Andrea van Bebber, Lieber nie als heute, Leseprobe, GolubBooks

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GolubBooks Edition ZeitGeist


Andrea van Bebber

Lieber nie als heute

GolubBooks


Andrea van Bebber, Lieber nie als heute Roman 1. Auflage, 2015 GolubBooks, Edition ZeitGeist, Nr. 3 Lektorat: Sophia Weiss Logo: V-print B.V., Niederlande Umschlagillustration: © Aljoscha van Bebber Covergestaltung: Tobias Eberhardt Innenillustrationen: © Aljoscha van Bebber Autorenfoto: © Alisa Duerr Satz: BGV, Karlsruhe © Andrea van Bebber © GolubBooks ISBN 978-3-942732-16-1 GolubBooks, Karlsruhe www.golub-books.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.


F端r Helena, Ada, Nikolai, Nuri und Anna


ASLAN Kalt ist es geworden. Langsam, mechanisch bewegt sich die Hand, Aslan zieht die Decke über die angewinkelten Beine. Rücken und Kopf sind an die Wand gelehnt, die Augen starren an die weiße Zimmerdecke. Als gäbe es dort oben eine Aufhängung, um den schweren Körper vor dem Einsacken zu bewahren. Unaufhaltsam hangelt sich Dämmerung über das graue Balkongeländer, widerwillig räumt die Dunkelheit ihren Platz. Morgenluft duckt sich unter dem Beton des Balkons aus dem dritten Stock, nimmt den Geruch von kalter Asche aus der vergangenen Nacht mit ins Zimmer, kriecht durch die weit geöffnete Tür und mischt sich unter das Licht der Neonröhre. Wie aus weiter Ferne hört Aslan ein dumpfes Klacken, eine unerträgliche Hitze fährt ihm mit einem Mal durch den Körper, die Beine schieben die Decke wieder zur Seite. Draußen eine Stimme, jemand steht vor der Tür, will herein, die Tür ist verschlossen. Langsam kehrt die Erinnerung zurück, gnadenlos prügelt sie Vergessenes vor sich her, sein Herz beginnt zu rasen, ein Kolben in einer maroden Maschine. Wie nach einer langen Lähmung tasten seine Augen die Umgebung ab, Stück für Stück erkennen sie es wieder, Altbekanntes. Erkennen den dunklen, glatten Schrank mit dem weißen Zettel, jedes Wort darauf kennt er auswendig, Punkt eins, Punkt zwei, fünfzehn an der Zahl, tausend Mal schon wurden sie ihm vorgebetet. Daneben der Kalender an der Wand, mit dem roten Herz um die zwölf, das war gestern… Vorbei, heute ist alles anders. Zu seiner Rechten der Schreibtisch, vollgeladen, wertloser Plunder, dahinter das Fenster, ein Loch aus grauer, trüber Morgendämmerung. Die Balkontür, viel zu weit geöffnet, Nerven aufreibende Geräusche von Vögeln, Kinderstimmen und Autos. Auf dem weißen Bettlaken vor ihm: schwarze Strümpfe, Füße und der blaue Stoff einer Jeans, auf dem 7


seine weißen Hände mit dem schwarzen Nagellack abgelegt sind wie die Hände einer Wachsfigur. „Aslan, mach sofort die Tür auf!“ Die Stimme ist lauter geworden, er kennt diese Stimme. Er wartet, doch sie gibt nicht auf. Wäre er mutiger, er würde sie zappeln lassen. Aslan drückt sich aus dem Bett hoch, wundert sich, dass seine Beine tragen, er dreht den Schlüssel um. „Du weißt genau, dass du nicht abschließen sollst!“, hört er Heidrun keifen – eine Mischung aus Zorn, Sorge und bettelnder Hilflosigkeit. Aslan wendet sich ab. Diese Frau ist ein Mehlkloß, im Kühlschrank vergessen, weich und schmierig. Er duckt sich, kramt in seinem Schrank, zieht einen Pullover hervor, dann lässt er sie stehen, geht ins Bad. „Wir frühstücken gleich“, hört er sie durch die Badezimmertür. Nur wegen Clarissa zwingt er sich, langsam in Bewegung zu kommen, sie ist die Einzige in diesem Haus, die noch normal ist. Er muss runter in den Speiseraum, er will sie unbedingt sprechen. Obwohl ihm übel ist und sein Kopf noch immer schmerzt. Kein Auge hat Aslan in dieser Nacht zugemacht. Bis um vier hielt er sich mit einer gnadenlosen Wut und zahllosen Zigaretten über Wasser, eine nach der anderen, dann war sein Tabakbeutel leer, und er wagte nicht, Clarissa aus dem Schlaf zu reißen. Drei Stunden oder mehr würde er keine Zigaretten mehr haben – ein Verlust, der ihm mit einem Schlag jede Lebensenergie nahm. Wie ein dünnhäutiger Behälter, gefüllt mit leblosem Material, schleppte er sich auf sein Bett, doch an Schlaf war nicht zu denken. Er wusste nicht, was es war, das ihm die Augen aufriss, denn Gedanken bekam er keine zu fassen, sie waren wie gefangen, in einer abgelegenen Zelle fixiert, nicht einmal ihre Schreie drangen zu ihm vor, alles war still und leer. Als Aslan den Speiseraum betritt, muss er feststellen, dass Clarissa nicht da ist. „Sie hat Kopfschmerzen“, erfährt er von Heidrun. 8


„Kein Wunder“, brummt er, macht auf der Stelle kehrt. „Ich geh heut‘ nicht zur Schule, mein Schädel platzt“, wirft er Heidrun hin, macht sich davon, er weiß, dass sie nicht tatenlos zusehen wird. Heute allerdings ist sie schneller als sonst. Noch bevor er Clarissas Zimmertür öffnen kann, steht sie neben ihm, hört nicht auf mit dem Gezeter, sogar am Arm packt sie ihn, um ihn festzuhalten – ein für Heidrun ungewöhnliches Gebaren. „Du gehst sofort frühstücken, Aslan, was denkst du dir eigentlich? Wenn du krank bist, musst du zum Arzt, ansonsten gehst du in die Schule.“ Sie hebt den Kopf so gut es geht – eine absurde Drohgebärde. „Treib’s nicht zu weit, mein Lieber!“ Sogar ihren Stimmumfang hat sie um ein paar bemerkenswerte Töne erweitert. Aslan interessiert nicht, was Heidrun sagt, er drückt den Türgriff leise runter, streckt den Kopf in Clarissas Zimmer. Sie liegt im Bett, mit offenen Augen, beide Hände gegen den Kopf gepresst, als müsse sie zwei Hälften zusammenhalten. Heidrun weicht keinen Millimeter: Er solle doch endlich vernünftig werden, greint sie wie ein Klageweib, schließlich habe er sich gestern schon genug herausgenommen, er wisse wohl, dass das noch Folgen für ihn haben werde, und auch Clarissa: Sie habe schon viel zu oft in der Schule gefehlt, so ginge das nicht weiter, „Seid doch nicht dumm, ihr schneidet euch doch nur ins eigene Fleisch!“ Clarissa steht mühsam auf, schleppt sich ins Bad, Heidrun schweigt, Siehst du, Clarissa ist vernünftig , sagt ihr Blick, triumphierend zieht sie die Augenbrauen hoch. Es dauert nicht lange, bis sie den Irrtum erkennt: Aus dem Badezimmer dringen Würgegeräusche, lautes Stöhnen, Heidrun eilt zu Hilfe, doch die Tür ist verschlossen, „Mann, Clarissa, mach doch die Tür auf, was ist denn jetzt schon wieder los?“ Es bleibt Heidrun nichts anderes übrig, als den Würgegeräuschen weiter zu lauschen, dann endlich wird die Tür geöffnet: Leichenblass erscheint Clarissa, sie wankt auf 9


ihr Bett, mit langsamen, zähen Schritten, die Hände erneut wie eine Zange am Kopf. „Ich hol‘ dir eine Tablette“, sagt Heidrun. Endlich. „Mir auch!“, ruft Aslan hinterher. Er setzt sich an den Bettrand zu Clarissa, sie hat die Augen geschlossen, auf ihrer Stirn liegt ein nasser Waschlappen. „Verdammte Scheiße! Und ich bin schuld, stimmt’s?“, sagt er leise. „Gib mir eine Stunde, ich komm‘ nachher zu dir, brauch‘ erst eine Tablette“, hört Aslan sie flüstern. Er nickt und schleicht sich aus dem Raum. Zurück in seinem Zimmer, nimmt er frische Kleider aus dem Schrank, dann verschwindet er im Bad – dem einzigen Ort, an dem er sicher ist. Er dreht die Dusche an, Geräusche von draußen sind nicht mehr zu hören, Ermahnungen von Heidrun werden ihn nicht erreichen. Er zieht sich aus, nimmt sich viel Zeit, die Schule wird heute ganz sicher ohne ihn auskommen müssen. Nackt steht er vor dem Spiegel, ein vertrauter Geruch steigt in seine Nase, beinah hatte er vergessen, wie schön es gestern war: Haut an Haut, nur sie beide, nichts mehr sonst, dieses eine Mal. Gestern. Als er noch dachte, sein Leben könne anders sein. Als sie sich nicht mehr kümmerten um das, was immer da ist, sie verfolgt, jeden Tag. Als sie nicht einmal mehr daran dachten, den Atem zu dämpfen, der sie vielleicht verraten könnte. Aslan wischt mit dem Handtuch die Feuchtigkeit vom Spiegel. Mit Niveacreme und Klopapier reibt er sich die Reste der Augenschminke vom Gesicht, dann stellt er sich unter das heiße Duschwasser, spürt es über seinen Körper fließen, am liebsten würde er so stehen bleiben, das Plätschern des warmen Wassers, sonst nichts, nie mehr vor die Tür, nie mehr da raus.

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TOM Den Vater zu ertragen, ist kein Vergnügen. Den Vater und Leo zusammen zu ertragen, ist nicht auszuhalten. Als Tom um kurz nach vier ankam, saßen die beiden schon beim Wein in der Küche, drei Flaschen hatte Leo zur Feier des Tages mitgebracht – sein Geburtstagsgeschenk. Die erste war schon beinah geleert, Kuchen gab es keinen. Als Tom auf klarem Wasser bestand, hob der Vater sein volles Weinglas, prostete Leo zu, der mit ausgestrecktem Arm schon wartete, und verkündete: „Komm Tom, stoß doch wenigstens mal mit an, schließlich ist heute mein Geburtstag!“ Und Tom ließ ihn sitzen, ging zum Schrank, um sich ein Glas zu besorgen, das er mit Leitungswasser füllte, seine Erklärung, er müsse bei klarem Verstand bleiben, weil er heute Nachtdienst habe, interessierte hier keinen, er nahm die dreckige Wäsche vom Stuhl, setzte sich und überließ die beiden ihrem Geburtstagsbesäufnis. Obwohl Tom seinem Bruder recht geben muss: Der Wein aus Leos Restaurant ist der beste. Doch die Sauferei ist Tom ein Gräuel. Es widert ihn an, wenn Vaters Augen zu kleinen Schlitzen werden, wenn der Speichel wie festgeklebt in den Mundwinkeln hängt, wenn die Beine sich bei jedem Schritt noch weniger vom Boden heben als sonst, er hasst es, wenn Vaters Kopf sich zwischen den hängenden Schultern vorschiebt, Nase und Mund gespitzt, weil die Welt schlecht ist und sie folglich in Grund und Boden gestampft werden muss. Früher musste dann immer die Mutter dran glauben, wenn's ganz schlimm kam, hat er sie sogar geschlagen. Nicht allzu oft, aber oft genug. Genug, um es nicht zu vergessen. Mittlerweile ist er ruhiger geworden. Vielleicht. Nachdem der Vater Toms Päckchen ausgepackt hatte – neue Schlappen, die er früher tagein tagaus trug, die er mit samt dem Geschenkpapier auf dem Tisch zur Seite schob 97


mit den Worten: „Na, die sind jetzt wohl ein bisschen zu warm für die Jahreszeit“ – und nachdem Leo sich mit Vaters Unterstützung einmal mehr über Toms Haare ausgelassen hatte – „Das könnt‘ ich mir gar nicht erlauben in meinem Beruf, ich wär‘ sofort gefeuert!“ – beschloss Tom zu guter Letzt, sich eine Pause zu gönnen. „Am Geburtstag muss es Kuchen geben, ich geh‘ mal schnell zum Bäcker“, verkündete er und verließ die nette Geburtstagsgesellschaft. Gemächlich schlendert er nun die Straße entlang, nur keine Eile, der Tag ist noch lang, endlos lang, erst um viertel vor zehn muss er im Dienst sein. Tom beschließt, nicht die teuren Stückchen beim Bäcker zu holen, sondern noch fünfhundert Meter weiter zu gehen: Der Apfelkuchen zum Aufbacken vom Supermarkt ist billiger, außerdem ist er gut. Gut genug. Und eine weitere halbe Stunde Familienglück in verräucherter Dreckküche bleibt ihm auf diese Weise erspart. Nicht, dass Tom ein Reinlichkeitsfanatiker wäre, Putzen gehört beileibe nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen; doch das Chaos in Vaters Wohnung – immer noch die alte von damals – nimmt mittlerweile Formen an, die an Verwahrlosung grenzen. Am schlimmsten ist es in der Küche. Hier sitzt der Vater seit seiner Frühpensionierung herum, vor allem im Winter, keine Ahnung, was er da macht, Fernsehen, Bildzeitung, Kreuzworträtsel. Fünf Jahre Stumpfsinn. Und alles, was er täglich in die Finger nimmt – Unterhose, Lebensmittel, Rucksack, Schuhe, Zigaretten, Taschentücher, Klopapier – ist ausgebreitet über einem erbärmlichen Dreck. Kein Dreck von Tagen oder Wochen, auch keiner von Monaten: Es ist ein Dreck von Jahren, bald schon Jahrzehnten. Eingefressen in Ritzen, Rillen, Nischen, alles ist unkenntlich geworden, bedeutungslos. Ein Bild an der Wand, darauf eine Schneehütte im Wald – winterliche Kitschidylle, noch von der Mutter – dämmert vor sich hin unter trübem Glas, wie mit Plastikfolie belegt, der Rand ist vergilbt, Silberfischleichen im Verwesungszustand kleben 98


auf dem Papier, zwei auf dem Dach, eine auf dem Schnee; das Bild hängt dort noch immer, aus dem einzigen Grund, weil es keiner mehr sieht. Neben dem winterlichen Erinnerungsfetzen, über Eck, die Hängeschränke aus weißem Resopal, matt vom Zigarettenqualm, dunkle Linien und Flecken hier und da von Flüssigkeiten und Essensspritzern, gelbliche Stellen, wo Tesastreifen noch immer haften – Überbleibsel von Postkarten und Stundenplänen aus vergangenen Zeiten. Gleich links neben der Tür die Spüle, stumpf, verdreckt, voller Geschirr, die rechte Schiebetür des Schrankes darunter ist aus der Leiste gefallen, das dunkle Loch mit dem überfüllten Mülleimer reißt sein Maul auf und stinkt vor sich hin. Daneben eine Plastikkiste mit Glasmüll: Bier- und Weinflaschen zuhauf, nur vereinzelt Milch- oder Wasserflaschen. Der helle Holztisch in der Mitte – als die Mutter sich auf und davon machte das einzige Schmuckstück in der Küche, Geschenk einer Nachbarin – ist selten freigeräumt, an einigen Stellen haben dunkle Flecken, teils von verschüttetem Wein, teils von Zigaretten, sich in die Platte gefressen. Die Kissen auf den Stühlen, ungewaschen seit damals, kaum noch festgebunden, hängen nutzlos herab, über den Stuhllehnen türmen sich Berge von Klamotten. Und die ehemals bunten Farben des Flickenteppichs quer durchs Zimmer sind längst nicht mehr erkennbar. Tom vermutet, dass er kein einziges Mal ausgeschüttelt wurde, seit die Mutter fort ist. Mit dem Tiefkühlkuchen und einer Flasche Sprühsahne steht Tom jetzt an der Kasse, eine Frau mit vollgeladenem Wagen legt ihren Einkauf auf das Band, ihr Blick fällt auf Tom, sie nickt freundlich: „Sie dürfen gerne vor mit Ihrem bisschen Kuchen.“ Tom bedankt sich, er will nicht unhöflich sein, die nette Dame kann ja nicht ahnen, dass er nur zu gerne gewartet hätte. Dann schlendert er die breite Straße entlang, viel Lärm von allen Seiten, sein dichter Haarvorhang, dem er das Gummi 99


so lange wie möglich ersparen will – erst heute Abend zum Arbeiten wird er sich wieder gesellschaftsfähig machen müssen – die Löwenmähne, wie die Mutter immer sagte, reicht leider nicht, um ihn vor dem unerbittlichen Trubel zu schützen, der Vater wohnt mitten in der Stadt; das Fahrrad, das plötzlich an Tom vorbeirast, lässt ihn zusammenzucken, er hat es nicht kommen hören, in der Ferne lärmt ein Martinshorn, das Klinikviertel ist ganz in der Nähe. Und schon steht er vor der Haustür, drückt auf die Klingel, Leo öffnet: „Na, das hat ja eine Ewigkeit gedauert. Was hast du denn alles eingekauft?“ An dem Apfelkuchen aus der Gefriertruhe lässt der Bruder kein gutes Haar, beschwert sich über die schlechten Essgewohnheiten der Deutschen, er als Koch kenne sich da aus, eigentlich wüssten nur die Franzosen, wie man genießt, Tom hört kaum zu, er kennt dieses ewige Gerede, das bei jeder passenden Gelegenheit bemüht wird und letztlich doch nur herhalten muss, um Leos Berufsstand und damit sich selbst zu beweihräuchern. Als der Kuchen wenig später auf dem Tisch liegt, hat Leo das Drama der deutschen Esskultur längst vergessen, stopft sich ein Stück nach dem anderen in den Mund, ordentlich Sahne obendrauf, kein Wunder, dass er immer dicker wird, der fleischige Kopf mit dem schütteren Haar leuchtet ungesund rot, dicke Schweißperlen hängen an den Schläfen, doch Leo scheint sie gar nicht zu bemerken, der Backofen hat die schwüle Hitze noch unerträglicher gemacht. Der Vater dagegen gibt schon nach einem Stück auf, obwohl er behauptet hatte, so richtig Hunger zu haben, stattdessen öffnet er die nächste Flasche, füllt die Gläser: „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“, trötet er, viel zu laut, und Tom fragt sich, ob er überhaupt noch versteht, was er da redet. Immerhin: die Zeit schreitet voran, Stück für Stück, mittlerweile ist es sieben. Leo kann einem weiteren Stück Kuchen widerstehen und konzentriert sich erneut auf den 100


Wein, Tom räumt die Kuchenreste in den Kühlschrank. Der Vater ist inzwischen bei seinem Lieblingsthema angekommen und beklagt sich über seine Einsamkeit, keiner, behauptet er, würde sich um ihn kümmern. Auch das nichts Neues, jeden Sonntag muss Tom sich das anhören, dabei ist es ganz gleichgültig, ob er dem Vater eine oder fünf Stunden opfert – Jahre hat es gedauert, bis Tom das begriffen hat: Die Lieblings-Schallplatte mit Einsamkeitsgejammer läuft so oder so, und mit wachsendem Alter immer öfter.

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Danksagung Ich danke Billy, Susanne, Christina und Frau Rambow Mempel für die vielen guten Gespräche, die das Thema des Romans reifen ließen. Mein Dank geht auch an all jene, die mich als „Probeleser“ mit ihrer Kritik auf den richtigen Weg brachten. Besonders gefreut habe ich mich über die kunstvolle Gestaltung des Buches und die wunderbare Zusammenarbeit mit Aljoscha, meinem Sohn. Mein größter Dank jedoch geht an Hannes, der mir mit seiner Begeisterung und seiner mutigen, einfühlsamen Kritik stets zur Seite stand und mir ein unersetzlicher Berater und Lektor war.


Foto: © Alisa Duerr

Andrea van Bebber, geboren 1957, arbeitet als Musiktherapeutin und Schriftstellerin. Für ihr Romandebüt Töne durch die Wand, das im Jahr 2012 bei „kalliope paperbacks“ erschien, erhielt sie beim Bücherbuffet für Erwachsene in Karlsruhe den 2. Preis. Zuletzt wurden einige ihrer Gedichte in zwei Anthologien veröffentlicht.


Aljoscha van Bebber, geboren 1980, leitet als Sozialarbeiter in Heppenheim ein Jugendzentrum. Er ist zudem seit 端ber zehn Jahren als freiberuflicher K端nstler und Musiker aktiv.



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