Compliance Manager Ausgabe 2 Leseprobe

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h herr Dr. Paha, in Ihrer studie „Wie compliance-Maßnahmen kartellrechtsverstöße verhindern und zum Unternehmenserfolg beitragen können“ unterstreichen sie, wie wichtig es ist, bei der compliance-arbeit die VWl-komponenten einzubeziehen. Welche komponente wäre Ihrer Meinung nach die wichtigste? Wenn ich eine einzige Komponente auswählen müsste, dann wären es Gewinnsenkungen. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie man diese frühzeitig beobachten kann. Denn der Gewinn ist ein nachlaufender Indikator. Die Veränderungen im Marktumfeld, die zu diesen später beobachtbaren Gewinnänderungen führen, treten ja schon viel früher zutage. Das können starke Einbrüche der Nachfrage sein, der Eintritt eines neuen Wettbewerbers in den Markt oder eine verstärkte Importkonkurrenz. Mitunter sehen wir auch, dass rechtliche Regelungen, zum Beispiel zur Produktsicherheit, geändert werden. Dies kann dazu führen, dass ein Markt über kurz oder lang zusammenbricht. Sehr wichtige Faktoren des Wettbewerbsumfeldes sind Nachfrageänderungen, besonders Nachfragesenkungen. Eine Nachfragesenkung führt jedoch nicht zwangsläufig zur Bildung von Kartellen. Dazu sind noch weitere Komponenten wie beispielsweise eine Erhöhung der Wettbewerbsintensität nötig. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Unternehmen ihre Produktionskapazitäten nur schwer an die gesunkene Nachfrage anpassen können, so dass Überkapazitäten entstehen. Die Determinanten des Wettbewerbs interagieren auf eine vielfältige Art und Weise und verlangen daher eine sehr gute Kenntnis des Marktumfeldes. Eine wirksame Compliance erfordert daher, dass ein guter Informationsfluss zwischen den Fachabteilungen und der Compliance-Abteilung etabliert werden sollte.

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„KarteLLschuLungen aLLeine reichen nicht aus“ In vielen Unternehmen sind die Risikofrüherkennung und die ComplianceKommunikation noch ausbaufähig. Eine falsche Kommunikation kann Unternehmen jedoch auch schaden. Ein Gespräch mit dem Kartell-Forscher Dr. Johannes Paha von der Universität Gießen.

Was sollen die compliance Officer also tun? Hilfreich wäre es, einen Schritt früher anzufangen als bisher. Compliance ist sehr stark auf Schulungen ausgerichtet, die natürlich absolut notwendig sind. Wir sehen aber auf der anderen Seite, dass drei Viertel der Unternehmen, die in unserem Datensatz sind und in der Vergangenheit schon Kartellverstöße zu beklagten hatten, zum Zeitpunkt der Verstöße auch schon ComplianCE managEr 1/15

Kartellschulungen durchgeführt hatten. Schulungen alleine sind also notwendig, aber nicht hinreichend dafür, dass Compliance auch wirklich funktioniert. Wir argumentieren daher, dass die Schnittstellen zwischen der Compliance-Funktion und der Risikomanagement-Funktion im Unternehmen noch ausgebaut werden können. Denn die Risikofrüherkennung ist in vielen Unternehmen noch erweiterungsfähig. Basierend auf den Ergebnissen


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