4 minute read

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Hatten Sie auch schon einmal das Gefühl, Sie werden in Ihrem Arbeitsumfeld nicht wirklich als Mensch wahrgenommen und nur an sichtbaren Ergebnissen gemessen? Leidenschaften für bestimmte Themen oder Führungsambitionen, die in Ihnen schlummern, können Sie in Ihrem Job nicht ausleben? In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Themenschwerpunkt Sichtbarkeit oder auch dem Unsichtbaren im Sichtbaren.

Anne Hünninghaus begab sich auf Spurensuche in unserer Arbeitswelt und kam zu dem Ergebnis, dass Menschen mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Handeln gesehen werden wollen, und berichtet über ein bemerkenswertes Beispiel. Aber sie zeigt auch, dass Personalverantwortliche sich für mehr Sichtbarkeit ihrer Funktion einsetzen sollten (Seite 22). Georg Beyschlag, Chief of Staff and Strategy bei Teamviewer, hat Sven Lechtleitner erzählt, wie das vor allem in einer Kombifunktion gelingen kann (Seite 44).

Manchmal „sehen“ wir Krisen kommen, doch wir handeln erst dann, wenn Tatsachen offensichtlich sind. Der eklatante Arbeitskräftemangel, der Unternehmen mit voller Wucht einholt, scheint so eine Tatsache zu sein. Einige Branchen sind, nicht zuletzt durch die Coronapandemie, besonders betroffen. Mirjam Stegherr zeigt am Beispiel der Hotellerie und Gastronomie, was schiefgelaufen ist und wie die Tourismusbranche wieder auf die Beine kommen könnte (Seite 40). Doch der Arbeitskräftemangel ist nicht die einzige Krise, die derzeit unsere Wirtschaft und Gesellschaft verändert. Und da soll man einfach so weiterarbeiten wie bisher? Das hat sich die Journalistin und Buchautorin Sara Weber gefragt und im Gespräch mit unserer Redakteurin, Senta Gekeler, Lösungsansätze für die Arbeitswelt von morgen formuliert (Seite 6).

Kinder sind sehr pragmatisch und denken, wenn sie sich die Hand vor Augen schlagen, seien sie unsichtbar. Sie denken, wenn sie die Welt nicht sehen können, kann die Welt auch sie nicht mehr sehen. Wer will nicht ab und zu mal unsichtbar sein? Und mal ehrlich, wie oft verschlie- ßen wir die Augen vor der Wirklichkeit? Ob bewusst, weil die Erkenntnis vielleicht unangenehm ist, oder weil wir unbewusst nur das sehen, was unser Auge wahrnimmt.

Wir erfassen unsere Umwelt und unsere Mitmenschen oft nur auf den flüchtigen ersten Blick. Doch oftmals lohnt es sich, näher hinzuschauen und sich nicht nur auf das mit dem Auge Erkennbare zu beschränken. Die MeToo-Debatte hat schonungslos offengelegt, was viele Menschen nicht gesehen haben – oder nicht sehen wollten? Jasmin Nimmrich wollte wissen: Hat die Debatte das Thema wirklich aus der Tabuzone geholt (Seite 48)?

Als sichtbar wird im Allgemeinen das erachtet, was man mit dem Auge erkennen kann. Aber welchen Bildern vertrauen wir? Denen, die unsere Augen uns senden, oder denen, die in unserem Herzen entstehen? Aus Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz stammt der Satz: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Viele Menschen tragen ihren Teil zu unserer Arbeitswelt bei und leisten dabei manchmal noch enormes Engagement für ihre Gesundheit. Charleen Rethmeyer ist der Frage nachgegangen, wie Menschen am Arbeitsplatz mit Krankheiten umgehen, die für andere unsichtbar sind, und wie Unternehmen sie unterstützen können (Seite 36).

Ich danke allen, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben, und wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und stets den Mut zum zweiten Blick.

Bleiben Sie belesen!

Herzlichst, Sabine Schritt

Leitende Redakteurin Human Resources Manager

Diskutieren Sie mit uns Themen aus unserem Magazin, oder was die HR-Community gerade bewegt, auf unserem Linkedin-Kanal Magazin Human Resources Manager oder schreiben Sie uns an info@humanresourcesmanager.de.

Der Tourismus läuft wieder, aber Hotels und Gaststätten fehlt Personal. Was gerade sichtbar wird, gärt schon seit Jahren als Problem und verändert die Branche.

3 Editorial

AKTUELLES

6 Arbeit in Krisenzeiten

Die Journalistin Sara Weber über die Systemfehler der Arbeitswelt

Von Senta Gekeler

9 Richtig streiten

Ein Plädoyer für eine gepflegte Streitkultur am Arbeitsplatz

Von Jasmin Nimmrich

IM FOKUS:

TRANSGESCHLECHTLICHKEIT

10 Werde, wer du bist

Wie kann HR ein unterstützendes Umfeld für trans Personen schaffen?

Von Jeanne Wellnitz

MEINE ARBEITSWELT

14 Andreas Posselt, Personalleiter beim BayWa-Konzern

MEINUNG

16 Human First

Der Weg zur menschenzentrierten Organisation

Von Tim Alexander

21 Schnappschuss

SCHWERPUNKT: SICHTBARKEIT

22 HR im Scheinwerferlicht Unser Auftaktessay

Von Anne Hünninghaus

28 Verstecktes Potenzial heben

Wie entdeckt man die wahren Stärken von Mitarbeitenden?

Von Petra Walther

32 Unsichtbares Heldentum

Wie die Assistenzen von CEOs zum Unternehmenserfolg beitragen

Von Petra Walther

36 Verborgene Krankheit

Diabetes ist weit verbreitet, bleibt im Arbeitsalltag jedoch oft unsichtbar.

Von Charleen Rethmeyer

Zwei Konzerne haben vergangenes Jahr Leitfäden zum Umgang mit trans Personen am Arbeitsplatz veröffentlicht, um sie bei ihrer Transition zu unterstützen und ein sensibilisiertes Arbeitsklima zu schaffen. Wie wurden die Projekte umgesetzt?

40 Bescheidene Aussicht

Warum es Hotels und Gaststätten an Arbeitskräften fehlt

Von Mirjam Stegherr

44 Der Peoplemanager

Georg Beyschlag verhilft Teamviewer zu mehr Sichtbarkeit. Ein Porträt

Von Sven Lechtleitner

48 Fünf Jahre MeToo

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist immer noch ein Tabuthema.

Von Jasmin Nimmrich

ANALYSE

52 HR braucht ein neues Profil

Wie sich die Anforderungen an HR-Funktionen verändert haben

Von René Sadowski, Lea Bolz und Jörg K. Ritter

Wie wird Environmental Social Governance (ESG) zum Mehrwert für alle und welche Rolle spielen People Analytics und Digitalisierung beim Umdenken?

Praxis

56 ESG als Teil der Kultur Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung für Unternehmen?

Von Monika V. Kronbügel

60 Sustainable Leadership Eine nachhaltige Führungskultur braucht eine klare Agenda

Von Nicole Gaiziunas

62 Dos and Don’ts

Aus den Veränderungen der letzten Jahre resultieren für die Personalverantwortung neue Archetypen mit unterschiedlichem Kompetenz- und Erfahrungsprofil.

Wie gelingt die Zusammenarbeit von HR und Headhunting?

Von Benjamin H. Körner

64 Erste Hilfe für die Psyche Evermood-Gründerin Lara von Petersdorff im Interview

Von Senta Gekeler

67 Filmrezension

Das Enthüllungsdrama She Said von Maria Schrader

Von Jasmin Nimmrich

68 Reingehört

Der ganz formale Wahnsinn von Andreas Hermwille und Stefan Kühl

70 Rezension

Vatersein von Tillmann Prüfer Von Anne Hünninghaus

72 Reingeschaut

Ausgewählte Neuerscheinungen aus dem Bücherwinter

74 Sieben Gedanken

Anitra Eggler über Multitasking

RECHT

76 Aktuelle Urteile

78 Essay

Wo stößt das Weisungsrecht des Arbeitgebers an seine Grenzen? Von Christoph Seidler

80 Impressum VERBAND

82 Editorial

83 Die Premiumpartner des BPM

84 Die HR-Thesen für 2023

88 Humor als HR-Gamechanger

LETZTE SEITE

90 Fragebogen

Katja Berlin macht mit ihren Grafiken komplexe gesellschaftliche Themen sichtbar.

Von Jeanne Wellnitz