Quaternary Science Journal - Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge in Niederösterre...

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Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge in Niederösterreich und in den angrenzenden Gebieten x

(Zugleich ein Beitrag zur F r a g e der W ü r m g l i e d e r u n g ) ) Von

FRIEDRICH BRANDTNER, Wien

Mit 3 Abbildungen im Text Z u s a m m e n f a s s u n g . Die Feingliederung des Pleistozäns ist ein Problem, das nur aus der Zusammenschau aller an der Eiszeitforschung beteiligten Fachrichtungen einer Lösung zuge­ führt werden kann. Unter Berücksichtigung des gesamten, durch jüngste Forschungsergebnisse weitgehend ergänzten reichhaltigen Beobachtungs- und Fundmaterials kann — zumindest für das näher besprochene Untersuchungsgebiet — eine Dreiteilung der letzten (Würm-)Vereisung klar erkannt werden. Für die vorangegangene Rißvereisung ergibt sich eine deutliche Zweiteilung durch ein stärker ausgeprägtes längeres Interstadial; einige kurzfristige wärmere Oszillationen können derzeit noch nicht mit genügender Schärfe erfaßt werden. Die unter mehr maritimen Klimaeinflüssen entstandenen Rißlösse sind auf Grund sedimenpetrographischer und faunistischer Befunde von den zweifellos unter kontinentaleren Klimaverhältnissen gebildeten Würmlössen gut trennbar. Das Riß-Würm-(Eem-)Interglazial tritt in den Lößprofilen als sogenannte K r e m s e r B o ­ d e n b i l d u n g in Erscheinung. Dieser tiefgründige, intensiv gefärbte fossile Verwitterungshorizont ist oft als ein in sich gegliederter Schichtverband ausgebildet, in dem bei örtlich gün­ stigen Erhaltungsbedingungen eine ausgesprochen warme Molluskenfauna nachgewiesen ist, die stets im Hangenden der Hochterrasse auftritt. Alle Befunde lassen eine Kälteschwankung im oberen Drittel des letzten Interglazials erkennen, welches somit in einen unteren warmen und einen oberen gemäßigten Klimaabschnitt getrennt werden kann. Das Vorkommen mousterienartiger Artefakte im Schichtverband der Kremser Bodenbildung ergänzt das gewonnene Bild und gibt eine weitere Möglichkeit zur Parallelisierung dieses wichtigen stratigraphischen Hori­ zontes mit einigen fundreichen Travertinvorkommen. Die Lößablagerungen der ersten Kältephase der Würmvereisung entstanden nach den faunistischen Befunden noch unter relativ milden Klimaverhältnissen. An paläolithischen Kulturen ist das mittlere und späte Mousterien eindeutig nachgewiesen. Als Kulturträger ist — auf Grund typologischer Analogieschlüsse — der „spezialisierte Typ" des Neandertalers anzunehmen. Das erste Interstadial der Würmvergletscherung stand unter dem Einfluß gemäßigt warmer, aber stark oszillierender Klimabedingungen. Drei kühle Phasen mit vorherrschender Lößbildung unterbanden die Ausbreitung von geschlossenen Wäldern und die Wiedereinwanderung einer anspruchsvolleren Fauna. Der Klimarhythmus ist in den Lößprofilen am eindruckvollsten im sogenannten F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x ausgeprägt, der jedoch nur in der zentral gelegenen trocken-kontinentalen Lößprovinz des östlichen Niederösterreichs voll­ ständig erhalten geblieben ist. Für dieses Interstadial, d. h. innerhalb des Bodenbildungskom­ plexes, sind Kulturschichten des älteren Aurignacien, des Szeletien und „Olschewien" nachge­ wiesen. In den Lößablagerungen der folgenden zweiten Kältephase der Würmvereisung ist an der Basis, d. h. innerhalb der Solifluktionszone, jüngeres Aurignacien mit noch relativ anspruchs­ vollen Faunenelementen festgestellt. Mit dem Beginn der trockeneren Lößbildungszeit tritt eine Artenverarmung ein; gleichzeitig wird das Aurignacien vom Gravettien abgelöst, welches in zahlreichen Fundorten in diesem Lößstockwerk nachgewiesen werden kann. Während des nur sehr kurzfristigen darauffolgenden zweiten Interstadials ist eine nur mäßige Erwärmung anzunehmen, welche sich in den Lößprofilen in Form der sogenannten P a u d o r ­ f e r B o d e n b i l d u n g ausdrückt. Faunistisch tritt kein nennenswerter Wandel ein und auch terrassenmorphologisch hat sich dieses kurze Intervall wohl kaum ausgewirkt. Innerhalb der einem braunen Steppenboden ähnlichen Bodenbildung ist das jüngere Gravettien eindeutig nach­ zuweisen und ist auch noch für den unteren Teil des jüngsten Würmlösses belegt. Die letzte Phase der Würmvereisung muß auf Grund floristischer und faunistischer — insbesondere malakologischer — Befunde als kälteste, d. h. als eine extrem kalt-kontinentale Phase angesehen werden. l

) Nach einem auf der Tagung der D E U Q U A am 4. 9. 1955 in Laufen unter gleichem Titel gehaltenen Vortrag; stark ergänzt und erweitert.


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Die morphologischen Beobachtungen stehen zu den lößstratigraphischen Ergebnissen in kei­ nem Widerspruch. Scheinbare Unstimmigkeiten sind auf mangelhafte Interpretation zurückzu­ führen. A b s t r a c t . The detailed sequence of the Pleistocene is a problem, which can be solved only by comprehending all the various branch lines of the Quarternary Research. In considera­ tion of the numerous observations and finds, completed by recent researches, the threefold division of the Last (Würm-)Glaciation can be clearly discerned — at least in the explored territory. The Penultimate (Riß-)Glaciation can be divided into two stages separated by a fully temperated and longer interstadial; several short warmer oscillations cannot be surely pointed out at present. The lithological and faunal evidences suggest, that the loesses of the Riss-Glaciation were accumulated during more maritime climatical conditions. They are well differentiated from the Würm-loesses which doubtless are formed by more continental climates. The Riss-Würm-(Eem-)Interglacial in the loess sections is marked by the „Kremser Boden­ bildung". This deeply weathered and intensively coloured fossil soil formation often is developed as a complex of strata, which contains, in cases of local favourable conditions for preservation, a snail-fauna of pronouced warm character. This constantly is overlaying the High-Terrace. All the results indicate the subdivision of the Last Interglacial in a lower warm period and an upper moderately warm phase, separated by a cool oscillation („Prae-Würm"). The evidence of Mousterian like implements in the fossil soil of Krems gives a further possibility to coordinate this important stratigraphical horizon with several travertine sections. On account of faunal evidence the loess deposits of the first cold phase of the Würm-Glaciation have been accumulated during slight maritime climatical conditions. The middle and late Mousterian are certainly evidenced in this substage. With respect to the typology it can be assumed that these palaeolithic cultures have been produced by the „specialized" typus of homo neanderthalensis. The First Interstadial of the Würm Glaciation was marked by the influence of moderately warm but very fluctuating climatical conditions. Three cool phases with dominating loess accu­ mulation repulse the spreading of more dense forests and the migration of a climatically more sensitive fauna. The rhythm of clima is marked most impressively in the loess sections by the „Fellabrunner Bodenbildungskomplex"; however, this soil formation was completely preser­ ved only in the center of the explored territory, i. e. in the dry-continental eastern part of Lower Austria and in South Moravia. This interstadial fossil soil contains at several sites arch­ aeological layers, that means open air encampments. The older Aurignacian and the Szeletian are exactly evidenced; the so called Olschewian has been found in weathered cave beds of the same age. The younger or „typical" Aurignacian is documented in the solifluction level at the base of the loess deposits which belong to the second cold phase of the Würm-Glaciation. The faunal remains, especially the mollusca, indicate slightly damper but still comparatively fa­ vourable conditions. With the beginning of the dry-continental loess accumulation, a deci­ mation of species set in; simultaneously, the Aurignacian was followed by the Gravettian, which has been established in numerous loess sections of this substage. During the Second Interstadial — which is marked in the loess sections by the „Paudorfer" soil formation — slightly warmer conditions were setting in; however, there is no evidence for an essential faunal alternation, and surely this brief interval did not have morphological effects. The castanozem like fossil soil contains the younger Gravettian, which is also evidenced in the lower parts of the Youngest Loess. With respect to vegetational and faunal — especially malacological — evidences, the last phase of the Würm-Glaciation must be regarded as an extreme cold-continental phase, the coldest substage of the whole Ice Age. I 1

Die Q u a r t ä r f o r s c h u n g h a t in den letzten J a h r e n eine bedeutende Intensivierung e r ­ fahren, u n d auf allen Teilgebieten k o n n t e neues u n d reiches Beobachtungsmaterial g e ­ sammelt werden, so d a ß manche Frage einer Lösung n ä h e r gebracht zu w e r d e n vermochte. Die Fülle an neuen Beobachtungen, insbesondere im niederösterreichischen und m ä h r i ­ schen R a u m , h a t jedoch a u d i eine Reihe neuer P e r s p e k t i v e n eröffnet u n d P r o b l e m s t e l ­ lungen ergeben, die noch einer K l ä r u n g bedürfen. I m V o r d e r g r u n d der Diskussion steht nach wie v o r die F r a g e nach d e r Gliederung des J u n g p l e i s t o z ä n s . H i e r liegen die m e i ­ sten Beobachtungen v o r — hier gehen aber auch die M e i n u n g e n a m stärksten ausein­ ander. Die Verschiedenheit der Auffassungen beziehungsweise der D e u t u n g e n bestimm­ ter an sich unbestrittener Beobachtungstatsachen g r ü n d e t sich nicht zuletzt in der m i t -


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unter sehr differenten, d. h. uneinheitlichen V e r w e n d u n g v o n Begriffen. Diese rein nomenklatorischen Schwierigkeiten, die v o r allem v o n W E I D E N B A C H 1 9 5 3 b e t o n t w u r ­ den, lassen uns oft a n e i n a n d e r vorbei r e d e n u n d veranlassen die Aufstellung neuer „un­ belasteter" T e r m i n i , die jedoch — wie die E r f a h r u n g gelehrt h a t — bisher noch k a u m eine E n t w i r r u n g herbeizuführen vermochten. Es erscheint d a h e r angezeigt, u m weitere Mißverständnisse zu v e r h i n d e r n und die herrschende S p r a c h v e r w i r r u n g durch unrichtigen Gebrauch derartiger neuer Bezeichnungen nicht zu v e r g r ö ß e r n , jeder A b h a n d l u n g , die das schwierige Problem d e r W ü r m g l i e d e r u n g zu lösen versucht, eine präzise Definition der v e r w e n d e t e n Begriffe voranzustellen — darüber h i n a u s aber auch jenen Gesichts­ winkel aufzuzeigen, aus d e m das P r o b l e m im ganzen gesehen wird. Ein sehr wesent­ licher T e i l der Auffassungsdifferenzen liegt nämlich in d e r Betrachtungsweise, da sich diese ja g a n z nach der M e t h o d e bzw. nach der b e v o r z u g t e n Arbeitsrichtung des betref­ fenden Quartärforschers richtet. Das ist durchaus verständlich u n d auch insofern zu begrüßen, als dadurch v o n verschiedener Seite nicht n u r kritische E i n w ä n d e vorgebracht, sondern auch verschiedene Beobachtungstatsachen ins Treffen geführt w e r d e n , die es auf einen gemeinsamen N e n n e r zu b r i n g e n gilt. Die W ü r m g l i e d e r u n g ist ein alle Teilgebiete der Q u a r t ä r g e o l o g i e umfassendes P r o ­ blem u n d k a n n daher w e d e r v o n der L ö ß s t r a t i g r a p h i e allein, noch weniger aber, wie es mir scheinen will, v o n d e r Morphologie gelöst werden, s o n d e r n nur aus der v o n keiner Seite her beeinflußten Zusammenschau aller Ergebnisse u n d deren zwangloser E i n o r d ­ nung, wobei insbesondere die P a l ä o p e d o l o g i e , Sedimentpetrologie sowie die P a l ä o n t o ­ logie u n d P a l ä o b o t a n i k respektive P a l y n o l o g i e wertvollste E r g ä n z u n g e n zu vermitteln vermögen. N e b e n den rein naturwissenschaftlichen Disziplinen w i r d m a n jedoch auch die Per­ spektiven, die sich aus d e r kulturhistorischen Forschung ergeben, mit berücksichtigen müssen u n d das nicht z u l e t z t . Die m o d e r n e Paläolithforschung vermag für die Frage der W ü r m g l i e d e r u n g sogar sehr entscheidende A r g u m e n t e beizubringen. Selbstverständ­ lich w ä r e es verfehlt, aus d e r K u l t u r a b f o l g e — aus der T y p o l o g i e — eine S t r a t i g r a p h i e im geologischen Sinne ablesen zu wollen; aber es darf u m g e k e h r t nicht vergessen w e r ­ den, d a ß eine in situ befindliche Kulturschichte i n n e r h a l b eines bestimmten Lößstock­ werkes einen ganzen K o m p l e x darstellt, dessen Aussagewert den eines „Leitfossils" (dem in d e r gesamten Geologie sonst stets Beachtung u n d sogar Beweiskraft zugemessen wird) bei weitem übertrifft. G a n z abgesehen d a v o n , d a ß eine Kulturfazies im Vergleich zur F a u n a bedeutend kurzlebiger ist — natürlich gibt es auch Retensionskulturen —, beinhaltet eine Kulturschichte zumeist eine ganze Faunenvergesellschaftung, welche dem Q u a r t ä r s t r a t i g r a p h e n normalerweise sonst k a u m zur V e r f ü g u n g steht. Freilich m u ß bei einer solchen „paläolithischen" Faunenvergesellschaftung, w e n n ich so sagen darf, die selektive Auslese mitberücksichtigt w e r d e n , welche durch die wirtschaftliche u n d jagd­ technische S t r u k t u r der betreffenden K u l t u r t r ä g e r b e d i n g t ist; aber das beinhaltet ja k a u m eine wirkliche Interpretationsschwierigkeit u n d setzt den W e r t d e r Fundstücke für die Stratigraphie praktisch nicht h e r a b . D a r ü b e r h i n a u s steht dem Q u a r t ä r s t r a t i ­ graphen aber auch ein floristisches M a t e r i a l — zumindest in F o r m von H o l z k o h l e n — zur V e r f ü g u n g , welches nicht n u r klimatische Rückschlüsse gestattet, sondern auch mit Hilfe der Ci4-Methode eine exakte D a t i e r u n g ermöglicht, die wohl schon in nächster Zukunft eindeutig F r a g e n b e a n t w o r t e n w i r d , über die heute noch mit sehr unzureichen­ den u n d einseitigen morphologischen A r g u m e n t e n eine ergebnislose Diskussion geführt wird. Die oft zu beobachtende Z u r ü c k h a l t u n g , um nicht zu sagen Ablehnung, die k u l t u r historisch-stratigraphischen E r w ä g u n g e n entgegengebracht w i r d , ist verständlich, da es häufig an der n o t w e n d i g e n Überschau u n d der K e n n t n i s der M e t h o d i k der a n sich fach­ fremden Disziplin m a n g e l t , ist aber sachlich u n b e g r ü n d e t . D e r mitunter allen Ernstes


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vorgebrachte E i n w a n d , d a ß es ein circulus vitiosus sei, m i t einer paläolithischen K u l t u r ­ schicht die geologische Strate und m i t dieser die Kulturschicht zu datieren, ist unzutref­ fend u n d zeugt b l o ß v o n einem völligen M i ß v e r s t e h e n der aus den L a g e r u n g s v e r h ä l t ­ nissen tatsächlich z u ziehenden Folgerungen, b e g r ü n d e t sich aber auch andererseits in d e r v o n Seiten des — meist naturwissenschaftlich ungeschulten — P r ä h i s t o r i k e r s an den Geologen h e r a n g e t r a g e n e n F o r d e r u n g nach geochronologischer E i n o r d n u n g typologisch schwer f a ß b a r e r K u l t u r f a z i e n . H i e r b e i ist festzuhalten, d a ß die Fragestellung des P r ä ­ historikers meist m i ß v e r s t a n d e n w i r d . Es geht der Paläolithforschung nicht e t w a d a r u m , ob, u m ein einfaches Beispiel zu w ä h l e n , das Aurignacien älter als das G r a v e t t i e n ist, — das steht absolut fest u n d ist durch zahlreiche Grabungsaufschlüsse belegt — sondern d a r u m , um w i e v i e l älter eine bestimmte Aurignacienschicht zu einer Gravettienschicht eines a n d e r e n F u n d p l a t z e s ist oder, u m ein k o n k r e t e s Beispiel zu geben, o b etwa das G r a v e t t i e n v o n Aggsbach gleichaltrig m i t der modifizierten, zweifelsohne späten Aurignacienfazies b z w . d e m „ A u r i g n a c i e n d e r i v a t " v o n L a n g m a n n e r s d o r f sei. D i e P a l ä o l i t h ­ forschung bedarf z u r K l ä r u n g möglicher genetischer Ableitungen, Kultur-Uberschich­ t u n g e n u n d -Beeinflussungen eines möglichst genauen absolut-chronologischen Gerüstes u n d möchte detailliertere A n g a b e n ü b e r die klimatischen Gegebenheiten, ü b e r die all­ gemeinen Lebensbedingungen h a b e n ; die großzügige relativ-dtronologische Abfolge der K u l t u r g r u p p e n ist heute keine F r a g e m e h r ! D e r a r t i g e Fragestellungen s t a n d e n zu Beginn der v e r h ä l t n i s m ä ß i g jungen Urgeschichtsforschung z u r Debatte u n d w a r e n auch noch zu Lebzeiten J . BAYER'S, Z. T . wenigstens, aktuell. D a m a l s k o n n t e aber namentlich von der v o r w i e g e n d morphologisch ausgerichteten Quartärgeologie keine befriedigende A n t ­ w o r t gegeben w e r d e n , u n d das führte schließlich d a z u , daß mit unzulänglichen fach­ lichen V o r a u s s e t z u n g e n Systeme aufgestellt w u r d e n , die lediglich eine V e r w i r r u n g her­ vorriefen, aus d e r sich, wie sich zeigt, die Q u a r t ä r f o r s c h u n g noch nicht befreien k o n n t e . D i e unglückliche, auf biglazialer Vorstellung (!) basierende S t r a t i g r a p h i e BAYER'S, welche z. T . in nomenklatorischer H i n s i c h t u n d d a m i t — vielleicht oft u n b e w u ß t — auch in ihrem D e u t u n g s i n h a l t e v o n den Polyglazialisten übernommen w u r d e , w i r k t sich, es m u ß dies leider gesagt werden, bis h e u t e h e m m e n d aus und brachte die a n sich m e t h o ­ disch gerechtfertigte „Symbiose" Paläolithforschung u n d Lößgliederung insbesondere bei den morphologisch arbeitenden Q u a r t ä r g e o l o g e n n a h e z u in Verruf. D a b e i w i r d über­ sehen, d a ß zwischenzeitlich ein Beobachtungsmaterial zusammengetragen w u r d e , das vermutlich selbst BAYER ZU a n d e r e r Sicht geführt h ä t t e . Es darf nicht vergessen werden, d a ß dieser um die österreichische Paläolithforschung so verdiente u n d in vieler Hinsicht sehr hellsichtige Forscher — er h a t jedenfalls als erster den regionalstratigraphischen Aussagewert fossiler Bodenbildungen e r k a n n t — sein System auf ein räumlich relativ eng begrenztes u n d dürftiges Beobachtungsmaterial a u f b a u t e u n d ihm eben b l o ß Profil­ aufschlüsse mit 3 Lössen u n d 2 eingeschalteten „ V e r l e h m u n g s z o n e n " b e k a n n t waren ( u n d es w a r e n nicht die typischsten). W e n n aber v o n einigen Forschern heute noch i m m e r nicht mehr als diese drei nämlichen Lösse gesehen werden oder gesehen werden wollen, d a n n k o m m t dies praktisch einem Rückschritt gleich. Die Q u a r t ä r g e o l o g i e steht in gewisser Hinsicht auf einem W e n d e p u n k t u n d m u ß sich neu orientieren. Es ist daher m. E . methodisch nicht vorteilhaft u n d förderlich, sich an abgenutzte Vorstellungen, I n t e r p r e t a t i o n e n und T e r m i n i zu k l a m m e r n . Es ist z u m Beispiel lediglich v o n wissenschaftsgeschichtlichem Interesse, was e t w a A . P E N C K unter einem Interglazial u n d einem I n t e r s t a d i a l verstand. F ü r diese Begriffe m u ß eine neue, auch den m o d e r n e n Ergebnissen der P a l y n o l o g i e u n d Paläopedologie a n g e p a ß t e Defi­ nition gefunden w e r d e n ; sie darf nicht v o n v o r n h e r e i n theoretisch festgelegt werden. U n d es ist auch v o n untergeordneter Bedeutung, ob SOERGEL 1919 die M o r ä n e n südlich v o n Saulgau in Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t P E N C K dem R i ß z u o r d n e t e oder abweichend d a ­ v o n als W ü r m I bezeichnete; das ist nämlich nur eine Sache der L o k a l i n t e r p r e t a ü o n ,


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und z w a r g e n a u so, wie es a u d i die n e u e r e Auffassung v o n F . W E I D E N B A C H darstellt, der diese M o r ä n e n als „ J u n g r i ß " bezeichnet u n d hierin einen selbständigen, d e m W ü r m morphologisch allerdings n ä h e r stehenden „Eiszeitkomplex" erkennen will, d e r v o n diesem ebenso wie v o m „ M i t t e l r i ß " d u r c h je ein „ V o l l i n t e r g l a z i a l " g e t r e n n t sei. Die Richtigkeit dieser oder jener I n t e r p r e t a t i o n w i r d sich ja erweisen, und sollte sich her­ ausstellen, d a ß diese M o r ä n e n tatsächlich d e r R i ß v e r g l e t s d i e r u n g anzuschließen sind, d. h. m i t a n d e r e n W o r t e n , d a ß die E e m - W a r m z e i t ) erst d a r a u f folgt, d a n n h a t eben SOERGEL in diesem P u n k t e geirrt — nichts weiter. Jedenfalls ist es nicht a n g ä n g i g , aus diesem F a k t u m n u n — w i e es anscheinend F . W E I D E N B A C H vorschwebt — den Schluß ziehen z u wollen, d a ß , weil sich das SoERGEL'sche W ü r m I zumindest als sehr dubios erwies, es a n d e r s w o u n d ü b e r h a u p t kein W ü r m I gebe. G e w i ß , dieser T e r m i n u s ist vor­ belastet, u n d es ist auch richtig, d a ß u n t e r diesem Begriff v o n den einzelnen Autoren ganz verschiedenes v e r s t a n d e n w i r d ; es w u r d e ja auch v o n g a n z verschiedenem Beob­ achtungsmaterial ausgegangen. W e n n m a n sich dies klar v o r Augen hält, w i r d es auch keine Verständigungsschwierigkeiten geben. M a n m u ß sich a b e r auch d a m i t begnügen, d a ß die in den einzelnen Gebieten aus d e n bisher g e w o n n e n e n Ergebnissen aufgebauten Gliederungen, vorläufig wenigstens, n u r l o k a l e Bedeutung h a b e n , denn die z. B. in N i e ­ derösterreich u n d M ä h r e n festgestellte reiche Abfolge v o n Lössen und Bodenbildungen läßt sich v o r d e r h a n d noch gar nicht m i t d e n etwa in B a y e r n o d e r W ü r t t e m b e r g ange­ troffenen V o r k o m m e n parallelisieren; v o n d e n schwachen Lößdecken auf den M o r ä n e n und T e r r a s s e n des A l p e n v o r l a n d e s gar nicht zu reden. V o l l e n d s aber ist es ein U n d i n g , morphologische Beobachtungen und die sich daraus resultierenden Gliederungen schon heute auf die L ö ß s t r a t i g r a p h i e ü b e r t r a g e n z u wollen (oder u m g e k e h r t ) . D i e M o r p h o ­ logie ist n u r einer unter m e h r e r e n möglichen Wegen, die z u r K l ä r u n g der W ü r m g l i e d e ­ rung führen können, u n d k a n n keineswegs für sich den A n s p r u c h erheben, „die sichersten stratigraphischen D o k u m e n t e z u r G l i e d e r u n g des Eiszeitalters" zu liefern, wie H . GRAUL meint. D a z u sind die G r u n d l a g e n , auf d e n e n sich die I n t e r p r e t a t i o n morphologischer Beobachtungen aufbaut, noch immer zu ungesichert; jedenfalls sind sie keineswegs siche­ rer als die a n d e r e r Disziplinen. Ich möchte n u r darauf hinweisen, d a ß z. B. die Frage, w a n n u n d u n t e r welchen allgemeinen u n d lokalen Bedingungen die pleistozäne Erosion und A k k u m u l a t i o n s t a t t f a n d , noch nicht befriedigend g e k l ä r t ist, u n d w i r h a b e n auch noch keinerlei wirkliche A n h a l t s p u n k t e , u m den Z e i t r a u m festzustellen, der n o t w e n d i g war, u m eine positive K l i m a s c h w a n k u n g im Gletscherhaushalt wirksam u n d damit morphologisch f a ß b a r w e r d e n zu lassen. D i e s e wichtigen F r a g e n müssen aber erst gelöst werden, ehe m a n eine K o r r e l a t i o n der M o r ä n e n - und Terrassengliederung m i t d e r L ö ß ­ stratigraphie versucht, sonst reden w i r n u r aneinander v o r b e i u n d erschöpfen uns in mehr o d e r m i n d e r geistreicher Polemik. Ich möchte jedenfalls v o r einer Ü b e r b e w e r t u n g der bisherigen morphologischen Ergebnisse — wie sie im allerjüngsten Schrifttum deut­ lich g e w o r d e n ist — g e r a d e in Bezug auf die Feingliederung der Würmvergletscherung w a r n e n u n d eine gründliche Revision d e r bisherigen V o r s t e l l u n g e n empfehlen, die letzt­ lich in d e r These ex cathedra m ü n d e n , d a ß sich jede K l i m a s c h w a n k u n g auch m o r p h o ­ logisch nachweisen lassen müsse („sonst ist es eben k e i n e " ) . D a s ist nämlich ein Fehl­ schluß! D i e M o r p h o l o g i e k a n n nur einen T e i l der P h ä n o m e n e erfassen u n d h a t somit — wie jedes a n d e r e Fachgebiet — seine methodischen G r e n z e n u n d Erkenntnislücken, die nur durch das Zusammenspiel mehrerer Disziplinen überbrückt b z w . ausgefüllt werden können. Es w ä r e für die gesamte Q u a r t ä r f o r s c h u n g förderlich, w e n n sich einige Forscher dessen k l a r b e w u ß t w e r d e n w ü r d e n u n d sich auch mit der Auffassung etwas befreunden k ö n n t e n , d a ß in den gletscherfernen L ö ß g e b i e t e n der jungpleistozäne K l i m a a b l a u f viel genauer registriert ist u n d somit k l a r e r e r k a n n t w e r d e n k a n n , als dies in d e n bisher l a

l a

) Diese durch zahlreiche, über ganz Europa verteilte Pollendiagramme eindeutig belegte letzte echte Warmzeit (Waldzeit) ist eine auch für die Frage des alpinen Jungpleistozäns wichtige und klare Zeitmarke.


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b e v o r z u g t e n „ J a g d g e b i e t e n " der Q u a r t ä r g e o l o g i e möglich w a r . I n dieser ausgedehnten ehemaligen L ö ß s t e p p e d r ä n g t e sich die gesamte Lebewelt zusammen u n d in ihren z a h l ­ reichen erhalten gebliebenen Resten sind uns auch zusätzliche D o k u m e n t e gegeben, die für eine F e i n g l i e d e r u n g des letzten Vereisungszyklus' entscheidenden Aussage­ w e r t besitzen. II Eines jener Gebiete, das alle Voraussetzungen erfüllt, ist der ostmitteleuropäische R a u m , der z u d e m den Vorzug einer bereits sehr fortgeschrittenen u n d u n d umfassenden Erforschung hat. A u s dem niederösterreichischen u n d dem anschließenden mährischslovakischen u n d ungarischen L ö ß g e b i e t liegt jedenfalls die weitaus g r ö ß t e A n z a h l fossil­ führender Lößprofile m i t m e h r e r e n autochthonen Bodenbildungen v o r . D a m i t ist eine I n t e r p r e t a t i o n s g r u n d l a g e gegeben, welche sich nicht m e h r in s p e k u l a t i v e n Bahnen be­ wegt, sondern auf statistischer Basis steht u n d somit auch eine zusammenfassende U b e r ­ schau gestattet, die durch weitere Untersuchungen w o h l noch zu v e r v o l l s t ä n d i g e n u n d weiter zu u n t e r m a u e r n sein w i r d , nicht aber im wesentlichen r e v i d i e r t z u werden G e ­ f a h r läuft. W i e schon an a n d e r e r Stelle ( F . BRANDTNER 1 9 5 4 ) ausführlicher dargelegt w u r d e , k ö n n e n innerhalb der niederösterreichischen L ö ß v o r k o m m e n mehrere L o k a l a u s p r ä g u n g e n e r k a n n t werden, die sich im wesentlichen in einem verschiedenen G e h a l t b z w . vorherr­ schenden Anteil a n Schwermineralien u n d insbesondere in einem unterschiedlichen durchschnittlichen K a l k g e h a l t ausdrücken. Diese Eigenschaften sind p r i m ä r durch das verschiedenartige geologische S u b s t r a t des betreffenden Auswehungsgebiet.es gegeben, wobei gewisse Verschiebungen im M i n e r a l - und K a l k a n t e i l auch i n n e r h a l b eines L ö ß ­ profiles v o n Stockwerk zu Stockwerk, entsprechend d e r v e r ä n d e r t e n jeweils v o r h e r r ­ schenden W i n d r i c h t u n g , feststellbar sind. Eine D u r c h a r b e i t u n g in dieser Richtung steht noch ganz in den A n f ä n g e n , l ä ß t a b e r sehr präzise A n h a l t e bzw. K r i t e r i e n für die Glie­ derung der Lösse, zumindest i n n e r h a l b eines Ablagerungsareales, e r w a r t e n . N e b e n diesen geologisch bedingten Lokaldifferenzierungen sind w e i t r ä u m i g e r e U n ­ terschiedlichkeiten erweisbar, die sich nicht nur im allgemeinen L ö ß h a b i t u s ausdrücken, sondern insbesondere auch in der A u s b i l d u n g u n d E r h a l t u n g der fossilen Bodenbildun­ gen. Diesen M e r k m a l e n liegen klimatische Ursachen z u G r u n d e , welche in allen pleisto­ z ä n e n Phasen eine bedeutende Rolle spielten und jeden einzelnen Abschnitt wiederum, sowohl in gradueller als auch in regionaler Hinsicht, charakterisieren. Es können im wesentlichen zwei H a u p t f a z i e n festgestellt w e r d e n : E i n e „aride", d. h. e x t r e m trocken­ k o n t i n e n t a l e , u n d eine „ h u m i d e " , d. h. unter m a r i t i m e n Einflüssen stehende Fazies; dazwischen liegen verschieden abgestufte Übergänge. W ä h r e n d des Jungpleistozäns, v o n dem hier ausschließlich gesprochen w e r d e n soll, verschieben sich die K l i m a a r e a l e n u r wenig u n d decken sich auch ziemlich weitgehend mit d e n heutigen K l i m a r ä u m e n , so d a ß sie m e h r oder m i n d e r generell skizziert werden k ö n n e n . D a s Kerngebiet extrem trocken-kontinentaler K l i m a b e d i n g u n g e n lag im östlichen Teil Niederösterreichs (dem sogen. „ W e i n v i e r t e l " ) u n d im a n g r e n z e n d e n T e i l S ü d m ä h ­ rens. Die Lösse dieses Gebietes sind locker gelagert, sehr p o t ö s mit typischem „ S c h w a m m " Gefüge, aber ziemlich stark verfestigt (was allerdings auch durch den r e l a t i v hohen K a l k ­ gehalt bedingt ist); bezeichnend ist ferner die relative Schneckenarmut. D e r C a - H o r i z o n t u n t e r h a l b der fossilen Bodenbildungen — v o n diesen selbst soll erst w e i t e r unten ge­ sprochen w e r d e n — ist fast ausnahmslos in F o r m einer kreideartigen Anreicherung aus­ geprägt. K o n k r e t i o n ä r ausgebildete I l l u v i a l h o r i z o n t e u n d L ö ß k i n d e l - L a g e n fehlen voll­ ständig. Im westlichen R a n d g e b i e t t r e t e n stellenweise ü b e r dem C a - H o r i z o n t Bieloglaska ( „ W e i ß ä u g l e i n " ) a n der Basis v o n V e r l e h m u n g s z o n e n auf. Solifluktionserscheinungen sind selbst an stärker geneigten H a n g l a g e n k a u m zu beobachten, u n d dementsprechend spielen auch Fließerden nur eine höchst untergeordnete lokale Rolle. K l e i n e Frostspal-


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ten, Lagen v o n Frostaufbrüchen u n d Eiskeile, w i e sie v o n J . F I N K ( 1 9 3 4 ) v o n W e t z l e i n s dorf u n d Weinsteig beschrieben w u r d e n , sind n u r sporadisch feststellbar u n d treten offensichtlich n u r in V e r b i n d u n g mit lokal bedingter Durchfeuchtung auf. Auch die mächtigen K r y o t u r b a t i o n e n („Taschenböden") auf der G ä n s e r n d o r f e r T e r r a s s e können nicht als eine regionale Erscheinung, sondern n u r als Ausdruck besonderer lokaler Be­ dingungen ( G r u n d w a s e r e i n f l u ß ) aufgefaßt w e r d e n und sind an das Substrat des U n t e r ­ grundes gebunden. D a s Gebiet der trocken-kontinentalen Lößlandschaft geht südlich der D o n a u — insbesondere im Bereiche d e r Ausläufer des W i e n e r W a l d e s — ziemlich u n v e r m i t t e l t in eine ausgesprochen „ h u m i d e " Fazies über; n u r im Gebiete östlich von W i e n gegen das Burgenland u n d nach U n g a r n hin sowie a m R a n d e des T u l l n e r Beckens u n d im Bereiche des oberen Traisentales ist ein allmählicher U b e r g a n g festzustellen. I m W e s t e n stellt der H ö h e n z u g des M a n h a r t s b e r g e s m i t der Wasserscheide zugleich auch eine ziemlich scharfe G r e n z e zu einem ± „ h u m i d e n " Klimabereich besonderer Aus­ prägung d a r . N u r im R ä u m e u m Krems a. d. D o n a u ist diese Grenze etwas verwischt. Das Lößgebiet westlich des Manhartsberges ( p r ä z i s e r : die Lösse des K a m p - u n d K r e m s ­ tales u n d der W a c h a u ) , ferner das u n m i t t e l b a r südlich der D o n a u anschließende Gebiet östlich u n d südlich des D u n k e l s t e i n e r W a l d e s (Bereich des unteren Perschling- u n d T r a i ­ sentales u n d das T a l der F l a d n i t z ) stellt jedoch in einem gewissen Sinne n u r eine Uber­ gangszone d a r , die zwischen der extrem trockenen Fazies im Osten Niederösterreichs und der ebenso extrem feuchten Fazies im ä u ß e r s t e n W e s t e n (und Süden) N i e d e r ö s t e r ­ reichs v e r m i t t e l t ) . Die Lösse der ± h u m i d e n (Übergangs-)Fazies sind im allgemeinen e t w a s dichter gelagert u n d haben ein e t w a s weniger ausgeprägtes Schwammgefüge; sie sind weicher, d. h. weniger v e r h ä r t e t , u n d häufig etwas braunstichig. D i e Molluskenfauna ist nicht nur mengen-, sondern auch a r t m ä ß i g reicher u n d kräftiger e n t w i c k e l t ) . D e r K a l k a n ­ reicherungshorizont u n t e r h a l b v o n V e r l e h m u n g s z o n e n ist w o h l ähnlich wie im Trocken­ gebiet ausgeprägt, doch t r e t e n gegen Westen hin immer häufiger mehr k o n k r e t i o n ä r entwickelte C a - H o r i z o n t e auf, wie ü b e r h a u p t die regellose Einlagerung v o n bis zu k i n d s k o p f g r o ß e n L ö ß k i n d e l n in oft unerklärlicher M e n g e ein C h a r a k t e r i s t i k u m dar­ stellen. D i e fossilen Bodenbildungen zeigen einen etwas abweichenden A u f b a u u n d eine scheinbar b e d e u t e n d m u l t i f o r m e r e , d. h. uneinheitlichere, Ausbildung. Dies ist aber im wesentlichen n u r den verschieden stark ausgeprägten Solifluktionserscheinungen zuzu­ schreiben, die eine s e k u n d ä r e Aufarbeitung der fossilen Bodenbildungen in F o r m v o n Fließerden u n d eine oft weitgehende A b t r a g u n g b z w . „ K ö p f u n g " der Bodenprofile be­ wirken, so d a ß häufig n u r noch „Restböden" ) vorliegen, deren Parallelisierung oder I n t e r p r e t a t i o n n a t u r g e m ä ß e t w a s schwieriger ist. Die „ h u m i d e " Fazies ist also in erster Linie durch das Vorherrschen der Solifluktion charakterisiert; darin liegt d e r g r ö ß t e und entscheidendste Unterschied z u r „ariden" Fazies. 2

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N ö r d l i c h der T h a y a geht die extrem k o n t i n e n t a l e Lößlandschaft allmählich in eine etwas niederschlagsreichere P r o v i n z v o n eigener P r ä g u n g über. Das Lößgebiet der U m ­ gebung v o n B r ü n n , eingeengt im Westen v o n der böhmisch-mährischen H ö h e , im Osten 2

) Die vom Bodenfließen völlig beherrschte westlichste Lößprovinz, welche am Ausgange der Wachau bei Melk a. d. Donau beginnt und sich über Oberösterreich und Bayern bis nach Würt­ temberg hin fortsetzt, ist noch zu wenig erforscht. Nach dem derzeitigen Stande der Unter­ suchungen und mangels geeigneter synchroner Horizonte muß daher jedem Parallelisierungsversuch, vorläufig wenigstens, ein wirklicher Erfolg versagt bleiben. )Die Untersuchungen in dieser Hinsicht sind in Niederösterreich bisher noch zu wenig fort­ geschritten, doch zeichnen sich schon jetzt gewisse ökologische Unterschiede ab, welche die hier vertretene Auffassung bekräftigen und mit den malakologischen Ergebnissen der tschechischen Forschung weitgehend übereinstimmen. ) Ein typisches Beispiel hierfür stellt u. a. die „Göttweiger Verlehmungszone" dar, die da­ mit nicht geeignet ist, für einen bestimmten Zeitabschnitt namengebend verwendet zu werden. 3

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v o n den K a r p a t h e n u n d im N o r d e n v o m Gesenke — u n d v o n diesen H ö h e n zweifellos klimatisch beeinflußt — , zeigt n u r A n k l ä n g e a n die Verhältnisse des niederösterreichi­ schen Übergangsgebietes im R ä u m e u m K r e m s a. D . D i e Solifluktion ( u n d K r y o t u r b a tion im L ö ß ) erreicht w o h l n u r in den nordöstlichen Randgebieten, z. B. in den L ö ß a b ­ lagerungen v o n P f e d m o s t (vgl. K . Z E B E R A - V . L O Z E K USW. 1 9 5 4 ) ein d o m i n i e r e n d e s A u s m a ß , doch steht d e r gesamte R a u m unter relativ starken F r o s t w i r k u n g e n , die eine gewisse Durchfeuchtung voraussetzen. I n den Lößprofilen b z w . fossilen B o d e n b i l d u n g e n sind in der Regel zahlreiche Frostspalten u n d Eiskeile feststellbar (vgl. J . PELISEK 1 9 5 3 ; R. M U S I L - K . V A L O C H - V i . N E C E S A N Y 1 9 5 4 ) , eine Erscheinung, welche im n i e d e r ö s t e r -

rtichischen R a u m jeder Fazies fehlt, so d a ß die A b g r e n z u n g einer eigenen K l i m a - b z w . Faziesprovinz gerechtfertigt erscheint. Die slovakische L ö ß p r o v i n z (im wesentlichen auf d a s "Waagtal beschränkt) steht, z u ­ sammen m i t den westungarischen L ö ß v o r k o m m e n , d e r niederösterreichischen Ü b e r g a n g s ­ zone faziell b e d e u t e n d n ä h e r ; sie k a n n als „gemäßigt h u m i d " bezeichnet w e r d e n . D i e typischen Frostspalten des mährischen Gebietes fehlen hier. Auffallend ist n u n der U m s t a n d , d a ß fast alle bis jetzt bekannt g e w o r d e n e n P a l ä o lithstationen u n d auch die absolute M e h r h e i t d e r faunistischen Zufallsfunde aus d e n m e h r o d e r m i n d e r h u m i d e n U b e r g a n g s z o n e n stammen, w ä h r e n d die Gebiete der e x t r e m feuchten Fazies (z. B . Oberösterreich) ebenso wie d e r R a u m extrem t r o c k e n - k o n t i n e n ­ taler Bedingungen bisher praktisch fundleer geblieben sind. D a s ist g e w i ß kein Z u f a l l oder auf eine F u n d l ü c k e infolge fehlender Aufschlüsse u n d m a n g e l n d e r Erforschung zurückzuführen, s o n d e r n k a n n n u r d a d u r c h e r k l ä r t w e r d e n , d a ß diese Gebiete — L e ­ bensräume — einfach gemieden w u r d e n . Besonders für die zentral gelegene trocken­ kontinentale L ö ß p r o v i n z , die nach allen Seiten hin v o n zahlreichen F u n d o r t e n förmlich u m s ä u m t w i r d , dürfte diese paläoklimatische D e u t u n g — gegenüber etwaigen k u l t u r ­ historischen Gegebenheiten, die sicherlich ebenfalls eine Rolle spielten — V o r r a n g h a b e n , wie schon in einem a n d e r e n Z u s a m m e n h a n g dargelegt w u r d e (F. BRANDTNER 1 9 5 5 , S. 5 / 6 ) . F ü r die stratigraphische I n t e r p r e t a t i o n der einzelnen Lösse u n d Bodenbildungen u n ­ ter besonderer Berücksichtigung u n d H e r a n z i e h u n g des kulturhistorischen u n d p a l ä ­ ontologischen M a t e r i a l s , ergibt sich d a m i t ein in gewisser Hinsicht bedauerlicher aber unabänderlicher U m s t a n d : das Gebiet, welches auf G r u n d völlig ungestörter u n d k o m ­ pletter Profile den höchsten paläopedologischen Aussagewert besitzt, h a t n u r wenige F u n d e , denen stratigraphische Beweiskraft z u k o m m t , u n d die einzelnen Schichtglieder, d. h. Lößstockwerke, k ö n n e n a u ß e r d e m nicht m i t Flußterrassen v o n morphologischem Aussagewert verknüpft werden. Es gilt daher, die in d e r zentral gelegenen trocken­ kontinentalen L ö ß p r o v i n z einwandfrei feststellbare Abfolge in die Gebiete der f u n d ­ reichen u n d auch morphologisch aussagefähigeren „ h u m i d e n " Fazien z u verfolgen, d a s heißt m i t anderen "Worten, die in den einzelnen Gebieten auftretenden Lösse u n d B o ­ denbildungen zu parallelisieren. D a s setzt aber eine genaue Kenntnis d e r faziellen A u s ­ p r ä g u n g e n — T y p e n — voraus, welche hier n u n zusammenfassend zu v e r m i t t e l n v e r ­ sucht w e r d e n soll. III F ü r die hier aufgeworfene Problemstellung stehen die drei letzten fossilen B o d e n ­ bildungen u n d die diese unter- u n d ü b e r l a g e r n d e n (vier) Lösse in erster Linie z u r D i s ­ kussion; es soll d a h e r n u r v o n diesen detaillierter gesprochen werden. Die unterste, älteste, dieser drei begrabenen L a n d o b e r f l ä c h e n ) w i r d in A n l e h n u n g an den v o n G. GÖTZINGER geprägten T e r m i n u s als „ K r e m s e r B o d e n b i l d u n g " 5

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) Hier in einem engeren, speziellen Sinne gebraucht, in dem vor allem ein durch eine ge­ wisse Zeitspanne hindurdi + stabiler Zustand ausgedrückt ist. Landoberfläche — „Boden" — ist an sich ja auch jede jemals akkumulierte Lößlage.


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bezeichnet; dieser Arbeitsbegriff h a t sich auch bereits ziemlich allgemein eingeführt. W i e schon an a n d e r e r Stelle n ä h e r ausgeführt (vgl. F . BRANDTNER 1 9 5 4 , S. 6 8 ) , h a n d e l t es sich hierbei u m eine im gesamten niederösterreichischen Lößgebiet ziemlich u n i f o r m ausgeprägte B o d e n b i l d u n g . Sie ist charakterisiert durch eine relativ mächtige V e r l e h ­ m u n g s z o n e v o n intensiver ± ziegelroter F ä r b u n g ) , welche auch nach Austrocknung e r h a l t e n bleibt, u n d eine restlose E n t k a l k u n g . D a s ehemalige Lößgefüge ist vollständig vernichtet u n d in ein bindiges scharfkantiges Feinaggregatgefüge v e r w a n d e l t ; die S t r u k ­ t u r ist ausgeprägt eckig-blockig. D e r Boden ist s t a r k e r o s i o n s g e f ä h r d e t ) , bleibt a b e r auch bei V e r l a g e r u n g in Gefüge u n d S t r u k t u r stabil. Die speckig glänzenden S p a l t ­ flächen zeigen häufig Eisenmangan-Anflüge. D i e V e r w i t t e r u n g s i n t e n s i t ä t drückt sich ferner durch einen im Vergleich zu den beiden j ü n g e r e n Bodenbildungen weitaus h ö h e ­ ren P r o z e n t s a t z an Sesquioxyden aus. Ein weiteres, sehr gewichtiges M e r k m a l dürfte in d e r A r t der Eisenverbindung liegen; statt limonitischem Eisen scheinen hier Roteisen­ v e r b i n d u n g e n vorzuherrschen, w a s allerdings a b e r noch einer E r h ä r t u n g durch z u k ü n f ­ tige Untersuchungen, die auch w e i t r ä u m i g e r a n z u s e t z e n wären, bedarf. 6

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D i e Verlehmungszone, welche ich als einen u n t e r ± m e d i t e r r a n e n K l i m a v e r h ä l t ­ nissen mächtig entwickelten B - H o r i z o n t eines W a l d b o d e n s auffasse (vgl. F . BRANDTNER 1 9 5 4 , S. 6 8 , 7 3 , 7 5 ) , trägt — w e n n keine s p ä t e r e n solifluidalen A b t r a g u n g e n s t a t t ­ f a n d e n ) — einen meist nur wenige Dezimeter mächtigen H u m u s h o r i z o n t v o n gleichg e a r t e t e m Feinaggregatgefüge, strukturellem H a b i t u s u n d ähnlicher K o r n g r ö ß e n z u s a m ­ mensetzung. E r ist ebenfalls völlig e n t k a l k t ; gelegentlich zu beobachtende K a l k a u s ­ scheidungen in F o r m eines Pseudomyzeliums auf den Spaltflächen sind zweifellos auf s e k u n d ä r e Infiltrationen zurückzuführen. Die F ä r b u n g ist ebenfalls intensiv (meist h a n ­ delt es sich um ein dunkles S e p i a b r a u n ) . Die auch bei Austrocknung konstanten F a r b ­ w e r t e bewegen sich zwischen 5 — 7 , 5 Y R . Die Sesquioxyde erreichen gleich hohe W e r t e wie in der basalen V e r l e h m u n g s z o n e , doch liegen hier gewiß n u r limonitische Eisen­ v e r b i n d u n g e n vor. 8

Die Kremser B o d en b i1 d u n g , die somit alle M e r k m a l e eines ß r a u n l e h m e s (vgl. W , L. K U B I E N A 1 9 5 3 , S. 2 6 6 - 2 7 0 ) a u f w e i s t , m u ß t e s o ­ mit unter K l i m a b e d i n g u n g e n e n t s t a n d e n sein, die auch w ä h r e n d des p o s t g 1a z i a 1e n O p t i m u m s im g l e i c h e n R a u m n i c h t erreicht w u r d e n . Die H u m u s z o n e ist daher als A - H o r i z o n t dieses fossilen Braunlehmes aufzufassen; sie als „ S c h w a r z e r d e " zu bezeichnen, ist pedologisch u n h a l t b a r , auch w e n n lokal gelegentlich eine schwarzbraune F ä r b u n g festgestellt w e r d e n k a n n . Diese D u n k e l f ä r b u n g ist vielleicht in Richtung einer „Dirsifizierung" z u deuten, auf die v o n W . L. K U B I E N A ) hingewiesen wurde. 9

Diese Feststellung erscheint insofern wichtig, als d a m i t I r r t ü m e r vermieden w e r ­ den sollen. In d e r tschechischen Literatur w i r d sehr häufig v o n „ S c h w a r z e r d e n " ge­ sprochen, wobei d a r u n t e r aber nicht nur die typischen Schwarzerden — T s c h e r n o seme — eines jüngeren Bodens b z w . Bodenbildungskomplexes v e r s t a n d e n w e r d e n , 6

) Die Farbwerte bewegen sich nach den „Munsell soil color charts" im Rahmen der 5 YRSkala. ") Daher auch öfter als die jungen Bodenbildungen in „primär" parautochthoner Lagerung anzutreffen. Die Beobachtung, daß die Kremser Bodenbildung bis auf wenige Ausnahmen mit einer Diskordanz dem Liegenden aufsitzt, oft einem Substrat, aus dem sie gar nicht hervorge­ gangen sein kann, ist ein Kriterium, dem auch stratigraphische Bedeutung zukommt und dem nicht ausgewichen werden kann (vgl. F. BRANDTNER 1954, S. 76/77). ) Neben der Solifluktion müssen unbedingt auch Verlagerungen, welche durch Abspülungen infolge starker Regen in klimatischen Obergangsphasen stattfanden, angenommen bzw. in Rech­ nung gestellt werden. •) Diskussionsbemerkung am 9. 9. 1955 im Anschluß an die DEUQUA-Exkursion in der Geol. Bundesanstalt Wien. 8


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sondern d a m i t auch die H u m u s z o n e ) der Kremser B o d e n b i l d u n g bezeichnet w i r d , die in der mährischen L ö ß p r o v i n z genau so w i e in den niederösterreichischen Gebieten als h u m u s r e i c h e r e r ) H o r i z o n t eines B r a u n l e h m e s ausgebildet ist. n

D i e H u m u s z o n e der K r e m s e r B o d e n b i l d u n g ist in den + humiden Faziesgebie­ ten Westniederösterreichs praktisch n u r a n g e d e u t e t , was allerdings auch auf die spä­ teren s t a r k e n solifluidalen A b t r a g u n g e n , d. h. ungünstigen E r h a l t u n g s b e d i n g u n g e u , z u r ü c k z u f ü h r e n ist. Gegen die trocken-kontinentale L ö ß p r o v i n z erscheint sie, auch infolge d e r besseren E r h a l t u n g s b e d i n g u n g e n , d. h. des Zurückweichens der Solifluktionserscheinungen, p r ä g n a n t e r u n d b e d e u t e n d mächtiger ausgebildet. Gleichzeitig zeigt diese H u m u s z o n e aber gelegentlich in sich Störungen, die sich in F o r m eingelagerter d ü n n e r Kiesschnüre, Sandlinsen und etwas heller gefärbter Lehmlagen deutlich als V e r schwemmungen ausweisen, die w ä h r e n d der Bodenbildungszeit stattfanden, w a s g e w i ß durch die bereits e r w ä h n t e allgemeine Erosionsanfälligkeit dieses Bodentyps begünstigt w u r d e . O b aus dieser p a r a u t o c h t h o n e n L a g e r u n g Oszillationen abgelesen w e r d e n k ö n ­ nen, ist m e h r als problematisch; aus den niederösterreichischen Lößprofilen k ö n n e n jedenfalls noch keine sicheren Belege für eine derartige I n t e r p r e t a t i o n erbracht w e r d e n . I n der U m g e b u n g v o n B r ü n n k o m m e n jedoch auch einige weitaus k o m p l i z i e r t e r auf­ gebaute Bodenprofile ( B r n o - J u l i ä n o v ) , Zidenice, Modfice ) vor, die w o h l für eine U n t e r t e i l u n g sprechen. D a ß es sich bei diesen l o k a l mitunter überaus mächtig entwickel­ ten B o d e n b i l d u n g e n oder, besser gesagt, Schichtverbänden um Äquivalente der K r e m s e r B o d e n b i l d u n g Niederösterreichs handelt, erscheint auf G r u n d aller genannten b o d e n ­ artlichen M e r k m a l e gesichert. Die D e u t u n g dieser Profile ist insofern schwierig, da v o r d e r h a n d noch keine gesetzmäßige, d. h. sich in allen Profilen in gleicher A u s p r ä g u n g w i e d e r h o l e n d e Abfolge festgestellt werden k a n n . D a s von R. M U S I L 8C K. V A L O C H w i e ­ dergegebene Profil v o n Zidenice (Ziegelei I I , „ u n t e r dem Rosahof in B r ü n n " ) z e i g t die Kremser B o d e n b i l d u n g im 30 m hohen Aufschluß als einen zwischen 1 0 — 2 1 m einge­ schalteten Schichtverband (als „ R i ß - W ü r m " bezeichnet) mit folgendem A u f b a u : 1 2

1 3

A n d e r Basis liegt eine r u n d 1,5 m mächtige autochthone Verlehmungszone m i t gut entwickeltem C a - H o r i z o n t ; d a r ü b e r folgt, m i t nahezu 2 m Mächtigkeit, eine H u m u s ­ zone, die w i e d e r u m v o n einem 1 m mächtigen h u m u s a r m e n braunerdeähnlichen L e h m ­ boden ü b e r l a g e r t wird. Dieser, als „ H n e d o z e m " bezeichnete B o d e n m u ß , z u m i n d e s t in seinem O b e r t e i l , als eine p a r a u t o c h t h o n e B i l d u n g angesehen w e r d e n , die schließlich in ein r u n d 1,3 m mächtiges Schichtpaket ü b e r g e h t , welches sich durch zahlreiche u n r e g e l ­ m ä ß i g eingelagerte Linsen aufgearbeiteten H u m u s z o n e n m a t e r i a l s eindeutig als ein v e r ­ lagerter L e h m b o d e n ausweist. Relativ scharf abgesetzt folgt wieder eine 3 0 — 4 0 cm mächtige „ H u m u s z o n e " , welche ebenfalls z u m i n d e s t als p a r a u t o c h t h o n bezeichnet w e r ­ den m u ß , da ein C a - H o r i z o n t — der auf G r u n d der E n t k a l k u n g aber vorausgesetzt w e r d e n m u ß — fehlt. Dieser „ P s e u d o " - B o d e n b i l d u n g sitzt abermals ein „ H n e d o z e m " (rund 1,5 m) auf; d a ß es sich hierbei jedoch g a n z eindeutig u m einen stark v e r l a g e r t e n L e h m b o d e n h a n d e l t , geht aus den u n r e g e l m ä ß i g eingelagerten „ H u m u s " - L i n s e n k l a r hervor. N a c h oben folgt ein 1,3 m mächtiges Schichtpaket, das in gleicher Weise „ H u 10

) Solange keine endgültige pedologische Typisierung vorliegt, erscheint mir diese neutrale Bezeichnung als ArbeitsbegrifF am geeignetsten. ) Der feststellbare Humusgehalt ist — wie übrigens bei allen fossilen Bodenbildungen und Reliktböden — äußerst minimal und beträgt meist nur Bruchteile von 1%, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß bereits eine weitgehende Umwandlung in schwer angreifbare Kohlen­ stoffverbindungen erfolgte, die weder mit Chromschwefclsäure noch vermittelst der Azetylbromidmethode gelöst werden können. Es handelt sich demnach hierbei um überwiegend inak­ tive „Humuskohle", auf welche auch die mitunter auffallende — und damit irreleitende — Schwarzfärbung zurückzuführen ist. u

1 2

13

) J . PELISEK 1 9 5 3 . )

R. MUSIL & K. VALOCH 1 9 5 4 , 1 9 5 5 .


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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mus"-Linsen e n t h ä l t — m a n w i r d dieses w o h l als richtige F l i e ß e r d e bezeichnen d ü r ­ fen — , d i e schließlich v o n einer Lößlage abgelöst w i r d , v o n d e r noch r u n d 1 m ± p r i ­ m ä r e r h a l t e n geblieben ist. Diese Lößlage w u r d e v o n den Bearbeitern als Ausdruck einer K ä l t e s c h w a n k u n g gedeutet u n d als „ P r a e - W ü r m " bezeichnet. D a r ü b e r folgt n u n eine r u n d 1,2 m mächtige autochthone B o d e n b i l d u n g m i t gut ausgeprägtem C a - H o r i z o n t von sehr ähnlichem bodenartlichem H a b i t u s , w i e a n der Basis des Schichtverbandes, jedoch v o n augenscheinlich etwas abgeschwächter V e r w i t t e r u n g s i n t e n s i t ä t ) . D i e „oberste" H u m u s z o n e dürfte eine A b t r a g u n g durch die darauf einsetzende kaltzeitliche Solifluktion erlitten haben; d a s beweist das d a r ü b e r folgende über 2 m mächtige F l i e ß ­ e r d e p a k e t , d a s zahlreiche Linsen u n d Bänder aufgearbeiteter „ h u m o s e r " Lehme f ü h r t . 14

N a c h diesem Befund k a n n m a n der v o n d e n Bearbeitern gegebenen D e u t u n g z u s t i m ­ men, die m i t einer gewissen n o t w e n d i g erscheinenden A b w a n d l u n g etwa folgender­ m a ß e n g e f a ß t w e r d e n k a n n : I n einer ersten Phase m i t lang a n h a l t e n d e n o p t i m a l e n K l i m a - u n d Vegetationsverhältnissen entstand ein Braunlehm m i t kräftig entwickeltem B - H o r i z o n t . D i e auffallend mächtig ausgeprägte H u m u s z o n e ist als A - H o r i z o n t des B r a u n ­ lehms im g e w o h n t e n Sinne jedoch nicht ganz verständlich, u n d es k a n n daher a n g e n o m ­ men w e r d e n , d a ß sich gewisse k o n t i n e n t a l e Einflüsse in z u n e h m e n d e m M a ß e hierbei geltend machten. Eine darauf folgende Klimaverschlechterung — T e m p e r a t u r m i n d e r u n g — b e w i r k t e schließlich, allgemein gesprochen, A b t r a g u n g e n a n exponierteren L a g e n u n d V e r l a g e r u n g e n des ohnedies r e l a t i v erosionsanfälligen Bodens, so d a ß im Profil Zidenice I I , d a s „ i n d e r Schattenseite eines Felsens" ( R . M U S I L & K . V A L O C H 1955, S. 149) liegt — sich also in einer M u l d e n l a g e befindet — dieses außergewöhnlich mächtige Schichtpaket bilden konnte. I n w i e w e i t hierbei Solifluktion eine Rolle spielte, ist a n diesem einen Profil nicht sicher z u entscheiden. U n t e r H e r a n z i e h u n g des Profilauf baues in Zidenice I k ö n n e n aber keine Zweifel m e h r bestehen, d a ß d a s gesamte Schichtpaket durch Solifluktion entstand. I n Zidenice I zeigen sich die für diese L ö ß - b z w . K l i m a ­ p r o v i n z so typischen Frostspalten- u n d Eiskeilbildungen sowohl in der basalen V e r -

Abb. 1. Ausschnitt aus dem Lößprofil von Zidenice I bei Brünn (nach R . MUSIL - K. VALOCH - V I . NECESANV 1 9 5 4 ) als Beispiel der „Krem­

ser Bodenbildung" in der für die mährische Lößprovinz charakteristi­ schen Ausprägung und Abfolge. Weitere Angaben im Text. 14

) Dieser Boden ist zu oberst, wie aus den Angaben entnommen werden kann, aus einem etwas sandigen Substrat gebildet; insbesondere die Ausbildung der „Humuszone" scheint unter gewissen kontinentalen Klimaeinflüssen vor sich gegangen zu sein, die eine Hemmung der che­ mischen Verwitterung bewirkt haben können. Auch der weitaus heller gefärbte B-Horizont (nur an der Basis knapp über dem Ca-Horizont ist ein intensiv gefärbter, aber nur dünner Braun­ lehm-Horizont festzustellen) könnte als Ausdruck einer solchen gehemmten Entwicklung aufge­ faßt werden. Unter Berücksichtigung des Substrates, der zweifellos rückläufigen und zu trocken­ kontinentalen Verhältnissen neigenden Klimatendenz drängt sich — mit gewissen Einschränkun­ gen — der mögliche Vergleich mit „meridionalen Braunerden" (vgl. W. L. KUBIENA 1953) auf 10 Eiszeit und Gegenwart


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lehmung als auch in dem über der H u m u s z o n e liegenden „ H n e d o z e m " , der sich in die­ sem Profil durch die linsenförmigen Einlagerungen aufgearbeiteten H u m u s z o n e n m a t e ­ rials ebenfalls eindeutig als F l i e ß e r d e h o r i z o n t ausweist und d a h e r auch nicht im Sinne eines B o d e n t y p s aufgefaßt w e r d e n k a n n (vgl. A b b . 1 ) . D a s in seiner Mächtigkeit d a s „ n o r m a l e " M a ß nicht übersteigende Bodenprofil Zidenice I beweist damit, d a ß ein empfindlicher Kälteeinbruch s t a t t f a n d , der die W a r m z e i t nicht b l o ß durch Auftreten starker Solifluktionserscheinungen u n d F r o s t w i r k u n g unterbrach, sondern auch schließ­ lich zu richtiger L ö ß b i l d u n g führte, w a s n u r u n t e r der Bedingung weitgehendster V e r ­ d r ä n g u n g der anspruchsvolleren F l o r a vorstellbar ist. Nach dieser K ä l t e s c h w a n k u n g setzte wieder eine positive K l i m a e n t w i c k l u n g ein, die aber anscheinend nicht m e h r g a n z die gleichen o p t i m a l e n Verhältnisse wie im vorhergegangenen Abschnitt erreichte, w a s allerdings auch durch eine k ü r z e r e D a u e r dieser zweiten W ä r m e p h a s e bedingt sein k a n n . D a ß es zu einer völligen W i e d e r b e w a l d u n g k a m , darf als durch den sehr ähnlichen B o d e n t y p bewiesen gelten, doch m u ß eine etwas abweichende A r t e n z u s a m m e n s e t z u n g u n d Sukzession a n g e n o m m e n w e r d e n . Eine gleiche D e u t u n g gestattet auch das Profil in der Ziegelei v o n M o d f i c e ; auch hier sind zwei Bodenbildungen feststellbar, welche durch eine h e l l b r a u n e Lehmschichte (die Bezeichnung „ H n e d o z e m " ist aus g e n a n n t e n G r ü n d e n nicht h a l t b a r ; es h a n d e l t sich gewiß u m ein F l i e ß e r d e p a k e t ) v o n r u n d 1 m Mächtigkeit v o n e i n a n d e r g e t r e n n t sind. Eine Interpretationsschwierigkeit ergibt sich jedoch aus d e m U m s t a n d , d a ß die obere Bodenbildung an Mächtigkeit dem unteren Boden keineswegs nachsteht u n d auch in der Ausbildung k a u m Unterschiede e r k a n n t w e r d e n können. D i e als gemäßigter u n d kürzer gedeutete zweite W a r m p h a s e läßt sich demnach mit diesem Profil anscheinend nicht erweisen. Diese kräftige Ausbildung dürfte a b e r als Ausdruck besonderer l o k a l e r Bedingungen aufzufassen sein. G r ö ß e r e U m l a g e r u n g e n sind z w a r nicht e r k e n n b a r u n d auch in A n b e t r a c h t der „ n o r m a l e n " Abfolge v o n Verlehmungs- u n d H u m u s z o n e w o h l nicht wahrscheinlich, doch das Fehlen eines C a - H o r i z o n t e s , der für diese kräftige V e r lehmung aber vorausgesetzt w e r d e n m u ß , zeigt an, d a ß hier ein Sonderfall vorliegt, dessen Aussagewert daher beschränkt ist. Ich möchte annehmen, d a ß sich der „ o b e r e " Boden nicht auf p r i m ä r gelagerten L ö ß der vorangegangenen K ä l t e s c h w a n k u n g bildete, wie in Zidenice I u n d I I , s o n d e r n aus einem L ö ß l e h m , einem F l i e ß e r d e p a k e t h e r v o r ­ ging, welches v o r w i e g e n d aus umgelagertem, bereits e n t k a l k t e m Boden bestand. S o m i t w u r d e auch kein Kalkanreicherungshorizont gebildet, u n d die V e r w i t t e r u n g s i n t e n s i t ä t ist also bloß vorgetäuscht, d. h. durch das Ausgangssubstrat bedingt. Jedenfalls erscheint aber die von R. M U S I L & K . V A L O C H postulierte K ä l t e s c h w a n k u n g innerhalb dieser W a r m z e i t auch durch dieses Bodenprofil als gut belegt, u n d die v o n den A u t o r e n v o r ­ genommene zeitliche Parallelisierung m i t dem T r a v e r t i n k o m p l e x v o n W e i m a r - E h r i n g s ­ dorf, der ebenfalls durch eine K ä l t e s c h w a n k u n g — den „Pariser" — zweigeteilt w i r d , ist w o h l k a u m anfechtbar, z u m a l sich eine solche Abfolge auch in anderen T r a v e r t i n profilen erweisen l ä ß t u n d auch pollenanalytisch belegt werden k a n n . In T a t a sind die Kalktuffabsätze, ganz a n a l o g zu W e i m a r - E h r i n g s d o r f , durch eine d ü n n e L ö ß l a g e unterbrochen, in welcher eine Primigenius-Faxma u n d eine dem M o u ­ sterien ähnliche Kulturschichte angetroffen w u r d e ( T h . KORMOS 1 9 1 2 ) . Auch im T r a v e r t i n k o m p l e x v o n G ä n o v c e l ä ß t sich, wenn auch keine lößartige Z w i ­ schenschichte eingeschaltet oder erhalten ist, deutlich eine G l i e d e r u n g in einen u n t e r e n Abschnitt m i t optimalen Klimaverhältnissen u n d in einen oberen, kühleren Abschnitt erkennen. I n den unteren Travertinschichten, die nach den bisher vorliegenden paläofloristischen Ergebnissen ) eine für das E e m - I n t e r g l a z i a l typische Vegetationsabfolge u n d 1 5

15

) Vgl. M . STAUB 1 8 9 3 , Fr. NEMEJC 1 9 3 8 . Eine eingehende Bearbeitung der pflanzlichen Großreste und der Pollenflora wird im Zuge der nunmehr eingeleiteten umfassenden Unter­ suchungen und Grabungen derzeit von VI. KNEBLOVA durchgeführt.


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1 6

- Z u s a m m e n s e t z u n g ) aufweisen, w u r d e Elephas antiquus und Rhinoceros merckii gefunden ) . I n den oberen Schichten ,welche m e h r e r e humose, lehmige Einlagerungen aufweisen (auch im oberen T r a v e r t i n von W e i m a r - E h r i n g s d o r f ist ein „Pseudo-Pariser" eingeschaltet), w u r d e eine Kulturschichte des Mousteriens mit Elephas primigenius und Rhinoceros antiquitatis aufgefunden ) , sowie der Gehirnschädelausguß eines N e a n d e r talers v o m ± generalisierten T y p (E. VLCEK 1949, 1950 u. 1951 T a f . V I ) . Über diesem T r a v e r t i n k o m p l e x befinden sich l ö ß a r t i g e Deckschichten, wobei drei Lagen von „Lössen" unterschieden w e r d e n k ö n n e n . D i e beiden unteren „ L ö ß l a g e n " sind durch eine Sinterschicht getrennt; i m oberen L ö ß w u r d e n jungpaläolithische K u l t u r r e s t e angetroffen. D i e Ergebnisse der bisherigen malakologischen Untersuchungen ( V . L O Z E K 1954) f ü g e n sich diesem allgemeinen klimatologisch-stratigraphischen Bild z w a n g l o s ein und e r g ä n zen u n d sichern dieses. 1 7

1 7

Auch in Niederösterreich k o n n t e v o m Verf. im oberen T r a i s e n t a l bei In-der-Bruck ein Kalktufflager gefunden w e r d e n , das etwa im o b e r e n Drittel der m e h r oder m i n d e r seekreideartigen Ablagerungen eine Unterbrechung in F o r m eines r u n d 1 m mächtigen T o r f b a n d e s aufweist (unveröff.). Schließlich zeigen auch die Interglazial-Profile v o m sogen. H e r n i n g - T y p (K. JESSEN Sc V . MILTHERS 1928) eine „kalte Z o n e " k. Diese w u r d e — und w i r d unverständlicherweise z. T . noch i m m e r — als A u s d r u c k eines ersten Vorstoßes der folgenden Weichselvereisung ( B r a n d e n b u r g e r V o r s t o ß ) angesehen u n d die Folgenden Z o n e n /, m u n d n einem „ I n t e r s t a d i a l " zugeschrieben ) . 1 8

Eine solche M e i n u n g ist aber u n h a l t b a r . Abgesehen d a v o n , d a ß sich in so u n m i t t e l b a r e r E i s r a n d n ä h e der B r a n d e n b u r g e r Vorstoß stratigraphisch ganz anders ausgewirkt h ä t t e , als bloß im A b s a t z einer T o n g y t t j a ( H e r n i n g ) oder einer k n a p p über 1 m mächtigen Feinsandschichte ( B r a r u p ) , spricht auch der pollenanalytische Befund dagegen. I m Profil H e r n i n g 9 z. B. ist in der Z o n e k wohl die Kiefer u n d Birke abwechselnd m i t m a x i m a l 40°/o vorherrschend, aber daneben tritt auch die Fichte m i t W e r t e n bis über 30°/o auf und die E r l e erscheint in der Mitte (!) dieser Zone k m i t über 2 0 % . D i e K o m p o n e n t e n des E M W sind w o h l n u r ± sporadisch vertreten, aber die CarpinusK u r v e bewegt sich noch immer geschlossen um 5 % . Dieses Florenbild ist einfach u n d e n k b a r für einen Zeitabschnitt, w ä h r e n d dem der R a n d des Inlandeises k a u m 30 k m v o m Ablagerungsgebiet entfernt gewesen sein sollte u n d in dem in a n d e r e n — gletscherfernen — Gebieten mehrere Meter mächtige Lösse zur A b l a g e r u n g k a m e n ! Es ist hier nicht der O r t , um diese F r a g e nun in allen Details zu diskutieren, es sei hier nur festgestellt, d a ß sich in d e n besagten A b l a g e r u n g e n lediglich d e r Nachweis für e i n e relativ k u r z fristige K ä l t e s c h w a n k u n g erbringen l ä ß t , welche das E e m - I n t e r g l a z i a l ( = R i ß / W ü r m ) in e i n e n zweifellos länger d a u e r n d e n unteren Abschnitt mit o p t i m a l e n K l i m a v e r h ä l t nissen und Antiquus-¥auna. u n d in e i n e n oberen k ü r z e r e n u n d klimatisch kühleren A b schnitt mit Primigenius-Yzuna. ) unterteilt. 19

16

) Von einer Tundrenflora mit Betula nana und Zwergweiden im Liegenden führt die Entwicklung über eine Birken-Kiefern-Phase zur Vorherrschaft des EMW, der dann von Hainbuchen- und schließlich von Fichten- und Tannen-Beständen abgelöst wird. ) Ich verdanke die Angaben einer freundlichen brieflichen Mitteilung von F. PROSEK und 17

V. LOZEK V. 24. 1. 18

1956.

) wie auch der über dem „Pariser" in Weimar-Ehringsdorf folgende Travertinkomplex nach der Auffassung von SOERGEL einer „großen Rückzugsschwankung" der letzten Vereisung entsprechen soll. Diese Deutung wurde zwar bereits von F. WIEGERS 1928 mit stichhaltigen Argumenten widerlegt, führte aber nicht zu den sich daraus ergebenden weiteren Schlußfolgerungen. Seine Forderung nach exakter paläofloristischer Untersuchung der Travertine, welche allein eine völlige Klärung herbeizuführen vermag, ist leider bis heute unerfüllt geblieben. ) Diese Pnraigem'as-Fauna zeigt aber in der Zusammensetzung nicht den hochglazialen Charakter der späteren Lößsteppe, sondern eine Mischfauna, die neben Mammut, wollhaarigem Nashorn, Ren u. a. auch Rothirsch und Reh enthält! 19

io •


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Es ist methodisch nichts e i n z u w e n d e n , s o n d e r n im Gegenteil durchaus gerechtfertigt, w e n n diese K ä l t e s c h w a n k u n g als „ P r a e - W ü r m " bezeichnet w i r d , wie dies v o n den tschechischen Forschern v o r g e n o m m e n u n d auch neuerdings v o n H . GAMS vorgeschlagen w u r d e , doch ist es entschieden abzulehnen, diese Kältezeit „als eigene Eiszeit z u bewer­ t e n " u n d den unteren Abschnitt als „E ( E e m ) - " , den oberen als „ F - I n t e r g l a z i a l " zu be­ zeichnen ( H . GAMS 1954, S. 361) ) . Auch die Bezeichnung „ T u b a n t i a n " für d e n oberen Abschnitt des D i a g r a m m s v o n Z w a r t e w a t e r bei Zwolle gibt A n l a ß zu irrtümlichen Auf­ fassungen, denn zwischen dem „Eemien" u n d d e m „ T u b a n t i a n " im Sinne v o n I. M . VAN DER V L E R K & F . FLORSCHÜTZ (1953) ist keine selbständige Vereisung, sondern n u r eine, hier sogar sehr schwach ausgeprägte, O s z i l l a t i o n in F o r m eines lößähnlichen Sediments v o n 19 cm (!) eingeschaltet. E i n e Oszillation, die sich lediglich in der D o m i n a n z der trockene S t a n d o r t e b e v o r z u g e n d e n Kiefer ausdrückt, welche die „anspruchsvolleren" Gehölze w o h l z u r ü c k d r ä n g t , aber nicht verschwinden läßt. D i e Fichte u n d E r l e sind in geschlossener u n d gegenüber d e m v o r h e r g e h e n d e n Abschnitt k a u m wesentlich v e r ä n d e r ­ ter K u r v e v e r t r e t e n ; n u r die H a s e l , die K o m p o n e n t e n des E M T u n d die H a i n b u c h e treten m e h r oder minder sporadisch auf. Selbst die T a n n e ist hier an ihrer nördlichsten Eem-interglazialen Verbreitungsgrenze noch immer mit fast gleich hohen W e r t e n wie im d a r u n t e r liegenden O p t i m u m vertreten! Auch die mit völlig u n v e r ä n d e r t e n W e r t e n durchziehende Birkenkurve u n d das Fehlen v o n Weiden beweist, d a ß diese „ K a l t z e i t " keine einschneidende Zäsur darstellt, welche zwei Interglaziale v o n e i n a n d e r trennt, sondern n u r eine Oszillation i n n e r h a l b einer W a r m z e i t , d. h. des letzten Interglazials, dessen Einheitlichkeit nicht nomenklatorisch zerrissen werden sollte. 2 0

J e d e r derartigen S c h w a n k u n g den W e r t einer „Eiszeit" beimessen zu w o l l e n , hieße das p o l y g l a z i a l e System d e r a r t steigern, d a ß a m Ende dieses zu übersehen n i e m a n d m e h r i m s t a n d e w ä r e , denn bei fortschreitender Forschung w e r d e n sich noch etliche sol­ cher Oszillationen auch in älteren W a r m z e i t e n finden. D a ß a m E n d e eines Interglazials u n d insbesondere w ä h r e n d des Uberganges z u m folgenden G l a z i a l b z w . S t a d i a l die K l i m a k u r v e nicht etwa in F o r m einer idealen P a r a b e l abfällt, sondern sich in Schwan­ k u n g e n u m einen theoretischen mittleren Schwellenwert bewegt, u n d sich auch die Flora u n d F a u n a in einem Umschichtungsprozeß befindet, ist biologisch gar nicht anders denkbar. I n den weitaus meisten Interglazialprofilen ist der obere k ü h l e Abschnitt nicht er­ h a l t e n ; er fiel der glazialen A b t r a g u n g z u m O p f e r . Die P o l l e n d i a g r a m m e schließen da­ her meist m i t den Spektren d e r K ä l t e s c h w a n k u n g , womit eine V o l l s t ä n d i g k e i t des P r o files vorgetäuscht w i r d , die aber tatsächlich nicht gegeben ist. Andererseits k o m m e n , w e n n auch sehr selten, A b l a g e r u n g e n v o r , die erst mit den S p e k t r e n der K ä l t e s c h w a n ­ k u n g einsetzen, denen also d e r v o r a n g e g a n g e n e optimale H a u p t a b s c h n i t t fehlt, dafür aber den oberen Abschnitt in b e d e u t e n d e r Mächtigkeit u n d lückenloser Abfolge zeigen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das T a l p r o f i l v o n M a u e r n (R. SCHÜTRUMPF 1951), das insofern für die hier aufgeworfene P r o b l e m s t e l l u n g von besonderer Bedeutung ist, als dieses Profil sehr deutlich noch weitere schwächere Kälteoszillationen über d e m a n der Basis liegenden „ P r a e - W ü r m " z e i g t — S c h w a n k u n g e n von i m m e r schwächer w e r d e n d e r A m p l i t u d e , bis die glazialen Bedingungen erreicht sind — u n d m i t diesem o b e r e n küh­ len Abschnitt des E e m - I n t e r g l a z i a l s w i e d e r u m eine Kulturschichte des M o u s t e r i e n zu­ s a m m e n f ä l l t (vgl. A. BÖHMERS 1951). N a c h d e m aber Mousterien ähnliche A r t e f a k t e auch in Lößprofilen, u n d z w a r i n n e r h a l b des Schichtverbandes der „Kremser B o d e n b i l d u n g " 20

) Damit würde auch die ohnedies bereits herrschende Sprachverwirrung förmlich komplet­ tiert werden, denn der von H . GAMS als „F-Interglazial" benannte obere Abschnitt des letzten Interglazials ist mit dem von mir 1954 vorgeschlagenen Terminus „F-Wärmezeit", d. i. Bildungs­ zeit des „Fellabrunner Bodenbildungskomplexes" („Stillfrieder Komplex" nach J . FINK 1954) nicht ident; das sei hier ausdrücklich festgestellt.


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2 1

nachgewiesen w e r d e n k o n n t e n ) , ist d a m i t ein weiteres A r g u m e n t gegeben, das für die Richtigkeit der v o n R. M U S I L , K . V A L O C H u n d a n d e r e n tschechischen Forschern v o r ­ genommenen Parallelisierung spricht, die auch v o n m i r völlig u n a b h ä n g i g d a v o n auf G r u n d anderer, rein paläopedologischer Überlegungen (1954, S. 73 ff.) stets vertreten w u r d e (vgl. auch 1950). N a c h den heutigen, v o r allem durch die tschechischen Befunde, weitgehend e r g ä n z ­ ten u n d erweiterten Kenntnissen, erscheint allerdings die Bezeichnung „Kremser Boden­ b i l d u n g " nicht mehr völlig entsprechend, da sich die k o m p l e t t e Abfolge ebenfalls als ein Bodenbildungskomplex repräsentiert, der w o h l a m vollständigsten im Profil v o n B r n o - J u l i a n o v (J. P E L I S E K 1953) ausgeprägt erscheint, allerdings aber auch eine a n ­ scheinend sehr lokalklimatisch b e d i n g t e Differenzierung zeigt ( A b b . 2 ) . Abb. 2 . Ausschnitt aus dem Lößprofil von Brünn-Juliänov (nach J. PELIESEK 1 9 5 4 )

als weiteres Beispiel für eine als Schichtverband ausge­ prägte „Kremser Bodenbil­ dung''. —• Der riß/würminterglaziale Komplex zeigt über der autochthonen, völ­ lig entkalkten rotbraunen Verlehmungszone mit Krottowinen an der Basis und im typischen Ca-Horizont (kreidige Kalkanreicherung mit Konkretionen) eine mächtig entwickelte „Hu­ muszone". Daß es sich bei dieser aus mehreren Lagen gebildeten Serie um umge­ lagerte humose Lehme han­ delt, geht aus den einge­ schalteten helleren Fließerdeschichten und den in ' drei Horizonten auftreten­ den Frostspalten und Eis­ keilbildungen klar hervor. Die zu unterst und an der Basis der oberen Lehmlage auftretenden Lößkindellagen sind vermutlich auf eine Sortierung im Verlaufe der Fließbewegungen zurück­ zuführen, z. T. aber auf einen vielleicht syngenetisch erfolgten Bodenbildungsprozeß während des Solifluktionszyklus', welcher die schließlich zur Lößbildung führende Kälteschwankung ein­ leitete. Nach dieser Kältephase („Prae-Würm") kam es zu einer neuerlichen Bodenbildung („Verlehmung"), die aber unter wesentlich gemäßigteren Verhältnissen erfolgte und durch eine rück­ läufige Klimaentwicklung gehemmt wurde. Die weitere Abfolge: Frostspalten mit Fließerde ge­ füllt und überdeckt, schwache braunerdeartige Bodenbildung, Lößakkumulation mit darauffol­ gender abermaliger Bodenbildung vom Charakter eines braunen Steppenbodens zeigen einen stark oszillierenden Klimagang an, wie er auch durch das Pollendiagramm von Mauern (R. SCHÜTRUMPF 1 9 5 1 ) belegt ist. — Am linken Rand ist die Mächtigkeit des Profilausschnittes in Metern angegeben. Die beiden Kurvenbilder stellen die von J. PELISEK festgestellten Ca CO3Werte und den Humusgehalt in Prozentent dar. U n t e r h a l b der „Kremser B o d e n b i l d u n g " — dieser eingeführte Arbeitsbegriff sei vorläufig noch beibehalten — ist in mehreren Lößprofilen Niederösterreichs u n d M ä h ­ rens noch eine w e i t e r e ältere Bodenbildung festzustellen, welche d e r „ N o r m a l a u s p r ä ­ g u n g " der Kremser B o d e n b i l d u n g in Niederösterreich im A u f b a u u n d allgemeinen b o ­ denartlichen H a b i t u s äußerst nahesteht, aber dennoch eine etwas abgeschwächte V e r ­ witterungsintensität erkennen u n d auf G r u n d der stets geringeren Mächtigkeit auch eine kürzere Dauer vermuten läßt. 21

) Sedlec bei Prag, Horky a. d. Iser und in Banka bei Piest'any, vgl. F. PROSEK &

V. LOZEK 1 9 5 4 , F. PROSEK 1 9 5 4 .


142

Friedrich Brandtner 2 2

I m Profil v o n B r n o - Ü v o z ) w u r d e k n a p p über dieser B o d e n b i l d u n g in einer Sand­ linse a n d e r Basis des u n t e r h a l b der „ K r e m s e r B o d e n b i l d u n g " folgenden r d . 1 1 . 5 m mächtigen L ö ß s t o c k w e r k e s ) neuerdings eine M a n d i b u l a m i t einem M o l a r gefunden, welche nach R . M U S I L (1955) v o n Mammonteus trogontherii meridionalis stammt Da der Backenzahn stark a b g e k a u t u n d d a h e r die L ä n g e n l a m e l l e n q u o t i e n t e nicht g a n z ver­ läßlich ist, erscheint die B e s t i m m u n g als Ü b e r g a n g s f c r m nicht e i n d e u t i g ; nach d e r Mei­ n u n g v o n E. T H E N I U S ( m ü n d l . Mitt.) ist es sicherer, diesen F u n d als Elephas trogon­ therii P O H L , ZU bezeichnen. Jedenfalls b e s t ä r k t dieser F u n d ebenfalls die v o n R . M U S I L & K . V A L O C H vertretene Parallelisierung d e r d a r ü b e r liegenden „ K r e m s e r B o d e n b i l d u n g " mit d e m R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l . D i e d a r u n t e r folgende B o d e n b i l d u n g w i r d v o n allen tschechischen Forschern ü b e r e i n s t i m m e n d als R i ß I / I I - I n t e r s t a d i a l aufgefaßt; doch möch­ te ich d a z u bemerken, d a ß diese B o d e n b i l d u n g für ein I n t e r s t a d i a l im engeren Sinne in allen Profilen eine viel z u kräftige A u s b i l d u n g zeigt u n d ebenfalls als eine, w e n n auch gegenüber der Kremser B o d e n b i l d u n g e t w a s abgeschwächte, B r a u n l e h m b i l d u n g unter W a l d aufgefaßt w e r d e n m u ß , die unter klimatischen Bedingungen entstand, d i e im Postglazial im gleichen G e b i e t nicht ganz erreicht w u r d e n . M a n w i r d dieser Boden­ bildungszeit also in klimatisch-floristischer u n d pedologischer Hinsicht den C h a r a k t e r eines Interglazials beizumessen h a b e n , u n d icli glaube k a u m fehlzugehen, w e n n ich diesen fossilen Boden m i t d e m „ O h e - I n t e r g l a z i a l " N o r d w e s t d e u t s c h l a n d s ( D r e n t h e / W a r t h e im Sinne v o n P . W O L D S T E D T ) parallelisiere. Ich w e r d e in dieser M e i n u n g auch dadurch b e s t ä r k t , d a ß unter diesem B o d e n erst jene mächtige B o d e n b i l d u n g folgt, welche sich insbesondere im Profil des Rudolfsziegelofens a m Laaerberg bei W i e n ) auch durch die d o r t aufgefundene Begleitfauna i m d a r u n t e r liegenden „ L ö ß " ziemlich eindeutig als Ausdruck des „ G r o ß e n I n t e r g l a z i a l s " M i n d e l / R i ß a u s w e i s t ) . 23

2 4

2 5

26

Diese Abweichung v o m H a u p t t h e m a erschien m i r n o t w e n d i g , u m einen geschlossenen allgemeinen Überblick zu g e w i n n e n , auf dessen G r u n d l a g e n u n d i e über der „ K r e m s e r B o d e n b i l d u n g " folgende Serie k l a r dargelegt u n d das P r o b l e m d e r stratigraphischen Stellung behandelt w e r d e n k a n n . IV U b e r d e r „Kremser B o d e n b i l d u n g " , die, w i e aus d e m V o r s t e h e n d e n w o h l h e r v o r ­ geht, als ein ziemlich gesicherter stratigraphischer H o r i z o n t betrachtet w e r d e n k a n n , folgt — durch ein L ö ß s t o c k w e r k eindeutig g e t r e n n t — d e r „ F e l l a b r u n n e r B o ­ d e n b i l d u n g s k o m p l e x " („Stillfrieder K o m p l e x " nach J . F I N K ) . 2ä

) R. MUSIL - K. VALOCH - VI. NE&SANy 1954, Taf. I I I , Fig. I.

23

) Der Oberteil - rd. 7 m - ist mehr oder minder sandig ausgebildet und von dünnen Kies­ schnüren durchzogen, der Unterteil wird von einem vergleyten Löß gebildet. 24

) Vgl. hierzu auch W. SELLE 1953, 1955 und G. VON DER BRELIE 1955.

2 5

) Vgl. J . FINK & H . MAJDAN 1954 (Abb. 2), sowie H . KÜPPER 1955a (Abb. 1).

2 6

) R. SIEBER 1949; H . KÜPPER 1955b, 1952; A. PAPP 1955, A. PAPP

& E. THENIUS 1949.

Diese Mindel/Riß-interglaziale Bodenbildung ist - wenn auch in etwas abweichender Ausbildung u. a. im Profil von Ebersbrunn (vgl. L. PIFFL 1955, Taf. VI) aufgeschlossen, und zwar zu u n t e r s t . Der basale Löß enthält eine Molluskenfauna, welche nach Abschluß der im Gange befindlichen generellen malakologischen Untersuchungen einen weiteren Beweis für die richtige Parallelisierung mit dem „Liegendlöß" im Rudolfsziegelofen und damit auch für die idente Zeitstellung der Bodenbildung erbringen wird. Über der M/R-Bodenbildung folgt im Profil von Ebersbrunn - getrennt durch Fließerde und Löß (zusammen rd. 1—2 m) - eine weitere Boden­ bildung von etwas über 1 m Mächtigkeit (mit parautochthonem Oberteil), weldie ich analog den tschechischen Befunden als Riß I/II-zeitlich („Ohe-Interglazial") anspreche. Darüber liegt, durch­ schnittlich 5 m mächtig, ein stark verfestigter Löß, auf dem die „Kremser Bodenbildung" - hier als schwer interpretierbarer, etwas gestörter, rd. 1,75 m mächtiger „Schichtverband" ausgeprägt aufsitzt. Darüber folgt die hier nicht komplett entwickelte Würm-Serie, von der nun im Folgen­ den gesprochen werden soll.


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolgc

143

Ich h a l t e diese Bezeichnung nach wie v o r aufrecht, d a bereits G. G Ö T Z I N G E R den Ziegeleiaufschluß in O b e r - F e l l a b r u n n bei H o l l a b r u n n n a m e n g e b e n d v e r w e n d e t e ( „ H o l l a b r u n n e r H u m u s z o n e " als Ä q u i v a l e n t d e r „Göttweiger V e r l e h m u n g s z o n e " ) und an diesem Profil auch im A u g u s t 1949 die Genetik dieses ebenso wichtigen wie umstrittenen stratigraphischen H o r i z o n t e s zuerst klar e r k a n n t , als typische A u s p r ä g u n g s f o r m heraus­ gestellt u n d erstmalig die Bezeichnung „ B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x " g e p r ä g t w u r d e (vgl. F. BRANDTNER 1950, insbes. A n m . 3 auf S. 1 13 ) . D e r Profilaufschluß erscheint auch deshalb z u r Begriffsableitung bestens geeignet, da er fast genau im Z e n t r u m des trokk e n - k o n t i n e n t a l e n Faziesgebietes, in welchem er allein in k o m p l e t t e r Abfolge anzutref­ fen ist, liegt, das im W e s t e n v o m H ö h e n z u g des M a n h a r t s b e r g e s , im Süden v o n der D o n a u , im Osten von der March und im N o r d e n v o n d e r T h a y a ziemlich scharf be­ grenzt w i r d . 2 7

Dieser Leithorizont w u r d e schon ausführlich beschrieben, so d a ß sidi eine lang­ atmige "Wiederholung e r ü b r i g t u n d nur auf die allgemeine Problemstellung eingegangen zu w e r d e n braucht. N a c h den bisherigen Diskussionsergebnissen scheinen aber noch immer folgende Zweifelsfragen zu existieren, welche einer präzisen B e a n t w o r t u n g bzw. nochmaligen Klarstellung b e d ü r f e n : 1.

K a n n der F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskomplex auch in unvollständiger oder gestörter Abfolge eindeutig e r k a n n t u n d somit k l a r v o n älteren o d e r jüngeren Bodenbildungen unterschieden w e r d e n ? 2. "Welche sicheren Rückschlüsse k ö n n e n aus den pedologischen Eigenschaften des Bodenbildungskomplexes über die klimatischen u n d floristischen Verhältnisse seiner Entstehungszeit u n d deren D a u e r gezogen w e r d e n ? 3. Ist seine stratigraphische Position ü b e r der „ K r e m s e r B o d e n b i l d u n g " gesichert? Z u r K l ä r u n g der ersten Fragestellung erscheint es n o t w e n d i g , nochmals die wichtigsten Eigenschaften und M e r k m a l e k u r z herauszustellen; bezüglich Details sei auf meine aus­ führlichen Darlegungen ( 1 9 5 4 , S. 5 7 — 6 8 , A b b . 2—6) v e r w i e s e n ) . 28

D e r Fellabrunner B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x w i r d charakterisiert durch eine durch­ schnittlich 0.5 m mächtige ± entkalkte „ V e r l e h m u n g s z o n e " (b) ) u n d einen Schwarzerde-Schichtverband mit z w e i eingeschalteten schwach bis schwächst humosen Lößschich­ ten ( Z o n e n d—h), der v o n einer — meist ebenfalls schwach humosen — Lößlage (Zone c) getrennt w i r d . Dieser typische A u f b a u ist bei keiner a n d e r e n Bodenbildung anzutreffen, kann aber infolge lokaler Bedingungen eine scheinbar abweichende Aus­ bildung zeigen; als Beispiel hierfür habe ich das Profil v o n H o l l a b r u n n (1954, Abb. 2, Fig. 2) angeführt. Ein b e d e u t e n d e r Unterschied zu den bisher genannten Bodenbildungen besteht jedoch nicht allein im Aufbau, s o n d e r n auch in d e r völlig anders gearteten Aus­ bildung v o n Gefüge u n d S t r u k t u r . W ä h r e n d alle älteren Bodenbildungen sowohl in den V e r l e h m u n g s - als auch in den H u m u s z o n e n ein ausgeprägtes Feinaggregatgefüge und 2 9

2T

) Wenn J. FINK (1954) die Prägung des Begriffes „'vomplex" für die Bodenabfolge im Pro­ fil von Stillfried für sich in Anspruch nimmt, „da wir sie im dortigen Aufschluß zuerst am besten studieren konnten" (S. 89), so möchte ich dazu feststellen, daß sich noch längere Zeit nach unserer ersten gemeinsamen Begehung am 27. 10. 1949 (meine 1950 erschienene Arbeit be­ fand sich damals schon im Druck und ist daher bereits bei A. PAPP & E. THENIUS 1949 zitiert) Herr Kollege FINK nicht entschließen konnte, meiner Deutung beizustimmen; der Wandel scheint erst mit der Neuaufnahme des Profiles mit R. DUDAL und H. MAJDAN, wie angegeben am 27. 9. 1953, eingetreten zu sein. Ich habe die Bezeichnung „Fellabrunner Bodenbildungskomplex" auch in meinem, im Rahmen der DEUQUA-Tagung gehaltenen, Vortrag am 18. 9. 1953 in Stuttgarr gebraucht. Es sei mir daher gestattet, mein Prioritätsrecht geltend zu machen. ) Vgl. hierzu auch J. FINK 1954, insbes. die Beschreibung der Profile Stillfried und Ruppersthal, S. 89-95, Abb. 2, 4. ) Größere Mächtigkeiten, wie z. B. in Schleinbach-Ulrichskirchen, sind nur selten anzu­ treffen; ebenso stellen schwach ausgeprägte ± kalkhaltige „Verlehmungszonen" (BreitenweidaKleedorf, Ruppersthal) Ausnahmefälle dar. 28

29


144

Friedrich Brandtner 30

eine ± eckig-blockige S t r u k t u r a u f w e i s e n ) , ist im F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m ­ plex das ehemalige Lößgefüge weitgehendst erhalten geblieben u n d oft sogar in der Verlehmungszone noch i n t a k t . N u r in den Schwarzerdebildungen, insbesondere in Z o n e d liegt zumeist ein ± bindiges Krümelgefüge vor. D e r gesamte K o m p l e x zeigt d a h e r n u r eine schwach ausgeprägte prismatische S t r u k t u r , wie dies selbst bei e t w a s v e r h ä r t e t e n p r i m ä r e n Lössen v o r k o m m t . Die F a r b i n t e n s i t ä t ist bedeutend geringer als der optische Eindruck v e r m u t e n l ä ß t . Die F a r b w e r t e bewegen sich in der V e r l e h m u n g s z o n e im R a h m e n der 7.5 Y R - S k a l a u m 5/6 u n d in den S c h w a r z e r d e - u n d Zwischenzonen liegen sie auf 10 Y R 3/3 bis 5 / 3 ; bei Austrocknung tritt eine Aufhellung ein. Die Unterschiede zwischen dem F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x u n d den ä l t e ­ ren Bodenbildungen erstrecken sich jedoch nicht n u r hinsichtlich A u f b a u , F ä r b u n g , G e ­ f ü g e u n d S t r u k t u r , s o n d e r n auch in Bezug auf die B o d e n a r t . Es k a n n nicht nachdrücklich genug d a r a u f hingewiesen werden, d a ß die Kremser B o d e n b i l d u n g u n d die beiden d a r ­ unter folgenden B o d e n t y p e n (weitere k o n n t e n bisher noch nicht nachgewiesen w e r d e n ) als m e h r oder weniger ausgeprägte B r a u n l e h m e anzusprechen sind, u n d das gilt im allge­ meinen auch für die „ H u m u s z o n e n " , w e n n auch in einem abgeschwächten M a ß e . I m F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x repräsentiert sich aber eine L ö ß S c h w a r z e r d e — ein Tschernosem — u n d in seiner V e r l e h m u n g s z o n e ein B o d e n t y p , der m i t seinem noch erhaltenen Lößgefüge in einem klaren Gegensatz zu einem B r a u n l e h m steht und auch rezenten Braunerden nicht gleichgesetzt w e r d e n k a n n ) . D e r F e l l a b r u n n e r Bodenbil­ d u n g s k o m p l e x ist d a h e r eindeutig v o n den älteren Bodenbildungen zu unterscheiden u n d das auch d a n n , w e n n in den ± „ h u m i d e n " Faziesgebieten infolge solifluidaler A b ­ t r a g u n g e n n u r m e h r die basale Verlehmungszone e r h a l t e n geblieben ist (wie z. B. im H o h l w e g p r o f i l von F u r t h = „ T y p u s G ö t t w e i g " ) o d e r durch besondere örtliche Be­ dingungen n u r eine einheitliche Schwarzerdebildung allein vorliegt b z w . gebildet w o r ­ den zu sein scheint (wie z. B. in Getzersdorf, F. BRANDTNER 1955). A u ß e r h a l b der „ a r i d e n " Fazies treten anstelle des F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskom­ plexes also keine a n d e r e n B o d e n t y p e n , sondern n u r a n d e r e A u s p r ä g u n g s - b z w . E r h a l ­ t u n g s t y p e n auf. Lediglich im Bereiche d e r L ö ß p r o v i n z e n , welche w ä h r e n d der glazialen K ä l t e p h a s e n u n t e r e x t r e m m a r i t i m e n Klimaeinflüssen s t a n d e n (Oberösterreich, südl. W i e n e r Becken u n d W i e n e r W a l d ) , scheinen auch bodenartliche Unterschiede v o r h a n d e n zu sein. Soweit die meist völlig verflossenen Böden ü b e r h a u p t eine T y p i s i e r u n g zulas­ sen, scheinen hier m e h r b r a u n e r d e a r t i g e Böden v o m T y p eines „sol lessive" gebildet w o r d e n zu sein, welche w o h l unter W a l d entstanden sein dürften. Dies ist aber lediglich eine, w e n n auch b e g r ü n d e t e , A n n a h m e , die vorläufig durch nichts schlüssig bewiesen w e r d e n k a n n , denn die meist restlose E n t k a l k u n g u n d eine m i t u n t e r w e i t g e h e n d e V e r ­ gleyung — auch der Lösse (!) — , die vielleicht syngenetisch erfolgte, b e w i r k t e eine v ö l ­ lige V e r ä n d e r u n g , welche w e d e r sichere Rückschlüsse, noch die Möglichkeit exakter Parallelisierungen z u l ä ß t , z u m a l auch die Molluskenfauna weitgehendst z e r s t ö r t i s t ) . 3 1

3 2

30

) Nur bei der als Komplex ausgebildeten Kremser Bodenbildung kann die „oberste Humus­ zone" eine mehr oder minder prismatische Struktur und ein mehr krümeliges Gefüge aufweisen. ) Es ist daher auch nicht angängig, für die mitunter ohnedies sdion allzu schematische graphische Darstellung von Lößprofilen auch noch sämtliche Bodenbildungen unter Verwendung gleicher Signaturen zu zeichnen. Das täuscht eine Gleichartigkeit vor, die aber bei weitem nicht vorhanden ist und gibt Anlaß zu Mißverständnissen und Fehlparallelisierungen. ) Wenn J. FINK (in diesem Heft, Manuskript nicht eingesehen!) seinen „Stillfrieder Kom­ plex" nun auch in Oberösterreich im „Linzer Komplex" wiedererkennen will, dann ist dies ein ebenso problematisches Beginnen, wie etwa die Abfolge (oder Teile derselben) im Lößprofil von Ebersbrunn mit den Schichten des Ziegelwerkes Linz-Stadion oder -Grabnerstraße (vgl. H . KOHL 1955, Taf. IV) zu parallelisieren. Dazu reicht das Bcobachtungsmaterial vorläufig noch nicht aus, und mit „Wahrscheinlichkeitsrechnungen" kann keine Lösung der gegenständlichen Problemstellung erzielt werden, zumal auch die zeitliche Stellung der basalen Terrassenschotter noch umstritten ist. 31

32


145

Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

M a n w i r d also derartige Profile, vorläufig wenigstens, beiseite stellen müssen, da d a m i t keine Feinstratigraphie aufgebaut w e r d e n k a n n ; es fällt dies umso leichter, als allein im niederösterreichisch-mährisch-slovakischen R a u m über 100 eindeutig parallelisierbare u n d z. T . fossilführende Profile z u r Verfügung stehen. D e r F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x ist a b e r auch gegenüber einem jüngeren Boden, der „ P a u d o r f e r B o d e n b i 1 d u n g " ) , k l a r differenziert. Diese ist (vgl. F. BRANDTNER 1954, S. 69—73) charakterisiert durch eine m a x i m a l 0.5 m (durchschnitt­ lich meist n u r 0.3 m) mächtige m e h r oder minder e n t k a l k t e , äußerst schwach ausgeprägte „ V e r l e h m u n g " im L ö ß , wobei die ursprüngliche S t r u k t u r u n d das p r i m ä r e Lößgefüge normalerweise keine V e r ä n d e r u n g erfuhr. Die W e r t e an Sesquioxyden sind wesentlich geringer als im F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x u n d k a u m v o n denen des liegenden u n d h a n g e n d e n Lösses abgesetzt. I n der „ a r i d e n " Fazies liegen die F e a O a - W e r t e durch­ schnittlich zwischen 3 — 3 . 5 % , die A I 2 O 3 - W e r t e zwischen 6 — 7 % ; in den ± „ h u m i d e n " Ubergangsgebieten k ö n n e n etwas höhere W e r t e erreicht werden, doch die Relation z u den W e r t e n der älteren Bodenbildungen bleibt die gleiche u n d das ist wesentlich. D i e F a r b w e r t e sind so gering, d a ß sich diese B o d e n b i l d u n g häufig v o m L ö ß k a u m a b h e b t u n d daher leicht übersehen w e r d e n k a n n . I n der „ a r i d e n " Fazies bewegen sich die F a r b ­ w e r t e im R a h m e n der 2,5 Y - S k a l a zwischen 5 / 4 — 4 / 4 , in den ± „ h u m i d e n " Ü b e r g a n g s fazien, insbesondere im K a m p t a l , w e r d e n bei sonst gleicher A u s p r ä g u n g kräftigere F a r b ­ w e r t e erreicht, welche bei 10 Y R 5/3-4—4/3-4 liegen. 3 3

3 4

Diese kräftigere F ä r b u n g ) u n d eine gewisse z u beobachtende G l i e d e r u n g der Boden­ bildung, v e r b u n d e n mit einem ± bindigen Krümelgefüge (wie z. B. in Kamegg ) u n d P a u d o r f ) h a b e n J. F I N K v e r a n l a ß t , an der richtigen Parallelisierung dieser Bodenbil­ d u n g e n b z w . A u s p r ä g u n g s t y p e n m i t der von ihm als „Stillfried B " bezeichneten Boden­ bildung zu zweifeln. Aber w a s unterscheidet d e n n eigentlich „Stillfried B " von d e n übrigen bisher g e n a n n t e n Bildungen außer der e t w a s kräftigeren F ä r b u n g ? (welche m. E . gar kein G e g e n a r g u m e n t darstellt, d a a u ß e r h a l b der extrem trocken-kontinentalen L ö ß ­ p r o v i n z , wie bereits gesagt, eine allgemeine T e n d e n z zu intensiveren F a r b w e r t e n fest­ zustellen ist, w a s fraglos klimatisch bedingt ist.) Ich möchte d a r a u f eine ganz einfache A n t w o r t , in der das Wesentlichste enthalten ist, geben: Die s t ä r k e r e E n t k a l k u n g u n d kräftigere A u s b i l d u n g des, m i t freiem Auge allerdings auch nicht e r k e n n b a r e n , C a - H o rizontes! D e r p r i m ä r e K a l k g e h a l t w u r d e in „Stillfried B " , z u m i n d e s t im obersten T e i l der Bodenbildung, h u n d e r p r o z e n t i g reduziert, d e n n der heute nachweisbare K a l k g e h a l t v o n 0.6%> ist zweifelsfrei auf s e k u n d ä r e Infiltrationen oder auf H e b u n g mit den z i r k u ­ lierenden Bodenwässern aus dem I l l u v i a l h o r i z o n t zurückzuführen. I n K a m e g g liegt je­ doch — wie schon a.a.O. dargelegt — eine w e i t a u s geringere E n t k a l k u n g u n d das a b ­ solute Fehlen eines C a - H o r i z o n t e s vor. U n d ähnliches gilt m e h r o d e r weniger für alle übrigen bis jetzt b e k a n n t g e w o r d e n e n V o r k o m m e n einschließlich P a u d o r f , denn auch d o r t erreicht die E n t k a l k u n g , nach den von J . F I N K selbst durchgeführten Untersuchun­ gen, einen geringeren U m f a n g . U n d was das A u f t r e t e n eines „gefleckten" H o r i z o n t e s anbelangt, so scheint mir d a r i n kein sonderliches P r o b l e m zu liegen, d e n n diese Erschei­ n u n g tritt nicht allein in P a u d o r f auf, sondern k a n n auch in den äquivalenten B o d e n ­ bildungen v o n Buchberg u n d Stiefern im K a m p t a l festgestellt w e r d e n ; östlich des M a n ­ hartsberges treten diese vermutlich durch F r o s t e i n w i r k u n g e n hervorgerufenen V e r m i 3 ä

3 6

33

) Aus Prioritätsgründen ist dieser Bezeichnung nach dem von G . GÖTZINGER zuerst heraus­ gestellten Vorkommen der Vorzug zu geben. ) Diese ist aber nachweislich weitaus geringer, als der optische Eindruck zu vermitteln scheint, und liegt um mindestens eine ganze Farbskala unter den Werten des Fellabrunner Bodenbildungskomplexes und seiner äquivalenten Erhaltungstypen. 34

35

)

F. BRANDTNER 1954,

36

)

J. FINK 1954,

Abb.

Abb. 7.

3, Fig.

4.


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Friedrich Brandtner

schungszonen in den der P a u d o r f e r Bodenbildung zeitlich u n d bodenartlich identen Böden nicht auf, dafür aber in bestimmten Zonen des F e l l a b r u n n e r Bodenbildungs­ komplexes. Es handelt sich hierbei also meiner Überzeugung nach lediglich um r e g i o n a l topogen bedingte E r s c h e i n u n g e n ) , welche a n kein bestimmtes Alter oder einen be­ s t i m m t e n B o d e n t y p g e b u n d e n sind, also keine stratigraphische Bedeutung haben, sondern ebenso wie Frostspalten, Eiskeile etc. eine bestimmte K l i m a p h a s e ausdrücken, d. h. kli­ matische Bedingungen zu e r k e n n e n geben, die zur Entstehungszeit des F e l l a b r u n n e r Bo­ denbildungskomplexes in der „ a r i d e n " Fazies z. T . w ä h r e n d der Oszillationen ( Z o n e c, e, g) herrschten ) , zur Entstehungszeit der P a u d o r f e r B o d e n b i l d u n g aber n u r auf die westliche humide Übergangsfazies beschränkt w a r e n . Es k a n n somit der logische Schluß gezogen w e r d e n , d a ß zur Entstehungszeit der Paudorfer B o d e n b i l d u n g in der h u m i d e n Übergangsfazies ähnliche K l i m a b e d i n g u n g e n herrschten, wie sie w ä h r e n d d e r Ü b e r ­ gangsphasen (Zwischenzonen c, e, g) i n n e r h a l b des F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m ­ plexes im Bereiche der a r i d e n Fazies, aber n u r bei lokal b e d i n g t e r Durchfeuchtung (!) ) , a u f t r a t e n . D a r a u s ist aber w e i t e r abzuleiten, d a ß die P a u d o r f e r Bodenbildung generell u n t e r ähnlichen K l i m a b e d i n g u n g e n e n t s t a n d , wie sie w ä h r e n d der kühleren Zwischen­ phasen des Fellabrunner Bodenbildungskomplexes herrschten. 37

3 8

3 9

D a m i t ist es möglich, die graduellen Unterschiede b z w . R e l a t i o n e n sowohl in p e d o logischer als auch in klimatischer Hinsicht zu erfassen, insbesondere im Bereiche der a r i d e n Fazies, w o ungestörte, k o m p l e t t e Abfolgen vorliegen. D i e Richtigkeit dieser, allerdings auf reiches Beobachtungsmaterial gestützten, theoretischen Ü b e r l e g u n g e n l ä ß t sich auch a n H a n d e x a k t m e ß b a r e r W e r t e nachweisen. Als Beispiel hierfür möchte ich das oft zitierte und bereits v o n mehreren Forschern bearbeitete Lößprofil v o n U n t e r wisternitz wählen, welches nicht n u r geeignet ist, die Relation zwischen P a u d o r f e r Bo­ d e n b i l d u n g u n d F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskomplex u n d dessen Unterschiede zu den älteren Bodenbildungen deutlich h e r v o r t r e t e n zu lassen, sondern auch die eingangs p r ä ­ zisierte zweite Fragestellung einer K l ä r u n g zuzuführen. D e r Lößaufschluß von U n t e r w i s t e r n i t z liegt a m N W - A b f a l l der P o l l a u e r Berge a m südlichen T h a y a - U f e r . Er befindet sich damit noch i n n e r h a l b der „ a r i d e n " Fazies, jedoch in einer ähnlichen peripheren Lage wie Stillfried a. d. March u n d auch in einer n a h e z u identen geographischen Position und Ausrichtung (beide Profile sind an einem N O - H a n g aufgeschlossen) sowie H ö h e n l a g e (bezogen auf die T a l a u e ) . 4 0

W i e A b b . 3 ) zeigt, erweist sich auch in diesem Profil der typisch ausgeprägte F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskomplex, im G e s a m t e n gesehen, als eine relativ n u r schwach abgesetzte Unterbrechung der L ö ß b i l d u n g . Die optisch als intensiv erscheinende F ä r b u n g , die Auffälligkeit der rd. 4 m mächtigen Abfolge und die w e i t g e h e n d e E n t k a l k u n g be­ stimmter Zonen täuschen — m i t rezenten Bodenprofilen verglichen — ein w e i t a u s ge­ waltigeres Intervall der glazialen Klimaverhältnisse vor, als es tatsächlich gewesen sein k o n n t e , u n d es ist daher verständlich, d a ß dieser Bodenbildungskomplex m i t Uber­ zeugung als Ausdruck der letzten großen W a r m z e i t , des R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l s , auf­ gefaßt w u r d e und noch i m m e r w i r d . Auch J. P E L I S E K vertritt die gleiche M e i n u n g ; ohne Zweifel entstand diese I n t e r p r e t a t i o n u n t e r d e m Eindruck des ebenso mächtig entwickel­ ten u n d ähnlich differenziert erscheinenden Schichtkomplexes im Profil v o n B r n o J u l i a n o v ( A b b . 2). Die gewisse Ähnlichkeit im Aufbau und in der F ä r b u n g ließen eine Parallelisierung unbedenklich erscheinen, z u m a l dem A u t o r a u ß e r der im mährischen 37

) Die gleiche Auffassung vertrat jedenfalls noch 1954 auch J. FINK (S. 107). ) In den westniederösterreichischen ± humiden Fazien wirkten sich diese Oszillationen ver­ mutlich bereits durch ein Bodenfließen aus, und in der mährischen Lößprovinz z. B. entstanden Frostspalten und Eiskeilbildungen. ) Wie z. B. in Weinsteig und Wetzleinsdorf; hier auch ausnahmsweise die bereits erwähn­ ten Frostkeilbildungen. ) Nach den Darstellungen und Analysentabellen von J. PELISEK 1953 erstellt. 3S

39

40


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Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

\

f.

\

A V I

j

Ca -Hoi "izont

\ 10 20%

< 0.002

Korngrößenfraktionen

-100% • <0.01mm 0.01 mm-0.05mm f 0.05mm-0.1mm M 0.1mm-0.2mm

I 5

10 15%

CaC0

3

5 CaO

10% 1 2 3% Humus

Fe 0 2

I Al

2

3

0

3

Abb. 3. Lößprofil von Unterwisternitz (Südmähren). An der linken Bildseite ist die Mächtigkeit der Schichten in Metern angegeben, rechts von der Profildarstellung die vom Verf. 1954 getrof­ fene Zonengliederung des Bodenbildungskomplexes, am rechten Bildrand Anzahl bzw. Nr.-Bezeichnung der entnommenen Bodenproben. Die Kulturschicht des Gravettien liegt im schwach solifluidal gestörten Oberteil (Probe 5) der „Paudorfer Bodenbildung". Weitere Angaben im Text. R a u m häufig als Schichtkomplex entwickelten Kremser B o d e n b i l d u n g kein a n d e r e r Bo­ denbildungskomplex b e k a n n t w a r , d e n n in der unter s t a r k e n maritimen Klimaeinflüs­ sen stehenden mährischen Fazies blieb d e r Aufbau des F e l l a b r u n n e r Bodenbildungs­ komplexes nicht erhalten. D a s Profil v o n Unterwisternitz gehört aber d e r „ariden" Fazies a n ) . 4 1

41

) R. LAIS war der erste, der sich von rein optischen Eindrücken nicht täuschen ließ, und erkannte, daß Gefüge und Struktur eines Bodens sicherere Klimaindiktatoren sind als Farbe und Ähnlichkeiten in der Abfolge. Ihm stand nur ein geringes Beobachtungsmaterial zur Verfügung, das er zudem in kurzen Reisen verarbeiten mußte; aber er sah bereits vor 15 Jahren mehr, als viele Forscher heute noch anscheinend zu erkennen vermögen. Er deutete das Profil von Unter­ wisternitz im wesentlichen richtig, wenn auch einige Korrekturen notwendig erscheinen.


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Friedrich Brandtner

Die V e r w i t t e r u n g s i n t e n s i t ä t ist als gering zu bezeichnen; das geht eindeutig aus dem K o r n g r ö ß e n a u f b a u h e r v o r . D a s K u r v e n b i l d zieht ziemlich u n v e r ä n d e r t durch den ge­ samten Bodenbildungskomplex hindurch, d. h. der Anteil der einzelnen Fraktionen ist gegenüber dem h a n g e n d e n u n d liegenden (typischen) L ö ß praktisch ü b e r h a u p t nicht d i f f e r e n z i e r t ) ; n u r die „ V e r l e h m u n g s z o n e " tritt durch eine geringe K o r n g r ö ß e n v e r ­ kleinerung u n d einen etwas h ö h e r e n R o h t o n g e h a l t h e r v o r . D e r d a r a u s erschließbare U m f a n g der „ V e r l e h m u n g " ist — verglichen mit dem der älteren Bodenbildungen — so minimal, d a ß m a n sich eigentlich scheuen müßte, v o n einer V e r l e h m u n g s z o n e zu spre­ chen; es w ä r e richtiger, diese als einen E n t k a l k u n g s h o r i z o n t zu bezeichnen. D a ß die an sich nicht sehr verläßlichen K o r n g r ö ß e n w e r t e ) hier ein richtiges Bild vermitteln, geht auch aus dem — es sei w i e d e r h o l t — k a u m v e r ä n d e r t e n Lößgefüge h e r v o r , das aber z. B. in der Kremser B o d e n b i l d u n g völlig umgeformt w u r d e . 42

43

Betrachtet m a n die Fe2C>3-und A b O s - K u r v e , d a n n t r i t t die Verlehmungszone, der „ E n t k a l k u n g s h o r i z o n t " , ebenfalls als ein nur schwach ausgeprägter R20:3-Anreicherungshorizont h e r v o r , der sich m i t den W e r t e n aus älteren Bodenbildungen ü b e r h a u p t nicht vergleichen läßt, g a n z abgesehen d a v o n , d a ß d o r t anstelle limonitischen Eisens z. T . Roteisenverbindungen auftreten k ö n n e n . I n den S c h w a r z e r d e h o r i z o n t e n u n d den ein­ geschalteten Zwischenschichten ist der G e h a l t an Sesquioxyden gegenüber dem Löß n u r so minimal erhöht, d a ß er im K u r v e n b i l d k a u m in Erscheinung tritt. I n den „ H u m u s ­ zonen" (richtiger: „humosen L e h m e n " ) der älteren Bodenbildungen ist aber eine R2O3Anreicherung in einem fast ebenso h o h e n Ausmaße wie in den d a r u n t e r liegenden V e r ­ lehmungszonen festzustellen. I m M a n g a n g e h a l t ist im gesamten Bodenbildungskomplex gegenüber dem L ö ß ü b e r h a u p t kein f a ß b a r e r Unterschied festzustellen; die W e r t e sind in der Verlehmungszone (Probe 16) m i t 0.12°/o praktisch gleich hoch w i e im typischen Löß (z. B. P r o b e 3 : 0 . 1 1 % ) ) . Auch hier liegt ein g r o ß e r Unterschied zu den älteren Bodenbildungen v o r , bei denen schon mit freiem Auge auf den Aggregatflächen des Bodens Manganfilme, u n d -Überzüge auf den gelegentlich eingelagerten Q u a r z k ö r n e r n und Kiesstücken, e r k e n n b a r sind. 4 4

W a s nun die Abfolge der einzelnen Zonen betrifft, so unterstreichen die hier gege­ benen K u r v e n der H u m u s - u n d K a l k w e r t e ebenfalls meine bisher gegebene I n t e r p r e t a ­ tion (vgl. auch 1954), so d a ß es eigentlich eines weiteren K o m m e n t a r s nicht bedarf. Die zwischen 2.52 u n d 2 . 7 5 % liegenden Spitzen der H u m u s k u r v e decken sich mit den Schwarzerdezonen d, f, h ( P r o b e 14, 12, 10) ) ; die Zwischenzonen c, e, g (Proben 15, 13, 11) weisen dagegen n u r W e r t e auf (c: 0 . 1 5 % , e: 0 . 3 0 % , g: 0 . 3 8 % ) , wie sie auch im typischen L ö ß u n d sogar im F l u g s a n d v o r k o m m e n k ö n n e n . H i e r täuscht also die etwas dunklere Farbe ebenfalls. Es h a n d e l t sich hierbei nicht — wie z. T . heute noch ange­ nommen w i r d — u m schwache Schwarzerdebildungen oder etwa g a r u m „Bleichhori­ z o n t e " , sondern ganz eindeutig um richtigen L ö ß ) . D a s beweist auch die K a r b o n a t 4 5

4 6

42

) An der Basis steht Flugsand, darüber (bis 12,5 m von oben) Sandlöß an. ) Korngrößenschwankungen von derartigem Umfang können ohne weiteres auch primär gegeben sein; vgl. F. BRANDTNER 1954, S. 53/54. ) Ich habe daher die Manganwerte (vgl. J. PF.I.ISEK 1953, Tab. 5) in das Diagramm nicht aufgenommen. ) Die an sich sicher variablen Werte decken sich gut mit denen aus anderen Profilen des Bodenbildungskoniplexes, die jedoch im allgemeinen eine zonenweise Abnahme des Humusge­ haltes zeigen. So wurden z. B. in Fellabrunn folgende Werte gewonnen: Zone d 3.24%, f 2.38%, h 0.57%. R. LAIS (1954) stellte 1943 in Unterwisternitz im gleichen Profilaufschluß folgende Werte fest: Probe C2 ( = Zone d) 2 . 1 % , Ce ( = f) 1.9%, Cr ( = Unterteil h) 2.4%, Cs ( = Oberteil h) 0.3%. ) Dieser dürfte jedoch bereits primär etwas kalkärmer ausgeprägt sein, was ich einem syngenetischen Vorgang zuschreiben mödite. 43

44

, 5

46


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

149

k u r v e , die allerdings in den einzelnen Profilen stärker variieren k a n n , da sie v o n l o k a ­ len Bedingungen beeinflußt w i r d u n d die P r o b e n e n t n a h m e nicht immer den E r f o r d e r ­ nissen a n g e p a ß t ist. I n den Zwischenzonen liegen die K a r b o n a t w e r t e im allgemeinen höher als im typischen L ö ß , da d a r i n auch der aus den d a r ü b e r liegenden Schwarzerdedezonen ( A - H o r i z o n t e ) nach u n t e n abgeführte K a l k angereichert ist, wobei sich deutlich der G r a d d e r E n t k a l k u n g in der Anreicherung abzeichnet. D i e Zwischenzonen c, e, g sind also als C + C a - H o r i z o n t e anzusprechen. Auch das U n t e r w i s t e r n i t z e r Profil zeigt dies gut; auffällig ist jedoch der geringe K a l k g e h a l t in der Zone c (Probe 1 5 ) . J. P E L I S E K erhielt d a r a u s folgende W e r t e : C a O 1 . 5 2 % , C a C O s 0 . 9 % ; u n d das v e r a n l a ß t e ihn w o h l auch, diese Zone als einen A2-Horizont (die d a r u n t e r liegende „ V e r l e h m u n g s z o n e " als B - H o r i z o n t ) aufzufassen, w a s allerdings, t r o t z der sonst nie festzustellenden niedri­ gen K a r b o n a t w e r t e , pedologisch völlig u n h a l t b a r ist, denn einen entkalkten B - H o r i z o n t m i t k a l k h a l t i g e m A - H o r i z o n t gibt es nicht. Es ist unverständlich, d a ß sich ein solchet W i d e r s i n n , gegen den sich schon seit J a h r e n auch J. FINK entschieden ausspricht, über­ h a u p t festsetzen konnte u n d Gegenstand v o n Diskussionen w u r d e . Verlehmungszone u n d Schwarzerdebildung stehen in keinem genetischen Z u s a m m e n h a n g ; das k a n n an H a n d zahlreicher Profile belegt w e r d e n . D a h e r k a n n auch die auffallende u n d einmalige Erscheinung der minimalen W e r t e an Eisen- u n d A l u m i n i u m o x y d in dieser Zwischen­ schichte nicht als Ausdruck v o n Auslaugungen (Podsolierung) aufgefaßt w e r d e n , s o n d e r n w i r d w o h l besonderen lokalen Bedingungen zuzuschreiben sein. Ich h a b e das Profil von U n t e r w i s t e r n i t z z u l e t z t (mit R. L A I S ) 1 9 4 3 gesehen u n d ver­ fügte d a m a l s noch über keine weiteren E r f a h r u n g e n ; die v o n m i r 1 9 5 0 ( A b b . 4 ) ge­ gebene Profilzeichnung (an H a n d von seinerzeitigen Aufzeichnungen u n d nach den von A. BÖHMERS 1 9 4 2 v o r g e n o m m e n e n Vermessungen) stellt d a h e r den ganzen Bodenbil­ d u n g s k o m p l e x — im Sinne v o n R. LAIS — als einen mehr o d e r minder „verschwemm­ t e n " Schichtverband dar. D a ß diese Auffassung u n d D a r s t e l l u n g den tatsächlichen G e ­ gebenheiten zumindest nicht ganz entsprechen k a n n , w u r d e m i r w o h l bald d a r a u f be­ w u ß t , doch h a t t e ich keine Möglichkeit einer Ü b e r p r ü f u n g . N a c h den sorgfältigen Untersuchungen von J. P E L I S E K besteht n u n aber kein Zweifel mehr, d a ß es sich in U n t e r w i s t e r n i t z um eine typische A u s p r ä g u n g des F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskom­ plexes h a n d e l t , was jedoch partielle V e r l a g e r u n g e n geringen U m f a n g e s nicht ausschließt, z u m a l das alte Relief solche zweifelsohne begünstigte. Die basale V e r l e h m u n g ist frag­ los autochthon, und die beiden obersten S c h w a r z e r d e - u n d Zwischenzonen (e—h) sind, wie schon die K a r b o n a t - u n d H u m u s k u r v e n u n d die K r o t o w i n e n in e anzeigen, an O r t u n d Stelle gebildet w o r d e n , doch für die Schwarzerdezone d u n d insbesondere für die fragliche u n d durch ganz abweichende W e r t e charakterisierte Zwischenzone c h a l t e ich das sogar für mehr als unwahrscheinlich. N a c h meinen Aufzeichnungen folgt über der rötlich-braunen Verlehmung eine S c h i c h t e ) v o n „ g r a u b r a u n e r " F ä r b u n g u n d „schwach feinblättriger S t r u k t u r m i t z. T . feinsandigem Griff". Diese seinerzeitige Beobachtung ist sicher richtig u n d spricht für eine V e r l a g e r u n g der Zwischenzone c, u n d auch die darüberfolgende Schwarzerdezone d möchte ich daher, z u m i n d e s t in ihrem unteren Teile, als p a r a u t o c h t h o n ansehen. Dies w i r d auch dadurch bestätigt, d a ß in Z o n e c u n d d v o n R. SCHÜTRUMPF 1 9 4 1 / 4 2 n u r ein sehr s t a r k korrodiertes Pollenmaterial angetrof­ fen w u r d e ) , w ä h r e n d in den beiden oberen Schwarzerdezonen (f, h) eine gute Pollen47

4 8

47

) Ich faßte damals die schwach ausgebildete (15 cm) Zwischenzone c und die darüber fol­ gende (45 cm) Schwarzerdezone d als einen einheitlichen + humosen oberen Teil der Verleh­ mungszone auf und zeichnete diese 1950 zusammen als „Schicht I I I " . J . FINK (1954, S. 99) hatte recht, wenn er a u f G r u n d d i e s e r Z e i c h n u n g feststellte, daß diese Schicht I I I „nicht dem entspricht, was etwa in Stillfried über der Verlehmungszone liegt". ) Aus TProben (Nr. 1 und 40) in zus. 9 Präparaten 1 Picea-, 1 Pinus- und 1 Varia-Pollen. 48


150

Friedrich Brandtner 4 9

erhaltung festgestellt w e r d e n k o n n t e ) . Die abweichende A u s b i l d u n g der Z o n e c im Profil v o n U n t e r w i s t e r n i t z gibt somit n u n w o h l k a u m mehr Rätsel auf. U b e r dem F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x folgt im Profil — v o n 3.6 m L ö ß getrennt — die P a u d o r f e r B o d e n b i l d u n g , in welcher eine Kulturschichte des s p ä t e r e n G r a v e t t i e n liegt. D a s gegebene D i a g r a m m zeigt deutlich, d a ß es sich hierbei um eine n u r sehr schwach ausgeprägte u n d zweifelsohne n u r r e l a t i v kurzfristige U n t e r ­ brechung der L ö ß b i l d u n g durch eine positive K l i m a s c h w a n k u n g h a n d e l t ; die P a r a l l e l i ­ sierung besonders m i t dem nahegelegenen Profil v o n Stillfried (B) ist augenfällig u n d bedarf keines weiteren K o m m e n t a r s . W e n n J. F I N K (1954, S. 95) diese Bodenbildung „nicht als einen Ü b e r g a n g v o n der H u m u s - z u r V e r l e h m u n g s z o n e " auffaßt, „sondern sie m e h r an das trockene E n d e d e r Tschernosem-Reihe, als Ü b e r g a n g s f o r m gegen die b r a u n e n S t e p p e n b ö d e n h i n " e i n o r d n e t , d a n n entspricht dies absolut auch der v o n m i r (1954, S. 71) vertretenen Auffassung. I m Vergleich d a z u erscheint der F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskomplex w o h l als ein klimatisch kräftiger ausgeprägter stratigraphischer H o r i z o n t , u n d auch hinsichtlich der D a u e r w a r diese W ä r m e z e i t gewiß bedeutender, doch darf dies nicht zu einer Uberschätzung verleiten. Die postglazialen Verhältnisse w u r d e n — das darf als gesichert gelten — bei w e i t e m nicht erreicht. D a m i t soll n u n freilich nicht gesagt werden, d a ß die absoluten S o m m e r t e m p e r a t u r e n , insbesondere w ä h r e n d der Bildungszeit der V e r l e h m u n g s - , d. h. E n t k a l k u n g s z o n e , nicht e t w a die postglazialen frühwärmezeitlichen (borealen) W e r t e erreicht o d e r sogar übertroffen haben k o n n t e n — der Vergleich erscheint mir im Gegenteil sogar wahrscheinlich — , doch setzten sich diese klimatischen Bedingungen eben nicht fort, s o n d e r n w u r d e n viel­ mehr durch einen empfindlichen Kälterückfall u n t e r b r o c h e n ) , ehe sich eine den a l l ­ gemeinen thermischen Bedingungen entsprechende generelle B e w a l d u n g festsetzen k o n n ­ te. W e n n auch d a r a u f wieder positive K l i m a v e r h ä l t n i s s e eintraten, so w u r d e n doch keine W e r t e m e h r erreicht, die über die Bildung v o n Steppenschwarzerden hinausge­ reicht hätten. D i e K l i m a v e r h ä l t n i s s e blieben z u d e m nicht k o n s t a n t , sondern w u r d e n , wie an der Bodenabfolge klar abzulesen ist, durch K ä l t e s c h w a n k u n g e n zweimal u n t e r ­ brochen, wobei eine stufenweise W ä r m e a b n a h m e bei gleichzeitiger Z u n a h m e der K o n tinentalität schließlich wieder zu glazialen Bedingungen überleitete. So w u r d e die all­ gemeine E i n w a n d e r u n g b z w . Ausbreitung des W a l d e s stets u n t e r b u n d e n . D a s drückt sich eindeutig in den einzelnen Bodenbildungen des Komplexes aus, der sich somit als ein K o m p l e x v o n Steppenböden r e p r ä s e n t i e r t ) . F ü r die „ a r i d e " Fazies und für die anschließenden U b e r g a n g s z o n e n k a n n die Existenz v o n geschlossenen B a u m b e s t ä n d e n nur in feuchten Muldenlagen u n d entlang von F l u ß - oder Bachläufen a n g e n o m m e n 50

51

49

) Aus Probe Nr. 43 konnte R. SCHÜTRUMPF in 40 Präparaten 82 Baumpollen feststellen, welche sich, in ab- bzw. aufgerundeten Prozenten ausgedrückt, auf folgende Arten verteilen: 7°/o Salix, 2°/o Betula, 72°/o Pinus, 3°/o Alnus, 10% Quercus, 1% Tilia, 2°/o Ulmus, 3°/o Corylus; Picea konnte mit einem Pollenfragment nachgewiesen werden. An Nichtbaumpollen wurden fol­ gende Arten festgestellt (in Prozenten auf die BP-Summe bezogen): 16°/o Gramineen, ll°/o Cyperaceen, 41°/o Varia, 28°/o Compositen, 9 % Cbenopodiaceen; d. i. zus. 105°/o. Ferner konnte 1 Farnspore gezählt werden. R. SCHÜTRUMPF schreibt hierzu (unveröff. Manuskript): „Der Er­ haltungszustand der Pollen ist bis auf einen Corylus-Pollen gleichmäßig, und zwar gut bis mittelmäßig. Sekundäre Aufarbeitung scheint daher in dieser Probe keine Rolle zu spielen, so daß man die verzeichnete Pollenflora als autochthon ansehen kann." Diese Beobachtungen decken sich gut mit den Ergebnissen eigener Untersuchungen an mehreren Profilen; darüber soll aber zu einem späteren Zeitpunkt und in einem anderen Zusammenhange ausführlich berichtet werden. ) der sich in der „ariden" Fazies in Form einer Lößbildung, in der „humiden" Fazies durch Bodenfließen oder Froststrukturen ausdrückte. ) Das gilt auch für die „Verlehmungszone", die sich als ein besonderer Bodentyp ausweist, der sich mit rezenten europäischen Böden zwar nicht ganz vergleichen läßt, den ich aber den­ noch als zur Reihe der braunen Steppenböden gehörend auffasse. Auch der von E. MÜCKENHAUSEN während der Nachexkursion im Anschluß an die DEUQUA-Tagung 1955 getroffene Vergleich mit Prärieböden liegt im wesentlichen in der gleichen Richtung. 50

51


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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w e r d e n ; im wesentlichen w u r d e dieser R a u m v o n einer lichten, offenen W a l d s t e p p e e i n g e n o m m e n . I n den „ h u m i d e n " westlichen Klimabereichen k ö n n e n jedoch — wie be­ reits e r w ä h n t — dichtere B e s t ä n d e und z. T . w o h l auch Eichenmischwälder w ä h r e n d der Bildungszeit d e r V e r l e h m u n g s z o n e a n g e n o m m e n werden. J e d e n f a l l s w a r e n w e d e r die klimatischen Bedingungen noch die floristischen Verhältnisse so beschaffen, wie sie aber für das R i ß / W ü r m ( E e m ) - I n t e r g l a z i a l auf G r u n d der zahlreichen P o l l e n d i a g r a m m e u n d faunistischen Befunde r e k o n s t r u i e r t werden k ö n n e n . D e r F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x k a n n daher dieser letzten W a r m z e i t nicht entsprechen (die P a u d o r f e r Bodenbildung s t e h t w o h l ü b e r h a u p t a u ß e r D e b a t t e ) , son­ dern m u ß j ü n g e r sein, da er ü b e r jenem B o d e n liegt, der — wie beschrieben — alle Eigenschaften aufweist, die als Ausdruck dieser letzten W a r m z e i t vorausgesetzt w e r d e n müssen. A n H a n d zahlreicher niederösterreichischer und mährischer Profile k a n n die Position des Fellabrunner B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x e s als eindeutig über der K r e m s e r B o d e n b i l d u n g liegend bewiesen w e r d e n ) , u n d d a r i n befinde ich mich auch in völliger U b e r e i n s t i m m u n g mit J. F I N K . Ich betrachte d a h e r , k o n f o r m m i t den tschechischen F o r ­ schern, die K r e m s e r B o d e n b i l d u n g als l e t z t - i n t e r g l a z i a l , d. h. R i ß / W ü r m - z e i t l i c h . 5 2

Ich s t ü t z e mich hierbei a b e r weder auf die Auffassungen W . SOERGEL'S noch schließe ich mich d a b e i irgend einer a n d e r e n G l i e d e r u n g a n , sondern gehe einzig u n d allein v o n den Beobachtungen aus, die im v o r s t e h e n d abgegrenzten R a u m gewonnen w e r d e n konnten. V Es ist festzustellen, d a ß m i t der Kremser Bodenbildung nicht n u r eine pedologische, sondern auch eine deutliche faunistische u n d klimatologische ( u n d d a m i t w o h l auch flo­ ristische ) Z ä s u r gegeben ist. Die über d e r Kremser B o d e n b i l d u n g ( E e m - W a r m z e i t ) folgende Serie enthält keine auch nur a n n ä h e r n d ähnliche Z ä s u r ; diese glaziale Serie w i r d n u r durch ein stärker ausgeprägtes w ä r m e r e s , aber keineswegs lange a n h a l t e n d e s I n t e r v a l l , welches ich vorläufig als F - W ä r m e z e i t (abgeleitet v o m locus typicus Fellab r u n n ) bezeichnen möchte, u n d durch eine deutliche W ä r m e s c h w a n k u n g ( P a u d o r f e r B o d e n b i l d u n g ) , deren D a u e r vermutlich n u r e t w a das D o p p e l t e der spätglazialen Allerö d s c h w a n k u n g betrug, unterbrochen. D a d u r c h erscheint das G l a z i a l , welches somit der letzten Vergletscherungsperiode entsprechen m u ß und daher als W ü r m bezeichnet w e r ­ den k a n n , in drei Stadiale zerlegt, die ich v o n u n t e n nach o b e n einfach mit I, I I u n d I I I n u m m e r i e r e . D a ß sich diese Benennung m i t d e r SoERGEi/schen N o m e n k l a t u r t e r m i n o l o ­ gisch deckt, ergibt sich somit rein zufällig u n d dürfte wohl k a u m zu V e r s t ä n d i g u n g s schwierigkeiten führen. N a c h einem V o r s c h l a g von R. G R A H M A N N , der auch von H . GROSS u n t e r s t ü t z t w i r d , k a n n eventuellen M i ß v e r s t ä n d n i s s e n dadurch begegnet w e r ­ den, d a ß in Hinkunft die Bezeichnung A l t - , M i t t e l - ) u n d J u n g - W ü r m v e r w e n d e t w e r d e n . W e n n diese Bezeichnungen auch nicht als völlig u n v o r b e l a s t e t angesehen w e r ­ den k ö n n e n , d a sie z. T . bereits in a n d e r e m Z u s a m m e n h a n g e v e r w e n d e t w u r d e n , so er­ scheinen sie m i r dennoch g u t geeignet — v o r allem deshalb, weil darüber h i n a u s k a u m 5 3

5 4

52

) Unter den bereits publizierten niederösterreichischen Profilen ist hier insbesondere GroßRiedenthal und Ebersbrunn zu nennen. (Die graphische Darstellung ist leider etwas zu schema­ tisch und läßt daher die Unterschiede nicht deutlich genug hervortreten.) ) z. ß . letzmaliges Auftreten von Brasenia purpurea nördlich der Alpen, deren Verbrei­ tung sogar bis nach Südestland (Waewa b. Ringen) reichte. ) Die ebenfalls vorgeschlagene Bezeichnung „Hauptwürm" erscheint mir vorläufig noch nicht geeignet, da noch nicht feststeht, ob dieser stadiale Abschnitt im Hinblick auf Dauer und Ausprägung sich tatsächlich bestimmend auswirkte. Die relative Lößmächtigkeit ist kein ver­ läßlicher Maßstab; im mährischen Gebiet scheinen die altwürmzeitlichen Lösse, in Niederöster­ reich jedoch die Mittelwürm-Lösse im Durchschnitt mächtiger entwickelt zu sein. Eine Entschei­ dung wird m. E. erst nach Vorliegen von verläßlichen Cn-Daten möglich sein. 53

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Friedrich Brandtner

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weitere Möglichkeiten bestehen, es sei denn, d a ß m a n den T e r m i n u s „ W ü r m " einen völlig neuen Begriff für die letzte Vergletscherungsperiode ersetzt.

durch

D e r zuerst v o n H . FREISING beschrittene u n d n u n auch v o n J. F I N K eingeschlagene W e g , die einzelnen Lößstockwerke von oben nach unten zu z ä h l e n u n d einfach als „letzt-, v o r l e t z t - , v o r v o r l e t z t - k a l t z e i t l i c h " usw. zu bezeichnen, erscheint mir methodisch völlig ungeeignet u n d insbesondere im ostmitteleuropäischen R ä u m e auch u n a n w e n d b a r . W e n n in einem Gebiet bloß drei Lößstockwerke nachgewiesen w e r d e n können (wobei jedoch offenbleiben m u ß , ob diese Serie ü b e r h a u p t vollständig ist), k a n n der u n t e r s t e Löß ja w o h l noch als „vorvorletzt-kaltzeitlich" bezeichnet w e r d e n — da k a n n m a n sich noch etwas vorstellen — , a b e r wie soll beispielsweise der Basislöß im Profil v o n E b e r s b r u n n bezeichnet werden? I m Profil selbst ist er der fünfte v o n oben, tatsächlich aber der „sechstletzte", da das jüngste Lößstockwerk d o r t fehlt. Abgesehen d a v o n , d a ß eine derartige Bezeichnungsweise seelenlos ist, setzt eine solche auch eine Gleichwertig­ keit der „ K a l t z e i t e n " v o r a u s ; das ist aber ebenso wenig der Fall w i e bei den „ W a r m ­ zeiten" ) . M i t einer solchen Begriffsbildung w e r d e n alle graduellen Unterschiede, w e l ­ che in mühevoller Kleinarbeit erarbeitet w u r d e n , verwischt und erscheinen dem geistigen Auge verschwommen u n d U n d e f i n i e r t . D a m i t w i r d aber auch gleichzeitig dem P r o b l e m ausgewichen u n d keine k l a r e Diskussionsgrundlage geschaffen. E i n e präzise Definition der v e r w e n d e t e n Begriffe u n d eine eindeutige S t e l l u n g n a h m e b z w . E i n o r d n u n g in ein klar begründetes System ist aber erforderlich. 5 5

N a c h d e m n u n die M e r k m a l e u n d bodenartlichen Eigenschaften d e r fossilen B o d e n ­ bildungen eingehend b e h a n d e l t u n d ihre Abfolge festgelegt w u r d e u n d sich daraus b e ­ reits weitgehende Schlußfolgerungen ergaben, erscheint es — im Sinne einer lückenlosen Beweiskette u n d gleichzeitigen U b e r p r ü f u n g — erforderlich, n u n m e h r auch die einzel­ nen dazwischen liegenden Lößstockwerke u n d ihren Fossilinhalt n ä h e r zu behandeln. G a n z allgemein gesehen lassen sich — wie schon z. T , v o r w e g g e n o m m e n — die Lösse u n t e r h a l b der K r e m s e r B o d e n b i l d u n g (des R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l s ) k l a r von denen trennen, welche über dieser folgen. D i e Rißlösse (insbes. R i ß II) sind in der Regel w e i t ­ aus k a l k ä r m e r , ungemein stark v e r h ä r t e t u n d das Lößgefüge t r i t t nicht in der für die jüngeren ( W ü r m - ) L ö s s e so charakteristischen typisch porösen A u s p r ä g u n g auf, s o n d e r n erscheinen weitaus dichter u n d n u r m i t undeutlichen K a p i l l a r e n ; diese sind meist m i t Kalzitkriställchen ausgekleidet. H ä u f i g zeigt der L ö ß eine v e r t i k a l e Zerklüftung u n d eine grobprismatische S t r u k t u r . D e r L ö ß erscheint in seinem gesamten H a b i t u s gröber, u n r e i n ) u n d v o n einem m e h r schmutziggraubraunen F a r b t o n . D i e Riß-Lösse sind zweifellos u n t e r a n d e r e n klimatischen Bedingungen als die W ü r m - L ö s s e entstanden. Präzise Rückschlüsse über die A r t der Klimaverhältnisse k ö n n e n allerdings noch nicht gezogen w e r d e n , d a bisher noch viel zu wenig derartige Aufschlüsse b e k a n n t und g r ü n d ­ lich untersucht w u r d e n , insbesondere im Hinblick auf die M o l l u s k e n f a u n a , welche allein ä 6

) Ich möchte hierzu folgenden grundsätzlichen Vorschlag unterbreiten: Als K a l t z e i t e n oder G l a z i a l e sind die großen Vergletscherungsperioden (im Alpengebiet Günz, Mindel, Riß, Würm) zu bezeichnen, als W a r m z e i t e n oder I n t e r g l a z i a l e die dazwischen liegenden langen Intervalle. Wärmere Klimaabschnitte (+ kürzere Intervalle) innerhalb der Kaltzeiten werden als W ä r m e z e i t e n oder I n t e r s t a d i a l e , nur sehr kurzfristige Unterbrechungen der glazialen Klimaverhältnisse als Wärmeschwankungen oder Oszillationen bezeichnet. Sinn­ gemäß hierzu sind + kühle Klimaabschnitte innerhalb der Warmzeiten als Kälte-Abschnitte oder -Phasen, innerhalb der Wärmezeiten als Kälteschwankungen oder -Oszillationen zu bezeichnen. Die einzelnen Abschnitte der durch Wärmezeiten ( = Interstadiale) unterteilten Kaltzeiten ( = Glaziale) werden als S t a d i a l e oder K ä l t e z e i t e n oder mit einer näheren Bezeich­ nung, wie etwa Alt-Riß u. ä., bezeichnet. ) Die Einlagerung von Kiesschnüren, Sandlinsen und vereinzelten Gesteinsbröckchen ist an sich kein verläßliches Kriterium, da derartige Erscheinungen auch in jüngeren Lössen beobachtet werden können, doch treten sie dort nur vereinzelt auf, während diese für die Riß-Lösse die Regel zu sein scheinen; jedenfalls wurde bisher noch kein „reiner" Riß-Löß gefunden. 56


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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eine K l a r s t e l l u n g erbringen k a n n . Doch auch aus den relativ wenigen bislang vorliegen­ den Befunden ) ist abzulesen, d a ß es sich hierbei u m relativ anspruchsvolle A r t e n h a n ­ delt, welche auf eine buschreiche grassteppenartige Lößlandschaft schließen lassen, die unter ausgesprochen m a r i t i m e n Klimaeinflüssen gestanden h a b e n m u ß t e . J e d e n f a l l s ist es auch i m mährisch-slovakischen R a u m „bisher nie gelungen", in d e n Lössen u n t e r h a l b der K r e m s e r Bodenbildung „nachweislich k a l t e Assoziationen festzustellen" ( V . LOZEK 1955, S. 4 8 1 ) . D i e K l i m a b e d i n g u n g e n lagen anscheinend k n a p p v o r jenen a n z u n e h m e n ­ den Schwellenwerten, die schon bei geringer W ä r m e z u n a h m e zu beginnender Boden­ bildung f ü h r e n k o n n t e n . D a m i t e r k l ä r t sich w o h l auch die fast regelmäßig festzustel­ lende Beobachtung v o n oft m e h r e r e n b l a ß b r a u n e n schwach h u m o s e n u n d e t w a s k a l k ­ ä r m e r e n Z o n e n , insbesondere i m oberen L ö ß s t o c k w e r k ( R i ß I I ) , o h n e d a ß es bisher ge­ lungen w ä r e , eine ± gesetzmäßige Abfolge z u erkennen. Besonders auffällig ist diese Erscheinung im Ziegeleiaufschluß v o n Senftenberg ausgebildet, u n d auch im Profil v o n B r n o - J u l i ä n o v ( J . P E L I S E K 1954) ist sehr deutlich eine schwache b l a ß r ö t l i c h - b r a u n e L ö ß z o n e m i t geringem H u m u s g c h a l t ( 0 , 3 5 % ) u n d geringerem K a l k g e h a l t ( 5 , 2 % ; der „typische" L ö ß ist jedoch ebenfalls ä u ß e r s t k a l k a r m , ± 8 , 8 % ! ) eingesdialtet. I n eine ähnliche Richtung, d. h. auf eine relative Feuchtigkeit weisen auch die insbesonders in der „ h u m i d e n " Übergangsfazies sehr häufig auftretenden m e h r oder minder vergleyten L ö ß z o n e n , welche allerdings fast stets a n d e r Basis der L ö ß s t o c k w e r k e ( R i ß I u n d I I ) b z w . ü b e r d e n fossilen B r a u n - u n d R o t l e h m e n liegen. M a n m a g diesen Beobachtungen wenig G e w i c h t beimessen, a b e r es ist doch augenfällig, d a ß in d e n gleichen Gebieten L ö ß v e r g l e y u n g e n selbst ü b e r d e r Kremser Bodenbildung, welche ja doch ein gleiches wasserstauendes Substrat b i l d e t e , viel seltener festgestellt w e r d e n k ö n n e n . 5 7

D i e Rißvergletscherung erweist sich somit in den gletscherfernen Lößgebieten, im „ D i s t o g l a z i a l r a u m " , als eine in zwei r e l a t i v milde K ä l t e z e i t e n (Stadiale) u n t e r t e i l b a r e Periode. D a s deckt sich auch bestens m i t d e n übrigen paläontologischen B e f u n d e n ) ; auch die Säugetierfauna e n t b e h r t jener ± vorherrschenden k a l t - k o n t i n e n t a l e n A r t e n ­ vergesellschaftung, welche die typische Primigenius-Fauna d e r letzten Vergletscherungs­ periode charakterisiert. 5 8

Auffällig ist ferner die T a t s a c h e , d a ß im Profil v o n Z a m a r o v c e in d e n obersten Schichten des Riß-Lösses, k n a p p u n t e r h a l b d e r Kremser B o d e n b i l d u n g , bereits eine aus­ gesprochen warmzeitliche M o l l u s k e n f a u n a angetroffen w u r d e , die durch das A u f t r e t e n der A r t e n Helicigona banatica ROSSM., Cepaea vindobonensis P F E I F F E R , Helix pomatia L., Clausilia pumila sejuncta W E S T . , Chondrula tridens M Ü L L . , Orcula dolium DRAP., Abida frumentum Ü R A P . u n d Cochlicopa lubrica exigua M K E belegt ist (PROSEK & LOZEK 1954), w ä h r e n d in den obersten Zonen der B o d e n b i l d u n g ) eine Assoziation angetrof­ fen w u r d e , welche z w a r gleichfalls einen sehr w a r m e n C h a r a k t e r aufweist, aber den­ noch bereits ein etwas k ü h l e r e s u n d trockeneres K l i m a a n z e i g t ; sie gehört w o h l der zweiten g e m ä ß i g t e n Phase b z w . d e m E n d a b s c h n i t t der E e m - W a r m z e i t a n . F o l g e n d e Arten w u r d e n festgestellt: Pupilla muscorum L., P. bigranata ROSSM., Abida frumentum 59

DRAP.,

Helicella

Orcula

striata

dolium

DRAP.,

Chondrula

M Ü L L . , Euomphalia

tridens

strigella

MÜLL.,

Clausilia

D R A P , ( u n d Arianta

pumila

arbustorum

PFEIFFER,

L.?)

Die I n t e r p r e t a t i o n d e r „ b a s a l - i n t e r g l a z i a l e n " F a u n a bereitet w o h l einige Schwierig­ keiten, d a es sich doch zweifellos u m eine L ö ß f a u n a h a n d e l t , die bereits eine längere Zeitspanne v o r d e m A u f t r e t e n der warmzeitlichen K l i m a b e d i n g u n g e n , d. h. v o r d e m " ) A. PAPP 1955, V. LOZEK 1955, R. SIEBER (mündl. Mitt.) 58

) Es sei in diesem Zusammenhange nochmals auf den bereits auf S. 142 erwähnten Fund von Elephas trogontherii von der Basis des Riß II-Lösses im Profil von Brno-Üvoz hingewiesen. ) In der Bodenbildung selbst sind die Schneckengehäuse völlig aufgelöst, so daß über die Malakocönosen der optimalen Warmphasen nichts ausgesagt werden kann. Die in den gleich­ altrigen Travertinen (z. B. Gänovce) angetroffene Molluskenfauna gestattet auf Grund der ver­ schiedenen ökologischen Bedingungen ja leider keine exakten Rückschlüsse. 59

11 Eiszeit u n d Gegenwart


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Friedrich Brandtner

Einsetzen der V e r l e h m u n g des obersten L ö ß p a k e t e s , existiert haben m u ß t e , sonst w ä r e sie ja der E n t k a l k u n g z u m O p f e r gefallen. Es soll hier auch keine D e u t u n g versucht w e r d e n — hierzu müssen weitere Untersuchungen a b g e w a r t e t w e r d e n — , doch sei auf die ebenfalls auffällige Tatsache hingewiesen, d a ß alle P o l l e n d i a g r a m m e des E e m - I n t e r glazials — so w e i t sie die betreffenden basalen Abschnitte enthalten — eine, verglichen m i t der allmählichen holozänen Sukzession, g e r a d e z u ruckartig zu n e n n e n d e Vegeta­ tionsentwicklung u n d überstürzte Verlandungsfolge der Seen zeigen. :

6 0

Schon zu Beginn des Interglazials sind den B i r k e n - K i e f e r n b e s t ä n d e n ) , die sicherlich auch w ä h r e n d d e r R i ß vergletscherung autochthon w a r e n , w ä r m e l i e b e n d e A r t e n selbst im nördlichen u n d nordöstlichen Teil E u r o p a s beigemengt. I m I n t e r g l a z i a l v o n W a e w a Ringen ( P . W . T H O M S O N 1941) z. B. erscheinen in den ersten 5 cm der Ablagerung (sandige, tonige D e t r i t u s g y t t j a ; also ein relativ sehr rasch wachsendes Sediment) bereits Eiche und U l m e , die zusammen schon nach weiteren 5 cm Sedimentation — in 540 cm Tiefe des Profiles — 20°/o des Baumbestandes ausmachen. Gleichzeitig d a m i t w a n d e r t die Hasel ein; bei 535 cm die Erle. I m S p e k t r u m v o n 525 cm ist das W a l d b i l d gegen­ über dem v o n 550 cm (Birke 76°/o, Kiefer 2 4 % ) bereits entscheidend gewandelt u n d zeigt nun folgende Z u s a m m e n s e t z u n g : Eiche 2 4 % , U l m e 3 . 5 % , Erle 56.5°/o, H a s e l 1 5 2 % , Birke 9°/o, Kiefer 8 % . I n B r a n d e n b u r g , u m ein weiteres bezeichnendes Beispiel anzuführen, zeigt das Profil v o n Rinnersdorf bei Schwiebus ( P . STARK, F . OVERBECK, F . FIRBAS 1932) in den Ablagerungen (Feindetritusgyttja) u n m i t t e l b a r über der rißeis­ zeitlichen ( W a r t h e - ) G r u n d m o r ä n e neben der hier absolut d o m i n i e r e n d e n Kiefer (fast 9 0 % ) u n d der ± indifferenten Birke, ein V o r k o m m e n v o n Hasel ( 1 0 % ) , Eiche, U l m e , Linde (zusammen r d . 5 % ) , Erle ( r d . 4 % ) u n d Fichte ( 1 % ) . K n a p p d a r ü b e r erscheint bereits Brasenia purpurea, eine ausgesprochen m e d i t e r r a n e Wasserrosenart, die selbst w ä h r e n d des h o l o z ä n e n K l i m a o p t i m u m s die A l p e n nicht überstieg, im Tnterglazial aber bis Estland v o r d r a n g ! Alle diese Befunde scheinen in einem W i d e r s p r u c h zu den morphologischen E r g e b ­ nissen, d. h. zu der Tatsache zu stehen, d a ß gerade w ä h r e n d dieser Vereisungsperiode die Gletscher sich a m weitesten vorschoben. Es soll weiter unten d a z u Stellung genom­ men werden. V o r e r s t sei noch die Lößserie über der Kremser B o d e n b i l d u n g behandelt. VI Die unterste L ö ß b i l d u n g setzt — selbst in der „ a r i d e n " Fazies — in der Regel m i t einer mächtigeren Solifluktionszone ein, welche allmählich in typische autochthonc äolische A b l a g e r u n g e n übergeht. Diese sind häufig schwach braunstichig und in d e r „ a r i d e n " Fazies im allgemeinen schneckenreicher als die beiden darüberfolgenden m e h r hellockerfarbenen Lösse. Dieser A l t w ü r m l ö ß unterscheidet sich deutlich in seinem ge­ samten H a b i t u s v o n den R i ß - u n d Mindel-Lössen, bildet aber u m g e k e h r t — trotz ge­ wisser Unterschiede, welche hier vielleicht etwas zu b e t o n t h e r v o r g e h o b e n werden — zusammen m i t den beiden jüngeren Lössen eine k l a r e Einheit. D a s ist auch durch die Befunde der Säugetierpaläontologie absolut beweisbar; es sind in allen drei Lössen stets die gleichen V e r t r e t e r der Primigenius-Vaima angetroffen w o r d e n , n u r in der mengen­ mäßigen Verteilung scheinen sich gewisse Verschiebungen ergeben z u haben. G e n a u e r e Kenntnisse über die jeweilige Häufigkeit im A u f t r e t e n bestimmter A r t e n liegen jedoch derzeit noch nicht v o r , da die statistische Erfassung aller bisherigen F u n d e nicht abge­ schlossen ist u n d es ü b e r h a u p t schwerfallen w i r d , präzisere Vergleichswerte zu erhalten. 60

) Die Weide spielt auffallenderweise und ganz im Gegensatz zur spätglazialen und präborealen Vegetationsgeschichte überhaupt keine Rolle und ist nur mit ganz unwesentlichen Pro­ zenten vertreten.


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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D e r w e i t a u s größte T e i l , insbesondere der älteren F u n d e , k a n n nicht e x a k t stratifiziert w e r d e n , u n d was die Faunenreste aus den paläolithischen Kulturschichten betrifft, so geben diese in erster Linie die technische H ö h e der betreffenden J ä g e r b z w . die v e r ­ schieden geübten J a g d m e t h o d e n wieder u n d lassen d a h e r bevorzugte A r t e n ü b e r r e p r ä ­ sentiert erscheinen. Methodisch ergibt sich d a r a u s , d a ß n u r aus dem nachweisbaren Auf­ treten, nicht aber aus dem Fehlen bestimmter A r t e n ) paläoklimatisch-ökologische Schlüsse gezogen w e r d e n können, u n d das b e d e u t e t eine gewisse Einschränkung des A u s ­ sagewertes derartiger „Assoziationen". M a n w i r d also sehr vorsichtig interpretieren müssen u n d die Abfolge der Faunenvergesellschaftungen n u r in groben Z ü g e n erfassen k ö n n e n ; dies sei weiter unten versucht. 6 1

G e n a u e r e A n g a b e n über klimatische Verhältnisse v e r m a g jedoch die M o l l u s k e n f a u n a zu v e r m i t t e l n , welcher auch ein weitaus h ö h e r e r stratigraphischer W e r t z u k o m m t , da sie, ähnlich w i e die Pflanzenwelt, b o d e n g e b u n d e n e r ist. A u s dem mährisch-slovakischen R ä u m e liegen derzeit die umfangreichsten U n t e r s u c h u n g e n vor, welche v o n V . LOZEK (1955) in einer umfassenden M o n o g r a p h i e dargelegt w u r d e n und eine verläßliche Ü b e r ­ schau gestatten. D e r A l t w ü r m - L ö ß ( W I) e n t h ä l t nach V . L O Z E K gewöhnlich eine t w ä r m e l i e b e n d e Steppenassoziation, welche mit dem d o m i n i e r e n d e n A u f t r e t e n von Helicella (Striatella) striata M Ü L L , charakterisiert erscheint u n d demnach als S t r i a t a - F a u n a bezeichnet w e r d e n k a n n ) . Diese S t r i a t a - F a u n a m i t d e n weiteren Leitformen Chondrula tridens M Ü L L . , Abida frumentum D R A P . , Pupilla muscorum L . , P. bigranata ROSSM., P. sterri V O I T H etc. erinnert w o h l an die ökologischen u n d klimatischen Ansprüche der R i ß Assoziationen (welche ja auch Helicella striata M Ü L L . , aber nur in einem sehr u n t e r ­ geordneten M a ß e , e n t h a l t e n ) , unterscheidet sich jedoch durch das Fehlen einiger A r t e n , insbesondere aber durch das häufigere A u f t r e t e n der ± indifferenten A r t e n . I m L ö ß ­ stockwerk über der Kremser Bodenbildung t r i t t also eine neue Vergesellschaftung auf, welche auf relativ milde u n d w o h l auch niederschlagsreichere K l i m a b e d i n g u n g e n schlie­ ßen l ä ß t , da ausgesprochen kalt-trocken k o n t i n e n t a l e A r t e n fehlen. 6 2

N a c h V . LOZEK finden sich die K o m p o n e n t e n der S t r i a t a - F a u n a auch in den Boden­ bildungen der F - W ä r m e z e i t , doch treten n u n einige A r t e n hinzu, die w o h l auf W a l d ­ n ä h e u n d feuchtere Klimaverhältnisse hinweisen (Cochlodina laminata M T G - , Clausilia pumila P F E I F F E R , Euomphalia strigella D R A P . ) , nicht aber zur A n n a h m e geschlossener W ä l d e r u n d warmzeitlicher K l i m a t e berechtigen. D e r mögliche E i n w a n d , d a ß dieser Schluß unzulässig sei. da aus den W ä r m e p h a s e n , d. h. aus der V e r l e h m u n g s - u n d den oft ebenfalls stärker e n t k a l k t e n S c h w a r z e r d e z o n e n eine Molluskenfauna k a u m nachge­ wiesen w e r d e n k a n n u n d somit n u r die k ü h l e r e n Steppenphasen malakologisch in E r ­ scheinung treten, k a n n m i t dem H i n w e i s , d a ß selbst aus dem V e r b a n d der interglazialen B r a u n l e h m e eine den Klimaverhältnissen entsprechende Artenvergesellschaftung ) fest­ gestellt w e r d e n k o n n t e , entkräftet w e r d e n . 63

I n den basalen P a r t i e n des d a r ü b e r f o l g e n d e n Lösses ( M i t t e l w ü r m , W I I ) findet sich noch eine v e r a r m t e Steppenfauna m i t den L e i t a r t e n Helicella striata M Ü L L , u n d Chon61

) Das Auftreten oder Fehlen bestimmter Arten kann auch beispielsweise durch Winter­ wanderungen bedingt sein oder seine Ursache in der verschiedenen Jagdsaison (Sommer-, Win­ terjagd) der Jagdrastplätze haben. ) In den untersten basalen Schichten sind oft noch sehr anspruchsvolle Arten wie Monacha vivina ROSSM., Euomphalia strigella DRAP, und Perforatella bidens CHEMN. anzutreffen (z. B. Zamarovce), welche aber wohl noch der liegenden interglazialen Malakocönose entstammen. ) Helicigona banatica ROSSM., Soosia diodonta FER., Aegopis verticillus FER., Retinella hiulca ALB., Truncatellina claustralis GRD., Cepaea nemoralis L. etc. = „ B a n a t i c a " Fauna. 62

83

11 '


Friedrich Brandtner

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drula tridens M Ü L L . , die aber in den oberen Lagen v o n einer indifferenten Assoziation abgelöst w i r d (Pupilla muscorum L . , Vallonia tenuilabris A . BH., Fruticiola hispida L . , Succinea oblonga D R A P , etc.) u n d d a m i t w o h l nicht n u r ein K ü h l e r w e r d e n des K l i m a s , sondern auch eine Z u n a h m e der K o n t i n e n t a l i t ä t anzeigt. I n d e r P a u d o r f e r Bodenbildung sind Mollusken nicht immer erhalten u n d w e n n , d a n n e n t h ä l t diese selten eine F a u n a , die ein schwaches Feuchterwerden u n d eine unbe­ deutende E r w ä r m u n g a n d e u t e t . A u s d e r Kulturschichte des G r a v e t t i e n , die im bereits besprochenen Profil v o n U n ­ terwisternitz allerdings i m obersten T e i l d e r B o d e n b i l d u n g b z w . a n d e r solifluidal leicht gestörten Basis des hangenden jüngsten Lösses ( W I I I ) liegt, k o n n t e n folgende A r t e n sicher nachgewiesen w e r d e n ( V . L O Z E K 1953): 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Succinea oblonga elongata SANDB., Cocblicopa lubrica MÜLL., Vertigo parcedentata SANDB., Columella edentula columella G . v. MARTENS, Pupilla muscorum L., Pupilla bigranata ROSSM., Vallonia costata MÜLL., Vallonia tenuilabris A . BR-, Punctum pygmaeum DRAP., Euconulus trochiformis MONT., Fruticiola hispida L., Arianta arbustorum alpicola FER., Galba truncatula MÜLL.,

14.

Vertigo pseudosubstriata

LOZEK

(1955).

M i t A u s n a h m e v o n Pupilla bigranata ROSSM., einer ± xerothermen A r t , h a n d e l t es sich u m eine v o r w i e g e n d k a l t - k o n t i n e n t a l e Steppenfauna. P. bigranata w u r d e auch in Z a m a r o v c e in gleicher stratigraphischer Position u n d in einer sehr ähnlichen Assoziation angetroffen; die A r t e n 3 , 9, 11 u n d 13 d e r obigen Liste fehlen, dafür sind folgende nachgewiesen: Pupilla sterri V o r m , P. muscorum densegryata LOZEK, Clausilia dubia D R A P . , Vitrea crystallina M Ü L L . Diese M a l a k o c ö n o s e weist a u f gleiche K l i m a b e d i n g u n ­ gen hin. D i e günstigen K l i m a v e r h ä l t n i s s e k o n n t e n also n u r kurzfristig geherrscht haben, so d a ß eine W i e d e r e i n w a n d e r u n g u n d Ausbreitung anspruchsvollerer A r t e n , a u ß e r P. bigranata, u n t e r b u n d e n w u r d e . D i e bereits im mittleren W ü r m - L ö ß durch die F a u ­ nensukzession angezeigte T e n d e n z eines allmählichen K ü h l e r w e r d e n s e r f ä h r t durch die W ä r m e s c h w a n k u n g praktisch n u r einen H a l t , aber keine wirkliche rückläufige E n t ­ wicklung. M i t d e m jüngsten L ö ß ( W I I I ) setzt d a n n eine F a u n a ein, welche durch d a s reich­ liche A u f t r e t e n der kälteliebenden Elemente Columella edentula columella M A R T . , Ver­ tigo parcedentata SANDB., Arianta arbustorum- L., Fruticiola hispida L., Vitrea drystallina M Ü L L . , Clausilia dubia D R A P , bei weitgehendstem Fehlen i anspruchsvollerer oder indifferenter A r t e n gekennzeichnet ist. Diese „ C o l u m e l l a " - F a u n a erinnert in ihrer Z u s a m m e n s e t z u n g a n die M a l a k o c ö n o s e n der a l p i n e n Stufe der h o h e n K a l k ­ k a r p a t h e n ; jedenfalls z e u g t sie aber für einen ausgesprochen kalten, b o r e o - a l p i n e n K l i m a c h a r a k t e r , u n d d a r a u s ergibt sich zwangsläufig die Schlußfolgerung, d a ß die letzte Phase der W ü r m v e r g l e t s c h e r u n g die m a x i m a l e Kältezeit des gesamten Pleistozäns w a r . O b diese Feststellung a u d i für die a n d e r e n Gebiete E u r o p a s zutrifft, b e d a r f noch einer Ü b e r p r ü f u n g ; für die böhmisch-mährische u n d slovakische L ö ß p r o v i n z erscheint dies jedenfalls gesichert, u n d auch für Niederösterreich d a r f es als sicher gelten, d a ß


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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i m J u n g - W ü r m d i e e x t r e m s t e n k a 11 - k o n t i n e n t a 1 e n K l i m a b e ­ d i n g u n g e n h e r r s c h t e n . D i e malakologischen Untersuchungen haben hier z w a r noch nicht d e n U m f a n g erreicht, welcher eine e x a k t e statistische Übersicht gestatten w ü r d e ) , doch die bislang vorliegenden Ergebnisse lassen sich z w a n g l o s mit denen der tschechischen Forschung parallelisieren, w e n n auch — entsprechend den etwas u n t e r ­ schiedlichen paläoklimatischen u n d ökologischen Bedingungen i n n e r h a l b der einzelnen Faziesgebiete — z. T . etwas abweichende Artenvergesellschaftungen auftreten. D i e rela­ tiven Verhältnisse sind aber die gleichen. 6 4

Es liegt m i r ferne, diese malakologischen Ergebnisse n u n verallgemeinern zu w o l l e n , doch ist es sehr wahrscheinlich, d a ß die gleiche T e n d e n z der K l i m a e n t w i c k l u n g z u m i n ­ dest für die g r ö ß t e n Teile E u r o p a s zutrifft, d e n n es ist doch w o h l m e h r als auffällig, d a ß alle s p ä t - u n d postglazialen P o l l e n d i a g r a m m e — wie schon in einem a n d e r e n Z u ­ s a m m e n h a n g e gestreift w u r d e — eine nur sehr allmähliche u n d , ich möchte sagen, z ö ­ gernde Sukzession erkennen lassen. Das gilt selbst für jene südwestlichen Gebiete, die zweifellos den eiszeitlichen Refugien nahegelegen h a b e n m u ß t e n (vgl. z . B . E. P O P 1 9 4 3 ) . W ä h r e n d d e r letzten V e r e i s u n g trat eine tiefgreifende A r t e n v e r a r m u n g , d. h. eine endgültige A u s m e r z u n g b e s t i m m t e r Arten u n d eine weitgehendste V e r d r ä n g u n g der a n ­ spruchsvolleren Florenelemente ein, die m. E. i m J u n g - W ü r m ihren H ö h e p u n k t erreichte u n d u. a. z u einer Ausbreitung v o n Steppenpflanzen bis weit n a d i dem W e s t e n u n d N o r d w e s t e n E u r o p a s führte, u n d z w a r in e i n e m U m f a n g e , wie er in keiner z u v o r l i e ­ genden K a l t z e i t auch nur a n n ä h e r n d erreicht w o r d e n war. Auch die Sukzession der Säugetierfauna v e r m i t t e l t das gleiche Bild. W ä h r e n d der älteren G l a z i a l e ist eine ausgesprochene K a l t f a u n a nicht erweisbar. Erst mit der letzten Vergletscherungsperiode tritt eine entscheidende W a n d l u n g ein, die sich m. E. auch im Ablauf der menschlichen E n t w i c k l u n g e r k e n n e n l ä ß t . VII Wie schon weiter oben ausführlicher d a r g e l e g t , tritt im u n t e r e n , langen Abschnitt des R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l s ( E e m - W a r m z e i t ) z u m letzten M a l e eine ausgesprochen w a r m e F l o r e n - u n d Faunenvergesellschaftung auf. Gleichzeitig d a m i t erscheint erstmalig eine m o u s t e r o i d e K u l t u r ( „ P r a e m o u s t e r i e n " ) ) , als dessen T r ä g e r eine genetisch frühe, d. h. „ g e n e r a l i s i e r t e " P o p u l a t i o n der Spezies Homo neandertbalensis eindeutig nachgewiesen i s t ) . Eine m o u s t e r o i d e A b s c h l a g k u l t u r ist, wie bereits e r w ä h n t , auch für die K ä l t e p h a s e des R / W - I n t e r g l a z i a l s ( T a t a ) sowie für d e n kühlen E n d a b s c h n i t t (Gänovce, h i e r zusammen m i t einer Kalotte des N e a n d e r t a l e r s v o m generalisierten T y p ) erwiesen. M o u s t e r o i d e A r t e f a k t e sind weiters aus dem Schichtverband der K r e m s e r Bo­ denbildung, u n d z w a r gemeinsam mit einer „ B a n a t i c a " - F a u n a in den Lößprofilen v o n 6 5

6 6

64

) Die Ergebnisse der ungarischen Untersuchungen vermag ich noch nicht voll zu über­ blicken. ) Daneben sind das Micoquien, das Tayacien und die späten Stufen des Acheuleen sowie das mittlere Levalloisien, welche ihre hauptsächliche Verbreitung in Westeuropa und Nordafrika haben, sicher belegt. * ) Ob die Funde von Krapina, die beiden Schädelfragmente von Fontechevade, Saccopastore I u. i l etc. ebenfalls diesem unteren Abschnitt des R/W-Interglazials zuzuordnen sind oder dem späteren, kühleren Abschnitt der Warmzeit entstammen, ist nicht sicher zu entscheiden und in diesem Zusammenhange auch nur von sehr untergeordneter Bedeutung, da selbst das Vorkommen des generalisierten Typs in der beginnenden folgenden Kaltzeit, wie dies vielleicht für Gibral­ tar I zutreffen könnte, kein Gegenargument darstellen würde. E s k a n n s t e t s n u r m i t dem N e u a u f t r e t e n , n i c h t aber mit dem P e r s i s t i e r e n von A r t e n o p e ­ riert werden. 65

6


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Friedrich Brandtner v

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Sedlec, H o r k y u n d B a n k a S > festgestellt. ) I n den E n d a b s c h n i t t des R / W - I n t e r ­ glazials b z w . a n den Beginn d e r folgenden K a l t z e i t ist beispielsweise das M o u s t e r i e n von M a u e r n z u stellen. Ü b e r d e r K r e m s e r B o d e n b i l d u n g , d. h. im A l t w ü r m - L ö ß , sind paläolithische F u n d e äußerst selten; es herrscht eine förmliche F u n d l ü c k e . Aus Niederösterreich liegen bis jetzt jedenfalls keine stratigraphisch gesicherten F u n d e vor, welche eine eindeutige t y p o logische E i n o r d n u n g gestatten w ü r d e n , w o h l aber etliche Nachweise menschlicher T ä t i g ­ keit in F o r m aufgeschlagener Knochen u n d Feuerstellen. Lediglich im nordmährischen R a u m , u n d z w a r im Profil v o n Pfedmost, liegen eindeutige Beweise für das — t h e o ­ retisch schon längst fixierte — Auftreten des Mousterien (im engeren Sinne) v o r ( v g l . K.

ZEBERA

1 9 5 2 , K.

ZEBERA - V.

LOZEK - Vi.

KNEBLOVÄ - O.

FEJFAR & M.

MAZÄ-

LEK 1 9 5 4 ) . D i e F u n d a r m u t im ältesten W ü r m l ö ß ist jedoch o h n e weiteres verständlich, denn der T r ä g e r des Mousteriens w a r ausgesprochener H ö h l e n b e w o h n e r ; die F r e i ­ landstationen des echten ( „ k a l t e n " ) Mousteriens lassen sich a n d e n Fingern a b z ä h l e n , und es ist d a h e r auch kein Zufall, d a ß sämtliche Skclcttfunde des N e a n d e r t a l e r s v o m „ s p e z i a l i s i e r t e n " T y p u s aus H ö h l e n s t a m m e n ) . 6 S

D e r N e a n d e r t a l e r im generellen Sinne ist eine W a r m f o r m der Menschheit, d i e w ä h r e n d des letzten Interglazials vorwiegend im Freien siedelte u n d H ö h l e n w o h l n u r zum Schutze gegen R a u b t i e r e aufsuchte. M i t d e r beginnenden K a l t z e i t ( A l t w ü r m ) z o g sich diese Menschheitsform im e x t r a m e d i t e r r a n e n E u r o p a jedoch u n t e r dem Z w a n g e d e r klimatischen Verhältnisse, denen sie weder technisch noch physisch gewachsen w a r , in die schützenden H ö h l e n zurück. D e n u n w e i t h ä r t e r e n Lebensbedingungen k o n n t e w o h l geistig in F o r m einer H ö h e r e n t w i c k l u n g der materiellen K u l t u r begegnet w e r d e n , doch erschöpften sich anscheinend sehr rasch die dieser W a r m f o r m i n n e w o h n e n d e n physischen Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist hier nicht d e r O r t , u m die sich daraus e r g e b e n d e n genetischen P r o b l e m e , die bereits in naturphilosophische E r w ä g u n g e n münden, z u d i s ­ kutieren; es sei hier n u r — den Fragenkreis k u r z streifend — festgestellt, d a ß eine Überspezialisierung einsetzte, die sich insbesondere in einer z u n e h m e n d e n enormen V e r ­ größerung des G e h i r n v o l u m e n s u n d d a m i t in einer U m f o r m u n g des C r a n i u m s a u s ­ drückte, u n d schließlich z u m A r t e n t o d führte ) . D i e genetisch späte, d. h. „spezialisierte" 6 9

67

) In diesem Zusammenhange sind auch die Funde von Micoquien und Acheuleen VI und VII (V liegt stratigraphisch an der Basis) im „Argil rouge" des älteren (Riß-)Lösses Frankreichs (H. BREUIL & L. KOSLOWSKI 1 9 3 1 ) zu nennen. Wenn H . GRAUL ( 1 9 5 4 ) den „Argil rouge" mit

dem „Göttweiger Laimen" parallelisiert und damit u. a. meine „Datierungsversuche" widerlegen will, so beweist er damit lediglich eine völlige Unkenntnis des ihm fachfremden Fragenkreises. „Die Verworrenheit dieser stratigraphischen Versuche" liegt bei H . GRAUL selbst, denn von mir wurde niemals eine solch abwegige und durch nichts begründbare Parallelisierung vorgenommen. Die in den Deckschichten auftretende rd. 2 0 cm mächtige Lehmlage dürfte jedoch mit mehr als größter Wahrscheinlichkeit der W I/II-interstadialen Bodenbildung (F-Wärmezeit) entsprechen, kaum aber „dem Naß-Horizont des hängendsten Losses in SW-Deutschland (nach FREISING)", wie H . GRAUL meint. Das wird auch durch das Vorkommen des typologisch weitaus jüngeren Levalloisien V (im hangenden solifluidalen „cailloutis"-Horizont) bekräftigt, das zeitlich mit dem Szeletien und älteren Aurignacien („Olschewien") des ungarischen und slovakischen Raumes zusammenfällt, und die - wie weiter unten noch auszuführen sein wird - dort auch eindeutig innerhalb der Bodenbildungen der F-Wärmezeit (im „Göttweiger Laimen", um es H . GRAUL besser verständlich zu machen) nachgewiesen werden können. Das von H . GRAUL zitierte „Breuil'sche Profil von St. Acheul" steht also in gar keinem Gegensatz „mit den Lößgliederun­ gen von Lais und Brandtner"; die Ergebnisse decken sich im Gegenteil vorzüglichst. ) Eine Ausnahme bildet lediglich der Unterkieferfund von Banolas; doch ist es fraglich, ob es sich hierbei wirklich um einen „spezialisierten" T y p handelt. ") Die auffällig hohe Anzahl der aufgefundenen Skelettreste juveniler Individuen zeigt, bei vermutlich gleichzeitiger Fertilität, eine hohe Kindersterblichkeit an, d. h. daß — besonders unter Einberechnung der ungünstigsten Erhaltungsmöglichkeiten derartigen Knochenmaterials — ein hoher Prozentsatz der späten Population (jüngeres Mousterien) auch von der Fortpflanzung ausgeschlossen war. 68

6


Lößstratigraphie und paläoHthische Kulturabfolge

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P o p u l a t i o n der Spezies Homo neanderthalensis und d a m i t das Mousterien (einschließlich der „ A b r i Audi"-Stufe) t r i t t stets z u s a m m e n mit einer P r i m i g e n i u s - F a u n a auf. Es ist d a h e r schlechtweg unerfindlich, wieso F. W E I D E N B A C H (1955) zu der „These" gelangte, d a ß „der N e a n d e r t a l e r als T r ä g e r der M o u s t i e r - K u l t u r . . . w ä h r e n d der J u n riß-Eiszeit" gelebt habe. „ E r ist v o m J u n g p a l ä o l i t h i k e r ( A u r i g n a c - K u l t u r ) nicht durch ein w ä r m e r e s Interstadial, s o n d e r n durch das Interglazial R i ß - W ü r m g e t r e n n t " . H i e r scheint w o h l der Wunsch, die als „ J u n g r i ß " - z e i t l i c h erklärten M o r ä n e n südlich v o n Saulgau bei Allmannsweiler u n d B r a u n e n w e i l e r auch kulturstratigraphisch zu u n t e r b a u e n und zu stützen, der V a t e r des G e d a n k e n s gewesen zu sein. „ W e n n sich in Z u k u n f t Geologen u n d Prähistoriker verstehen w o l l e n " , d a n n m u ß das W o l l e n w o h l aber auf beiden Seiten liegen, doch damit allein ist der gemeinsamen Sache nicht gedient; es b e d a r f auch einer gründlichen Kenntnis aller F u n d o r t e , -objekte und - u m s t ä n d e , w e n n die als fälschlich v e r m e i n t e n bisherigen Ergebnisse d e r gesamten w e i t r ä u m i g e n Paläolithforschung u n d P a l ä o a n t h r o p o l o g i e auf G r u n d v o n morphologischen Untersuchungsbefunden von doch m e h r lokaler Bedeutung — deren Richtigkeit hier gar nicht diskutiert zu werden braucht — über den H a u f e n geworfen w e r d e n sollen. W o , so frage ich, liegt u n t e r weit ü b e r 100 F u n d o r t e n ein Mousterien, welches durch eine „ w a r m e " Fauna v o m d a r ü b e r f o l g e n d e n Aurignacien ( b z w . C h ä t e l p e r r o n i e n , Olschewien, Szeletien) getrennt w ä r e ? W e n n d a s , u n d darüber ist auf G r u n d des u n w i d e r legbaren Tatsachenmaterials g a r nicht z u diskutieren, stets mit einer kältezeitlichen Primigenius-Fauna vergesellschaftete M o u s t e r i e n noch der Rißvergletscherung angehören soll, d a n n bedeutet dies nichts mehr u n d nichts weniger, als d a ß der „generalisierte" N e a n d e r t a l e r als T r ä g e r des typologisch primitiveren „ P r a e m o u s t e r i e n s " (nach O B E R MAIER) jünger als die hochspezialisierte „ h y p e r c r a n e " P o p u l a t i o n sei! F . W E I D E N B A C H ist sich offenbar nicht b e w u ß t g e w o r d e n , d a ß er damit nicht n u r die gesamte Evolutionsgenetik umstoßen w ü r d e , s o n d e r n auch u. v. a. beispielsweise W e i m a r - E h r i n g s d o r f in ein älteres Interglazial ( e t w a M i n d e l / R i ß o d e r zumindest D r e n t h e / W a r t h e = „ O h e " ) stellen m ü ß t e , das Aurignacien b z w . C h ä t e l p e r r o n i e n , Olschewien u n d Szeletien aber ins R i ß / W ü r m , denn diese K u l t u r e n liegen nachweisbar m i t ihren frühen Stufen inmitten einer Bodenbildung (welche allerdings keine „ w a r m e " F a u n a führt u n d d a h e r doch wohl — im Gegensatz zu bisher häufig vertretenen M e i n u n g e n — als I n t e r s t a d i a l angesprochen werden m u ß ) . W e n n auch W . SOERGEL in einigen P u n k t e n irrte u n d ihm offensichtlich Fehler in der L o k a l i n t e r p r e t a t i o n u n d Parallelisierung unterliefen, so bleibt es d o d i ein Verdienst dieses h e r v o r r a g e n d e n Forschers, die D i n g e in einer umfassenden Überschau doch theoretisch ö d e r vielleicht m e h r intuitiv richtig gesehen zu h a b e n , u n d es w i r d allen Geom o r p h o l o g e n , welche eine M e h r g l i e d e r u n g des W ü r m so heftig befehden, nicht gelingen, d a ß dieses „Schema" (es ist ein System!) „ausgemerzt w i r d " . Eine These (der ich aber n u r den W e r t einer B e h a u p t u n g beimessen k a n n ) , wie sie in oben zitierter F o r m von F. W E I D E N B A C H aufgestellt w u r d e , v e r m a g dieses System jedenfalls k a u m zu erschüttern, s o n d e r n führt sich m i t der T r a g w e i t e der sich d a r a u s ergebenden Konsequenzen selbst ad absurdum. D i e zeitliche Stellung des „spezialisierten" N e a n d e r t a l e r s u n d seiner K u l t u r bedarf wohl keines weiteren K o m m e n t a r s ; sie ergibt sich, um es nochmals k u r z z u s a m m e n z u fassen, 1. aus der Tatsache der U n t e r l a g e r u n g durch den „generalisierten" T y p und seiner typologisch ebenso undifferenzierten K u l t u r , dessen R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e s Alter geologisch wie paläontologisch gesichert ist, 2. aus d e m Nachweis d e r Vergesellschaftung m i t einer Primigenius-¥auna v o n eindeutig „postinterglazialer" A r t e n z u s a m mensetzung, 3. aus dem in P f e d m o s t geglückten Nachweis eines S p ä t m o u s t e r i e n im oberen Teile des Altwürm-Lösses. W e n n sich die Fundstücke auch in p a r a u t o c h t h o n e r Lagerung, d. h. innerhalb eines solifluidal verlagerten Lösses fanden, so m i n d e r t dies


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ihren stratigraphischen Aussagewert nicht herab, d e n n gemeinsam d a m i t k o n n t e eine typische A l t w ü r m - A s s o z i a t i o n der „ S t r i a t a " - F a u n a , w i e sie aus zahlreichen ungestörten Profilen belegt ist, aufgefunden w e r d e n . Besondere Bedeutung k o m m t fernerhin dem U m s t ä n d e zu, d a ß das P f e d m o s t e r Spätmousterien v o n z w e i auch typologisch trennbaren F u n d h o r i z o n t e n gebildet w i r d , w o b e i die ältere Fundschichte w i e d e r u m von einem F u n d h o r i z o n t u n t e r l a g e r t w i r d , welcher Artefakte des späten bis spätesten Acheuleens führt, w ä h r e n d die jüngere „Mousterien"-Fundschichte durch das A u f t r e t e n von ovalen Schabern, welche eine k l a r ablesbare Entwicklung z u Blattspitzen zeigen, bereits z u einer typologisch jüngeren K u l t u r überleitet und v o n K . ZEBERA (in A n l e h n u n g an den v o n K. ABSOLON g e p r ä g t e n T e r m i n u s ) als ein „ U r a u r i g n a c i e n " bezeichnet wird. Diese I n d u s t r i e liegt in P f e d m o s t p a r a u t o c h t h o n in einer Solifluktionszone, welcher offen­ sichtlich eine fossile B o d e n b i l d u n g m i t einigen anspruchsvollen M o l l u s k e n a r t e n ) z u m O p f e r gefallen w a r . Dieses „ U r a u r i g n a c i e n " ist nicht allein auf P f e d m o s t beschränkt, s o n d e r n k o n n t e bereits mehrmals festgestellt werden, so z. B. in besonderer Reichhaltig­ keit in O n d r a t i t z , w o es bei den 1 9 4 2 v o n H . SCHWABEDISSEN ( 1 9 4 3 ) angesetzten G r a ­ bungen (die ich selbst besichtigen k o n n t e ) in gleicher stratigraphischer Position ange­ troffen w u r d e . Auch das sogenannte „ P l a t e a u l e h m - P a l ä o l i t h i k u m " im nordwestlichen Niederösterreich ist typologisch hierher zu stellen u n d liegt gleichfalls in einem rötlich­ b r a u n e n Lößlehm, d. h. in der B o d e n b i l d u n g der F - W ä r m e z e i t ) . Diese älteste K u l t u r des mährisch-niederösterreichischen J u n g p a l ä o l i t h i k u m s weist typologisch deutliche m o u sterioide Züge a u f ) u n d ist zweifellos zeitlich m i t d e m C h ä t e l p e r r o n i e n Frankreichs zu parallelisieren. 70

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U n t e r der Bezeichnung „ U r a u r i g n a c i e n " w i r d eine bestimmte mährisch-niederöster­ reichische Kulturfazies des ältesten J u n g p a l ä o l i t h i k u m s v e r s t a n d e n ) , welche sich z. T . typologisch, v o r allem aber relativ-chronologisch, m i t d e m v o r w i e g e n d auf den u n g a risch-slovakischen R a u m k o n z e n t r i e r t e n S z e l e t i e n ) deckt, welches w i e d e r u m engste Beziehungen m i t d e m hauptsächlich im jugoslavisch-südostösterreichischen R a u m ver­ breiteten Olschewien aufweist. I m wesentlichen h a n d e l t es sich also u m ± gleichaltrige Lokalmodifikationen des ältesten J u n g p a l ä o l i t h i k u m s b z w . Aurignaciens, welche durch verschiedene K u l t u r s u b s t r a t e u n d genetische Beeinflussungen bedingt sind. In diesem Z u s a m m e n h a n g e interessiert lediglich die Feststellung, d a ß diese g e n a n n t e n K u l t u r e n eindeutig in einer W ä r m e z e i t auftreten, welche ebenso eindeutig jünger als das R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l sein m u ß . M i t A u s n a h m e des bereits e r w ä h n t e n „ U r a u r i g n a c i e n s " , das aber stratigraphisch bisher nicht als aussagefähig galt, w u r d e n diese K u l t u r e n bis­ lang in H ö h l e n gefunden, so d a ß ihr Alter zweifelhaft blieb. D a r ü b e r hinaus waren die F u n d u m s t ä n d e meist n u r den an der Paläolithforschung interessierten Fachkreisen näher b e k a n n t ; den vornehmlich morphologisch arbeitenden Q u a r t ä r g e o l o g e n blieben sie mehr o d e r m i n d e r verschlossen u n d erschienen wohl auch z u r Lösung quartärstratigraphischer F r a g e n ungeeignet. U n d so redeten z w e i Fachdisziplinen, welche aber n u r in enger Z u ­ sammenarbeit die P r o b l e m e wirklich lösen können, a n e i n a n d e r vorbei, u n d das h a t sich, wie ja die jüngste L i t e r a t u r demonstriert, leider bis heute k a u m g e ä n d e r t . Es ist hier nicht R a u m , um die D i n g e eingehend zu beleuchten, es k a n n hier n u r u n t e r generellem H i n w e i s auf das diesbezügliche Schrifttum das Wesentlichste herausgegriffen werden. 7 3

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)z. B. Helix pomatia L., Helicigona faustina ROSSM., neben ± wärmeliebenden Steppen­ arten, aber ohne die südlichen Arten der typischen interglazialen „Banatica"-Fauna! " ) Es wird hierüber noch in einer eigenen Arbeit berichtet werden. ) In diesem Zusammenhange möchte ich auch auf den bekannten Pfedmoster Skelettfund eines adulten männlichen Invidiuums von auffallend neandertaloiden Merkmalen hinweisen; die Kulturzugehörigkeit ist freilich nicht eindeutig erweisbar. ) Rein terminologische Fragen sollen hier nicht diskutiert werden; sie sind in diesem Zu­ sammenhange auch belanglos. ) aus dem das spätere Solutreen hervorging. 72

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Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

16t

D a s Szeletien liegt ebenso wie das Olschewien in V e r w i t t e r u n g s h o r i z o n t e n d e r H ö h ­ lenfüllungen, existierte also z u r Zeit w ä r m e r e r K l i m a b e d i n g u n g e n . D a s ist e v i d e n t u n d unbestritten. D a ß diese (weil sehr feucht) ziemlich intensiv rötlichbraun g e f ä r b t erschei­ nenden H ö h l e n l e h m e aber v o n verschiedenen Forschern in d a s R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l gestellt w u r d e n , w a r d e r k a r d i n a l e F e h l e r , d e r sich seit J . BAYER wie ein r o t e r F a d e n durch d i e Literatur z i e h t u n d noch i m m e r V e r w i r r u n g e n hervorruft. Es w u r d e dabei immer wieder, ich möchte sagen, geflissentlich übersehen, d a ß diese K u l t u r e n aber stets mit einer typischen Primigenius-Fauna vergesellschaftet sind, die sich in ihrer Z u s a m m e n ­ setzung durch nichts v o n d e n Assoziationen unterscheidet, w i e w i r sie aus zahllosen Frei­ l a n d s t a t i o n e n des späteren Aurignacien u n d G r a v e t t i e n i n m i t t e n des Lösses kennen! I n d e r südlich der A l p e n (!) gelegenen P o t o c k a - Z i j a l k a ist aus der Fundschichte sogar der Moschusochse belegt (vgl. J . C . G R O S S ) ! Ausschlaggebend für die fälschlich vorge­ n o m m e n e E i n o r d n u n g i n d a s R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l w a r e n w o h l die H o l z k o h l e n f u n d e , welche d i e Existenz einiger w ä r m e l i e b e n d e r A r t e n d o k u m e n t i e r t e n . D e r scheinbare W i ­ derspruch m i t den faunistischen Befunden w u r d e damit überbrückt, d a ß m a n die K u l ­ turschichten einfach in d a s ausklingende I n t e r g l a z i a l stellte. M a ß g e b e n d bei a l l diesen O p e r a t i o n e n w a r die festgefahrene L e h r m e i n u n g , d a ß u n t e r einem I n t e r s t a d i a l eine „subarktische Gletscherschwankung" z u v e r s t e h e n sei; d a ß es neben langen W a r m z e i t e n u n d „subarktischen" Oszillationen auch k ü r z e r e W ä r m e z e i t e n geben k ö n n e , w u r d e gar nicht in Betracht gezogen. Selbst so exakt-naturwissenschaftliche M e t h o d e n w i e sie v o n K. U T E S C H E R ( 1 9 4 8 ) bei der U n t e r s u c h u n g der Ablagerungen aus der I l s e n - H ö h l e bei Ranis, welche ebenfalls eine zeitlich m i t d e m Szeletien parallelisierbare Blattspitzen­ k u l t u r e n t h ä l t , a n g e w a n d t w u r d e n , v e r m o c h t e n keine Revision der bisherigen M e i n u n ­ gen einzuleiten; diese wichtige Arbeit dürfte allerdings auch v o n vielen Q u a r t ä r g e o l o g e n k a u m beachtet w o r d e n sein. I n jüngster Zeit sind n u n u. a. w e i t e r e Arbeiten erschienen, welche w o h l geeignet sind, z u r Lösung dieser alten Streitfrage entscheidend beizutragen. D i e musterhafte M o n o g r a p h i e über die I s t ä l l ö s k ö - H ö h l e v o n L. V E R T E S u n d Mitarbeitern ( 1 9 5 5 ) er­ bringt a n H a n d neuerer G r a b u n g e n w e i t e r e stichhaltige Beweise für das A u f t r e t e n einer frühen Stufe (I) des Aurignaciens in einem Interstadial, welches n u r der v o n m i r her­ ausgestellten F - W ä r m e z e i t entsprechen k a n n ) . D i e ungemein reichen F a u n e n b e s t ä n d e , die u. a. v o n D . JÄNOSSY eine präzise B e a r b e i t u n g erfuhren, schließen, ebenso w i e die von S. SÄRKÄNY u n d J . STIEBER a n n a h e z u 1 0 0 0 Holzkohlestücken v o r g e n o m m e n e n Untersuchungen, ein R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e s Alter völlig a u s . D a s frühe Aurignacien von B a r c a I I bei Kosice liegt ebenso in einer Schicht, die ziemlich verläßlich w ä h r e n d 7 5

der F - W ä r m e z e i t g e b i l d e t w u r d e ( v g l . F . P R O S E K 1 9 5 3 , F . P R O S E K & V . L O Z E K

1954).

Stratigraphisch noch bedeutungsvoller w i l l m i r jedoch die v o n F . PROSEK SC V . LOZEK ( 1 9 5 4 ) entdeckte Kulturschicht des Szeletien im Lößprofil v o n Z a m a r o v c e (bei T r e n c i n im W a a g t a l ) erscheinen. I n diesem bereits mehrmals e r w ä h n t e n Lößprofil sind drei fossile Bodenbildungen aufgeschlossen, d e r e n Parallelisierung nicht n u r in pedologischer, sondern auch in malakologischer H i n s i c h t eindeutig v o r g e n o m m e n w e r d e n k a n n . D i e über dem liegenden ( R i ß I I - ) L ö ß typisch ausgeprägte Kremser B o d e n b i l d u n g (die „ H u m u s z o n e " derselben w u r d e d u r c h Solifluktion umgelagert) w i r d v o n einem F l i e ß e r d e p a k e t bedeckt, d a s nach oben h i n allmählich in typischen L ö ß ( m i t „ S t r i a t a " F a u n a ) übergeht. Auf diesen A l t w ü r m - L ö ß folgt n u n d e r Fellabrunner B o d e n b i l d u n g s ­ k o m p l e x (d. h. eine d e r „ h u m i d e n " Fazies entsprechende A u s p r ä g u n g desselben), der 75

) Den von L. VERTES z. T. verwendeten Termini (z. B. „aktive subtropische Phasen in den Glazialen", worunter nichts anderes als Interstadiale, bzw. optimale Phasen innerhalb derselben verstanden werden sollen) vermag ich allerdings ebenso wenig zuzustimmen, wie den Parallelisierungen mit der Strahlungskurve von MILANKOVITCH. Meine eigenen diesbezüglichen Versuche (z. B. 1 9 4 9 ) habe ich längst als — zumindest vorläufig — hoffnungslos erkannt und aufgegeben.


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w i e d e r u m durch ein F l i e ß e r d e p a k e t b z w . durch eine Solifluktionszone, welche noch Elemente der „ S t r i a t a " - F a u n a e n t h ä l t , überlagert w i r d . D a r ü b e r folgt wieder typischer L ö ß mit einer v e r a r m t e n , ± indifferenten M o l l u s k e n f a u n a , dessen oberste P a r t i e jedoch F l i e ß s t r u k t u r e n m i t eingelagerten Kiesschnüren aufweist. M a n w i r d diese Erscheinungen vielleicht auf eine v o r ü b e r g e h e n d e Z u n a h m e der Niederschläge zurückführen k ö n n e n , aber es ist ebenso g u t möglich, d a ß hier lediglich das W e r k eines o d e r einiger W o l k e n ­ brüche vorliegt. U n m i t t e l b a r d a r a u f folgt eine geringmächtige schwach ausgeprägte Bodenbildung m i t einer M o l l u s k e n f a u n a (s. S. 156), welche wohl auf eine gewisse k u r z ­ fristige M i l d e r u n g d e r klimatischen Bedingungen hinweist. Der h a n g e n d e Löß ( J u n g ­ w ü r m , W i l l ) e n t h ä l t die typische k a l t e „ C o l u m e l l a " - F a u n a . Die in der M i t t e des Profiles aufgeschlossene B o d e n b i l d u n g der F - W ä r m e z e i t , b e ­ stehend aus V e r l e h m u n g s z o n e u n d S c h w a r z e r d e b i l d u n g (also ohne die e r k e n n b a r e Fein­ gliederung der „ a r i d e n " A u s p r ä g u n g ) u n d einer h a n g e n d e n Fließerde- b z w . Solifluk­ tionszone, e n t h ä l t n u n die jungpaläolithischen F u n d e . I n der F l i e ß e r d e fanden sich durch die Solifluktion v o n höheren Geländelagen h e r s t a m m e n d e s e k u n d ä r verlagerte Szeletien-Artefakte, im Unterteil d e r S c h w a r z e r d e b i l d u n g w u r d e jedoch eine K u l t u r ­ schichte des Szeletien in situ angetroffen. Dieser B e f u n d bestätigt meine bereits 1954 (S. 65) auf G r u n d pedologischer Untersuchungen aufgestellte These, d a ß 1. die fossile Schwarzerdebildung u n t e r äolischer S t a u b z u f u h r bei gleichzeitiger E r h ö h u n g der L a n d oberfläche e n t s t a n d , 2. V e r l e h m u n g s z o n e u n d Schwarzerdebildung genetisch nicht zu­ sammenhängen, s o n d e r n selbständige, d. h. u n a b h ä n g i g v o n e i n a n d e r entstandene Boden­ bildungen darstellen, u n d gibt 3. einen weiteren Beweis dafür, d a ß der Fellabrunner B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x resp. die ä q u i v a l e n t e n B o d e n b i l d u n g e n in d e n „ h u m i d e n " F a ­ ziesbereichen nicht in das R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l , d. h. in die E e m - W a r m z e i t , gestellt w e r d e n k ö n n e n ; die F - W ä r m e z e i t ist jünger u n d m u ß als ein erstes längeres und ge­ m ä ß i g t w a r m e s I n t e r s t a d i a l der W ü r m v e r g l e t s c h e r u n g interpretiert w e r d e n ) . 7 6

Die relative Abfolge der paläolithischen K u l t u r e n ist, zumindest in den großen Zügen, an H a n d zahlreicher Grabungsbefunde absolut gesichert, u n d nachdem sich zeigt, d a ß sich die lößstratigraphischen Ergebnisse völlig z w a n g l o s mit denen der Urgeschichtsforschung u n d a n d e r e r Disziplinen v e r b i n d e n lassen, ja, sich absolut u n d sogar bis ins D e t a i l gehend decken u n d gegenseitig ergänzen, g e w i n n t die hier postulierte Gliederung eine weitgehendste Sicherheit. Es w ü r d e den R a h m e n der vorliegenden A b h a n d l u n g aber bei weitem sprengen, w e n n hier n u n Einzelheiten b e h a n d e l t werden sollten; es k a n n d a ­ h e r n u r ein g r o ß z ü g i g e r Uberblick a n H a n d einiger m a r k a n t e r Beispiele gegeben werden. V o n großer k u l t u r s t r a t i g r a p h i s c h e r Bedeutung erscheint das A u f t r e t e n des typischen Aurignaciens (mittleres Aurignacien d e r alten T e r m i n o l o g i e ) , welches in einer enormen, a b e r zweifelsohne r e l a t i v kurzfristigen E x p a n s i o n g a n z Mitteleuropa überzog. Es taucht in Niederösterreich m i t der beginnenden Kältezeit des mittleren W ü r m auf. Die t y p o ­ logisch ältere W e l l e dieses K u l t u r s t r o m e s ist m i t d e n Stationen K r e m s - H u n d s s t e i g ) u n d Senftenberg ) belegt. Die Kulturschichten liegen a n der Basis des mittleren W ü r m ­ lösses k n a p p ü b e r d e r Bodenbildung der F - W ä r m e z e i t . Eine typologisch wohl etwas 77

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) Die Dauer der F-Wärmezeit läßt sich derzeit noch nicht sicher angeben, doch steht zu hoffen, daß mit Hilfe der bereits eingeleiteten Ct4-Datierungen schon bald präzisere Aussagen möglich sind. Nach den mir derzeit vorliegenden (von Ci4 datierten Kulturschichten abgeleiteten) Daten schätze ich die Gesamtdauer (einschl. der Kälteoszillationen, Zonen c, e,' g) auf maximal etwa 4—5000 Jahre. " ) Es muß hier betont werden, daß das oft zitierte Fundmaterial ein mixtum compositum zweier verschieden alter Kulturschichten darstellt, die während des damaligen rasanten Lößab­ baues nicht erkannt und fundmäßig getrennt werden konnten. Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß eine anscheinend aber rundärmere Kulturschichte des späten Aurignacien bzw. Gra­ vettien in einem oberen Teile des Lößstockwerkes liegt. ) Eine Monographie befindet sich in Vorbereitung. ,8


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jüngere Verbreitungswelle ist in Getzersdorf nachgewiesen ( F . FELGENHAUER 1 9 5 5 ) ; diese Kulturschicht w u r d e durch Solifluktion schwach v e r l a g e r t (vgl. F . BRANDTNER 1 9 5 5 b). Ähnliche Erscheinungen w u r d e n in d e n untersten Kulturschichten v o n "Willendorf I I f e s t g e s t e l l t ) . Es ergibt sich somit für das Aurignacien eine A l t e r s a n s e t z u n g in den u n t e r e n , etwas feuchteren K l i m a a b s c h n i t t d e r Kältezeit, d e r noch vom Bodenfließen beherrscht w a r . Diese Phase d e r mittleren W ü r m v e r g l e t s c h e r u n g stand aber zweifellos unter keineswegs „arktischen" K l i m a b e d i n g u n g e n . Die nachgewiesenen M o l l u s k e n a r t e n stellen gewisse thermische Ansprüche u n d sprechen jedenfalls für mildere K l i m a t e als jene, die w ä h r e n d der Bildungszeit des jüngsten Würmlösses geherrscht h a b e n k o n n t e n . Die sorgfältigen Grabungen v o n F . F E L G E N H A U E R in Willendorf haben eindeutig gezeigt, d a ß n u r die untersten Kulturschichten ( 1 — 3 ) v o m Bodenfließen schwach e r f a ß t w u r d e n ; die Kulturschichte 4 (oberster A u r i g n a c i e n - H o r i z o n t ) erwies sich aber als völlig unge­ stört, o b w o h l sie von m a r k a n t e n Solifluktionspaketen sowohl u n t e r - als auch überlagert wird. Bei einer Herdstelle k o n n t e n noch senkrecht in den L ö ß gesteckte Astgabeln zur Stütze konzentrisch a n g e o r d n e t e r schräggestellter größerer Scheiter festgestellt werden. W ä h r e n d d e r Siedlungsdauer u n d w o h l noch eine längere Zeit nach der Auflassung des Lagers k o n n t e also keinerlei Bodenfließen stattgefunden h a b e n . Die Solifluktionsbewegungen m u ß t e n vielmehr phasenweise erfolgt sein und beschränkten sich offensichtlidi n u r auf die damalige u n m i t t e l b a r e Oberflächenschichte und dürften auch n u r kurzfristig, d. h. n u r w ä h r e n d des F r ü h j a h r e s , s t a t t g e f u n d e n haben. D i e im Grabungsprofil v o n W i l l e n d o r f I I festgestellten S t e i n m u r e n im Liegenden u n d insbesondere im H a n g e n d e n des nördlichen Teiles der Kulturschicht 4 möchte ich nach allen Ergebnissen ü b e r h a u p t nicht als Ausdruck solifluidaler Bewegungen auffassen, s o n d e r n eher starken W o l k e n brüchen zuschreiben, wie solche im gleichen Gebiet noch in jüngster Zeit nachweisbar s t a t t f a n d e n u n d ganz analoge „ S t r u k t u r e n " hervorbrachten. 78

Ich möchte die Bedeutung der glazialen F o r s t w i r k u n g e n keineswegs h e r a b m i n d e r n oder gar leugnen, sondern n u r v o r einer a l l z u schematischen I n t e r p r e t a t i o n w a r n e n , denn diese w ü r d e ein Bild ergeben, das den tatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht. Nicht alle Fließstrukturen u n d Störungen im L ö ß sind auf Solifluktion zurückzuführen! D a s K l i m a der Lößbildungszeit w u r d e m . E . bisher z u sehr mit der Vorstellung arktischer Verhältnisse v e r b u n d e n . Abgesehen d a v o n , d a ß ein derartiger Vergleich auf G r u n d des bedeutend h ö h e r e n Sonnenstandes u n d damit der S t r a h l u n g s w ä r m e im mit­ teleuropäischen Lößgebiet schon theoretisch fragwürdig erscheint, sprechen auch die floristischen u n d faunistischen Befunde sehr dagegen ) . Auf die relativ anspruchsvollen Mollusken in den Solifluktionsschichten w u r d e schon hingewiesen. Auch das Auftreten zahlreicher Reste des Riesenhirsches in den A u r i g n a c i e n - H o r i z o n t e n widerspricht der An­ n a h m e „arktischer" Verhältnisse für diese Solifluktionsphase. I n den jüngeren K u l t u r ­ schichten des älteren G r a v e t t i e n , die sämtlich im typischen L ö ß liegen, zeitlich also in den trockeneren Klimaabschnitt des M i t t e l w ü r m z u stellen sind, k o n n t e n Reste des Riesen­ hirsches in Niederösterreich noch nicht festgestellt w e r d e n . Auch die im Aurignacien noch häufiger auftretenden H y ä n e n - , F e h d e n - u n d Bärenreste erscheinen in d e n G r a v e t tien-Schichten n u r noch sporadisch. Ich möchte darin eine gewisse A r t e n v e r a r m u n g er­ blicken, die sich analog z u r M o l l u s k e n f a u n a durch die Vorherrschaft klimatisch indif­ ferenter A r t e n kennzeichnet. D i e Solifluktionsphase des m i t t l e r e n W ü r m erweist sich, so betrachtet, w o h l als ein feuchterer, aber keineswegs k a l t e r Klimaabschnitt. Ein K ü h ­ l e r w e r d e n zeichnet sich erst im Verlaufe d e r trockenen Lößbildungszeit a b . 7 8 a

D a s G r a v e t t i e n , das m i t seinen älteren Stufen und „Mischkulturen" in diesen Zeit­ abschnitt fällt, setzt sich f o r t u n d findet sich auch in der P a u d o r f e r B o d e n b i l d u n g (z. B. U n t e r w i s t e r n i t z ) und auch noch in den u n t e r s t e n Partien des jüngsten Würmlösses (z. B. , 8 a

) In Willendorf wurden in den Kulturschichten 4 und 5 zahlreiche Holzkohlen von Picea und Abies u. a. (det. A . FIETZ) festgestellt.


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Petfkovice, P a v l o v ; B. K L I M A 1 9 5 5 ) , w o es d a n n schließlich vom M a g d a l e n i e n abgelöst w i r d , das aber im niederösterreichisch-mährisch-slovakischen R a u m bisher n u r in H ö h l e n gefunden w u r d e . Die in den einzelnen Kulturschichten festgestellten Säugetierreste widerspiegeln — w e n n auch, wie ausgeführt, nicht so eindeutig wie die M o l l u s k e n f a u n a — den K l i m a ­ r h y t h m u s des letzten Vereisungszyklus. I n den mitteleuropäischen Mousterien- u n d Aurignacien-Schichten, d. h. im A l t w ü r m bis z u m u n t e r e n Teil des M i t t e l w ü r m — also parallel z u r „ S t r i a t a " - F a u n a — , sind die Reste v o n H y ä n e n , Bären, F e h d e n u n d v o m Riesenhirsch (neben den großen D i c k h ä u t e r n M a m m u t u n d w o l l h a a r i g e m N a s h o r n u n d den ± indifferenten A r t e n , wie W i l d p f e r d , Wisent etc.) noch sehr häufig. I n den G r a vettien-Schichten des oberen M i t t e l w ü r m treten diese A r t e n weit in den H i n t e r g r u n d u n d tauchen anscheinend erst w ä h r e n d der P a u d o r f e r Bodenbildung kurzfristig w i e d e r zahlreicher auf. M i t dem Einzüge d e r kalten „ C o l u m e l l a " - F a u n a setzt jedoch eine w e i t ­ gehende V e r d r ä n g u n g b z w . das Aussterben der anspruchsvolleren pleistozänen S t e p p e n ­ fauna ein. D e r Riesenhirsch verschwindet abermals, u m anscheinend z u m letzten M a l in den A l l e r ö d - O s z i l l a t i o n a u f z u t r e t e n (Bad T a t z m a n n s d o r f ; vgl. F . BRANDTNER 1 9 5 1 , O . K Ü H N , E. T H E N I U S U. a. in V o r h e r . ) . H y ä n e , H ö h l e n b ä r u n d die großen F e l i d e n a r t e n sowie das w o l l h a a r i g e N a s h o r n sterben aus; das M a m m u t w a n d e r t ab. Auch u n t e r den W i l d p f e r d e n t r i t t zweifellos eine Dezimierung d e r A r t e n ein, d a f ü r erscheint n u n das Ren d o m i n i e r e n d in der J a g d b e u t e des späteiszeitlichen Menschen auf, der seine gesamte Wirtschaftsform auf das Massenauftreten dieses Tundrenhirsches abstimmt. D i e „ L ö ß s t e p p e " w a n d e l t sich im J u n g w ü r m zur „ L ö ß t u n d r a " , das beweist auch das n u n ­ mehrige massenhafte Auftreten des Lemmings z u s a m m e n mit vielen anderen A r t e n (Eiffuchs, Schneehase, Schneehuhn, Wolf, Vielfraß u s w . ) , die in den älteren K u l t u r schichten des südostmitteleuropäischen Raumes n u r in einem höchst u n t e r g e o r d n e t e n M a ß e auftraten. Auch die materielle K u l t u r des Menschen widerspiegelt diese klimatisch bedingte biologische U m w a n d l u n g , u n d es ist kein Z u f a l l , d a ß das M a g d a l e n i e n engere Parallelen z u r rezenten E s k i m o - K u l t u r aufweist ( H . G. BANDI 1 9 5 0 ) . W e n n es auch heute noch v e r f r ü h t w ä r e , ein biologisch präzises Bild des letzten Vereisungszyklus zu zeichnen, so ergeben sich aus der Zusammenschau aller aufge­ zeigten Perspektiven doch sehr deutliche und lückenlose A n h a l t e für die Richtigkeit d e r hier postulierten Gliederung, u n d die so umstrittene Stellung des F e l l a b r u n n e r B o d e n ­ bildungskomplexes b z w . der F - W ä r m e z e i t k a n n n u n nicht mehr zweifelhaft erscheinen. Weitere eingehende Untersuchungen w e r d e n das, w a s hier mehr o d e r minder n u r in großzügigen Linien skizzenhaft e n t w o r f e n w e r d e n k o n n t e , ergänzen u n d festigen. D i e F - W ä r m e z e i t ist für die Gliederung des Jungpleistozäns ebenso wie für die C h r o n o l o g i e des mittleren u n d jüngeren P a l ä o l i t h i k u m s und seiner T r ä g e r v o n entscheidender W i c h ­ tigkeit, u n d die zukünftigen Forschungen werden sich d a h e r vornehmlich damit zu b e ­ schäftigen haben, die klimatischen Bedingungen w ä h r e n d dieses Zeitabschnittes u n d die D a u e r der einzelnen Phasen n ä h e r festzulegen. Bislang stehen neben den bereits sehr weitgehenden pedologischen Ergebnissen auch einige gute paläofloristisch-palynologische U n t e r l a g e n z u r V e r f ü g u n g ; doch hinsichtlich der faunistischen Belege bedarf es noch einiger gründlicher Untersuchungen. Es steht wohl absolut fest, d a ß auch w ä h r e n d d e r „ o p t i m a l e n " P h a s e n der F - W ä r m e z e i t überall in M i t t e l e u r o p a eine P r i m i g e n i u s - F a u n a a u f t r a t ) , doch sind die Kenntnisse bezüglich des zusätzlichen Auftretens v o n a n ­ spruchsvolleren A r t e n noch u n g e n ü g e n d . Es steht zu hoffen, d a ß m i t d e r Durchbestim7 9

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) Das erscheint nicht nur durch die den betreffenden Höhlenschichten aufgefundene Fauna bewiesen, sondern auch durch Lößfunde belegt. So konnte z. B. in Thallern (N.ö.) in der Schwarzerdebildung des Fellabrunner Bodenbildungskomplexes (die dort allerdings in einer tieferen feuchten Mulde in großer Mächtigkeit zusammengesdiwemmt wurde) u.a. ein komplettes, aber sehr schlecht erhaltenes Mammutskelett freigelegt werden. Eine eingehende Veröffentlichung dieses interessanten Aufschlusses und seiner Funde wird vorbereitet.


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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m u n g der Willendorfer u n d anderer F u n d e durch E. T H E N I U S einiges z u r Klarstellung beigetragen werden k a n n . Die alten Bestimmungen v o n J. N . W O L D R I C H erwiesen sich z. T . als dubios, u n d das V o r k o m m e n der Saiga-Antilope, der W i l d k a t z e und einer L e o p a r d e n a r t im u n t e r e n Aurignacien v o n Willendorf k a n n z. B, nicht als gesichert gelten. Aus der Zusammenschau aller F u n d e , die aus Schichten der F - W ä r m e z e i t ge­ b o r g e n w u r d e n ) , e r g i b t sich jedoch m i t Sicherheit das anscheinend a b e r nur k u r z ­ fristige Auftreten v o n Edelhirsch, Elch, Rotfuchs, B r a u n b ä r , Dachs, M a r d e r und Luchs, die w o h l auf dichtere B a u m b e s t ä n d e b z w . auf die Existenz von W ä l d e r n auf günstigen S t a n d o r t e n hinweisen. Steinbock, G e m s e , Iltis, H e r m e l i n , Wiesel, Ziesel u. v. a. sagen diesbezüglich wenig a u s , d a sie auch i n Kulturschichten im Löß nachzuweisen sind; sie zeugen d a m i t generell für den bereits b e t o n t e n gemäßigten u n d keineswegs „arktischen" K l i m a c h a r a k t e r der a l t - u n d mittelwürmzeitlichen L ö ß b i l d u n g e n . D a s V o r k o m m e n v o n W a l d - u n d W a s s e r s p i t z m a u s , der W a s s e r r a t t e , des R e b - , Auer- u n d Birkhuhnes, des Buntspechtes, Kreuzschnabels und d e r Mistel- und Wacholderdrossel neben anderen ± indifferenten Arten unterstreichen jedoch wieder den g e m ä ß i g t w a r m e n K l i m a c h a r a k t e r der F - W ä r m e z e i t u n d setzen W a l d b e s t ä n d e voraus. Diese konnten a b e r keinesfalls ge­ schlossen gewesen sein, d e n n das gleichzeitige V o r k o m m e n von M a m m u t , wollhaarigem N a s h o r n , W i l d p f e r d , W i s e n t , Ren u n d anderer zweifellos weite offene Flächen bevor­ z u g e n d e A r t e n setzt ebenso die E x i s t e n z ausgedehnter Grassteppen o d e r zumindest eine lichte Parklandschaft v o r a u s . 8 0

Das Nebeneinander von klimatisch und ökologisch verschie­ d e n a n g e p a ß t e n A r t e n — u n d das bezieht sich nicht n u r auf die Wirbeltier­ f a u n a , sondern ist gleichermaßen in d e r Molluskenfauna u n d in der F l o r a feststellbar — c h a r a k t e r i s i e r t die F - W ä r m e z e i t als e i n e n A b s c h n i t t b e s o n d e ­ r e r u n d e i n m a l i g e r P r ä g u n g . Die Ursache für diese eigenartige und nicht leicht verständliche Erscheinung k a n n m . E. nur in d e n rasch a b l a u f e n d e n extremen Schwankungen, insbesondere der thermischen W e r t e , gesucht werden, wofür sich auch, wie bereits aufgezeigt, pedologische A n h a l t e erbringen lassen. VIII I n w i e w e i t sich die Ergebnisse der L ö ß s t r a t i g r a p h i e n u n mit den geomorphologischen Erscheinungen parallelisieren lassen, stellt eine weitere, ziemlich k o m p l i z i e r t e Frage dar. H i e r scheinen u n ü b e r b r ü c k b a r e Differenzen zu bestehen b z w . gesehen z u werden. D a s lößstratigraphisch k l a r ablesbare K ä l t e m a x i m u m im J u n g w ü r m , welches ich bereits 1950 (Abb. 5) in einer theoretischen „ K l i m a k u r v e " ) darzustellen versuchte, scheint in einem eklatanten G e g e n s a t z zu den glazialgeologischen Tatsachen zu stehen, die gerade für diesen Abschnitt die geringste Vergletscherung ( P o m m e r n - S t a d i u m b z w . innere J u n g - E n d m o r ä n e ) bezeugen. U m g e k e h r t sind z. B. für die Maximalvergletscherung (Riß) lößstratigraphisch r e l a t i v milde K l i m a t e erweisbar, d. h. die L ö ß b i l d u n g m u ß t e unter s t a r k e n maritimen Einflüssen erfolgt sein. 8 1

Ich möchte aber g e r a d e in diesem scheinbaren Gegensatz eine logische Gesetzmäßig­ keit erkennen. Die u n t e r maritimen Einflüssen stehenden Kältezeiten w a r e n durch mehr o d e r m i n d e r ausgeglichene Jahreszeiten — milde schneereiche W i n t e r u n d kühle, aber 80

)Aus der Iställöskö-Höhle wurden allein insgesamt 77 Arten bestimmt. ) Diese entspricht im wesentlichen aber durchaus der von mir auch heute noch vertretenen Ansicht, wenn auch einige Korrekturen und Ergänzungen notwendig erscheinen. So muß insbe­ sondere der für Riß II gezeichnete Kurvenansatz mindestens bis auf die Höhe der Würm IKurve zurückgenommen werden. Die verwendeten pedologischen Begriffe sind selbstverständlich sinngemäß zu ersetzen und die Laufzeit der paläolithischen Kulturen zu berichtigen; der Ter­ minus „Aggsbachien" ist durch „Gravettien" zu ersetzen usw. Nadi Vorliegen umfangreicherer palynologisdher und paläontologischer Unterlagen wird eine neue und komplettere graphische Darstellung möglich sein. 81


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feuchtere Sommer — charakterisiert. D a s gestattete in den gletscherfernen Lößgebieten die Existenz oder, besser gesagt, die Persistenz einer anspruchsvolleren F a u n a u n d Flora, bedingte aber eine e n o r m e A u s d e h n u n g d e r Gletscher infolge der s t a r k e n u n d aus­ d a u e r n d e n Niederschläge in den N ä h r g e b i e t e n . Für das J u n g w ü r m sind jedoch extrem k a l t - k o n t i n e n t a l e K l i m a t e a n z u n e h m e n , d. h. mäßig kühle, a b e r kurze trockene Sommer u n d lange W i n t e r m i t e x t r e m niedrigen T e m p e r a t u r e n . Dies bedingte eine Nieder­ schlagsarmut, denn reichliche Schneefälle t r e t e n (nach W . " W U N D T 1944) n u r bis —6° C auf; jedes weitere A b s i n k e n der T e m p e r a t u r vermindert die Niederschlagsmenge, und ab — 1 2 ° C treten g r ö ß e r e Schneefälle normalerweise nicht m e h r ein. Infolge des N i e ­ derschlagsmangels in den Gletschernährgebieten konnte auch das Inlandeis keine Aus­ d e h n u n g erlangen. Zwischen der nordeuropäischen u n d d e r alpinen Vergletscherung lagen ausgedehnte T u n d r e n g e b i e t e , u n d selbst für die ostmitteleuropäischen Lößgebiete m u ß vorwiegend D a u e r f r o s t b o d e n a n g e n o m m e n werden. D e n v o n H . POSER (1947/1948) rekonstruierten K l i m a v e r h ä l t n i s s e n b z w . seinen D a r l e g u n g e n bezüglich der Dauerfrost­ bodenverbreitung, Auftautiefe usw. ist zuzustimmen, jedoch m i t der nicht unwesent­ lichen Einschränkung, d a ß diese D e u t u n g e n n u r für den l e t z t e n Abschnitt d e r W ü r m ­ vereisung gültig sein k ö n n e n . Es ist hier keineswegs beabsichtigt, n u n für sämtliche Problemstellungen eine Lösung zu versuchen; es sollte m i t den angeführten Beispielen einer Interpretationsmöglichkeit n u r ein W e g gezeigt w e r d e n , auf dem eine Lösung der scheinbaren D i s k r e p a n z e n ge­ funden w e r d e n k a n n . Es k o m m t hierbei nämlich nur auf den S t a n d p u n k t , die Blick­ richtung an u n d ob m a n gewillt ist, die sicher erscheinenden — weil ausgetretenen — P f a d e , u n d sei es auch n u r versuchsweise, z u verlassen. D e n hier aufgezeigten Perspektiven, die sich aus der Zusammenschau v o n Ergeb­ nissen verschiedener D i s z i p l i n e n ergeben, k o m m t eine Beweiskraft zu, d e r sich auch J. F I N K nicht verschließen k o n n t e . V o n v e r h ä l t n i s m ä ß i g u n b e d e u t e n d e n D e t a i l s abge­ sehen, sind w i r uns n u n in der relativen Abfolge der Lösse u n d Bodenbildungen durch­ aus einig, u n d auch hinsichtlich der pedologischen bzw. paläoklimatischen I n t e r p r e t a t i o n bestehen keine wesentlichen Auffassungsdifferenzen mehr. Auch J. FINK e r k e n n t neuer­ dings a n , d a ß sich die letzte echte W a r m z e i t , wie sie uns aus den P o l l e n d i a g r a m m e n des Eem-Interglazials belegt ist, in der K r e m s e r B o d e n b i l d u n g repräsentiert. W a s uns noch t r e n n t , liegt in der verschiedenen Auffassung der terrassenmorphologischen Position der Bodenbildungen b e z w . in der divergierenden Meinung bezüglich der l e t z t e n großen Solifluktions- und Erosionsphase, in welcher die Hochterrasse v o n der N i e d e r t e r r a s s e n flur geschieden w u r d e . W i e aus vielen Diskussionen hervorging, geht J. F I N K in erster Linie v o n den Beoobachtungen im R a u m v o n "Wien aus (J. F I N K & H . M A J D A N 1954). H i e r ist die Nieder­ terrasse (Prater-Terrasse) unbestritten als oberflächig einheitliche, ungegliederte Flur ausgebildet. Zwischen ihr u n d der nächst h ö h e r e n G ä n s e r n d o r f e r Terrasse ist zweifellos eine e n o r m e Erosionsleistung a n z u n e h m e n , u n d es liegt n a h e , diese mit dem R i ß / W ü r m Interglazial b z w . mit dem beginnenden W ü r m in V e r b i n d u n g zu bringen, nachdem nun von geomorpholigscher Seite ziemlich allgemein a n g e n o m m e n wird, d a ß s o w o h l die Lateral- w i e auch Tiefenerosion in den Beginn, d. h. in die Solifluktionsphase d e r Kälte­ zeiten zu legen sei, die A k k u m u l a t i o n dagegen in den trockeneren Phasen d e r Lößbil­ dungszeit erfolgte; die W a r m z e i t e n selbst t r e t e n — analog z u m H o l o z ä n — als relativ morphologisch u n a k t i v e Zeitabschnitte k a u m in Erscheinung. J. FINK parallelisiert nun, entsprechend dieser V o r s t e l l u n g , die im W i e n e r R a u m e r k e n n b a r e letzte E r o s i o n mit der in den Lößprofilen deutlich ausgeprägten letzten Solifluktionsphase, und n a c h d e m diese über dem Fellabrunner B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x resp. seinem „Stillfrieder K o m p l e x " liegt, so m u ß , so folgert er weiter, dieser K o m p l e x von ü b e r e i n a n d e r folgenden Steppen­ böden dem „morphologischen R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l im Sinne A. P E N C K ' S " entsprechen.


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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Die Lösse ü b e r dem „Stillfrieder K o m p l e x " w e r d e n daher als Äquivalente der P r a t e r Terrasse aufgefaßt, der L ö ß u n t e r h a l b des Stillfrieder K o m p l e x e s entspricht den Schottern der G ä n s e r n d o r f e r Terrasse. J . F I N K g l a u b t sich in seiner Meinung noch d a ­ durch bestärkt, d a ß sich die V e r l e h m u n g s z o n e des „Stillfrieder K o m p l e x e s " in den K r y o t u r b a t i o n e n der G ä n s e r n d o r f e r Terrasse eingewürgt findet, die U n t e r k a n t e des „Stillfrieder K o m p l e x e s " auch ungefähr auf der gleichen Seehöhe wie die Schotteroberk a n t e der G ä n s e r n d o r f e r T e r r a s s e liegt u n d seinen Beobachtungen nach die H o c h t e r rassenschotter in den h u m i d e n Faziesbereichen, z. B. in Oberösterreich, stets u n m i t t e l b a r v o n einer Bodenbildung ( „ L i n z e r K o m p l e x " ) überlagert w e r d e n , die dem „Stillfrieder K o m p l e x " d e r ariden Fazies Niederösterreichs zeitlich entspricht. Niemals, so a r g u mierte J . F I N K weiter, w u r d e auf einer eindeutigen Hochterrasse die Kremser Boden­ bildung angetroffen. So lautet, k u r z wiedergegeben, J. FINK'S Auffassung — u n d d a m i t scheiden sich die Geister, denn diese M e i n u n g k a n n nicht unwidersprochen bleiben. Zuerst m u ß n u n der Begriff „ I n t e r g l a z i a l " klargestellt w e r d e n ; es k a n n dafür n u r eine Definition geben. W e n n J. F I N K einerseits a n e r k e n n t , d a ß der F e l l a b r u n n e r B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x nicht unter jenen klimatischen Bedingungen gebildet w u r d e , die w ä h r e n d des E e m - I n t e r g l a zials herrschten, diese W a r m z e i t vielmehr durch die K r e m s e r Bodenbildung repräsen­ tiert w i r d , andererseits aber zu erkennen glaubt, d a ß die Erosion zwischen H o c h - u n d Niederterrasse erst mit b z w . nach der E n t s t e h u n g des F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskom­ plexes erfolgte, und dieser d a h e r — nach morphologischen Gesichtspunkten — als R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l angesehen werden müsse, so liegt d a r i n nicht nur ein Widerspruch, sondern gibt A n l a ß zu heilloser V e r w i r r u n g . D a das morphologisch w i r k s a m e R i ß / W ü r m - I n t e r g l a z i a l nicht jünger als das letzte klimatische O p t i m u m sein k a n n , m ü ß t e logisch gefolgert werden, d a ß entweder die E e m - W a r m z e i t nicht dem R i ß / W ü s m , son­ dern einem älteren I n t e r g l a z i a l entspricht — wofür sich allerdings keinerlei A n h a l t e finden lassen — oder die Hochterrasse nicht dem Riß a n g e h ö r t — wofür sich aber ebenfalls kein plausibler G r u n d anführen l ä ß t . H i e r s t i m m t also etwas nicht; J. FINK vermeidet allerdings jede direkte Parallelisierung, indem er die Bezeichnung „ W ü r m " u n d „ R i ß " g a r nicht v e r w e n d e t , sondern einfach v o n „ l e t z t e r " u n d „ v o r l e t z t e r " K a l t ­ zeit spricht. J. F I N K ist zweifellos — w e n n auch vielleicht u n b e w u ß t — durch die V o r ­ stellung des „ J u n g r i ß " befangen, das nach F . W E I D E N B A C H ja v o n einem „Vollinterglazial" sowohl unter- als auch überlagert w i r d ) u n d sieht n u n die G ä n s e r n d o r f e r Terrasse, w e n n er es auch nicht ganz k l a r ausspricht, als Ä q u i v a l e n t an. 8 2

W a s die zeitliche Stellung der G ä n s e r n d o r f e r Terrasse anbelangt, so bin ich — ent­ gegen meiner 1 9 5 4 g e ä u ß e r t e n Meinung, die ich hiermit ausdrücklich w i d e r r u f e — heute ebenfalls überzeugt, d a ß die I n t e r p r e t a t i o n v o n J. F I N K SC H . M A J D A N zutrifft und wir es hier mit einer — allgemein gesprochen — jüngeren R i ß - A k k u m u l a t i o n zu tun haben. Auch H . K Ü P P E R ( 1 9 5 5 b, vgl. Taf. X I ) stellt die Gänserndorfer Terrasse (mit der Stadt-Terrasse) ins obere R i ß . D i e „Terrassen westlich Seyring" w e r d e n v o n H . K Ü P P E R in das untere R i ß (Alt- u n d M i t t e l r i ß des A l p e n v o r l a n d e s ?) gestellt. Die T e r r a s s e n nördlich der D o n a u weichen in ihrem A u f b a u und insbesondere im H a b i t u s der Deckschichten nicht unwesentlich v o n den südlich der D o n a u gelegenen 82

) F. WEIDENBACH hat sich bis jetzt leider noch nicht klar ausgesprochen, mit welcher Warm­ zeit er nun das liegende bzw. hangende „Vollinterglazial" parallelisiert. Dem Terminus entspre­ chend, müßte über dem Jungriß das Eem-Interglazial liegen. Vor diesem liegt mit ziemlicher Sicherheit das „Ohe-Interglazial" (welches allerdings richtiger als ein sehr langes und warmes Interstadial anzusprechen wäre, da es ja zwischen dem Drenthe- und Warthe-Stadium liegt) und dieses müßte demnach das Liegende des Jungriß bilden, welches damit nun dem Warthe-Stadium entsprechen müßte. Das Alt- und Mittelriß des Alpenvorlandes wären demnach nicht als Stadien, sondern lediglich als Vergletscherungs-Phasen, der Saale-Hauptvereisung (Drenthe) entsprechend, aufzufassen. Das sind jedenfalls die Alternativen; ob diese einzig mögliche Parallelisierung den Tatsachen entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen.


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T e r r a s s e n a b , so d a ß die Parallelisierung noch nicht g a n z befriedigend g e k l ä r t erscheint. D e r G r u n d für die verschiedenartige A u s p r ä g u n g ist wohl auf lokale Einflüsse seitens der e i n m ü n d e n d e n Flüsse z u r ü c k z u f ü h r e n , u n d nicht zuletzt haben aber auch tektonische V o r g ä n g e eine bestimmende Rolle gespielt, die sich bis in die jüngste Zeit nachweisen lassen. M a n w i r d insbesondere diesen U m s t a n d jedenfalls stets in Rechnung z u stellen haben u n d m u ß sich b e w u ß t sein, d a ß nicht jeder feststellbaren Erosion oder A k k u ­ m u l a t i o n ein klimatisch bedingter Z y k l u s z u g r u n d e z u liegen braucht. M a n w i r d sich d a h e r auch h ü t e n müssen, die im W i e n e r R a u m festgestellte Terrassenabfolge in allen Details als sichere Basis für eine w e i t r ä u m i g e r e Gliederung in Anspruch zu nehmen. Als H a u p t a r g u m e n t führt J . F I N K die nie bestrittene Tatsache ins Treffen, d a ß sich der „Stillfrieder K o m p l e x " in den h a n g e n d e n Schottern der G ä n s e r n d o r f e r Terrasse k r y o t u r b a t eingewürgt findet. E i n e u n m i t t e l b a r diesem Riß-Schotter aufsitzende Boden­ b i l d u n g m ü ß t e demnach R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e n Alters sein; das ist a n sich logisch gedacht, aber — u n d hier liegt der springende P u n k t — die heute in den K r y o t u r b a ­ tionen eingewürgte Bodenbildung der F - W ä r m e z e i t entstand ja g a r nicht auf d e m Schotter, sondern ging, u n d d a r ü b e r k a n n es ü b e r h a u p t keinen Zweifel geben, aus einem L ö ß hervor, der ursprünglich in nicht unbeträchtlicher Mächtigkeit den Schotter­ k ö r p e r bedeckt haben m u ß t e ) . D e r M e i n u n g K. BRUNN ACKER'S ) , d a ß eine s p ä t r i ß eiszeitliche L ö ß a n w e h u n g das S u b s t r a t des eingewürgten Bodens w a r , k a n n ich mich nicht anschließen, u n d z w a r aus folgenden G r ü n d e n : Erstens steht keineswegs fest, d a ß die hierfür vergleichsweise angeführten Deckschichten der P r a t e r - T e r r a s s e als frühpostglaziale Ablagerungen aufzufassen sind, u n d zweitens lassen die K r y o t u r b a t i o n e n b z w . ihre Füllungen deutlich erkennen, d a ß der Schotterkörper ursprünglich v o n mehreren verschiedenartigen Sedimenten bedeckt gewesen sein m u ß t e , ehe die auffallend starke Froststauchung erfolgte, die w o h l — zumindest im wesentlichen — der W i r k u n g einer bestimmten W ü r m - P h a s e zuzuschreiben ist u n d d a m i t als eine Z e i t m a r k e aufgefaßt w e r d e n darf. D i e K r y o t u r b a t i o n e n sind — u n d das möchte ich b e t o n e n — keinesfalls v o n so uniformer A u s p r ä g u n g , wie die bisherigen kurzgefaßten D a r s t e l l u n g e n v e r m u t e n lassen; die Dinge liegen hier weitaus k o m p l i z i e r t e r . N e b e n K r y o t u r b a t i o n e n ohne jede Spur eines eingewürgten Bodens, aber m i t verschiedenen Sedimenten gefüllt, mit u n d o h n e bedeckenden „Schotterschleier", gibt es solche mit eingewürgtem sehr intensiv gefärbtem B r a u n l e h m ohne C a - H o r i z o n t ; es scheint sich hier u m eine ehemalige V e r ­ lehmung der Schotteroberfläche zu h a n d e l n . A n d e r e Kryoturbationstaschen zeigen jedoch eine eingewürgte Verlehmungszone m i t noch e r k e n n b a r e m Lößgefüge u n d stark ausge­ p r ä g t e m C a - H o r i z o n t . Diese Bodenbildungsreste — aber n u r diese — k ö n n e n zwanglos mit d e m Bodenbildungskomplex v o n Stillfried parallelisiert w e r d e n . Es ist hier nicht der O r t , u m alle Erscheinungen eingehendst z u diskutieren, dies sei Aufgabe einer eigenen Studie. Es w e r d e n noch sehr eingehende Untersuchungen n o t w e n d i g sein, ehe an H a n d derartiger Objekte e t w a s Endgültiges ausgesagt werden k a n n . Vorerst k a n n w e d e r für, noch weniger aber gegen eine Mehrgliederung des W ü r m etwas wirklich schlüssig u n d überzeugend bewiesen w e r d e n . Doch k a n n wohl m i t ausreichend beleg­ baren G r ü n d e n die Auffassung v e r t r e t e n w e r d e n , d a ß der eingewürgte Boden v o m T y p u s einer Verlehmungszone aus einem älteren W ü r m - L ö ß hervorging, der die G ä n ­ serndorfer Terrasse nach weitgehendster A b t r a g u n g der R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e n V e r 8 3

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) Dem gleichen Fehlschluß unterlag ich übrigens früher selbst. Nachdem ich aber, von anderen Gesichtspunkten ausgehend, den Bodenbildungskomplex als WI/II-Interstadial auf­ faßte, stellte ich die Gänserndorfer Terrasse ins Würm I (vgl. 1954, S. 79/80). Das war ebenso falsch. Unrichtig ist daher auch die in meiner 1955 erschienenen Getzersdorf-Arbeit (S. 131) vor­ genommene Parallelisierung des höheren Niveaus der Niederterrasse mit der Gänserndorfer Terrasse. ) Diskussionsbemerkung am 9. 9. 55 im Anschluß an die DEUQUA-Exkursion in der Geol. Bundesanstalt Wien. 84


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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witterungsdecke überzog. Es ist fernerhin a n z u n e h m e n , d a ß die H e r a u s b i l d u n g , d. h. die enorme Erosionsleistung zwischen G ä n s e r n d o r f e r u n d P r a t e r - T e r r a s s e gleichzeitig m i t dieser A b t r a g u n g d e r ersten B o d e n b i l d u n g b z w . Verwitterungsdecke erfolgte, also v o r A b l a g e r u n g des Lösses, auf d e m in d e r F - W ä r m e z e i t d a n n d e r B o d e n b i l d u n g s k o m ­ plex entstand, d e r s o d a n n ebenfalls bis auf r u d i m e n t ä r e Reste d e r mittel würmzeitlichen Solifluktionsphase z u m O p f e r fiel. 85

O b sich diese letzte S o l i f l u k t i o n s p h a s e ) ebenfalls morphologisch in F o r m einer Erosion a u s w i r k t e , k a n n i m W i e n e r R a u m noch nicht schlüssig bewiesen w e r d e n . V e r ­ schiedene Anzeichen sprechen aber immerhin f ü r eine schwache Tiefenerosion, d i e aber durch die nachfolgende A k k u m u l a t i o n n a h e z u restlos wieder ausgeglichen w u r d e ( v g l . z. B. J . F I N K & H . M A J D A N 1 9 5 4 , S. 2 2 5 ff., A b b . 7 ) . E i n i g e E r h ö h u n g e n in d e r N i e d e r 3 6

terrassenflur, auf welche bereits v o n R. G R I L L hingewiesen w u r d e ) , werden z w a r v o n J . F I N K 8C H . M A J D A N als Ausdruck eines möglichen älteren N i v e a u s d e r P r a t e r - T e r r a s s e abgelehnt, aber ich sehe keine stichhaltigen G r ü n d e , die gegen eine derartige D e u t u n g sprechen w ü r d e n , z u m a l sich in a n d e r e n Gebieten, z. B. im T r a i s e n t a l u n d im T u l l n e r Becken, ähnliche Erscheinungen finden. Solche w e r d e n , w i e auch die nicht u n b e t r ä c h t ­ lichen lößbedeckten K r y o t u r b a t i o n e n auf d e r N i e d e r t e r r a s s e ) , einfach den W i r k u n ­ gen des Spätglazials b z w . d e r nachallerödzeitlichen K ä l t e p h a s e zugeschrieben. Ich halte dies, m i t V e r l a u b , für eine sehr billige E r k l ä r u n g . W i e pollenanalytische U n t e r s u c h u n ­ gen noch u n t e r Beweis stellen werden, w i r k t e sich die nachallerödzeitliche K ä l t e p h a s e im östlichen Niederösterreich floristisch k a u m a u s ; eine schematische Ü b e r t r a g u n g d e r aus d e n gletschernahen Gebieten des A l p e n v o r l a n d e s u n d des nordwesteuropäischen P e riglazialraumes g e w o n n e n e n Ergebnisse auf d e n R a u m um W i e n ist daher unangebracht. Es ist w o h l a n z u n e h m e n , d a ß sich im Gebiet d e r P r a t e r - T e r r a s s e äolische A b l a g e r u n g e n v o n l ö ß a r t i g e m C h a r a k t e r w ä h r e n d des nachallerödzeitlichen Kälterückfalles bilden k o n n t e n ) , doch ist es nicht logisch d e n k b a r , d a ß die d a r u n t e r liegenden K r y o t u r b a t i o ­ nen in d e r gleichen Phase e n t s t a n d e n ; m a n w i r d diese F r o s t w ü r g u n g e n w o h l d e r letz­ ten Kältezeit d e r W ü r m - V e r e i s u n g zuschreiben müssen. 87

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Die k u r z e A l l e r ö d s c h w a n k u n g h a t sich in unserem Untersuchungsgebiet terrassenmorphologisch nicht ausgewirkt, u n d das gleiche gilt gewiß auch für die bestenfalls d o p p e l t so lange W ä r m e s c h w a n k u n g , in d e r d i e P f a u d o r f e r B o d e n b i l d u n g entstand. D e r F - W ä r m e z e i t u n d d e r das M i t t e l w ü r m einleitenden Solifluktionsphase w i r d m a n aber eine Erosionsleistung zuschreiben dürfen. V e r f e h l t ist es jedoch, diese überdimensioniert zu sehen u n d f ü r die T r e n n u n g der H o c h t e r r a s s e z u r Niederterrassenflur b z w . f ü r den Abfall d e r G ä n s e r n d o r f e r z u r P r a t e r - T e r r a s s e v e r a n t w o r t l i c h z u machen. Die P r a t e r - T e r r a s s e ist n u r eine scheinbar oberflächig einheitliche, d. h. m o r p h o l o ­ gisch ungegliederte F l u r u n d k a n n daher nicht als stichhaltiger Beweis für ein unge­ gliedertes W ü r m in Anspruch genommen w e r d e n . W i e aus d e n w ä h r e n d d e r M a r c h ­ feld-Exkursion anläßlich d e r D E U Q U A - T a g u n g 1 9 5 5 v o n R. G R I L L gegebenen E r l ä u t e ­ rungen a n H a n d einer aus zahlreichen T i e f b o h r u n g e n erstellten K a r t e eindeutig h e r v o r ­ geht, haben w i r hier eine beträchtliche tektonische A b s e n k u n g z u berücksichtigen, die 85

) Diese konnte, wie aus den Lößprofilen zu schließen ist, nicht lange angehalten haben und trat in der „ariden" Fazies überhaupt kaum in Erscheinung! Den Kryoturbationen auf der Gänserndorfer Terrasse kann nur ein regional-lokalbedingter Charakter beigemessen werden. ) Im Aufnahmebericht zum Blatt Gänserndorf meint R. GRILL ( 1 9 4 9 ) , daß „die kleinen, aufgelösten Erhebungen zwischen Floridsdorfer Zentralfriedhof und Gerasdorf vielleicht Reste einer älteren Terrasse sein könnten". ) Die von J . FINK & H . MAJDAN von Gerasdorf beschriebene Kryoturbarion stellt heute keinen Einzelfall dar! ) Ich möchte diese Möglichkeit sogar für die Allerödschwankung selbst nicht ausschließen; eine Klärung wird durch pedologische und insbesondere malakologische Untersuchungen gewiß erzielt werden können. 8e

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Eiszeit u n d G e g e n w a r t


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w ä h r e n d der gesamten würmeiszeitlichen A k k u m u l a t i o n anhielt. D e r stellenweise bis zu 1 2 0 m mächtige Schotterkörper d e r P r a t e r - T e r r a s s e enthält g a n z gewiß auch ältere T e r r a s s e n s c h o t t e r ) . Auf G r u n d dieser besonderen Bedingungen k a n n daher auch g a r nicht e r w a r t e t w e r d e n , d a ß sich eine morphologisch faßbare Gliederung, wie sie bei n o r m a l e r , d. h. ungestörter E n t w i c k l u n g , m. E. e n t s t a n d e n w ä r e , erhalten h ä t t e . U m ­ so bedeutungsvoller erscheinen d a h e r die t r o t z dieser besonderen Verhältnisse feststell­ baren S p u r e n eines höheren N i v e a u s im P r a t e r - T e r r a s s e n f e l d u n d die in a n d e r e n G e ­ bieten noch viel deutlicher ausgeprägte ältere „Terrassenstufe", die nicht dem S p ä t ­ glazial zugeschrieben w e r d e n k a n n . D a f ü r w e r d e n schon in nächster Zeit eindeutige Be­ weise erbracht w e r d e n ; hier k a n n den noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen, welche auch v o n J. F I N K u n d R. G R I L L im G a n g e sind, nicht weiter vorgegriffen w e r d e n . I n diesem Z u s a m m e n h a n g e genügen schon die bereits vorliegenden publizierten U n t e r ­ suchungsergebnisse, u m darzulegen, d a ß sich die v o n J . F I N K v e r t r e t e n e Auffassung keineswegs auf sichere morphologische Beweise zu stützen v e r m a g . 89

M i t seinem A r g u m e n t , d a ß die U n t e r k a n t e d e r Verlehmungszone des Stillfrieder Komplexes u n g e f ä h r auf der H ö h e der Erosionsterrasse der T a l l e s b r u n n e r P l a t t e , d. i. der Schotteroberkante der G ä n s e r n d o r f e r T e r r a s s e , liegt, „nicht tiefer reicht, als die March z u r Zeit der Bildung d e r G ä - T e r r a s s e geflossen haben k a n n " ( 1 9 5 5 , S. 1 1 3 ) , widerlegt er sich nämlich selbst. E r v e r g i ß t anscheinend ganz, d a ß u n t e r dem B o d e n ­ bildungskomplex v o n Stillfried noch ein mächtiges Lößstockwerk liegt, dessen Basis sich n u r r d . 5 m über der T a l a u e der March befindet. D a sich die March als Nebenfluß d e r D o n a u sowohl m i t ihrer Erosion als auch A k k u m u l a t i o n auf diese einstellte (dies n i m m t ja auch J . F I N K an, indem er die Lage des Bodenbildungskomplexes rein h ö h e n m ä ß i g d a r a u f bezieht), k a n n auch die H ö h e n l a g e des Tertiärsockels bei Stillfried nicht wesent­ lich v o n der des W i e n e r R a u m e s abweichen. D i e tertiäre O b e r k a n t e liegt unter d e m Lößprofil v o n Stillfried n u n auf e t w a 1 4 8 m (vgl. hierzu auch J . F I N K 1 9 5 4 , A b b . 1 ) u n d entspricht somit — da m a n für das Marchgebiet eine tiefere Lage als bei W i e n ansetzen m u ß — e t w a der S c h o t t e r u n t e r k a n t e d e r G ä n s e r n d o r f e r T e r r a s s e . W e n n die Auffassung J . FINK'S zuträfe, d a n n m ü ß t e zwangsläufig daraus geschlossen w e r d e n , d a ß sich im F l u ß b e t t der March L ö ß bildete, w ä h r e n d bereits einige K i l o m e t e r u n t e r h a l b v o n Stillfried u n d im ganzen D o n a u g e b i e t — im gleichen N i v e a u ! — eine mächtige Schot­ t e r a k k u m u l a t i o n (bis auf die H ö h e der U n t e r k a n t e der Verlehmungszone) s t a t t f a n d . W i e will J . F I N K ein solches „Kunststück der N a t u r " erklären? N u n , die Lösung des „ D i l e m m a s " ist nicht so schwierig. D i e tertiäre O b e r k a n t e unter d e m Profil v o n Still­ fried entspricht nicht allein der u n g e f ä h r e n S c h o t t e r u n t e r k a n t e der G ä n s e r n d o r f e r T e r ­ rasse, sondern v o r allem auch der S c h o t t e r o b e r k a n t e der P r a t e r - T e r r a s s e (bei W i e n liegt diese zwischen 1 6 3 u n d 1 5 4 m ) , u n d das ist hier entscheidend. D e r Basislöß liegt somit auf einem N i v e a u , das w ä h r e n d der S c h o t t e r a k k u m u l a t i o n der P r a t e r - T e r r a s s e v o n d e r March nicht m e h r erreicht w u r d e , u n d ist somit eindeutig jünger als die G ä n s e r n d o r f e r Terrasse, da er ja nicht auf dieser R i ß - T e r r a s s e , s o n d e r n auf einem d e r N i e d e r t e r r a s s e entsprechenden N i v e a u liegt u n d sich erst nach erfolgter A u s r ä u m u n g u n d Tieferlegung der Erosionsbasis absetzen k o n n t e . U n d d a m i t ist auch ganz k l a r , d a ß für den d a r a u f folgenden „Stillfrieder K o m p l e x " ein R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e s A l t e r gar nicht in F r a g e kommen kann. Die auch v o n H . K Ü P P E R ( 1 9 5 5 b , Taf. X I ) getroffene E i n o r d n u n g des F e l l a b r u n n e r Bodenbildungskomplexes u n d d e r P a u d o r f e r B o d e n b i l d u n g in den Schotterstoß der P r a t e r - T e r r a s s e , der somit die gesamte W ü r m s e r i e repräsentiert, ist somit auch m o r p h o ­ logisch w o h l b e g r ü n d e t . 89

) Es sei hier auch auf die tektonisch abgesenkten Teile der Gänserndorfer Terrasse hinge­ wiesen, die schon von J . FINK & H . MAJDAN ( 1 9 5 4 ) herausgestellt wurden.


Lößstratigraphie und paläolithische Kulturabfolge

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D a s gleiche gilt auch für U n t e r w i s t e r n i t z . D a s in A b b . 3 wiedergegebene Lößprofil liegt (vgl.

K.

Z A P L E T A L 1 9 3 1 , J.

WOLDRICH &

J.

STEJSKAL 1 9 3 4 , K.

ZEBERA

(1953)

über einem F l u g s a n d p a k e t , welches nach u n t e n in einen K o m p l e x v o n Sanden u n d Schutt (aus scharfkantigen Bruchstücken v o n J u r a g e s t e i n der P o l l a u e r Berge) mit Schotterein­ lagerungen ü b e r g e h t ; das Liegende bilden Schotter der sogen. „ A - T e r r a s s e " , deren Basis ( = O b e r k a n t e des T e r t i ä r s ) nach K . Z A P L E T A L e t w a in H ö h e der T a l a u e der T h a y a liegt. D i e Schotter erreichen eine M ä c h t i g k e i t v o n r d . 1 0 m ) . In einem Brief vom 6 . 2 . 1 9 5 6 schrieb m i r u. a. V. L O Z E K : „Diese T e r r a s s e ist in M ä h r e n gewöhnlich mit L ö ß bedeckt u n d hie u n d d a ist sie tektonisch gestört" ) . 9 0

9 1

I m v o n J. W O L D R I C H & J. STEJSKAL 1 9 3 4 veröffentlichten Profil (wiedergegeben von K . Z E B E R A 1 9 5 3 in A b b . 1 0 ) liegt die U n t e r k a n t e des basalen Sand- u n d Schutt­ komplexes auf einer Erosionsfläche des a n s t e h e n d e n T e r t i ä r s e t w a in der H ö h e des Wasserspiegels der heutigen T h a y a , also im H ö h e n b e r e i c h der „ A - T e r r a s s e " , welche v o n J. P E L I S E K ( 1 9 5 3 ) im Liegenden des untersuchten Lößprofiles angegeben w i r d . W e n n auch die Existenz einer ungestörten u n d eindeutig a u s g e p r ä g t e n A k k u m u l a t i o n s ­ terrasse im Liegenden des Lößprofiles zweifelhaft erscheinen m u ß ) , so bleibt doch die Tatsache bestehen, d a ß sich das Lößprofil in einer morphologischen Position befindet, welche ein R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e s Alter für den B o d e n b i l d u n g s k o m p l e x praktisch ausschließt. "Wenn die bereits v o n R. LAIS richtig v o r g e n o m m e n e zeitliche E i n o r d n u n g des Profiles v o n U n t e r w i s t e r n i t z (und von Stillfried) v o n J. F I N K ( 1 9 5 4 , S. 9 9 ) als u n ­ vorstellbar angesehen w i r d , ist m i r das u n v er stän d lich . 9 2

Schließlich w i r d die v o n i h m vertretene M e i n u n g auch d a d u r c h widerlegt, d a ß sich auf der H o c h terrasse die K r e m s e r B o d e n b i l d u n g b z w . eine dieser Bodenbildung ent­ sprechende V e r w i t t e r u n g s d e c k e nachweisen l ä ß t , w e n n auch die Belege hierfür w e d e r zahlreich noch besonders eindrucksvoll sind. D a s k a n n auch g a r nicht e r w a r t e t w e r d e n , d a gerade a n d e n T e r r a s s e n r ä n d e r n — und n u r solche stehen uns z u r Beobachtung z u r Verfügung — die altwürmzeitlichc Solifluktionsphase, der auch die gewaltige Erosions­ leistung zuzuschreiben ist, welche die Hochterrasse v o n der Niederterrassenflur t r e n n t e , n u r höchst selten einen Bodenrest zurückließ. W e n n die K r e m s e r Bodenbildung noch angetroffen w e r d e n k a n n , d a n n ist dies besonders günstigen Verhältnissen zuzuschreiben. Solche sind zweifelsohne in W i e l a n d s t h a l gegeben. Fest steht jedenfalls, d a ß im dortigen Lößaufschluß (vgl. J. F I N K 1 9 5 4 , A b b . 6 ) der u n t e r e mächtige und intensiver gefärbte B o d e n der K r e m s e r Bodenbildung, die obere V e r l e h m u n g s z o n e ( T y p u s G ö t t ­ weig) der F - W ä r m e z e i t z u z u o r d n e n ist. D a s Lößprofil liegt aber eindeutig auf der Hochterrasse d e r Traisen, u n d ich finde mich m i t dieser i m m e r wieder betonten Auf­ fassung (vgl. 1 9 5 0 , 1 9 5 4 , 1 9 5 5 ) nicht n u r in Ü b e r e i n s t i m m u n g mit R. G R I L L u n d H . K Ü P P E R , s o n d e r n letzten E n d e s selbst m i t J . F I N K , der auch im Zuge seiner jüngsten terrassenmorphologischen A r b e i t e n zu keinem a n d e r e n R e s u l t a t k a m . Auch in W i l l e n ­ dorf ist die E x i s t e n z der K r e m s e r Bodenbildung auf einem der Gänserndorfer T e r r a s s e entsprechenden N i v e a u der Hochterrasse der D o n a u erweisbar (die M o n o g r a p h i e über diesen wichtigen F u n d p l a t z ist in V o r b e r e i t u n g ) , u n d es w e r d e n sich gewiß noch weitere Belege finden. W o r a u f k a n n sich also eine Auffassung, w i e sie u. a. v o n J. F I N K v e r t r e t e n w i r d , noch stützen? E t w a auf den „Linzer K o m p l e x " im H a n g e n d e n der Hochterrasse? A b 80

) Die Schotter erreichen stellenweise auch Mächtigkeiten bis zu 20 m. ) Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, Herrn Dr. V. LOZEK nochmals für seine freundlichen und ausführlichen Auskünfte herzlichst zu danken. ) Die von J. PELISEK — und vor ihm von R. LAIS — gemachten Angaben stützen sich wohl mehr auf Analogieschlüsse, denn die liegenden „Schotter" (nach Angabe anderer Autoren han­ delt es sich um „Terrassensande mit Schutt und Schotterlinsen") sind bereits seit rd. 20 Jahren nicht mehr aufgeschlossen. 91

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gesehen d a v o n , d a ß dieser b o d e n t y p e n m ä ß i g vorläufig noch k a u m sicher parallelisiert w e r d e n k a n n , spricht auch der U m s t a n d , d a ß er aus einem die T e r r a s s e ursprünglich bedeckenden L ö ß p a k e t h e r v o r g i n g , eher gegen das, w a s J . FINK eigentlich beweisen w i l l . Es w ü r d e zu w e i t führen, w e n n hier n u n alles F ü r u n d W i d e r diskutiert w e r d e n sollte. Es sei abschließend n u r noch d a r a u f hingewiesen, d a ß sich für den malakologisch durch die „ B a n a t i c a " - F a u n a charakterisierten Schichtkomplex der K r e m s e r B o d e n b i l d u n g insbesondere im böhmisch-mährischen R a u m , neben den bereits a n g e f ü h r t e n p e d o l o g i schen u n d kulturhistorischen A r g u m e n t e n , auch morphologische Beweise erbringen l a s ­ sen, welche für ein R i ß / W ü r m - i n t e r g l a z i a l e s A l t e r desselben sprechen. D i e diese „ B a n a t i c a " - F a u n a einschließenden Schichten w u r d e n im H a n g e n d e n der R i ß - T e r r a s s e n v o n Flüssen angetroffen, die direkt in den Bereich der nordischen Vereisung fließen, so d a ß die Parallelisierung b z w . Z u o r d n u n g recht verläßlich ist. Zusammenfassend k a n n somit festgestellt w e r d e n , d a ß zwischen den morphologischen Befunden u n d den mehrere Forschungszweige umfassenden lößstratigraphischen E r g e b ­ nissen keinerlei U n s t i m m i g k e i t e n bestehen. W e n n solche gesehen w e r d e n , d a n n liegen diesen lediglich F e h l i n t e r p r e t a t i o n e n o d e r Fehlschlüsse zu G r u n d e . D i e Gliederung d e r Würmeiszeit in drei K ä l t e z e i t e n m i t zwei dazwischen liegenden I n t e r s t a d i a l e n k a n n angesichts der aufgezeigten Befunde als ausreichend gesichert gelten. Es sei aber, u m Mißverständnisse auszuschalten, nochmals betont, d a ß sich nur das erste I n t e r s t a d i a l , für welches ich als vorläufigen Arbeitsbegriff die Bezeichnung F - W ä r m e z e i t vorschlug, in F o r m eines bedeutenderen Gletscherrückganges ausgewirkt haben k o n n t e . Die P a u ­ dorfer B o d e n b i l d u n g entstand jedoch w ä h r e n d einer relativ kurzfristigen W ä r m e o s z i l l a ­ tion, u n d es ist a n z u n e h m e n , d a ß sich diese lediglich in einer u n b e d e u t e n d e n Gletscher­ schwankung ausdrückte, die morphologisch w o h l k a u m klar e r f a ß b a r sein w i r d . D i e hier postulierte lößstratigraphisch-paläoklimatische Dreigliederung des W ü r m steht d a ­ mit in keinem Gegensatz zu einer morphologischen Zweigliederung, für die sich ja w o h l einige sichere Nachweise auch im A l p e n v o r l a n d erbringen lassen (vgl. C. R A T H J E N S 1955). D i e A n n a h m e eines völlig ungegliederten W ü r m ist jedoch als eine gänzlich v e r ­ fehlte Auffassung abzulehnen u n d braucht heute g a r nicht mehr d i s k u t i e r t zu w e r d e n . A u f g a b e der künftigen Forschung w i r d es sein, die bislang noch etwas spärlichen Belege für eine morphologische U n t e r t e i l u n g des W ü r m zu v e r m e h r e n , wobei es w o h l auch n o t w e n d i g sein w i r d , insbesondere einige schon seit langem b e k a n n t e Schiefer­ k o h l e n v o r k o m m e n des Alpengebietes (z. B. das T o r f l a g e r von H o p f g a r t e n in T i r o l u n d das i n t e r m o r ä n a l e Flöz des Aare-Gletschers) m i t allen heute z u r V e r f ü g u n g stehenden M e t h o d e n einer nochmaligen U n t e r s u c h u n g zu unterziehen. N u r m i t H i l f e der P o l l e n ­ analyse u n d v o n C - D a t i e r u n g e n k a n n eine eindeutige K l ä r u n g erzielt w e r d e n . M i t weitgespannten polemisierenden Diskussionen k ö n n e n Probleme nicht gelöst w e r d e n , sie w e r d e n n u r „zerredet" u n d stellen eine Belastung des Schrifttums d a r . 14

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