumachen. Wir benutzen den Mythos des Vergangenen, die damit verbunden individuellen Erinnerungen und tragen Designs vergangener Zeiten, um unserer Identität ein neues Gesicht zu verpassen. Ohne Stress, aber dafür mit einem guten Gefühl und der Gewissheit, das alles schon einmal da war. Warum also nicht nach Herzenslust von Vergangenem profitieren?

Unsere moderne Welt ist in erster Linie als Massengesellschaft zu begreifen. Alles passiert gleichzeitig. Informationen überwinden tausende von Kilometer in kürzester Zeit und sind in unbegrenzter Menge und jederzeit abrufbar. Einer Modemesse folgt der nächsten. Vier Kollektionen im Jahr reichen schon lange nicht mehr. Eine Zwischenkollektion jagt die andereimmer auf der Suche nach “dem Trend”. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir schnell sein müssen, um ihn nicht zu verpassen, aber gelegentlich sind wir es auch leid, so schnell zu sein; in einer Gegenwart, die auf der Überholspur an uns vorüber zu rauschen scheint. Sehnt sich nicht jeder von uns nach ein wenig Ruhe und richtet seinen Blick hin und wieder auf die Zeit, in der alles ein wenig “leichter” war?

Es ist an der Zeit uns ein wenig Ruhe zu gönnen, also nutzen wir sie.

Retro ist in. In der Mode kehrt alles wieder. Ich erinnere mich noch gut an den Satz meiner Mutter: “Junge, gib nie deine Mode weg, lagere sie gut ein, alles kommt wieder, und eines Tages bist du mir dankbar.” Heute sind wir in der glücklichen Lage, dass wir unsere Freude am Shoppen auch ohne diese 92


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Unsere nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2011.

Our next issue will be published in December 2011.

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