Troedler 0917

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Europas Sammlermagazin

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Kunst & Grafik Tennis-Reklame


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10.08.2017

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INHALT 3

TRÖDLER

ISSN 1863-0340

VERLAG

GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

GESCHÄFTSFÜHRER

Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTEUR

Karl Ruisinger eMail: karl.ruisinger@gemiverlag.de

REDAKTION

Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt, Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf

AUTOREN DIESER AUSGABE

Reinhard Bogena, Kathrin Bonacker Heidrun Th. Grigoleit, Karl B. Thomas

REDAKTIONSASSISTENZ

Heike Genz

TERMINE

Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: termine@gemiverlag.de

LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG

Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)

ANZEIGEN

Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34

KLEINANZEIGEN

Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12

VERTRIEB

Gerd Reddersen

ZEITSCHRIFTENHANDEL

VU Verlagsunion KG

MARKTVERTRIEB

Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638

ABOVERWALTUNG

Gemi Verlags GmbH Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: info@gemiverlag.de

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LESERFORUM ■ Expertenauskünfte

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MAGAZIN ■ Ausstellungen – Messen – Märkte

SPIELZEUG

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■ Schuco Ingenico

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ONLINETIPP ■ Websites für Sammler

AUKTIONEN

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■ Berichte –Preise – Termine

SCHALLPLATTEN

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■ Schwarzes Gold für Sammler

KUNST

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■ Küsse in der Kunst / Wolfgang Herrndorf

DRUCK

REKLAME

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■ Tennis-Reklame

KERAMIK

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■ Krug aus Meißen

westermann druck Gmbh

FUNDSTÜCKE

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■ Flohmarktpreise

TERMINE UND ANZEIGEN ■ ANTIKMARKTTERMINE ERSCHEINUNGSWEISE

monatlich

■ SAMMLERBÖRSENTERMINE

TITELFOTOS

Reinhard Bogena Bröhan-Museum Berlin

■ AUSLANDSTERMINE ■ REGELMÄSSIGE TERMINE

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM.

■ FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE ■ KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/11 (Preise gültig seit 01.08.2006)

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LESERFORUM 4

EXPERTISEN

■ Afrikanische Gemälde

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Wir möchten Sie um eine Einschätzung dieser beiden Gemälde mit afrikanischen Motiven bitten. Sie stammen beide aus einer riesigen Haushaltsaufläsung von wirklich überaus wohlhabenden Geschäftsleuten. Die Gemälde messen ohne Rahmen circa 30 x 40 cm. N.N.

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Die beiden Gemälde afrikanischer Maler sind vermutlich im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts entstanden. Ein Bild zeigt zwei Hütten irgendwo in Afrika, die Signatur lautet – soweit auf dem Foto überhaupt erkennbar – in etwa „mBuana“. Die Malerei bleibt auf dem Niveau dekorativer Malerei, ein typisches Reisesouvenir. Über den Künstler werden keine Informationen zu ermitteln sein. Das zweite Bild zeigt zwei Frauen beim Hirsestampfen, vermutlich nach einer Foto-Vorlage gemalt. Rechts unten sind die Spuren einer Signatur erkennbar, möglicherweise „Nin´ai“ oder ähnlich. Auch hier handelt es sich um ein rein dekoratives Gemälde. Beide Gemälde haben einen Wert von unter 200 Euro. Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

■ Zinnkanne

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Bei einer Haushaltsauflösung habe ich vor Kurzem eine Zinnkanne gekauft, die mir einige Rätsel aufgibt. Können Sie mir weiterhelfen? Die Kanne ist 23 cm hoch, den Deckel kann man hochklappen. Sie ist auf dem Innenboden und auf dem Außenboden gemarkt. Sie ist recht schwer, insgesamt hat sie wohl ein Gewicht von ca. 800 Gramm. Wie alt kann die Kanne sein? Ist sie tatsächlich ein älteres Stück oder doch nur Deko aus einer neueren Zeit? Ich bin sehr gespannt auf Ihre Antwort. Klaus Dahrens, Ravensburg

Dies ist hier offensichtlich nicht der Fall. Spätestens der Blick auf die phantasievollen Punzen sollte misstrauisch machen. Eindeutig ist immerhin der Hinweis „95%“ für den Reinheitsgehalt der Zinnlegierung.

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Die Teekanne beeindruckt durch die barocke Formensprache und die solide Ausführung. Zinn ist aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften ideal geeignet für den Metallguss. Das Material war immer relativ teuer und historische Stücke sind daher oft erstaunlich dünnwandig.

■ In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen

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LESERFORUM 5 Diese Kennzeichnung für sogenanntes Reinzinn wurde erst um 1970 eingeführt. Neuschöpfungen im antiken Stil kommen oft aus Portugal oder Italien. In diesem Fall wird diese Teekanne noch heute von der Firma Peltrostil hergestellt und zu einem Preis von etwa 120 Euro angeboten. Der Wiederverkaufspreis liegt eher in der Nähe des Materialwertes, bei etwa 10 bis 15 Euro. Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

■ Schmuckkästchen

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Würden Sie bitte diese drei kleinen Schmuckkästchen begutachten und mir über deren Herkunft, Alter und Wert eine Auskunft erteilen? Das schön bemalte Holzkästchen misst 11 x 4 x 8.5 cm, das mit den bunten Steinen besetzte 15 x 4 x 10 cm und schließlich das Metallkästchen, es hat die Maße 9,5 x 3 x 6 cm. N. Ganzmann, Roth

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Zunächst einmal vielen Dank für die präzisen Fotos der drei Schatullen. Die erste ist eindeutig russischen Ursprungs, ist aus Holz gefertigt, schwarz lackiert und zeigt einen repetitiven Dekor auf den Seiten und auf dem Deckel. Auf dem Deckel prangt die Abbildung einer Kirche der Verkündigung der Jungfrau Maria. Man könnte jetzt hoffen, dass es sich dabei um eine Malerei handelt, leider ist dies nicht der Fall. Es handelt sich nur um eine überlackierte Postkarte wie sie um 1900 hergestellt wurden. Handelt es sich um eine alte Postkarte aus der Zeit? Wohl kaum, mit Beginn der

zen zum Schmelzen gebracht. Bei der vorgelegten Weißmetall Dose aus jüngerer oder aktueller Produktion kann es sich aber auch um farbigen Lack – und damit ein Cloisonné-Imitat – handeln. Auch hier würde ich einen dekorativen Wert von unter 20 Euro annehmen. Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

Perestroika 1985 wurden auch viele alte Postkarten wieder neu aufgelegt, da man sich auf alte russische Werte zurück besann. Die Dose ist also in der Zeit der Perestroika oder danach entstanden und hat einen dekorativen Wert von unter 20 Euro. Die zweite Dose scheint aus Silber zu sein und ist mit einer Vielzahl Achat-Cabochons verziert. Bei genauerer Betrachtung fällt die nachlässige Verarbeitung auf und auch das Material erweist sich als versilbertes Messing. Diese Dosen werden heutzutage in Indien hergestellt und sind für wenige Euro käuflich zu erwerben. Auch hier würde ich einen dekorativen Wert unter 20 Euro ansetzen. Die dritte Dose ist in der Tradition der indischen Meenakari Emaille-Verarbeitung hergestellt. Bei dieser Technik werden ähnlich wie bei dem chinesischen Cloisonné/Zellenschmelz kleine Abschnitte mit farbigem Glaspulver gefüllt und dieses durch Erhit-

ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen hat. Politisch links stehend und dem Realismus verpflichtet, lebte und lehrte er in den 1950er- und 1960er-Jahren in der DDR. Seine Arbeiten tauchen vielfach auf Auktionen auf, werden aber nicht oft verkauft. Ein Schätzpreis von 50 bis 80 Euro ist angemessen. Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

■ Lithographie

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Diese Lithographie stammt von Gabriele Mucchi. Die Signatur und die Jahreszahl 1979 stehen auf dem Passepartout unterhalb des Motivs, oberhalb befindet sich die Angabe V/XXX. Es handelt sich um ein Einzelblatt mit der Größe 51 x 69 cm. Können Sie uns Angaben machen zu diesem Künstler und einen Schätzwert für diese Grafik angeben? N.N.

!

Das kleine Foto zeigt eine Grafik, zwei Seeleute, die einer dritten Person an Bord eines Schiffes helfen. Augenscheinlich handelt es sich um eine Lithographie, deren Auflage mit römisch 30 angegeben ist und hier handelt es sich um das fünfte Blatt dieser Auflage. Gabriele Mucchi (1899-2002) war ein italienischer Maler und Architekt, der in seinem langen Leben 09 / 17


021_Onlinetipp.qxp_Onlinetipp.qxd 10.08.17 12:24 Seite 3

ONLINETIPP 21 n Mit der Erfindung einer Laufmaschine durch den Forstbeamten Karl von Drais begann 1817 die Erfolgsgeschichte der Fahrräder und 2017 gilt deshalb als Jubiläumsjahr. Rückblicke auf die nun 200-jährige Entwicklung von Fahrrädern bieten inzwischen einige öffentliche Museen, mehr noch aber zahlreiche private Sammlungen mit Internetpräsentationen, aber auch Besichtigungsmöglichkeiten in Scheunen oder Kellern. Altes Fahrradzubehör wird ebenfalls eifrig gesammelt, insbesondere Beleuchtungen, dekorative Steuerkopfschilder, Klingeln, Schutzblechembleme usw.

FAHRRÄDER n Deutsches Fahrradmuseum Das Museum mit einer umfangreichen Sammlung von 230 Exponaten stellt online einige historische Exemplare vor und bietet Informationen über die Bestände, einschließlich eines alten Fahrradladens samt Werkstatt. Auch sind Hinweise auf Öffnungszeiten etc. vorhanden. Teile der Sammlung stehen auch für Wanderausstellungen zur Verfügung. www.deutsches-fahrradmuseum.de

n Karbidlampen-Sammler Mit der Zeit vor der Verwendung elektrischer Beleuchtung an Fahrrädern beschäftigt sich sehr kompetent diese Präsentation. In mehreren umfangreichen Galerien werden Karbidlampen, vorwiegend aus der Zeit vor 1930, mit ausgezeichnetem Bildmaterial und vielen Informationen vorgestellt. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden Produkte der Firma Riemann aus Chemnitz. Dazu kommen nützliche Tipps für die Restaurierung.

n Fahrradmuseum Westermeier Das private Fahrradmuseum in Salzkotten beherbergt etwa 250 Exponate aus ostwestfälischer Produktion sowie Gebrauchsanweisungen und Kataloge, die auch besichtigt werden können. www.fahrradmuseum-westermeier.de

n DDR-Fahrräder Wegen klarer geographischer und zeitlicher Abgrenzungen bilden DDR-Produkte aller Art beliebte Sammelgebiete. Hier werden mit vielen Bildern Fahrräder präsentiert, allerdings ohne Textinformation. www.ddr-fahrrad.jimdo.com

n Fahrradmuseum Hüttenheim Das private Museum in Hüttenheim ist von Mai bis Oktober jeden 1. Sonntag im Monat und sonst nach Absprache geöffnet. Etwa 20 Fahrräder und einige Zubehörteile werden auf der Homepage mit Bildern und Beschreibungen vorgestellt. www.velos.de/index.htm

n Velorama Das Fahrradmuseum in Nimwegen bietet nach eigenen Angaben die weltgrößte Fahrradsammlung, vornehmlich mit historischen Exponaten aus dem 19. Jahrhundert. Ein paar Fotos und Texte vermitteln einen kleinen Eindruck über die Ausstellungsräume. Für Besucher sind alle relevanten Informationen auch vorhanden. www.velorama.nl

www.karbidlampen-sammler.de/willkommen. html

n Steuerkopfschilder Bilder einer Sammlung von über 100 alten Steuerkopfschildern sind hier zu sehen. Zwar ohne Informationen, doch für Fahrradkenner sprechen die Fotos für sich. www.fahrradlaedchen.de/Steuerkopfschilder/ steuerkopfschilder.html

n Fahrradsammlung Sortiert nach Baujahren kann hier eine gut 130 Exemplare umfassende Sammlung alter Fahrräder betrachtet werden. Zu den vielen Fotos und Detailaufnahmen kommen reichhaltige Informationen und persönliche Anmerkungen des Sammlers. Außerdem bietet diese Homepage viel Interessantes über Fahrradtypen, Zubehör und Hinweise auf Ausstellungen. www.2pedals.org 09 / 17


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.. SCHWARZES GOLD FUR SCHALLPLATTEN-SAMMLER

€ 50-90 Aphex Twin „Selected Ambient Works 85-92 DOLP”, 1992 in Belgien auf Apollo (R&S Records), No. „AMB LP 3922, ohne Barcode. Erstpressung des Debüt-Albums von Richard D. James, welches einen Wendepunkt im modernen „Ambient”-Genre darstellte. Das Logo wurde von Paul Nicholson entworfen

€ 200-250 David Bowie (1947-2016) „The Prettiest Star 7 Inch”, veröffentlicht 1970 auf Mercury, Nr. „6052011”. Seltene deutsche Monopressung aus den Anfangstagen des wohl außergewöhnlichsten „Rock” & Pop”-Musikers seiner Zeit

€ 300-400 J. J. Burnell „Girl From The Snow Country”, veröffentlicht 1980 auf Liberty No. „1A 006 83016”. Als die Single gepresst wurde, war die Aufnahme der A-Seite noch nicht fertig und wurde zurückgezogen. Circa 20 der UK-Releases mit gleichem, braun kolorierten Cover und etwa 50-70 der hier aufgeführten niederländischen Pressungen kamen dennoch in den Umlauf

€ 80-120 Die Dominas „Same 10 Inch”, erschienen 1981 in der BRD auf Fabrikneu Nr. „666”. „Minimal Electronic” des Ash Ra Tempel Mitgliedes Manunel Göttsching mit der verführerischen Stimme von Rosi Müller und der Modedesignerin Claudia Skoda € 40-60 Adriano Celentano „Soli LP”, veröffentlicht 1979 in der BRD bei Ariola, Nr. „200687320”. 8-Track-Album des aus Mailand stammenden Songwriters, Schauspielers, Regisseurs und Showman € 400-600 The Crystals „Twist Uptown LP”, Erstpressung erschienen 1962 in den USA auf Philles Records, Nr. „PHLP 4000”, s/w-Label mit Deep Groove. Erstes Album der „Girl- R&B-Pop”-Band. Mastermind Phil Spector produzierte dieses Album, das als Inbegriff des US-„Teenage Sounds” gesehen werden kann. Auf der LP findet man ebenfalls die OriginalVersion des The Drifters Hits „On Broadway”, die von vielen weiteren Interpreten u.a. Frank & Nancy Sinatra, Tom Jones oder den Dave Clark 5 interpretiert wurde. Die britische „Progressive Rock”Band Genesis bezog ihren Titel-Song der DOLP „The Lamb Lies Down On Broadway” auf den besagten Track

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€ 80-130 Cluster „Cluster II LP”, veröffentlicht 1972 in Deutschland auf Brain, Nr. „1006”, Klappcover, dunkelgrünes Label. Klassiker des „Experimental-Ambient”Genres um die „Krautrocker” Dieter Moebius, Joachim Roedelius und Conny Plank

€ 60-90 Brian Ferry „Frantic LP”, veröffentlicht 2002 in Europa auf Virgin Deutschland, Nr. „LPVIR167”. Elftes Album des britischen Sängers, das alte Roxy Music-Zeiten heraufbeschwört und mit 30 Musikern eingespielt wurde


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€ 100-150 (Jutta) Li Garattoni „Find Out What I’m Dreaming LP”, erschienen 1982 in der BRD auf Software Music, Nr. „Sowa 106”. „Electronic Jazz”-Album der deutschen Verlegerin, Produzentin und Fotografin

€ 60-100 Herbie Goins (1939-2015) & The Nightimers „Soul LP”, erschienen 1968 bei Odeon Deutschland. Nr. „SMO 74 380”, laminiertes Cover. US-amerikanischer Sänger und 1963-65 Frontmann bei Alex Korners Blues Incorporated

€ 70-100 Nico Und Die Mustangs „Mrs. Brown 7 Inch”, erschienen 1965 in Deutschland auf Ariola, Nr. „18352 AT”. Die erste Band, in der Udo Lindenberg trommelte, kam aus Münster. Bei dem Herman’s Hermits-Hit „Mrs. Brown You’ve Got A Lovely Daughter” ersetzte der Produzent ihn durch einen Studiodrummer, weil ihm sein „jazziger” Stil „zu wild” war

€ 60-100 Rob „Funky Rob Way LP”, erschienen 2011 in Deutschland auf Analog Africa, Nr. „AALP-DE02”. Begehrtes „funky Afrobeat”-Reissue-Album. Das 1977er-Original liegt aktuell bei über 1.000 US-Dollar

€ 50-80 Tanzorchester Des Berliner Rundfunks „Gross Stadt Rhythmus LP”, 1970 in € 200-250 Pet Shop Boys „Bilingual LP, 1996 auf Parlophone UK, No. „PCSD 170”, bedruckte Innenhülle. Siebtes Album der „Synthiepop”-Duos Neil Tennant und Chris Lowe, die sich 1981 in einem Elektronikfachgeschäft auf der Kings Road in Chelsea kennenlernten und heute noch zu den Superstars des „Pop” zählen

der DDR auf Amiga, Nr. „855213”. Die 14 „Big Band Jazz”-Stücke mit „Bossa Nova”Anleihen wurden von Günther Kretschmer komponiert, arrangiert und dirigiert

€ 60-80 Uriah Heep „...Very ‘Eavy Very ‘Umble... LP”, veröffentlicht 1970 in der BRD auf Vertigo Nr. „63 60 006”, s/w Swirl-Label. Erstes Studioalbum der „Rock”-Band, die 1969 in London gegründet wurde und bis heute aktiv ist. Neben Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple zählen sie zu den erfolgreichsten „Rock”-Bands der 1970er-Jahre. Sie verkauften über 40 Mio. Alben weltweit, 4 Mio. allein in den USA € 50-70 Le Orme „Felona E Sonora LP”, veröffentlicht 1973 in Italien auf Philips, No. „6323 023 A”, laminiertes Klappcover. Die italienische „Progrock”-Band war eine der Begründer des Genres in ihrem Land

Alle angegebenen Schallplattenpreise verstehen sich als ungefähre Richtpreise, die bei Internet-Auktionen, Schallplattenbörsen, Sammler-Foren, Festpreislisten, Privatverkäufen etc. erzielt oder angeboten wurden. Die Preise gelten in der Regel für Mint/Mint- Exemplare (neuwertig bzw. minimale Gebrauchsspuren).

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KüSSE iN DER KUNST HEiDRUN TH. GRiGoLEiT

„Kuss. Von Rodin bis Bob Dylan“ ist Motto einer Ausstellung im Bröhan-Museum in Berlin, Landesmuseum für Jugendstil, Art déco und Funktionalismus, die noch bis zum 3. oktober gezeigt wird. Die Vieldeutigkeiten und Ambivalenzen des Kusses stehen dabei im Mittelpunkt: Neben Malerei, Grafik, Skulptur und angewandter Kunst sind auch Beispiele aus Fotografie, Film, Videokunst, installationen, Performance, Medizingeschichte und Werbung in der bunten Schau vertreten. Auch die im Jugendstil sehr gerne verwendete Kussthematik wird dabei aus vielen verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Zu sehen sind Werke von Auguste Rodin, Franz von Stuck, Edvard Munch, Peter Behrens, Juergen Teller, Timm Ulrichs, Marina Abramović, Cornelia Schleime, Bob Dylan und vielen anderen. Während der Dauer der Ausstellung wird es verschiedene Live-Performances von Künstlern geben.

Küsse Ein Kuss ist zwar nur eine kleine Geste, jedoch gibt es kaum ein Ritual, von dem eine ähnlich große Faszination ausgeht. Als Zeichen intimer Begegnung ist der Kuss deshalb ein immer wiederkehrendes Motiv und eine große Inspiration für die Kunst – übrigens auch jenseits romantischer Vorstellungen von Liebe und Leidenschaft. Denn durch Küssen bringen wir nicht nur vielerlei Emotionen und Absichten, sondern auch Haltungen und Bekenntnisse zum Ausdruck. So war und ist der Kuss Bestandteil unzähliger gesellschaftlicher Rituale – etwa als Begrüßungs- oder Abschiedskuss, als förmlicher Handkuss, als besiegelnder Kuss, als Versöhnungsoder Gute-Nacht-Kuss oder in anderen alltäglichen Zusammenhängen. Auch in Religionen und bei Weltanschauungen spielt der Kuss eine Rolle – etwa beim Küssen des Kreuzes im Christentum – oder als symbolträchtige Inszenierungen von Bündnistreue im sozialistischen Bruderkuss. Die Magie des Kusses verkörpert zudem der Märchenkuss, der einen Zauber aufheben oder eine Verwandlung auslösen kann, wie bei „Dornröschen“ oder dem „Froschkönig“. Axel Poulsen, Erste Liebe (Detail), 1909, Marmor, H 170 cm, Kunsthandel Gronert, Berlin Foto: Martin Adam, Berlin © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Timm Ulrichs, Zwei, zu zweit, 2008, Neon, Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon Foto: Roland Schmidt © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

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KUNST 91 auch viele Filmplakate zieren – etwa mit Greta Gabor aus dem Film „Die Dame von Loge 13“.

Rodins „Le baiser” Auguste Rodins (1840-1917) „Le baiser“ (Der Kuss) zählt heutzutage zu den populärsten Darstellungen sinnlicher Liebe in der bildenden Kunst. Als der Künstler jedoch 1886 seine Skulptur erstmals der Pariser Öffentlichkeit vorstellte, wurde die naturalistische Ausführung des Motivs als anstößig und geschmacklos empfunden: Rodin zeigt zwei Aktfiguren in inniger Umarmung in dem Moment kurz vor der Vereinigung im Kuss – einer verbotenen und ehebrecherischen Vereinigung, die das Liebespaar, Francesca da Rimini und Paolo Malatesta aus Dantes „Göttlicher Komödie“, mit dem Leben bezahlen sollte. Die lebensgroße Originalversion aus pentelischem Marmor wurde in den 1890erJahren jedoch ein riesiger Erfolg und fand

in zahllosen Varianten internationale Verbreitung. Sie zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern ins Pariser Rodin Museum, wo das Original seit 1918 gezeigt wird.

Leidenschaftliche Küsse Um 1900 interessierte sich die Kunst dann geradezu obsessiv für das Thema Kuss. Mit dem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen und der Vereinigung gegensätzlicher Prinzipien wie Leben und Tod, männlich und weiblich beschäftigten sich damals Künstler wie Fidus (1868-1948), Hans Christiansen (1866-1945) oder Heinrich Vogeler (1872-1942). Der Jugendstil entdeckte zudem die ornamentalen Qualitäten des Kusses. So wurde der Kuss zu einem bevorzugten Motiv und brachte auch im Bereich der Druckgrafik eindrucksvolle Werke hervor. Peter Behrens’ (1868-1940) Farbholzschnitt „Der Kuss“ ist so eine bekannte Ikone des Grafikdesigns im Jugendstil: Aufgrund seiner symmetri-

Literatur und Leinwand Auch in der Literatur war der Kuss allgegenwärtig und erlangte im 18. Jahrhundert in der Romantik besondere Bedeutung. Rainer Maria Rilke widmete ihm folgende Zeilen: „Der Kuß ist ein Lied, ein wortloses Lied; ein Kuß – der geschieht! Es löst das Solo zweier Seelen in vollen Mollakkorden sich: Küsse mich…“ In den 1890er-Jahren begann der Film dann seinen Siegeszug als neues Massenmedium, machte sogleich von der Attraktion des Kusses Gebrauch und verhalf dem Motiv damit zu bisher ungekannter Popularität. So gibt es eine unendliche Vielzahl bereits in der Frühzeit des Films und später entstandener berühmter „Leinwand-Küsse“, die Andy Barter, Kiss (David & Fiona) 2012, Fotografie © Andy Barter Franz von Stuck, Der Kuss der Sphinx, nach 1895, Kohle und Kreide auf Papier, weiß gehöht, 55 × 48,5 cm, Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess, Wiesbaden Auguste Rodin, Der Kuss 1904, Bronze, 60,2 x 36,8 x 47 cm, Musée Rodin, Paris 09 / 17


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KUNST 92 schen Grundform eignete sich das küssende Paar hervorragend für die Gestaltungen mit spiegelbildlich angeordneten Profilen und verschlungenen Haarsträhnen. Behrens lässt eine natürliche, bewegte Symmetrie entstehen, die auch in dreidimensionalen Objekten ihre Wirkung entfaltet. Dies dokumentieren auch die deutlich von Peter Behrens inspirierten Vasen, die Gottlieb Elster (1867-1917) um 1900 für die KPM Berlin gestaltete. Im Jahre 1908/09 schuf Gustav Klimt (1862-1918) dann sein vom Jugendstil inspiriertes weltberühmtes sich küssenden „Liebespaar“ – und damit die wahrscheinlich bekannteste Kuss-Darstellung der abendländischen Malerei. Die Welt zum Beben bringen aber auch andere leidenschaftliche Küsse von Liebenden, die in Literatur und bildender Kunst am häufigsten thematisiert werden: Solche Liebesküsse werden auch dargestellt in Kunstwerken, die den Kuss mit kosmischen Phänomenen oder Naturgewalten in Verbindung bringen wie Franz von Stucks (1863-1928) „Abendstern“ oder Leo Putz’ (1869-1940) „Herbststurm“. Auch in morbiden, todessehnsüchtigen

Fidus, Paar im Sternenkranz, 1912, Öl auf Leinwand, 110 x 140 cm, Archiv der deutschen Jugendbewegung, Witzenhausen © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Vase, Entwurf Gottlieb Elster, Ausführung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM), 1899, Porzellan mit Laufglasur, H 29 cm, Bröhan-Museum, Berlin Titelblatt für die Zeitschrift „Jugend“, April 1897, Entwurf Hans Christiansen, Der Kuss, 1897, Farbdruck auf Papier, 28,8 × 20,2 cm, Privatbesitz München 09 / 17


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Bildfindungen von Décadence und Symbolismus spielt der Kuss eine zentrale Rolle. Die tödlichen Küsse von Sphinx und Vampiren sind Ausdruck einer Faszination des Fin de Siècle für die Verbindung von Eros und Tod, die sich auch in zeitgenössischen Geschlechterkämpfen widerspiegelt. Zwischen 1893 und 1895 schuf Edvard Munch (1863-1944) beispielsweise eine Serie von Gemälden und zwei Lithografien, die unter dem nachträglichen Titel „Vampyr“ zu den bekanntesten seiner Werke zählen. Einen weiteren tödlichen und zu seiner Entstehungszeit skandalösen Kuss schuf Franz von Stuck 1895 mit dem „Kuss der Sphinx“, der heute weltberühmt ist.

Kuss und Sexualität

Gemälde „Paar im Sternenkranz“ von Fidus stellt diesen sexuellen Wert mit einem in erotischer Hingabe eng umschlingendes Paar im üppig wuchernde Inneren einer roten Blüte dar. Das Vegetative steht in der Gedankenwelt Fidus’ explizit für das Triebhafte. Durch den Sternenkranz und die Medaillon-Fassung wird der Geschlechtsakt jedoch überhöht und das Paar gleichsam auf einen Altar gestellt.

Liebesküsse Im Kontrast zu Fidus’ Darstellungen von Paaren mit eindeutig sexuell-erotischem Inhalt stehen die Werke Heinrich Vogelers (1872-1942), der seit 1894 Mitglied der

Künstlerkolonie in Worpswede war. Vogeler war inspiriert von Märchen und Sagen und die Lektüre Walther von der Vogelweides weckte sein Interesse am Mittelalter. So küsst in seinem Gemälde „Heimkehr“ ein Kreuzritter eine junge Frau, die ihre Arme um seinen Hals in einem Garten mit jungen Birken und Stammrosen legt. Die symbolträchtigen Rosen werden im geschnitzten Rahmen erneut aufgegriffen. Es ist ein persönliches Liebesbild: Zwar stand für den Ritter Vogelers Jugendfreund Carl Eeg Modell, in der jungen Frau porträtierte Vogeler aber seine zukünftige Ehefrau Martha Schröder. Auf einer zeitgleich entstandenen Fotografie kniet Vogeler selbst im Ritterkostüm neben seiner Angebeteten. Hans Christiansens (1866-1945) Titelblattgestaltung für die Aprilausgabe 1897 der Zeitschrift „Jugend“ zeigt den Kuss als tänzerische Annäherung der Geschlechter. Es ist ein junges Paar im Profil zu sehen, das sich anmutig die jeweils linke Hand reicht, die Köpfe nähern sich zum Kuss. Ein Gefährte Christiansens in Darmstadt war Friedrich Wilhelm Kleukens (1878-1956), der das Mosaik im Eingangsbereich des Hochzeitsturms auf der Darmstädter Mathildenhöhe entwarf – als Kuss zwischen Mann und Frau, die als Mischwesen mit Flügeln erscheinen. Umfangen von einer Gloriole aus Sternen wird der Kuss auch hier ins Mystische überhöht. Die Psychologie spielt beim Kuss des Narziss eine Rolle: Der schöne Jüngling aus der griechischen Mythologie verliebt sich ins eigene Spiegelbild und ertrinkt beim Versuch, es zu küssen. Den Moment dieses tragischen Kusses stellt der Berliner Bildhauer Ernst Waegener (1854-1919) um 1905 in einer expressiven Bronzeplastik dar.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Kuss setzte 1897 ein, als der dänische Philologe Kristoffer Nyrop ein viel beachtetes Fachbuch „The kiss and its history“ verfasste. Damals machte sich auch Sigmund Freud in Wien in seinen 1905 verfassten „Abhandlungen zur Sexualtheorie“ Gedanken über das Küssen. Für ihn zählt es zu den vorläufigen Sexual-Zielen: „Eine bestimmte dieser Berührungen, die der beiderseitigen Lippenschleimhaut, hat ferner als Kuß bei vielen Völkern (…) einen hohen sexuellen Wert erhalten...“. Das Leo Putz, Herbststurm, 1900, Ö̈l auf Leinwand, 157 × 133,5 cm, Sammlung Siegfried Unterberger Peter Behrens, Der Kuss, 1898, Farbholzschnitt, 36,3 x 27,5 cm, Bröhan-Museum, Berlin Foto: Martin Adam, Berlin Edvard Munch, Vampyr ii, 1895/1902, Mischtechnik, Farblithographie und Farbholzschnitt, Bildmaß: 38,5 x 54,9 cm, Blattmaß: 43,3 x 58,1 cm, Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford 09 / 17


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Zeitgenössische Küsse Nach dem Ersten Weltkrieg blieb die Faszination für den Kuss in der Kunst lebendig und erreichte im Expressionismus einen weiteren Höhepunkt. Neue, bisweilen auch politische Bedeutungen erhielt der Kuss dann in den 1960er-Jahren vor dem Hintergrund aktueller künstlerischer und gesellschaftlicher Veränderungen: Der Kuss wurde zum Symbol der sexuellen Selbstbestimmung. Berlins berühmtestes politisches Kussgemälde ist sicher der Bruderkuss zwischen SED-Generalsekretär Erich Honecker und Kreml-Chef Leonid Breschnew auf der East Side Gallery. Die Skizze des Mauer-Kunstwerks und Kultklassikers ist in der Ausstellung zu sehen. Themen wie Identität, Feminismus, (Homo-)Sexualität und Körper beschäftigen Künstler/innen bis heute. Der britische

Fotograf Andy Barter (*1967) arrangierte für die Serie „Kiss“ die Köpfe küssender Paare zu minimalistisch-eleganten Yinund-Yang-Formen. In der verschachtelten, geometrisch-abstrakten Keramikskulptur des Berliner Bildhauers Johannes Weiß (*1979) wird der Kuss erst auf den zweiten Blick sichtbar. Zur Ausstellung ist ein 232-seitiger, reich bebilderte Katalog erschienen. Dem wunderbaren Thema Kuss war übrigens bisher noch kaum eine

Ausstellung gewidmet. Um so erfreulicher ist es, dass in der sehenswerten Schau in Berlin nun ein gattungs- und genreübergreifendes Kuss-Panorama der modernen Kunst vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart präsentiert wird. Damit liefert das Berliner Bröhan-Museum einen bemerkenswerten Beitrag zur kunsthistorischen Betrachtung und Ikonografie des Kusses.

Ausstellungskatalog Kuss – Von Rodin bis Bob Dylan, Herausgeber: Anna Grosskopf, Tobias Hoffmann, Text: Anna Grosskopf, Simon Häuser, Tobias Hoffmann, Nils Martin Müller, Sabine Panchaud, Fabian Reifferscheidt, Inga Remmers, Wienandverlag, Köln. www.wienand-verlag.de Fotos: Bröhan-Museum Berlin

Friedrich Wilhelm Kleukens, Mosaik-Entwurf für die Vorhalle des Hochzeitsturms in Darmstadt, 1914 Kohle und Pastell auf Papier, 146 × 186 cm, Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur Nezaket Ekici, Emotion in Motion/ Mailand, Performance installation, 2002 Galleria Valeria Belvedere, Mailand 2002 Foto: Roberto Marossi Ernst Waegener, Narziss, 1900-1910, Bronze, H 52 cm, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin 09 / 17


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TENNISREKLAME KATHRIN BONACKER

Sportler und Sportlerinnen auf grünem Rasen können ganz schön attraktiv sein! Braungebrannte Arme, kurze weiße Röcke oder Hosen, nackte, schlanke Beine – ein Sport, der im Freien von leicht bekleideten Einzelpersonen beiderlei Geschlechts ausgeübt wird, eignet sich vortrefflich für Werbebilder. Tennis als Reklamemotiv wertet nicht nur die Sportartikel selbst und die passende Mode auf, sondern auch viele ganz andere Objekte. Für Fans des „Weißen Sports” gibt es dabei wunderschöne Sammelobjekte.

„Continental"-Reklame für Tennis-Bälle von 1917. – Reklamemarke für „Schlüterbrot", Berlin, um 1915

Was es zu sehen gibt „Dunlop"-Anzeige für Tennis-Bälle von 1926. – Werbung für „Goertz"-Kameras von 1918 Eigentlich ist es ganz übersichtlich. Zwei – oder beim Doppel vier – Gegner spielen sich mit Schlägern einen Ball zu. Die Köpfe der Zuschauenden folgen dem Ball im Hin und Her auf dem Rasen („Lawn Tennis") oder auf dem „Sandplatz", der mit rötlichem Ziegelmehl bestreut ist. Das Prinzip ist denkbar einfach, Vorläufer des Tennisspiels sind schon im Mittelalter bekannt gewesen: Es gab das höfische Tennis, das eigentlich als Klostersport entstanden war. 09 / 17

Noch heute verbeugen sich die Sieger am bekanntesten Austragungsort Wimbledon vor der „Royal Box", wo die königliche Familie Großbritanniens mit Gästen logiert (seit 2003 ist es allerdings nicht mehr Pflicht), 2010 kam die Queen Roger Federer gratulieren und lud ihn zum Lunch. Die Regeln des Spiels haben sich in den letzten hundertfünfzig Jahren allerdings


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REKLAME 105 Tennis geprägt. Motive vom Spielfeldrand beim Erholen sind deutlich leichter zu fotografieren, liegende Utensilien sind sehr beliebt: Ein Tennisschläger oder -ball und das Handtuch zum Schweißabwischen, das um den Hals liegt, in jüngerer Zeit auch das Frottee-Stirnband sind eindeutig identifizierbar. Nicht nur bei der Werbung für Fotoapparate und Sportzubehör verwenden die Kreativen aber seit Jahrzehnten den Tennisplatz als Ambiente, sondern besonders Erfrischungsgetränke (auch Bier) und Süßwaren und sogar Zigaretten werden damit inszeniert: Trinken müssen die Sportler und Sportlerinnen ohnehin, das Übrige ergänzt den Sport als lockeres Freizeitvergnügen. Dabei sind es allerdings nie die Profi-Sportler, die tatsächlich rauchen, Süßigkeiten sind wiederum kein Problem. 1987 wurden in einem Werbespot von Ferrero zwei Tennis-Spielerinnen gefragt: „Können es sich moderne, sportliche Frauen eigentlich erlauben, Schoko-

Zigarettenreklame von 1955 (für „Supra"). – Schokoladenwerbung von 1960 (für „Milka"). – „Coca Cola"-Anzeige von 1978. – „Marboro"-Zigarettenwerbung von 1970. – „Lord"-Zigaretten Reklame von 1984 deutlich verkompliziert und global vereinheitlicht. Der Ball ist heute aus filzbezogenem Gummi etwa 7 cm im Durchmesser groß und seit 1972 immer hellgelb (vorher waren die Bälle schwarz oder – wie in Wimbledon sogar noch bis 1986 – weiß) und die Spieler haben ein Netz zwischen sich, das ebenfalls präzisen Anforderungen genügen muss. Die Bälle stammen aus der Branche, die der Mehrheit der Bevölkerung eher aus der Autoreifenproduktion bekannt ist: „Dunlop" und „Continental" sind als Gummiwaren-Produzenten schon sehr lange im Geschäft. Das heutige Tennis wird nach Regeln gespielt, die 1877 bei dem ersten Wimbledon-Turnier festgelegt wurden, zu einer Zeit also, als auch die illustrierte Anzeigenwerbung in den Kinderschuhen steckte und bereits Litfaßsäulen mit Plakaten beklebt wurden. So gab es schon sehr früh in der Printwerbung, auf Reklamemarken und auf Ansichtskarten die ersten Tennis-Szenen. Das Match wird immer dann für die Zuschauenden und auch beim Betrachten von Bildern spektakulär, wenn einer der Spieler einen vermeintlich verlorenen Ball noch erreicht, der sonst bei Aufprall dem Gegner einen Punkt brächte. Die TennisBilder sind daher eine Herausforderung für die Fotografen, denn der gelungene Sprung oder Treffer beim Schlag soll ja möglichst gut im richtigen Moment eingefangen werden. Wenn also eine Kamera beworben werden sollte, spricht ein Bild des Balls in der Luft für ihre (und des Fotografen) Perfektion. So ist die Reklame für optische Geräte bis heute vielfach von Sport und auch immer wieder gerne von 09 / 17


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lade zu essen?" und die Antwort kam ganz eindeutig: „Ja (...) – aber sie muss unbedingt leicht schmecken, das ist ganz wichtig!" Da es sich um einen Sport handelt, der bei gutem Wetter, also vor allem in der Sommersaison im Idealfall auf einem gepflegten, ebenen Platz ausgeübt wird, konnte die Kleidung von Beginn an leicht und luftig sein. Farbig dominiert reines Weiß (in Wimbledon gibt es die Vorschrift, die Kleidung solle zu 90 Prozent weiß sein), die Moden, was Rock- oder Hosenlängen und -formen betrifft, wechseln je nach Zeitgeist. Die Helligkeit der Farbe hat immer auch Werbetreibende angesprochen: Ob „o.b." oder „Persil", Monatshygieneprodukte und Waschmittel konnten das Ziel der Reinhaltung gut mit der Tenniskleidung verbinden, zumal ein rötlichstaubiger Sandplatz auch ordentlich Ver-

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schmutzung macht. Keine Frau von heute mag sich allerdings mehr vorstellen, dass sie zum Beispiel 1906 mit einem die Knöchel umspielenden Rock und langärmeliger Bluse auf dem Tennisplatz gewesen wäre, ein Mann womöglich mit Hemd und Fliege! Aber der „gute Ton” verlangte Solches. Und dieser herrschte in den Kreisen, in denen ein solches Freizeitvergnügen möglich war: Wer sich Mußestunden leisten und außerdem über geeigneten Platz verfügen konnte, gehörte auf jeden Fall in höhere Gesellschaftsschichten. Erst 1922 wagte es die erfolgreiche junge Französin Suzanne Lenglen, in Wimbledon in nur knielangem Rock und kurzen Ärmeln zu spielen. Die Beschränkung des Sports auf höhere Klassen hat sich erst nach 1968 langsam gelockert, als die Zulassung von profes-

„Blendend weiß" soll die Tenniskleidung mit „Persil" werden (1968). – Langer Rock in Weiß um 1910 („Trumpf"-Reklamemarke). – Elite-Sport Tennis („Ambassador"-Anzeige von 1967). – Roger Federer für „Rolex"-Uhren (2010). – Roger Federer für „Jura" (2006) sionellen Sportlern zu den Tennis-Turnieren und die damit einhergehende Kommerzialisierung die Plätze für alle Gesellschaftsschichten zugänglich machte und Standesgrenzen schlussendlich aufhob.

Tennis als Elite-Sport Mit Tennis und Fußball ist es in Deutschland dennoch oft immer noch so wie mit


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„Lacoste"-Reklame von 1974. – „Lacoste"-Reklame von 1987. – Buchcover mit Siegerporträt, 1895. – Björn Borg bewirbt „JVC" 1981. – „Isostar"-Anzeige, 1994, mit Siegerpose. – „Mido"-Anzeige von 1981 mit Borg

Hund und Katze: Es ist meistens ein Entweder-Oder. Tennis ist eine Einzelsportart und wird von manchen Fußballfans als reines Oberschichtvergnügen verachtet. Selbst bei Wikipedia heißt es, Tennis habe früher als „elitär" gegolten, und solche Vorurteile halten sich lange oder erhalten manchmal wieder Auftrieb. 2013 brachte ein Auto-Werbespot im Fernsehen diese Sichtweise auf den Punkt: Fußball-Star Mehmet Scholl steht wartend neben seinem Fahrzeug auf einem Parkplatz, als ein anderer Mann im gelben Cabriolet rücksichtslos rückwärts neben ihm einparkt. Dieser ruft beim Aussteigen: „Carl Theodor Friedrich Wilhelm Justus Friedeberg?!", und ein kleiner Junge im Tennisdress mit weißem Stirnband geht gesenkten Blicks auf ihn zu, er wird offenbar nach dem Training abgeholt. Scholl dagegen ruft: „Jan, Lukas, Michi, Jannik, Max, Tom! Auf geht’s, kommt!" und winkt sechs rennende, verschwitzte Rabauken mit Fußball 09 / 17


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Becker und Graf für „Forbo"-Bodenbelag. – Boris Becker präsentiert „Tag Heuer"-Uhren (1998). – Becker am Computer („AOL" 1999). – Becker bestaunt seine Fähigkeiten („AOL" 2000). – „König"Bier mit Boris Becker in seinen Wagen (einen Dacia, „das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen"), während der Tennisknabe neben seinem angenervten Vater in sein Handy guckt. Hier wurde also spaßig damit gespielt, dass Tennis-Spielen wie Cabrio-Fahren als Statussymbol gilt, dessen Betreibern die soziale Kompetenz fehlt, während die Sympathiepunkte eindeutig an die fröhliche Fußballtruppe gehen. Die Tennis-Kampagne mit Roger Federer für Rolex-Uhren (2010) wiederum nutzt all die passenden Begriffe, um das Image des Herausgehobenen als etwas Positives von dem Weltranglisten-Ersten von 2009 auf die Uhr zu übertragen: „Meister des Tenniscourts. Gewinner zahlreicher Grand-Slam-Titel. Vorbild. Mentor. Phänomen. Er wird der größte Spieler aller Zeiten genannt. Von den größten Spielern aller

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sein Markenzeichen wurde. 1933 gründete er sein Mode-Imperium (das inzwischen sogar eine Duftserie vertreibt) und begann die Produktion mit dem Klassiker des Poloshirts in Weiß. Das von einem Freund bereits 1926 entworfene Lacoste-Krokodil, das jedes seiner inzwischen in allen Farben zu erwerbenden Shirts aufweist, ist untrennbar mit dem Tennis verbunden und von hohem Wiedererkennungswert. In „Die tierischen Verführer. Auf Safari durch den Dschungel der Werbung" vom Deutschen Werbemuseum (Ausstellungskatalog, Westermann Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 145) heißt es über das Tier: „Die bekannteste Krokodil-Art der Welt ist das Lacoste-Krokodil. Es ist das einzige aus der Gattung der Panzerechsen, das auf allen fünf Kontinenten rund um den Globus zu finden ist. Sein Lebensraum ist immer ein Baumwoll-Piqué-Hemd, sein Stammplatz dort: links über dem Herzen. Und die Haltung ist eindeutig: Der riesige Schwanz ist angespannt, zum Schlag bereit, der Rachen ist weit aufgesperrt und der rote Schlund wird sichtbar." Auch in Zeiten." Und dabei steht: „Rolex. Die Krönung des Erfolgs." Der Meister und Gewinner Federer wird also quasi gekrönt, mehr Eliten-Bewusstsein in einer Anzeige ist unmöglich. In der Jura-Kaffeemaschinen-Werbung von 2006 dagegen steht er als Schweizer für ein schweizerisches Produkt, das sein Image als zuverlässiger Könner nutzt, als einen bekannten, zeitgenössischen Nationalhelden. Nur wenige Tennisspieler haben es bis auf diese Ebene geschafft.

Das Krokodil auf dem Platz Auch der 1904 in Paris geborene René Lacoste war zunächst ein bekannter TennisSpieler, bevor er sich als Modeschöpfer einen Namen machte. Ab 1923 trug er den Spitznamen „Le crocodile", das später


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der Weiterentwicklung der Tennisschläger war Lacoste Vorreiter, und seine Firma konzipierte 1963 ein stählernes RacketModell. Lacoste fungiert außerdem seit

„BASF"-Anzeige mit Graf von 1986. – Steffi Graf für „Dextro-Energen" (1984). – „Granini"-Reklame von 1988 mit Graf. – Steffi Graf für „Jade"-Kosmetik (1988)

wissenschaftlerin Christine Walther hat sich mit diesen „Siegertypen" befasst und erklärt, dass es in den Jahren um 1900 noch keineswegs üblich war, sportliche Sieger als jubelnde Helden zu zeigen, während wir heute ja den Siegesprozess vom Treffer in Zeitlupe bis zum Kuss eines Pokals im Detail präsentiert bekommen. Spätestens mit dem Aufkommen des Fernsehens und der Popularisierung einzelner

Langem als Sponsor der französischen Profis im Tennis.

Siegerposen und Popstars Die Bekanntheit von Sportlerinnen und Sportlern hängt stark mit ihren Medienauftritten zusammen. In der Frühzeit der Pressefotografie war es nicht unbedingt üblich, die Tennis-Spieler in der Ausübung des Sports oder auch nur in der passenden Kleidung abzubilden. So zeigt sich 1895 „Lieutenant Stavenhagen", ein „Gewinner des Einzelspiels mit Vorlage", in der Zeitschrift Sport im Bild in Anzug und Hut mit dekorativem Monokel am Band in einer Pose, wo er das Racket wie ein Jagdgewehr vor sich aufstützt. 1912 finden sich in der gleichen Illustrierten Bilder der „LawnTennis-Meisterinnen" lediglich als klassische Damen-Porträts mit Hut. Die Kultur09 / 17


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„Gerry Weber"-Kleidung, 1989 präsentiert von Graf. – Ausschnitt einer „Opel"-Anzeige mit Steffi Graf (1988). – Sexy „Barilla"-Nudel-Werbung mit Graf (1992). – Gabriela Sabatini mit ihrer eigenen Parfümmarke (1992). – Steffi Graf als entspannte Tee-Kennerin (2010)

Borg für Schweden beinahe auf einer Ebene mit ABBA.

Sportler und Sportlerinnen und ihres Privatlebens in den steigenden Auflagen der Zeitschriften wurden manche Tennis-Größen bekannt wie Popstars. Vom schwedischen Profi der 70er- und frühen 80er-Jahre Björn Borg gab es ein Din-A4-Poster und eine Autogrammkarte in der Jugendzeitschrift Bravo. Wer 1981 VHS-Kassetten für seinen Videorekorder kaufen wollte, hatte mit seinem Gesicht einen attraktiven Werbeträger vor Augen, der für seine besonders präzise Top-Spin-Technik und Coolness im Spiel bekannt und überdies ein Teenie-Schwarm war. Auch er gehört zu den Tennisspielern, die als nationale Ikonen gefeiert werden, da steht Björn

Obwohl Steffi Graf und Boris Becker etwa gleichzeitig zu Stars wurden (1985 wurde Becker der jüngste bisherige WimbledonSieger, 1987 übernahm Graf die Führung der Tennis-Weltrangliste), hat doch Steffi Grafs Ruhm sich bis heute nie weit von dem Sportlerinnen-Image entfernt, während Boris Becker immer wieder mit seinem Privatleben in der deutschen Regenbogenpresse Furore machte. Vom jugendlichen Haudegen, der für seinen sehr naiven Charme bekannt war und ebenfalls als Pin-Up in der Bravo diente, bis zum abgeklärten Patchwork-Familienvater mit diversen Ex-Frauen und -Freundinnen, der für Sex in der Besenkammer bekannt wur-

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Deutsche Tennis-Legenden

de und inzwischen in seriösen Fernsehsendern Sportkommentare spricht, war es ein weiter Weg. Als Werbeträger war Becker immer sehr geeignet, und besonders bekannt und viel zitiert wurde die AOL-Reklame, die mit einer Langsamkeit im Denken kokettiert: „Bin ich da schon drin, oder was?" fragte der junge Mann 1999 angesichts des Computer-Bildschirms, der offenbar so komfortabel war, dass es keiner großen Anstrengung bedurfte, ihn quasi unmerklich zum Laufen zu bringen. Dann strahlte er: „Ich bin drin!" und der Spot war in seiner Einfachheit in aller Munde. Ein ganz anderer Typ ist Steffi Graf. Als hübsche Blondine wurde sie nach Anzeigen für Dextropur, BASF, Granini und andere auch als Werbeträgerin für Mode-Reklame von Gerry Weber gebucht und sollte 1992 obendrein der Werbung für Barilla-Nudeln einen Hauch Erotik geben. Die zeitgleich erschienene Werbung für das Parfum ihrer argentinischen Konkurrentin


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Gabriela Sabatini setzte ganz im Geiste der frühen 1990er-Jahre ebenfalls auf SexAppeal. Grafs Privatleben blieb allerdings völlig unspektakulär und skandalfrei: Steffi heiratete 2001 den US-amerikanischen Tennis-Profi Andre Agassi, zog nach Las Vegas und das Paar bekam zwei Kinder. Wenn sie heute in der Werbung auftaucht, dann als sportliche Frau, die etwas von Körperbewusstsein versteht: „Stärke Deine Abwehr und genieße es!" war der Slogan einer Tee-Kampagne 2010, und die Abwehr ist darin doppeldeutig sowohl dem Tennis als auch der Gesundheit des Körpers zuzuordnen.

Sammlertipps Wer sich dem Tennis als Werbethema widmen möchte, der sucht am besten gezielt nach Bildern seiner Lieblingshelden des Sports und behält dabei deren Karriere-Höhepunkte im Hinterkopf. Auch lohnt es, sich an die Sportartikel-Hersteller zu halten, die ja – wie Lacoste für Frankreich – oft als werbetreibende Sponsoren nah am Tennis selbst sind. Ihre Firmengeschichten oder Werksbiografien sind oft spannend und enthalten altes Bildmaterial, wie beispielsweise „Ein Rückblick auf den Lawn Tennis Sport" der Firma Continental (1911). Von René Lacoste erschien 1928 „Lacoste on Tennis" für die Dunlop Sports Company in London. Aus aktuellerer Zeit gibt es alte Krokodil-Aufkleber und Pins zu erwerben. Auch von vielen anderen Firmen, die Tennis-Artikel vertreiben, finden sich Aufkleber, allen voran vom Racket-Produzenten Tretorn (mit dem Slogan „Tretorn macht Tennis") sowie von Adidas, Puma und Romika als Schuh-Herstellern. In der Reklame-Frühzeit waren es Schokoladen- oder auch Seifenfirmen, die den dekorativen Sport für Bilder auf ihren Re-

klamemarken nutzten (da gibt es hübsche Bilder für 5 bis 10 Euro zu erwerben), auch lässt sich manch schöne alte Ball-Blechdose für 30 bis 50 Euro gehandelt finden. Die Werbeanzeigen sind überall in den Publikumszeitschriften, gehäuft aber selbstverständlich in Zeitschriften wie dem Tennis magazin anzutreffen. Wer Boris Becker und Steffi Graf auf der Spur ist, der sollte verstärkt in die Medien der Endachtziger schauen.

Zum Nachlesen Als Literatur zur Geschichte des Tennisspiels empfehle ich Heiner Gillmeister: „Aufschlag für Walther von der Vogelweide. Tennis seit dem Mittelalter" (Knaur Verlag, München 1986). Wer sich mit Sport im Bild an sich befassen möchte, dem sei das

erwähnte Werk von Christine Walther ans Herz gelegt: „Siegertypen. Zur fotografischen Vermittlung eines gesellschaftlichen Selbstbildes um 1900." (Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2007), und speziell über den britischen TennisSport lässt sich das 2016 bei Taylor & Francis erschienene Werk „A Social History of Tennis in Britain" erwerben. „Kauf mich! Prominente als Message und Markenartikel", hg. von Volker Albus und Michael Kriegeskorte (DuMont, Köln 1999), ergänzt das Thema um den Blick auf bekannte Sportler in der Werbung. Alle Anzeigen stammen aus dem Archiv der Autorin, www.kabinettstueckchen.de.

„American Express"-Reklame mit Helga Masthoff (1978). – „Fila"-Schläger, beworben von Victor Pecci. – Ivan Lendl-„Adidas-collection" von 1986. – Milch-Reklame der „CMA" mit Tommy Haas (2006)

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FLOHMARKTPREISE n Keramik Figur „Amor“, Walter Bosse (1904 Wien 1979 Iserlohn), Keramikwerkstatt Kufstein, Austria, 1924-1936, roter Scherben, weiße Zinnglasur sowie farbige Glasur (auch in Hellgrün und als Buchstütze produziert), gemarkt an der Unterseite mit „Bosse Austria“, Höhe circa 16,5 cm. Humoreske Darstellung eines stehenden Knaben in verfremdender Anlehnung an antike römische Vorbilder. Auf dem rechten Fuß ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz, Figur auf Rundsockel stehend. Bekannt und beliebt ist Walter Bosse für seine zahlreichen grotesken Figuren (u.a. über 200 Modelle für Metzler & Ortloff/Thüringen, diverse Figuren für die Porzellanmanufaktur Augarten/Wien, Goldscheider und Goebel). Nach dem Krieg wurden Bosse-Figuren oftmals eher zu Masseartikeln, insbesondere seine Messing-Tierfiguren oder seine circa 245 Keramikfiguren für die Karlsruher Majolikamanufaktur, die in sehr hohen Auflagen produziert wurden. Hier handelt es sich um eine gesuchte Bosse-Figur aus der Kufsteiner Frühphase. Die Preise im Handel schwanken sehr, zwischen 200 und 1.000 Euro sind schon mal möglich. Flohmarktpreis: 250 Euro

n Technik Transistorradio „Atlantic 701“, Hersteller Novak Pontiac, Brüssel/Belgien, um 1961, Maße 32 x 21 x10 cm, ehemaliger Verkaufspreis 3.800 belgische Francs, aktuell circa 94 Euro). Superhet mit Langwelle, Mittelwelle und 2 x Kurzwelle, Akku/Batterie 6 x 1,5 Volt, dynamischer Ovallautsprecher, Leder/Stoff/Plastik/Segeltuch, mit Original-Tragegriff. Die Brüsseler Firma produzierte erfolgreich Radioempfänger von 1932 bis Anfang der 1970er-Jahre, u.a. die Tisch-Modelle Le Selector, Master, Benjamin U, Junior, Classic, Duplex-Lux, Lumina-Lux, Champion, Combine, Duplex, Perfect, Radio Phono, Pontiac, Rallye, Record, Select, Standard, Senior, Toover, Traveller, Vedette, diverse Auto-Radios und einige TV-Geräte. Sehr formschönes und farbenfrisches Exemplar, das besonders in den Beneluxstaaten gesucht sein dürfte. Im funktionstüchtigen Zustand können 100 bis 150 Euro zu erzielen sein.

bilden 34 Motorrad-Beiwagen-Maschinen den ersten ADAC Straßenhilfsdienst. 2013 feiert der ADAC sein 100-jähriges Bestehen. Für dieses Nachkriegs-Reklameplakat im „Zuckerguss-Verfahren“ dürften (je nach Zustand) preislich zwischen 150 bis 350 fällig sein. Die kleinere Version (circa 30 x 40 cm) könnte ungefähr die Hälfte einspielen. Flohmarktpreis: 150 Euro

Flohmarktpreis: 50 Euro

n Reklame Emailschild „ADAC Allgemeiner Deutscher Automobil Club“. Dick schabloniert mit starker Wölbung, mittig „ADAC“-Logo“, Hersteller Titan Email Münchener Emaillierwerk, 1950er-Jahre, vier Befestigungslöcher umlaufend an den Ecken, Maße 60 x 40 cm. Der ADAC entstand 1911 aus der in Stuttgart 1903 gegründeten „Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung" (DMV). Der damals schon 17.000 Mitglieder starke ADAC will sich ab 1911 um das gesamte Gebiet der motorisierten Fortbewegung kümmern: Motorrad, Motorwagen, Motorboot, Flugzeug und Luftschiff. Die ersten Verkehrsschilder werden vom ADAC aufgestellt, Autorennen veranstaltet, Kraftwagen verlost, Touristikfahrten gestartet, „Der Motorradfahrer“ und später „ADAC Sport“ und „ADAC-Motorwelt“ (ab 1925) informieren den Kraftfahrer über das Geschehen auf der Straße. 1928 09 / 17

Erscheinungstermin Oktober-Ausgabe: Abo-Versand 18.09.2017 Erstverkaufstag Handel 22.09.2017


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buchung.hoefges.com

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Termine im September 03 So Köln-Marsdorf

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