Graffiti Magazine 5th Issue Spring 2007

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Issue 5th / spring 2007

MOSES BEYOND STREET ART BORIS HOPPEK GROWING-UP OPTISCHER CHIASMUS


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5th issue

Words from the editors Als wir zu unserer letzten Ausgabe das Moses Foto (siehe GM / 4th Issue, die Seiten 48/49) zugeschickt bekamen, war für uns direkt eins klar: das wird eine Doppelseite. Die Idee der Dortmunder90er-Ära und den dort zitierten Writern mit diesem Gesamtwerk auf eine besonderen Art Respekt zu zollen, fanden wir sehr interessant. Daraus ergab sich bereits das erste Brainstorming für unser Special in dieser Ausgabe. Aber die Reaktionen vieler Leser auf die erwähnte Doppelseite oder vielleicht besser gesagt die Nicht-Reaktionen, haben uns echt überrascht und zugleich auch schockiert. Fast jedem Zweiten mussten wir das Szenario erst erklären. Wie kam es, dass so viele dieses Bild einfach als ein Oldschoolpiece abtaten und weiterblätterten? Und vor allem warum waren scheinbar nicht Alle so begeistert von dieser Idee wie wir selbst? Antworten zu der ersten Frage hat Moses selbst gefunden und diese mit uns ausführlich diskutiert. Letztere Frage konnte unserer Meinung nach eigentlich nur einer der zitierten Writer beantworten, in diesem Fall Razor. Doch hierbei kam etwas zu Tage, womit wir zumindest innerhalb der Redaktion nicht wirklich gerechnet hatten. Die alte Frage nach Originalität. Purer Bite oder reine Inspiration? Hommage oder Disrespekt? Eine weitere immer wieder gestellte Frage ist die nach der Verbindung zwischen Writing und Street Art. Künstler, die ein perfektes Bindeglied zwischen diesen beiden Welten darstellen und mit ihren Arbeiten weit über die szeneinternen Grenzen gehen, sind auf der kommenden Ausstellung Beyond Street Art zu sehen. Die Initiatoren haben es sich zur Aufgabe gemacht eine Show zu organisieren, die verdeutlicht, dass Street Art weit mehr sein kann als bloß ein nettes Logo tausendfach zu fotokopieren und die Stadt damit zu zukleistern. Dank eines verdammt milden Winters hat das Rhein-/Ruhrgebiet über die letzten Monate nicht viel an Farbe verloren. Ganz im Gegenteil, denn der Klimawandel und die damit einhergehenden Stürme und Wetterumschwünge bedeuteten Malspaß an den unmöglichsten Spots. Kyrill komm wieder!

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MOSES

WRITER SUPERSTAR ten wir in unterschiedlichen Sparten ein. Zuerst kommen die Styles. Schon bei diesen zeigt sich eine weitere große Bandbreite, auch wenn er einen bestimmten, sehr eigenen Basisstyle hat. Dann haben wir die bildbasierenden Arbeiten, bei denen etwas von der Umwelt inspiriertes dargestellt wird. Beispielhaft wären da Whole Cars wie das „Nummernschild“, welcher den Crewnamen repräsentierte oder die „Gürtelschnalle“, der seinen eigenen Namen darstellte. Ein weiteres Feld sind die Sachen, die sich auf graffitiinterne oder –historische Dinge beziehen. Die bereits genannte Doppelseite aus dem letzten GM wäre ein gutes Beispiel, da die Qualität und Quantität ergeben bei der Be- dort abgebildeten Pieces und Tags Kopien von trachtung des Gesamtwerkes von Moses noch Werken sind, welche vor 15 Jahren so in Dortkeine spezifische Beschreibung. Varianten- mund herumgefahren sind. An diese Richtung reichtum ist da eher der passende Begriff. In schließt sich das nächste von ihm bearbeitete dieser Vielfalt suchten wir nach Orientierung, Gebiet an. Bei diesem begibt er sich nicht auf nach einer Herangehensweise an sein Schaf- eine übergeordnete Ebene, wie bei der vorhefen, auch um Überschneidungen mit anderen rigen Richtung, sondern zitiert direkt einen anInterviews zu entgehen, haben wir Schubla- deren Writer, indem er seine Art und Weise des dendenken walten lassen. Seine Arbeiten teil- Malens kopiert. Als letztes wäre seine „haben

Nur wenige Sprüher erfahren zur Zeit soviel Aufmerksamkeit wie Moses. Titelstory in der Backspin, Artikel in der Most Wanted und wann immer das Gerücht eines neuen Pieces im Internet kursiert, gibt es auch eine gierige Frage nach „Fotos?“. Moses hat es geschafft, durch sein Schaffen das Interesse vieler anderer auf sich zu lenken. Auch wir vom GM wurden in seinen Bann gezogen und spätestens seit der Fotodoppelseite(S.48/49) in unserer letzten Ausgabe war die Neugier so groß, dass wir mit ihm reden wollten.

Text_P. Michalski

sie sich nicht schon immer gefragt…“ Serie zu nennen. Es gibt davon nur sehr wenige Arbeiten, doch unterscheiden sie sich von den anderen Strängen dadurch, daß theoretisch (erst im Interview stellte sich heraus, dass sie nicht so gemeint waren) Leute außerhalb des Writings angesprochen werden sollten. Nun sind diese Einteilungen von uns gemacht, nicht von Moses selber und so fragten wir ihn, inwiefern er sich dieser unterschiedlichen Richtungen bewusst ist, ob er diese so geplant hat und wie spontan oder kalkuliert er sich für die eine oder andere Sparte entscheidet, wenn er losgeht und was Neues produzieren will? Erstmal ist es so, daß ich auf jeden Fall versuche, Präsenz zu zeigen. Mir ist wichtig, dass man meine Sachen nicht nur in Mags oder im Internet sieht. Wenn ich am Bahnhof stehe, will ich, dass da ein Zug von mir fährt und auf dem nächsten Gleis soll noch einer einfahren. Mir ist wichtig, dass viele Züge fahren und dass ich Masse habe so dass man sieht, wer was zum GRAFFITI MAGAZINE_5


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Rollen bringt. Das ist erstmal der eine Aspekt, der Massenaspekt. Der andere ist die Konstanz. Es muß immer was von einem fahren. Bis hier geht es mehr um die „normalen“ Bilder, die Styles beispielsweise. Dazu schwirren mir dann immer noch Ideen im Kopf rum bei denen ich denke, dass ich die jetzt endlich umsetzen muss. Glücksrad-Gürtelschnalle-Nummernschild, letztendlich versuche ich nur einen Namen oder ein paar Zeichen rüberzubringen. Das sind einfach dankbare Medien. Es ist nichts großartiges, kein großartiger Gedanke der dahinter steckt aber der Wiedererkennungswert, den ich so schaffe, ist groß und dadurch setzte ich mich von Anderen ab.

Dabei ist die Szene doch wichtig, denn du Sachen zu sehen als 10mal den Stempel, nur in anderen Farben, die im Zweifel auch kaum ziehst ja Inspiration aus den Leuten, die es mal gab, zumindest wenn du sie kopierst. Somit variieren. ist sie nicht unwichtig, du wählst nur einen beWie wichtig ist für dich das Ansehen in der stimmten Aspekt aus, der für dich zählt. Szene? Von der heutigen Szene grenze ich mich daGar nicht. Man kennt zwei dutzend Leute, durch ja eher ab. Ich sehe ich mich auch gar von denen nimmt man Kritik gerne entgegen, nicht als Teil dieser. Ein Grossteil kann gar nicht das wars dann aber auch. nachvollziehen was ich da mache. Ich beziehe

Normales Writing hat einen langatmigen Seriencharakter. Generell sieht der so aus, dass jemand anfängst, einen Namen zu sprühen. Zuerst laienhaft, dann kommt ein Lernprozess, bei dem immer wieder dieselbe Buchstabenkombination durchgekaut wird. Diesem traditionellen Schema folgst du nur zu einem gewissen Teil. Wie kommst du dazu, im Gegensatz zur Masse der Writer, andere Sachen zu machen? Gibt es da eine Theorie, die du verfolgst, oder welche Beweggründe stecken dahinter? Das hat viel damit zu tun, dass sich meine Styleentwicklung langsam vollzieht. Ich hab zwar immer noch Bock, dreimal die Woche dasselbe Bild zu malen, aber ich habe keinen Bock, auch jede Woche dreimal dasselbe Bild zu sehen. Da muß eben was zwischenkommen. Ich stelle ja auch an mich einen Anspruch und wenn man geistig nicht total zurückgeblieben ist, findet man noch unzählige andere Wege, seinen Namen darzustellen und darum geht es hier ja. Aus welchem Grund sollte man denn immer dasselbe Bild malen, warum könnte man nicht zwischendurch in eine ganz andere Richtung gehen? Es ist viel interessanter, seine Fotos durchzugucken und 10 verschiedene

Hallo GM, leider muß ich euch enttäuschen, denn ich werde zu diesem Thema nicht Stellung nehmen! Es ist pures Biting, wie jeder Writer sicherlich bestätigen wird. Und pures Biten ist in der Szene nicht angesagt, das ist doch klar! Eine Hommage ist es nur, wenn er den Namen eins zu eins kopiert und ihn nicht zweckdienlich für seine unkreative Writerkarriere missbraucht. Selbst wenn er behauptet, er zitiere und sein Handeln damit schönt, würde das Wort „Covern“, glaube ich, treffender sein. Aber, wie ich schon immer gesagt habe:“Im Graffiti ist alles erlaubt, hauptsache es kommt gut“. Peace RAZOR

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mich mit diesem Kapitel meiner Arbeit nur auf den Teil der Szene, der mich inspiriert hat, als ich angefangen habe, auf meine alten Idole. Reaktionen von heute aktiven Szenemitgliedern sind mir deswegen völlig egal. Ich versuche nur, mich selber zu reflektieren. Ich verarbeite das, was ich früher gedacht und gesehen habe. Früher hat man ein Mag aufgeschlagen und versucht, das möglichst unauffällig zu kopieren; heute ist man so frech, und kann es sich auch erlauben, das Bild einfach nachzumalen. Jeder, der nicht zu ignorant ist, wird verstehen, daß das kein Biting, sondern gezielte Interpretation ist. Ich erweise dadurch den größtmöglichen Respekt. Es wird immer von der „Szene“ gesprochen und von der tollen Graffitikultur, aber was ist das für eine Kultur, die sich nicht auf sich selber besinnen und mal 10 Jahre zurückgucken kann, um zu realisieren, wer damals den Weg geebnet hat.

Ebbe hat in unserer dritten Ausgabe seinen Blick zurück als einen in „die gute, alte Zeit“ beschrieben. Ist das bei dir ähnlich? Ich glorifiziere nicht die „gute, alte Zeit“. Die Szene lässt du außen vor. Wie sieht es denn mit dem Ottonormalverbraucher als Publikum aus, da du dich mit den „haben sie sich nicht immer schon gefragt“ auf ihn beziehst, ihn ansprichst?

Das ist eher eine Verarschung. Da ist es mir schon von vornherein klar, daß sich das nie einer anguckt und auf die Reaktionen oder besser gesagt die Ignoranz der Menschen achte ich oft. Ich habe noch nie eine richtige Reaktion darauf gesehen, höchstens wenn eine Mutter ihr Kind da wegzieht und ihm einbläut, daß das nur hässliche Schmierereien wären. Ich mache die Sachen zwar, aber eigentlich hat es nur inIst die Geschichte denn so wichtig? ternen Bezug. Kein Mensch steht am Bahnhof und liest sich das durch und wenn, versteht es Es ist nicht viel, was man von der Geschichte keiner. Es war bei dieser Serie klar, daß sich das wissen muß, ich weiß ja auch nicht, wer in New nur der Lokführer anguckt, der den Zug aus der York den ersten Whole Car gemacht hat. Aber Kehre zieht. Dass bemalte Steeler in Hamburg die Periode, die mich geprägt hat, da muß ich nur eine Runde fahren, ist eigentlich eher selten tiefer greifen. Um konkret zu werden: Razor war und „rein zufällig“ passiert dies immer mit deeine Motivation, da man seine Bilder hat fahren nen, die theoretisch explizit Leute ansprechen. sehen. Er war einfach da, auch wenn er mich Solche werden sofort versteckt. Buff als Zensur. stilistisch nicht beeinflusst hat. Die Bahn sieht natürlich die Gefahr. Sie sieht, daß auf dem Zug steht, daß die Bahn mit den 8_GRAFFITI MAGAZINE

Reinigungskosten dreckig lügt und hetzt. Natürlich wird die Verbreitung der Wahrheit verhindert und den Sprühern keine Plattform geboten, weder mit dem fahren lassen der Bilder, noch mit einem Erklärungsversuch an die Menschen. Von vorneherein war klar, dass, wenn du versuchst in die Tiefe zu gehen, sobald du politisch wirst, sobald du versuchst eine Mehraussage zu erzielen, dein Zug auf den Index gesetzt wird. Wir haben soweit über jede Richtung Deiner Malerei gesprochen, mal mehr, mal weniger. Wo siehst Du denn für Dich den derzeit wichtigsten Punkt auf den verschiedenen Arbeitfeldern? Der interessanteste Aspekt ist der schmale Grat, auf dem ich mich bewege, dieser Grat der zwischen Biting und Nicht-Biting verläuft. Dieses Biting, was ja in der Szene angeblich so verschrieen ist. Jeder kennt ja diese SoKo-Blätter und –Aussagen über die angeblichen „Sze-


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neregeln“ die in den Fallakten herumschwirren, die besagen, dass Tags und Pieces nicht gebitet werden, höchstens von Anfängern, und wenn dies mal „wider Erwarten“, „ausnahmsweise“ passiert, dann hätte der Delinquent mit Repressalien, auch körperlicher Natur aus der Szene zu rechnen. Das ist ja genau der Wortlaut, den die SoKo als Existenzberechtigung braucht. Wenn man da reinhakt und belegt es werden Bilder gebitet und nicht nur von Toys, sondern ganz bewusst Styles nachgemalt, fast eins zu eins, dann entzieht man den Ermittlungsbehören im Prinzip den Boden. Denn deren einziger Ansatzpunkt ist, daß immer nur ein Name von immer nur einer Person in „einem eigenen und ganz unverwechselbaren Stil“ gemalt wird und das ist schlichtweg eine Lüge.

in der feschen Lederjacke, der zum zigsten Mal dieselbe Scheiße labert, gibst du gleich auch noch ´n paar mit. Wenn ich dann hingehe und deren Unwahrheiten mit meiner Malerei widerlegen kann, dann ist das eine Befriedigung.

einfach keinen mehr. Graffiti ist, gerade durch die Medien zuviel geworden. Da hat man keine Zeit mehr, da muß man sich die neuen Sachen angucken, man muß up-to-date bleiben: was ist jetzt gerade frisch? Da hat man keine Zeit, in romantischen Erinnerungen zu schwelgen und Bei der Analyse Deiner Arbeit, abgesehen sich irgendein Zeug anzugucken, daß vor 15 von den puren Styles, scheint es mir, als wür- Jahren in Dortmund war. Zack-weg und schon dest Du einen für die Werbung gebräuchlichen ist das Mag zuende. Ganz hinten steht klein: Weg gehen. Ich meine die Methode, in einem „Nur Bilder aus diesem Jahr“ Aber wer liest sich neuen ungewohnten Zusammenhang etwas das schon durch? Bekanntes oder Gewohntes hineinzutransferieren. Banksy arbeitet häufig so und in deiner Art und Weise tust du das auch. Die Doppelseite aus unserem letzten Heft ist ein gutes Beispiel dafür. Es wird selten erkannt, dass dort Sachen zusammengefügt sind, die so nicht sein können.

Eine Gerichtsakte als Quelle der Inspiration? Es macht mir Spaß zu widerlegen, was man eigentlich nicht widerlegen kann. Man hat als Maler kein Forum. Man kann sich nicht offen hinstellen und Missstände anprangern. Vor Gericht ist man dazu verdonnert ruhig zu bleiben, ein Pokerface aufzusetzen und den Anwalt reden zu lassen. Du denkst dir natürlich, „gleich steh ich auf und hau dem lügendem Zeugen eine auf Maul!“ Dem selbsternannten Sachverständigen 10_GRAFFITI MAGAZINE

Das ist doch geil. Das ist der Beleg dafür, dass ich alles richtig gemacht und gut kopiert habe. Wenn selbst Sprayer die Doppelseite überschlagen ist das die beste Reaktion, nämlich gar keine. Genau dabei habe ich viele beobachtet. Da wurde dann auch offenbart, wie kurzlebig Graffiti ist. Diese von denen als „alte Scheiße“ abgetane Sache wird keines Blickes mehr gewürdigt. Viele sind in Bezug auf den alten Kram so abgestumpft, das interessiert


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beyond STREET ART

Text_R. Kaltenhäuser/C.Heidemann

Bewegt man sich durch unsere Städte, entdeckt man Kunstwerke. Manche davon spontan, andere bis ins Detail durchdacht. Ihre Methode ist universell und wird weltweit adaptiert. Den roten Faden kann man unschwer erkennen: Sie nutzen den öffentlichen Raum als Ausstellungsfläche – auch gerne ohne vorher zu fragen. In den Werken, von denen die Rede ist, werden persönliche, politische, poetische und philosophische Inhalte verarbeitet. Einmal wird künstlerische Rebellion, ein Andermal eine rein ästhetische Aussage transportiert. Derartige Arbeiten dringen bis in die hintersten Winkel der Gassen, egal, ob bürgerliche Wohnviertel oder heruntergekommene Außenbezirke. So erreichen sie dich und mich, und

unter Umständen sogar die reaktionärsten Gehirnwindungen. Einsam, doch unbeirrbar verfolgen diese allerdings mehr von der Polizei als von Sammlern gesuchten Künstler ihren Auftrag der Verbreitung von abnormen, beunruhigenden, stellenweise beängstigenden Zeichen. Doch über all die erwähnten Umwege landen sie manchmal in einer wirklich fremden Umgebung: der Kunstgalerie. Genau dorthin laden wir neun Künstler aus fünf Ländern ein, und stellen sie in mehreren Düsseldorfer Galerien über einen Zeitraum von einer Woche aus: Nina und Os Gemeos aus Sao Paulo, Cyop und Kaf aus Neapel, den Berliner Richard Schwarz, Nug aus Stockholm, HNT aus Paris, und Harald Naegeli, dessen Fahrkarte nicht so stark ins Gewicht fällt. Sie

alle sind freie Künstler im eingangs beschriebenen Sinn, die man mit gutem Recht als Vorreiter ihres Metiers in dessen diversen Ausprägungen bezeichnen kann. Trotzdem – nein, gerade deswegen lassen sich diese künstlerischen Avantgardisten in keine enge Schublade mehr einordnen. Inhaltlich und ästhetisch gehen sie ihre ganz eigenen Wege. Statt vorgegebenen Definitionen zu folgen, schaffen sie ihre eigenen. Wir haben für diese Ausstellung bewusst Künstler ausgewählt, die die Öffentlichkeit als Galerie nutzen, ohne jedoch dabei von einer Szene oder Kunstwelt, von Trends oder (Markt-)Gesetzen fremdbestimmt zu sein. Bei den Werkzeugen ihrer Wahl belassen sie es nicht mehr allein bei den berüchtigten Sprühdosen. Pinsel, Schablonen oder Plakate kommen zum Einsatz, man arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien wie z.B. Sperrmüll, Kleidungsstücken, Harz und Holz. Manche Werke verlassen so die Wand und werden dreidimensional (wenn man von den weiteren, unsichtbaren Dimensionen einmal absieht). Die meisten dieser Künstler sind auf die eine oder andere Art Pioniere der weltweiten GraffitiSzene und reisen rund um den Globus, um ihre Arbeiten zu schaffen, zu zeigen und weiterzuentwickeln. Wohl auch weil manche von ihnen anfangs nur sehr wenig über Graffiti wussten, GRAFFITI MAGAZINE_21


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haben sie umso mehr experimentiert. Dies war die Chance, Grenzen zu überschreiten, von denen sie überhaupt nicht wussten, dass es sie gibt. So konnten sich auch ihre heutigen Techniken, Arbeitsweisen und Stile entwickeln. Mit ihnen reflektieren sie das kreative Leben im Verborgenen des Großstadtdschungels, wo der Umgestaltungswillen einiger weniger die Umwelt vieler prägt. Dabei offenbaren die subjektiven Aussagen der Arbeiten die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Vielleicht kehren sie dabei wie Richard Schwarz immer wieder zurück auf das dem Graffiti-Writing ureigenste Medium, den UBahn-Zug. Die Fotos in seinen Installationen zeigen flüchtige Malereien auf U- und S-Bahnen, die dem Normalsterblichen sonst nie vor die Augen kommen, da die Reinigungskräfte schnell und sorgfältig arbeiten. Vielleicht setzen sie sich in ihren Arbeiten auf Wand und Video mit ihrer Vergangenheit als Graffiti- Writer auseinander. Das tut der Schwede Nug. Seine Erfahrungen mit Alkoholismus, dem graffitiimmanenten Formenzwang, dem Ingenuitätsdruck und der Widerstreit mit den gesellschaftlichen Normen prägen seine Werke. Vielleicht hinterlassen sie auch, wie HNT, auf ausgedehnten Reisen durch Europa und um die Welt, Kreaturen und Wörter an sorgfältig ausgewählten Stellen. Wie ein moderner Kreuzgang,

bei dem jeder Zwischenstopp eine romantische Hinterlassenschaft bildet, inspiriert von seinem eigenen Leben, in Kombination mit romantischer Erforschung und Verarbeitung von verlassenen, vergessenen und versteckten Orten. Oder laden sie zu einer Open Air-Ausstellung in ihrer Heimatstadt ein, die an 365 Tagen im Jahr bei freiem Eintritt und in ständigem Aufbau allen geöffnet ist und die sich zwischen der Innenstadt von Neapel und ihrer immensen Peripherie ausdehnt, um uns wie Cyop und Kaf zu sagen: „Öffnet Eure Augen, doch vor allem Eure Herzen!“ Diese Künstler gehen für ihre Kunst Risiken ein, die weit über das übliche Maß hinausgehen. Harald Naegeli bekam von einem Schweizer Gericht folgendes ins Poesiealbum geschrieben: „Der Angeklagte hat es verstanden, über Jahre hinweg und mit beispielloser Härte, Konsequenz und Rücksichtslosigkeit die Einwohner von Zürich zu verunsichern und ihren auf unserer Rechtsordnung beruhenden Glauben an die Unverletzlichkeit des Eigentums zu erschüttern.“ Obwohl jeder denkende Mensch dies für ein schmeichelhaftes Kompliment halten müsste, wurde er zu einer Gefängnisstrafe von einem halben Jahr verurteilt und flüchtete ins Ausland. Die Zeiten, wo eine Auslieferung an diese Justiz im Fall Naegelis 1984 noch massive Pro-

teste von Künstlern, Vermittlern und Politikern(!) auslöste sind lange vorbei, die Fronten haben sich geklärt. Höchste Zeit also, diese Fronten ein wenig zu sprengen – und sei es nur mit einer kleinen Ausstellung, die diese Formen der Kunst dokumentiert und ihre Hintergründe erläutert. Damit die Künstler, die unsere volle Wertschätzung genießen, nicht mit flüchtigen und belanglosen Modeerscheinungen in einen falschen Topf geworfen werden, nennen wir diese Ausstellung ausdrücklich: „beyond Street Art“. Salopp ausgedrückt bedeutet dieser Name soviel wie: Es gibt mehr zu tun, als eine nette kleine Grafik auf dem Agenturkopierer zu vervielfältigen und in der Stadt zu verkleben, und hier sind die Leute, die mehr tun. Viel mehr. Die Schau läuft über den Zeitraum vom 5. bis zum 12. Mai und startet mit einer Vernissage. Alle teilnehmenden Galerien haben an diesem Abend geöffnet; und da diese im Düsseldorfer Stadtteil Flingern liegen, sind sie bequem zu Fuß untereinander erreichbar. Als Zentrale der Organisation fungiert die Galerie Revolver (Hermannstraße 36, 40233 Düsseldorf), von der das Ausstellungsprojekt „beyond Street Art“ auch ins Leben gerufen wurde. Deren Name Revolver leitet sich nicht so sehr von der bekannten Waffe, als vielmehr von der dynamischen Bedeutung des englischen Verbs „revolve“ (sich drehen, rotieren), ab. Die Galerie GRAFFITI MAGAZINE_23


Revolver in Flingern im Herzen von Düsseldorf präsentiert seit sechs Jahren regelmäßig Künstler verschiedener Disziplinen. Obwohl Revolver die Galerie im Namen trägt, ist der Ansatz doch ein weitergehender: Ziel ist es, durch die Ausstellungen und Aktivitäten, wie Lesungen und Filmabende, den kulturellen Austausch überregional zu fördern. Revolver ist nicht kommerziell und will es auch nie werden. Nach der Vernissage läuft die Ausstellung zu gewohnten Galeriezeiten und am darauf folgenden Wochenende findet die Finissage statt. Eine Abschlussparty beendet die Ausstellungswoche. Um auch über den Ausstellungszeitraum hinaus diese Formen der Kunst und deren Hintergründe darzustellen, werden wir die Ausstellung in Bild und Schrift dokumentieren. Während der gesamten Dauer (dazu gehört auch die Vorund Nachbereitungsphase) werden Film- und Fotografenteams die Ausstellung begleiten. Im Anschluss wird dieses Material aufbereitet und in Form einer DVD herausgegeben. Ein Katalog wird pünktlich zur Ausstellung erhältlich sein. Alles weitere Wissenswerte und der genaue terminliche Ablauf ist auch im Internet auf der Homepage des Projekts zu finden: www.beyond-streetart.de

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BORIS HOPPEK PUPPENSPIELE

gend (eine Hamburger Galerie plant demnächst eine Fotoausstellung mit ihm). Hoppeks Skulpturen aus Pappe und seine Installationen im Innen- und Außenraum brauchen Vergleiche mit Serra, Beuys oder Kounellis nicht zu scheuen und gleiches gilt auch für seine Zeichnungen. Spannend dabei: Seine Arbeiten reduziert, aber handwerklich perfekt, oft provozierend, nicht selten deutlich in der Darstellung - gefallen den Großen des Graffiti und das ist für jemanden, der sich weitab von den ausgetretenen Pfaden des Graffiti bewegt, nicht unbedingt selbstverständlich. Außerhalb der Szene blieb Hoppek Schon als Kind wusste Hoppek: Ich werde aber ein Unbekannter und auch der kommerziKünstler. Seine Eltern förderten ihn dabei, so gut elle Erfolg lies auf sich warten. sie konnten. Der wortkarge Künstler zeichnete, Umzüge nach Köln, Berlin und schließlich experimentierte viel und ging 1990 dann erst- nach Barcelona sorgten zwar für weitere Konmals mit einer Sprühdose in den Außenraum, takte zur jeweiligen Kunstszene, über viel szenedamals noch in seiner Heimatstadt Kreuztal bei interne Anerkennung jedoch kam Hoppek jahreSiegen. Ob Schablone, einfache Zeichnungen, lang nicht hinaus. Mit Auftragsarbeiten, z.B. der gemalte Schatten, überarbeitete Werbeplakate Gestaltung von Plattencovern und Illustrationen oder größere farbige Bilder: Hoppek erweiterte von Büchern, wenigen Verkäufen seiner Werke schnell sein Repertoire. Er fotografiert hervorra- an treue Sammler und der Unterstützung seiner Wenn Sprayer den Schritt von der Straße in die Galerie wagen; ist das Ergebnis nicht selten ernüchternd. Ein Bild, das auf einem Zug oder einer Wand noch richtig gebrannt hat, wirkt auf Leinwand oft seltsam tot. Eine neue Situation erfordert halt neue Maßnahmen, Werkstoffe, Ausdrucksformen und viel Kreativität. Boris Hoppek (*1970), the artist formerly known als Forty, ist einer der wenigen, dem der Wechsel zwischen den unterschiedlichen Kunstformen seit Jahren beispielhaft gelingt.

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Hoppek: Tranquilo, Barcelona, 2006. Hoppek y Sancho Panza, Berlin, 2005.

Text_B. v. Treeck

Eltern hielt er sich mehr schlecht als recht über Wasser. Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Nach Erwähnung in mehreren Buchpublikationen erschienen 2006 gleich zwei liebevoll gemachte hochwertige Bücher bei renommierten Buchverlagen über ihn: „Tranquillo“1 und „Boris Hoppek y Sancho Pansa“2. Größere Ausstellungen folgten. Richtig bekannt gemacht hat ihn aber erst die Werbekampagne für den neuen Opel Corsa, welche seit letztem Jahr läuft. Dort sorgen die C`mons, von Boris Hoppek gestaltete Puppen, für Aufmerksamkeit. In ganz Europa schwirren sie über die Fernsehbildschirme, lachen von Plakatwänden auf uns und versuchen in Zeitungsannoncen unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Puppen wie die C`mons entwirft er schon seit Jahren. Und nicht nur das, er näht sie auch selber. BvT: Du bist der einzige Sprayer, soweit ich weiß, der Puppen näht. Wie bist Du darauf gekommen? B.H.: So wie viele wollte ich mal was Neues GRAFFITI MAGAZINE_35


machen, Skulpturen. Da ich kein Metall, Stein oder Holz dafür mag, hab ich mich für Stoff entschieden. Skulpturen sollen ja auch zum Anfassen sein und so haben sie noch einen weiteren Nutzen als nur rumzustehen. Man kann mit ihnen Spielen oder sie ins Bett nehmen. BvT: Wie kam es zu dem C´mons-Auftrag? Sitzt da ein ehemaliger Sprayer bei der Marketing-Abteilung von Opel, der Deine Sachen kannte? Haben die Dich im Netz gefunden? Oder hat das was mit Deiner Puppe-auf-AutoSkulptur zu tun, die du vorher für VW gemacht hast? B.H.: Das kam durch die Agentur in London. Einer der Kreativen hat die Puppen gesehen und wollte unbedingt etwas machen. Daraufhin hat er die Kampagne entworfen. Sehr spannend und ausgeflippt war das am Anfang. Brutal, wild und primitiv. Dann ist der Regisseur ausgefallen, für mich vielleicht der Grund, warum ich zugesagt hatte - Spike Jonze. Und dann wurde es immer braver und durchschnittlicher. Nicht, wie man vielleicht vermutet, weil Opel es so wollte, die haben uns vertraut. Aber jedes europäische Land hat ihre eigene sehr strenge Kontrolle in Bezug auf Werbung, also keine nackten, toten oder brennenden Puppen, usw. BvT: Deine Sachen sind nicht immer leichte Kost: Gewalt, Kindesmissbrauch, gestörte Beziehungen und dann noch eine Puppe von Hit36_GRAFFITI MAGAZINE

ler? Hatte Opel keine Angst vor Imageschäden, wenn sie mit Dir zusammenarbeiten? B.H.: Ich denke nicht, sonst hätten sie es nicht gemacht. Aber Du hast recht, ich finde es immer noch witzig, daß sie es mit so einem wie mir gemacht haben. BvT: Was genau stammt bei der C´monsKampagne von Dir? Nur die Puppen? Oder waren z.B. die Streetart-Kulissen auch Deine Idee? Und wie es das mit den Rechten der Puppen? Liegen die jetzt bei Opel? B.H.: Ich hab nur die Puppen gemacht. Ich hätte gerne mehr gemacht, dann wäre ich auch nicht von der Website mit der Streetart-Kulisse überrascht worden. BvT: Gibt es Folgeaufträge? Oder würdest Du die eh im Moment nicht annehmen, weil Dich der C´mons-Hype nervt und Du nicht auf die Puppenmacherei in der öffentlichen Wahrnehmung reduziert werden möchtest? B.H.: Genau, ich denke das reicht erstmal. BvT: Die Anerkennung der Szene war früher etwas, was Dich sehr gefreut hat. Ist das immer noch so? Was bedeutet Dir z.B. ein Interview im Graffiti-Magazine? B.H.: Interviews bedeuten mir nicht sehr viel. Ich finde es spannender, wenn jemand etwas über mich schreibt, auch wenn es Blödsinn ist. Journalisten, die Schreiben gelernt haben und Geld dafür bekommen, sollten nicht damit rechnen, daß ich ihnen den Artikel schreibe. Klar

freut mich die Anerkennung, ist ja nicht so leicht in einer so jungen Szene. BvT: In dem Interview für das Buch „Wandzeichnungen“3 hatte ich gefragt, was sich ändern würde, wenn Du ein arrivierter Künstler wärst. Deine Antwort damals, ich zitiere: „Ich dachte, ich werde berühmt und alle kriechen mir in den Arsch (...) Ich hoffe, das passiert dieses Jahr, ich habe jedenfalls schon einen Antrag gestellt. In fünf oder zehn Jahren bin ich ja schon 31 und dann wollte ich eigentlich schon die Welt zerstört haben“. Das mit dem Berühmtsein hat dann ja doch etwas länger gedauert und die Welt steht noch. Wie sieht es denn mit Deiner Gesäßbesiedelung aus hat sich da wenigstens etwas getan? B.H.: Mit Bürokratie war ich noch nie so gut, ich hab bestimmt einen Fehler beim Beantragen gemacht. Egal. Das mit dem Arsch hatte ich mir auch anders vorgestellt. Aber im Moment sieht die Realität eher so aus als ob er erstmal von allen ordentlich gezogen wird. BvT: Du bist jetzt Mitte dreißig, machst immer noch Kunst im Stadtbild. Denkst Du, dass Du das immer weiter machen wirst? Naegeli ist ja fast 70 und sprüht immer noch illegal. B.H.: Ich denke schon. Ich habe heute das erste Mal seit vielleicht 10 Monaten wieder auf der Strasse gemalt und es ist einfach das Beste, wenn man gerade nicht glücklich ist. BvT: Du bist immer für Überraschungen gut. 3_Bernhard

van Treeck: Wandzeichnungen, Moers, 1995.


Was können wir denn als Nächstes von Dir erwarten? B.H.: Aquarellzeichnungen und Kinderbücher. BvT: Gibt es noch einen Rat, den Du den Lesern des Graffiti-Magazines mit auf den Weg geben möchtest? B.H.: Besser nicht.

Zum Weitergucken und –lesen: Boris Hoppek y Sancho Panza, Berlin, 2005. Bernhard van Treeck: Wandzeichnungen, Moers, 1995. Bernhard van Treeck: Graffiti #9, Berlin, 1998. Bernhard van Treeck: Das große Graffiti-Lexikon, Berlin, 2001. Bernhard van Treeck und Sibylle MetzeProu: Pochoir-Die Kunst der Schablonengraffiti, Berlin, 2000. Bernhard van Treeck: Street Art Köln, Moers, 1996. www.borishoppek.de

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Optischer Chiasmus Bochum-Februar 2007

Text_H. Hahn Fotos_S. Karakatsanis, M. Katter, T. Schneider, A. und R. Zheleznyak

Es war einmal - Eine „klassische“ Ausstellung bochumer Fotografie, die sozusagen über Nacht von einer „wilden Bande“ aus dem Sprühflaschenumfeld übernommen wurde: Das Netz, Herr Orm, Karl 110, The Olek, 16.14., Lee Harvey, Jazek Selanski, Kurt Kowalski, Colortrip Art, 45 Point, Feeljoy, Orwells Sons und das 247style.net zeigten die unterschiedlichsten Exponate, die sich nicht unbedingt jedem der Besucher ohne weiteres erschlossen. Es gab viel Fotografie, Kollagen, Zeichnungen, Siebdruckerei, Malerei, Rauminstallationen, Kurzfilme, Grafik und verschiedene andere Objekte zu sehen. Nach einer nicht wirklich angekündigten, aber sehr erfolgreichen Vernissage war die Ausstellung täglich für knapp 3 Wochen geöffnet. 42_GRAFFITI MAGAZINE

Und dann war da noch - Der Graffiti Battle in Bochum: 8 Crews waren in diesem Kontext für den 24. Februar geladen um an einem etwas anderen Battle teilzunehmen. Dabei war es wichtig für den VRR-relevante Crews dabei zu haben, die im normalen Sprayer Alltag auf dem Bahnhof sitzen und auf ihre Produktionen warten und nicht an Hall of Fames sprühen – halt keine klassischen Skinny Frickler, sondern: Heute nen 15ner drauf und fertig. Es wurden auch nur bestehende Crews, keine einzelnen Personen, an den Start gelassen und es gab auch keine weitere „Anmeldung“, obwohl es irrsinnig viele Anfragen zur weiteren Teilnahme gab. Das trickige Thema, welches erst kurz vor dem Start genannt und von der Jury (Elvis, Some und Slayer) erdacht wurde, lautete „Nahverkehr Rhein Ruhr 1989 bis 2007“. Die Aufga-

benstellung war das Thema gemeinschaftlich, ohne Leitern (Kästen, Schultern, etc. waren aber OK) und innerhalb von 4 Stunden umzusetzen. Die unterschiedlichen 8 Farbflächen wurden zugelost und jede teilnehmende Crew bekam dieselbe Anzahl an Dosen und Farben. Fast alle Crews griffen die Darstellung eines Zuges in ihre Arbeit auf - anderen schien das vorgegebene Thema egal. Die einen waren nach zwei Stunden fertig, wieder andere wünschten eine Verlängerung, aber Battle ist Battle und so wurde die Zeitvorgabe eingehalten. Die Jury beobachtete die Entstehung und achtete darauf, dass die Vorgaben eingehalten wurden. Die zum Teil genutzten Leitern wurden konsequent eingezogen. Mehrere DJs legten den Nachmittag über an der Hall auf und die Stimmung unter den paar Hundert Leuten war schon etwas Besonderes. Auch wenn dies im Vorfeld des Öfteren angezweifelt wurde und Stimmen laut wurden, wie z.B. Aphroe (RAG): „Coole Ausstellung, aber wenn die ganzen Chaoten auf einem Haufen sind, gibt das Mord und Todschlag bei dem Battle“. Aber es gab tatsächlich nicht eine einzige Auseinandersetzung an diesem Tag, sondern es lag etwas von einem friedlichen Samstag Nachmittags Ausflug in der Luft - trotz des eher bescheidenen Wetters. Und auch der alte Zodiak meinte schon sehr lange nicht mehr „so nen coolen Graffiti Jam erlebt“ zu haben.


Am frühen Abend wurden dann die Sieger (1. EPSC, 2. YesYo, 3. Oh My God) geehrt. Später als sich der grobe Tumult bereits fast vollständig aufgelöst hatte, kam dann doch noch die Polizei, die aber nicht so recht wusste wo sie ansetzen sollte und mit der Situation überfordert war. Während dessen pilgerten diejenigen, die noch nicht genug gerockt vom Nachmittag waren, zur Partylocation. Auch wenn viele den doch teilweise weiteren Heimweg antraten wurde es trotzdem den Abend über angenehm voll in den Ausstellungshallen. Dort legten bis zum nächsten Morgen einige DJs auf und zur späten Afterhour wurde auch noch von ein paar Leuten wie z.B. Rheza etwas gejamt.

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Growing-up

Text_P. Michalski

Tags, Throw-ups und Pieces sind die drei gestalterischen Gattungen, aus denen sich Graffiti-Writing zusammensetzt. Dieses Essay beschäftigt sich mit der zweiten genannten Form des Writings, den Throw-ups. Anders als die das Graffiti visuell dominierenden Pieces werden sie oft nur als Neben- oder Abfallprodukt gesehen. Dementsprechend wird ihnen weniger Beachtung geschenkt und insgesamt ein geringeres kreatives Potential zugetraut. Erst in den letzten Jahren hat sich diese Sichtweise innerhalb der Gemeinde der Sprüher teilweise geändert. Im Folgenden wird über die Geschichte der Throw-ups, deren Definiton, eine Annäherung versucht, die zur veränderten Betrachtung der Throw-ups beitragen soll. GRAFFITI MAGAZINE_45


Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts fingen in Philadelphia(USA) junge Menschen an, den Grundstein für das heutige Writing zu legen. Sie begannen, ihre sich selbst gegebenen Synonyme in einfacher Linienführung und stetiger Wiederholung auf die sich ihnen bietenden Maluntergründe zu schreiben. Diese Idee wurde nach New York transportiert und dort weiterentwickelt. Indem man das eigene Synonym nicht nur mit einer Linie zog, sondern nach und nach mehrere Farben um die zuerst einzeln stehende Linie sprühte, entwickelte sich das Stylewriting auf den dortigen Wänden und U-Bahnzügen. Die Sprüher griffen in den zweidimensionalen Raum aus, die gemalten Buchstaben wurden zu flächigen Gebilden. So entstanden die ersten, der heutigen Definition von Style standhaltenden Pieces, zu deutsch Bilder. Aus einer bestimmten Art dieser Pieces, den Bubblestyles, haben sich die hier thematisierten Throw-ups entwickelt, denn “the throw-up is derived from what we are known as bubble letters.“1

sieht man sie als „quick piecing style”2, welche „scarcely filled in“3 sind. Die fotografische “Bibel” des Graffiti-Writings „Subway Art“4 erklärt sie als “name painted quickly with one layer of paint and an outline.“5 In ähnlich kurzer Weise und deshalb vielleicht genauso korrekt und inkorrekt, wie die bereits genannten Begriffserklärungen, werden Throw-ups im Buch „GettingUp“6 als „thick simplified letters, incompletely painted in one color, and outlined inexactly with a second darker color“7 beschrieben. Wie vieles andere im Writing haben sich auch Throw-ups über die letzten 30 Jahre entwickelt und durch die individuelle Aneignung der Sprüher verändert. Zwar gibt es auf der ganzen Welt viele Praktizierende, die diesen o.g. Definitionen entsprechen und dem Reiz der Ursprünglichkeit folgen, doch gibt es, wie bei eigentlich fast allem im Writing, Ausnahmen. Manche Sprüher spielen mit dem Althergebrachten und sehen dieses nur als sehr groben Richtwert, von dem ausgehend etwas neues Eigenes geschaffen wird. So kommt es konsequenterweise, dass die Grenzen zwischen den Gattungen des Die meisten Autoren, die sich soweit der Be- Writings insgesamt, hier im speziellen bei den griffserklärung dieser Gattung angenommen Throw-ups, keine klaren Linien zeigen, sondern haben, begegnen ihr sehr simpel. In New York viele fließende Übergänge. 46_GRAFFITI MAGAZINE

Die zuletzt erwähnten Eigenschaften gelten auch für die Beschreibung des generell-visuellen der Throw-ups und so können zwangsläufig auch genügend Gegenbeispiele zu folgenden Beschreibungen gefunden werden. Throw-ups bestehen zumeist aus zwei oder drei Buchstaben, die entweder schon das Synonym des Künstlers darstellen oder eine Abkürzung dessen sind. Seltener sind sie frei erfunden. In der Farbgestaltung sind sie häufig, zwecks schnellerer visueller Erfassbarkeit, auf Kontrastreichtum angelegt. Gerade bei denjenigen wenigen, die sich auf diese Form des Graffiti spezialisiert haben, führt das dazu, dass Throw- Ups Schwarz/Weiß oder Schwarz /Silber oder umgekehrt ausgeführt werden. Für die vielen anderen Writer, die Throw-ups nur als Nebenprodukt ihres Schaffens betrachten, gibt es kein klares Farbschema, sondern alles geht, was die Dosenreste hergeben. Dieses letztgenannte Verhalten verweist auf einen Themenkomplex, welcher die Einstellung vieler Writer prägt. Qualität mit der einhergehenden Ästhetik, also „schöne“ Throw-ups, werden sehr selten als vereinbar mit der Quantität, dem massenhaften Bombing derselben, gesehen. „Bombing and style began to further distinguish


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themselves”8 ist eine Aussage zu der Zeit, zu der sich die Throw-ups von den Pieces trennten und zeigt eine von da an über Generationen von Künstlern weiter fortgetragene Einstellung, welche bis heute wirkt: Bombing wird mit Quantität assoziiert, Style mit Qualität. “The question of style is never raised with throw-ups, and the writers who paint them are judged not by their command of style but by the number of throw-ups they manage to get up on the trains.”9

Was bereits in den o.g. Zitaten wirkt, setzt sich fort. Den Einschlag, den der Dokumentarfilm „Style Wars“,11 nicht nur bei seiner Erstausstrahlung im Fernsehen, sondern auch danach noch hatte, darf dabei nicht unterschätzt werden. Die Ausführungen zum Thema Throw-ups aus den „Bibeln“ des Writings, dazu die Aussagen des Künstlers „Cap“ in „Style Wars“ beeinflussten die europäische Szene nachhaltig. Konkret sagte er:

“Especially with me. The object is more. Not the biggest and the beautifullest, but “Writers who win this honored title are more. It´s like a little piece on every car is generally respected by their peers for the what counts. Not one whole on every 30 enormity of their efforts, but no one ever cars that goes by.”12 compliments them on their style.”10 Ein Umdenken, eine Abkehr von dem, was Schon in den Anfängen des Writings wurde vor Jahren aus Amerika überliefert wurde, findet erkannt, dass es nicht nur einen Weg zur Erlan- nur langsam statt. Trotzdem vollzieht sich ein gung von Berühmtheit, des „getting up“ oder emanzipatorischer Wandel, hier, wie auch auf des “fame“ gab. Neben anderen kommt zu den der anderen Seite des Atlantiks, der die Throwbereits erwähnten Begriffen Quantität und Qua- ups in einem anderen, neuen Licht darstellt. Dalität noch die Eigenständigkeit. Abgesehen von von zeugt die vermehrte Dokumentation dieser der Quantität werden die beiden letztgenannten und auch der Tags in den Graffiti-Fanzines. Ein Punkte den Throw-up Künstlern aber eher sel- besonders prägnantes Beispiel wäre da „The ten zugestanden. Zugegebenermaßen gibt es Handstyle Guide“13, des „Garage Magazines“, beim Erscheinungsbild dieser Gattung starke der sich über zwei Ausgaben hinzog. Ein anAnlehnungen vom einen zum nächsten Sprüher, derer konkreterer Ausdruck fand in dem Buch doch das gibt es bei allen Formen des Graffiti. „The Art of Getting Over“14 statt: Vielen Betrachtern entgeht das den Throw-ups “What was originally a fast-draw fill-in to innewohnende künstlerisches Potential durch die häufig vorgeprägte Annahme, dass Throw- cover the most comp in the least time evenups nur durch Masse bestechen. Ein positiver tually evolved to be a succinct statement of ästhetischer Gehalt wird nicht erkannt. style.”15

Das Umdenken der Szene der Graffiti-Writer mag dabei mehrere Gründe haben. Die Ausschöpfung vieler Buchstabenstile der Pieces mag einer Zuwendung zu den Throw-ups beitragen. Nach den „normalen“ aesthetischen und den dazu alternativen Stilen, den 3-D Stilen, dem Fotorealismus und den Illstyles blieb noch eine Möglichkeit, die immer wieder in der Mode, der Musik und anderen Bereichen Anwendung findet. Sich des Vergangenen zu erinnern, es aufzugreifen und es verändert und angepasst erneut zu verwenden, ist eine Quelle der Inspiration, die im Graffiti erst seit kurzem genutzt wird. Was manche Writer für das Gebiet der Pieces schon länger gebrauchen, führte andere zu den Throw-ups. Zusätzlich mag wirken, dass nach den Ausflügen mancher Writer in die Streetart und anderer moderner Kunst, ein neues Streben nach dem Ursprung des Writings einsetzt. Reinheit und Direktheit, Rohes und Brutales, sichtbare Malenergie findet sich eher in den Throw-ups und in den Tags wieder als in vielen Pieces. Ihre expressive Stärke kommt den Throw-ups zugute. Der Schwung, der Druck, die Dynamik, die sich durch die zumeist schnell gezogenen Linien ergibt zeigen Parallelen zu vielen gestischen und expressiven Kunstrichtungen, wie den Abstrakten Expressionisten, den ihnen ähnendeln informellen Künstlern und den Tachisten.16 So besinnen sich manche Sprüher auf die alte Gattung der Throw-ups, die noch lange nicht so abgenutzt ist wie anderes im Graffiti. Der immerwährende Erfindungsreichtum des Writings trägt somit zu Wiederbelebung dieser GRAFFITI MAGAZINE_49


Gattung bei. Zwar waren sie immer im Repertoire einiger weniger Künstler und wurden somit stets gemacht, aber zu keiner Zeit wurde ihnen in Europa soviel Aufmerksamkeit geschenkt wie heute. Die veränderte Betrachtung der Throw-ups wird wohl nicht das moderne Writing grundlegend verändern, aber es stellt es alte Strukturen in Frage. Graffiti ist nicht nur ein „schönes“ buntes Bild auf einer hässlichen Wand entlang einer Bahnlinie. Es ist kein dahingerotzter Tag im Treppenaufgang einer S-Bahnhaltestelle. Es ist auch nicht ein vor Druck explodierender Throw-up auf einem Rolltor in einer Innenstadt. Graffiti-Writing ist dies alles zusammen und nebeneinander.

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1 www.at149thst.com/throw ups.html 2 Ebd. 3 Ebd. 4 Martha Cooper und Henry Chalfant: Subway Art, London, 1984. 5 Ebd., S.69. 6 Craig Castleman: Getting-up, Cambridge/Massachusetts und London/England, 1982. 7 Ebd., S.29-32. 8 Siehe Anm.1. 9 Siehe Anm.6, S.31. 10 Ebd. 11 Tony Silver(Dir.): Style Wars, USA, 1983. 12 Ebd. 13 The Handstyle Guide, in: Garage- Magazine, Issue 11+12, Pavia, 2006/2007. 14 Stephen Powers: The Art of Getting Over, New York, 1999, 15 Ebd., S.90. 16 Das Thema Throw-ups im kunsthistorischen Kontext wird von mir ausführlich behandelt im Essay „Die urbane Arena“, in: Artinconsequence, Aschaffenburg. Veröffentlichung vorraussichtlich im Sommer 2007.


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KYRILL

Text_P. Michalski

Jedes Jahr dasselbe Spiel. Fällt im Herbst ein nasses Blatt auf die Gleise der Bahn AG, bricht der Zugverkehr fast vollständig zusammen. Was mag dann passieren, wenn ein Sturm über die Republik fegt, wie er sonst nur aus fernen Ländern bekannt ist? Die Antwort kennen wir bereits. Ende letzten Januars zeigte „Kyrill“ uns, was möglich ist. Das Chaos war perfekt, der Verkehr kam zum Erliegen. Und wie so häufig war des einen Leid, des anderen Freud. Während die Reisenden Alternativwege nach Hause suchten, fanden Writer Züge an den unmöglichsten Spots abgestellt: Düsseldorf-Benrath, Mülheim-Styrum, Essen-Kettwig, DortmundStadthaus. Was an diesen Orten in dieser stürmischen Nacht geschah, ist auszugsweise auf den folgenden Seiten zu sehen.

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Veranstaltungskalendar

Ich bin fresh und will ins Mag!

„art inconsequence“, Preview am 12.05.2007 um 20 Uhr, Linkes Zentrum (Hinterhof), Corneliusstr. 108, Düsseldorf.

1.Mal etwas Schönes und tu das mit Liebe. 2.Mach eine hochwertige Aufnahme davon. 3.Schicke eine Datei in den Formaten JPEG oder TIFF mit einer AuflöHOLD IT DOWN mit STIEBER TWINS & DJ SPECIAL T, sung von 300 dpi an flix@graffiti-magazine.net. Alternativ kannst du ein Foto im Format 10x15cm an folgende Adressupport by HUSS&HODN (entourage), 05.05.2007, ab 22h sen schicken oder dort einreichen: / 5Euro, Purple Club, Luxemburgerstr. 60, 50674 Köln,www. Dedicated Hood-Company hold-it-down.tk Maastrichter Str. 49 Hüttenstr. 156 50672 Köln 40227 Düsseldorf Alle Umschläge bitte ohne Absender, fest verschliessen und mit dem Zusatz „GM“ versehen. Das eingesandte Material wird ausschließlich für das GM verwendet und es erfolgt keine Rückgabe. Es werden nur Photos aus den Jahren 2005 und 2006 berücksichtigt.

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issue 5_spring 2007 All rights reserved www.graffiti-magazine.net

Herausgeber: © Michalski, Soltani GbR Redaktion: P.Michalski, M.Schmieling & B.Soltani Layout: M.Schmieling Kontakt: www.graffiti-magazine.net Texte & Fotos: flix@graffiti-magazine.net Vertrieb: distribution@graffiti-magazine.net Anzeigen: ads@graffiti-magazine.net Flog: www.fotolog.com/graffitimagazine Danke: Moses, Ebbe, Moar, Paul, Special T, Annika, Dublin Thomas, Robert, Bernhard v. Treck, Timone, Now, Addy. Wir werden netterweise unterstützt von Eight Miles High, Fastline, On the Run, Hood Company, Hang Out, Montana, Molotow, Stylefile & Dedicated.

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Rechtlicher Hinweis: Alle Texte, Bilder, Grafiken sowie das gesamte Design inklusive Layout-, Schrift- und Farbgestaltung sind mit allen Rechten der Michalski & Soltani GbR vorbehalten. Die Vervielfältigung von Informationen oder Daten, die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial sowie jegliche Art von Kopie oder Reproduktion bedarf der schriftlichen Zustimmung der Michalski & Soltani GbR. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt.


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