Am Kreuz der Autobahnen

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Themenheft von Hochparterre, März 2020

Am Kreuz der Autobahnen

Eine Raum-, Planungs- und Sozialgeschichte der Gemeinde Oftringen.

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Feldstrasse, Badiweg, Bifang, Matteweg, und mittendurch fliesst der Dorfbach. Nach zehn Minuten Fussweg vom Zentrum geht die schnell gewachsene Siedlung in fette Wiesen über. An deren Rand leben die Menschen hinter Zäunen und Hecken in Häuschen mit Ofen und haben ein Herz für die Wildbienen. Dann kommen die Bäume – ein Drittel von Oftringens Terrain ist Wald.

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Themenheft von Hochparterre, März 2020 —  Am Kreuz der Autobahnen — Inhalt

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Editorial

Inhalt

4 Die wahre Mitte des Landes Zwei Kreuze bestimmen Oftringens Raumgeschichte: das der Landstrassen und das der Autobahnen.

6 «Es ist, wie es ist» Im ‹ Alten Löwen › und im ‹ Hochstudhaus › pflegt ein betagtes ‹ Museumsteam › das Ortsmuseum.

8 Oftringen ist die Schweiz Eine Wanderung durch die Landschafts- und Architekturgeschichte der neueren Schweiz.

14 Dichte und Qualität Die Nutzungsplanung ermöglicht Aufstockungen, hohe Häuser und sieht Arealpläne mit genügend Zwischenräumen vor.

20 Der Kreuzplatz als Stadtstern Aus der Autokreuzung soll ein Stadtplatz mit Bahnhof werden. Ein Augenschein mit dem Gemeindearchitekten Peter Göldi.

26 Stadtraum statt Verkehrsachse Aus einer viel befahrenen, schnurgeraden Autostrasse soll ein städtischer Raum werden. Für Velos ist eine Vorzugsroute geplant.

30 «Weder Dorf noch Stadt» Ein Gespräch mit dem Gemeindeammann, dem Gemeindearchitekten und dem Ortsplaner.

Im Kreuz der Schweiz

Oftringen ist das Dorf am Autobahnkreuz. A 1 und A 2 treffen sich dort und streben auseinander nach Zürich und St. Gallen, nach Bern und in die Romandie, nach Basel und zum Gotthard. Innert einer Generation ist Oftringens Bevölkerung um das Dreifache gewachsen und ist die Gemeinde Teil des Siedlungsteppichs geworden, der von Olten über Aarburg, Rothrist nach Zofingen läuft. Wie sieht es in Oftringen aus ? Wer lebt dort wie ? Peter Göldi, Oftringens Gemeindearchitekt, hat mich eingeladen, die Landschaften, Häuser und Lebensformen seiner Gemeinde zu inspizieren. Zu berichten, wie sie aus Standortgunst, Verkehrsdruck, Eigensinn von Investoren und Geschichte Ortsentwicklung macht: eine ambitionierte Revision der Ortsplanung, die Verdichtung und Stadtraum ernst nimmt. Einen weit reichenden Plan, um die Hauptstrassen, die sich in Oftringen kreuzen, zu einem Stadtraum zu machen. Ein grosses Projekt fürs Velo und der Traum eines eigenen Bahnhofs im Ortszentrum. Ich marschierte stundenlang kreuz und quer durch Oftringen, von den grossen Klötzen fürs Einkaufen am Autobahnkreuz bis in den zauberhaften Waldfriedhof, von der architektonisch gut geratenen Schulanlage bis zum EO-Hochhaus, das allein auf weiter Flur eines der frühen der Schweiz ist. Die Geschichte des Mehrfamilienhauses ist in Oftringen ebenso anschaulich wie die Design­ geschichte des Balkons vom kleinen Trögli aus Waschbeton bis zur weiträumigen Veranda. Und ‹ Mel Jane Beauty ›, ‹ Beauty-Dream Cosmetic Lounge ›, ‹ Coiffeur Fantasia › und so weiter – nirgendwo traf ich so viele Lokale, wo der Körper gestählt, gepflegt, frisiert und gebräunt werden kann. Und faszinierend ist denn auch, wie die Kultur des Fremden nach und nach einheimisch wird und in Oftringen Räume gestaltet mit bunten Interieurs für den Verkauf von Lebensmitteln mit schön gestalteten Etiketten. Damaris Betancourt war mit mir als Fotografin unterwegs. Aus ihrer grossen Studie über Oftringen prägt nur ein kleiner Ausschnitt dieses Themenheft. Weitere Bilder werden wir dem Ortsmuseum schenken, ein schöner und lebhafter Ort, in Schwung gehalten von alten Oftringe­ rinnen und Oftringern, die in all dem schnellen Wandel am Gedächtnis ihres Dorfes, das heute eine Stadt ist, arbeiten. Und in diesem Heft aus ihrem Leben und von ihrer Arbeit am Museum erzählen.  Köbi Gantenbein

Impressum Verlag Hochparterre AG  Adressen  Ausstellungsstrasse 25, CH - 8005 Zürich, Telefon + 41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag @ hochparterre.ch, redaktion @ hochparterre.ch Verleger  Köbi Gantenbein  Geschäftsleitung  Lilia Glanzmann, Werner Huber, Agnes Schmid  Verlagsleiterin  Susanne von Arx  Idee, Konzept und alle Texte  Köbi Gantenbein  Fotografie  Damaris Betancourt, www.damarisbetancourt.com  Art Direction  Antje Reineck  Layout und Fotoauswahl  Barbara Schrag  Produktion  René Hornung  Korrektorat  Elisabeth Sele, Dominik Süess  Lithografie  Team media, Gurtnellen  Druck  Stämpfli AG, Bern Herausgeber  Hochparterre in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Oftringen. Besten Dank für Rat und Tat an Peter Göldi, Leiter der Abteilung Bauen Planen Umwelt. Bestellen  shop.hochparterre.ch, Fr. 15.—, € 12.—

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1840  Plan: GIS Kanton Aargau

Die wahre Mitte des Landes Zwei Kreuze bestimmen Oftringens Raumgeschichte: das der Landstrassen und das der Autobahnen. Hier kreuzen sich der Ost-West- und Nord-Süd-Verkehr.

Oftringens Kartenbild hiess unter den Stadtforschern vor zwanzig Jahren ‹ Arolfingen › – zusammengesetzt aus Aarau, Olten, Zofingen. Eine richtige Stadt mit 100 000 Bewohnerinnen und Einwohnern sollte hier werden, zwei Kantone übergreifend, mit Stadtmitte, zentraler Regierung und allem Drum und Dran, vom Stadttheater über das Spital bis zur Hochschule – und mittendrin die Gemeinde Oftringen. Die Idee der Forscher ist versandet – immerhin gab sie einem Tierheim den Namen. Statt der Stadt Arolfingen gibt es nun das ‹ Aareland ›, einen losen Verbund aus 65 Gemeinden in drei Kantonen, von Kienberg bis Dagmersellen, von Auenstein bis Oensingen – und mittendrin Oftringen. Gut 240 000 Menschen leben im ‹ Aareland ›. Diese Institution koordiniert die grossräumige Planung. Vor allem ist ‹ Aareland › die Tankstelle für die vielen Millionen Franken, mit denen der Bund mit den Agglomerationsprogrammen den Ausbau von Strassen und Eisenbahnen vorantreibt – und auch für die Fussgänger- und Velowege etwas hergibt. Über 120 Millionen Franken ka-

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men bisher so in die Region. Nach Oftringen 0,8 Millionen für die neue Haltestelle der SBB im Ortsteil Küngoldingen oder 9 Millionen für den Neubau der Wiggertalerstrasse, einer Zufahrt zu den gros­sen Gewerbegebieten. Das rote Kreuz Mag die geografische Mitte der Schweiz auf der Älggialp im Kanton Obwalden liegen ; mag die ideologische Mitte der Nation das Rütli, ihre politische Mitte in Bern sein und die Mitte der Macht am Zürcher Paradeplatz – die wahre Mitte der Schweiz ist Oftringen. Hier ist ihr Kreuz. Schon der Urgrossvater der Landkartenzeichner im Kanton Aargau, der preussische Ingenieur Ernst Heinrich Michaelis, hat es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf seine Karte zeichnen können. Am Ende der Kreuzstras­ se, am Kreuzplatz, trafen sich fünf Strassen, vier davon die wichtigen Hauptstrassen des Schweizer Mittellandes aus Zürich, Bern, Basel und Luzern. Und um die Kreuzung zeichnete Michaelis einen stattlichen Haufen aus roten

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1960  Pläne: Swisstopo

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Rechtecklein für die Höfe und Häuser, so den ‹ L öwen ›, eine grosse Wirtschaft mit Tanzsaal. Napoleon soll hier übernachtet haben und auch Fürst Bismarck. Hier hielt die Postkutsche an, hier war das Postbüro untergebracht. Die grossen Buchstaben, mit denen der Landvermesser Michaelis ‹ Kreuzstrass › in sein Blatt setzte, nahmen vorweg, dass die Ströme auf diesen vier Strängen Oftringens Raumgeschichte schreiben werden. Und so ist es folgerichtig, dass 1970 an diesem Kreuz der Immobilienunternehmer Rüegger mit den Architekten Lehmann Spögler Morf das EO-Hochhaus aufgestellt hat. EO steht für Einkaufszentrum Oftringen. Darum herum viele Parkplätze, im erhöhten Sockel eine grosse Migros und weitere Läden und oben drauf ein eleganter 67 Meter hoher Turm mit 71 Wohnungen auf 20 Stockwerken. Auf den Turm hinauf zu fahren, gehört zum Heimatkundeunterricht der kleinen Oftringer. Imran, Arlind und Matteo brachten als Bericht zurück: « Mit dem Lift fuhren wir aufs Dach. Als wir oben waren, hatten wir einen herrlichen Ausblick. Wir hatten alles gesehen, sogar den Jura und manche Schüler entdeckten ihr Haus. Wenn man da oben ist, hat man ein sehr cooles Gefühl. Später sind wir nicht mehr mit dem Lift runtergegangen, sondern über die Treppe. Es war mega toll. Das werden wir nie vergessen ! » Das gelbe Kreuz Etwas ausserhalb des Kreuzplatzes ist ein weiteres Kreuz auf die Landkarte gezeichnet. Es sind, in freier Form, zwei gelb markierte Doppelstränge für die Nationalstrasse. Der eine ist die Autobahn A 2. Er läuft seit Anfang der 1960er-Jahre dem Rand Oftringens entlang, von Basel herkommend, nach Luzern und Italien weiterführend. Der andere Strang, die A 1, durchtrennt Oftringen auf dem Weg von Bern nach Zürich, St. Gallen und die Weiten des Ostens. Eine verzogene Kreuzfigur aus Bögen, Ellipsen, Spangen und Stäben verbindet die zwei Stränge zur Verzweigung Wiggertal, die im Volksmund auch Autobahnkreuz Oftringen heisst. Dank ihm kann der Autostrom Tag und Nacht von Süden nach Norden und Westen und Osten fliessen und umgekehrt. Oftringen ist an den Doppelstrom

mit Auf- und Abfahrten angeschlossen. War das alte Strassenkreuz bis in die 1950er-Jahre die Silberwährung für die Bedeutung des Ortes, ist das neue die Goldwährung für die Entwicklung und dramatische Veränderung in den letzten sechzig Jahren. Eine imposante Kollektion an Fachmärkten und Einkaufszentren ist am Oftringer Kreuz und am Rand der Gemeinde gewachsen, mit Tausenden Parkplätzen. Neben der Kaufhauslandschaft steht ein Band mit Containern für Fabriken, Lagerhäuser und Grossgaragen. Innert einer Stunde können von hier aus die Lastwagen vier Millionen Menschen erreichen, so viele wie von keinem anderen Ort in der Schweiz aus. Und umgekehrt gilt: Kein Kurort in den Alpen hat so viele Gäste pro Saison wie Oftringens Autobahnkreuz. Städtebauer machen sich nun daran, diesen Ort zu ‹ entwickeln ›, sie legen auf ihren Zeichnungen Platten über die Autobahnschlucht, setzen darauf und dane­ ben Hochhäuser, zeichnen Pärke ein, getragen vom Glauben an Wachstum und Automobil. Das schwarze Kreuz Einen Fingerbreit von Oftringens Kreuzplatz ist auf der Landkarte von 1960 der schwarze Strang der Eisenbahn eingezeichnet. Täglich fahren hier Hunderte Züge – als S-Bahnen, als regionale, nationale und internationale Schnellzüge. Und als lange und laute Güterzüge von Norden nach Süden und umgekehrt – ohne Halt in Oftringen. Ist der schwarze Strang heute Durchgangsstrom, gründete auf ihm im 19. Jahrhundert die Industrialisierung des Ortes mit Papier-, Uhren- und Metallfabriken. Räumlich bemerkenswert bilden der Eisenbahnstrang und die Kantonsstrasse von Aarburg nach Zofingen miteinander ein spitzes, gleichschenkliges Dreieck, in dem sich die Industrie niedergelassenen hat und bis heute mit markanten Gebäuden präsent ist, mit Namen wie Omya oder Franke. Eine Hoffnung der Oftringer Zukunfstbildner: « Wir wollen einen eigenen Bahnhof, nahe am Kreuzplatz wollen wir eine Drehscheibe bauen für den öffentlichen Verkehr, und rund um das EO-Hochhaus soll die Zukunft aus allen Ritzen spriessen dank noch intensiverer Standortgunst. »

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Im ‹ Alten Löwen › ist ein Kulturzentrum mit Saal, Säli und Ausstellungsräumen untergebracht, nebenan im ‹ Hochstudhaus › das Orts­ museum. Alte Oftringerinnen und Oftringer halten das Ensemble in Schuss.

« Es ist, wie es ist » Im alten Ortskern stehen der ‹ Alte Löwen › und das ‹ Hochstudhaus ›. Hier pflegt ein betagtes ‹ Museumsteam › Oftringens Gedächtnis im Ortsmuseum. Ein Znünibesuch.

Rolf Obrecht, Ewin Fischer, Bethli Hubeli und Willi Seiler ( v. l. n. r. ) sind die Hüterin und die Hüter von Oftringens Gedächtnis.

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Immer am Dienstag ist Znüni. Dann treffen sich Elisabeth ‹ Bethli › Hubeli ( 86 ), Willi Seiler ( 86 ), einst Käser, dann Industriespengler und Elektriker, Erwin Fischer ( 84 ), Schreiner, und Rolf Obrecht ( 70 ), Maurer-Polier, und Mathias Baumann ( 43 ), der Kurator des Ortsmuseums Oftringen, in der grossen Stube des ‹ Alten Löwen ›. Sie trinken Kaffee, danach gibt es Schinken, Aufschnitt, Käse, Brot und einen Schluck Rotwein. Heute fehlt Malermeister Werner Müller. Die fünf Anwesenden kümmern sich teils seit Jahrzehnten ums Ortsmuseum, untergebracht im uralten ‹ Hochstud­ haus › und im ‹ Alten Löwen ›, bis ins 19. Jahrhundert eines der wenigen prächtigen Häuser Oftringens – Taverne an der alten Durchgangstrasse von Olten nach Luzern. Es ist ein herrschaftliches, zweistöckiges Haus mit einem imposanten Mansarden-Walmdach. Hier gibt es seit 2011 Räume für Ausstellungen, unter dem freigelegten Dachstuhl einen viel gebrauchten Saal für die Musikschüler, für Konzerte, Hochzeiten und andere Feste. Im ‹ Hochstudhaus › nebenan ist der grosse Teil der Sammlung ausgestellt, wobei auch das Haus selbst exquisites Museumsgut ist. Bethli Hubeli:  Als im Dorf immer weniger da war von früher, hat sich mein Mann selig für das Museum engagiert. Damit das Gedächtnis bleibt. Es begann im ‹ Hochstudhaus ›. Sie flickten das Dach, die Böden, das Fundament und brachten unter, was die Leute hertrugen. Bauernwerkzeuge, Kleider, Möbel, Apparate der Industrie, Fotografien, Alltagssachen ; wir haben auch eine ganze Schuhmacherei. Es ist einfach wichtig, dass wir uns auch heute, wo alles ganz anders ist, bewusst sind, woher das Dorf kommt. Willi Seiler: Im ‹ Hochstudhaus › hatte es bald keinen Platz mehr für all das, was die Leute nicht mehr brauchen, das aber doch einen geschichtlichen Wert hat. Die Gemeinde hatte den ‹ Alten Löwen › 1984 gekauft und wollte ihn zu einem Haus mit Saal und Museum ausbauen. Er war sehr schlecht zwäg. Die Gemeindeversammlung lehnte das Projekt ab. Der Schlälfli Bruno, ein Gärtnermeister, war über viele Jahre die treibende Kraft des Museums. Er trommelte uns pensionierte Handwerker schon 2001 mit der Idee zusammen: Das machen wir selbst, und so trafen wir uns, ein gutes Dutzend, am Dienstag und am Donnerstag und renovierten das marode Haus. Rolf Obrecht: Ich bin der Benjamin und kam erst dazu, als meine Kollegen den ‹ Alten Löwen › fertig renoviert hatten. 6400 Stunden haben sie dem Dorf und dem Museum geschenkt. Dann hat die Gemeinde doch noch ein Projekt bewilligt, die Heizung musste eingebaut werden und eine Holzlaube, die den Saal erschliesst mit einem Lift, sodass alle hinaufkommen. Damals beschloss man auch, einen Kurator mit dreissig Prozent anzustellen, den Baumann Mathias, der auch zu uns schaut. Heute treffen wir uns einmal in der Woche, denn das Museum mit den zwei Häusern muss ja unterhalten werden, und wir halten auch das Sammlungsgut in Schuss. Es gibt keinen Gegenstand im Haus, den wir nicht in der Hand gehabt haben, geflickt, gereinigt. Wir machen das in Fronarbeit. Uns gefällt es, die alten Techniken fürs Bauen und die Werkzeuge zu studieren und sie anzuwenden. Das ist ja auch wichtig fürs Erhalten der Geschichte. Als Nächstes werden wir einen alten Brunnen aus Muschelkalk installieren. Willi Seiler: Wir haben das Haus mit unserem Wissen und unserem Gedächtnis umgebaut. Der Architekt Alfred Anker und Baufirmen kamen erst für den grossen Lupf mit dem Anbau und dem Dachstock auf die Baustelle. Vorher haben wir in der Gruppe abgemacht, was wie gemacht wird. Natürlich hat das Bauamt ein Auge auf uns geworfen. Das Museum gehört schliesslich der Gemeinde. Auch haben wir auf die Denkmalpfleger gehört, sind aber stolz, dass wir dies und das besser wussten und konnten als die

vom Amt. So haben sie die Fensterläden nicht so malen wollen wie wir. Als sie dann hingen, bat der Denkmalpfleger uns, sie noch einmal zu malen, so wie wir es schon vorher gesagt hatten. Bethli Hubeli: Auch wenn man einander fast nicht mehr kennt im Dorf, war die Unterstützung fürs Museum immer da. Einer gab ein paar Säcke Zement, und jener lieferte Holz oder einen Posten Plättli, und diese steckte uns mit der linken Hand ein Hunderternötli zu und mit der rechten grad noch eines. Erwin Fischer: Die Anerkennung der Leute, auch der vielen Neuzuzüger, ist unser Lohn. Schön ist es, wenn im grossen Saal unter dem Dach etwas los ist und die Leute Freude haben. Dann denke ich, unsere Arbeit hat Sinn gehabt. Willi Seiler: Der ‹ Alte Löwen › ist schon im frühen 19. Jahrhundert an den Kreuzplatz gezügelt und war dort ein weit herum bekannter Ort mit Gasthaus, Post und Saal. Er wurde 1969 abgebrochen, heute steht dort das EO-Hochhaus. Ich sagte schon damals, man hätte es grad um zehn Stockwerke abbrechen und den Schutt auf dem grossen Parkplatz verteilen müssen. Es passte überhaupt nicht in die Landschaft. Es gehört niemandem aus Oftringen, sondern der Pensionskasse des Siemens-Konzerns. Es profitieren halt im Ort auch die von ausserhalb. Erwin Fischer: So richtig los ging die Bauerei mit der Autobahn. Verdient haben die Bauern mit dem Landverkauf, und viele mussten verkaufen, weil sie überschuldet waren. Aber noch viel mehr verdient haben die Spekulanten, die den Bauern das Land abgenommen haben. Man liess alle einfach machen. Wir hatten nichts zu sagen. Der Kanton bestimmte, das kommt hier so, und dort wird Platz für so und so viele neue Leute geschaffen. Rolf Obrecht: Es ging und geht schon sehr schnell. Zuerst war das Wachstum immer auch mit Arbeitsplätzen verbunden. Das fand ich gut. Heute sind wir eine Schlafgemeinde. Gewiss, die Leute müssen wohnen, aber das Wachstum wird zu sehr dem Markt und der Spekulation überlassen. Und die Gemeinde muss dann für all die Infrastrukturen sorgen. In die Planung ist viel investiert worden in den letzten Jahren. Vieles blieb aber Papier. Mindestens bisher. Ich bin froh, dass die Pläne am Kreuzplatz nun endlich ins Rollen kommen. Auch ist gut, dass verdichtet und nicht noch mehr Landschaft zugebaut wird. Bethli Hubeli:  Obschon man sich nicht mehr kennt im Dorf – es kamen viele nette Leute nach Oftringen. Es gibt viele Kinder. Viele passen sich an, und wir passten uns auch an. Erwin Fischer: Es zügeln ja Leute aus aller Herren Länder nach Oftringen. Natürlich kommen nicht alle in unser Museum, aber es berührt mich, wenn ein Kind in der Ausstellung erzählt, dass seine Grossmutter in Mazedonien noch heute mit genau dem gleichen Karst auf dem Feld arbeite, wie man hier einst gearbeitet hat. So gibt es Gemeinsamkeiten, denn bei uns war es einmal gleich wie dort. Bethli Hubeli: Als ich vor siebzig Jahren nach Oftringen geheiratet habe, waren wir noch ein Bauerndorf. Es gab etwas Gewerbe, Industrie ausserhalb, aber es war sehr ländlich. Gewiss, die Welt hat sich überall verändert, aber hier ist alles sehr schnell anders und fremd geworden. Aber es ist, wie es ist, da kann man nichts machen. Ich bin froh, dass wir unser Ortsmuseum haben. Hier sieht man, woher wir kommen, und uns macht es Freude, all das zu erhalten und zu zeigen.

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Eine Wanderung durch Oftringen ist eine Wanderung durch die Landschafts- und Architektur­ geschichte der neueren Schweiz. Von der Balkongestaltung bis zur Schulhauserweiterung.

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Wandern in Oftringen ? Jawoll – begonnen beim Bahnhof Aarburg-Oftringen, pfeifengerade der Hauptstrasse nach bis zum grossen Strassenkreuz beim Kreuzplatz, durch ein Pärkli hinunter zum Bahndamm. Dann hinauf auf die wuchtige Brücke über die Eisenbahnstrecke nach Luzern. Auf der anderen Seite durchs Gebüsch zu den Blöcken ‹ am Tych ›. Dort betrachtet, wie die Geschichte des Balkondesigns aufgeführt wird: In der Frühzeit war der Balkon ein Kistchen auf einer kleinen auskragenden Betonplattform. Daraus wuchs, mit starker Brüstung aus Waschbeton bewehrt und mit einem Storendach bedeckt, ein Aussenzimmer. Aus dem wurde schliesslich in neuer Zeit ein breiter Rundlauf ums Haus, sodass gut und gerne zwanzig Quadratmeter Aussenwohnung zum inneren Raum gehört. Ebenfalls ‹ am Tych › ist zu sehen, wie in der Frühzeit des Blockwohnungsbaus die Bauherren schamlos das Untergeschoss als Wohnung konzipiert haben.

Die Wanderung 1 Bahnhof 2 Quartier am Tych 3 Fiege Spedition 4 Senn Stahlbau 5 Einkaufszentrum Perry 6 EO-Hochhaus 7 Tychbodencenter 8 Autobahnbrücke 9 K irche 10 Schule Oberfeld 11 Fantasia Super Center 12 Einfamilienhäuser mit Bergblick 13 K lösterli 14 Waldfriedhof Langern 15 Küngoldingen 16 Altstadt Zofingen Plan: GIS Kantone Aargau und Solothurn

investiert in die Bildungsgefässe und hoffentlich noch mehr in das, was darin geschieht. Neben dem Schulpark steht die Kirche mit einem Turm, der wie eine Nadel in den Himmel strebt – erst seit 1934 hat das Dorf seine eigene Kirche. Ernüchterung über ihren Innenraum – sie hat den Charme einer Abstellhalle. Nun kreuz und quer über Strassen, Wege und Weglein bis zum ‹ Obristhof ›. Heisse Füsse nach fünf Stunden Wandern und Hunger nach einem Süppchen. Hinein ins Fantasia Super Center . Ein Einkaufsladen, vollgestopft mit allem, was es braucht, um den Alltag zu bewältigen – viele Spezialitäten aus dem Balkan und aus Asien, in schöne Verpackungen gehüllt, dazu eine Metzgerei, eine opulente Gemüseauslage wie am Mittelmeer. Nebenan eine Gastwirtschaft in einem anderen Interieur als das von ‹ Eintracht ›, ‹ Traube › oder ‹ Krone ›. Bar und Speisesaal in einem beinah fensterlosen Raum, ausgestattet mit viel Keramik, zwei immensen Fernsehern und einer offenen Küche. Riesige Portionen Fleisch, Spezialitäten aus dem Die letzten braunen Plättli Aus dem ‹ Tych › bald darauf über ein Strassengewirr Balkan. Freundliche Kellnerinnen. In Oftringen leben geschritten, auf dem ein Fussgänger ganz und gar verlo- 37 Prozent Menschen ohne Schweizerpass. Die alten Leren ist, zu den Firmensitzen von Fiege, wo ein Lastwagen bensmittelläden sind alle zu – das ‹ Fantasia › von Sladjana dem andern folgt, und zu Senn, wo in kühnem Manöver Mirkovic ist ein lebhafter, schöner Ort. ein mächtiger Pneukran eben die Werkstatt verlässt. Nach solchen Inspektionen der Arbeitswelt ein Abstecher ins Grosse Häuser, grosse Autos und der Waldfriedhof Einkaufszentrum. Das ‹ Perry › war eines der ersten in der Gestärkt mit einer Pizza Margherita, lasse ich mir im Schweiz und ist eines der letzten, die zurzeit mit vierzig ‹ Fantasia › die Haare schneiden, denn einen Coiffeur gibt Millionen Franken umgebaut und erweitert werden. Wer es hier auch, dazu ein Nailstudio. Der Wanderer staunt: also noch Stimmung und Spuren früherer Einkaufswelten Dem schönen Körper geben die Oftringerinnen und Oferleben will – Gasse, Platz, Nischen in gedämpftem Licht, tringer viel Beachtung – nirgendwo sonst hat er so viele braune Farbe in allen Tönen, keramische Böden und Wän- Nailstudios, Haarparadiese, Beautysalons und Solarien de, dunkle Plättli –, muss sich sputen. Der Wanderer bedau- gesehen wie hier. Frisch frisiert nimmt er am Nachmittag noch einmal ert: Schade, dass die Denkmalpflege zwar Wohnpaläste, Kirchen, Burgen und schöne Brunnen schützt, aber keine 15 Kilometer unter die Füsse, dem Dorfbächlein nach, Interieurs wie dieses. leicht bergaufwärts zu den gros­sen Einfamilienhäusern Vom ‹ Perry › an den Autowaschanlagen und Pneuhan- am Hang mit Bergblick. Wie überall in der Schweiz breiten delshäusern vorbei über die Brücke zurück zum Kreuz- hier arrivierte Familien ihren Geschmack, ihren Stolz und platz. Betrachtung des Hochhauses – des Wahrzeichens ihren Anspruch ans komfortable Leben aus. Doch auffälvon Oftringen. Verwunderung über seinen Nachbarn. Al- lig ist, wie eng die Häuser stehen, den kostbaren Raum an les ist topfeben hier, das Tychboden-Center aber ist auf bester Wohnlage ausnutzend. Eindrücklich ist die Autoeinem Hügel gebaut. Die Inspektion ergibt, dass unter mobilisierung. Die Dichte der SUVs liesse einen strengen ihm ein Stück nicht mehr gebrauchte Schweiz vergraben Winter erwarten. ist: Eine Zivilschutzanlage, deren Konstruktion den Hügel Dann kommt der Wanderer bei einem umgebauten bedingt hat. Das Center ist ein seltsames, in den Himmel Klösterli vorbei und nimmt einen Pfad in einen idyllischen fuchtelndes Gebäude, eine späte Turnübung ganz in Weiss Wald. Er erreicht den Waldfriedhof Langern. Hier kann die im Stil der Dekonstruktivisten. Asche der Toten unter Bäumen bestattet werden. Zurück Dann der Hauptstrasse nach Richtung Zofingen zur durch ein Wechselbad gestalterischer Einfälle und Träulegendären Autobahnverzweigung Wiggertal. Mit Todes- me auf Einfamilienhausparzellen, in weitem Bogen über mut über die mehrspurige Autostrasse in die Fachmärk- Land hinaus in den Ortsteil Küngoldingen. Dort das alte te, durch sie streifend, staunend, wer die immensen hier Dorfzentrum inspiziert mit ein paar schönen Baumeisteraufgestapelten Warenberge vom Bastel- über den Garten-, häusern aus früherer Zeit. Ihre Bewohner haben auf die den Möbel-, den Unterhaltungs- bis zum Tierbedarf kau- viel befahrene Landstrasse reagiert und die ehemalige fen soll und brauchen kann. Haustüre, freundlich zur Strasse hin gerichtet, zugemauert. Sie treten nun vom Garten her ins Haus. Nun gehts der Landstrasse nach, begleitet von grossen ÜberbauunRobuste Schulhäuser Weiter gehts querfeldein durch eine Wohnblock- zur gen. Unglaublich, wie viel hier in den letzten Jahren geSchulhauslandschaft. Hier stehen die Perlen von Oftrin- baut worden ist, und alles im Copy-Paste-Stil, sodass es gens Architektur: über hundert Jahre Schulhausbau. Platz- aussieht wie überall, und der Wanderer die Orientierung bestimmend eine Burg im Heimatstil, verziert mit anmuti- verliert. Er wühlt sich durch den Häusergürtel, der Oftringen Bildhauerarbeiten vom Brunnen bis zu Allegorien des gen mit Zofingen grenzenlos verbindet. Er versucht, das Bürgerfleisses. Es ist erstaunlich, wie robust diese alten Bildungsmuster der Farbverteilung über die Fassaden Häuser sind, wie ihr Interieur dem Wandel der Pädagogik zu verstehen – Weiss, Gelb, Magenta, Ocker –, vergeblich. standhält und wie verständige Architekten die Anlage er- Schliesslich erreicht er Zofingens Altstadt – eine völlig anweitert haben, ohne sie zu verderben. Eingeschweizerte dere, eine fein herausgeputzte Postkartenschweiz, die mit Moderne, industrielles Bauen, Postmoderne, Schweizer der Schweiz von Oftringen nichts zu tun hat. Und er kehrt Kiste, nordisch anmutende Pavillonarchitektur – all das ist ein in der ‹ S chützenstube ›.  hier in diesem grosszügigen Areal vertreten. Eine schöne Anlage und ein berührender Auftritt des Staates, der viel

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Eine Brücke schlägt den Bogen für die Hauptstrasse über die Eisenbahnlinie Olten – Luzern. Durch ihre Harfe sehen wir die Zwischennutzung eines Fabrikanten von Baustoffen und dann die grosse Kiste von Fiege – einer Logistikfirma, die die Standortgunst des Autobahnkreuzes nutzt. Im Hintergrund raucht die Kehrichtverbrennung.

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Blick in ein Interieur, das bald verschwinden wird. Das Perry-Center, eines der ältesten Einkaufszentren der Schweiz, wird grundlegend erneuert und ausgebaut. Es ist eines der meistbesuchten in dieser an Einkaufszen­ tren reichen Region am Kreuz der Schweiz. Plättli, Leuchten, Kojen, Installationen, Typografie – es gibt hier viele Details, die denkmalwürdig wären.

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Im Zweifelsfall werden in Oftringen nicht mehr gebrauchte Hallen und Ställe abgebrochen, oder sie sind schon lange abgebrochen worden. Nicht so bei dieser prächtigen Holzhalle. Hier war einst eine Scheune, dann eine Ga­ra­ge. Heute nutzt ein Solarium das Haus. Es vertritt das Gewerbe zur Verschönerung des Körpers, das hier gut vertreten ist: mit 16 Coiffeur-, Perücken- und Hair-­De­sign-­ Läden, 3 Beautysalons, 4 Nailstudios, 11 Arzt- und 5 Zahn­ arztpraxen sowie 5 Therapie- und Sportmasseuren.

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In Oftringen beträgt der Anteil der ausländischen Bevölkerung 37 Prozent. An der Oberfeldstrasse bei der Post steht das ‹ Fantasia ›, Oftringens buntestes Einkaufszentrum. Ein Laden führt nebst dem für den Alltag Nötigen allerhand Köstlichkeiten aus dem Balkan und aus Asien. Vor dem Haus gibt es einen Gemüsemarkt, nebenan ein Restaurant mit Gutem aus dem Balkan und Pizza. Und wessen Magen gefüllt ist, der kann sich bei FantasiaHair schön machen lassen.

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Dichte und Qualität Auch für Oftringen gilt: Die Nutzungsplanung soll helfen, das Dorf zu verdichten. Mit Aufstockungen, mit hohen Häusern, mit Arealplänen für genügend Zwischenräume. Erste Beispiele zeigen, wie. Das Dörflein Oftringen war mit 760 Bewohnerinnen und Bewohnern schon im 18. Jahrhundert grösser als die meis­ ten seiner Umgebung. Das Kreuz der Hauptstrassen von Bern, Basel, Luzern und Zürich beim ‹ Löwen › brachte Ver­ kehr ; die Eisenbahn von Olten nach Luzern und ein aus dem Flüsschen Wigger abgezweigter Kanal, der Tych, brachten im 19. Jahrhundert Manufakturen und bald In­ dustrie – sie stellten Textilien, Papier oder Uhrengläser her und legten den Grundstein einer auch heute noch stark präsenten Industrie mit Firmen wie dem Chemiekon­ zern Omya oder der Küchenfabrik Franke. Verkehrsgunst und Arbeitsplätze brachten neue Bewohnerinnen und Bewohner. 1870 waren es schon 3000 und hundert Jahre später dreimal mehr. Am 1. Juli 2019 konnte Gemeinde­am­ mann Hanspeter Schläfli die fünfköpfige Familie BapstWeidmann begrüssen. Sie hob die Einwohnermarke über 14 000 – Oftringen ist nun erheblich grösser als die zwei benachbarten Städtchen Zofingen und Aarburg. Die drei Orte bilden zusammen schon lange einen Siedlungstep­ pich. Und bis 2040 erwarten die Prognostiker weitere 2800 Menschen in Oftringen, der fünftgrössten Aargauer Gemeinde, die im kantonalen Richtplan als ‹ Wohnschwer­ punkt › bezeichnet ist. Doch wohin mit all den Menschen ? Noch viele Reserven fürs dichtere Bauen Rat gibt der 3. März 2013, ein Merkpunkt in der Ge­ schichte der Raumplanung in der Schweiz. Damals stimm­ ten 63,1 Prozent an der Urne einer Revision des Raumpla­ nungsgesetzes ( RPG 1 ) zu. Wachstum kann seither nicht mehr mit Einzonen von Bauland angestiftet und aufge­ fangen werden. Auch die Stimmberechtigen von Oftrin­ gen sind dafür – sie haben zum Gesetz mit 68 Prozent Ja gesagt. Das RPG und die schon älteren Bemühungen des Kantons Aargau, mit Richtplänen die Zersiedelung seiner Gemeinden zu bremsen, aber auch der Zeitgeist haben schon vor 2013 die Revision der Oftringer Nutzungspla­ nung angestossen. So sollen Menschen und Firmen, die hierher ziehen, dort Platz finden, wo schon jemand ist. Eingezont werden sollen nur noch 1,7 Hektar – ein Teil für die im Richtplan vorgesehene Zentrumsentwicklung, ein anderer, um die regionale Kehrichtverbrennungsan­ lage zu erweitern. Der neue Bauzonenplan will vorab in schon eingezonten Gebieten entlang der Hauptstrasse Aarburg – Zofingen verdichten. Hier sollen um bis zwei Stockwerke erhöhte Bauten möglich werden als « Misch­ gebiet aus Arbeiten, Wohnen und Dienstleistungen in hoher städtischer Verdichtung ». Ensembles mit bis sechs Geschossen, wo bisher drei oder vier die Regel waren, sollen auch anderswo gefördert werden. Deren Qualität sollen Arealplanungen sichern. Gefordert werden genü­ gend Aussen- und Grünräume, Spielplätze und öffentliche Angebote. Wer im grösseren Massstab bauen will, muss dies mit einem Gestaltungsplan tun, der Zwischenräume, Durchgänge, zentrale, unterirdische Garagen verlangt und an heiklen Orten Wettbewerbe vorsieht. Oftringen verfügt

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auf rund 400 Hektar Bauzonenfläche mit fünfzig Hektar eingezontem Wohn- und Gewerbeland noch über erheb­ liche Reserven, die als Areale geplant und so verdichtet werden sollen, dass man schliesslich den Vorgaben des Kantons genügt. Dieser sieht für eine Gemeinde im urba­ nen Entwicklungsraum siebzig Bewohner pro Hektar vor, heute sind es in Oftringen rund fünfzig. Hoch- und Einfamilienhäuser Auch Hochhäuser können mit einem Gestaltungsplan entlang der Kantonsstrasse und an weiteren Orten gebaut werden. Dazu gibt es das Konzept über Eignungsgebiete für Hochhäuser und höhere Bauten von 2017. Das markan­ te EO-Haus wird wohl allein bleiben, denn konkrete Hoch­ haus-Vorhaben kennt zurzeit niemand. Hingegen rücken die Mehrfamilienhäuser zusammen, und dazwischen wer­ den kleine, dreigeschossige Überbauungen möglich. Die Einfamilienhäuser behalten aber ihre Zone, wo sie schon jetzt vorzüglich liegen – an den sanft aufsteigenden Hän­ gen, einen guten Kilometer weit weg vom Zentrum, und in weiten Teilen des Ortsteils Küngoldingen. Zweigeschossig soll es dort bleiben, in der gewohnt grosszügigen Körnung. Der Plan fasst das so zusammen: « Städtisch entlang der Hauptstrasse, ländlich an der Peripherie. » Autobahnstadt Der kantonale Richtplan sieht Oftringen nicht nur als Wohn-, sondern auch als wirtschaftlichen Entwick­ lungsschwerpunkt. Heute gibt es hier gut 500 Firmen mit über 5000 Arbeitsplätzen. Viele in grossen Unterneh­ men wie Franke, Omya, Fiege oder Senn, die schon seit vielen Jahren hier geschäften, etliche in den Einkaufs­ zentren an der Autobahn, wenige in den hoch automati­ sierten Logistikzentren. Die Arbeitsorte liegen entlang der Hauptstrassen­achse und werden hier auch planerisch gefördert. Es werden Vorhaben privilegiert, die flächen­ intensive und profitable Arbeitsplätze schaffen. Doch sie sollen in die Höhe, nicht in die Fläche wachsen. Zur Zu­ kunft der Fachmärkte mit ihren riesigen Parkplätzen hält die Revision der Nutzungsplanung lakonisch fest: « Die grossvolumigen Baukörper beim Schwerpunkt Autobahn­ anschluss sind umgeben von reinen Verkehrs- oder Ab­ standsflächen. Trotz der hohen Personenfrequenzen und der zentralen Lage hat sich keine urbane Struktur oder Nutzungs­mischung entwickelt. Das Gebiet wird sowohl von Oftringen als auch von Zofingen her kommend als peripherer Raum zwischen zwei Ortschaften wahrgenom­ men. » Andersherum: Hier ist Öd- und Niemandsland – da ist guter Rat teuer und noch offen. Man will auch den vergeudeten Raum bei der Auto­ bahnverzweigung verdichten. Wenn die Öde einmal umge­ baut ist und die Autos versenkt sind, kann man hier auch wohnen. Der regionale Wirtschaftsförderer des unteren Wiggertals mit den Gemeinden Rothrist, Oftringen und Zofingen hat dazu einen ersten Entwurf vorgelegt: Auf →

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Entwicklungskonzept Oftringen, 2017 Auftraggeber:  Gemeinde Oftringen Autor:  Planar, Zürich, Daniel Schluep und Livio Wegmann

Entwicklungskonzept Vision 2014+ Lockere Wohn­gebiete an empfindlichen Hanglagen Dichte Wohngebiete Zentrale, urbane Wohnund Mischquartiere Industrie- und Gewerbegebiete 1 Dörfliche Zentren Of­tringen und Kün­gol­­ dingen sorgfältig weiterentwickeln 2 Urbanes Zentrum Oftringen entwickeln 3 Wirtschaftsraum Wiggertal präsentieren 4 Entwicklungsachse K 104 stärken und aufwerten 5 Arbeitsgebiete ent­ wickeln und gestalten

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Gesamtrevision Nutzungsplanung Planungsbericht, 2019 Auftraggeber:  Gemeinde Oftringen Autor:  Planar, Zürich, Oliver Tschudin und Josua Schwegler

Eignungsgebiete für Hochhäuser und höhere Bauten, 2017 Auftraggeber:  Gemeinde Oftringen Autor:  Planar, Zürich, Oliver Tschudin, Daniel Schluep und Martin Baumgartner Regionales Konzept Höhere Bauten, 2019 Auftraggeber:  ZofingenRegio Autor:  Planar, Zürich, Oliver Tschudin, Cristina Perea und Martin Baumgartner

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→ die Autobahn kommt ein Deckel mit einem Park, da­ neben Häusermocken bis 40 Meter hoch. Die Parkplätze der Fachmärkte werden versenkt, und die Kantonsstras­se wird mit drei bis fünf Baumreihen zu einer Stadtstrasse umgebaut, damit aus dem Nichtort von heute ein Stück Stadt wird. Es tönt wie ein Hochamt des Automobils, das die untendurch führende Autobahn diesen Ort im Ag­ glomerationsbrei zum Leuchten bringen soll. Doch das alles steht weit weg in den Sternen, gleich weit weg wie die Zukunft der Autobahn, die forsche Strassenpolitiker auf sechs Spuren ausbauen wollen.

Wendepark, Oftringen Bauherr:  Stiftung Wendepunkt, Muhen Architektur:  Felber Widmer Schweizer, Aarau Kosten budgetiert BKP 1 – 9:  Fr. 10,5 Mio.

Stadtblick, Aarburg Drei Mehrfamilienhäuser Bauherr: Artemis Immobilien, Aarburg Verfasser Masterplan:  Ammann Albers StadtWerke Architektur Baufeld A:  Luca Selva, Basel, Architektur Baufeld B:  Morf Merkli Degen Archi­tek­ten Arge, Aarburg / Zürich Architektur Baufeld C:  Leuenberger Architekten, Sursee  Parkhaus:  Frei Architekten, Aarau Generalplaner: Leuenberger Architekten, Sursee www.stadtblick-aarburg.ch

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Stiftung baut den ‹ Wendepark › Die Oftringer Nutzungsplanung ist ambitioniert, vieles ist aufgegleist, und erste Erträge sind sichtbar: verdichte­ tes Wachstum über mehrere Parzellen, grüne, öffentlich zugängliche Räume zwischen den Häusern, zentrale Par­ kierung für grosse Areale, städtisch anmutende Hauszei­ len an die Strasse gerückt mit Erdgeschossen fürs Gewer­ be, gebändigte gestalterische Phantasie zugunsten eines grösseren Bildes von Ensemble und Siedlung. Ein Beispiel ist das zurzeit entstehende Zentrum der Stiftung Wendepunkt unweit des Ortskerns. Bis im Herbst 2020 entstehen statt der Lagerhalle 55 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau – 450 Franken pro Kubikmeter sind die Kostenmarke. Die Architekten Felber Widmer Schweizer aus Aarau leben dem ‹ affordable housing › nach: von der maximalen Ausnutzung über recht grosse Gebäude­tiefen, Standardisierung der Küchen, Bäder und Hochkantfenster, Raumhöhen von 2,40 Meter bis zum Edelrohbau. Doch alles kombiniert mit Qualitätsanspruch: Der Hof – ein Dreieck zwischen zwei Gebäuden – ist Er­ schliessungs- und Lebensraum, der zum Baumgarten wer­ den soll. Über Laubengänge geht es vom Platz aus zu den Mietwohnungen auf drei Geschossen. Angrenzend an das Ensemble gibt es Familiengärten und Spielplätze, und gleich nebenan sind die Werkstätten der Stiftung, wo Men­ schen mit Beeinträchtigungen Arbeit finden und aus- und weitergebildet werden. Der Stadtblick Ein anderes Beispiel angewandter Verdichtung ent­ steht an der Gemeindegrenze Aarburg-Oftringen. Hier dehnt sich das Areal der Firma Franke aus. Die mit ihr ver­ bundene Artemis Immobilien hat in der ersten Etappe an der ‹ Gishalde › ein Vorhaben mit 84 Wohnungen realisiert und plant für die zweite Etappe weitere 70 Wohnungen. Weiter oben liegt ein ruhiges Einfamilienhaus-Quartier, darunter die Franke-Fabriklandschaft. Entwickelt wurde das Projekt mit einem Wettbewerb für den Masterplan und mit einem Studienauftrag unter zehn Büros. Vorga­ be war eine ökologische Mustersiedlung. Um einen Platz stehen drei unterschiedliche Wohnhäuser mit Holzfassa­ de und begrünten Dächern, am Rand das runde, zentrale Parkhaus mit 149 Plätzen. Mit durchschnittlich 0,7 Park­ plätzen pro Wohneinheit, fünf Ladestationen für E-Fahr­ zeuge sowie einem Mobility-Auto werden 2000-Watt-Ziele erreicht: Passivhaus, Nutzung der Kaminabwärme einer Holzschnitzelheizung und eine Photovoltaik-Anlage auf einem Fabrikdach in der Nähe sowie drei Minuten zu Fuss zum Bahnhof. Städtebaulich geraten ist die Anbin­ dung des für Aarburg-Oftringen gros­s en Ensembles an das Franke-Areal. Die drei unterschiedlichen Wohnhäu­ ser sind rund um einen grossen Innenraum, einen Garten mit Bäumen, angeordnet. Und bemerkenswert sind auch die Mietpreise: Eine Wohnung mit 3½ Zimmern kostet 1650 Franken, zusätzliche Heiz- und andere Energiekos­ ten gibt es keine.

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Die Arealpläne greifen – hier an der Zürichstrasse. Vor­ gesehen ist eine gewerbliche Erdgeschossnutzung, darüber wird gewohnt. Zwischen den Blöcken spielt der Plan angemessen Raum frei, der mehr oder weniger kunstfertig gestaltet wird. Das grau scheinende Rechteck auf dem Teer ist eine Entlüftung. Unter dem Areal ist die Garage so angelegt, dass auch das Haus am linken Bildrand angeschlossen werden könnte.

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Wir sind im Aargau. Aber der Kanton Bern war hier einst Territorialherr und hat kulturelle Spuren bis in die Zeit des Heimatstils hinterlassen, der auch die Oftringer Einfamilienhäuser aus den 1930er-Jahren geprägt hat. Entlang der Eisenbahn gibt es eine bemerkenswerte Sied­ lung mit solcher Architektur, und mächtig steht am Kreuzplatz eine Bank im Berner Stil – mit Dachbogen, abgebrochenem First und grossem Umschwung. Hier mit einem dreistöckigen barocken Buchsbaum. Nicht alle Gärten werden die Verdichtungswelle überstehen.

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Am Hang, gegen den Wald mit Blick auf das architekto­ nische Wahrzeichen, das EO-Hochhaus, beginnt das Terroir der Villen, die hier ausgedehnt Land nehmen und kunstvoll ineinander geschachtelt sind, abgegrenzt von Rasen, Hecken und Zäunen. Alles, was den Architek­ tinnen seit den 1980er-Jahren in den Sinn gekommen ist, um ein Haus vom andern zu unterscheiden, ist hier gebaut worden.

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Gemeindearchitekt Peter Göldi an einem seiner Lieblingsorte, dem Kreuzplatz. Im Hintergrund die Überbauung Zürichstrasse, die jüngst nach einem Gestaltungsplan entstanden ist: drei Geschosse und ebenerdig Geschäfte oder Büros. Die viel befahrene Hauptstrasse soll in den nächsten Jahren eine Flaniermeile werden, auto­frei, wie in der Stadt.

Der Kreuzplatz als Stadtstern Der Kern von Oftringens urbanistischem Projekt ist der Kreuzplatz. Er soll von der Autokreuzung zum Stadtplatz werden. Ein Augenschein mit dem Gemeindearchitekten Peter Göldi.

Warum geht einer von Chur, wo er der Stadtarchitekt war, nach Oftringen ? Peter Göldi, Leiter der Abteilung Bauen Planen Umwelt und damit der Gemeindearchitekt: « Mich beeindruckt, wie der Gemeindevorstand das Wachstum Oftringens mit urbanistischen Ambitionen ermöglichen und auch auffangen will. Man will hier, wo über viele Jahre drauflos gebaut wurde, über Qualitäten reden und Baukultur probieren. » Zudem, so der Architekt, habe er sich in Chur mit seinem Stadtrat entzweit und freue sich für die letzte Strecke seines Berufswegs auf die völlig andere Aufgabe in dieser Agglomeration, zwischen Dorf und Stadt, zwischen planlosem Wachstum und ländlichem Raum. « D er Ammann – politisch für Entwicklung und Planung zuständig – wollte als Fachmann keinen Tiefbauer, wie das weitherum in Gemeinden in der Art von Oftringen üblich ist, sondern einen Architekten und Urbanisten. » Wir stehen am Kreuzplatz, dem Dreh- und Angelpunkt von Oftringens urbanistischen Ambitionen. Schon in den 1960er-Jahren hatte man hier Grosses vor – drei Hochhäuser an einer Verkehrsdrehscheibe sollten gebaut werden. Die Rezession der 1970er-Jahre sorgte dann dafür, dass es bei einem blieb. Es wurde dafür eine umso stärkere Landmarke. Bald darauf haben die Architekten des Atelier 5

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aus Bern einen Plan entworfen, wie aus dem Dorf Stadt werden solle. Das Stimmvolk lehnte ihn aber ab. Nach der Jahrhundertwende beschloss der Gemeinderat einen Gestaltungsplan. Dieser legte um den Turm herum das ‹ Kerngebiet Kreuzplatz mit vier Feldern › fest. Dessen Zukunft beschreibt Peter Göldi mit Worten wie « Aufenthaltsqualität, öffentlicher Raum, Quartier mit hoher Wohn- und Lebensqualität, Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs, hohe Nutzungsdichte mit öffentlichen Diensten, Büros und Wohnungen – ein stolzer Stadtplatz ». Erste Etappe Um die Sache auf den Boden zu bringen, schrieb Oftringen 2010 – schon vor Göldis Amtszeit – einen städtebaulichen Wettbewerb aus, eine Testplanung mit drei Büros. Eine von Grundeigentümern, Politikern, Bewohne­ rinnen und auswärtigen Experten breit abgestützte Begleitkommission hat sie beurteilt. Obenaus geschwungen hat der Vorschlag der Architektengemeinschaft Haerle Hubacher / ­Neuenschwander, Zürich. Inzwischen stehen an der Zürichstrasse weisse Vierstöcker in einer Reihe, die mit Schwung eine Kurve nehmen. Anständige, uniformierte Architektur. Peter Göldi: « Die ersten zwei →

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Der Zentrumsplan 1 K reuzplatz 2 Zürichstrasse autofrei 3 S tadtstrasse 4 EO-Hochhaus 5 ÖV-Drehscheibe 6 Neubaugebiet Bahnhof 7 N eue Haltestelle SBB 8 Neubaugebiet Tych Oftringens ambitioniertes urbanistisches Projekt ist das neue Zentrum um das EO-Hochhaus. Wohnen, arbeiten, ein­ kaufen und Freizeit werden gut mit Bus und Zug erschlossen, dank einer neuen ÖV-Dreh­scheibe. Dazu gab es eine Testplanung unter drei Büros.

Testplanung Zentrums­entwicklung Oftringen, 2010 Auftraggeber:  Gemeinde Oftringen Team 1:  Frei Architekten, Aarau ; Hager Landschaftsarchitektur, Zürich ; Kontextplan, Bern ; Robert Alberati, Zofingen

Team 2 ( Weiterbearbeitung ):  Haerle Hubacher und Simon Neuenschwander Architekten, Zürich ; ewp, Effretikon, Stefanie Kraus ; Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten, Zürich ; Markus Born, Architekt, Oftringen Team 3:  Graber & Steiger Architekten, Luzern ; Stadt Raum Verkehr, Zürich ; Knöpflipartner Landschaftsarchitekten, Luzern ; Alfred Anker, Oftringen Veranstalter: Planteam, Sempach, Hans­ueli Remund, Josef Zangger, Esther Schiegg

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→ der vier Felder sind schon weit gediehen. Die Architektur bestimmen die Bauherren, wir beraten ihre Architekten im Fachgespräch. Massgebend ist der Gestaltungsplan. Er legt Volumen und Positionen fest, er sorgt für Aussenräume und Durchgänge und regelt auch die zusammenhängenden Tiefgaragen und ihre Einfahrten. Und gibt Läden, Büros, Gewerberäume für die Erdgeschosse vor. » So wird oben gewohnt zu Preisen um die 2000 Franken, unten eine Bank und etliche Geschäfte, die sich um den Körper kümmern, um seine Ohren, die Schönheit seiner Frisur, seine Muskeln oder seine Einkleidung anbieten. Ist der Kreuzplatz einmal Stadtplatz, werden über die Strasse vor der Häuserzeile keine Autos mehr fahren. Hochhaus als Landmarke Peter Göldi schaut auf das EO-Hochhaus: « D er Entwurf für Oftringens Zentrum stellt es als Landmarke eines neuen Zentrums frei – es steht auf einem eleganten Stadtplatz, umringt von kleineren Bauten, der Bank, vielleicht einer Bibliothek, Läden und – schön, in Zeiten verschwindender Poststellen – einer Post, die hier schon im 19. Jahrhundert war. » Die Autos werden unter die Erde verbannt. Der Platz geht in den Strassenraum über. Baumalleen säumen die Kantonsstrasse, beim Zentrum in drei Reihen. Die Körnung der Bauten entlang der Strasse nimmt zum Zentrum hin langsam zu, bis sie rund um den Stadtplatz städtisch dicht ist. Profile für eine erste Überbauung stehen schon. Eine Allee führt in das alte Dorf hinauf. Dieser Plan ist weit gediehen, der Kanton hat einen grossen Teil des Landes schon erworben, das es braucht, um aus der unwirtlichen Strasse ein Stück Stadt zu bauen. Die umgebaute Strasse wird von Fassade zu Fassade gedacht, damit Stadtraum entstehen kann. Und der entscheidende Ort – das EO-Hochhaus mit Umschwung – ist in Bewegung. Peter Göldi: « Nachdem die Besitzerin, die

Von Oftringen lernen Kleinräumige Empfindlichkeiten prägen die Schweiz und auch unsere Region im unteren Wiggertal. Und dennoch gibt es immer wieder Ausnahmen und Ausbrüche aus dieser Eigenheit. Oftringen ist so eine Ausnahme. Das arme Bauerndorf stand immer im Schatten der noblen Bürgerstadt Zofingen und unter dem Joch des Landvogts von Aarburg. Und dennoch war Oftringen stärker mit der weiten Welt verbunden als die beiden dominanten Nachbargemeinden. Oftringen war und ist der Kreuzungspunkt der Schweizer Hauptstrasse von Frankreich nach Österreich mit der Hauptstrasse von Italien nach Deutschland. Diese Handelsrouten liessen den Ort stets einen Geist der Offenheit atmen. Und so brach die Gemeinde immer wieder aus dem konservativen Korsett aus. Die Autobahn, 1967 in Betrieb gegangen, brachte Einkaufszentren, Staus und nationale Bekanntheit. Den Men­ schen bescherte sie zwar Standortgunst, aber auch Verkehr und Lärm. Oftringen wuchs weiter. Die wichtigsten Investitionen der Gemeinde waren Schulhäuser, um die

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Siemens-Pensionskasse, sich jahrelang nicht geregt hat, sind nun Leute im Amt, die die Möglichkeiten des Kreuzplatzes sehen und die Vorleistungen von Gemeinde und Kanton zu schätzen wissen. » Mit und ohne Bahnhof Neben der Brücke über der Bahnlinie Olten – Luzern stehen ältere Häuser, gross und klein, günstiger Wohnraum, die meisten mit grossem Umschwung. Der Zustand der Gebäude ruft: Hier ist etwas im Tun. Der Blick ins Grundbuch zeigt eifrige Handänderungen. Peter Göldi erklärt: « Das ist eines der vier Felder der Zentrumsentwicklung. Schon in der Vorgabe an die Testplaner stand, dass die Gemeinde unweit des Kreuzplatzes eine eigene Bahnstation will. Hier, neben der Brücke, soll sie gebaut werden. » Um sie herum schlagen Haerle Hubacher / Neuenschwander auf der einen Seite der Gleise ein städtisch anmutendes Quartier mit Blöcken, Höfen und Gassen vor, auf der anderen Seite grosse Volumen. So wird die Bahn zu einem Teil des Stadtzentrums. Für den Bus sind hier komfortable Perrons geplant, und als Ausgleich zur hohen Bedeutung des Autos entsteht ein Knoten des öffentlichen Verkehrs, der auch Angelpunkt für Büros, Schulen, Läden und Wohnbauten im neuen Zentrum wird.  Doch die SBB machen nicht, was Oftringen will. Der Plan für den Bahnhof harzt. Man zögert, man stellt Studien in Aussicht, in den aktuellen SBB-Plänen gibt es keinen neuen Bahnhof in Oftringen. Peter Göldi: « Für uns ist das anspruchsvoll geworden. Wir als Gemeinde, der Kanton und auch die Grundeigentümer können und wollen nicht warten, bis die Bahnstation entschieden ist. Wir wollen dieses Quartier so entwickeln, dass es mit und ohne Bahnhof gut gerät. Ich glaube aber an die urbanistische Kraft des Kreuzplatzes, wo unterschiedliche Räume über Achsen zu einem Stadtstern zusammenlaufen werden. »

vielen Kinder der stark wachsenden Bevölkerung zu bilden. Mit seiner Zentrumsentwicklung führt das wohl zentralste Dorf der Schweiz, das seit 1996 nominal eine Stadt ist, jenen Optimismus weiter, den das EO-Hochhaus 1970 symbolisierte. Mit dieser Zentrumsentwicklung zeigt sich Oftringen städtischer als viele der umliegenden Städte und moderner als viele benachbarte Dörfer. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Abteilung Planen Bauen Umwelt eine kühne Vision der ‹ Wirtschaftsförderung Oftringen Rothrist Zofingen › für das Autobahnkreuz ebenfalls offen aufgenommen hat und nun weiterentwickelt. Diese schlägt die Überdachung des Autobahnkreuzes vor und will so Grund für vielfältige zusätzliche Nutzungen bereitstellen. Mit den zu erwartenden steigenden Bevölkerungszahlen und einer vorausgesagten starken Verdichtung vor allem im Mittelland ist Oftringen und unsere ganze Gegend eine der Schwerpunktzonen für die künftige Entwicklung der Grossregion entlang von Aare und Wigger.  Andreas C. Brändle leitet die Wirtschaftsförderung Oftringen Rothrist Zofingen.

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Ein Stadtbild, gesehen aus der Metzgerei. Mit dem Hochhaus, Oftringens erstem Wahrzeichen. Mit der ihm vorgelagerten neuen Bank, den winterfest gemachten Platanen und Oftringens zweitem Wahrzeichen, dem beständig rollenden Autoverkehr über den Kreuzplatz nach Olten oder zur Autobahnverzweigung Wiggertal, Oftringens drittem Wahrzeichen.

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Unter den Wohnhäusern sind die Parkgaragen oft vom ganzen Areal aus zugänglich. Das Design der Auf- und Abgänge gehört zu den trostlosesten Beiträgen der Architektinnen und Ingenieure. Sie hätten Mass nehmen können an den schmucken Garagen, die vor der Entdeckung des Tiefbaus in die Erdgeschosse der Häuser eingefügt wurden.

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Violette Felder, Maiskulturen – zehn Minuten von Oftringens Mitte ist Bauernland, intensiv bewirtschaftet. 800 Hektar des Gemeindegebiets sind Wiesen, Felder und Wälder. Und im Hintergrund sehen wir: Nicht nur der Autostrom fliesst hier durchs Mittelland, auch eine der Hauptleitungen der Stromwirtschaft führt querfeldein über Land.

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Stadtraum statt Verkehrsachse Aus einer viel befahrenen, schnurgeraden Autostrasse soll ein städtischer Raum werden. Für Velos ist eine Vorzugsroute geplant, und entlang der Basler- und Luzernerstrasse soll ein Stadtraum entstehen.

Der ‹ Kommunale Gesamtplan Verkehr › fasst zusammen: « Oftringen steht vor der anspruchsvollen Aufgabe, im Umfeld eines überlasteten Strassennetzes weiter zu wachsen. » Die Dorf- und Quartierstrassen, vor fünfzig Jahren teils noch ohne harten Belag, sind heute komfortabel ausgebaut, nahtlos sind Aus- und Einfahrten in Parkplätze und -garagen eingefügt. Mit 615 Autos auf 1000 Bewohnerinnen und Bewohner ist klar, wem hier Tribut gezollt wird – die Stadt Zürich bringt es gerade mal auf die Hälfte. Für die Menschen, die laufen, spazieren, hinken oder schlendern, fehlt ein gleich komfortables Netz wie fürs Auto. Auch im neuen Bau- und Nutzungsplan sind Worte wie ‹ Langsamverkehr › oder ‹ Fussgängerin › spärlich. Natürlich gibt es Fusswege, auch Trottoirs, und die Gemeinde führt Tempo 30 pragmatisch ein, da ein Stück, dann dort eines, denn flächendeckende Pläne würden scheitern, wie anderorts im Autoland ‹ Aareland ›. Die Velovorzugsroute Für das Velo wollen Kanton und Gemeinden die ‹ Velovorzugsroute Raum Zofingen › bauen. Peter Göldi, Leiter Bauen Planen Umwelt der Gemeinde: « In Oftringen besteht bereits heute ein gut ausgebautes Netz an kommunalen und kantonalen Radrouten. Die Velovorzugsroute ist ein neuartiges Premiumprodukt für den Veloverkehr, welches sich vor allem für das Pendeln über längere Distanzen von fünf bis zwanzig Kilometer eignet. » Diese Route verbindet die Schulhäuser, Sport- und Freizeitanlagen mit den Wohngebieten, schliesst an den Gemeindegrenzen an die bestehenden Bahnhöfe an und führt über diese hinaus in die Nachbargemeinden. Sie dient in erster Linie den Bewohnerinnen und Bewohnern der Region und muss auch für Kinder gut geeignet sein. Für die Pendler werden an den Bahnhöfen Zofingen und Aarburg-Oftringen Veloabstellanlagen erstellt. Auf dieser Route werden Velos wo immer möglich vom Autoverkehr getrennt und kreuzungsfrei geführt, was mancherorts nur mit Kunstbauten geht. « Das gute Gefühl einer sicheren, vortrittsberechtigten und raschen Verbindung », so Peter Göldi, « wird auch Autofahrer ermuntern, auf das Zweirad umzusteigen und damit das verstopfte Strassennetz zu entlasten. » Kosten werde das Vorhaben gut 30 Millionen Franken, realisiert werden sollen die Routen abschnittsweise. Und der Gemeindekassier kann zuversichtlich sein: « D er Kanton strebt an, dass die Velovorzugsrouten zu hundert Prozent durch den Kanton finanziert werden. »

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Die Stadtstrasse Energisch arbeitet die Gemeinde auch am Umbau der zwei Kantonsstrassen, die den Kreuzplatz bestimmen. Bereits erweitert ist die Bernstrasse, die das Zentrum mit dem Industrie- und Gewerbegebiet verbindet. Eine neue Brücke führt über die Eisenbahn, sodass der Strang heute mehr Autos erträgt und die Busse und Velos bevorzugt fahren lässt. Ein grosser Brocken sind die Basler- und Luzernerstrasse, die zusammen als 2,8 Kilometer lange, schnurgerade Achse quer durch Oftringen die Nachbarstädte Aarburg und Zofingen miteinander verbinden. Auf dieser Achse sollen täglich bis zu 15 000 Autos mit weniger Verstopfungen durchfahren können. Und sie soll tauglicher werden für den Bus, die Velofahrer und die Fussgängerinnen. Der Plan ist ehrgeizig: Gemeinde und Kanton wollen die öde Strecke in eine Stadtstrasse umbauen, deren Raum von Fassade zu Fassade reicht. Stückweise gibt es auf einem Mittelstreifen Bäume, die Fahrbahnen und Stationen für Busse werden komfortabel, und die Strecke wird für die Fussgängerinnen und Velos sicherer. Die Verwandlung der Strasse in einen Stadtraum ist beschlossen, sie wird stückweise bis 2028 realisiert, für die Gemeindekasse ein Lupf, denn der Kanton zahlt nur 54 Prozent an den Grossumbau. Die Gemeinde muss 18 Millionen finanzieren, verteilt über zehn Jahre. Ein exemplarisches Projekt Die neue Stadtstrasse soll denn auch mehr können als nur den Verkehr durchpumpen. Mit der Siedlungsplanung wird sie in den Ort eingebunden. Denn die Menschen, die neu nach Oftringen ziehen, sollen einst auch an der heute unwirtlichen Strasse arbeiten und wohnen. In der neuen Bau- und Nutzungsordnung werden Massnahmen und Anreize zur Innenverdichtung formuliert. Das soll Bauherrschaften ermutigen, die Häuser, die sie über Jahre verlottern liessen, abzubrechen und in Neubauten mit Gewerbe im Erdgeschoss und darüber auf vier Stockwerken Wohnungen in höherer Dichte zu investieren. Es gibt erste Erfahrungen, wie mit Arealplänen urbanistische Qualität gestärkt werden kann: mit Aussenraum, mit differenzierten Fassaden, mit zusammengefügten und frei gestellten Klötzen. So soll die heute lärmige Achse zum Lebensraum werden – ein ehrgeiziger, auf mehrere Jahre angelegter Plan, der vor Optimismus sprüht. Und der ein Exempel sein kann für andere Gemeinden, in denen die Autos mitten durchs Dorf brettern.

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Die neue Stadtstrasse Aus der 2,8 Kilometer langen, schnurgeraden Achse von Basler- und Luzernerstrasse soll ein Stadtraum werden, mit Bäumen und sicheren Fussgänger- und Velowegen. 1 Baslerstrasse Richtung Aarburg 2 K reuzplatz 3 Bernstrasse 4 Z ürichstrasse 5 EO-Hochhaus 6 Bushaltestellen 7 Tychboden-Zentrum 8 Luzernerstrasse Richtung Zofingen

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Kommunaler Gesamtplan Verkehr, 2019 – 2024 Auftraggeber:  Gemeinde Oftringen Autoren: Ballmer und Partner, Aarau ; Stefan Ballmer, Ivan Zietala, Lina Isenring Betriebs- und Gestaltungskonzept K 104, Oftringen, 2017 ( 1. Ausbauetappe ) Auftraggeber: Kanton Aargau, Tiefbau Autoren:  SNZ Ingenieure und Planer, Zürich ; Suter von Känel Wild, Zürich

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Velovorzugsrouten Raum Zofingen, Vorstudie, 2019 Damit Velos rasch und kreuzungsfrei in der Agglomeration verkehren können, sind Investitionen nötig: hoher Investitionsbedarf mittlerer Investitionsbedarf geringer Investitionsbedarf Auftraggeber: Kanton Aargau, Verkehrsplanung Autoren:  Planum, Biel, Daniel Siegrist Kosten:  Fr. 27 – 34 Mio. Zeitraum: laufend, abschnittsweise

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Oftringens zwei Perlen der Architektur. Im Hintergrund der Kirchturm mit der spitzen Lanze, mit dem Architekt Karl Indermühle 1932 den Wettbewerb für die reformierte Kirche gewonnen hatte. Im Vordergrund ein Primar­ schulhaus der ausgedehnten Schulanlage, wo von der Schulburg im Jugendstil über hölzerne Kindergärten bis zum Container ein Jahrhundert Schulhausbau versammelt ist. Der grau schimmernde Würfel ist ein Holzbau mit einem Betonkern von Erne Holzbau.

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‹ Ich hab gebaut nach meinem Sinn und es gefällt mir wohl darin. Gar mancher schaut & tadelt dran, er mach es besser wenn ers kann. › Im Kontrast zur fantasievollen Frakturschrift des Hausspruchs steht ein Klassiker der Moderne vor der Tür – die Eternitspindel von Willy Guhl und Anton Bee von 1952. Das Ensemble zeigt das Selbstbewusstsein eines Oftringer Bauherrn. Die meisten aber stellen neue Häuser auf, wenige bauten Ställe und Bauernhäuser um und aus – mit Klosterputz, Vordach und Rand- und Pflasterstein.

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« Weder Dorf noch Stadt » Die Fäden der Oftringer Planung laufen beim Ammann, beim Gemeindearchitekten und beim Ortsplaner zusammen. Ein Gespräch über die Grenzen der Planung.

Was ist der Kummerort von Gemeindeammann Schläfli ? Hanspeter Schläfli: Die Autobahn. Sie hat den Standort Of­ tringen auf der einen Seite gewaltig gefördert. Sie schnei­ det aber auch das Dorf mit einem tiefen Graben ausei­n­ ander. Wohin das starke Wachstum des Verkehrs führen wird, weiss ich nicht. Wir haben als Gemeinde da wenig Einfluss, werden aber beim Bund darauf pochen, damit Oftringen vom Ausbau der Autobahn auch etwas hat. Der Graben muss überdeckt werden. So erhalten wir Land zu­ rück, das wir mit dem Bau der Autobahn verloren haben und beim Ausbau, der irgendwann kommen wird, zusätz­ lich verlieren werden. Wo sieht der Ortsplaner Oliver Tschudin Oftringens Eigenart ? Oliver Tschudin: Oftringen ist weder Landgemeinde noch für sich alleine eine Stadt. Die Gemeinde ist die Mitte des stark und schnell wachsenden funktionalen urbanen Rau­ mes von Aarburg, Rothrist, Zofingen. Zwischen den zwei Städtchen mit starken historischen Kernen – Zofingen hat die grösste Altstadt des Aargaus – ist Oftringen die gröss­ te Siedlung, gewachsen in den letzten sechzig Jahren. Was, Peter Göldi, ist der Lieblingsort des Gemeindearchitekten ? Peter Göldi:  Der Kreuzplatz fordert uns als Zentrum der städ­ tebaulichen Entwicklung heraus. Mit etwas Fantasie und Gestaltungsvorstellungen im Hinterkopf kann man schon erkennen, wie sich dieser heutige Unort in Zukunft entwi­ ckeln soll. Ich sehe verkehrsberuhigte Strassenabschnitte, die ÖV-Drehscheibe, Baumreihen und fussgängerfreund­ liche Plätze mit publikumsorientierten Nutzungen. Und das markante EO-Hochhaus an diesem Platz ist zwar in die Jahre gekommen, doch viele Menschen identifizieren Oftringen damit, das Hochhaus ist eine Landmarke. Welches Ortsbild wird Oftringen 2040 prägen ? Hanspeter Schläfli: Statt 14 000 wie heute werden gegen 20 000 Menschen in Oftringen leben. Die Aufteilung heu­ te von je einem Drittel Siedlung, Landwirtschaftsland und Wald wird noch so sein. Das bedeutet, dass die Siedlung

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erheblich dichter werden wird, die Häuser höher. Vorab entlang der Hauptstrasse von Aarburg nach Zofingen wird in Oftringen dicht und hoch gewohnt. Peter Göldi: Oftringen wird dichter werden, die Menschen rücken zusammen. Die vielen Anreize und Werkzeuge in der neuen Nutzungsordnung, deren Umsetzung mit Ge­ staltungsplänen, haben dann dafür gesorgt, dass Aussenund Freiräume mit hoher Qualität und vielfältiger Nutzung entstanden sein werden. Es wird mehr Grünflächen und Bäume in der Siedlung geben, gut ausgebaute Fusswege und Velorouten. Und Oftringen wird wieder ein Zentrum erhalten, das ihm im flächendeckenden Bauboom abhan­ dengekommen ist. Architektonisch gute Bauten werden Oftringen verändern, denn die Bauherrschaften haben dannzumal gelernt, dass qualitätsvoll bauen nicht nur schön ist, sondern auch einträglich. Welchen Beitrag kann Planung leisten, damit solche Bilder gebaut werden ? Oliver Tschudin:  Mit dem Entwicklungs- und dem Siedlungs­ konzept sind die Ziele gesetzt. Ein wichtiges Werkzeug ist die Bauordnung. Da hat eine Gemeinde Spielraum, die Bauherren bei Projekten auf Qualität im öffentlichen Inte­ resse zu verpflichten. Die Instrumente müssen aber auch zielgerichtet angewendet werden. Das bedingt, dass die Gemeindebehörden, die Planer und Investoren miteinan­ der gut zusammenspielen. Als Planer und Politiker greifen Sie ein ins private Eigentum an Grund und Boden. Wie oft treffen Sie sich mit Bauherrschaften vor Verwaltungsgericht ? Hanspeter Schläfli:  Praktisch nie. Wir treffen Bauwillige früh, erklären unsere Ziele und zeigen Möglichkeiten. Peter Göldi:  Wir sind bald mehr eine Beratungs- als eine Be­ willigungsbehörde. Auch grosse institutionelle Bauher­ ren sind dankbar, wenn wir mit unserem lokalen Wissen und den Vorstellungen, wie wir den Ort entwickeln wollen, etwas dazu beitragen können, um ihr Projekt zu verbes­ sern. Unter dem Konkurrenzdruck steigt die Bereitschaft

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für Qualität auch an einem Ort wie Oftringen, wo in den letzten fünfzig Jahren vor allem gebaut worden ist und die Gemeinde während langer Zeit nur wenig Ansprüche an Qualität eingefordert hat. Wer sind die Bauherrschaften in Oftringen ? Hanspeter Schläfli: Es gibt die zahlreichen kleinen Eigentü­ mer, die ein Haus neu oder anbauen, es gibt die Gewerb­ ler, die sich zusammentun, und es gibt die grossen Gesell­ schaften, die Siedlungen bauen oder Einkaufszentren. Oliver Tschudin: Zwischen den Grossen und den Kleinen fehlen die Mittleren, die – zum Beispiel als genossen­ schaftliches Vorhaben – zehn Wohnungen bauen. Sie kön­ nen den Ort günstig beeinflussen, weil sie nicht in erster Linie bauen, um Geld anzulegen und zu verdienen wie die Grossen. Sie verbinden sich in produktiver Weise mit der Gemeinde. Auch sind sie bereit, auf schwierigen Arealen etwas zu versuchen. Die Gemeinde könnte sich mit Bau­ rechten oder über Beteiligung engagieren. Hanspeter Schläfli:  Dass eine Gemeinde sich finanziell so an der Stadtentwicklung beteiligt, sehe ich nicht. Wir ma­ chen aber Bodenpolitik. Die Gemeinde hat Industrieland gekauft, denn so können wir bestimmen, dass wir künftig mehr Arbeitsplätze wollen, die hohe Wertschöpfung brin­ gen, und dass weniger Hallen gebaut werden für Lagerhäu­ ser. Genossenschaften fördern ist aber eine interessante Idee, denn deren Mitglieder verbinden sich anders mit dem Ort als herkömmliche Mieter. Das täte Oftringen gut, denn es wird ja intensiv gezügelt bei uns. Kommen tau­ send neue Einwohner, ziehen neunhundert weg. Aber wir haben in der Region keine genossenschaftliche Tradition. Wie sind Ihre ambitionierten Planungsprojekte, der Umbau der Hauptstrasse zum Stadtraum, die Entwicklung des Zentrums am Kreuzplatz, in der Bevölkerung abgestützt ? Hanspeter Schläfli:  Wir sind die fünftgrösste Gemeinde des Kantons, haben aber eine Gemeindeversammlung als Le­ gislative. Bei rund 7000 Stimmberechtigten und 150 Teil­ nehmern an einer Gemeindeversammlung hat der Ge­ meinderat einen grossen Einfluss auf den Lauf der Dinge. Unser Vorteil ist, dass Wege kurz sind. Für die Legitima­ tion der Entscheide sehe ich kein Problem. Der Gemein­ derat bezieht die Finanz- und die Geschäftsprüfungskom­ mission früh ein, es gibt die üblichen Mitwirkungen, auch das Referendum ist möglich. Der Gemeinderat wird durch­ aus gut kontrolliert. An der Revision der Nutzungsordnung arbeiten wir dennoch seit zehn Jahren. Es gab ‹ open spa­ ces ›, Testplanungen, Kommissionen, Präsentationen. Und wir reden mit allen möglichen Interessenvertretern und Ideenlieferanten, denn wir wollen ja eine Ortsplanung, die möglichst viele abholt. Peter Göldi:  Ich kenne Gemeindeorganisationen mit einem Parlament aus eigener Erfahrung. Ein Parlament kann dazu neigen, sich mehr mit seinen eigenen politischen Differenzen zu beschäftigen statt mit den fachlichen Themen. Kurz: Eine solche Legislative macht die Planung nicht a priori besser oder stützt sie politisch breiter ab. Oliver Tschudin: Eine Gemeindeversammlung ist jedes Mal anders zusammengesetzt, und ein Gemeindeparlament ist über eine Amtsperiode stabil – das wirkt sich aber auf die Qualität der Planung nicht entscheidend aus. Damit Pla­ nung funktioniert, braucht es so oder so und zuerst eine Exekutive, die etwas bewegen und anpacken will. Da ist die politische Ausrichtung zweitrangig. Planung braucht zweitens eine Verwaltung, die handeln kann, und drit­ tens ist eine positive Grundstimmung in der Bevölkerung wichtig. Die Stimmberechtigten haben ihre Regierung gewählt, nötig ist, dass sie ihr ein Grundvertrauen mit­ geben. Planungen scheitern, wo dies nicht gegeben ist.

Seit Ihre Nutzungsplanungen begonnen haben, hat der Bund mit der Energiestrategie 2050 Pflöcke eingeschlagen, die die Planung verändern werden, und die Klimabewegung stellt dringende Fragen. Wie reagiert die Oftringer Planung darauf ? Peter Göldi: In der laufenden Nutzungsplanung ist davon nur marginal die Rede, es gibt zum Beispiel einen Aus­ nützungsbonus für Bauten im Minergiestandard. Parallel dazu laufen aber auf mehreren Ebenen entsprechende Be­ strebungen, die zum Beispiel im Massnahmenkatalog des kommunalen Gesamtplans Verkehr aufgeführt sind. Oliver Tschudin: Planungen brauchen einen verlässlichen Ablauf. Laufen einmal die Studien, Testplanungen, Berich­ te und die politischen Diskurse, dann ist es wichtig, dass einmal abgemachte Leitbilder gelten. Aber heute ist eine Ortsplanung kein abgeschlossener Prozess, auch wenn die Stimmbürgerinnen dem Resultat zugestimmt haben. Er läuft weiter. Schon während der Revision werden die Themen der nächsten vorbereitet. Oft löst eine abge­ schlossene Nutzungsplanung einen Schub an Arealpla­ nungen aus, bei denen die Ziele umgesetzt werden können. Hanspeter Schläfli: Oftringen ist Energiestadt. Deren Bedingungen und Erkenntnisse sind auch für die Planung zu beachten. Und der Gemeinderat hat erst kürzlich be­ schlossen: Da bleiben wird dabei. Aber die Gemeinde allein ist mit Energie- oder Klimapolitik überfordert, und ihren Perimeter einsam zu planen, würde gar nichts be­ wirken. Wir haben in unserer Region in den letzten Jahren ZofingenRegio als Akteur für die Energiepolitik bestimmt und arbeiten da an verbindlichen Plänen über die Gemein­ degrenze hinaus. Peter Göldi:  Das gilt auch für die räumlichen Pläne: Der Umbau der Basler- / Luzernerstrasse vom Autokorridor zu einem städtischen Raum ist nur als Projekt der Region denk- und machbar. Auch das Hochhauskonzept ist regio­ nal angelegt, und das Vorhaben der Velovorzugsroute von Zofingen über Aarburg bis Olten ist nur regional sinnvoll. Sie betonen die Region, den funktionalen Raum ; Sie leben in einer Agglomeration, die als Siedlungsteppich ohne Grenzen von Olten bis weit über Zofingen ausgebreitet ist. Warum schliessen sich die Gemeinden nicht zu einer Stadt zusammen ? Peter Göldi: Da geschieht bereits einiges. Planungen, aber auch Dienste wie die Spitex, die Feuerwehr, die KESB und so weiter sind regional organisiert. Für die Agglomeration wichtige Einrichtungen der Versorgung, Bewegung, Erholung werden nicht überall lokal angeboten, sondern können an sinnvollen Orten konzentriert werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei der für Zofingen, Rothrist und Oftringen arbeitende regionale Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle siehe Seite 22. Es ist ja auch nicht selbst­ verständlich, dass die Kooperation in der Raumplanungs­ organisation ‹ Aareland › über die Kantonsgrenzen hinaus funktioniert und die Gemeinden in diesem funktionalen Raum sich mit viel Engagement einbringen. Hanspeter Schläfli: Die Fusion wird von unten her wachsen. Eines Tages wird sie da sein, aber nicht heute oder mor­ gen. Zumal die regionale Zusammenarbeit sehr gut klappt. Oftringen hat keine Postkarten. Welches Bild möchte der Gemeindeammann für die erste Postkarte fotografiert haben ? Hanspeter Schläfli: Ich möchte ein Luftbild, das zeigt, wie trotz der dichter werdenden Siedlung grosse Wiesen und Wälder um Oftringen sind. Schön wäre auch so eine Karte wie in den Kurorten: in der Mitte Wald, darum herum die Kirche, das Dorfmuseum und ein Einkaufszentrum, denn niemand hat so viele davon wie wir.

Peter Göldi ( 62 ) ist Leiter der Abteilung Bauen Planen Umwelt. Er war Stadtpla­ner und Stadtarchitekt von Chur, bevor er vor fünf Jahren sein Amt in Oftringen angetreten hat.

Oliver Tschudin ( 52 ) ist seit fünf Jahren Oftringens Ortsplaner. Er ist Architekt und Planer und Partner im Büro Planar in Zürich.

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Hanspeter Schläfli ( 59 ) ist Oftringens Gemeinde­ ammann. Er ist seit 15 Jah­ ren in der Gemeindepolitik, gelernter Gärtner­ meister und ein Oftringer Urgestein.

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Am Kreuz der Autobahnen Oftringen ist das Dorf am Kreuz der Ost-Westund der Nord-Süd-Autobahn. Innert einer Generation ist die Bevölkerung des Ortes um das Dreifache gewachsen. Oftringen ist heute Teil des Siedlungsteppichs, der von Olten über Aarburg, Rothrist nach Zofingen läuft. Wie lebt es sich hier ? Was hat die Gemeinde vor ? Wie geht sie um mit den Widersprüchen von Standortgunst, Verkehrsdruck, Eigensinn von Investoren und der eigenen Geschichte ? Köbi Gantenbein hat den Ort erkundet und berichtet über die ambitionierte Revision der Ortsplanung, die Verdichtung und Stadtraum ernst nimmt. www.oftringen.ch

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