KAP Magazin #6

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5 Euro

NachWuchs

kap-forum.de




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KAP Magazin #6

Editorial


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Inhalt

EIN MAGAZIN, DAS IN ZEITEN VON GLOBALEN TAL­FAHR­ TEN VOM WACH­SEN HANDELT: DAS KAP MAGAZIN #6. VOM NACHWACHSEN IN DER ARCHI­TEKTURSZENE, DEN HERAUS­FOR­DERUNGEN, HINDERNISSEN UND DER STÄN­DI­G EN ENTWICKLUNG – DEM WEITERWACHSEN. ARCHITEKTEN UND DESIGNER BERICHTEN, WIE SIE SICH MIT NEUEN AUFGABENSTELLUNGEN VERÄNDERT HABEN. SIE GEBEN EINBLICK, WIE SIE WACHSEN DURFTEN UND WACHSTUMS­RINGE MITUNTER SCHMERZ­ VOLL ERWORBEN HABEN.


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KAP Magazin #6

Editorial

BÜROS, DIE ARCHITEKTONISCHE ZUKUNFT GESTALTEN: ALS GRENZ­GÄNGER UND CHOREOGRAPHEN; KONSTRUK­­TEURE ODER RAUM­E RZÄHLER. MIT KLUGEN ÖKOLO­G I­SCHEN ODER ENERGETISCHEN IDEEN; DURCH EXPERI­M ENTELLEN UMGANG MIT MATERIAL UND MÖGLICHKEIT. SO FÜHLT SICH WACHSTUM AN. EIN MAGAZIN FÜR DEN BLICK NACH VORN. HERZLICH, IHR ANDREAS GROSZ


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Inhalt


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KAP Magazin #6

Inhalt

04 EDITORIAL 10 RAUM­E RZÄHLER 18 SANFTE MODERNISTEN 26 CHOREO­G RAPHEN 34 SPURENSUCHER 42 BEZIEHUNGSBAUER 50 MINIMALIST 58 LANDSCHAFTSGESTALTER 66 TEAMPLAYER 74 GRENZGÄNGER 82 KONSTRUKTEURE 92 AUFFÄLLIG! BÜROS DIE INSPIRIEREN 102 IDEENREICH! EINFÄLLE MIT WACHSTUMSFAKTOR 110 TERMINE 112 IMPRESSUM


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Inhalt


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Büros

10 IPPOLITO FLEITZ GROUP 18 ATELIER ST 26 REALITIES:UNITED 34 HSH HOYER SCHINDELE HIRSCHMÜLLER BDA ARCHITEKTUR 42 LEPEL & LEPEL ARCHITEKTUR INNENARCHITEKTUR 50 ARCHITEKTURBÜRO JAKOB BADER 58 RMP STEPHAN LENZEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN 66 ALLESWIRDGUT ARCHITEKTUR 74 KINZO 82 LAVA EUROPE 92 A.S.H. / WUDA*


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Die Raumerz채hler


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Ippolito Fleitz Group

Die Raumerzähler

ES GIBT ZU VIELE NICHTS­ SAGENDE, NEUTRALE ORTE, MÜSSEN SICH P­ ETER IPPOLITO UND GUNTER FLEITZ AUS STUTTGART GEDACHT H­ ABEN, ALS SIE 2002 IHR BÜRO ERÖFFNE­ TEN. DIE IDENTITÄTSARCH­I­TEKTEN BRINGEN RÄUME ZUM SPRECHEN. DENN: DIE WELT BRAUCHT G­ UTE GESCHICHTEN. VON OLIVER HERWIG


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Ippolito Fleitz Group

Die Raumerzähler

Da sitzt er, Peter Ippolito, mit seinem sorgfältig rasierten Kopf und der schweren Brille auf breiten Nasenflügeln an diesem reinweißen Besprechungstisch und schenkt Mineralwasser nach. Ippolito kommt gerade aus Moskau, genauer gesagt, von einem Meeting mit Mitarbeitern nach dem Moskau-Flug. Es ist Freitag am frühen Abend. Andere denken da an Feierabend, sitzen vielleicht schon auf der Veranda und genießen das erste Bier. Nicht so Ippolito, Mitgründer und Partner der Stuttgarter Erfolgsschmiede Ippolito Fleitz Group. Der gebürtige Nürnberger mit dem leicht schwäbi-


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schen Singsang sitzt geduldig da und erklärt schon seit einer halben Stunde seine Sicht auf die Welt. Keine Frage, und sei sie noch so schräg, bleibt offen. Ippolito fokussiert kurz, und manchmal hat man das Gefühl, hinter dem runden Schädel formen sich gleich zwei Gedanken und noch eine Skizze, die er schnell mal abspeichert.

Erfolg misst sich an verschiedenen Facetten: für das Projekt, das funktio­ niert, für das Büro, wirtschaftlich gesehen, aber vor allem für den Kunden, dessen Wünsche erfüllt, wenn nicht übertroffen wurden. Ippolito zählt Funk­tionalitäten auf, die sich alle be­ dingen: programmatisch, wirtschaftlich und emotional. Denn letztlich geht­es immer um Gefühle, die mit­ schwingen in Räumen, ganz gleich, ob man sich eine Wohnung einrichtet oder einen Laden. Darum hat sich die Ippolito Fleitz Group darauf spezial­i­siert, Geschichten zu entwickeln, be­geh­bare Erzähllandschaften, die Men­ schen mitnehmen, in die man sich ­­ aber auch einklinken kann.

scheider, Ansprechpartner, die sich begeistern lassen, um die gewohnte­ Qualität abzuliefern. Könnte er sich vorstellen, als Psychoanalytiker ar­ beiten? Da muss Ippolito lachen. Als Regisseur? Nein, nein, er sei »relativ monothematisch«. Als Workaholic wurde er beschrieben, und es gehen Gerüchte, dass Ippolito bei Fotoaufnahmen mitten in der Nacht auftaucht und einen zweiten, ganz anderen Blick auf das wirft, was seine Mitarbeiter entworfen haben, einen Blick auf eine Bühne, auf der mal keine Menschen stehen, für die sie ja geschaffen wurden.

Wer ist dieser »Identity Architect«? Natürlich sei er ein sehr sinnlicher Mensch, sagt Ippolito. Das ist wohl nur eine Seite. Die Gestaltungs­ maxime des Büros, die jeder auf der Website einsehen kann, zeigt, wie Leidenschaft, Psychologie und technisches Verständnis zusammenfinden. Von »akribischer Analyse« ist die Rede, von »leidenschaftlicher Auseinandersetzung«, »präzisen Argumenten« und »liebevoller Genauigkeit«. Gestaltungsregeln für die Ewigkeit. Wie kommen die beiden Welten zu­ sammen? Peter Ippolito lehnt sich zurück. »Das hat ganz viel mit uns zu tun, mit meinem Partner Gunter Fleitz und mir. Wir haben das ganze Büro um uns gebaut, um unseren Blick auf die Welt, um unsere Leidenschaften. So ticken wir eben.« Dazu lacht er entwaffnend. »Wir leisten uns den Luxus, nur Projekte anzunehmen, bei denen wir sicher sind, mit Leidenschaft und großer Freude auch ein Ergebnis zu produzieren, das für unsere Kunden –­ oder noch besser für die Nutzer – ­relevant ist.« Relevanz. Wer die ausgesuchten Inte­ rieurs vor Augen hat, die hier in den letzten Jahren entstanden, Restaurants mit einem Kick, Apotheken mit­ Blümchendekor und gewagten Orna­menten, mag an etwas anderes gedacht haben als an Relevanz. Doch kommen hier Sinn und Sinnlichkeit zusammen. Unter dem Dekor schwebt eine knallharte Logik. Natürlich hilft ein gutes Budget, aber eigentlich gehe­ es um die »Energie, die man bereitstellt«, korrigiert Ippolito. »Wir haben das Büro begonnen mit nichts außer­ Schulden aus dem Diplom. Wir haben immer nur Arbeit gemacht, die wir nicht verstecken müssen.« Peter Ippo­ lito (43) ist der Kontakter, der Mann für die Presse, Gunter Fleitz (43) der stille Partner im Hintergrund. Der eine könnte nicht ohne den anderen. Zusammen bilden sie die Identitäts­ architekten der Ippolito Fleitz Group.

»Weißt du noch, das Restaurant mit den Spiegeln …«, könnte so ein erster Satz sein, an den sich viele andere anschließen, die aber alle um den Ort kreisen und die Erlebnisse, die sich mit ihm verbinden. »Wir versuchen, alle Projekte aus dem Blickwinkel des Nutzers zu entwerfen«, verrät Ippolito, »wobei Nutzer an dieser Stelle nicht Auftraggeber meint.« Bei einem Kundenzentrum stehen eindeutig die Wünsche der Nutzer im Vordergrund. Was sieht er? Was fühlt er? Und wie korrespondieren diese Erwartungen und Gefühle mit dem Briefing durch den Auftraggeber? Mögliche Diskrepanzen schrecken die Gestalter nicht ab, eher im Gegenteil. Widersprüche bieten einen perfekten Einstieg in die eigentliche Diskussion, hat der 1967 geborene Ippolito erfahren. »Nicht selten führen diese Gespräche zu einer Neuformulierung des Briefings, damit erwerben wir einen ungeheuren Vertrauensvorschuss.« Auftraggeber nehmen die Ippolito Fleitz Group nicht­mehr als Hübschmacher wahr, sondern als Partner, der mitdenkt. Gefühle und Konzepte, in Stuttgart scheinen sie untrennbar verbunden, gleich, ob das Parlament von Usbekistan der Auftraggeber ist oder ein Restaurantbesitzer ums Eck. Wer zu den beiden Stuttgartern kommt, will etwas anderes, etwas Besonderes, das Einmalige. »Für Erfolg gibt es keine Anleitung«, sagt­Ippolito, »wir haben auch kein Entwurfsrezept. Es geht darum, das Gegen­über zu erspüren und zu verste­hen, was ihn umtreibt, den Menschen oder die Marke.« Ippolito braucht Ent­

Aber genau darum geht es, um den Dienst am Kunden. So viel Einsatz bleibt nicht ohne Folgen. Der Eingang des Büros ist gepflastert mit Urkunden, Auszeichnungen und Prämierungen. Es müssen Dutzende sein, wahrscheinlich eine halbe Hundertschaft. Die 2002 mit Gunter Fleitz gegründete Ippolito Fleitz Group hat abgeräumt, was es an Preisen zu gewinnen gibt in der Schnittstelle von Innen und Außen, von Architektur und Innenarchitektur. Räume, das lernt man hier, sind eigentlich immer Kommunikationsflächen, und »Raum ist nur eine andere Form zu kommunizieren«. Dann führt Ippolito noch kurz durch das Büro, das­ schon wieder eine Erweiterung braucht. In der Küche steht ein Dutzend Mit­ arbeiter, mittendrin Gunter Fleitz. Gerade haben sie die Besprechung beendet. Ein Casual Friday geht zu Ende. Jemand schleppt einen Kasten Bier herein. »Will jemand eins?« Ippolito Fleitz Group GmbH Identity Architects Augustenstraße 87 70197 Stuttgart T +49 (0)711 99 33 92 334 F +49 (0)711 99 33 92 333 info@ifgroup.org www.ifgroup.org


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Bella Italia Weine Stuttgart 2007

Die Raumerz채hler


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Die Raumerzähler

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Zu allererst, auf die Gefahr hin kli­ schee­haft zu wirken, ist tatsächlich­ das Gefühl, mit einem Projekt Menschen zu berühren, die größte Aner­kennung, die man als Gestalter bekommen kann. Natürlich sind aber auch Designpreise ein wichtiger Gradmesser. Mittlerweile freuen wir uns über 100 wichtige nationale und internationale Auszeichnungen.

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Mit unserem Kunden in einem offenen,­ spannenden Dialog etwas Ganzheitliches, Überraschendes und Unverwechselbares zu schaffen. Wenn es in einem Feld ist, in dem wir bislang noch nicht gearbeitet haben, umso besser.

10 FRAGEN AN GUNTER FLEITZ PETER IPPOLITO

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Die Ippolito Fleitz Group gibt es seit 2002. Die größte Herausforderung war sicherlich, dass wir von null auf hundert starten mussten, hatten wir doch gerade einen Pitch für eine europäische Markeneinführung einer neuen Möbelmarke gewonnen. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Boris Podrecca in meinen Studium ­ in Stuttgart, die Zeit bei Daniel Libeskind in Berlin, aber vor allem auch meine Jahre bei Ben Nicholson in Chicago. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Wir tragen unsere Philosophie im ­Namen: Ippolito Fleitz Group – Iden­ tity Architects. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir Architektur, Produkte und Kommunikation, die immer Teil eines Ganzen und doch etwas ganz Unverwechselbares sind. So definieren wir Identität. Außerdem zeichnen wir uns durch unseren multidisziplinären Ansatz aus: Bei uns arbeiten Architekten, Innenarchitekten, Produkt- und Kommunikationsdesigner gemeinsam an den Projekten. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Wir definieren uns in unserer Arbeit und unseren Ziele nicht über den Ver­ gleich mit anderen. Zwei Dinge waren uns jedoch immer wichtig: Unser Maß­stab ist zum einen der Kunde und vor­ allem der Mensch als Nutzer der Dinge, die wir gestalten. Zum anderen war von Anfang an klar, dass wir uns nicht spezialisieren wollten. Dazu sind wir viel zu neugierig.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Eine wichtige Plattform sind für uns nach wie vor die Printmedien. Unsere Projekte werden regelmäßig in zahl­ reichen Magazinen und Büchern auf der ganzen Welt veröffentlicht. Genauso wichtig ist die Präsenz im Internet. Wir verwenden viel Zeit für die Pflege unserer Webseite und hal­ten Kontakt mit einer Vielzahl von designorientierten Blogs. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Unser Beruf ist unsere Leidenschaft. Diese will ich in allen Projekten spüren, von mir, genauso wie von unserem Team. Es ist einfach ein wunderbarer Beruf. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Ganz ehrlich, wir denken nicht so. Die wichtigsten Projekte sind natürlich immer die, an denen wir gerade arbei­ ten: Momentan zum Beispiel unter anderem die neue Kantine vom »Spiegel« in Hamburg, das neuen Büro von Schlaich Bergermann in Stuttgart, ein Flagshipstore in Moskau, eine Apotheke in Porto oder ein Ressort in Südkorea.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Ich hoffe doch, dass wir dies bereits tun. Wir beziehen bei unseren Pro­ jekte ganz stark die lokalen Gegeben­ heiten mit ein, sei es bei der Bar »FouFou« im Stuttgarter Rotlichtmilieu oder beim Forum in Taschkent, für dessen Gestaltung wir uns intensiv mit­ usbekischer Kultur und Tradition be­ schäftigt haben. Es macht sicherlich manchmal Sinn, ein architektoni­sches Ufo zu landen. Aber unserer Philosophie entspricht es eher, dass unsere Architektur starke Anknüpfungs­ punkte zum lokalen Umfeld und ihren poten­tiellen Nutzern setzt.


Pre-programmed choreographies

Wasser als Quelle spiritueller Kraft, Wasser als energiespender, Wasser zur reinigung des geistes. Mit der aMBianCe tuning teCHniQue schafft dornbracht ein neuartiges duscherlebnis. die produkte wurden von sieger design gestaltet. Weitere informationen finden sie unter www.dornbracht.com/transforming-water. Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG, Köbbingser Mühle 6, d-58640 iserlohn, telefon +49 (0) 2371 433-0, fax +49 (0) 2371 433-232, e-Mail mail@dornbracht.de, www.dornbracht.com

MeiréundMeiré

Ambiance Tuning Technique


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Die sanften Modernisten


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WIE DAS LEIP­ZIGER BÜRO »ATELIER ST« TRADITION UND MODERNE VERBINDET. VON INKEN HERZIG


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GUTE NACHT HASE!

So beginnt es bei den Gebrüdern Grimm: Es war einmal ein kleines Haus, an dem sich Fuchs und Hase »Gute Nacht« sagen. Bei den beiden Archi­ tekten vom atelier st geht es wie f­ olgt weiter: Es lag mitten in einem Wald, gesäumt von dreißig wogenden Kie­ fern. In der Nachbarschaft ruhten kleine Geschwister-Häuser, die in den Zwanziger Jahren als Laubenkolonie gebaut worden waren. Klein Köris, eine winzige Gemeinde hinter Königs-Wusterhausen in Brandenburg. Zu Lande und zu Wasser ­ an­zufahren. Wählt man Letzteres, tuckert man über die Spree bis zur Teupitz-Köriser Seenkette und von dort aus in eine Bucht am Hölzernen See. Willkommen im Urlaub! Das dachten auch Silvia SchellenbergThaut und Sebastian Thaut, die in dem kleinen Laubenhaus sofort ein Ferienhaus à la Bullerbü sahen. Natürlich war es der Wunsch der Architekten, dies ­ zu erhalten. Doch schon bald mussten sie einsehen, dass die Substanz zu marode war. Der Plan, auf dem eingewachsenen Grundstück neu zu bauen, stieß in Klein Köris auf Schrecken und Ablehnung. Da kamen zwei, die das

Idyll durch einen Neubau, schlimmer noch – durch eine Glas-Stahlbau-Villa stören wollten? Die Pläne der beiden Architekten überzeugten dann doch: da ent­stand ein bescheidener Neubau, ­der aussah, als hätte er immer schon dazu gehört. Kein Eindruck von Protz, Pracht und Überlegenheit – keine andere Formensprache als die, die ein Stück Nostalgie mit Fingerspitzengefühl und Tradition verband. So dass ein Nachbar gestand: »Ich hätte nie gedacht, dass ein Neubau uns so berühren kann!« Klein Köris war gerührt und die Ar­ chi­­tekturszene neugierig: da bauten Zwei, wie man es sich nach dem Besuch einer Universität einfach nicht erlaubt. Statt Bauhaus-Stil und Miesvan-der-Rohe-Zitaten ein Refugium, das mit Begriffen wie Gemütlichkeit und Geborgenheit spielt. Ein Häuschen, wie man es aus Großmutters Zeiten kennt und das in seiner Form entsteht, wenn man Kindern einen Stift in die Hand gibt. Die Urform und Idee zivilisierten Wohnens. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der verschmitzte Entwurf. Vorgesetzte Fenster öffnen den Blick nach außen. Eine Wand ist komplett aufgerissen,

DA BAUTEN ZWEI, WIE MAN ES SICH NACH DEM BESUCH EINER UNIVERSITÄT EINFACH NICHT ­E RLAUBT.


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GUTE NACHT FUCHS!

um den Panoramablick auf Flora und Fauna zu genießen. Zitate an die 1920er Jahre – wie schmale Ornament­leisten – wurden von den ortsansäs­ sigen Handwerkern eingebracht. Ansonsten? Reine Stimmungslage –­ das Grundstück mit seiner Stille, dem Vogelzwitschern und Rufen aus Hain und Busch, spielte für die beiden Architekten eine große Rolle. »Für das Areal war die Ruhe prägend«, erzählen sie. »Deshalb wollten wir keine große Geste inszenieren. Der Ort war durch die Kiefern so schön, dass man durch die Architektur nichts mehr hinzu­ fügen musste.« Architektur, die sich zurücknimmt. Die der Tradition den Vortritt lässt, aber innen die Moderne zeigt – das ist der zweite Überraschungseffekt. Helle, offene Raumstrukturen aus Kiefernholz geben dem kleinen Haus Weite. Selbst entworfene Einbaumöbel Charme. Natürlich ist alles konsequent ökologisch gedacht. »Wir wollen nicht als Öko-Architekten firmieren«, sagt Silvia Schellenberg-Thaut, »für uns ist der nachhaltige Ansatz während der Planung ganz selbstverständlich. Der Umgang mit dem

nachwachsenden Rohstoff Holz, der Geborgenheit und zugleich ein gutes Raumklima schafft.« Geborgenheit – für diesen eher untypisch architektonischen Begriff stehen die beiden Leipziger Architekten, die sich vor sechs Jahren selbständig machten und heute ein Sechs-Personen-Team beschäftigen. Denn mit ihrer poetischen Herangehensweise sind ­­ sie nicht nur gewachsen, sondern ha­ ben augenscheinlich eine tiefe Sehnsucht berührt. Ihr Ferienhaus in Klein Köris hat ganze Interessenwellen in Bewe­gung gesetzt. »Wir hätten nicht gedacht, dass ein kleines Haus so viel Sehnsucht erzeugt«, staunt Silvia Schellenberg-Thaut, deren »Waldhaus« jüngst auch eine Auszeichnung in der Kategorie Wohnungsbau gewann. Heute planen sie die nächsten Rückzugsorte. Ob am Groß Glienicker See bei Berlin oder im Kohrener Land bei Leipzig – ihr Rezept: Gebäuden eine Seele geben. »Wir sind beide Bauchmenschen«, fasst die Architektin zusammen. »Es geht uns um Atmosphäre und darum, was der Bauherr für ein Mensch ist. Wir hören nach, wo er sich wohlfühlt, welche Gerüche er mag. Wie es ist, wenn der Wind durch

das Fenster weht. Es ist ganz einfach: Wir wollen mit unseren Entwürfen Geschichten erzählen.« atelier st Gesellschaft von Architekten mbH Kochstraße 28 04275 Leipzig T +49 (0)341 30 86 358 F +49 (0)341 30 86 359 info@atelier-st.de www.atelier-st.de


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Waldhaus Klein Kรถris 2010


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10 FRAGEN AN SILVIA SCHELLENBERG-THAUT SEBASTIAN THAUT

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Im Oktober 2004 gewannen wir einen Einladungswettbewerb für ein privates Wohnhaus (Villa im Obsthain Zwickau). Dieser erste Gewinn und die anschließende Beauftragung über alle Leistungsphasen war die Grundlage für die Selbstständigkeit. Die größte Herausforderung bestand am Anfang darin, an die ersten Erfolge und Aufträge anzuknüpfen, vor allem aber an architektonischen Ansprüchen festzu­ halten und Werte nicht über Bord zu werfen. Wir haben deshalb auch in d ­ er Anfangszeit Aufträge abgelehnt, w ­ enn wir nicht überzeugt waren, obwohl wir aus finanzieller Sicht jeden Auftrag gebraucht hätten. Dieser eige­ne Anspruch hat sich bewährt und das Profil geschärft. Es ging uns von An­fang an um Architektur. Das ist bis heute so. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Grundsätzlich haben wir viele Inspi­ rationsquellen. Wir lieben gutes Handwerk, gut gemachte Dinge des Alltags, genauso wie zeitgenössische Kunst, beispielsweise die Malerei Ben Willikens, die Grafiken von Matthias Weischer oder die mit der räumlichen Wahrnehmung spielende Kunst von Olafur Elliason. Es ist die Vielschichtigkeit und Mischung aus Rationalem und Irrationalem, die uns interessiert. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Orte, Gebäude und Räume schaffen, die Menschen berühren. Architekturen, die selbstverständlich und unbewusst Bedürfnisse in einem Menschen befriedigen, von denen er vorher nicht einmal wusste, dass er sie hat. Bauwerke konzipieren, die sehr wohl zeitgenössisch sind, in denen aber gleichfalls auch die traditionellen Merkmale einer Kultur zum Ausdruck kommen.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Wir arbeiten losgelöst, konzeptionell und befreit von Dogmen, Ideologien und Ismen. Allgemeingültige Rezepturen, wie sie die Moderne so gerne hatte, interessieren uns nicht. Im Unterschied beispielsweise zu unserer Vatergeneration fängt bei uns die architektonische und baukulturelle Basis lange vor dem Bauhaus und der Moderne an. So haben die Klassik, die Renaissance, der Barock einen ebenso gleichberechtigten Zugang in unsere Arbeit wie die Moderne und die Gegenwart. Entsprechend dem Ort der Bauaufgabe spielen vor allem auch regionale Typologien und Tradi­ tionen eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu unserer Vorgängergenerationen möchten wir mit unserer Architektur niemanden belehren. Wir sind zudem selten schwarz angezogen. Wir sind jung, frisch, fröhlich, unkompliziert, undogmatisch. 5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Sicherlich war der 2. Preis beim internationalen Museumswettbewerb für das Keltenmuseum in Glauberg (Hessen) und die entsprechenden Publikationen ein wichtiger Erfolg in einer frühen Zeit des Büros (2006) und vor allem für die überregionale Wahrnehmung von atelier st. Die bewusste Auswahl zur Teilnahme am beschränkten, internationalen Einladungswettbewerb »Neubau Katholische Pfarrei St. Trinitatis« in Leip­ zig­2009 (Finalist, 2. Phase) sowie die Einladung zum beschränkten Wettbewerb für die »Temporäre Kunst­ halle – based in Berlin« waren ebenso wichtige Anerkennungen für unser Büro wie der Best Architect 12 Award in Gold für »scharf geschnitten«.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Wir sitzen nicht im Elfenbeinturm. Vielmehr gehen wir pragmatisch und proaktiv mit dem Thema Öffentlichkeitsarbeit um. Über unterschiedliche Kommunikationsinstrumente sind wir bemüht, unsere Arbeiten und Philosophie nach außen zu transportieren. Es gibt einen umfangreichen und informativen Internetauftritt, welcher in kurzen Zeitintervallen aktualisiert wird und somit Bauherrschaften und Interessierte auf dem Laufenden hält. Bei Fertigstellung von Objekten gestalten wir, bei öffentlichen Bauten teilweise auch der Bauherr selbst, kleine Booklets und Manuals. Diese werden dann als Rundschreiben an Bauherren, potentielle Bauherren, Behörden und Ämter zur Information versendet. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Weil Architektsein unser Traumberuf ist. Trotz mancher Rückschläge und Widrigkeiten ist es immer wieder faszinierend, wie aus Ideen und ersten Modellen und Skizzen, reale sinnliche Räume und Gebäude entstehen. Dieser Reiz beflügelt uns jeden Tag aufs Neue. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? »Waldhaus«, »Maison du Béton«, »scharf geschnitten« Im Bau: Felsenbühne Rathen (Fertigstellung 2013/2014) 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Wir können ihn nicht genau beschreiben, aber er hat etwas mit Natur, ungeheurer Weite und Körperhaftigkeit zu tun. Eine Architektur als bergender, kraftvoller Körper mit einer atmosphärischen Intimität des Drinnen, welche Schutz und Geborgenheit gegenüber


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der unberechenbaren Wucht des Draußen bietet. Dies kann eine Kirche oder Kapelle, ein Museum, Wohnhaus, ein Turm, ein Hof oder eine Mauer sein. Dafür braucht es interessierte,­ begeisterungsfähige Bauherren, die aufgeschlossen sind gegenüber unserer Arbeit und die uns vor allem von Anfang an ihr volles Vertrauen schenken. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? In dem wir konventionelle, bewährte Typologien ernst nehmen, zeitgemäß fortsetzen und uns nicht vor Traditio­ nen bzw. traditionellen Bauweisen scheuen. Das heißt, wir können die Gegenwartskultur umarmen, ohne dabei das gewonnene Wissen unserer Jahrtausende alten Baukultur zu vergessen. So entstehen Bauten, d ­ ie einerseits die Geschichte des Ortes weitererzählen, andererseits diesem aber etwas Neues und Frisches mit auf den Weg geben. Vor allem ist es uns wichtig, Architek­ tur aus dem authentischen und tat­ sächlichen Lebensgefühl der Stadt mit ihrer ganz eigenen Stimmung, mit ihren Brüchen, Ecken und Kanten zu entwickeln. Mit unseren Bauten möchten wir dem weit verbreiteten Sinnlichkeits- und Qualitätsdefizit aktueller brachialer Stadträume und barbarisch ausgeführter Bauten durch authentische Materialwahl langlebiger Baustoffe und Produkte sowie einer exakten Detailausbildung und qualitativen Umsetzung entgegenwirken.

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JAN UND TIM EDLER ­VER­­WANDELN IMMOBILIEN IN BEWEGTE BILDER. SIE NUTZEN DAFÜR DIE MODERNSTEN TECHNO­LO­GIEN. IHR BÜRO REALITIES:UNITED HAT DAS ZEUG, ARCHITEK­TUR NEU ZU DEFINIEREN. VON OLIVER HERWIG


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Die Choreographen


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Jan Edlers Antworten kommen wie aus der Pistole geschossen. »Nein«, sagt der Berliner Architekt und Künstler, »es gibt keine Rollenverteilung im Büro. Alle machen alles, auch, weil die Projekte immer sehr verschieden sind.« Edler entwickelt seine Gedanken beim Sprechen, schiebt Satz für Satz in den Raum und errichtet so ausgefeilte Gedankengebäude. Dann herrscht einen Augenblick Stille. »Wir haben schon eine Aufgabenverteilung«, kommentiert Tim Edler. »Jan hat zuerst geantwortet. Das sagt ja schon alles.« Jan (40) und Tim Edler (46) sind das vielleicht ungewöhnlichste Brüderpaar der Gegenwartsarchitektur: zwei­Bau­meister, die das Bild vom Bauen verändern, indem sie Häuser dynamisieren. Mal verwandeln sie das Kunsthaus Graz in einem gigantischen Stadtfernseher, über dessen


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Haut meditative Bilder ziehen, dann entwerfen sie für Seoul eine filigrane Leuchtskulptur in Form eines Zyklons. Schließlich feilen sie an Konzepten, wie etwa der künftige Sitz der Euro­ päischen Zentralbank nachts zu einem gigantischen Leuchtkasten werden kann. Architektur, Kunst und Leben ver­schwimmen, Zuständigkeiten ver­wischen und Häuser fangen an zu­ tanzen. Was Jan und Tim Edler be­ treiben, ist nichts weniger als die Mobi­lisierung der Architektur. Dafür verwenden sie, was sie in die Finger bekommen, von der runden Energiesparleuchte bis zu ausgefeiltesten Fassaden­steuerungen. Am liebsten aber klinken sie sich in die bestehende Infrastruktur von Häusern ein und nutzen sie neu und überraschend. »Wir schaffen eine Megachoreographie«, erklärt Jan Edler, »nehmen Teile der Haustechnik und nutzen sie für unsere Zwecke.«

lung der Wirklichkeit dar«, wie sie in einem Interview mit der Zeitschrift »Build« erklärten. Wann hat man so etwas zuletzt gehört?

Verbindungen, die Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen zusammenbringen.

Mönchengladbach und Los Angeles, Berlin und Graz, Seoul und Cordoba. Ihre Werke entstehen an entgegengesetzten Enden der Welt, ihre Arbeit bezeichnen sie als Forschung. Früher haben sie nebenher Webdesign betrie­ben und im eigenen Club hauptberuflich Platten aufgelegt und Cocktails gemixt, um an ihren Projekten arbeiten zu können. Diese wilden Tage sind vorbei, nicht aber ihr Gestaltungsfuror. Seit geraumer Zeit schaffen realities:united die ausgefeiltesten Medienfassaden der Welt. Doch selbst das greift zu kurz. Ihre Arbeiten haben nichts mit klassischen Installationen von bewegten Bildern auf Fassaden zu tun, wie sie am Picadilly Circus blinken oder über dem Times Square leuchten. realities:united transformiert Gebäude, indem sie deren Rolle als dreidimensionale Bilder in der Stadtlandschaft ernst nehmen. Deshalb rücken ihnen Tim und Jan Edler mit allen Mitteln zu Leibe, die ihnen als Architekten und Künstler zur Verfügung stehen. Sie installieren bewegliche Klappen und zusätzliche Leuchten an der Fassade, so dass die Gestalt des Gebäudes selbst ins Schwimmen kommt. Und neuerdings bedienen sich der vorhandenen Gebäudeinfrastruktur, den Bürolichtern und Kabelsträngen. Sie choreographieren Häuser, die nach ihrer Pfeife tanzen. Schließlich stellt Architektur für sie ein »Mittel zur Weiterentwick-

Tim und Jan Edler wollen »Dinge in Bewegung bringen«, und zwar Tonnen von Stahlbeton, Mauerwerk, Kabeln und Glas. Immobilien gibt es bei ihnen nicht mehr. Eher Projek­ tionsflächen des Geistes. Dass sie mit festgefügten Regeln nicht viel am Hut haben, bewiesen sie bereits 2001 mit der Installation »ReinRaus«, einer beweglichen Liege an einem massiven Stahlträger, den sie als Ersatzbalkon dachten. Und weil sie die Bauvorschrif­ten umgehen wollten, deklarierten sie den Freisitz im Gefolge der Österreicher Aktionsarchitekten von »Haus-Rucker-Co« einfach als Möbel. Die Arbeit kam gut an in der Presse, doch das, was sie eigentlich beabsichtigten, nämlich Unterprivilegierten einen Platz an der Sonne zu schaffen, ging unter. Eher unbeabsichtigt schufen sie ein »Angebermöbel« und kein »Erholungsmöbel«, gibt Tim Edler zu. Mit Missverständnissen haben realities:united einige Erfahrung gemacht und predigen deshalb eine neue Art von Autorenschaft im öffentlichen Raum. Nicht, dass man an ihren Arbeiten s ­o einfach vorbeikommt, sie fräsen sich in die Stadt, aber es kann durchaus vorkommen, dass selbst Architektur­ kenner von Peter Cooks Grazer Kunst­halle schwärmen, aber nicht wissen, dass dessen Medienfassade von den beiden Berlinern stammt. Das hat System. Architekten kennen keine Götter neben sich. Egozentrik ist ein Katalysator für manche Karriere. Als Ansprechpartner des Bauherren sind sie ohnehin gewohnt, dass alles über sie läuft, dass sie den Kopf hinhalten, aber auch im Rampenlicht stehen. Wenn Tim und Jan Edler nun ein anderes Produktionsmodell vorschlagen, eine Kooperation wie im Film, an dem verschiedenste Fachleute zusammenkommen, um gemeinsam an etwas Größerem zu arbeiten, hat das nichts mit dem Gesamtkunstwerk des 19. Jahrhunderts zu tun, diese Seite ist ihnen völlig fremd. Das Spielfilmmodell spiegelt eher die Produktionsbedingungen des 21. Jahrhunderts. Netzwerke sind angesagt, temporäre

Tim und Jan Edler betreiben ein schwieriges Geschäft. Als ausgebil­ dete Architekten wissen sie, wie schwer­es Kollegen fällt, sich auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe einzulassen. Der Architekturtheoretiker Andreas Ruby, spricht ­davon, dass sie zwar oft »entscheidend ein Projekt mit geprägt haben, aber dann kaum im Kleingedruckten vorkamen«. Dieses Kleingedruckte­wollen sie verlassen. Ruby gibt Schütze­nhilfe und stellt den Alleinvertretungsanspruch der Baumeister radikal in Frage: »In Wirklichkeit gibt es immer mehr hochgradig profilierte Fachplaner, die die Geschicke eines Architekturentwurfs maßgeblich beein­flussen und ihm Qualitäten einhauchen, die das Projekt oft ebenso stark prägen wie die ursprüngliche Entwurfsidee des Architekten – manchmal sogar stärker.« Wie das funktioniert, haben Tim und Jan Edler vorgemacht. realities:united ist auf dem Sprung, zu einer festen Größe im Architektur­ betrieb zu werden. Dass sie gegen ­allerlei große Egos und feste Strukturen antreten, scheint ihnen nichts auszumachen. »Das Schicksal ist ja­ frei ausgesucht«, sagen sie in einem Interview mit dem KAP MAGAZIN, »wir investieren bei unseren Kunstam-Bau-Projekten eher in die künstlerische Nutzung der Gebäudeautomationstechnik als in die Errichtung von Bronzeskulpturen«. Da scheint er wieder durch, dieser faszinierende Moment, wenn Gestaltung und Forschung eins werden. realities:united GmbH studio for art and architecture Falckensteinstraße 48 10997 Berlin T +49 (0)30 20 64 66 30 F +49 (0)30 20 64 66 39 info@realU.de www.realities-united.de Abbildungen auf der Folgeseite: Installation »Media Cloud« Minsuk Cho/MASS Studies featuring realities:united Seoul 2008


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Die Choreographen


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Die Choreographen

10 FRAGEN AN JAN UND TIM EDLER

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Wir haben 1997 im Rahmen des Berliner Vereins Kunst und Technik begonnen zusammenzuarbeiten. 2000 haben wir realities:united als Studio für Kunst und Architektur gegründet. Eine besondere Herausforderung d ­ abei war sicherlich, dass wir zu dieser Zeit keinen einzigen Auftrag hatten. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Es gibt natürlich jede Menge Men­ schen,­die wir für das, was sie tun oder taten, bewundern. Wirkliche Vorbilder gibt es aber nicht. Trotzdem gibt es ­immer wieder Arbeiten, die einem nicht­mehr aus dem Kopf gehen. Zum Beispiel der Prada Store in Marfa von Elmgreen und Dragset, die Schweine mit Harley Tattoos von Wim Delvoye, der fette Porsche von Erwin Wurm, oder die Arbeit »Migration« von Doug Aitken. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Das Gegebene genau anzuschauen, denn hier finden sich meist die unge­ nutzten Potentiale, die zum Ausgangspunkt unserer Arbeit werden. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Wer sind die anderen? 5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Wir haben bereits diverse Preise aus den unterschiedlichsten Richtungen erhalten. Diese waren immer projekt­ spezifisch. Der durch die Berliner Aka­demie der Künste verliehene Förder­ preis Baukunst im Rahmen des »Kunst­preis Berlin 2009« hat uns als allgemeine Anerkennung unserer Arbeit in Sachen »Baukultur« besonders gefreut.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Zu wenig. Wir sind leider zu klein für eine eigene aufwendige PR-Maschine. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Die Baukultur prägt unser Leben ­unmittelbar wie kaum eine andere. Und der Maßstab stimmt. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Die BIX-Installation am Kunsthaus Graz von Peter Cook und Colin Fournier als viel zitiertes Referenzprojekt im Bereich der Entwicklungen von »dynamischer Architektur«. Die temporäre Installation »Museum X« für das Holleinsche Museum Abteiberg in Mönchengladbach als erfolgreiches Bastardprojekt zwischen Kunstperformance, Stadtreparaturkörper und Werbemaßnahme. Und unser mit­einer Anerkennung unschädlich gemachter Wettbewerbsvorschlag für das Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin als »kontrollierter Ausstieg« aus einem kulturpolitischen Himmelfahrtskommando – schade! 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Momentan träumen wir davon, für die Realisierung der von uns im Rahmen des in diesem Jahr zusammen mit Bjarke Ingels gewonnenen Wettbewerbs für den Neubau der Müllverbrennungsanlage Amagerforbrænding in Kopenhagen entwickelten Kunst­ installation »BIG Vortex« beauftragt zu werden. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Zum Beispiel mit unserem FlussbadProjekt, welches den ungenutzten Kupfergarben an der Berliner Museumsinsel mit minimalen Eingriffen auf über 700 Meter Länge zu einem

Schwimmbad mit Badewasserqualität umfunktioniert. Wir hoffen im Rahmen der in Berlin lancierten »IBA 2020« kann es vielleicht endlich klappen ...


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HSH Architekten

Die Spurensucher


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HSH Architekten

DIE ARCHITEKTEN VON HSH ENTWERFEN UNIKATE FÜR BESONDERE ORTE. VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Die Spurensucher


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HSH Architekten

Die Spurensucher

»WIR GEHEN AN DEN ORT UND FRAGEN: WAS IST HIER MÖGLICH? DADURCH ENTSTEHEN KEINE WIEDERHOLUNGEN, SONDERN VARIATIONEN.«

Sie lernten sich in Braunschweig ken­nen, gingen dann nach London, B ­ ar­ce­lona und Los Angeles und lan­deten schließlich in Berlin, dort, wo A ­ lt auf Neu prallt, Geschichte geschrieben wird und aus Denkmälern moderne­ Bauten entstehen. Ihre Projekte ha­ben sie von Anbeginn an durchnummeriert. Auf 160 »Fallstudien« hat es das Berliner Trio HSH, Florian Hoyer, Harald Schindele und Markus Hirsch­ müller seit der Büro-Gründung 1997 gebracht. Vor allem im Ostteil Berlins, aber auch verstärkt international hinterlassen sie immer größer werdende Spuren.

Ihr Leitthema lautet »verdichteter ur­baner Raum« oder, anders formuliert, »Bauen im Bestand«. Und dies bedeu­ tet: Die drei, die nie in anderen Büros angestellt waren und direkt nach dem Stu­dium ihr eigenes Unternehmen gegründet haben, entwerfen innovative Unikate, die genau an den jeweiligen Ort passen und an keinen anderen. »Der Dialog mit dem Umfeld und dem Nutzer ist entscheidend«, sagt Florian Hoyer. »Wir gehen an den Ort und fragen: Was ist hier möglich? Dadurch entstehen keine Wiederholungen, sondern Variationen.«


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HSH Architekten

Die Spurensucher

Bewährtes wird stets neu konturiert und das Spektrum ist breit gefächert. Es reicht vom individuellen Wohnhaus über Büro- und Wohnquartiere bis zur Umnutzung von Industriearealen.

l­ichten Konferenzzentrum weiterhin die Standflächen der alten Turbinen ab. »Wir gehen respektvoll mit der Sub­stanz um und machen dennoch ent­sprechend den Wünschen des Bauherrn eine zeitgemäße Nutzung möglich. Das ist unsere klare Architektur­ sprache«, erklärt Hoyer. So haben die Berliner auch das »Café Moskau« in der Karl-Marx-Allee wiederbelebt. »Die Herausforderung bestand darin, die Nutzung und die baugeschichtlichen Qualitäten zusammenzubringen.« Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Zentralverband des Deutschen Handwerks zeichnete das Projekt sogar mit dem »Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege« aus.

HSH mit seinen 16 Mitarbeitern ist stets auf der Suche nach Herausforderungen und Experimentierfeldern – mit dem Ziel, die Lebensqualität zu steigern. So ordnen sie beispielsweise bei der »Villa M« im Grunewald das Gebäude dem Sonnenstand unter. »Das Grundstück ist sehr speziell, denn der Garten liegt nordseitig, im Süden ist die Straße. Das heißt, bei konventioneller Planung wäre der Garten verschattet«, erklärt Hoyer. Entstanden ist eine anspruchsvolle Form – schräg, eckig, gekantet – Hauptsache die Sonne hat freie Bahn.

HSH füllt schmale Baulücken, von ­de­nen es in den späten 1990ern so viele in Berlin gab, mit Wohnhäusern. Sie fallen durch Patchwork-Fassaden aus Holz und Stuck ins Auge oder sind so aufregend wie die Lückenbe­ bauung in der Choriner Straße in Prenzlauer Berg, die erst in der zweiten Etage anfängt. Dieses hängende Objekt – gläserne Kuben mit Bädern und Küchen – ist ein Neubau zwischen zwei Altbauten. Es funktioniert nach dem »Containerprinzip«, die Boxen sind ein eigenständiges Tragesystem und hängen mit Hilfe eines Stahlträgers wie ein Rucksack am Nachbaraltbau. Die Woh­nungen sind anders als erwartet nicht horizontal geplant, sondern ineinander verschachtelte MaisonetteWohnungen. Durch den für HSH so typischen unkonventionellen Grundriss entsteht räumliche Spannung u ­ nd ein »Mehr« an Raumvolumen. »Die Fassade bei diesem Projekt zeigt zudem deutlich, dass sich 100 Jahre alter Stuck nicht einfach erweitern lässt. Was zur Gründerzeit an Formen­ sprache gültig war, ist heute eine ganz andere«, betont Florian Hoyer. Der Kontrast, den der »urbane Parasit« erzeugt, ist gewollt, er soll sichtbar, erlebbar bleiben. Hoyer, Schindeler und Hirschmüller sind Tüftler mit Herzblut, die sich selbst als »Spurensucher« bezeichnen. Sie greifen organisch ein, folgen einer Strategie der »kommunikativen Rekonstruktion«, so dass sich Neues selbstbewusst an Altes fügt. Was sich eindrucksvoll am Beispiel des denkmalgeschützten Abspannwerks in der Mauerstraße unweit vom Checkpoint Charlie ablesen lässt. Das in den 20er Jahren des 20. Jahr­hunderts errichtete ehemalige E-Werk, in den Nachwendejahren zum legendären Technoclub avanciert, demonstriert die gelungene, nachhaltige Verbindung von Historie und Moderne. Ein neuer Treppenturm trifft auf alte Bausubstanz, und im Erdgeschoss der Hallen zeichnen sich im frischen,

Mit der Nischenarchitektur hat sich HSH einen Namen gemacht. Statt auf Wettbewerbe setzten die drei vom Start weg erfolgreich auf persönliche Kontakte, auf Direktaufträge, wobei sich der Wirkungsradius inzwischen deutlich erweitert hat – räumlich und inhaltlich. Berlin ist die Basis, doch zahlreiche Projekte laufen bundesweit, in London und Riga, auf Mallorca und in Miami. »70 Prozent unser Arbeiten sind mittlerweile Neubauten«, sagt Hoyer. »Bauen im Bestand« ist heute einer der Schwerpunkte neben den Villen für Wohlhabende in aller Welt, darunter auch Passiv-Häuser, und den so genannten »CaseStudyRoofs«. Ästhetische Dächer sind das neue Markenzeichen von Hoyer, Schindeler und Hirschmüller. Erst kürzlich wurde »Sophies Dach« im Auftrag eines privaten Bauherrn fertig gestellt. Die Sanierung und Dachaufstockung hat drei Jahre gedauert, jedes Detail wurde »maßgeschneidert« und wie bei allen HSH-Projekten von Anfang bis Ende betreut. »Wir setzen uns mit den Bauherren auseinander, die ihren Traum verwirklicht haben wollen. So entstehen Entwürfe, Wohnformen und Materialien, auf die wir alleine nicht kommen würden«, betont Florian Hoyer. »Da können wir die Bauleitung nicht an Dritte vergeben.« »Sophies Dach« ist denn auch spektakulär: Zum ersten Mal wurde ein wellenförmiges Dach aus flüssigem Kunststoff realisiert – und das für das älteste Haus in der Sophienstraße.

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Sophies Dach Berlin 2011

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Die Spurensucher


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Choriner StraĂ&#x;e 20/21 Berlin 2002

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10 FRAGEN AN HARALD SCHINDELE MARKUS HIRSCHMÜLLER FLORIAN HOYER 1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Unser Büro haben wir 1996 gegründet. Die größte Herausforderung war am Anfang wahrscheinlich, Bauherren davon zu überzeugen, innovative Richtungen einzuschlagen – und das mit jungen »No-Name«-Architekten. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Mies van der Rohe, Walter Gropius,­ Frank Lloyd Wright, Herzog de ­Meuron 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Kurz gesagt: Architektur statt Zeitgeist. Etwas ausführlicher: Der Ort und all seine an ihn gebundenen Informatio­ nen, die Aufgabe und der Anspruch des Nutzers bilden den Ausgangspunkt eines jeden Projektes. Unsere Architektur knüpft an das Vorgefun­ dene an und erzählt eine eigene Ge­schichte auf der Grundlage des Vor­ handenen. Als bewusste positive Kon­ troverse wollen wir einen eigenen Impuls setzen, der zum Dialog anstiftet. Unsere Strategie dabei bezeichnen wir als »kommunikative Rekonstruktion«: Neues fügt sich selbst­­be­wusst an Altes. Neue Wohnformen schließen Lücken in der Stadt und überspielen Brüche in verdichteten Strukturen. Mit anspruchsvollen Einfamilienhaus­ projekten oder verwandelten Industriedenkmalen entstehen neue Akzente an verstummten Orten oder kommen vorhandene Qualitäten wieder ins Gespräch. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Es geht uns nicht darum, Dinge anders, sondern Dinge gut zu machen.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Mehr als irgendeine Auszeichnung freut es mich, wenn Bauherren nach dem Einzug glücklich sind und sich ­ in ihrem Haus wohl fühlen. 6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Momentan konzentrieren wir uns bei der aktiven PR auf die fertig gestellten Projekte. 2010 war das insbesondere das »Café Moskau«. In diesem Jahr werden die Schwerpunkte auf der »Villa M« und »Sophies Dach« liegen. Durch die gute und umfangreiche Resonanz auf das »Café Moskau« erhalten wir gegenwärtig aber auch viele Veröffentlichungsanfragen. Daneben halten wir Vorträge, besuchen selbst Veranstaltungen etc. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Um Geld zu verdienen, wird man nicht Architekt. Die Höhe der Budgets sollte nicht das alleinige Kriterium sein für gute Architektur. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Der Umbau des »E-Werks« und des »Café Moskau«, das Wohnhaus in der Choriner Straße 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Ein Bauherr mit einem guten Sinn für Architektur und angemessenem Budget, der sagt: »Mach mal«. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Wichtig ist uns, eine auf maximalen Gewinn ausgerichtete, gleichgeschaltete Investorenarchitektur zu vermeiden und mit dem vorhandenen Umfeld bewusst und sensibel umzugehen. Wir möchten Bauten entwickeln, die für den Ort, für den wir sie planen, ­und

so, wie wir sie planen, »richtig« sind. Sie sollen Sinn machen und auch in 80 Jahren noch diesen Kriterien entsprechen.


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Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

Die Beziehungsbauer


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WER SICH WOHL FÜHLT, HAT GUTE IDEEN: LEPEL & LEPEL GESTAL­ TEN ORTE, DIE INNO­VATIONEN WECKEN. VON INKEN HERZIG


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Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

Die Beziehungsbauer


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Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

Die Beziehungsbauer

Was passiert, wenn das glamouröse Düsseldorfer IT-Girl mit dem handfesten Stahlarbeiter aus dem Ruhrgebiet zusammentrifft? Eine ungewöhnliche Liaison beginnt. Eine Mischung, der es nicht an Glanz, aber auch nicht an praktischer Orientierung fehlt.

­ ondern ein Stück Heimat, Lebenss qualität und Hotelkomfort finden will.

Perspektiven. Eine anspruchsvolle ­ Mi­schung, die den Innenarchitekten mit einem besonderen, gedanklichen Bild gelang: men of steel and girls o ­f pleasure. »Das wurde zu unserer Strategie«, sagt Monika Lepel. Der Stahlarbeiter stand für die Materialien: ehrlich, robust. Die girls of pleasure für den Ortsbezug zur Landeshauptstadt. Hier durfte es betont sexy und bunt zu gehen. Eine antreibende Allianz für einen Ort, an dem Innovationen in schneller Folge umgesetzt werden. Das kann nur geschehen, wenn Menschen in Räumen tätig sind, die ihre Kreativität beflügeln – wer sich wohl fühlt, hat gute Ideen.

Genau diesen Spannungsbogen versteht das Kölner Büro Lepel & Lepel minutiös zu bespielen. Ob es dabei um den Fachbereich Bauingenieur­ wesen der Hochschule Wismar geht, um die Altarraumausstattung der evangelischen Lutherkirche in Düsseldorf, die 2011 den red dot design award gewann, oder jüngst um die innenarchitektonische Planung des Google Düsseldorf Büros – immer ­ ist da diese besondere Handschrift. Die Kunst, die wesentliche Aussage der Beziehungen zwischen Raum und Mensch einzufangen und auf den Punkt zu bringen – Beziehungswirtschaften in der Architektur sichtbar zu machen. »Beziehungen bauen« nennen es die Innenarchitektin Monika Lepel und der Architekt Reinhard Lepel ganz unprätentiös. Ein Duo, das – auch nach teilweise schmerzvollem Wachstum wie es zu­gibt – heute gelassen alles bespielen kann. »Wir möchten uns gar nicht fokussieren, sondern ganzheitlich ent­wickeln – mit vielen Aspekten«, sagt Monika Lepel. Und dabei hat der lichtdurchflutete Altarraum einen ebenso hohen Stellenwert für sie wie der Bau einer orthopädischen Klinik in Köln oder die Büroplanung für das Technologieunternehmen Google. »Wir drücken von zwei Seiten auf ein Projekt«, unterstreicht die Innenarchi­ tektin, »gemäß Vilém Flusser: wir begreifen die Welt von zwei Seiten.« Und so wie der Medienphilosoph und­-theoretiker die »Entfremdung des Menschen vom Konkreten« beschreibt, die Umformung von realen Bildern in fiktive, drehen Lepel & Lepel diese Phantasien um. Ganz real fangen sie die Phantasiebilder des Bauherren ein, nicht um sie zu beschneiden, sondern um sie als ­beflügelnde Idee in den Alltag zu integrieren. So wurde in Düsseldorf alles auf die komplexen Bedürfnis­ se eines Teams von Wissensarbeitern eingestellt, das viel reist und in den Transiträumen nicht nur Büro,

So sieht der Google-Empfang weder nach Plastikwelt noch nach Clean Chic aus. Natürliche Materialien ver­­ mitteln Privatheit, gleich hinter dem Empfangsbereich ragen antike Holzschubladen aus den Wänden. Nichts für Schubladendenken, sondern eher Raum für Individualität. Denn jeder Googler darf alles mitbringen, was ihm­ein Wohlgefühl bei der Arbeit verschafft. Lepel & Lepel, die schon vor Jahren das Private im Büro, den erweiterten Raum für Wissensarbeiter, gedacht hatten, waren erfreut. »Was wir mit konservativeren Bauherren erst entwickeln müssen, brachte das Google-Unternehmen schon mit: gemeinsam Essen, kommunizieren. ­ Wir sehen endlich jemanden, der das nicht nur will, sondern auch lebt«, be­merkt Reinhard Lepel. »Und sie leben es so gut, dass sie mit dieser entspannten Haltung ihre Arbeit effektiver umsetzen können«, ergänzt Monika Lepel, die das Projekt mit einem schlagkräftigen Team betreute. Für das Technologieunternehmen wurde die Zusammenarbeit zur Ideenwerkstatt. Schnell wurde deutlich: Das Büro Lepel & Lepel sieht die Ansprüche des Googlers – Altersdurchschnitt Anfang 30 und ein Kind der Popkultur – als Ansporn. Denn diese Profis, d ­ ie sich federleicht in virtuellen Welten­ zurechtfinden, wollen im realen Radius einen gut benutzbaren, klaren Schnittbogen finden. Bei der Office-Planung waren vor allem offene Kommunikationsstrukturen wichtig. Großzügige AustauschPlattformen, die zum einen die Offenheit als Teil der Firmenkultur widerspiegeln, zum anderen das innovative Denken und Experimentieren der Googler unterstützen. Vieles sollte für den anspruchsvollen Kunden neu gedacht werden. »Kunst zeigt sich nicht durch Komfort, sondern durch das Risiko«, sagt Monika Lepel. Dass sie mehrfach ihre Komfortzone im Projekt verlassen musste, deutet sie nur an. Nichts kam fertig aus der Schublade, alles musste neu entwickelt werden. Entstanden sind emotional-sinnliche Lebensräume, die die Mitarbeiter aktivieren und ihre Kreativität befeuern: durch Farben, Materialien und neue

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Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

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Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

Google Office D端sseldorf 2011

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Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

10 FRAGEN AN MONIKA UND REINHARD LEPEL

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? 1993 gehörte uns die Welt. Wir mussten jenseits von gewonnenen Wett­ bewerben Akquise lernen. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Unsere Vorbilder waren immer kraft­ volle Entwerferpersönlichkeiten, Menschen, die uns in einer entscheidenden Phase geprägt haben. Frau Prof. Ellen Birkelbach und Herr Prof. Peter Kulka haben uns in Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Werk Freiheit und Eigensinn vorgelebt. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Beziehungen bauen. 4. Was wollten/wollen Sie anders machen als die anderen? Welche anderen? Wir bewegen uns in einem Umfeld von vertrauenswürdigen und herausragenden Architekten in gegenseitigem Respekt. 5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Wir können uns immer über jeden gewonnenen Wettbewerb oder jede gewonnene Auszeichnung freuen. ­ Wir lieben den sportlichen Wettkampf. Wir sind glücklich, wenn Menschen die Qualität erkennen, die wir für sie geschaffen haben. 6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Wir investieren Zeit und Personal, wir machen uns Gedanken, was Menschen außerhalb des Architektenkreises interessieren kann. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets, im Bereich Bauen tätig zu sein? Wer baut, gestaltet Zukunft.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Die drei nächsten. 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Monika Lepel: Ferienhäuser. Gute, einfache Ferienhäuser. Sie spiegeln die Essenz des Lebens wider. Reinhard Lepel: Es gibt keine Traumaufträge. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Wir machen den städtischen Raum ­ zu einem würdevollen Lebensraum für Menschen.

Die Beziehungsbauer


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Architekturb端ro Jakob Bader

Der Minimalist


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Architekturbüro Jakob Bader

Der Minimalist

DEM MÜNCHNER ARCHI­ TEKTEN JAKOB BADER GELINGT ES MIT WENIGEN MITTELN, HÄUSERN CHARAKTER ZU VERLEIHEN. SEINE SPEZIALITÄT: GEBÄUDE MIT GRIPS. VON OLIVER HERWIG


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Architekturbüro Jakob Bader

DAS KÖNNTE SCHULE­ MACHEN IN DER ÖKOARCHITEK­TUR: WENIGER ­I ST SCHLAUER.

Der Minimalist

Nein, dieses Wort könne er nicht m ­ ehr hören. »Nach-hal-tig-keit« sei nur eine Blase, meint Jakob Bader. Hinter der schillernden Oberfläche »verbergen sich meist hohe Investitionen und eine maximale Materialschlacht.« Lieber spricht der junge Münchner Architekt von schlauen Gebäuden. Was er darunter versteht? »Verhältnismäßiger Aufwand. Nicht maximaler Glanz.« Wie so etwas aussehen kann, hat Bader letztes Jahr vorgeführt mit »Haus V«. Kantig sieht es aus, knallrot und ­ kom­promisslos. »Haus V« ist perfekt auf ein Paar aus der Kreativ-Branche zu­geschnitten, das viel unterwegs ist. »Modern sollte es sein, aber nicht ­ per­fektionistisch«, keinesfalls »geschleckt«. Irgendwann tauchte im Gespräch Giorgo Giugaros »Lotus Esprit« aus den 1970er Jahren auf: dynamisch und leicht. Das Bild gefiel.


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Architekturbüro Jakob Bader

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Bader machte daraus ein Haus, federleicht und markant, mit einem massiven Kern, einem Motor in Form einer Wärmepumpe und viel Glas. Selbstbewusst steht es da, spielt mit dem Bebauungsplan und den Erwartungen an ein Einfamilienhaus. Da wird auch das richtige Auto nicht weggesperrt, sondern unter dem weit auskragenden Obergeschoss präsentiert wie weiland bei Le Corbusier.

Haustechnik. »Die Wärmepumpe hätte es gar nicht gebraucht«, behaupt­et der Architekt, der auch sonst mit den Klischees von Jute und Kork wenig am Hut hat. Er selbst wohnt mit seiner Familie und viel geerbten Antiquitäten in einem Sechziger-Jahre-Haus. Die Brechung macht es für ihn spannend. »Antiquitäten ertrage ich nur i­m modernen Ambiente, wie in Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum«, er­klärt­ der Baumeister. Mit einer Ausnahme: Liebend gern thront er im Sessel seines Großvaters. Für die Restaurierung hätte sich Bader auch einen Eames-Chair kaufen können, doch das Familienstück war ihm wichtiger. »Der Sessel«, sinniert er, »­ ist Ehrfurcht gebietend.« Darin nähme er automatisch eine andere Haltung an. Etwas zu steif, etwas zu ernst blickt Jakob Urs Anton Bader denn auch aus den Tiefen des Erbstücks. Wer seinen Lebenslauf liest, könnte meinen, der Mann habe Architektur studieren müssen. Bader stammt aus einer Familie von Schreinern. Sein Vater war leitender Baudirektor, seine Mutter Innenarchitektin. Und auch sein kleiner Sohn sagt schon, er werde einmal Architekt.

Fotografen zählt, bleibt Jakob Bader der Kopf hinter dem Büro.

Schlau heißt bei Bader, das Notwendige tun und Schwerpunkte setzen. Da ist zum Beispiel der loftartige Wohn-Ess-Koch-Raum, den er wie eine Basilika angelegt hat, durchaus mit Augenzwinkern. Die Küche sei ja­schließlich »der Hochaltar unserer Zeit«, meint Bader. Also thront der Küchenblock wie ein Opfertisch im Raum. Der Blick wiederum geht ins Grüne, und dieses Grün ist eigentlich nur eine Restfläche, auf der niemand bauen wollte. Die kompromisslose Form des Hauses spiegelt sich in seinem Inneren: alle Zimmer umspielen den Kern m ­ it seinen zwei einläufigen Treppen, den Bädern und der Ankleide. Das Erdgeschoss öffnet sich zum Garten mit seinen Tannen und dem großen­ Apfelbaum, das Dachgeschoss aus Schlafzimmer, uneinsehbarer Son­ nenterrasse und Badezimmer wiederum öffnet sich zum Himmel. Geschützt von Isolierglas könne man­ im Bett liegen und am Himmel Stern­ schnuppen oder Schneeflocken beobachten, schwärmt Bader. Selbst das Bad weist unter seiner Lichtkuppel zum Himmel. Was ist nun so ökologisch an »Haus V?« Es verbraucht kaum Energie. Natürlich stehen da viel Beton und Zement, hocheffiziente Dämmung und

Der 38-Jährige führt ein kleines Büro in Münchens Maxvorstadt mit großen Ideen, ein Ladenlokal mit weiß ge­ strichener Bierbank vor dem Fenster und weißen Regalen im Rücken. Bücher und Aktenordner stehen in Reih und Glied, hinter dem Tresen surren zwei Computer. »Unsere Arbeits­weise, Bürostruktur und Hilfsmittel sind einfach, modern und effizient«, steht dazu auf der überraschend textlas­ tigen Internetseite. »Teamgröße und­ Zusammensetzung richten sich flexibel nach dem jeweiligen Bedarf.« Und obwohl er zu seinem erweiterten Team auch Ingenieure, Anwälte, Grafiker, Modellbauer, 3-D-Animateure und

Augenblicklich steht ein ganz anderer Aspekt von Nachhaltigkeit an. Bader baut um. Viele Wohnhäuser wollen wachgeküsst werden. Transformationen sind sein Geschäft. Mit viel Phantasie wendet er Münchens Bausub­ stanz ins 21. Jahrhundert. Sein Motto: Alles, was gut ist, wird gestärkt, was schwach ist, fliegt raus. Nur einen Steinwurf von der Technischen Universität ist so ein »schlauer« Umbau zu sehen. Bader ließ das Nachkriegshaus gleich mal »saftig grün streichen«, dann druckte er Kastanienblätter auf verschiebbare Glasläden. Die Motive für den gläsernen Sonnenschutz fand er vor der Alten Pinakothek. So zieht etwas Schattiges und eine Andeutung von Grün und Weite in die eng bebaute Straße. Gebäude sind so etwas wie Patienten für Bader. Man müsse ihnen das gute Gefühl geben, dass sich jemand um sie kümmere. Dann reichen auch kleine Umbauten, um Großes zu er­reichen. Das könnte Schule machen in der Öko-Architektur: Weniger ist schlauer. Architekturbüro Jakob Bader Amalienstraße 14a 80333 München T +49 (0)89 33 03 85 10 F +49 (0)89 33 03 85 12 architekturbuero@jakobbader.de www.jakobbader.de

Abbildung auf der Folgeseite: Haus V München-Unterföhring 2008


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Architekturb端ro Jakob Bader

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Architekturb端ro Jakob Bader

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10 FRAGEN AN JAKOB BADER

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Das Büro wurde 2001 gegründet – in schwierigen Zeiten, mit großen Ambitionen, aus dem Stand. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Hans Leinz, 1903–1971, Schreiner und­Stadtrat in Heidelberg, mein Großvater. Ludwig Mies van der Rohe, 1886–1969, Architekt in Berlin bzw. Chicago 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Unsere Gebäude sind immer zugleich phantasievoll und effizient, feinfühlig und rigoros, klar und vieldeutig. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Wir schwimmen nicht in einem mittel­mäßigen, ängstlichen, diffusen, kompromissvollen und humorlosen Entscheidungs- und Gestaltungsbrei mit. 5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Wir freuen uns immer sehr über die geistige Auseinandersetzung mit unseren benutzbaren Werken. 6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Wir reden selbstbewusst mit jedem und jederzeit über Architektur und Architekten. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Die Budgets werden nicht schmaler, sondern differenzierter. Es macht ­ uns glücklich, unser Umfeld mitzu­ gestalten.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Kulturkiosk Kanzler, Zwischennutzung in München, 2003 Haus V, Einfamilienhaus in Unterföhring, 2008 Haus Leinz, Wohn- und Geschäftshaus in Heidelberg, 2011 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Ein großer Neubau, entwickelt und umgesetzt nicht für oder gegen, ­sondern mit einem klugen Bauherren. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Die alltägliche Aufgabe jedes ­Architekten ist die Verbesserung der Städte.

Der Minimalist


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RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Die Landschaftsgestalter


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Die Landschaftsgestalter

MIT GARTENSCHAUEN ­C ITYS ZUM BLÜHEN ­B RINGEN UND BÜRGERN NEUE FREIRÄUME SCHENKEN: MIT GRÜNER STADTGESTALTUNG WUCHS DAS BÜRO RMP STEPHAN LENZEN LANDSCHAFTS­ ARCHITEKTEN GLEICH MIT. VON INKEN HERZIG


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RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Die Landschaftsgestalter

»DIE RENAISSANCE DES GARTENS IST ­STÄRKER DENN JE.«


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Dies ist eine Geschichte vom Wachsen. Sie erzählt vom realen, grünen Wachsen, das Städte zu dem machen kann, was sie in Zukunft sein sollten: lebenswürdigere Oasen. Sie erzählt vom Mitwachsen und dem Wachsen an Aufgaben. Und von einem Büro, das aus alten Schuhen herauswuchs und sich selbst übertraf.

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Denn schon lange sind sie nicht mehr eine botanische Aneinanderreihung von Pflanzen, gespickt mit fröhlichen Events. Jüngst gestaltete RMP die Bundesgartenschau Koblenz, die am­ 15. April 2011 eröffnet wurde. »Wir Architekten empfinden das Groß­event Gartenschau natürlich auch pro­ble­ma­ tisch«, bekennt er, »mit seinen überbordenden Facetten und dem ganzen Stephan Lenzen, 44, ist viel unter­wegs.­ Drumherum.« Schon jetzt zeich­net sich in Koblenz ab, dass die Stadt, die an­ Zwischen Köln, seinem Geburts- und Heimatort, und Bonn, seinem Büro­ fangs noch kritisch ob der finan­ziel­len standort. Der Kopf und Chef des Land­- Auslagen war, profitiert. Touristen, die schaftsarchitekturbüros RMP hat ein früher kurz ans Deutsche Eck fuhren, Händchen fürs Wachstum und das die Aussicht genossen und danach in ihren Reisebussen ver­schwanden, Wachsen. bleiben. Schon in den ersten zwei Mo2001 wurde er als Partner in das Büro naten der Veranstaltung wurden eine Million Besucher verzeichnet. Ins­ von Heinrich Raderschall in Bonn ­auf­­genommen, 2004 übernahm er es.­ gesamt beläuft sich die Prognose der Das Büro war gut eingeführt, seit Besucher für die ganzen sechs Monate 1951 am Markt, aber mit der Entwurfs­ auf zwei Millionen. Geld fließt nach Kosprache nicht mehr ganz up to date. blenz – über den Eintritt hinaus in die Lenzens vorrangige Aufgabe: neue Stadt hinein, in Restaurants und HoAuftraggeber zu generieren. Der Land­ tels. Und erstmals nach langen Jahren schaftsarchitekt mit Gärtnerausbilwurde für die Bevölkerung auch das dung hatte damals schon ein gutes Wasser wieder erlebbar gemacht. »Die Gespür für Wachstumsfelder. Er setzte Stadt zum Rhein zu bringen, ist uns nicht auf private Gärten, um das Büro gelungen«, stellt Lenzen fest. »Kleinere nach vorne zu bringen, sondern auf Städte müssen heute ihre Qualitäten Gartenschauen und beteiligte sich an­ besonders herausarbeiten«, beschreibt den Ausschreibungen. Der Grund da­ er, »auch für die eigene Bevölkerung für? »Für die Gartenschauen gibt es den Freiraum gestalten. Wir haben uns ein festes Budget und den Druck, zu wie die ›Drahtbürste‹ verstanden – die einem bestimmten Zeitpunkt fertig Juwelen, die es gab, freigelegt.« zu sein und sie der Öffentlichkeit zu Der berühmte Lenné-Garten zum Bei­ präsentieren. Gastgeber zu sein und spiel war verwahrlost. Heute strahlt sich nicht zu blamieren. Das erfordert das Kurfürstliche Schloss wieder – schnelle Entscheidungen. Durch die und die Entwürfe des einstigen preuEröffnungsdaten gibt es einen realisßischen Gartenbaumeisters, Peter tischen Druck – das Thema wird nicht Joseph Lenné, finden sich hinter dem totdiskutiert«, erklärt er. Schloss als prachtvoller Terrassengarten. Auch der Schlossvorplatz hat 2005 generierte er die Internationale sich verwandelt. »Früher wurde er als Gartenschau in Hamburg. Mit den Parkplatz genutzt«, erzählt Stephan größeren Anforderungen an das Büro Lenzen, »heute ist es uns gelungen, wuchs auch die Kollegenzahl. »Bei zwanzig Mitarbeitern veränderten wir ihn in einen Bürgerpark mit weitläufigen Beeten und breiten Wegen zu die Bürostruktur«, erzählt Stephan verwandeln. Die Fahrzeuge verschwinLenzen. Ihm war wichtig, dass jeder den in der vorhandenen Tiefgarage.« möglichst selbständig agieren und entscheiden konnte. Ein Erfolgsrezept: Es gelang, was sich Lenzen vornahm: heute misst das Büro rund 40 Ange­ dass die Gartenschau einen Mehrwert stellte, ist eines der größten der Bran­- für die Zeit danach verankert und­ che in Deutschland und akquiriert Auf- den Bürgern neue Freiräume verträge, die kleine Büros in dieser Form schafft. »Das Motto der Gartenschau – ›Koblenz­verwandelt‹ –«, so ist er selten bekommen. Der Schwerpunkt überzeugt, »hat sich inzwischen auch liegt immer noch bei Gartenschauen. auf die Bürger übertragen. Sie sind »Sie sind für uns reizvoll, weil sie ungemein stolz und freuen sich, Gaststädtebauliche Instrumente sind«, bekennt Stephan Lenzen. ­ geber zu sein.«

Die Landschaftsgestalter

Auf Stephan Lenzen warten neue Herausforderungen. Auch in Öhringen soll 2016 eine Landesgartenschau entstehen. Da sich die Aufträge für das Büro inzwischen Richtung Süden strecken, scheint es auch ein Ort für eine weitere Büro-Dependance zu werden. »Gartenschauen gehören in Städte, da sie die Lebensqualität erhöhen«, ist Stephan Lenzen überzeugt. Dass sich das Thema in Deutschland überholen könnte, macht ihm keine Sorgen. »Die Renaissance des Gartens ist stärker denn je«, beobachtet er. »Auch die Sehnsucht in den Städten nach grünen Räumen wird immer stärker. Ob Guerilla-Gardening oder UrbanGardening – davon profitieren wir alle, auch die Landschaftsarchitekten.« RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten Klosterbergstraße 109 53177 Bonn T +49 (0)228 95 25 70 F +49 (0)228 32 10 83 info@rmp-landschaftsarchitekten.de www.rmp-landschaftsarchitekten.de


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Bundesgartenschau Koblenz 2011

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

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RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur – Dycker Feld Schloss Dyck, Jüchen 2002

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10 FRAGEN AN STEPHAN LENZEN

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Ich habe eigentlich nie ein Büro gegründet, sondern vielmehr das Büro übernommen, in dem ich vormals 5 Jahre Mitarbeiter und Partner war. Ab welchem Zeitpunkt ich es schließlich als mein Büro wahrgenommen habe, kann ich Ihnen nicht genau sagen. Als eine Herausforderung habe ich es nie empfunden, sondern als ein Geschenk. Selbständig und selbst­ verantwortlich das tun zu können, ­ was ich beruflich am besten kann. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? In der Landschaftsarchitektur hatte ich nie Vorbilder, ich orientierte mich eher an Hochbauarchitekten wie z. B. Zumthor u. a. Heute ist es vielmehr meine Familie, insbesondere meine Tochter, die mich durch ihre neugierige Sicht auf die Welt und die Menschen wachsen lässt. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Als Landschaftsarchitekten berühren und bewegen wir mit unseren Werken die Menschen. Wir »spielen« mit den Sehnsüchten nach Natur und Landschaftserlebnis, mit der Intention nach Ruhe, einer Reduktion der Eindrücke­ und Schönheit. Durch Haltung übernehmen wir Verantwortung und Ge­währleistung: für das Spielerische, Schöne und Faszinierende im Rahmen von Funktionalität und Wirtschaftlichkeit, Nutzen und Dauerhaftigkeit. Mit Kreativität und Können gestalten wir Lebensräume. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Ich möchte nicht anders sein, sondern möglichst viel »original ich« sein, und ob ich damit etwas anders mache, glaube ich nicht.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Die Architekturpreise und Veröffentlichungen unseres ersten großen Projektes, dem »Dycker Feld«. Insbesondere der Green Good Design Award für Nachhaltigkeit im letzten Jahr. Warum? Weil es ein einmaliges und in Teilen radikales Projekt war. 6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Mehr als nur solche Fragen zu beantworten. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Werden die Budgets schmaler? 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Projekte? Wenn ich mich auf die bereits fertig gestellten Projekte beschränke, dann sind es das »Dycker Feld« selbstverständlich, die »T-Mobile-Stadt« und die »Bundesgartenschau 2011« in Koblenz. 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Keine Ahnung, ich träume nicht von Aufträgen. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Das tun wir schon und wie wir es tun,­ kann ich Ihnen in max. 2 Sätzen nicht beschreiben. Ich denke, es ist einfa­ cher, Sie schauen sich die neuen Frei­räume der Innenstadt von Koblenz einfach an.

Die Landschaftsgestalter


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AllesWirdGut Architektur

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DIE VIER WIENER ARCHI­ TEKTEN VON ALLESWIRDGUT BESITZEN DIE SELTENE GABE, DAS SPEKTAKULÄRE GANZ SELBSTVERSTÄNDLICH ERSCHEINEN ZU LASSEN. DAMIT STELLEN SIE MODERNE ARCHITEKTUR AUF EINE NEUE BASIS. VON OLIVER HERWIG


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Nina Ruge ist schuld. Sie lieferte den­ schillernden Namen des Wiener Archi­ tekturbüros AllesWirdGut. Ruges Abmoderation der RTL-Nachrichten wurde bei Andreas Marth, Christian Waldner, Friedrich Passler und Herwig Spiegl zum geflügelten Wort. »Nach all den Horrorgeschichten hat sie uns diese schöne Nachricht geschickt«, erinnert sich Spiegl. Damals steckten sie in der Endphase eines ihrer ersten Projekte und neckten sich am Ende jeder Mail mit dem Spruch. Als sie bei der Abgabe des Wettbewerbs noch immer keinen Büronamen hatten, tauchte »AllesWirdGut« auf, ganz spon­tan. »Wir waren uns des Potentials nicht mal bewusst«, behauptet Spiegl. Heute kann man für diesen Marketing-Coup gratulieren.

Passagen und Innenhöfen­und legten auf dem zersplitterten Grundstück eine kleine Stadt in der Stadt an. Das Haus schreibt sich in den Kontext ein und wird Krems.

me der Aufgabe schon näher. Natürlich sind sich AllesWirdGut bewusst, welche Macht sie in Händen halten. Spektakuläre Fassaden wirken wie ein Katalysator, sie beschleunigen die Entscheidungsfindung und beeinflussen öffentliche Meinung, aber letztlich gehe es um andere Qualitäten. In zwölf Jahren hat das Quartett Marth, Waldner, Passler und Spiegl bewiesen, wie man eine Balance findet aus spektakulären Fassaden und selbstverständlichem Auftreten. »Ob das Gebäude rot, blau, grün aussieht oder in der Farbe des Gesteins erscheint, sollte seiner Qualität nicht viel anhaben können.« Wichtig sei nur eines: Es müsse funktionieren.

So ist es eben bei AllesWirdGut, vieles klingt leicht und lässig, hat aber außer­ordentlichen Tiefgang. Ihre Architektur probt das Monumentale und weist doch alles Schwere von sich. Wie man mit einem UNESCO-Weltkulturerbe umgeht, dem Skulpturenpark und Festspielgelände im Römersteinbruch St. Margarethen, bewiesen sie im Sep­tember 2005. Statt sich an der ge­waltigen Kulisse abzuarbeiten, nahmen sie den Ort auf, seine Energie, und akzentuierten die Mega-Skulptur mit messerscharfen Schnitten aus Cortenstahl-Rampen und Stegen. Zuschauertribüne, Eingangs- und Cateringbereich sowie Foyerpark wirken so, als stünden sie schon immer da. Ihre eigene Arbeit sahen sie ganz bescheiden als »als Fortführung der Bildhauerarbeit«. AllesWirdGut betreiben dabei JiuJitsu. Sie wenden Dinge und machen sich die Dynamik des Ortes zunutze. »Indem sogenannte Probleme als Chance ge­lesen werden, entstehen neue, unerwartete Möglichkeiten«, formulieren sie ihre Bürophilosophie. »Das Ziel ist immer, über die gegebene Aufgabe h ­ inaus zusätzliche Qualitäten zu finden und zu realisieren.« Wie in Krems, wo mit dem NHK (Niederösterreich Haus Krems) Österreichs größtes Büro-Passivhaus entstand. Statt das Projekt auf die grüne Wiese zu verlegen und dort frei von allen Einschränkungen zu verwirklichen, stellten sie sich den Herausforderungen des Or­tes, den kleinteiligen Parzellen, den Gassen,

Friedrich sei der Zielstrebige, Chris­ tian der Ernsthafte, Andi der Spitzbub und er der Rebell, lacht Spiegl, mit 38 Jahren Jüngster der vier. Projekte leitet immer nur ein Partner, am Anfang stehen gegenseitiger Austausch und viel Respekt vor der Meinung der anderen. »Skulpturale Fähigkeiten bringen wir alle mit«, erklärt Spiegl, der von spektakulären Bauten als Selbstzweck gar nichts hält. »Wir bilden ein Team, das stark aus dem Kontext arbeitet und Projekte sehr pragmatisch führt.« Dazu komme ein konzept­ bezogener Kick, eine Geschichte. »Zu wissen, warum man etwas macht, ist besonders wichtig.« Freundschaft? »Auf jeden Fall. Zum Glück verbringen wir nicht mehr ganz so viel Zeit im Büro wie früher, aber damals waren es die intensivsten Be­ziehungen, die ich hatte«, sagt Spiegl. »Das hat extrem zusammengeschweißt«. Geholfen haben dabei ein Faible für Mode und die Rocker von »Monster Magnet«, deren Song »Negasonic Teenage Warhead« Mitte der 1990er Jahre in jedem Club zu hören war. In der zwölfjährigen Geschichte des Büros gab es nur eine längere Diskussion – ausgerechnet über die eigene Homepage, die für viele andere Büros inzwischen stilbildend wirkte: lässig und informativ, wie ein Fahrplan in ihr architektonisches Denken. Da seien die Meinungen stark auseinander gegangen, erinnert sich Spiegl. Alles andere war und ist »Nörgeln auf hohem Niveau«, es gehe um Kleinigkeiten, um Details. Jeder gebe mal nach, wichtig sei das »Topergebnis am Schluss«. Das Spektakuläre braucht das Selbstverständliche. Wer glaubt, hier arbeiteten nur titanische Baumeister und Bildhauer, geht in die Irre. Die Wiener trotz einprägsamer, ja beeindruckender Bauten quer zur öffentlichen Mei­nung. Architektur lasse sich eben nicht auf »Formen erfinden und Farben definieren« reduzieren, behauptet Spiegl. »Räume zu definieren und Raumstimmungen zu erzeugen« kom-

Acht Mitarbeiter, fünf Praktikanten und »vier Chefs«, das sind AllesWirdGut. Sie wollen nichts weniger als »die Welt verbessern«. Bei den Wienern wird Architektur zur sozialen Dienstleistung. Sie legen die Basis für das tägliche Miteinander. Der Stadtplaner als sozialer Bauarbeiter, dieser Gedanke ist AllesWirdGut nicht fremd. Trotzdem klingt Spiegl unzufrieden. Demnächst, erklärt er, werden sie wieder mehr Schärfe in die Projekte­einbringen, wieder stärker den eigenen Idealen verpflichtet sein und weniger strategisch denken. Da trifft es sich gut, dass der charmante Büroname bleibt. Das habe pragmatische Gründe, erklärt Spiegl. Das Wiener Gemüt sei insgesamt etwas grantig, besonders am Telefon, aber wenn sie sich mit »AllesWirdGut« meldeten, steige die Laune sofort. AllesWirdGut Architektur ZT GmbH Josefstädter Straße 74/B 1080 Wien, Österreich T +43 (0)196 10 43 70 F +43 (0)196 10 43 711 awg@alleswirdgut.cc www.alleswirdgut.cc

Abbildung auf der Folgeseite: Festspielgelände im Römersteinbruch St. Margarethen 2008


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10 FRAGEN AN CHRISTIAN WALDNER HERWIG SPIEGL FRIEDRICH PASSLER ANDREAS MARTH 1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Bürogründung 1999. Größte Herausforderung war, eine funktionierende Bürostruktur aufzubauen, in der einigermaßen normale Arbeitsbedingungen herrschten und man trotzdem beruflich erfolgreich sein konnte. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Während des Studiums fielen uns junge Holländer wie MVRDV und NL Architects auf, die erfolgreich waren und erfrischende Architektur boten. Das hat uns Mut gegeben, es selbst auch zu probieren. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Veränderungen zulassen. Neues ausprobieren. Dabei aber nicht vergessen, unsere Verantwortung gegenüber Bauherren, Gesellschaft und Umwelt zu wahren. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? In Österreich gab es zu unserer Grün­ dungszeit die alte Garde, die baute, und die junge Generation, die nicht baute. Wir wollten jung sein und bauen! 5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Unsere Ladung zur »Biennale di Venezia 2004«, durch die damalige Kuratorin Marta Schreieck. Das war s ­ o ein Gefühl, etwas geschafft zu h ­ aben, ­ wo man immer hin wollte. In dem Mo­­ment fast wie ein Olympiasieg. I­ m Nachhinein relativiert sich a ­ lles und man sucht immer nach neuen Herausforderungen und Zielen.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Grundstein der Eigen-PR war eigentlich schon unser Büroname, der nach wie vor einfach zieht. Enorm wichtig ist unser Webauftritt, der vor nunmehr vielen Jahren eine richtungsweisende viel kopierte Präsenz war. Neu dazu gekommen ist unsere Facebook-Seite. Das »AllesWirdGut-Buch 01 und 02« ist eine schöne Sammlung geworden, auf die man stolz sein kann und sich­ er­lich weitergeführt wird. Zahlreiche Publikationen, Vorträge und Ausstel­ lungen vervollständigen unsere Präsenz im Architekturgeschehen. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Wir hatten mit dem uns zur Verfügung gestellten Baubudgets eigentlich nie­ Probleme. Natürlich kann mit schmalen Budgets nicht jedes Projekt hoch­ wertigst ausgeführt sein. Uns interessiert aber neben der Ausführung vor allem auch das Erarbeiten von interessanten Konzepten, ungewöhnlichen Ansätzen und Hervorbringen von speziellen Qualitäten aus der konkreten Bauaufgabe heraus. Solche unerwartete Lösungen sind meist unabhängig vom Budget und oft das eigentliche »Highlight« unserer Projekte. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Aktuell das ZIV (Zivilschutzzentrum Innichen) ROM (Römersteinbruch St. Margarthen) NHK (Niederösterreich Haus Krems) 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Ein großes Projekt in Innenstadtlage mit spannendem Nutzungsmix aus Wohnen, Büro, Entertainment, Gastronomie, Shopping und Freiräumen. Die »5 Höfe« in München zum Beispiel!

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Allgemein träume ich besonders für unsere Kinder von Städten, in denen das Auto optimal ersetzt worden ist. Ich glaube, das wird unsere Städte die nächsten 50 Jahre am nachhaltigsten verändern. Ich hoffe, da gelingt ein großer Wurf! Wie der aussieht, habe ich aber leider keine Ahnung, da sollte aber viel mehr interdisziplinärer Hirnschmalz reinfließen.


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KINZO BESPIELT DIE UNTERSCHIEDLICHSTEN RÄUME STETS MIT DEM GLEICHEN ANSPRUCH: ARCHITEKTUR UND AUSSTATTUNG SOLLEN VERSCHMELZEN. VON DAGMAR HAAS-PILWAT


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Der Aufstieg war rasant: Von der Insideradresse ist das angesagte Berliner Design- und Architekturbüro in kur­zer Zeit zum mehrfach preisgekrönten Aushängeschild der Designszene avanciert. Vor wenigen Wochen erst konnten die Macher Karim El-Ishmawi (37), Martin Jacobs (39) und Chris Mid­ dleton (36) – kurz JIM genannt – den bisherigen Höhepunkt ihrer kreativen Karriere feiern: In Herzogenaurach eröffnete der Sportartikelhersteller Adidas einen neuen Bürokomplex. Der über sieben Stockwerke hohe, mit viel Glas, in Grau und Weiß gehaltene Bau erinnert aus der Vogelperspektive an


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einen geschnürten Sportschuh und hat eine Gesamtfläche von fast 62.000 Quadratmeter – so viel wie acht Fußballplätze. Und Kinzo hat ihn maßgeschneidert eingerichtet.

Den Berlinern geht es bei ihren Entwürfen aber nicht nur um Haptik und Optik, sondern um nachhaltige Lösungen für die heute so technisierte Welt. Unternehmen sind nach ihrer Ansicht gut beraten, wenn sie in Arbeitsräume und -plätze investieren, den Büroalltag komfortabler, inspirierend, intelligent gestalten und Erlebnis­welten schaffen.

Kinzo schafft neue, futuristisch anmutende Erlebniswelten, bespielt die unterschiedlichsten Räume stets mit dem gleichen Anspruch: Architektur und Ausstattung sollen ganzheitlich wirken. Das gilt auch für die Bühnenbilder für die Eröffnungsfeiern des weltweit bedeutendsten Technologieereignisses – der »Hannover Messe«, für die renommierte »CeBIT« und erstmalig im September für das Opening der »Internationalen Funkausstellung« in Berlin.

»Das ist unser bislang größter Auftrag«, freut sich Chris Middleton. Zum ersten Mal konnten die Berliner in diesem Neubau mit ihren Interior-Ideen von Anfang an auf die Architektur der Räu­me eingehen. Sie tauchten ein in die Bürowelt, in die Prozesse und Abläufe des Unternehmens, forschten im Studio und experimentierten in der Werkstatt für ein Maximum an Identität und Erlebnis ihrer Produkte. »Wir machen Design im Raum. Das heißt: Design hat dann einen Sinn, wenn die Leitidee bis ins Detail aus­gearbeitet ist. Beispielsweise die Adi­das-Bürowelt in den Möbeln ab­les­bar ist. Der Bereich der Architektur verschwimmt bei uns mit dem Bereich­ der Möbel«, erklärt Middleton. Kinzo­ denkt szenografisch, nutzt die Schnitt­stellen zur Architektur. Design ist dem­nach kein Programm, sondern ein Zustand, den Raum und Funktion erreichen müssen, um besser zu sein als andere.

Kinzo liefert mit seinen Ideen jedoch mehr als nur optimale Raumnutzung: Die Objekte erfüllen sämtliche Anforderungen an moderne Büround Konferenzmöbel. So schluckt beispielsweise beim Kinzo Air in der Mitte der Tischplatte eine großzügig dimensionierte, offene Rinne den unschönen Kabelsalat. Die zu kleinen und unpraktischen Klappen und Deckel, in denen bei herkömmlichen Bürosystemen Kabel und Stecker Platz finden sollen, verschwinden in einem Einzelschreibtisch, dessen Seitenteile in Origami-Art nach innen gefaltet sind. So lässt er sich an die Doppelarbeitstische heran schieben und zu kompakten Dreiergruppen kombinieren.

»Wenn wir gestalten, ist alles aus einem Guss – das fängt bei den Papierkörben an und endet bei den Raumteilern, auch »Teamplayer« genannt. Anders als Hersteller, die in Serie pro­duzieren, passt sich Kinzo wie ein Chamäleon mit seinem Produkt- und Möbeldesign dem Raum an. »Wir in­sze­nieren Orte ganzheitlich, das macht Architektur und Möbel lebendig.«

Der Dreiklang von Raum, Form und Funktion zieht sich von Anfang durch alle Projekte. Kinzo hat so seine Nische gefunden und spielt stets einen besonderen Trumpf aus: Martin Jacobs, Projekt-Direktor, schloss bereits vor seinem Architekturstudium die Prüfung zum Tischlermeister ab. »Auf diese Weise haben wir schon in der Entwurfsphase die praktische Umsetzung und die Kosten der Fertigung im Blickfeld«, betont El-Ishmawi.

Mit seinem mehrfach ausgezeichneten futuristischen Gestaltungsansatz ist das 1998 gegründete Büro zu einem begehrten Designbüro aufge­stiegen – auch für Kunden wie Tishman Speyer, Axel Springer, Audi, L’Oréal, Ernst & Young und eben Adidas. Kinzo-Design überrascht. So ist die Funktion nicht auf den ersten Blick erkennbar, die Objekte wirken wie multifunktionale Skulpturen. Eine der erfolgreichsten­ ist der mit dem red dot award 2008 ausgezeichnete Kinzo Air-Schreibtisch. Er hat das Zeug zum DesignKlassiker: Schrägen, gekippte Flächen, und scheinbar »schwebende« Bauteile verleihen der Gestaltung eine dynamische Leichtigkeit – eine spacige Aura.

Der Kinzo Air, im Auftrag vom Axel Springer Verlag für dessen Redaktionen entworfen, war der erste Ausflug, den das Trio ins Produktdesign ge­wagt hat. Denn gestartet sind die Architek­ ten, die seit dem Grundstudi­um zusammenarbeiten, mit aufsehen­erregender »Guerilla-Architektur«. Die spektakulärste, so Chris Middleton, war der Umbau einer ungenutzten­ Fuß­gänger­ unterführung am Alexander­platz. Der öffentliche Raum verwandelte sich in eine Bar, die vorhandenen Rolltreppen wurden zu Laufstegen für die Besucher. »Wir haben Lücken für unsere Underground-Events gesucht, und die Brachflächen, alles Orte aus einer anderen Zeit, temporär neu belebt.«

Seit 1998 steht das Berliner Büro, das in einem Plattenbau mit 3.000 Qua­ dratmetern Dachterrasse am Alexanderplatz residiert, für interdisziplinäre Lösungen, außergewöhnliche DesignKonzepte und Service vom ersten Entwurf bis zur Abnahme. Die Kompetenz liegt auf der Schnittstelle von Konzeption und Umsetzung. Aus der Architektur kommend, ist die Herangehensweise von Kinzo konzeptioneller als die reiner »Umsetzer« wie MessebauFirmen, aber auch pragmatischer und stärker auf das Endprodukt gerichtet als die Praxis von Kommunikationsoder Eventagenturen. Das so erfolgreiche Trio ist ein einge­ schworenes Team, zu dritt segnen sie alle Projekte ab. Kinzo ist eben ein Gesamtkunstwerk. Woher kommt eigentlich der Name? »Er ist ein japa­nischer Vorname, der progressivfuturistisch anmutet«, sagt Middleton. »Vor 15 Jahren haben wir unser Logo entworfen und es genreübergreifend auf all unsere Produkte geklebt.« Kinzo, das Label, signalisiert Mystisch-Geheimnisvolles wie von einem anderen Design-Stern. Kinzo Karl-Liebknecht-Str. 13
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Kinzo Air 2008

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Hannover Messe Eröffnungs­veranstaltung 2011

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5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Der Deutsche Bauforschungsnachwuchspreis für eine von uns gestaltete Zukunftsvision für Berlin im Jahr 2046 hat uns sehr überrascht. Die V ­ ision wurde in Form eines satirischen Films mit diversen Designansätzen für Produkte, Architektur und Städtebau präsentiert.

turalen Objekten zusammenführen. Wir möchten mit unseren Projekten ästhetische Höhepunkte schaffen, die das Leben lebenswerter machen.

10 FRAGEN AN KARIM EL-ISHMAWI MARTIN JACOBS CHRIS MIDDLETON 1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Unser Büro für Design und Architektur haben wir 2003 gegründet, das Label Kinzo haben wir aber schon 1998 für Eventdesign, Kurzfilme, ima­ginäre Wer­bekampagnen, einen Nachtklub und andere gestalterische Projekte ins Leben gerufen. Das Logo diente uns als Signatur und fasste die interdisziplinären Projekte zusammen. Die größte Herausforderung war, gleichzeitig ei­nen Nachtklub und ein Designbüro zu führen. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Wir haben viele Vorbilder, deren Œuvre uns inspiriert. Darunter sind Filmarchitekten wie Ken Adam, Architekten wie Oscar Niemeyer oder Designer wie Dieter Rams, um nur einige zu nennen. Unsere Vorliebe gilt radikalvisionären Ansätzen mit emotionalem Wert und formaler Ästhetik. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? Unsere Kernphilosophie lautet: Aufhebung der Grenzen zwischen Architektur und Design! Ganzheitliche Gestaltung in 2-D, 3-D und 4-D – unabhängig vom Maßstab. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Wir wollen ein wenig mehr Utopie wagen. Und so die Zukunft aktiv mitgestalten.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Wir bleiben im Gespräch. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Beim Bauen sieht man die virtuellen Entwurfsgedanken in die Tat umgesetzt. Das hat etwas Erhabenes. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Ein Raumschiff-Büro für eine digitale Medientochter der Axel Springer AG, die abstrahierte Banlieue-Architektur für einen begehbaren digitalen Parcours auf der Bühne der CeBIT-Eröffnung 2008 und die kleine, aber feine Modeboutique Maygreen in Hamburg Ottensen kann man gut als repräsentative Projekte sehen. 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Egal ob es sich um die Stadt der Zu­ kunft, das kleine Haus am See oder den Arbeitsplatz von morgen handelt: Eine ganzheitliche Gestaltung vom Innenraum zum Außenraum, vom Produkt zur Architektur bis hin zum städtischen bzw. landschaftlichen Umfeld ist uns wichtig. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Wir sind für Nutzungs- und Funktions­ überlagerung, dadurch entstehen spannende Bezüge und offene Kommunikation, die wir in neuartig skulp-



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INSPIRIERT VON NATUR UND TECHNIK FINDET DAS ARCHITEKTURBÜRO LAVA EINFACHE LÖSUNGEN FÜR KOMPLIZIERTE VORGÄNGE. VON FELIX FELDHOFER

Die Konstrukteure


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LAVA Europe

DAS BESTE AUS NATUR UND TECHNIK ZU VER­ EINEN, ZIEHT SICH ALS ­R OTER FADEN DURCH DIE ARBEITEN DES BÜROS.

Die Konstrukteure

Aus allen Richtungen gehen Passanten über den Platz, manche eiligen Schrittes, andere schlendern. Grüppchen setzen sich auf Treppenstufen. Rund um ein Geländer feilen Skater an ihren Tricks. Ein gewohntes Bild auf europäischen Plätzen. Aber in der Wüste, bei 55 Grad Celsius Außen­ temperatur und praller Sonne? Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich Abu Dhabi, eines der Vereinigten Arabischen Emirate, mit der Wüstenstadt Masdar City vorgenommen hat. Die von Norman Fosters Architekturbüro geplante Siedlung könnte die erste


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emissionsfreie Stadt der Welt werden. Die Sonne wird die nötige Energie liefern und auf den engen Straßen der auf kompaktem, rechteckigem Grundriss errichteten City dürfen keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren. Als Mittelpunkt von Masdar City war ein Kongresszentrum vorgesehen, für welches ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Doch dem Architekturbüro LAVA gelang es, mit einem etwas anderen Entwurf den Wettbewerb zu gewinnen. »Das Zentrum einer Stadt muss ein öffentlicher Ort sein«, erläutert Tobias Wallisser von LAVA. Es fanden sich genug Argumente, um in der Stadtmitte nicht das Kongresszentrum, sondern einen öffentlichen Platz zu planen. Doch Plätze befinden sich traditionell unter freiem Himmel, angesichts der Wüstenhitze ist das aber undenkbar. Eine Überdachung war unumgänglich. Das LAVA-Team fand eine Lösung, die wie die Säulenhallen der griechischen Antike, Schutz vor Sonne und Hitze bietet, gleichzeitig aber das Gefühl vermittelt, sich im Freien zu befinden. Trichterförmige Schirme sollen dem Masdar City Square Schatten spenden und gleichzeitig an ihrer Oberseite Sonnenenergie sammeln, um den darunterliegenden Platz zu kühlen. Nachts öffnen sich die Schirme, lassen die warme Luft des Tages entweichen und geben den Blick auf den Sternenhimmel frei. Ein filmreifes Szenario.

einfache Maßnahmen langfristig Geld einsparen. Das Thema Nachhaltigkeit war den drei Partnern schon im Gründungsjahr wichtig.

gespannt werden soll. Diese Membran würde es erlauben, das Gebäude mit Tageslicht zu versorgen, ohne dass Mitarbeiter in den Büros geblendet werden oder sich die Räume zu stark aufheizen. Die verspiegelten Fenster könnten durch klare ersetzt werden, und indem man eine natürliche Belüftung ermöglicht, ist die Klimaanlage verzichtbar. Gleichzeitig sammelt die Membran Regenwasser und könnte mit integrierten Solarzellen Elektrizität erzeugen. Auch äußerlich würde das Re-Skinning den UTS-Tower ver­ändern. Seine schwere Anmutung, die durch die Betonung der Horizontalen und die Verwendung von rohem Beton entsteht, würde einer optischen Leichtigkeit durch die halbtransparente Membran weichen.

Der Name LAVA – eine Abkürzung für Laboratory for Visionary Architecture – ist Programm. Das Büro steht für eine Architektur, die mit einfachen Mitteln viel erreicht. Um effektive Lösungen zu finden, verfolgen die Architekten einen bionischen Ansatz. Sie lassen sich von der Natur inspirieren und versuchen, Strategien, die sich im Laufe der Evolution als erfolgreich erwiesen haben, auf technische Probleme zu übertragen. Durch einen engen Kontakt zum Fraunhofer-Institut können sie außerdem neueste technische Entwicklungen in ihre Projekte einfließen lassen. Die Zielsetzung umfasst dabei neben einem durchdachten, auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnittenen Gebäude immer auch die Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit. »Die Vorstellung, dass Nachhaltigkeit teuer ist, ist falsch«, erklärt Alexander Rieck, einer der drei Partner. Ganz im Gegenteil lasse sich schon durch

Chris Bosse, Tobias Wallisser und ­ lexander Rieck gründeten LAVA im­ A Jahr­2007. Alle drei hatten schon zuvor an hochrangigen Projekten gearbei­ tet. So entwarf Chris Bosse bei PTW Architects den sogenannten »Water Cube«, das Schwimmstadion der olym­pischen Sommerspiele von Peking, das als kleiner Bruder neben Herzog­ & de Meurons »Vogelnest« steht. ­Tobias Wallisser war in Ben van Ber­kels Architekturbüro UNStudio für den Entwurf des Mercedes-Benz Mu­seums in Stuttgart verantwortlich und Alexander Rieck leitete für das Fraunhofer-Institut mehrere Projekte des Forschungsprogramms Office 21,­ das sich mit dem Wandel und der ­Optimierung von Büroarbeitsprozes­s­en beschäftigt. LAVA ist heute von Büos in Stuttgart und Sydney aus an Pro­jekten in der ganzen Welt tätig. Momentan arbeitet das Team an ei­ nem Resort in Korea, einem Masterplan für einen Campus in Saudi-­ Ara­bien sowie an einer Solartankstelle und einer Jugendherberge in Deutschland. Dabei das Beste aus Natur und Technik zu vereinen, zieht sich als roter Faden durch die Arbeiten des Büros. Beliebt ist zum Beispiel die Verwendung von Membranen als Baumaterial. Dadurch ergeben sich nicht nur konstruktive Vorteile, die Membranen verleihen den Gebäuden mit ihrer leichten Materialität auch eine ganz eigene Ästhetik. Wie das konkret aussehen kann, erläutert Chris Bosse anhand des »Broadway Towers« der University of Technology, Sydney – kurz UTS-Tower. Dieses 1979 fertig­gestellte Gebäude werde den heutigen Standards in Energieeffizienz und Benutzungskomfort nicht mehr gerecht, es sei »ein verschlossener Kasten mit Klimaanlage«, der nicht viel Licht oder Luft hereinlasse. Auch für das Stadtbild sei es keine Zierde, bei Sydneys Bevölkerung gelte es als hässlichstes Gebäude. Anstatt den UTS-Tower abzureißen, schlagen die LAVA-Architekten ein Re-Skinning vor. Das gesamte Gebäude soll mit einer Membran verkleidet werden, die über ein an der Fassade angebrachtes Metallgerüst

Mit diesen durchdachten, nachhaltigen und optisch ansprechenden Gebäuden möchte LAVA einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Architektur ist für die drei Gründer nicht, den größtmöglichen Ertrag aus einer Fläche zu holen, sondern den Benutzer in den Mittelpunkt stellen. Ihr Credo: »Indem wir innovative technische Lösungen in starke Raumstrukturen integrieren, erzeugen wir neue Aufenthalts- und Erlebnisqualitäten für den Menschen.« LAVA Europe Heilbronner Straße 7 70174 Stuttgart T +49 (0)711 72 23 29 01 F +49 (0)711 72 23 29 11 lava.ap@l-a-v-a.net www.l-a-v-a.net


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Masdar City Square Masdar, Abu Dhabi 2016

LAVA Europe

Die Konstrukteure


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Die Konstrukteure


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Die Konstrukteure

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Wir haben unser Büro 2007 mit einem Megaprojekt gegründet. Eine Herausforderung war es, gleichzeitig an zwei Standorten ein Büro aufzubauen und parallel an einem dritten Standort – in einem dritten Kontinent – bereits Unterlagen für ein Projekt im Eiltempo zu liefern. Das Projekt war ein mit Solarenergie betriebenes Skiressort auf dem Jebel-Hafeet-Bergmassiv in Abu Dhabi.

haben gelernt, uns zunächst auf unsere eigenen Stärken zu konzentrieren und dann nach dem zu sehen, was andere­ machen. LAVA ist ein Thinktank inter­nationaler Kollaborationen, mit Spe­zi­alisten aus Design, Technologie und Naturwissenschaften. Wichtig ist uns,­ aus unseren – mitunter durchaus unter­schiedlichen – Erfahrungen und Interessen überraschende, aber auch überzeugende Lösungsansätze zu bieten. Anstelle von Rezepten geht es uns um projektbezogene Forschung.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Die Natur ist unser größtes Vorbild für Einfallsreichtum, Schönheit und Viel­ falt, Komplexität, aber einfachen Regeln. Was Architektur angeht, fasziniert uns das Zusammenspiel von besonderer Ästhetik und Technologie, wie es zum Beispiel bei Leonardo da Vinci oder Frei Otto zu sehen ist.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum? Uns freut jede Form der Anerkennung. Ein aufrichtiges Lob von einem Unbekannten ist besser als ein »politisch« motivierter Preis.

und erlebt, was die Fertigstellung eines Projekts, an dem man fünf Jahre arbeitet, heißt. Das war eine wichtige Erfahrung, die aber den Bezug auf einzelne Bauten relativiert. Für uns als Team war als Gruppenbil­ dung unser erstes Projekt wichtig, das aber nicht gebaut wurde. Für die Entwicklung der Umsetzung eines ­Zukunftsszenarios war das »Future ­Hotel« der Prototyp. Und auf städtebaulichem Maßstab wird unser Projekt für das Stadtzentrum von Masdar City, der ersten CO2-freien Stadt, geplant von Foster für Abu Dhabi, ein Durchbruch für uns werden. Derzeit arbeiten wir an einem Masterplan für eine Universität in Saudi Arabien, ein Projekt, das sicher auch wichtig werden wird ...

10 FRAGEN AN TOBIAS WALLISSER ALEXANDER RIECK CHRIS BOSSE

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Möglichst authentisch sein. Nicht alles nach außen tragen – und trotzdem im Gespräch bleiben.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros? LAVA entwickelt die Architektur für die Gesellschaft von morgen. In enger Abstimmung mit der Forschung arbeiten wir an der räumlichen Umsetzung von Trends und Technologien der Zukunft und versuchen, diese Erkenntnisse für die Architektur zu nutzen. Dies gilt dabei sowohl für die Anforderungen und Integration künftiger Nutzungsprozesse als auch für die Bautechnologien und die Planung, wie der Einsatz para­ metrisch basierter Planungssysteme und computerbasierter Entwurfstechniken. Die Frage ist nicht mehr, wie etwas funktioniert, sondern wie wir mehr mit weniger erreichen, also Ressourcenoptimierung, Nutzerkomfort und räumliche Qualität vereinen können.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Global gesehen stehen wir vor dem größten Bauvolumen seit Menschengedenken. Innerhalb der kommenden 20 Jahre brauchen zwei Milliarden Menschen ein Dach über dem Kopf, v­ or allem in Städten. Und selbst in Europa, wo unsere Städte größtenteils schon gebaut sind, werden viele notwendige Umbauarbeiten notwendig werden, ­ um die Ressourcen-Einsparungsziele zu erreichen. Bauen ist eine Grundaufgabe. Einen Beitrag leisten zu können, die Möglichkeiten weiterzuentwickeln, ist ein großer Antrieb.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Bei unserer Arbeit schauen wir wenig nach dem, was andere machen. Wir

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Sowohl Chris als auch Tobias haben bereits vor der Bürogründung an weltweit bekannten Gebäuden gearbeitet

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Das Schöne ist, dass wir bereits jetzt täglich an unseren Traumprojekten ar­beiten können. Unterschiedliche Maßstäbe, Bauaufgaben und kultureller Kontext machen jedes Projekt einzigartig. Wenn wir es schaffen, ein Projekt so zu bearbeiten, dass wir neues Wissen generieren und einen Beitrag für die Entwicklung der Architektur leisten können, dann können wir das als Traumprojekt bezeichnen. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Die Städte der Zukunft werden sich fundamental von den heutigen unterscheiden. Wir erstellen dazu gerade verschiedene Studien in Zusammenarbeit mit Forschern. Die Integration von Kommunikationstechnologie wird räumliche und zeitliche Muster in den Städten verändern. Es bieten sich neue Chancen für die Entwicklung gemeinschaftlich genutzter Räume. Derzeit arbeiten wir an konkreten Planungen in Arabien und China, bei denen diese Ideen getestet werden.


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Räume sind Ausdruck unseres Seins. Sie sind Chance, unsere Persönlichkeit nach außen zu vermitteln. Zugleich entscheiden Räume als Formgeber über unser Verhalten, sie beeinflussen unser Sein. Be yourself. ist Impuls und Aufforderung, das eigene Umfeld individuell zu gestalten. Durch das Loslösen von klassischen Bad-Konzepten rückt das Bewusstsein des Ichs in den Mittelpunkt. Das Waschen erfährt eine höhere Bedeutung. Es wird zur Begegnung mit dem Selbst – zum Moment, in dem ich bin. www.alape.com


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Auffällig – Büros die inspirieren


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Auffällig – Büros die inspirieren

BÜROS DIE INSPIRIEREN


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Auffällig! Büros die inspirieren

a. s. h. | Lichtvoll inszeniert

LICHTVOLL INSZENIERT

Stahl, Glas und Holz – die bekannte Oberflächensprache ist für Astrid Kölsche, Silke Pabelick und Heike Bertschat eindeutig zu wenig. Für ihre Arbeit verwenden die drei Inhaber­ innen des Kölner Innenarchitekturbüros a.s.h. eine Vielzahl unterschied­ licher Materialien. Gerade die Kontraste, die dabei entstehen, sind es, die sie interessieren. So finden bei a.s.h. Blümchentapeten genauso Verwendung wie roher Beton. Glatte Oberflächen, etwa von polierter Bronze, werden rauen Texturen gegenübergestellt. Auf die gleiche Weise geht man bei a.s.h. auch mit Licht und Schatten um: »Ein gleichmäßig ausgeleuchteter Raum ist langweilig«, findet Silke Pabelick. Der Kontrast zur Dunkelheit lässt das Licht erst wirken und macht es zum inszenatorischen Instrument. Die Stimmung eines Raumes, die Wahl der passenden Materialien, der Charakter des Gebäudes und die Seele des Ortes stehen bei den Innenarchitektinnen im Mittelpunkt.

so groß wie der der Drehtür ist. Die strenge Rechtwinkligkeit des Raumes wird so aufgebrochen und die Eleganz durch dezent eingesetztes Muranoglas im Zylinder verstärkt.

VON FELIX FELDHOFER

Auf diese Weise verliehen sie schon den Büroräumen von Frank Schätzing oder dem Solarenergieunternehmen Flagsol sowie den VIP-Bereichen des Aachener Tivoli den letzten Schliff. ­ Im sogenannten »Pandion Vista«, dem­ nördlichsten der drei unweit vom KAP Forum im Kölner Rheinauhafen gele­ genen Kranhäuser, richtete a.s.h. insgesamt zwölf Wohnungen ein, unter anderem das Penthouse von Lukas Podolski. Auch das Foyer des Pandion Vista wurde von a.s.h. gestaltet. Dabei griffen die drei Kreativen einen Kontrast auf, der durch den Entwurf des Architekten Hadi Teherani vorgegeben war: In die eingehängte Decke des Foyers integrierte a.s.h. mehrere zylindrische Elemente, deren Durchmesser eben-

Glänzend wie der geschliffene Natur­ steinboden ist auch die Rückwand der Conciergenische. Sie besteht aus poliertem Travertin. Die rund 140 Briefkästen der Hausbewohner sind – verborgen hinter einer freistehenden Scheibe – in eine mit Metall verkleidete Wandnische eingelassen. Ein neuer Kontrast für das Foyer und Verweis auf die Funktionalität. Die wird auch gerne mal mit einem Augenzwinkern gebrochen: Während der Kronleuchter die Halle in diffuses Licht taucht, lockern zwei Tischleuchten auf dem Tresen die formale Strenge des Raumes auf: Der Fuß der Mooi-Lampen präsentiert sich in Form eines Hasen. a.s.h. Innenarchitektur & Lichtkonzepte Leyendecker Straße 35–37 50825 Köln T +49 (0)221 34 80 99 60 F +49 (0)221 34 80 99 66 info@studio-ash.de www.studio-ash.de

Pandion Köln 2007


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Auff채llig! B체ros die inspirieren

a. s. h. | Lichtvoll inszeniert


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10 FRAGEN AN SILKE PABELICK ASTRID KÖLSCHE HEIKE BERTSCHAT

Auffällig! Büros die inspirieren

a. s. h. | Lichtvoll inszeniert

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Wir haben unser Büro im Januar 2006­ zu dritt gegründet. Die größte Heraus­ forderung war dabei, unsere der jewei­ligen Ausbildung geschuldeten Vorstellungen von Inhalten und Zielen eines Innenarchitekturbüros auf höchstem Niveau zu einer Vision zu vereinen.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Wir haben eine überzeugende Website. Einen Großteil unserer Aufträge erhalten wir über Empfehlungen.

2. Welche Vorbilder haben/hatten Sie? Dietrich Mateschitz (Gründer/Inhaber Redbull), Frank Schätzing (Autor), Luchino Visconti (Theater- und Filmregisseur), Christian Liaigre (Architekt) 3. Was ist die Kernphilosopie Ihres Büros? Neugier, Idealismus und Lebenslust bilden die Basis unserer Kreativität. Materialgefühl, Konsequenz und Mut zum Besonderen führen zur außer­ gewöhnlichen Qualität unserer Arbeit. 4. Was wollen Sie anders machen als die anderen? Uns reizt es, private wie öffentliche Räume zu gestalten, die die Menschen inspirieren, amüsieren und im­ Innersten berühren – uns geht es des­halb weniger darum, unser Ego zu streicheln, als darum, die Seele der Orte zu finden und für die Bewohner erlebbar zu machen. 5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut und warum? Nach der Komplettsanierung einer Privatvilla sagte der Bauherr uns, dass die gesamte Familie, insbesondere seine Kinder, nun viel mehr und viel lieber zu Hause seien als vorher. Dass unsere Arbeit eine solche direkte Wirkung auf das tägliche Leben haben kann, hat uns besonders stolz gemacht.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Siehe Frage 4. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Neubau Stadion Alemannia Aachen, 3.500 m2 VIP-Bereiche Büro Frank Schätzing, Köln Foyer und Wohnungen Kranhaus (u. a. Penthouse Lukas Podolski), Köln 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Umbau/Renovierung Palazzo am ­Canale Grande für einen Luxushotelier. 10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Die Lebensfreude und Energie, die unsere Projekte bewirken, prägen die­Menschen. Diese wiederum sind Teil der Orte und Städte, in denen Sie leben.


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Auffällig! Büros die inspirieren

GENIAL VERDREHT

Wuda*, Florian Wurfbaum und Inês Dantas, erfinden das Wohnen neu und verdichten mit ihren Projekten das urbane Netz.

VON OLIVER HERWIG

Inês Dantas schiebt ein Pappmodell an den Platz, eine kubische Schnecke, ihr Entwurf für den österreichischen Pavillon der Expo Schanghai. Zweiter Platz. Auf dem Boden liegen metallische Schnittmusterbögen für Leuchten. Verschlungene Geometrien sind das Geschäft von Wuda*, Florian Wurfbaum und Inês Dantas.

Wuda* | Genial verdreht

Vor zwei Jahren gestalteten sie das »Tridom Puzzle«-Haus in Münchens Hörvarthstraße auf dem Dach eines bestehenden Gebäudes von 1904. D ­ as portugiesisch-deutsche Architektenpaar modellierte drei ineinander verschlungene Maisonette-Wohnungen. Sie drehten und formten die Wohnungen so lange, bis auch das letzte Fitzelchen Raum ausgenutzt war. Bei den Schalungsarbeiten kannten sich manchmal selbst die Bauarbeiter nicht mehr aus und fragten, auf welcher Ebene sie jetzt eigentlich wären. Das Ergebnis ist phantastisch. Jede der Wohnungen blickt auf die Alpen, jede hat einen geschützten Freibereich und einen Zugang zum Dach, wo viel­leicht noch eine Terrasse entsteht. Wenn die Nachbarn mitmachen. Bei Wuda* verbindet sich alles mit allem: Stadt und Landschaft, Nachbarn und Ausblick, Wolken und Alpen. So kann urbanes Leben blühen im 21. Jahrhundert. wuda* – wurfbaum dantas architects Blumenstraße 11 80331 München T +49 (0)89 95 47 45 25 F +49 (0)89 95 47 45 26 info@wuda.eu www.wuda.eu

Tridom-Puzzle München 2009


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Wuda* | Genial verdreht


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10 FRAGEN AN FLORIAN WURFBAUM INÊS DANTAS 1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? 2006. Dass man für alle Entscheidungen voll verantwortlich ist, Bauherren, Behörden und andere Beteiligte von unkonventionellen und experimentel­ len Ansätzen überzeugen kann, ist großartig. Es ist aber auch ein Fluch und bereitet zahllose schlaflose Nächte. Die Herausforderung ist, trotz aller Verantwortung das spielerische zu erhalten. 2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie? Experimentelle und interdisziplinär arbeitende Architekten: Lina Bo Bardi, Hans Scharoun, Charles and Ray ­Eames, Cedric Price, Kiesler. Städti­ sche Situationen wie in Venedig, Topo­graphien der portugiesischen Städte, Landschaften wie die Bern­i­na­ gruppe im Engadin. Der Ozean. 3. Was sollte die Kernphilosophie Ihres Büros sein? Wir versuchen immer, unseren Bauten, die wir als durchschreitbare, landschaftliche Kompositionen verstehen, zusätzliche Qualitäten, einen Mehrwert-Faktor hinzuzufügen. Das gelingt uns oft durch Interdisziplinarität (z. B. Kollaborationen mit Design Interactions, Geographen, Philosophen). ­ Im Mittelpunkt unserer Projekte steht ­der Mensch als Bespieler bzw. Benut­ zer einer performativen, gebauten Umwelt in verschiedenen Maßstäben.

Auffällig! Büros die inspirieren

Wuda* | Genial verdreht

4. Was wollten/wollen Sie anders machen als die anderen? Unsere Architektur wird durch unsere verschiedenen kulturellen Hinter­ gründe (Portugal und Deutschland) beeinflusst. Durch intensive eigene Forschung und durch Zusammen­ arbeit mit anderen Disziplinen können wir individuelle, durchwandelbare Landschaften, kreieren. Jedes Projekt ist besonders, jeder Bauherr hat einzigartige Vorstellungen, die der Aus­löser für massgeschneiderte Lösungen sind. Es gibt keine Rezepte.

ob für ein Wohnhaus oder einen Thea­ terbau. Unser Traumauftraggeber i­st aufgeschlossen für Ungewohntes und Experimentelles, je detaillierter er uns seine Wünsche mitteilt, desto besser wird sein Projekt. Als Typologie wäre interessant: Zeitgenössisches Maison de la Culture, basierend auf der Idee von Andre Malraux.

5. Welche Anerkennung hat sie gefreut – warum? Die Nominierungen für den BDAPreis und auch die Wüstenrot-Gestal­ tungspreis-Anerkennung waren groß­artig. Die schönste Anerkennung ist aber ein zufriedener Bauherr, der den Bauprozess im Detail mit- durchlebt hat. 6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR? Zu wenig. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein? Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, vor dem fertiggestellten Gebäude zu stehen und sagen zu können: Wow, das haben wir gemacht! Dass es sich finanziell kaum auszahlt, tritt dann in den Hintergrund. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten? Tridom-Puzzle in München, EXPO 2010 Pavillion für Österreich, Gebaute Landschaften Medio Tejo, Portugal. 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Vielleicht ist es besser, anstatt vom Traumauftrag vom Traumauftraggeber zu sprechen. Dadurch kann jede Bauaufgabe etwas besonderes werden,

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen? Die Stadt sollte dreidimensionaler werden, das jahrtausende alte Konzept von Figure and Ground überarbeitet werden. Wir verstehen die ­ Stadt als dreidimensionale Landschaft, in der Natur und Kultur immer wieder neue Dialoge etablieren.



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IDEEN MIT WACHSTUMSFAKTOR


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Ideenreich! Einfälle mit Wachstumsfaktor

RÄUME AUS DEM NICHTS Für das Basler Büro ZMIK muss ein Raum nicht zwingend durch vier Wände definiert sein, die ihn umschlie­ ßen. Rolf Indermühle, Mattias Mohr und Magnus Zwyssig, die das Büro für „Spacial Design“ 2006 gründeten, beziehen neben der Innenarchitektur auch angrenzende Disziplinen wie Produktdesign, Architektur, Szenogra­ phie oder Installationskunst mit ein. Oft reichen ihnen minimale Mittel, ­ um­einen Raum neu zu inszenieren. So verwandelten sie 2007 für die „Art Basel“ eine Garderobe vorübergehend in einen Shop. Dafür genügte ZMIK ein paar Rollen orangefarbe­­nes Kle­beband, das, als verworrenes Netz auf Boden, Wand und Decke geklebt, den Ort auszeichnete und ihm Anziehungskraft verlieh.

2009 wiederholten ZMIK diese Vorgehensweise, diesmal brachten sie jedoch V-förmige Aufkleber auf. Das an einen Vogelschwarm erinnernde Ergebnis fiel schon aus der Entfernung ins Auge: als Wegweiser und Einladung an die Besucher. Auch im Außenraum ist ZMIK aktiv. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Kräuchi Architekten beteiligte sich die Firma an einem Wettbewerb der Basler Verkehrsbetriebe für eine ­Straßenbahnhaltestelle. Der Entwurf sieht – unter einem vor Regen schützenden Dach – mehrere Wartebereiche vor, deren Ausstattung regelrecht wohnlich anmutet. Ihre Wände sollen mit den von der Iberischen Halbinsel­ bekannten Azulejos gekachelt werden, während eine durchgehende Sitz­bank aus Massivholz den Charme einer rustikalen Wohnstube verströmt. www.zmik.ch Felix Feldhofer

Räume aus dem Nichts


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Ideenreich! Einfälle mit Wachstumsfaktor

GEMÄLDE MIT PFIFF Lärm ist heute einer der größten Stres­soren überhaupt. Gerade in Büroräumen herrscht oft ein immenser Geräuschpegel, der die Konzentrationsfähigkeit mindert. Die Firma acousticpearls bietet deshalb Akustikpaneele an, die Nachhallzeit und Hintergrundgeräusche deutlich reduzieren. Sie decken einen besonders großen Frequenzbereich ab, erfüllen die Voraussetzungen der höchsten Schallabsorptionsklasse und verbessern die Sprachverständlichkeit. So sorgen sie für eine leise Umgebung, Konzentration und Entspannung.

Aber vertragen sich die Ansprüche an Akustik mit denen an Ästhetik? Durchaus – erst jüngst wurde das Produkt vom Rat für Formgebung für die Ausstellung »Design Deutschland 2011« ausgewählt. Denn an der Wand muten die Paneele fast wie ein Gemälde an. Sie sind knapp fünf Zentimeter dick und in verschiedenen rechteckigen Formaten erhältlich. ­ Um den Kern der Paneele zu umhüllen, verwendet aucousticpearls Bezüge aus hochwertigen Geweben, etwa aus reinem Schurwollgewebe des dänischen Herstellers Kvadrat. Überzeugend ist auch das Farbspektrum. Insgesamt sind achtzig verschiedene Farbtöne erhältlich. www.acousticpearls.de Felix Feldhofer

Gemälde mit Pfiff


Silent Gliss Rollo-System

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Ideenreich! Einfälle mit Wachstumsfaktor

FLIEGENGEWICHT Der Tisch »Myra« des Designers Micha­el Kainhofer aus Oberalm bei Salzburg mutet an wie übergroßes Origa­ mi. Das ist kein Zufall, denn Kainhofer begann seinen Entwurf mit einem Papiermodell. Dabei machte er sich ein Prinzip zunutze, das jeder aus der täglichen Erfahrung kennt: Er stabilisierte das Papier durch Knicke. Um die so entstandene Form auf den Originalmaßstab übertragen zu können, brauchte er ein Material, das für die Herstellung eines Tisches aus­reichend fest und langlebig ist, sich aber knicken lässt wie Papier.

Die Lösung ist eine Materialkombina­ tion aus Birkensperrholz und Kunst­ leder: Das mit sechseinhalb Millime­ tern sehr dünne Sperrholz wird mit dem Kunstleder verleimt und an den Knick­stellen mit einer Fräsung verse­ hen. Für die Beine, die nicht mit einer Kunstlederschicht versehen sind, macht sich Kainhofer die Verwindbarkeit des dünnen Sperrholzes zunutze. Genau wie das Papiermodell erhält der Tisch seine Stabilität durch die Knicke sowie die Verbindung der ein­zelnen Teile untereinander. Die vom Papiermodell übernommene Konstruktion führt außerdem zu einer leich­ten und eleganten Anmutung des Tisches. www.design-tisch-online.com Felix Feldhofer

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Termine


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ALLESWIRDGUT Donnerstag, 15. September, 19 Uhr Herwig Spiegl AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, Wien AllesWirdGut arbeitet seit 1997 an Pro­jekten unterschiedlichsten Maßstabs – von Städtebaustrategien b ­ is zur Innenraumgestaltung. Der An­satz ist pragmatisch und sucht nach dem Potential des gegebenen Kontexts. Indem so genannte Probleme als Chance erkannt werden, entstehen neue, unerwartete Möglichkeiten. ­ Das Ziel ist immer, über die gegebene Aufgabe hinaus, zusätzliche Qualitäten zu finden und zu realisieren. D ­ ie vier Architekten von AllesWirdGut haben sich an der Technischen Univer­ sität in Wien kennen gelernt. Dort ent­ standen erste gemeinsame Arbeiten. Der Input verschiedener Charaktere und die Zusammenarbeit ohne Hierarchien und Spezialisierungen zeichnet die Gruppe aus. Teamgeist ist das eigentliche Erfolgsrezept der noch jungen Architekten. Die Bauaufgabe wird genau untersucht, nichts ist prinzipiell verboten, vieles ist möglich. Die auf den ersten Blick logische Antwort ist nicht immer die beste. Daraus ergeben sich für den Bauherrn und für die Architekten überraschende Lösungsansätze, die gemeinsam überprüft und perfektioniert werden.

EINE FRAGE DER IDENTITÄT Mittwoch, 19. Oktober, 19 Uhr Peter Ippolito Ippolito Fleitz Group GmbH – Identity Architects, Stuttgart Die Subline in unserem Namen for­ mu­liert unser Konzept: Wir verstehen uns als Architekten der Identität. Dabei entwerfen wir nicht nur gebaute Räume, sondern gestalten auch Kommunikationsdesign und entwickeln Produkte. Diesen Aufgaben stellen wir­ uns mit einem interdisziplinären Team aus Architekten und Innenarchitekten, Grafik- und Produktdesignern so­wie Künstlern. Was dabei herauskommt

KAP Magazin #6

zeigen wir an exemplarischen Bei­spie­­len, von der neuen Corporate Archi­ tec­ture für Wienerwald, über den Mes­sestand für Burkhardt Leitner und öffentlichen Bauten in Zentralasien bis zur neuen Kantine für das Nachrichtenmagazin SPIEGEL.

ZUKUNFTS­ WERKSTATT ­ARCHITEKTUR Mittwoch, 09. November, 13 –18 Uhr Durch Kommunikationskompetenz zu neuen Welten und Kunden Die Akquisition stellt Architekten vor immer neue Herausforderungen – im realen Leben wie in virtuellen Welten. Für die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen braucht es qualifizierte Netzwerke und unternehmerische Strategien. »Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht« – das gilt auch in Zei­ten des Social Media. Ob von Angesicht zu Angesicht oder durch elektronische Medien, wohl kalkulierte Kommunikation ist der Schlüssel zu neuen Menschen und neuen Aufträgen. Durch das Web 2.0 (XING, Facebook, Twitter, Flickr, …) sind die Möglichkeiten signifikant größer geworden. Im Zeitalter der Digital Natives muss ein Planungsbüro neben den klassi­ schen Wegen auch auf digitalen We­ gen aktiv seine Präsenz und Zukunft gestalten. Zielgruppengerechte (inter­aktive) Kommunikation, Beziehungspflege, Mitarbeitergewinnung – Bewegungslust und Entdeckerfreude eröffnen vielfältige neue »Marktplätze«. In dem Workshop stellen Experten bewährte Instrumente der strategischen Kommunikation vor; Planer berichten aus ihrer Praxis und diskutieren mit den Teilnehmern. Erweitern Sie durch neues KnowHow und im Kollegen­ dialog Ihre Handlungsspielräume.

Termine

REALITIES:UNITED FEATURING ... Mittwoch, 30. November, 19 Uhr Jan und Tim Edler realities:united – studio for art and architecture, Berlin realities:united wurde im Jahre 2000 von den Brüdern Jan und Tim Edler in Berlin gegründet und hat sich mit seinen spektakulären Kunst- und Medieninstallationen an Gebäuden in aller Welt einen einzigartigen Ruf erworben. In Kooperation mit einigen­ prominenten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Architektur – u. a.­­ Peter Cook, Coop Himmelb(l)au, Foster & Partners, Will Alsop, Nieto­ Sobejano, Bjarke Ingels, Minsuk Cho­­ und WOHA – hat realities:united ein raffiniertes Konzept der Zusammen­ arbeit entwickelt, welches sie als­ »Featuring« bezeichnen: Üblicherweise wird realities:united von Architekten zur Mitwirkung an einem Projekt eingeladen. realities:united arbeitet die idiosynkratische Aussagekraft eines Designs heraus und verstärkt dessen Qualitäten durch Techniken und Strategien, die über den norma­ len Arbeitsrahmen von Architekten­ hinausgehen. Umgekehrt kann realities:united seine Magie nur dann entfalten, wenn die Gestaltung im ­Dialog mit einem Architekten erfolgt, der sich auf das Featuring mit realities:united einlässt, sie »featured«. Anmeldung unter anmeldung@kap-forum.de oder Fax 0221 99 20 29-29


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KAP Forum Das KAP Forum ist Netzwerk- und Kommunikationsplattform der Unternehmen Alape, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Silent Gliss, Wilkhahn und Zumtobel Licht. Im KAP Forum kommen Experten aus Architektur, Technologie und ­De­sign mit einer interessierten Öffent­­lichkeit zusammen. Die vielfältigen Ausstellungen, Symposien, Vorträge und Seminare eröffnen einen aktiven Dialog über Architektur und Städte­ bau, Kommunika­tion und Design, Wirtschaft und Kultur. Das KAP Magazin ist klimaneutral. Die durch die Herstellung dieses Druckproduktes verursachten Treibhausgasemissionen wurden kompensiert durch Investitionen in ein WWF-Klimaschutzprojekt nach Gold Standard. Dieses Magazin wurde auf Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft gemäß den Richtlinien des FSC und CO2-neutral hergestellt.

Herausgeber KAP Forum für Architektur, Technologie, Design Andreas Grosz Agrippinawerft 28, Rheinauhafen D-50678 Köln www.kap-forum.de Redaktionelle Leitung Inken Herzig www.inken-herzig.de Anzeigenleitung Stefan Altmann T +49 (0)221 99 20 29-0 magazin@kap-forum.de Gestaltung grossgestalten.de Tobias Groß Layout: Martin Schüngel Jazek Poralla Illustration: Dominik Kirgus Benjamin Wolf Katrin Gruszczyk Lektorat Tanja Motzkau www.lektoratsbuero.net Druck Media Cologne Kommunikationsmedien GmbH, Hürth www.mediacologne.de Papier Plano Plus

Fotografie S. 14 – 15 Zooey Braun S. 16 Ippolito Fleitz Group/ Darius Ramazani S. 22 – 23 Werner Huthmacher, Berlin S. 24 Bertram Bölkow, Leipzig S. 30 – 31 Creative Commons BY-NC-ND 3.0 realities:united S. 32 Creative Commons BY-NC-ND 3.0 Anette Hausschild, Ostkreuz S. 38 Ludger Paffrath S. 39 Arwed Messmer S. 40 HSH Architekten S. 46 – 47 Jens Kirchner, Düsseldorf S. 48 Wolfram Heidenreich, ­Haltern am See S. 54 – 55 Kai Arndt S. 56 Wolfgang Silveri S. 62 BUGA Koblenz 2011/ Lars Behrendt S. 63 – 64 RMP Stephan Lenzen ­Landschaftsarchitekten S. 70–72 Hertha Hurnaus S. 78 Bernd Westphal S. 79 Kinzo S. 80 Adam Craig Sello S. 86–87 LAVA Europe S. 88 Tom Kovak S. 95 Studio ash S. 96 Michael Voit S. 99 Henning Köpke, München S. 100 Peter Neusser, München S. 104 ZMIK GmbH S. 106 acousticpearls S. 108 Beatrice Layag



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