Das Fränkische Seenland - auch eine Motorradreise wert.

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Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann // Fotos: Helmut Hofmann und Dr. Ingrid

Gloc-Hofmann

Seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es im an sich trockenen Franken ein e ganze Reihe von künstlich angelegten Seen. Und dazwischen reizvolle Lan dstraßen in abwechslungsreicher, hügeliger Lan dschaft, ein grünes Bier- und Hopfenla nd und idyllische alte, von trutzigen Ma uern bewehrte Fachwerkstädtchen. 14 REISE MOTORRAD 6/2010


Der Kleine Brombachsee im Zentrum des Fränkischen Seenlandes vereint alles, was man an Naturschönheiten gerne genießt.

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eginnen wir in Roth, dem östlichen Tor zum Fränkischen Seenland. Roth ist eine attraktive Kleinstadt, die mit dem herausgeputzten Jagdschloss Ratibor punkten kann, und im nahe gelegenen Eckersmühlen am Flüsschen Roth einen historischen Eisenhammer betreibt. Hier kann man zusehen, wie früher mit Wasserkraft Eisenerz vom unförmigen Klumpen zu Nägeln, Schaufeln und anderen Werkzeugen verarbeitet wurde. Eine kurze Fahretappe und schon sind wir am blau schimmernden, von viel Grün eingefassten Rothsee, dem ersten Stausee, dort wo der Main-Donau-Kanal entlang fließt und diesem als Zwischenspeicher dient. An der Schleuse Eckersmühlen lässt sich dann beobachten, wie die Schiffe auf dem Main-Donau-Kanal die Hürde nehmen und über 25 Meter abgesenkt oder angehoben werden. Ganz ohne jede Hürde pendeln wir nun auf ruhigen Nebenlandstraßen entspannt nach Süden, durch die mittelalterlichen Städtchen Hilpoltstein und Heideck, bis vor die Tore von Ellingen. Fürstlich geleitet uns da eine Allee zum barocken Deutschordensschloss. Ja sie haben es sich schon einiges kosten las-

B

sen, die Herren dieser geistlichen Gemeinschaft. Beim Bau der mächtigen und prunkvollen Residenz, die alle anderen Häuser der Kleinstadt miniaturartig erscheinen lässt, haben sie sicher nicht auf jeden Heller und Pfennig geachtet.

Auf ins Freizeitparadies Auf Berg- und Talfahrten schwingen wir uns durch eine sanft hügelige, saftiggrüne und klimatisch milde Landschaft. Wen wundert’s, dass hier etwas ganz Besonderes gedeiht: der Hopfen – und zwar der Spalter Aromahopfen von besonderer Güte. An zahllosen Hopfenfeldern ziehen wir vorbei, wo die wertvollen Pflanzen an Drahtgestellen hoch hinaufranken, um später das süffige Gebräu zu ergeben. Ein kleines Städtchen liegt auf unserem Weg, Pleinfeld, das uns vor allem mit seiner historischen Nepomukbrücke in steinernen Bögen über der Schwäbischen Rezat bezaubert, doch im außerhalb gelegenen Landgasthof noch etwas Besonderes zu bieten hat: In der kleinsten Ökobrauerei der Welt wird Bier wie vor Jahrhunderten ausschließlich mit Hopfen und Malz aus kontrolliertem Anbau gebraut. Und dann

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N47 Der Rothsee leuchtet wie ein Spiegel (o.). Ellingen glänzt mit barocker Pracht, dem Deutschordensschloss und einer Steinbrücke über die Schwäbische Rezat. 16 REISE MOTORRAD 6/2010

INFO // Hopfen und Malz – Gott erhalt‘s „In Spalt, in Spalt, dou wern di Leit gor alt; sie kenna nix daier, dös macht ös goute Bier“ (In Spalt, in Spalt, da werden die Leute alt; sie können nichts dafür, das macht das gute Bier). Der gute Name des Spalter Bieres, dem man sogar lebensverlängernde Wirkung nachsagt, hat eine lange Tradition. Spalt ist Mittelpunkt eines Hopfenanbaugebietes, und noch dazu eines von besonderer Güte, des Spalter Aromahopfens. Das milde Klima und die einzigartigen Bodenverhältnisse in der Region um Spalt sind ideal für erstklassige Aromahopfenkulturen. Bis heute werden die Hopfengärten in den Familienbetrieben durch hohen Handarbeitsaufwand geplegt. Großlächiger Plantagenanbau oder Monokulturen werden nicht betrieben. Nachgewiesen ist der Hopfenanbau seit 1341, zu seinem Schutz erhielt er das älteste Hopfensiegel Deutschlands im Jahr 1538. Gebraut wird das Bier in der stadteigenen Brauerei. Hell, herb, frisch und „hopig“ sind das klassische Vollbier und Pils. Aber es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Auch Weizenbiere, Weizenbock, Dunkles und weitere Sorten werden gebraut. Die Stadtbrauerei bietet Führungen an und im Kornhaus, einem Fachwerkbau aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das zurzeit renoviert wird, entsteht demnächst ein Hopfen- und Biermuseum. Da darf man gespannt sein.


Auch in dem beschaulichen Städtchen Heideck dominieren Spitzgiebelhäuser mit Fachwerk in allerlei Formen und Farben.

Fachwerk ist das Markenzeichen Frankens. So auch am Hopfenhaus Mühlreisig im Spalter Hopfenland. Die Dachgeschoße dienen der Lagerung des Hopfens.

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So grün wie die zarten Hopfenranken (ganz oben) zeigt sich die Landschaft rund um den Kleinen Brombachsee (unten). Hagsbronn, oberhalb von Spalt, erreicht man über eine kurvenreiche Aufahrt (oben).

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fliegen wir in dem durchaus beschaulichen Städtchen Spalt ein, das sich als Zentrum des Hopfenanbaus etabliert hat. Hohe, turmähnliche Giebelhäuser, deren fünf oder sechs Dachböden dem Trocknen und Lagern des Hopfens dienten, prägen noch heute das Bild der Stadt. Besonders nett anzusehen ist das vor den Toren Spalts gelegene Hopfengut Mühlreisig, dessen beeindruckendes Haupthaus aus dem Jahr 1746 stammt. Dunkles Fachwerk, rotbraune Lehmwände und das riesige Dach dominieren die grüne Landschaft. Von Spalt führen traumhafte Serpentinen den Hang hinauf, dort wo sich hinter der Anhöhe die großen Seen verbergen. Das kleine Hagsbronn bietet uns noch eine wunderbare Aussicht auf Spalt und das umliegende Hopfenland. Einige Kilometer südlich erreichen wir Enderndorf. Nun endlich haben wir es vor Augen, das Fränkische Seenland. Von hier oben betrachten wir den Igelsbachsee und den Großen Brombachsee. Und schließlich Absberg, ein bezaubernder Ort oberhalb der Seenlandschaft. Hell und klar schillert das viele Wasser zu unseren Füßen im Sonnenlicht und so

machen wir uns auf, über die nächsten Kurven hinab zu düsen zu den Ufern des Kleinen und des Großen Brombachsees, die, lediglich durch einen Damm voneinander getrennt, eine riesige Wasserfläche ergeben. Richtig viel los ist hier im Freizeitparadies, das vor allem von den Bewohnern des Ballungsraumes Nürnberg genutzt wird. Fahrradfahrer radeln an den Seeufern entlang, die Strände mit hellstem Sand vermitteln ein ausgesprochenes Südsee-Gefühl, Wasserfrösche tummeln sich im Wasser und dahinter gleiten Yachten, Surfer und ein Trimaran dahin.

Ofroad am Hahnenkamm Nun genug gesehen! Lieber besteigen wir wieder unsere Zweiräder und wenden uns Richtung Süden. Eine ganz andere Atmosphäre erwartet uns hier. Die weite, sanft hügelige Landschaft besticht durch ihre Ruhe und die Landnebenstraßen, die scheinbar kaum Benutzung finden. Wir queren die „Deutsche Limes-Straße“, die ehemalige Außengrenze des Römischen Reiches, passieren kleine verschwiegene Dörfer, bis schließlich der Höhenzug des Hahnenkammes


vor uns auftaucht. Nun, sehr hoch ist er nicht mit seinen 656 Höhenmetern, aber immerhin wähnt man sich auf diesen bewaldeten Jura-Kalkstein-Höhen in einer Gebirgsregion, die sich deutlich von der sonstigen Umgebung abhebt. Wir folgen einer verträumten Landstraße bis Wem-

ding, einem freundlichen, historischen Städtchen, das mit seinen hellen Häusern einen schwäbischen Touch ausstrahlt. Darüber wacht majestätisch die Wallfahrtskirche Maria Brünnlein. Und dann wieder ein See, der Hahnenkammsee. Klein, aber fein liegt er da

von grünen Hügeln eingefasst, am Südrand des Städtchens Hechlingen. Welchem Motorradfahrer sagt dieser Name nichts? In Ortsnähe befindet sich der „Enduropark Hechlingen“, ein weiträumig aufgelassener Steinbruch, in dem Geländetrainings angeboten werden. Versierte Instruktoren kümmern sich um die Fahrkünste ihrer Schützlinge, die mal ausgelassen, mal ganz schön gestresst durchs Gelände brausen. Ich selbst gehörte eher zur zweiten Kategorie, als ich hier mein erstes Enduro-Training absolvierte – nun, das ist schon sehr viele Jahre her, aber damals kam ich ganz schön ins Schwitzen bei den steinigen Steilhängen, bei Sand-, Schlamm- und Wasserdurchfahrten! Und eine Delle am Tank meines Motorrades war gratis inklusive. Kontrastprogramm: Im nahe gelegenen Heidenheim beeindruckt uns das Benediktinerkloster St. Wunibald. In weiter Kehre fahren wir an den Pforten des wuchtigen romanischen Bauwerks vorbei, um dann die nord-

Die Vielfalt des Fränkischen Seenlandes ist auf der Landkarte anschaulich zu sehen. Der Süden zeigt sich besonders hell und freundlich. Darüber wachen die mittelalterliche Burg Spielberg (oben) und die Wallfahrtskirche Maria Brünnlein bei Wemding (links).

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westlichen Ausläufer des Hahnenkamms zu erreichen. Dort thront wildromantisch die Burg Spielberg auf dem so genannten Hagbuck. Einige Kurven mit beachtlicher Steigung schrauben sich den Berg hoch und oben führt ein holperig gepflasterter Weg hinauf bis vor die Burgmauern – eine ideale Lage für eine mittelalterliche Burganlage, denn rundherum überblickt man das weite Land. Die Aussicht ist gigantisch: Zu unseren Füßen kleine Dörfer, Wiesen, Felder, und am weiteren Horizont die Seen. Dies ist auch unser nächstes Ziel: Der Altmühlsee, der westliche der großen Seen, an dessen Südspitze Gunzenhausen liegt, das Zentrum im Fränkischen Seenland. Wieder glitzert das Wasser vor uns, um den See herum dehnt sich eine weiträumige, grüne Landschaft aus. Am Wasser tummeln sich Segler und Surfer und die „MS Altmühlsee“ tuckert gemütlich mit Touristen umher. Wir steuern Muhr am See an, ein nettes, beschauliches Städtchen, in dessen Ortskern uns vor allem das 1752 erbaute Torhaus begeistert. Unverändert in seiner ursprünglichen Form, überspannt der Fachwerkbau bis heute die Fahrstraße. 1982 wurde das gesamte Gebäude angehoben, um den sehr großen Fahrzeugen die Durchfahrt zu ermöglichen. Von hier aus peilen wir den Dennenloher See an, den kleinsten und ruhigsten der Seen mit dem eigentlichen Kleinod, dem Schloss Dennenlohe, wo sich der größte RhododendronPark Süddeutschlands in einer idyllisch wuchernden Seenlandschaft ausdehnt. Und nebenan, im ehemaligen Gutshof der Schlossanlage, befindet sich ein „Oldtimer-Museum“, das historische Zwei- und Vierräder aller Art präsentiert

Die märchenhafte Wasserburg in Sommersdorf liegt versteckt hinter massiven Mauern und ist nicht ganz leicht zu inden. 20 REISE MOTORRAD 6/2010

INFO // Fränkische Wasserlandschaft Franken und Wasser – wie gibt es das? Franken, beziehungsweise Nordbayern ist ein von Natur aus wasserarmes Gebiet, ganz im Gegensatz zu Südbayern mit seinen zahlreichen Wasserzulüssen aus den Alpen. Um diese regional so unterschiedlich verteilten Wasservorkommen anzugleichen und damit die wirtschaftliche Entwicklung Nordbayerns zu steigern, kam man auf die Idee, ein entsprechendes Bauvorhaben einzuleiten: 1970 beschloss der Bayerische Landtag, Teile des südlichen Mittelfrankens in eine Seenplatte zu verwandeln. Ziel dieser politischen Entscheidung und des mit großem Aufwand betriebenen Projektes war es, dem umstrittenen Rhein-Main-Donau-Kanal auf dem Teilstück zwischen Nürnberg und Kehlheim genügend Wasser einzuspeisen. Dies erfolgt durch die Überleitung von Wasser aus dem südlichen Altmühl- und Donautal in das nördliche Regnitz-Main-Gebiet. Hierzu wurde die europäische Hauptwasserscheide zwischen Donau und Rhein überwunden, indem die neu geschafenen Stauseen als Speicher dienen, und über diese Wasser aus den Flüssen im Süden in diejenigen im Norden einließen kann. 1986 wurden der Kleine Brombachsee, der Igelsbachsee und der Altmühlsee vom damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß ihrer Bestimmung übergeben. 1993 war der Rothsee als Zwischenspeicher der Donau-Main-Überleitung fertig gestellt. 2000 erfolgte dann mit der oiziellen Einweihung des Großen Brombachsees durch Edmund Stoiber der Bauabschluss. Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war die Region abgeschieden, ländlich und kaum besucht. Doch der Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals und der als Überleiter dienenden Seen veränderte die Landschaft immens und schuf gewissermaßen als Nebenprodukt ein Feriengebiet aus der Retorte. Mehr als 2.000 Hektar Wasserläche sind seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts neu entstanden. Die Seenlandschaft wurde kultiviert, Straßen gebaut und Rahmenbedingungen zur Entstehung von Fremdenverkehr geschafen. Wertvolle Biotope, alte Bauernhäuser und Mühlen verschwanden in den Wassermassen, aber immerhin wurde auch der Naturschutz nicht gänzlich vergessen. Zur Berücksichtigung des Landschaftsschutzes zählt die Schafung von Naturschutzgebieten wie beispielsweise einer Vogelinsel im Altmühlsee oder von Flachwasserbereichen des Großen Brombachsees. Der große Gewinner ist der Fremdenverkehr. An den Seeufern entstanden Bade-, Segel- und Campingplätze, weiträumige Radwege wurden angelegt und die Entwicklung von Hotelerie und Gastronomie angeregt. Die Attraktivität der künstlichen Freizeitregion ist ungebremst, vergessen sind heute die Wunden, welche die Bautätigkeit der Landschaft zugefügt hat. Die Bevölkerungszunahme ist enorm. Während zwischen 1970 und 1988 noch 1.700 Bewohner abwanderten, war zwischen 1988 und 2002 eine Zuwanderung von 10.000 Personen zu verzeichnen. Der Tourismus loriert und schaft zahlreiche neue Arbeitsplätze, auch für diejenigen, die früher in der Landwirtschaft tätig waren.

– sehr sehenswert und amüsant. So findet man beispielsweise einen „Scheunenfund aus der ehemaligen DDR“, einen Wartburg von 1959, von Stroh und Staub umgeben, als wäre er gerade

eben erst entdeckt worden. Oder eine wundervoll hergerichtete „Bella“. Wieder ein Wechsel, ein Kontrast zur touristischen Seenlandschaft! Die Region Hesselberg liegt nur wenige Kilo-


meter weiter westlich ziemlich isoliert – wohl deshalb aber nimmt sie uns mit ihrer Ursprünglichkeit und Unberührtheit ein. Die Orte strahlen eine unglaubliche Ruhe aus und auf den Kuppen dominieren noch Streuobstwiesen, welche leckeren Apfelsaft und Most hervorbringen. Auf ungemein schmalen Landstraßen umkreisen wir den Berg, kommen am Limes entlang, wo ein römisches Kastell rekonstruiert wurde, bis wir nach kurviger Auffahrt oben stehen auf dem eigentlichen Hesselberg. Mit 689 Meter überragt er 200 bis 300 Meter seine Umgebung – die Rundumsicht ist grandios! Tafeln informieren über die Region, die traditionell vor allem Bauernland ist. Wir lesen die Ertragszahlen aus der Landwirtschaft, die aber leider nicht mehr aktuell sind, denn sie sind noch in DM-Währung angegeben... Bedauerlicherweise wird auch ein ganz wichtiges Kapitel der Geschichte des Hesselberges verschwiegen: Während des Nationalsozialismus nämlich machte der Berg Furore. Der fränkische Gauleiter Julius Streicher machte ihn zum politischen Versammlungsort der Nationalsozialisten. 1933 bis 1939 wurden von der NSDAP jährlich die „Frankentage“ abgehalten, welche das massenhafte Publikum mit realen Wehrvorführungen und Kämpfen auf den Krieg vorbereiten sollten.

Städtchen wie im Märchen Nun wollen wir noch den Nordwesten des Fränkischen Seenlandes unter die Räder nehmen. Wir schwingen recht gemütlich dahin durch eine Gegend, die wieder ihren ganz eigenen Charakter hat und deren Reiz vor allem die historischen Städtchen ausmachen. Wir passieren die alten, typischen Torhäuser wie in Arberg oder Merkendorf, fahren an mittelalterlichen Stadtmauern vorbei und überqueren alte steinerne Brücken, wie jene in Ornbau, die besonders malerisch über die Altmühl führt. Ins tiefste Mit-

telalter, als wäre es aktuell lebendig, verführt uns Wolframs-Eschenbach. Auf steinerner Torbrücke überqueren wir den Burggraben und holpern dann auf Kopfsteinpflaster an zahllosen historischen Bauwerken vorbei, an einer Fürstenherberge, an Ackerbürgerhäusern und Gaststätten. In der Tat, das Städtchen sonnt sich nach wie vor im mittelalterlichem Glanz, hier altehrwürdige Fachwerkfassaden, daneben ländliche Gärten und Höfe. Etwas weiter Triesdorf, die barocke Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Hier bestechen Schlossanlagen in parkähnlicher Umgebung, in denen heute ein Bildungszentrum für Landwirtschaft untergebracht ist. Und schließlich Sommersdorf, ein kleines, unscheinbares Nest, zu dem wir gemütlich pendeln und in welchem wir nur zufällig ein verstecktes Kleinod entdecken, das Wasserschloss Sommersdorf. Von Wirtschaftshöfen und weiten Gartenanlagen umgeben, hebt es sich märchenhaft aus dem Wassergraben hervor. Das von Rosen umrankte Tor gäbe eine gute Kulisse für die Geschichte von Dornröschen und vom hohen Wehrturm könnte Rapunzels Zopf weit hinabhängen. Und wie es kommen muss, just findet hier eine Hochzeit statt. Ist das nicht ein zauberhafter Abschluss unserer Tour?3

Eine weite und einsame Landschaft dehnt sich rund um den Hesselberg aus. Wo sonst lässt es sich noch so ungestört dahindüsen? Nicht minder ruhig geht es in den Ortschaften zu. So vor dem Rathaus in Merkendorf (Mitte) und in Ornbau, auf dessen bemerkenswert gut erhaltene, mittelalterliche Kulisse man über eine mit Heiligeniguren geschmückte Altmühlbrücke zufährt (unten).

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Allgemeines Das Fränkische Seenland ist ein Gebiet im Regierungsbezirk Mittelfranken in Bayern, südlich von Nürnberg gelegen. Im Zentrum beinden sich sieben künstlich angelegte Seen, von denen die fünf großen Teil einer gewaltigen wasserwirtschaftlichen Baumaßnahme im wasserarmen Nordbayern sind. Sie liegen auf einer Durchschnittshöhe von 400 Metern und weisen insgesamt eine Wasserläche von 20 Quadratkilometern auf. Der Große und der Kleine Brombachsee sowie der Igelsbachsee, drei unmittelbar nebeneinander liegende Stauseen, sind nur durch zwei Staudämme voneinander getrennt. Dazu gehören auch der westlich gelegene Altmühlsee und der nordöstlich liegende Rothsee, der als Zwischenspeicher der Donau-Main-Überleitung dient. Weiter im Süden beinden sich der Hahnenkammsee und im Westen der Dennenloher See. Beide haben mit der wasserwirtschaftlichen Aufgabe nichts zu tun, sind aber als die zwei kleinsten Gewässer im Fränkischen Seenland touristisch attraktiv. Die Seen sind Namensgeber der Region. Das Landschaftsgebiet beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Seenlandschaft, sondern nimmt auch abwechslungsreiche Naturregionen ein. Im Osten beindet sich das leicht hügelige Spalter Hopfenland. Im Süden grenzt der Hahnenkamm an, ein Jura-Kalkstein-Höhenzug und bis zu 656 Meter hoher und etwa 20 Kilometer langer Nordwestausläufer der Fränkischen Alb. Im Westen wiederum erhebt sich der Hesselberg, die mit 689 Metern höchste Erhebung Mittelfrankens, die ein isoliertes, aber altes Bauernland umgibt, in dem bis heute traditionelle Anbaumethoden geplegt werden.

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Der Norden, schon unweit der größeren Städte Ansbach, Schwabach und Nürnberg, ist stärker besiedelt und wird vor allem von alten historischen Ortschaften geprägt. Highlights Landschaftlich attraktiv und etwas für Wasserfrösche ist natürlich das Fränkische Seenland. Es ist ein fantastisches Segelrevier und bietet ebenso Möglichkeiten zum Kite- und Windsurfen. Hier lässt sich ein Strandtag einlegen, im

So, nur etwas größer, sah es einst am Limes aus: Rekonstruktion des römischen Kastells Rufenhofen unterhalb vom Hesselberg.

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Wasser plantschen oder mit einem Mietboot umhergleiten. Beeindruckend sind auch das Spalter Hopfenland und die nördliche, hügelige Umgebung der Brombachseen. Die Regionen rund um den Hahnenkamm und den Hesselberg sind nicht nur landschaftlich, sondern auch fahrerisch ein Muss für Motorradfahrer.   www.hesselberg.de Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten bieten die Stadt Roth mit dem Fabrikmuseum der Leonischen Industrie, der Historische Eisenhammer Eckersmühlen und die Stadt Hilpoltstein mit dem Museum „Schwarzes Roß“, in dem altes Handwerk am Bau, beispielsweise wie Fachwerkhäuser gebaut wurden, dargestellt ist. Dennenlohe präsentiert einen idyllischen Schlosspark mit Wasserplanzen und im Alten Gutshof des Schlossgeländes ein Oldtimermuseum.   www.fabrikmuseum-roth.de   www.urlaub-roth.de   www.hilpoltstein.de   www.fv-oldtimermuseum.de Wer es sportlich mag, für den ist der Enduro-Park Hechlingen das absolute Highlight, ein großzügi-

e mo

ges Gelände, in welchem OfroadTrainings aller Klassen, für Einsteiger ebenso wie für Könner, durchgeführt werden.   www.enduropark-hechlingen.de Kulturelles indet man an jeder Ecke, vor allem in Form von kleinen, historischen Städtchen. Hier eine Auswahl: In Roth ist das Jagdschloss Ratibor im Stil der deutschen Frührenaissance bemerkenswert, in Hilpoltstein die begehbare Burgruine und in Heideck ein schönes, altes Stadtbild. In Ellingen, der „Perle des fränkischen Barock“, beeindruckt das Deutschordensschloss und in Pleinfeld die Nepomukbrücke.   www.stadt-roth.de   www.heideck.de   www.ellingen.de In Spalt, der Stadt des Hopfenanbaus, stehen noch zahlreiche, in Fachwerk erbaute Hopfenhäuser, die mehrere Dachgeschosse zum Trocknen und Lagern der Ernte aufweisen. Erwähnenswert ist das herbe, süige Spalter Bier. In der Stadtbrauerei werden wöchentliche Brauereiführungen angeboten und 2010 feiert der Ort 1200-jähriges Stadtjubiläum.   www.spalt.de


Als wäre die Zeit stehen geblieben: Im Oldtimer-Museum in Dennenlohe lässt es sich herrlich der Auto- und Motorradgeschichte nachspüren. Wemding weist einen sehr schönen Altstadtkern auf sowie die Wallfahrtskirche Maria Brünnlein von 1748 bis 1752. Romantisch am Hahnenkamm gelegen sind Markt Heidenheim mit dem romanischen Kloster St. Wunibald und die Burg Spielberg bei Gnotzheim. Die für die Region typischen Torhäuser, welche einst Teil der Stadtbefestigungen waren, indet man in Muhr am See, dem Zentrum am Altmühlsee, in Arberg, Merkendorf und Ornbau. Die beiden letztgenannten Orte bestechen zudem durch ihre gut erhaltenen mittelfränkischen Stadtmauern. Ebenso Wolframs-Eschenbach, Heimatstadt des mittelalterlichen Minnesängers und Autors des Versromans „Parzival“ Wolfram von Eschenbach, und langjährige Residenzstadt des Deutschen Ordens.   www.wemding.de   www.markt-heidenheim.de   www.merkendorf.de   www.ornbau.de   www.wolframs-eschenbach.de Ein interessantes Denkmal der jüngeren Geschichte ist Triesdorf, die ehemalige Sommerresidenz der Markgrafen von BrandenburgAnsbach. Die barocken Schlossanlagen in parkähnlicher Umgebung sind heute Sitz eines Bildungszentrums für Landwirtschaft, womit Triesdorf der kleinste Ort Deutschlands ist, an dem eine

Hochschule existiert.   www.weidenbach-triesdorf.de Anreise Der Start in Roth ist sehr gut erreichbar: von Süden kommend über die A9 München-Nürnberg, Ausfahrt „Allersberg“. Oder von Norden kommend, von Nürnberg aus über die A 6 Nürnberg-Heilbronn. An der Ausfahrt „Roth“ geht es auf die autobahnähnlich ausgebaute B 2 in Richtung Weißenburg/Roth. Das Ende der Tour liegt südlich von Ansbach, wiederum in der Nähe der A 6 und der Autobahnaufahrt „Ansbach“. Essen und Unterkunft Die Fränkische Küche bietet vielfältige Mahlzeiten, begonnen bei allerlei Suppen, über herzhafte Brotzeiten, traditionell auf dem Rost gegrillten Bratwürsten bis hin zu verschiedenen Bratengerichten mit hausgemachten Klößen. Das Seenland hat natürlich auch ein reichhaltiges Angebot an Fisch wie Forelle, Karpfen oder Zander. Zu den Saisonspezialitäten gehören Spargelgerichte oder Hopfensprossen. Apropos Hopfen: Das einheimische Bier sollte man unbedingt kosten. Auch in punkto Unterkünften bietet das Fränkische Seenland eine breite Fülle an Hotels, Gästehäusern, Pensionen oder Campingplätzen. Weit verbreitet in der

Ein Highlight für Romantiker: der bezaubernde Park und das prunkvolle Jagdschloss Ratibor in der Altstadt von Roth. Region ist das Angebot an Privatzimmern und an Ferienwohnungen. Unterkunftsadressen indet man unter:   www.fraenkischeseen.de Unser Tipp: Landhotel „Sonnenhof“ mit der angegliederten kleinsten Ökobrauerei der Welt, Sportpark 9-11, 91785 Pleinfeld, Tel. (0 91 41) 96 00, E-Mail: info@ landhotel-sonnenhof.de.   www.landhotel-sonnenhof.de Literatur und Karten • Motorrad Generalkarte Deutschland Nr. 16, ISBN 3-82972-101-3,

Maßstab 1 : 200.000, 5,90 Euro • Ralf Nestmeyer, Franken, Michael Müller Verlag GmbH, Erlangen 2007, ISBN 978-3-89953-278-4, 19,90 Euro Wichtige Adressen Die oizielle Homepage des Fränkischen Seenlandes informiert umfassend über die fünf Seen, über Urlaubsorte, Unterkünfte und Gastronomie, und gibt Tipps zu Freizeitangeboten und Sehenswürdigkeiten im Umland.   www.fraenkischeseen.de   www.frankentourismus.de

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