DRUCKPUNKT 2013/03

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Oktober 2013 | Jg. 21 | Nr. 3

Hochdruckliga

DAS MAGAZIN FÜR PRÄVENTION UND BEHANDLUNG DES BLUTHOCKDRUCKS UND SEINER FOLGEN

DRUCKPUNKT

DEUTSCHE HOCHDRUCKLIGA e.V. DHL® - DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HYPERTONIE UND PRÄVENTION

TITE L THEM A

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Bewegung Wandern für den Blutdruck Was gilt es zu beachten?

Praxis Telemonitoring bei Bluthochdruck Arztbesuch passé?

Forschung Renale Denervation

Neues Behandlungsverfahren in der Diskussion

HEFT


Risiko Schlaganfall & Herzinfarkt?

Weltneuheit

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@ Getty Images/Hemera

Inhalt

Inhalt 03/2013 Editorial

Neue Trends der Hochdruckforschung

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22 Forschung

Aufruhr um die Nierenarteriendenervation

Leben mit Bluthochdruck 4

Aktuelles Mit Telemonitoring weniger Todesfälle Ein hoher BMI an sich ist kein Risiko Erst Hörsturz, dann Herzinfarkt? Vitamin D – als Blutdrucksenker eher eine Enttäuschung

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Bewegung Wandern für den Blutdruck

10 Aktuelles Blutdruckschwankungen können das Gedächtnis lähmen

12 Bewegung Gesundheitspark Trier hat ein Herz für seine Teilnehmer

14 Rezepte Titelbild: © Getty Images/Hemera

Feines aus der 5-Elemente-Küche

16 Ernährung Kann Essen krank machen?

Die renale Denervation – zwischen Risiken und Chancen

26 Praxis Telemonitoring bei Bluthochdruck

30 Aktuelles Jahrestagung der europäischen Gesellschaft für Hypertonie “Es kommt fast alles auf den systolischen Blutdruck an“

Aus der Liga 32 Im DRUCKPUNKT-Interview: Der neue Geschäftsführer der DHL® und der Vorsitzende der Deutschen Hypertonie Akademie

36 Aus den Selbsthilfegruppen Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg ist an Schulen aktiv

37 Wichtige Bekanntmachung für Mitglieder der Deutschen Hochdruckliga Umstellung der Lastschrifteinzüge für DHL®Mitgliedsbeiträge auf SEPA-Lastschriften

19 Leserbriefe Experten der Hochdruckliga beantworten Ihre Fragen

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37 Impressum

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Neue interventionelle Behandlungsmethode

Aufruhr um die Nierenarteriendenervation

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ie vorliegende Ausgabe des Druckpunktes enthält eine aktuelle Übersicht zu einem interventionellen Therapieverfahren, das bei einer schweren Hypertonie angeboten wird, die medikamentös nur schwierig oder gar nicht einstellbar ist. Trotz der noch schwachen Datenlage hat das Thema Nierenarteriendenervation in den letzten Jahren eine beeindruckende und oft unsachgemäße Aufmerksamkeit erfahren. In der Laienpresse wurde vereinzelt eine „Heilung“ oder ein „Leben ohne Medikamente“ in Aussicht gestellt. Als Konsequenz dieser zum Teil unsachlichen Informationen kommen zu fast jedem hypertensiologisch tätigen Arzt Patienten, die darum bitten, ihnen doch diese Errungenschaft der modernen Medizin angedeihen zu lassen. Diese Wünsche sind verständlich. In Deutschland – mit seinen etwa 30 Millionen Hypertoniekranken – werden jeden Tag mindesten 20 Millionen Tabletten zur Blutdrucksenkung geschluckt; geht man einmal von einer Behandlungsrate von zwei Drittel der Patienten und einer 100%igen Compliance aus. Das sind 7,3 Milliarden Tabletten pro

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Jahr. Damit kann sich niemand zufrieden geben. Die Vorstellung vom „Impfen gegen Bluthochdruck“ löste eine kurze Euphorie aus, die (vorerst) an der nichtanhaltenden Wirksamkeit dieser Prozedur gescheitert ist. Nun ist es die Nierenarteriendenervation. Die Publicity dieses Verfahrens ist gegenüber der Impfdebatte ungleich größer. Dies liegt auch an den fi nanzstarken Konzernen der Medizingeräteindustrie, die sich von diesem Verfahren einen großen Zukunftsmarkt erhoffen.

Die Studienergebnisse sollte man vorsichtig betrachten

Der „Hype“ um die Nierenarteriendenervation wird aber auch dadurch vorangetrieben, dass bei der Entwicklung neuer antihypertensiver Medikamente de facto ein Stillstand eingetreten ist und man auf der Suche nach Neuem beim Thema Hypertonie immer wieder bei diesem interventionellen Verfahren landet. Der aktuelle Wissensstand zum Verfahren ist in der Übersichtsarbeit dargelegt (Seite 22). Hervorzuheben sind die kleinen Patientenzahlen der bisher verfügbaren Studien, die für eine Medikamenten-

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Editorial

zulassung völlig unzureichend wären. Hier ist zu beklagen, dass die strengen Standards, die an eine Zulassung von Medikamenten gestellt werden, bei medizinischen Geräten und Interventionen fehlen. Auch das Design der vorliegenden Studien ist unzureichend. Selbst die Blutdruckwirksamkeit des Verfahrens oder zumindest die Größenordnung derselben ist derzeit unklar, da keine der vorliegenden Studien verblindete Placebo-Kontrollen enthielt. Weitere offene Fragen betreffen die Langzeiteffekte und die Sicherheit des Verfahrens. In den USA geben die zuständigen Behörden in Anerkennung der derzeit dürftigen Datenlage noch kein grünes Licht für den routinemäßigen Einsatz des Verfahrens. In Deutschland werden hingegen mit einer schnell wachsenden Zahl an Interventionssystemen Rekordzahlen von Patienten behandelt. Die aktuellen Hypertonie-Leitlinien der Europäischen Hypertonie- und Kardiologie-Gesellschaften vom Juni 2013 sehen ebenfalls die Notwendigkeit weiterer großer Studien mit adäquatem Design, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Verfahrens zu dokumentieren. Eine erste solche Studie an Patienten mit Therapieresistenz wird möglicherweise bereits 2014 abgeschlossen sein und wird dann die Bewertung der Nierenarteriendenervation auf eine solidere wissenschaft liche Grundlage stellen. Bis dahin bleibt das Verfahren allerdings „experimentell“.

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Das heißt, dass es – wenn überhaupt – nur angewandt werden sollte, wenn größte diagnostische und therapeutische Anstrengungen unternommen wurden, den Blutdruck eines schwer einstellbaren Patienten mit etablierten Strategien zu kontrollieren. Aus Sicht der betroffenen Patienten ist dies eine schwierige Situation. Sie sollten mit hypertensiologisch ausgewiesenen Ärzten, gegebenenfalls auch durch Einholen einer Zweitmeinung, sicherstellen, dass außer einem solchen interventionellen Therapieversuch definitiv keine sinnvolle Option besteht, das Problem der unkontrollierten Hypertonie in den Griff zu bekommen. Prof. Dr. med. Rainer Düsing Hypertoniezentrum Bonn Schwerpunktpraxis Kardiologie, Angiologie, Prävention, Rehabilitation Am Burgweiher 52–54 53123 Bonn (Duisdorf ) Tel: +49 228 9621000 Fax: +49 228 96210033 duesing@uni-bonn.de rainer.duesing@spkar.de www.hypertoniezentrum-bonn.de Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Die Beiträge geben nicht immer die Meinung der Hochdruckliga wieder.

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© Fiedels / fotolia.com

Wussten Sie, dass… das Herz eines Embryos schon nach drei Wochen, am 22. Tag, zu schlagen beginnt?

Studie mit Herzinsuffizienz-Patienten

Mit Telemonitoring weniger Todesfälle Telemedizin scheint zu wirken: Dass sie offenbar sogar Todesfälle reduzieren kann, haben jetzt deutsche Kardiologen auf dem europäischen Kardiologenkongress in Amsterdam vorgestellt. Viele Patienten mit Herzinsuffizienz sind Träger eines implantierten Defibrillators (ICD) oder eines Gerätes zur kardialen Resynchronisation (CRT). Solche Geräte können lebensbedrohende Arrhythmien beenden und die gestörte Herzfunktion verbessern. Sie können aber heute auch fortlaufend den Zustand von Herz und Gerät überwachen und Informationen da-

rüber an klinische Zentren weiterleiten (Home Monitoring). Bei Problemen lässt sich damit früh therapeutisch gegensteuern. Den Nutzen eines solchen Systems zeigt jetzt die IN-TIME-Studie von Forschern um den Leipziger Kardiologen Professor Gerhard Hindricks. 716 Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium II/III) nahmen teil. Sie alle hatten ein Implantat mit Telemonitoring-Funktion erhalten (42 Prozent ein ICD, 58 Prozent ein CRT). Die Geräte übermittelten die Informationen (etwa zu Veränderungen des Herzrhythmus, Schock-Abgaben oder Systemfunktion) automatisch und ohne jedes Zutun der Patienten per Mobilfunk an eine zentrale Datenstelle am Herzzentrum der Universität Leipzig.

Noch ist unklar, was letztlich geholfen hat

© BIOTRONIC

Nur bei der Hälfte der Patienten hatten die Ärzte aber auch tatsächlich Zugang zu den eingegangenen Informationen (Telemonitoring-Gruppe), bei der anderen Hälfte beschränkte man sich ohne Kenntnis der übermittelten Daten auf die übliche Standardtherapie. Primäres Ziel der Studie war es, die Auswirkungen der implantatgestützten Fernüberwachung auf das Fortschreiten der Herzinsuffizienz zu untersuchen. Die klinische Verschlechterung wurde anhand des modifizierten Packer-Scores bewertet – eine Kombination unter anderem aus Tod jeglicher Ursache, ungeplanten Klinikaufenthalten wegen dekompensierter Herzinsuffizienz sowie NYHA-Stadium. Nach einem Jahr war der Anteil der Patienten, bei denen eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz objektivierbar war, in der Telemonitoring-Gruppe signifikant niedriger als in der Gruppe mit Standardtherapie (18,9 vs. 27,5%). Auch die Rate der Todesfälle lag in der Telemonitoring-Gruppe mit 3,4 Prozent signifikant niedriger als in der Standard-Gruppe mit 8,7 Prozent. Noch bleibt genau zu klären, welche „Trigger“ im Einzelnen die rasch gegensteuernden Therapien ausgelöst haben und von welcher Art die Maßnahmen waren. Die Analyse, so Hindricks, soll nun folgen. Peter Overbeck

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Aktuelles

Schlaganfall und Herzinfarkt

Ein hoher BMI an sich ist kein Risiko

Zusammen mit Bluthochdruck und Co steigt das Risiko Nach ungefähr fünfeinhalb Jahren hatten die übergewichtigen, aber metabolisch gesunden Frauen kein höheres Risiko als die schlanken, metabolisch gesunden. Wenn die beleibteren Frauen aber an einer metabolische Erkrankung litten, war ihr Schlaganfall und Herzinfarkt-Risiko vier Mal höher als das der schlanken, metabolisch gesunden. Das der schlanken, aber metabolisch ungesunden Frauen war fast doppelt so hoch. „Das heißt, dass Übergewicht an sich bei jungen Frauen nicht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist“, erklärte Schmiegelow. Übergewicht ist allerdings einer der treibenden Auslöser für Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoff wechselstörungen etc.

Frühzeitige Lebensstiländerungen können vorbeugen Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem erhöhtem kardiovaskulären Risiko beruht also darauf, dass Übergewichtige nicht selten metabolische Erkrankungen bekommen. Dahingehend müsse man Übergewicht auch als kardiovaskulären Risikofaktor interpretieren, schlussfolgerte Schmiegelow. Dies böte für junge übergewichtige, gesunde Frauen noch die Chance, ihr Risiko für metabolische Erkrankungen und damit auch ihr Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko zu verringern, wenn sie ihren Lebensstil frühzeitig änderten.

Den Bauchumfang kann jeder messen Auch für Prof. Heinz Drexel aus Österreich, Vorsitzender der zu diesem Thema veranstalteten ESC-Pressekonferenz, ist klar: DRUCKPUNKT 3/2013

© Keith Frith/fotolia.com

Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoff wechselstörungen sind die Folgen. Ein hoher BMI per se erhöht allerdings das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko nicht. Wer also etwas zu viel auf den Rippen hat, hat nicht zwangsläufig ein höheres Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko als ein schlanker Mensch. Wenn man metabolisch gesund ist, ist das Risiko sogar niedriger als das eines normalgewichtigen Menschen, dem ein Bluthochdruck, eine gestörte Glukosetoleranz oder erhöhte Cholesterinwerte zusetzen. Schwerer wiegt offenbar vielmehr, ob man metabolisch gesund oder ungesund ist – dieser Zusammenhang wurde in einer Studie an insgesamt 261 489 jungen zeugungsfähigen dänischen Frauen (Durchschnittsalter 30,5 Jahre) untersucht. Die Ergebnisse stellte Dr. Michelle Schmiegelow vom Gentofte Hospital Hellerup in Dänemark auf dem europäischen Kardiologiekongress in Amsterdam vor. Die Forscher teilten die Frauen in vier Gruppen ein: normalgewichtige Frauen (BMI: 18,5 bis <25 kg/m2) mit keiner metabolischen Erkrankung, normalgewichtige mit mindestens einer metabolischen Erkrankung (Bluthochdruck, gestörter Glukosemetabolismus, Fettstoff wechselstörung); übergewichtige (BMI ≥ 25 kg/m2) mit keiner metabolischen Erkrankung und übergewichtige Frauen mit mindestens einer metabolischen Erkrankung. „Der BMI darf nicht für sich alleine stehen.“ Als Maßeinheit für das kardiovaskuläre Risiko sei der Bauchumfang auch besser geeignet als der BMI. Denn auch ein fitter Mensch kann einen erhöhten BMI haben. Bekanntlich wiegt Muskelmasse ja mehr als Fett. „Deshalb sollte jeder auch seinen Bauchumfang kennen“, appelliert Drexler. Denn Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht, es ergibt vielmehr ein komplexes Bild. Veronika Schlimpert

Korrektur zum Druckpunkt 1/2-2013 Seite 46/47 Beim Artikel Salz einsparen – Blutdruck senken bezog sich die empfohlene Tagesdosis der American Heart Association (AHA) und der Amercian Stroke Association (ASA) von 1,5 Gramm (entspricht 3,75 Gramm Kochsalz) nicht auf die Kochsalzzufuhr, wie irrtümlich in dem Beitrag beschrieben, sondern auf die Natriumzufuhr. Auch der erwähnte ermittelte tägliche Durchschnittskonsum von 3,4 Gramm (entspricht 8,5 Gramm Kochsalz) bezog sich auf die Natrium- und nicht auf die Kochsalzzufuhr. Die European Society of Hypertension (ESH) und die European Society of Cardiology (ESC) empfehlen eine Einschränkung der Kochsalzzufuhr auf 5 bis 6 Gramm am Tag. Die Redaktion bittet diesen Fehler zu Entschuldigen.

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Frühes Warnsignal

Erst Hörsturz, dann Herzinfarkt?

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Ein akuter idiopathischer Hörverlust (also ohne fassbare Ursache) bei älteren Menschen kann ein Warnsignal sein: Diese Patienten haben offenbar ein erhöhtes Risiko, in den nächsten Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden. Diverse Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung werden umgekehrt auch mit einem erhöhten Risiko für einen Hörsturz in Zusammenhang gebracht. Die kleinsten Gefäße betreffende (mikrovaskuläre) Schäden zum Beispiel spielen bei der Entstehung von Hörstürzen eine wichtige Rolle. Außerdem scheinen Raucher und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Anamnese verstärkt hörsturzgefährdet zu sein. Möglicherweise haben also ein akuter idiopathischer Hörverlust und ein Herzinfarkt einen gemeinsamen Mechanismus der Krankheitsentstehung.

Risiko um 25 Prozent erhöht

@ Getty Images/Stockbyte Platinum

Dafür spricht auch eine aktuelle Studie, in der die Daten von 44 830 taiwanesischen Krankenversicherten mit neu diagnostiziertem Hörsturz ausgewertet wurden. Innerhalb von drei bis neun Jahren nach dem Ereignis hatten sie häufiger einen Herzinfarkt als gleichaltrige Kontrollpersonen: Pro 1 000 Personenjahren ereigneten sich 19,27 im Vergleich zu 13,87 Herzinfarkten. Unter Berücksichtigung anderer Begleiterkrankungen und Einflussfaktoren hatten die Hörsturzpatienten damit ein um 25 Prozent höheres Infarktrisiko. Bei den 50- bis 64-Jährigen lag die Häufigkeit an Infarkten um 62 Prozent und in der Gruppe über 64 Jahren um 28 Prozent höher als bei den Vergleichspersonen

gleichen Alters. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass ein akuter idiopathischer Hörverlust ein früher Indikator für einen drohenden Herzinfarkt sein kann“, schlussfolgern die Studienautoren um Charlene Lin von der Universität in Berkeley. Dieses Wissen sollte Ärzte dazu veranlassen, nach einem Hörsturz kardialen Risiken mehr Beachtung zu schenken. Bei der Prävention solle aber berücksichtigt werden, dass 60 Prozent der Herzinfarkte später als ein Jahr nach dem Hörsturz auftraten. (BS)

Nahrungsergänzungmittel

Vitamin D – als Blutdrucksenker eher eine Enttäuschung Vitamin D erscheint vielen schon als neuer kardiovaskulärer Heilsbringer. Aktuelle Studiendaten dämpfen aber die aufkeimenden Hoffnungen: Danach lässt die Gabe des „Sonnenvitamins“ bei älteren Hypertonikern günstige Effekt auf den erhöhten Blutdruck vermissen. Erst kürzlich hat eine koreanische Arbeitsgruppe (Korean Meta-Analysis Study Group) in der bislang umfangreichsten Metaanalyse (Zusammenfassung aus 50 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt knapp 295 000 Teilnehmern, wobei die Probanden den Behandlungsgruppen zufällig zugewiesen wurden) erneut die enttäuschende Erkenntnis gewonnen, dass die Gabe von Vitaminen oder Antioxidanzien für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nichts ausrichten kann.

Doch blieb für Optimisten ein Fünkchen Hoffnung. Zwar sind die Vitamine A, C, E oder B (Folsäure) als Kandidaten so gut wie aus dem Rennen – nicht aber Vitamin D. Dieses Vitamin, das bekanntlich als Prohormon den Kalziumspiegel und Knochenaufbau reguliert, ist erst seit relativ kurzer Zeit auch in den Fokus der kardiovaskulären Forschung gerückt. In epidemiologischen Studien ist wiederholt beobachtet worden, dass niedrige 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel mit einem höheren Risiko für Erkrankungen wie Bluthochdruck und Koronare Herzerkrankung assoziiert waren. Metaanalyen bestätigten diese Beziehung. Assoziationen sagen aber nichts über ursächliche Zusammenhänge aus, denen erst durch randomisierte kontrollierte Studien auf die Spur zu kommen ist.

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Aktuelles

Kontrollierte Studie zur blutdrucksenkenden Wirkung Eine solche placebokontrollierte Studie zur Wirksamkeit von Vitamin D hat jetzt eine schottische Forschergruppe um Dr. Miles D. Witham aus Dundee veröffentlicht. Danach scheint es eher fraglich, ob sich durch Nahrungsergänzung mit diesem Vitamin die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen günstig beeinflussen lässt. An der aktuellen Studie (VitDISH Trial) nahmen 159 ältere Patienten mit einem isolierten systolischen Blutdruck teil. Die 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel lagen bei allen Teilnehmern unterhalb einer Schwelle von 30 ng/ml (im Mittel: 18 ng/ml). Den Patienten wurde ein Jahr lang alle drei Monate entweder Vitamin D (100 000 IE) oder ein Placebo oral verabreicht.

Blutdruckwerte unverändert Erwartungsgemäß ließ die Behandlung mit Vitamin D, die 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel dieser Teilnehmer signifikant an-

steigen. Ihr Blutdruck blieb dennoch von dieser Veränderung unberührt: Die Blutdruckwerte in beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant. Auch der 24-Stunden-Blutdruck, die Endothelfunktion, die Steifheit der Aorta oder die Cholesterin- und Glukosespiegel zeigten keine Veränderungen. Ebenso wie die Studienautoren will auch Dr. Edward Giovannucci von der Harvard-Universität in Boston, Verfasser eines begleitenden Editorials zur Studie, noch nicht völlig ausschließen, dass die Vitamin-D-Gabe doch einen gewissen Effekt auf den Blutdruck haben könnte. Bestenfalls, darin ist man sich einig, sei aber nur eine sehr moderate Senkung des Blutdrucks zu erwarten, von der möglicherweise, so Giovannucci, auch nur gewisse Patienten – etwa Menschen mit erhöhten Spiegeln des Parathormons (ein Hormon, was in den Nebenschilddrüsen produziert wird und zur Erhöhung des Kalziumspiegels führt) profitieren würden. Peter Overbeck

Bewegt entspannen Wer an tiefe Entspannung denkt, stellt sich meist totale Stille und meditative Stimmung vor. Aber wäre es nicht besser, sich überall unbemerkt entspannen zu können, auch in den Brennpunkten des Alltags, überall dort, wo Druck entsteht? Genau dieses Ziel verfolgt Diplom-Psychologe und Coach Peter Bergholz in seinem Buch „Dynamische Entspannung“. Dieser neue einfache Ansatz basiert auf der bewährten Methode der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson (Progressive Muskelrelaxation, PMR) und erweitert diese mit Musik und „positiven Bewegungen“. Entspannung und Wohlbefinden entwickeln sich hier zuerst aus Bewegungen heraus, auch Winning Moves oder Einklangsbewegungen genannt. Sie sprechen direkt das Nervensystem an. Die Wirkung der kleinen, fließenden Bewegungen setzt sofort ein. Die Methode ist deshalb auch für alle geeignet, die sonst vor dem Üben immer erst den „inneren Schweinehund“ überwinden müssen. Es sind die guten Gefühle, die sich positiv auf unsere Psyche und Gedanken auswirken, und sie werden vor allem im Körper produziert – durch Berührungen,

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Bewegungen und Körperhaltung. So sieht es auch die Hirnforschung, und die „Dynamische Entspannung“ setzt dieses neue Wissen um. In dem Buch und auf der beiliegenden Audio-CD werden sechs angeleitete Programme vorgestellt: Sie unterscheiden sich in Dauer (zwischen 4 und 20 Minuten) und Intensität und ermöglichen so ein abwechslungsreiches Einüben. Jedes Programm beginnt mit klassischer An- und Entspannung (Jacobson-Prinzip) und geht dann in einfache Einklangsbewegungen über. Immer unterstützt mit eingängiger, klassischer Musik, deren Bedeutung für Veränderungsprozesse gezielt genutzt wird. Das Unterbewusste ist in dieser Verfassung besonders aufnahmefähig für positive Gedanken, Bilder und Vorstellungen. Passende Suggestionen wirken jetzt ganz direkt und lassen sich auch mit aktiven Themen verknüpfen: Entschlossenheit, Stärkung des Selbstbewusstseins, Gelassenheit, Neinsagen. Mit der Kombination aus bekannten Entspannungselementen und positiven Bewegungen geht diese Technik somit weit über eine klassische Entspannungsmethode hinaus.

Peter Bergholz, Dynamische Entspannung: Innere Ruhe und Stärke durch die Kraft der Bewegung Reihe: GU Multimedia inkl. Audio-CD mit ca. 60 Minuten Spieldauer Preis: 16,99 € ISBN 978-3-8338-2559-0

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Ab in die Berge

Wandern für den Blutdruck Wandern ist eine Bewegungsart, die für Menschen mit Bluthochdruck besonders gut geeignet ist. Warum ist das so und was sollte man beim Wandern beachten?

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ie Luft ist frisch und klar dort oben in den Bergen. Erst mal tief einatmen und den Blick über die schneebedeckten Gipfel schweifen lassen – wer schon mal Bergwandern war, kennt vielleicht dieses Gefühl. Man ist leicht erschöpft, aber glücklich, wenn man den Gipfel erklommen hat. Viel Natur, gute Luft und der leckere Bergkäse auf der Alm – Wandern hat einiges zu bieten und ist im Trend. Ein Hobby, das ein guter Ausgleich zum stressigen Leben in der Stadt sein kann. Wandern ist aber nicht nur für das Lebensgefühl eine Wohltat, sondern wirkt sich auch auf den Blutdruck positiv aus. Denn wer regelmäßig solch ein moderates Ausdauertraining betreibt, kann seinen Blutdruck längerfristig senken. Gerade für Bluthochdruckpatienten ist Wandern emp8

fehlenswert. Denn Wandern gehört wie Radeln und Joggen zu den Bewegungssportarten. Und diese seien für den Blutdruck vorteilhafter als Kraftsport, erklärt Prof. Martin Middeke vom Hypertoniezentrum München. „Beim Ausdauersport wird die Herzarbeit über die Erhöhung der Herzfrequenz gesteigert und nicht durch eine Erhöhung des Blutdruckes, wie es beim Kraftsport der Fall ist.“

Nach dem Marsch sinkt der Druck

Was mit dem Blutdruck beim Wandern passiert, kann man selbst ganz einfach testen. Vor dem Marsch und fünf Minuten danach den Blutdruck messen. Und schon sieht man, dass der Druck bereits direkt nach der Anstrengung niedriger ist als zuvor. Doch: einmal hilft nicht viel. Wer längerfristig seinen Blutdruck senken möchte, sollte öfters in die Berge gehen oder anderen Ausdauersport betreiben. „Je häufiger man trainiert, desto länger hält die Blutdrucksenkung an“, sagt Middeke. Es gilt das

Dosis-Wirkungs-Prinzip. Gerade deshalb ist Wandern für Hypertoniker so geeignet. Man bewegt sich mehrere Stunden und die Anstrengung ist moderat. Und wenn der Blutdruck dauerhaft niedrig bleibt, sinken auch die Risiken für Folgeerkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. „Bewegung kann das Leben verlängern“, so Middeke. Morbidität und Mortalität werden gesenkt. Man fühlt sich fitter und ein besseres Körpergefühl stellt sich ein. „Bewegung ist eines der besten Antidepressiva,“ so Middeke.

Was man beachten sollte

Also die Wanderschuhe anziehen und direkt den nächsten Gipfel besteigen? Was sollte man beachten, wenn man das erste Mal wandern gehen möchte? Middeke rät: „Insbesondere ältere Menschen, die sich bisher nicht viel bewegt haben, und Patienten mit nicht gut eingestellten Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten sich vor einer geplanten Wanderung von ihrem Hausarzt beraten DRUCKPUNKT 3/2013


Bewegung

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Tipps für Wanderer mit Bluthochdruck

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Vor der ersten Wanderung einen Belastungstest beim Hausarzt machen. Vor und nach dem Wandern Blutdruck und Puls messen. Für Flachländer: 1–2 Tage einplanen, um sich an die Höhe zu gewöhnen Nicht mehr als 300 Höhenmeterunterschiede beim Übernachten einplanen Besser längere, dafür weniger anstrengende Touren Mit einer einfachen Tour beginnen und die Anstrengung langsam steigern Ausreichend trinken (möglichst jede Stunde) Leichte gesunde Kost Zwischendurch und nach dem Wandern dehnen

24h ABDM Start: 03.05.2013 11:16 Ende: 04.05.2013 16:00

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lassen, inwieweit sie sich belasten dürfen.“ Mit einem Belastungstest lässt sich die Leistungsfähigkeit des Herzens beurteilen. Dabei werden Blutdruck und Puls während einer Belastung auf dem Fahrrad-Ergometer gemessen. Zusätzlich kann ein Belastungs-EKG aufgezeichnet werden. Wenn es dann los geht auf die Wandertour, sollte man es erst mal langsam angehen lassen, also zunächst eine einfache Wanderung planen und die Anstrengung schrittweise steigern. „Und es ist besser, etwas länger zu wandern als den nächste Gipfel besteigen“, sagt Middeke. Das richtige Pensum lässt sich ganz einfach an der Atemluft festmachen. „Man sollte so viel Luft bekommen, sodass man sich noch unterhalten kann.“ Wer im Flachland lebt, sollte vor einer Bergwanderung ein bis zwei Tage einplanen, um sich an die Höhe gewöhnen zu können. Bei einer mehrtägigen Hüttenwanderung gilt: Die Hütte, auf der man nächtigt, sollte nicht mehr als 300 Meter höher liegen als der Übernachtungsort am Tag zuvor. Denn vor allem im Schlaf kann einem die Höhe zu schaffen machen. „Schlafstörungen, Schwindel, Atemnot, Erbrechen, ungünstige Blutdruckanstiege und Überlastungsanzeichen sind typische Komplikationen, die in Höhenlagen auftreten können.“ Eine sogenannte Höhenkrankheit kann durchaus auch im europäischen Hochgebirge auftreten. Außerdem sollten Wanderer darauf achten, während des Marsches ausreichend zu trinken. Middeke empfiehlt, spätestens nach einer Stunde eine Trinkpause einzulegen. Auf den Schweinsbraten mit Knödel sollte man während einer Wanderreise besser verzichten. Eine leichte und gesunde Kost vor und nach dem Wandern ist ratsamer. Um ein Gefühl zu bekommen, wie sich Blutdruck und Puls während einer Wanderung verändern, empfiehlt Middeke, beides vor und nach dem Marsch selbst zu messen. Übrigens: Ein leichter Muskelkater schadet nicht. Sich zwischendurch und nach einer Tour zu dehnen, kann einem Muskelkater Veronika Schlimpert etwas vorbeugen.

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IEM - Hypertension Management Software

Abb: Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (u.a. während einer Wanderung) mit 65

Messungen über ca. 20 Stunden bei einem 70-jährigen Patienten mit arterieller Hypertonie (vom Hypertoniezentrum München). Y-Achsen: Blutdruck und Herzfrequenz in mmHg bzw. Schläge/min; x-Achse: Uhrzeit, an der die Messungen stattfanden. Die medikamentöse Therapie ist noch nicht ausreichend. Deshalb ist der nächtliche Blutdruck (ab 22 Uhr) und der Blutdruck in den Morgenstunden noch nicht im Normbereich (obere Kurven). Vor dem Start der Bergwanderung, kurz nach 10 Uhr, trat eine symptomlose Blutdruckspitze auf. Anschließend waren die Blutdruckwerte (obere Kurven) während der Wanderung deutlich gesenkt und die Herzfrequenz (untere Kurve) erhöht. Gemessen wurde jeweils während eines kurzen Stopps mit ruhiger Armhaltung. Nach Beendigung der Wanderung erfolgte ein Wiederanstieg des Blutdrucks und eine Normalsierung der Herzfrequenz. 9


Geführte Wanderungen sind eine gute Möglichkeit, sorglos und kostengünstig zu wandern. Man braucht sich nicht mehr um die Route, den Fahrplan, und andere Notwendigkeiten zu kümmern. Im Rahmen des Weltherztages am 28. und 29. September 2013 hatten Wanderweg-Organisationen und lokale Herzgruppen fünf attraktive Wanderungen für das Herz in verschiedenen Regionen der Schweiz zusammengestellt (www.swisshiking. ch/de/wandern/veranstaltungen/wanderungen-fuersherz-2013). Diese sind besonders für Herz-Kreislauf-Patienten geeignet und wurden alle durch einen Wanderleiter sowie einem Herztherapeuten begleitet. Generelle Angebote für geführte Wanderungen und andere Vorschläge für Wanderrouten finden sie im Internet auf folgenden Seiten:

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Schweizer Wanderwege: www.wandern.ch/de/home Deutscher Volkssportverein: www.dvv-wandern.de/ index.php Deutscher Wanderverband: www.wanderverband.de/ conpresso/_rubric/index.php?rubric=Startseite Alpinewelten: www.alpinewelten.com/de/die-bergfuehrer/

Auswirkung eines regelmäßigen Ausdauertrainings von 3 x wöchentlich je 30–45 Minuten

© Getty Images/iStockphoto

Gemeinsam Wandern

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Senkung des systolischen Belastungsblutdrucks um etwa 10–20 mmHg Senkung der Belastungsherzfrequenz (Puls) um ca. 20% Anstieg der Herzleistung (Herzzeitvolumen) unter Belastung um ca. 20% Senkung des Ruheblutdrucks bis 10 mmHg (systolisch)

Ursache oder Wirkung?

Blutdruckschwankungen können das Gedächtnis lähmen Starke Schwankungen des Blutdruckes können offenbar die kognitiven Leistungen älterer Menschen beeinträchtigen. Dieser Zusammenhang ist unabhängig von der durchschnittlichen Höhe des Blutdruckes. Was Ursache und was Wirkung ist, ist allerdings noch ungeklärt.

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ätsel, Sudoko, Gedächtnistraining – viel wird dafür getan, um dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Und insbesondere ältere Menschen achten häufig verstärkt darauf, dass ihre ko10

gnitive Leistung erhalten bleibt. Dabei sollte man vielleicht auch den Blutdruck im Auge behalten. Starke Blutdruckschwankungen können offenbar die kognitiven Leistungen älterer Menschen beeinträchtigen, wie

jetzt niederländische, irische und schottische Wissenschaft ler zusammen in einer großangelegten Studie herausfanden. Ausschlaggebend für den Erhalt der kognitiven Leistung ist also nicht unbedingt nur die DRUCKPUNKT 3/2013


Aktuelles

Blutdruckschwankungen schlechter ab als jene, deren systolischer Blutdruck gleichmäßig blieb. Beispielsweise schnitten die Teilnehmer mit einem stark variierenden Druck beim Reaktionsstest um durchschnittlich 3,08 Sekunden schlechter ab als jene mit den geringsten Schwankungen. Die Höhe des Blutdruckes und das Vorhandensein von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren beeinflussten die Testergebnisse nicht.

Strukturelle Hirnveränderungen sind häufiger

Warum ausgerechnet Schwankungen des Blutdruckes sich derartig auf die kognitive Leistung auswirken, darüber kann man nur mutmaßen. Dauerhafte starke Fluktuationen des Blutdruckes könnten beispielsweise dazu führen, dass das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird und deshalb Nervenzellen im Gehirn absterben – vor allem in empfindlichen Regionen, wie im Hippocampus. So lautet eine Vermutung des Forscherteams. Diese Erklärung würde auch zu Ergebnis-

sen passen, die eine Subanalyse der Studie lieferte: die Volumina der Hippocampi, also der Gehirnregionen, die auch für das Gedächtnis zuständig sind, fiel bei Menschen mit einem stark schwankenden Blutdruck geringer aus als bei Personen mit einem gleichmäßigen Blutdruck. Auch kortikale Infarkte kamen bei ihnen häufiger vor. Dies fand man heraus, nachdem die Gehirne von 553 Patienten mithilfe einer Magnetresonanztomografie untersucht wurden. Wie aber bei der Henne und dem Ei, gilt, wie so oft – was war zuerst da? Vielleicht sind auch Veränderungen im Gehirn die Ursache für die Blutdruckschwankungen. Hier gibt es also noch Klärungsbedarf und weitere Studie sind notwendig, um den Zusammenhang zwischen der Blutdruckvariabilität und der kognitiven Leistung besser zu verstehen. Ob eine Reduktion solcher Blutdruckschwankungen den Schwund der kognitiven Leistung verlangsamen kann, sollte ebenfalls noch in Langzeitstudien überprüft werden. Veronika Schlimpert

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Höhe, sondern auch, wie stark der Blutdruck variiert. 5461 Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren im Alter zwischen 70 und 82 Jahren, die zu Studienbeginn eine moderate kognitive Leistung aufwiesen, nahmen rund 3 Jahre nach Studienbeginn an 4 verschiedenen kognitiven Tests teil. Getestet wurde die Aufmerksamkeit, die Reaktionszeit, die Verarbeitungsgeschwindkeit sowie das intermediäre Gedächtnis und das Langzeitgedächtnis. Während der Studienzeit wurde der Blutdruck der Teilnehmer alle drei Monate gemessen. Als Maß der Schwankung diente die Standardabweichung der einzelnen Messwerte eines Patienten. Das Forscherteam um Behnam Sabayan teilte die Patienten daraufhin in drei Gruppen ein: Patienten mit niedriger (0,7–12,2 mmHg), mittlerer (12,3–16,2 mmHg) und hoher Blutdruck-Variabilität (16,3– 64,4 mmHg). Die Forscher verglichen das Abschneiden der Teilnehmer bei den Tests mit der Standardabweichung der Blutdruckmesswerte. In allen Tests schnitten jene mit starken systolischen

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Für jede Erkrankung eine Sportart

Gesundheitspark Trier hat ein Herz für seine Teilnehmer Holger Jungandreas – Gesundheitspark Trier, Verein für Herzsport und Bewegungstherapie Trier e.V. Der Gesundheitpark Trier bietet viele verschiedene, breit gefächerte Kurse an, bei denen man gemeinsam mit anderen Teilnehmern Sport treiben kann. Das macht nicht nur mehr Spaß und ist motivierender als sich alleine zu bewegen, anleitende Übungsleiter und Ärzte können auch auf die individuelle Erkrankung jeden einzelnen Teilnehmers eingehen.

S

chon das umfangreiche Programmheft mit dem Slogan: „Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen!“ klingt einladend. Der „Verein für Herzsport und Bewegungstherapie Trier e.V.“ wurde 1982 gegründet. Bereits im Oktober 1980 wurden die ersten beiden Herzgruppen in Trier eröffnet. Heute zählen die 27 Herzgruppen des Vereins mit über 500 Teilnehmern zur größten Gruppierung ihrer Art in Rheinland-Pfalz. 1989 erweiterte sich das Herzsportangebot durch den „Gesundheitspark Trier“ als Abteilung mit breit gefächerten präventiven (vorbeugenden) und kurativen (heilenden) 12

Kursen. Die Ziele sind zum einen die effektive Bekämpfung in der Regel mehrfach vorhandener Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, Übergewicht, zu hohe Blutfette und Stressbelastung, zum anderen die Überwindung der Folgen von Herzinfarkt, koronarer Herzkrankheit, operierten Herzklappenfehlern oder einer Herzleistungsschwäche. Zusätzlich werden – ganz nach dem Grundsatz „für jede Erkrankung eine Sportgruppe“ – in entsprechenden Gruppierungen Durchblutungsstörungen, die Folgen eines Schlaganfalls, aber auch Rückenprobleme, chronische Schmerzen („Sanfte Gym-

nastik bei Fibromyalgie“) und Lungenerkrankungen angegangen.

Die Struktur des Vereins ist zweigeteilt: Offene Kurse In den „offenen Kursen“ werden bei kontinuierlicher, ganzjähriger Teilnahme eine aktive Krankheitsbewältigung und Gesundheitsvorsorge angestrebt. Hier besteht die Möglichkeit, sogar wöchentlich nach Lust, Laune und Zeit an den jeweiligen gesundheitssportlichen Kursprogrammen teilzunehmen. Die TeilnehmerInnen werden hierzu Mitglieder DRUCKPUNKT 3/2013


Bewegung

im Verein und können darüber hinaus an einem Rahmenprogramm mit vier Wanderungen jährlich, Feierlichkeiten, zwei Winter-Freizeiten (z. B. 2014 in den Schwarzwald) teilnehmen. Die Kosten für die Teilnahme an den Angeboten der „offenen Kurse“ (Mitgliedsbeitrag) betragen 22 Euro pro Monat.

© Gesundheitspark Trier

Geschlossene Kurse Die „geschlossenen Kurse“ finden innerhalb eines bestimmten Zeitraumes statt. Sie bieten eine Fülle von Hilfen zur Selbsthilfe an, angefangen mit Stressbewältigungsmaßnahmen, Fragen zur gesunden Ernährung, dem Adipositas-Programm, Heilfasten, progressiver Muskelentspannung und dem autogenem Training bis hin zur Raucherentwöhnung. Die „geschlossenen Kurse“ innerhalb der drei Säulen – Gesundheitssport, Ernährungsberatung und Stressbewältigung – finden nur bei entsprechender Teilnehmerzahl statt, sodass eine gesonderte Anmeldung erforderlich ist. Ganz nach dem Motto „Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen“ bietet der Gesundheitspark Trier ein ganzheitliches Konzept an, in dem die TeilnehmerInnen aktiv etwas gegen ihre individuellen gesundheitlichen Probleme unternehmen können. Dabei gibt

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es jederzeit die Möglichkeit zu kostenlosen Schnupperstunden.

Tipps beim Sport mit Herzerkrankungen

Mit über 500 Herzsportlern und Herzsportlerinnen in 27 Gruppen ist die Herzgruppe Trier, die dem Verein angegliedert ist, die Größte in Rheinland-Pfalz. Die Teilnehmer kommen nach der in der Regel stationären Rehabilitation („Anschlussheilbehandlung“), aber auch nach sonstigen stationär oder ambulant behandelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in die „Ambulante Herzgruppe“ (AHG). Hier soll der derweil „antrainierte“ Leistungsstand gehalten oder gar weiter ausgebaut werden. Speziell ausgebildete ÜbungsleiterInnen und ein Arzt/Ärztin sorgen für die praktische Umsetzung der Gruppenstunden. Die Trainingsstunden im Herzsport sind speziell gegliedert: einleitend führt ein Übungsleiter (oder Arzt) eine kurze Umfrage zum aktuellen gesundheitlichen Befinden der Teilnehmer durch; es folgen ein strukturiertes Aufwärmen und eine Gymnastikphase, in der gekräftigt, gedehnt, die Koordination und/oder die Ausdauer trainiert wird. Die Hauptphase ist die Ausdauerphase: ein moderates Herz- und Kreislauftraining. Dabei wird standardisiert und auf den Punkt trainiert. Vor allem in dieser Phase soll das Herz-Kreislauf-System die notwendigen Anpassungserscheinungen entwickeln. Die

Weitere Informationen zu unseren Gruppenangeboten finden Sie im Internet unter www.gesundheitspark-trier.de

folgenden Phasen innerhalb der Übungsstunde dienen der Entspannung. Viel dazu beitragen können Spiel und Kommunikation untereinander sowie die richtigen Atemtechniken.

Herzgruppe gibt Kraft und Selbstvertrauen

Entscheidend für Herzpatienten, die durch ein regelmäßiges körperliches Training auch zuhause ihr Leistungsvermögen verbessern wollen, ist es, dies ohne Stress oder Leistungsdruck anzugehen. Während eines Ausdauertrainings (Joggen, Walking, Nordic Walking, Radfahren oder Wandern) sollte sich das Sauerstoffangebot und der Sauerstoff verbrauch innerhalb des sogenannten „Steady State“ befinden, d. h. Verbrauch und Angebot stehen im Gleichgewicht. Dies äußert sich am einfachsten dadurch, dass man sich während der Belastung bequem unterhalten kann. Es handelt sich um sogenannte aerobe Ausdauersportarten, die durch ein ausreichendes Angebot an Sauerstoff während der Belastung gekennzeichnet sind. Auch ein moderates Krafttraining ist zu empfehlen, um eine schwache Haltemuskulatur entsprechend zu kräftigen und den Gesamtkörper zu stabilisieren. Nicht zu empfehlen sind hochintensive Belastungen, die mit einem starken Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg und mit einer verminderten Sauerstoffaufnahme einhergehen wie Liegestütze, Klimmzüge, Sprints usw. Insgesamt hilft die Herzgruppe den Patienten wieder auf die Beine, gibt Selbstvertrauen und Kraft für die Anforderungen des Alltages. Auch nicht zu verkennen ist, dass die Gemeinschaft mit „Gleichbetroffenen“ die eigene Situation zunehmend positiv betrachten lässt. 13


Hirsch Zubereitung:

+ + + + +

Hirschrücken kurz unter kalten Wasser waschen und mit einer Küchenrolle trocken tupfen. Unmittelbar vor dem Anbraten mit etwas Pfeffer und Salz würzen. Mit einem Pinsel etwas Rapsöl in der heißen Pfanne verstreichen. Hirschrücken für eine Minute kräftig einseitig anbraten. Hitze auf die Hälfte reduzieren und 3–4 Minuten weiter braten. Hitze wieder erhöhen, das Fleisch wenden und eine Minute bei höchster Hitze kräftig anbraten. Bei halbierter Hitzezufuhr das gewürfelte Gemüse, Zwiebelwürfel, Ingwerscheiben, Prise Salz, in Scheiben geschnittene Tomate oder Tomatenmark, Rosmarin, Zitronenschale, Orangenschale und leicht angedrückte Wacholderbeeren dazugeben und 3–4 Minuten mit den Fleisch weiter braten. Fleisch aus der Pfanne nehmen und im vorgeheizten Backofen bei 140°C auf das Gitter der mittleren Schiene legen. Fleisch mit eingestecktem Bratenthermometer garen, bis das Thermometer 75–60°C anzeigt. Backofen ausschalten und Fleisch noch weitere 5 Minuten bei halb offener Backofentüre rasten lassen. Gemüse und Kräuter noch ein wenig in der Pfanne weiterrösten, bis diese etwas Farbe annehmen. Rotwein und Portwein zugeben und auf 1/3 einkochen lassen. Brühe dazu gießen und die Sauce weiter auf die gewünschte Konsistenz einköcheln lassen. Bei Bedarf noch etwas salzen und durch einen Sieb gießen.

Tipps: Sie können nach dem Aufgießen des Gemüses mit Wein und Brühe noch eine halbe rohe Kartoffel hinein reiben und 20 Minuten mitköcheln lassen. Dies gibt der Sauce eine leichte Bindung. Zusammen mit Rotkraut und Selleriepüree ist dies ein echter Klassiker und ein wahrer Festtagsschmaus.

Zutaten: 1 kg Hirschrücken (ohne Knochen, vom Metzger bereits zugeputzt) ½ Karotte ½ Sellerie ½ Zwiebel 3 Scheiben Ingwer (3 mm dick) Fleur de Sel 1 Msp. Tomatenmark oder 1 Tomate 1 Zweig Rosmarin je ½ Zitrone und Orange (Schale) 3 Wacholderbeeren 125 ml Rotwein 125 ml Portwein 125 ml Fleisch- oder Gemüsebrühe

Lachsfilet mit Krenkruste Zubereitung: Lachsfilet:

+ +

Lachs mit etwas Olivenöl bestreichen und auf einen großen, flachen Teller legen. Mit Klarsichtfolie überspannen und ca. 20 Minuten bei 80°C statischer Hitze im Backofen ziehen lassen. In der Zwischenzeit die Krenkruste zubereiten. Der Lachs wird bei dieser Methode sehr zart und es tritt kein Eiweiß auf der Seite aus.

Krenkruste:

+ Zutaten: 4 Lachsfilets á 150 g (ohne Haut) Olivenöl Hibiskussalz, Meersalz, Piment d´Espelette 1 EL Butter ½ Knoblauchzehe 2–3 El frisch geriebener Kren (Meerrettich) 50 g Toastbrot ohne Rinde 1 Zweig Rosmarin 14

+ + +

Für die Krenkruste Butter kurz in der Pfanne erwärmen, klein gehackten Knoblauch dazugeben und ganz kurz mit rösten. Pfanne wegziehen und geriebene Kren dazugeben. Mit Piment d´Espelette und Meersalz würzen. Toastbrot im Cutter zu Bröseln verarbeiten, mit ein paar gehackten Rosmarinnadeln würzen und die Butter-Krenmischung dazugeben. Sehr kurz mixen. Wenn die Masse zu trocken ist, noch ein wenig geschmolzene Butter und 1 EL Olivenöl dazugeben. Fisch mit Hibiskussalz oben betreuen und die Krenkruste auf den Fisch streichen. Das Fischfilet mit Oberhitze im Backofen gratinieren, bis die Kruste eine goldgelbe Farbe hat. Durch das Gratinieren bei Oberhitze, zieht der Fisch durch.

Tipp: Dazu passt Lauch-Kartoffelgemüse DRUCKPUNKT 3/2013


Rezepte

Scharfe Kürbissuppe Zubereitung:

+ + + + +

Butter und Öl im heißen Topf zergehen lassen. Fein geraspelten Kürbis und Zwiebel dazugeben und bei nicht zu starker Hitze glasig dünsten. Prise Rohrzucker, Curry, Knoblauch, entkernte und klein geschnittene Chilischote und Prise Salz dazugeben und ganz kurz mitrösten. Mit Brühe nach und nach aufgießen. Prise Rosenpaprika zugeben und auf kleiner Flamme weichköcheln lassen. Prise Piment d´Espelette, Ingwer, gegebenfalls noch etwas Salz und Zitronensaft dazugeben, eine Minute aufkochen, durchrühren und servieren.

Die Asiatische Variante: Sie reduzieren die Menge der Hühnerbrühe um 200 ml und ersetzen diese mit Kokosmilch. Suppe mit 4–5 Tropfen Chiliöl und Korianderblättern garnieren.

Tipps:

Zutaten: 400 g Kürbis 1 EL Butter 1 EL Olivenöl 1 kleine Zwiebel Rohrzucker 1 TL roter Curry 2 Knoblauchzehen

1 kleine Chilischote Meersalz 800 ml Hühnerbrühe Rosenpaprika Piment d´Espelette 1 El fein geriebener Ingwer 1 Zitrone (Saft)

Mögen Sie die Suppe von der Konsistenz feiner, mixen Sie sie am Ende mit dem Pürierstab durch.

Zutaten: 1 Zweig Rosmarin 250 ml Gemüsebrühe 250 ml Milch 100 g Maisgrieß Pfeffer aus der Mühle Meersalz 80 g Parmesan Paprika edelsüß 2–3 EL Olivenöl 200 g Pfifferlinge 2 EL Butter 1 Zwiebel Pfeffer aus der Mühle Meersalz 2 EL Petersilie Paprika edelsüß 4 EL Parmesanspäne

Polenta mit Pfifferlingen und Parmesan Zubereitung:

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Rosmarinzweig in Gemüsebrühe und Milch aufkochen und 5 Minuten bei kleiner Flamme köcheln lassen. Rosmarinzweig wieder herausnehmen. Maisgrieß einrühren, bei geringer Hitze unter ständigem Rühren10 Minuten köcheln lassen. Auf der ausgeschalteten Herdplatte noch ein paar Minuten nachquellen lassen. Pfeffer, Salz, Parmesan und Prise Paprika einrühren. Bei Bedarf etwas Gemüsebrühe zugießen und Olivenöl unterrühren. Pfifferlinge säubern und in schäumender Butter braten. Gehackte Zwiebel mitrösten. Sobald die Zwiebel etwas Farbe annimmt, pfeffern und etwas salzen. Gehackte Petersilie und eine Prise Pabrika zu den Pilzen geben. Gut durchschwenken. Polenta auf den Tellern anrichten. Pfifferlinge und gehobelte Parmesanspäne oben darauf setzen.

Feines aus der 5-Elemente-Küche Mit dem Buch „Feines aus der 5-Elemente-Küche“ leisten die Autoren Stefanie und Ekkehart Hamma sowie Wolfgang Radi einen Beitrag zu einer bewussteren, nachhaltigeren und die Sinne ansprechenden Ernährung. Mit ihren Rezeptvorschlägen ermöglichen sie dem Leser, dem Vorsatz, etwas zum Besseren zu verändern, auch Taten folgen zu lassen. Sich täglich mit vertretbarem zeitlichem und finanziellem Aufwand mindestens zwei Mahlzeiten zuzubereiten, die schmecken und dabei dem Körper er-

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möglichen, sich aus den gegessenen Lebensmitteln kräftigend zu ernähren. Spaß an der Zubereitung und Genuss beim Essen stehen in diesem Buch im Gleichgewicht mit Zeitökonomie und Nachhaltigkeit. Stefanie & Ekkehart Hamma und Wolfgang Radi, Feines aus der 5-Elemente-Küche Hannover: Tinto-Verlag; 2. Auflage, 288 S. Preis: 34,95 ; ISBN: 978-3-94 1684-11-9

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Pasta, Burger und Süßigkeiten

Kann Essen krank machen? Richtig zu essen ist für Sie eine Wissenschaft? Falls Sie von ständig wechselnden Ernährungsempfehlungen verunsichert sind, seien Sie zunächst unbesorgt: Sich krank zu essen ist bei einer nicht allzu einseitigen Ernährung kaum möglich. Einige Empfehlungen haben wir trotzdem für Sie.

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laubt man ernst zu nehmenden Ernährungswissenschaftlern, gibt es kein ungesundes Essen, sondern nur ungesundes Essverhalten. Aber natürlich gibt es Nahrungsmittel, die dem Organismus nicht besonders gut tun wie mit Giften belastetes Gemüse, schimmelige Brotwaren oder Substanzen, die wie beispielsweise Alkohol in hoher Konzentration den inneren Organen zusetzen. Doch immer wieder hört man von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zum Beispiel im Verzehr von zu viel rotem Fleisch, von ungesunden Fettarten und „falschen“ Kohlenhydraten eine Gefahr 16

für Leib und Leben sehen. Gerade im Bereich der Ernährung kommen allerdings viele wissenschaftliche Untersuchungen nur zu vagen Vermutungen: Weil einige Menschen, die an Krebs erkrankten, viele Jahre zuvor angaben, viel rotes Fleisch zu essen, muss dies doch auch mit dafür verantwortlich sein, oder? Nicht immer sind diese Beobachtungen auch beweiskräftig, wie jeder weiß, der aufgrund einer Medienmeldung sein Essverhalten umgestellt hat und dem kurze Zeit später vielleicht das Gegenteil empfohlen wird. Je mehr Menschen in ihrem Ernährungsverhalten beobachtet werden, desto eher

deuten Indizien auf ein bestimmtes Verhalten oder einen bestimmten Nahrungsbestandteil. Aber Hand aufs Herz: Wer kann verlässlich seine Ernährungsgewohnheiten benennen? Wer weiß wirklich, was er im Laufe einer Woche alles gegessen hat? Selbst wenn genau darüber Buch geführt wird: Ist dies eine Garantie dafür, dass auch alles wirklich richtig dokumentiert wird?

Nach verlässlichen Daten schürfen

Für Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist es daher wichtig, „Leitlinien“ zu erDRUCKPUNKT 3/2013


Ernährung

Gibt es ungesunde Kohlenhydrate?

Der Begriff der „gesunden“ und der „leeren“ Kohlenhydrate geistert schon lange durch die Ernährungswissenschaft. Was aber lässt sich im Hinblick auf die Ernährung dazu sagen? Macht eine zuckerhaltige Ernährung eher krank als eine, bei der die Kohlenhydrate aus Vollkorn und Obst stammen? Die gute Nachricht zuerst: Ob nun viele oder wenige Kohlenhydrate zugeführt werden, macht sich zwar vermutlich auf der Waage bemerkbar, zunächst aber nicht beim Gesundheitszustand. Sogar eine krankhafte Fettsucht oder Adipositas, wie ein starkes Übergewicht genannt wird, führt nicht gleich zu gesundheitlichen Problemen. Zudem steigt nicht bei jedem mit einer hohen Kohlenhydratzufuhr auch das DRUCKPUNKT 3/2013

Folsäure & Co. von Schwangeren oft falsch dosiert Mit der Schwangerschaft wächst meist der Appetit, weil auch das heranwachsende Kind seinen Anteil fordert. Eine abwechslungsreiche Ernährung genügt in der Regel, um für ein gesundes Wachstum des ungeborenen Kindes zu sorgen. Doch bei einigen Mineralien wie Jod und Eisen sowie beim Vitamin Folsäure steigt der Bedarf deutlich: Hier ist eine Mangelversorgung in der Schwangerschaft nicht auszuschließen. Aber halten sich Schwangere an die Empfehlung ihrer Frauenärztinnen und -ärzte, diesen Mangel mithilfe von Nahrungsergänzungspräparaten auszugleichen? Zwar schlucken die meisten Schwangeren entsprechende Nahrungsergänzungsmittel, doch oft nicht die richtigen. So wird Folsäure, die Missbildungen wie Spina bifida (offener Rücken) beim Kind verhindern kann, oft erst viel zu spät eingenommen. Ein Folsäuremangel zum Schwangerschaftsbeginn und sogar schon vor diesem Zeitpunkt kann jedoch bereits Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. Eine Überdosierung in den späteren Schwangerschaftswochen kann dies nicht mehr ausgleichen. Eisenpräparate dagegen werden oft eingenommen, obwohl überhaupt kein Eisenmangel vorliegt. Auch ein Jodmangel ist dank der Jodisierung von Speisesalz eher selten geworden. „In Anbetracht der unklaren Forschungslage zu Nebenwirkungen von überdosierten Supplementen gilt in der Schwangerschaft bei bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln womöglich: Weniger ist mehr“, fasst der Studienleiter, Prof. Dr. Hans Hauner, ärztlicher Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München, die Ergebnisse zusammen.

Gewicht: Es ist eine Frage, wie viele Kalorien aufgenommen werden und wie viele davon der Körper durch körperliche Aktivität wieder verbraucht. Relativ wahrscheinlich ist allerdings bei Ernährungsweisen mit vielen schnell verwertbaren Kohlenhydraten (also Süßes, Nudeln und Weißmehlprodukte), dass der Fettstoff wechsel dadurch negativ beeinflusst wird. Nicht nur das Gesamt-Cholesterin sinkt, sondern auch der Spiegel des gefäßschützenden HDL-Cholesterins. Vor allem aber steigt der Anteil der Fette, die man als Triglyzeride bezeichnet. Sie wiederum macht man für verstopfte und „verkalkte“ Gefäße verantwortlich. Zu viel Zucker veranlasst die Bauchspeicheldrüse, besonders viel Insulin zu produzieren. Die Körperzellen reagieren dadurch langfristig weniger empfindlich auf das Insulin. Man spricht dann von einer Insulinresistenz, die letztendlich zur Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus Typ 2 (früher Altersdiabetes genannt), führt. Erschreckend ist, dass in den letzten Jahren

häufiger auch junge Menschen diese Art der Zuckerkrankheit bekommen. Für Einfachzucker (meist Traubenoder Fruchtzucker) besteht zudem der Verdacht, dass ein hoher Anteil in der Nahrung möglicherweise zu einem Bauchspeicheldrüsenkrebs führen kann.

Ballaststoffreiche Ernährung beugt Bluthochdruck vor

Eine kohlenhydratbetonte Ernährung, die zugleich viele Pflanzenfasern und Kleieanteile enthält (also Vollkornprodukte und faserreiches Gemüse) hilft, ein allzu großes Übergewicht zu vermeiden. Auch auf den Fettstoff wechsel des Körpers hat sie einen güns-

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arbeiten, die eben keine Erkenntnisse verbreiten, die auf dem Ergebnis einer einzelnen Studie beruhen und damit die Verbraucher verschrecken, die vielleicht eine Woche vorher etwas völlig anderes gehört haben. Vielmehr sollen möglichst viele Studien auf ihren Gehalt und die Aussagekraft hin untersucht werden – ein Verfahren, das in der Medizin als verlässliche Methode gilt, um die Wirksamkeit bestimmter Behandlungsmethoden genau bewerten zu können. In der Medizin bekommt dazu eine ausgewählte Patientengruppe einen bestimmten Wirkstoff, der in den gleich aussehenden Tabletten der anderen, in Alter, Geschlecht und Krankheitsbild vergleichbaren Gruppe nicht enthalten ist, und weder Ärzte noch Patienten wissen, wer nun was bekommt (doppelblind randomisiert). Im Ernährungsbereich lassen sich die „Evidenzen“ (Beweise für die Wirksamkeit) wegen des beobachtenden Charakters der meisten Untersuchungen nicht ganz so eindeutig fi nden. Hier sollen die langen Beobachtungszeiträume und die große Anzahl an Studienteilnehmern garantieren, dass die Empfehlungen auf einer soliden Basis begründet sind.


tigen Einfluss. Daneben lässt sich, den Auswertungen der Studien zufolge auch das Risiko für Bluthochdruck und eine koronare Herzkrankheit einschränken. Auch Krebsgeschwüre im Darm sind bei ballaststoff reicher Ernährung weniger wahrscheinlich. Neben den Pflanzenfasern, der Zellulose, gibt es allerdings auch wasserlösliche Ballaststoffe, die der Körper nicht verwerten kann, etwa das Pektin in Äpfeln oder Inulin, das beispielsweise in Topinambur, Chicoree oder Radicchio enthalten ist, zugleich aber auch vielen Joghurts und Wurstwaren zugesetzt wird.

Jetzt kommt’s Fett

fettsäuren zu begrenzen. Darüber hinaus sollte bei einem deutlichen Übergewicht die Fettzufuhr verringert werden, da dadurch das Gewicht am ehesten reduziert werden kann und das Übergewicht oft mit einer Fettstoffwechselstörung einhergeht. Das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfall steigt.

Was darf es denn sein?

Die Empfehlung, die sich aus den Studienergebnissen herauslesen lässt, kommt den meisten sicher bekannt vor: Vollkornprodukte und fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag sowie fettarme Milch und Milchprodukte als Grundlage des Speisezettels. So falle es leichter, meinen die Autoren, Fett zu sparen. Vor allem, wenn Fleisch und Wurst nur mäßig und in fettarmer Form auf dem Speiseplan stehen. Dafür sollten besser mehr pflanzliche Öle wie Raps- oder Walnussöl eingesetzt werden und ein- bis zweimal pro Woche fetter Seefisch auf dem Speisenplan stehen. Volker Schuck

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Fett liefert mehr Kalorien als die gleiche Menge Kohlenhydrate oder gar Eiweiß. Daher wird eine fettarme Ernährung bei Übergewicht allgemein empfohlen. Da Fett aber auch ein wichtiger Geschmacksträger ist, ist eine solche Diät oft unbefriedigend. Ohne Fett kommt der Körper jedoch nicht aus; Fett zu sich zu nehmen, ist also wichtig; aber das richtige Fett sollte es sein. Nüsse oder fettreiche Fische wirken sich günstiger auf den Fettstoff-

wechsel aus als Schweinshaxen oder Salami. Wichtig sind auch die in Fischen und manchen Pflanzenölen vorkommenden Fette, die man „essenzielle Fettsäuren“ nennt, da sie im Gegensatz zu anderen nicht vom Körper gebildet werden können. Grundsätzlich unterscheidet man darüber hinaus bei Fettsäuren in der Nahrung zwischen einfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. im Olivenöl), mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. im Fisch sowie im Raps- und Leinöl), gesättigten Fettsäuren (z. B. im Fleisch und in Milchprodukten) sowie Transfettsäuren, die eine besondere Beobachtung verdienen. Transfettsäuren entstehen beispielsweise beim Härten von Fett oder bei zu starkem Erhitzen von Pflanzenölen. Sie gelten als eher gesundheitsschädlich. Sie erhöhen, ebenso wie größere Mengen an gesättigten Fettsäuren, das Risiko von Herzerkrankungen und Bluthochdruck. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, bei der Nahrung vermehrt auf den Verzehr von ungesättigten Fettsäuren, also Pflanzenölen, zu setzen, und den Anteil gesättigter Fettsäuren sowie der Trans-

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Leserbriefe

Experten der Hochdruckliga beantworten Ihre Fragen Monika P. aus Weinheim fragt:

Professor Brass antwortet: Ein Frühstadium der sogenannten essentiellen Hypertonie bei familiärer Belastung tritt in seltenen Fällen (1–3%) bereits im Kindesalter auf und könnte für die erhöhten Blutdruckwerte Ihrer Tochter verantwortlich sein. Speziell bei Jugendlichen ist aber auch an eine sekundäre Hypertonie zu denken, etwa Störungen des Gefäßsystems (Nierenarterien-Stenosen), Hormonstörungen (z. B. im Renin-Aldosteron-Kortison-Bereich oder im Plasma-Metanephrine-Spiegel). Bei den Untersuchungen, die Ihr Arzt angeordnet hat, wurde dies wahrscheinlich bereits abgeklärt. Bei einer Hypertonie im Kindesalter ist in jedem Fall auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Eine medikamentöse Therapie muss vorsichtig angegangen werden, ist aber angezeigt – z. B. mit einem ACE-Hemmer oder Sartan. Dies müssen die behandelnden Ärzte vor Ort entscheiden.

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Im Rahmen einer Routineuntersuchung stellte unser Hausarzt bei unserer Tochter Unregelmäßigkeiten beim Blutdruck fest. Zur weiteren Abklärung veranlasste er eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Diese ergab, dass der obere, systolische Wert unserer Tochter nicht nur kurzzeitig oder bei körperlicher Belastung, sondern länger anhaltend im Bereich um 180–185 mmHg liegt. Es folgten umfangreiche Untersuchungen von Blut- und Hormonwerten sowie der Organe; diese blieben aber ohne Befund. Mein Mann hat Bluthochdruck, der medikamentös behandelt wird. Unser Internist empfiehlt, dass auch meine Tochter Medikamente zur Blutdrucksenkung nehmen soll. Da sie erst 15 Jahre alt ist, bin ich mir unsicher, ob wir dieser Therapie zustimmen sollen. Ist die Medikamenteneinnahme unvermeidbar – oder gibt es noch andere Behandlungsmöglichkeiten?

DAS HERZ-KREISLAUF-TELEFON Noch Fragen? Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der Deutschen Hochdruckliga Rede und Antwort: Telefon 06221 / 5 88 555, Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr. Auch Anfragen per Post oder E-Mail (info@hochdruckliga.de) sind willkommen. Ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt können die Antworten jedoch nicht ersetzen.

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Leserbriefe

Susanne M. aus München fragt: © [M] fotolia.c

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Vor einigen Jahren diagnostizierte mein Arzt bei mir Bluthochdruck; der systolische Wert lag um 160 mmHg. Für mich, damals gerade 50 Jahre alt geworden, kam das überraschend: Ich rauche nicht, habe Normalgewicht und treibe regelmäßig Sport (1–2 Mal pro Woche Fitness-Training). Mein Beruf als Sachbearbeiterin macht mir Spaß und ich arbeite Vollzeit in einer großen Firma. Mit der folgenden Medikation liegt mein Blutdruck nun in der Regel stabil bei etwa 130/85 mmHg. Nach dem Frühstück nehme ich eine halbe Tablette Metoprolol 100, vor dem Mittagessen eine Tablette Zanipress 10 (Enalapril + Lercanidipin). Allerdings gibt es immer wieder Phasen, in denen meine Werte entgleisen. Über mehrere Tage hält sich der Blutdruck dann im Bereich von 190/105 mmHg. Mir geht es während dieser Zeit gar nicht gut und ich leide unter starkem Herzklopfen. Genau so plötzlich, wie die Werte steigen, normalisieren sie sich auch wieder, ohne dass ich dafür eine Erklärung habe. Mich interessiert, welche Ursachen zu den Entgleisungen führen können – und was ich dagegen unternehmen kann?

Der Blutdruck ist eine variable Kreislaufgröße, die z. B. durch Emotionen, aber auch durch Stress, Alkohol und nächtliches Schnarchen beeinflusst wird. Ich würde vorschlagen, bei Ihnen eine 24-Stunden-Blutdruckmessung mit begleitendem Protokoll durchzuführen. Damit wird der zeitliche Verlauf Ihrer Werte sichtbar und es sind Rückschlüsse auf potenzielle Einflussgrößen möglich, wie die Zeit der Tabletteneinnahme. Vorsorglich könnte auch eine Hormonbestimmung erfolgen – dies wird in Einzelfällen empfohlen, wenn starke „Ausreißer-Werte“ in Verbindung mit Symptomen wie Herzklopfen und Schwitzen auftreten. Ihre Hausärzte vor Ort können die nötigen Maßnahmen am besten einschätzen.

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Professor Brass antwortet:

Hinweis: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die Beiträge geben nicht die Meinung der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL®, der Schriftleitung oder der Redaktion wieder. Einzelne personenbezogene Daten wurden aus Datenschutzgründen verändert.

Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe DHL® und Regionalbeauftragte und war vor seinem Ruhestand viele Jahre Direktor der Medizinischen Klinik A im Klinikum Ludwigshafen. Er beantwortet regelmäßig Anfragen von Betroffenen und Interessierten.

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Aktuelles

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Neues Verfahren zur Behandlung der therapieresistenten Hypertonie

Die renale Denervation – zwischen Risiken und Chancen Sebastian Ewen1 (links), Felix Mahfoud1, Sebastian Potthoff2 (rechts), Oliver Vonend2 – 1 Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar; 2Klinik für Nephrologie, Universitätsklinikum Düsseldorf Manchmal reichen selbst mehrere Medikamente nicht aus, um den Blutdruck auf den Zielwert zu senken – eine sogenannte therapieresistente Hypertonie kann der Grund dafür sein. Mittlerweile gibt es ein neues Verfahren, das in diesen Fällen weiterhelfen kann: die renale Denervation. Doch was passiert bei diesem Eingriff eigentlich? Und für wen kommt die renale Denervation in Frage?

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Forschung

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luthochdruck (arterielle Hypertonie) gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in den westlichen Industrienationen. Weltweit ist ein erhöhter Blutdruck für etwa sieben Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich. In Deutschland sind fast 30 Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Trotz Gewichtsabnahme, gesunder Ernährung, Sport und einer Vielzahl wirksamer und gut verträglicher blutdrucksenkender Medikamente erreichen lediglich ein Viertel der behandelten Patienten die von den Fachgesellschaften vorgeschriebenen Zielblutdruckwerte (<140/90 mmHg). Bluthochdruck erhöht deutlich das Risiko, einen Herzinfarkt, eine Herzschwäche, einen Schlaganfall oder eine Nierenerkrankung zu entwickeln. Eine besonders gefährliche Bluthochdruckform stellt die sogenannte therapieresistente arterielle Hypertonie dar. Sie ist bei bis zu 20 Prozent der Patienten nachzuweisen. Eine Therapieresistenz wird vereinfacht definiert als eine unzureichende Blutdruckeinstellung (Blutdruck höher als 140/90 mmHg) trotz der kontinuierlichen Einnahme von mindestens drei blutdrucksenkenden Substanzen (inklusive eines Diuretikums, also eines harntreibenden Medikaments). Die Ursachen für eine therapieresistente Hypertonie sind zahlreich. Studien haben gezeigt, dass ein Ungleichgewicht des vegetativen Nervensystems zusammen mit einer Überaktivität des sympathischen Nervensystems (Stressnervensystem) bei der Entwicklung von übergeordneter Bedeutung ist.

Wie wird ein therapieresistenter Bluthochdruck diagnostiziert?

Der Blutdruck unterliegt großen Schwankungen. Besteht dauerhaft – auch in Ruhe – ein Blutdruck mit durchschnittlichen Werten von über 140/90 mmHg, liegt eine arterielle Hypertonie vor. Diese Diagnose sollte immer auf zahlreichen Messergebnissen beruhen, also mindestens auf zwei verschiedenen DRUCKPUNKT 3/2013

Abb. 1 Schematische Darstellung der Nierenarterienanatomie inklusive Nierenarteriendenervationskatheter und sympathischen Nervenfasern.

Abb. 2. Nierenarteriendenervation unter Röntgenkontrolle.

Messzeitpunkte. Die Blutdruckmessungen können sowohl in der Arztpraxis/Klinik als auch vom Patienten durch Selbstmessung zuhause oder automatisch mithilfe einer 24-StundenLangzeitmessung stattfinden. Die Einzelmessung sollte im Sitzen in einer ruhigen Atmosphäre geschehen. Dabei muss man darauf achten, dass für den jeweiligen Patienten eine passende Messmanschette ausgewählt wird. Ist die arterielle Hypertonie diagnostiziert und eine medikamentöse Behandlung eingeleitet, so ist das Behandlungsziel, das individuelle Risiko des Patienten, Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks zu bekommen, zu reduzieren. Dieses Ziel ist nur mit einer ausreichenden Blutdrucksenkung gewährleistet: Der Blutdruck sollte Werte unter 140/90 mmHg erreichen. Kann dieses Ziel trotz der Einnahme von drei oder mehr Blutdruckmedikamenten nicht erreicht werden, liegt eine therapieresistente Hypertonie vor.

Nicht selten liegt bei Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck eine potenziell reversible Ursache des Bluthochdrucks vor. Hier spricht man von einer sogenannten sekundären Form der Hypertonie. Die häufigsten Formen der sekundären Hypertonie sind kurzzeitige Phasen von Sauerstoffmangel aufgrund von Atemaussetzern während des Schlafs (obstruktives Schlafapnoe-syndrom), chronische Nierenerkrankungen bzw. Nierenfunktionsstörungen, eine Überfunktion der Nebennierenrinde (primärer Hyperaldosteronismus, auch „Conn-Syndrom“ genannt) sowie Verengungen der blutzuführenden Nierengefäße (Nierenarterienstenose). Neben einem ausführlichem ArztPatienten-Gespräch (inklusive einer Medikamentenanamnese), einer körperlichen Untersuchung und der ambulanten Langzeit-Blutdruckmessung sollten bei Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck laborchemi23


sche Analysen der Blutelektrolyte, des Blutzuckers und der Nierenparameter sowie eine Urindiagnostik durchgeführt werden. Mit diesen Tests lässt sich auch eine sekundäre Ursache des Bluthochdrucks ausschließen.

Kriterien für eine renale Denervation

Was passiert bei der renalen Denervation?

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Die renale Denervation ist ein Verfahren, bei welchem die Aktivität der sympathischen Nervenfasern reduziert wird. Die Grundsätze der renalen Denervation sind bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts entdeckt worden. Schon in den 1950er Jahren galt die operative Durchtrennung der sympathischen Nervenfasern als Reserveverfahren zur Behandlung eines therapieresistenten Bluthochdrucks. Mithilfe des chirurgischen Eingriffes konnte man den Blutdruck drastisch senken. Die radikale Durchtrennung dieser Nerven führte jedoch sehr häufig zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Schwindel, kurzfristige Bewusstlosigkeit, Inkontinenz, Potenzstörungen und Nebenwirkungen im MagenDarm-Trakt. Seit 2010 ist es jedoch möglich, die Stressnervenfasern der Niere durch ein minimalinvasives, kathetergestütztes Verfahren gezielt zu veröden und damit auszuschalten (auch „Ablation“ genannt). Diese sogenannte interventionelle renale Sympathikusdenervation erfolgt über einen Zugang im Bereich der Leiste, wobei ein spezieller Ablationskatheter in das jeweilige Nierengefäß eingebracht wird (Abb. 1 und 2). Dieser Ablationskatheter besitzt an seiner Spitze eine oder mehrere Elektroden, mit deren Hilfe die Wand der Nierengefäße an ausgewählten Punkten bis zu 75° Celsius erhitzt werden kann. Hierdurch werden die netzartig um das Nierengefäß verlaufenden Stressnervenfasern verödet und somit die Aktivität des gesamten Stressnervensystems des Körpers reduziert. Die Prozedur dauert etwa 45 Minuten und wird an beiden Nierengefäßen durchgeführt. Währenddessen ist der Patient wach und erhält eine örtliche Be-

Der Eingriff kommt in Frage, wenn der Patient eine therapieresistente Hypertonie aufweist, er konsequent ≥3 antihypertensive Substanzen in adäquater Dosis und geeigneter Kombination (inkl. Diuretikum) einnimmt, eine sekundäre Ursache für den Bluthochdruck ausgeschlossen ist, die Nierenfunktion (eGFR >45 ml/min/1,73 m2) erhalten ist und wenn die Nierenarterienanatomie geeignet ist, also keine signifikante Nierenarterienstenose keine vorherige Nierenarterienintervention

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täubung im Bereich der Leiste. Da die zu verödenden Stressnervenfasern von Schmerzfasern begleitet werden, treten während des Eingriffs kurzzeitig und nur für die Dauer der Verödung Schmerzen auf. Daher besteht währenddessen auch immer eine Schmerzbehandlung. In der Regel kann der Patient das Krankenhaus bereits einen Tag nach dem Eingriff verlassen. Im Anschluss finden regelmäßige Nachuntersuchungen statt, normalerweise alle drei bis sechs Monate im ersten Jahr nach dem Eingriff. Bei dieser Nachsorge wird der Behandlungserfolg kontrolliert und, falls notwendig, die medikamentöse Bluthochdrucktherapie angepasst. Zudem werden die Nierengefäße und die Nieren mittels Ultraschall untersucht, um eine Veränderung nach dem Eingriff auszuschließen. Die renale Denervation ist als risikoarm anzusehen und vergleichbar mit einer Herzkatheteruntersuchung.

Welche Auswirkungen hat der Eingriff?

Nach dem Eingriff sinkt der Blutdruck bei etwa 85 Prozent der behandelten Patienten um größer oder gleich 10 mmHg (im Durchschnitt 20 bis 25 mmHg). Langzeituntersuchungen ergaben, dass dieser Effekt über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 36 Monate anhält. Daneben konnten aktuelle Untersuchungen feststellen, dass die renale Dener-

vation auch die Herzfrequenz, den Blutzucker- und Insulinhaushalt, die Herzdicke und die körperliche Belastbarkeit günstig beeinflussen kann. Trotz ihres erfolgreichen Einsatzes ist die renale Denervation allerdings nicht dazu da, die Zahl der einzunehmenden blutdrucksenkenden Medikamente einschränken zu können, sondern vielmehr dazu, das Risiko für die mit Bluthochdruck assoziierten Erkrankungen zu minimieren. Deshalb ist es nötig, die medikamentöse Therapie nach dem Eingriff kontinuierlich fortzuführen. Lediglich bei ungefähr 20 Prozent der Patienten konnte in Zulassungsstudien die Anzahl der Medikamente reduziert werden, da bei ihnen Schwindel und Unwohlsein in Zusammenhang mit Blutdruckwerten systolisch kleiner als 120 mmHg vorkamen.

Erst mal auf Herz und Nieren prüfen

Damit die renale Denervation sicher und erfolgreich eingesetzt werden kann, ist eine umfassende interdisziplinäre Abklärung der Erkrankung nötig. Dabei sollte eine sekundäre Ursache des Bluthochdrucks ausgeschlossen und das individuelle mit dem Bluthochdruck verbundene Risiko des Patienten eingeschätzt werden. Daher muss der Patient meist zu mehreren Spezialisten gehen. Und nicht jeder Patient kommt für eine renale Denervation in Frage. Deshalb DRUCKPUNKT 3/2013


Forschung

EINER WIE

+ Zentrum mit Hypertonie-Schwerpunkt + Abklärung aller Formen der sekundären Hypertonie (inkl. Labordiagnostik) + Mindestens zwei Hypertonieexperten + Bereitstellung von 24h-Blutdruckmessung + Duplex-Sonografie (Nieren-Duplex-Sonografie) + CT- oder MR-Angiografie + Angiografie-Einheit + Expertise für interventionelle Eingriffe an Nierenarterien (>25 pro Jahr) + Interventionelle Angiografiebereitschaft + Dialysebereitschaft + Anbindung an ein gefäßchirurgisches Zentrum haben nationale und internationale medizinische Gesellschaften Empfehlungen ausgesprochen, nach denen Patienten für die renale Denervation ausgewählt werden sollten (Kasten S. 24). Ob man für den Eingriff in Frage kommt, kann man zum Beispiel bei einem Bluthochdruckspezialisten (Hypertensiologen) oder in einem spezialisierten Hypertonie-Zentrum abklären. Auch Kardiologen und Nephrologen sollten die Patienten im wahrsten Sinne des Wortes auf „Herz und Nieren“ prüfen und so die Bluthochdruckdiagnostik ergänzen. Kommt der Patient für die renale Denervation in Frage, sollte der Eingriff an einem Zentrum mit ausreichender Erfahrung und guten Voraussetzungen erfolgen. Für die strukturellen Bedingungen eines solchen Zentrums sprechen die Fachgesellschaften Empfeh-

lungen aus (Kasten S. 25). Die ausführliche interdisziplinäre Abklärung eines Patienten mit therapieresistenter Hypertonie und die Vorstellung in einem Zentrum mit Hypertonieschwerpunkt stellen sicher, dass die Diagnose einer therapieresistenten Bluthochdruckerkrankung korrekt gestellt ist, der Patienten für die renale Denervation in Frage kommt und die Sicherheit und der Erfolg des Eingriffes soweit wie möglich gewährleistet sind. Dr. Sebastian Ewen Klinik für Innere Medizin III Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin Universitätsklinikum des Saarlandes Kirrberger Str., Geb. 40 66421 Homburg/Saar, Germany Tel. +49 6841 16 21346 Fax. +49 6841 16 13211 E-Mail: Sebastian.Ewen@uks.eu

Fazit Die renale Denervation ist ein potentes, minimalinvasives und komplikationsarmes Verfahren zur Behandlung eines medikamentös nicht einstellbaren Bluthochdrucks. Trotz des erfolgreichen Einsatzes liegen bisher nur eingeschränkt Daten zum Langzeiterfolg vor. Deshalb ist das Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt nur Patienten mit nachgewiesenem therapieresistenten Bluthochdruck vorbehalten. Laufende Untersuchungen werden in den nächsten Jahren sicherlich klären, ob die renale Denervation nicht nur den Blutdruck effektiv senken kann, sondern auch die Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks günstig beeinflusst. Inwiefern Patienten mit bereits bestehenden schweren Folgeerkrankungen von diesem Verfahren profitieren, ist bisher nicht geklärt und wird noch in Studien untersucht.

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Arztbesuch passé?

Telemonitoring bei Bluthochdruck Professor Dr. med. Heinrich Holzgreve – Internist – München Smartphones & Co machen es möglich – im Zeitalter moderner digitaler Kommunikationsmittel können medizinische Messdaten bequem von zuhause direkt dem Arzt elektronisch übermittelt werden. Kann damit wirklich die Blutdruckeinstellung verbessert werden?

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eit jeher steht die hausärztliche Betreuung auf zwei Säulen: im Regelfall auf dem Gang des Patienten in die Arztpraxis oder seltener dem Hausbesuch des Arztes beim Patienten. In beiden Fällen begegnen sich Patient und Arzt persönlich, was lange als unersetzlich galt. Bei der ärztlichen Betreuung von Astronau26

ten im Weltall hat man gesehen, dass Patienten auch über weite Entfernungen – telemedizinisch – wirksam und erfolgreich behandelt werden können. Heute werden Flugbegleiter und Ärzte an Bord von Flugzeugen bei Notfällen über Radio- und Satellitentelefon von Notärzten mit Erfahrung in Flugmedizin und Telemedizin am Boden

beraten. Inzwischen sind die Möglichkeiten der audiovisuellen Kommunikation und Datenübertragung per Telefon oder Internet technisch verbessert worden und in der Bevölkerung weit verbreitet. Damit wurden die Voraussetzungen für die breite Anwendung der „Telemedizin“ geschaffen. Diese neue Sparte der Medizin umfasst DRUCKPUNKT 3/2013


Praxis

Telemonitoring ersetzt den Arztbesuch

Eine Teildisziplin der Telemedizin ist das Telemonitoring (Fernüberwachung), das heißt die Übermittlung von Beschwerden und Messwerten vom Aufenthaltsort des Patienten zum Arzt. So können Patienten neue Beschwerden oder deren Veränderung melden, beispielsweise über Atemnot, Herzschmerzen, Schwindel und Krämpfen. Vor allem aber können Messwerte wie Körpergewicht, Atemfrequenz, Blutdruck und Blutzucker, aber auch das EKG, Lungenwassergehalt und Hirnstromkurven übertragen werden.

Telemedizin Die Telemedizin ermöglicht es, größere Distanzen bei medizinischen Fragestellungen zu überbrücken. Mithilfe moderner Informations- und Kommunikationsmittel werden Daten zu körperlichen Funktionen des Patienten zwischen Patient und Arzt oder zwischen zwei konsultierenden Ärzten ausgetauscht. So lässt sich die räumliche Trennung zwischen Patient und Arzt überwinden. Die Informationen können zur Prävention, Diagnose, Behandlung und Weiterbetreuung des Patienten eingesetzt werden. Die Hoffnung: Mit der Telemedizin soll die medizinische Versorgung verbessert werden. Und auch dem demografischen Wandel will man mit der Telemedizin begegnen. (vsc)

Die Erwartungen an die Fernüberwachung sind hoch

Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Mit dem Alter werden chronische Erkrankungen, die regelmäßige Arztbesuche erfordern, immer häufiger. Gleichzeitig nimmt die Mobilität der Patienten ab, und für viele Senioren ist der regelmäßige Arztbesuch mit erheblichen Belastungen verbunden oder sogar unmöglich. Diese Veränderungen erschweren

Reicht es, wenn der Patient seine selbst gemessenen Blutdruckwerte sorgfältig protokolliert und bei seinen Praxisbesuchen vorlegt? Die Daten werden entweder von den Patienten selbst gemessen (z. B. Blutdruck, Blutzucker, Körpergewicht), oder automatisch von Kleingeräten am oder im Patienten generiert, zum Beispiel von einem fortlaufend registrierten EKG, von einem implantierten Herzschrittmacher oder einem Gerät zur Ableitung der Hirnstromkurve. Die Werte werden sofort nach der Messung per Telefon, Modem, Internet oder E-Mail an einen Empfänger, dem behandelnden Arzt oder einem kompetenten Zentrum übermittelt. DRUCKPUNKT 3/2013

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nicht nur die Telekommunikation zwischen Patient und Arzt, sondern auch zwischen Ärzten, beispielsweise die audiovisuelle Beratung von Ärzten in Klinik und Praxis mit auswärtigen Experten bei komplizierten Krankheitsfällen (z. B. Schlaganfällen) oder schwer deutbaren Befunden (z. B. Computertomografien) per Telefon oder Videokonferenz. Die Techniken und Methoden zeichnen sich durch eine ungeheure Vielfalt aus und betreffen das ganze Spektrum der Medizin, sodass heute praktisch alle Facharztdisziplinen „telemedizinisch“ aktiv sind.

und verteuern die herkömmliche Form der hausärztlichen Patientenbetreuung. Mit der Fernüberwachung und -beratung kann man die Zahl der Arztbesuche verringern. Mindestens ebenso wichtig ist aber ein anderer Gesichtpunkt, der Patienten aller Altersgruppen betrifft: Mit der Fernüberwachung sollen frühzeitig, evtl. noch bevor Patienten es an ihren Beschwerden, etwa an einer Gewichtszunahme oder an einer Beschleunigung der Atmung selbst merken, drohende Verschlechterungen frühzeitig erkannt

werden. Dann können rechtzeitig per Telefon oder Hausbesuch durch Arzt oder Pflegekraft Maßnahmen eingeleitet oder Medikamente verordnet und weiteren Verschlechterungen des Krankheitszustandes vorgebeugt werden. So können Komplikationen, Arztbesuche, kostspielige Notfallbehandlungen und Krankenhausaufnahmen verhindert werden (Tab. 1).

Krankheitsspezifische Konsequenzen

Die Krankheiten, bei denen am Patienten Symptome und Messwerte erhoben werden, sind unterschiedlich und vielfältig. Deshalb unterscheidet sich auch das Grundmuster der Maßnahmen, das aus diesen Daten abgeleitet wird. Dies soll an einigen Beispielen exemplarisch erläutert werden. Sofortreaktion durch den Arzt Sowohl langsame, evtl. unbemerkte Verschlechterungen bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz) als auch akute, vom Patienten nicht bemerkte Herzrhythmusstörungen (z.B. neues Vorhofflimmern, ventrikuläre Tachykardien) oder neue Krampfpotentiale bei einem Epileptiker bedürfen einer schnellen ambulanten oder stationären ärztlichen Intervention. Da diese Veränderungen gefährlich, potenziell 27


Tab. 1 Erwartete Vorteile des Telemonitoring Verbesserung der Therapietreue Frühzeitige Erfassung von drohenden Verschlechterungen Rechtzeitige Therapieänderungen (per Telefon, Hausbesuch durch Arzt oder Pflegekraft) Verhinderung von kostspieligen Notfallbehandlungen und Krankenhausaufnahmen Verhinderung von Komplikationen der Erkrankung Verlängerung der Lebenserwartung Verringerung der Zahl der Arztbesuche

sogar lebensbedrohlich sind, müssen die Messwerte des Patienten sofort übertragen, kontinuierlich empfangen und zeitnah interpretiert werden. Denn nur so ist eine notwendige ärztliche Intervention rund um die Uhr sofort gewährleistet. Das Spektrum möglicher Maßnahmen ist breit: es reicht vom Telefonanruf mit der Empfehlung zur zusätzlichen Einnahme eines bestimmten Medikamentes bis zum sofortigen Transport des Patienten in eine Klinik. Denkbar, wenn auch noch nicht realisiert, ist folgendes Szenario: Bei einem allein lebenden Patienten wird ein Herzstillstand (Kammerflimmern) gemeldet, über GPS der Aufenthalt des Patienten geortet und ein Notfallteam alarmiert (Handelt es sich um ein Hochhaus, wird man zukünftig sicher auch mit neuen Techniken erkennen können, auf welcher Etage sich der Patient befindet!).

Hypertensiver Notfall Ein hypertensiver Notfall wird als ein krisenhafter Blutdruckanstieg verbunden mit akuten Endorganschäden definiert. Es ist also nicht die absolute Blutdruckhöhe für die Diagnose entscheidend, sondern ob durch den Blutdruckanstieg Organschäden entstehen oder sich verschlechtern. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein und äußern sich recht unspezifisch. Die Patienten klagen über Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten, Palpitationen (bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlages), Brustenge, Atemnot, Lähmungen sowie Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Den hypertensiven Notfall von einer hypertensiven Krise, also einer Blutdruckentgleisung ohne drohende Endorganschäden sowie gegen vorübergehende Blutdruckerhöhungen, beispielsweise bei Angstzuständen, abzugrenzen, gestaltet sich schwierig. Die Blutdruckhöhe, die Geschwindigkeit des Blutdruckanstieges und der Grad der Vorschädigung des Gefäßsystems und der Organe geben Hin(vsc) weise, welche Gefährdung von dem hypertensiven Notfall ausgeht.

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Sofort-Reaktion durch den Patienten Wenn Diabetiker mit Selbstmessung des Blutzuckers einen stark erhöhten Wert oder eine schwere Unterzuckerung (Hypoglykämie) messen, muss sofort gehandelt werden. Das gleiche gilt, wenn beispielsweise Patienten mit bestimmten Herzerkrankungen, einer Lungenembolie oder einer tiefen Beinvenenthrombose eine Blutverdünnung (z. B. mit Marcumar) erhalten und mit ihrem Selbstmessgerät eine zu starke oder ungenügende Hemmung der Blutgerinnung (INRoder Quick-Wert) messen. Auf solche Hypo- und Hyperglykämien oder auf zu hohe und zu niedrige INR- bzw. Quick-Werte können Diabetiker und Patienten unter Medikamenten zur Gerinnungshemmung bzw. deren Angehörige nach Schulung und mithilfe strukturierter Handlungsanweisungen selbst adäquat reagieren (zum Beispiel durch Zufuhr von geeigneten Kohlenhydraten, durch Gabe von Insulin, durch Verzicht oder zusätzlicher Einnahme einer Tablette). In solchen Fällen ist die Selbstüberwachung des Patienten sehr sinnvoll. Die Datenübertragung an den Hausarzt oder ein Zentrum erübrigt sich, weil der Patient nach Aufk lärung und Schulung und mithilfe strukturierter Handlungsanweisungen gelernt hat, die Situation selbst zu beherrschen.

Reaktion bei erhöhten Blutdruckwerten Wie ist es bei Bluthochdruck? Eine Sofort-Reaktion auf einzelne erhöhte selbst gemessene Blutdruckwerte ist durch den Arzt oder den Patienten in der Regel nicht erforderlich. Bei Hypertonie erzwingt nur die – heute seltene – Blutdruckerhöhung mit Notfallcharakter (hypertensiver Notfall) eine sofortige ärztliche Intervention. Sie geht definitionsgemäß mit Beschwerden und Symptomen einher, die in der Regel dramatisch sind und die der Patient bemerkt. Dabei handelt es sich um Folgeerscheinungen wie Hochdruckenzephalopathie (starke Kopfschmerzen, Schwindel), Beschwerden wie bei Schlaganfall (Lähmungen und Gefühlstörungen), Sehstörungen durch frische Blutungen und/oder Schwellung am Augenhintergrund (Fundus hypertonicus III und IV), starke Atemnot bei Lungenödem oder Herzschmerzen (Angina Pectoris oder Myokardinfarkt). Der Notfall ist durch diese Beschwerden und nicht allein durch einen hohen Blutdruck charakterisiert. Mit anderen Worten: Wenn diese Beschwerden auftreten, muss der Patient sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, unabhängig davon, ob der Blutdruck erhöht oder normal ist. Andererseits hat jeder Patient, der seinen Blutdruck regelmäßig misst, schon häufiger stark erhöhte Werte gemessen, vor allem wenn nicht in kör-

/ fo to l i a . co

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Praxis

Tab. 2 Mögliche Co-Interventionen bei Blutdruckselbstmessung mit und ohne Telemonitoring Patientenschulung Telefonkontakte allgemein zur Motivation zeitnah bei Problemwerten Selbstmedikation nach Schema Hausbesuche als Routine zeitnah bei Problemwerten Verhaltenstherapie Automatische Erinnerungen (Messung, Tabletteneinnahme)

perlicher Ruhe und im entspannten Zustand, sondern bei Aufregungen, im Stress und nach körperlichen Anstrengungen gemessen wurde. Und er hat auch bemerkt, dass diese Werte sich rasch wieder ohne Behandlung normalisieren. Das Blutdruck-Telemonitorung für die Diagnose eines hypertensiven Notfalls erübrigt sich also, weil er an den oben genannten Beschwerden erkannt wird. Es besteht vielmehr die Gefahr, dass durch die Übertragung situationsbedingter oder emotional ausgelöster Blutdruckspitzen ohne Notfallcharakter und ohne Indikation zu Sofortmaßnahmen häufige Fehlalarme ausgelöst werden.

Blutdruckselbstmessung: ohne und mit Telemonitoring?

Die Blutdruckselbstmessung hat vor allem zwei Vorteile: sie liefert zahlreiche Messungen im Alltag des Patien-

mit Telemonitoring ja

ohne Telemonitoring ja

ser verhindert oder die Lebenserwartung günstiger beeinflusst als die Selbstmessung ohne telemetrische Übertragung der Werte.

ja ja ja

ja nein ja

Ohne zusätzliche Maßnahmen geht es nicht

ja ja ja

ja nein ja

ja

ja

fristig weniger Folgeschäden des Blutdrucks auftreten. Die entscheidende Frage lautet: Reicht es, wenn der Patient seine selbst gemessenen Blutdruckwerte sorgfältig protokolliert und bei seinen vereinbarten oder – bei wiederholt bestätigten Anstiegen oder Senkungen – vorzeitigen Praxisbesuchen vorlegt oder führt die Blutdruckselbstmessung mit sofortiger telemetrischer Übermittlung aller Werte zu einer besseren Einstellung des Blutdrucks, zu einer stärkeren Abnahme von Folgeschäden an Herz, Gehirn, Gefäßen und Nieren oder evtl. zu anderen Vorteilen? Diese Frage kann man bis heute nicht zuverlässig beantworten. Einige Studien zeigen zwar, dass die telemetrische Übertragung der selbst gemessenen Blutdruckwerte – erwartungsgemäß – die gleichen Vorteile hat wie die übliche Selbstmessung, nämlich größere

Führt die Blutdruckselbstmessung mit telemetrischer Übermittlung zu einer besseren Einstellung des Blutdrucks, zur stärkeren Abnahme von Folgeschäden oder zu anderen Vorteilen? ten, die zuverlässiger als die seltenen Messungen in der Arztpraxis sind. Es hat sich auch gezeigt, dass Patienten, die ihren Blutdruck regelmäßig selbst messen, auch regelmäßiger ihre Medikamente einnehmen. Deshalb kann man zuversichtlich darauf hoffen, dass der Blutdruck bei solchen Patienten besser eingestellt ist und langDRUCKPUNKT 3/2013

Therapietreue und bessere Einstellung des Blutdrucks. Es gibt aber noch keine zuverlässigen (randomisierten, kontrollierten) Studien, die – wie etwa bei neuen Blutdrucksenkern für die Zulassung gefordert – nachweisen, dass die Selbstmessung mit sofortiger Übertragung der Werte Folgeerkrankungen an Herz, Gehirn, Nieren und Gefäßen bes-

Die Selbstmessung ist nur eine wichtige Maßnahme bei der Behandlung des Bluthochdrucks. Sie sollte daher – ohne und mit sofortiger telemetrischer Übertragung der Werte – mit zusätzlichen Maßnahmen (Co-Interventionen) verknüpft werden (Tab. 2). Es ist gut möglich, dass die Kombination mit Patientenschulung, Telefonkontakten, Selbstmedikation nach vorgegebenem Schema, Verhaltenstherapie und automatischen Erinnerungen für Blutdruckmessung und Tabletteneinnahme die Behandlungsergebnisse verbessert. Deshalb bleibt das Telemonitoring eine vielversprechende Technik bei Bluthochdruck, auch wenn seine Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaft lichkeit noch nicht mit der wünschenswerten wissenschaft lichen Zuverlässigkeit nachgewiesen sind.

Noch gibt es ein paar grundsätzliche Probleme

Viele grundsätzliche Probleme zum Telemonitoring sind derzeit für die einzelnen Krankheiten noch nicht ausreichend geklärt. Welche Meldungen müssen von einem Arzt bzw. von einem fachlich kompetent besetzten Zentrum kontinuierlich rund um die Uhr gesichtet und bewertet werden? Bei welchen Werten reicht eine Sichtung, Bewertung und evtl. die Einleitung einer Maßnahme während bzw. nach den ärztlichen Sprechstunden aus? Wie kann gewährleistet werden, dass auf akut bedrohliche Meldungen durch Telefonat, Hausbesuch oder Klinikeinweisung sofort reagiert wird? Kann ein Hausarzt diese Aufgaben technisch und zeitlich bewältigen? Wie werden diese Leistungen nach dem Gebührenkatalog honoriert? Der telemedizinisch betreute Patient muss mit den elektronischen Techniken vertraut sein und wird seinem Arzt seltener begegnen. 29


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Jahrestagung der europäischen Gesellschaft für Hypertonie

“Es kommt fast alles auf den systolischen Blutdruck an“ „Es kommt fast alles auf den systolischen Blutdruck an“ – diese Aussage fiel auf der diesjährigen Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie. Warum aber wird ausgerechnet dem systolischen Blutdruck so viel Beachtung geschenkt?

W

as ist wichtiger bei der Beurteilung des Blutdrucks: der obere (systolische) oder der untere (diastolische) Wert?“ Diese Frage wurde von den Hochdruckforschern in der Vergangenheit lange unterschiedlich beantwortet. Auf der diesjährigen Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie wurden neue Erkenntnisse zu diesem Thema diskutiert. Professor Bryan Williams aus 30

London und Stéphane Laurent aus Paris fassten den gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand so zusammen: „Systolic blood pressure is (almost) all that matters“ (Es kommt fast alles auf den systolischen Blutdruck an). Wie kommt es zu dieser Aussage?

Bis auf seltene Ausnahmen ist der obere Wert immer erhöht

Bei Hypertonikern ist der systolische Druck – mit seltenen Ausnahmen –

immer erhöht. Denn entweder sind gleichzeitig der untere und der obere Wert erhöht, oder aber es ist nur der obere Wert erhöht, der untere aber normal oder sogar niedrig. Die erste Form, der systolisch-diastolische Bluthochdruck (z. B. 160/100 mmHg) kommt vor allem bei Patienten im jüngeren und mittleren Lebensalter vor. Die zweite Variante, der isolierte systolische Bluthochdruck (z.  B. 175/75 mmHg) kommt in der Regel DRUCKPUNKT 3/2013


Aktuelles

Der systolische Bluthochdruck ist gefährlicher

Der isolierte systolische Bluthochdruck ist mindestens ebenso gefährlich, wenn nicht sogar gefährlicher als die Erhöhung beider, des oberen und des unteren Wertes. Deshalb müssen beide Spielarten des Bluthochdrucks mit Allgemeinmaßnahmen und Blutdrucksenkern behandelt werden, um Folgeschäden an Herz, Gehirn, Nieren und Gefäßen zu verhindern. Hier ergibt sich nun ein Problem: es ist viel schwerer, den systolischen als den diastolischen Blutdruck mit MedikaDRUCKPUNKT 3/2013

menten zu normalisieren und den gewünschten Zielblutdruck zu erreichen. Professor Giuseppe Mancia aus Mailand hat zahlreiche Behandlungsstudien bei Hypertonikern ausgewertet und gefunden, dass der diastolische Blutdruck fast immer, der systolische Blutdruck nur selten normalisiert werden konnte. Zusammenfassend kann man feststellen: der systolische Blutdruck ist häufiger erhöht als der diastolische, er ist genauso oder sogar gefährlicher als der diastolische und er ist schwieriger zu behandeln und deshalb – trotz bestmöglicher Verordnung von Blutdrucksenkern – häufig nicht ausreichend zu senken.

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Aufgrund dieser Tatsachen lautet die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Die Behandlung des systolischen Blutdrucks erfordert mehr Aufmerksamkeit und größerer Anstrengungen auf Seiten der Ärzte und der Patienten als der diastolische Druck, der natürlich auch normalisiert werden muss. So erklärt sich auch die Aussage: es kommt – fast – alles auf den systolischen Blutdruck an!

ten werden. Das gilt jetzt auch für Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes), mit Durchblutungsstörungen des Herzens (koronare Herzkrankheit), mit Nierenkrankheiten und nach einem Schlaganfall. Allerdings wird es Ärzte geben, die in der Vergangenheit bei Patienten mit Bluthochdruck und einer der genannten Erkrankungen auch Zielwerte zwischen 130–140 mmHg angestrebt und langfristig gute Erfahrungen gemacht haben. Beim Altershochdruck gibt es weniger strenge Zielwerte für den systolischen Blutdruck: Bei körperlich und geistig regen, kooperationsfähigen Senioren über 80 Jahren sollte ein systolischer Blutdruck über 160 mmHg behandelt und auf Werte zwischen 140 bis 150 mmHg eingestellt werden. In diesem Alter sollte man sich aber nicht sklavisch an die genannten Zahlen halten, sondern bei jedem Patienten individuell über die Indikation und die Art der Behandlung entscheiden. Prof. Heinrich Holzgreve Quelle: 23. European Meeting on Hypertension & Cardiovascular Protection, Mailand, 14.–17.6.2013

Zielwerte beim Altershochdruck sind weniger streng Welcher systolische Wert sollte unter Behandlung erreicht werden, damit zukünftige Folgen des Bluthochdrucks möglichst weit gehend verhindert werden? Solche Zielwerte müssen zwangsläufig immer wieder einmal neuen wissenschaftlichen Ergebnissen angepasst werden. Auf der Tagung in Mailand haben die europäischen Gesellschaften für Hypertonie und Kardiologie aktuelle Empfehlungen für Ärzte zum Bluthochdruck vorgestellt. Für den systolischen Blutdruck soll unter Behandlung die Grenze von 140 mmHg unterschrit-

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jenseits des 60. Lebensjahres vor und ist eine typische Alterserscheinung. Deshalb wird diese Form des Bluthochdrucks häufig auch als „Altershochdruck“ bezeichnet. Die Ursache ist eine Abnahme von Dehnbarkeit und Elastizität der Hauptschlagader und der großen Arterien, d. h. mit dem Alter werden diese Gefäße immer mehr zu steifen, unelastischen Röhren. Diese Form des Bluthochdrucks kann mit physikalischen Gesetzen erklärt werden: Wenn eine Pumpe – regelmäßig wie das Herz – Luft in einen Ballon mit kleinen Löchern stößt, entstehen Druckschwankungen. Bei einem gut dehnbaren Ballon liegen der untere und obere Druck nahe beieinander. Je dickwandiger und steifer der Ballon aber ist, um so weiter entfernen sich oberer und unterer Wert voneinander. Diese Überlegungen und die oben genannten Beispiele verdeutlichen ein wichtiges Merkmal, durch das sich die beiden Formen des Bluthochrucks voneinander unterscheiden: die Differenz bzw. Amplitude zwischen oberen und unterem Blutdruck, die auch als Pulsdruck bezeichnet wird. Dieser ist bei isolierter systolischer Hypertonie größer als bei der diastolisch-systolischen Form. In den oben genannten Beispielen 175 minus 75 = 100 mmHg bzw. 160 minus 100 = 60 mmHg. Viele Experten sind der Meinung, dass der Schweregrad einer isolierten systolischen Hypertonie besser durch diesen Pulsdruck als durch den systolischen Wert angezeigt wird.

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Hochdruckliga

Im DRUCKPUNKT-Interview der neue Geschäftsführer der DHL®

„Die DHL soll Ansprechpartner für Gesellschaft, Politik und Gesundheitswesen sein“ Maximilian Guido Broglie ist seit Februar 2013 neuer Geschäftsführer der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®. Der in Wiesbaden lebende Fachanwalt für Medizin- und Sozialrecht führt damit die Geschäfte des Vereins in der Bundesgeschäftsstelle in Heidelberg. Seit mehr als 30 Jahren ist Broglie als Geschäftsführer medizinischer Verbände und Fachgesellschaften tätig. Im Interview berichtete er, wie er diese langjährige Erfahrung in seine neue Funktion als Geschäftsführer der DHL® einbringen möchte, welche Herausforderungen er für die Zukunft sieht und welche Ziele er verfolgt. Was hat Sie am meisten motiviert, der Deutschen Hochdruckliga als Geschäftsführer zur Verfügung zu stehen? Broglie: Die zentrale Zielsetzung der

Deutschen Hochdruckliga ist es, für Bluthochdruckpatienten eine angemessene Versorgung zu gewährleisten und darüber hinaus mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung auf dieses Thema zu lenken. Diesen ökonomisch und menschlich wichtigen gesundheitspolitischen Auft rag umzusetzen, hat mich besonders gereizt. Meine langjährigen Erfahrungen als Geschäftsführer in mehreren ärztlichen Verbänden möchte ich dafür nutzen, diese Ziele durch einige organisatorische, effi ziente Veränderungen im Interesse der Mitglieder umzusetzen. Wie verstehen Sie die Rolle als Geschäftsführer und was zählt in Ihren Augen zu seinen wesentlichen Aufgaben? Broglie: Die wichtigste Aufgabe des

Geschäftsführers ist es sicher, eine professionelle Geschäftsstelle zu organisieren, um die Aufgaben und Zielsetzungen sowie die Vorstandsbeschlüsse umzusetzen. Das Expertennetzwerk der Deutschen Hochdruckliga zu koordinieren und zu unterstützen, ist ein weiteres, wichti32

ges Anliegen, damit die DHL® auch künftig als kompetenter Ansprechpartner in Gesellschaft, Politik und Gesundheitswesen zum Thema Bluthochdruck fungieren kann. Welche ersten Punkte haben Sie seit Ihrem Amtsantritt bereits in Angriff genommen? Broglie: Wir haben gerade eine neue

Soft ware zur Optimierung der Verwaltungsaufgaben eingeführt und sind dabei, die Mitgliederwerbung zu forcieren. Außerdem haben wir für unsere Mitgliederzeitschrift „Druckpunkt“ mit dem Springer-Verlag einen kompetenten Verlag als Partner gefunden. Unsere Webseite wird derzeit auf Optimierungsmöglichkeiten hin überprüft und wir wollen andere elektronische Medien künftig stärker als Kommunikationskanäle nutzen. Sie haben bereits jahrzehntelange Erfahrungen als Geschäftsführer medizinischer Verbände und Fachgesellschaften gesammelt und dadurch viele Höhen und Tiefen dieser Branche erlebt. In welchem Bereich sehen Sie künftig die größten Herausforderungen für die DHL®? Broglie: Zu den größten Herausfor-

derungen zählen auch in Zukunft zum einen auf medizinischer Seite

Maximilian Guido Broglie Fachanwalt für Medizin- und Sozialrecht, neuer Geschäftsführer der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®

die Prävention und optimale Behandlung des Bluthochdrucks mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu fördern. Hierzu gehört insbesondere, die Kompetenz der Ärzte durch Weiterbildungen und Zertifi zierungen zu stärken und somit ein Netzwerk aus Experten für Bluthochdruck in Deutschland zu etablieren. Die Arbeit der Deutschen Hypertonie Akademie ist dabei sehr wichtig. Zum anderen geht es darum, in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Gefahren des Bluthochdrucks und seiner Folgeerkrankungen zu stärken und Betroffene beim richtigen Umgang mit Ihrer Erkrankung zu unterstützen. Dafür spielt die Öffentlichkeitsarbeit der Hochdruckliga, die wir dieses Jahr professionalisiert haben und künft ig weiter ausbauen, eine wichtige Rolle. Was sind Ihre nächsten Ziele? Broglie: Zu meinen aktuellen The-

men gehört nach wie vor, ein kompetentes und motiviertes Mitarbeiterteam aufzubauen. Hier haben wir uns in den vergangenen Monaten bereits sehr gut entwickeln können. Außerdem wird es darum gehen, viele neue Kontakte zu knüpfen und das bestehende Netzwerk zu Politik, den Krankenkassen und den Selbsthilfegruppen zu intensivieren, auszubauen und zu pflegen. DRUCKPUNKT 3/2013


Aus der Hochdruckliga

Hochdruckliga

Im DRUCKPUNKT-Interview der Vorsitzende der Deutschen Hypertonie Akademie

„Der Bedarf an Hypertensiologen ist bei Weitem nicht gedeckt“ Professor Dr. med Rainer Kolloch ist Vorsitzender der Deutschen Hypertonie Akademie. Mit dieser Akademie soll die Versorgung von Hypertoniepatienten verbessert und der Entstehung von Bluthochdruck entgegengewirkt werden. Warum dies eine so bedeutungsvolle Aufgabe ist und was hier noch weiter zu tun ist, darüber spricht Kolloch im Interview. Sie stehen der Deutschen Hochdruckliga bereits seit vielen Jahren in verschiedenen Positionen zur Verfügung. Nun führen Sie als Vorsitzender die Deutsche Hypertonie Akademie. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen? Kolloch: Durch meine persönliche

langjährige Erfahrung in der klinischen und ambulanten Versorgung von Bluthochdruckpatienten und durch meine Vorstandstätigkeit bei der Hochdruckliga und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, die DGIM, habe ich mich immer sehr intensiv mit dem Thema Bluthochdruck beschäft igt und mich insbesondere für Prävention und Interdisziplinarität in diesem Bereich eingesetzt. In der Akademie sehe ich eine sehr gute Möglichkeit, diese Ambitionen weiterzuführen und auszubauen. Denn die Akademie hat zwei wichtige Funktionen: Sie vermittelt einerseits die Qualitätsansprüche in der flächendeckenden, bundesweiten Versorgung von Hypertoniepatienten. Andererseits trägt sie maßgeblich dazu bei, nicht nur Folgeschäden von Bluthochdruck zu vermeiden, sondern auch die Entstehung von Bluthochdruck zu bekämpfen. Rund 3500 Hypertensiologen DHL® und 600 Hypertonieassistenten DHL® haben sich seit 2005 in Deutschland zertifiziert. Das ist DRUCKPUNKT 3/2013

ein großer Erfolg. Wie hoch schätzen Sie den weiteren künftigen Bedarf an spezialisierten Ärzten ein? Kolloch: Jedes Jahr werden etwa 150

neue Hypertensiologen DHL® zertifiziert. Wir rechnen damit, dass in den nächsten 5 Jahren rund 1000 neue zertifizierte Ärzte zur Verfügung stehen könnten. Das sieht auf den ersten Blick zwar sehr positiv aus. Doch der Bedarf steigt mit der demografischen Entwicklung rasant an. Derzeit haben wir rund 15 Millionen Hypertoniker in Deutschland, Tendenz steigend. Das bedeutet, dass jeder Hypertensiologe DHL® rund 4500 Patienten betreuen müsste. Auch wenn nur die therapieresistenten Hypertoniker in fachärztlicher Behandlung wären, kommen auf jeden zertifizierten Arzt immer noch 450 Patienten. Der Bedarf ist also bei Weitem nicht gedeckt.

Prof. Dr. med. Rainer Kolloch Vorsitzender der Deutschen Hypertonie Akademie

Des Weiteren möchte ich die Akademie als Marke für Qualität und Kompetenz etablieren. Die Fortbildungen der Akademie sollen breiter wahrgenommen werden, in der Hypertonieversorgung flächendeckend anerkannt werden und für höchste Ansprüche stehen. Schließlich ist die Identifi kation der Hypertensiologen mit dem Anliegen der Akademie und der Deutschen Hochdruckliga von großer Bedeutung. Durch die jährliche Rezertifizierung sollen sich die betreffenden Ärzte als kompetente Botschafter in einem Netzwerk der Hypertonieversorgung verstehen und entsprechend aktiv werden, um Nachwuchs zu gewinnen. Dieses Netzwerk soll wiederum dazu beitragen, die Patientenversorgung nachhaltiger und effektiver zu gestalten.

Welche Strategien möchten Sie künftig angehen, um mehr Hypertensiologen DHL® zu gewinnen? Kolloch: Zunächst ist es wichtig, die

Bedeutung der Hypertonie für die individuelle und bevölkerungsweite Gesundheit herauszustellen: Welchen Einfluss hat die Hypertonie auf die gesundheitliche Entwicklung in der Bevölkerung? Daraus ergibt sich der steigende Bedarf an Fachärzten. 33


Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Akademie und wie möchten Sie diesen begegnen? Kolloch: Die Akademie hat nicht nur

die Aufgabe, Wissen zu vermitteln. Ebenso wichtig sind Know-how und Kompetenz der behandelnden Ärzte. Hierzu gehört ein nachhaltiges Patientenmanagement mit dem Ziel, die Compliance der Patienten und Ärzte zu verbessern. Zudem ist das Managed-Care-System, das Behandlungskosten senkt und die Versorgungsqualität verbessert, auch in der Hypertonieversorgung sehr bedeutsam. Hier braucht man insbesondere die Unterstützung der Hypertensiologen, um dieses System auszubauen und ihm Leben einzuhauchen. Des Weiteren stehen wir vor einem großen Strukturproblem: Patienten werden von einem Spezialisten zum nächsten geschickt, die wiederum nur Teilaspekte des Bluthochdrucks behandeln. An dieser Stelle ist ein interdisziplinäres Konzept notwendig, das mehr Behandlungseffi zienz garantiert. Genauer: Eine integrierte Versorgung aller Schwerpunktdisziplinen, die mit Hypertonie zu tun haben – Kardiologie, Neurologie, Nephrologie, Pädiatrie, Diabetologie etc. Hier soll die Zusammenarbeit effektiver werden. Genau an dieser Stelle muss der Hypertensiologe künft ig mehr als Netzwerker und Vermittler zwischen den Disziplinen agieren, was wiederum eine zentrale Aufgabe in der Ausbildung durch die Akademie sein sollte. Warum ist der Kampf gegen Bluthochdruck nach wie vor so wichtig? Kolloch: Es gibt zunächst zwei we-

sentliche Faktoren, warum die Zahl der Hypertoniker künft ig noch zunehmen wird: Übergewicht – auch schon bei Kindern und Jugendlichen – und die demografische Entwicklung. Bereits heute haben 60 bis 80 Prozent der älteren Patienten Bluthochdruck und damit ein hohes Ri34

siko für Altersdemenz und andere Folgeschäden. Hypertonie betrifft also alle Altersgruppen, woraus sich ein großes gesundheitspolitisches Problem ergibt. Warum sind immer noch so viele Bluthochdruckpatienten unzureichend behandelt? Kolloch: Der Grund dafür ist, dass

die Therapieoptionen für Bluthochdruckpatienten zwar ausreichend sind, doch die Compliance und die Nachhaltigkeit der Versorgung sind unzureichend. Hier liegt die systemische Herausforderung der Akademie: Mithilfe eines Managed-Care-Systems sollten Hypertensiologen künftig alle beteiligten Spezialisten vernetzen und Kompetenzen zusammenbringen, um den Patienten leichter, schneller und wirksamer zu behandeln.

Was sind Ihre nächsten Ziele in Ihrer Arbeit für die DHL®?

Kolloch: Das nächste Ziel wird die

personelle Umgestaltung der Akademie sein. Um den Netzwerkgedanken personell deutlich zu machen, möchte ich bis Ende des Jahres einen wissenschaft lichen Beirat mit ausgewiesenen Hypertonieexperten aus diversen Fachdisziplinen gründen. Sie wiederum sollen den Gedanken der integrierten Versorgung in ihre jeweiligen Fachgesellschaften transportieren, dafür werben und schließlich auch Nachwuchs gewinnen. Auch die wissenschaft liche Kommission der Akademie wird einige personelle Änderungen vollziehen und jüngere Kollegen aufnehmen. Des Weiteren startet die DGIM in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Internisten in Kürze ein Pilot-Projekt zur Integrierten Versorgung der Hypertonie. Hier geht es darum, das Strukturproblem der Versorgung von Bluthochdruckpatienten zu analysieren, also wie die Versorgungsrealität aussieht und was man verbessern kann. Die Akademie unterstützt diese Arbeit.

Mitglieder werben Mitglieder

Werben Sie neue Mitglieder für die Deutsche Hochdruckliga! Die Arbeit der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® - Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention ist nur möglich durch unsere Mitglieder, die uns mit ihrem Engagement und einen finanziellen Beitrag unterstützen. Helfen Sie uns mit einem ganz besonders wichtigen Beitrag: Werben Sie neue Mitglieder für unsere Organisation. Bei allen erfolgreichen Werbern bedanken wir uns mit einem kleinen Überraschungsgeschenk. Mitglieder der Deutschen Hochdruckliga profitieren in zweifacher Weise: 1. Sie erhalten aktuelle Informationen zur Bekämpfung und zum Umgang mit ihrer Krankheit. 2. Sie unterstützen die Arbeit der Deutschen Hochdruckliga und damit zahlreiche Wissenschaftler und Ärzte, die Bluthochdruck erforschen und neue Behandlungsmöglichkeiten entwickeln. Beitrittsformulare finden Sie im Internet unter www.hochdruckliga.de oder bei der Geschäftsstelle der Deutschen Hochdruckliga, Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg Tel. 06221/588550, info@hochdruckliga.de. Der Mindestbeitrag pro Jahr beträgt EUR 16,- für Laien und EUR 26,- für Ärzte/Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Bitte achten Sie darauf, dass auf dem Formular oder im Begleitschreiben Ihr Name und Ihre Kontaktdaten mit angegeben werden.

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Hochdruckliga Aus der Hochdruckliga

HYPERTONIE UND PRAVENTION PRÄVENTION MÜNSTER 2013

37.

Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention in Münster 12. - 14. Dezember 2013 Leitthema des Kongresses Gemeinsam für einen guten Blutdruck Kongresspräsidenten Dr. med. Siegfried Eckert Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Hermann-Joseph Pavenstädt Medizinische Klinik D, UKM Münster

Weitere Informationen zum Programm und die Online Teilnehmerregistrierung unter: www.hypertonie2013.de

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Bluthochdruck geht alle an

Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg ist an Schulen aktiv

B

luthochdruck – das hat meine Oma, aber doch nicht ich!“ In etwa mit solchen Kommentaren rechnete Werner Eichbauer, als er zusammen mit seinen Helfern die Blutdruckmessstation beim Schulfest der Wilhelm-LöheSchule aufbaute. Der Leiter der Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg und seine Truppe waren dann aber positiv überrascht vom Interesse und der Offenheit der Schüler für das Thema Bluthochdruck.

Aufklärungsarbeit auch für Jüngere

Information und Aufk lärung über Bluthochdruck, das ist ein wichtiges Anliegen der Nürnberger Gruppe. Und angesichts der wachsenden Zahl übergewichtiger Kinder, die wegen ihres ungesunden Lebensstils von Diabetes und Bluthochdruck bedroht sind, will die Selbsthilfegruppe (SHG) bei ihrer Aufk lärungsarbeit jüngere Altersgruppen nicht aussparen. Die Einladung der Wilhelm-LöheSchule nahm Werner Eichbauer daher gerne an. Und das Engagement findet Anklang: Eine Nürnberger Grundschule hat bereits den nächsten Termin gebucht. Die beiden Schuleinsätze sind aber nur zwei von vielen Terminen im

Programm der SHG. Das ganze Jahr über sind die Helfer bei Messen, Gesundheits- und Aktionstagen aktiv – mit Blutdruckmessstationen, Informationsmaterial und Gesprächsangeboten für Betroffene und interessierte Besucher. 2012 beispielsweise wurden bei solchen Veranstaltungen rund 840 Messungen durchgeführt und dabei viele auff ällige Werte im Bereich oberhalb 140/90 mmHg registriert. Gegründet wurde die SHG Nürnberg 1995, initiiert von Ärzten des Klinikums Nürnberg Süd. In den Folgejahren wuchs die Mitgliederzahl stetig auf 120. Bis heute finden die Gruppentreffen in den Konferenzräumen des Klinikums statt, die die Einrichtung kostenlos zur Verfügung stellt. An jedem ersten Dienstag im Monat lädt die SHG zur Zusammenkunft ein, Fachleute halten regelmäßig Vorträge über allgemeine Gesundheits- und aktuelle Bluthochdruck-Themen, etwa über die Pulswellenanalyse oder die renale Denervation. Unterstützung im Umgang mit ihrer Erkrankung finden SHG-Mitglieder nicht nur durch Vorträge und Austausch mit anderen Patienten. Die Sportgruppe „mit Spaß aktiv“ lädt jeden Dienstag zum gemeinsamen Bewegungstraining ein. An jedem dritten Freitag er-

kundet die Wandergruppe unter fachmännischer Führung die fränkische Region – getreu ihrem Motto: „Wandern ist gesund für Geist und Seele!“. Gesellige Zusammenkünfte und Ausflüge sorgen für Zusammenhalt und positive Erlebnisse in der Gruppe und dafür, dass die Freude am Leben nicht zu kurz kommt. Alexandra Tyroller

Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg Die SHG Hypertonie Nürnberg trifft sich an jedem 1. Dienstag im Monat (außer im Januar) um 18:30 Uhr im Klinikum Nürnberg Süd, Breslauer Str. 201, Konferenzräume A. EG 49/50. Weitere Informationen unter www.shg-hypertonienbg.seko-bayern.org.

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DRUCKPUNKT


Aus der Hochdruckliga

© Michael S. Schwarzer / fotolia

Hochdruckliga

Impressum

Impressum DRUCKPUNKT Herausgeber Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention

Geschäftsführer: Maximilian Guido Broglie (v. I. S. d. P.)

Geschäftsstelle: Berlinerstr. 46, 69120 Heidelberg Tel: (06221) 588 55-0, Fax: -25 Internet: www.hochdruckliga.de E-Mail: info@hochdruckliga.de

Schriftleitung: Prof. Dr. med. Rainer Düsing Prof. Dr. med. Martin Paul

Verlag Urban & Vogel GmbH Aschauer Straße 30, 81549 München Geschäftsführer: Harm van Maanen, Fabian Kaufmann, Dr. Esther Wieland, Matthias Wissel

Redaktion Redaktion: Dipl. Mol. Med. Veronika Schlimpert (vsc), Dr. rer. nat. Ulrike Fortmüller Tel. (0 89) 20 30 43-11 48, Fax -3 11 48 E-Mail: Veronika.Schlimpert@springer.com Ressortleiter Kardiologie: Dr. med. Dirk Einecke

Anzeigen Ines Spankau (Anzeigenleitung, verantwortlich)

Wichtige Bekanntmachung

Gestaltung und Layout

für Mitglieder der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®

Vorstand der Deutschen Hochdruckliga:

Nadine Lameli, Springer-Verlag GmbH

Umstellung der Lastschrifteinzüge für DHL®Mitgliedsbeiträge auf SEPA-Lastschriften Liebe DHL®-Mitglieder, aufgrund einer gesetzlichen Regelung der EU muss bis zum 01. Februar 2014 das bisher gängige nationale Lastschriftverfahren eingestellt und durch einen SEPAZahlungsverkehr ersetzt werden. Dies bedeutet unter anderem, dass zukünftig der bargeldlose Zahlungsverkehr nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit getätigt werden kann. Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention wird ihren Zahlungsverkehr zum 01. Januar 2014 auf das neue SEPA-Lastschriftverfahren umstellen. Die bisher erteilten Einzugsermächtigungen werden als SEPA-Lastschriftmandate weitergenutzt und behalten dabei ihre Gültigkeit, sodass wir weiterhin wie gewohnt die Mitgliedsbeiträge einziehen können.

die Mandatsreferenz (Ihre DHL®Mitgliedsnummer) und unsere Gläubiger-Identifikationsnummer (DE72ZZZ00000381144). Die notwendige Umstellung Ihrer Bankverbindungen auf die internationale Kontonummer (IBAN) und auf den international standardisierten Bank-Code (BIC/SWIFT-Code) wird durch uns erfolgen, Sie brauchen nichts weiter zu unternehmen. Sie werden rechtzeitig vor der Abbuchung Ihre Mitgliedsbeitragsrechnung mit dem Abbuchungstermin erhalten. So haben Sie ausreichend Zeit, sich auf die Kontobelastung einzustellen. Bitte teilen Sie uns eine eventuelle Änderung Ihrer Bankverbindung rechtzeitig mit.

Prof. Dr. med Ulrich Kintscher, Berlin (Vorsitzender) Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel, Köln (stellv. Vorsitzender) Dr. med. Siegfried Eckert, Bad Oeynhausen Prof. Dr. med. Martin Hausberg, Karlsruhe Prof. Dr. med. Reinhold Kreutz, Berlin Prof. Dr. med. Thomas Mengden, Bad Nauheim PD Dr. med. Anna Mitchell, Herne Jürgen Weber, Groß Schenkenberg Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga: Dr. med. Marianne Koch, Tutzing

Druck Stürtz GmbH Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg Bezug DRUCKPUNKT kann bei der Bundesgeschäftsstelle der DHL® für EUR 21,40 pro Jahr (inkl. MwST./Versandkosten) abonniert werden. Preis für Einzelheft: EUR 4,-. Für DHL®-Mitglieder ist das Abonnement im jährlichen Mindestbeitrag von EUR 16,- (Ärzte: EUR 26,-) enthalten. Als Abo-Zeitraum gilt das Kalenderjahr. Der Bezug verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn nicht 6 Wochen vor Jahresende gekündigt wird. DRUCKPUNKT erscheint max. viermal im Jahr in einer Auflage von je 22.000 Exemplaren Hinweise: Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Die Beiträge geben nicht immer die Meinung der Hochdruckliga wieder. Bei der Bezeichnung Hypertensiologe DHL® handelt es sich nicht um eine nach Berufsordnung grundsätzlich führungsfähige Bezeichnung für Ärzte, sondern um eine nach nach dem entsprechenden ärztlichen Berufsrecht einzuordnende Bezeichnung (z. B. nach der Musterberufsordnung der deutschen Ärzte als „Tätigkeitsschwerpunkt“ bzw. nach den Berufsordnungen der Landesärztekammer). Soweit in der vorliegenden Ausgabe von „Weiterbildung“ die Rede ist, handelt es sich dabei um Fortbildungsmaßnahmen der Deutschen Hochdruckliga DHL® – die nicht mit den Weiterbildungsmaßnahmen der Ärztekammern zu verwechseln sind.

Die Lastschriftmandate werden gekennzeichnet sein durch

RA Maximilian Guido Broglie Geschäftsführer

Bankverbindung Sparkasse Heidelberg, Kto-Nr. 920 620 5, BLZ 672 500 20 Postbank Karlsruhe, Kto-Nr. 206 704 758, BLZ 660 100 75

ISSN 1619 - 0637

DRUCKPUNKT 3/2013

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WIR MÖCHTEN UNS

E I N FAC H S I C H E R S E I N . RENATE, 61, UND MARKUS, 66. 2 KINDER, 3 ENKEL. „Viele in unserem Alter haben hohen Blutdruck. Und natürlich denkt man damit mehr an seine Gesundheit und wird schnell nervös – wir tragen schließlich Verantwortung für die Familie. Auf das OMRON M500 können wir uns aber verlassen – es liefert hochpräzise, akkurate Messwerte und ist mit dem Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga ausgezeichnet.“ Das OMRON M500 mit Dual Check Technologie und dem Prüfsiegel der Hochdruckliga. Jetzt 80 Tage gratis testen! Erhältlich in Apotheken und im Sanitätsfachhandel.

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