Pierre Lang – So Fresh

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SO FRESH. THE WINNERS

SO FRESH. THE WINNERS SHARI PIERCE, Cardboard Democracy Cardboard Democracy & C_Collection Printemps Été 07 Shari Pierce & Christian Hoedl


SO FRESH.

07 AWARD THE

by Pierre Lang WWW.

SOFRESHAWARD.COM info@sofreshaward.com


so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

Der mit EUR 10.000,00 dotierte so fresh. the jewellery award by Pierre Lang wurde ins Leben gerufen, um außergewöhnliches zeitgenössisches Schmuckdesign zu fördern, das die konventionelle Vorstellung von Schmuck in Frage stellt, erweitert und bereichert. Dieser Grundidee folgend, richtet sich der Preis nicht nur an Schmuck- sondern auch an Modeund Produktdesigner sowie Stylisten, die sich auf frische und ungewöhnliche Art mit dem Thema Schmuck auseinandersetzen. Für die Initiatoren, Pierre Lang und Unit F büro für mode, bedeutet die Vergabe dieses neuen Schmuckpreises weit mehr als die Förderung einer konkreten Gewinnerin, eines konkreten Gewinners. so fresh. the jewellery award by Pierre Lang soll sich zu einer Plattform für innovatives Schmuckdesign entwickeln und dazu beitragen, dass Schmuckdesign auch außerhalb eines Fachpublikums von einer breiten Öffentlichkeit als eigenständige und Trend setzende Kraft wahrgenommen wird. so fresh the jewellery award by Pierre Lang wird 2007 zum zweiten Mal vergeben. Die internationale Jury kürte aus fast 100 Einreichungen zwei Preisträger, die in ihren Arbeiten äußerst konträre Positionen beziehen: Christian Hoedl und Shari Pierce.

The EUR 10.000,00 so fresh. the jewellery award by Pierre Lang was launched to promote extraordinary, contemporary jewellery design which not only questions the conventional idea of jewellery itself but also reinterprets it. Based on this premise the award does not just call on jewellery designers, but also fashionand product designers as well as stylists who deal with jewellery in a fresh and challenging way. For the initiators, Pierre Lang and Unit F büro für mode, awarding a new jewellery prize means much more than just supporting an individual winner. The intention is to develop a platform for innovative jewellery design and to help a wider audience appreciate jewellery design as an independent, trend-setting force. so fresh. the jewellery award by Pierre Lang is awarded in 2007 for the second time. The international jury chose two winners out of almost 100 submissions: CHRISTIAN HOEDL AND SHARI PIERCE, whose works adopt very contrary positions.

DIE PRÄSENTATION beider Gewinnerarbeiten eröffnet das 7 festival for fashion & photography in Wien am 16.06.2007 im Semper Depot, Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste, Lehárgasse 6, 1060 Wien.

THE PRESENTATION of both awardwinning works will open the 7 festival for fashion & photography on 16 June 2007 at the Semper Depot, Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste, Lehárgasse 6, 1060 Vienna, Austria. WWW. SOFRESHAWARD.COM

www.7festival.at


ESSAY

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SO FRESH.

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ESSAY THE

by

Valery Demure FASHION JEWELLERY

FOR ME, JEWELLERY COMES IN FOUR DIFFERENT CATEGORIES:

Für mich lässt sich Schmuck in vier Kategorien unterteilen:

1. FINE JEWELLERY, available at specialist stores and “grown-up” jewellery boutiques. This type of jewellery remains a social status symbol and is seldom progressive.

1. Edler Schmuck: erhältlich in Fachgeschäften und etablierten SchmuckBoutiquen. Diese Art von Schmuck ist nach wie vor ein soziales Statussymbol und als solches selten progressiv.

2. CRAFT/ART JEWELLERY, to be found mainly in galleries. This is not necessarily wearable jewellery and is sometimes even bizarre, because of the materials used, the concept or sculptural size of it. It is quite often for an educated audience with a certain interest in design or fine arts. 2. Handwerks-/Kunstschmuck: findet man hauptsächlich in Galerien. Dieser Schmuck muss nicht unbedingt tragbar sein, manchmal ist er aufgrund der verwendeten Materialien, des Konzepts oder seiner Skulptur-ähnlichen Größe sogar bizarr.

Er richtet sich oft an ein gebildetes Publikum, welches Interesse an Design oder bildender Kunst zeigt.

3. MASS-PRODUCED JEWELLERY, available on the High Street, very often cheaply made in South East Asia. Disposable and usually a rip-off of the higher-end fashion jewellery. This type of jewellery is also available in a more ethnic form on markets, sometimes in a much nicer quality and design than the high street equivalent.

3. Massenproduzierter Schmuck: erhältlich auf den Einkaufsstraßen, sehr oft billig in Südostasien produziert. Wertlos und für gewöhnlich ein reiner Abklatsch von höherwertigem, modischem Schmuck. Diese Art von Schmuck gibt es auf Märkten auch in einer ethnischeren Form, manchmal in besserer Qualität und mit schönerem Design als die entsprechenden High-Street-Stücke.

4. AND FINALLY FASHION JEWELLERY, created by jewellery designers who are as much part of the fashion industry as the clothes designers. This is the type of jewellery I know best, and that I promote within the frame of my agency. This is the category of jewellery that I will primarily be discussing here. 4. Und schließlich modischer Schmuck: entworfen von Schmuckdesignern, die ebenso Teil der Modeindustrie sind wie die Modedesigner selbst. Das ist die Art von Schmuck, die ich am besten kenne und auch in meiner Agentur fördere. Mit dieser Kategorie Schmuck werde ich mich hier hauptsächlich auseinandersetzen.


ESSAY

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Schmuck besitzt seit jeher eine spezielle Beziehung zum Körper, aber erst ab den 90er Jahren, als die Evolution der Modeindustrie einen ausschlaggebenden Einfluss auf die Entstehung des Modeschmucks hatte, wurde diese Beziehung richtig wahrgenommen. Obwohl es ihn schon zuvor einige Zeit gegeben hatte (zum Beispiel: Paco Rabanne, von Coco Chanel als „metal worker of fashion“ [Metallarbeiter der Mode] bezeichnet, begann seine Modekarriere mit dem Entwerfen von Schmuck für Givenchy und Dior; in den 70er Jahren gab Yves St. Laurent Loulou de la Falaise den Auftrag, speziellen Schmuck für seine Runway-Shows zu produzieren), hat modischer Schmuck als solcher bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nicht wirklich existiert. Die Verwendung von Schmuck beschränkte sich üblicherweise auf Runway-Shows und die Kleidung, mit der er gezeigt wurde, und wurde darüber hinaus nicht weiter vermarktet. In den 90er Jahren begannen Modedesigner vermehrt, Schmuckmacher, Haarund Make-up-Künstler sowie Set-Designer zu engagieren, um theatralische, effektvolle Runway-Shows zu gestalten. Ein gutes Beispiel dafür ist Hussein Chalayan, der in seiner Herbst/Winter 96–97 Kollektion Vampirzähne von Naomi Filmer verwendete; oder Scott Wilsons Perlenschleier und himmlische, mit Perlen versehene Hörner, die von Thierry Mugler am Zenit seiner Modekarriere in Auftrag gegeben worden waren, als seine Shows noch ultimativer Ausdruck seiner sexuellen Fantasien und Fetischeinflüsse waren. Die 90er Jahre waren die Zeit, als Modedesigner wie Alexander McQueen, Chalayan und Galliano mit ihren Arbeiten eine wahre Neugierde am Körper zeigten und Schmuckmacher wie Naomi Filmer, Shaun Leane oder Sarah Harmanee imstande waren, die sexuelle Gewalt, die dem Schmuck innewohnt, darzustellen;

Jewellery and the human body have always had a special interconnection, but not until the 90s, when the evolution of the fashion industry had a pivotal impact on the emergence of fashion jewellery, was this relationship truly realised. Despite having existed for some time before (for example: Paco Rabanne, dubbed the “metalworker of fashion” by Coco Chanel, started his career in fashion designing jewellery for Givenchy and Dior; in the 70s, Yves St Laurent commissioned Loulou de la Falaise to make special jewellery for his runway shows) fashion jewellery never really existed as such until closer to the end of the 20th century. The use of jewellery remained typically limited to runway shows, and it was not marketed on a larger scale above and beyond the clothes it was shown with. In the 1990s, fashion designers started to increasingly commission jewellers, as well as make- up artists, hairdressers and set designers, to help them create theatrical runway shows with extreme effects. One good example of this is Hussein Chalayan featuring vampire teeth by Naomi Filmer in his AW96-97 show or Scott Wilson’s veil of beads and ethereal beaded horns, which were commissioned by Thierry Mugler at the pinnacle of his fashion career, when his shows were a full expression of his sexual fantasies and fetish influences. The 90s were an era when fashion designers such as McQueen, Chalayan and Galliano were showing a real curiosity for the body through their work while jewellers such as Naomi Filmer, Shaun Leane and Sarah Harmanee were able to demonstrate the inherent sexual violence of jewellery, a violence that is implicit in the jewellery mechanisms of fastening, piercing, clasping and buckling.


ESSAY

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eine Gewalt, die aus den schmuckeigenen Mechanismen wie dem Befestigen, Durchstechen, Festklammern und Schnallen kommt. Das erste Buch über modischen Schmuck stammt aus dem Jahr 1997, wurde von Simon Costin und Derren Gilhooley verfasst und trägt den Titel „Unclasped: Contemporary British Jewellery“. Es war das erste Buch, das den Zugang dieser neuen Gattung von Schmuckdesignern präsentierte, die von Modedesignern dazu angehalten wurden, sowohl den extremeren Symbolismus des Schmucks auszudrücken als auch ihr Anliegen im Hinblick auf den Körper und dessen Traumata darzustellen.

Während dieser Zeit, als der Einfluss von modischem Schmuck spürbar wurde, wanderte dieser von den Catwalks in die trendigen Modegeschäfte und inspirierte die Geschäftsleute dazu bzw. forderte sie heraus, interessantere Wege zu finden, den Schmuck zur Schau zu stellen. Shops wie Corso Como in Mailand und Colette in Paris haben dem modischen Schmuck einen sehr prominenten Platz in ihren Schaufestern bzw. auf Wänden und Schaufensterpuppen eingeräumt. Sie präsentieren den Schmuck gemeinsam mit Kleidung und nicht länger hinter schwerem Glas versteckt in Schaukästen. Seit einiger Zeit hat der modische Schmuck nun auch noch einen weiteren Fan: die Presse. In den vergangenen Jahren kam keine gefeierte Fotostrecke ohne extravagante Accessoires aus. Stylisten wie Patti Wilson, Katie Grand, Jo McKenna, Marie Amelie Sauve und Jane How fordern Schmuck- und Accessoiredesigner stets aufs Neue heraus, aussagekräftige Bilder für ihre Modepublikationen zu kreieren. Große Modelabels wie Chloe, Marni, Burberry, Lanvin, etc. haben das Phänomen bereits aufgegriffen und selbst damit begonnen, ihre eigenen Schmuckkollektionen zu kreieren und zu vermarkten.

The first real book about fashion jewellery was published in 1997, put together by Simon Costin and Derren Gilhooley „Unclasped: Contemporary British Jewellery“. It was the first book presenting the approach of this new breed of jewellers, pushed by fashion designers, to express the more extreme symbolisms of jewellery as well as showing their concern for the body and its traumas. During this time, as the impact of fashion jewellery started to be noticed, it gradually transcended from the catwalk into trendy fashion stores, inspiring and challenging merchandisers to come up with more creative ways to display the jewellery. Stores such as Corso Como in Milan and Colette in Paris have given fashion jewellery a very pre-eminent place in their window installations, on their walls and dummies, styled with the clothes and no longer hidden away under heavy glass in display cabinets. For some time now, fashion jewellery has also managed to find another great enthusiast: the press. In the last few years no acclaimed photographer has worked without super-expressive accessories. Stylists such as Patti Wilson, Katie Grand, o McKenna, Marie Amelie Sauve and Jane How are constantly challenging jewellery- and accessory designers to help them create powerful images for the fashion publications they work for. Big fashion brands, such as Chloe, Marni, Burberry, Lanvin etc. have caught up to the growing phenomenon of fashion jewellery, and they have started to create and market their own jewellery collections, hiring consultants and in-house jewellery designers. Fine jewellery companies have also tapped into this trend, asking fashion jewellers to create collections for them or to ‘spice up’ their image.


ESSAY

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Zu diesem Zweck engagieren sie Berater und hauseigene Schmuckdesigner. Edelschmuckfirmen sind ebenfalls auf den Zug aufgesprungen. Sie bitten nun Modeschmuckmacher, Kollektionen für sie zu kreieren beziehungsweise ihr eigenes Image etwas „aufzupeppen“. Cartier hat Lara Bohinc eine Beraterposition angeboten, Gerrard hat Jade Jagger als Kreativdirektorin engagiert und die italienische Firma Antonini hat Naomi Filmer damit beauftragt, eine Reihe von wertvollen und zugleich modischen Ringen zu entwerfen. Die Modeketten auf den großen Einkaufsstraßen schicken ihre Trendscouts zu einflussreichen High-Fashion Häusern, investieren in Trend-Prognosen and präsentieren anschließend innerhalb von acht Wochen vollständige Kollektionen von so genanntem „Must-Have“Schmuck einem enormen Publikum weltweit. Ich erinnere mich an eine Frage, mit der Vivienne Becker, die in London lebende Schmuckjournalistin und -expertin, einen Trend Talk in London beendet hat: Welche Zukunft hat modischer Schmuck? Meine Antwort dazu wäre, dass die Zukunft unabhängiger Schmuckdesigner darin liegt, angesichts wachsender Marketing- und Werbezwänge, mit großen Labels, die eine ähnliche Vision und Ethik vermitteln, zusammenzuarbeiten. So etwas wäre vor nur zehn Jahren noch undenkbar gewesen.

Cartier has offered a consultancy to Lara Bohinc, Gerrard has hired Jade Jagger as their creative director, while the Italian company Antonini has hired the designer Naomi Filmer to create a range of precious but fashionable rings. The High Street is sending its scouts to influential fashion stores, investing in trend forecasting, and within 8 weeks is presenting full collections of ‘must-have’ jewellery to a huge audience worldwide. I remember listening to Vivienne Becker, the London based jewellery writer and expert, at a trends talk in London, ending the session with this last question: what is the future of fashion jewellery? My answer to this would be that the future of independent fashion jewellery designers, in the face of growing marketing and advertising constraints, is to start collaborating with big brands that share a similar vision and ethos. Something that was unthinkable a mere 10 years ago.

WHAT IS THE FUTURE OF FASHION JEWELLERY? WELCHE ZUKUNFT HAT MODISCHER SCHMUCK?

VALERY DEMURE

www. valerydemure.com


ESSAY

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SO FRESH.

the Jury 2007 (v. l. - r.) Manfred Bischoff Carola St端tz Anna Schetelich Naomi Filmer Vicki Sarge Cornelie Holzach

PHOTOS OF THE JURY Fotos der Jury

Ariane Reither


SO FRESH.

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JURY THE

by pierre lang

THE WINNER OF SO FRESH. THE JEWELLERY AWARD BY PIERRE LANG is selected by an international jury of experts. To guarantee a multi-layered and fair discussion during the decision-making process, the jury is made up of jewellery experts from a wide variety of fields.

Die Entscheidung 端ber die Vergabe von so fresh. the jewellery award by Pierre Lang wird von einer international besetzten Fachjury getroffen. Damit eine vielschichtige und faire Diskussion im Rahmen des Entscheidungsprozesses garantiert ist, setzt sich die Jury aus SchmuckexpertInnen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Folgende Jurorinnen und Juroren haben 2007 端ber die Verleihung des Preises entschieden:

THE FOLLOWING JURORS HAVE CHOSEN THE AWARD FOR 2007:


Manfred Bischoff, 1942 in Schömberg/Calw geboren, studierte von 1972 bis 1977 Schmuckgestaltung bei Reinhold Reiling an der Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim. Im Anschluss daran absolvierte er das fünfjährige Studium der Goldschmiedekunst bei Hermann Jünger an der Akademie der Bildenden Künste, München. In den letzten 25 Jahren hat Manfred Bischoff die Welt des Schmuckdesigns auf mannigfaltige Weise bereichert. Seit den frühen 80er Jahren sind seine Arbeiten an den weltweit wichtigsten Orten für Schmuckdesign ausgestellt, etwa der Galerie Louise Smit (1999 & 2003), dem Schmuckmuseum Pforzheim (1989 & 2007) oder dem Museum für Angewandte Kunst in Wien (1995), um nur einige wenige zu nennen.

Seit 1988 hält er darüber hinaus Lehraufträge an Ausbildungsstätten wie der Rhode Island School of Design (1989), der Zeichenakademie Hanau (1995) und zuletzt der Alchimia School of Contemporary Jewellery in Florenz, an der er seit 2001 unterrichtet. Für seine Arbeiten wurde er im Verlauf seiner Karriere mit renommierten Preisen ausgezeichnet (Preis der Akademie der Schönen Künste, München, Françoise-vanden-Bosch-Preis, Amsterdam). Manfred Bischoff lebt und arbeitet in München und Italien.

Manfred Bischoff, born in Schömberg/Calw in 1942, studied jewellery design with Reinhold Reiling at the Fachhochschule für Gestaltung/ Pforzheim, from 1972 to 1977 and goldsmithing at the Academy of Fine Arts / Munich with Hermann Jünger from 1977 to 1982. Within the past 25 years Manfred Bischoff has enriched the world of jewellery design in a variety of different ways. Since the early ‘80s his works have been exhibited at renowned sites throughout the world including the Gallery Louise Smit (1999 & 2003), the Schmuckmuseum Pforzheim (1989 & 2007) or the Museum für Angewandte Kunst in Wien (1995), to name just a few. Moreover, since 1988, he has been holding professorships at the Rhode Island School of Design (1989), the Zeichenakademie Hanau (1995) and most recently the Alchimia School of Contemporary Jewellery in Florence, where he has been teaching since 2001. He has been awarded several renowned prizes for his works. Manfred Bischoff lives and works in Munich and Italy.

MANFRED BISCHOFF

Jewellery designer and teacher at Alchimia, I www. alchimia.it


THE JURY 07

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Vicki Sarge ist Autodidaktin. Vielmehr wurde im New York der frühen 80er Jahre und in der Zeit des legendären Studio 54 aus einer sprichwörtlichen Not eine währende Tugend. Als ihr und ihrer Freundin Karen Erickson niemand den passenden Schmuck für eine Catwalk-Show leihen wollte, wurde kurzerhand improvisiert und eine Reihe von Kristallen und Perlen über Rauleder gezogen. Geboren war das gemeinsame Label Erickson Beamon, welches innerhalb kürzester Zeit internationale Kreise zu ziehen begann. 1985 zog Vicki Sarge nach London, um die Expansion ihres Labels auf dem europäischen Markt persönlich zu betreuen und 1995 die Boutique Erickson Beamon zu eröffnen. Seither hat Vicki Sarge mit zahlreichen namhaften DesignerInnen wie John Galliano, Anna Sui, Ungaro oder Dries Van Noten zusammengearbeitet und kann auf eine lange Liste an internationalen Ausstellungen und Publikationen zurückblicken. Vicki Sarge lebt und arbeitet in London.

Vicki Sarge is self-taught and did not study jewellery design. She got her start by making a lasting virtue out of proverbial necessity in the New York of the early ‘80s and the legendary Studio 54. When she and her friend Karen Erickson could not find anyone to lend them jewellery for a catwalk-show they decided to improvise by applying strings of pearls and beads to suede. Born was the label Erickson Beamon, and it started to acquire international attention within a short period of time. In 1985 Vicki Sarge moved to London to personally oversee the European expansion of her label. She opened the Erickson Beamon boutique in 1995, has since worked with such renowned designers as John Galliano, Anna Sui or Dries Van Noten and has presented in many international exhibitions and publications. Vicki Sarge lives and works in London.

VICKI SARGE

Creative Director, Erickson Beamon, UK www. ericksonbeamon.co.uk


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Cornelie Holzach wurde 1959 in Reutlingen geboren. Nach einer Ausbildung zur Goldschmiedin studierte sie Schmuckdesign an der Fachhochschule Pforzheim, anschließend Kunstgeschichte in Karlsruhe. Beruflich war sie u. a. als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Pforzheim tätig. Sie ist seit 1997 Mitarbeiterin am Schmuckmuseum Pforzheim und seit 2005 dessen Leiterin.

An der Hochschule Pforzheim begleitet sie den Lehrauftrag für Schmuckgeschichte.

CORNELIE HOLZACH WAS BORN IN REUTLINGEN IN 1959. After training as a goldsmith, she studied jewellery design at the Fachhochschule Pforzheim, then art history in Karlsruhe.

Carola Stütz, 1966 in Linz geboren, absolvierte von 1983 bis 1988 die HTL für gestaltendes Handwerk in Steyr mit der Abschlussprüfung als Gürtler-, Gold- und Silberschmied. Im Anschluss studierte sie drei Semester an der Fachhochschule Pforzheim im Fachbereich Schmuckgestaltung. Von 1989 bis 1991 besuchte sie die Meisterschule für gestaltendes Metallhandwerk in Graz, welche sie mit Auszeichnung beendete. Seit 1997 ist Carola Stütz Mitglied im Team von Pierre Lang Europe; anfänglich als Schmuckdesignerin (1997–2001), anschließend als Coach des gesamten Pierre Lang Designteams und seit 2002 als Design Director im Pierre Lang Management.

Carola Stütz, born 1966 in Linz, attended the “HTL für gestaltendes Handwerk” in Steyr (subject: belt making, gold- and silversmithing) from 1983 to 1988.

Among other activities she was a research assistant at the Hochschule Pforzheim. She has been part of the Schmuckmuseum Pforzheim since 1997, and has been its director since 2005.

Afterwards she studied at the Fachhochschule Pforzheim for three semesters. From 1989 to 1991 Stütz attended the “Meisterschule für gestaltendes Metallhandwerk” in Graz which she completed with distinction.

She is teaching jewellery history at the Hochschule Pforzheim.

She has been part of the Pierre Lang Europe team since 1997, initially as a jewellery designer (1997-2001), then as coach of the entire Pierre Lang design team, and finally, since 2002, she has held the position of design director at Pierre Lang Management.

CORNELIE HOLZACH Director Schmuckmuseum Pforzheim, D

www. schmuckmuseum.de

CAROLA STÜTZ

Design Director, Pierre Lang Europe, A www. pierre-lang.com


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SO FRESH. THE WINNERS

SHARI PIERCE, Cardboard Democracy


Virgin

VIRGINIA Die Gewinnerarbeiten von CHRISTIAN HOEDL und SHARI PIERCE aus der Sicht des österreichischen Modefotografen Michael Dürr. The winning works by CHRISTIAN HOEDL and SHARI PIERCE through the eyes of the Austrian fashion photographer Michael Dürr.

PHOTOS Michael Dürr c/o Insa Schmäschke

ASSITENZ Sheri Avrzham Insa Schmähschke

MODEL Virginia / Wiener Models

STYLING/ OUT FITS BY Claudia Rosa Lukas & Modles own

Thanks to Fa. Maresch / Viennacrysla.com for the location

JEWELLERY Shari Pierce Christian Hoedl


CARDBOARD DEMOCRACY

Shari Pierce


No 01 / No 03 c_COLLECTION PRINTEMPS ÉTÉ 07_

Christian Hoedl v. Anna Schetelich

No 02 / No 04 CARDBOARD DEMOCRACY

Shari Pierce




so fresh. the jewellery award WINNERS 07

c_COLLECTION PRINTEMPS ÉTÉ 07_

Christian Hoedl v. Anna Schetelich


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SO FRESH. THE WINNERS

CHRISTIAN HOEDL von Anna Schetelich Collection Printemps Été 07


THE JURY 07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

Naomi Filmer studierte von 1991 bis 1993 Schmuckdesign am Royal College of Art, London. Nach ihrem Abschluss folgte eine dreijährige Zusammenarbeit mit dem Modedesigner Hussein Chalayan, für dessen Catwalk-Shows sie von seiner Debut-Kollektion 1994 bis 1996 jährlich zwei Schmuckkollektionen kreierte. Im Anschluss arbeitete sie mit namhaften Designern wie Julien MacDonald, Tristan Webber, Shelley Fox, Dai Rees und Alexander McQueen. Filmer stellte weltweit in renommierten Galerien und Museen wie z. B. dem Mode Museum in Antwerpen, der Galerie V&A in London oder dem Museum Bellerive in Zürich aus. Zu einer Vielzahl an veröffentlichten Artikeln in Fachzeitschriften und -büchern gesellen sich darüber hinaus Lehraufträge an angesehenen Ausbildungsstätten wie dem Institute of European Design in Mailand (2006), dem Royal College of Art (1994–2006) sowie dem Central St Martins College of Art and Design (1999–2006), wo sie derzeit ein Forschungsstipendium hält. Zu ihren kommerziellen Auftraggebern zählt neben FOSSIL Italia und Antonini auch Swarovski. Naomi Filmer lebt und arbeitet in Mailand und London.

Naomi Filmer studied jewellery design at the Royal College of Art from 1991 to 1993. A three-year collaboration with the then up-and-coming designer Hussein Chalayan followed, for whose catwalk-shows she designed 2 jewellery collections a year betweeen 1994 and 1996. This was followed by other collaborations with such established designers as Julien MacDonald, Tristan Weber, Shelley Fox, Dai Rees and Alexander McQueen. Filmer has exhibited all over the world at prestigious venues like the Mode Museum in Antwerp, the gallery V&A in London or the Museum Belerive in Zurich. Next to a great number of published articles in trade magazines and books, Naomi Filmer has also taught at renowned instistutes including the Institute of European Design in Milan (2006), the Royal College of Art (1994–2006) and Central St. Martin’s College of Art and Design (1999–2006), where she currently holds a senior research fellowship. Apart from FOSSIL Italia and Antonini her commercial clients also include the crystal-giant Swarovski. Noami Filmer lives and works in Milan and London.

NAOMI FILMER Jewellery Designer, UK, I


THE JURY 07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

ANNA SCHETELICH

Owner Gallery OONA, Galerie für Schmuck, D www. oona-galerie.de

Anna Schetelich, geboren 1971 in Freiberg, studierte von 1991 bis 1998 Kulturwissenschaften und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Anna Schetelich, born 1971 in Freiberg, studied cultural studies and art history at the Humboldt-University Berlin from 1991 to 1998.

Seit 2000 betreibt Anna Schetelich die renommierte Galerie Oona, Galerie für Schmuck, in Berlin-Mitte.

Since 2000 she has been running the renowned Galerie Oona, Galerie für Schmuck (gallery for jewellery), in Berlin-Mitte.

An der Schnittstelle von Schmuck und Kunst hat sich die Galerie Oona in den vergangenen sieben Jahren zu einer der wichtigsten und spannendsten Galerien für zeitgenössisches Schmuckdesign im deutschsprachigen Raum entwickelt.

At the intersection of jewellery and art, Galerie Oona has become one of the most important and exciting galleries for contemporary jewellery in the German speaking world within the last seven years.


SO FRESH.

07 WINNERS THE

Shari Pierce& Christian Hoedl

CARDBOARD DEMOCRACY

The majority of the material she uses is found or given—old cans of housepaint, fake metal chains from old costume jewellery—so that she is reusing what is cast aside and refashioning it into something of value. Christian Hoedl is much more concerned with the projected power of his strips – connection, separation, interweavement are constantly present themes of interpersonal existence.

C_COLLECTION PRINTEMPS ÉTÉ 07_


THE WINNERS 07

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CHRISTIAN HOEDL Collection Printemps Été 07 TYROL-BORN CHRISTIAN HOEDL (born 1975), who lives in Munich, has been presenting at international art and jewellery galleries since 2001 and founded his own studio C_Contemporary Jewellery. His contemporary author jewellery is all about wearing the piece of jewellery on the body; it deals with movement and change. The emphasis of his C_COLLECTION PRINTEMPS ÉTÉ 07 is on fabrics and high-tech textiles, joined together by colourful strips made of high-quality cotton and silk. The technically refined pieces of jewellery tenderly caress the body and define themselves anew time and again. Christian Hoedl Der gebürtige Tiroler und Wahlmünchner Christian Hoedl (geb. 1975) ist seit 2001 mit Ausstellungen in internationalen Kunst- und Schmuckgalerien vertreten und gründete sein eigenes Studio C_Contemporary Jewellery. Sein zeitgenössischer Autoren-Schmuck hat sehr stark mit dem Tragen des Schmuckstücks am Körper zu tun, thematisiert Bewegung und Veränderung. Im Mittelpunkt seiner C_COLLECTION PRINTEMPS ÉTÉ 07 stehen Stoffe und high-tech Textilien, verbunden durch farbige Bänder aus hochwertiger Baumwolle und Seide. Die technisch ausgefeilten Schmuckstücke umspielen zart den Körper und definieren sich immer wieder neu.

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SO FRESH. THE WINNERS the jewellery award by Pierre Lang

CHRISTIAN HOEDL c_jewellery@ yahoo.de Schellingstr. 93, D-80799 Munich


THE WINNERS 07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

Ausgesuchte Stoffe in besonderer Qualität können ein Kleidungsstück zum Objekt der Begierde machen: die leuchtende Farbe eines Futters, das Rascheln eines edlen Materials sind dann entscheidender als das Kleidungsstück als solches. Christian Hoedl ist seit je fasziniert von Stoffen; er lässt sie aus der reinen Kleidungsfunktion heraus, um Schmuck aus ihnen zu kreieren. Oft wird Christian Hoedls Schmuck auf den ersten Blick dem Modekontext zugeordnet; die Verwendung von Stoffen und Bändern legt dies nahe. Er hat jedoch in seiner C_Collection Printemps Été 07_ Formen gefunden, die eine Balance zwischen Schmuck, Mode und Kunst schaffen. Die Schmuckbänder sind ein rein schmückendes Element, frei von praktischen Funktionen, welche modischen Accessoires letztlich eben doch zugeschrieben werden. Christian Hoedl geht es vielmehr um die kommunikative Kraft der Bänder – Verbindung, Trennung, Verflechtung sind ständig präsente Themen zwischenmenschlichen Seins. Lässig und unprätentiös wirken die Schmuckbänder, doch sind sie sorgfältig durchdacht in ihrer formalen Gestaltung, in der Komposition der Stoffe und Farben.

Bei der Wahl der Stoffe legt Christian Hoedl größten Wert auf optische und haptische Qualitäten – das Schimmern japanischer Kimonoseide, kräftige, klare Farben bei Bändern, die Anschmiegsamkeit federleichter Baumwolljerseys oder den Klang von Hightech-Stoffen. Als Ausgangsform wählt er immer wieder Streifen – ein klares, oft strenges grafisches Element – die gefaltet oder miteinander vernäht werden. Konsequent verzichtet Christian Hoedl auf gewohnte Schmuckelemente wie Metallverschlüsse – die Bänder werden geknotet oder geschlungen am Körper drapiert und geraten durch das Tragen am Körper in Bewegung. Die sich dabei immer wieder neu ergebenden Varianten des Tragens machen ihren besonderen Reiz aus und unterstreichen damit eines der Grundthemen in Christian Hoedls Schaffen: Das eigentliche Leben entsteht immer aus der Veränderung.

Selected fabrics of special quality can make a piece of clothing an object of desire: the bright colours of the lining or the rustling of precious material are then more essential than the piece of clothing itself. Fascinated by fabrics, Christian Hoedl separates them from their basic function as clothing in order to create jewellery. At first sight, Christian Hoedl’s jewellery is often considered fashion. The use of fabrics and strips leads to that conclusion. However, in his C_Collection Printemps Été 07 he found forms that strike a balance between jewellery, fashion and art. The jewellery strips serve a purely decorative purpose, they are free of practical functions that are ultimately still the basic idea of fashion accessories. Christian Hoedl is much more concerned with the projected power of his strips – connection, separation, interweavement are constantly present themes of interpersonal existence. The jewellery strips are casual and unpretentious, but they have been carefully thought through from their formal design to their composition of fabrics and colours. For the selection of fabrics, Christian Hoedl attaches great importance to optic and haptic qualities - the shimmering of Japanese kimono silk, strong clear colours, feathery, supple cotton jersey or the auditory qualities of high-tech fabrics. Again and again, strips are his starting point – a clear, often severe graphic element – that are folded or sewed together. Christian Hoedl consistently abandons established jewellery elements like metal clasps – the strips are knotted or draped, wrapped around the body, and, being worn, they are set in motion. The resulting constantly changing looks account for the special attraction and underline one of the basic themes of Hoedl’s work: Actual life is always a result of change. Anna Schetelich


THE WINNERS 07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

SHARI PIERCE Collection Printemps Été 07 US-AMERICAN SHARI PIERCE (born 1973), also living in Munich, has been presenting at international art and jewellery galleries since 1999. In her raw collection “Cardboard Democracy”, containing a hint of punk, she spectacularly transforms found objects like cardboard, polystyrene and chains, and for the final, crowning touch, finishes them with a splash of paint. Her jewellery pieces seem to reject conventional aesthetic ideas and instead offer an anarchic commentary on skill and material value. Shari Pierce

Die in München lebende US-Amerikanerin Shari Pierce (geb. 1973) ist seit 1999 mit Ausstellungen in internationalen Kunst- und Schmuckgalerien vertreten. In ihrer rohen, mit einem Hauch von Punk versehenen Kollektion „Cardboard Democracy“ verarbeitet sie auf spektakuläre Weise Artefakte aus Fundstücken wie Pappkarton, Styropor und Ketten, die zur Krönung ein Bad in alter Anstrichfarbe verpasst bekommen. Ihre Schmuckstücke scheinen konventionelle, ästhetische Werte abzulehnen und liefern dabei einen anarchischen Kommentar zu Können und Materialwert.

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SO FRESH. THE WINNERS the jewellery award by Pierre Lang

SHARI PIERCE www.sharipierce.com Luisenstr. 69, D-80798 Munich

Schmuck wird selten direkt mit Politischem in Verbindung gebracht; er wird üblicherweise als Dekoration, Luxus oder als ein Zusatz zur notwendigen Bekleidung wahrgenommen – als etwas, das man für seinen ästhetischen Wert trägt. Seit langem vernachlässigen wir die Idee, dass es sich bei Schmuck um ein fundamentales Mittel der Zurschaustellung von Identität handelt, und doch ist es schwer, auch nur eine Kultur zu finden, die ohne auskommt. Und obwohl Kleidung als notwendigerweise funktionell gesehen wird, ist sie es in dieser Gesellschaft immer weniger und mehr als jemals zuvor Luxus. In einer westlichen Kultur, die von Konsum bestimmt ist, sind unsere Schränke, Schubladen und Kommoden zum Bersten voll mit Besitztümern, die den Rahmen unserer Grundbedürfnisse bei weitem übersteigen. Und Luxusgüter sind so leicht erhältlich, dass wir über den eigentlich Kauf hinaus, der ein weiteres überflüssiges Stück zu unserem Berg hinzufügt, egal ob im Shop oder via Internet, keine weiteren Gedanken verschwenden müssen.

Jewellery is rarely overtly associated with the political; it is more commonly perceived as a decoration or frivolity, a luxury, an addition to the necessity of clothing—something worn for its aesthetic value. We have long since disregarded the idea of jewellery as a fundamental means of displaying identity, but it is hard to find a culture that exists without any. And just as clothing is seen to be necessarily functional, in this society it is less and less so, and more of a luxury than ever. In a Western culture driven by consumption, the market and our wardrobes, drawers and dressing-tables are overflowing with possessions, far beyond our basic needs. And luxury goods are so readily available that we need never think beyond the transaction, over the counter or online, that adds one more superfluous thing to our hoard.


THE WINNERS 07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

Jedoch besitzt jedes Produkt eine Herstellungsgeschichte von der Materialbeschaffung über die Produktion bis hin zur Distribution, welche zum Teil von sozioökonomischen Kräften bestimmt wird. Rohstoffe, ob zu einem einzigartigen Statussymbol handgefertigt oder zu verkäuflichen Massenprodukten gefertigt, besitzen eine Herkunft, die manchmal fragwürdig oder gar ausbeuterisch ist.

Yet any consumer item has a history of manufacture, from the sourcing of materials, through production, to distribution, which is shaped in part by socio-economic forces.

Raw materials, whether hand-crafted and branded into a unique status symbol, or mass-manufactured into disposable high street goods, have a provenance which is at times questionable or exploitative; the market value of precious metals and stones is, in many parts of the world, Der Marktwert von Edelmetallen und Steinen rarely in proportion to the wages of those that mine and source them, and the damage to the environment is often, steht selten im Verhältnis zu den Löhnen too, overlooked. derer, die sie abbauen und liefern, und die Zerstörung der Umwelt wird dabei auch oft The title of Shari Pierce’s series Cardboard Democravergessen. Der Titel von Shari Pierces Serie cy refers to those politically unstable states that lay Cardboard Democracy (Karton Demokratie) claim to a democracy which, in practice, is rife with bezieht sich auf jene politisch instabilen Länder, corrupt and coercive measures. die Anspruch auf Demokratie erheben, aber It is perhaps, too, a pointed reference to democracy in in Wirklichkeit auf Korruption und Erpressung general as a constructed ideology, a seemingly universal aufgebaut sind. Es handelt sich wahrscheinlich good which the West upholds as a panacea to the world’s auch um eine spitze Anspielung auf Demokratie problems, when in fact it might be argued that the buoyant als eine konstruierte Ideologie, ein scheinbar economies, upon which those very Western democracies are universales Heilmittel, welches die westliche built, are dependent upon the rich resources of far poorer Welt als die Pauschallösung aller Probleme states. aufrechterhält, wenn tatsächlich behauptet This fragility is reflected in the materials she employs— werden kann, dass die blühenden Länder, auf denen eben jene westlichen Demokratien beru- cardboard, wire, paint—capable of holding a temporary hen, von den reichhaltigen Ressourcen weitaus shape, but subject to wear and damage; offering a place of ärmerer Länder abhängig sind. Diese Zerbrech- temporary refuge, but ultimately impermanent. lichkeit spiegelt sich in den Materialien, die In using cardboard, she is perhaps also making reference sie verwendet, wider – Karton, Draht, Farbe –, to homelessness and the privations of street living, testifyimstande, eine temporäre Form zu bewahren, ing to those who are disenfranchised by consumer societies. jedoch der Abnützung unterworfen. The majority of the material she uses is found or Sie (die Produkte) bieten einen temporären given—old cans of housepaint, fake metal chains from Zufluchtsort, sind schlussendlich aber doch old costume jewellery—so that she is reusing what is cast unbeständig. Durch die Verwendung von aside and refashioning it into something of value.1) Karton spielt Shari Pierce vielleicht auch auf die Obdachlosigkeit und die Not eines Lebens auf der Straße an und legt dabei Zeugnis ab für diejenigen, die von den Konsumgesellschaften entrechtet worden sind. Der Großteil der Materialien, die sie verwendet, sind entweder gefundene oder geschenkte Objekte – alte Farbdosen, unechte Metallketten von altem Modeschmuck –, so dass das, was beiseite geschoben wurde, wiederverwendet und zu etwas Kostbarem umgestaltet werden kann.

1)

NEW DIRECTIONS IN JEWELLERY II Black Dog Publishing Limited, 2006, pp 139-140


1. Was bedeutet für dich die Zahl sieben? / Was verbindest du mit der Zahl sieben?

1. What does the number 7 mean to you?

2. Was war dein erstes Schmuckstück? Dein erster Berührungspunkt mit Schmuck?

2. What was your first piece of jewellery? Your first point of contact with jewellery?

3. Welchen Schmuck trägst du selbst?

3. What jewellery do you wear yourself ?

4. Wer oder was inspiriert dich für deine Arbeit?

4. Who or what inspires you in your work?

5. Was macht deinen Schmuck zeitgemäß?

5. What makes your jewellery contemporary?

6. Welchen Klang trägt dein Schmuck? Welchen Geruch verbindest du mit ihm? Welcher fiktive Ort(Landschaft, Raum ...) könnte ihn beschreiben?

6. What sound does your jewellery carry? What smell do you connect with it? Which fictitious place (landscape, room…) could describe it?

7. Wen würdest du am liebsten mit deinem Schmuck sehen?

7. Who would you most like to see with your jewellery?

8. Über welche Mode wird dein Schmuck am besten transportiert?

8. What sort of fashion transports your jewellery best?

9. Deine berufliche Reiseroute der letzten sieben Monate?

9. Your professional itinerary of the past seven months?

SO FRESH.

07 INTERVIEW THE

10. Das Leben ist ein Theaterstück, welche Rolle spielst du?

Photos by Mason Douglas

10. Life is a play written for the stage. What role do you play?


THE WINNERS 07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

SO FRESH.

07 COMMTHE

ENT by Naomi Filmer

Die Arbeit von Shari Pierce ist roh, mit einem Hauch von Punk. Die Anhänger und Halsketten scheinen konventionelle, ästhetische Werte abzulehnen und liefern dabei einen anarchischen Kommentar zu Können und Materialwert. Teile aus Styropor und Karton wurden eingetaucht in dicke Farbe und in Klebefolie eingehüllt: plump, beinahe hässlich.

Shari Pierce’s work is raw, with a flavor of punk. The pendants and necklaces seem to reject conventional aesthetic values, offering an anarchic comment on skill and material values. Polystyrene and cardboard pieces are dipped in thick paint and wrapped in foil tape: crude, almost ugly. Yet considered and created with delicacy, these objects juxtapose themselves against the form and flesh of the body, creating a tension that was striking and fresh.

Jedoch sorgfältig überlegt und mit Feingefühl gestaltet, stellen sich diese Objekte neben die Form und das Fleisch des Körpers und erzeugen dabei eine verblüffende, frische Spannung.

Christian Hoedl‘s work is textural, strips of fabric sewn together that wrap and hang from the torso. The craftsmanship was sophisticated and humorous: silk from an antique kimono sewn to a fabric for edging underpants. Wrapped round the body they gave definition but with a soft delicacy hinting at the world of garments.

Die Arbeit von Christian Hoedl ist textural; zusammengenähte Stoffstreifen, die den Körper umschlingen und von ihm herabhängen. Sein handwerkliches Können ist technisch ausgefeilt und zugleich humorvoll: Seide von einem antiken Kimono, aufgenäht auf einen Stoff, mit dem man für gewöhnlich Unterwäsche einfasst. Um den Körper gewickelt, definieren sie jenen mit Feingefühl und deuten damit die Welt der Bekleidung an. Auch diese Schmuckstücke waren und sind frisch in ihrer Aussage.

Also these pieces of jewellery are fresh in their expression.


so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

SO FRESH.

COOP. THE

07

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang is a collaborative project between PIERRE LANG and UNIT F BÜRO FÜR MODE. ist ein Kooperationsprojekt von PIERRE LANG und UNIT F BÜRO FÜR MODE.

UNIT F BÜRO FÜR MODE Im Mittelpunkt der Aktivitäten von Unit F büro für mode steht die Vermittlung von „Mode“.

Unit F definiert Mode als kulturellen Diskurs und als wichtigen wirtschaftlichen Faktor. Zu den zentralen Aufgabenbereichen zählt die Förderung von jungen österreichischen ModedesignerInnen, die Organisation interdisziplinärer Ausstellungen und Präsentationen zu zeitgenössischer Mode, z. B. das seit 2001 jährlich stattfindende Modefestival, die Erstellung eines internationalen digitalen Modearchivs sowie die Herausgabe von Publikationen im Bereich Mode. Mit so fresh. the jewellery award by Pierre Lang hat Unit F büro für mode die Möglichkeit, Mode noch stärker in seiner Gesamtheit und Schmuckdesign im Speziellen zu thematisieren, zu vermitteln und zu fördern.

The main focus of Unit F büro für mode is acting as a platform for ‘fashion’. Unit F defines fashion as a cultural discourse and an important economic factor.

UNIT F BÜRO FÜR MODE Association for Contemporary Fashion

The key areas of responsibility for Unit F büro für mode include promoting young Austrian fashion designers, organising interdisciplinary exhibitions and presentations of contemporary fashion, for example at the annual fashion festival that has been taking place since 2001, setting up an international digital fashion archive and publishing a fashion magazine.

Gumpendorferstr. 10–12 1060 Vienna T: +43 1 219 84 99-0 F: +43 1 219 84 99-50 www.unit-f.at

With so fresh. the jewellery award by Pierre Lang, Unit F büro für mode has the opportunity to emphasize even more strongly on fashion in its entirety and jewellery design in particular.


so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

PIERRE LANG Das Unternehmen Pierre Lang produziert und vertreibt Designerschmuck in höchster Qualität und stilistischer Vielfalt. Als international erfolgreicher Schmuckspezialist mit Vertretungen in zwölf europäischen Ländern arbeitet Pierre Lang mit einem eigenen Designteam, das jährlich über 5.000 Schmuckstücke entwirft.

Pierre Lang kann auf über 40 Jahre Erfahrung in der Schmuckherstellung zurückgreifen. 1962 als Handwerksbetrieb gegründet, gehört Pierre Lang heute mit mehr als 6.000 MitarbeiterInnen und jährlich fünf Mio. produzierten Schmuckstücken zu den bedeutendsten Schmuckherstellern Europas. Die Förderung von innovativen Mode- und Schmuckdesignprojekten zählt seit Jahren zur Unternehmenstradition. so fresh. the jewellery award by Pierre Lang versteht sich als Plattform, die Insider der Schmuck- und Modeszene mit einer interessierten Öffentlichkeit vernetzt. Auch für ein traditionelles Industrieunternehmen wie Pierre Lang ist die intensive Auseinandersetzung und der Austausch mit den so fresh-PreisträgerInnen überaus spannend. Neue Impulse wirken bewusstseinsbildend, sowohl für Pierre Lang selbst als auch für eine schmuckinteressierte Öffentlichkeit.

The company Pierre Lang produces and distributes various styles of high quality designer jewellery. An internationally successful jewellery specialist represented in twelve European countries, Pierre Lang use their own design team that creates over 5,000 pieces of jewellery per year. Pierre Lang calls on over 40 years of experience in jewellery production. Founded in 1962 as a handicraft business, Pierre Lang is today one of Europe’s leading jewellery manufacturers, with more than 6,000 employees producing 5 million items of jewellery every year. Promoting innovative fashion and jewellery design projects has been a part of the company’s philosophy for years. so fresh. the jewellery award by Pierre Lang presents itself as a networking platform between jewellery-/fashion insiders and an interested audience. The intense focus on and communication with the so fresh-winners is very exciting for a traditional industrial company like Pierre Lang. New impulses broaden the horizon, for Pierre Lang itself and also for an audience interested in jewellery.

PIERRE LANG EUROPE HANDELSGES.M.B.H. Kolbegasse 70 1239 Vienna T: +43 1 610 86-0 F: +43 1 610 86-3001 www.pierre-lang.com

WWW. SOFRESHAWARD.COM

info@sofreshaward.com


07

SO FRESH. THE WINNERS

CHRISTIAN HOEDL von Anna Schetelich Collection Printemps Été 07 CONCEPT

so fresh. the jewellery award by Pierre Lang

Ariane Reither, Carola Stütz, Christian Suppan Pierre Lang Europe Andreas Oberkanins, Claudia Reifberger, Ulrike Tschabitzer Handler Unit F büro für mode PROJECTMANAGEMENT & PRODUCTION Claudia Reifberger Unit F büro für mode LOGO AND CORPORATE DESIGN Albert Handler / Halle 34 ARTDIRECTION Emanuela Sarac / Halle 34 PHOTO SERIES Michi Dürr PHOTOS OF THE JURY Ariane Reither TEXT Valery Demure Naomi Filmer Claudia Reifberger Ariane Reither Anna Schetelich Claudia Stegmüller Harald Weiler TRANSLATION Harald Weiler

CREDITS SHARI PIERCE PHOTOGRAPHY Mason Douglas

LECTORATE Hubert Kapaun Alex Schlacher

CREDITS IMAGE PROCESSING CHRISTIAN HOEDL Mario Rott C_ Contemporary Jewellery // Christian Hoedl PRINT C_ Collection Printemps Été 07 Druckerei Walla PHOTOGRAPHY Jan Pilarski MODEL Dani Dinsenbacher CONCEPT Christian Hoedl // C_ Contemporary jewellery


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