Clean&Green-Magazin

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Interview Von Susanne Brüsch

Hier wird Geld für Design ausgegeben. Generell geht es darum, ein Konzept von Grund auf zu entwickeln und nicht einen Antrieb an ein bestehendes Fahrzeug zu montieren. Die Rahmenkonstruktionen müssen auf wesentlich höhere Belastungen ausgelegt werden. Da sind neue Rahmendesigns gefragt. Außerdem: Wir sind die Großeltern von morgen - würden wir uns mit einem klassischen Tiefeinsteiger abspeisen lassen? Nein! Was reizt Sie als Designerin an Zweirädern? Die Emotionalität, die Dynamik. Man drückt ein Lebensgefühl aus. Bei Fahrrädern reizt mich besonders die scheinbare Simplizität, die aber für das Design eine große Herausforderung darstellt. Man befasst sich zwangsläufig mit der Technik und ist beim Gestalten ganz schnell mit der Konstruktion befasst. Vor allem in Kombination mit einem Elektroantrieb.

Pedelec Entwurf 36 | Clean and Green

Was ist die größte Herausforderung bei der Gestaltung eines E-Bikes oder Pedelecs? Den richtigen Kompromiss zu finden zwischen Kostenvorgaben, attraktivem Design und optimal abgestimmter Technik. Kaufentscheidungen werden sehr emotional getroffen. Im ersten Moment zählt die Begeisterung. Dann die Funktionen. Dann wird nach dem Preis gefragt. Wenn alles ein stimmiges Bild ergibt, hat das Produkt Erfolg. Was macht gutes Pedelec Design aus? Dass der Kunde auf den ersten Blick begeistert ist, ihn nichts am Rad stört. Ich stehe auf klare Linien und wenig Schnickschnack. Deshalb sollten die Komponenten auf das Nötigste reduziert sein. D.h. eine simple Bedienoberfläche, versteckte Kabel und in den Rahmen bzw. die Sattelstütze integrierte Lichter. Den Elektroantrieb an einem Fahrrad konsequent zu verstecken ist sehr schwierig.

Ich finde man sollte zur Technik stehen und sie auf eine harmonische Art und Weise integrieren so dass sie weder komplett versteckt ist noch zu dominant wirkt. Wegen der besseren Gewichtsvertei-

lung gehört der Antrieb ins Tretlager, die Batterie am besten mit dazu. Entweder um den Antrieb herum oder direkt darüber. Wie muss ein Pedelec für Frauen aussehen? Jedenfalls nicht pink! Es muss ein in sich stimmiges Konzept sein, eine Harmonie in Rahmendesign, Komponentenauswahl, und Farbgebung. Und vor allem muss es einwandfrei funktionieren, intuitiv zu bedienen sein und am besten wartungsfrei. Da die Menschen unterschiedlich sind, ist es wichtig, dass Nutzerinnen zu Wort kommen, bevor man mit dem Entwurf los legt. Ich habe Frauen im Alter zwischen 38 und 49 Jahren aus Berlin und Hamburg befragt. Sie alle nutzen

das Fahrrad als Alltags-Verkehrsmittel. Sie wollen es bequem, wartungsarm und unauffällig. Mattschwarz und bitte keine Teile, die kaputtgehen können, also keine Kettenschaltung, keine Federung oder Display mit vielen Funktionen. Ach so, eine


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