Suddeustche Zeitung

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Der Verfassungsschützer: Andreas Voßkuhle und die Euro-Rettung

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(SZ) Der Mensch ist voll mit Zweifeln, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, es beginnt ja schon bei der Frage, wann man etwas vergessen darf und wann nicht. Menschen möchten vergessen, was sie nicht vergessen können, unerfreuliche Erfahrungen in der Liebe zum Beispiel. Andererseits vergessen sie, was sie nicht vergessen möchten, etwa in der Tram oder am Geldautomaten. In der einen lassen sie den schönen schwarzen Schirm liegen, am anderen stocken sie, weil die Geheimzahlen der Bankkarte manchmal so geheim sind, dass nicht einmal der Kontoinhaber sich ihrer zu erinnern vermag. Passiert einem Menschen beides an nur einem Tag, dann steht er im Regen und sitzt doch auf dem Trockenen. Er fühlt sich dann selbst ein bisschen vergessen, und sei es nur vom Glück dieser Erde. Dabei kann im Vergessen durchaus eine Chance liegen, das hat ein Mann aus Bonn soeben erfahren dürfen, auch wenn seine Geschichte nicht durchgehend heiter daherkommt: Der Mann und seine Ehefrau beladen ihr Auto für die Fahrt in den Urlaub. Dabei streiten siesich, womöglich darüber, wie viele Koffer denn notwendigerweise einzulagern sind, und ob nun stehend oder liegend oder doch wieder ganz anders. Der Mann setzt sich wütend ins Auto, er fährt los, Stunden später ruft die Polizei auf seinem Handy an. Ob alles in Ordnung sei, schließlich habe er seine Frau zurückgelassen, sie mache sich große Sorgen. Der Mann sagt wahrheitsgemäß, dass er das Fehlen der Frau gar nicht bemerkt habe. Er dachte halt, sie säße wie immer stumm grollend auf der Rückbank, und ja, klar, er werde sofort umkehren. Folgende Frage steht im Fahrzeugraum: Welche Art des Vergessens liegt hier vor? Hat der Mann seine Frau tatsächlich vergessen, also ist ihm in seinem inneren Exil entfallen, dass er verheiratet ist? Oder hat er sich einfach nur selbst vergessen, also seine Beherrschung verloren und ist dann einfach losgefahren? Es kann ja auch sein, dass der Mann in der Stunde des Zorns das Wort wie folgt an sich selbst richtete: Ich bin seit gefühlten siebzig Jahren mit dieser Frau verheiratet. Wir sind durch dick und dünn gegangen, zuletzt leider immer mehr durch dick. Jetzt möchte ich zumindest eine Autofahrt lang fühlen, wie es sein könnte, keine Frau zu haben, sondern einfach ein zorniger alter Mann zu sein, der mit vollem Kofferraum in den Urlaub Richtung Schleswig-Holstein brettert. Der Zorn, die gepackten Koffer und die vor uns liegende Bundesstraße: Das sind die drei Größen, die uns ein paar Stundenkilometer lang vergessen lassen, dass wir uns vor Jahren für dieses oder jenes Leben entschieden haben. Aber irgendwann muss auch der zornigste alte Mann erkennen, dass der Tank fast leer ist und dass er die verführerische Idee, noch mal ganz neu durchzustarten, schlichtweg vergessen kann.

MÜNCHEN, DIENSTAG, 10. JULI 2012

68. JAHRGANG / 28. WOCHE / NR. 157 / 2,20 EURO

Machtkampf in Ägypten Verfassungsgericht erklärt Parlamentsauflösung für endgültig

Riskantes Rennen

Dieses Ritual in Pamplona ist gefährlich, lebensgefährlich sogar. Auch deswegen zieht es jährlich Hunderttausende aus aller Welt in die spanische Stadt. Drei Läufer, zwei Briten und ein Amerikaner, wurden am Montag, dem dritten Tag des San-Fermín-Festivals, von Stieren während der etwa dreiminütigen Jagd durch die Altstadt auf die Hörner genommen und verletzt. Zum Glück nur an den FOTO: DANIEL OCHOA DE OLZA/AP Beinen. Der letzte Todesfall ereignete sich vor drei Jahren. Das Volksfest läuft bis zum 14. Juli.

Meldegesetz wird entschärft Die Bundesregierung wirft den eigenen Fraktionen vor, das Regelwerk ohne Rücksprache verändert zu haben. Nun soll die Länderkammer durchsetzen, dass Bürger vor Weitergabe ihrer Daten gefragt werden müssen München – Die Bundesregierung dringt auf Änderungen des neuen Meldegesetzes und distanziert sich damit von den eigenen Bundestagsfraktionen. Der Bundestag habe an dem Gesetz eine Veränderung vorgenommen, „die nicht mit uns abgesprochen gewesen ist“, sagte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) am Montag in München. Auch aus mehreren Bundesländern kam Protest. Damit zeichnet sich eine Entschärfung des Meldegesetzes ab. Die Reform ist wegen unternehmensfreundlicher Datenschutzregeln hoch umstritten. Der Gesetzentwurf war ursprünglich vom Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorgelegt worden und sah vor, dass Bürger einwilligen müssen, wenn Unternehmen ihre Meldedaten wie Name, Wohnort oder Umzugsdatum erfahren wollen. Ende Juni verschärften dann

Abgeordnete von Union und FDP im Innenausschuss des Bundestages den Entwurf zugunsten von Werbewirtschaft und Adresshändlern. Demnach müssendieBürger der Weitergabe ihrer Angaben widersprechen. Doch auch dann dürfen Firmen die Meldedaten erfahren, wenn diese „zur Bestätigung oder Berichtigung bereits vorhandener Daten“ genutzt werden. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Bundesregierung hoffe nun, dass das Gesetz im Bundesrat gestoppt werde, damit im parlamentarischen Verfahren der Datenschutz stärker berücksichtigt werden könne. Der Bundestag hatte den Gesetzentwurf Ende Juni verabschiedet, die Länderkammer muss jedoch noch zustimmen. Dort hat Schwarz-Gelb keine eigene Mehrheit und ist deshalb auf Stimmen der Opposition angewiesen.

Auch Friedrich distanzierte sich von dem Vorgehen der Koalitionsfraktionen. Er halte die neue Regelung „für so problematisch, dass ich mir ganz sicher bin, dass der Bundesrat das verändert“, sagte er. Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sagte: „Das wird korrigiert.“ Bayern werde im Bundesrat der jetzigen Formulierung nicht zustimmen, ergänzte CSU-Generalsekretär AlexanderDobrindt nach einer Sitzung des Parteivorstandes in München. Mehrere SPD-geführte Länder forderten, dass die Bürger vor einer Weitergabe ihrer Daten gefragt werden müssten. Nordrhein-Westfalen werde im Bundesrat den Vermittlungsausschuss anrufen, um entsprechende Änderungen durchzusetzen, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD). Dies würde eine Rückkehr zum ursprünglichen

Regierungsentwurf bedeuten. Das CDU-geführte Sachsen sowie die SPD-geführten Länder Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin und Bremen kündigten ähnliche Änderungswünsche an. „Wir erwarten, dass es gelingt, die Regelungen zum Widerspruchsrecht zu verhindern, was wir für eine ganz besonders trickreiche Aushöhlung von Bürgerrechten halten“, sagte Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) der Süddeutschen Zeitung. Die FDP schob der CSU die Hauptverantwortung für die Verschärfung des Gesetzes zu. Aus Kreisen der Liberalen hieß es, der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hans Peter Uhl, habe eine Einwilligungslösung verhindert. Uhl bestritt auf Anfrage, dass er die treibende Kraft bei der Einführung der Widerspruchsregelung geR Seiten 4 und 5 wesen sei. SZ

HEUTE IN DER SZ Leitartikel Ökonomen und Politiker sind voneinander enttäuscht. Von Detlef Esslinger

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Panorama Soll in Österreichs Kaffeehäusern künftig für Leitungswasser gespendet werden?

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Feuilleton Ewald-Heinrich von Kleist stand an Stauffenbergs Seite. Heute wird er neunzig Jahre

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Wissen Wie leicht sich die Wahrnehmung und das Denken des Menschen manipulieren lassen

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Manchmal haben Diebe wirklich Pech. Wie kürzlich, als sie in einen Schacht der Telekom geklettert waren, um Kupferkabel und Leitungen zu stehlen. Dumm nur, dass just an diesem Tag zwei Techniker auf dem Weg zu ebenjenem Schacht waren. Als sie feststellten, dass er offen war, stellten sie kurzerhand ihr Auto über dem Einstiegsloch ab – und alarmierten die Polizei. Seit die Rohstoffpreise in die Höhe geschossen sind, haben Metall-Diebstähle drastisch zugenommen. EU-weit beläuft sich der Schaden nach Schätzungen von Ermittlern mittlerweile auf 8,5 Milliarden Euro. Und deshalb hat die Telekom beschlossen, jetzt Ernst zu machen – genau wie die Deutsche Bahn, der Energiekonzern RWE sowie der Verband Deutscher Metallhändler (VDM). Um Metalldieben das Leben schwer zu machen, haben der Verband und die drei Unternehmen am Montag ein Abkommen für eine „Sicherheitspartnerschaft“ ge-

Altes Eisen, heiß begehrt Bahn geht gegen Diebstahl von Leitungen und Schienen vor schlossen. Das heißt: Wenn eines der Unternehmen irgendwo Schäden feststellt, alarmiert es sofort die anderen Partner auf elektronischem Weg, damit diese ihre eigene Infrastruktur in der Region gezielt schützen können. Denn wer Kabel der Telekom klaut, ist im Zweifelsfall genauso scharf auf Leitungen von RWE oder der Bahn. Dabei ist die Telekom von den vier Partnern noch am wenigsten betroffen: 320-mal wurde sie im vergangenen Jahr Opfer von Buntmetall-Diebstählen. Bei RWE schlugen die Diebe 466-mal zu – und beider Deutschen Bahn 3000-mal.Zusammengenommen haben die drei Unternehmen vergangenes Jahr einen Schaden von 20 Millionen Euro erlitten, wobei allein 15 Millionen Euro auf die Deutsche Bahn ent-

fallen. Der unmittelbare Materialschaden sei jedoch nur die eine Seite, sagt Gerd Neubeck, der bei der Bahn für dieKonzernsicherheit zuständig ist. „Besonders ärgerlich sind die Diebstähle vor allem für unsere Kunden, die zu leiden haben, weil Strecken blockiert sind oder Züge Verspätung bekommen.“ Wie Ende Juni, als die Bahn nach einem Metall-Diebstahl die Strecke von Hamburg nach Hannover acht Stunden lang sperren – und mehr als 100 Fernund Güterzüge umleiten musste. Die Bahn ist bei den Tätern deshalb so beliebt, weil ihre Infrastruktur meist offen daliegt. Schienen, Oberleitungen und Baustellen sind oft frei zugänglich. Deshalb hat der Konzern die Sicherheitsvorkehrungen erhöht: mit häufigeren Kon-

trollen, aber auch mit einer künstlichen DNA,die per Sprühpistoleauf Kabel aufgetragen wird. Altmetallhändler, bei denen die Diebe die Ware loswerden wollen, können mit einer speziellen UV-Lampe erkennen, dass es sich um Diebesgut handelt. Doch diese Maßnahmen haben die Diebstähle nicht unterbunden. Zumal die Täter immer professioneller werden. Handelte es sich anfangs noch um Vater und Sohn, die mit Rucksäcken beladen auf rostigen Fahrrädern zum Tatort fuhren, so sind es jetzt meist perfekt ausgerüstete kriminelle Banden. Sie rücken mit dem Lieferwagen an und erbeuten gleich ganze Tonnen an Material. Durch die neue Zusammenarbeit und den engen Austausch von Informationen erhoffen sich die Projektpartner mehr Schlagkraft: „Unser Ziel ist, den Rohstoffdiebstahl vom Ort des Geschehens bis in die Absatzkette hinein einzudämmen“, sagt Neubeck. DANIELA KUHR

Medien ARD und ZDF haben fast alle Telenovelas abgesetzt. Zwei sind nicht totzukriegen TV- und Radioprogramm Politisches Buch München · Bayern Rätsel Familienanzeigen

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Spanien im Sog der Krise Trotz Hilfszusagen steigt Rendite für zehnjährige Staatsanleihen über kritische Marke von sieben Prozent / Madrid erhöht Mehrwertsteuer Brüssel – Spanien rutscht trotz zugesagter finanzieller Hilfen und eigener Reformen immer tiefer in die Krise. Unmittelbar vor dem Treffen der Euro-Finanzminister am Montagabend in Brüssel, auf dem die Ressortchefs die Bedingungen für ein Milliarden-Paket konkretisieren wollten, stieg die Rendite für zehnjährige Staatspapiere erstmals seit Mitte Juni über die Marke von sieben Prozent. Das Überschreiten der Marke gilt als kritisch, weil es mit diesem Zinssatz unmöglich ist, einen Staatshaushalt langfristig solide zu finanzieren. Die spanische Regierung wollte noch am Abend in Brüssel eine Absichtserklärung über die geplanten Finanzhilfen für ihre Banken unterzeichnen. Am Nachmittag hatten sich Unterhändler aus Madrid und der Euro-Gruppe getroffen, um die Erklä-

rung vorzubereiten. Danach soll Spanien eine „Bad Bank“ gründen, in welche die Geldhäuser ihre faulen Papiere auslagern. Zudem sollen alle Finanzinstitute des Landes ihre Geschäfte künftig mit neun Prozent Eigenkapital absichern. Die Höhe der Hilfen bleibt weiter offen. „Wir werden zuerst alle Banken genau prüfen, und zwar eine Bank nach der anderen“, sagte ein EU-Diplomat in Brüssel. Das Ergebnis werde frühestens im September erwartet. Da die Hilfen aber grundsätzlich zuvor beschlossen werden müssen, kalkulieren dieFinanzminister zunächst weiter mit 100 Milliarden Euro. Die Absichtserklärung ist auch nötig, damit die Finanzminister in ihren Heimatländern den Weg für die Hilfen freimachen können. In Deutschland muss der Bundestag in einer Sondersitzung darüber abstim-

men. Erst danach kann ein Vertrag über Bankenhilfen unterschrieben werden. Dafür ist eine Sondersitzung der Euro-Finanzminister am 20. Juli vorgesehen. Um zu verhindern, dass Madrid wegen der steigenden Finanzierungskosten bald auch um Kredite für den nationalen Haushalt bitten muss, soll die Regierung mehr Zeit bekommen, ihr Defizit abzubauen. Einen entsprechenden Vorschlag wollte EUWirtschaftskommissar Olli Rehn am Abend den Ministern unterbreiten. Danach erhält Spanien bis 2014 Zeit, das Defizit unter die drei Prozent, bezogen auf das Bruttosozialprodukt, zu drücken; derzeit liegt die Neuverschuldung bei 6,3 Prozent. Ebenfalls am Montag stellte die spanische Regierung ihre Bevölkerung auf eine höhere Mehrwertsteuer ein. Finanzminis-

ter Cristóbal Montoro sagte, Spanien habe einen der geringsten Mehrwertsteuersätze Europas. Die Steuerlast sei seit 2007 um siebenPunkte des Bruttosozialprodukts gefallen. Das entspreche 70 Milliarden Euro. Das Kabinett könnte die Erhöhung schon am Freitag beschließen. Montoro will auch prüfen, die Arbeitszeit der öffentlichen Angestellten zu verlängern. Die Krise der Euro-Zone hat nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet ein Ausmaß, das weit über die Finanzkrise nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hinausreicht. Die Beschlüsse des EU-Gipfels hätten aber das wichtige Signal gegeben, dass die Länder erkannt hätten, dass die Euro-Zone als Konstruktion verbessert werden müsse, sagte Praet. CERSTIN GAMMELIN, JAVIER CÁCERES

Kairo – Der Machtkampf zwischen dem neuen ägyptischen Staatschef Mohammed Mursi und dem mächtigen Militärrat um die Wiedereinsetzung des aufgelösten Parlaments spitzt sich zu. Das Verfassungsgericht bezeichnete sein umstrittenes Urteil zur Auflösung der Volksvertretung am Montag als „bindend“ und stellte sich damit klar auf die Seite der Generäle. Das Parlament in Kairo hatte zuvor für Dienstag eine Sitzung der Abgeordneten angekündigt. Mursi hatte das Parlament, das im Juni nach einem Urteil des Verfassungsgerichts vom Militärrat aufgelöst worden war, am Sonntag per Dekret wieder eingesetzt und war damit auf Konfrontationskurs zum Militärrat gegangen. Das Verfassungsgericht erklärte nun, alle seine Urteile und Entscheidungen seien endgültig und könnten nicht angefochten werden. Darum seien sie auch für alle staatlichen Stellen bindend. Die Richter betonten ausdrücklich, dass sich das Gericht nicht an politischen Auseinandersetzungen beteilige. Es sei aber dessen „heilige Pflicht“, die Einhaltung der Verfassung zu überwachen. In einer umstrittenen Entscheidung hatte das Verfassungsgericht Mitte Juni das Wahlgesetz für die Parlamentswahl in weiten Teilen für illegal erklärt. Kurz darauf erklärte der Militärrat das so zustande gekommene Parlament für aufgelöst und übernahm selbst die Kontrolle über die Gesetzgebung. Die Muslimbrüder, die die Mehrheit im Parlament stellen, sprachen danach von einem „StaatsR Seite 2 streich“. AFP

SPD hat wieder mehr Mitglieder als CDU Berlin – Die SPD ist wieder mitgliederstärkste Partei Deutschlands. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt es erstmals seit vier Jahren mehr Sozial- als Christdemokraten. Internen Aufstellungen der Parteien zufolge hatte die SPD Ende Juni 483 226 Mitglieder, die CDU 482 951. Bei der letzten offiziellen Bekanntgabe von Zahlen lag die SPD noch 15 Mitglieder zurück. In der Nachkriegsgeschichte hatte die SPD stets vor der CDU gelegen, erst 2008 überholten die Christ- die Sozialdemokraten. Nun hat die SPD den alten Zustand wiederhergestellt, dabei hat ihr der NRW-Wahlsieg geholfen. RRO R Seite 5

Russland liefert Syrien vorerst keine Flugzeuge Moskau – Russland hat überraschend den Verkauf von 36 militärischen Trainingsflugzeugen vom Typ Jak-130 an Syrien gestoppt. Moskau werde keine neuen Waffen liefern, bis sich die Lage in dem Krisenland stabilisiert habe, sagte Wjatscheslaw Dsirkaln von der Behörde für militärische Zusammenarbeit mit dem Ausland am Montag auf der Luftfahrtschau im britischen Farnborough laut der Agentur Interfax. Der Flugzeugdeal sei in der jetzigen SituatiR Seite 7 on „verfrüht“. DPA

Attentäter von Toulouse in TV-Sender zu hören Paris – Die Veröffentlichung der Gespräche zwischen dem Attentäter von Toulouse und der Polizei hat in Frankreich Empörung ausgelöst. Angehörige der sieben Opfer des islamistischen Täters kündigten einen Eilantrag an, um die weitere Ausstrahlung der Tonaufnahmen verbieten zu lassen. Die Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen wegen Verletzung des Ermittlungsgeheimnisses auf. Der Sender TF1 hob hervor, er sei nur seinem Informationsauftrag nachgekommen. SZ R Panorama

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THEMA DES TAGES

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Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Der Machtkampf in Ägypten Am Sonntag zeigte Präsident Mohammed Mursi Stärke, indem er das Parlament wieder zusammenrief, das der Militärrat aufgelöst hatte. Damit hat er den Generälen den Fehdehandschuh hingeworfen. Ägyptens oberstes Gericht hat jetzt entschieden, dass Mursi seine Befugnisse überschritten hat. Ein Triumph für die Generäle?

Auflösung in kleinen Schritten Wie Generäle und Islamisten die Justiz unterwandern Es ist ein Showdown der Verfassungsorgane. In Ägypten wird der Konflikt zwischen den bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen siegreichen Islamisten und den säkular orientierten Kräften des alten Regimes jetzt auf der Ebene der obersten Justiz ausgefochten. Das Verfassungsgericht hatte zunächst das von den Islamisten dominierte Unterhaus wegen eines Fehlers im WahlgesetzAnfang Juni für unrechtmäßig erklärt, der Militärrat hatte das Unterhaus kurzerhand aufgelöst. Doch die Muslimbrüder schlugen zurück: Der gerade ins Amt gewählte Staatschef Mohammed Mursi hat das Parlament wieder eingesetzt; Parlamentspräsident Saad al-Katatni, ebenfalls ein Muslimbruder, hat die Abgeordneten für diesen Dienstag zusammengerufen. Nun aber legen die Verfassungsrichter nach. Sie streiten dem Präsidenten das Recht ab, sich über ihre Entscheidung hinwegzusetzen. Spannend wird es nun am Dienstag. Das Unterhaus soll dann zur Sitzung im Kairoer Parlamentsgebäude nahe dem TahrirPlatz zusammenkommen. Ob die Armee die Eingänge zum Hohen Haus blockiert? Die Muslimbrüder dürften wie immer dafür Sorge tragen, dass ihre Anhänger in großer Zahl mit Bussen herbeigekarrt werden, um dem „Volkswillen“ lautstark Ausdruck zu verleihen. Um das Chaoskomplett zu machen, soll morgen eine weitere Gerichtsentscheidung fallen. Das oberste Verwaltungsgericht muss entscheiden, ob der Militärrat rechtmäßig gehandelt hat, als er das Parlament auflöste. Für Mohammed Mursi (Mitte) ist entscheidend, die wichtigsten Posten im Schaltzentrum mit eigenen Leuten zu besetzen: der Präsident, beschützt durch Mitglieder seiner Sicherheitstruppe.

FOTO: AMR ABDALLAH DALSH/REUTERS

Verschleierte Ziele Die Islamisten lassen die Welt im Unklaren, wie Ägypten als Muslimbrüder-Staat aussehen könnte. Die im Hintergrund herrschenden Generäle geben nicht zu erkennen, auf wie viel Macht sie verzichten wollen. Das bringt die Gerichte in eine Schlüsselposition. Doch wer hat dort das Sagen? VON TOMAS AVENARIUS

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er neue Präsident Ägyptens versucht sich am Ausmisten seines Augias-Stalls, aber er wirkt nicht wie ein Herkules. Mohammed Mursi, Sieger der Präsidentschaftswahl vor wenigen Wochen, ist vor Kurzem in den Palast seines gestürzten Vorgängers Hosni Mubarak eingezogen. Der Muslimbruder, dem von den Generälen die Amtsgewalt beschnitten wurde, lebt dort mit seiner Ehefrau Naglaa. Umgeben ist er von Mubaraks alten Seilschaften. Dass die gut 600-köpfige ehemalige Entourage des gestürzten Diktators über das mütterchenhafte Auftreten der First Lady lacht, kann dem sich bescheiden gebenden Mursi gleichgültig sein. Für ihn ist es nur von Nutzen, dass seine Frau nicht so auftritt wie einst die Mubarak-Gattin Suzanne: Naglaa ist die ägyptische Frau Jedermann. Sie ist religiös, trägt einen über Brust und Rücken reichenden Schleier, ist ein wenig drall um die Hüfte und gekleidet nach der vorvorletzten Mode. Wichtiger als Äußerlichkeiten ist für den Islamisten Mursi, dass er die entscheidenden Posten im politischen Schaltzentrum des Landes mit eigenen Leuten besetzen und die verbleibenden Mubarak-Getreuen isolieren kann. Ägypten ist eine Präsidial-Republik, der Staatschef hat umfassende Vollmachten, und die Buchhaltung des Palasts ist ein Labyrinth, in dem zahlreiche Reptilienfonds verborgen sind, aus denen sich Zeitungsberichten zufolge weite Teile der Korruption in den 30 Mubarak-

Jahren speisten. Der Staatschef verfügt über einen Fuhrpark mit 952 Autos, zwölf Flugzeugen und drei Helikoptern, über Paläste und Gästehäuser landesweit. Ferner gibt es eine Reihe inoffizieller Konten, aus denen die höheren Angestellten sich bedienten. Weil das Militär auch nach der Präsidentschaftswahl die Macht auf kaum verhohlene Weise in den Händen hält, muss Mursi den Staatsapparat so schnell wie möglich in den Griff bekommen. Nicht nur im Palast, sondern landesweit. Ein früherer Palast-Mitarbeiter sagte dem Egypt Independent: „Der Präsident hat jedes Recht, neue Leute einzustellen. Die große Frage wird sein, ob diese Leute mit den alten Mitarbeitern zusammenarbeiten.“

Das Experiment in Ägypten wird Folgen für die ganze arabische Welt haben Selbst wenn die alten Mubarak-Vertrauten verbissen mauern: Ägypten ist auf dem Weg, ein wie auch immer gearteter islamischer Staat zu werden; Muslimbrüder werden bald an den Schaltstellen des bevölkerungsreichsten Landes der arabischen Welt sitzen. Die Fundamentalisten als Gewinner der Revolution vom 25. Januar 2011 – sie hatten beim Ausbruch des Aufstands wenig riskiert, an den Wahlurnen aber reiche Ernte eingefahren – haben es sich seit 84 Jahren auf die Fahne geschrieben, dass die Beachtung der islamischen Moral die Gesellschaft bessern und die

Scharia, das islamische Gesetz, Grundlage der Gesellschaft sein solle. In Ägypten mit seinen mindestens zehn Prozent Christen und seiner säkularen Minderheit findet ein Experiment statt, das auch auf die gesamte Region ausstrahlen und andere Islamisten bestärken wird – ob im Gazastreifen, in Syrien, Tunesien oder Libyen. Wie der Muslimbrüder-Staat aussehen könnte, darüber schweigen die führenden Brüder sich aus. Ihre öffentlichen Reformversprechen erinnern mehr an Verschleierungstaktik denn an programmatische Erneuerung der Grundsätze, die der Gründer Hassanal-Banna 1928, zu Zeiten der ägyptischen Monarchie, festgelegt hat. Ihr Bekenntnis, sie wollten einen „zivilen Staat mit islamischer Komponente“, ist nach der Meinung ihrer Kritiker nichts wert, solange sich nicht erweist, dass die Rechte der Christen und der Opposition gewahrt sowie die säkularen Staatsinstitutionen erhalten bleiben. Wie glaubwürdig die Muslimbrüder sind, wird sich in Ägypten also schon bald erweisen. Anhaltspunkte gibt es. Die Brüder haben nach der Anti-Mubarak-Revolution gezeigt, dass sich bei ihnen Wort und Tat unterscheiden. Sie verkündeten, dass sie weder eine starke Fraktion im Parlament noch einen eigenen Präsidenten stellen wollen. Beides haben sie nun, auch wenn das Parlament wegen der Islamisten-Lastigkeit vom Verfassungsgericht und dem Militär gerade aufgelöst worden ist, offiziell wegen eines Fehlers im Wahlgesetz. Auch bei der Regierungsbildung zeichnet

sich ab, dass die Muslimbrüder alle Macht an sich reißen wollen. Hieß es zunächst, der vom Präsidenten zu ernennende Premierminister solle ein parteiloser Technokrat sein und das Kabinett nicht von Brüdern dominiert werden, so ist inzwischen ein hartleibiger Muslimbruder im Gespräch für dieses Amt: Khairat al-Schater, seit Jahrzehnten Mitglied der Betonfraktion in der Islamistenorganisation. Schater sollte eigentlich bei der Präsidentschaftswahl antreten, doch ein Gericht verbot ihm die Kandidatur wegen einer Gefängnisstrafe in der Mubarak-Zeit. Der reiche Geschäftsmann hat weit mehr Einfluss in der Organisation als Mursi, der bei der Präsidentenwahl als Ersatzkandidat eingesprungen war und als Mann der zweiten Reihe gilt. Sollte Schater Premier werden, dann wäre die Gerichtsentscheidung, ihn vom Zentrum der Macht fernzuhalten, umgangen worden. Auch Mursis Versprechen, eine Frau und einen Christen zu seinen Stellvertretern zu machen, blieb bislang unerfüllt. Dennoch betonen die Brüder, mit allen Gruppen und Parteien gemeinsam regieren zu wollen: „Wir stehen mit allen politischen Kräften für dieselben Forderungen“, so der Abgeordnete Khaled Deeb. Die 19 nach dem Mubarak-Sturz im Obersten Militärrat versammelten Generäle und Admirale scheinen inoffiziell akzeptiert zu haben, dass die Islamisierung Ägyptens derzeit nicht gestoppt werden kann. Sie hoffen offenbar, die Fundamentalisten nach Vorbild des türkischen Militärs mit

einer immerwährenden Putschdrohung in Schach halten zu können. Die Frage ist, ob das geht: Die Brüder haben keine Panzer, können aber die Straße mobilisieren; die Revolutionsbühne Tahrir-Platz ist inzwischen in der Hand der Islamisten. Gegen Zehntausende oder Hunderttausende Protestierende können die Generäle ebenso wenig ausrichten wie seinerzeit Mubarak: In Ägyptens Armee dienen Wehrpflichtige, in fast jeder Familie trägt ein Sohn, Bruder oder Vetter Uniform. Diese Soldaten werden kaum auf das Volk schießen. So dürfte der lange Marsch der Muslimbrüder durch Staat und Institutionen den langsamen Rückzug der Generäle befördern.

Hunderte Bürger warten vor dem Palast auf ein Treffen mit Mursi Auf Mursi, den unfreiwilligen Herkules im Präsidentenpalast, warten aber noch größere Herausforderungen als die Säuberung des Staatsapparats von den MubarakGetreuen. Auf persönliche Einladung des Staatschefs hin stehen seit Tagen Hunderte Bürger vor dem Tor seines Palastes. Sie erinnern sich der Wahlversprechen der Muslimbrüder, erhoffen sich von einem persönlichen Treffen mit dem Präsidenten die Lösung ihrer Probleme: Jobs, Wohnungen, Hilfe bei Krankheit, Schuldbildung für die Kinder. Der wirtschaftliche Aufbau Ägyptens ist die wirkliche Nagelprobe für die Muslimbrüder.

Das Verfassungsgericht steht offenbar auf Seiten des Militärs Eigentlich hätte diese Entscheidung bereits am Montag fallen sollen. Die Vertagung auf Dienstag zeigt, dass der Konflikt auch hinter den Kulissen ausgetragen wird und die Unabhängigkeit der ägyptischen Justiz zweifelhaft ist. Die obersten Richter wurden noch vom gestürzten Staatschef Hosni Mubarak ernannt, sie stehen im Kontakt zum Obersten Militärrat. Der hat die Macht nach der Wahl Mursis zum Präsidenten zwar offiziell wieder in zivile Hände gegeben, gleichzeitig aber die Vollmachten des Präsidenten beschnitten, die Legislative und das Budgetrecht bis zur Neuwahl eines Parlaments an sich gerissen. Bei all dem hat sich das Verfassungsgericht offenbar auf die Seite des Militärs geschlagen. Gekippt wurde das Parlament aufgrund eines Fehlers im neuen Wahlgesetz, der die Direktwahl eines Drittels der Abgeordneten des Unterhauses betrifft. Die Islamisten hatten fast nur Männer aus der zweiten Reihe auf die Listen ihrer Parteien gesetzt und die bekanntesten Parteipolitiker dafür als Direktkandidaten antreten lassen. Das war ungesetzlich. Generäle und Juristen hatten den Fehler angeblich bewusst übersehen, um später eine Handhabe gegen die Muslimbrüder und die einen noch strengeren Islamismus predigenden Salafisten zu haben. Dies zumindest behauptete jüngst eine ägyptische Verfassungsrichterin. Ob die Generäle Erfolg haben beim Versuch, den Machtkampf nicht auf der Straße, sondern vor den höchsten Gerichten für sich zu entscheiden, erscheint als zweifelhaft. Trotz der Bestallung hoher Richter durch das Mubarak-Regime haben die Muslimbrüder die Justiz des Landes über Jahrzehnte hin unterwandert, Teile der Richterschaft zählen zu ihren Unterstützern. Zudem können die Brüder jederzeit ihre Anhänger zusammenrufen: Das Unterhaus ist keine 300 Meter vom Tahrir-Platz entfernt. TOMAS AVENARIUS

AUSSENANSICHT

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wei Wochen sind nach dem UN-Gipfel Rio+20 vergangen. Der Staub hat sich gelegt, so wie auch die diplomatische Lobhudelei für das Gastland Brasilien. Reflexion ist angesagt und ein Blick auf die Zukunft von Großkonferenzen. Das konkrete Ergebnis war null. Mit Mühe konnte verhindert werden, dass die Ergebnisse des ökologisch ehrgeizigen Erdgipfels von Rio de Janeiro 1992 zerfleddert wurden. Das wäre dann Rio minus 20 gewesen. Und genau das hätte Brasilien, den USA und fast allen Entwicklungsländern gut gefallen. Wirtschaft, Wachstum, Freihandel waren deren Agenda, Nachhaltigkeit nur noch ein Tarnwort. Die Umwelt galt den meisten Verhandlern nur noch als Störenfried im Wachstumsrausch. Das ist nun karikaturhaft überzogen. Die Entwicklungsländer wollen halt Entwicklung. Das wollten sie schon immer. Und der Norden will Arbeitsplätze, das wollte er schon immer. Wenn Menschen verhandeln, geht es immer um Menschen. Wir leben im Anthropozän, so nennt es Nobelpreisträger Paul Crutzen. Der Erdgipfel von Rio 1992 war die Ausnahme von dieser Regel. Das Aufatmen nach dem Ende des Kalten Krieges führte 1992 zu einer Aufbruchsstimmung. Eine Welt des Friedens und der gesunden Umwelt wurde beschworen. Da wurde die Klima-Rahmenkonvention beschlossen. Da wurde die Biodiversitätskonvention beschlossen, um die Ausrottung von Tier-

Rio+20=0 USA und Entwicklungsländer haben den Nachhaltigkeitsgipfel scheitern lassen. Jetzt ist Zeit für Allianzen der Willigen: Wer mitmacht, gewinnt Von Ernst Ulrich von Weizsäcker und Pflanzenarten endlich zu stoppen und den Norden zu verpflichten, dem Süden einen fairen Ausgleich für die Entnahme von biologischen Schätzen zu geben. Da wurde die Agenda 21 beschlossen, das ökologischökonomische Pflichtenheft für das 21. Jahrhundert. Und die Rio-Prinzipien gaben allem einen grundsätzlichen Rahmen, unter Einschluss des von den USA sonst immer abgelehnten Vorsorgeprinzips. Ökologisch gesehen war Rio 1992 gar nicht zu toppen. Aber man hätte sich 20 Jahre später konkrete Schritte zur Umsetzung gewünscht. Genau das scheiterte aber am ökonomistischen Zeitgeist. Es gab einzelne positive Aspekte. Technikfolgenabschätzung wurde endlich auf UN-Ebene als wünschenswert verankert, auch eine Wohlstandserfassung jenseits des Umsatzmaßstabs BIP wurde gutgeheißen. Und im Lager der neun „Major Groups“ (Frauen, Arbeitnehmer, Umweltgruppen, Indigene, Wissenschaft u. a.) gab es unter acht von ihnen einen vielversprechenden Vorschlag; bloß die neunte Major Group, Business, war dagegen.

Achim Steiner, der Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms UNEP, hatte an sich gute Vorarbeit für Rio geleistet: Die Green Economy sollte es richten. Wachstum ja, aber naturverträglich. Sofort jedoch kam Misstrauen der Entwicklungsländer auf: Grüne Wirtschaft dient doch bloß dem reichen Norden, der sich den teuren Umweltschutz bereits leisten kann. Und die Europäer haben doch nichts anderes im Sinn als Protektionismus, und diesmal malen sie diesen eben grün an.

Wenn Europäer und Asiaten sich auf eine Effizienzpolitik einigen, haben die anderen das Nachsehen Achim Steiner, die europäischen und afrikanischen Staaten wünschten sich auch die längst überfällige Aufwertung des UNEP von einem Programm zu einer eigenständigen UN-Organisation. Doch aus Washington schallte es: nicht mit uns. Neue Organisationen sind nicht im Interesse Amerikas. Dieser Standardsatz genügt für das US-

amerikanische Veto. Seit Ronald Reagan in den frühen 1980er Jahren haben die USA aufgehört, internationale Vereinbarungen zu wollen. Also sabotieren sie den Prozess. Wenn Obama es gewagt hätte, in Rio aufzutauchen und sich kooperativ zu zeigen (ich unterstelle ihm, dass er das gern getan hätte), hätte das seine Wahlchancen im Herbst schwer belastet: Die Mitte der USA, das Heartland America, tickt anders. Da herrscht die „mir san mir“-Mentalität. Für einen gewissen Senator aus Oklahoma gibt es kein Klimaproblem, kein Biodiversitätsproblem und keine „green economy“. Draußen gibt es für ihn nur die sozialistischen Europäer, die gefährlichen Chinesen, terroristische Muslime, die nimmersatten Entwicklungsländer, und obendrauf die UNO, die der amerikanische Steuerzahler schrecklicherweise auch noch mitfinanzieren muss. Wenn sich hundert Millionen Wahlberechtigte mit diesem einfachen Weltbild begnügen, ist es schwierig, das Land zu regieren. Nach dem Null-Ergebnis von Rio+20 macht sich die Stimmung breit, solche

Großkonferenzen machten heute keinen Sinn mehr. Diese Resignation ist exakt das, was konservative Amerikaner wollen. Global Governance halten sie für anmaßend und Amerika-feindlich. Lasst doch die Märkte entscheiden, wohin die Welt steuert, das ist die Ausrede der Verhandlungssaboteure. Wenn sich diese Stimmung weltweit durchsetzt, war es ein wirklicher Katastrophengipfel, nicht nur ein Null-Gipfel. Doch wo ist dann die Perspektive? Nun, ich sehe sie in Allianzen der Willigen. Für die weltweite Durchsetzung der Hühnerzucht oder des Laptops bedurfte es keiner weltweiten vetofreien Konferenzen. Die Pioniere waren die Gewinner, nicht die Verlierer. Es kommt also darauf an, ökologische Pioniere zu Gewinnern zu machen. Bei der lokalen Schadstoffbekämpfung haben wir das geschafft. Im Schmutz und Gift will keiner mehr leben. Die nächste Phase ist die Überwindung der Verschwendung. Wer so leben will wie die Leute in Oklahoma, ist auf Dauer auf billiges Öl angewiesen. Das geht mit Peak Oil zu Ende. Europa und Asien haben hier einen Vorteil, und den können sie noch weiter ausbauen. Ich plädiere für eine Verfünffachung der Energie- und Ressourcenproduktivität. Wer da die Nase vorn hat, braucht den Welthandel nicht zu fürchten. Ich plädiere weiter dafür, Energie und Rohstoffe in dem Umfang teurer zu machen, wie die Effizienz zunimmt. Dann steigen die monatlichen Energiekosten im

Durchschnitt nicht an. Mit Sonderregeln für ärmere Haushalte und die Industrie kann man Brüche vermeiden. Die verlässliche Erwartung eines Preispfads dieser Art beschleunigt die Effizienzverbesserung enorm. Man wird unabhängiger von Ölimporten und feiert Exporterfolge mit Effizienz. Wenn wir Europäer uns mit Asiaten auf so eine Politik einigen, wächst der Markt für grüne Technik sprunghaft an. Das Nachsehen haben die, die uns in Rio+20 ständig geärgert haben, und es bleibt ihnen auf Dauer keine andere Wahl als mitzumachen. Dann kann man weiterzu Großkonferenzen zusammenkommen. Die sind durchaus nützlich für die Bewusstseinsbildung, den Druck in Richtung von Anstandsregeln und technischen Standards. Sie müssen nur unterfüttert werden mit halbwegs konkreten Ergebnissen, umgesetzt durch die Allianzen der Willigen. Dann könnte sich zeigen: Wer mitmacht, gewinnt.

Ernst Ulrich von Weizsäcker, 73, ist Naturwissenschaftler und Politiker. Von 1998 bis 2005 saß er für die SPD im Bundestag. Heute ist er Co-Vorsitzender des International Resource Panel, eines UN-Ausschusses für Nachhaltigkeit. FOTO: DAPD


DIE SEITE DREI

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

VON HERIBERT PRANTL

M

acht passt eigentlich nicht zu diesem Gesicht: Der wahrscheinlich mächtigste Mann Deutschlands hat ein sympathisches Bubengesicht mit Pausbacken. Man könnte sich gut vorstellen, dass er „Die Sendung mit der Maus“ moderiert. Tut er aber nicht. Er moderiert das Bundesverfassungsgericht, das neben dem US-Supreme-Court mächtigste Gericht der Welt. Er ist der Präsident dort – der jüngste, den dieses Gericht je hatte. 44 war er, als er zum Vizepräsidenten berufen wurde; 45 war er, als der Zweite Senat unter seiner Leitung das Lissabon-Urteil ersann, das dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert als das genialste Urteil gilt, das in Karlsruhe je gefällt worden ist; mit 46 wurde er Präsident. Das Lissabon-Urteil war ein „Yes, we can“-Urteil: Ja, wir können Europa bauen. Ja, wir können die europäische Integration fortsetzen. Ja, wir können Europa stark machen. Ja – aber wir können das nur dann, wenn wir die Grundsätze der Demokratie beachten, in deren Zentrum der Wille des Volkes steht. Das war im Jahr 2009 die große Botschaft aus Karlsruhe. Was folgt daraus heute, drei Jahre später? „Erlaubt das Grundgesetz noch mehr Integration?“, wurde Voßkuhle im September 2011 gefragt, als das Verfassungsgericht den ersten der Euro-Rettungsschirme mit knapper Not genehmigt hatte. Seine Antwort: „Ich denke, der Rahmen ist wohl weitgehend ausgeschöpft.“ Ist er das? Geht also Europa so lange nach Karlsruhe, bis es bricht? Bei Voßkuhle bricht so schnell nichts. Und wenn etwas zerbrochen ist, dann ist der Mann mit dem Bubengesicht einer, der die Scherben sorgfältig zusammenfügt. Scherben kitten ist seine Spezialität. Soeben ist in Deutschland das Mediationsgesetz in Kraft getreten, ein Gesetz, das die gütliche Einigung ins Zentrum eines Rechtsstreits rückt; das Recht soll kein Kampf mehr sein. Vielleicht wird man dieses Gesetz eines Tages Voßkuhle-Gesetz nennen, weil er der Prototyp eines Mediators ist – einer, der es schafft, die zerstrittensten Leute zu befrieden und die verfahrenste Situation zu retten. Rivalitäten glätten, Spannungen abbauen, Allianzen schmieden: Das kann er gut, sein bübisches Aussehen hilft ihm dabei. Deshalb war er der Favorit der Kanzlerin für das Amt des Bundespräsidenten.

HBG

Der Verfassungsschützer Andreas Voßkuhle leitet das berühmteste Gericht der Welt, und bisher hat er das gut gemacht. Nun wartet Europa auf ein historisches Urteil: Erlaubt das Grundgesetz die Euro-Rettung?

oder juristisch unterbelichtet hält, vermeidet er es peinlich, diesem seinen Befund auch nur anzudeuten – er behandelt ihn nur noch freundlicher, als es ohnehin seine Art ist. Er kann es sich allerdings nicht verkneifen, später, hintenherum, zu lästern. Das ist das kleine Lindenblatt des Andreas Voßkuhle. Hätte er an diesem Montag, am Tag vor der mündlichen Verhandlung, den Kritikern gegenübergestanden, er wäre ganz besonders freundlich gewesen – zum Beispiel zum FDP-Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff, der in einem Interview dem Verfassungsgericht eine „besorgniserregende“ Unkenntnis in europäischen Angelegenheiten vorgeworfen hat. Professor Voßkuhle würde den Herrn, der seit 2004 für die FDP im Europaparlament sitzt und einen Master in Neuerer Europäischer Geschichte gemacht hat, so lange und intensiv befragen und um Aufklärung bitten, bis der nicht mehr weiß, ob er Graf oder Gräfin ist.

Seine Mission heißt Demokratie. Wie bleibt sie in Deutschland, wie kommt sie nach Europa?

Wie schafft er das, all die Richter auf eine Linie zu bringen? Das Geheimnis klärt sich in der Küche Andreas Voßkuhle ist ein politischer Professor, ein politischer Richter. Er passt wunderbar nach Karlsruhe. Seit seiner Gründung ist dieses Gericht ein politisches Gericht: Wer darüber entscheidet und entscheiden darf, was Politik machen darf und was nicht, der macht Politik. Aber noch nie hat das Gericht so viel Politik machen müssen wie heute: Es macht deutsche Politik, es macht europäische Politik, es macht Weltpolitik. Andreas Voßkuhle eröffnet und leitet an diesem Dienstag eine geschichts- und schicksalsträchtige Verhandlung: Es geht um den Fiskalpakt und um den Rettungsschirm ESM. Es ist zunächst einmal nur die vorläufige Entscheidung in dieser Sache zu fällen, noch nicht das große, noch nicht das finale Urteil. Aber in diesen Tagen, in denen Europa fiebert und vibriert, kann eine vorläufige Entscheidung eine endgültige sein. Zum Aufruf in Karlsruhe kommt die Sache Europa, zum Aufruf kommt die Zukunft des Grundgesetzes und die der Europäischen Union. Deutschland ist das stärkste Land der Union, das Bundesverfassungsgericht das stärkste Gericht der Union; ein Leitgericht für alle anderen Gerichte – beliebt, gerühmt, bewundert; es ist ein schwarz-rot-goldenes Gericht, aber sein Spruch in Sachen Europa hat Wirkung urbi et orbi. Michael Zürn, Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin und Professor für internationale Beziehungen, ein Nichtjurist, hat, regelrecht erstaunt, in einem Buch zum 60. Jubiläum über das Bundesverfassungsgericht geschrieben: „Bekannter als das Oktoberfest und trotzdem bewundert vom französischen Nachbarn – damit ist das scheinbar Unmögliche erreicht.“ Andreas Voßkuhle muss nun das scheinbar Unmögliche noch übertreffen: Er muss mitseinen Kollegen vom Zweiten Senat Wege finden, wie man, so formuliert das Zürn, „die Grenzen des methodologischen Nationalismus im Zeitalter der Globalisierung“ überwindet und dabei das Grundgesetz achtet. Also: Wie bringt man herrschaftsausübende EU-Organe so unter Kontrolle, wie es die Demokratie verlangt? Das ist das eine Problem, das die Richter umtreibt. Und das andere Problem ist dies: Wie erhält und stabilisiert man handlungsfähige Institutionen jenseits des Nationalstaats? Sind sie noch handlungsfähig, wenn man sie der Kontrolle von 27 nationalen Parlamenten unterwirft? Der Philosoph Jürgen Habermas, ein Geistes- und Herzenseuropäer, klagt immer wieder über einen „Abbau der Demokratie“ durch die Selbstermächtigung des Europäischen Rates, also der EU-Regierungschefs. Hier hat er Voßkuhle an seiner Seite: Der hat etwas dagegen, dass die Europäer ihr Haus bauen wie einst die Bewohner von Schilda: ohne Licht. Voßkuhle weiß, dass man die Demokratie nicht in Säcken ins Haus tragen kann; man muss Fenster in die Mauern brechen. Voßkuhle und Co. sind Koryphäen des Staats- und Europarechts; sie haben schon eine Vorstellung davon, wie man Europa demokratisch konstruieren könnte. So vielleicht: ein starkes Europaparlament als erste Kammer, in der sich die Stärken der nationalen Parlamente potenzieren; eine zweite Kammer, bestehend aus den nationalen Regierungen; und die EU-Kommission als europäische Regierung. Aber: Solche Vor-

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Andreas Voßkuhle im Bundesverfassungsgericht. Noch nie haben die Karlsruher Richter so viel Politik gemacht – deutsche Politik und auch Weltpolitik. stellungen helfen nicht weiter, denn das Gericht in Karlsruhe ist nicht der Architekt des europäischen Hauses, sondern eher eine Art TÜV. Das Gericht hat die Macht, alles zu prüfen, aber nicht die Macht, alles zu entwerfen und zu konstruieren. Andreas Voßkuhle, geboren 1963 in Detmold, Jurastudium in Bayreuth und München, ist einer, der schon von seiner Größe her Übersicht hat: ein baumlanger Kerl; mit seinen 1,95 Metern würde er ins Altpreußische Infanterieregiment Nr. 6 passen, in die Leibgarde des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm. Aber mit dem Militärischen und dem Martialischen hat es Voßkuhle nicht so. Ein wenig schlaksig kommt er daher, hält sich immer etwas nach vorn gebeugt. Das macht beim Gehen den Eindruck, als ziehe ihn etwas unweigerlich voran, als strebe er eilend und neugierig vorwärts, um nichts zu verpassen. Das passt zu einem Mann, der schon im jugendlichen Professorenalter alles erreicht hatte, was ein Juristenherz begehrt – Wissenschaftspreise, wissenschaftliche Anerkennung, den Direktorenposten des Freiburger Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie. Als er an der Universität Freiburg Rektor wurde, schaffte er es dort in kürzester Zeit, in den zerstrittenen Universitätsgremien Frieden zu stiften. Acht Wochen später wurde er nach Karlsruhe berufen; seit vier Jahren präsidiert er dort unter dem Bundesadler. Zu den größten Geheimnissen der Republik gehört das Beratungsgeheimnis in Karlsruhe. Wie schafft es Voßkuhle, die Eigenheiten und Eitelkeiten, den Eigensinn und den Stolz, die intellektuelle Schärfe und den Hochmut verschiedenster Richterpersönlichkeiten einzuhegen und dann ein einhelliges Urteil zu destillieren? Das Geheimnis lüftet sich in seiner Küche, bei ihm zu Hause. Die Küche ist sein Lieblingsort – der Ort, an dem das Fleisch geklopft,

der Fisch entgrätet, das Gemüse gegart und das Essen abgeschmeckt wird. Man muss ihn am Küchentisch erleben. Man muss erleben, wie er ein großes Essen vorbereitet. Bei Voßkuhles setzt man sich nicht an die gedeckte Tafel und wartet, was aufgetragen wird. Eine Einladung bei dem kinderlosen Juristenpaar – seine Frau ist Vizepräsidentin des Landgerichts in Freiburg – beginnt in der Küche: Der eine Gast putzt die Pilze, der andere die Bohnen, der dritte wäscht den Salat. Zu diesem Arbeitsessen gibt es ein Arbeitsweinchen. Natürlich hat der Gastgeber alles sorgfältig vorbereitet, natürlich steht die Menüfolge fest; aber es entsteht alles gemeinsam. Jeder hat seinen Part, jeder hat was zu schnippeln, zu sieden und zu kochen, jeder etwas zu reden: Es geht um die Nudel, die Küchenrolle und um die Welt. Voßkuhle selbst rührt das Dressing. Man ahnt, wie er als oberster Richter agiert.

Voßkuhle will Menschen nicht von oben herab begegnen, er will sie für sich einnehmen Eigentlich ist Voßkuhle ja nicht mächtiger als jeder andere seiner Richterkollegen in Karlsruhe. Gewiss: Er ist der Präsident, aber der hat bei der Beratung und beim Urteil nur eine Stimme. Es gibt keinen Stichentscheid. Der Präsident ist Erster unter Gleichen – aber in dieser Rolle ist er ein begnadeter Abschmecker. Er rennt mit seiner Meinung nie voraus, er jongliert mit den Kräfteverhältnissen, sucht, eine gemeinsame Linie aus der Vielfalt zu entwickeln. Er hat da seine Tricks: DemonstrativeBescheidenheit gehört dazu, hinter der aber die Lust auf Anerkennung und Bestätigung durchschimmert. Er ist durchaus eitel in seiner Bescheidenheit und sonnt sich dis-

kret im Ansehen des Amtes. Wie kaum einem Karlsruher Präsidenten zuvor ist es ihm gelungen, dass er mit der Institution gleichgesetzt wird. Er ist nicht nur der Präsident, er ist das Gericht, er ist der Gegenspieler der Regierung – jedenfalls wird ihm diese Rolle in der Öffentlichkeit zugeschrieben, zumal nachdem er Angela Merkels Angebot, Bundespräsident zu werden, ausgeschlagen hat. Er nimmt diese Rolle des Widerparts an, vordergründig zwar bestreitend, aber insgeheim doch geschmeichelt. Wenn er mit einem redet, sieht das aus wie ein intuitives Hinbeugen. Er wendet sich dem Gesprächspartner zuneigend zu, er sucht Nähe; er will Menschen nicht von oben herab begegnen, er will sie für sich einnehmen. Anders als sein Vorgänger HansJürgen Papier hat er nichts Statuarisches, nichts Steif-Gravitätisches, nichts würdevoll Präsidiales. Er schaut aus wie ein großer Junge, den Schalk in den Augen – so wie ein kluger Klassensprecher, der gerade zum Schulsprecher gewählt wurde, einer, den alle mögen, weil er aufmerksam zuhören und gute Stimmung machen kann. Aber man würde ihn unterschätzen, wenn man annähme, allein das zeichne ihn aus: Er ist zielstrebig, er will Einfluss nehmen, kann Härte zeigen, energisch sein, resolut – und, ganz selten, fast pampig. Aber das verbirgt er lieber, er kommt damit nur dann aus der Deckung, wenn es ihm dramaturgisch geboten erscheint. Er bringt erst seine Frohnatur und seine Nettigkeit gezielt zum Einsatz, spielt auf der Klaviatur des Taktierens und genießt das respektvolle Raunen und Staunen, wenn er sich dann zum wohlkalkulierten Zeitpunkt auf die Bühne begibt: so wie beim Lissabon-Urteil. Niemand hatte dem Zweiten Senat damals ein einstimmiges Urteil zugetraut. Das Urteil war wie ein juristisches Weltwunder. Der Mann hat hervorragende Qualitäten: eine schnelle Auffassungsgabe, eine

FOTO: REGINA SCHMEKEN

kräftige Portion Selbstbewusstsein, großen, sehr großen Ehrgeiz, den sein heiteres Gemüt erträglich macht; er vermag wohltemperiert und eloquent zu reden, und er kümmert sich um seine Leute, seien sie Wachtmeister oder Verfassungsrichter. Voßkuhles Vater war ein begeisterter Verwaltungsjurist, der die Freude am gestaltenden Verwalten seinem Sohn vererbt hat, der ein begeisterter Verwaltungswissenschaftler wurde – und der sogar eine so elitäre Verwaltung wie die des Bundesverfassungsgerichts schnell für sich gewinnt. Bei den Bediensteten des Gerichts ist er einer der beliebtesten Chefs, die es dort je gab. Er beherrscht die kleinen Gesten und die große Zuwendung. All das hat er auf seinem Werdegang mit Kalkül und Erfolg erprobt. So entstand das Bild eines souveränen und analytischen Durchblickers, eines zielstrebigen Siegertypen und großen Kommunikators. Vielleicht ist etliches davon nur Maskerade, die seine heimliche Angst, vielleicht doch nur Mittelmaß zu sein, übertünchen will. Manchmal scheint es fast, als denke Voßkuhle sich aus, wie er in der Rolle, die er gerade einnimmt, eine gute Figur machen und möglichst viel Beifall erhalten kann. Und dann spielt er diese Rolle nach dem selbst kreierten Zuschnitt meisterlich, mit all der betonten Bescheidenheit, von der er weiß, dass sie ihm gut steht – sodass niemand zweifelt, dass er die beste Besetzung für dieses Amt ist. Das stimmt wohl auch, nicht zuletzt wegen Voßkuhles ambitionierter Ambivalenz, diezwischen Selbstüberhöhung und Selbstkritik schwankt. Auch das macht ihn sympathisch. Voßkuhle schätzt die Kanzlerin. So gut wie über Angela Merkel denkt er aber nicht über alle Politiker. Sein Urteil ist schnell und am Maßstab seiner eigenen großen geistigen Fähigkeiten gefällt. Wenn er einen Gesprächspartner für intellektuell

Was der Richter Voßkuhle wirklich denkt, ist schwer auszumachen, seine politische Haltung ist schwer zu fassen. Er hat zwar in der Vergangenheit des Öfteren seine Nähe zur SPD bekundet, er war ab und an bei den Treffen des noblen Adolf-ArndtKreises, er hat es aber vermieden, sich parteilich zu binden. Er will als intellektueller Freigeist figurieren, mit linksliberalem Touch. Den Fast-Bundespräsidenten Voßkuhle und den amtierenden Bundespräsidenten Joachim Gauck verbindet, dass sie sowohl konservativ als liberal und zugleich links sein wollen – mit dem Unterschied, dass Gauck nach rechts tendiert und Voßkuhle sich eher links angehaucht gibt. Das Gauck’sche Pathos fehlt ihm komplett, aber dafür hat auch Voßkuhle seine Mission gefunden. Sie heißt Demokratie: Wie bleibt die Demokratie in Deutschland und wie kommt sie nach Europa? In der Rolle des Demokratie-Garanten wird Voßkuhle immer sicherer, souveräner und selbstbewusster. Als er vor vier Jahren, auch zu seiner eigenen Überraschung, ins Gericht gewählt worden war, hatte er sich erst einmal in Zurückhaltung und Bescheidenheit geübt. Er tat so, als komme er als Lehrling, wenn auch als professoraler. Wer ihm das abnahm, täuschte sich. Still im Hintergrund begann er damals, mit jedem seiner Richterkollegen aus dem damals zerstrittenen Zweiten Senat Seelenmassage zu betreiben, jedem Richter seine Wertschätzung zu bekunden; er rückte den Haussegen wieder Stück für Stück gerade. In seiner Karlsruher Anfangszeit hat er sich durch kluge Beobachtung seines Präsidentenvorgängers auf seine eigene Präsidentschaft vorbereitet; er hat von HansJürgen Papier gelernt. Papier war mit Vorträgen über allgemeine verfassungsrechtliche Fragen durchs Land gezogen, um sich den Applaus von Fachgesellschaften und Verbänden zu holen. Voßkuhle fand das nicht so prickelnd. Er setzt seine öffentlichen Auftritte und Interviews sparsam, ist aber dann trefflich vorbereitet – und sagt Sätze wie den: „Verfassungsgerichte dienen nicht der Stärkung von Regierungen.“ Das sitzt, das trifft. Und das ist eine VorabAntwort auf seine Kritiker. Drücken und drängen lässt er sich nicht, schon gar nicht vor einer großen Verhandlung. Angst, sagt er, habe er weder vor den Politikern noch vor den Finanzmärkten: „Alle Richter sind auf zwölf Jahre gewählt, und danach ist Schluss. Verfassungsrichter schreckt deshalb wenig!“ Ihn beeindruckt es nicht sonderlich, wenn Bundespräsident Gauck wie unlängst in Brüssel mit leichtem Sinn erklärt, das Bundesverfassungsgericht werde den immer weiter gespannten Euro-Rettungsschirmen gewiss keine Schwierigkeiten bereiten. Und wenn Altbundeskanzler Helmut Schmidt mahnt, auch das Bundesverfassungsgericht müsse sein Herz für Europa über die Hürde werfen – dann sinniert Voßkuhle allenfalls darüber nach, welches Herz der Altkanzler meint. Das Herz des Verfassungsgerichts ist das Grundgesetz; und dieses Herz wirft ein Hüter des Grundgesetzes nirgendwo hin, auch nicht über eine Hürde. Die Wichtigkeit und Bedeutung, die sich Voßkuhle selbst zumisst und mit der er durchaus kokettiert – man verzeiht sie ihm daher. Es mag schon sein, dass Rechtsprofessoren bisweilen von der Politik unbeleckt sind und sich, im Hörsaal dozierend, nicht so recht vorstellen können, mit welchen Schwierigkeiten sich Politiker herumschlagen müssen. Auf den Professor Präsident trifft das nicht zu: Er hat Gespür für das Machbare und für das Unmögliche; er ist einer, der sich mit der Wünschelrute aufmacht, um Lösungswege zu finden. Er sucht pragmatische, nicht dogmatische Antworten. Kein Pragmatismus aber kommt an den entscheidenden Fragen vorbei: Auf welchen Füßen soll Europa stehen – auf denen von Abgeordneten oder auf denen von Regierungschefs? Was soll Europa werden – eine Volksherrschaft oder eine Herrschaft der Exekutive? Braucht Europa eine marktkonforme Demokratie oder einen demokratiekonformen Markt? Das Verfassungsgericht kennt gute Antworten, weil es sich nicht am Markt, sondern an der Verfassung orientiert. Und wie verwirklicht man Demokratie in einer Union mit 500 Millionen Einwohnern? Am besten so, dass man damit anfängt. „Die Verfassung, die wir haben, heißt Demokratie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf die Mehrheit ausgerichtet ist“, so sagt es der alte Thukydides; sein Satz hätte eigentlich in der Präambel der gescheiterten EU-Verfassung stehen sollen. Vielleicht kann ihm das Verfassungsgericht zur Geltung verhelfen.


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MEINUNG

HBG

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Ö KO N O M E N U N D P O L I T I K E R

AKTUELLES LEXIKON

Endlich Ent-Täuschung

Libor

VON DETLEF ESSLINGER

„Sie wissen nicht, dass sie alles nur glauben“ Es wurde aber auch Zeit. Der Konflikt zwischen Wissenschaft und Politik schwelt schon recht lange, nun ist er endlich ausgebrochen. Manchmal braucht es wohl den Eklat, damit ausdrücklich zur Sprache kommt, was vorher nur durch Gesten demonstriert wurde. Eine solche Geste war die Berufung des CDU-Politikers Peter Müller ans Verfassungsgericht; die Politik wollte, dass in Karlsruhe nicht nur Professoren, sondern auch Praktiker sitzen. Eine solche Geste war die Auflösung des Wissenschaftlichen Beirats beim Entwicklungsministerium; die Entscheider konnten nicht mehr gebrauchen, was die Akademiker aufschrieben. Sollte jetzt grundsätzlich über das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik diskutiert werden, so wäre das Ergebnis wahrscheinlich: Ent-Täuschung. Beide Seiten würden erkennen, dass sie sich ineinander getäuscht haben. Ein Politiker ist naiv, wenn er erwartet, zum Beispiel ein Ökonom könne ihm verlässlich sagen, was er zu tun und was er zu lassen hat. Der wiederum schadet sich langfristig selbst, wenn er fortwährend so tut, als könne er eine solche Erwartung bedienen. Ökonomen haben spätestens seit Ausbruch der Finanzkrise von 2008 ein Image-Problem. Das lag vor allem daran, dass viele von ihnen zuvor den Eindruck erweckten, als seien ihre Erkenntnisse so eindeutig wie die eines Physikers über die Schwerkraft. Legendär die Bemerkung

des heutigen US-Notenbankchefs Bernanke, als er noch Professor in Princeton war: Das Wissen über ökonomische Zusammenhänge sei jetzt so weit fortgeschritten, dass größere Krisen ausgeschlossen werden könnten. Also entwickelten Ökonomen Kreditderivate – um Risiken von Banken zu begrenzen. Dass sie tatsächlich eine finanzielle Massenvernichtungswaffe in die Welt setzten . . . dazu reichte ihr Wissen leider nicht aus. Die Ökonomie ist eine der Lehren, die sich mit dem Menschen befasst. Das unterscheidet sie von der Physik oder der Astronomie, die irgendwelche Bahnen beschreiben und deren Gesetze tatsächlich Gesetze sind. Welche Kreise jedoch Menschen ziehen, kann ein Ökonom zuverlässig nicht vorhersagen. Das ist das eine Handicap seiner Disziplin. Und weil das so ist, arbeitet jeder Ökonom nicht nur mit Berechnungen – sondern seiner Arbeit liegen immer auch ganz andere Faktoren zugrunde: Erziehung, Weltanschauungen, Prioritäten, Vorurteile, Glauben. Wer grundsätzlich der Meinung ist, die bestehenden Verhältnisse seien ungerecht, der wird vielleicht in einer methodisch brillanten Studie darlegen, dass der Staat ein furchtbares Einnahmeproblem hat und die Politik dringend Steuern erhöhen sollte. Wer hingegen, vielleicht sogar im Familien- oder Freundeskreis, mal die Erfahrung gemacht hat, dass Steuern nur die Leistung hemmen, der wird nachzuweisen versuchen, dass es in Wahrheit ein Ausgabenproblem ist, das Staat und Gesellschaft plagt. „Was glauben sie, dass sie alles wissen!“, so empört sich Erwin Pelzig, die Kabarettfigur, über Ökonomen. „Das Problem ist: Sie wissen nicht, dass sie alles nur glauben.“ Sollte der Bundestagspräsident erwarten, Ökonomen könnten ihm Auskünfte geben wie Physiker, so hätte er eine renovierungsbedürftige Vorstellung von ihnen: Sie sind keine Halbgötter in Grau. Sie sind Suchende, wenn auch mit einer gewissen Expertise. Sollten die 190 Ökonomen wiederum den Wunsch haben, zumindest gehört zu werden, müssen sie nicht die Standards der Politik übernehmen. Forscher brauchen sich nicht per se daran zu orientieren, was politisch geboten ist. Sie sollten aber zumindest die Standards des eigenen Fachs ernst nehmen. Wer den „lieben Mitbürgern“ Angst vor einer europäischen Bankenaufsicht macht, ohne sich mit deren Details auch nur zu befassen, der ist in jedem Chat-Forum bestimmt herzlich willkommen. Als Wissenschaftler aber disqualifiziert er sich.

Respektlose Politik

SZ-ZEICHNUNG: DIETER HANITZSCH

400-EURO-JOBS

Ein bisschen mehr vom Falschen VON THOMAS ÖCHSNER

E

s geht um eine Geschichte aus dem politischen Absurdistan. Dort gibt es eine Subvention, die Steuer- und Beitragszahler teuer kommt: Mehr als sieben Millionen Mini-Jobber verdienen bis zu 400 Euro im Monat, ohne darauf selbst Abgaben zahlen zu müssen. Den Sinn dieser Förderung zweifeln viele an – Gewerkschaften und die Wirtschaftsweisen genauso wie Arbeitsmarktexperten und sogar manche Arbeitgeber. Man könnte also einmal prüfen, ob das Geld gut angelegt ist. Was aber macht die schwarz-gelbe Koalition? Sie erhöht die Verdienstgrenze vom kommenden Jahr an auf 450 Euro. Das soll ein Ausgleich für die Inflation sein, heißt es bei Union und FDP. In Wirklichkeit ist dies ein Gesetz, dass die Fehlentwicklungen am Arbeitsmarkt zementiert. Die Erwartungen an die 400-Euro-Jobs haben sich kaum erfüllt: Die frühere rotgrüne Bundesregierung wollte so die Arbeitslosigkeit bekämpfen, Schwarzarbeit eindämmen und eine Brücke bauen zu sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs.

N S U - A F FÄ R E

Bizarres Eigenleben VON TANJEV SCHULTZ

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ls der Panzeroffizier Helmut Roewer Ende der Neunzigerjahre den Verfassungsschutz in Thüringen leitete, herrschte im Amt ein „gewaltiger Krieg“. So hat das am Montag im Erfurter Untersuchungsausschuss ein ehemaliger Mitarbeiter beschrieben. Die Verfassungsschützer misstrauten nicht nur der Polizei, sie belauerten sich gegenseitig. Ein anderer Zeuge deutete an, man habe Roewer, der einmal in einem General-Ludendorff-Kostüm mit Pickelhaube auftrat, für übergeschnappt gehalten. Der Geheimdienst war insgesamt in einem Zustand, in dem es schwerfallen musste, das Entstehen einer rechten Terrorgruppe zu verhindern. Roewer und sei-

ne Leute hatten zwar einen V-Mann in der Neonazi-Szene platziert, der dicht dran war an den Thüringer Bombenbauern, die später die Terrorzelle gründeten. Doch dieser V-Mann hat nicht die Hinweise liefern können oder liefern wollen, um die Gruppe zu finden. Das Trio schottete sich gut ab. Womöglich führte der Spitzel den Geheimdienst auch an der Nase herum. Der Verfassungsschutz jedenfalls führte ein bizarres Eigenleben. Er gründete zwielichtige Tarnfirmen, bezahlte Unsummen an Spitzel. Roewer präsentiert sich heute maulfaul und uneinsichtig. Es gibt Hinweise darauf, dass seine Leute versuchten, bei der Justiz zu intervenieren, wenn es Strafverfahren gegen V-Leute gab. Ein Geheimdienst, der so operiert, ist eine Schande für jeden Rechtsstaat.

F L U T K ATA S T R O P H E I N R U S S L A N D

Keine Hilfe vom Staat VON JULIAN HANS

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em haben die Überlebenden der Flutkatastrophe von Krymsk ihr Leben zu verdanken? Ihren Verwandten, die mitten in der Nacht angerufen haben, um sie vor der Welle zu warnen. Ihren Nachbarn, die Alarm geläutet und an den Türen der Häuser gerüttelt haben, als das Wasser stieg. Nur der Staat, auf den die Menschen in Russland angeblich so sehr zählen, kam für die 171 Todesopfer wieder einmal zu spät. Als Radio und Fernsehen die offizielle Warnung sendeten, war im Krisengebiet bereits der Strom ausgefallen. Am Tag darauf zeigten die staatlichen Sender einen tatkräftigen Wladimir Putin: Der Präsident macht sich vom Flug-

zeug aus ein Bild von der Lage, er stellt den Gouverneur von Krasnodar zur Rede, er nimmt den Bürgermeister in die Mangel, und er legt persönlich genaue Summen als Soforthilfe für Überlebende fest. Am Montag dann musste der Bürgermeister seinen Posten räumen. Putin hat in seinem Land die Macht, dies mit einem Handstreich durchzusetzen. Um seine Handlungsfähigkeit zu beweisen muss er es wohl auch tun. Nur wird das die nächste Katastrophe nicht verhindern. Solange die Macht weitgehend in den Händen eines Einzelnen in Moskau konzentriert ist, werden Russlands Beamte nicht anfangen, eigenverantwortlich zu handeln. Genau das aber wäre nötig gewesen, um die Menschen in Krymsk rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

NEUES MELDEGESETZ

Nur 57 Sekunden VON JAN HEIDTMANN

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er Staub, den das neue Meldegesetz aufwirbelt, ist immens. Fast so, als würde man den Aktenkeller eines Bürgeramtes mit einem Male durchlüften. Doch nicht der Staub ist interessant; interessant ist, was bleibt, wenn er sich gelegt hat: ein Gesetz, das die Rechte der Bürger unzulässig einschränkt; eine Opposition, die schlicht gepennt hat; ein CSU-Chef, der jetzt sehr wohlfeil agiert. Das Verfahren jedenfalls, wie das neue Meldegesetz zustande kam, war in Ordnung. Es wurde vom Kabinett verabschiedet, in den Bundestag eingebracht und dann im Innenausschuss von Union und FDP verändert. Dass das Gesetz zu guter Letzt in nur 57 Sekunden während eines

Deutschlandspiels im Bundestag durchgewinkt wurde, mag nicht gut aussehen. Aber auch das ist formell in Ordnung: Die Sitzungswochen des Bundestages werden ein Jahr im Voraus geplant. Und Innenminister Hans-Peter Friedrich sagt zu Recht, das Parlament beschließe die Gesetze, nicht die Bundesregierung. Man sollte sich nun genau anschauen, wer welchen Einfluss auf das Gesetz genommen hat. Aber mindestens so interessant wie die 57 Sekunden im Bundestag sind die zehn Tage zwischen Verabschiedung und Skandal. Es ist die Zeitspanne, in der die Opposition geschlafen hat. Und jetzt wie CSU-Chef Seehofer Misstrauen gegenüber dem politischen Prozess zu schüren, ist nicht nur populistisch. Es schafft weiteren Verdruss über die Politik.

Gerade für Frauen ist diese geringfügige Beschäftigung jedoch eine Sackgasse geworden. Viele würden gerne mehr arbeiten, bekommen dafür aber keine Angebote. Mini-Job heißt dann für sie Mini-Rente. Daran wird auch nichts ändern, dass die Koalition die neuen 450-Euro-Jobber stärker als bisher drängen will, sich in der gesetzlichen Rentenversicherung abzusichern.

„Bar auf die Kralle“ heißt heute Tarnkappen-Beschäftigung Gewiss, an dieser Beschäftigungsform ist nicht alles schlecht. Es gibt zum Beispiel immer mehr Familien, die Putzfrau, Gärtner oder Kindermädchen auf 400-EuroBasis legal beschäftigen und nicht mehr „Bar auf die Kralle“ bezahlen. Andererseits tragen die Mini-Jobs dazu bei, Schwarzarbeit zu verschleiern. Kontrolleure können kaum herausfinden, ob jemand gerade seine 400 Euro verdient oder mehr arbeitet und am Fiskus vorbei heimlich kassiert. Sie sprechen deshalb von Tarnkappen-Beschäftigung. Bei Hartz-IV-Empfängern kommt ein falsches Anreizsystem hinzu:

Für sie ist es oft rentabler, Hartz IV mit einem Mini-Job zu kombinieren, statt schlecht bezahlt Vollzeit zu arbeiten. Auch beim Missbrauch sieht die Koalition weg: Vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie haben die Arbeitgeber zugenommen, die ganze Stellen streichen und lieber Arbeitsplätze für Mini-Jobber anbieten. Die haben die gleichen Rechte wie regulär Beschäftigte. Diese werden jedoch immer wieder systematisch unterlaufen, ob beim Urlaubsgeld, Tariflohn oder der Lohnfortzahlung bei Krankheit. Der Boom der Mini-Jobs hängt vor allem damit zusammen, dass sich allein 2,5 Millionen Menschen mit Vollzeitstelle mit den 400 Euro etwas dazuverdienen wollen oder müssen. Trotzdem gibt es keinen Grund, warum der Staat diese Nebenjobs – im Gegensatz zu anderen Formen der Nebenbeschäftigung – privilegieren sollte. Man muss die Mini-Jobs deshalb nicht gleich komplett abschaffen. Aber die Koalition könnte den schlimmsten Wildwuchs bekämpfen, statt sie nach dem Motto „Darf es ein bisschen mehr vom Falschen sein?“ noch attraktiver zu machen.

PROFIL Vor drei Monaten hat er sich von München nach Rom zurückgezogen, in die Stadt der Künste. Hier will der Publizist, der mal Politiker, mal Manager war, bis Anfang 2013 ein neues Buch schreiben. Es handelt vom „Traum nach Frieden“ und soll eine Art Kriegstagebuch sein, mit vielen persönlichen Szenen aus Jahrzehnten voller bewaffneter Konflikte. Das aktuelle Drama in Syrien wird eine Rolle spielen – aber genau diese Vorgänge in Damaskus hindern Jürgen Todenhöfer, 71, derzeit am Schreiben. Denn er ist auf einmal, weltpolitisch gesehen, eine gefragte Größe, was ihm so unlieb nicht sein dürfte. Der promovierte Jurist wird sowohl von nationalen Boulevardblättern wie Bild als auch von Weltzeitungen wie der Washington Post wahrgenommen, weil ihm ein seltenes Kunststück gelang: Todenhöfer führte ein längeres Fernsehinterview mit Syriens Diktator Baschar al-Assad, dem Mann mit den blutigen Händen, und die öffentlich-rechtliche ARD strahlte es am Sonntag groß aus. Hier bekam ein externer Publizist eine Plattform im Gebühren-TV, was ein Novum ist. Andererseits war es ein typischer Todenhöfer: Er hat sich schon immer in den größten Krisenzonen am liebsten selbst eingemischt. So reiste der seinerzeiti-

FOTO: STEPHAN RUMPF

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a hat sich etwas angestaut. 190 Ökonomen verfassen einen Aufruf, um gegen den EUGipfel zu protestieren. Siemalen für den Fall einer europäischen Bankenaufsicht große Gefahren an die Wand, und von der Kanzlerin erwarten sie anscheinend gar nichts mehr – schon mit der Anrede zeigen sie das: „Liebe Mitbürger“, an die nämlich wendet sich ihr Text. Die Antwort lässt nicht auf sich warten, sie kommt vom Bundestagspräsidenten, aber dem ist nicht nach Argumentieren; Norbert Lammert hat sich fürs Zurückkeilen entschieden. Von allen denkbaren Verfahren zur Bewältigung der Krise sei eines das am wenigsten taugliche, sagt er: „die Umsetzung von Expertenempfehlungen“. In keiner Frage seien die sich einig. Wollten Politiker sich auf Ökonomen verlassen, „sie würden damit ihre Entscheidungsunfähigkeit zu Protokoll geben“.

Jürgen Todenhöfer Streitbarer Publizist und Interviewer von Baschar al-Assad ge CDU-Bundestagsabgeordnete nach Chile zu Machthaber Augusto Pinochet, um die Freilassung politischer Gefangener zu erreichen. Oder er machte sich 1980 im Gefolge der Mudschaheddin ein Bild vom sowjetisch besetzten Afghanistan. Nachdem Todenhöfer 1987 ins Verlagsgeschäft gewechselt war, legte sich zunächst der politische Elan; nun führte er für zwei Jahrzehnte seinem Offenburger Schulfreund Hubert Burda (Bunte) die Geschäfte. Doch nach den Al-Qaida-Terroranschlägen in den USA 2001 wurde Todenhöfer zu

einer Art Ich-AG der Weltpolitik; er wetterte mit Beiträgen und Büchern gegen die Kriege der Amerikaner und ihrer Verbündeten. Er sei schon zweimal verspottet worden, weil er frühzeitig Verhandlungen statt Schlachten gefordert habe, damals in Afghanistan und im Irak, sagt Todenhöfer, er nehme das auch ein drittes Mal bei Syrien in Kauf. Es sei nun einmal besser, die Diplomatie zu bemühen, als Menschen zu töten. Ihm gehe es darum, die „Wahrheit hinter den offiziellen Erklärungen zu erkennen“. Und so reiste er mehrmals zu den Schauplätzen der arabischen Revolution, nach Tunesien, Libyen, Ägypten und Syrien, wo er vor acht Monaten bei der Einreise festgehalten wurde, wie Todenhöfer erzählt. Es setzte eine innenpolitische Klärung ein, die in ein zweistündiges Gespräch mit Assad mündete; dabei wurde auch das nun gesendete Fernseh-Interview vorbesprochen. An Assad hat Todenhöfer viel zu kritisieren, er sieht aber auch ein „Massaker-Marketing“ bei den syrischen Rebellen. Diese hätten Zivilisten getötet, um sie dann der Öffentlichkeit als Assad-Opfer unterzujubeln, so Todenhöfer. Mit derart kräftigen Aussagen hat der Autor schon öfter für Talkshow-Tumulte gesorgt. Und das wird auch so bleiben. HANS-JÜRGEN JAKOBS

Nun hat sich ein lange gehegter Verdacht bestätigt: Die britische Großbank Barclays und andere Häuser haben jahrelang den Maßstab für globale Geldgeschäfte manipuliert. Was amtlich daherkommt, ist in Wahrheit offenbar bloß Spielzeug der Banker, die „London Interbank Offering Rate“, kurz Libor. Der Zinssatz ist ein Überbleibsel aus jener Zeit, als Bankgeschäfte noch auf Vertrauen und Verantwortung basierten. Erstmals wurde er Ende der Sechzigerjahre festgelegt – als Minos Zombanakis, damals Banker von Manufacturers Hanover, nach dem richtigen Zinssatz für einen Kredit suchte. Er bat andere Banken, ihm ihre Zinskonditionen für dieses Geschäft bis 11 Uhr zu übermitteln und errechnete anschließend den Durchschnitt. Heute läuft es nicht anders: Ein Dutzend Banken, mal mehr mal weniger, überliefern dem britischen Bankenverband, zu welchem Zins sie sich kurzfristig Geld von anderen Banken leihen können. Daraus entsteht der Libor. Er ist so etwas wie der Vater aller Zinssätze und dient als Maßstab für Finanzgeschäfte im Umfang von 250 Billionen Euro; Notenbanken verwenden ihn sogar für ihre Geldpolitik. Wer weiß, wie sich der Libor entwickelt, kann darauf erfolgreich spekulieren. Genau das versuchten Mitarbeiter von Barclays und anderen Kreditinstituten. Sie schönten offenkundig die Zinssätze, um sich gegenseitig Gewinne zuzuschieben und Kunden über den Tisch zu ziehen. CHOF

PRESSESTIMMEN

Die sächsische Tageszeitung zum Meldegesetz:

„CDU, CSU und FDP haben die Rechnung schlicht ohne das Internet gemacht. Nach empörten Hinweisen aus der Blogger-Gemeinde ist nun die Opposition aufgewacht und will das Gesetz über den Bundesrat stoppen. Es ergeben sich zwei Fragen: Welches Verständnis von Politik und Demokratie haben die Regierungsfraktionen, wenn ein für die Menschen derart wichtiges Papier des Nachts und in einem nahezu verwaisten Plenum durchgewunken wird? Und: Wie aufmerksam widmet sich die Opposition den Vorlagen und Bundestagsterminen?“

Die FAZ kommentiert die Kritik von Bundespräsident Gauck an der Bundeskanzlerin:

„Wenn nicht einmal die Ökonomen dieses Landes in der Lage sind, sich darauf zu einigen, was eigentlich passiert, dürfte das Problem woanders liegen. Sagen, was passiert, kann nur jemand, der immer weiß, was passiert. Doch gerade die EuroRettung ist kein gerader Weg mit klarem Ziel, sondern ein Pfad mit vielen Haken und Ösen und Unbekannten. Das der Bevölkerung jeweils zu erklären ist nicht allein Sache der Kanzlerin.“

Die niederländische Zeitung aus Amsterdam schreibt über die Euro-Debatte:

„Freunde und Feinde der Europäischen Union sehen angeblich nur noch zwei Optionen: schnell voran zu einer weiter reichenden Integration oder der Rückweg zum Nationalstaat. Die Mehrheit der Europäer aber wünscht sich eine europäische Zusammenarbeit mit Zurückhaltung und Augenmaß. Diese erscheint aber unmöglich. Wie lange kann das gut gehen? Bereits jetzt knirscht und quietscht es überall.“

HERAUSGEGEBEN VOM SÜDDEUTSCHEN VERLAG VERTRETEN DURCH DEN HERAUSGEBERRAT

PA R T E I S P E N D E N I N D E N U S A

Raubritter im Wahlkampf VON REYMER KLÜVER

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ie Sonne hat gelacht an diesem Wochenende über Mitt Romney. Drei Spendensammel-Termine bei den Schwerreichen von New York spülten drei Millionen Dollar in die Wahlkampfschatulle des republikanischen Herausforderers von US-Präsident Barack Obama. Allein im Juni hat Romney 100 Millionen Dollar gesammelt – so viel, dass Obamas Vize Joe Biden eine Bettel-Mail mit der Betreffzeile versandte: „Wir haben jetzt ein großes Problem.“ In der Tat könnte Barack Obama, der Spendensammel-König von 2008, dieses Jahr in Romney seinen Meister finden. Doch das wahre Problem, das Obama und die Demokraten in diesem Wahlkampf haben, liegt woanders: Bei der Jagd nach Spenden für ihre Wahlkampforganisationen werden sie mehr oder minder mit den Republikanern mithalten können. Allerdings werden sie auf einem anderen – ebenso wichtigen – Feld gnadenlos ausgestochen: Super-Pacs und andere angeblich unabhängige politische Organisationen pumpen Abermillionen in eigene Wahlkampagnen. Von denen beziehen die meisten eindeutig Stellung zugunsten Romneys und seiner Republikaner. Zwei Dinge haben diese ungezügelte Millionen-Flut ermöglicht. Zum einen die unsägliche, ideologisch motivierte Entschei-

dung des Supreme Court vor zwei Jahren, Spenden in unbegrenzter Höhe an die Super-Pacs zuzulassen; also für Organisationen, die offiziell zwar unabhängig, in Wahrheit aber de facto Unterstützungsvereine für bestimmte Kandidaten sind. Das zu erlauben war kein blauäugiges Urteil einiger entrückter Richter in ihrem marmornen Justiztempel in Washington. Es war die bewusste Entscheidung einer konservativen Gerichtsmehrheit, dem Fluss des Geldes seinen Lauf zu lassen. Und das Geld von Unternehmen, von Millionären und Milliardären strömt nun einmal eher zu der Partei, bei der sie ihre Interessen besser aufgehoben wissen: zu den Republikanern.

Jeder kann Millionen Dollar an Tarnorganisationen vergeben Zum anderen hat die Aufsichtsbehörde für die US-Wahlkämpfe, die FEC, 2007 ein Schlupfloch für Organisationen eröffnet, die nach dem Steuerrecht wohltätig, in Wirklichkeit aber nichts anderes als politische Tarnorganisationen sind – allein zum Zwecke geschaffen, Wahlen zu beeinflussen. Diese Organisationen können so viele Wahlwerbespots schalten, wie sie wollen. Sie müssen auch nicht sagen, woher sie das Geld haben. Nur wenn ihre Werbung später als acht Wochen vor dem Urnengang läuft, müssen sie es der FEC melden.

Als einer der Ersten hatte George W. Bushs Stratege Karl Rove dieses formidable Instrument zur Wählermanipulation entdeckt. Die von ihm mitbegründete Organisation American Crossroads will bis zur Wahl die gigantische Summe von 300 Millionen Dollar zur „Aufklärung“ der Öffentlichkeit investieren. 44 Millionen Dollar hat der Verein bereits ausgegeben, aber nur 200 000 Dollar offiziell als Wahlwerbung gemeldet. Woher das Geld stammt, wer es gegeben hat, ist völlig unklar. Es ist ein schizophrenes System: Die offiziellen Auflagen zur formellen Wahlkampffinanzierung – jeder Amerikaner darf in diesem Präsidentschaftswahlkampf höchstens5000 Dollar spenden – müssen minutiös eingehalten werden. Wer dagegen verstößt, wird strafrechtlich verfolgt. Doch zugleich kann jeder, der genug Geld hat, über Tarnorganisationen Millionen in den Wahlkampf pumpen, ohne dafür Rechenschaft zu schulden. Und so ist es wenig verwunderlich, dass Industriemagnaten und große Unternehmen wieder glauben, den Ausgang von Wahlen mit ihrem Geld beeinflussen, ja die Wahl kaufen zu können. Warum sonst würden sie dreistellige Millionenbeträge in Wahlwerbung stecken? Wenn dem nicht Einhalt geboten wird, ist Amerika bald wieder dort, wo es vor gut hundert Jahren war: Damals gaben die Raubritter des Kapitals den Ton an.

CHEFREDAKTEUR: Kurt Kister STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR: Wolfgang Krach MITGLIED DER CHEFREDAKTION, INNENPOLITIK: Dr. Heribert Prantl AUSSENPOLITIK: Stefan Kornelius; INNENPOLITIK (STELLV.): Detlef Esslinger, Jan Heidtmann; SEITE DREI: Alexander Gorkow; INVESTIGATIVE RECHERCHE: Hans Leyendecker; Nicolas Richter; KULTUR: Andrian Kreye, Dr. Thomas Steinfeld; WIRTSCHAFT: Dr. Marc Beise, Hans-Jürgen Jakobs; SPORT: Klaus Hoeltzenbein; WISSEN: Dr. Patrick Illinger; GESELLSCHAFT UND PANORAMA: Tanja Rest; WOCHENENDE: Gerhard Matzig; MOBILES LEBEN: Jörg Reichle; BEILAGEN: Werner Schmidt; MÜNCHEN, REGION UND BAYERN: Christian Krügel, Ulrich Schäfer; Sebastian Beck, Peter Fahrenholz, Christian Mayer; BILD: Jörg Buschmann; GESCHÄFTSFÜHRENDE REDAKTEURE: Marc Hoch, Dr. Hendrik Munsberg, Stefan Plöchinger (Online) CHEF VOM DIENST: Dr. Alexandra Borchardt, Carsten Matthäus CHEFKORRESPONDENT: Stefan Klein LEITENDE REDAKTEURE: Prof. Dr. Joachim Kaiser, Nikolaus Piper, Evelyn Roll Die für das jeweilige Ressort an erster Stelle Genannten sind verantwortliche Redakteure im Sinne des Gesetzes über die Presse vom 3. Oktober 1949. ANSCHRIFT DER REDAKTION: Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. (089) 21 83-0; Nachtruf: 21 83-7708; Nachrichtenaufnahme: 21 83-481; Fax 21 83-97 77; E-Mail: redaktion@sueddeutsche.de. BERLIN: Nico Fried; Robert Roßmann, Claus Hulverscheidt (Wirtschaft), Französische Str. 47, 10117 Berlin, Tel. (0 30) 26 36 66-0; ERFURT: Christiane Kohl, Marktstr. 38 a, 99084 Erfurt, Tel. (03 61) 6 01 16 05; DÜSSELDORF: Bernd Dörries, Bäckerstr. 2, 40213 Düsseldorf, Tel. (02 11) 54 05 55-0; FRANKFURT: Helga Einecke, Kleiner Hirschgraben 8, 60311 Frankfurt, Tel. (0 69) 2 99 92 70; HAMBURG: Ralf Wiegand, Poststr. 25, 20354 Hamburg, Tel. (0 40) 46 88 31-0; KARLSRUHE: Dr. Wolfgang Janisch, Sophienstr. 99, 76135 Karlsruhe, Tel. (07 21) 84 41 28; STUTTGART: Dr. Roman Deininger, Rotebühlplatz 33, 70178 Stuttgart, Tel. (07 11) 24 75 93/94 HERAUSGEBERRAT: Dr. Johannes Friedmann (Vorsitz); Albert Esslinger-Kiefer, Dr. Thomas Schaub, Dr. Christoph Schwingenstein GESCHÄFTSFÜHRER: Dr. Detlef Haaks, Dr. Karl Ulrich ANZEIGEN: Jürgen Maukner (verantwortlich), Anzeigenaufnahme: Tel. (0 89) 21 83-10 10 ANSCHRIFT DES VERLAGES: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. (0 89) 21 83-0, DRUCK: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH, Zamdorfer Straße 40, 81677 München


DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

POLITIK

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SPD wieder größte Partei Christdemokraten verlieren mehr Mitglieder als die Sozialdemokraten Berlin – Es sind Aktionen wie diese, die den Sozialdemokraten jetzt zum Triumph über die CDU verholfen haben. Jahrelang hatten die Augsburger Jungsozialisten SPD-Chef Sigmar Gabriel zu ihrer Weihnachtsfeier eingeladen, jedesmal ohne Erfolg. Doch die Schwaben wollten nicht aufgeben. Anfang des Jahres boten sie ihrem Parteivorsitzenden deshalb eine Wette an: Wenn sie 40 neue SPD-Mitglieder werben könnten, müsse Genosse Sigmar zur nächsten Weihnachtsfeier kommen. Gabriel strich die 40 durch, machte eine 45 daraus – und schlug ein. Jetzt hat er einen Termin mehr im Kalender. Denn die Jungsozialisten gewannen die Wette. Am 11. Dezember wird der SPD-Vorsitzende bei der Augsburger Feier erscheinen, am Sonntag hat er den Jusos zugesagt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung liegt die Bundes-SPD jetzt bei der Mitgliederzahl vor der CDU – auch dank solcher Aktionen wie der von Augsburg. In der letzten bekannt gegebenen Statistik rangierten die Sozialdemokraten noch 15 Mitglieder hinter den Christdemokraten. 484 397 Mitglieder hatte die CDU Ende April, die SPD kam nur auf 484 382. Internen Aufstellungen der beiden Parteien zufolge hat sich das Verhältnis jetzt umgekehrt. Am 30. Juni lagen die Sozialdemokraten um 275 Mitglieder vorne. Die Statistiken weisen für die SPD 483 226 und für die CDU 482 951 Mitglieder aus. Damit haben die Sozialdemokraten die Christdemokraten zum ersten Mal seit vier Jahren wieder überholt. Zu dem Erfolg hat auch der Triumph von Hannelore Kraft bei der Landtagswahl im Mai beigetragen. NordrheinWestfalen sei „ein richtiger Schub“ gewesen, heißt es im Willy-Brandt-Haus. Der SPD ist es damit gelungen, den Normalzustand der deutschen Nachkriegsgeschichte wieder herzustellen. Bis zum Jahr 2008 lagen die Sozialdemokraten immer vor der CDU. In ihrer besten Zeit Mitte der Siebzigerjahre hatte die SPD sogar mehr als eine Million Mitglieder, die CDU kam nie über 735 000 hinaus. An diesen Zahlen kann man aber auch ablesen, dass es beim Wettrennen zwischen den beiden Parteien eher um ein Wettsterben geht. Der Gewinner hat nicht mehr Mitglieder gewonnen, sondern nur

Die SPD schrumpft langsamer Mitgliederzahlen, Stand jeweils 31.12. SPD

CDU

943 402 800 000 600 000

483 226*

789 609 400 000

482 951*

200 000 0

*Stand: 30.6.2012 SZ-Grafik; Quelle: SZ, FU Berlin

1990

1995

2000

2005

2010

weniger verloren. Vor 30 Jahren waren fast drei Prozent der Bundesdeutschen Mitglied von SPD oder CDU, heute sind es nur noch gut ein Prozent. Die Bindekraft der Volksparteien hat nicht nur bei den Wahlergebnissen, sondern auch bei der Mitgliederzahl deutlich nachgelassen. Dies trifft CDU und SPD vor allem bei der Parteienfinanzierung hart. Für die Christdemokraten gibt es aber trotz der neuen Zahlen einen Trost. Zusammen mit den gut 150 000 CSU-Mitgliedern in Bayern liegt die Union immer noch vor der SPD. ROBERT ROSSMANN

Die Regierung hofft, dass der Bundesrat das Meldegesetz kippt. In seiner jetzigen Form erlaubt es Ämtern, Bürger-Daten an Firmen zu verkaufen.

FOTO: FRANK AUSSIEKER / VISUM

Ein Schritt zurück, ein Schritt vor Wirrwarr ums Meldegesetz: Ursprünglich setzte die Bundesregierung vor die Weitergabe von Daten die Einwilligung der Bürger. Union und FDP machten daraus eine Widerspruchslösung. Nun rudert die Koalition wieder zurück. Die Opposition hat das Thema zwar nicht verschlafen – es aber versäumt, Alarm zu schlagen VON PETER BLECHSCHMIDT UND CHRISTOPH HICKMANN

Berlin – Da reibt sich mancher Bürger schon verwundert die Augen: Die schwarzgelbe Koalition setzt im Bundestag ein Gesetz durch, und wenige Tage später will sie davon nichts mehr wissen. Die Opposition ist fein heraus. Sie hat zwar erst nach der Verabschiedung des Gesetzes Alarm geschlagen, doch das Einknicken der Koalition macht dieses Versäumnis vergessen. Die Rede ist vom neuen Meldegesetz, das der Bundestag – von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet – am 28. Juni beschlossen hat. Die Opposition – und mittlerweile auch große Teile der Koalition – sind der Ansicht, dass die Meldedaten der Bürger durch das neue Gesetz nicht ausreichend geschützt sind, ja, dass einzelne Bestimmungen sogar einen Rückschritt hinter die bislang geltenden Landesgesetze darstellen. Das neue Gesetz war notwendig geworden, weil im Zuge der Föderalismusreform die Zuständigkeit für das Meldewesen von den Ländern auf den Bund übergegangen war. Was jetzt im Mittelpunkt der Diskussion steht, war nach Auskunft beteiligter Parlamentarier im Gesetzgebungsverfahren gar kein zentraler Punkt. Es geht um die Frage, wie geregelt wird, dass persönliche Daten nicht ohne Zustimmung des Betroffenen an Dritte, zum Beispiel an Adressenhändler, herausgegeben werden. Die Bundesregierung hatte in ihrem im vorigen November verabschiedeten Gesetzentwurf die sogenannte Einwilligungslösung vorgesehen. Damit sollte die Nichtweitergabe von Daten der Regelfall sein; Aus-

nahmen sollten von der ausdrücklichen Einwilligung des Betroffenen abhängig gemacht werden. Bei der Gesetzesberatung im Bundestag wurde daraus auf Betreiben von Union und FDP die Widerspruchslösung. Danach können Bürger jederzeit, am zweckmäßigsten bei einer An- oder Ummeldung auf dem Meldeamt, zu Protokoll geben, dass sie einer Weitergabe ihrer Daten „zu Zwecken der Werbung oder des Adresshandels“ widersprechen. Auf diese Möglichkeit müssen die Bürger künftig ausdrücklich hingewiesen werden. Daten- und Verbraucherschützer, aber auch die Opposition favorisieren die Einwilligungslösung als bürgerfreundlicher. Der CSU-Abgeordnete Hans-Peter Uhl und sein CDU-Kollege Helmut Brandt hingegen halten sie für nicht praktikabel. „Damit würde die berechtigte Auskunftsmöglichkeit in zu vielen Fällen zu sehr eingeschränkt“, sagte Uhl auch am Montag noch, als sich das Pendel schon der Rückkehr zur Einwilligungslösung zuneigte.

Manche Warnung geht schnell unter, wenn sich alles um das EM-Halbfinale dreht Die Verhandlungsführer der FDP in dieser Sache, Gisela Piltz und Manuel Höferlin, beteuerten am Montag, sie seien immer für die Einwilligungslösung gewesen, hätten im Gesetzgebungsverfahren aber dem Druck der Union und speziell der CSU nachgegeben. Freudig verkündete Piltz am Montag an die Adresse der CSU: „Wenn Ihr jetzt noch was verbessern wollt, dann machen wir das.“ Höferlin beharrte allerdings

darauf, dass das Gesetz in der beschlossenen Form sachgerecht sei. Die Einwilligungslösung sei „rechtssystematisch schwierig“, sagte Höferlin. Diese Erfahrung hätten auch schon SPD-geführte Landesregierungen bei dem Versuch gemacht, diesen Weg einzuschlagen. Alle vier Parlamentarier blieben auch dabei, dass das neue Gesetz mit der Einführung der Widerspruchsmöglichkeit eine Verbesserung gegenüber den bisherigen Landesregelungen darstelle. In den meisten Landesgesetzen ist die Weitergabe von Bürgerdaten an Adressbuchverlage erlaubt, ohne dass man dem widersprechen

kann. Dass kommerzielle Adressenhändler sich in großem Stil bei den Meldeämtern bedienen, wird allerdings von Fachleuten bezweifelt. Sie hätten andere und viel billigere Möglichkeiten, etwa durch Preisausschreiben oder Rabattsysteme, an die begehrten Kundendaten heranzukommen, räumen auch Verbraucherschützer ein. Von Anfang an gegen die Widerspruchslösung waren die Oppositionsparteien SPD, Linke und Grüne. Sie handelten sich in der aufgeregten Diskussion der vergangenen Tage den Vorwurf ein, das Thema verschlafen zu haben. Das wies die SPD-Ab-

Kurzer Prozess Eigentlich wäre für die Beratung des neuen Meldegesetzes ja genügend Zeit gewesen. Die Bundesregierung hatte ihren Gesetzentwurf bereits im November 2011 verabschiedet. Er sah noch die unstrittige Einwilligungslösung vor – das heißt, dass Daten von Bürgern nur weitergegeben werden dürfen, wenn diese vorher zugestimmt haben. Das Plenum des Bundestags hat dann im April zum ersten Mal über den Gesetzentwurf beraten. Am 27. Juni debattierte auch der federführende Innenausschuss über den Entwurf. In dieser Sitzung wurde auf Antrag von Union und FDP aus der Einwilligungslösung die umstrittene Widerspruchslösung – das heißt, die Meldeämter dürfen die Daten von allen Bürgern weitergeben, die nicht dagegen widersprochen haben. Der Änderungswunsch der Koalitionsfraktionen geht bereits aus einem Antrag für die Innenausschusssitzung hervor, der am 15. Juni an alle Mitglieder

des Ausschusses versandt wurde. Das Bundesinnenministerium hatte die Abgeordneten von Union und FDP dabei mit einer „Formulierungshilfe“ unterstützt. In der Ausschusssitzung am 27. Juni wurde die Änderung dann gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen beschlossen. Die mitberatenden Ausschüsse für Wirtschaft und für Recht nahmen den Beschluss nur zur Kenntnis, eigene Beratungen ersparten sie sich. Der Verbraucherausschuss wurde nicht konsultiert. Am 28. Juni verabschiedete dann der Bundestag in zweiter und dritter Lesung das geänderte „Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens“ – kurz nach dem Anpfiff zum EM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Italien. Die 17 anwesenden Abgeordneten von Union und FDP stimmten dafür, zehn Oppositionsabgeordnete dagegen, die restlichen knapp 600 Parlamentarier fehlten. Nach 57 Sekunden war alles vorbei. ROBERT ROSSMANN

geordnete Gabriele Fograscher für ihre Partei entschieden zurück: Sie habe die Änderungswünsche der Koalition sowohl im Innenausschuss als auch per Pressemitteilung kritisiert. Ihre ablehnende Bundestagsrede kann man, wie die Beiträge der anderen Fraktionen, nur im Protokoll des Bundestags nachlesen, weil die Abstimmung über das Gesetz ohne Aussprache vonstatten ging. Und die Pressemitteilung, von ihr und dem Berichterstatter Gerold Reichenbach verfasst, wurde erst einen Tag nach dem Parlamentsbeschluss verbreitet, während von der Linken und den Grünen überhaupt nichts zu hören war. Das Problem: Derlei Mitteilungen werden in Sitzungswochen täglich dutzendfach verschickt. Äußern sich darin eher unbekannte Abgeordnete wie Fograscher und Reichenbach, gilt das meist als Signal, dass das Thema nicht allzu brisant ist. Es geht dann unter, zumal an Tagen wie jenem Freitag, an dem sich alles um das verlorene EMHalbfinale drehte. Im Willy-Brandt-Haus ist deshalb auch zu hören, jemand aus der Fraktionsspitze hätte sich des Themas annehmen sollen, um die Bedeutung zu unterstreichen. Parteichef Sigmar Gabriel immerhin kann für sich in Anspruch nehmen, auf die Missstände hingewiesen zu haben, schon bevor die öffentliche Erregung hochkochte. Am Donnerstag voriger Woche schrieb er auf seiner Facebook-Seite: „Ich will nicht, dass meine Heimatstadt meine Adresse an Werbefirmen oder professionelle Datensammler verkaufen kann.“ R Die Abstimmung im Bundestag ist unter sueddeutsche.de/video zu sehen

Rumoren in der Landesgruppe

Software löscht BKA-Daten

Solange die Umfragen für die CSU günstig waren, sahen die Berliner Abgeordneten ihrem Parteichef einiges nach – das ist nun anders

Polizei: Für Ermittlungen notwendige Informationen noch vorhanden

Berlin – Die CSU-Landesgruppe bricht an diesem Dienstag nach Portugal auf. Es dürfte eine schöne Reise werden. 13 Stunden Sonnenschein sagt der Wetterbericht voraus, an jedem einzelnen Tag wohlgemerkt. Bis Freitag will die Gruppe im Süden bleiben – und sich dabei nicht nur informieren, sondern den gebeutelten Portugiesen auch Respekt für deren Sparbemühungen zollen. Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt nimmt deshalb nicht nur fast alle CSUAbgeordneten mit, sondern auch die drei christsozialen Bundesminister. Schließlich lässt sich Portugal nicht lumpen, die CSU-Delegation hat Gesprächstermine mit den großen Drei des Landes bekommen: dem Präsidenten, dem Regierungschef und dem Parlamentspräsidenten. Nur einer fehlt auf dieser Reise: CSUChef Horst Seehofer. Dabei hätte es der Ministerpräsident selten nötiger gehabt, den Kontakt zu seinen Berliner Abgeordneten zu suchen. Denn in der Landesgruppe rumort es. Lange haben die Berliner die sprunghafte und polternde Art Seehofers brav ertragen. Die Umfragen schienen ihm ja recht zu geben. Doch seit die Zahlen bröckeln, bröckelt auch die Bereitschaft der Landesgruppe, jeden Hakenschlag des Vorsitzenden für der Weisheit letzten Schluss zu erklären. Im April kam die CSU noch auf 46 Prozent, im Juni waren es 44, vergangene Woche lag die Partei nur noch bei 43 Prozent. Eine gefährliche Tendenz. DieLandesgruppe sieht die Schuld dafür eher bei Seehofer – und nicht in den unpopulären Entscheidungen, die die Abgeordneten in Berlin mittragen müssen. In der Landesgruppe gebe es viel „Verwunderung und Verärgerung“, sagt ein wichtiges Mitglied. Die ständigen Drohungen mit einem Koalitionsbruch kommen

bei denen, die in Berlin die Koalition mit CDU und FDP am Laufen halten sollen, nicht gut an. Das brachiale Auftreten Seehofers im Streit um Steuersenkungen, das Betreuungsgeld oder die Euro-Rettung verstehen nur wenige. „Irgendwann wird man nicht mehr ernst genommen, nichts wäre für die CSU schlimmer“, sagt ein Abgeordneter. Und aus dem Umfeld eines CSU-Regierungsmitgliedes heißt es zu Seehofer: „Wenn einer zu weit auf den Baum klettert, kann der Ast auch brechen“ – wer darauf sitze, könne dann böse herunterfallen. Auch das harte Auftreten des Ministerpräsidenten gegen den Bund bei den Verhandlungen über den Wachstumspakt hat in der Landesgruppe keine Begeisterung ausgelöst. Das sei eine brutale Erpressung gewesen, heißt es da. Angesichts dessen könne man sogar ins Zweifeln kommen, ob der Föderalismus noch funktioniere.

„Irgendwann wird Seehofer nicht mehr ernst genommen. Das wäre schlimm für die CSU“

Die ständigen Drohungen Horst Seehofers mit einem Koalitionsbruch kommen in der FOTO: FRANK LEONHARDT/DPA Landesgruppe nicht gut an, viele Abgeordnete sind verärgert.

Landesgruppenchefin Hasselfeldt tritt in Berlin ganz anders auf als ihr Parteichef. Während Seehofer etwa im Streit um das Betreuungsgeld mit dem Ende der Koalition droht, falls das Gesetz nicht unverändert beschlossen werde, empfiehlt Hasselfeldt, auch die „Argumente der Gegner ernst zu nehmen“ – und spricht nur vom „Kernbereich des Gesetzes“, der nicht mehr angefasst werden dürfe. Dass sich der Unmut vieler CSU-Abgeordneter so aufladen konnte, liegt auch daran, dass Seehofer dieses Jahr noch an keiner einzigen Sitzung der Landesgruppe in Berlin teilgenommen hat. Zum letzten Mal

besuchte er die Abgeordneten bei deren Klausurtagung in Kreuth im Januar. Dabei ist er zu jeder Sitzung eingeladen. Außerdem ist er als Präsident des Bundesrates regelmäßig in der Hauptstadt. Und am Sonntag fand er sogar Zeit, nach Regensburg zu fahren, um der Bayern-SPD zum 120. Geburtstag zu gratulieren. Bei der letzten Sommerreise der Landesgruppe vor zwei Jahren nach Paris war nicht nur Edmund Stoiber dabei, damals ließ es sich auch Seehofer nicht nehmen, die Abgeordneten auf einem Teil der Fahrt zu begleiten. In der Münchner Parteizentrale können sie die ganze Aufregung der Berliner nicht

verstehen. Hasselfeldt habe sich bisher noch nicht über fehlende Besuche Seehofers in der Landesgruppe beklagt, heißt es da. Und: Wie man es mache, sei es verkehrt. Komme Seehofer zu selten, heiße es, er interessiere sich nicht. Komme er zu oft, sagten alle, er sei misstrauisch und wolle nur kontrollieren. Außerdem hätte Seehofer zumindest für das Fehlen bei der LissabonReise einen triftigen Grund: Am Dienstag und Mittwoch sei in Bayern die Haushaltsklausur. Das stimmt. Doch Seehofer hätte die Termine sicher entzerren können – wenn er gewollt hätte. ROBERT ROSSMANN

München – Das Bundeskriminalamt (BKA) bestreitet, dass es bei der jüngsten Datenpanne „Informationsverluste“ gegeben habe. Es seien zwar aufgrund eines Softwarefehlers ältere Daten aus der Telekommunikationsüberwachung versehentlich gelöscht statt gespeichert worden, doch seien in den betroffenen Ermittlungsverfahren alle notwendigen Daten noch vorhanden. Besonderen Wert legt die Behörde auf die Feststellung, dass „Überwachungsmaßnahmen bei Ermittlungen gegen Mitglieder und Unterstützer des ,Nationalsozialistischen Untergrundes‘ (NSU) nicht betroffen waren“. Was den NSU angehe, stünden „alle Daten aus der Telekommunikationsüberwachung für das Ermittlungsverfahren uneingeschränkt zur Verfügung“. Das BKA bemüht sich, den Fall nicht als Parallele zur Aktenschredderung beim Bundesverfassungsschutz erscheinen zu lassen. Der Inlandsgeheimdienst hatte noch nach Entdeckung des NSU 2011 Unterlagen aus dem rechtsextremen Umfeld in Thüringen in den Reißwolf stecken lassen; Verfassungsschutz-Präsident Fromm trat deshalb vergangene Woche zurück. Bei der Panne, die am Wochenende bekannt wurde, sind offenbar zahlreiche Daten aus der Telekommunikationsüberwachung, im Polizeideutsch TKÜ genannt, verschwunden. Laut BKA liegt das aber nicht daran, dass ein Mitarbeiter diese absichtlich gelöscht habe. Der Fehler sei in der automatischen Software zu suchen, die ältere Daten eigentlich von einem Onlinespeicher in ein elektronisches Archiv „überlaufen lassen“ soll. Statt sie auf Dauer zu bewahren, habe das System sie aber dauerhaft gelöscht. Besonders unerfreulich für die Behörde: Der Softwarefehler verhinder-

te zugleich, dass Sicherheitskopien gezogen wurden. Das BKA und die Bundespolizei benutzen für ihre Ermittlungsverfahren gemeinsam eine TKÜ-Anlage, die im schwer gesicherten Hauptsitz des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden steht.

Es sei „völlig ausgeschlossen“, dass NSU-Abhörprotokolle vernichtet wurden Laut BKA liegt der Fehler bei der Privatfirma Syborg, die für die Polizei technische Dienstleistungen bei Telefonüberwachungen und ähnlichem übernimmt, laut Eigenwerbung und unter dem Motto: „einfach besser überwachen“. Eine solche Zusammenarbeit bei hochkomplexen Technologien ist bei den Sicherheitsbehörden nicht unüblich. Betroffen sind Daten, die zwischen dem 14. Dezember 2011 und dem 10. Februar 2012 ins Archiv hätten ausgelagert werden sollen und nunmehr spurlos verschwunden sind. Es handelt sich bei diesen Daten laut eines BKA-Sprechers also nicht um aktuelle Vorgänge aus diesem Zeitraum, sondern um lange zurückliegende. Da die Existenz des NSU erst im November 2011 bekannt wurde, sei es „völlig ausgeschlossen“, dass Abhörprotokolle oder andere Daten der Fahndung nach Taten der Terrorzelle oder nach möglichen Helfern jetzt vernichtet worden seien. Die nun vermissten Daten beträfen andere Ermittlungsverfahren. Man habe, so das BKA, „die verfahrensrelevanten Verbindungen“ zuvor ausgewertet und zu den Akten gegeben. Sie liegen demnach schriftlich vor. In einem Gerichtsverfahren könnten die Kriminalbeamten daher jederzeit Auskunft geben. JOACHIM KÄPPNER


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POLITIK

HBG

Quelle 2045

Inland Kein Kommentar zu Gauck Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich nicht zur Forderung von Bundespräsident Joachim Gauck äußern, die Regierungschefin müsse ihr Vorgehen in der Euro-Krise besser erklären. „Die Worte des Bundespräsidenten stehen für sich, die Bundesregierung kommentiert sie nicht“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Gauck hatte in einem ZDFInterview zu den Ergebnissen des jüngsten Euro-Gipfels an die Adresse der Kanzlerin gesagt: „Und sie hat nun die Verpflichtung, sehr detailliert zu beschreiben, was das bedeutet, auch fiskalisch bedeutet. Ich habe diese Aufgabe nicht. Ich bin auch keine Ersatzregierung.“ Merkel war schon mehrfach dafür kritisiert worden, dass sie einschneidende Maßnahmen in der EuroKrise vor allem mit der Begründung durchsetzte, sie seien alternativlos. Ihre Kritiker warfen ihr vor, sich lieber auf einen Notstand zu berufen als wirkliche Aufklärungsarbeit zu leisten. REUTERS

Mieterbund schlägt Alarm Berlin – Umweltverbände und der Mieterbund befürchten, dass die Kosten der energetischen Gebäudesanierung einseitig auf die Mieter abgewälzt werden. „Den Mietern ist nicht geholfen, wenn sie die Heizkosten bezahlen können, aber dafür die Mieten nicht mehr“, sagte Ulrich Ropertz vom Mieterbund am Montag in Berlin. Er bezog sich darauf, dass jährlich elf Prozent der Kosten für eine bessere Dämmung auf Mieten umgelegt werden können. Zudem lehne der Mieterbund die geplante Mietrechtsänderung ab, wonach energetische Modernisierungen für drei Monate nicht mehr zu einer Mietminderung führen sollen. Auch der Bundesrat hatte diese Pläne am Freitag in einer Stellungnahme abgelehnt. Der Bundestag entscheidet im Herbst. DPA

Mehr Personal an Hochschulen Wiesbaden – An Deutschlands Universitäten und Hochschulkliniken arbeiten immer mehr Menschen. Ende 2011 waren dort etwa 334 200 Männer und Frauen als wissenschaftliches und künstlerisches Personal beschäftigt und damit drei Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Einschließlich des Verwaltungs-, techni-

Wissenschaftler und Künstler an Hochschulen 301 040 248 940

260 060

324 370 334 200

274 770

2006 2007 2008 2009 2010 *Ohne studentische Hilfskräfte

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

2011

SZ-Grafik; Quelle: Statistisches Bundesamt

schen und sonstigen Personals waren an Hochschulen und Hochschulkliniken 614 700 Menschen tätig. Das waren 2,2 Prozent mehr als 2010. Rund 42 600 Professoren lehrten und forschten Ende vergangenen Jahres an Hochschulen, was einem Anstieg von 2,6 Prozent entspricht. Der Anteil der Frauen erhöhte sich dabei in der Professorenschaft nur von 19,2 Prozent auf 19,8 Prozent. Die größte Gruppe des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals bildeten die 161 700 wissenschaftlichen Mitarbeiter (3,3 Prozent mehr). AFP

Klagen gegen Elbvertiefung Hamburg – Mehr als ein Dutzend Verbände haben gegen die Elbvertiefung Klage beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Dazu gehörten die Umweltverbände BUND und Nabu sowie die Stadt Cuxhaven, teilte das Gericht am Montag kurz vor Auslaufen der Klagefrist mit. Naturschützer wollten zudem einen Eilantrag stellen, dass nicht mit den Baumaßnahmen begonnen werden darf, während das Verfahren läuft. Reeder und Hafenwirtschaft sind für die Elbvertiefung, die nötig ist, damit Containerschiffe mit einem Tiefgang von 14,50 Metern den Hamburger Hafen erreichen können. Die Verbände kritisieren zahlreiche Verstöße gegen das europäische Naturschutzrecht. DPA

Tino Brandt leitete die Neonazi–Kameradschaft, zu der einst auch das Trio der Zwickauer Terrorzelle gehörte. Und er war V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes – „persönlich ausgesucht“ von Geheimdienstchef Helmut Roewer

Erfurt – „Raffiniert ist er schon“, sagt der ältereHerr, der eine Brille trägt, einen Spitzbart und schüttere weiße Haare. „Bauernschlau wohl auch“, fügt der pensionierte Geheimdienstler hinzu. Aber dass der Neonazi Tino Brandt, der jahrelang Spitzeldienste für das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz verrichtete, womöglich die Beamten fortwährend an der Nase herum geführt haben könnte, das kann sich der einstige Agentenführer aus Erfurt beim besten Willen nicht vorstellen. „Das Amt hat doch sieben Jahre lang von seinen Informationen gelebt“, beteuert Norbert W., wiederholt immer wieder, was für eine Top-Quelle der junge Mann aus dem südthüringischen Rudolstadt gewesen sei. Einst hatte Tino Brandt den „Thüringer Heimatschutz“ geleitet, jene Organisation, aus der das rechtsterroristische Trio hervorging, das sich später „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) nannte und mutmaßlich zehn Morde beging. In den vergangenen Monaten ist der heute 37-jährige Brandt, der sich inzwischen als Versicherungsagent verdingt, häufig in die Schlagzeilen geraten: Mal ging es um sein Wissen über das Terrortrio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe und darum, was er davon an die Verfassungsschützer weitergab und was nicht; mal um Hausdurchsuchungen bei Brandt selber, über die der Geheimdienstspitzel schon im Vorhinein informiert worden war, und schließlich um den Vorwurf der Geldwäsche. An die 35 Verfahren sollen gegen Tino Brandt eröffnet worden sein – keines führte zu einer Strafe. Und der langjährige Verfassungsschützer Norbert W., mittlerweile 65 und aus dem Amt retiriert, scheint seinem

Rheinland-Pfalz feiert künftig nur noch alle zwei Jahre in Berlin, Hessen lässt sich weiter sponsern

Der Agentenführer vor dem Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags aus

Vor den Neonazi-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages geladen: Der frühere Thüringer Verfassungsschutz-Chef HelFOTO: MARTIN SCHUTT/DPA mut Roewer trifft in Erfurt ein. Er leitete das Landesamt von 1994 bis 2000. Kollegen des Amtes „übergeben“. Mit diesem habe sich die Zusammenarbeit jedoch nicht besonders gut entwickelt: „Da kamen immer nur Namen und Zahlen und keine richtigen Informationen“, so Norbert W. Das änderte sich, als Brandt unter andere Führung im Landesamt gekommen sei, in der Folge sprudelte die„Quelle 2045“ offenbar: Immer donnerstags, vor Aufmärschen der Rechtsextremisten, habe Brandt berichtet, „jede Woche auf höchstem Niveau“, betont Norbert W., stets sei „zu 90 Prozent bestätigt worden“, was Brandt berichtet hatte. Nachdem Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe im Januar 1998 in Jena untergetaucht waren, hatte Norbert W. persönlich die Führung des Spitzels Brandt übernommen – und dieser lieferte wichtige Einzelheiten, wie man heute in diversen Untersuchungsberichten nachlesen kann. Etwa über Geldsammlungen für die drei Flüchtigen und ein Telefonat mit ihnen in einer Telefonzelle in Coburg, wo Brandt arbeitete; es ging um den Versuch, falsche Pässe für

die Flüchtigen zu bekommen und um mögliche Kontaktpersonen der Verschwundenen. Von Brandt ist laut Norbert W. der Hinweis gekommen, genauer das Umfeld des Jenaers Ralf Wohlleben zu untersuchen – Wohlleben sitzt heute wegen des Verdachts der Unterstützung des Trios in Untersu-

Kein gutes Haar lässt der Ex-Verfassungsschützer an seinem ehemaligen Chef chungshaft. Einen Anwerbeversuch hat Norbert W. auf den Tipp von Brandt hin auch unternommen: Bei Wohllebens Jugendfreund Jürgen H., dieser lehnte jedoch brüsk ab und offenbarte sich umgehend seinem Freund. Heute weiß man, dass Jürgen H. eine richtig heiße Spur gewesen wäre – in Wohllebens Auftrag hatte er anfangs Telefonkontakt zu den Flüchtigen gehalten und mindestens einmal auch als Bote fungiert. Unterdessen plaudert der pensionierte Ge-

heimdienstler weiter über dies und das: Er schimpft über den einstigen Thüringer Verfassungsschutzchef Roewer, der irgend wann kaum mehr ernst genommen worden sei im Amt, und er stöhnt über die Mengen von Elektronik, die er seinem V-Mann Brandt angeblich in Roewers Auftrag hatte zukommen lassen müssen: „Immer die neuesten Handys und die neuesten Computer“. Dass Brandt mit etwa 200 000 Mark auch außergewöhnlich viel Geld vom Verfassungsschutz bekam, wird ebenfalls erörtert. Über die Höhe der Beträge habe er selbst entscheiden können, erzählt Norbert W.. Dass Brandt sich später damit brüstete, mit dem Geld die Neonzi-Organisationund womöglich gar das flüchtige Trio unterstützt zu haben, will der alte Verfassungsschützer nicht glauben: „Ich hab‘ doch keine Organisation finanziert!“ Merkwürdig aber findet selbst Norbert W., dass Brandt nach seiner Enttarnung als Spitzel nicht mal den Wohnsitz hatte wechseln müssen. R Seite 4

reiht, bei denen Politik auf Medien, Wirtschaft und allerlei Menschen trifft, die in der Hauptstadt als wichtig gelten. Gereicht werden landestypische Speisen und vor allem Getränke, doch das diesjährige Fest der Rheinland-Pfälzer wurde abgesagt: Die Debatte über Wulff sei ein Grund dafür gewesen, sagt der stellvertretende Sprecher der rot-grünen Landesregierung. Der andere Grund liege darin, dass man sparen müsse. Künftig will Rheinland-Pfalz nur noch alle zwei Jahre in Berlin feiern. Im schwarz-gelb regierten Hessen hingegen verweist man darauf, dass die Landesregierung dem Landtag ohnehin seit 2010 alle zwei Jahre einen Bericht vorlegen müsse, in dem sämtliche Sponsoring-Aktivitäten aufgeführt seien – darunter falle auch das Hessenfest in Berlin, das ganz überwiegend durch Sponsorengeld finanziert wird. „Aufgrund dieses transparenten Vorgehens sehen wir keine Notwendigkeit, etwas zu ändern“, sagt der Sprecher der hessischen Landesvertretung in Berlin. Offensiv wiederum wird man bei dem Thema in Nordrhein-Westfalen. „Pauschale Kritik daran, dass Landesvertretungen ihre Feste auch über Sponsoren finanzieren, geht aus unserer Sicht an der Sache vorbei“, sagt Andreas Christians, Leiter der NRW-Landesvertretung in Berlin. „Gerade ein wirtschaftsstarkes Land wie NordrheinWestfalen muss bei solchen Veranstaltungen auch mit seiner Wirtschaft Standortwerbung betreiben können.“ Peinlich für die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg war auch tatsächlich nicht so sehr das Sponsoring an sich – das verteidigte der Regierungssprecher mit dem Argument, durch Sponsoring lasse sich Steuergeld sparen. Stattdessen hatte sich die Landesvertretung die Blöße gegeben, am Freitag auf Anfrage keine Liste der Sponsoren samt den gezahlten Summen vorlegen zu können. Dabei fordern gerade die Grünen immer recht laut Transparenz. CHRISTOPH HICKMANN

Ende eines Experiments

Unschuldsvermutung

Eine Bürgerjury hat über die Bahntrasse durch die Filderebene entschieden. Ihr Urteil ist offenbar wertlos

Linke Anwältin verteidigt Neonazi – und spaltet die Antifa-Szene

Stuttgart – Vor kurzem unternahm Winfried Kretschmann eine Studienreise in den Kanton Aargau. Die Schweiz sollte für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten und seine Regierung freilich nur Zwischenstation sein – auf dem Weg zu mehr Bürgerbeteiligung. Von den Nachbarn begehrte Grün-Rot zu lernen, wie man, so Kretschmann, „den Bürgern die gleiche breite Straße zur Politik ebnen kann wie den Lobbygruppen“. Dieser demokratietechnischen Baumaßnahme hat Kretschmann auf seiner Agenda Vorrang eingeräumt, schließlich hat ihn im März 2011 nicht zuletzt der öffentliche Protest gegen Stuttgart 21 ins Amt getragen. Wo die schwarz-gelbe Vorgängerregierung alles falsch machte, will Grün-Rot jetzt alles richtig machen. Kretschmann beschäftigt sogar eine Staatsrätin für Bürgerbeteiligung, Gisela Erler, eine 66 Jahre alte Sozialforscherin, die tatsächlich rasch mit

vielen guten Ideen auffiel. Die schier unendliche Geschichte der Stuttgarter Bahnhofsvergrabung bot ihr bald Gelegenheit, ihre Eingebungen erstmals in der Praxis zu erproben. Dass Grün-Rot mit dem sogenannten Filder-Dialog nicht gerade furios in eine neue Ära der Partizipation startete, erkennt man schon daran, dass enttäuschte Teilnehmer inzwischen nur noch vom „Filder-Dia-LÜG“ sprechen. Die Fildern sind eine Hochfläche im Süden Stuttgarts, dort befinden sich mit dem Flughafen und der Messe zwei Einrichtungen, die natürlich an den neuen Tiefbahnhof angebunden werden sollen. Wie die Streckenführung genau aussehen soll, das sollten die Bürger – trotz weit fortgeschrittener Planungen – in mehreren Sitzungen in der Filderhalle von Leinfelden-Echterdingen diskutieren dürfen. Dabei sollten, so Erlers hehrer Gedanke, neben den Experten nicht nur die üblichen Verdächtigen

Rückholung des Asse-Mülls Hannover – Einstimmig haben sich die fünf Fraktionen des niedersächsischen Landtags am Montag für die Rückholung des Atommülls aus dem maroden Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel ausgesprochen. „Von dem fraktionsübergreifenden Beschluss geht ein deutliches Signal aus: Wir ziehen beim Thema Asse an einem Strang“, sagte CDUUmweltexperte Martin Bäumer. Auch die Abgeordneten von SPD, Grünen, FDP und Linken lobten die seltene Eintracht: Die Asse dürfe nicht für parteipolitisches Taktieren oder gar zum Wahlkampf taugen, betonten sie. Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz prüfen derzeit, ob und wie die eingelagerten 126 000 Atommüllfässer sicher aus der Schachtanlage geborgen werden können. DPA

Baden-Württembergs Regierung feiert in Berlin auf Sponsorenkosten Berlin – In der Debatte über den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und dessen Beziehungen zur Privatwirtschaft hatte das Thema Hochkonjunktur, doch in den vergangenen Monaten war deutlich weniger die Rede davon. Jetzt ist das Thema wieder da, es geht um Politik und Sponsoring. Mal wieder. Diesmal steht die baden-württembergische Landesregierung in der Kritik. Der Geschäftsführer des Vereins Lobbycontrol hatte sie am Wochenende im Spiegel angegriffen, weil sie für das Sommerfest in ihrer Berliner Landesvertretung Sponsorengelder genommen hat: Auf solche Zuwendungen sollten die Länder ganz verzichten oder Feste wie jenes in der vergangenen Woche einfach ausfallen lassen, hatte sich Lobbycontrol-Mann Ulrich Müller zitieren lassen. Das wirft die Frage auf, ob die WulffAffäre an der bislang üblichen SponsoringPraxis etwas geändert hat – oder ob die Politik zur Tagesordnung übergegangen ist. Tatsächlich ist die Sensibilität für das Thema höher als früher, wie etwa der Blick nach Rheinland-Pfalz zeigt. Bislang hat das Land jedes Jahr ein Fest in Berlin ausgerichtet und sich damit in den Reigen jener sommerlichen Veranstaltungen einge-

VON CHRISTIANE KOHL

früheren Spitzel immer noch nachgerade liebevoll zugetan: Es sei „einfach schofel“, meint Norbert W., wie mit Brandt später umgegangen worden sei. Der pensionierte Geheimdienstler Norbert W. wird an diesem Montag im Erfurter Untersuchungsausschuss über mögliche Pannen bei der Fahndung nach dem TerrorTrio vernommen. Er antwortet in breitestem südhessischen Dialekt, schließlich war er zu Beginn der 1990er Jahre vom hessischen Landesamt nach Thüringen gewechselt. Zorn und Enttäuschung sind immer wieder bei ihm herauszuhören – nicht etwa auf den früheren Neonazi-Spitzel, sondern auf die Leitung des Thüringer Verfassungsschutzes, an dessen früherem Chef Helmut Roewer der Pensionär kein gutes Haar lassen kann: „Da ging doch einfach alles schief“, sagt Norbert W., weshalb er heute auch „gar nichts ausschließen“ will, was mögliche Pannen im Amt betrifft. Mitte 1994 hatte der Geheimdienstler, der im Thüringer Landesamt für „Anwerbung und Forschung“ zuständig war, Tino Brandt angeworben. Der junge Rudolstädter sei damals „von Roewer persönlich ausgesucht“ worden, betont der Pensionär. Brandt soll zuvor in Thüringen einen Marsch im Gedenken an den einstigen Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess mit organisiert haben. Etwa ein Viertel Jahr lang will Norbert W. an der Anwerbung gearbeitet haben, dann habe er Tino Brandt an einen

Peinliche Geschenke

Auch per Fernzug sollen Passagiere künftig Stuttgarts Flughafen erreichen können – auf welcher Trasse, ist umstritten. FOTO: BERND WEIßBROD/DPA

mitreden, die Bürgerinitiativen mit ihren klaren Interessen. Sondern auch eine „Bürgerjury“ aus 80 zufällig ausgewählten Anwohnern. Bei deren Besetzung allerdings gingen die Probleme los. Gerade mal 250 Bürger schrieb man an, und das erst eine Woche vor dem Auftakt. Nur 40 antworteten, 35 sagten ab. Fortan standen die Organisatoren des Filder-Dialogs unter akutem Dilettantismusverdacht. Nach einer Terminverschiebung fanden sich immerhin 67 Bürger zum DemokratieExperiment bereit; ihre engagierten Debatten wurden jedoch übertönt von politischem Getöse. Sowohl Befürworter als auch Gegner von Stuttgart 21 nannten die Veranstaltung „Murks“ und „Fehlschlag“, bevor sie richtig anfing. Sachlich korrekt bemängelten sie, dass die Teilnehmer einfach ohne Rücksicht auf finanzielle und rechtliche Zwänge von ihren Wunschtrassen träumen durften. Der Moderator musste sich Rücktrittsforderungen beider Seiten erwehren; prominente Teilnehmer wie der Stuttgarter Oberbürgermeister-Kandidat der Tiefbahnhofsgegner, Hannes Rockenbauch, stiegen aus. Von 150 Diskutanten waren am Ende noch 109 übrig. Mit 63:44 Stimmen empfahlen diese nun den Streckenverlauf, den auch der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann unterstützt: die Gäubahn-Variante, bei der Reisende aus dem Süden des Landes auf dem Weg zum Flughafen in Vaihingen umsteigen müssten. Der Vorschlag hat den Vorteil, dass die Anwohner auf den Fildern keinen zusätzlichen Verkehr erdulden müssten – aber auch den gewaltigen Nachteil, dass er den bestehenden S21-Verträgen widerspricht und dem Willen von Stadt, Region und Bahn. Alle halten einen Flughafenanschluss für zwingend. Jetzt streiten sie also wieder über Stuttgart 21, selbst der Koalitionspartner SPD kritisiert die Grünen. Die Bürger fragen sich, warum sie mitreden durften, obwohl es offenbar nichts mehr ROMAN DEININGER mitzureden gab.

Freiburg – Die Grüne Alternative Freiburg (GAF) ist in der badischen Uni-Stadt für ihre ausgeprägte Diskussionsfreude bekannt. Jetzt hat sich die politische Gruppe, die sich 2008 von den Grünen abspaltete und seit 2009 zwei Stadträte stellt, in einer besonders leidenschaftlich geführten Diskussion jedoch ziemlich verheddert. Die Frage, ob eine linke Anwältin einen Neonazi verteidigen darf, spaltet die GAF selbst. Tina Gröbmayr war bis vor kurzem Sprecherin der GAF. Es gingen ihr aber dann die Mitglieder aus, für die sie hätte sprechen können. Die 27-Jährige hat gerade ihre Zulassung als Rechtsanwältin bekommen und ist in eine gut beleumundete Freiburger Kanzlei eingetreten. Dort unterstützt sie einen Kollegen, der vor dem Landgericht als Pflichtverteidiger Florian S. vertritt: einen Rechtsradikalen, der des versuchten Totschlags beschuldigt wird. Der Mann hatte sein Auto im Oktober 2011 auf einem Parkplatz mit jaulendem Motor in eine Gruppe linker Aktivisten gelenkt – ein Schüler erlitt schwere Verletzungen. Der Angeklagte beruft sich auf Notwehr; die vermummten Opfer waren zunächst auf den Wagen zugelaufen. Gröbmayr sagt, jeder Angeklagte habe das Recht auf Verteidigung, für jeden gelte die Unschuldsvermutung. Sie habe durchaus mit sich gerungen, bevor sie sich zur Mitarbeit an dem Fall entschloss. Aber dann habe sie ganz bewusst Ja gesagt. Nun wird sie in den Internetforen linker Aktivisten als „Nazi-Versteherin“ und „Nazianwältin“ geschmäht, Letzteres immerhin mit Fragezeichen. Die GAF befindet sich in rasanter Selbstauflösung: Alle Vorstandskollegen traten zurück, um gegen Gröbmayrs „grundlegend falsche“ Entscheidung zu protestieren. Auch die beiden Stadträte der GAF griffen Gröbmayr an: Eine Trennung zwischen Beruf und Politik sei „unlogisch“, schließlich sei jede „Anwältinnentätigkeit als politisch zu verstehen“. Man könne nicht „in einem politischen Verfahren

Entscheidungen im Interesse eines Neonazis treffen und gleichzeitig eine Gruppe mit einer diametral anderen Politik vertreten“. Die Stadträte fürchten auch, dass die GAF nun einen „gravierenden Vetrauensverlust“ erleidet. ANZEIGE

Nur fürs Web gemacht – Die Woche im Netz. www.sz.de/multimedia Wie ging das gleich noch mal? @, $ und § - Ein Video-Quiz zu Sonderzeichen Summa summarum Das Wirtschafts-Video-Blog Der Flügelflitzer Die Sportkolumne in neuer Optik

Nachweisbar ist schon mal ein Mitgliederverlust: Ein Mann trat aus Protest gegen den Protest aus der GAF aus. Auch der erste Nachrücker auf der Stadtratsliste solidarisierte sich mit Tina Gröbmayr: Er forderte die beiden Stadträte auf, die GAF zu verlassen. Die Diskussion wird wohl noch ROMAN DEININGER eine Weile dauern.


POLITIK

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

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Keine Waffen für Syrien Russland will Lieferungen an das Assad-Regime stoppen Damaskus/Moskau – Russland will seine Waffenlieferungen an Syrien einstellen, bis sich die Lage in dem arabischen Land wieder beruhigt hat. Das sagte der stellvertretende Leiter der russischen Behörde für militärische Zusammenarbeit, Wjatscheslaw Dsirkaln, nach Angaben von russischen Nachrichtenagenturen. Sein Land werde keine neuen Waffengeschäfte mit Syrien abschließend oder weitere Waffen dorthin liefern. Allerdings werde Moskau mit bereits vereinbarten Exporten fortfahren. Die2011 beschlossene Lieferung von etwa 40 Flugzeugen vom Typ Yak-130 soll jedoch gestoppt werden. Die russische Regierung hatte das Geschäft bislang stets verteidigt. Es gebe kein bindendes Waffenembargo gegen Syrien. Der internationale Syrien-Gesandte Kofi Annan zog indes nach einem Treffen mit dem syrischen Präsidenten Baschar alAssad am Montag eine positive Bilanz. Die Diskussion sei konstruktiv verlaufen, sagte Annan nach dem Gespräch in Damaskus. „Wir haben eine Herangehensweise vereinbart, über die ich nun mit der Opposition sprechen werde“, sagte Annan. Details wollte er zunächst nicht nennen. Wichtig sei es, einen politischen Dialog zu führen, den Assad akzeptieren könne. Bislang lehnen Vertreter der Opposition Gespräche mit dem syrischen Präsidenten ab. Assads Rücktritt sei Voraussetzung, dass der politische Prozess in dem arabischen Land in Gang kommt, sagten Regimegegner am Montag. Sie brachten den geflohenen syrischen General Manaf Tlass als Nachfolger Assads ins Spiel. Vor dem Treffen von Assad und Annan war es in Damaskus erneut zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Rebellen gekommen. Bewohner der Hauptstadt berichteten von Gewehrfeuer und Explosionen nahe dem zentralen AbbasidenPlatz. „Schwere Explosionen haben unsere Häuser erschüttert und die Kinder erschreckt“, sagte ein Anwohner, der anonym bleiben wollte. Assad hatte in einem am Sonntag ausgestrahlten ARD-Gespräch mit dem Publizisten Jürgen Todenhöfer gesagt, er halte Annans Friedensplan nicht für gescheitert und „der sollte auch nicht scheitern“. Zugleich sah er die Schuld für den innersyrischen Konflikt bei „Terroristen“ und Staaten, die sich in die syrischen Angelegenheiten einmischten. „Das größte Hindernis ist, dass viele Länder den Erfolg des Plans gar nicht wollen, also bieten sie politische Unterstützung an und versorgen die Terroristen in Syrien weiterhin mit Waffen und

Machtdemonstration der syrischen Regierung: Übung des Militärs an einem unbeFOTO: AP kannten Ort. mit Geld“, sagte Assad in dem Interview. Diese Länder versuchten, den Plan zum Scheitern zu bringen. Assad beschuldigte Saudi-Arabien und Katar, „diese Terroristen“ zu unterstützen. Zugleich geht er davon aus, dass die Türkei „logistische Hilfe beim Schmuggeln angeboten“ habe und die USA politische Unterstützung lieferten. Russlands Präsident Wladimir Putin warnte den Westen unterdessen vor einer militärischen Einmischung in Syrien. Der Westen setze sich über internationales Recht hinweg und handele einseitig, kritisierte der russische Präsident. „Das zeigt sich in sogenannten humanitären Operationen, dem Export der Raketen-Bomben-Demokratie und der Einmischung in interne Konflikte.“ SZ R Seite 4

Auf dem Weg in die europäische Diplomatie? Guido Westerwelle im Garten der Villa Borsig, dem Gästehaus des Außenministeriums, in Berlin.

FOTO: TIMUR EMEK/DAPD

Standortsuche im Knäuel der Krisen Spätestens im Herbst 2013 endet wohl die Amtszeit von Guido Westerwelle. Derzeit reist der Außenminister rastlos um die Welt, er zeigt angemessenen Einsatz und im Rahmen seines Naturells auch Leidenschaft. Er kämpft um sein politisches Vermächtnis VON DANIEL BRÖSSLER

Moskau/Paris/Tokio – Die Nachricht aus Kairo erreichte Guido Westerwelle irgendwo zwischen Moskau und Paris. Der neue Präsident Mohammed Mursi hätte demnächst, wurde ausgerichtet, Zeit für den deutschen Außenminister. Rasch besprach sich Westerwelle mit seinen Leuten. Danach stand für Montag und Dienstag im Terminkalender: Ägypten. Seit einer Woche hat Westerwelle keinen ganzen Tag mehr in Deutschland verbracht. Vor Kairo war er kurz in Berlin und davor in Paris und davor in Moskau und davor in Rom und davor schon mal in Paris. Es hat einmal einen Außenminister gegeben, über den wurde gespöttelt, er begegne sich auf seinen zahllosen Reisen gelegentlich selbst in der Luft. Es fehlen präzise offizielle Statistiken darüber, aber Guido Westerwelle dürfte inzwischen alle Rekorde im Hauptstadthüpfen gebrochen haben, die Hans-Dietrich Genscher je aufgestellt hat. Fünfzehn Monate nach seinem Rückzug als Vorsitzender der FDP rast Westerwelle, der Außenminister, durch die Welt, als gebe es kein Morgen. Neulich im eleganten Hotel Le Bristol in Paris: Westerwelle hat sich von seinem Sprecher beim Frühstück kurz über die Presselage unterrichten lassen. Im orientalisch inspirierten Hof zwitschern die Vögel und warten die Journalisten. Westerwelle tritt heraus. Es ist üblich, dass der Außenminister am Morgen, für die Kameras und die Agenturen, sagt, worum es gehen wird am Tag. Diesmal geht es um Syrien. Westerwelle verkündet, dass Deutschland seine humanitäre Hilfe um 500 000 Euro auf 8,5 Millionen Euro erhöhen werde. Er spricht vom „Mitgefühl für die Menschen, die unter dem Regime Assad leiden“. Und er redet davon, dass es auch Erwartungen gebe an die Opposition. Die Konferenz der „Freunde des syrischen Volkes“, zu der man sich in Paris versammelt habe, sei ein „Zeichen der Solidarität, aber auch ein Zeichen der Erwartung“. Während Westerwelle diesen Satz sagt, sind bei der Entourage des Außenministers leichte Zuckungen zu beobachten. Ein guter Satz, keine Frage. Aber es ist der Satz für die Tokioter AfghanistanKonferenz. Und dieist ja erst am Wochenende. Im Knäuel der Krisen ist es nicht immer leicht, den richtigen Faden zu finden. Wenig später sitzt Westerwelle neben Hillary Clinton. Sie trägt ein schwarz-wei-

ßes Kostüm und das Haar offen. Wach und kämpferisch schaut sie aus, was in den vergangenen Monaten nicht immer der Fall gewesen ist. Vor den „Freunden des syrischen Volkes“ hält die amerikanische Außenministerin ein leidenschaftliches Plädoyer, greift nicht nur Russenund Chinesen an wegen ihrer schützenden Hand über Baschar al-Assad, sondern auch alle jene, die das ihrer Meinung nach geschehen lassen. Während der Rede blickt Westerwelle abwechselnd auf Clinton und ihr Manuskript, in dem sie noch kurz vor ihrer Redezeit wild herum gekritzelt hat. Später, nach seiner eigenen, etwas weniger kämpferischen Rede, wird Westerwelle sagen, wie richtig er alles fand, was Clinton gesagt hat. Clinton, die von der New York Times kürzlich als „Rockstar-Außenministerin“ bezeichnet wurde, befindet sich auf einer Art gigantischen Abschiedstournee. Nach der Präsidentenwahl im November, egal wie sie ausgeht, wird sie aufhören als oberste Diplomatin der USA. Sie will Bücher schreiben und kann sich angeblich, was amerikanische Journalisten eher nicht glauben, ein Leben ohne Politik und mit viel Schlaf vorstellen. Die Wege des Deutschen und der Amerikanerin kreuzen sich ziemlich oft dieser Tage. Es gehört folglich nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, dass beide auch mal über solche Dinge reden und sei es beim Whalewatching vor der Küste von Los Cabos während des G-20-Gipfels. Nach menschlichem Ermessen endet die Amtszeit Westerwelle spätestens im Herbst 2013. Was wird und was bleibt, sind zwei Fragen, die ihn beschäftigen.

Manchmal meint man, es gehe mehr um Geschichtsschreibung und weniger um Nachrichten Im 20. Stock des Prince Park Tower haben Mitarbeiter der deutschen Botschaft das Bett aus einem Hotelzimmer tragen und vier Stuhlreihen sowie zwei Pulte hineinstellen lassen. In einer Ecke steht noch der Nachttisch. Die Bühne ist bereitet für den Außenminister und Dirk Niebel, den Entwicklungsminister. Als beide hinter ihre Pulte treten, ist Niebels Sakko leicht zerknittert und geöffnet, was Westerwelle beides nicht passieren würde. Niebel ist es dann, der die saftigen Zitate zur Tokioter Geberkonferenz liefert, der von einem

„neuen Marshall-Plan für Afghanistan“ spricht, der – was ein etwas schräger Vergleich ist – verlangt, ein „zweites Somalia“ müsse verhindert werden. Der zugeknöpfte Westerwelle nennt, nicht zum ersten Mal, die Konferenz diplomatisch einen „Meilenstein“, erwähnt pflichtschuldig „Solidarität“ sowie „Erwartung“ und entwirft im kleinen Hotelzimmer noch einmal das größere Bild. „Es bleibt beim Abzug unserer kämpfenden Soldaten. Wir sind der Meinung, dass eine politische Lösung nötig ist“, sagt er. In Tokio, wo es ums Geld geht, hat das auch niemand bezweifelt, aber Westerwelle hat es sich zur Regel gemacht, wann immer er nach Afghanistan gefragt wird, beim Abzug der Soldaten und der politischen Lösung zu beginnen. Die Reporter im Hotelzimmer gewinnen folglich den Eindruck, dass es längst um Geschichtsschreibung geht und weniger um Nachrichten. Der Abzug aus Afghanistan soll so etwas wie Westerwelles Vermächtnis werden. Er sieht eine Ironie der Geschichte darin, dass zu Zeiten einer rot-grünen Bundesregierung der Bundesrepublik größter Militäreinsatz begonnen hat und dass es eine schwarz-gelbe ist, die dessen Ende einläutet. Die „politische Lösung“ ist dabei so etwas wie der rote Faden geworden, den Westerwelle selbst durch seine Amtszeit ziehen möchte, vom Abzug aus Afghanistan über Deutschlands Sonderrolle in Libyen bis Syrien, wo ja fast alle, einschließlich der Amerikaner, einen Einsatz mit Waffengewalt derzeit ablehnen. Einerseits fühlt sich Westerwelle bestätigt darin, dass es keine militärische Lösung gibt, andererseits reift dieser Tage ein beunruhigender Gedanke: Womöglich gibt es auch keine politische Lösung. In einer Suite im Prince Park Tower kommt es auch zu einer Begegnung mit dem iranischen Außenminister Ali Akbar Salehi. Es geht ums Atomprogramm, den Ärger um einen iranischen Konsulatsmitarbeiter, der in Frankfurt am Main versucht haben soll, ein zehnjähriges Mädchen zu missbrauchen – und natürlich Syrien. Iran unterstützt das Regime von Assad, und nach dem Gespräch mit Salehi hat Westerwelle keinen Anlass zu glauben, dass sich daran irgendetwas ändern könnte. Vielmehr ergibt sich so etwas wie ein Gesamtbild. Ein paar Tage zuvor in Moskau hat ihn ja schon Sergej Lawrow, der Außenminis-

ter Russlands – der zweiten großen Stütze Assads – auflaufen lassen. Das war jener Besuch, bei dem sich Lawrow lustig gemacht hat über ein angebliches Asylersuchen, das Kanzlerin Angela Merkel bei Präsident Wladimir Putin für Assad gestellt haben soll. Aufschlussreich ist derVorlauf dieser Entgleisung. Bei der Pressekonferenz ist Lawrow genervt wegen der Frage nach einem russischen Gesetz, das aus Mitarbeitern ausländisch finanzierter Organisationen „Auslandsagenten“ macht. Aggressiv empfiehlt er Westerwelle, er solle doch mal bei seinem nächsten USA-Besuch nachfragen, denn dort habe man das Gesetz quasi abgeschrieben. Westerwelle ergreift außerplanmäßig das Wort und stellt klar: „Ich komme direkt aus Berlin.“ Er spreche hier ausschließlich als Außenminister Deutschlands. Lawrow merkt, dass er zu weit gegangen ist und redet sich auf einen Übersetzungsfehler hinaus. Und doch bleibt der Eindruck, dass die russische Führung Mühe hat, weltpolitisch in Deutschland etwas anderes zu sehen als ein amerikanisches Anhängsel.

In der Euro-Krise kommt erst Merkel, dann lange nichts, und dann Schäuble In der internationalen Krisendiplomatie ist Deutschland eingezwängt in einer Lage, die man als Sandwichposition bezeichnen könnte. Es ist groß genug, um Erwartungen zu rechtfertigen – jene etwa, es könnte Russland von seiner hartenHaltung abbringen. Es ist aber zu klein, um wirklich etwas zu bewegen. An die speziellen Anforderungen dieser Position hat sich Westerwelle angepasst. Er zeigt permanente Präsenz, angemessenen Einsatz und, wenn es etwa um den arabischen Frühling geht, im Rahmen seines Naturells auch Leidenschaft. Hin und wieder kann er die Früchte ernten, etwa wenn ihn Mursi als ersten westlichen Politiker empfängt. In der aus deutscher Sicht bedrohlichsten Krise, jener Europas, liegen die Dinge gewissermaßen umgekehrt. Hier kommt es ganz und gar auf Deutschland an, als Außenminister aber hat Westerwelle vergleichsweise wenig zu melden. In der EuroKrise kommt zuerst Merkel, dann lange nichts und dann Finanzminister Wolfgang Schäuble. Mit Hilfe einiger Spitzenbeamter versucht Westerwelle seit einiger Zeit,

aus der Not eine Tugend zu machen und das Auswärtige Amt als Ort des Sinnens über die Zeit nach der Krise und die Zukunft der Europäischen Union zu präsentieren. Im März lud er zu diesem Zweck mehrere Außenministerkollegen in die Berliner Villa Borsig. Es ist eine „Zukunftsgruppe“ dabei entstanden, die mittlerweile auch schon einen Zwischenbericht veröffentlicht hat, der keine Visionen, aber Vorschläge für ein paar Vertiefungen enthält. So zäh die Arbeit auch läuft, gibt sie Westerwelle doch die Chance, sich ein wenig als Pro-Europäer zu profilieren. Sein Wortpaar gegen diese Krise ist der „Wert Europas“, und er redet so viel davon, dass einige sich fragen, ob irgendwo da draußen in Europa eine berufliche Zukunft für Westerwelle liegen könnte für die nahende Post-Außenminister-Zeit. Zwar kokettiert auch Westerwelle ab und an mit der Aussicht aufs Bücherschreiben und Schlafen wie Hillary Clinton. Die Amerikanerin wird dieses Jahr allerdings 65, Westerwelle ist gerade erst 50. Manchen fällt jedenfalls bereits auf, wie sehr sich Westerwelle einsetzt für EU-weite Spitzenkandidaten bei der nächsten Europawahl. Noch aber hat Westerwelle nicht einmal erklärt, ob er im September nächsten Jahres wieder für den Bundestag kandidiert. Er müsste dann auch sagen, ob er –so wie bei den vergangenen Wahlen – wieder Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen FDP sein möchte. Klar ist, dass er sich dann häuten müsste, Schicht für Schicht jenen Diplomaten abtragen, der den Liberalen weder Glück noch Renommee noch Stimmen gebracht hat. Und vielleicht, während der Außenminister noch rastlos durch die Welt reist, hat diese Häutung schon begonnen. „Euro-Bonds sind weder ein Ziel noch ein Fernziel“, lautet einer von Westerwelles neuen Wiederholungssätzen. Die FDP hat einen Feldzug gegen alles begonnen, was nach „gesamtschuldnerischer Haftung“ in der Europäischen Union riecht, und je mehr sich die Krise verschlimmert, desto schärfer wird sie diesen Feldzug führen. Das Bild vom nachdenklichen Europäer passt nicht dazu, und es taugt auch nicht für den Wahlkampf, jedenfalls sicher nicht für den nächsten. Darin wird vielleicht bald die kleine Tragik in der diplomatischen Karriere des Guido Westerwelle liegen. Als er endlich in sein Amt wuchs, war es schon wieder Geschichte.

Die Lords werden zum Spielball Alle britischen Parteien wollen eine grundlegende Reform des Oberhauses. Doch nun legen sich viele Abgeordnete quer – um Premier David Cameron unter Druck zu setzen London – An diesem Dienstagabend wird David Cameron wissen, ob er seine Partei noch im Griff hat. Dem britischen Premierminister steht die bisher schwierigste Abstimmung seiner Amtszeit bevor, wenn das Unterhaus über einen Zeitplan für die Reform des Oberhauses, des House of Lords, entscheidet. Etwa hundert Abgeordnete von Camerons Konservativer Partei könnten ihre Zustimmung verweigern, obwohl der Premierminister Fraktionszwang angeordnet hat. Da auch die Labour-Partei gegen den Zeitplan stimmen will, wäre die Reform des Oberhauses dann auf unbestimmte Zeit verschoben. Das wiederum würde Camerons Koalitionspartner, die Liberaldemokraten, so sehr verprellen, dass die Arbeitsfähigkeit des Regierungsbündnisses gefährdet sein könnte. Führende Liberaldemokraten haben bereits gefordert, Cameron müsse in der Angelegenheit seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen. Dass es so weit kommen konnte, ist auf den ersten Blick erstaunlich. Alle drei Parteien wollen die Reform des Oberhauses und haben sie als wichtiges Anliegen in ihre Programme aufgenommen. Cameron

hat die Reform noch vor wenigen Wochen in einer Regierungserklärung versprochen. Für die Liberaldemokraten ist sie derzeit das wichtigste politische Ziel überhaupt. Im Grunde könnte also alles ganz einfach sein, käme nicht die Parteipolitik ins Spiel. Labour wird mit der offiziellen Begründung gegen den Zeitplan stimmen, dass die Debatte nicht ausreichend gründlich geführt werden könne. Es kommt der Partei allerdings sehr gelegen, dass sie mit einem Nein die Regierung unter Druck setzen kann. Die Libdems werden geschlossen für den Zeitplan stimmen. Wie die Konservativen sich verhalten werden, ist noch ungewiss. Am Montag haben 70 Tories einen Brief unterschrieben, in dem gefordert wird, mehr Zeit für Debatten einzuräumen. Mindestens 30 weitere Konservative gelten als Gegner der Reform. Die Regierungsmehrheit beträgt 83 Stimmen. Es könnte also eng werden für David Cameron. Für viele der konservativen Gegner der Reform geht es auch darum, die Libdems in die Schranken zu weisen. Weite Teile der Tories tun sich noch immer schwer damit,

Alte Zöpfe sollen ab: Nach dem Willen der britischen Regierung soll es künftig wesentlich weniger Abgeordnete im Oberhaus geben. Auch sollen sie nicht mehr auf Lebenszeit ernannt werden. FOTO: ALASTAIR GRANT/AFP

dass sie die Macht mit einer Partei teilen müssen, die mit den deutschen Grünen vergleichbar ist. Die europafreundlich ist, die den Sozialstaat nicht für ein Werk des Teufels hält und die sich als Anwalt der Schwachen versteht. Die Libdems werden in dieser Sache keine Kompromisse dulden. Seit Regierungsantritt im Jahr 2010 haben sie sich so oft den Wünschen der Tories gebeugt, dass die Basis unter einer Identitätskrise leidet. Die Reform des House of Lords soll nun das Vorzeigeprojekt der Partei werden. Konkret geht es darum, das Oberhaus von 826 auf 450 Mitglieder zu verkleinern. Zudem sollen 80 Prozent der Abgeordneten gewählt werden; derzeit werden fast alle Mitglieder des Hauses von den Parteien oder einer speziellen Kommission ernannt. Desweiteren soll die Amtszeit auf 15 Jahre beschränkt werden; derzeit gilt sie ein Leben lang. Schließlich soll die Anzahl der Bischöfe der Church of England im Oberhaus von 26 auf zwölf verringert werden. Für die Libdems wären das wichtige Schritte, die parlamentarische Kultur transparenter und demokratischer zu machen. Die Kritik an den Plänen ist deutlich. Die

konservative Abgeordnete Penny Mordaunt nannte sie ein „Hundefrühstück“. Die parteilose Ex-Sprecherin des Unterhauses, Betty Boothroyd, sagte der BBC: „Noch nie habe ich einen derart rücksichtslosen Versuch erlebt, unsere Verfassung zu ändern. Das ist ein Missbrauch des Parlaments.“ Die Konservativen befürchten, dass die Libdems sich rächen könnten, wenn die Reform blockiert wird. David Cameron will in Kürze eine Wahlgebietsreform durchs Parlament bringen, von der sich die Tories bei der Wahl 2015 etwa 20 Sitze mehr versprechen. Es gilt als sicher, dass die Libdems gegen diese Pläne stimmen würden, wenn sie an diesem Dienstag nicht ihren Willen bekommen. Zwei Tage lang wurde und wird debattiert vor der entscheidenden Abstimmung an diesem Dienstagabend. Das Gros der Arbeit wartete allerdings in den Hinterzimmern auf David Cameron, wo er die Abtrünnigen zu überzeugen versucht. Doch niemand weiß besser als der Premierminister, dass der rechte Flügel seiner Partei mit nachgerade selbstzerstörerischer Wonne störrisch sein kann. CHRISTIAN ZASCHKE


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POLITIK

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Höllisches Gold

Ausland Paris startet sozialen Dialog Paris – Die neue sozialistische Regierung in Frankreich hat mit der versprochenen Abstimmung ihrer Politik mit den Sozialpartnern begonnen. Präsident François Hollande eröffnete am Montag in Paris eine zweitägige Sozialkonferenz mit Gewerkschaftern und Arbeitgebern. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen Arbeitslosigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und das Rentensystem. Bei der Konferenz soll zumindest ein Zeitplan für Maßnahmen in den nächsten Monaten beschlossen werden. Hollande sagte in seiner Eröffnungsrede, dass der soziale Dialog in der Verfassung verankert werden solle. AFP

Umstrittenes Gutachten Jerusalem – Ein offizielles israelisches Komitee hat die umstrittene Siedlungspolitik im Westjordanland für legal erklärt. Israelische Medien berichteten am Montag, der Ausschuss unter Vorsitz des ehemaligen Richters Edmond Levy habe festgelegt, Juden hätten das Recht, sich im Westjordanland anzusiedeln. Der Bau von Siedlungen verstoße auch nicht gegen internationales Recht. Der Bericht widerspricht damit der Position der internationalen Gemeinschaft, wonach die Siedlungen illegal sind und ein Hindernis auf dem Weg zu einer Friedensregelung mit den Palästinensern darstellen. DPA

Besorgt wegen Rumänien Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Amtsenthebungsverfahren gegen Rumäniens Präsidenten Traian Basescu als inakzeptabel kritisiert. Dieses habe „ in einer Art und Weise stattgefunden, die die Grundprinzipien der Rechtsstaatlichkeit missachtet und die vor allem den nötigen Respekt vor den Verfassungsorganen vermissen lässt“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Man verfolge die Entwicklung mit großer Sorge. REUTERS

Mysteriöse Begleiterin Seoul – Eine junge Frau an der Seite von Nordkoreas neuem Machthaber Kim Jong Un sorgt bei Medien und Experten im Ausland für Rätselraten. Südkoreanische Zeitungen mutmaßten am Montag, es könne sich um Kim Jong Uns jüngere Schwester Yo Jong oder aber um eine Geliebte handeln. Das

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

In der peruanischen Provinz Cajamarca will ein US-Unternehmen eine neue Goldmine eröffnen. Die Anwohner fürchten um ihr Trinkwasser. Die Regierung jedoch treibt das Projekt namens Conga voran und setzt das Militär gegen die Demonstranten ein – mit gravierenden Folgen VON PETER BURGHARDT

Buenos Aires – Marco Arana ist ein friedlicher Mensch, auch in diesem langen Kampf gegen dieses höllische Gold. Der Soziologe und Theologe aus Peru war Priester, ehe ihn der Klerus wegen seines politischen Einsatzes aus der Kirche entfernte. Mit seiner Bewegung „Tierra y Libertad“, Land und Freiheit, verteidigt er ohne Gewalt und dafür mit Worten Mensch und Natur in der Anden-Region Cajamarca. Dafür bekam Arana internationale Anerkennung. Das Magazin Time ernannte ihn 2009 zum „Helden der Umwelt“, 2010 erhielt er den Aachener Friedenspreis. Doch in der vergangenen Woche wurde der besonnene Aktivist in Cajamarca wie ein Schwerverbrecher verhaftet und verprügelt. „Sie haben mich festgenommen, schwer geschlagen, ins Gesicht und in die Nieren, auch im Kommissariat“, berichtete Arana. „Öffentlichen Aufruhr“ warfen ihm die Behörden vor. Er konnte froh sein, dass er den Zwischenfall überlebte. Fünf Menschen starben beim Angriff von Soldaten auf Demonstranten. Zwei Arbeiter und ein 17-jähriger Student wurden

„Missbrauch schafft Misstrauen“, sagt sogar der Präsident am 3. Juli erschossen, als sie vor dem Rathaus von Celendín gegen ausstehende Zahlungen für ihre Arbeit an einer Schule und auch gegen dieses wahnwitzige Projekt namens Conga protestierten. Ein weiterer Zivilist erlag im Krankenhaus seinen Schusswunden, ein fünftes Opfer wurde tags darauf von der Armee umgebracht. Es geht um Gold und um Wasser, und es fließt immer mehr Blut. Marco Arana und die anderen Widerständler wollen verhindern, dass in dieser Gegend eine weitere Goldmine fremder Betreiber die karge Landschaft verschandelt und ihre Bewohner verpestet. Die Regierung von Ollanta Humala dagegen will den Bau wegen des vielen Geldes durchziehen lassen, schickt das Militär und hat angesichts der Gegenwehr in drei Provinzen den Notstand ausgerufen. Gold wird in Peru schon lange abgebaut, das südamerikanische Land gehört zu den weltgrößten Produzenten des Edelmetalls. Im dampfenden Tiefland im Südosten kratzen Tagelöhner Goldstaub aus dem Urwald und verwandeln ihre Funde mit giftigem Quecksilber zu Klumpen. Im kühlen Hochland im Nordwesten holen Konzerne die Schätze aus dem Boden und machen damit ein Vermögen. Bei Cajamarca liegt der Ta-

In der Stadt Celendín beerdigen Peruaner drei Männer. Sie sind bei Demonstrationen gegen das umstrittene Minenprojekt Conga ums Leben gekommen. Mittlerweile hat die Regierung in drei Provinzen den Notstand ausgerufen. FOTO: ERNESTO BENAVIDES/AFP gebau Yanacocha, betrieben von Newmont Mining aus Denver, mit Anteilen der Weltbank. Es ist eine der lohnendsten Goldminen der Welt, aber sie ist ungesund für die Umgebung. Nun treibt Newmont Mining nebenan den nächsten Coup voran. 4,8 Milliarden Dollar investieren das US-Unternehmen, der peruanische Partner Buenaventura sowie ein internationaler Fonds in das Projekt Conga. Der Fall rüttelt an den Grundfesten von Perus Politik. Die Anwohner fürchten um ihr Trinkwasser und ihre Bewässerung der Felder, denn Congas Gold versteckt sich unter vier Seen. Sie würden zerstört, Berge und Täler umgegraben. Das Gold wird mit dem toxi-

schen Zyanid aus dem Gestein gelöst, es ist eine verheerende Mischung. Die betroffene Bevölkerung und die Regionalregierung sind zu weiten Teilen dagegen, unterstützt von Ökologen und Menschenrechtlern wie Marco Arana. Gegner werden gekauft, enteignet, bedroht. Der Präsident ist wie gehabt für das Projekt, obwohl inzwischen ein Regierungswechsel stattfand. Vor einem Jahr übernahm Ollanta Humala, den konservative Kreise für zunächst so links gehalten hatten, dass beinahe die Tochter des Potentaten Alberto Fujimori gewählt worden wäre. Als Präsident jedoch setzt Humala zum Entsetzen seiner Wähler die neoliberale und autoritäre Wirt-

schaftspolitik seines sozialdemokratischen Vorgängers Alan García fort. Unter García hatte es bei Protesten etliche Tote gegeben, bei Humala sind es binnen zwölf Monaten bereits 15. Im Zweifel setzt auch der frühere Offizier die Streitkräfte gegen Unzufriedene ein. Humala hält am umstrittenen Konzept der gnadenlosen Ausbeutung der Ressourcen fest, obwohl er zwischendurch das halbe Kabinett auswechseln musste und noch im November feststellte: „Die Minenindustrie hat ihre soziale Rolle in den Gemeinden nicht erfüllt. Dieser Missbrauch schafft Misstrauen.“ Der Bergbau trägt mit mehr als 60 Prozent zur peruanischen Wirtschaftsleistung

bei und sorgt für immense Wachstumsraten, einheimische und ausländische Investoren sind begeistert. Die großen Gewinne allerdings erreichen nur eine Minderheit, in vielen Gebieten ist das aufstrebenden Peru so arm wie eh und je. Die Lager seien geteilt „zwischen Gold und Wasser“, klagte Präsident Humala. „Lasst mich beweisen, dass man Gold und Wasser gleichzeitig haben kann“, sagt er. Doch Marco Arana bezweifelt das. Es gebe keinen sauberen Bergbau. In seiner ehemaligen Pfarrei verwendete er deshalb kein Gold mehr – auch nicht für Heiligenfiguren. „Gott soll nicht mit Produkten angebetet werden, die Leid schaffen und die Natur zerstören.“

„Die Demokratie in Myanmar muss blühen“ Präsident Thein Sein im SZ-Gespräch über den Reformprozess, den bewaffneten Widerstand im Lande und die Sanktionen des Westens

nordkoreanische Staatsfernsehen hatte am Sonntag die mysteriöse Frau gezeigt, die mit Kim an einer Gedenkzeremonie für dessen Großvater Kim Il Sung teilnahm (FOTO: AFP). Bereits am Freitag hatte die Frau mit kurzen Haaren bei einem Konzert des Nationalorchesters an Kims Seite gesessen, wie Fotos der Staatspresse zeigen. Die südkoreanische Zeitung JoongAng Ilbo berichtete, die zwischen 20 und 30 Jahre alte Frau sei die in Nordkorea berühmte Sängerin Hyon Song Wol, die eine Geliebte des Machthabers sein könnte. Beide würden sich seit Jugendtagen kennen. In nordkoreanischen Führungskreisen werde über eine Affäre der beiden spekuliert, berichtete das Blatt unter Berufung auf einen südkoreanischen Geheimdienstmitarbeiter. Weder das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung noch die südkoreanischen Geheimdienste wollten sich zu den Spekulationen äußern. AFP

Naypyidaw – Der Präsident von Myanmar, Thein Sein, hat den von ihm angestoßenen Reformprozess in dem südostasiatischen Land für „unumkehrbar“ erklärt. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung an seinem Amtssitz in der neuen Hauptstadt Naypyidaw erklärte der Präsident wörtlich: „Wir werden mit der Demokratisierung fortfahren, wir haben keine Absicht, auf unserem Weg umzukehren.“ Zu Gerüchten, es gebe Hardliner in der Regierung, die den Reformprozess stoppen wollten, sagte Thein Sein, diese entbehrten jeder Grundlage. Es gebe niemanden in der Regierung, der nicht für die Fortsetzung der Reformpolitik sei, auch innerhalb des Militärs gebe es „keinen Widerstand“. Thein Sein bezeichnete es als seine Pflicht, in Myanmar „die Demokratie zum Blühen zu bringen“. Thein Sein war Ende März 2011 nach der – umstrittenen – ersten Parlamentswahl seit zwanzig Jahren als Präsident vereidigt worden. Er hatte zuvor als General der Militärjunta angehört, die das Land wirtschaftlich ruiniert, politisch isoliert und Vorwürfen schwerer Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt hatte. Völlig überraschend

entpuppte sich Thein Sein nach der Wahl als Reformer, der politische Gefangene freiließ, die Zensur lockerte und ein unpopuläres Staudammprojekt stoppte. Vor allem hob er den Bann über die Oppositionspartei „National League for Democracy“ (NLD) auf und ermöglichte deren Führerin Aung San Suu Kyi die Rückkehr in die Politik und – in einer Nachwahl – auch ins Parlament. Der Präsident zeigte sich in dem 90-minütigen Gespräch mit der SZ dankbar für die Lockerung der wirtschaftlichen und politischen Sanktionen, mit der der Westen seine Reformpolitik belohnte. Dies habe unter Investoren großes Interesse an einem Engagement in Myanmar ausgelöst. Allerdings bedauerte der Präsident, dass die Zwangsmaßnahmen zum großen Teil nur suspendiert und noch nicht aufgehoben worden seien. Man habe bisher „nur den Deckel gelüftet“, sagte er. Wenn man wirklich dem Land und seinen Menschen helfen wolle, müssten die Sanktionen komplett zurückgefahren werden. Der immer noch anhaltende Druck von außen sei derzeit das größte Problem; innerhalb des Landes sehe er keinerlei Gefahren für die Demokratisierung.

Präsident Thein Sein beim Besichtigen einer Industrieanlage. FOTO: BLOOMBERG Thein Sein verteidigte die Rolle, die das Militär in der Vergangenheit gespielt habe. Es habe keine andere Wahl gehabt als im Chaos Ende der achtziger Jahre die Macht zu ergreifen, um Frieden und Stabilität wiederherzustellen. Dass die Armee trotz der Rückkehr zu einer Zivilregierung auch heute noch eine bedeutende und in der Verfassung abgesicherte politische Rolle spiele, sei vergleichbar mit den Verhältnissen, wie sie zeitweilig in Südkorea und Indonesien geherrscht hätten, sagte Thein Sein. Aber so wie sich in beiden Ländern mit der Stabilisierung der Demokratie die Rolle des Mili-

tärs verringert hätte, so sei eine solche Entwicklung auch in Myanmar denkbar. Für die Stabilisierung des Landes, so Thein Sein, seien zwei Faktoren von Bedeutung: Die Wiederannäherung an Aung San Suu Kyi, die unter der Junta jahrelang weggesperrt worden war, sowie die Beendigung der Konflikte mit einer Vielzahl bewaffneter Gruppen. Durch den Dialog mit Suu Kyi sei „eine gemeinsame Grundlage“ gefunden worden, auf der man „zum Wohle von Volk und Nation kooperieren“ könne. Die Differenzen habe man erst einmal ausgeklammert. Warnungen der Oppositionsführerin vor einer zu optimistischen Beurteilung des Reformprozesses spielte der Präsident herunter. Suu Kyi habe die Freiheit, ihre Meinung zu äußern, einen Konflikt sehe er nicht. Mit den elf bewaffneten Gruppen im Land habe seine Regierung Gespräche aufgenommen und ihnen Friedensangebote gemacht, sagte Thein Sein. Es gebe bereits vorläufige Abkommen mit zehn Gruppen, mit der letzten Gruppe werde man sich wahrscheinlich ebenfalls bald einig werden. Politische Gespräche würden folgen, um dauerhaft Frieden im Land zu schaffen.

Thein Sein sagte, seine Regierung befinde sich erst am Anfang des Reformprozesses. Aber das Land habe großes Potenzial, undwenn sich die Dinge politisch gut entwickelten, wenn Stabilität herrsche und der Druck des Westens nachlasse, dann sehe er „wirtschaftlichen Wohlstand“ voraus. Myanmar ist bis jetzt noch das Armenhaus Südostasiens. Thein Sein hatte kürzlich nach den politischen Reformen eine zweite Welle wirtschaftlicher Reformen angekündigt. Im Gespräch mit der SZ sagte er, beide Ansätze seien eng miteinander verbunden, ohne politische Stabilität sei wirtschaftliche Entwicklung nicht denkbar. Ein Hinweis darauf, dass sich der Reformkurs des Präsidenten zu stabilisieren scheint, ist der Rücktritt von Vizepräsident Tin Aung Myint Oo, der als Hardliner galt. Er soll noch in dieser Woche ersetzt werden. Angekündigt wurde auch eine Regierungsumbildung, bei der angeblich weitere Hardliner ausscheiden und durch reformfreudige Minister ersetzt werden sollen. STEFAN KLEIN R Eine Reportage über die Begegnung mit Thein Sein folgt auf der Seite Drei

Süddeutsche Zeitung Leserreisen

claudiozacc - Fotolia

Unterwegs im Reich der Mitte Die Volksrepublik China ist mit knapp 1,34 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste und mit rund 9,5 Millionen Quadratkilometern auch eines der größten und faszinierendsten Länder der Erde. Zahllose historische Sehenswürdigkeiten, die zum Teil noch aus der Zeit der Kaiserdynastien stammen, reihen sich in dem Land der Gegensätze aneinander. Allein 41 UnescoWelterbestätten zeugen von den Schätzen Chinas, darunter auch die außergewöhnliche Chinesische Mauer und die berühmte Terrakotta-Armee. Diese Reise ist jedoch nicht nur eine spannende Exkursion in die alte Kultur und Geschichte, sondern auch in das neue Reich der Mitte, mit seinen boomenden Megacitys wie Peking, Shanghai oder Hongkong. Eine dreitägige Flusskreuzfahrt auf dem Jangtse, dem längsten Strom Chinas, rundet das Programm ab.

Reisehöhepunkte Peking: Besonders sehenswert sind der „Platz des Himmlischen Friedens“, die „Verbotene Stadt“ mit ihren zahllosen Palästen und Pavillons und historische Abschnitte der Großen Mauer. Xi’an: Die 7,8-Millionen-Einwohner-Stadt ist vor allem als Fundort der Terrakotta-Krieger bekannt. Die tausenden lebensgroßen Figuren wurden 1974 in einer Grabanlage entdeckt. Shanghai: In der Wirtschaftsmetropole vereinen sich Tradition und Moderne wie an kaum einem anderen Ort in China. Hongkong : Lange gehörte die Handelszentrum zum britischen Kolonialreich, bevor es 1997 mit einer großen Zeremonie an China zurückgegeben wurde. Jangtse: An dem längsten Fluss Asiens liegen Metropolen wie Yichang, Wuhan und schließlich, im Delta des Stroms, Shanghai.

Beratung und Prospekt: Tel.: 01805 - 00 41 13*, Mo. – Fr.: 8 – 20 Uhr, Sa. 8 – 14 Uhr, (*Dt. Inlandspreise: Festnetz 14 ct/Min., Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Fax: 0421 - 322 68 89, E-Mail: sz-leserreisen@tui-lt.de, Internet: www.sz.de/leserreisen Persönlicher Kontakt: Hapag-Lloyd Reisebüro, Theatinerstraße 32, 80333 München

In Kooperation mit

Eingeschlossene Leistungen UÊ Õ}Ê À> vÕÀÌÊqÊ*i }ÊÕ `ÊâÕÀØV ÊÛ Ê } }ÊØLiÀÊ *i }ÊUxÊ iÀV ià ÃV iÊ Ø}iÊUÊ£ÓÊ4Ê Ê Ìi ÃÊUÊÎÊ4Ê > Ê À`Êi iÃÊ{ -ÌiÀ i -V vviÃÊUÊ iÊ/À> ÃviÀÃ]Ê ÕÃyÊØ}i]Ê ÌÀ ÌÌÃ}i `iÀÊÕ°Ê > âi Ìi Ê Ì°Ê*À }À> ÊUÊ « iÌÌiÊ6 Ã> }iLØ Ài ÊUÊ iÕÌÃV ÊëÀiV i `iÊ,i Ãi i ÌÕ }ÊÛ ÀÊ"ÀÌÊÕ°ÊÛ°Ê °

Reisetermin:

28. Oktober bis 13. November 2012

Im Doppelzimmer

3.329 € p. P.

Im Einzelzimmer

3.995 € p. P.

Veranstalter: Bavaria Fernseisen GmbH, Bad Vilbel


PANORAMA

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

Jetzt wird’s ganz eng

MELDUNGEN Hitzewelle in den USA: 46 Tote Philadelphia – Bei der Hitzewelle in den USA hat sich die Zahl der Todesopfer laut Angaben von Ärzten auf mindestens 46 erhöht. Unter den Toten waren demnach eine hundertjährige Frau sowie ein vier Monate altes Mädchen in Indianapolis. Eine 16-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht, nachdem sie in einem Auto gefunden wurde. Weitere Tote wurden in den US-Staaten Illinois, Maryland, Ohio, Pennsylvania, Tennessee und Wisconsin gemeldet. Zuvor hatten die Behörden 35 Verstorbene gemeldet. Nachdem die Gluthitze im Mittleren Westen und an der Ostküste am Samstag mancherorts mehr als 40 Grad Celsius erreicht hatten, sanken die Temperaturen am Sonntag (Ortszeit) wieder auf rund 30 Grad. Der US-Wetterdienst rechnete mit einer Abkühlung in den kommenden Tagen. Eine KaltluftFront aus dem Süden werde Gewitter und Regenfälle mit sich bringen und die Hitzewelle beenden, sagte der Meteorologe Andrew Orrison vom Wetterdienst. In Illinois und Wisconsin verzog sich auf Autobahnen aufgrund der Hitze der Straßenbelag. DAPD

Anklage gegen Serientäter Frankfurt/Main – Der Serientäter Thomas Feldhofer ist wegen schweren Raubes und schwerer räuberischer Erpressung angeklagt worden. Dem gebürtigen Krefelder werden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt insgesamt 18 Verbrechen vorgeworfen. Bevor Feldhofer im Februar bei Ratzeburg in Schleswig-Holstein festgenommen wurde, hatte die Polizei europaweit nach ihm gefahndet. Er wird für eine Serie von Raubüberfällen verantwortlich gemacht. Außerdem soll er in Kronberg im Taunus einen Bus in seine Gewalt gebracht haben. Feldhofer saß schon von 2001 bis 2008 wegen acht Banküberfällen im Gefängnis. Er war auf Bewährung freigekommen, wurde nach Erkenntnissen der Ermittler aber bald rückfällig. DPA

Berliner ersticht Großmutter Bebra/Berlin – Ein 24 Jahre alter Berliner hat gestanden, seine Großmutter im osthessischen Bebra brutal umgebracht zu haben. Die Leiche der 85-Jährigen war am Sonntag in einem Einfamilienhaus gefunden worden. Nachdem ein Angehöriger gegen Mittag die Polizei informiert hatte, meldete sich der Enkel telefonisch bei den Ermittlern und gab an, dass er seine Oma erstochen habe. Wie die Staatsanwaltschaft in Fulda am Montag mitteilte, soll der Mann der Frau mit einem langen Küchenmesser die Kehle durchgeschnitten und ihr dreimal in den Rücken gestochen haben. Über das Motiv des 24-Jährigen wurde zunächst nichts bekannt, weil er bei Vernehmungen die Aussagen zum Ablauf und den Hintergründen verweigerte. DPA

Kind stürzt in Schacht Osterwald – In einer dramatischen Rettungsaktion hat die Feuerwehr einen dreijährigen Jungen und eine Kindergärtnerin aus einem alten Bergwerksschacht im Weserbergland gerettet. Das Kind war am Montag während eines Kindergartenausfluges in den Wald im Kreis Hameln-Pyrmont in den nur von morschen Baumstämmen bedeckten 25 Meter tiefen Schacht gestürzt. Eine 37 Jahre alte Kindergärtnerin sprang hinterher, um den kleinen Jungen zu retten, berichtete ein Polizeisprecher. Bis zur Bergung mussten beide rund eineinhalb Stunden in brusthohem kaltem Wasser am Fuß des Schachtes ausharren. Der Junge und die Kindergärtnerin trugen neben einer Unterkühlung nur Schrammen an Armen und Beinen davon. DPA

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„Bloß nicht steckenbleiben“: Mit 31 Zentimetern Breite ist die Spreuerhofstraße in Reutlingen offiziell die schmalste Straße der Welt. Die Stadt ist stolz auf die Touristenattraktion – doch nun droht die Aberkennung des Rekords VON ROMAN DEININGER

Reutlingen – In der Touristen-Information am Reutlinger Marktplatz betrachtet eine Gruppe spanischer Jugendlicher etwas ratlos den Schlüsselanhänger „Mutschelinchen“. Unter jungen Spaniern ist offenbar unbekannt, dass es sich bei einer Mutschel um ein sternförmiges Mürbeteiggebäck handelt, das die Reutlinger schon seit dem 13. Jahrhundert mit Begeisterung verzehren. Die Begeisterung der Besucher weckt im Stadtshop eher ein Lineal mit der seltsamen Länge von 31 Zentimetern und der Aufschrift „Jetzt wird’s eng“; ohne so ein Lineal verlässt kaum ein Spanier die Stadt. Eine Blitzumfrage am Marktplatz ergibt, dass der Ruhm Reutlingens in weiten Teilen Spaniens tatsächlich vor allem auf einem Rekord basiert, den man für sehr schwäbisch halten kann: Mit sparsamen 31 Zentimetern Breite ist die Spreuerhofstraße die engste Straße der Welt.

Leidlich normal gebaute Männer scheuern beim Durchgang mit dem Hintern die Wand sauber Schwäbisch bescheiden wirkt auch, dass die Reutlinger lange gar nichts von der größten Attraktion ihrer Stadt wussten. Die Stadtführer sprachen von der schmalsten Gasse Baden-Württembergs, die ganz mutigen von der wahrscheinlich schmalsten Gasse Deutschlands. Bis eine wohl zugereiste Tourismusbeauftragte Nachforschungen anstellte, an deren Ende sie mit einer Urkunde des Guinness-Buches der Rekorde für die Fotografen posieren durfte. Am 7. März 2007 wurde die Einmaligkeit der engen Spreuerhofstraße offiziell, kurz darauf setzte die Linealproduktion für den spanischen Markt im großen Stil ein. Vom Marktplatz aus zur Rekordstätte am Rand der Altstadt zu finden, ist kein Problem. Die Einheimischen weisen gerne den Weg, oft verbunden mit dem routinierten, aber herzlichen Ratschlag: „Und nicht stecken bleiben!“. In der Touristen-Information hat eine freundliche Mitarbeiterin zwar beteuert, ein solcher Fall sei nicht dokumentiert. Zweifellos aber ist die Gefahr des Steckenbleibens zuletzt gestiegen. Schuld daran ist das sehr alte, sehr marode Haus in der Spreuerhofstraße 9: Wasser ist ins Gebälk gedrungen und drückt jetzt auf die Außenmauer, die sich immer weiter in die Gasse hinein neigt. Auf Kopfhöhe sind die 31 Zentimeter gefühlt schon deutlich unterschritten; genaue Angaben können sicher

Vielleicht bald zu eng für Passanten: Die Außenmauer eines maroden Hauses drückt immer weiter in die Rekordstraße hinein. die Spanier machen, die das mit ihren neuen Linealen ausmessen wollten. Reutlingen bangt nun also um sein Weltrekordgässchen – durchgehen muss man fürs Guinness-Buch nämlich schon noch können. Wobei das mit dem Durchgehen schon jetzt nicht so leicht ist: Selbst zierliche junge Frauen müssen in eine Art Seitwärtsgalopp wechseln, was immerhin noch eleganter wirkt, als wenn leidlich normal gebaute Männer mit ihrem Hintern die Wand sauber scheuern. Wer mit Fahrrad oder Kinderwagen unterwegs ist, muss ganz auf die Passage durch die Spreuerhofstraße verzichten, die eigentlich auch mehr ein Durchschlupf ist, zehn Meter lang. Entstanden ist er nach dem verhee-

renden Stadtbrand von 1726: Damit künftige Feuer nicht so leicht von einem Haus zum anderen überspringen konnten, ließ man zwischendrin einfach einen Spalt frei. 1820 erlaubte sich dann ein übermütiger Verwaltungsbeamter, den Spalt zur Straße zu erklären. Die Stadt sollte dem Mann ein Denkmal errichten. Angeblich nutzen die Reutlinger die Spreuerhofstraße ja als Abkürzung, wenn sie mal von der Geschäftsstelle des örtlichen Alpenvereins zum arabischen Restaurant Palmyra wollen. In einer vierzigminütigen Testphase an einem Montagvormittag macht aber kein Reutlinger von dieser Möglichkeit Gebrauch, alle nehmen ein paar Meter weiter eine geradezu einschläfernd

FOTO: FRANZISKA KRAUFMANN / DPA

menkübel und eine Mülltonne. Der Maschendrahtzaun und die Holzkeile, mit denen das abrutschende Dach der Spreuerhofstraße 9 notdürftig gesichert ist, schauen auf spanischen Urlaubsfotos sowieso nicht richtig gut aus. Aber das alles soll sich bald ändern, versichert Reutlingens Finanzbürgermeister Peter Rist: „Den Weltrekord geben wir auf keinen Fall wieder her.“ Noch in diesem Jahr werde man Maßnahmen ergreifen. Wenn der Hauseigentümer nichts unternehme, sagt Rist, werde die Stadt das Haus halt selbst kaufen und sanieren. Nur die bei solchen Baumaßnahmen sonst übliche „halbseitige Sperrung der betroffenen Straße“ müsse dann wohl entfallen.

normale Straße, auf der man bei jedwedem Körperbau vorwärts gehen kann. Vielleicht wissen sie einfach, dass die Abkürzung nach akribischen SZ-Recherchen (drei Durchläufe) nur einen Zeitvorteil von zwei Sekunden bringt und bei schlechtem Wetter aufgrund einer undichten Regenrinne grundsätzlich nicht anzuraten ist. Touristen lassen sich im Erhebungszeitraum ebenfalls nicht blicken, obwohl die Anwohner vor Jahren sogar ihre Bewegungsmelder für die Straßenbeleuchtung abmontieren ließen – die Lampen brannten angeblich fast rund um die Uhr. Man kann sich in der Spreuerhofstraße auch nicht wirklich kurzweilig aufhalten, die größten Sehenswürdigkeiten sind ein Blu-

Das Gläschen in Ehren Kulturdebatte in Österreichs Kaffeehäusern: Soll für das bislang kostenlose Leitungswasser künftig eine Spende entrichtet werden? Wien – Der Kellner in der Pizzeria im achten Bezirk schaut entsetzt. Geld für Leitungswasser kassieren? Wer denn auf eine solch hirnverbrannte Idee komme? Noch entsetzter schaut der Mann, als er erfährt, dass sein Lokal neuerdings zu jenen Wiener Gastronomiebetrieben gehört, die sich an der Aktion „Wasserspende“ beteiligen: Die bislang kostenlose Karaffe oder das Glas Leitungswasser, die in Österreichs Kaffeehäusern Ehrensache waren, sollen in Wien der Vergangenheit angehören, wenn sich die Idee der Initiatoren durchsetzt. Für einen Liter Wasser zwei Euro, für einen halben Liter einen Euro, alles freiwillig natürlich – und ein Großteil des Erlöses soll an soziale Projekte, vorzugsweise an Wasserprojekte in der Dritten Welt fließen. Dumm nur, dass niemand dem Kellner in der Pizzeria an der Albertstraße Bescheid gesagt hat. Jedenfalls steht sein Laden auf der Liste „www.wasserspende.at“. Was so revolutionär klingt, braucht wahrscheinlich eine Weile, um sich durchzusetzen. Wenn es sich denn durchsetzt.

Denn für ein Glas Wasser zum Kaffee zu zahlen, und sei es für einen guten Zweck, das gilt vielen Wienern als Kulturbruch. Seit Wochen lassen sich die Feuilletons der Zeitungen über den Beginn der Aktion aus und diskutieren, ob die Idee tragfähig sein könne, wo doch gewöhnlich zum kleinen Schwarzen oder zur Melange automatisch ein Glas vom Ober dazu serviert wird. Und wo doch die Kaffeehauskultur, wie sie seit dem Ansturm der Türken existiert, zum immateriellen Kulturerbe der Unesco gehört. So ernst nehmen die Wiener ihre Kaffeehäuser, dass sie tatsächlich am 10. November vergangenen Jahres per Urkunde von der UN-Kulturorganisation heilig gesprochen wurde. Samt kleinen Tischen mit Marmorplatten, Thonet-Stühlen, aktuellen Tageszeitungen jedweder Couleur auf Holzhaltern und gern auch Lüstern an der Decke. Und nun kommen Menschen wie Herbert Rohrmair-Lewis, einer der Begründer der Wasserspenden-Aktion, und sagen: „Wir wollen mit unserer Initiative versuchen, Bewusstsein für den Wert von Was-

ser zu schaffen und gleichzeitig damit etwas Gutes tun.“ In Zürich, berichtet die Presse, funktioniere die Idee sehr gut. In Wien allerdings machen bisher erst zehn Betriebe mit, wenngleich auch so bekannte wie das Tel Aviv am Donaukanal oder Neni am Naschmarkt dabei sind. Auch die Spendensumme ist bisher eher niedrig: Auf der Internetseite von „Wasserspende“ findet sich ein Piktogramm mit einem leeren Glas, das den Geldeingang anzeigen soll. Noch steht es auf Null. Der Wiener muss sich halt erst an die neuen Umstände gewöhnen. Und das fällt ihm schwer, wie auch der Autor Thomas Kapielski in seinem großartigen Text „Kaffääfahrt“ feststellt, in dem er eine Rundreise durch berühmte Wiener Etablissements beschreibt: „Der Gast erträgt keine Veränderung. Er altert und schwindet lieber synchron mit seinen Wirtschaften. Schon gewaschene Gardinen sorgen für drei Tage Fassungslosigkeit.“ Was wird dann erst Geld für Wasser anrichten, sei es auch noch so gut gemeint? CATHRIN KAHLWEIT

Sturm im Wasserglas: In Wien wird über den Wert von Leitungswasser gestritten. Anlass ist eine Spendenaktion. FOTO: LAIF

SZ-RÄTSEL Schwedenrätsel

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Die Ziffern 1 bis 9 dürfen pro Spalte und Zeile nur einmal vorkommen. Zusammenhängende weiße Felder enthalten direkt aufeinander folgende Zahlen, die aber in beliebiger Reihenfolge stehen (Straßen). Weiße Ziffern gehören zu keiner Straße, blockieren jedoch diese Ziffern sowohl in der Zeile als auch in der Spalte. Tipps im Internet unter: www.sz-shop.de/str8ts © 2010 Syndicated Puzzles Inc. 10.7.2012

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Str8ts: So geht’s

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Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Lob und Adel Fürstlicher Kurzbesuch: Albert und Charlène schippern durch Berlin

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Außenminister Guido Westerwelle, Prinz Albert, Prinzessin Charlène und Michael Mronz (von links), plaudernd auf der Spree

FOTO: GETTY

er Menschheit ganzer Jammer kann einen anfassen, wenn man dieser Fürstin beim Schaulauf zusieht. Am Montag zum Beispiel spuckt ein schwerer schwarzer Wagen Charlène von Monaco amUfer der Spree aus, gleich hinterm Kanzleramt und vor diesen beiden Herren, die vor dem Berliner Ausflugsdampfer Sanssouci warten. Der deutsche Außenminister und sein Mann stehen da, sie wollen Boot fahren mit dem Fürstenpaar von Monaco, das zu seinem ersten offiziellen Staatsbesuch in Deutschland eingetroffen ist. Morgens waren die Monegassen schon in Schloss Bellevue, da standen sie dann wie Baumriesen vor den kleinen Gaucks: Albert mit einem Gesichtsausdruck, den man von Besitzern edler Rassehunde kennt. Charlène, von oben bis unten verpackt in Zahnpastagrün, eine schöne Frau mit traurigem Blick, eine ehemalige Leistungsschwimmerin, die nicht recht weiß, wohin mit ihren Armen. Meistens legt sie sie dann quer vor den Bauch. Charlène, 34, Nachfahrin armer Auswanderer aus der Uckermark, die vor 150 Jahren Diamanten suchen gingen in einem Land, das heute Simbabwe heißt, wollte immer nur schwimmen, bis die Schulter ihr den Dienst versagt hat. Jetzt ist sie verheiratet mit dem 20 Jahre älteren Albert von Monaco – und gehört zu diesen bedauernswerten Prinzgemahlinnen, von denen vor allem eines erwartet wird: legitime Nachkom-

Ein Märchen ohne Happy End

LEUTE Lily Allen, 27, britische Sängerin, und ihr Ehemann Sam Cooper erwarten ihr zweites Kind. Der Popstar sei bereits im dritten Monat schwanger, berichtet die britische Tageszeitung Mirror. „Lily hat begonnen, die Nachricht allen Freunden und nahestehenden Menschen zu erzählen. Sie ist sehr aufgeregt“, sagte ein nicht namentlich genannter Freund der Musikerin dem Blatt. Lily Allen hatte im November 2011 Tochter Ethel Mary zur Welt gebracht. Zuvor hatte sie bereits zwei Fehlgeburten erlitten. FOTO: DPA Susan Boyle, 51, schottische Sängerin, hat Probleme mit ihren Nachbarn. Diese beschwerten sich angeblich an offizieller Stelle über Boyles’ Gesangsübungen. „Sie ist so laut, dass man kaum den Fernseher verstehen kann. Es ist unerträglich. Sie ist das erste am Morgen und das letzte in der Nacht, das wir hören“, klagte die Nachbarin Teresa Miller der Tageszeitung The Sun. Stundenlang singe Susan Boyle stets das gleiche Lied, beschwerte sich Miller. Andres Iniesta, 28, spanischer Fußballspieler, ist frisch verheiratet. Am Sonntag stellte Iniesta ein Hochzeitsbild mit seiner Frau Anna Ortiz auf seine TwitterSeite ein und schrieb dazu: „Ein unglaublicher Tag, ich bin frisch verheiratet.“ Unter den Gästen waren Topspieler wie Lionel Messi, Iker Casillas und Samuel Eto’o. Der Offensivspieler des FC Barcelona hat erst vor einer Woche mit der spanischen Nationalmannschaft den Titel bei der Europameisterschaft durch ein 4:0 gegen Italien erfolgreich verteidigt. Am Montag war Iniesta zum besten Spieler der EM gekürt worden. FOTO: AFP Jeanette Biedermann, 32, Sängerin und Schauspielerin, hat den Gitarristen ihrer Band Ewig geheiratet. Sie und Jörg Weisselberg hätten sich am Samstag in Löbau bei Dresden, dem Geburtsort des Bräutigams, das Ja-Wort gegeben, sagte ihr Manager am Montag. Die beiden sind seit acht Jahren ein Paar.

Ein alter Freier holt eine drogenabhängige Prostituierte von der Straße, die beiden heiraten. Sie geht auf Entzug, studiert und wird Ärztin. Dann bringt sie ihn um. Nun steht sie in Aachen vor Gericht und schweigt zum Motiv VON BERND DÖRRIES

Aachen - Es war fast ein bisschen seltsam, dass kaum jemand diesen Vergleich benutzte, niemand eine Parallele zog, zu „Pretty Woman“, dem Film. Das Grundgerüst war ja da: älterer Mann rettet Frau aus der Prostitution, verhilft ihr zu einem neuen, bürgerlichen Leben. Vielleicht war auch Liebe im Spiel. Und wenn er nicht gestorben wäre, ja dann, dann gäbe es vielleicht so etwas wie ein Happy End. So aber gibt es einen Mordprozess vor dem Landgericht Aachen und am Dienstag auch ein Urteil. Die Staatsanwalt wirft Lydia H., 36, vor, ihren Mann, 85, mit einer Morphiumspritze getötet zu haben, aus Habgier, weil sie an sein Geld wollte. Seit Ende vergangenen Jahres verhandelt das Gericht schon, und man kann wirklich nicht sagen, dass die Richter es sich leicht gemacht haben. Immer wieder wurden neue Gutachter bestellt, wurde Beweisanträgen stattgegeben, wurde versucht nachzuermitteln, was die Polizei versäumte. Lydia H. hatte zu Beginn des Verfahrens geschwiegen, ihr Verteidiger Reinhard Birkenstock hatte sehr laut überlegt, ob sich Hermann v. d. H. nicht vielleicht auch selbst getötet habe. Hat er aber nicht. Bir-

kenstock hatte Anfang des Jahres schon plädiert, da hielt Lydia H. es plötzlich für aussichtsreicher, doch zu gestehen. Lydia H. hat ihren Mann getötet, das weiß man jetzt. Aber warum, das ist bis jetzt rätselhaft geblieben. „Sie hat den Einzigen getötet, der in ihrem Leben etwas Positives bewirkt hat“. Das sagt nicht etwa die Staatsanwaltschaft, sondern ihr Anwalt. Der Verteidiger muss weiter verteidigen, auch wenn alles so ganz anders war, als er lange dachte. Er wurde überrumpelt von der neuen Wahrheit. Am Montag versucht es Birkenstock in seinem Abschlussplädoyer noch einmal mit dem ganzen Leben von Lydia H., in dem die Antwort liege, Kapitel für Kapitel – als ob so ein Leben zu einem Mord führen muss. Oder einem Totschlag. Auf diesen Unterschied kommt es jetzt an. Lydia H. wächst in einer schwierigen Familie auf, Scheidungen, Umzüge, ein Stiefbruder, der sie missbraucht. Mit 14 kifft sie, dann Heroin und Straßenstrich, sie entgleitet allen, die ihr helfen wollen. Allen, bis auf Hermann H. Er ist nicht Richard Gere aus „Pretty Woman“, er ist nicht schön, er ist nicht reich. Er ist einfach ein alter Freier, der Sex will, mit jungen Frauen, gegen Geld. Fünfzig Jahre liegen zwischen den

beiden. Er könnte vom Alter her nicht nur ihr Vater sein, er könnte ihr Großvater sein. Er merkt, wie labil Lydia H. ist, er macht sie zu „seiner Privatprostituierten“, so nennt es Birkenstock. Sie ziehen zusammen und Hermann H. entwickelt den Ehrgeiz, auch etwas zu machen aus seinem Mädchen. Und sie macht mit: MethadonProgramm, Abitur, Studium, Promotion.

„Sie hat den Einzigen getötet, der in ihrem Leben etwas Positives bewirkt hat.“ Die frühere Prostituierte ist jetzt Ärztin an der Uniklinik in Ulm. Es klingt nach einer ganz großen Geschichte. Aber niemand redet von Pretty Woman, Straßenmusikerin sei sie gewesen, sagt Lydia H., wenn es um ihr Vorleben geht. Wenn sie überhaupt etwas sagt. Einen angenehmen Umgang hätten die beiden gepflegt, sagen Menschen, denen die beiden begegnet sind, beim Arzt, auf der Bank. Es ist aber letztlich ein Leben zu zweit. „Obwohl ihr so viel gelang, dürfen wir nicht glauben, dass dadurch die Grundstruktur der Beziehung aufgehoben wurde“, sagt Verteidiger Birkenstock. Einmal Prostituierte, immer Prostituierte?

Jedenfalls scheint sich beim späteren Opfer zu dem Stolz über das Erreichte seiner Ehefrau die Angst gemischt zu haben, verlassen zu werden. Sie nabelt sich immer mehr ab, bekommt eine Stelle an der Uniklinik Ulm, lernt im Internet einen neuen Freund kennen, die Zeichen stehen auf Trennung, er sperrt die gemeinsamen Konten. Lydia H. sagt, ihr Mann habe versucht, ihre Bewerbungen zu sabotieren, habe Zettel in die Schreiben gelegt, auf denen stand, wie ihr früheres Leben war. Im Februar kommt es zu einem Streit. Ihr Mann habe sie übel beschimpft, sagt Anwalt Birkenstock, alte Traumata seien aufgebrochen, sie zog eine Spritze mit Morphin auf und tötete ihren Mann. Mit der 20-fachen tödlichen Dosis, obwohl sie doch Narkoseärztin ist. Sie nimmt die Hälfte von dem bisschen Geld aus der Wohnung mit und zahlt es auf ein Konto ein, in der selben Nacht, am Automaten. Verhält sich so eine eiskalte Mörderin, die ihre Spuren verwischt, fragt ihr Anwalt? Habgier, sagt die Staatsanwaltschaft, sie wollte ihr eigenes Leben finanzieren. Geld schien Lydia H. aber nie wichtig gewesen zu sein, und als Ärztin verdiente sie sowieso viel mehr als zuvor. Sie war eigentlich gar nicht weit weg vom Happy End.

„Ich liebe den Tod, wie ihr das Leben liebt“ Ein Fernsehsender hat Mitschnitte der Polizeiverhandlungen mit dem Attentäter von Toulouse veröffentlicht. Die Opferfamilien sind entsetzt München – Es ist passiert, was nicht hätte passieren sollen. Die Serie von Morden, die Mohammed Merah vor knapp vier Monaten in Toulouse und Umgebung verübte, traumatisierte Frankreich. Und nun muss das Land diese Ereignisse noch einmal durchleben, weil ein TV-Sender TelefonMitschnitte der Polizeiverhandlungen mit dem Islamisten veröffentlichte. Merah hatte sieben Menschen getötet, unter ihnen drei Kinder und einen Lehrer in einer jüdischen Schule, und sich anschließend in seiner Wohnung in Toulouse verschanzt, bevor er von einem Sondereinsatzkommando erschossen wurde. Die Ausstrahlung des Privatsenders TF1 am Sonntagabend hat große Empörung ausgelöst– bei Angehörigen der Opfer, aber auch bei Politik und Justiz, die sich fragen, wie der Sender an die unter Verschluss gehaltenen Aufnahmen gelangte. Zu hören ist, wie der 23-Jährige ohne jeglichen Anschein von Reue seine Verbre-

Unerträgliche Bilder: Attentäter Mohammed Merad im Fernsehen. FOTO: AFP/FRANCE 2 chen und Pläne erklärt. Er redet ruhig und selbstsicher mit zwei Polizisten. Zuvor war es ihm gelungen, ein Kommando, das ihn im Schlaf überwältigen wollte, zurückzuschlagen. Zu einer möglichen Erstürmung seiner Wohnung sagt Merah: „Ich weiß,

was ihr machen werdet. Seid euch darüber bewusst, dass ihr einen Mann vor euch habt, der den Tod nicht fürchtet. Ich liebe den Tod, wie ihr das Leben liebt.“ Merah beschreibt, wie er die Ermittler genarrt habe, er schildert weitere Attentatspläne, bezeichnet sich als Al-Qaida-Mitglied und berichtet über sein Training durch pakistanische Taliban. Angehörige der Opfer sprachen von einem Skandal und kündigten einen Eilantrag an, um jegliche weitere Ausstrahlung verbieten zu lassen. Abschriften kursieren jedoch längst in anderen Medien. Merahs Aussagen seien reine Propaganda, sagte ein Anwalt der Familie. Die Behörden hätten versprochen, dass die Aufnahmen unter Verschluss blieben, sagten andere. Den Familien sei dies sehr wichtig gewesen. Wenn es so weitergehe, würden demnächst wohl auch jene Videos im Fernsehen gezeigt, die Merah von seinen Taten verfertigte und mehreren Sendern vorlie-

gen. „Der Schaden wäre nicht wiedergutzumachen.“ Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt nun. Die interne Polizeiaufsicht soll herausfinden, wie und durch wen die Aufnahmen anden Sender gelangten. Auch Innenminister Manuel Valls verurteilte die Ausstrahlung. Er warf dem Sender vor, nichts getan zu haben, „um die Familien der Opfer zu respektieren“. Die Rundfunkaufsichtsbehörde CSA erklärte, sie habe den Fernsehsendern empfohlen, auf eine Ausstrahlung zu verzichten. Die Nachrichtenchefin von TF1, Catherine Nayl, wies den Vorwurf des Sensationsjournalismus zurück. Die gesendeten Auszüge lieferten sehr wohl wichtige neue Informationen; sie zeigten unter anderem, dass die Polizisten bis zum Schluss versucht hätten, Merah lebend zu ergreifen. Merahs Vater hatte Anzeige erstattet, weil die Polizei seinen Sohn seiner Ansicht nach absichtlich erschoss. THOMAS KIRCHNER

men auszubrüten, zeitnah. Wie Williams Kate dürfte Charlène die Blicke kennen, die von ihrem Gesicht zu ihrem Bauch huschen und zurück. Auch in Berlin ist das so, wo Ausflügler an der Spree das Fürstenpaar sowie Guido Westerwelle mit Michael Mronz erwarten. Der Minister und sein Partner sind vor den Monegassen am Schiff und empfangen da eine Ausflugsgesellschaft, in der es etliche gibt wie Charlène und Albert, also hochgewachsene junge Frauen an der Seite deutlich älterer und, nun ja, nicht ganz so attraktiver Männer. Franziska van Almsick, 34, geht da an Bord mit Jürgen Harder, 52, und der Verleger Florian Langenscheidt, 57, mit seiner Frau Miriam, 36. Der Designer Wolfgang Joop kommt allein, und Charlène von Monaco sieht aus, als wäre sie es auch gern, als sie am Bug des Schiffs steht, Arme vorm Bauch. Sie winkt dann trotzdem noch in die Kameras, und manchmal lächelt sie sogar, später, als Klaus Wowereit sie aus dem Hotel Adlon und durchs Brandenburger Tor führt. Für den Abend ist ein Festessen geplant, im Schloss bei Joachim Gauck, 72, und Daniela Schadt, 52. Der Bundespräsident hat eine Rede vorbereitet. Sie handelt von der Schönheit, die sich „nicht auf eine schillernde Oberfläche“ und Reichtum beschränkt. Sondern? Wir ahnen es: Hülle soll sie sein für innere Werte und „ein fruchtbares Miteinander“. CONSTANZE VON BULLION

Behörden geben nach Flutkatastrophe Fehler zu Moskau – Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Süden Russlands mit mehr als 170 Toten haben die Behörden Fehler eingeräumt. Die Menschen seien vor der nahenden Gefahr nicht in vollem Umfang und wie vorgeschrieben gewarnt worden, sagte der russische Zivilschutzminister Wladimir Putschkow. Die Suche nach weiteren Opfern in der Ferienregion Krasnodar dauerte an, wie der Radiosender Echo Moskwy berichtete. „Seitens der Leiter vor Ort sowie der Dienststellen sind Fehler gemacht worden“, sagte Minister Putschkow nach der schlimmsten Hochwasserkatastrophe der jüngeren Geschichte Russlands. Präsident Wladimir Putin verlangte erneut eine lückenlose Aufklärung. Es müsse alles objektiv aufgearbeitet werden, damit sich ein solches Unglück nicht wiederhole. Putschkow betonte, aus Stauseen sei kein Wasser abgelassen worden. Er habe sich an den Anlagen selbst davon überzeugt. Das Hochwasser sei ausschließlich Folge extremer Regenfälle gewesen. Die Wassermassen hätten die Flüsse zu reißenden Strömen verwandelt und alles vernichtet. Insgesamt seien von der Katastrophe mehr als 20 000 Menschen in der Region Krasnodar betroffen, sagte Putschkow. DPA

„Kokain-Taxi“: Betreiber legen Geständnisse ab Düsseldorf – Die beiden Betreiber eines „Kokain-Taxis“ haben am Montag vor Gericht in Düsseldorf umfassende Geständnisse abgelegt. Der 33-jährige Hauptbeschuldigte sagte, er habe selbst reichlich Kokain geschnupft und sei wegen seines enormen Geldbedarfs auf die Idee gekommen, Bestellungen per SMS anzunehmen und den Stoff von seinem 38-jährigen Komplizen an seine Kundschaft im Medienhafen ausliefern zu lassen. Als Türsteher diverser Clubs habe er die nötigen Kontakte gehabt. Drogenfahnder hatten die florierenden Geschäfte des „Kokain-Taxis“ im vergangenen Jahr gestoppt. Die beiden Angeklagten sollen mehrere Kilogramm zum stolzen Preis von 120 Euro pro Gramm verkauft haben. 840 Gramm Kokain waren sichergestellt worden, als die Drogenfahnder zuschlugen. Der 33-jährige Familienvater hatte die Drogen in einem Tresor in seinerWohnung deponiert. Ähnlich einem Pizza-Taxi hatte das Duo die Kunden nach telefonischer Bestellung mit Drogen in konsumgerechten Portionen beliefert. 30 bis 40 Drogenbestellungen waren täglich telefonisch eingegangen, hatte die Polizei berichtet. Die Kunden seien zumeist finanzkräftige Geschäftsleute gewesen. DPA

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DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

FEUILLETON

Revolution und Alltag

HEUTE Literatur

E-Books haben das Lesen nicht verändert, aber das Verlegen

Flop oder Bestseller? Die Unsicherheit wächst nicht mehr nur den Geschmack treffen, sondern auch den richtigen Kanal. Die einen suchen ihre Nische in bibliophilen Editionen nach dem Manufactum-Prinzip, die anderen glauben noch ans Taschenbuch, die dritten vertreiben Trash-Schmonzetten im unlektorierten Selbstverlag. Das heißt nicht, dass man mit Texten kein Geld mehr verdienen könnte. Aber die Streuung, die Unsicherheit, wo mit Flops, wo mit passablen Verkaufszahlen, wo mit Bestsellern zu rechnen ist, wird größer als ohnehin schon. So erscheinen inzwischen (Stand 2011) in Deutschland 42 Prozent aller neuen Bücher auch als elektronische. Das ist gegen alle Vorurteile wirklich keine schlechte Quote, sondern eine gewaltige Investition der Verlage, wenn man bedenkt, dass die E-Books immer noch nur ein Prozent des gesamten Buchmarkts in Deutschland ausmachen (ebenfalls Stand 2011). In Frankreich hat man eine Preisbindung für E-Books beschlossen, was die Buchbranche zunächst freut, aber auch Piraterie befördert. In Deutschland liegen die E-Book-Preise ein paar Euro unter denen fürs gebundene Buch, was vielen, die mit den Amazon-Kampfpreisen in den USA vergleichen, noch zu teuer ist. Und nocheine Zahl zur Streuung: Abseits des Erfolgs einiger Self-Publishing-Stars wie E L James („Shades of Grey“), die dann meist zu traditionellen Verlagen hinüberwandern, verdient die Hälfte aller selbst verlegenden englischsprachigen Autoren weniger als 500 Dollar im Jahr mit ihren Texten. In dieser Lage ist es leicht verständlich, dass die Textproduzenten alle Formen von Hinter-, Neben- oder Ineinander des gedruckten und elektronischen Publizierens ausprobieren. Der neue Berliner Ableger des Hanser-Verlags hat soeben Jonathan Littells Syrien-Reportage „Notizen aus Homs“ als E-Book vorgezogen, gedruckt erscheint das Buch Ende August. Dasselbe Verfahren wählte Kiepenheuer & Witsch für die College-Rede „Das hier ist Wasser“ von David Foster Wallace. Suhrkamp bringt eine „edition suhrkamp digital“, die aber gleichzeitig gedruckt erscheint, der Campus Verlag jedoch ein rein digitales Programm mit kürzeren Sachbüchern. Eine Annahme lautet, dass gerade die kurze, schnelle Debattenprosa sich besonders für das E-Format eigne; dem steht indes der riesige Erfolg des gedruckten Pamphlets „Empört euch!“ von Stéphane Hessel entgegen, das zahlreiche Nachahmer gefunden hat. Kurzum: für den Leser ist gerade sehr viel möglich, für den Verleger sehr viel nötig. JOHAN SCHLOEMANN

Das Literarische Colloquium Berlin erprobt eine Mittelmeerunion der Schriftsteller und Denker

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Das Politische Buch Der „Amerikanische Traum“ ist am Ende: Wie die USA ihre Zukunft verspielen

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Wissen „Attacke auf die Moral“: Eine Kampagne der Gates-Stiftung schlägt Wellen

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R www.sz.de/kultur

Schöne Aussichten Die Online-Schwärme und das Geheimnis der Elritzen Die „Zwischenzeit“ wird es in der alten Form auf der Seite 2 des Feuilletons nicht mehr geben. Aber ihre Autoren werden weiter dienstags kommentieren, glossieren, kritisieren – ab jetzt an dieser Stelle. Und sie werden Gesellschaft finden, an anderen Tagen, von anderen Autoren der SZ.

Nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944: Mit Reichsleiter Bormann, Reichspressechef Dietrich und SS-Gruppenführer Schaub bereitet Hitler ein Treffen mit Mussolini vor. Währenddessen wird Ewald-Heinrich von Kleist im Berliner Bendlerblock verhaftet. FOTO: AP

Wer hier versagt . . . Ewald-Heinrich von Kleist stand an Stauffenbergs Seite und war bereit, sich mit Hitler in die Luft zu sprengen. Dann prägte er die Bundesrepublik als tatkräftig-pragmatischer Pazifist. Heute wird er neunzig Jahre alt VON TOBIAS KNIEBE

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ie größte Frage seiner Generation hatte er für sich selbst beantwortet, bevor er volljährig war. Konnte man rechtzeitig den Charakter des HitlerRegimes erkennen und daraus die richtigen Konsequenzen ziehen? „Für mich war das furchtbar einfach“, sagt Ewald-Heinrich von Kleist in seiner staubtrockenen, urpreußischen Bescheidenheit. „Ich hatte das große Glück, dass ich fabelhafte Eltern und Großeltern hatte, die vor allem eine moralische Basis besaßen.“ Ein von Kleist zu sein, das heißt: Uradel, Ahnen verbürgt bis 1289, sich einreihen in eineendlose Abfolge von Gelehrten, Bischöfen, Generälen, Feldmarschällen und ja, auch Dichtern wie Heinrich von Kleist. Der Vater, Ewald von Kleist-Schmenzin, ist Rittergutsbesitzer in Pommern, ein erzkonservativer Politiker, der in der Demokratie der Weimarer Republik das Verderben sieht – und für die Rückkehr des preußischen Königtums kämpft. Dieser Vater ist aber auch einer der wenigen, die Hitlers „Mein Kampf“ damals tatsächlich lesen – so wird er zum frühen und unerbittlichen Gegner der Nationalsozialisten, und Hitlers erster großer Mordaktion 1934 entgeht er nur durch Flucht. Sein Sohn Ewald-Heinrich, geboren am 10. Juli 1922, ist als Elfjähriger bereits Zeuge, wie das Gut in Pommern von der SS umstellt wird. Zehn Jahre später, im Januar 1944, sitzt dann der junge Leutnant von Kleist, der beim Infanterieregiment 9 in Potsdam dient und dort einen verschworenen Kreis jungerHitler-Gegner kennengelernt hat, einem gewissen Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegenüber – damals Stabschef des Allgemeinen Heeresamtes im Berliner Bendlerblock. Der Grund ihres Treffens, das ganz offen in den Diensträumen stattfindet, ist klar: Die Verschwörer suchen einen jungen Soldaten, der bereit wäre, sich bei einer Präsentation neu gestalteter Uniformen zusammen mit Hitler in die Luft zu sprengen. Kleist und Stauffenberg reden mehrere Stunden über die Chancen eines Staatsstreichs gegen den Diktator. „Sehr viele Nazigegner, die ich kannte, hatten große Phantasie und Emotion, aber keinen Bezug zur Praxis“, erinnert sich Kleist. „Stauffenberg dagegen war eine wirklich seltene, fast einmalige Kombination: glühendes Herz, eiskalter Verstand.“

Mit der Pistole in der Hand im Zentrum des Geschehens Vor seiner Entscheidung erbittet Kleist einen Tag Bedenkzeit – und die ewige Frage, was er da gefühlt habe, beantwortet er wieder mit einzigartiger Nonchalance: „Wissen Sie, wenn Sie jung sind, wollen Sie nicht so gerne sterben. Meine Überlegung war: Eltern lieben ihre Kinder, also frage ich mal meinen Vater, und der sagt dann sicher, das lassen wir mal. Ich habe gewissermaßen den anderen die Verantwortung zugeschoben. Man musste auch davon ausgehen, dass man selbst im Fall des Erfolgs ei-

ne Dolchstoßlegende schafft, dass das Attentat nutzlos sein würde.“ Am nächsten Tag bringt ihn der D-Zug, allgemein nur der „Rasende Hinterpommern“ genannt, von Berlin aufs Familiengut. Der Vater reagiert jedoch anders als erhofft – in einer Szene von beinahe alttestamentarischer Wucht. Er sieht den Sohn an, wendet dann den Blick ab, geht zum Fenster. Und innerhalb von Sekunden kommt die Antwort. „Ja, das musst du tun. Wer in so einem Moment versagt, wird nie wieder froh in seinem Leben.“ Ewald-Heinrich von Kleist fährt nach Berlin zurück und sagt Stauffenberg zu – die geplante Uniformvorführung aber findet nie statt. Stattdessen riskiert er sein Leben dann am 20. Juli 1944, als Stauffenberg beschlossen hat, die Bombe gegen Hitler selbst zu zünden. Kleist, mit der Pistole in der Hand, ist ein unentbehrlicher Helfer im Bendlerblock, im innersten Zentrum des Geschehens.

Ewald-Heinrich von Kleist als junger FOTO: GEDENKSTÄTTE DT. WIDERSTAND Leutnant. Es gehört zu seinen Wesenszügen, dass er nur dann von dieser Zeit erzählt, wenn man ihn ausdrücklich darum bittet. Das hängt mit dem Glück zusammen, davongekommen zu sein – anders als fast alle, die an diesem Tag mit ihm gekämpft haben. Diesem Glück begegnet er bis heute mit tiefer Demut. So groß ist seine Zurückhaltung, dass er beim Tod Philipp von Boeselagers 2008 schon vergessen zu sein schien. Da wurde Boeselager mit größter Fanfare als der „letzte Zeuge aus dem innersten Kreis der Widerstandskämpfer“ begraben (Spiegel), wahlweise auch als „der letzte Held des deutschen Widerstands“ (Welt) oder auch einfach als „Der Letzte“ (FAZ). Ewald-Heinrich von Kleist las das bei bester Gesundheit in München. Er war nicht überrascht. Von der Kompetenz und vom Geschichtsbewusstsein der heutigen deutschen Medienwelt hält er ungefähr so viel wie sein Vater einst von der Weimarer Parlamentariern.

Wenn man ihm im Gespräch gegenübersitzt, muss man erkennen, dass da wirklich einmal ein Menschenschlag existiert hat, der fremd in unsere aufgeregte, großsprecherische, aufgeplusterte Gegenwart hineinragt. Deutlich wird das auch, wenn Kleist vom entscheidenden Moment des 20. Juli 1944 berichtet, jenem Punkt ohne Wiederkehr, den er aus nächster Nähe erlebt hat. Da verhaftet Stauffenberg im Bendlerblock seinen unmittelbaren Vorgesetzten, Generaloberst Fromm, um den Staatsstreich selbst in die Hand zu nehmen. Wer jetzt noch dabei ist, wird gewinnen müssen – oder sterben. Kleist erinnert sich daran, wie äußerlich ruhig Stauffenberg dabei wirkte. Nur eines verriet seine Erregung: „Sein Brustkorb ging wie ein Blasebalg.“ Kleist selbst fühlt „den Druck der Geschichte auf Messers Schneide“ – schwer wie eine Tonnenlast, auf jedem Zentimeter seiner Haut. Wenig später wird er als Kundschafter losgeschickt, am Brandenburger Tor sieht er die Männer der „Leibstandarte Adolf Hitler“ tatsächlich entwaffnet herumstehen – „ein herrlicher Anblick, einer der Höhepunkte meines Lebens“. Aber das Blatt wendet sich. Der von der Bombe in der Wolfsschanze nur leicht verwundete Hitler spricht von Ostpreußen aus im Radio, und bei seiner Rückkehr zum Bendlerblock wird Kleist bereits von der SS verhaftet. Nach fast sechs Monaten im Konzentrationslager Ravensbrück und verschiedenen Gefängnissen wird er dann überraschend freigelassen. Er hat konsequent den Ahnungslosen gespielt. Erst Jahre später erfährt er, dass er als Lockvogel dienen sollte, um die Gestapo zu einem noch flüchtigen Mitverschwörer zu führen, mit dem er befreundet war. Unehrenhaft aus der Wehrmacht ausgestoßen, besorgen ihm alte Kameraden dennoch Offiziers-Passierscheine, mit denen er bis zum Kriegsende in Italien untertauchen kann. Anders der Vater: Er macht aus seiner Verachtung für das Regime auch vor dem Volksgerichtshof, wo er als Mitverschwörer angeklagt ist, kein Hehl. Am 9. April 1945 wird er durch das Fallbeil hingerichtet. Kleists neue Heimat im Nachkriegsdeutschland wird München, wo er eine Existenz als Verleger aufbaut und sich im Johanniterorden engagiert. Auch militärischen Fragen beschäftigen ihn weiter, als Vorstandsmitglied der „Gesellschaft für Wehrkunde“. Im Jahr 1963 aber, unter dem noch frischen Eindruck der Kubakrise, fällt ihm eine Leerstelle auf: Es fehlt ein Forum, in dem die wachsende Vernichtungskraft der Atomwaffenarsenale öffentlich diskutiert, die Strategie des Westens frei und über Ländergrenzen hinweg debattiert werden kann. So lädt er Politiker, Militärs, Wissenschaftler und Publizisten zur „privaten Begegnung“ nach München – die „Wehrkundetagung“ ist geboren. Bald zieht sie Verteidigungsminister und Staatsoberhäupter an und wird zur internationalen Institution, die bis heute als „Münchner Sicherheitskonferenz“ höchste Aufmerksamkeit genießt. Mit charmanter Direktheit, einem völligen Desinteresse an

Selbstdarstellung und seinem trockenen Humor hält Kleist den illustren Kreis über 35 Jahre zusammen, 1998 moderiert er zum letzten Mal. Seit vier Jahren vergibt die Konferenz nun auch den Ewald-vonKleist-Preis für besondere Verdienste um Frieden und Konfliktbewältigung.

„Ein Mensch, auf den nie geschossen wurde, weiß nicht, wie gefährlich das Schießen ist“ Kleists Motivation folgt dabei demselben unbeirrbaren Humanismus, der ihn seinerzeit auch ins Attentat gegen Hitler einwilligen ließ: „Ein Mensch, auf den nie geschossen wurde, weiß nicht, wie gefährlich das Schießen ist. Damit stellt sich die Frage nach der Leichtfertigkeit, militärische Gewalt einzusetzen. Wir haben gesehen, wie es ist, wenn die Menschen sterben, für die man Verantwortung trägt.“ Heute, an seinem neunzigsten Geburtstag, wird Ewald-Heinrich von Kleist die Zeitläufte wie immer mit Besorgnis betrachten. Er würde nicht darauf wetten, dass jene, die gegenwärtig die Welt lenken, das Wesentliche wirklich begriffen haben. Und falls dies wider Erwarten doch der Fall sein sollte – dann käme er jedenfalls nicht auf die Idee, dass es Persönlichkeiten wie er gewesen sind, die den entscheidenden Beitrag dazu geleistet haben.

Anselm Kiefer, Siegfried’s difficult way to Brünhilde, 1977, © Anselm Kiefer

Der eine packt jetzt, es ist Urlaubs- und Reisezeit, immer noch den DuMont-Kunstreiseführer in den Koffer. Damit kann er im entscheidenden Moment ausrufen: „Das da drüben müsste die byzantinische Zisterne sein, Schatz!“, und wenn er auf einem staubigen Ausgrabungsgelände den Kunstreiseführer im richtigen Winkel über den Kopf hält, dann hat das dicke Buch den besten denkbaren Lichtschutzfaktor. Der andere hat sich, passend zum Reiseziel, das Kapitel aus dem „Lonely Planet“ auf sein Lesegerät geladen: entweder gekauft, für 4,55 Euro. Oder geklaut. Oder ausgeliehen. Oder er hat eine App auf dem Smartphone, die vollautomatisch byzantinische Zisternen erkennt. Jedenfalls hat er keine gedruckten Bücher mehr dabei. Die Krimis sind auf dem Lesegerät verstaut; den freien Platz im Koffer füllt der Reisende mit mehr T-Shirts und Schuhen auf, weil er unsicher ist, wie das Wetter wird. Ist das jetzt die Revolution des Lesens? Nun, für den Rezipienten, für den Leser ist der Begriff Revolution deutlich zu hoch gegriffen. Er liest eben, mal so, mal so. Zwar empfindet man es vielleicht als einschneidende Umstellung, wenn man zum ersten Mal ein Lesegerät in der Hand hat. Aber sobald der Reiz des Neuen verflogen ist, wird das E-Book-Lesen zu einem ziemlich normalen Lesen – es sei denn, man hat E-Mail-Alerts und sonstige Plingplingmeldungen nicht ausgeschaltet, die dem Lesen abträglich sind, wenn auch, in Maßen empfangen, nicht viel abträglicher als der Blick auf die Bikinis am Strand oder andere analoge Abschweifungen von der Lektüre. Eine Revolution wäre es auf der Seite der Rezipienten vielmehr, wenn gar nicht mehr gelesen würde. Die Null-Lektüre ist denn auch tatsächlich eine Option für einen (wieder) wachsenden Teil der Gesellschaft, nicht etwa nur in den notorisch bildungsfernen Schichten, sondern auch bei bildungsfernen Studenten, Journalisten oder Vorstandsvorsitzenden. Das ist aber keine Frage des Beschreibstoffs, sondern von Bildung und Erziehung. Für alle anderen, die schon von selber lesen – nicht aus Pflicht, sondern aus Neigung –, ist die Wahl zwischen Print und Digital letztlich nicht so erheblich, sondern davon abhängig, was sie praktischer und schöner finden. Manche haben die neuesten Geräte, möchten aber trotzdem nicht, wie es ein Verleger einmal ausdrückte, auf die „bürgerliche Kompetenztapete“ im Wohnzimmer, aufs Bücherregal also, verzichten; manche lesen „Don Quijote“ auf dem E-Book, weil das Gewicht geringer, manche SM-Porno-Schmöker, weil die Peinlichkeit geringer ist. Ganz anders sieht das mit der Revolution auf der Seite der Produzenten aus, der Autoren und Verlage. Der anspruchsvollen Wahlfreiheit der Leser müssen sie – bei gleichzeitig riesigem Gratis-Angebot – mit Bezahlangeboten in diversen Darreichungsformen begegnen. Sie müssen

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HBG

Wer zurzeit etwas öffentlich sagt oder schreibt über Islam, Israel, Homosexualität, Urheberrecht, Cannabis oder Piraten, bekommt aus der Anonymität des Netzes wie auf Knopfdruck Hunderte Kommentare, die sich in Hochgeschwindigkeit von der sachlichen Auseinandersetzung ins Pöbeln steigern zu: Gekaufte Meinung! Jüdische Weltverschwörung! Von Satan besessen! Weg mit der Spinatwachtel! Es ist da online eine Verrohung am Werk, die leider Auswirkungen hat in der wirklichen Welt, weil die wirkliche Welt anfängt, sich aus Angst vor diesen sogenannten Scheißestürmen im Netz noch mehr amvermeintlichen Mainstream zu orientieren. Vor allem Politiker trauen sich noch weniger als sowieso schon, ihre Meinung klar zu formulieren. Sie sprechen noch mehr hohle Phrasen – oder hören einfach auf, Onlinekommentare zu lesen. Vielleicht sollten wir auch deshalb das Modewort Schwarmintelligenz durch ein Wort ersetzen, das die Verhaltensrealität dieser Schwärme in den sozialen Medien und Online-Foren etwas präziser abbildet: Schwarmverblödung. Craig Reynolds fand durch Computersimulationen heraus, dass die Individuen, aus deren Summe so ein „intelligenter“ Schwarm entsteht, nur drei Verhaltensregeln befolgen. Erstens: Bewege dich als Mitglied des Schwarms immer in Richtung des Schwarm-Mittelpunkts. Zweitens: Bewege dich weg, sobald dir jemand zu nahe kommt, vermeide Zusammenstöße. Drittens: Bewege dich in dieselbe Richtung wie deine Nachbarn. Von Konrad Lorenz stammt ein interessantes Experiment zu dieser Schwarmverblödung. Einem Exemplar in einem Schwarm von Elritzen-Fischen wurden die Teile des Gehirns entfernt, die seine Schwarmintelligenz steuern. Nach der Operation beginnt dieser Fisch aus der Schwarmstruktur hinauszuschwimmen. Und das Erstaunliche ist: Andere Schwarmintelligenzler folgen diesem gehirnamputierten Fisch, erst nur einige, dann mehr, schließlich der ganze Elritzen-Schwarm. Online könnte das heißen: Injiziere eine beliebige, spektakuläre und oberflächlich plausible Dummheit in so einen Schwarm und sie hat die Chance, sich leicht und schnell auszubreiten. Die Verbreitungsgeschwindigkeit wächst mit der Komplexität der gedanklichen Herausforderung an das Individuum. Demnächst wird man so einen Erregungssturm dann also auch direkt bei Viral-Ingenieuren in Auftrag geben können. Schöne Aussichten. EVELYN ROLL

Joseph Beuys Anselm Kiefer ZEICHNUNGEN GOUACHEN BÜCHER

29. Juni – 30. September 2012 MKM Museum Küppersmühle, Duisburg www.museum-kueppersmuehle.de

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FEUILLETON

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Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Stampfen, heulen, loben

Kontrafaktische Karriere

Alfred Brendel hat auf dem Klavier-Festival Ruhr seinen ersten Meisterkurs gegeben. Und eine Antwort auf die Frage, warum Star-Pianisten wie Kit Armstrong, die er privat berät, eher zu den Bildungsbürgern als zu den Rockern der Branche zählen

Eine Tagung untersucht die Strategien von Marcel Duchamp Dass München als „Ort meiner völligen Befreiung“ als wichtige Fußnote im Werk des einflussreichsten Künstlers des 20. Jahrhunderts gelten muss, blieb viele Jahre lang unbeachtet. Denn Marcel Duchamp lebte im Sommer des Jahres 1912 nur wenige Monate in der bayerischen Metropole, einem Ort, den er auf Einladung „eines Kuhmalers“ besuchte und eher als Jenseits von Paris denn als inspirierende Umgebung beschrieb. Erst 100 Jahre später beschäftigt sich nun München mit diesem Gastspiel: Eine Ausstellung im Lenbachhaus versammelt aktuell nicht nur Arbeiten wie das Gemälde „Die Braut“, die während der Zeit entstanden, sondern zitiert auch Ereignisse wie Flugschauen oder Technik-Ausstellungen, die als Massenspektakel dem jungen Künstler Marcel Duchamp nicht entgangen sein konnten, auch wenn der sich nur an tägliche Besuche in der Alten Pinakothek erinnern wollte. Für das Symposium „Marcel Duchamp“, das die Städtische Galerie und das Architekturmuseum gemeinsam jüngst ausrichteten, ist der Aufenthalt dagegen nur Ausgangspunkt einer aktuellen Betrachtung. Allein der Vortrag des Künstlers Rudolf Herz definierte das ZehnQuadratmeter-Kämmerchen im Appartement von August und Theresa Greß in der Barer Straße 65 als „Nest der Konzeptkunst“, wo der Untermieter Duchamp sozusagen zwischen dem Zeichentisch des Ingenieurs und dem Schneideratelier seiner Frau arbeitete.

VON MICHAEL STALKNECHT

W

er Alfred Brendel unter dem Eindruck seines abgeklärt klassizistischen Klavierspiels für einen zurückhaltenden Menschen gehalten hätte, müsste es spätestens in diesem Moment revidieren. Brendel stampft mit dem Fuß, schlägt sich auf die Schenkel oder heult bei heftigen Akzenten auf, um im nächsten Moment zu loben, zu umarmen, den jungen Pianisten die Hand zu schütteln. Beim Klavier-Festival Ruhr, wo er selbst oft aufgetreten ist, bevor er sich Ende 2008 von der Bühne verabschiedete, gab der legendäre Pianist in der vergangenen Woche seinen ersten Meisterkurs für Klavier. Wer die Bücher kennt, die Brendel geschrieben hat, dürfte in den drei Tagen im Haus Fuhr in Essen manches wiedererkannt haben: Brendel liest das Klavier als großes Orchester, bei dem sich oft mehrere Farben in einem Takt überlagern und die Mischung genau kalkuliert sein will. Wie sein eigener Dirigent, rät Brendel den drei Nachwuchspianisten, müsse ein Pianist ununterbrochen reflektieren, was er tut. Was man nicht ebenso gut mit einem Kammermusikpartner, mit einer Orchestergruppe machen könnte, wirke prinzipiell unorganisch. Die Teilnehmer – zwei Frauen, ein Mann – sind Preisträger des letztjährigen Busoni-Wettbewerbs in Bozen, der auch dem jungen Alfred Brendel den Weg ebnete. Dieser Meisterkurs war Teil ihres Preises. Dass Piano und Pianissimo zwei völlig verschiedene Klangfarben sind, die Oktave aber nur eine, das können sie hier noch lernen. Oder dass es den Nachhall nach einem heftigen Forte einzukalkulieren gilt. Nur eines darf das Klavier für Brendel keinesfalls sein: ein Schlaginstrument. „Geschlagen wird nur in äußersten Notfällen“, ruft er dann, oder einfach: „Das klingt außerordentlich hässlich.“ „Entschuldigung“, sagt die junge Pianistin unter dem Lachen des Publikums. Pädagogik gilt im Musikgeschäft noch immer als Sentimentalität.

Gab es das erste Readymade überhaupt? Und wer hat welchen Flaschentrockner signiert?

Piano und Pianissimo sind zwei völlig verschiedene Klangfarben Gute Künstler sind nicht unbedingt auch gute Lehrer, weil sie oft nicht auf den Begriff bringen können, was sie selbst als richtig empfinden. Brendel war dagegen immer reflektiert genug, um Leidenschaft auch als Technik zu begreifen. Dabei fordert auch er, dass Klavierspiel so organisch sein müsse wie die Schläge des Pulses oder die Wirbel der Wirbelsäule: nie ebenmäßig, aber immer fließend. Doch er weiß, dass der Eindruck eines Klangstroms daraus entsteht, dass das Ende eines Bogens der Beginn des nächsten ist. Oder dass es eine eigene Bewegung für Synkopen gibt. Dass der inzwischen 81-Jährige hier manchmal noch selbst in die Tasten greift, sorgt er für auratische Momente. Doch liegen auch die Beschränkungen eines Meisterkurses dort, wo er ausgerechnet das aufregendste Talent den eigenen Idealen unterwirft. Der junge Ukrainer Antonii Baryshevskyi liebt rabenschwarze Bässe in der Linken, mehr als Großformen interessieren ihn im Moment die Zwischenreiche des Abgründigen und Unerlösten. Brendel besteht auf der klassischen Dominanz der Oberstimme und unterbricht ihn solange in jedem einzelnen Takt, bis tatsächlich stimmt, was er ihm vorwirft: dass

„Geschlagen wird nur in äußersten Notfällen!“ – Alfred Brendel mit Anna Bulkina. er trotzig und mechanisch spiele. Da versteht man auch, warum die Pianisten, von denen bekannt ist, dass Brendel sie privat berät – David Fray, Kit Armstrong oder Herbert Schuch –, eher zu den Bildungsbürgern als zu den Rockern unter den jungen Stars der Branche zählen. Aufgetreten sind die drei Letztgenannten hier übrigens alle schon. Das KlavierFestival Ruhr hat einen hervorragenden Ruf als Nachwuchsschmiede, viele große Karrieren haben hier begonnen. Für die Preisträger der großen internationalen Wettbewerbe wie des Tschaikowsky- oder des ARD-Musikwettbewerbs ist ein eigenes Wochenende reserviert. Einmal im Jahr legt die hauseigene Edition eine Porträt-CD junger Pianisten dem viel gelesen Musikmagazin „Fono Forum“ bei. Tradition ist auch, dass einer der Stars einen unbekannten Pianisten für einen Klavierabend im folgenden Jahr vorschlagen darf. Denn wenn das weltweit größte Klavierfestival am kommenden Samstag endet, werden sich auch in diesem Jahr die Größen der Zunft zwei Monate lang die Klinke in

die Hand gegeben haben: András Schiff, Martha Argerich, Ivo Pogorelich oder Grigory Sokolov. „Frankreich“ und „Amerika“ lauten die Schwerpunkte heuer, was bedeutet, dass sich vor allem die französische Pianistenelite auf die Spielorte quer im ganzen Ruhrgebiet verteilte.

Nur eines darf das Klavier nicht sein: ein Schlaginstrument Wie Pierre-Laurent Aimard, der in der vergangenen Woche in der Stadthalle in Mülheim an der Ruhr mit einem klugen Konzeptprogramm den Naturbildern in der französischen Klaviermusik des 20. Jahrhunderts nachging. Schon in der Auswahl aus Debussys „Préludes“ erspielt sich Aimard Natur nicht mehr als Stimmungsbild, sondern als Konstrukt. Descartes erscheint nicht nur als Ahnherr der französischen Gärten, zugleich verdeutlicht Aimard Widersprüchlichkeit, Überlagerung, Fragmenthaftigkeit als Erbe schon der frühesten Moderne. Pianistisch stupend schießen die „Wasserspiele“ von Liszt wie Ravel

FOTO: FESTIVAL/MARK WOHLRAB

aus ihren hydraulisch konstruierten Röhren und formen einen stimmigen Bogen zum frühen Olivier Messiaen in den selten gehörten „8 Préludes“. Wie viel die Netzwerkstruktur eines Festivals gerade hinsichtlich der zeitgenössischen Musik ermöglicht, hatten bereits zwei Tage zuvor Katia & Marielle Labèque im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen gezeigt. Uraufführungen verschwinden gern nach dem ersten Hören, hier nimmt das französische Klavierduo die Auftragskomposition des Festivals aus dem Jahr 2008, uraufgeführt von einem anderen Duo, wieder auf. In den „Four Movements for two Pianos“ zieht Philip Glass eine seiner Spielmaschinen mit einem solchen atmosphärischen Sog auf, dass sie tatsächlich das Zeug zum Repertoireklassiker haben. Mit hinreißend intelligenten Brüchen entfacht der amerikanische Komponist eine blitzende Rhetorik aus Zuspruch und Widerrede zwischen den beiden Klavieren. Ebenso ernst nehmen die Labèques die „Drei Préludes“ (im vierhändigen Arrangement) und die „Rhapsody in Blue“ von Gershwin: nie vor-

dergründig, sehr durchsichtig, nie die Komplexität hinter dem Swing leugnend, aber zugleich immer unterhaltsam. In der vergangenen Woche war das Klavier-Festival überraschend mit der Meldung in die überregionalen Schlagzeilen geraten, dass man in diesem Jahr zum ersten Mal Schulden machen werde. Das Handelsblatt machte einen derberen Schlagabtausch zwischen dem Intendanten und dem Stiftungsratsvorsitzenden öffentlich. Es scheint allerdings kaum halb so schlimm. Das Festival befindet sich in einer Umstrukturierungsphase. initiiert worden war es einst von den wichtigsten Ruhrgebietsunternehmen. Seit 2011 ist es eine gesponserte Stiftung, der „Initiativkreis Ruhr“ bleibt weiterhin Hauptfinanzier. Die Zuschauerzahlen, dass versichern die Beteiligten vor Ort inzwischen in schönster Einmütigkeit, seien 2012 gestiegen, die Sponsoringeinnahmen auch, man schreibe schwarze Zahlen und werde sogar Rücklagen erwirtschaften. Das Klavier-Festival Ruhr bleibt damit der Musterfall eines privat finanzierten Kulturereignisses.

Er schaut uns in die Augen Der große Ernest Borgnine, der mehr war als ein Kino-Schurke, ist gestorben

Außenperspektive des Siegerentwurfs von Heike Hanada mit Benedict Tonon.

FOTO: OH

Ein Monolith im Park Der Entwurf für das neue Bauhausmuseum in Weimar Der aus Beton gegossene Kubus mit seiner matt satinierten, streifigen Glashaut macht sich stark mit der Behauptung: Die Moderne hat einen wichtigen und genuinen Ort in Weimar. So sieht es jedenfalls der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann. Mit dieser „Behauptung“ profiliert sich Weimar auf Kosten von Dessau, wo ein Museumsbau für die Bauhaus-Sammlung in den Sternen steht und sich die aktuelle Marcel-Breuer-Ausstellung in verstellten und notdürftig klimatisierten Denkmalräumen quält. Weimar hingegen bekommt nun am Stadteingang in historisch schwierigem Umfeld einen Solitär mit bewusst diffuser Gesamterscheinung: diffus durch die Bänder schmaler Glastafeln, die zusätzlich mit feinen schwarzen Streifen gerastert werden sollen.

„Unschärfe“ und „Unbestimmtheit“ wie aufeinem Gemälde von Gerhard Richter bestimmen den Fassaden-Entwurf von Heike Hanada und Benedikt Tonon. Die Architektur will nicht auftrumpfen gegenüber dem Gauforum, sie macht sich aber auch nicht klein, will den disparaten Stadtraum nicht heilen und nicht versöhnen, sondern stellt sich einfach an den Park-Rand und behauptet sich auf einem Betonsockel. Seemann spricht von der Magie der autonomen „Setzung“ und bezieht sich dabei auch auf das intendierte Nachtbild: OLED-Folienstreifen sollen das Neue Bauhaus Museum Weimar auratisch glimmen lassen. Wieder entscheidet sich die Jury letztendlich für eine klassisch kompakte Museumskiste – auch in der Hoffnung die Klima- und Haustechnik effizient in den Griff zu bekommen. IRA MAZZONI

„Weißt du“, hat der große alte Mann zu seinem jüngeren Kollegen gesagt, „wenn du deine Szenen spielst, schaust du einem direkt in die Augen, ist doch so . . .“ „Naja“, erwiderte der jüngere, „sollte es denn nicht so sein, Sir?“ Und der alte: „You got it right, kid.“ Ein Austausch zwischen Spencer Tracy und Ernest Borgnine, als sie gemeinsam spielten in „Bad Day at Black Rock“, 1955, in dem der sture Provinzler Borgnine den stoischen Städter Tracy einmal brutal mit dem Wagen von der Straße abdrängt. Wir wurden gute Freunde, erinnerte sich Borgnine an diese Zeit, diesen Dreh. Verschlagenheit konnte in seinen glubschigen Augen liegen, Bösartigkeit und Verachtung. Sein Grinsen war ungesund, sein Zähnefletschen wurde durch die Lücke in der oberen Zahnreihe böse verstärkt. Er war der Bully des Hollywoodkinos, in „Johnny Guitar“ oder „Vera Cruz“, in der Bande stark mit anderen jähzornigen Kumpanen, immer bereit sich mit Fremden anzulegen, besonders dann, wenn sie diese für schwächer halten. Wenige haben so viele Abreibungen einstecken müssen in ihrer Karriere, so viele Enttäuschungen. Geboren ist Ernest Borgnine in Hartford, Connecticut, am 24. Januar 1917, als Ermes Effron Borgnino, aber seine Mutter nahm ihn dann bald mit in ihre italienische Heimat, zwischen zwei und sieben lebte er mit ihr in Mailand. Er hätte, wäre er nicht schnell auf amerikanische harte Typen festgelegt worden, auch als lebenslustiger Italiener in Hollywood reüssieren können. 1935 ging er zur Navy, wo er bis zum Ende des Krieges blieb, 1945 debütierte er als Schauspieler am Broadway, 1951 kam er nach Hollywood. Der Sergeant „Fatso“Judson machte ihn weltberühmt, der Schinder in „Verdammt in alle Ewigkeit“, 1953, der dem jungen Sinatra das Leben zur Hölle macht. Ernest Borgnine gehörte zu den hässli-

chen Hollywoodianern, aber irgendwie konnte Hässlichkeit auch ein Signum sein für Aufrichtigkeit – brutale Aufrichtigkeit in einer Traumfabrik, in der alles geschönt wurde, die Visagen, der Glamour, die Träume. Ein Traum wurde Wirklichkeit für Ernest Borgnine im Jahr 1955, man suchte einen Schauspieler für die Rolle des Marty, in dem gleichnamigen TV-Stück von Paddy Chayefsky, das auf die Leinwand gebracht werden sollte. Ein einsamer trauriger Metzger in der Bronx, der eines Abends im Tanzsaal eine andere einsame Seelefindet. Borgnine wurde zum Mann des Jahres gekürt von den Metzgern von Amerika. Und bekam den Oscar als bester Schauspieler –

drei weitere gab es für Drehbuch, Regie (Delbert Mann) und als bester Film. Robert Aldrich, zu dessen stock company er gehörte, hat allen bestätigt, dass Borgnine natürlich das Zeug hätte für Marty. Borgnine hat sich dafür revanchiert, als er in dessen „Emperor of the North Pole“ einen weiteren schlimmen Schinder hinlegte, einen Zugbegleiter, der faschistoid besessen seinen Zug von allen Hobos säubert. Borgnine liebte Western, aber nur einmal durfte er deren Freiheit verkörpern, in Peckinpahs „The Wild Bunch“, an der Seite von William Holden, Robert Ryan, Ben Johnson. Auch im Fernsehen war d ihm kleines Glück zuteil, in der Serie „Airwolf“.

In allen Heavies steckt die alte Angst – eines Tages nicht mehr mitspielen zu dürfen . . .

Ernest Borgnine als Marty, 1955. FOTO: ACTION PRESS/EVERETT COLLECTION, INC.

2002 hat er einen kleinen Film mit Sean Penn gemacht, für das Episodenwerk „11’09’’01 – September 11“. Ein einsamer Alter, er bewegt sich mit natürlicher Grazie in seinem dunklen Zimmer, zwischen all den steilen Hochhäusern, er gibt ohne Scheu seinen Altmännerkörper der Kamera preis, hält murmelnde Zwiesprache mit seiner verstorbenen Frau, ein Höhlentier. Eines Tages geschieht doch noch das Wunder, Licht findet seinen Weg herein, die Blumen treiben in die Höhe. Die Barrieren sind gefallen, es ist der 11. September 2001 . . . Selbst der schlimmste Bully hat ein tragisches Potential, in all den bösen Typen, die man vom Schulhof kennt, steckt auch nur die Angst, eines Tages nicht mehr mitspielen zu dürfen. „He’s that unusual creature we call a happy person“, hat Penn gesagt. Am Sonntag ist der glückliche Mensch Ernest Borgnine im Alter von 95 Jahren in New York gestorben. FRITZ GÖTTLER

Der Vortrag von Elisabeth Bronfen untersuchte so grundsätzliche Motive wie das Crossdressing des Künstlers, eine „Maskerade seiner Männlichkeit“, die vor der Kamera Man Rays nie wirklich als Frau überzeugen sollte, sondern als „Inszenierung einer Inversion“ gelesen werden müsste. Dass Duchamp Fotos, die ihn mit Damenhut und Pelzkragen zeigen, in Spiegelschrift mit den Initialen seines Alter Egos Rose Selavy signierte, sei ein Verweis darauf. Die Vorträge von Sebastian Egenhofer und Hans Belting galten Fragen der Perspektive: Für Duchamp, der Regalmeter von Literatur zur Perspektive durchforstete, war die Konstruktion des Bildraums der Schlüssel zur vierten Dimension, die er als das Einschreiben der Zeit in den Raum definierte. Weswegen er seiner Schwester zur Hochzeit ein Konzept schenkte, das darin bestand, dass sie ein beliebiges Geometrie-Buch kaufen sollte, das dann mit Drähten befestigt auf dem Balkon aufgehängt vom Wind zerstreut wurde. Hans Beltings komplexe Betrachtung setzte mit einer Analyse des in der Forschung vergleichsweise wenig beachteten „Kleinen Glases“ ein, das er als wortwörtliche Umsetzung einer Forderung des RenaissanceMeisters Leonardo las. Dass sich das Werk Duchamps allerdings nicht nur in lauten Fragen und großen Gesten erschöpft, sondern sich akribisch betrachten lässt, gerade auch dort, wo der Künstler offensichtlich gegen die Kunstgeschichte arbeitet, belegte überraschenderweise der so trocken einsetzende Vortrag von Lars Blunck „Der Flaschentrockner. Zur Karriere eines Kontrafakts“. Blunck behauptete, dass es das Original, dieses erste auf das Jahr 1914 datierte Readymade, nie gegeben habe – was ein Brief Duchamps an dessen Schwester Suzanne vom 15. Januar 1916 belege. Von New York aus forderte der Künstler seine Schwester auf, einen Flaschentrockner, der noch in seinem Atelier herumstehe, zu signieren und so in eine Readymade zu verwandeln. Was ausschloss, dass sich dort bereits ein vollgültiges Readymade befunden habe. In der Analyse der nachfolgenden Versionen ging es weniger darum, einen Betrug an der Kunstgeschichte nachzuweisen, denn die vorsätzlichen Fehler Duchamps als aktive Strategie nachzuvollziehen. Schließlich streute Duchamp zeitlebens gezielt Fehlinformationen. Obwohl er beispielsweise im Jahr 1921 einen Flaschentrockner aus dem Besitz von Suzanne mit „Marcel Duchamp ,antique’“ signierte, habe er sich andernorts darüber entrüstet, dass Schwester und Schwägerin alles, was er bei seiner Abreise nach New York in Paris zurückgelassen hatte, auf den Müll geworfen hätten. Doch warum wurde dieser Flaschentrockner dann als einziger ohne Verweis auf das Jahr 1914 gezeichnet – wo der Künstler später noch jede Replik mit einem kombinierten Datum als Referenz an das Jahr 1914 authentifizierte? Es sind die vielen Formulierungen, die Abweichungen, Anleitungen, Kaufakte, Signiervorgänge, Baupläne, in denen das Readymade als Gedankengebäude zu seinen Konturen findet. Jedem dieser Objekte, die so schlicht als Industrieprodukte plus Signatur erscheinen, ist eine vertrackte Herkunft eingeschrieben. Schönstes Beispiel: Die von Werner Hofmanns Museum direkt beim Künstler in Auftrag gegebene Version. Marcel Duchamp wies den jungen deutschen Museumsmann an, doch einfach einen Flaschentrockner in einem Pariser Trödelladen zu kaufen, ein Gestell, das seither ohne Inschrift, Signatur oder Verweis als „Flaschentrockner Museum: 1914/1970“ in die Sammlung einging – aber dennoch als echt zu gelten hat. „Es wird eines Tages von großem Interesse sein, das Ausmaß dieser stets unerwarteten Äußerungen zu bestimmen, indem man das Gesetz ihrer progressiven Entwicklung sucht“, hatte Andre Breton den Readymades im Jahr 1934/35 schon prophezeit. CATRIN LORCH


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DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

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Wagnis Schönberg

Schluss mit der Verschwendung

Christian Gerhaher begeistert mit seinem Liederabend Bevor man über Christian Gerhaher spricht, muss man sich mit seinem Begleiter beschäftigen. Der Pianist Gerold Huber – die beiden kennen sich von Jugend an – ist der symbiotische Partner von Gerhahers feinsinniger Sangeskunst. Um das, was er macht, wirklich schätzen zu können, muss man schon sehr genau hinhören. Das Auftrumpfende ist seine Sache so wenig wie die Gerhahers; oft scheint er die eine Frage, die sich Gerald Moore, ein ganz anderer, berühmter Liedbegleiter, stets stellte, vollkommen verinnerlicht zu haben: „Bin ich zu laut?“ Das ist er nie. Auch nicht bei dem Liederabend der beiden im Prinzregententheater, wo sie im Rahmen der Münchner Opernfestspiele ein Programm darbieten, das immer noch mutig ist, gleichwohl den Saal bis auf den letzten Platz füllt. 1000 Leute hören Lieder von Beethoven und Haydn, vor allem aber von Schönberg und Berg. 1000 Menschen. Das schaffen wohl nur Huber und Gerhaher. Und sie erzwingen sich von Beginn an höchste Konzentration im Publikum. Und so kann man gleich bei Beethovens „An die ferne Geliebte“ eine wundersame Verzahnung von Klavier und Gesang erleben. Sind Instrument und Stimme in der nachdenklichen Bestandsaufnahme der Liebe auf Distanz noch einig, so prescht der Sänger dann vor, während das Klavier noch ruht, sich die Sache beschaut. Dann wieder gibt die Begleitung eine von der Natur inspirierte Fröhlichkeit vor, die die Stimme, eine Winzigkeit verzögert, aufnimmt, weiterführt. Ein sehr feines Wogen ist das, minutiös austariert, was zu einem ungemein plastischen Erleben führt.

Architekten überlegen, wie sie ihre kreative Leistung mit Open-Source-Methoden bündeln können VON PETRA STEINBERGER

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s war der größte Architekturwettbewerb aller Zeiten. Im Jahr 2002 wurde der Bau des zukünftigen Großen Ägyptischen Museums in Gizeh bei Kairo ausgeschrieben. 1557 Architekturbüros aus 82 Ländern nahmen am Wettbewerb teil. Und nur einer gewann. Für den Berliner Architekten Daniel Dendra vom Büro anOtherArchitect haben sich solche Wettbewerbe längst überlebt, weil sie die kreativen Ressourcen falsch nutzen. Er hält sie für eine Absurdität, geschuldet der Eitelkeit und der Tradition. Dendra addierte die Stunden, die, konservativ geschätzt, all diese Büros allein für den Wettbewerb aufgewendet hatten, zählte zusammen – und kam auf die Zahl von 40 Architekten, von denen jeder zehn Jahre daran arbeiten hätte müssen. Für einen einzigen, wenn auch gewaltigen, Wettbewerb für ein einziges, wenn auch prestigeträchtiges Objekt. „Wenn wir als Architekten so bleiben“, sagt Dendra, „dann werden wir vom der großen Netz-Bewegung überrollt“. Die Alternative zu Einzelkämpfern und Egomanen ist das Netz als Knotenpunkt für Kreativität. Design und Architektur werden künftig vonkreativen Prozessen getrieben, in denen viele ihr Input geben werden, und in denen sich keiner mehr als alleiniger Autor verstehen wird. Es wird dann keinen letzten, keinen alleinigen Gewinner geben – aber vielleicht 1557 und mehr Architekten, Designer und Ingenieure, die sich gemeinsam eines solchenProjektes angenommen haben.

Wenn man seine Wirkung maximieren will, muss man sein Wissen teilen – mit allen Open-Source-Architektur nennt sich dieses Konzept der vernetzten Zusammenarbeit. Dendra hat schon vorgemacht, wie das funktionieren könnte. Er gründete opensimsim.net, eine digitale Plattform, auf der die aus der unentgeltlichen Zusammenarbeite vieler Designer und Architekten unterschiedlichsten Projekte entstehen sollen. So formierte sich dort nach der Katastrophe von Fukushima das Projekt OpenJapan auf der Seite, das Ideen für Wiederaufbaumaßnahmen, Logistikkonzepte für die Katastrophenhilfe und Pläne für Gedenkstätten bündelt. Kollaborationen, Prozesse, Kollektive, Ideen wie die von Daniel Dendra waren auch die zentralen Themen beim Symposium „connect ideas – maximize impact“, das kürzlich in Stuttgart stattfand. Bekannte Namen aus der Design-, Investoren-, und Planerriege der nachhaltigen Bauens waren dort zusammengekommen: Urban Think Tank, Dreiseitl, Schüco, Steven Holl. Eingeladen hatte Transsolar, die Stuttgarter Firma, die sich seit langem auf Wärmetechnikund energetische und nachhaltige Baukonzepte spezialisiert hat. Man feierte ihr zwanzigjähriges Bestehen, und erinnerte bei der Gelegenheit daran, wie die Firma von einer kleinen Gruppe aus Ingenieuren, Wissenschaftlern und Solartechnikern zum weltweit bekannten Fachbetrieb gemacht wurde. Mit jedem der Designer und Planer auf dem Podium waren die Ingenieure von Transsolar ein Stück des Weges gegangen, hatten Tischfußball gespielt und neue Konzepte und Techniken entwickelt. Und nun wollten sie von ihren Kollaborateuren wissen: Was brauchen wir, um unsere Wirkung in dieser Welt zu maximieren? Um das, was wir für eine Elite im begüterten

Westen geschaffen haben, der Welt in globalen Rahmen zugänglich zu machen? Diese Frage nach der ökonomischen und technologischen Transparenz im Interesse von Nachhaltigkeit und Ökologie ist derzeit zweifellos eine der wichtigsten ethischen Themen der Wirtschaft. Und es ist eine Frage, auf die hier viele unterschiedliche Antworten gegeben wurden, die fast immer auf die Aufforderung hinausliefen, Wissen und Techniken zu teilen. Konkrete Vorschläge dazu gab es genügend, wie die von Daniel Dendra: Kehrt zurück zu euren Wurzeln, entwickelt Programme, die wir benutzen können. Erfindet Apps, die jedem zugänglich sind. Oder eine andere des Landschaftsarchitekten Herbert Dreiseitl: Haltet Vorträge. Redet mit Politikern. Schreibt Bücher. Es geht um Leidenschaft und strategische Führung. Oder die von Alfredo Brillembourg von Urban-Think Tank: Schafft eine Art Werkzeugkasten, aus dem sich jeder bedienen kann. Oder die von Sahdu Johnston, einem Planer in Vancouver, eine der hypergrünsten Städte Nordamerikas: Beratet Stadtplaner und Bürgermeister. Werdet virtuell. Entwickelt neue Vorgehensweisen und Roadmaps für andere. Veranstaltet Workshops, und zwar kostenlos. Findet Wege, um all eure Erkenntnisse schnell zugänglich zu machen. Teilt. Aber kann das Teilen im Interesse einer bislang nach den Gesetzen der Marktwirtschaft funktionierenden Industrie liegen? Die, seit langem, in einem System existiert, in dem es vor allem um gnadenlosen Wettbewerb geht, um Wissensvorsprung, um Konkurrenz, Verdrängung und das Prinzip des „winner takes all“? In der das Verb „teilen“ vor allem im Zusammenhang mit den Begriffen „Raubkopie“, „Plagiat“ oder „Industriespionage“ vorkommt? Das muss jedoch, so der allgemeine Tenor in Stuttgart, nicht so bleiben. Ja, es darf eigentlich, im Interesse künftiger Generationen, gar nicht so bleiben. Dieser Gedanke passt ohne weiteres in die aktuelle Diskussion um die Zukunft des Copyright, in eine sich gerade entwickelnde Welt der Virtualität, in der geistiges Eigentum gar nicht mehr geschützt werden kann. Autorenschaft, das Recht am eigenen Design wird sich in den kommenden Jahren vielleicht ganz anders darstellen und sich einfordern müssen als heute, wo das meist über Klagen an Gesetzgeber oder Gerichte funktioniert. Diese Vision einer sich lose und kurzfristig zusammenfindende Gemeinschaft für ein jeweils spezielles Projekt, einen jeweils anderen Ort mit anderen Konditionen muss jedoch in alle Richtungen offen bleiben. Und den Menschen als Konsument und als Nutzer berücksichtigen. Und zwar jeden Menschen. Jedes Slum ist, nach Ansicht von Alfredo Brillembourg von UrbanThink Tank, ein Labor, und die Stadt ein Hybrid verschiedenster Systeme. Die Regierung, die Struktur von oben, hilft da nicht mehr viel weiter. Design, Architektur und Bau müssen aktivistenorientiert arbeiten und sich entwickeln. So ein Ansatz denkt die Stadt mit ihren Gebäuden und ihrer Infrastruktur als ständigen Prozess, nicht als statisches Objekt. Gerade diese Art, Räume und Abläufe zu begreifen und zu bauen, wird immer notwendiger, geradezu überlebenswichtig. Neue Strukturen, Stadtgärten, Verkehrsberuhigung in den ausgereiften Städten des Westens sind zwar wichtig, nichtsdestotrotz aus einem nicht-westlichen Blickwinkel eher ein Luxusproblem. Zu den viel wichtigeren Herausforderungen wird es gehören, die Stadtwucherungen, die infor-

Der Annette-von-Droste-HülshoffPreis geht in diesem Jahr an die Erzählerin und Theaterautorin Judith Kuckart. Das teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit. Die 53 Jahre alte Schriftstellerin wurde 1990 mit ihrem Debütroman „Wahl der Waffen“ bekannt und arbeitet seit 1998 als freie Regisseurin und Autorin in Berlin und Zürich. Der mit 12 800 Euro dotierte Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis wird alle zwei Jahre verliehen. DPA

Briefe von Schumann Das Robert-Schumann-Haus Zwickau hat mehrere wertvolle Handschriften für seine Dokumentensammlung erhalten. Darunter befindet sich ein Brief Schumanns vom 3. Mai 1837 an seinen Freund Walther von Goethe. Wie die Stadtverwaltung Zwickau mitteilte, sollen die neu erworbenen Stücke im Rahmen der „Schumann-Briefedition“ veröffentlicht werden. DAPD

Dokumente von Gandhi Indien hat wichtige Dokumente von und über Mahatma Gandhi erworben und damit die Versteigerung des Kallenbach-Archivs verhindert. „Wir haben das Geschäft in Höhe von rund 882 000 Euro abgeschlossen“, sagte ein indischer Regierungsbeamter. Hermann Kallenbach war ein enger Freund Gandhis. Seine Sammlung gilt als „entscheidende biografische Quelle“. DPA

1000 Menschen hören Lieder von Schönberg und Berg. Das schafft nur dieses Duo

Open-Access-Architektur aus dem OpenJapan-Projekt. Oben die Pläne für einen multifunktionalen Turm im Katastrophengebiet. Unten ein Plan für Notunterkünfte, die den Strukturen der zerstörten Gemeinde gerecht werden. ABB.: OPENJAPAN.OPENSIMSIM.NET mellen Städte des globalen Südens auszustatten, sie vor dem Kollaps zu bewahren. Konzepte, die in Büros des Westens entwickelt wurden, greifen da oft nicht. Menschen funktionieren anders, Mentalitäten sind zu verschieden, Ressourcen nicht vorhanden. Und auch im Design und in der Technik existiert bis heute noch manchmal eine Art koloniales Denken. Wir zeigen es ihnen wie es geht– und wundern uns dann, dass es oft nicht funktioniert. Wie, wollte Transsolar wissen, gehen wir mit den enorm unterschiedlichen Technologiestandards auf der Erde um? Wie schaffen wir eine bessere Integration von Technik und Design? Doch kann ein derart egalitäres OpenSource-Design überhaupt funktionieren, das sich die jungen virtuellen Vordenker da gerade ausdenken und erträumen? Da zeig-

te es sich dann, dass gerade die ehrwürdig ergrauten Ingenieure auch im neuen digitalen Zeitalter sehr wohl noch etwas mitzuteilen hatten. Winfried Heusler (Schüco) und Jörg Schlaich (Schlaich Bergermann und Partner) berichteten von ihren Erfahrungen mit Bauvorhaben in den armen Ländern der Welt und ihren Lektionen dort: Designer und Erbauer solltenProzess und Pro-

Wie funktioniert so ein egalitäres System in einer Marktwirtschaft? duktion ständig neu justieren und kalibrieren, sie sollten ihre Konzepte den Gegebenheiten und Ressourcen vor Ort anpassen. Ressourcen und Arbeitskräfte müssen am Ort sein – und nicht nur für die Dauer des Aufbaus. Architekten und Planer sollten ein Interesse daran haben, was denn die

Nutzer aus ihren Projekten überhaupt gemacht hatten. Technologie muss klug sein – und einfach zu begreifen. Denn genau da, in der Nutzung, geht viel von der kühl und rational geplanten Energieeinsparung und all den ausgeklügelten Nachhaltigkeitsideen verloren. Egalitäre, transparente, lernfähige OpenSource-Systeme: Es wird sich wohl in den nächsten Jahren zeigen, ob es tatsächlich möglich ist, dieses materialistische und so lange so erfolgreiche Grundprinzip des Westens aufzugeben. Denn noch gelten geistiges Eigentum, Copyright und Besitz als unverletzlich. Die Gedanken sind da. Jetzt, sagten sie fast alle in Stuttgart und, ganz unauffällig, mit leichten Augenzwinkern in Richtung Transsolar, muss sich nur noch ein Pionier finden, der damit beginnt, diese Gedanken umsetzen.

Neben erfrischenden, englischen Liedern von Haydn – knackige Volkskunst oder auch jenes Lied von dem Geist, der neugierig die einstige Geliebte beobachtet –, neben Beethovens „Adelaide“, in emphatischer Schönheit dargeboten, sind es aber doch die beiden Liedkompendien von Schönberg und Berg, die diesen Liederabend einzigartig machen. Schönbergs Vertonungen von Stefan Georges „Buch der hängenden Gärten“ sind allein deshalb schon verwunderlich, weil der Komponist nach seinem Frühwerk alles Jugendstilhafte abgelegt hatte. Doch Georges Gedichte sind verschlungene Phantasmagorien, dunkel, symbolträchtig, verworren. Schönbergs kristalliner Expressionismus scheint dazu zunächst überhaupt nicht zu passen. Doch das Ergebnis ist bei Gerhaher magisch. Vom gesprochenen Beginn an hat der Vortrag etwas von einer Séance, von einer Beschwörung einer anderen, im Geiste freieren Realität. Ein Eindruck, den Gerhaher mit einer winzigen Nuance von stilisierter Künstlichkeit fortsetzt, ganz im Vertrauen darauf, dass ihm Huber mit spärlichen Bemerkungen, Kommentaren das notwendige Korrektiv dazu bietet. Gerhaher liefert sich einerseits ganz dem Faszinosum dieser Lieder aus, und formuliert andererseits eine distanzierte Haltung dazu mit. So werden Ekstase und wüstes Seelendrama erträglich, nein, aufregend und luzide. Noch ein Kunststück Gerold Hubers: Alban Bergs Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg hat er neu fürs Klavier arrangiert. Den ebenso monströsen, wie äußerst subtil eingesetzten Orchesterapparat versucht er erst gar nicht, auf dem Klavier nachzuahmen. Eher stupst er mit wenigen Tönen eine Erinnerung daran an, stellt klangliche Möglichkeiten zur Disposition, die Gerhaher mit grandiosem Tiefenfundament auffüllt, mit zartester Lyrik färbt und auch mit Wahn würzt. EGBERT THOLL

Nützlich wie Seife

NACHRICHTEN Kuckart ausgezeichnet

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Eine Tagung in Jena zeigte, wie die Menschenrechte seit dem Zweiten Weltkrieg politisch instrumentalisiert werden Die Zeitgeschichte hat ein neues Thema gefunden: Die Menschenrechte. Wer sich damit beschäftigt, entdeckt sehr schnell, dass mit ihrer Hilfe alles Mögliche und Unmögliche legitimiert werden kann. Ihre Anrufung dient dabei oft als Totschlagargument: Denn wer wäre schon so blöd, offen zuzugeben, dass er gegen die Einhaltung der Menschenrechte ist? Menschenrechte sind also ein wichtiges Mittel der politischen Rhetorik. Genau darüber wurde unlängst in Jena mit internationaler Besetzung debattiert, das Jena-Center für die Geschichte des 20. Jahrhunderts und das Imre Kertész-Kolleg hatten gemeinsam dazu eingeladen. Die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 und die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ der Französischen Revolution sind die Vorläufer der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die deutschen Angeklagten bei den seit 1945 laufenden Nürnberger Prozessen waren pikiert, in der Präambel den Verweis auf „Akte der Barbarei“ zu finden, „die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen“: Denn damit waren schließlich sie selbst gemeint. Norbert Frei (Jena) erzählte, er habe noch 1996 bei einer juristischen Ringvorlesung allerlei rückwärtsgewandte Einwände zu hören bekommen, als er in einem Vortrag die historische Bedeutung des „International Military Tribunal“ würdigte. Der Kalte Krieg brachte den „Menschenrechten“ dann eine Hochkonjunktur. Im

Westen wurde das Wort gern benutzt, wenn man der Sowjetunion rhetorisch eins auswischen wollte. In Großbritannien beriefen sich reaktionäre Tories auf die Menschenrechte. Der Jurist, Befürworter der Todesstrafe und einflussreiche Parlamentsabgeordnete David Maxwell Fyfe, der damals nie vor fünf Uhr Nachmittags im Unterhaus zu sehen war, warnte so vor vermeintlich „totalitären Kräften“ in der Labour Party. Auch in Frankreich versuchten konservative Katholiken konfessionelle Schulen mit Bezug auf die Menschenrechte zu fördern. Über beide Bewegungen berichtete Marco Duranti (Sydney).

Der Menschenrechtsgerichtshof in Den Haag: Die „Müllhalde“ für afrikanische Diktatoren Jene Westler hingegen, die erkannten, wie sehr die Menschenrechte politisch instrumentalisiert wurden, hingen einer anderen bis heute oft verwendeten Erzählung an. Annette Weinke (Jena) fasste sie zusammen: Ursprünglich hätten Angehörige der Regierung Roosevelt, Widerständler und einige Völkerrechtler eine sozusagen überpolitische Vorstellung von den Menschenrechten gehabt, die aber leider „in den realpolitischen Niederungen des Ost-WestKonflikts versunken sei“. An diese guten Wurzeln sollen Einrichtungen wie der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag nun anknüpfen, so eine heute weit verbreitete Meinung.

Aber trägt der Internationale Strafgerichtshof wirklich zur Umsetzung des Menschenrechtsgedankens bei? Die Juristin Anja Mihr (Utrecht) hat da ihre Zweifel. Im vergangenen März wurde das erste Urteil erlassen, gegen den Warlord Thomas Lubanga Dyilo aus dem Kongo. Viele Politiker jubelten. Aber die Richter, die den Prozess führten, hatten sich aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage gesehen, Lubanga zu verurteilen. Statt ihrer sprachen Richter das Urteil, die den Prozess gar nicht verfolgt hatten. Anja Mihr betrachtet das als verheerend. Außerdem teilt sie die unter Experten zunehmend verbreitete Meinung, dass der Gerichtshof in Den Haag Gefahr laufe, als „Müllhalde“ für afrikanische Diktatoren missbraucht zu werden: Neue afrikanische Herrscher schaffen sich den innenpolitischen Streit mit Konkurrenten vom Hals, indem sie ihre besiegten Vorgänger Den Haag überlassen. So, wie viele Afrikaner heute den Interessen von Warlords und Diktatoren ausgeliefert sind, so ausgeliefert fühlten sich auch viele Juden nach dem Zweiten Weltkrieg. Deren Schicksal stellte Atina Grossmann (New York) anschaulich dar. Ob sie nun nach Israel auswandern wollten oder nicht: In jedem Fall sei vielen an der Gründung des Staates Israel gelegen gewesen, weil sie sich davon einen potenten Fürsprecher erhofften. David Ben-Gurion erschreckte die Briten mit dem Satz: „Wir brauchen eine Million Juden in Palästina.“ Die gewaltsame Vertreibung Zigtausender Palästinenser nahm die geschwächte Protektorats-

macht Großbritannien dann aber hin. Als Ben-Gurion Israel im Mai 1948 für unabhängig erklärte, stimmten die USA am selben Tag zu, die Sowjetunion folgte zwei Tage später. Bei der Erklärung der Menschenrechte im Dezember 1948, wenige Monate nach der Berlin-Blockade, enthielt sich die Sowjetunion dagegender Stimme. Grundsätzlich war es ihr zwar ein Anliegen, an dem teilzuhaben, was Lora Wildenthal (Houston) „die Sprache der Menschenrechte“ nennt: Wer international mitreden wollte, musste diese Sprache nämlich beherrschen. Stefan Troebst (Leipzig) berichtete, dass sowohl Stalins Verfassungsgesetze von 1936 als auch Breschnews überarbeitete Verfassung von 1977 Grundrechte und Freiheiten garantiert hätten. Doch wozu war die zweite Verfassung nötig, wenn die Kreml-Herrscher ohnedies nicht gedachten, sich danach zur richten? Ganz einfach: 1977 war der Klassenkampf offiziell überwunden, er musste also auch ausder Verfassung verschwinden. Im übrigen stellte diese noch 1977 die Anliegen von Staat, Partei und Kollektiv über die des Individuums. Um 1977 aber, so fügte Troebst an, sei auch ein neues Strafgesetzbuch herausgegeben worden, das „ganz modern und aufgeklärt“ gewesen sei. Die frechste und schönste Frage der Tagung in Jena stellte Eric Weitz (New York), ein Spezialist für deutsche Geschichte. Kurz gesagt lautete sie so: „Menschenrechte? Ja und? Wer waren die Gegner?“ Erstaunlicherweise gab es welche. Jan

Eckel (Freiburg) zählte einige auf: Gandhi und Neru hielten alle Reden über Menschenrechte für leere Versprechungen. Die Briten, so meinten sie, würden sich beizeiten schon zurechtlegen, warum die Menschenrechte auf Inder gerade nicht anwendbar seien. Auch im späteren Vietnam versuchte Ho Chi Minh durch gezielte Provokationen zu demonstrieren, wie unzureichend die französischen „Droits de l’homme“ eigentlich waren. Und Frantz Fanon, der sich für die algerische Befreiungsbewegung engagierte, hielt das Reden von Menschenrechten sogar für kompromisslerisches Klüngeln mit den Unterdrückern. Was sind die Menschenrechte wert? Das ist am Ende eine Frage der Umsetzung. Norbert Frei brachte die Sache auf den Punkt: Von Menschenrechten reden ist „subversiv“, man tut es, wenn man politisch etwas ändern will; „emanzipatorisch“ ist es aber oftmals nicht. Der Jurist und Historiker David Abraham (Miami) riet dazu, die Menschenrechte als ein „Instrument“ zu begreifen, das eingesetzt werden kann wie ein Hebel, wenn auch, wie er grinsend anfügte, „nicht wie der archimedische Hebel“. Die Tagung war gelungen. Angemerkt sei nur, dass der Historiker Rafael Biermann das nächste Mal, wenn er eine quasioffizielle Darstellung des Kosovo-Krieges liefert, darauf hinweisen sollte, dass er 1999 im Planungsstab der Bundeswehr tätig war. In Jena blieb es dem Kommentator Constantin Goschler überlassen, das Publikum darüber aufzuklären. FRANZISKA AUGSTEIN


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LITERATUR

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Weißes Meer, weiße Städte

Tokio ist nicht Venedig

Vom Wannsee aus über Triest, Alexandria und Tirana nach Algier und Athen, von den alten Seefahrern bis zur arabischen Revolte: Mit einem Stimmengewirr wurde in Berlin eine neue Mittelmeerunion der Schriftsteller, Dichter und Denker ins Leben gerufen

Lévi-Strauss hat sich erst spät mit japanischen Mythen beschäftigt Mit einem Holzschnitt von Hiroshige fing es an. Der sechsjährige Claude LéviStrauss erhielt ihn von seinem Vater, als Belohnung für gute Schulleistungen. Die Arbeit faszinierte den Jungen, sie begründete eine Liebe zu Japan, die ihn nicht mehr verließ. Er habe, sagte Lévi-Strauss, sein ganzes Leben lang an Japan gedacht – gesehen hat er es erst, als er nahezu 70 Jahre alt war. Im Jahr 1977 begab sich Lévi-Strauss auf Einladung der Japan Foundation erstmals zu einem Forschungsaufenthalt in das Land. Es sollten bald weitere folgen. Dazu verfasste er eine Reihe von Texten, die, teils in Frankreich publiziert, teils nur in Japan erschienen, nun erstmals auf Deutsch vorliegen. Eva Moldenhauer hat die Reiseberichte, Vorträge und Essays des berühmten Mythenforschers übersetzt; ihre schöne Sprache, das poetische Verweilen in Beiläufigkeiten und der dennoch fokussiert bleibende Blick dokumentieren, dass der im Jahr 2009 verstorbene Lévi-Strauss ein großer Erzähler war. Auf seinen Reisen durch das Land gibt es wenig, das ihm nicht die nähere Betrachtung wert ist. Oft nehmen seine Gedanken dabei eine unerwartete Wendung: Da ist gerade noch von den Eigenarten der japanischen Syntax die Rede, die vom Allgemeinen zum Besonderen schreitet, um dann ganz unvermittelt von der japanischen Geisteshaltung zu berichten, vom Verhältnis des Einzelnen zur Welt. Lévi-Strauss’ Bemerkungen zur Subjektivität im abendländischen und im japanischen Kontext gehören zu den unaufdringlichen Klugheiten, die diese Texte quasi im Vorübergehen bereithalten. Andere behandeln das Geheimnis des Wohlklangs der pentatonischen Tonbeziehungen, die der traditionellen japanischen Musik zugrunde liegen, oder den stilistischen Eigensinn der JomonTöpferei.

VON VOLKER BREIDECKER

E

ine „Mittelmeerunion“ – es gibt sie schon sehr lange, und man muss dazu gar nicht jene Chimäre beschwören, die Nicolas Sarkozy von einigen Jahren auf den Sand gesetzt hat. So lange aber, wie es Mittelmeerkonferenzen gibt - also seit Platons „Symposion“ –, solange existiert auch die verschwiegene Union jener Hafen- und Meeresstädte, die wie Perlen einer Schnur das große Rund des Mittelmeerraums umsäumen. Ihre Bewohner sind zumeist „indigene Fremde“ – wie Albert Camus sie nannte, der selbst einer war –, und ihr Völkergemisch bringt multiple Identitäten vor, die ihr Mehrfachloyalitäten pflegen. Ganz nebenbei haben sie so kostbare Werte wie die Toleranz erlernt. Wegen des gleißenden Lichts über den flachen Dächern geweißter kubischer Bauten nannte Joseph Roth sie „Die weißen Städte“ und sang ihre Hymne. Schon die provenzalischen Städte waren für ihn durch sichtbare wie unsichtbare Fäden mit den fernen orientalischen Stätten seiner Vorfahren am südlichen Meeresufer verbunden: „Aber ein Sturm blies unser Gefährt in die Weite . . . “, rief er vor Walter Benjamin den mediterranen Engel der Geschichte zum Zeugen. Araber wie Türken sprechen vom ganzen Mittelmeer als dem „Weißen Meer“.

Zu vernehmen war ein melodisches Geflüster in fünf Sprachen – ein guter Anfang Unter diesem Leitbegriff wurde unter dem Dach des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB), getragen von der Allianz Kulturstiftung, jetzt ein Projekt aus der Taufe gehoben, das von Berlins Wannseehafen aus den „Literaturen rund ums Mittelmeer“ folgen wird: Über wechselnde Orte und mit einem wechselnden Tross von Autoren – mit ihren Werken und Ideen im Gepäck – will man in den kommenden Jahren die Perlen jener Schnur der Mittelmeerstädte nach und nach abtasten – nicht linear, sondern nach der hüpfenden Gangart der Poesie zu Orten, die es entweder neu zu entdecken gilt oder an denen es gerade brennt oder etwas vor- oder nachglüht. Triest, Alexandria, Tirana, Algier und Athen sind die geplanten Folgestationen. Das Projekt ist auch deshalb so vielversprechend, weil es uralten Handelswegen folgt, über die seit Jahrhunderten nicht nur Waren und Menschen, sondern mit ihnen auch Sprachen, Kulturen, Ideen und Literaturen – zum Beispiel die altindische und griechische-antike durch arabisch-islamische Vermittlung – ausgetauscht wurden. Schifffahrt am Mittelmeer war nämlich immer Küstenschifffahrt, die von Hafen zu Hafen führte, deren jeder seine Tore gegenüber dem Neuen und – ganz wörtlich genommen – „Tradierten“ gleichermaßen öffnete – nur dem Genus nach verschieden sind die italienischen Wörter „porto“ (Hafen) und „porta“ (Tor). So bot das LCB am vergangenen, hochsommerlichen Wochenende bei afrikanischer Hitze einen wunderbaren Ausblick auf künftige Konferenzen mit Vertretern

Mysteriöse Fährmänner, die nur die Hälfte ans andere Ufer bringen

Das UN-Flüchtlingswerk hat das Mittelmeer gerade zum „tödlichsten Gewässer der Welt“ erklärt. Von der europäischen Politik enttäuscht, erwarten viele nicht mehr, als künftig in Ruhe gelassen zu werden. Hier baden Flüchtlinge aus Tunesien im alten Hafen von Lampedusa. FOTO: GIOVANNI COCCO/VII MENTOR PROGRAM der verschiedenen Mittelmeerliteraturen. Als sich am Abend eines langen Tages der Lesungen vier Autoren und ihre Übersetzer im Halbrund um die Lyrikerin und Essayistin Ilma Rakusa als Moderatorin versammelten, war die Stimmenvielfalt eines melodisches Geflüsters in fünf Sprachen – Griechisch, Arabisch, Deutsch, Französisch, Englisch – zu vernehmen: Das war Wortmusik im Vorgeschmack auf eine ideale Mittelmeerkonferenz, an der einmal alle Anrainernationen mitsamt ihren Sprachminderheiten versammelt sein sollten. Als habe er eine ähnliche Vision befand der Ägypter Khaled Al-Khamissi – den Lesern der SZ aus dem Vorjahr vertraut durch die Kolumne „Im Taxi“, darin er den Kairoer Taxifahrern ihre Geheimnisse ablauschte – im Blick über den Zuschauerraum auf einen rotglühenden Sonnenuntergang hinter dem Wannsee ganz verschmitzt: „Es sind mal wieder nur die Schriftsteller, die das sehen können.“

Aus Algerien war Maissa Bey gekommen und sprach über die Rolle der Frauen in der arabischen Revolte, über deren starke und sichtbare Präsenz in der Öffentlichkeit, wo das Kopftuch oftmals nichts anderes bedeute als ein nachdrückliches Unterstreichen des Willens, einfach „da“, öffentlich präsent zu sein. Al-Khamissi berichtete Ähnliches aus den Straßen von Kairos

Gibt es ein kollektives Gedächtnis des Mittelmeerraums, gemeinsame Erinnerungsorte? Auch dort bietet die Rolle der Frauen den Lackmustest aufdas Gelingen oder Misslingen aller politischen wie kulturellen Veränderungen. Letztere hält er für bereits so gefestigt, dass der Reaktion auf lange Sicht keine Chance bliebe. Ägypten aber, das Land, in dem die Zeit erfunden wurde, bräuchte Zeit, und die nehme es sich auch.

Von Europas Politik und seinen Politikastern, die – wie der west-östliche Kulturvermittler und Lyriker Joachim Sartorius sagte – durch ihr Schweigen und ihr Untätigkeit schon im Falle Tunesiens, danach Ägyptens und jetzt Syriens versagt haben, erwarten Bei und Al-Khamissi einmütig „nichts mehr“ – außer, „dass sie uns in Ruhe lassen“. Europas Versagen, sagte AlKhamissi, zeuge für das „Sterben der Politik“ schlechthin. An ihre Stelle müssten andere, neue Formen des öffentlichen Handelns treten. Gibt es bei allem Trennenden – und so schön und überzeugend sich alle Mittelmeermodelle auch ausnehmen: das UNOFlüchtlingswerk hat es gerade zum „tödlichsten Gewässer der Welt“ erklärt –, ein gemeinsames kulturelles Erbe der Völker, die am Mittelmeer leben? Auch dort gilt leider noch immer der Satz Primo Levis, an den der griechische Lyriker Haris Vlavianos erinnerte: „Jeder ist des anderen Ju-

de“. Vlavianos’ eigener Entwurf schloss dagegen mit dem Wunsch, „. . . im schönsten Meer meines Lebens keine Grenze vor mir zu sehen, sondern eine Passage, einen Übergang vom Ufer der zwanghaften Intoleranz zu dem der schöpferischen Verbindung“. Gibt es ein kollektives Gedächtnis des Mittelmeerraums? Gibt es gemeinsame Erinnerungsorte?, fragte Sartorius, auch er ein Mittelmeergewächs, nicht der Geburt, sondern der Emotion nach. Fragen wie diesen wird das Projekt an beiden Ufern des „geteilten Meeres“ (Predrag Matvejevic) nachgehen. Vorläufig gingen ein paar mythische Namen um: Antigone, Medea, Elektra, Penelope, Scheherezade – lauter Frauen, alle bereits in modernen Gewändern, aber auch einMann war dabei: Ein beschädigter Odysseus, den Ilma Rakusa in eine andere Heimatstadt zurückkehren ließ, nicht nach Ithaka, sondern nach Triest. Nächste Station.

KURZKRITIK

Das Verschwinden der Fenstersprossen

Sein, Nichts, Trost

Der Wortmaler Jürgen Becker wird achtzig Jahre alt

Hartmut Lange liest Martin Heidegger Das mit der Sekundärliteratur ist so eine Sache. Nicht selten erweist sie sich bezüglich ihrer Vorlage eher zweit-, als erstrangig – sekundär eben. Umso schöner, wenn man es mit solcher zu tun bekommt, die auf eigenen Füßen steht und frei atmet. Erst dann wird dem Original gedient. In diesem Fall heißt das Original Martin Heidegger – und das zweite Hartmut Lange. Der Dramaturg und Autor präsentiert in einem schmalen Bändchen seine Auseinandersetzung mit dem Philosophen in Form dreier wörtlich zu nehmender Annäherungen. Die erste kennzeichnet noch ein weiter Blick aus der Ferne. Es sind überwiegend getroffene Aphorismen, in denen Lange Existenzfragen des Menschen umkreist, die auch Heidegger umtrieben. „Heideggers Existenzphilosophie ist immer noch die gültigste Umschreibung des bewussten Seins“, meint Lange – und lädt damit ein, sich weiter anzunähern: an Heideggers frühes Hauptwerk „Sein und Zeit“ (1927). Mit der zweiten Annäherung schwindet die Distanz und es ändert sich auch die Form: aus Aphorismen werden wägende Notizen – und im dritten Teil gezielte Kommentare, die sich auf Passagen aus „Sein und Zeit“ berufen. Immer wieder wirft Lange Heidegger „falsches Abstrahieren“ vom Schicksal des Einzelnen vor, „in der Unterscheidung zwischen Uneigentlichem und Eigentlichem blickt noch ein Rest der Hegelschen Subjektverachtung durch“. Langes Büchlein lässt sich zweifach lesen: liest man es in einem Zug, konsumiert man eine kontinuierliche Annäherung an Heidegger, ihn mal bestätigend, mal widerlegend; liest man es hingegen Absatz für Absatz, eröffnen manche Passagen eigene Welten, die das Denken dazu einladen, nachzufolgen. Das geht ebenfalls immer nur originell. PHILIP KOVCE

Hartmut Lange: Positiver Nihilismus. Meine Auseinandersetzung mit Heidegger. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2012. 91 Seiten, 12,80 Euro.

Das erste Buch von Jürgen Becker hieß „Felder“, das zweite „Ränder“, das dritte „Umgebungen“. Diese Titel waren ein Programm: da wurde etwas genau abgetastet und wahrgenommen, Details und Umrisse hervorgehoben, und auf solche Maßnahmen war man in der Bundesrepublik der frühen Sechzigerjahre noch nicht so recht vorbereitet. Man huldigte allenthalben einem mehr oder weniger realistischen Erzählstil. Tonangebend war die Gruppe 47. Jürgen Becker aber stand für etwas, was man ein bisschen verschämt „experimentelle“ Literatur nannte – man kannte kein besseres Wort dafür, und diese Bezeichnung war ziemlich missverständlich. Becker verschmolz in seinen ersten Büchern zwar die Gattungen, die Felder und Ränder und Umgebungen changierten zwischen Langgedicht, Erzählung und Roman, sie arbeiteten offensiv an der Sprache selbst – aber gleichzeitig waren alle Sinne daran beteiligt. Beckers Texte entsprachen gerade darin, dass sie sich auf keinen abgestandenen „Realismus“-Begriff mehr einließen, der Wirklichkeit. „Felder“: dieses lustvoll

stromernde Buch bildete auf zeitgenössische Weise die Stadt ab, es war eine Art Bewusstseinstreiben durch Köln, und dass Becker 1965 mit dem Performance-Künstler Wolf Vostell den Band „Happenings“ veröffentlichte, war kein Zufall. Es ging ihm um Grenzüberschreitungen, wie sie eher in der Bildenden Kunst thematisiert wurden als in der Literatur. Man kann es für ein weitreichendes Signal halten, was dann 1967 geschah: der junge, emphatisch auf die Zukunft orientierte Autor Jürgen Becker erhielt in diesem Jahr den Preis der Gruppe 47, und es war die letzte Tagung dieser legendären Vereinigung überhaupt. Die Gruppe 47 ging, und Jürgen Becker kam. Erst heute scheint ihn die Zeit eingeholt zu haben. Die jungen, interessantesten Lyriker wie etwa Nico Bleutge beziehen sich mittlerweile auf Becker. Seine Form der visuellen Wahrnehmung scheint aktueller denn je zu sein, angereichert durch all die technisch-digitalen Möglichkeiten, die er bereits in den Sechzigerjahren im Blickfeld hatte. Es ist eine Form, die offen ist für all das, was gerade

„Mit jedem Satz / beginnt eine andere Zeit“: Jürgen Becker, 1932 in Köln geboren, die „graue Eminenz der deutschen Gegenwartsliteratur“. FOTO: ISOLDE OHLBAUM

passiert, aber auch für den Strom der Erinnerung. Das Gedicht weiß, dass man sich auf die unmittelbare Wahrnehmung nicht verlassen kann, es weiß um die riesigen Räume ohne Wörter, ohne Erfahrungen, und nähert sich ihnen mit seinen Mitteln an. Es vertraut dem Prinzip der Collage.

Weiße Flecken werden ihm zum literarischen Stoff Die Bildende Kunst, das Malen war schon früh prägend für Jürgen Becker. Ein Onkel, der Maler war, kommt in vielen seiner Texte vor. Er wäre gern selbst Maler geworden, merkte aber schnell, wie er einmal erzählte, dass er nicht mal das Talent habe, einen Strich zu ziehen. Seine Wahrnehmung sei diejenige eines Malers, der nicht malen kann und der nun Bilder, die er im Kopf oder vor Augen hat, in Sprachbilder, in Wortbilder zu verwandeln versucht. 1971 veröffentlichte Becker den Band „Zeit ohne Wörter“: Das war ein Buch, das nur noch aus Schwarz-Weiß-Fotos bestand, und es wirkt wie ein konsequentes Zu-Ende-Denken der ersten Bücher. Danach holte er neu aus, er nannte es die Phase der „Entflechtung“. Er beschäftigte sich auf einer neuen Ebene mit den alten Konventionen, in den Gedichtbänden „Das Ende der Landschaftsmalerei“ von 1974 beispielsweise oder „Das Gedicht von der wiedervereinigten Landschaft“ von 1988. „Landschaft“ – darauf konzentrierte sich jetzt Beckers Aufmerksamkeit. Er schuf Motivketten über Landkarten, Pflaumenbäume und Häuser und nahm Landschaften zum einen sinnlich wahr, zum anderen aber als ein gesellschaftliches und historisches Produkt. Einmal füllte er auch jenen bekannten Fragebogen aus, dem sich Marcel Proust gleich zweimal widmete. Die erste Frage lautet da: „Was ist für Sie das größte Unglück?“ Und Beckers Antwort war überhaupt nicht kokett, sondern fand ein Bild für seine Poetik: „Das Verschwinden der Fenstersprossen.“ „Chronik der Augenblicke“: das sei so etwas wie ein geheimer Untertitel seiner letzten Bücher, schreibt Jürgen Becker im

Nachwort zu einer von ihm selbst vorgenommenen Auswahl aus seinen Prosabüchern, die sein Verlag zum 80. Geburtstag vorlegt (Wie es weiterging. Ein Durchgang. Prosa aus fünf Jahrzehnten. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, 294 Seiten, 21,95 Euro). Dabei erweiterte sich in den Achtzigerjahren überraschend das Feld. Immer wichtiger wurde die Phase der Kindheit und Jugend, in der er nicht in seiner Geburtsstadt Köln lebte, sondern in Thüringen: zwischen 1939 und 1947, im Alter von sieben bis fünfzehn, wohnte er in Erfurt. Das Bewusstsein, dass die Kindheit abgeschnitten ist, machte sich vor allem an der thüringischen Landschaft fest. Das „Gedicht von der wiedervereinigten Landschaft“ ist 1988 erschienen, also vor dem Fall der Mauer, und hier wird poetisch die Korrespondenz zwischen der rheinischbergischen Landschaft, in der Becker zu Hause ist, und der thüringischen Landschaft einer frühen Sehnsucht hergestellt. Gedichtbände wie „Foxtrott im Erfurter Stadion“ von 1993 können das vor Ort beglaubigen. Und mit dem Wiedergewinn dieser Landschaft greift Becker plötzlich wiederin die Prosa aus. Die Erzählung „Der fehlende Rest“ von 1997 und der Roman „Aus der Geschichte der Trennungen“ von 1999 kreisen um die Wiederentdeckung der ostdeutschen Kindheitslandschaft, und seine Sprache umkreist alte Themen neu: Je weiter die Erinnerung zurückliegt, desto unschärfer wird sie, und die Imagination füllt die Lücken aus. Die leeren Stellen, die weißen Flecken werden zum literarischen Stoff. Das Schreiben ist der Weg, an die Erinnerung heranzukommen und sie in eine neue Gegenwart zu verwandeln, in der alle Schichten offenliegen. Diese Erinnerung behauptet natürlich nicht, authentisch zu sein. Felder, Ränder, Umgebungen: Becker hat heute noch eine Beziehung zu diesen frühen Impulsen. Es gibt einen großen Zusammenhang von Motiven, der sich durch sein gesamtes Werk zieht. Heute wird Jürgen Becker 80 Jahre alt: Herzliche Glückwünsche in die Odenthaler Bucht! HELMUT BÖTTIGER

Was Lévi-Strauss Japan auf diese Weise nahe brachte, war nicht nur das Wohlgefallen an Klängen, Farben und Formen. Es war vor allem das japanische Verhältnis zu den Mythen. Immer wieder kommt er darauf zurück, dass sich der Übergang vom Mythos zur Historie in der Geschichte Japans fast unmerklich vollzieht; die abendländische Trennung des Mythos und des Logos bleibt dem japanischen Denken fremd. Es muss Lévi-Strauss fasziniert haben, inmitten des hoch technisierten Landes Wälder vorzufinden, die ein Mann niemals betreten würde, weil sieden Priesterinnen vorbehalten sind. Auch in den Großstädten und Ballungszentren macht er Zeugnisse der Originalität der japanischen Psyche und Weltanschauung aus – die außergewöhnliche Liebe zu kleinen Figürchen, die selbst seriöse Geschäftsmänner befällt, oder die Art, wie alltägliche Handlungen vollzogen werden, etwa das Händewaschen. Die Berichte verhehlen in ihrem Detailreichtum nicht die Skepsis ihres Verfassers gegenüber der eigenen Herkunft und Betrachtungsweise. Seine Wahrnehmung der japanischen Kultur sei rein oberflächlich, betont Lévi-Strauss, und dieses Eingeständnis bedeutet mehr als eine Geste der Bescheidenheit. Aus ihm sprechen die Vorbehalte des Strukturalisten, nicht objektiv urteilen zu können, weil die Erfahrung der eigenen Kultur das Denken prägt. Darüber hinaus sind Lévi-Strauss gewiss viele Seiten des modernen Japan verschlossen geblieben. Für die futuristische Schönheit der führerlosen Bahnen, die zwischen Hochhäusern hindurch gleiten, mag er keinen Blick gehabt haben. Sein Vergleich der Tokioter Flussläufe und Kanäle mit der Stadtansicht von Venedig ist bei aller Originalität vor allem ein Beleg für die Sicht des Europäers, der im Fremden stets das Bekannte sucht. Der Gegenwart und der Zukunft stand Lévi-Strauss pessimistisch gegenüber, er betonte die überzeitliche Bedeutung des längst Vergangenen. Es sind großartige Geschichten, die er aus einer dunklen Vorzeit zu berichten weiß; sie handeln von mysteriösen Fährmännern in Tiergestalt, die nur die Hälfte ihrer Kundschaft sicher ans andere Ufer bringen, die andere Hälfte aber ertrinken lassen, von Götterverwandlungen und von Heldentaten. Sein Bekenntnis zu Japan aber bleibt eines, das sich vor allem dem Mythos verpflichtet, nicht der Moderne. EVA MACKENSEN

Claude Lévi-Strauss: Die andere Seite des Mondes. Schriften über Japan. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 175 Seiten, 24,95 Euro.

Uwe Johnson kehrt nach Rostock zurück Das Uwe-Johnson-Archiv zieht um. Vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach, das den Nachlass vor knapp drei Jahren beim Kauf des Suhrkamp-Archivs mit erworben hatte, wechselt das Archiv nach Rostock. Das Deutsche Literaturarchiv hatte sich beim Kauf des Suhrkamp-Archivs anscheinend übernommen und war zuletzt nicht in der Lage, dem Suhrkamp Verlag eine noch ausstehende Tranche für das Johnson-Archiv zu zahlen. In Rostock, wo Johnson studierte, fand sich dagegen ein Mäzen für den Kauf des Nachlasses. PHK


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DAS POLITISCHE BUCH

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

Selbstblockade: Wie die USA ihre Zukunft verspielen Die Vereinigten Staaten sind auf einem Tiefpunkt ihrer Geschichte angelangt: Dem Land geht es wirtschaftlich schlecht, die Mittelschichten sinken in Armut ab, der berühmte Optimismus der Amerikaner ist dahin. Wie konnten die USA so weit kommen? Schuld daran ist nicht zuletzt die Republikanische Partei VON BERND GREINER

B

ekanntlich dient Lesen auch dazu, Dinge besser zu durchschauen. Im Hinblick auf die USA drängt sich dem Leser freilich beharrlich ein gegenteiliger Eindruck auf: Je mehr man über den Zustand des Landes liest, desto weniger begreift man. Und zwar nicht der Bücher, sondern des Themas wegen: Es ist kaum nachzuvollziehen, warum eine Gesellschaft in heftigen Turbulenzen ihren Kapitän samt seiner Mannschaft unter Deck jagt und ohne Kompass trotzig der Dinge harrt, die da kommen mögen. Dass Zukunftschancen sehenden Auges verbaut, wenn nicht ruiniert werden, dass ideologische Reinheitsgebote schwerer wiegen als die Bereitschaft zum Kompromiss, dass Institutionen und Verfahren lächerlich gemacht werden und Verachtung, Denunziation und Hass die politische Leitwährung abgeben. Die Annalen von Autokratien und Diktaturen sind randvoll mit derlei Episoden. Aber ihre Wiederaufführung in einer Demokratie schien so gut wie ausgeschlossen – bis führungsstarke Eliten in den USA eine alte Torheit zur neuen Weisheit erklärten: Sollte die Wirklichkeit unserem Wort nicht folgen, hat sie eben Pech gehabt.

Der „Amerikanische Traum“ ist ausgeträumt. Es herrscht Angst Wiees um den amerikanischen Alltag bestellt ist, haben die Amerikanisten Andreas Etges und Winfried Fluck in einem lesenswerten Sammelband herausgearbeitet. Sie führen ihre Leser in das Herz einer Gesellschaft, die an ihren Nahtstellen zu bersten droht. Die Superreichen, ein Prozent der Bevölkerung, verfügenüber ein Dritteldes privaten Vermögens oder den Gegenwert von 22 Prozent des Sozialprodukts, während 46 Millionen Menschen, 15 Prozent aller Amerikaner, der offiziellen Statistik zufolge in Armut leben. Eine derartige soziale Ungleichheit gab es in den USA zuletzt in den 1920er Jahren, im heutigen Vergleich mit 30 anderen Industrienationen rangiert das Land nun abgeschlagen auf Platz 27. Derweil bricht die industrielle Basis weg. Nur noch knapp zehn Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten im produzierenden Gewerbe. Zum sozialen Sprengstoff wird die galoppierende Deindustrialisierung, weil sie die Mittelschicht zerrüttet. Buchstäblich alles, was die soziale Mitte über Jahrzehnte wirtschaftlich gestärkt und das Land politisch stabilisiert hatte, ist mittlerweile prekär. Statt bescheidener Guthaben stehen astronomische Schulden zu Buche, ob das Auskommen im Alter reicht, ist ebenso fraglich wie der Wert eines Hochschulabschlusses der Kinder. Wie der Soziologe Charles Murray zeigt, sind die Bruchlinien dieser gesellschaftlichen Desintegration längst nicht mehr rassisch oder ethnisch definiert. Auch unter Weißen schreitet die Zerklüftung voran, entstehen fast hermetisch separierte Welten von gut Situierten und Ausgeschlossenen. Das soziale Kapital wird aufgezehrt, vondem Amerika bis dato hatte zehren können: der Optimismus, dass sich Entbehrungen lohnen, weil sie in einer besseren Zukunft doppelt und dreifach vergolten werden. Die einst robuste Zuversicht ist zu einem knappen Gut geworden, überwuchert von Zweifel, Wut und Verbitterung. Ausgerechnet in dieser Lage kommt der politische Betrieb zum Erliegen. Von „Polarisierung“ und „totalem Stillstand“ sprechen Politikwissenschaftler und Soziologen in einem von Larry J. Sabato vorgelegten Band zur Zwischenwahl im Jahr 2010. Was immer im Einzelnen zu dieser Selbstblockade beigetragen haben mag, die Hauptverantwortung liegt bei den Funktionären der republikanischen Partei. Die

Als Obama 2008 Präsident wurde, kam er als Heilsbringer. Seine Wähler erhofften sich, wie es im Lied heißt, „ein neues Land und eine neue Zeit“. Seine Gegner haben aber selbst seine vernünftige Gesundheitsreform torpediert. ZEICHNUNG: HADERER „Grand Old Party“ unserer Tage hat mit den traditionellen Republikanern, in deren Reihen auch gemäßigte Konservative und Liberale ihren Platz hatten, nichts mehr gemein. Sie ist zu einem ideologischen Kampfverband mutiert. Steuersenkung für die Reichen, Deregulierung, Rückzug des Staates – wer diesen Glaubenssätzen nicht folgt, wird mit religiöser Inbrunst bekämpft oder exkommuniziert. Erbittert geführte Auseinandersetzungen sind in der amerikanischen Geschichte gewiss nichts Neues. Dennoch fällt die Art und Weise, wie die Republikaner seit den 1990er Jahren ihre Oppositionspolitik betreiben, ausdem Rahmen. Um Obama zu sabotieren, hat die „Party of No“ die Legislative in politische Geiselhaft genommen: Entweder die Gegenseite kapituliert, oder es werden keine Gesetze verabschiedet. Die Rechnung geht in der Regel auf, weil der Minderheit im Kongress genug Verfahrenstricks zur Verfügung stehen – von der unter dem Namen „Filibuster“ bekannten Redeblockade bis zur „rule of 60“, der zufolge im Senat nicht mehr 51 von 100, sondern 60 Stimmen für eine einfache Mehrheit ge-

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fragt sind. Die Idee vom Kompromiss ist aus dem politischen Wortschatz getilgt, weil die vorsätzliche Blockade in den Augen republikanischer Strategen mehr Gewinn abwirft. Wer die Fundamentalopposition, so ihr Kalkül, auf die Spitze treibt, wird gewinnen. Denn am Ende richtet sich die Wut der Wähler nicht gegen die Verursacher des Stillstands, sondern gegen die Regierung und die sie tragende Partei, die ihre Macht offenkundig nicht zur Geltung bringen können. Man kann es nicht oft genug sagen: Die Polarisierung wurde in den letzten beiden Jahrzehnten von konservativen Eliten forciert. Das Gros der Wahlberechtigten hingegen veränderte seine Präferenzen im gleichen Zeitraum allenfalls geringfügig. Seit nunmehr 30 Jahren sprechen sich zwei Drittel der regelmäßig Befragten für eine höhere Reichensteuer und den Erhalt der wichtigsten sozialstaatlichen Programme aus. Enttäuscht von den gegenteiligen Positionen der Republikaner, wenden sich frühere Anhänger von der Partei ab. So lädiert wie heute war das Renommee der Republikaner zuletzt unter dem von Skandalen ge-

lähmten und schließlich zum Rücktritt gezwungenen Richard Nixon. Warum ist dann trotzdem kein Ende der politischen Selbstblockade in Sicht? Und wieso trüben sich die Aussichten der demokratischen Partei immer weiter ein? Jacob S. Hacker, Paul Pierson und Suzanne Mettler nähern sich dem Problem mit dem Instrumentarium der politischen Ökonomie. Um das Auftreten großer Unternehmen und Banken zu beschreiben, greifen die zwei Erstgenannten mit Bedacht auf eine militärische Metapher zurück und sprechen von „organisierter Kriegsführung“. Gemeint ist eine politische Radikalisierung, die selbst in der unternehmerfreundlichen Kultur der USA ihresgleichen sucht. Selten zuvor wurde ein derart massiver Druck auf die Gesetzgeber im Bund wie in den Einzelstaaten ausgeübt, schier beispiellos ist das konzertierte Auftreten von Lobbyorganisationen, wirtschaftsnahen „Political Action Committees“ und „Denkfabriken“, die nicht nur Politiker mit Spendengeldern erpressbar machen und unmittelbar in parlamentarische Beratungen eingreifen, sondern den öffentlichen Diskurs

im Sinne ihrer marktradikalen Ideologie umpolen. Als beispielsweise der Kongress über Obamas Gesundheitsreform zu beraten hatte, pumpte allein die „Chamber of Commerce“ knapp 80 Millionen Dollar in die Kriegskasse der Opponenten – innerhalb von zwölf Wochen. Zugleich ist eine fortschreitende Erosion der „Zivilkultur“ zu beobachten: Mehr und mehr Bürger nehmen die Möglichkeiten zur politischen Partizipation nicht mehr wahr oder werden faktisch aus dem politischen Leben ausgeschlossen. Dass der Niedergang der Gewerkschaften – die mittlerweile nur noch neun Prozent der Industriearbeiterschaft vertreten – und eine vergleichbare Krise mittelständischer Interessenvertretungen ursächlich mit dieser neuen Bindungslosigkeit zusammenhängen, ist unbestritten. Suzanne Mettler verweist in ihrer exzellenten Langzeitstudie auf den politischen Kollateralschaden, der mit einer Aushöhlung des Wohlfahrtsstaates einhergeht: Wer in seinem persönlichen Alltag die Erfahrung macht, dass staatliche Hilfen Lebenschancen eröffnen, ist viel eher zu staatsbürgerlichem Engagement bereit als die von einem skelettierten Sozialstaat Übersehenen und Ausgeschlossenen. Letztere lassen sich wederorganisieren noch gehen sie zur Wahl. In der Summe haben wir es mit einer millionenfachen Exklusion zu tun,mit einem Prozess, der weit über die Armutszonen hinausgreift. Von dieser Polarisierung profitieren radikale Minderheiten, die sich als Beschützer gegen staatliche Bevormundung in Szene setzen. Corey Robin zufolge gehört die populistischeVersuchung seit dem 18. Jahrhundert zum Kernbestand der amerikanischen Demokratie. Ihr vorerst letztes Kapitel wird seit 2008 von einer Koalition aus Wutbürgern und fundamentalistischen Journalisten geschrieben, die sich unter dem Banner der „Tea Party“ versammelt haben. Aus der vielstimmigen Literatur zu dieser Bewegung seien zwei deutsche Titel (von Philipp Schläger und Eva C. Schweitzer) sowie zwei amerikanische Publikationen (verfasst von Paul Street und Anthony DiMaggio beziehungsweise Theda Skocpol und Vanessa Williamson) empfohlen.

„Graswurzelaktivisten“, die mit ihrer Unbedingtheit die Republikaner vor sich hertreiben und manchen lokalen Parteiapparatbereits unter Kontrolle gebracht haben. Dass die „Occupy“-Bewegung ein Gegengewicht sein könnte, erweist sich mehr und mehr als Wunschtraum. Wie Todd Gitlin zeigt, tritt diese Opposition bewusst „antipolitisch“ auf, weil sie die „unfreundliche Übernahme“ fürchtet. Sie verweigert sich politischen Bündnissen; organisatorische Verbindlichkeit gilt ebenso wie programmatische Klarheit als Teufelswerk. Stattdessen predigt ein diffuses Kollektiv hehre Ideale um ihrer Reinheit willen. Selbst gutwillige Kritiker fragen irritiert, ob „Occupy“ nicht die libertäre Verirrung der „Tea Party“ auf anarchistische Weise kopiert und allein deshalb im Abseits landen muss.

Die Republikanische Partei ist nicht mehr, was sie einst war

Todd Gitlin: Occupy Nation. The Roots, the Spirit, and the Promise of Occupy Wall Street. IT Books, New York 2012. 288 Seiten, 10,99 Euro (erscheint am 21. August).

Relativ einfach ist die Frage nach der Zusammensetzung und den Motiven der TeaParty-Anhänger zu beantworten. Sie sind überwiegend weiße Männer, älter im Vergleich zur Gesamtbevölkerung und religiöser; unter den Aktivisten findet man indes auffallend viele Frauen. Was sie eint, sind Statusängste jedweder Art – Angst vor Überfremdung, gesellschaftlichem Abstieg und dem Verlust sozialer Privilegien, schließlich die Angst, dass Amerika die Kraft zur Selbsterneuerung verloren habe. Doch welche Vorstellung von Gesellschaft und Gemeinwohl teilen die Aktivisten der „Tea Party“? Handelt es sich tatsächlich um frustrierte Zeitgenossen, die außer blinder Wut gegen den Staat nichts aufzubieten haben? Theda Skocpol und Vanessa Williamson erörtern dieses Problem in einer herausragend guten Studie. Von wegen anti-etatistisch: Sofern es um Sozialleistungen für ihre Generation geht, verteidigen die „Tea Partier“ das Prinzip staatlicher Fürsorge. Dahinter steckt ein schlichter Gedanke: Wer sich am Markt durchsetzen konnte, hat es verdient, in den Genuss staatlicher Umverteilung zu kommen. Wer hingegen nur schlecht bezahlte oder überhaupt keine Arbeit findet, darf keine Ansprüche an die Gemeinschaft geltend machen. Es gibt also durchaus eine Vorstellung vom Gemeinwohl – nämlich eine sozialdarwinistisch begründete Vision, derzufolge Gesellschaften nur überleben, wenn sie die Stärksten schützen und „Schmarotzer“ sich selbst überlassen. So aber schließt sich der Kreis: Für die Polarisierung der Politik sind nicht mehr nur Parteieliten der Republikaner verantwortlich, sondern zu einem Gutteil auch

Anhänger der „Tea Party“ meinen: Wer kein Geld hat, ist selbst schuld Wäre Barack Obama in einer zweiten Amtszeit in der Lage, den Dingen eine andere Richtung zu geben? So wie es im Moment aussieht, erübrigt sich diese Frage. Wenn überhaupt, wird Obama nur mit knapper Mehrheit wiedergewählt werden. Und wenig spricht dafür, dass er unter erschwerten Bedingungen realisieren kann, was ihm nach seiner Wahl 2008 mit einer großen Mehrheit im Repräsentantenhaus nicht gelungen ist. Ein zweiter Sieg des chronisch Glücklosen wäre wenig wert; der verhasste Präsident würde von seinen Feinden weiterhin blockiert werden. Dass die Demokraten im Falle einer Niederlage sich rächen und die republikanischen Urheber der Obstruktionspolitik mit deren eigenen Waffen bekämpfen, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Das verstehe, wer will.

Der Historiker und Amerikanist Bernd Greiner ist am Hamburger Institut für Sozialforschung tätig. Er lehrt an der Universität Hamburg. Die hier besprochenen Bücher: Andreas Etges, Winfried Fluck (Hrsg.): American Dream? Eine Weltmacht in der Krise. Campus, Frankfurt a. M. 2011. 260 S., 34,90 Euro.

Jacob S. Hacker, Paul Pierson: Winner-Take-All Politics. How Washington Made the Rich Richer – And Turned Its Back on the Middle Class. Simon & Schuster, New York 2010. 360 S., 11,80 Euro (TB von 2011). Suzanne Mettler: The Submerged State: How Invisible Government Policies Undermine American Democracy. University of Chicago Press, Chicago 2011. 176 Seiten, 45 US-Dollar. Charles Murray: Coming Apart. The State of White America, 1960-2010. Crown Forum, New York 2012. 407 Seiten, 27 US-Dollar. Corey Robin:The Reactionary Mind: Conservatism from Edmund Burke to Sarah Palin. Oxford University Press, Oxford 2012. 290 Seiten, 23,50 Euro. Larry J. Sabato: Pendulum Swing. Longman, New York 2012. 394 Seiten, 19.95 US-Dollar. Philipp Schläger: Amerikas Neue Rechte. Tea Party, Republikaner und die Politik der Angst. Rotbuch, Berlin 2012. 286 Seiten, 14,95 Euro. Eva C. Schweitzer: Tea Party. Die Weiße Wut. Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht. DTV, München 2012. 279 S., 14,90 Euro. Theda Skocpol, Vanessa Williamson: The Tea Party and the Remaking of Republican Conservatism. Oxford University Press, New York 2012. 245 S., 24.95 US-Dollar. Paul Street, Anthony DiMaggio: Crashing the Tea Party. Mass Media and the Campaign to Remake American Politics. Paradigm Publishers, Boulder 2011. 239 S., 20,99 Euro.

DAS WETTER Viele Regengüsse und Gewitter

Wetterlage

25° bis 30° 20° bis 25°

Aussichten

über 30°

19° 10°

Westwind 30 km/h

Kiel

Hamburg

Rostock

22° 13°

23° 12°

18° 13°

Köln

5° bis 10°

Berlin

25° 12° 25° Genf10°

0° bis 5°

23° 12°

22° 11° 23° 12°

Zürich

15° bis 20° 10° bis 15°

Münster

25° 13°

Deutschland

Zwei Tiefs über Südskandinavien und den Alpen gestalten das Wetter in Mitteleuropa wechselhaft und oft nur mäßig warm. Auch in West- und Osteuropa sorgen Regengüsse und Gewitter für Unterbrechungen beim Sommerwetter. Unzählige Schauer und lokale Gewitter breiten sich über das ganze Land aus. Im Südosten ist deren Intensität dabei am größten. Die Sonne scheint nur zwischen dem Oderbruch und der Niederlausitz sowie zwischen dem Oberrhein und Oberpfälzer Wald später längere Zeit. Die Höchstwerte erreichen 17 bis 23, im Osten und Südosten bis 25 Grad. Es weht meist ein schwacher bis mäßiger Wind.

-5° bis 0°

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

-10° bis -5°

Dresden

unter -10°

Frankfurt

23° 12° Stuttgart

24° 10°

24° 11° 23° 9°

Westwind 15 km/h

25° 12°

26° 15°

München

Sonne und Mond Wien

Salzburg Innsbruck

(Angaben für München)

24° 14°

05:24 21:13

--:-13:13

11.07.

19.07.

26.07.

Wetterhistorie München Maximum 2010: 32,9°C / Minimum 1929: 4,2°C Quelle: www.wetterkontor.de

Nullgradgrenze: 3500 m

02.08.

Berlin Bremen Brocken Dortmund Dresden Düsseldorf Erfurt Essen Feldberg Feldberg/Ts. Frankfurt Freiburg Freudenstadt Garmisch Hamburg Hannover Ingolstadt Karlsruhe Kassel Kiel Koblenz Köln Konstanz Leipzig Lindau List/Sylt Lübeck Magdeburg Mannheim München Nürnberg Oberstdorf Osnabrück Passau Rostock Saarbrücken Schleswig Schwerin Stuttgart Trier Wiesbaden Zugspitze

Europa

Europa Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Gewitter Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer wolkig Schauer Schauer Schauer Gewitter wolkig Schauer Gewitter Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Gewitter

24° 22° 13° 22° 24° 22° 24° 22° 15° 18° 23° 24° 19° 22° 22° 23° 24° 25° 21° 19° 22° 22° 24° 25° 24° 17° 21° 24° 24° 25° 23° 20° 22° 25° 20° 21° 19° 22° 24° 21° 22° 6°

H Hoch T Tief

Warmfront Kaltfront Mischfront Kaltluft Warmluft

Helsinki Stockholm Moskau London

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Weltwetter Schauer sonnig sonnig wolkig Schauer wolkig Schauer wolkig Schauer sonnig Gewitter heiter Schauer sonnig Gewitter Gewitter sonnig sonnig Schauer wolkig sonnig Gewitter wolkig Gewitter sonnig wolkig Schauer Schauer

Luft 17° 20° 17° 36° 37° 32° 31° 35° 31° 40° 28° 33° 33°

18° 35° 29° 32° 20° 35° 17° 21° 23° 29° 31° 24° 17° 29° 30° 29° 27° 33° 18° 23° 31° 24° 36° 19° 30° 27° 25° 22°

Wasser 15° 17° 17° 21° 27° 25° 22° 28° 27° 25° 22° 27° 25°

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12.00 Uhr UTC wolkig wolkig Schauer Schauer wolkig sonnig wolkig Schauer Schauer wolkig Schauer wolkig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig heiter sonnig sonnig Gewitter Gewitter heiter Gewitter Schauer Schauer Gewitter Schauer wolkig Schauer Gewitter heiter Schauer heiter heiter sonnig Schauer Schauer sonnig sonnig sonnig sonnig Schauer

38° 36° 15° 29° 10° 23° 31° 27° 32° 30° 30° 30° 30° 18° 33° 36° 42° 14° 26° 30° 31° 34° 41° 20° 31° 22° 29° 18° 38° 29° 32° 35° 14° 41° 23° 19° 32° 17° 39° 35° 27° 20° 29°


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WISSEN

HF2

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

„Attacke auf die Moral“ Verhütungskampagne der Gates-Stiftung schlägt Wellen Als junges Mädchen ging Melinda Gates auf eine Nonnenschule. Bis heute bezeichnet sie sich als tiefgläubige Katholikin, der Luxus nichts bedeutet, soziales Engagement aber umso mehr. Für ihre soziale Überzeugung legt sich die Frau des Microsoft-Gründers Bill Gates nun sogar mit dem Papst an. Denn auf dem weltweiten Familienplanungsgipfel, der am Mittwoch in London eröffnet wird, verabschiedet die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung ein milliardenschweres Programm, das Frauen in armen Gegenden der Welt mithilfe des UNBevölkerungsprogramms Zugang zu Verhütungsmitteln verschaffen soll. 7 057 608 000 Menschen werden der Statistik zufolge am 11. Juli, dem Weltbevölkerungstag, auf der Erde leben. Allein in Afrika werde sich die Zahl der Menschen in diesem Jahrhundert auf 3,5 Milliarden verdreifachen, sagte Ute Stallmeister, Sprecherin der Stiftung Weltbevölkerung, voraus. Dasliege zum Großteil an der Zahl der ungewollten Geburten. Stallmeister begrüßte daher die Initiative der Gates-Stiftung, die gemeinsam mit der britischen Regierung den Fortpflanzungsgipfel organisiert. Doch Gates bekommt auch Gegenwind zu spüren. In katholischen Internet-Blogs wird die 47-Jährige gebrandmarkt. Die Einstellung der katholischen Kirche zum Thema Verhütung sei mehr als eindeutig, heißt es etwa auf LifeSiteNews.com. Dort wird Gates der wahre Glaube abgesprochen, ihre Pläne seien eine „himmelschreiende Attacke auf die katholische Sexualmoral“. Kurz vor dem Startschuss für ihre Initiative hat sich Melinda Gates nun noch einmal verteidigt. Im Interview mit dem USSender CNN sagte sie mit Blick auf die katholische Kirche: „Wir werden uns nicht in allem einig sein, aber das ist okay.“ Ihr Ziel, 120 Millionen Frauen weltweit bis zum Jahr 2020 über Empfängnisverhütung aufzuklären und mit Kontrazeptiva zu versorgen, sei ungebrochen. Im Focus ihrer Ar-

beit stünden urbane Gebiete in Asien und dem südlichen Afrika, wo es eine hohe Mütter- und Kindersterblichkeit gebe. „100 000 Frauen sterben jedes Jahr bei der Geburt von Kindern, die sie gar nicht kriegen wollten“, sagte Gates. Dass Verhütungsmittel in diesen Gegenden oft nicht zu bekommen seien und sich internationale Programme aus Scheu vor Konflikten von dem Thema abgewendet hätten, bezeichnete Gates als „ein Verbrechen“.

Es werde ihr Lebenswerk, versichert Melinda Gates Sie handle aus einem tiefen Gerechtigkeitsgefühl heraus, das sie von ihren Lehrerinnen, den Nonnen, gelernt habe, sagte Gates der Zeitschrift Newsweek. Somit stehe ihre Arbeit durchaus für einen wichtigen Bereich des Glaubens. „Es war schwierig, sich gegen die Lehre der Kirche zu entscheiden. Aber es war moralisch nötig“, so Gates. Von den Ursulinerinnen habe sie jedenfalls einen aufmunternden Anruf erhalten: Sie stünden hinter ihr. Die studierte Informatikerin und Ökonomin verweist auf eine Langzeitstudie aus Bangladesch. „In einer Gemeinschaft, die Zugang zu Verhütungsmitteln hatte, entschieden sich die Frauen dafür, sie zu nutzen; die Familien lebten in größerem Wohlstand und weniger Frauen starben während der Geburt als in der Vergleichskommune ohne Zugang zu Kontrazeptiva“, sagte Gates. „Die kleinen Dinge, die man der Familie geben kann, führen also zu großen ökonomischen Veränderungen.“ Vier Milliarden Dollar plant Gates für ihr Vorhaben ein. „Die Kampagne wird begingen“, versicherte sie. „Ich arbeite in der Stiftung an vielen Dingen mit. Aber dieses spricht wirklich mein Herz und meinen Verstand an.“ Es werde ihr Lebenswerk – und sie hoffe, dass es das ist, wofür man sich einmal an sie erinnert. CHRISTINA BERNDT

Seuche in Kambodscha Kinder sterben vermutlich an Hand-Fuß-Mund-Krankheit Die Todesursache der in Kambodscha unter rätselhaften Umständen gestorbenen Kinder war möglicherweise die Hand-FußMund-Krankheit. Das berichten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das kambodschanische Gesundheitsministerium. Labortests hätten den Erreger dieser Krankheit in einem „signifikanten Anteil“ der untersuchten Proben nachgewiesen. CNN zufolge entdeckte das Institut Pasteur in Phnom Penh den Erreger in 15 von 24 Proben. Einige von ihnen enthielten aber auch Bakterien, die Hirnhautentzündungen auslösen können, sowie Hinweise auf Erreger des Dengue-Fiebers. Influenza- und Nipah-Viren sowie den Sars–Erreger schließen die Behörden als Ursache hingegen aus.

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird durch mehrere Viren ausgelöst. Eines davon ist das Enterovirus-71, das in den kambodschanischen Proben gefunden wurde. Dieser Erreger führt oft zu einem schweren Verlauf der ansonsten meist harmlosen und von selbst ausklingenden Krankheit. Betroffen sind vor allem kleine Kinder. Sie entwickeln an den Gliedmaßen und im Gesicht schmerzhafte Bläschen und Ausschlag sowie Fieber. Das Virus verbreitet sich leicht per Tröpfcheninfektion. In Kambodscha hätten seit April 59 Kinder Symptome gezeigt, die zu der Hand-Fuß-MundKrankheit passen, berichtet die WHO. 52 der Patienten sind gestorben, die meisten innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Ankunft im Krankenhaus. KATRIN BLAWAT

Mikroben entzaubert Arsenfressende Bakterien brauchen doch Phosphat Die Erbsubstanz der als „Arsen-Bakterien“ bekannt gewordenen Mikroben aus einem kalifornischen Salzsee besteht aus den gleichen Bausteinen wie auch alle anderen Organismen. Dies bestätigen unabhängig voneinander ein Team um Marshall Reaves von der Princeton University und eine Gruppe um Tobias Erb von der ETH Zürich (Science, online). Beide Arbeitsgruppen kommen zu dem Schluss, dass die Halomonas-Bakterien aus dem Mono Lake Phosphorverbindungen benötigen und diese in das Gerüst ihrer DNA einbauen – wie alle Lebewesen. Vor eineinhalb Jahren hatte hingegen die Astrobiologin Felisa Wolfe-Simon in einer Science-Studie behauptet, die Bakterien benötigten als einzige Lebensform

kein Phosphat. Stattdessen bauten sie Arsen in ihre DNA ein. Wolfe-Simons Schlussfolgerungen stießen bei anderen Forschern jedoch auf harsche Kritik. Demzufolge reichen den vermeintlichen Alien-Mikroben zwar erstaunlich geringe Phosphatmengen – vollständig darauf verzichten können sie aber nicht. Dies bestätigen auch die aktuellen Studien. Die Science-Redaktion, die mehrmals über Kritik an Wolfe-Simons Studie berichtet hatte, schreibt dazu: „Der wissenschaftliche Prozess ist naturgemäß selbstkorrigierend.“ Eine ungewöhnliche Eigenschaft der kalifornischen Bakterien bleibt allerdings unumstritten: Sie halten erstaunlich hohe Konzentrationen des eigentlich giftigen Arsens aus. KATRIN BLAWAT

Kann eine Voodoo-Puppe das Leben eines Menschen beeinträchtigen? Die Puppe an sich natürlich nicht. Doch die Vorstellungen und Erwartungen von Menschen, die von der Macht solcher Figuren überzeugt sind, entfalten in deren Kopf tatsächlich Wirkung. FOTO: CORBIS

Nebelkerzen im Kopf Betrunken ohne Alkohol, aufgeputscht trotz Beruhigungsmitteln, erfolgreich mit Glücksbringern: Wahrnehmung und Denken des Menschen lassen sich erstaunlich leicht manipulieren VON SEBASTIAN HERRMANN

W

arum wechselt Serena Williams ihre Socken nicht, so lange sie ein Turnier spielt? Zumindest erzählte die Wimbledon-Siegerin einmal, dass sie diese Marotte pflege. Die Frage könnte aber auch lauten: Warum zieht der Golfer Tiger Woods bei Turnieren sonntags am liebsten ein rotes Hemd an? Und weshalb trug der Basketball-Superstar Michael Jordan unter seinem Trikot immer seine alten Shorts aus Uni-Zeiten? Ganz einfach: Diese Marotten verleihen den Sportlern Sicherheit. Aus irgendeinem Grund betrachten sie die Kleidungsstücke als Erfolgsgaranten – und tatsächlich beeinflussen Stinkesocken mitunter die Leistung von Spitzensportlern. Die Psychologen Robert Michael und Maryanne Garry von der Universität Wellington in Neuseeland sowie Irving Kirsch von der Harvard Medical School haben für einen Überblicksartikel Studien über ähnliche Formen der Suggestion und Autosuggestion zusammengetragen (Current Directions in Psychological Science, Bd. 21, S. 151, 2012). Nicht alle Beispiele sind derart offensichtlich wie die von den Glücksbringern im Spitzensport. Oft handelt es sich um subtile Signale, die suggestive Kraft entfalten – und zwar ohne dass der Mehrzahl der Menschen bewusst wird, was da mit ihnen geschieht. Die wohl wichtigste Einsicht aus der Forschung in diesem Bereich „besteht darin, dass unser Denken und unser Verhalten in viel stärkerem Maße, als wir es erkennen oder wollen, von unserem augenblicklichen Umfeld beeinflusst wird“, schreibt der Harvard-Psychologe und Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ (Siedler). Wer seine Sportsocken über mehrere Tage zu einem Anschlag auf die Nase verkommen lässt, möchte nach einem ersten Sieg unter möglichst exakt gleichen Bedingungen ins nächste Match gehen. So werden

sinnlose Objekte oder Verhaltensweisen mit einem Erfolg assoziiert und mit einer Erwartung versehen. „Wenn wir ein bestimmtes Ereignis erwarten, dann setzen wir automatisch eine ganzeKette von Denkmustern und Verhaltensweisen in Gang, die dieses Ergebnis eintreten lassen – nur dass wir die Ursache dafür falsch bewerten“, schreiben die Psychologen um Michael in ihrer Arbeit. Das mag banal sein, doch die einzelnen Beispiele dafür, wie sehr die Erwartung das Erleben und das Denken von Menschen beeinflusst, bleiben beeindruckend. Zum Beispiel wenn gegensätzliche Erwartungen bei einer Aufgabe auch gegensätzliche Ergebnisse produzierten. So gaben Wissenschaftler Probanden manipulierte WodkaTonics, die keinen Alkohol enthielten aber so schmeckten. Die Testpersonen erwarteten, dass der Alkohol ihre Sinne benebeln würde – und tatsächlich ließen sie sich in einem Versuch eher von irreführenden Informationen verwirren. In einem weiteren Test ergab sich das gegenteilige Bild: Diesmal nahmen Probanden ein wirkungsloses Mittel in dem Glauben ein, es handele sich um ein Medikament, das die Leistungsfähigkeit von Soldaten im Einsatz steigere. Unter diesen Umständen waren die Probanden konzentriert und kaum empfänglich für die widersprüchlichen Informationen, die ihnen präsentiert wurden.

Wer in sich hineinhorcht, hört das Echo seiner Vorstellungen Diese Art von Studien haben Psychologen in vergangenen Jahren in beeindruckender Stückzahl publiziert: Die gleiche Schokolade schmeckt besser, wenn man glaubt, sie stamme aus der Schweiz statt aus China. Ein Energydrink zum vollen Preis lässt einen mehr Aufgaben lösen als ein preisreduziertes Getränk. Ein Placebo steigert die Leistung von Sportlern, Wein schmeckt besser, wenn er angeblich teuer war, und auch Medikamente wirken stär-

ker, wenn sie viel kosten. Ein Medikament wird als stimulierend empfunden, wenn dies Patienten zuvor mitgeteilt wird, obwohl der Stoff tatsächlich entspannend wirkt. Und Lehrer fördern jene Schüler besonders, von denen sie eine hohe Meinung haben, ohne dass dieses Verhalten den Lehrern bewusst oder es für andere offensichtlich war. Erwartungen übertragen sich sogar: Das Verhalten von Richtern im Gerichtssaal kann die Meinung der Geschworenen auf Linie bringen. Die Liste ließe sich schier endlos fortführen. Nur wie lassen sich diese Effekte erklären? Laut Kirsch verändern die Erwartungen eines Menschen unmittelbar, wie er seine inneren Zustände erlebt. Wer intensiv in sich hineinhorcht, hört also quasi das Echo seiner Vorstellungen davon, was er dort hören sollte. Introspektion dieser Art ist gleichbedeutend mit der Suche nach bestätigenden Informationen. Wer eine vermeintlich leistungsfördernde Pille geschluckt hat, macht sich auf die Suche nach Signalen für besondere geistige Wachheit und bespiegelt sich mit erhöhter Aufmerksamkeit. Er wird Hinweise finden und ein falsches Urteil über die Kausalität fällen: Statt der mit erhöhter Konzentration betriebenen Selbstbespiegelung gilt das zuvor geschluckte Mittel als Auslöser des erlebten Zustands – nämlich der erhöhten Konzentration. Nicht nur Erwartungen verzerren die Wahrnehmung oder dasDenken eines Menschen. Wie Kahneman in seinem Buch zusammenfasst, entfalten auch völlig absurde, unwichtige oder nebensächliche Informationen Wirkungen. Dazu liefert der Psychologe ein markantes Beispiel. Probanden wurden die folgenden zwei Fragen gestellt: „War Gandhi mehr oder weniger als 144 Jahre alt, als er starb? Wie alt war Gandhi, als er starb?“ Dass 144 Jahre ein unmögliches Alter sind, sollte jedem klar sein. Doch erzeugte dieser phantastische Wert bei den befragten Menschen automatisch die Vorstellung von einem sehr, sehr

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alten Menschen – und beeinflusste auf diese Weise die Schätzwerte. Wird die Frage nach dem Alter, in dem Gandhi starb, auf diese Weise gestellt, liegen die Antworten im Schnitt weit über den 78 Jahren, mit denen der Held der indischen Unabhängigkeit tatsächlich starb. „Suggestion ist ein Priming-Effekt, der selektiv kompatible Informationen ins Gedächtnis ruft“, schreibt Kahneman. Die Vorstellung von einem Greis ist hochkompatibel mit dem sinnlosen Wert „144 Jahre“.

Macht Arbeit in einem Hotel wirklich schlank? Um Kompatibilität geht es auch bei der Erfüllung von Erwartungen: Das Erleben wird mit der Erwartung in Einklang gebracht. Diese Effekte stehen im Übrigen auch Wissenschaftlern im Weg, die von all diesen Ergebnissen berichten. Die Experimentatoren könnten durch subtile Signale das Verhalten ihrer Probanden beeinflussen, schreiben Michael, Garry und Kirsch. Etwa in einer höchst verblüffenden Studie: Wurde Reinigungspersonal in Hotels mitgeteilt, ihre Tätigkeit sei ein gutes Training für den Körper, reduzierte sich deren Körperfettanteil und der Blutdruck sank. „Diese Ergebnisse passen zu der Idee, dass die Übernahme eines spezifischen Denkmusters Erwartungen hervorruft, die wiederum auf die Physiologie eines Menschen wirken könnten“, sagt Michael. In diesem speziellen Fall könnte es sich aber auch ganz anders verhalten haben: Vielleicht hat die Erwartung der Forscher den Blick in die Rohdaten getrübt oder der Effekt in der ursprünglichen Studie hat sich deshalb gezeigt, weil die Wissenschaftler „unbewusst ihre Erwartungen signalisiert haben“, argumentiert Michael. Zumindest ist es zwei Arbeitsgruppen nicht gelungen, diese Studie mit Hotelangestellten erfolgreich zu wiederholen – aber das war bei einem Experiment mit so einem abenteuerlichen Ergebnis vielleicht nicht anders zu erwarten.

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DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

WIRTSCHAFT

VON KARL-HEINZ BÜSCHEMANN

Vielleicht wird der 9. Juli 2012 zum historischen Tag. Es ist der Tag des großen Handschlags zwischen der EU-Kommission, dem Bundesfinanzminister und dem bayerischen Ministerpräsidenten, der die Wende bringen soll. Aus der Bayerischen Landesbank – dem weiß-blauen Institut mit der unglaublichen Geschichte aus Krisen, Katastrophen und Missmanagement – soll mit Brüsseler Segen eine normale Bank werden. Dieser Julitag könnte das Ende einer Ära beschreiben. Vielleicht ist die Ära der Landeskrisenbanken aberschon Ende Juni beendet worden, als die Westdeutsche Landesbank zerschlagen wurde. Auch dieses Institut steht für Irrwege, die Politiker einschlugen, um in der Welt des großen Kapitals und der Milliardenkredite mitzureden. Auch diese öffentlich-rechtliche Bank steht für Milliarden-Verluste, an denen Politiker eine Mitverantwortung tragen. Die gestürzte WestLB und die gerettete BayernLB sind auch das Ende der Illusion, dass Politiker die besseren Manager sind, sozusagen das „Gegengift“ zu den ruchlosen freien Kapitalisten. In den Jahren der Finanzkrise haben Politiker beharrlich an dem Eindruck gearbeitet, sie seien nach dem Versagen der Manager in den Banken der letzte Hort der Verlässlichkeit. Doch die schwere Krise der Landesbanken legt offen, dass sie keineswegs die geborenen Retter in der Not sind, sondern Teil des Problems. Die Landesbanken sollten den Ländern helfen wie Feuerwehren – und sie wurden zu Brandstiftern. In den 1960er Jahren galten Landesbanken als großartige Idee. NRW, Bayern oder Hessen, ja selbst das kleine Saarland,schufen sich solche Institute. Eine schlagkräftige Oberorganisation der Sparkassen sollte das öffentlich-rechtliche Kreditwesen modernisieren. Doch dieser Zwitter aus Politik und Wirtschaft erwies sich als politische Sprengbombe. Dutzende Landespolitiker zwischen Nordsee und Tegernsee mussten zurücktreten, weil Landesbanken windige Geschäfte machten. Die WestLB wurde unter ihrem langjährigen Chef Friedel Neuber zum Inbegriff von eiskalter Selbstbedienung durch die Politiker und von falscher Industriepolitik. SPD-Mann Neuber, der von 1981 bis 2001 Chef der WestLB war, galt als Pate für diese unglückselige Strategie. Wo immer im Land eine große Pleite drohte, hatte die Bank ihre ungeschickten Hände im Spiel. Die Nachfolger Neubers zogen mit Büros von Tokio bis New York ein interna-

tionales Investmentbanking auf. Die Provinzpolitiker im Verwaltungsrat staunten und ließen die Banker gewähren. Bis die Finanzaufsicht kam und Verstöße gegen das Kreditwesengesetz feststellten. Das ist so unglaublich, als würde eine Apothekerkammer des Drogenhandels bezichtigt. In der Bilanz der WestLB fanden sich windige Papiere von 77 Milliarden Euro. Das war das Ende. In Bayern gab es ein ähnliches Muster; auch hier sollte Strukturpolitik mit der eigenen Bank betrieben werden. Was dem Land dienen sollte, wurde für den ahnungslosen Steuerzahler oft teuer. Die BayernLB war schon zu Zeiten von Franz Josef Strauß ein politischer Befehlsemp-

Die Institute waren nicht nur Befehlsempfänger. Sie versprachen auch Geldsegen fänger. Die Bank stellte 1983 den Milliardenkredit für die DDR bereit, sie finanzierte den Airbus sowie den Medienhändler Kirch, der 2002 in der Insolvenz endete. Sie kaufte 2007 im Expansionswahn die österreichische Bank Hypo Alpe Adria für 1,6 Milliarden Euro, die bald nur noch einen Euro wert und ein Fall für die Justiz war. Sie verzockte sich in der Finanzkrise, und der Freistaat musste die Spezi-Bank mit zehn Milliarden Euro retten. Die Landesbanken waren aber nicht nur Befehlsempfänger der Staatskanzleien: Sie versprachen auch Geldsegen. Als einst Geldhäuser wie die Deutsche Bank Wunderrenditen von 25 Prozent propagierten, wollten die Landesbanken am großen Rad mitdrehen. Früh aber beschäftigte sich die Europäische Kommission mit dem Treiben und witterte verbotene öffentliche Beihilfen, also Subventionierungen. Zu viel Politik und zu wenig Erfolg, diese Mischung haben die Landesbanken nicht verkraften können. Nach einer neuen Struktur wird noch gesucht. Im Gegensatz zur WestLB konnte die Münchner Landesbank die EU davon überzeugen, dass sie noch eine Existenzberechtigung hat. Sie darf, deutlich verkleinert, weitermachen. Auch die Politiker haben Besserung versprochen: Bis 2015 soll die Bayernbank privatisiert werden. Das sagen sie schon seit Jahren, aber nun soll Anfang 2013 der Verwaltungsrat, in dem die vier Vertreter der Staatsregierung noch immer eine Stimmenmehrheit haben, zur politikerfreien Zone werden, sagt Finanzminister Markus Söder (CSU). Das wäre zu schön, um ganz wahr sein.

Der Preis ist kalt In China sinkt die Inflation drastisch: Droht sogar eine Deflation? Peking – Die Inflation in China ist im Monat Juni nach offiziellen Zahlen überraschend stark zurückgegangen – womöglich aber ist der Trend ein wenig überzeichnet. Die Teuerungsrate jedenfalls sank, so die Statistik der Volksrepublik, auf den niedrigsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren auf 2,2 Prozent. Sie schürt jetzt sogar die Sorge vor stark fallenden Verbraucherpreisen, also einer Deflation. Im Mai waren die Preise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch um 3,0 Prozent gestiegen. Die jüngsten Zahlen, die vom Nationalen Statistikbüro veröffentlicht wurden, weisen unter anderem auf eine sinkende Nachfrage nach chinesischen Produkten hin und damit auf ein langsameres Wachstum der chinesischen Wirtschaft, die weiterhin sehr von ihren Exporten abhängig

„Die frühzeitige erneute Zinssenkung war in erster Linie gesteuert vom erwarteten signifikanten Fall der Inflation“, heißt es in einer Analyse der Investmentbank Goldman Sachs. Deren Analysten rechnen in China mit ein bis zwei weiteren Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte und zudem mit weiteren Reduzierungen der Mindestreserven für Banken, die seit November 2011 bereits um insgesamt 150 Basispunkte gesenkt worden ist. Premierminister Wen Jiabao hatte am Wochenende über die staatliche Nachrichtenagentur verlauten lassen, es seien aggressivere Maßnahmen notwendig, um den Abwärtstrend der Wirtschaftsleistung zu stoppen. Allerdings werde die Regierung weiterhin streng den Immobilienmarkt regulieren, um dort eine Spekulationsblase zu verhindern, kündigte der Regierungschef an. Die Kapitalspritzen für den Wirtschaftskreislauf sollen stattdessen vor allem kleinen und mittleren Unternehmen zugutekommen, hofft Peking. Die werden bei der Vergabe von Krediten von staatlichen Banken gegenüber staatlichen Unternehmen häufig benachteiligt, weil sich die Interessengruppen lieber untereinander die Gelder zuschießen.

Die Spekulation rund um Immobilien wurde stark gedrosselt

Chinesische Geldnoten: Die Dynamik der Wirtschaft lässt nach. FOTO: REUTERS ist. In den Monaten April bis Juni könnte das Bruttoinlandsprodukt von 8,1 Prozent im ersten Quartal auf deutlich unter 8 Prozent gesunken sein, glauben Analysten. Amkommenden Freitag werden die Wachstumsdaten bekannt gegeben. Um dem Abschwung entgegenzuwirken hat die chinesische Zentralbank, die unter der Kontrolle der Regierung steht, in der vergangenen Woche zum zweiten Mal binnen eines Monats den Leitzins auf nunmehr 6,0 Prozent gesenkt. Die Entwicklung der Inflationsrate gibt Peking jetzt weiteren Spielraum, um die Liquidität durch eine lose Geldpolitik auf dem Markt noch zu vermehren. Im vergangenen Jahr hatte die Entwertung des Geldes auf dem Höhepunkt bei über 6 Prozent gelegen – und finanzpolitische Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft verhindert.

„Die vorübergehende Drosselung der Immobilienspekulationen sind ein wesentlicher Grund für die geringe Inflationsrate. Die Verbraucherpreise haben sich in Wahrheit nicht verringert“, sagt Tan Yaling, Ökonomin am Forschungsinstitut China Forex Investment. Zudem ist die markante Differenz saisonal bedingt. „Jedes Jahr im Juni fluten landwirtschaftliche Produkte den Lebensmittelmarkt und entlasten den Druck auf die Währung“, sagt der unabhängige Pekinger Wirtschaftsanalyst Ma Guangyuan. Seit 2001 ist die Inflation im Juni um durchschnittlich ein halbes Prozent gefallen. Gemeinsam mit der schrumpfenden Industrieproduktion haben diese Faktoren für die überraschend niedrige Preisentwicklung gesorgt. Das weckt Erinnerungen an die Deflation des Jahres 2009, als die Verbraucherpreise über das Jahr verteilt um 0,7 Prozent sanken. Auch damals war das geringe Interesse an chinesischen Exportartikeln als Konsequenz des Ausbruchs der Finanzkrise in der westlichen Welt die treibende Kraft des Preisverfalls. Bei den Erzeugerpreisen ist die Deflation längst Realität. Im vierten Monat nacheinander sanken die Preise, im Vergleich zum Juni 2011 um 2,1 Prozent. Die Entwicklung der Erzeugerpreise sind Ausdruck der geschwächten Konjunktur. MARCEL GRZANNA

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Ein Mord und keine Leiche

DIE PROBLEME DER LANDESBANKEN

Feuerwehr und Brandstifter

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Die Folgen der Libor-Affäre: Die EU will Zinsmanipulationen härter bestrafen. Einige Geldverwalter haben bereits Klagen eingereicht. Doch viel Hoffnung auf Schadenersatz haben sie nicht VON HARALD FREIBERGER

Frankfurt – In den Rechtsabteilungen von Fondsgesellschaften werden in diesen Tagen Überstunden geschoben. „Wir prüfen gerade, ob sich aus den Manipulationen des Zinssatzes Liborfür uns Schadenersatzansprüche ableiten lassen“, sagt der Sprecher einer solcher Kapitalsammelstelle, die Milliarden von deutschen Privatanlegern verwaltet. Der Libor wurde über Jahre manipuliert, die britische Großbank Barclays muss deshalb eine Kartellstrafe von 360 Millionen Euro zahlen. Hat ein Fonds den Libor als Berechnungsgrundlage, wurden Anleger geschädigt. Wie hoch dieser Schaden sein kann, zeigt ein Rechenbeispiel: Finanzprodukte über die unvorstellbareSumme von 360 Billionen Euro beziehen sich auf den Libor. Wurde er über ein Jahr nur um einen Basispunkt (0,01 Prozent) nach unten manipuliert, ergibt sich daraus für Anleger rechnerisch ein Schaden von 36 Milliarden Euro. Die EU will nun sicherstellen, dass Zinsmanipulationen künftig härter bestraft werden. Noch gibt es gar keine gesetzliche Grundlage dafür. Die 360 Millionen Euro Strafe für Barclays waren von britischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden verfügt worden. Künftig soll das Delikt auch von Gerichten bestraft werden können; dazu muss es in die EU-Regeln über Marktmissbrauch aufgenommen werden, in denen etwa Insiderhandel geregelt ist. „Es gibt immer noch ein skandalöses Verhalten im Finanzsektor“, sagt EU-Kommissar Michel Barnier. Er besprach sich bereits mit der Europaabgeordneten Arlene McCarthy; sie leitet den Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz im Europäischen Parlament. Der bereits vorliegende Gesetzesvorschlag müsse noch einmal verändert werden, so Barnier, „um die Manipulationen direkt zu erwischen“. Die Dimension ist gewaltig. Doch es wird fast unmöglich sein, sie genau zu errechnen. Ein Investor zieht einen drastischen Vergleich: „Man weiß, dass ein Mord geschehen ist, man weiß, dass es 20 Verdächtige gibt, aber man hat keine Leiche.“

Die EU sagt, es gebe noch immer ein „skandalöses Verhalten“ im Finanzmarkt Eine Fondsgesellschaft müsste die Höhe des Schadens beziffern, will sie ihn per Klage geltend machen. Dazu aber müsste sie wissen, wie hoch der nicht manipulierte Libor gewesen wäre – was aber niemand weiß und wohl auch nie erfahren wird. Die Rechnung wäre auch zu kompliziert. Der Libor-Zinssatz wird täglich für mehrere Laufzeiten von bis zu 20 Großbanken aus eigenen Daten ermittelt und weitergemeldet. Man müsste also bei jeder Bank für jeden Tag den Unterschied zwischen manipuliertem und nicht manipuliertem Libor ermitteln. Das überfordert alle. „Schätzungen werden vor Gericht aber kaum Bestand haben“, sagt der Sprecher einer Fondsgesellschaft resigniert. Zudem würde man nicht wissen, gegen wen man klagen solle. Seit Oktober 2011 gibt es zehn Sammelklagen in den USA von Investoren gegen mehrere Großbanken, darunter auch die Deutsche Bank. Einer der Kläger ist die Frankfurter Privatbank Metzler. „Wir sind per Gesetz verpflichtet zu handeln, wenn die Gefahr besteht, dass treuhändisches Vermögen gefährdet ist“, sagt ein Spre-

Er war ein Star unter den Bankern, doch nun ist der Lack ab: Ex-Barclays-Chef Diamond. cher. Das sei „ein ganz normaler Vorgang“. Die Klage sei jedoch nicht dazu da, eventuell erlittenen Schaden einzufordern. Es geht eher darum, sich rechtlich abzusichern: Man klagt, um später nicht von den eigenen Kunden verklagt zu werden, weil man nicht geklagt hat. Ob außer Barclays weitere Großbanken in den Strudel um die Manipulationen gerissen werden, ist noch nicht abzusehen. Die Beweislage ist bei anderen Instituten nicht so eindeutig. Erst Ende August könnte Näheres bekannt werden, heißt es in Finanzkreisen. Vor allem auf zwei Händler sollen sich die Ermittlungen konzentrieren: auf einen von Barclays und auf einen, der erst für dieSchweizer Großbank UBS arbeitete und dann für die amerikanische Citigroup. Sie könnten die Manipulationen initiiert und Händler anderer Banken zum Mitmachen angestiftet haben.

Auch zwei Händler der Deutschen Bank waren wohl in die Manipulationen verstrickt. Sie wurden schon 2011 suspendiert und haben das Unternehmen mittlerweile verlassen, wie seit Februar bekannt ist. Ein Hinweis darauf, dass die Deutsche Bank ein schlechtes Gewissen hat? Noch nicht. Es kann auch bedeuten, dass die Bank ihre Händler aus der Schusslinie nehmen wollte. Wie weit das Institut wirklich verwickelt war, müssen die Ermittlungen der britischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden ergeben. Offiziell will die Bank nicht Stellung nehmen. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat eine Sonderprüfung bei der Deutschen Bank eingeleitet. Dabei geht es darum zu untersuchen, ob das Institut inzwischen die organisatorischen Voraussetzungen erfüllt, um Zinsmanipulationen künftig zu verhindern. Im Mittelpunkt steht die Fra-

FOTO: PAUL THOMAS/BLOOMBERG

ge, ob die Personen, die Libor-Zinsen melden, ausreichend kontrolliert werden. Die Bafin ermittelt also nicht, ob in der Vergangenheit Manipulationen stattgefunden haben. Sie hätte auch gar keine rechtliche Handhabe, dagegen Strafen zu verhängen. Die britische Regierung will die Zahl der meldenden Banken für den Libor von derzeit 18 auf 30 erhöhen, um so Absprachen zu erschweren. Der Londoner Finanzprofessor Pete Hahn meint, dass Banker bei der Festsetzung eines so wichtigen Zinses überhaupt keine Rolle mehr spielen sollten. Er schlägt vor, stattdessen jene Zinssätze zu nehmen, die Großinvestoren wie Staatsfonds für ihre kurzfristigen Anlagen nehmen. Eine Frage stellt sich ohnehin: Warum hat man es über Jahre einer kleinen Zahl von Bankern überlassen, über einen Zins zu bestimmen, der weltweit eine solch große Bedeutung hat? R Seite 4

Spur in die Downing Street Was wusste Gordon Brown? Die Labour-Partei wehrt sich gegen Vorwürfe im Zinsskandal. Notenbank-Vize Paul Tucker bestreitet Beihilfe London – Großbritannien streitet weiter um die Hintergründe der Zinsmanipulationen bei der Großbank Barclays. Vor einem Parlamentsausschuss bestritt der stellvertretende Chef der britischen Notenbank Bank of England (BoE), Paul Tucker, die illegalen Machenschaften gebilligt zu gaben. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, erklärte der Banker. Der 54-Jährige räumte allerdings ein, dass es in der kritischen Phase im Herbst 2008 um das Überleben von Barclays gegangen sei. „Es waren außerordentliche Zeiten. Wir hatten damals einen Gesprächstermin nach dem anderen“, so Tucker. Er bestritt vehement Vorwürfe, dass die Notenbank mit der damaligen Labour- Regierung gekungelt habe. Die Abgeordneten wollen Licht ins Dunkel des Manipulationsskandals bringen, bei dem es um den Interbankenzins Libor geht. Barclays hatte als erstes Geldhaus in den weltweiten Untersuchungen ein Fehlverhalten eingeräumt und wurde zu einer Strafzahlung von 290 Millionen Pfund (360 Millionen Euro) verdonnert. In der vergangenen Woche war ein brisante Gesprächsnotiz des zurückgetreten Barclays-Chef Bob Diamond aufgetaucht, der zufolge Tucker das Kreditinstitut sogar zur Übermittlung eines niedrigeren Zinses ermuntert habe. Barclays konnte dadurch seine finanzielle Lage als besser darstellen als sie tatsächlich war. Indes erklärte Tucker in der Anhörung, die Gesprächsnotiz würde einen falschen Eindruck vermitteln. In der Zinsaffäre sind allerdings am Montag neue E-Mails aufgetaucht, die die Notenbank dennoch belasten könnten. Demnach hat Tucker im Oktober 2008 mehrmals den damaligen Chef-Investmentbanker und späteren Vorstandschef Bob Diamond kontaktiert. In einem Fall monierte Tucker offen den hohen Preis eines von Barclays begebenen Bonds.

Auch ein ein vertraulicher Hinweis der Schweizer Bank UBS aus dem Jahre 2008 sorgt für Zündstoff. Darin sind nach Angaben britischer Medien Ratschläge enthalten, wie der Referenzzinssatz Libor gesenkt werden kann – damit sich Kreditinstitute wieder untereinander Geld leihen. Das UBS-Dokument enthält zwar keinen Beweis, dass die Regierung des damaligen Labour-Premierministers Gordon Brown in die Affäre verwickelt war. Es deutet aber darauf hin, dass die Regierung ein Interesse hatte, den Libor-Satz zu senken

und die Kreditvergabe zwischen den Banken wieder in Gang zu bringen. Im Herbst 2008 mussten die Großbanken Royal Bank of Scotland (RBS) sowie Lloyds Banking Group mit Milliarden aus dem Staatshaushalt gerettet werden. Barclays überstand die Krise indes ohne direkte Hilfen. Auch gegen UBS laufen im Zinsskandal Ermittlungen der Aufsicht. Der konservative Schatzkanzler George Osborne hatte bereits in der vergangenen Woche im Unterhaus die frühere LabourRegierung heftig angegriffen, weil sie an-

geblich die illegalen Machenschaften um den Interbankzins Libor gedeckt oder sogar angestiftet habe. Labour-Chef Ed Miliband wies die Vorwürfe zurück. „Das sind böswillige Unterstellungen“, erklärte Miliband. Gleichzeitig forderte der Oppositionschef den Aufbau einer staatlichen Bank nach dem Vorbild der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), um dadurch vor allem mittelständische Unternehmen zu unterstützen. Miliband: „Die Vorherrschaft der großen Bankkonzerne muss gebrochen werden.“ ANDREAS OLDAG

HEUTE Personalien Von Tütensuppen bis Russen-Gas: das Werbeleben des Franz Beckenbauer

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Politik und Markt 1992 und 2012: Ökonomen haben sich am Schicksal des Euro abgearbeitet

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Unternehmen Investor Maschmeyer bringt Hoffnung ins arme Sachsen-Anhalt

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Geld Vorsorge fürs Alter: Wann sich die Rürup-Rente lohnt Ein Notenbanker unter Verdacht: Paul Tucker. Er musste in der Libor-Affäre im britischen Parlament auftreten. FOTO: HANNELORE FÖRSTER/BLOOMBERG

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WIRTSCHAFT

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Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

PERSONALIEN Rainer Hundsdörfer, 54, beim Automobilzulieferer Schaeffler für die zweitgrößte Sparte – Industrie – als Bereichsvorstand zuständig, will es noch einmal wissen. Nach fünf Jahren bei Schaeffler waren die Chancen, eine Treppe höher zu rücken, gering. In Herzogenaurach haben neben der Großaktionärin vor allem Vorstandschef Jürgen Geißinger und Finanzvorstand Klaus Rosenfeld das Sagen. So wird Hundsdörfer nun anderswo Chef: Anfang September wechselt er zum Ventilatorenhersteller ebm-pabst in Mulfingen bei Heilbronn, um dort Hans-Jochen Beilke als Vorsitzender der Geschäftführung zu beerben, der in den Ruhestand geht. Vom Umsatz her betrachtet ist der neue Job eine Nummer kleiner, aber vermutlich ausbaufähig: Hundsdörfer verantwortet ein Geschäftsvolumen von 1,38 Milliarden Euro, bei Schaeffler waren es 3,46 Milliarden. Dort „bedauert“ man den Weggang des Managers. Gleich zwei Führungskräfte werden ihn beerben; Klaus Geißdörfer, 38, und Rudolf Lenhart, 47. SZ Wilfried Porth, 53, Personalvorstand bei Daimler, ist von der Konkurrenz überrascht worden, bleibt aber ganz cool. Der Motorradfan hatte sich vor einiger Zeit bei Ducati ein Motorrad bestellt, was naheliegend war, angesichts einer Kooperation zwischen der italienischen Motorradschmiede und der Daimler-Tuning-Tochter AMG. Doch seit Porths Auftrag für den kraftvollen Cruiser hat sich die Motorsportwelt verändert: Ducati ist im April aufgekauft worden – und zwar ausgerechnet von Audi, dem harten Daimler-Konkurrenten. Die Zusammenarbeit zwischen AMG und Ducati ist damit Geschichte. Weil Porth aber ein souveräner Zeitgenosse ist, ein echter Biker eben, behält er die just in diesen Wochen ausgelieferte Diavel AMG Special Edition. Denn das Fahren mit dem Teil mache schon Spaß, sagt Porth, was sicher auch am AMG-Tuning liege. Sein Zugeständnis angesichts der neuen Ducati-Eigentümer: Nach dem Cruisen über schwäbische Landstraßen stellt er die Diavel ganz schnell in die Garage. HM

„Ja is’ denn heut’ scho’ Weihnachten?“: Im Lauf der Jahrzehnte lieh Beckenbauer den unterschiedlichsten Produkten sein Gesicht. Die Branchenweisheit, dass kein Prominenter für mehr als drei Produkte gleichzeitig werben könne, setzte er locker außer Kraft. Von links außen im Uhrzeigersinn: seine Auftritte für Mercedes, O2, Postbank, Knorr, Erdinger Weißbier. FOTOS: AUGENKLICK/PA, SVEN SIMON/PA, WERNER SCHUERING/IMAGETRUST, YOUTUBE, IMAGO

Ein Kaiser der Werbung Am Anfang war die Tütensuppe, demnächst tritt er für russisches Gas auf: Seit 46 Jahren empfiehlt Franz Beckenbauer den Konsumenten, was sie kaufen sollen. Seine Reklameverträge haben ihn reich gemacht – und gingen anderen mitunter gehörig auf die Nerven. Zum Beispiel Uli Hoeneß VON UWE RITZER UND ANGELIKA SLAVIK

A Muss in die Garage: Ducati Diavel AMG FOTO: OH Special Edition. Rolf Koch, 58, bis Ende 2011 Vorstandschef der BBV Bayerische Beamten Versicherungen, wechselt ins Kontrollgremium des Unternehmens. Die BBV-Mitgliedervertreterversammlung hat ihn offiziell in den Aufsichtsrat berufen. Wie angekündigt, wird der Vorstand zugleich von vier auf drei Mitglieder gestrafft: Herbert Schneidemann, 44, seit dem Jahreswechsel Vorstandsvorsitzender der BBV, übernimmt zusätzlich die Ressorts IT, Revision und Datenschutz neben seinen bisherigen Aufgaben wie Kapitalanlagen, Recht und Personal. Martin Gräfer, 43, verantwortet unter anderem Vertrieb, Marketing, Unternehmenskommunikation. Und Hartmut Wiedey, 57, ist unter anderem für Risikomanagement, Sachschaden, Rechnungswesen, Controlling zuständig. SZ

m Anfang hieß er „Franz“, dann „Beckenbauer“ und seit 1998 „Kaiser 5“. De facto ist es derselbe Fußballschuh geblieben, optisch jedenfalls. Keiner dieser modernen Treter aus grell gefärbtem Kunststoff, sondern ein ganz konservatives Teil: Schwarzes, robustes Kunstleder mit drei weißen Streifen am Schaft. DieSohle ist weiß, die Nocken sind schwarz. Der „Kaiser“ ist eines der ältesten Fußballschuhmodelle des Sportartikelherstellers Adidas. Es gibt ihn seit Jahrzehnten – und er verkauft sich noch immer ziemlich gut. Noch besser verkauft sich der Mann, der dem Schuh seinen Namen gab: Franz Beckenbauer, 66, ehemaliger Weltfußballer, Weltmeister als Spieler und Trainer, „Lichtgestalt“, Medien- und Werbefigur. Vor allem aber ist der Mann seit Jahrzehnten seine eigene Marke. Nicht erst seit er seine Karrieren als Spieler und Trainer beendet hat, ist der Sohn eines Oberpostsekretärs aus München-Giesing Deutschlands Werbe-Ikone schlechthin. Bei Adidas, dem Hersteller des Fußballschuhs „Kaiser“, nahmen sie den jungen Beckenbauer bereits Mitte der sechziger Jahre unter Vertrag. Auch für Erdinger Weißbier wirbt er schon lange. Neulich erst war er für die Brauerei spektakulär unterwegs: Beckenbauer besuchte die Familie Ruppert aus Erlangen-Hüttendorf und

schaute mit ihr und deren Freunden das Spiel der Deutschen gegen die Dänen. Zwischendurch schrieb er Autogramme, posierte für Fotos, aß fränkische Bratwürste und trank alkoholfreies Weißbier der Marke, die im Rahmen eines Gewinnspiels die ganze Aktion initiiert hatte. Die Familie Ruppertaus Erlangen-Hüttendorf hatte gewonnen. Und Franz Beckenbauer aus München-Giesing, der auch. Es war mal wieder ein guter Tag für die Werbemaschinerie Beckenbauer.

Die Sponsoren des FC Bayern mussten schlucken. Er half auf einmal der Konkurrenz Die Partner im Leben des Franz Beckenbauer kommen und gehen: Aral, Mitsubishi, Mercedes-Benz, Deutsche Post, Erdinger, E-Plus, O2. Das sind nur einige der Marken, denen Beckenbauer schon sein Gesicht geliehen hat. Dabei gibt es in der Werbebranche eine goldene Regel: Drei Marken pro Promi, maximal. Wirbt eine Persönlichkeit, und sei sie noch so bekannt und beliebt, für mehr als drei verschiedene Produkte, ginge die Werbewirkung verloren, heißt es. Die Menschen könnten sich mehr als drei Marken zum gleichen Gesicht nicht merken, sagt die Werbeforschung, zudem wären sie irgendwann genervt von soviel Präsenz. Aber das sind die Regeln für andere . Für normale Promis. Drei Werbeverträ-

ge, nicht mehr. Beckenbauer? Für den gelten solche Regeln nicht. Zwischenzeitlich soll er sieben Verträge gleichzeitig gehabt haben. „Der Franz kann nicht Nein sagen“, erzählt einer, der ihn lange und gut kennt. Und die Werbeindustrie, die kann nicht Nein zu ihm sagen. Dabei ist so ein Beckenbauer eine teure Angelegenheit. Für Auftritte in nennenswertem Umfang – „unter einer siebenstelligen Summe wird da nichts zu machen sein“, sagt Peter Ehm, Marketingexperte aus München. Zumal Franz Beckenbauer ein Naturtalent in Sachen Werbung sei. „Er strahlt eine ungeheuere Glaubwürdigkeit aus und ist keine Kunstfigur“, sagt Ehm. 46 Jahre geht das jetzt schon so. Dabei wurde er am Anfang noch verlacht und verspottet. 1966 war das und der junge Beckenbauer schickte sich an, einer der Stars der Fußballweltmeisterschaft im gleichen Jahr zu werden. Da kam die Fleischklößchensuppe von Knorr auf den Tisch. „Kraft auf den Teller, Knorr auf den Tisch“, sprach Beckenbauer in die Schwarz-WeißKameras. Gedreht wurde in seinem eigenen Wohnzimmer, ein paar Durchläufe, das war’s. 12 000 D-Mark Gage bekam er damals dafür und ein bisschen Häme: Als „Suppenkaspar“ wurde er verspottet. Robert Schwan ließ sich von alledem nicht irritieren. Er war väterlicher Freund und geschäftstüchtiger Manager zugleich– letzteres sowohl von Bayern München, als auch von Beckenbauer persön-

lich. Eine heutzutage undenkbare Doppelfunktion. Die Boulevardpresse nannte Schwan „Mister 20 Prozent“ in Anspielung auf seine kolportierte Provision an Beckenbauers Verträgen. Bei Bayern München sah man die vielfältigen Engagements des Spielers, Trainers, Präsidenten und heutigen Ehrenpräsidenten nicht immer mit Freude. Denn bisweilen kamen sich die Werbepartner des Vereins mit denen ihres berühmtesten Aushängeschildes Beckenbauer in die Quere. Der warb für Mitsubishi und Mercedes, während der FC Bayern hoch dotierte Verträge mit Opel und Audi abschloss. Die Spieler warben für Paulaner, Beckenbauer gab das Erdinger-Testimonial. Die Sponsoren des FC Bayern mussten mehr als einmal schlu-

Erst warb er für E-Plus, dann für O2 – und nahm sogar den Werbeslogan mit cken, dass „der Kaiser“ mal eben kühl lächelnd bei der Konkurrenz unterschrieb. Nicht alle fanden das lustig, auch nicht beim Verein selbst – Uli Hoeneß etwa, der frühere Manager und heutige Vereinspräsident soll über Beckenbauers Aktivitäten verärgert gewesen sein. Dessen Auftritte für Mobilfunkunternehmen brachten gleich doppelt Zoff: Erst mit dem FC Bayern, dessen Trikotsponsor die Deutsche Telekom war. Und dann durch Beckenbauers

Wechsel: Er warb erst jahrelang für E-Plus – und dann, plötzlich, für die Konkurrenz von O2. Sogar den Werbeslogan nahm er einfach mit: „Ja is’ denn heut’ scho’ Weihnachten?“ Das gab Ärger zwischen den beiden Firmen – aber Beckenbauer? An ihm perlte alles ab, wie immer. „Teflon-Franz“ nennt ihn ein Werber. „Der kann machen, was er will, die Leute glauben ihm alles.“ Robert Schwan starb 2002. Für Franz Beckenbauer ein schwerer persönlicher Schlag. Geschäftlich nahm alsbald Marcus Höfl die Zügel in die Hand, seit gut einem Jahr Ehemann der Ski-Rennläuferin Maria Riesch-Höfl. Angeblich wurden die beiden von Beckenbauer verkuppelt. Der kennt Marcus Höfl seit dessen Kindertagen. Auf der Homepage seiner in Kitzbühel angesiedelten Agentur verweist Höfl darauf, dass er „das exklusive Management und der alleinige Rechteinhaber“ auch der Marke Franz Beckenbauer sei. Und dafür, für die Marke Beckenbauer, zahlt nun auch die russische Gasgesellschaft RGO, die eng verwoben ist mit dem umstrittenen Gazprom-Konzern. Beckenbauer soll das Image der russischen Gasindustrie aufpolieren. Kann das funktionieren? Jochen Rädeker, der Chef des Kreativverbands ADC, glaubt daran: „Franz Beckenbauer ist wie kein anderer ein nationales Idol. Er verkörpert Erfolg und Lockerheit, also das, wonach sich alle sehnen.“ Deshalb kauft Deutschland, was er sagt. Und das seit 46 Jahren.

MENSCHEN · MARKEN · MÄRKTE

Überlebenskünstler Elmer & Zweifel hat lange Zeit medizinische Baumwollartikel hergestellt. Nun erschließt sich das Unternehmen mit ökologisch korrekten Rohstoffen ganz neue Märkte Stuttgart – Wenn er das Firmengelände „Auf dem Brühl“ über den kleinen Kanalsteg betritt, fühlt sich der Besucher ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Frühindustrielle Werkhallenarchitektur gemahnt hier mitten im schwäbischen Dreieinhalbtausend-Seelen-Ort Bempflingen an eine kleine Burgfestung, die ihre besten Zeiten schon lange hinter sich hat. Aber in eben dieser kleinen, beschaulichen Gründerzeitidylle wird gerade mächtig an einer ökonomischen Zukunft gewerkelt, in der sich nach dem Dafürhalten vieler auf einem geschundenen Planeten nur ökologisch und nachhaltig überleben lässt. Das ahnte Roland Stelzer schon am 1. Januar 1990, als der Familienspross antrat, in nunmehr fünfter Generation über die Geschicke des Traditionsunternehmens Elmer & Zweifel zu bestimmen. Seit 1855 hatte sich die von Friedrich und Heinrich Elmer gegründete Baumwollspinnerei und -weberei stets dem Naturstoff Baumwolle verschrieben. Von den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts bis ins Jahr 2003 hinein stellten die damals noch 160 Mitarbeiter fast ausschließlich Baumwollartikel für medizinische Zwecke her – etwa Windeln oder Operationstücher –, dazu technische Stoffe für die Automobilindustrie, vor allem Poliermaterial. Im Wesentlichen also Wegwerfprodukte. Roland Stelzer ahnte: Das alles hat keine große Zukunft mehr, zumal im Zeitalter der rasanten Globalisierung mit neuen Billig-Anbietern aus allen aufstrebenden Ländern der Weltwirtschaft. Was also ließe sich wohl mit Baumwolle noch anstellen? Mit einem Rohstoff, der nach konventionellen Anbaumethoden an Energie-, Wasser-

und Chemieeinsatz kaum noch zu übertreffen ist? Mit solchen Überlegungen mutierte Stelzer zum Überzeugungstäter, um nicht zu sagen: Überzeugungsunternehmer. Erst lagerte er die gesamte bisherige Produktion nach Osteuropa aus, reduzierte die Mitarbeiterzahl drastisch. Dann verlegte er sich aufs Auskundschaften der Möglichkeiten, ökologisch korrekte Biobaumwolle als Rohstoff zumindest erst einmal für die Unternehmenskunden von Elmer & Zweifel an Land zu ziehen. Das gelang erstmals 1995 mit einer israelischen Kooperative.

„Da mussten wir uns auf ganz neue Vertragsbedingungen einlassen“, erinnert sich Stelzer. „Partner waren jetzt die Anbauer selbst, und die überließen Mengen- und Qualitätsrisiko uns als Käufer.“ Die Erfahrung aus dieser Zeit hinterließ beim JungManager jedoch das positive Erlebnis, „dass da ein neues, enges und persönliches Verhältnis zwischen nahöstlichen Biobaumwollbauern und deutschen Weiterverarbeitern entstand“. Aber wie verträgt sich solche Form von nachhaltiger Partnerschaft mit den alten Wegwerfprodukten für die alten Firmenkunden?

Nicht besonders, befand Stelzer. Das meinte auch Johannes Brenner, der Ende 2000 als Vertriebsleiter nach Bempflingen kam und sich nicht nur damals „endlich in einer ganz neuen Wertegemeinschaft angekommen“ fühlte, sondern auch „nicht fürs dreifache Gehalt“ anderswo mehr verdingen will. Also fassten die beiden Geschäftsführer und -entwickler einen ganz neuen, unbekannten Kundenmarkt ins Auge – den der privaten Konsumenten. 2003 wurde die neue Marke „Cotonea“ angemeldet, die seither Frottee-, Bett- und Babywäsche unterm weltweit strengsten Öko-Siegel „IVN-best“ verspricht und vertreibt. Das heißt, die Textilie muss zu 100 Prozent aus Naturfasern aus kontrolliert biologischem Anbau bestehen.

Die Firma benötigt 600 Tonnen ethisch und ökologisch einwandfreier Rohware pro Jahr

Elmer & Zweifel hat sein Produktprogramm verändert und bietet nun unter anderem Handtücher aus ökologisch angebauter Baumwolle. FOTO: OH

Bei den Arbeitsschritten, die zwischen Naturfaser und fertigem Textil bestehen – also Spinnen, Färben, Weben, Stricken, Ausrüsten, Zuschneiden und Nähen – dürfen keine gefährlichen oder bedenklichen Substanzen verwendet werden. Dazu müssen Sozialstandards eingehalten werden, wie beispielsweise existenzsichernde Löhne. Es sind gerade mal 0,8 Prozent der WeltBaumwollernte, 180 000 Tonnen, die biologisch nachhaltig angebaut werden, und davon etwa zehn Prozent unter dem IVN-Zertifikat. Aber darunter macht es Cotonea nicht. Braucht die Firma doch gerade mal 600 Tonnen solcher ethisch und ökologisch einwandfreien Rohware pro Jahr.

Seit einigen Jahren lassen die Bempflinger ihre Baumwolle in Uganda und Kirgisien herstellen, wo ganze Dörfer von der deutschen Nachfrage profitieren und sich auf ihre uralten, fast verschütteten Anbaumethoden zurückbesinnen: biologische anstatt chemische Düngung, tradierte „Schutzpflanzen“ anstatt Pestiziden. „Und die ugandischen Partner verdienen heute bis zu 750 US-Dollar im Jahr, etwa doppelt so viel wie im Landesdurchschnitt“, freut sich Stelzer. Immerhin gehöre das bis 2007 kriegsgebeutelte afrikanische Land zu einem der ärmsten der Welt. Selbstverständlich überzeuge er sich durch regelmäßige Besuche in Russland und Afrika davon, ob alles seinen gewünschten Gang geht. Seit 2000 hat Elmer & Zweifel den Umsatz mit der neuen Endkunden-Strategie auf sieben Millionen Euro nahezu halbiert, weil ja ganz neue Marketing- und Vertriebskonzepte entwickelt werden mussten. „Aber seit 2005 wachsen wir wieder“, so Stelzer. Es sei zwar relativ mühsam, die geschätzt 5000 Fachhändler von der CotoneaStrategie zu überzeugen, aber, fügt Vertriebschef Brenner hinzu: „Nach vier Stunden Unternehmensberatung können wir auch hartnäckige Traditionalisten davon überzeugen, dass solch ebenso hartnäckig verteidigte Nachhaltigkeitsqualität immer mehr skeptische Kunden überzeugt.“ Die pilgern dann auch – vorläufig um die 200 im Monat in Bempflingen – in die alte Unternehmensfestung und in die dort neuerrichtete Markthalle „Vivena“, wo sie die Cotonea-Artikel nebst Wein, Öl, Seifen oder Schokolade von ausgewählten Öko-Partnern erwerben können. Alte Architektur – aber neuer Markt. DAGMAR DECKSTEIN

Roland Stelzer, 54 Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG, Bempflingen Welche Charaktereigenschaft schätzen Sie am meisten? Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Welches Talent hätten Sie gerne? Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.

Roland Stelzer hat die Führung des Familienunternehmens Anfang 1990 in fünfter Generation übernommen. FOTO: OH Wen fragen Sie um Rat, wenn es in der Firma Ärger gibt? Meine nächsten Mitarbeiter. Jemand schenkt Ihnen 1000 Euro. In die Firma dürfen Sie das Geld nicht investieren. Was tun Sie damit? Ein Jazzkonzert mit organisieren. Sie bekommen eine Woche frei. Wohin fahren Sie? In die Bretagne. Welches Buch lesen Sie gerade? Max Frisch: „Stiller“. Was darf man Ihnen auf keinen Fall zum Geburtstag schenken? Eine Karte fürs Fußballstadion.


WIRTSCHAFT

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

Berlin – Die von der Koalition geplante Erhöhung der Verdienstgrenze für MiniJobber von 400 auf 450 Euro ist bei den Gewerkschaften auf scharfe Kritik gestoßen. „Der Mini-Job ist kein Sprungbrett in reguläre Beschäftigung“, kritisierte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Sie forderte die Bundesregierung auf, die Kleinst-Arbeitsverhältnisse nicht länger zu subventionieren. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte den Dortmunder Ruhr Nachrichten: „Minijobber brauchen nicht ein bisschen mehr Geld, sondern sozialversicherungspflichtige Arbeit.“ Alles andere programmiere nur weitere Altersarmut. Die IG BAU wies darauf hin, dass manche Arbeitgeber hemmungslos ausnutzten, dass es keine Höchststundenzahl für Mini-Jobs gibt. Sie ließen ihre MiniJobber teilweise 25 Stunden und mehr für die 400 Euro schuften. „Das ergibt Hungerlöhne von 3 oder 4 Euro.“ Auch meldeten Unternehmen Beschäftigte formal als Mini-Jobber an, ließen sie real aber schwarz in Vollzeit arbeiten. Die Minijob-Grenze müsste daher drastisch gesenkt werden. (Seite 4) TÖ

Griechische Wirtschaft lahmt Athen – Die griechische Wirtschaft wird nach Einschätzung der Forschergruppe IOBE im laufenden Jahr noch stärker schrumpfen als bislang erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde um 6,9 Prozent einbrechen, kündigte das einflussreiche IOBE an. Dies hänge vor allem mit der Kaufzurückhaltung der Griechen und den Auswirkungen des harten Sparkurses zusammen. Die Arbeitslosenquote werde auf ein neues Rekordhoch von 23,6 Prozent steigen. Noch im April hatte das IOBE ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um fünf Prozent prognostiziert. Der griechische Staatssekretär Nikos Nikolopoulos ist aus Protest gegen die sich hinziehenden Verhandlungen über Erleichterungen beim Sparkurs überraschend zurückgetreten. Die Regierung sei nicht stark genug, so der stellvertretende Arbeitsminister. REUTERS

Paris will Preise begrenzen Paris – Die neue französische Regierung will mehreren Unternehmen vorschreiben, dass sie ihre Preise nur begrenzt erhöhen dürfen. Die Tarife für Strom, Gas und Bahnfahrten dürften künftig nicht mehr stärker steigen als die durchschnittlichen Verbraucherpreise, kündigte die Regierung am Montag-

abend an. Die Inflationsrate liegt derzeit bei rund zwei Prozent. Premierminister Jean-Marc Ayrault hatte in der vergangenen Woche bereits Maßnahmen gegen zu starke Preiserhöhungen angekündigt. Vorgesehen ist demnach, dass die Staatsbahn SNCF die neue Regelung bereits von August an einhalten muss, betroffen sind die Fahrkarten für alle Strecken außer den Hochgeschwindigkeitszügen TGV (FOTO: AFP). Die Verordnung zu Strom- und Gaspreisen, von der die Energiekonzerne EDF und GDF Suez betroffen sind, könnte demnach schon ab etwa dem 20. Juli gelten. GDF Suez streitet seit Wochen mit der Regierung über Gaspreis-Erhöhungen. Der Konzern will nach Angaben aus informierten Kreisen seine Tarife noch im Juli um vier Prozent erhöhen. AFP

Flüssigkeiten im Handgepäck Brüssel – Die EU-Kommission will in Kürze entscheiden, wie lange Flüssigkeiten im Handgepäck von Flugpassagieren noch verboten bleiben sollen. Voraussichtlich noch im Juli werde die Behörde vorschlagen, ob das Verbot wie derzeit geplant im April 2013 komplett aufgehoben oder verlängert wird, sagte die Sprecherin von Verkehrskommissar Siim Kallas am Montag in Brüssel. Die Entscheidung werde „aufgrund von Sicherheitserwägungen getroffen“.Generell dürfen in der EU derzeit nur Flüssigkeiten bis zu 100 Millilitern an Bord mitgeführt werden, die in transparenten Beuteln verpackt sind. Diese Regel war 2006 aus Angst vor Attentaten mit als Flüssigkeit getarntem Sprengstoff eingeführt und in der Zwischenzeit verlängert worden. AFP

Die Geschichte wiederholt sich, zumindest fast: Auch vor zwanzig Jahren gab es einen großen Ökonomenstreit, diskutiert wurde die Schaffung der Europäischen Währungsunion. Viele Argumente von damals sind heute wieder aktuell ren fast einhellig gegen den Euro. Heute sehen sich die meisten bestätigt. Der linke Paul Krugman, der 2008 den Nobelpreis bekommen sollte, schrieb schon 1993, dass eine Währungsunion die Folgen „asymmetrischer Schocks“ in Europa vergrößern würde, womit gemeint ist, dass Schocks, wie eine Finanzkrise, immer einzelne Länder unterschiedlich treffen. Können sie ihre Währung nicht mehr auf- oder abwerten, werden die Folgen noch schlimmer. Ganz ähnlich äußerte sich der neoliberale Nobelpreisträger Milton Friedman: „Ich glaube, dass die Einführung des Euro . . .politische Spannungen verschlimmern würde, indem sie wirtschaftliche Schocks, die die Länder unterschiedlich treffen . . . in umstrittene politische Themen ummünzt.“ Positive Worte für den Euro fanden der pragmatische Chef des Peterson Institutes in Washington, Fred Bergsten, und der frühere Notenbankchef Paul Volcker.

VON NIKOLAUS PIPER

New York – Der Euro spaltet die Wirtschaftswissenschaften. Die eine Gruppe von Ökonomen warnt vor Rettungsschirmen, und Bankenunion, die andere hält ihren Kollegen „Stammtisch-Niveau“ vor. Seit dem Aufruf von rund 190 deutschsprachigen Ökonomen gegen die Ergebnisse des jüngsten EU-Gipfels trägt die Zunft ihre Meinungsverschiedenheiten auf den Marktplätzen. Es ist, als wiederholte sich hier die Geschichte. Der große Streit um die Gemeinschaftswährung wurde erstmals vor fast genau 20 Jahren ausgetragen, wenige Monate, nachdem die Staats- und Regierungschefs Europas am 7. Februar 1992 den Vertrag von Maastricht unterzeichnet hatten. Es begann am 11. Juni 1992 mit einem elf Thesen umfassenden „Manifest“ von 60 renommierten Ökonomen gegen die „Überhastung in Europa“. Die Beschlüsse von Maastricht, so die Wissenschaftler, gefährdeten ein „konfliktarmes Zusammenwachsen in Euro. Initiiert hatten den Aufruf Renate Ohr von der Universität Hohenheim (heute Universität Göttingen) und Wolf Schäfer von der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Zu den Unterzeichnern gehörten viele Stars des Faches: der frühere Wirtschaftsund Finanzminister Karl Schiller, der frühere Präsident des Kieler Weltwirtschaftsinstituts, Herbert Giersch, Manfred J. Neumann von der Universität Bonn, Bert Rürup, Darmstadt, Roland Vaubel, Mann-

Manche Sorge ist widerlegt: Der Euro ist stabiler als die D-Mark

Am 11. Juni 1992 wurde ein Manifest mit elf Thesen veröffentlicht heim, Christoph Watrin, Köln. Fünf Jahre später, im August 1997, unterzeichneten die meisten von ihnen nochmals einen Aufruf für die Verschiebung des für den 1. Januar 1999 vorgesehenen Starts der Währungsunion. Die Gegenposition nahm damals ein junger, weitgehend unbekannter Wirtschaftsprofessor aus Würzburg namens Peter Bofinger ein. Er veröffentlichte den Aufruf „Europa braucht den Euro“, den unter anderem Ex-Bundesbanker Claus Köhler und der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, Lutz Hoffmann, unterzeichneten. Bofinger ist heute Mitglied des Sachverständigenrates der „Fünf Weisen“. Der Streit zwischen beiden Lagern ließ sich auf eine Frage reduzieren: Sind die Staaten in Europa so weit zusammengewachsen, dass sie auf das Anpassungsinstrument des Wechselkurses zwischen ihren Volkswirtschaften verzichten können? Nein, behaupteten die Euro-Gegner. Eine Währungsunion brauche „eine dauerhafte – über mehrere Jahre nachgewiesene – Angleichung der relevanten Wirtschaftsstrukturen der Mitgliedsländer“. Europa ist genügend zusammengewachsen, entgegneten Peter Bofinger und seine Kollegen. Außerdem funktioniere der Wechselkurs sowieso nicht, wie in der monetaristischen Theorie unterstellt. Die Kosteneinsparungen durch den Wegfalldes Wechselkursrisikos seien viel wichtiger.

Protest in Berlin gegen die Euro-Politik: Emotionale Debatten rund um die Währung. Weil es bei dem allen um die D-Mark ging, das nationale Symbol der Deutschen für Wohlstand und Wiederaufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg, verlief die Debatte hoch emotional. Die Menschen hatten Angst um den Wert ihres Geldes und vor einer „Transferunion“, in der die Bundesrepublik die schwächeren Mitglieder Währungsunion würde mitschleppen müssen. In dieser Angst wurden sie von Teilen der Wirtschaftswissenschaften bestätigt. Dazu kam, dass die Deutsche Bundesbank als

Hüterin der D-Mark erkennbar skeptisch war. Bundesbankpräsident Karl-Otto Pöhl war 1991 zurückgetreten, weil er die Finanzierung der deutschen Einheit für unseriös hielt. Jetzt meinte er zum Thema Europa, Deutschland, Frankreich, Dänemark und die Benelux-Staaten könnten zwar eine Währungsunion vereinbaren, nicht jedoch die schwächeren Staaten der EU. Hans Tietmeyer, der 1993 an die Spitze der Bundesbank trat, baute dann tatsächlich den Euro mit auf, machte aber auch im-

FOTO: STEFAN BONESS/IPON

mer wieder Bedenken deutlich: „In einer Währungsunion müssen die Mitglieder auf Wirtschaftsprobleme auf ähnliche Weise und mit ähnlichem Tempo reagieren. Wenn sie fundamental unterschiedliche Antworten geben, werden daraus große Probleme entstehen“, sagte er bei einer Rede in Florenz 1996. Begleitet wurde der deutsche Streit von einer intensiven Debatte unter amerikanischen Ökonomen. Die Wirtschaftswissenschaftler der USA von rechts bis links wa-

In der Regel können Ökonomen, anders als Naturwissenschaftler, nicht unter Laborbedingungen arbeiten. Es gibt selten Experimente, anhand derer sich deren Theorien überprüfen lassen. Der Euro ist eine große Ausnahme. Deshalb lassen sich die Argumente von damals auf einmalige Weise an der Realität überprüfen. Zunächst einmal belegt die Schuldenkrise, dass die Währungsunion mit ihren bisherigen Regeln nicht mehr funktioniert. In diesem fundamentalen Punkt haben die Euro-Gegner recht behalten. Sobald man jedoch in die Details geht, wird die Sache komplizierter. Der Schluss, dass man den Euro besser nicht eingeführt hätte, lässt sich aus den Fakten jedenfalls nicht ziehen. Viele Sorgen der frühen Euro-Skeptiker haben sich nicht bestätigt. So heißt es in dem Aufruf von 1992, die Europäische Zentralbank werde Preisstabilität nicht durchsetzen können, weil im EZB-Rat nationalen Interessen dominieren würden. Die Sorge ist widerlegt worden, der Euro ist stabiler, als es die D-Mark je war. Auch dass die Mitgliedsstaaten über die Wechselkurspolitik das Ziel der Geldwertstabilität aushebeln würden, hat sich nicht bestätigt. Nach einer kurzen Schwächephase war der Euro gegenüber dem Dollar fast immer leicht überbewertet. Selbst heute, nach über zwei Jahren Schuldenkrise, ist der Kurs mit 1,23 Dollar nicht außergewöhnlich niedriger. Richtig allerdings ist, dass die Währungsunion keine Vorkehrungen hat, um schwere Schocks auszuhalten. So ein Schock war die Krise, die 2008 mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers begann. Sie führt zu einer „Zerreißprobe“ für Europa, genau wie die Kritiker vorausgesagt hatten. Niemand weiß allerdings, was in Europa 2008 passiert wäre, hätte es den Euro nicht gegeben. Die Krise hätte Europas Währungen zerfetzt, sagt der ehemalige Notenbankchef Volcker. An diesem Punkt hört das politökonomische Experiment auf und die Bewältigung der Zukunft beginnt.

Viele Wege führen nach Moskau

Krankheit kostet

Die Krisenländer im Euro-Raum ordern weniger. Aber das Geschäft mit Staaten wie Russland floriert

Studie: Unternehmen sollten sich mehr um ihre Mitarbeiter kümmern

Wiesbaden – Es gab schlimme Befürchtungen und triste Prognosen – und nun zeigt sich: Die Schuldenkrise im Euro-Raum kann den Höhenflug der deutschen Exportwirtschaft nicht stoppen. Dank der steigenden Nachfrage aus aller Welt zogen die Ausfuhren im Mai sogar überraschend kräftig an. Nach dem schwachen Vormonat stiegen die Ausfuhren im Monatsvergleich um 3,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Das ist das stärkste monatliche Plus seit März 2011. Insgesamt verkaufte die Wirtschaft im Mai Waren im Wert von 92,5 Milliarden Euro ins Ausland. „Auch wenn dieses Plus nach einem Minus von 1,7 Prozent kommt und teilweise auf einen statistischen Sondereffekt zurückzuführen ist, zeigen sich die deutschen Ausfuhren nach wie vor erstaunlich robust“, kommentiert Commerzbank-Analystin Ulrike Rondorf. Die Einfuhren kletterten im Mai sogar um 6,3 Prozent auf 77,2 Milliarden Euro und damit so deutlich

wie seit 2010 nicht mehr. Im Jahresvergleich stiegen die Ausfuhren 0,5 Prozent, die Einfuhren gaben um 0,2 Prozent nach. Dessen ungeachtet befürchtet Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) eine Beeinträchtigung der Konjunktur in Deutschland durch die Euro-Krise. „Viele Firmen werden vorsichtiger und halten Bestellungen zurück“, sagte der FDP-Vorsit-

Rösler: „Die Wirtschaft braucht eine Entlastung bei den Sozialabgaben“ zende der Bild. Die Regierung rechne für dieses Jahr aber weiter mit Wachstum. Ihre Frühjahrsprognose von 0,7 Prozent Wirtschaftswachstum werde sie wie üblich im Herbst überprüfen. Der Minister bekräftigte: „Die deutsche Wirtschaft braucht eine Entlastung bei den Sozialabgaben, zum Beispiel durch eine Senkung der Rentenbeiträ-

Samsung nicht „cool“ genug London – Der Tabletcomputer Galaxy Tab des südkoreanischen Elektronikriesen Samsung ist einem britischen Urteil zufolge nicht „cool“ genug, um eine Kopie des iPads von Apple zu sein. Es könne daher nicht mit dem iPad verwechselt werden, urteilte der Londoner High Court. Apple unterlag damit vor Gericht mit seiner Klage, in welcher der US-Konzern seinem südkoreanischen Konkurrenten vorgeworfen hatte, das Design des iPad kopiert zu haben. Die Galaxy Tabs hätten „nicht die gleiche absichtliche und extreme Einfachheit, die das Apple-Design auszeichnet“, schrieb Richter Colin Birss. „Sie sind nicht so cool“. AFP

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Die Mahner der frühen Stunde

POLITIK UND MARKT Kritik an Mini-Jobs

HBG

Auslaufendes Container-Schiff im Hamburger Hafen: Das Statistische Bundesamt meldet erfreuliche Zahlen für den Export. FOTO: MICHAEL LANGE/LAIF

ge zum Jahreswechsel.“ Die Krise in Europa hinterlässt zwar Bremsspuren: Die Exporte in den Euro-Raum sanken seit Mai 2011 um 2,3 Prozent, in die EU insgesamt gingen sie um 1,5 Prozent zurück. Doch dafür konnte die wettbewerbsfähige deutsche Exportwirtschaft in Drittländern um 3,4 Prozent zulegen. Im Mai überstieg der Ausfuhrwert in Drittstaaten mit 38,9 Milliarden Euro den Wert der Ausfuhren in die Euro-Länder um mehr als drei Milliarden Euro. Auch wenn die Schwellenländer zuletzt selbst etwas an Dynamik verloren: Von Januar bis April – neuere Länderdaten liegen den Wiesbadener Statistikern noch nicht vor – legten die deutschen Exporte nach China um 6,8 Prozent zu, nach Indien um 5,4 Prozent, nach Brasilien um 14,9 Prozent und nach Russland sogar um 16,3 Prozent. „Das Wachstum der deutschen Ausfuhren beruht weiterhin auf der Dynamik in den Schwellen- und Entwicklungsländern“, sagt der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton Börner. Die Bedeutungsverlagerung der Absatzmärkte, die bereits vor der Euro-Krise begonnen habe, setze sich fort: „Für die deutschen Exporteure nimmt Europa in der Tendenz langfristig an Bedeutung ab.“ Die EU bleibt aber vorerst wichtigster Empfänger deutscher Exportwaren: Die Mitgliedstaaten kauften Produkte für 53,6 Milliarden Euro. In den ersten fünf Monaten 2012 liegen die Ausfuhren um 4,2 Prozent über dem Niveau des selben Zeitraums im Rekordjahr 2011. „Das Wachstum im deutschen Außenhandel kühlt sich ab. Jedoch erwarten wir keinen Absturz, im Gegenteil: Die deutschen Exporteure können auch weiterhin auf ein positives Wachstum blicken“, erklärt Börner. Insbesondere unter den äußerst schwierigen Bedingungen und den Marktunsicherheiten in der EU solle dies nicht unterschätzt werden. Insgesamt sprechen die Zahlen dafür, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal gewachsen ist, betont Expertin Rondorf. Durch die Krise im Euro-Raum habe der deutsche Aufschwung jedoch spürbar an Schwung verloren. SZ

München – Wenig Zeit für die Rückenschule und den Sport, zu fettes Essen in der Kantine, zu hoher Arbeitsdruck. Die so genannten Volkskrankheiten Bluthochdruck, Asthma, Rückenschmerzen, Depression undGelenkrheumatismus können für chronisch kranke Arbeitnehmer zur Qual werden. Das gilt erst recht, wenn sie am Arbeitsplatz auf Unverständnis des Chefs stoßen. Dabei könnten Unternehmen viel Geld sparen, wenn sie ihre chronisch kranken Mitarbeiter dabei unterstützten, mit der Krankheit zurecht zu kommen. Dazu zählen viele kleine, aber wichtige Maßnahmen, wie es in einer Studie der Unternehmensberatung Booz & Company und der Bertelsmann-Stiftung heißt. Es könnten etwa Pausen und Arbeitsabläufe so organisiert werden, dass eine Physio-Therapie auch am Tag möglich ist. Auch Coaching-Programme durch einen Arzt per Telefon oder Video könnten beispielsweise die Therapietreue und damit die regelmäßige Einnahme von Medikamenten unterstützen, erklärt Gesundheitsexperte Etgeton, der für Bertelsmann an der Untersuchung mitgearbeitet hat. Auch ein Sportraum in der Firma oder Duschen für Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, könnten die Gesundheit unterstützen. Ebenso Programme zur Raucherentwöhnung und Suchtberatungen. Bluthochdruck, Asthma, chronische Rückenschmerzen, Depression und Gelenkrheumatismus verursachen einen volkswirtschaftlichen Schaden von jährlich 38 bis 75 Milliarden Euro, heißt es in der Untersuchung. Die Kosten durch wiederholte Fehlzeiten durch Arbeitsunfähigkeit liegen alleine bei Depressionen und Rückenleiden bei jährlich 21 und 26 Milliarden Euro, so die Studie weiter. Die deutsche Volkswirtschaft könnte bis zu 20 Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaften, wenn Firmen mehr für ihre chronisch kranken Arbeitnehmern tun würden. „Viele Unternehmen haben das Potenzial noch gar nicht voll erkannt“, sagt Gesundheitsexperte Etgeton. Immerhin leiden in Deutschland 21,2 Prozent der Erwerbsfähigen im Alter von 16 bis 65 Jahren an Blut-

hochdruck, 17 Prozent an chronischen Rückenschmerzen, 8,5 Prozent an Asthma, 5,2 Prozent an Depressionen und 3,8 Prozent an Arthritis. Die Studie empfiehlt, Arbeitgeber und die Sozialversicherung in therapiebegleitende Maßnahmen einzubinden. Gerade bei chronischen Krankheiten sei neben der verordneten Einnahme von Medikamenten oft die langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten wichtig. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen die Altersgrenze für die Rente. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich bereits. In einigen Branchen ist der Fachkräftemangel schon heute spürbar. Das Durchschnittsalter der Menschen steigt und damit auch langfristig die Lebensarbeitszeit. Chronische, altersbedingte Krankheiten werden daher zunehmen, „die Einhaltung von Therapien ist gerade bei diesen Erkrankungen von besonderer Bedeutung“, heißt es in der Untersuchung.

Es gibt immer mehr Fehltage wegen psychischer Belastungen Seit 2006 nimmt der Krankenstand in den Firmen wieder zu, zeigt die Statistik des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen (BKK). 2011 fehlten Arbeitnehmer nach Hochrechnungen der BKK 15 Tage. Sie melden sich vermehrt wegen psychischer Beschwerden krank. Auch die Bundespsychotherapeutenkammer hat kürzlich ermittelt, dass sich in zehn Jahren die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen verdoppelt haben. Dies liegt mitunter am gestiegenen Arbeitsdruck in den Firmen und an der ständigen Erreichbarkeit von Mitarbeitern durch Mobiltelefone. Unter dem Titel „Kein Stress mit dem Stress – Lösungen und Tipps für Führungskräfte und Unternehmen“ hat der BKK soeben einen Leitfaden veröffentlicht. Darin wird aufgezeigt, was Vorgesetzte tun können, um Umfang und Ursachen psychischer Belastungen zu identifizieren und wie ein „gesundheitsgerechter Führungsstil“ aussehen sollte. SIBYLLE HAAS


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WIRTSCHAFT

HF2

Die Summe der einzelnen Teile

ZWISCHEN DEN ZAHLEN

Apple zieht sich aus einem wichtigen US-Umweltprogramm zurück. Der Computerkonzern riskiert damit, Großaufträge von amerikanischen Behörden und Universitäten zu verlieren – Design geht vor

Sponsoren, die dick machen

UNTERNEHMEN Bafin analysiert Porsche-Deal Hamburg – Bis in den Abend hinein haben die Aufsichtsräte von Volkswagen und Porsche am vergangenen Mittwoch in Salzburg getagt. Dann gaben sie ihr Plazet: Für 4,46 Milliarden Euro übernimmt Volkswagen die zweite Hälfte des Sportwagenbauers – also die restlichen 50,1 Prozent der Anteile. Es handelt sich um einen historischen Auto-Deal. Die im Dax notierte VW-Aktie stieg am nächsten Tag um 5,07 Prozent, während der Dax ins Minus geriet. Der folgenschwere Milliarden-Kauf hat nun die Finanzaufsicht aufmerksam werden lassen. „Wir prüfen, ob eine tiefergehende Untersuchung erfolgen muss“, sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Noch sei aber kein förmliches Prüfverfahren eingeleitet worden, es handele sich bisher um eine „routinemäßige Vorabanalyse“. „Man muss herausfinden, ob möglicherweise gegen wertpapierhandelsrechtliche Richtlinien verstoßen wurde.“ Für den Kauf der Porsche AG heißt das: Hat Volkswagen die Anleger womöglich zu spät über den Kauf informiert? Laut Wertpapierhandelsgesetz ist ein aktiennotierter Konzern verpflichtet, über kursrelevante Entwicklungen „unverzüglich“, zu informieren (Ad-hoc-Pflicht). LAES

Campbell kauft Möhrensaft New York – Der weltweit größte Suppenhersteller Campbell Soup hat es auf den Möhrenproduzenten Bolthouse Farms abgesehen. Der US-Konzern will den Hersteller von Qualitätssaft und Salatdressings für 1,55 Milliarden Dollar kaufen. Wie Campbell ankündigte, soll das Geschäft über neue Schulden finanziert werden. Der Kauf untermalt einen Trend in der US-Lebensmittelindustrie, die auf gesündere Produkte setzt. Campbell hat auf den verschärften Wettbewerb mit Stellenabbau, Kürzungen bei Werbeausgaben und dem Rückzug aus dem Russland-Geschäft reagiert. Der Konzern wurde durch die Stilisierung seiner Dose für Tomatensuppe durch den Künstler Andy Warhol 1962 weltweit bekannt. REUTERS

Pepsi vertreibt Müller-Joghurt New York/München – Der Molkereikonzern Müller wagt den Sprung über den Atlantik. Künftig werde der ColaHersteller Pepsico dreierlei Sorten Joghurt des Familienunternehmens in den USA verkaufen, teilten die Firmen mit. Zu dem Zweck hätten die Partner das Gemeinschaftsunternehmen Müller Quaker Dairy gegründet, das ein Werk in Batavia bei New York bauen werde. Die Joghurtsorten würden in 17 Bundesstaaten an der US-Ostküste angeboten. Der Milchmagnat Müller ist auf internationaler Expansionstour. Zu Jahresbeginn kaufte er die schottische Molkereifirma Robert Wiseman Dairies für rund 340 Millionen Euro. Für Pepsi ist es der erste Schritt ins Molkereigeschäft auf dem Heimatmarkt. REUTERS

BMW investiert im Ausland München – BMW will bis 2015 fast eine Milliarde Euro in den Ausbau der Mini-Autowerke in England investieren. Mittelfristig soll es bis zu zehn Modelle des Kleinwagens geben, teilte der Autokonzern in München mit. Nach bisherigen Plänen wollte BMW von 2012 bis 2014 etwa 500 Millionen Pfund in das Mini-Werk in Oxford, das Presswerk in Swindon und das Motorenwerk in Hams Hall investieren. „Jetzt erhöhen wir diesen Betrag noch mal um 250 Millionen Pfund bis 2015“, so BMW-Vorstand Harald Krüger. Zur Erweiterung der Produktionskapazität prüfe BMW zudem eine weitere Auftragsproduktion bei Magna-Steyr im österreichischen Graz und verhandele mit dem Werk Nedcar in den Niederlanden. DPA

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Apple zu beheben. All das macht den Abschied aus dem Umweltprogramm so überraschend. Auch EPEAT-Chef Robert Frisbee zeigte sich verblüfft. „Sie haben uns mitgeteilt, dass ihre Design-Entscheidungen nicht länger zu den EPEAT-Kriterien passen“, sagte er dem Wall Street Journal. Genauere Informationen aus der Konzern-Zentrale in Cupertino gab es für Frisbee nicht. Allerdings liefern neue Rechner aus dem Hause Apple Hinweise auf die Beweggründe des Konzerns. Der überarbeitete Profi-Laptop Macbook Pro und das leichte Macbook Air sind so gebaut, dass es praktisch unmöglich ist, sie in ihre Bestandteile zu zerlegen. So sind die Batterien mit dem Gehäuse verklebt. Auch das Glas, das den Bildschirm schützt, lässt sich kaum lösen. Beides soll dazu beitragen, dass die Computer besonders chic und schlank aussehen, behauptet Apple. Gleichzeitig jedoch erschwert die

VON MORITZ KOCH

New York – Apple-Gründervater Steve Jobs hat nicht nur einen der finanzstärksten Konzerne der Welt hinterlassen, sondern auch einen reichen Fundus an Zitaten. Zum Beispiel dieses Bekenntnis: „Ich bin genauso stolz auf das, was wir nicht tun, wie auf das, was wir tun.“ Ob den im vergangenen Jahr verstorbenen Jobs auch die jüngste Unterlassung seines Unternehmens mit Stolz erfüllt hätte, ist jedoch ziemlich fragwürdig: Wie aus einer Mitteilung des amerikanischen Ökosiegels EPEAT hervorgeht, strebt Apple für seine Produkte keine Umwelt-Zertifizierung mehr an. Naturschützer stößt der Konzern damit vor den Kopf. Und viele Kunden auch. Der Begriff EPEAT steht für „Electronic Product Environmental Assessment Tool“ und wurde von der US-Umweltbehörde EPA gemeinsam mit Computerherstellern ins Leben gerufen. Das Siegel bewertet, wie gut sich Elektronik-Produkte recyceln lassen, wie langlebig und energiesparsam sie sind und ob umweltschädliche Stoffe verarbeitet werden. Die Auszeichnungen werden in Bronze, Silber und Gold verliehen und werden von vielen Konzernen wie eine Ehrenmedaille behandelt. Auch Apple hat lange damit geworben, dass seine iMacComputer das Gold-Siegel tragen.

Prinzipientreue Kunden sollen eine Ausnahme machen

Lange wurde damit geworben, dass iMac-Computer das Gold-Siegel tragen Ohnehin hatte der kalifornische HighTech-Konzern, in dessen Verwaltungsrat der Klima- Vorkämpfer und Nobelpreisträger Al Gore sitzt, zuletzt mit großem Aufwand an seinem Image als verantwortungsbewusstes Unternehmen gefeilt. Viele Umweltorganisationen begannen, in Apple einen Verbündeten zu sehen. Selbst Greenpeace fand lobende Worte. So stieß Steve Jobs‘ Entscheidung, die amerikanische Handelskammer wegen ihrer Fundamentalopposition gegen ein Klimaschutzgesetz zu verlassen, in der Ökogemeinde auf ungeteilte Freude. Nachhaltigkeit schien auch für den neuen Apple-Chef Tim Cook ein besonderes Anliegen zu sein. Kaum im Amt, machte er sich persönlich ein Bild von den Arbeitsbedingungen bei dem berüchtigten Zulieferer Foxconn und verfügte, das Unternehmen von unabhängigen Inspekteuren überprüfen zu lassen. Die Missstände, die die Inspektionen zu Tage förderten, gelobte

Ein Junge steht vor dem Apple-Store in Peking.

FOTO: JASON LEE

Bauweise die Reparatur in der Heimwerkstatt, was den gut besuchten Apple-Läden noch mehr Aufträge verspricht. Und vor allem steht sie bewährten Recycling-Methoden im Weg. Der Apple-Konzern weist darauf hin, dass es ein eigenes Programm zur Wiederverwertung anbietet. Kunden könnten ihre alten Computer einfach bei Apple abgeben. Dennoch riskiert der Konzern mit der EPEAT-Abkehr nicht nur umweltbewusste Privatkunden zu verlieren, sondern auch Großaufträge. Viele Unternehmen, Behörden und Universitäten achten beim Kauf neuer Computer auf das Öko-Siegel. Die US-Regierung verlangt beispielsweise, dass 95 Prozent aller zu beschaffenden Elektronik-Produkte die EPEAT-Auszeichnung aufweisen müssen. Ähnlich verfahren der Autohersteller Ford und die Großbank HSBC. Offenbar spekuliert der Konzern darauf, dass die prinzipientreuen Kunden eine Ausnahme machen, um weiter in den Genuss eines Apple-Produkts kommen zu können. Das mag man mutig finden – oder aber auch arrogant. Der Konzern, der sich so gern grün gibt, hat offenbar eine Grundsatzentscheidung getroffen: Design geht vor, immer und überall. Auch dafür gibt es ein passendes Jobs-Zitat: „Design bedeutet nicht nur, wie etwas aussieht oder wie es sich anfühlt. Design ist, wie etwas funktioniert.“

Da geben sie sich bei McDonald’s seit Jahren redlich Mühe, das lästige DickmacherImage loszuwerden, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Ein paar Salatblätter und Null-Kalorien-Limo auf der Karte machen eben aus einer FastFood-Kette noch kein Gesundheitsunternehmen. Das hat sich herumgesprochen, zumindest bei den Abnehmern diesseits und jenseits des Atlantiks. Die lassen sich Hamburger und Pommes trotzdem schmecken – Kalorien hin oder her. Länger hat es gedauert, bis diese Erkenntnis beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) angekommen ist, dafür mit voller Wucht. IOC-Präsident Jacques Rogge macht sich kurz vor Beginn der Spiele in London große Sorgen. Nicht etwa darum, dass die Fans in den Stadien – erschöpft von all dem Sportschauen – von den Sitzen kippen könnten, geplagt von Hunger und Durst. Das kann ja nicht passieren, schließlich sorgen die altgedienten Sponsoren McDonald’s und Coca-Cola fürs leibliche Wohl. Nein, Rogge befürchtet, der olympische Gedanke könnte Schaden nehmen – und meint damit nicht jene Dopingfälle, die in schöner Regelmäßigkeit das SaubermannImage bejubelter Olympioniken ruinieren. Die eigentliche Gefahr geht für Rogge nun von McDonald’s und Coca-Cola aus. Die olympischen Ringe und Kalorienbomben-Marken? Igitt! Wo kommen wir denn da hin! Der IOC-Präsident setzt ein Fragezeichen hinter die beiden Sponsoren. Schließlich gebe es einen weltweiten Trend zur Fettleibigkeit, erklärt er im Interview mit der Financial Times. Recht so, Herr Rogge! Und wenn Sie schon mal dabei sind, bitte weitermachen, etwa bei den anderen neun Sponsoren. Wie wäre es etwa mit Dow Chemical, zweitgrößter Chemiekonzern der Welt nach BASF? Jenes Unternehmen, das zur Zeit des Vietnamkriegs – zugegeben, das liegt schon geraume Zeit zurück – das hochgiftige Entlaubungsmittel Agent Orange hergestellt hat und 2010 mit verbotenen Asbestgeschäften in Verbindung gebracht wurde. Oder Procter & Gamble, die Nummer eins unter den Konsumgüterherstellern, die wegen Tierversuchen in der Kritik steht. Man stelle sich vor, es wären Olympische Spiele, ganz ohne Sponsoren und ohne Werbung. Herrlich! Aber so weit wird es wohl nicht kommen. Spätestens, wenn Herr Rogge anfängt nachzurechnen, wird ihm auffallen, dass er auf knapp eine Milliarde Dollar nicht verzichten will, denn so viel haben die elf Sponsoren dem IOC für 2012 überwiesen. Eigentlich schade. SILVIA LIEBRICH

„Das ziehen wir gnadenlos durch“ Bei Korruption und Kartellverstößen fordern Konzerne hohen Schadensersatz von Beschäftigten. Vorstände sind versichert, andere Mitarbeiter kann es ruinieren Frankfurt – Der Job: weg. Der Ruf: womöglich ruiniert. Die Pension: auch weg, bis auf einen eher kleinen Rest. Und nun? Nun sollen die beiden Herren, die lange in Diensten der Deutschen Bank (DB) standen, auch noch Schadensersatz zahlen; insgesamt einen Millionenbetrag. Das wäre dann wohl auch der wirtschaftliche Ruin. Zumindest für denjenigen der beiden Beschäftigten, für den die Bahn keine Manager-Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatte. Weil derjenige ja auch kein Manager war, sondern eine Ebene darunter gearbeitet hat, im Mittelbau. Die beiden früheren Eisenbahner sollen zusammen mit vielen weiteren Ex-Kollegen in Schmiergeldzahlungen verwickelt sein, mit denen die DB International GmbH in Frankfurt nach bisherigen Erkenntnissen weltweit Beratungs-Aufträge beim Bau von Strecken akquiriert hat. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehr als 40 Beschuldigte. Und die Deutsche Bahn in Berlin greift bei ihrer Tochterfirma DB International entschlossen durch. So weit, so gut – Korruption ist kein Kavaliersdelikt. Ebensowenig wie ein Verstoß gegen die Wettbewerbsgesetze.

Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp geht gerade mit voller Härte gegen elf vormalige Mitarbeiter und Manager vor, die mit vermeintlichen Konkurrenten ein verbotenes Kartell für die Lieferung von Schienen an die DB und andere Eisenbahnen gebildet haben. Das besagen die Ermittlungsergebnisse des Bundeskartellamtes. Thyssen-Krupp muss mehr als 100 Millionen Euro Bußgeld zahlen und will von den elf Ex-Beschäftigten einen hohen Millio-

Thyssen-Krupp will mehrere Millionen Euro kassieren. Die Deutsche Bahn ebenfalls nenbetrag als Schadensersatz eintreiben. „Das ziehen wir gnadenlos durch“, heißt es dazu aus den Chefetagen des Stahlkonzerns. Gnadenlos, das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Vorstände und Geschäftsführer sind meist über eine D&O-Police geschützt und müssen nicht um ihre Existenz fürchten, wenn Korruptions- und Kartellfälle auffliegen. D&O steht für „Directors and Officers“, Vorstände und Aufsichtsräte. Bei

denen sorgen die Unternehmen mit Haftpflicht-Versicherungen vor. Wer im Mittelbau arbeitet, sei es im Vertrieb, in der Rechtsabteilung, oder sonstwo, und mit den Gesetzen in Konflikt kommt, ist ungleich schlechter dran. Diese Beschäftigten müssen ihre Anwälte selbst zahlen. Und den Schadensersatz ebenso. Ungerecht, ja sogar „grob unanständig“ findet das der Münchner Rechtsanwalt Uwe von Saalfeld, der frühere Siemensianer vertritt. Mit dem Schmiergeldskandal bei Siemens hat ein neues Zeitalter in der deutschen Wirtschaft begonnen. Korruption wurde vorher in den Konzernen eher geduldet als bekämpft. Doch die Dimension des Falles Siemens machte es nicht länger möglich, einfach wegzuschauen. Andere Affären bei Bahn und Telekom, bei Daimler und MAN kamen hinzu, und nun will jedes Unternehmen ganz sauber sein. Sogenannte Compliance-Abteilungen sollen dunkle Machenschaften verhindern. Kommt es dennoch zu kriminellen Delikten, dann ermitteln die Konzerne inzwischen selbst und reagieren mitunter rigoros. Die Frage ist nur, wie gerecht es dabei zugeht. Siemens hat von zehn Ex-Vorstän-

den zwischen 500 000 und fünf Millionen Euro Schadensersatz verlangt und meist auch kassiert. Die Manager um den langjährigen Konzernchef Heinrich von Pierer mussten selbst zahlen. Auch bei 250 Mitarbeitern unterhalb des Vorstands hat Siemens Ansprüche geprüft, oftmals aber im Rahmen eines Amnestieprogramms und aus anderen Gründen nicht geltend gemacht. Es bleiben freilich noch genügend Beschäftigte aus dem Mittelbau übrig, bei denen der Industriekonzern einiges einzutreiben versucht. Anwalt Saalfeld sagt, diese Mitarbeiter hätten das System der schwarzen Kassen und Schmiergeldzahlungen weder erfunden noch installiert, sondern „das getan, was Siemens von ihnen erwartete: Aufträge zum Vorteil von Firma zu beschaffen“. Sie dafür durch die eigene Firma zu bestrafen, sei falsch, sagt er. Belangt werden sie von der Justiz ohnehin. Andererseits kann ein Arbeitgeber nicht wegschauen, wenn Beschäftigte illegal agieren. Und sei es, weil sie unter Druck stehen, Aufträge hereinzuholen, damit Umsatz und Gewinn stimmen. Hat ein Angestellter Gesetze gebrochen, dann muss die

Firmen-Führung aktiv werden. Sonst setzen sich Vorstände ihrerseits dem Vorwurf aus, auf Geld zu verzichten, das dem Unternehmen zusteht. Bei Kartellverstößen und Korruption seien Schadensersatzforderungen „gegen Beschäftigte auch aus der mittleren Ebene inzwischen die absolute Regel“, sagt der Münchner Anwalt Knut Müller, der sich als Arbeitsrechtler vielfach um solche Fälle kümmert. Mal für die Unternehmen, mal für die Angestellten. Sofern hier Verstöße vorlägen, handele es sich meist um Vorsatz, und da hätten die Firmen Anspruch auf Schadensersatz, erläutert Müller die Rechtslage. Die Unternehmen müssen also handeln. Fragt sich nur, wie. Wo bleibt die Gerechtigkeit, wenn frühere Thyssen-Krupp-Manager ein Milliardenprojekt in den Sand setzen und niemanddafür haftet? Wenn frühere Bahn-Vorstände den Kampf gegen Korruption propagieren, aber bei Auslandsgeschäften offenbar nicht genug hingeschaut wird, und keiner aus der alten Konzernspitze Rechenschaft ablegen muss. Und wenn andererseits in den Etagen darunter, im Mittelbau, gnadenlos durchgeKLAUS OTT griffen wird.

Herzlichen Glückwunsch: Die Gewinner des „Süddeutsche Zeitung Business Golf Cup presented by Audi“ im Golf Club am Reichswald.

Am 5. Juli hieß der Golf Club am Reichswald die Teilnehmer zum sechsten Turnier der B2B-Serie herzlich willkommen. Unweit von der Stadt Nürnberg und doch inmitten der Natur liegt die 18-Loch-Meisterschaftsanlage umgeben von zahlreichen Bäumen, romantisch gepflegten Fairways und schnellen Grüns. Der Platz gilt unter Golfern als "Herausforderung hohen Grades" und so konnten die Businessgolfer ihre Treffsicherheit besonders unter Beweis stellen. Belohnt wurden die sportlichen Erfolge durch die exzellente Gastronomie sowie das einzigartige Ambiente des Golfclubs. www.businessgolfcup.de.

Auszug aus der Teilnehmerliste: Ammon GmbH, Apollo Optik Holding GmbH & Co.KG, Audi Zentrum Nürnberg-Marienberg, DIDAS AG, Gorenje Vertriebs GmbH, H2M Energy GmbH & Co. KG, Hydrometer GmbH, JOB AG Personaldienstleistungen AG, Kiefer GmbH, Knipping Kunststofftechnik Gessmann, Magold, Walter & Hermann RA, Medi GmbH & Co.KG, Michelin Reifenwerke, Motor-Nützel GmbH, Nürnberger Allgemeine Versicherungs AG, PricewaterhouseCoopers AG, pwr communication, RPS, Steuerberatung Harald Krapp, T-Systems International GmbH, UniCredit Bank AG, VR Bank Landau.

Auszug aus der Ergebnisliste: 1. Netto: Kanzlei MWH: J. Hermann mit C – J. Düsel und Dr. K. Löw mit T. Friedmann, A. Thüngen, Audi (Bild oben). 2. Netto: Link-Siry-Kupfer: Dr. F. Heydenreich mit W. Siry und Dr. M. Everding mit J. Möllendorf. 3. Netto: Räder & Räder: G. Gieth mit M. Rau und J. Räder mit N. F. Rauh. 4. Netto: GC am Reichswald: Dr. W. Ringel mit M. Ficht und H. Sellschopp mit T. Wiesengrund. 1. Brutto: PC CADDIE online: A. Heck mit R. Mayer und S. Kirstein mit M. Krapp, I. Vellguth, ROBINSON und A. Thüngen, Audi (Bild rechts). 2. Brutto: Team Maxlrain: L. Mehlhart mit J. Beierwaltes und R. Sommer mit S. Harm.

3. Brutto: HypoVereinsbank II: M. R. Kohnen mit R. Schatz und F. Kühne mit V. Schwan. 4. Brutto: Text & Mehr: S. Herbeck mit K. Rinneberg und H. Munkert mit D. Ringel. Sonderwertungen: Longest Drive sponsored by Audi, Gewinnerin Damen: S. Herbeck mit 180 Metern, Gewinner Herren: A. Heck mit 263 Metern. Nearest to the Pin sponsored by JOB AG: T. Wiesengrund mit 0,80 Metern. Bester Bruttospieler im Einzel sponsored by HypoVereinsbank: A. Heck mit 30 Bruttopunkten. Schnuppergolfcup: 1. Platz: J. Linhard, 2. Platz: M. Alter und 3. Platz: T. Harzer. Das SZ Golf Team gratuliert allen Gewinnern.

DEFGH

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WIRTSCHAFT

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

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Ein Millionär im Niemandsland Carsten Maschmeyer in der ärmsten Gegend Deutschlands: Der bekannte Investor steigt bei Mifa ein, dem größten Fahrradhersteller in Deutschland. Für ihn ist es eine ziemlich kleine Investition, für die extrem strukturschwache Region in Sachsen-Anhalt aber wird er plötzlich zur großen Hoffnung VON CASPAR BUSSE

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eter Wicht, 56, steht auf, holt einen Kaffee und setzt sich wieder hin. Es dauert nichtlange, dann springt er erneut hoch, zeigt etwas an dem Fahrrad, das in dem schlichten Besprechungsraum an der Wand lehnt, redet schnell. Der Mann – sportlich, rosa Polohemd, kurze graue Haare – ist immer in Bewegung. Richtig wohl fühlt er sich erst, als er zum Rundgang durch die Werkshallen aufbricht. Hier zeigt Wicht stolz Maschinen, die automatisch Felgen spannen, Lackieranlagen, Förderbänder. Wicht ist der Chef der Mitteldeutschen Fahrradwerke aus Sangerhausen in Sachsen-Anhalt, kurz Mifa, dem ältesten und absatzstärksten Hersteller von Fahrrädern in Deutschland. Und er ist ein Mann, der selbst Investor Carsten Maschmeyer gefällt. Zur Arbeit kommt Wicht mit dem Auto, aber er lebt vom Fahrrad: Mifa montiert 644 000 Räder im Jahr und verkauft sie an Einzelhandelsketten wie Metro, Rewe oder Lidl oder rüstet die Deutsche Post aus. Der Umsatz liegt bei mehr als hundert Millionen Euro. Der ganz große Boom soll erst noch kommen: Die Zahl der Elektrofahrräder ist sprunghaft gestiegen. „Ich glaube, dass bei E-Bikes im Moment etwas ganz Großes entsteht“, sagt Wicht und macht ausnahmsweise eine kurze Pause. Davon soll Mifa profitieren – und Carsten Maschmeyer.

Der Mann aus Hannover ist immer auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten „Peter Wicht ist eine seltene Kombination aus Praktiker, Unternehmensführer und Kapitalmarkt-Mann“, schwärmt Maschmeyer. Der 53-Jährige hat einst den Finanzvertrieb AWD gegründet und ist damit sehr, sehr reich geworden. In der Affäre um Bundespräsident Christian Wulff spielte er eine Rolle, zusammen mit seiner Lebenspartnerin Veronica Ferres taucht er immer wieder in den Spalten der Klatschpresse auf. Er gehört zu den reichsten Deutschen, sein Vermögen wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Gerade hat Maschmeyer ein Buch herausgebracht: „Selfmade – erfolg reich leben.“ Beziehungen seien das halbe Leben, kann man dort lesen, ein Leben ohne Beziehungen sei „wie Tauchen ohne Sauerstoff“. Der Mann aus Hannover ist immer auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Er hat unter anderem eine Beteiligungsfirma Alstin, das steht für „Alternative Strategic Investments“, über die er bei hoffnungsvollen Unternehmen einsteigt, bei der BiotechFirma Biofrontera, beim chinesischen Onlinemusikdienst 88tc88 oder beim Internet-Startup Orderbird. Aber Fahrräder? „Wir beobachten den industriellen deutschen Mittelstand sehr genau. Und wir wählen gut aus“, sagt Maschmeyer. Paladin, eineandere seiner Holdings, fahndet bundesweit nachbörsennotierten und unterbewerteten Firmen, die ein gutes Geschäft sein könnten. Maschmeyer schickt seine Leute los, darunter auch einen Personalanalytiker, der die Qualität des Managements bewertet. Die Truppe wurde auf Mifa aufmerksam. Ein größeres Aktienpaket stand zum Verkauf, Wichts Partner, Michael Lehmann, wollte aussteigen. Maschmeyer traf sich mit Wicht. Die beiden kommen aus unterschiedlichen Welten, hier der glamouröse Jetset, dort der kleine ostdeutsche Unternehmer. „Ich kannte Maschmeyer bis dahin nur aus der Presse“, erzählt Wicht. Die Chemie zwischen den beiden stimmte offenbar sofort. „Ein fairer Partner“, lobt Wicht, Maschmeyer habe bei einem Meeting sofort einen Draht zu seinen leitenden Mitarbeitern gefunden: „Er hatte 15 skeptische Leute empfangen, 15 Fans sind am Ende wieder rausgegangen.“ Maschmeyer, der sich nicht ins Tagesgeschäft einmischen will, investierte geschätzt zwölf Millionen

„Egal, wie groß die Krise ist, Fahrrad wird immer gefahren“, verkündet Maschmeyer. In Sangerhausen laufen bei Mifa nahezu 700 000 Räder im Jahr vom Band. Euro. Inzwischen halten er und sein Familie 33 Prozent der Mifa-Aktien, Wicht 30 Prozent, der Rest ist in Streubesitz. Gerade erst hat Mifa erfolgreich das Kapital erhöht. Das Engagement sei langfristig, betont Maschmeyer, auch sein Sohn sei von Anfang an eingebunden. Seit dem Einstieg von Maschmeyer hat sich die Mifa-Aktie mehr als verdoppelt. „Egal, wie groß die Krise ist, Fahrrad wird immer gefahren“, sagt Maschmeyer. Es klingt wie ein Märchen: Das große Geld – mit der Montage von Fahrrädern am Hochlohn- und Hightech-Standort Deutschland? Älter kann old economy kaum sein. Mifa wurde 1907 gegründet, die ganz großen Zeiten sind lange vorbei. 1925 wurde der Italiener Alfredo Binda Weltmeister auf einem Mifa-Rennrad, dann ging es bergab. Zu DDR-Zeiten war Mifa ein Volkseigener Betrieb. „Wer Mifa fährt, fährt nie verkehrt, weil Mifa überhaupt nicht fährt“, wurde damals gespottet. Die Qualität war selbst für DDR-Verhältnisse armselig. 1989 stellten mehr als 1500 Menschen eine halbe Million Mifa-Räder her. Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Unternehmen an zwei Schweizer Investoren, die wollten im Sommer 1994 neu starten, scheiterten aber kläglich. Wicht, gelernter Feinmechaniker, der dann Betriebswirtschaft studierte, hatte sich damals in der Nach-Wende-Euphorie mit der Computerfirma Hyrican in der Nähe von Erfurt selbständig gemacht. Er war oft nach China unterwegs und saß eines Tages im Flugzeug neben dem Einkäufer ei-

ner großen Fahrradfirma. Der schwärmte von den profitablen Geschäften, Wicht war begeistert. Als Mifa 1995 wieder zum Verkauf stand, schlug er zu. Am 18. März 1996 kauften er und sein Partner die Firmenhülle und die Produktionsanlagen von der Treuhand, sie automatisierten die Fertigung, kauften gebrauchte Maschinen, ein altes Hochregallager und starteten die Belieferung der großen Discount-Ketten. „Wir wollten Geld verdienen“, sagt Wicht. 2004 ging die Firma sogar an die Börse – eine der wenigen Erfolgsgeschichten in Ostdeutschland. Angst vor der billigen Konkurrenz aus China hat Wicht nicht. „Es kostet alleine 20 Euro, ein Rad von China hierher zu transportieren“, sagt er. Diesen Vorteil holt er schnell raus. Im Büro von Ralf Poschmann, 54, am mittelalterlichen Marktplatz von Sangerhausen blickt Joachim Gauck von der Wand. Das Porträt des Bundespräsidenten hängt erst seit einigen Wochen hier. Poschmann ist Oberbürgermeister des kleinen Städtchens im Südharz. Er ist ein freundlicher Mann, trägt Jeans und oberhalb des Kinns hat er ein Frank-Zappa-Bärtchen. Bis zur Wende war er Lehrer für Mathe und Physik, dann ging er in die Politik, erst als Kämmerer, dann als Zweiter Bürgermeister. Seit zwei Jahren ist der CDU-Mann Oberbürgermeister, der erste, der nicht von den Linken ist. Und seit Mitte Mai ist er Vorsitzender des Mifa-Aufsichtsrats. Sangerhausen und die Region MansfeldSüdharz, eine Stunde östlich von Halle – das ist Niemandsland in der Mitte von Deutschland. In kaum einer anderen Regi-

Scheich Valentino Das Emirat Katar will das italienische Modehaus übernehmen – und so für neue Kunden sorgen Rom – Für die Roben aus dem Haus Valentino, die vor ein paar Tagen beim Defilee von lauter mit strengen Haarknoten frisierten Mannequins über den Laufsteg getragen wurden, hat es von Modeexperten ordentlich Komplimente gegeben. Vielleicht gibt dieser Kritikererfolg für die jüngste Kollektion fließender, hocheleganter und luxuriöser Modelle nun den letzten Ausschlag für den Besitzerwechsel des berühmten römischen Modehauses. Rund 700 Millionen Euro sollen britischen Berichten zufolge für Valentino geboten worden sein. Die Marke, die auch schon Mitglieder von Königshäusern gekleidet hat, soll demnach auch an ein Königshaus gehen: das des arabischen Emirats Katar. Stefano Sassi, Chef der Permira-Gruppe, zu der das Modehaus gehört, hat in einem Kommuniqué bisher nur Verhandlungen bestätigt: „Valentino stellt ein wachsendes Interesse mehrerer potentieller Käufer fest“, heißt es da, und dass es im Laufe des Juli zu einem Abschluss kommen könnte, der ein besonderes Interesse für das Potential der Marke auf lange Sicht habe. Für die jüngsten Erfolge von Valentino ist schon seit mehr als vier Jahren das römische Designer-Paar Maria Grazia Chiuri und Pierpaolo Piccioli verantwortlich, die den Namen Valentino nach einer Schwächeperiode wieder unter die ultraschicken Labels gebracht hat. Der Gewinn soll ver-

gangenes Jahr bei mehr als 22 Millionen Euro gelegen haben. Maestro Valentino selbst, im Mai gerade 80 Jahre alt geworden, hat schon 2008 seine letzte Kollektion abgeliefert und sein Lebenswerk verkauft. Es ging an die Investorengruppe Permira – zu der auch Hugo Boss gehört. Was Valentino in einem halben Jahrhundert entworfen hat und in seinem Studio an Roms Piazza Miganelli schneidern ließ, machte ihn zu einem der legendärsten Modeschöpfer und seine Marke zu einer der

Valentino hat gerade seine Winterkollektion in Paris präsentiert. FOTO: AFP

begehrtesten und exklusivsten Marken der Welt. Als 17-Jähriger ging Valentino Clemente Ludovico Garavani aus der lombardischen Kleinstadt Voghera in Italiens Modemetropole Mailand, um das Handwerk zu lernen. Was danach kam, ist Geschichte. In Paris arbeitete er unter anderem bei Guy Laroche, 1959 eröffnete er in Roms teuerster Modestraße, der Via Condotti, sein erstes Atelier und tat sich mit seinem Geschäfts- und Lebenspartner Giancarlo Giammetti zusammen. Er kam mitten in die Ära, als Rom Treffpunkt von VIPs und Filmstars aus aller Welt war, die an der Via Veneto dem Dolce Vita frönten. Die Berühmtheiten, die Valentino trugen, lassen sich kaum aufzählen. Elizabeth Taylor war eine derersten Kundinnen; weltweit Furore machte das revolutionäre MiniBrautkleid von Valentino, das Jackie Kennedy trug, als sie den Milliardär Aristoteles Onassis heiratete. Markenzeichen von Valentinos Roben war aber nicht bräutliches Weiß, sondern leuchtendes Rot. Seine Nachfolger sind auf leuchtendes Blau umgeschwenkt – und es heißt, der stets mit einem Rudel Möpse reisende Maestro Valentino sei sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Sollten es wirklich die in Doha regierenden Scheichs von Katar sein, die das Unternehmen kaufen, kommen aus den Kreisen ihrer Untertanen sicherlich noch ValentinoKunden dazu. ANDREA BACHSTEIN

on ist die Arbeitslosigkeit so hoch wie hier: Im Juni lag die Quote bei 13,7 Prozent, mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. In den vergangenen Jahren erreichte der Wert aber auch schon mal trostlose 30 Prozent. Der Deutschland-Aufschwung der vergangenen zwei Jahre – er ist hier nicht angekommen. Früher gab es Bergbau, mehr als 6000 Menschen bauten Kupferschiefer ab. Doch damit war mit der Wende schlagartig Schluss. Geblieben ist eine riesige kegelförmige Abraumhalde, von überall aus zu sehen. Poschmann kennt Maschmeyer nicht persönlich – noch nicht. „Ich werde den

„Ein fairer Partner“: Investor Carsten Maschmeyer. FOTO: SCHELLNEGGER

Kontakt suchen“, sagt er. Der Einstieg des bekannten Investors sei nicht nur gut für Mifa, sondern für die ganz Region: „Seitdem werden wir als Industriestandort bundesweit wahrgenommen“, glaubt der Bürgermeister, der am Stadtrand ein riesiges Industriegebiet mit 260 Hektar plant, aber noch keinen einzigen Investor dafür hat. Die Euphorie ist schon da: „Die Leute haben hier schon Veronica Ferres beim Kaffee trinken gesehen, aber das war gar nicht so“, erzählt der Bürgermeister. „Die Hoffnung ist sehr groß, die Menschen hier greifen nach jedem Strohhalm.“ Und wenn es nur der Name Maschmeyer ist. In den vergangenen zwanzig Jahren sind viele tausend Menschen weggegangen. Die Einwohnerzahl von Sangerhausen lag 1990 bei mehr als 32 000, heute sind es gerade noch 21 000 – trotz der vieler Eingemeindungen. Besonders die Jungen sind fort, jetzt sind die Über-Fünfzig-Jährigen in der Mehrheit: „Das ist die zweite Welle der demografischen Entwicklung“, sagt Poschmann, lächelt hilflos. Schon steht eine Grundschule zur Disposition. 20 Prozent der Wohnungen in Sangerhausen stehen leer, obwohl bereits bis zu 3000 Wohnungen abgerissen worden sind. Im Schaufenster der Sparkasse wird ein 200-Quadratmeter-Haus für 139 000 Euro angeboten. Hier ist nicht viel – abgesehen vom Rosarium, der weltweit größten Rosensammlung. Mifa mit knapp 500 Mitarbeitern ist der größte industrielle Arbeitgeber in der Region und der größte Zahler von Gewerbesteuer. „Die Verbindung zu Mifa ist wichtig für uns“, sagt Bürgermeister Poschmann.

FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DAPD

Ob Maschmeyer all diese Probleme lösen kann? Er kennt zumindest erstaunlich viele Details, wenn er von seinem Investment bei Mifa spricht. „Die Elektro-Mobilität wird zunehmen“, glaubt er. „Geschäftsleute wollen morgens nicht durchgeschwitzt im Büro ankommen.“ Erst vor wenigen Monaten hat Mifa die Berliner Firma Grace übernommen. Als der Deal perfekt war, schickte Maschmeyer Unternehmenschef Wicht einen Blumenstrauß. Nun stellt

Der Oberbürgermeister ist auch Vorsitzender des Aufsichtsrats Mifa für die Daimler-Firma Smart das neue E-Bike her – ein Prestigeauftrag. 25 Stundenkilometer schnell soll das Rad sein, die Batterie ist elegant im Rahmen versteckt. Knapp 3000 Euro wird ein SmartFahrrad kosten und in allen Daimler- und Smart-Niederlassungen erhältlich sein. Das soll der Durchbruch werden, auch für Mifa. Die Qualitätsanforderungen von Daimler seien hoch, berichtet Wicht. Doch das sei zu schaffen. Und der Markt wächst: Der Auto Club Europa (ACE) berichtete, dass der Verkauf von Elektrorädern 2011 um mehr als 55 Prozent gestiegen sei, insgesamt seien 310 000 Stück verkauft worden. In Sangerhausen fährt dagegen kaum jemand mit dem Fahrrad. Zu viel holpriges Kopfsteinpflaster, zu viele Hügel. „Das hier ist schwere Kost für Fahrradfans“, lacht Bürgermeister Poschmann. Aber mit E-Bikes könnte sich sogar das ändern.

Spezial: InnovationCity Ruhr Themen

Termine

Der Initiativkreis City Ruhr macht ernst mit Klimaschutz und Energieeffizienz. Ziel ist es, das gesamte Ruhrgebiet mittel bis langfristig zu einer Niedrigenergieregion zu machen. In der Pilotphase ist Bottrop zunächst Musterstadt, in der Energiesparprojekte und innovative Umwelttechnologie auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden sollen.

Erscheinungstermin: 29. August 2012

Bottrop wird zur Musterstadt der Zukunft: Was steckt hinter der Idee Innovation City, wer sind die Initiatoren, wer macht mit, was sind die wichtigsten Projekte – ein Überblick. Von wegen Hinterwäldler: Auch an den klassischen (und teilweise ziemlich zurückgebliebenen) Zechensiedlungen in Bottrop geht die „Zukunftsstadt“ nicht vorbei. Die Welheimer Mark bedient alle gängigen Klischees über den „Ruhrpott“. Jetzt geht es ab ins 21. Jahrhundert: „Zero Emission Park“ geht den alten Bottropern noch nicht so leicht über die Lippe. Aber sie verstehen, was damit gemeint ist: Gebäudesanierungen, innovative Energieversorgung. Vorreiter sein, das macht den Bottropern Spaß – eine Reportage aus dem Revier.

Anzeigenschluss: 14. August 2012 (Änderungen vorbehalten)

Kontakt Süddeutsche Zeitung Anzeigenverkauf Sonderthemen Telefon (089) 21 83-5 83 Telefax (089) 21 83-82 16 sonderthemen@sueddeutsche.de www.sz-sonderthemen.de

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SZ-GEDENKEN.DE

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157

Das Trauerportal der SĂźddeutschen Zeitung Frei sei der Geist, FrĂśhlich das Herz, Heilig die Pflicht.

Wir haben viel zu frĂźh einen ganz besonderen Menschen verloren. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist meine liebe Frau, unsere Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester und Oma eingeschlafen.

Dr. med. Gertraud GräĂ&#x;el geb. Kerschensteiner akad. Direktorin * 5. 9. 1925

Dr. med. Christa Maczey

+ 7. 7. 2012

Friedhofverwaltung – Telefon 2319901 heute, Dienstag, 10. Juli 2012

geborene Kade * 22. 9. 1945 + 6. 7. 2012

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied FasanenstraĂ&#x;e 141 82008 Unterhaching

In Liebe nehmen Abschied: Dieter Susanne, Christian, Markus und Roberta mit Kindern Mitzi, Elfriede, Pauli, Klaus und Helgard Doris und Herbert und alle weiteren AngehĂśrige und Freunde

Alfred GräĂ&#x;el Wolfgang und Petra GräĂ&#x;el mit Maximilian und Korbinian Florian und Martina GräĂ&#x;el mit Ronja, Serafina und Rix

Trauerfeier am Freitag, den 13. Juli 2012, um 9.45 Uhr im Neuen SĂźdfriedhof, MĂźnchen.

Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz: Feuerbestattung:

10.30 Jaeger Elisabeth, Sekretärin, 93 Jahre Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz: Urnentrauerfeier:

13.00 Dimmling Olga,Verkäuferin, 73 Jahre Westfriedhof: Erdbestattungen:

Die Trauerfeier findet am Montag, dem 16. Juli 2012, um 8.45 Uhr in der Aussegnungshalle im Friedhof Obermenzing, BergsonstraĂ&#x;e 34, 81245 MĂźnchen, statt.

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Mein Lebenskreis hat sich geschlossen. Was bleibt, sind Erinnerungen an mich als frĂśhlichen und . . . Menschen

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12.45 Scheuermann Hans, Konditor, 78 Jahre

13.00 Fischer Walter, Schreiner, 74 Jahre 14.00 Dilger Maria, Angestellte, 83 Jahre Ostfriedhof, Krematorium:

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied: Walburga, Mutter Doris und Richard mit Christopher und Ramona Petra mit Franziska Willi und Ariane mit Katharina, Leonie und Samuel Sina im Namen aller AngehĂśrigen

MĂźnchen Bidingen

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Am 25. Juni 2012 verstarb im 82. Lebensjahr

Herr Wolfram W. Karnowski

Der Sterberosenkranz ist am Freitag, dem 13. Juli 2012, um 19.30 Uhr. Der Gottesdienst mit anschlieĂ&#x;ender Beerdigung ist am Samstag, dem 14. Juli 2012, um 10.30 Uhr in 87651 Bidingen. Auf Wunsch der Verstorbenen bitte anstelle von Blumen oder Kränzen eine Spende an den Verein Hilfe zur Selbsthilfe Munyu/Kenia e.V., BLZ 630 200 86 bei der Hypo-Vereinsbank WeiĂ&#x;enhorn, Kto.-Nr. 310 909 815, Kennwort Josephine MeĂ&#x;mer.

Direktor und Generalbevollmächtigter i.R. der Mßnchener Rßckversicherungs-Gesellschaft

10.00 Neubert Lissa Nina, Sängerin, 82 Jahre 14.30 Lohmeyer Lisa, Schßlerin, 18 Jahre Ostfriedhof, Krematorium: Urnentrauerfeiern:

8.30 Slansky Margarete, Hausfrau, 86 Jahre 9.15 Takacs Ioan, 45 Jahre Friedhof am Perlacher Forst: Urnentrauerfeier:

9.00 Rixner Hildegard, Hausfrau, 88 Jahre Neuer SĂźdfriedhof: Urnentrauerfeiern:

9.45 11.15 13.00 13.45

Protzek Werner, Steiger, 79 Jahre Aistleitner Ingeborg, Hausfrau, 78 Jahre Dietrich Sofie, Hausfrau, 92 Jahre Kosiec Maria, Angestellte, 65 Jahre

Friedhof Aubing: Erdbestattungen:

14.30 Zierl Georg, Diplomingenieur, 92 Jahre 15.00 Berger Katharina, Hausfrau, 81 Jahre Friedhof Freimann:

Wir nehmen Abschied von unserem Kollegen, der bis zu seinem Ăœbertritt in den Ruhestand 36 Jahre erfolgreich in verantwortlicher leitender Position fĂźr unsere Gesellschaft tätig war.

Niemand kennt den Tod. Es weiĂ&#x; auch keiner, ob er nicht das grĂśĂ&#x;te Geschenk fĂźr den Menschen ist.

Nach seinen Stationen im Ausland, bei denen er entscheidende Aufbauarbeit leistete, war er mehr als zweieinhalb Jahrzehnte Leiter unseres Länderbereichs Mittelost, Fernost und Australien/Neuseeland in MĂźnchen. Mit fundiertem Fachwissen, diplomatischem Geschick, groĂ&#x;em persĂśnlichen Engagement und EinfĂźhlungsvermĂśgen hat er unermĂźdlich dazu beigetragen, unsere Gesellschaft auf ihrem Weg voranzubringen und ihr Ansehen bei unseren weltweiten Kunden und Partnern nachhaltig zu stärken.

Sokrates

Richard Petersen * 5. 2. 1941

Wir gedenken seiner in hoher Wertschätzung und groĂ&#x;er Dankbarkeit. MĂźnchener RĂźckversicherungs-Gesellschaft

+ 8. 7. 2012

„Der Tod ist das Licht am Ende eines mĂźhevoll gewordenen Weges.“

ist nach einem erfĂźllten Leben und tapferen Kampf gegen die tĂźckische Krankheit am 6. Juli 2012 von uns gegangen. Wir sind dankbar fĂźr die gemeinsame Zeit und werden ihren Frohsinn sowie auch die vor kurzem ausgesprochene Empfehlung „Esst Apfeltaschen und vertragt Euch!“ nicht vergessen. In Trauer und im Namen aller AngehĂśrigen: Dr. Johann Peter SchĂśttgen Ismene Sanaa-SchĂśttgen mit Mounir, Vroni, Lola und Elias Sanaa Dr. Jolande Goldberg und Familie Griseldis Joosten-Haas und Familie

Thornton Wilder.

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Steuerberaterin * 26. August 1959 + 2. Juli 2012

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Trauerhalle von AETAS, BaldurstraĂ&#x;e 39:

Friedhof Grasbrunn:

10.00 Gottesdienst in St. Ulrich mit anschlieĂ&#x;ender Beerdigung Mangstl Konrad, Maschinenschlosser, 84 Jahre 11.30 Eibl Eveline,Verkäuferin, 74 Jahre

Da i ein Land der Lebenden und ein Land der Toten. Und die Brßcke zwischen ihnen i die Liebe – das einzig Bleibende, der einzige Sinn.

Ulrike Ringleb

13.00 Ferenc Elisabeth, Kontoristin, 91 Jahre

14.00 Messe in St. Peter und Paul mit anschlieĂ&#x;ender Beerdigung Scherr Anna, Landwirtin, 82 Jahre

In Trauer nehmen wir Abschied von

+ 7. 7. 2012

Waldfriedhof Solln: Erdbestattung:

Waldfriedhof Haar:

Die Beerdigung findet am Donnerstag, dem 12. Juli 2012, um 11.00 Uhr auf dem Waldfriedhof in Taufkirchen statt.

Fritz Greiner

10.30 Aigner Johann, Schlossermeister, 86 Jahre

Kirchenfriedhof Aschheim:

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, dem 12. Juli 2012, um 10.30 Uhr im Waldfriedhof MĂźnchen, Neuer Teil, Eingang Lorettoplatz 3, statt.

Hannelore SchĂśttgen

Friedhof Riem, Alter Teil: Erdbestattung:

Bestattungen im Landkreis MĂźnchen

Franz von Assisi

Unsere geliebte „Ama“

9.00 Pfeifer Alfred, Hafner, 83 Jahre

11.00 Trauerfeier zur Feuerbestattung Tyc-Holm Liselotte, Filmkauffrau, 91Jahre

In Liebe: Brigitte Petersen Richard Petersen mit Familie Robert Petersen mit Familie Markus Petersen mit Familie Karl Petersen mit Familie

Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt.

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Dr. Lisl Scheppach geb. Tischler * 21.3.1927 7.7.2012

Breitbrunn/Ch, Eiselfing, MĂźnchen, den 10. Juli 2012 In stiller Trauer: Anita Enzinger, Tochter mit Evelyn, Laura und Trixi Rainer Scheppach, Sohn mit Marlene und Matthias Stefan Scheppach, Sohn, mit Karin im Namen aller AngehĂśrigen

Friedhof Hochmutting:

14.00 MĂźller Eckhard, Maschinenbauingenieur, 73 Jahre 15.45 Trauerfeier FlĂśrs Therese, Hausfrau, 96 Jahre Waldfriedhof HĂśhenkirchen:

14.00 Hunzinger Marianne, kaufmännische Angestellte, 87 Jahre Friedhof Neubiberg:

11.00 Spitzkopf Markus, Mechatroniker, 18 Jahre Parkfriedhof Ottobrunn:

13.00 Siegling Ursula, Schneiderin, 62 Jahre Friedhof Planegg:

9.00 Requiem in St. Elisabeth 10.00 Bestattung Rottner Anni, Hausfrau, 92 Jahre Waldfriedhof Taufkirchen:

14.00 Hornsby Berthold, Bundesbahnangestellter, 64 Jahre Friedhof Unterhaching:

12.30 Trauerfeier Rozehnal GĂźnther, Ingenieur, 83 Jahre

Trauergottesdienst morgen Mittwoch, den 11. Juli 2012, um 10 Uhr in der Pfarrkirche Breitbrunn/Ch. mit anschlieĂ&#x;ender Beerdigung im gemeindlichen Friedhof.

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Zeichen der Anteilnahme

VĂśllig unerwartet durch einen tragischen Autounfall aus dem Leben gerissen. Wir sind alle unendlich traurig und werden Dich immer in unseren Herzen tragen.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, dem 11. Juli 2012, um 11.00 Uhr im Friedhof Pullach, MĂźnchener StraĂ&#x;e 42, statt.

Nordfriedhof: Feuerbestattungen:

Ostfriedhof: Erdbestattungen:

Bestatterin aus Mßnchen-Solln * 30. März 1965 + 5. Juli 2012

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Klaus Ringleb, Kurt Ringleb Kristina, Stefan, Celina und Jasmin Hinterberger Heidi Seufert

11.00 KÜhler Dagmar, kaufmännische Angestellte, 65 Jahre

10.30 Kahl Wolfgang, Maschinenbautechniker, 50 Jahre 12.00 Hohn Christine, Hausfrau, 76 Jahre

Josephine MeĂ&#x;mer

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Die Trauerfeier findet am Donnerstag, dem 12. Juli 2012, um 13.00 Uhr im Krematorium im Ostfriedhof statt.

Keith Franz, 78 Jahre Boemke Elisabeth,Verlagsangestellte, 90 Jahre Buchberger Walburga, Hausfrau, 88 Jahre Metelko Eva,Verkäuferin, 87 Jahre

Nordfriedhof: Urnentrauerfeiern:

Nach langer, schwerer und mit Geduld ertragener Krankheit verstarb

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In Liebe und Dankbarkeit: Annemarie Greiner Manfred Greiner mit Familie Evi Kohlschmid mit Familie

13.00 14.00 14.30 15.00

Westfriedhof: Feuerbestattung:

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* 24. 3. 1921

Bestattungen Landeshauptstadt MĂźnchen

Die Landeshauptstadt Mßnchen, Städtische FriedhÜfe, bittet um telefonische Mitteilung, wenn Sie AngehÜrige fßr nachfolgend genannte Verstorbene kennen: Name Miehe

Vorname Ingo

Alter 69 Jahre

Sterbedatum 2. 7. 2012

Sachdienliche Hinweise an Telefon-Nr. 0 89/2 31 99-275 oder -278.

Nicht nur bei den Trauerfeierlichkeiten in der Kirche und während der Beisetzung sind frische Blumen ein wichtiges Zeichen der Anteilnahme. Blumen auf dem Grab sagen zu jeder Zeit „wir denken an Dich“. SträuĂ&#x;e und Gestecke sind zu jeder Jahreszeit verfĂźgbar, sie sind nicht nur bunt und duftig, sondern auch die individuellste MĂśglichkeit, Trauer und Anteilnahme auszudrĂźcken. Kein StrauĂ&#x; gleicht dem anderen. Wer die Lieblingsblumen des Verstorbenen kennt, wird diese wählen.


GELD Anleger haben keine Lust auf Risiko

1 Jahr: -3,6% Vortag: -0,2% 9.7.2012 Schluss: 10423,76

(Angaben in Punkten)

Dax 30 (* = Euro Stoxx 50 Werte) Divi- Schluss Schluss dende 09.07. 06.07. Dax Adidas Allianz* BASF* Bayer* Beiersdorf BMW* Commerzbank Daimler* Deutsche Bank* Deutsche Börse Deutsche Post Dt. Telekom* Eon* Fres.Med.Care Fresenius SE Heidelb.Cement Henkel Vz Infineon K+S Linde Lufthansa MAN Merck KGaA Metro Münchener Rück* RWE* SAP* Siemens* Thyssen-Krupp Volkswagen Vz*

– 1,00 4,50 2,50 1,65 0,70 2,30 – 2,20 0,75 3,30 0,70 0,70 1,00 0,69 0,95 0,35 0,80 0,12 1,30 2,50 0,25 2,30 1,50 1,35 6,25 2,00 0,75+0,35 3,00 0,45 3,06

6387,57 57,35 78,01 55,46 57,11 51,84 56,39 1,25 35,30 27,13 42,46 14,04 8,54 16,92 56,20 83,80 37,52 54,46 5,15 36,49 115,20 9,44 79,85 78,62 20,43 111,40 32,78 44,71 66,44 13,42 130,80

Tagesveränderung in%

6410,11 57,63 77,88 56,10 57,10 52,31 56,42 1,25 35,34 27,39 42,82 14,01 8,50 16,84 55,90 83,61 37,45 54,59 5,21 36,70 116,60 9,27 80,31 78,60 21,80 111,60 32,79 45,55 66,64 13,13 130,90

-0,35 -0,49 +0,17 -1,14 +0,02 -0,90 -0,05 +0,16 -0,10 -0,93 -0,83 +0,25 +0,48 +0,45 +0,54 +0,23 +0,19 -0,24 -1,23 -0,59 -1,20 +1,78 -0,57 +0,03 -6,28 -0,18 -0,03 -1,84 -0,30 +2,21 -0,08

Tages- 52-WochenHoch/Tief Hoch/Tief 6421/6376 57,82/57,01 78,75/77,16 55,99/55,20 57,47/56,70 52,52/51,76 56,66/55,85 1,26/1,24 35,63/35,10 27,46/26,95 43,10/42,30 14,10/13,97 8,61/8,51 17,05/16,76 56,64/55,76 84,62/83,13 37,86/37,00 55,06/54,35 5,21/5,13 36,78/36,31 117/115 9,58/9,28 80,80/79,32 78,86/78,21 21,80/20,26 112/111 33,04/32,66 45,80/44,65 66,89/66,07 13,54/13,02 131/129

7349/5072 63,16/43,95 94,88/57,47 68,50/43,66 58,38/36,82 53,52/39,35 73,76/45,04 2,82/1,15 53,27/29,16 39,50/21,40 54,01/36,13 14,83/9,13 10,84/7,71 19,50/12,88 57,03/45,41 83,61/62,88 46,35/24,57 56,71/36,90 7,88/5,10 56,57/30,40 136/96,16 14,64/8,02 102/52,51 86,55/56,82 40,54/21,80 117/79,55 37,85/21,77 54,51/34,26 94,15/63,06 32,42/11,58 151/88,54

KGV Gesamt2012 umsatz – 15 7 9 12 26 7 5 7 5 9 11 12 12 15 16 12 15 12 11 14 19 14 11 7 8 8 15 10 14 7

Marktwert

2361125 53967 133862 173680 141288 18455 104722 51385 124834 165895 37803 35847 83099 138909 28882 34540 28953 31851 39633 38813 80903 35527 17023 18929 88507 66342 73266 174405 161666 70291 107849

– 12,00 35,52 50,94 47,23 13,06 33,95 7,00 37,64 25,22 8,28 16,97 36,92 33,85 16,86 10,81 7,04 9,70 5,60 6,98 19,70 4,32 11,26 5,08 6,62 19,98 18,87 54,89 60,74 6,90 22,25

KGV Gesamt2012 umsatz

Marktwert

MDax Divi- Schluss Schluss dende 09.07. 06.07. MDax Aareal Bank Aurubis Baywa vink. Na Bilfinger Berger Boss Brenntag Celesio Continental Deutz Douglas Dt. Euroshop Dt. Wohnen Dürr EADS Elring-Klinger Fielmann Fraport Fuchs Petrol. Vz Gagfah Gea Group Gerresheimer Gerry Weber Gildemeister GSW Immobilien Hamburger Hafen Hannover Rück Hochtief Kabel Deutschland Klöckner & Co Krones KUKA Lanxess Leoni MTUAeroEngines ProSiebenSat1Vz Puma Rational Rheinmetall Rhön-Klinikum Salzgitter SGL Carbon Sky Deutschland Springer Stada Arznei Südzucker Symrise TUI Vossloh Wacker Chemie Wincor Nixdorf

Tagesveränderung in%

–10423,7610448,74 – 13,00 13,35 1,20 37,92 38,27 0,60 28,58 28,49 3,40 63,68 63,74 2,89 73,92 75,99 2,00 87,10 87,75 0,25 13,39 13,21 1,50 67,12 68,56 – 3,76 3,97 1,10 32,03 31,53 1,10 28,64 28,69 0,23 13,00 13,20 1,20 49,87 50,27 0,45 28,50 28,04 0,58 19,64 19,60 2,50 70,49 71,71 1,25 43,51 43,32 1,00 43,56 43,66 0,10 7,92 7,53 0,55 21,96 21,84 0,60 37,00 37,04 0,65 31,61 31,94 0,25 12,83 13,34 – 28,00 28,00 0,65 19,59 19,99 2,10 46,90 46,90 – 38,71 38,85 – 47,58 48,35 – 7,49 7,56 0,60 42,11 41,21 – 18,54 18,42 0,85 53,13 53,82 1,50 30,75 31,18 1,20 60,26 58,90 1,17 17,60 18,15 2,00 220,50 224,10 5,50 186,00 186,20 1,80 37,32 37,53 0,45 17,10 16,70 0,45 29,83 31,13 0,20 30,75 30,99 – 2,90 2,90 1,70 34,88 35,00 0,37 25,84 25,35 0,55 27,60 27,76 0,62 24,60 24,07 – 4,54 4,62 2,50 66,64 65,98 2,20 54,99 54,76 1,70 27,09 27,93

-0,24 -2,62 -0,90 +0,32 -0,09 -2,72 -0,74 +1,36 -2,10 -5,36 +1,59 -0,16 -1,52 -0,80 +1,64 +0,20 -1,70 +0,44 -0,22 +5,24 +0,55 -0,11 -1,02 -3,82 -2,00 -0,01 -0,35 -1,60 -0,89 +2,20 +0,65 -1,28 -1,40 +2,31 -3,00 -1,61 -0,11 -0,56 +2,40 -4,16 -0,76 -0,07 -0,34 +1,93 -0,58 +2,20 -1,65 +1,00 +0,42 -3,03

Tages- 52-WochenHoch/Tief Hoch/Tief 10475/10401 13,50/12,99 38,56/37,79 28,77/28,34 63,93/63,34 76,49/73,80 88,59/86,84 13,57/13,05 68,87/66,98 3,97/3,75 32,19/31,62 28,98/28,44 13,15/12,91 50,60/49,30 28,62/27,84 19,66/19,48 72,05/68,75 43,74/43,13 44,06/43,33 7,92/7,47 22,27/21,93 37,30/36,71 32,05/31,45 13,45/12,62 28,10/27,73 20,17/19,59 47,28/46,56 39,06/38,22 48,60/47,36 7,61/7,41 42,61/41,23 18,85/18,28 53,49/52,68 31,37/30,54 60,68/58,81 17,80/17,28 225/220 190/185 37,83/37,09 17,35/16,70 31,25/29,81 31,29/30,72 2,91/2,84 35,20/34,64 25,92/25,20 27,97/27,34 24,62/23,96 4,63/4,50 67,39/65,75 55,28/54,05 27,92/27,05

10931/7783 22,15/9,48 45,47/34,55 32,82/24,05 76,64/52,18 83,00/75,99 94,10/64,11 15,65/9,29 75,13/39,44 7,15/3,23 36,70/25,39 30,19/22,94 13,34/9,15 51,50/22,67 31,17/19,81 25,20/15,15 80,07/65,07 57,74/37,61 45,95/28,72 7,70/3,62 26,28/16,33 38,10/29,14 33,16/18,77 15,55/8,69 28,23/20,24 28,97/19,29 48,39/29,31 58,86/36,50 49,54/33,16 20,71/7,45 59,06/33,87 19,69/12,50 63,05/32,97 42,22/21,69 64,33/42,07 19,83/11,49 274/199 194/154 64,43/30,35 22,10/13,67 53,47/31,13 47,27/29,87 3,55/1,37 39,52/24,50 27,79/14,40 28,07/19,23 24,68/16,43 7,15/3,14 89,60/63,36 145/50,94 47,57/26,58

– 7 9 12 11 16 13 11 8 7 20 18 19 11 15 13 22 17 17 24 11 15 19 10 18 15 8 12 27 12 14 15 9 6 14 9 13 23 7 15 10 21 – 12 10 15 17 8 14 12 8

339462 4868 4855 431 4796 11123 16399 5296 24640 3283 876 3195 4667 3466 2425 1415 8061 3173 2485 3240 18087 5789 2563 4601 3272 1199 6469 7327 11593 6439 2066 1568 31411 7146 13220 9946 3413 555 7839 19283 12526 1833 5292 3745 7470 10970 10511 3960 3369 4516 2792

– 0,78 1,70 0,94 2,93 5,20 4,49 2,28 13,42 0,45 1,26 1,48 1,33 0,86 23,42 1,24 2,96 4,00 1,55 1,78 4,04 1,16 1,45 0,77 1,15 1,37 5,66 2,98 4,28 0,75 1,33 0,63 4,42 1,00 3,13 1,93 3,33 2,11 1,48 2,36 1,79 2,16 2,26 3,45 1,52 5,23 2,91 1,14 0,89 2,87 0,90

KGV Gesamt2012 umsatz

Marktwert

TecDax Divi- Schluss Schluss dende 09.07. 06.07. TecDax Adva Aixtron Bechtle Cancom IT Carl Zeiss Med. Dialog Semicon. Drägerwerk Vz Drillisch Euromicron Evotec Freenet Gigaset Jenoptik Kontron Morphosys Nordex Pfeiffer Vac PSI Qiagen QSC Sartorius Vz Singulus Techn. SMA Solar Techn. Software AG Solarworld Stratec Bio. Süss MicroTec United Internet Wirecard Xing

Tagesveränderung in%

– 752,90 756,63 – 4,54 4,47 0,25 11,26 11,40 1,00 30,63 30,81 0,30 14,20 14,27 0,30 20,00 19,65 – 15,14 15,20 0,19 77,48 77,96 0,70 7,49 7,59 1,15 20,30 19,47 – 2,11 2,10 1,00 12,05 12,04 – 1,82 1,79 0,15 5,12 5,08 0,20 4,78 5,10 – 18,06 18,20 – 3,11 3,13 3,15 80,02 81,75 0,25 16,19 15,77 – 13,80 13,61 0,08 2,26 2,22 0,82 51,20 51,04 – 2,03 2,00 1,30 24,78 25,88 0,46 23,19 23,51 0,09 1,25 1,31 0,55 33,80 34,19 – 8,61 8,78 0,30 13,60 13,65 0,05+0,05 15,35 15,57 0,56 46,03 46,45

Tages- 52-WochenHoch/Tief Hoch/Tief 758/751 4,58/4,44 11,46/11,23 31,08/30,63 14,38/14,13 20,04/19,47 15,33/15,04 78,10/77,10 7,63/7,48 20,33/19,61 2,13/2,10 12,11/11,89 1,82/1,71 5,12/4,99 5,10/4,65 18,38/17,95 3,20/3,08 81,79/79,82 16,19/15,97 13,89/13,59 2,26/2,20 51,89/51,01 2,05/1,98 25,98/24,75 23,70/23,07 1,33/1,25 34,11/33,70 8,89/8,52 13,73/13,56 15,63/15,30 46,69/46,03

-0,49 +1,68 -1,27 -0,58 -0,49 +1,78 -0,43 -0,62 -1,32 +4,29 +0,38 +0,08 +1,68 +0,73 -6,27 -0,77 -0,89 -2,12 +2,70 +1,36 +1,80 +0,31 +1,55 -4,25 -1,36 -4,29 -1,14 -1,86 -0,33 -1,41 -0,90

878/626 5,59/3,08 21,41/8,37 35,10/23,48 14,56/6,74 21,11/12,97 18,74/11,01 89,30/61,37 9,60/5,00 23,00/15,93 2,93/1,72 13,34/6,97 3,60/1,29 6,22/4,30 7,56/4,45 21,50/15,89 6,06/2,65 94,85/59,67 22,75/13,66 13,84/9,25 3,10/1,67 55,70/26,46 3,80/1,72 77,12/23,33 42,06/22,25 8,32/1,31 36,18/26,74 11,23/5,57 15,09/11,01 15,68/9,97 63,00/39,88

– 16 80 10 10 22 14 12 8 8 23 11 6 10 9 79 – 15 22 14 11 15 12 10 11 10 20 18 15 25 21

42395 488 4508 545 187 1837 3421 461 956 485 151 3799 495 286 1561 195 545 1160 103 4304 621 466 162 1242 6241 535 395 781 2090 4161 211

– 0,22 1,15 0,64 0,15 1,63 0,98 0,49 0,40 0,14 0,25 1,54 0,09 0,29 0,27 0,42 0,23 0,79 0,25 3,23 0,31 0,48 0,10 0,86 2,01 0,14 0,39 0,16 2,92 1,72 0,25

KGV Gesamt2012 umsatz

Marktwert

SDax Divi- Schluss Schluss dende 09.07. 06.07. SDax Air Berlin Alstria Office Amadeus Fire Balda Bauer Bertrandt Biotest Vz. Catoil Centrotec CeWe Color Comdirect Constantin Med. CTS Eventim Delticom DIC Asset Dt. Beteilig. Gesco Ind. GfK SE Grammer Grenkeleasing H&R Hamborner Reit Hawesko Heidelb.Druck Highlight Hornbach Hld. Indus Hld. IVG Immobilien Jungheinrich Vz Koenig & Bauer KWS Saat MLP MVV Energie Norma Group Patrizia Immo. Praktiker Prime Office REIT SAF Holland Schaltbau Schuler Sixt SKW Stahl Ströer TAG Immob. Takkt Tipp24 Tom Tailor VTG Wacker Neuson Zooplus

Tagesveränderung in%

– 4834,08 4857,75 – 1,80 1,77 0,44 8,21 8,30 2,84 35,95 36,05 1,30 5,04 5,10 0,60 17,80 17,45 1,70 57,53 58,85 0,50 39,68 38,90 0,10 4,97 5,01 0,10 12,44 12,28 1,40 29,35 29,50 0,56 7,20 7,22 – 1,44 1,47 0,44 24,48 24,93 2,95 49,80 51,80 0,35 6,18 6,31 0,4+0,4 15,60 15,89 2,00 62,31 62,09 0,65 38,30 39,00 0,40 13,84 14,10 0,75 48,80 48,17 0,60 13,55 13,70 0,40 6,60 6,80 1,60 37,85 37,44 – 1,04 1,08 3,67 3,55 0,17 CHF 0,67 55,50 55,55 1,00 20,15 20,02 – 1,63 1,64 0,76 21,81 22,13 – 13,30 13,25 2,1+0,2 205,50 206,95 0,60 4,70 4,82 0,90 21,10 20,60 0,60 17,75 17,79 – 4,58 4,67 – 1,27 1,24 0,23 3,25 3,25 – 4,27 4,35 1,80 80,65 80,00 – 20,31 20,32 0,6+0,15 13,23 13,43 0,50 13,00 12,69 – 8,18 8,40 0,20 7,74 7,56 0,32 10,00 9,98 – 38,23 37,50 0,17 13,25 13,20 0,35 12,85 12,89 0,50 11,21 11,44 – 27,27 27,68

-0,49 +1,53 -1,08 -0,28 -1,18 +2,01 -2,24 +2,01 -0,80 +1,30 -0,51 -0,32 -1,98 -1,79 -3,86 -2,03 -1,83 +0,35 -1,79 -1,84 +1,31 -1,09 -2,97 +1,10 -4,25 +3,50 -0,09D +0,65 -0,67 -1,45 +0,38 -0,70 -2,49 +2,45 -0,20 -2,01 +2,10 +0,03 -1,84 +0,81 -0,02 -1,49 +2,44 -2,57 +2,38 +0,22 +1,93 +0,38 -0,27 -2,05 -1,50

Tages- 52-WochenHoch/Tief Hoch/Tief 4863/4821 1,80/1,73 8,32/8,20 36,05/35,68 5,16/4,98 17,91/17,50 58,61/57,42 39,68/38,94 5,10/4,91 12,44/12,27 29,80/29,35 7,26/7,12 1,48/1,41 24,91/24,30 51,38/49,55 6,30/6,10 16,46/15,51 62,99/62,10 39,00/38,30 14,19/13,69 48,93/48,24 13,78/13,55 6,79/6,57 38,30/36,65 1,11/1,03 3,67/3,53 55,82/54,70 20,35/20,03 1,67/1,62 22,26/21,74 13,32/13,21 207/206 4,85/4,60 21,21/20,65 17,90/17,66 4,64/4,58 1,31/1,24 3,26/3,05 4,35/4,22 81,35/80,01 20,38/20,28 13,43/13,12 13,00/12,61 8,53/8,17 7,74/7,50 10,10/9,90 38,23/37,30 13,25/13,04 13,00/12,80 11,49/11,21 27,81/27,27

Wechselkurse 09.07. Land

W

Australien Brasilien China Dänemark Großbritann. Hongkong Japan Kanada Neuseeland Norwegen

AUD BRL CNY DKK GBP HKD JPY CAD NZD NOK

Sorten* Sorten* Devisen Devisen Verk. Ank. Geld Brief 1,1374 2,0990 6,5153 7,0085 0,7587 8,5713 93,365 1,1925 1,3992 7,1124

1,2857 2,8970 9,0339 7,8685 0,8361 10,487 103,56 1,3332 1,7035 7,9297

1,2083 2,4949 7,8260 7,4381 0,7928 9,5406 97,996 1,2556 1,5459 7,4933

1,2085 2,5029 7,8460 7,4394 0,7931 9,5419 98,001 1,2559 1,5463 7,4968

5490/4133 3,22/1,48 10,71/7,64 38,55/24,05 9,07/3,03 30,26/16,04 62,13/33,11 49,50/35,60 6,62/3,65 20,80/10,61 35,00/25,78 8,86/6,38 1,90/1,20 29,49/20,11 82,51/51,20 8,10/4,90 19,52/14,01 72,49/54,20 40,30/27,57 18,55/10,87 50,40/33,79 20,16/13,17 7,73/6,10 39,25/31,90 2,45/1,01 4,43/3,04 61,38/44,35 23,72/16,95 5,19/1,27 29,90/17,80 16,13/9,50 208/131 6,95/4,25 27,97/19,50 20,37/11,65 5,10/3,06 3,66/1,10 6,30/2,80 8,89/3,18 84,41/60,64 20,45/7,65 20,29/12,55 18,54/11,11 20,16/7,47 8,00/5,70 11,73/8,25 45,41/28,00 15,47/9,77 19,35/11,34 13,45/8,35 66,00/25,00

– – 15 14 101 11 11 16 14 10 9 13 14 19 15 17 18 9 13 6 16 10 26 17 – 5 11 7 54 7 12 19 9 14 9 16 – 9 5 10 14 8 8 9 11 10 11 13 11 10 78

21745 126 232 101 919 306 469 60 52 39 167 143 29 268 1383 420 196 164 117 270 163 250 2271 203 585 310 84 228 1294 492 18 332 306 28 264 58 676 737 1097 131 1965 75 544 128 2291 234 790 557 34 128 8

– 0,21 0,65 0,19 0,30 0,30 0,58 0,20 0,24 0,22 0,22 1,02 0,12 1,18 0,59 0,28 0,21 0,21 1,40 0,16 0,67 0,41 0,23 0,34 0,24 0,17 0,44 0,45 0,34 0,35 0,22 1,36 0,51 1,39 0,57 0,24 0,07 0,17 0,18 0,17 0,38 0,44 0,09 0,34 0,75 0,66 0,31 0,22 0,27 0,79 0,17

Euro-Referenzpreis öffentl. Banken: 1,2303 Dollar

Land

W

Polen Russland Schweden Schweiz Singapur Südafrika Tschechien Türkei Ungarn USA

PLN RUB SEK CHF SGD ZAR CZK TRY HUF USD

Sorten* Sorten* Devisen Devisen Verk. Ank. Geld Brief 3,9318 36,526 8,1383 1,1487 1,4411 8,7666 22,667 2,1044 253,56 1,1752

4,5821 46,464 9,1241 1,2686 1,6842 11,639 28,229 2,4221 334,21 1,2983

4,2226 40,514 8,6227 1,2007 1,5635 10,169 25,438 2,2462 288,94 1,2302

4,2278 40,564 8,6269 1,2010 1,5644 10,180 25,476 2,2478 289,20 1,2304

Schluss

Börse Frankfurt 52-Wochen-Heimat- Div. W 09.07. 06.07. Hoch/Tief börse

Schluss Funkwerk

118000 3U Holding 4SC

0,35 0,67 1,55

0,35 0,68 1,57

1,30/0,23 0,91/0,66 2,99/1,20

– – – 0,03 – –

27,46 0,90 44,63 24,75 1,02 8,33 34,77 4,94 4,24 3,53 108,00 1,54 1,79 1,27 9,76 9,88 9,68 4,04 18,32 25,20 10,87 38,31 1,23 18,64 8,82 1,61 24,90 4,63 10,56 40,39 42,75 26,79 3,12 22,46 36,16 6,20 8,50 8,07 10,02 21,31 23,60

27,23 0,90 45,55 24,91 1,03 8,34 35,12 4,93 4,29 3,53 110,00 1,57 1,81 1,28 9,75 9,95 9,79 4,05 18,37 25,93 11,25 38,20 1,29 18,60 8,70 1,61 25,20 4,72 10,80 40,54 43,38 27,74 3,12 22,97 36,23 6,10 8,40 8,12 10,17 21,26 23,70

29,22/16,38 1,03/0,65 71,92/39,43 31,87/17,04 1,93/0,85 12,05/5,85 45,48/27,29 10,14/3,97 4,89/2,70 4,50/2,68 179/98,40 1,80/1,09 3,15/1,49 2,99/1,03 11,19/8,60 11,45/8,51 11,02/7,72 9,86/3,04 18,47/7,62 29,37/13,79 13,19/6,58 45,78/29,99 3,97/1,11 26,75/16,50 10,35/6,53 2,52/1,45 40,65/21,91 6,26/3,28 12,70/8,10 42,50/28,10 63,46/42,43 35,92/24,16 5,54/2,93 26,06/18,11 36,30/15,38 6,50/3,11 25,72/7,44 13,12/7,66 13,70/9,14 22,80/15,75 23,75/13,17

– – 44,81 24,46 – – 40,66 – – 3,54 – 1,53 – 1,30 – – 9,66 4,08 – 30,04 80,60 38,33 1,23 – – – 24,83 5,66 – 40,06 4.30t 2.70t 3,13 27,53 44,55 – – 8,15 10,13 – –

1,35 – 3,00 1,15 – – 1,80 CHF – – – – USD 0,06 – – 0,65 0,70 0,40 – – – USD 3,90 NOK 1,45 – – 0,30 – 0,62 – USD – 1,10 7,00 ZAR 3,80 ZAR 0,45 0,70 USD – USD – 0,36 0,32 0,71 0,71 0,60

1,75 0,93 52,73 2,80 29,57 10,88 28,83 66,97 10,00 0,41 67,36 1,57 42,00 10,45 0,68 38,59 2,40 3,22 20,00 18,62 25,84 0,78 2,69 1,34 1,50

1,71 0,95 53,34 2,86 30,10 11,02 30,06 66,40 9,80 0,41 66,96 1,53 41,00 10,47 0,68 38,33 2,40 3,21 20,08 18,65 27,08 0,78 2,73 1,36 1,57

2,75/1,65 1,31/0,84 70,88/48,87 3,20/2,08 39,95/27,47 14,06/9,50 33,50/27,60 66,60/39,22 18,34/7,90 0,44/0,25 67,50/47,22 3,40/1,12 51,80/37,50 12,97/8,00 1,14/0,51 47,50/32,28 2,46/1,44 4,87/2,55 28,75/19,05 19,06/14,31 29,21/21,10 1,34/0,73 2,75/1,81 2,10/1,15 2,76/1,08

– 0,03 1,15 – CAD 63,00 4,50 CHF 26,95 0,94 HKD 37,05 0,82 CAD – 0,30 – 0,60 – – – 0,25 – – 82,68 – USD – – – 0,44 12,99 0,40 USD – – – 2,32 23,15 1,19 HKD 4,04 0,10 CAD 20,03 1,60 1.81t 32,00 JPY 31,84 0,40 USD – – 216,0 8,30 GBp 1,36 3,12 14,28 – HKD

29,34 18,12 31,45 26,80 1,34 6,43 0,97 2,15 1,54 27,31 0,33 37,83 10,21 2,16 8,98 0,84 0,69 0,22 2,40 3,48 10,69 8,07 1,57 0,30 2,99 11,11 0,49 1,14 10,29 3,41 14,36 12,34 4,87 1,64

29,50 17,85 31,42 28,29 1,36 6,38 0,96 2,30 1,58 27,15 0,34 38,65 10,17 2,20 8,90 0,85 0,70 0,22 2,38 3,36 10,81 8,30 1,60 0,30 2,99 11,20 0,49 1,14 10,44 3,60 14,53 13,57 4,89 1,68

31,00/16,78 19,72/12,62 36,48/30,33 39,24/22,61 1,68/1,18 7,06/4,46 4,00/0,53 26,85/2,12 1,75/1,38 36,22/26,86 0,60/0,32 49,02/33,50 11,31/7,61 2,43/1,61 8,90/6,30 1,55/0,54 0,95/0,58 0,79/0,17 3,19/2,24 7,58/3,04 16,58/9,62 13,30/5,93 1,76/1,11 0,66/0,19 3,29/1,40 12,00/7,47 1,67/0,24 1,80/1,08 12,40/8,98 9,40/2,88 26,46/13,88 21,74/10,84 6,16/4,40 2,82/1,49

– 1,00 22,69 0,40 CAD 4.53t 120,0 JPY 26,82 1,00 12,98 0,52 HKD – 0,15 – – – 0,50 – – – 45,00 – – 46,12 – USD 98,40 3,16 HKD – 0,28 HKD 85,10 3,33 HKD – 0,26 HKD – 0,37 HKD 0,28 – USD 23,15 0,47 HKD – – 10,20 – HKD 9,77 – CHF 15,10 0,53 HKD – – – – – 0,25 – – – – 12,65 0,20 USD 3,46 0,45 17,31 0,75 CHF 15,08 – USD – 0,15 – –

3,23 41,56 14,03 2,77 65,54 32,63 0,93 46,10 3,00 9,06 69,00 27,70 29,10 28,77

3,20 41,71 14,04 2,70 65,31 32,17 0,93 46,68 3,13 9,27 69,00 27,65 29,24 28,82

4,09/2,81 42,74/27,79 15,75/10,38 3,06/2,03 67,64/45,63 35,00/14,46 1,40/0,86 58,30/40,50 4,77/2,67 13,09/8,55 77,30/45,98 30,58/19,95 38,00/28,13 36,80/27,46

– 51,09 – – 80,34 – – 56,82 – – – – – –

0,22 0,10 USD 0,60 0,04 1,84 USD – 0,03 0,80 USD – 0,50 0,13 – 0,80 0,80

21,56 4,81 16,94 30,32 0,62 22,45 34,87 6,83 13,01 3,60 8,14 1,65 14,62 9,34 1,95 0,02 5,05

21,86 4,85 17,06 30,19 0,62 22,81 34,64 6,93 12,93 3,20 8,25 1,62 14,73 9,60 1,97 0,03 5,00

29,71/20,39 5,82/4,00 27,26/15,02 38,55/25,86 1,25/0,46 24,65/19,46 34,64/24,27 10,22/6,11 21,75/12,04 4,00/1,21 10,60/6,71 6,53/1,19 35,12/10,70 9,91/7,69 2,51/1,69 0,39/0,01 10,20/4,96

– – 16,94 – – – 42,85 – 12,90 – – – 14,55 – – 0,03 –

0,60 – 1,15 0,80 – 0,27 1,96 USD 0,25 1,02 – – – – 0,50 – – USD –

B Baader Bank Ballard Power Baloise Hold. Bank of East Asia Barrick Gold Basler BayWa Na BB Biotech BDI BioEnergy Beate Uhse Berkshire Hath. B Biolitec Biotest Blackstone BMP konv. BMW Vz BOCHK Bombardier b Bouygues Bridgestone Broadcom Brüd. Mannesmann BT Group Bwin Party Dig. BYD Co.

C C-Quadrat Invest Cameco Canon Cap Gemini Cathay Pacific Cenit Syst. Centrosolar Centrotherm Ceotronics CEZ Chalco Check Point Cheung Kong China Life China Mobile China Nat. Build. China Petroleum China Precision China Res. Enter. China Spec. Glass China Unicom Clariant CNOOC Colexon Energy Comarch Softw. CompuGroup Conergy Cor & FJA Corning Credit Agricole Crédit Suisse Crocs Cropenergies Curanum

D DAB Bank Danaher Corp. Data Modul Deag Deere Derby Cycle Deufol Devon Energy DF Dt. Forfait Dr. Hönle Drägerwerk Dt. Postbank Dyckerhoff Dyckerhoff Vz.

E Eckert & Ziegler Ecotel Comm. EDF Einhell Germany Electronics Line Elexis Eli Lilly Elmos Semicon. Endesa Enerxy Envitec Biogas Epigenomics Erste Bank Essanelle Hair Estavis Evergreen Solar Exceet Group

3,59 26,60 3,90 4,01 7,45 9,25 0,66 8,27 14,83 2,21 28,65 44,01 40,35 3,78

3,62 25,62 3,90 4,14 7,71 9,16 0,62 8,20 15,10 2,30 28,35 44,64 40,80 3,75

4,37/2,40 26,35/20,98 4,84/3,64 7,51/3,28 9,27/4,80 11,11/7,72 1,12/0,34 9,25/7,14 19,32/13,99 3,49/1,81 39,50/22,61 46,30/38,17 43,00/27,50 4,42/3,28

– 0,15 32,83 – – 0,08 4,04 – – – – – 0,82 – – 0,50 14,85 1,00 – – 34,35 1,25 – 0,71 – 0,98 729,0 10,00

Gamesa Gas Natural Gazprom ADR Gen. Dynamics General Motors Geratherm GFT Techn. Givaudan GK Software Glencore Gold Fields Goodyear Graphit Krpfm. Groupon GWB Immobilien

2,92

5,21/2,11

1,38 9,71 7,54 52,71 16,57 4,58 2,78 778,10 39,14 3,97 9,88 8,95 36,80 6,81 0,09

1,45 9,76 7,67 53,19 16,42 4,59 2,88 774,99 39,14 4,01 9,99 9,22 34,70 6,75 0,09

5,47/1,32 14,89/8,60 10,30/6,67 56,45/39,75 21,90/14,83 7,45/4,23 3,81/2,60 781/575 46,29/33,00 5,81/3,70 13,25/9,33 12,56/6,62 36,87/17,36 18,60/6,75 1,17/0,09

Haikui Seafood Hang Lung Hansa Group Harley Davidson Harmony Gold Headwaters Heineken Heinz Heliad Henkel Heritage Oil Höft & Wessel Holcim Homag Honda Motor Hongkong Ex. Hornb.-Baum. Hutchison Hypoport Hyundai GDR

USD USD USD

CHF GBp ZAR USD USD

IBS ICBC ICICI Bank Identive IFM Immobilien Impala Platinum Infosys ADR Init Innovation Integralis Intercell Intershop konv. Intica Invision Softw. Isra Vision Itelligence ITN Nanovation IVU Traffic Tech.

9,42 2,83 2,76 37,35 7,46 4,28 42,20 44,21 1,65 45,27 1,50 2,07 43,24 12,02 26,62 11,26 25,07 7,26 9,00 23,20

9,40 2,88 2,78 37,40 7,32 4,20 42,48 44,59 1,65 45,00 1,43 2,10 44,44 12,20 27,21 11,34 25,58 7,40 9,10 23,50

10,20/9,31 2,91/2,00 4,85/2,60 40,98/22,00 10,68/6,95 4,20/0,84 43,53/32,14 44,59/34,53 2,77/1,65 47,06/30,73 3,00/1,41 3,70/1,99 52,23/35,00 15,66/5,15 30,11/20,68 14,96/9,80 28,15/21,47 8,24/5,21 12,08/6,95 25,27/17,15

– – 27,10 0,90 HKD – 0,00 45,70 0,62 USD 7.52t 0,60 ZAR 5,38 – USD 42,21 0,83 54,18 2,06 USD – – – 0,78 2,25 – CAD – 0,10 52,20 1,00 CHF – – 3.31t 76,00 JPY 108,0 4,25 HKD – 0,50 69,35 2,08 HKD – – 2.28t 1.75t KRW

7,60 0,45 26,88 0,76 11,79 12,66 35,27 17,33 5,58 1,96 2,06 2,93 13,07 16,65 6,50 1,99 1,10

7,53 0,44 26,64 0,79 12,06 12,77 35,83 17,45 5,42 2,00 2,11 2,94 13,14 16,70 6,44 1,98 1,07

7,79/3,87 0,55/0,34 33,60/18,50 1,82/0,74 12,70/7,62 18,44/12,20 47,10/32,70 19,85/13,40 7,69/4,98 3,05/1,61 3,14/1,99 4,82/2,54 16,65/9,07 20,39/14,92 7,40/5,78 3,95/1,98 1,39/1,01

– 0,15 3,80 0,20 930,0 16,50 0,93 – – – 1.27t 5,70 2.43t 37,00 – 0,80 – – 1,96 – – – – – – – – 0,25 – 0,18 – – – –

8,72 6,12 3,85 44,73 8,10 0,06 28,42 12,57

8,84 6,12 3,74 46,38 7,80 0,06 28,83 12,91

11,37/6,72 8,35/4,88 7,96/3,24 72,85/41,29 13,41/7,39 0,08/0,05 32,40/23,33 22,47/12,24

10,36 – USD – – – – 53,91 0,56 USD – – – – 34,07 0,60 CHF 15,16 – USD

CNY INR USD ZAR INR

J JDS Uniphase Jetter JK Wohnbau Joy Global Joyou Jubii Europe Jul. Baer Juniper Netw.

K KHD Humb. Wed. Komatsu KPN Kromi Logistik Kyocera

4,93 19,19 7,24 8,93 68,30

5,01 19,98 7,17 8,93 69,49

6,50/4,25 22,85/14,24 10,20/6,39 9,60/6,65 74,50/60,05

– – 1.88t 48,00 JPY 7,25 0,85 – – 8.50t 120,0 JPY

33,69 1,59 22,62 0,77 0,38 5,19 8,18 0,89 34,12 22,44 11,99 20,20 45,23

34,12 1,66 23,01 0,86 0,39 5,10 8,30 0,88 34,25 22,08 12,00 19,40 45,00

40,07/23,25 5,18/1,35 25,19/16,52 1,53/0,86 0,54/0,26 6,10/2,35 8,92/5,40 1,46/0,80 60,12/27,25 24,61/12,84 13,58/7,70 21,53/17,93 49,97/35,59

33,58 1,89 – – 30,19 – 9,70 – 40,57 27,31 – – 55,25

L Lafarge LDK Solar Leifheit Lloyd Fonds Lloyds Bank Loewe Logitech Logwin Lonza Group Lowe’s Corp. LPKF Las.&El. Ludwig Beck Lukoil ADR

0,50 – 1,30 – – – – – 2,15 0,64 0,40 0,45 2,04

USD

GBp CHF CHF USD

USD

M Magix Man Group MAN Vz Manz Marseille-Kl. Mastercard Masterflex Mattel MBB Industries Mediaset MediClin Medigene Mediobanca MetLife Metro Vz Metso Corp Mevis Med. Sol. Michelin Ming Le Sports Mitsubishi Fin. Mobile Teles Mobotix Moduslink Mol Magyar Mologen Monsanto Mood and M. Moody’s Mosenergo ADR Motorola Sol. MPC Capital Mühlbauer MWB Fairtrade Mybet Holding

2,22 0,82 78,36 22,60 2,52 347,27 4,52 26,27 8,01 1,35 4,17 1,31 3,08 24,55 20,90 27,07 5,70 49,87 7,60 3,91 14,00 16,38 2,65 55,44 8,65 67,67 0,09 29,44 3,45 37,99 0,69 21,49 0,94 1,16

2,24 0,82 79,59 22,91 2,51 362,82 4,56 26,23 8,11 1,38 4,10 1,35 3,28 24,31 22,18 27,73 5,70 50,46 9,50 3,94 13,75 16,55 2,67 56,49 8,64 66,77 0,11 29,46 3,35 38,00 0,70 22,25 0,94 1,16

6,66/2,03 2,90/0,82 84,86/37,70 31,15/16,88 3,09/1,35 363/210 5,83/4,30 26,23/15,80 9,41/5,00 3,23/1,20 4,18/3,40 1,58/0,86 6,59/2,81 30,04/20,00 29,51/21,99 39,14/20,02 6,70/2,54 65,50/41,50 9,50/9,50 4,08/2,96 14,70/8,77 26,89/16,20 4,54/2,11 78,96/48,54 12,03/6,42 67,51/45,21 0,79/0,08 32,38/18,90 6,68/3,20 39,38/26,90 2,99/0,70 35,10/19,99 1,75/0,87 1,40/1,03

– – 64,35 14,61 – 2,30 – – – – 426,0 1,20 – – 31,94 1,24 – 0,44 1,35 0,10 – – – – 3,09 0,17 30,12 0,74 – 1,49 – 1,70 – – 50,04 2,10 – – 1.02t 12,00 227,0 14,71 – – 3,26 – 1.59t 455,0 – – 82,48 1,20 – – 36,25 0,64 3,50 – 46,95 – – – – 1,00 – – – –

28,50 19,34 38,66 7,67 73,99 25,95 96,00 1,72 7,52 2,87 6,84 13,10 3,37 91,13 0,06 0,05 118,97 20,39

28,77 19,91 38,89 7,63 74,31 25,76 95,87 1,74 7,76 2,93 6,88 13,08 3,46 86,91 0,06 0,05 119,26 20,25

34,26/22,00 30,97/17,36 52,57/33,89 8,77/6,19 88,00/54,66 25,76/14,25 142/87,78 2,36/1,60 14,72/6,45 3,79/2,24 7,48/5,13 19,22/11,43 5,14/3,08 116/75,00 0,14/0,06 0,49/0,04 119/68,12 24,37/17,06

– 1,15 23,44 0,25 AUD 47,55 1,40 USD – 0,10 90,54 1,44 USD 2.76t 41,00 JPY 4.86t 100,0 JPY 623,0 2,50 JPY 9,12 0,15 CHF 1.60t 6,00 JPY – – SEK 16,08 0,62 USD 25,25 0,75 NOK – 1,12 USD – – – – 883,0 14,00 DKK 25,03 1,20 USD

13,43 24,48 2,22 0,38 5,76 12,00 17,95

13,09 24,43 2,28 0,37 5,70 12,20 17,95

14,08/8,94 29,89/21,30 2,85/2,15 1,03/0,37 6,90/5,04 21,00/8,87 23,70/12,85

– 0,35 24,52 1,10 – 0,41 – – 42,95 2,50 NOK 3.46t 102,0 HUF – 0,35

28,76 8,01 1,47 25,49 83,01 15,50 0,99

28,49 8,00 1,47 25,60 84,03 15,40 1,02

29,24/24,26 10,68/5,35 2,42/1,30 25,77/17,75 84,40/57,25 22,62/13,78 1,15/0,82

– – 1,50 31,19 83,02 18,47 9,48

GBp

USD USD

USD

JPY RUR USD HUF USD USD USD USD

N Nemetschek Newcrest Mining Newmont Mining Nexus Nike Nikon Nintendo Nippon Steel Nobel Biocare Nomura Holding Nordea Norilsk.N ADR Norsk Hydro Novatek GDR Novavisions November Novo Nordisk NYSE Euronext

O

CAD

P

USD

P&I Paragon Parmalat Paychex Pernod-Ricard Petrobras Petrochina

Schluss Petrotec Peugeot Pfleiderer Phoenix Solar Pirelli PNE Wind Polis Immob. Porsche Vz Portugal Telecom Posco ADR PostNL Potash Sask. Powerland PPR Princess Private Progress Pulsion PVA Tepla

Börse Frankfurt 52-Wochen-Heimat- Div. W 09.07. 06.07. Hoch/Tief börse 0,83 7,11 0,09 1,42 8,14 1,58 8,73 39,23 3,61 65,75 3,34 36,43 5,96 112,00 5,78 32,58 6,65 2,75

0,83 7,09 0,08 1,52 8,30 1,59 8,94 39,70 3,63 65,94 3,37 36,60 6,17 113,90 5,72 33,95 6,42 2,77

1,49/0,66 30,72/7,09 0,71/0,07 17,46/0,63 9,60/4,89 2,21/1,49 10,20/8,58 58,55/32,26 6,32/3,04 78,50/54,28 5,77/2,03 43,46/29,70 15,00/6,10 136/92,94 6,62/5,29 45,00/30,47 6,69/4,15 4,33/2,69

– 7,10 – – – – – – 3,56 3.74t – 44,76 – 112,0 – – – –

– – – – – 0,04 – 0,76 0,65 1.00t KRW 0,48 0,56 USD – 3,50 – 1,40 – 0,15

Q

I

USD

JPY

1,37 0,05 9,71 0,83 52,65 0,27 64,86 2,04 20,11 – – 0,30 – 0,15 932,0 22,00 – 0,50 308,0 – 1.01t 3,30 10,92 – – – 8,58 – – –

H

OHB OMV Orad HiTec Orco Germany Orkla OTP Bank OVB Holding

F Fabasoft Facebook Fair Val. Reit Fiat Fiat Industr. First Sensor Forsys Metals Fortec Elektr. Fortum Francotyp-Post. Freeport-McM. Fres.Med.C.Vz Fuchs Petrol. Fujitsu

2,90

G

A A.S. Creation AAP Impl. Acciona Accor AD Pepper ADC Afr. Dev. Corp. Adecco Adler Modemärkte ADV Vision Tech Aegon Aeroflot Ageas Agennix Agfa Gevaert Ahlers Ahlers Vz Ahold Air France KLM AIRE Akamai Aker Solutions Akzo Nobel Alcatel Lucent Aleo Solar All for One Steeb Alphaform Alstom AMD Analytik Jena Andritz Anglo Platinum Anglogold Ash. Antena 3 Archer Daniels Ariba Artnet Asian Bamboo AT & S Atlantia Atoss Softw. Augusta Techn.

Börse Frankfurt 52-Wochen-Heimat- Div. W 09.07. 06.07. Hoch/Tief börse

ERLÄUTERUNGEN: Kursangaben: Notierungen in Deutschland verstehen sich in Euro und basieren auf Kursen des Xetraund Spezialisten-Handels. In den Spalten mit der Bezeichnung Heimatbörse wird die Notierung und die Dividendenangabe in der jeweiligen Landeswährung (W) dargestellt. Ausnahme: Bei Aktien aus dem Euro-Raum erfolgt keine Währungsangabe. t nach dem Kurs: Darstellung in Tausend. * zuletzt verfügbarer Kurs. Notierungen von Dax, MDax, TecDax und SDax basieren auf Xetra-Kursen. Alle deutschen Werte sind mit Ausnahme von Porsche im Prime Standard notiert. Dividendenangaben gelten für das abgelaufene Geschäftsjahr. Bei US-Werten wird die letzte Quartalsdividende auf das Jahr hochgerechnet. D: Titel mit Dividendenabschlag gehandelt. KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (Ibes-Schätzungen). Umsätze: Gesamtumsätze in Tausend Euro. Marktkapitalisierung: Angaben in Milliarden Euro. Aktienarten: ADR = Ame-

0,04 – 0,05 1,28 USD 1,44 1,00 USD 0,40 HKD

Q-Cells

0,13

0,14

1,41/0,11

25,61 25,42 4,50 23,60 5,00 42,00 9,30 21,38 31,89 0,27 10,05 18,19 4,94 42,71 124,52 145,63 15,12 5,16 17,43 2,61 13,15 29,79

26,30 26,60 4,55 23,92 5,07 44,99 9,26 21,27 32,21 0,28 10,00 18,30 4,76 44,31 127,05 144,01 15,75 5,18 17,54 2,56 13,30 29,79

28,97/18,93 36,76/14,26 13,44/3,30 31,52/19,78 7,04/4,76 47,02/21,99 9,78/7,45 27,86/19,11 43,09/22,51 1,42/0,27 10,06/8,80 20,46/13,51 6,60/3,47 49,40/33,21 143/98,54 146/115 23,71/14,17 6,04/4,01 32,55/14,71 4,20/2,03 15,00/9,00 35,47/20,50

R R.Stahl Raiffeisen Int. Rambus Randstad Realtech Red Hat Reed Elsevier Reliance GDR Renault Renewable Energy Reply Deutl. RHI RIB Software Richemont Richter Gedeon Roche Inh. Rofin Sinar Rosneft ADR Rostelecom ADR Royal Bank Scot. Rücker RWE Vz

– 0,70 25,80 1,05 5,31 – USD 23,60 1,25 – 0,30 51,56 – USD 9,26 0,44 732,0 8,50 INR 32,17 1,16 1,97 – NOK – 0,45 18,20 0,75 – 0,08 51,20 0,55 CHF 3.66t 660,0 HUF 174,0 0,70 CHF – – – 0,12 USD 21,97 – USD 206,0 – GBp – 0,50 – 2,00

2,10 34,81 401,52 249,48 10,00 45,13 33,79 8,81 10,57 13,31 5,20 10,76 6,29 1,66 9,30 6,88 3,91 14,17 26,89 21,95 1,69 11,48 10,80 22,15 29,62 5,24 2,35 0,08 10,98 25,68 66,34 18,91 4,05 43,38 8,20 3,91 1,51 0,92 0,17 6,89 17,63 25,94 301,00 75,63 49,74 313,70 0,56 270,20 131,73 3,35

2,12 35,42 409,00 259,51 10,07 47,00 33,91 8,89 11,03 13,52 5,26 10,65 6,33 1,67 9,47 7,00 3,79 14,32 26,60 22,42 1,66 11,84 11,01 22,40 29,27 5,27 2,32 0,08 11,10 25,84 66,54 18,98 4,12 43,68 8,36 4,07 1,53 0,94 0,17 6,88 17,67 26,30 310,00 76,18 50,73 314,94 0,51 270,85 133,01 3,43

4,36/1,80 39,69/23,51 475/220 275/155 12,47/7,82 49,60/26,40 40,42/29,47 10,77/5,79 19,51/9,79 15,62/9,74 5,74/3,49 11,47/8,59 7,55/5,00 3,18/1,66 13,59/7,38 7,00/3,59 7,64/3,56 16,57/8,69 29,25/18,50 30,79/18,58 2,43/1,51 14,97/10,69 15,60/9,09 27,98/16,09 29,60/20,76 5,47/3,37 3,63/1,51 2,55/0,07 19,40/10,20 28,01/18,01 80,79/46,15 21,78/14,34 6,91/3,66 44,00/30,96 13,83/8,24 15,94/3,67 5,54/1,23 3,82/0,84 0,36/0,16 8,62/5,28 27,26/16,21 26,38/16,39 382/245 115/62,30 50,73/30,40 344/268 2,69/0,37 274/188 133/116 3,91/2,96

– 0,13 34,89 0,70 – 5.50t KRW – 5.55t KRW 86,70 3,25 SEK – 0,80 3.41t 13,00 ZAR 10,92 0,29 USD 10,80 – 117,0 – SEK 45,17 1,75 SEK – – 54,60 3,00 SEK – – – 0,11 USD – – 2.02t 6,00 JPY – 1,00 – – – 0,37 CAD – 0,10 – 0,77 – – – 0,95 – 40,00 – 0,27 – – – – 4.71t 25,00 JPY 31,32 2,02 USD 2.20t 35,00 INR 141,0 6,50 NOK 4,06 0,30 53,42 0,85 USD 8,33 0,65 4,73 – USD 1,87 – USD – – 0,20 – USD 8,46 0,17 USD – 0,45 225,0 9,75 SEK 362,0 5,75 CHF 90,40 4,50 CHF 59,30 3,00 CHF 381,0 22,00 CHF – – 324,0 8,00 CHF – – CHF – 0,20

37,00 17,50 29,14 6,08 0,74 5,92 7,45 13,13 0,15 5,07 2,77 23,52 26,06 3,40 6,57 3,06 2,96 31,91 25,50

36,35 17,56 29,56 6,15 0,72 5,88 7,54 13,25 0,20 5,14 2,78 23,23 26,40 3,45 6,56 3,13 3,04 32,30 27,50

36,40/29,50 23,15/10,56 32,44/17,40 6,39/3,95 0,95/0,66 7,26/5,00 9,32/6,94 14,01/10,44 0,38/0,14 5,50/4,44 7,15/2,49 25,98/19,37 27,70/25,20 4,54/3,17 6,81/4,29 4,49/2,50 3,73/2,76 32,60/22,50 31,70/7,26

6.31t 180,0 JPY 240,0 4,00 INR 35,61 1,03 USD – – – 0,04 – 0,35 7,47 0,38 98,10 5,00 NOK – – 44,40 2,85 SEK 3,45 – CAD 28,88 1,31 CAD – 0,75 – 0,06 49,40 1,05 NOK 3,12 – 761,0 8,00 JPY 5.78t 50,00 JPY – –

T Takeda Pharma Tata Motors ADR Tatneft GDR Technotrans Telecom Italia Telegate Telekom Austria Telenor Teles Teliasonera Thomps.Creek Thomson Reuters Tognum Tomorrow Foc. Tomra Systems TomTom Toshiba Toyota Motor Travel24.com

U UMS Internat. Unipetrol United Labels United Power UPM Kymmene UPS Uranium One USU Soft.konv.

7,01 6,49 2,15 2,91 9,15 64,22 2,08 5,11

7,01 6,52 2,25 2,84 9,20 64,43 2,12 5,30

8,12/5,20 7,49/6,35 3,90/2,04 8,30/2,83 12,30/7,45 64,43/42,66 2,74/1,38 5,30/3,88

– 170,0 – – 9,04 79,37 2,62 –

0,50 – CZK – – 0,60 2,28 USD – CAD 0,20

16,00 32,27 3,26 8,86 2,52 3,73 7,30 98,63 2,62 2,30 68,00 20,18 125,01 9,07 2,72 3,74

16,10 32,91 3,38 9,01 2,60 3,86 7,32 102,54 2,80 2,45 68,57 20,97 125,26 9,32 2,77 3,81

20,75/14,10 86,08/26,02 4,70/2,95 18,21/7,83 3,80/2,21 17,61/3,86 8,65/5,15 103/55,19 4,00/2,46 3,17/2,19 88,19/54,79 37,73/18,55 137/85,20 12,04/6,98 4,34/2,48 4,10/2,28

39,88 32,71 – 8,84 – 27,85 – 122,0 – – 82,83 20,04 – 78,05 – –

– 1,30 0,00 0,70 – – 0,40 0,88 – 0,11 – 0,80 3,00 3,00 0,04 0,05

9,05 17,33 17,80 7,20 3,82 0,01

9,01 17,00 17,50 7,37 3,83 0,01

10,85/6,40 21,92/15,43 22,32/15,55 12,06/6,69 4,53/3,16 0,32/0,00

V Vale Vallourec VBH Veolia Envir. Verbio Vestas Wind Villeroy & Boch Visa Vita 34 Vizrt VMware Voestalpine Volkswagen Volvo B VTB Bank GDR Vtion Wireless

BRL

DKK USD

USD

SEK USD

W WashTec Westag & Get. Westag & Get. Vz Wienerberger Wilex Wizcom techs

– – – 0,94 – 1,00 7,20 0,12 – – – –

XYZ Xstrata Yara Yingli Green ADR Yoc Youbish. Gr. Paper Youniq Zhongde

10,30 35,72 2,39 10,10 5,97 5,11 1,67

10,39 35,23 2,31 10,80 5,97 5,22 2,15

16,00/9,02 40,74/26,12 5,41/2,04 31,50/10,50 6,58/5,22 7,60/4,18 9,40/2,15

816,0 25,52 GBp 266,0 7,00 NOK 2,89 – USD – – – – – – – 0,15

rican Depositary Receipts, GDR = Global Depositary Receipts, Vz=Vorzugsaktien. Währungskürzel: AUD=austral. Dollar, BRL=brasil. Real, CAD=kanad. Dollar, CHF=Schweizer Franken, CNY=chines. Yuan, CZK=tschech.Krone, DKK=dänische Krone, GBP=brit. Pfund, HKD=Hongkong Dollar, HUF=ungar. Forint, INR=Ind. Rupie, JPY=japan. Yen, KRW=kor. Won, NOK=norweg. Krone, NZD=neuseel. Dollar, PLN=poln. Zloty, RUR=russ. Rubel, SEK=schwed. Krone, SGD=Singapur Dollar, TRY=türk. Lira, USD=US-Dollar, ZAR=südafrik. Rand; *Sortenkurse: Mitgeteilt von der Reisebank Frankfurt, Darstellung aus Sicht des Bankkunden. Kursgrafik: smallCharts, Quelle: GOYAX.de, AID Hannover, Morningstar Alle Angaben im Kursteil der SZ erfolgen ohne Gewähr

Jun

Apr

Mai

Mrz

Jan

Feb

Dez

Okt

Nov

Sep

Aug

Jun

1 Jahr: -17,8% Vortag: -0,3% 9.7.2012 Schluss: 2227,910

(Angaben in Punkten)

1 Jahr: +1,6% Vortag: -0,5% 9.7.2012 18 Uhr: 12704,13

(Angaben in Punkten)

Stoxx 50 / Euro Stoxx 50 (ohne Dax-Werte) 17:58

Heimatboerse Dividende

Euro Stoxx 50 Stoxx 50 ABB Air Liquide Anglo American Anh.-Busch Inb. Arcelor-Mittal ASML Astrazeneca Axa Banco Bilbao (BBVA) Banco Santander Barclays BG Group BHP Billiton BNP Paribas BP Brit.Amer. Tobacco Carrefour CRH Plc Danone Diageo Enel ENI Ericsson Essilor Int. France Télécom GDF Suez Generali Glaxosmithkline Hennes&Mauritz HSBC Holding Iberdrola Imperial Tobacco Inditex ING Intesa San Paolo L’Oreal LVMH National Grid Nestlé Nokia Novartis Philips Reckitt Benckiser Repsol Rio Tinto Roche Hold. Gen. Roy. Dutch Shell Saint Gobain Sanofi-Aventis Schneider Electric Societe Generale Standard Chartered Telefonica Tesco Total UBS Unibail Unicredit Unilever NV Vinci Vivendi Vodafone Zurich Ins.

– – 0,60 2,50 46,00 0,80 0,57 0,46 176,0 0,69 0,42 0,60 6,00 13,66 1,01 2,10 18,16 127,0 1,08 0,63 1,39 40,40 0,35 1,00 2,50 0,85 1,40 1,50 0,20 70,00 16,00 0,41 0,33 95,10 1,60 – 0,08 1,80 2,10 36,40 1,95 0,20 2,25 0,75 125,0 1,05 90,47 6,80 1,25 1,15 2,65 1,70 – 47,45 1,52 14,46 2,28 0,10 8,00 0,00 0,90 1,67 1,00 8,90 17,00

Tagesveränderung

09.07. 06.07. W 2231,14 2415,15 15,61 88,72 2045,12 62,52 11,90 39,75 2919,50 9,90 5,11 4,82 163,40 1305,71 1823,00 29,19 423,95 3345,00 13,07 14,81 49,36 1648,50 2,44 16,92 62,30 72,60 10,27 18,00 10,00 1496,00 243,40 561,00 3,27 2562,77 78,94 5,06 1,03 91,79 118,70 683,00 58,40 1,49 54,25 15,59 3509,00 12,45 3033,50 166,90 27,18 28,14 60,11 42,74 17,51 1423,50 9,85 317,40 35,94 10,67 148,60 2,73 26,85 35,93 14,90 181,30 215,30

2235,51 2423,31 15,77 89,47 2104,00 62,85 12,15 40,48 2909,00 10,00 5,18 4,90 164,75 1321,00 1842,50 29,20 428,20 3358,00 13,51 14,57 49,83 1670,50 2,44 16,87 62,45 73,56 10,18 18,06 9,94 1494,00 244,60 565,60 3,30 2579,00 79,67 5,07 1,01 92,47 120,75 685,50 58,40 1,55 54,15 15,51 3527,00 12,27 3069,00 166,60 27,57 28,18 59,75 43,10 17,53 1427,00 9,88 317,10 36,06 10,80 149,05 2,66 26,94 35,79 14,62 180,85 216,10

in % -0,20 -0,34 -1,01 -0,84 -2,80 -0,53 -2,02 -1,82

CHF GBp

GBp

+0,36 -0,97 -1,37 -1,69 -0,82 -1,16 -1,06 -0,05 -0,99 -0,39 -3,29

GBp GBp GBp GBp GBp +1,61

-0,94 -1,32 -0,16

GBp +0,30 SEK

-0,24 -1,31 +0,88 -0,30

GBp SEK GBp

+0,60 +0,13 -0,49 -0,81 -0,97 -0,63 -0,92 -0,20

GBp

+1,78 GBp CHF

-0,74 -1,70 -0,36 -3,94

CHF

+0,18 +0,55

GBp

-0,51 +1,47

GBp CHF

-1,16 +0,18 -1,43 -0,16 +0,60 -0,84 -0,09 -0,25 -0,30

GBp GBp

+0,09 -0,33 -1,20 -0,30

CHF +2,78

-0,33

GBp CHF

+0,39 +1,88 +0,25 -0,37

52WochenHoch/Tief 2773/1995 2563/2028 21,58/14,83 102,25/83,83 3,06t/1,95t 62,98/35,15 23,64/10,87 42,05/21,70 3,11t/2,54t 14,41/8,16 7,83/4,57 7,94/4,25 256,75/138,85 1,54t/1,14t 2,44t/1,66t 48,92/23,06 504,60/363,20 3,35t/2,59t 22,60/13,51 16,79/10,50 54,70/42,75 1,67t/1,11t 4,21/2,25 18,67/12,17 91,90/58,85 75,14/49,66 14,44/9,64 23,94/15,95 14,22/8,22 1,49t/1,20t 251,40/180,00 615,50/463,50 5,92/3,06 2,59t/1,97t 82,43/54,83 8,10/4,49 1,80/0,87 94,04/71,22 135,40/97,79 685,50/569,00 58,40/45,35 5,12/1,55 54,70/39,99 17,84/12,23 3,66t/3,10t 24,10/11,15 4,45t/2,71t 168,70/117,00 29,11/21,60 42,57/26,29 60,93/44,19 54,08/35,66 38,23/15,00 1,66t/1,17t 16,31/8,85 411,25/297,05 42,70/30,38 14,38/9,66 159,30/124,40 9,10/2,29 27,11/21,65 41,57/28,95 17,76/12,42 182,70/155,05 244,80/144,90

KGV Markt2012 – – 10 15 7 14 8 14 8 5 7 6 5 14 8 5 6 16 9 17 15 18 7 8 13 26 7 11 8 12 23 10 7 13 22 4 6 20 17 14 18 12 10 12 14 6 6 12 6 9 10 11 5 11 7 9 7 8 16 8 16 10 7 11 7

Frankfurt

wert 09.07. 06.07. – – 30,12 25,32 34,47 101,04 18,65 16,69 47,11 23,31 24,96 43,67 25,28 56,15 48,85 35,25 102,17 83,62 8,92 10,84 31,96 53,25 22,99 67,61 21,96 15,45 27,24 40,58 15,60 95,09 41,32 127,95 19,11 32,03 49,59 19,35 16,04 55,33 60,39 31,16 160,95 5,60 124,44 15,75 32,07 15,15 54,24 98,07 100,51 15,05 80,83 23,56 13,60 42,80 44,75 32,40 84,92 34,11 13,52 15,84 41,49 20,09 18,63 113,29 26,48

– – 13,01 89,20 25,96 62,91 11,95 39,75 36,98 9,89 5,09 4,81 2,07 16,53 23,13 29,19 5,38 42,57 13,13 15,08 49,77 21,25 2,45 16,88 7,29 73,00 10,29 18,02 10,02 18,86 28,29 7,06 3,25 32,11 79,55 5,05 1,04 92,07 118,95 8,74 48,77 1,50 45,32 15,61 44,36 12,41 38,45 139,60 27,19 28,10 60,28 42,92 17,53 17,95 9,81 4,03 35,93 8,90 147,05 2,74 26,87 35,55 14,94 2,28 179,64

– – 13,03 89,95 26,99 63,05 12,22 40,60 36,51 10,00 5,17 4,89 2,07 17,00 23,21 29,26 5,40 42,33 13,55 15,06 50,04 20,91 2,44 16,93 7,32 73,85 10,24 18,03 9,92 18,81 28,20 7,13 3,32 32,41 80,00 5,09 1,02 92,47 122,50 8,73 48,64 1,56 45,20 15,54 45,06 12,33 38,48 138,61 27,69 28,15 59,91 43,63 17,43 17,94 9,86 4,03 36,15 9,13 149,43 2,67 27,00 36,11 14,66 2,28 180,58

Dow Jones 17:58

S SAG Solarstrom Saipem Samsung El. Samsung El. Vz Sandvik Sartorius Sasol Sberbank ADR SBM Offshore Scania SEB Secunet Securitas Sedo Holding Severstal GDR SFC Sharp SHS Viveon SHW Silver Wheaton SinnerSchrader Sixt Vz Smartrac SMT Scharf Softbank Softing Solar Fabrik Solon Sony South. Copper State Bk of India Statoil STMicroelectron Stryker Suez Env. Sunpower Suntech Power Sunways Sunwin Surgutn. ADR Surteco Svenska Hdlsbk. Swatch Group Swiss Life Swiss Re Swisscom Sygnis Pharma Syngenta Synthes Syzygy

10000

1900

Apr

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Apr

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Okt

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Sep

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Jun

Apr

Mai

Mrz

Jan

Feb

Dez

Okt

Sep

Aug

Nov

1 Jahr: -11,7% Vortag: -0,4% 9.7.2012 Schluss: 6387,57

(Angaben in Punkten)

11000

2100

Mai

7800 5000

2300

Mrz

8400

12000

Jan

9000

5500

2500

Feb

6000

Deutz nach einem kritischen Analystenkommentar um 5,4 Prozent ab. Die Experten zeigte sich sehr skeptisch mit Blick auf den Geschäftsverlauf 2012. Die Wall Street startete mit Verlusten in die neue Handelswoche. Nach den enttäuschenden US-Arbeitsmarktzahlen vom Freitag drückten nun Konjunkturdaten aus Asien auf die Stimmung. Die bevorstehende Berichtssaison der Unternehmen trat damit vorerst in den Hintergrund. Der Dow Jones zur Handelsmitte um 0,5 Prozent auf 12 707 Punkte nach. Konjunkturdaten aus China und Japan schürten die Sorge vor einem langsameren Wachstum der Weltwirtschaft. Nach Börsenschluss wollte der Aluminiumkonzern Alcoa traditionell die Berichtssaison einläuten. Zuletzt notierte Alcoa mit 1,5 Prozent im Minus. SZ/REUTERS/DPA

Dez

9600

Beim Blick auf die Kurstafeln fielen vor allem die Aktien der Metro negativ auf. Sie sackten um mehr als sechs Prozent ab. Konzernchef Olaf Koch hatte in einem Zeitungsbericht gesagt, die Euro-Krise verderbe den Deutschen die Kauflust. Ein Händler sagt dazu: „Das ist nicht unbedingt ein Interview, das man als besonders optimistisch bezeichnen würde.“ Mit Thyssen-Krupp stand ein Rohstoffwert im Blick. Das US-Anlegermagazin Barron’s hatte einem Börsianer zufolge berichtet, die geplanten Verkäufe der weniger profitablen Sparten dürften den Aktienkurs wieder über 20 Euro hieven. Sogar ein kompletter Ausstieg aus dem Stahlgeschäft sei offenbar nicht undenkbar, zitierte er weiter. Nach einem verhaltenen Auftakt waren Thyssen-Krupp zuletzt mit einem Kursplus von 2,2 Prozent größter Gewinner im Dax. Im MDax rutschten

Die zunehmenden Konjunktursorgen nehmen den Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Lust auf Risiko. Vor der Eröffnung der US-Berichtssaison wage ohnehin keiner große größere Zukäufe, sagte ein Händler. Der Leitindex Dax beendete den Handel am Montag mit 0,4 Prozent im Minus bei 6388 Punkten. In der Vorwoche hatte der deutliche Verlust am Freitag zu einem insgesamt schwächeren Wochenabschluss geführt. Helaba-Analyst Christian Schmidt sprach von einer anhaltenden Verunsicherung an den Aktienmärkten. Darüber hinaus übe die anhaltende Schwächephase des Euros einen gewissen Druck aus. Die Investoren am Markt hoffen wieder einmal auf die US-Notenbank Fed am Mittwoch und darauf, dass sie die Geldschleusen erneut öffnet, um die lahmende Konjunktur anzuschieben.

10200

6500

Dow Jones 13000

Okt

7000

Euro Stoxx 50 2700

Sep

MDax

Aug

Dax

23

HF2

Nov

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

New York(in USD) Dividende

09.07. 06.07.

– 2,36 0,12 0,80 1,76 0,04 1,76 1,84 3,60 0,32 2,04 1,72 2,28 0,68 0,53 1,16 3,40 0,84 2,44 1,20 1,16 2,80 1,68 0,80 0,88 2,25 1,84 1,92 2,00 1,59 0,60

12695,3512772,47 88,72 88,99 8,60 8,73 58,06 58,63 35,38 35,44 7,60 7,66 74,30 73,69 83,39 84,61 103,91 105,07 16,61 16,77 77,88 78,15 47,84 48,90 83,26 84,80 19,98 20,00 19,37 19,57 52,08 52,15 188,93 191,41 25,86 26,16 67,88 67,64 33,77 33,90 38,92 38,98 89,43 89,66 41,97 41,51 29,88 30,19 22,57 22,54 61,62 61,28 63,09 63,26 73,85 74,09 44,50 44,42 71,52 71,36 47,95 48,04

Dow Jones 3M Alcoa American Express AT & T Bank of America Boeing Caterpillar Chevron Cisco Systems Coca-Cola Du Pont Exxon Mobil General Electric Hewlett-Packard Home Depot IBM Intel Johnson&Johnson JP Morgan Chase Kraft Foods McDonald’s Merck & Co. Microsoft Pfizer Procter & Gamble Travelers Cos. United Tech Verizon Comm. Wal-Mart Walt Disney

Tagesveränderung in % -0,60 -0,30 -1,44 -0,97 -0,17 -0,77 +0,83 -1,44 -1,10 -0,93 -0,35 -2,18 -1,82 -0,10 -1,05 -0,13 -1,30 -1,11 +0,35 -0,40 -0,15 -0,26 +1,10 -1,01 +0,13 +0,55 -0,27 -0,32 +0,18 +0,22 -0,19

52WochenHoch/Tief

2012

KGV Markt-

13279/10655 96,56/70,93 15,91/8,30 61,05/42,80 36,20/27,41 10,35/4,99 77,27/57,41 116/70,55 111/89,88 21,19/13,73 79,16/63,96 54,85/38,49 87,49/68,03 20,84/14,69 37,47/19,36 53,01/28,51 210/158 29,18/19,19 68,04/60,20 46,27/28,38 39,87/32,80 102/82,11 41,85/29,81 32,85/23,98 23,08/16,66 67,90/58,51 64,77/46,80 89,13/67,44 44,95/33,12 71,36/48,41 48,72/29,00

– 14 18 14 15 11 17 9 8 9 19 11 10 13 5 18 13 11 13 7 15 16 11 11 10 16 11 13 18 15 16

52WochenHoch/Tief

2012

3123/2336 34,70/22,69 247/173 57,70/31,34 13,21/9,85 164/105 146/85,03 80,29/51,85 87,30/50,31 32,26/19,78 18,32/11,86 43,50/26,95 25,20/11,89 127/11,77 49,33/30,14 56,03/35,34 112/19,76 588/321 38,42/29,60 52,56/28,61 16,45/11,73 765/444 68,59/46,40 32,55/7,35 53,38/31,23 61,67/34,05 19,49/13,89 4,69/3,26 49,30/35,26 44,99/27,52 64,85/26,60 165/97,38 16,71/11,09 1419/1099 64,83/46,89 34,76/20,07 34,99/24,36 75,16/48,27 636/353 28,90/15,10 79,94/38,13 36,05/26,38 40,32/23,11 105/80,18 78,22/50,82 36,08/21,51 29,88/20,28 96,98/65,15 13,32/9,37 138/87,70 668/491 57,27/26,70 61,78/41,94 61,78/41,94 36,29/22,65 91,70/66,87 40,65/30,41 24,20/12,36 108/68,58 33,69/24,78 70,76/59,99 90,31/61,76 94,70/57,72 33,99/24,82 33,99/24,82 38,84/27,74 34,51/22,88 10,30/6,72

– 13 176 11 12 24 23 13 28 17 6 18 14 4 14 13 9 38 17 12 19 21 15 4 8 28 9 348 7 23 17 17 19 – 13 12 16 12 14 9 10 18 6 19 6 12 14 14 6 8 14 8 12 12 11 11 11 7 10 12 17 17 14 16 16 12 10 7

Frankfurt

wert 09.07. 06.07. – 61,64 9,17 67,73 209,76 81,58 55,41 54,00 205,42 89,48 176,37 44,73 392,40 211,37 38,29 79,33 218,91 129,22 186,67 128,90 68,82 91,09 127,74 250,72 170,12 169,72 24,80 67,22 126,18 243,49 85,94

– 72,20 7,02 47,52 28,78 6,16 60,28 67,84 84,71 13,47 63,34 39,02 67,66 16,22 15,77 42,23 153,28 21,04 55,28 27,42 31,75 72,71 34,15 24,30 18,35 50,15 50,96 60,27 36,24 58,00 39,08

– 72,20 7,04 47,75 28,68 6,26 59,49 68,47 85,40 13,58 63,58 39,81 68,00 16,25 16,01 42,30 155,25 21,08 54,80 27,58 31,71 72,73 33,63 24,46 18,21 49,85 51,28 60,96 36,03 57,66 38,76

weitere US-Aktien 17:58

New York(in USD) Dividende

Nasdaq Adobe Systems Amazon Apollo Group Applied Mats Baidu Biogen Idec Celgene Citrix Sys. Comcast Dell EBay Electronic Arts First Solar Garmin Gilead Sciences Green Mount. Coffee Intuitive Surgical Microchip Tech. Network Appl. Nvidia Priceline.com Qualcomm Research in Motion Sandisk Starbucks Symantec Tellabs Teva Pharm. Verisign Vertex Pharms Wynn Resorts Yahoo S & P 500 Abbott Labs AIG Altria Amgen Apple Avon Products Baker Hughes Bristol Myers Citigroup Colgate Conoco Philips Dow Chemicals EMC Fedex Ford Motor Goldman Sachs Google Halliburton Honeywell Honeywell Intern. Paper Lockheed Martin Medtronic Morgan Stanley Occidental Pet. Oracle Pepsico Philip Morris Schlumberger Texas Instruments Texas Instruments Time Warner Wells Fargo Xerox

– – – – 0,36 – – – – 0,65 – – – – 1,50 – – – 1,40 – – – 1,00 – – 0,68 – 0,08 0,97 – – 2,00 – – 2,04 – 1,64 1,44 – 0,92 0,60 1,36 0,04 2,48 2,64 1,28 – 0,52 0,20 1,84 – 0,36 1,49 1,49 1,05 4,00 0,97 0,20 2,16 0,24 2,15 3,08 1,10 0,68 0,68 1,04 0,88 0,17

09.07. 06.07. 2924,35 30,76 224,80 35,25 10,99 113,43 143,08 64,77 76,81 31,46 12,23 40,60 11,78 14,73 37,22 51,04 23,83 550,72 31,77 29,20 13,17 666,00 55,14 8,01 36,34 51,87 13,95 3,48 39,12 43,40 54,24 99,65 15,76 1347,51 65,28 31,12 35,12 74,21 610,65 16,01 40,19 34,87 26,05 104,13 54,28 31,19 23,70 91,05 9,33 93,93 582,99 29,00 54,83 54,83 28,77 87,19 38,00 13,87 84,89 29,15 69,78 90,33 65,46 27,37 27,37 38,26 33,13 7,61

2937,33 31,37 225,05 36,55 11,04 115,91 142,46 64,77 77,45 31,36 12,56 40,41 12,02 15,01 37,38 50,96 24,50 551,47 32,20 29,76 13,40 671,66 55,31 8,10 36,71 51,97 14,12 3,45 39,30 43,81 54,66 100,69 15,78 1354,68 64,75 31,57 34,97 73,85 605,88 16,47 40,28 34,61 26,36 104,29 54,75 31,51 24,07 91,28 9,50 95,47 585,98 29,30 54,89 54,89 29,07 86,86 37,96 14,14 85,25 29,18 70,22 89,45 65,17 27,72 27,72 38,59 33,05 7,79

Tagesveränderung in % -0,44 -1,94 -0,11 -3,56 -0,50 -2,14 +0,44 -0,83 +0,30 -2,63 +0,47 -2,00 -1,87 -0,44 +0,16 -2,76 -0,14 -1,34 -1,88 -1,72 -0,84 -0,31 -1,11 -1,01 -0,19 -1,20 +0,72 -0,46 -0,94 -0,77 -1,03 -0,13 -0,53 +0,82 -1,43 +0,41 +0,48 +0,79 -2,79 -0,22 +0,74 -1,18 -0,15 -0,86 -1,02 -1,54 -0,25 -1,84 -1,61 -0,51 -1,02 -0,11 -0,11 -1,03 +0,38 +0,11 -1,91 -0,42 -0,10 -0,62 +0,98 +0,44 -1,26 -1,26 -0,86 +0,24 -2,31

KGV Markt-

Frankfurt

wert 09.07. 06.07. – 15,26 102,30 4,24 14,18 30,74 34,16 28,42 14,25 65,91 21,55 52,38 3,90 1,27 7,74 38,69 3,69 21,82 6,10 10,60 8,11 33,17 93,26 4,20 8,81 39,08 10,17 1,27 36,94 6,92 11,41 10,02 19,13 – 102,64 59,03 71,83 58,73 569,35 6,90 17,59 58,84 76,35 49,75 69,10 36,97 49,10 28,71 34,92 46,49 150,39 26,77 42,56 42,56 12,57 28,31 39,54 27,44 68,84 145,02 110,78 155,54 87,37 31,26 31,26 37,10 174,85 10,56

– 25,09 183,50 28,72 8,97 92,52 116,85 52,49 62,56 25,54 10,18 32,97 9,60 11,97 30,21 41,38 19,80 447,90 26,03 24,00 10,82 541,26 45,00 6,50 29,55 42,16 11,37 2,77 31,96 35,82 44,61 81,31 12,80 – 53,25 25,36 28,50 60,01 495,85 13,29 32,93 28,29 21,16 84,78 44,25 25,30 19,50 74,66 7,56 76,60 473,96 23,63 44,32 44,32 23,41 70,93 30,91 11,49 69,74 23,69 56,85 73,23 53,37 22,52 22,52 31,08 27,15 6,24

– 26,17 182,80 29,52 9,11 94,35 116,69 52,52 62,98 25,28 10,16 32,60 9,92 12,17 31,00 41,32 19,90 449,76 26,62 24,64 10,78 541,95 44,55 6,54 29,51 41,72 11,79 2,76 32,00 36,19 44,40 80,97 12,82 – 52,61 25,64 28,51 60,15 491,60 13,29 33,03 28,05 21,58 84,86 44,39 25,39 19,40 74,05 7,68 76,90 476,75 23,69 44,98 44,98 24,01 70,23 31,06 11,70 69,81 23,49 56,56 72,15 53,35 22,87 22,87 31,31 26,75 6,24

Weltindizes 17:58 MSCI World (berechnet in US-$) AEX All Shares Amsterdam BUX Budapest OMX H25 Helsinki HangSeng Hongkong ISE Nat. 100 Istanbul JSE Top 40 Johannesburg FTSE 100 London IBEX 35 Madrid MIB Mailand RTS 1 Moskau Sensex Mumbai CAC 40 Paris PX SE Ind. Prag Bovespa Sao Paolo Shanghai Co Shanghai Straits Times Singapur All Ordinaries Sydney Nikkei 225 Tokio S & P/TSE 300 Toronto VDax Volatil.-Dax WIG Warschau Austrian Tr. Wien Swiss Market Zürich

09.07.

06.07.

– 308,40 17019,35 1869,56 19428,09 62887,70 29784,71 5631,39 6688,30 13830,81 1352,50 17391,98 3156,80 900,70 55394,00 2170,81 2978,55 4159,80 8896,88 11589,21 23,84 40386,62 1947,16 6160,78

1229,37 309,84 17096,31 1883,91 19800,64 62780,58 30056,92 5662,63 6738,90 13732,07 1357,71 17521,12 3168,79 916,30* 56379,00 2223,58 2971,47 4199,00 9020,75 11659,96 23,33 40792,66 1956,66 6183,67

Tagesveränderung in % -0,46 -0,45 -0,76 -1,88 +0,17 -0,91 -0,55 -0,75 +0,72 -0,38 -0,74 -0,38 -1,70 -1,75 -2,37 +0,24 -0,93 -1,37 -0,61 +2,18 -1,00 -0,49 -0,37

TagesHoch/Tief

52-WochenHoch/Tief

–/– 310,13/307,75 17094,26/16987,17 1886,70/1860,44 19737,92/19421,75 63022,40/62420,64 30056,93/29720,85 5669,75/5610,71 6785,70/6611,60 13892,08/13602,69 1361,76/1349,92 17485,79/17343,55 3175,99/3139,05 902,70/895,70 56376,00/54967,00 2216,70/2168,61 2978,55/2978,55 4190,50/4154,00 8954,44/8892,17 11692,45/11578,67 24,59/23,70 40733,80/40325,64 1960,40/1935,98 6190,48/6155,42

1348,69/1074,50 338,60/263,44 22276,10/14940,77 2326,10/1758,65 22663,37/16250,27 63284,54/49621,67 30764,32/25180,59 5965,58/4944,44 10059,30/6065,00 19490,76/12739,98 1987,79/1217,21 18871,29/15175,08 3842,70/2781,68 1210,30/843,00 68394,00/48668,00 2820,17/2163,39 3215,27/2528,71 4674,10/3927,60 10255,15/8160,01 13494,63/11177,91 50,74/18,32 48103,73/36549,47 2690,39/1652,79 6341,33/4791,96


24

GELD

HF2

Euro hält sich stabil – spanische Renditen steigen

Rentenmarkt US-Anleihe 10J.

Bundesanleihe 10J.

2,00

1,7

1,75 1,4

1,50

1,1 9.4.12

9.7.12

9.4.12

9.7.12

Leitzinsen Basiszins gemäß Bürgerlichem Gesetzbuch Leitzins EZB Leitzins FED

seit 01.07.12 seit 11.07.12 seit 16.12.08

0,12% 0,75% 0-0,25%

Indizes/Renditen Kupon

Bund-Future Rex Perf. Dt.Renten-Idx Umlaufrendite 10j. Bundesanleihe 10j. Staatsanleihe USA 10j. Staatsanleihe Großbrit. 10j. Staatsanleihe Japan

09.07.

06.07.

144,04 437,63 1,08 1,31 1,52 1,56 0,80

143,88 436,22 1,13 1,37 1,58 1,65 0,80

Euribor in %

Dollar-Libor in %

Laufzeit

09.07.

06.07.

3 Monate 6 Monate

0,531 0,817

0,549 3 Monate 0,831 6 Monate

Laufzeit

09.07.

06.07.

– –

0,458 0,736

1

Eurogeldmarkt 09.07.

Tagesgeld

Euro US-$ brit-£ sfr Yen

1 Monat

0,20–0,70 0,20–0,70 0,40–0,90 -0,15–0,35 –0,50

6 Monate

0,06–0,31 0,35–0,60 0,45–0,70 –0,25 –0,25

1 Jahr

0,59–0,84 0,87–1,12 1,00–1,25 1,30–1,55 1,10–1,35 1,40–1,65 –0,25 0,18–0,43 0,52–0,77 0,80–1,05

Bundesemissionen Bundesschatzbriefe

Typ A Typ B 1 Jahr 2 Jahre

Finanzierungsschätze

0,51% 0,69% 0,00% 0,00%

Endrendite Endrendite Rendite Rendite

Bundespapiere Kupon

Anleihe

0,75 4,25 1 4,5

BS v. 10/12 BO S.151 v. 07/12 BS v. 10/12 BA v. 03/13

09.07.

06.07. Rend.

100,13 101,09 100,44 102,20

100,14 101,10 100,45 102,21

– – – –

1,5 BS v. 11/13 3,5 BO S.152 v. 08/13 2,25 BO v. 07/13 Inflat. 1,75 BS v. 11/13 3,75 BA v. 03/13 4 BO S.153 v. 08/13 0.25 BS v. 11/13 0,25 BS v. 12/14 4,25 BA v. 03/14 2,25 BO S.154 v. 09/14 0 BS v. 12/14 4,25 BA v. 04/14 2,5 BO S.155 v. 09/14 3,75 BA v. 04/15 2,5 BO S.156 v. 10/15 2,25 BO S.157 v. 10/15 3,25 BA v. 05/15 1,75 BO S.158 v. 10/15 3,5 BA v. 05/16 2 BO S. 159 v. 11/16 2,75 BO S. 160 v. 11/16 1,5 BA v. 06/16 Infl. 6 BA v. 86/16 II 4 BA v. 06/16 5,63 BA v. 86/16 1,25 BO S. 161 v. 11/16 3,75 BA v. 06/17 0,75 BO S. 162 v. 12/17 0,5 BO S. 163 v. 12/17 4,25 BA v. 07/17 II 4 BA v. 07/18 0,75 BO v. 11/18 Inflat. 4,25 BA v. 08/18 3,75 BA v. 08/19 3,5 BA v. 09/19 3,25 BA v. 09/20 1,75 BA v. 09/20 Infl. 3 BA v. 10/20 2,25 BA v. 10/20 2,5 BA v.10/21 3,25 BA v.11/21 2 BA v. 11/22 0,1 BA v. 12/23 Inflat. 6,25 BA v. 94/24 6,5 BA v. 97/27 5,63 BA v. 98/28 4,75 BA v. 98/28 II 6,25 BA v. 00/30 5,5 BA v. 00/31 4,75 BA v. 03/34 4 BA v. 05/37 4,25 BA v. 07/39 I 4,75 BA v. 08/40 3,25 BA v. 10/42 2,5 BA v. 12/44 Tagesanleihe des Bundes

101,03 101,05 102,66 102,68 101,26 101,20 101,67 101,68 103,72 103,73 105,05 105,06 100,38 100,40 100,45 100,46 106,39 106,41 103,99 104,00 100,01 100,02 108,43 108,43 105,67 105,66 109,28 109,31 106,52 106,53 106,08 106,07 109,56 109,53 105,48 105,42 111,84 111,78 106,78 106,80 109,70 109,70 107,73 108,01 122,42 122,49 115,17 115,08 122,25 122,00 104,33 104,19 115,45 115,51 102,04 102,00 100,82 100,63 119,23 119,06 119,04 119,10 107,25 107,25 121,65 121,40 119,34 119,37 118,31 118,31 117,15 116,72 116,20 116,50 115,49 115,48 109,78 109,28 111,85 111,28 118,01 117,93 106,95 106,28 102,31 102,32 149,84 149,74 161,05 159,50 149,70 149,30 138,40 136,87 162,37 160,55 152,75 150,90 146,17 144,38 135,92 134,04 143,07 140,62 154,37 151,85 124,30 121,97 107,23 105,55 100,11 Tageszins

– – 0,71 – – – – – – – – – – – 0,02 0,03 0,04 0,05 0,09 0,12 0,15 – 0,27 0,17 0,26 0,22 0,27 0,30 0,33 0,35 0,47 – 0,56 0,68 0,79 0,87 – 0,97 0,99 1,03 1,12 1,22 – 1,49 1,81 1,89 1,93 1,99 2,04 2,09 2,10 2,13 2,15 2,14 2,18 0,18%

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Der Euro hat sich zu Wochenbeginn nur geringfügig erholt. Am Montagabend kostete die Gemeinschaftswährung 1,2302 Dollar, nach 1,2283 Dollar am Freitag. Mit 1,2255 Dollar war der Euro in der Nacht zum Montag auf ein neues Zwei-Jahres-Tief gefallen. Allein in der vergangenen Woche hatte er vier Cent an Wert verloren. Bela-

stet hatte, dass die EZB zwar ihren Leitzins auf ein Rekordtief senkte, jedoch keine zusätzlichen Hilfen für den Bankensektor Europas in Aussicht stellte. Zudem hatten am Freitag Zahlen vom US-Arbeitsmarkt abermals enttäuscht. Die Lage an den Anleihemärkten Spaniens und Italiens trübte sich deutlich ein. Die Rendite für

Ausländische Staatsanleihen Kupon

Anleihe

09.07.

0 v.2,26 3,5 4 7,5 4,25 4,25 3 5,9 4,6 10,5 4,25 3,75 3,4 6,5 4,2 3,85 6,4 3,13 4,9 5,5 5,25 6,5 7

Argent.GDP-Lnkr 05/35 Argentinien 05/38 Belgien 09/15 Belgien 12/32 Bulgarien 02/13 China 04/14 Finnland 07/12 Frankreich 09/14 Irland 09/19 Irland 99/16 Jamaika 04/14 Lettland 04/14 Niederlande 04/14 Österreich 09/14 Österreich 94/24 Polen 05/20 Portugal 05/21 Portugal 11/16 Schweden 09/14 Spanien 07/40 Spanien 11/21 Südafrika 03/13 Türkei 04/14 Venezuela 05/15

9,45 27,58 107,30 106,57 103,16 107,72 100,70 105,56 98,25 98,00 107,68 104,32 107,33 107,24 133,75 106,59 65,00 92,35 105,40 70,94 90,32 103,28 107,05 96,60

Unternehmensanleihen Rend. Bonit.

Kupon

Anleihe

– 10,35 0,70 3,53 1,22 0,79 – 0,13 6,18 5,19 6,68 1,62 0,06 0,17 2,98 3,22 10,01 8,92 0,13 7,40 7,01 1,27 1,76 8,39

4,75 5,38 3,25 4,63 7,88 3,25 5 7,88 3 5 v.7,5 4,88 3,75 4 7,25 5,5 4,88 4,13 7,25 4,75 7,5 4,25 5

Adidas Int. Fin. 09/14 Allianz Fin.perp. 06/– Bay.Lbk.Pfb 05/15 Bayer Capital 09/14 Bertelsm. 09/14 BMW Fin. 12/19 Commerzbank 09/15 Daimler 09/14 Daimler 10/13 Dt. Börse 08/13 Dt. Börse 08/38 Dt. Post Fin.03/14 Dt. Postbank 09/14 Dt.Telek.Int.Fin.05/15 Dürr 10/15 Eon 07/17 Eon 09/14 Eon Intern. 09/13 France Telecom 10/13 Goldman Sachs 06/21 Heid.Cem. 10/20 Henkel 03/13 K+S 09/14

B B AA BBBA+ AAA AAA BBB+ BBB+ BBBBAAA AAA AAA ABBBBAAA AABBB+ BB+ B+

09.07.

Rend. Bonit.

106,29 97,30 106,92 108,19 110,03 107,90 105,18 110,16 102,32 103,16 103,05 105,86 105,13 106,99 111,90 120,07 106,04 102,40 103,56 91,75 107,80 103,40 108,03

ERLÄUTERUNGEN: Anleihen: Kurse in Prozent; BA=Bundesanleihe; BO=Bundesobligationen; BS=Bundesschatzanweisung; PfB=Pfandbrief; Laufzeit (Emissionsjahre/Fälligkeit) hinter dem Namen; alle Bundespapiere besitzen Bonität AAA; Bonitätseinstufungen soweit verfügbar von S&P: AAA=exzellent, AA=sehr gut bis gut, A=gut bis befriedigend, BBB=befriedigend bis ausreichend, BB=mangelhaft, B=mangelhaft, CCC bis C=ungenügend, Insolvenz absehbar, D=zahlungsunfähig; Euribor=Zinssatz f. Termingelder in Euro unter Banken;

1,51 – 0,81 0,87 1,12 1,93 1,61 1,04 0,67 0,90 7,23 0,88 0,47 1,16 3,19 1,46 0,89 0,65 0,60 5,92 6,21 0,52 1,16

A AAA ABBB+ A A+ AAAA A+ BBB+ AAA BBB+ AAAAABB+ A BBB+

Münzen und Barren Münzen

zehnjährige spanische Staatspapiere kletterte wieder über die Marke von sieben Prozent. Das Überschreiten der Schwelle gilt als kritisch, weil die Refinanzierungskosten dann in einen längerfristig nicht tragbaren Bereich vordringen. Italiens Papiere gleicher Laufzeit rentierten unterdessen mit mehr als sechs Prozent. SZ/DPA 6,75 4,63 6,5 4,5 4,88 3,87 5 4,375 4,5 4,13 5,13 4,12 8

Linde 08/15 Lufthansa 06/13 Lufthansa 09/16 Maxingvest 04/14 Merck Fin.Serv. 09/13 Porsche 06/16 RWE Fin. BV 09/15 Shell 09/19 Shell Intern. 09/16 Siemens Fin. 09/13 Siemens Fin. 09/17 Sixt 10/16 ThyssenKrupp 09/14

119,13 102,63 113,06 106,20 104,93 107,46 110,04 116,47 112,61 102,19 116,92 104,00 109,70

1,00 1,35 2,96 1,65 0,72 1,69 0,96 1,40 0,89 0,48 1,30 3,10 2,59

Bertelsmann 01 ff. 15% Bertelsmann 92 ff. 7,23% Magnum 03/50 12% Pongs&Zahn 06/50 8,5% Salvator Grund. 04/50 9,5% WGZ Tr.B 86/11 8,25%

09.07.

06.07.

223,25 130,50 79,50 0,35 28,50 –

223,25 130,60 79,50 0,43 28,50 109,65

06.07.

London Gold (16:00) $/Uz. 1585,00 London Silber (14:00) US-cts/Uz 2724,00 London Palladium (14:00) $/Uz 582,00 London Platin (14:00) $/Uz 1441,00 Kupfer (DEL) 620,10–622,46

1587,00 2732,00 577,00 1450,00 622,92–625,27

Gold

Öl 105

1500

90

1250

Münzen2

ABB+ BB+ BBB A AA AA A+ A+

1 Uz Am.Eagle 1 Uz Platin Noble 1 Uz Maple Leaf 1/2 Uz Am. Eagle 1/2 Uz Philharm. 1/4 Maple Leaf 1/4 Uz Philharm. 1/10 Uz Am.Eagle 1 Uz Krüger Rand 1 Uz Britannia 1 UZ W. Philh. Silber 1 Uz Platin Koala 1/10 Uz Platin Koala 2 Rand Südafrika 100 österr. Kronen 4 österr. Dukaten 1/2 Uz Känguruh 1/10 Uz Känguruh 10 Rubel (Tscherwonetz) 20 sfr (Vreneli) 20 Goldmark (Wilh.II)

75 9.4.12

Ankauf 09.07.

Verkauf 09.07.

Ankauf 06.07.

Verkauf 06.07.

1279,50 1110,50 1279,50 643,00 643,00 323,50 323,50 130,00 1279,50 1279,50 22,50 1110,50 116,00 289,50 1185,00 543,50 643,00 130,00 312,00 234,50 286,00

1357,00 1342,00 1337,50 701,00 701,00 357,50 357,50 148,00 1337,50 1363,50 24,45 1342,00 156,00 324,00 1323,50 603,50 701,00 148,00 347,50 264,50 323,00

1275,00 1116,00 1275,00 641,00 641,00 322,50 322,50 129,50 1275,00 1275,00 22,25 1116,00 116,50 288,50 1181,00 541,50 641,00 129,50 311,00 233,50 285,00

1352,50 1349,00 1333,00 699,00 699,00 356,50 356,50 147,50 1333,00 1359,00 24,20 1349,00 157,00 323,00 1319,00 601,50 699,00 147,50 346,50 263,50 322,00

Münzen

9.7.12

Ankauf 09.07.

Barren

BBB-

Gold, 1 kg Gold, 100 g Gold, 10 g Silber, 1 kg Platin, 1 kg Platin, 100 g

Energie 09.07. 06.07.

Dollar-Libor=Zinssatz f. Termingelder auf Dollarbasis; 1) Unicredit Lux., Münzen und Barren; 2) pro aurum, Schalterpreise München, Angaben in Euro 3) W.C.Heraeus, Basis Londoner Fixing; Rohstoffe: CME=Chicago Mercantile Exchange, Comex=Commodity Exch., ICE=Intercontinental Exch., LME=London Metal Exch., Matif=Marché à terme Internat. de France, Nymex=New York Mercantile Echange Kursgrafik: smallCharts, Quelle: GOYAX.de, AID Hannover, Morningstar

Feingold Feingold, 1 kg verarbeitet, 1 kg Feinsilber Feinsilber, 1 kg verarbeitet, 1 kg Platin / Palladium Platin (per Gramm) Palladium (per Gramm)

09.07. 06.07.

Benzin (RBO) Aug 2,71

Brent ICE $/Brl

Nymex $/gal

Rohöl (NY)

WTI Nymex $/Brl

98,03 97,66 84,52 84,86 85,23

Sep Okt Aug Sep Okt

97,79 97,43 84,45 84,83 85,21

Heizöl (NY)

ICE $/t

Sep Aug Sep Jul Aug

2,72 2,60 2,71 2,71 868,8 862,5

2,60 2,71 2,71 867,0 861,5

Edelmetalle 09.07. 06.07.

09.07. 06.07.

1581 1584 1586 2721 2709 2721

Gold (NY)

Jul Comex $/oz Aug Sep Silber (NY) Jul Comex cts/oz Aug Sep

1578 1579 1580 2689 2690 2692

Platin (NY)

Nymex $/oz Palladi. (NY)

Nymex $/oz

Okt Jul Aug Sep Dez Jul

1445 1447 1448 582,0 584,3 578,9

1450 1475 1476 580,4 581,5 584,3

Basismetalle Verkauf 09.07.

Ankauf 06.07.

Verkauf 06.07.

7521 7527 16245 16280 1840 1843

Kupfer (Ldn) Kse

LME $/t

3-Mt.

Nickel (Ldn) Kse

LME $/t

3-Mt. Kse 3-Mt.

Zink (Ldn)

LME $/t

Verkauf 09.07.

09.07. 06.07.

7600 7618 16460 16505 1855 1856

Blei (Ldn)

Kse LME $/t 3-Mt. Zinn (Ldn) Kse 3-Mt. LME $/t Alumini. (Ldn) Kse LME $/t 3-Mt.

Verkauf 06.07.

40760,00 43880,00 40940,00 44080,00 – 45970,00 – 46180,00 697,10 –

768,80 804,70

702,10 –

774,30 810,40

36,26 14,62

38,99 15,89

36,47 14,45

39,21 15,71

1858 1871 18905 18850 1888 1920

09.07. 06.07.

09.07. 06.07. Ankauf 06.07.

1840 1855 18600 18625 1877 1904

Agrarprodukte

Für Industrieabnehmer3 Ankauf 09.07.

9.7.12

09.07. 06.07.

41028,00 41951,00 40886,00 41810,00 4103,00 4225,00 4089,00 4210,00 414,00 441,00 412,00 439,00 666,00 762,50 658,00 754,50 35076,00 39233,00 35267,00 39428,00 3523,00 4012,00 3542,00 4032,00

Metall

9.4.12

Rohöl (Ldn.) Aug 98,34 98,19

Barren2

Genussscheine Unternehmen

Rohstoffe

09.07.

Weizen (Pa)

Matif Euro/t Sojaboh. (Ch)

CME cts/bu

248,8 247,0 1659 1608 776,5 733,3

Nov Jan Jul Aug Jul Sep

242,0 240,8 1620 1567 743,3 695,3

Kaffee (NY)

ICE cts/lb. Kakao (NY)

ICE cts/lb.

Jul Sep Sep Dez Okt Mär

176,9 179,2 2317 2332 22,61 22,97

175,9 176,5 2245 2245 22,25 22,62

Weitere Kursinformationen finden Sie unter:

In Deutschland zugelassene Qualitätsfonds – tägliche Veröffentlichung mitgeteilt von vwd group Name

Währung

Ausg. 09.07.

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

ATE

ZWG Name

Währung

Aberdeen Immobilien KAG DEGI EUROPA DEGI Internat.

€ €

32,07 40,32

30,54 38,40

168,80 160,76

-

0,34 hausInvest 0,05

€ € €

47,90 41,14 42,38

46,50 41,14 42,38

160,90 26,10

-

$

0,00

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

69,89 14,47 87,69 88,13 57,11 63,60 49,93 77,18 53,90 50,79 104,29 97,16 49,18 49,77 50,37 85,93 118,24 76,05 166,99 51,87 54,98 145,58 55,32 78,45 97,43 504,26 104,30 65,01 71,87

66,56 14,05 85,14 83,93 54,39 60,57 48,48 74,57 51,83 48,37 100,28 92,53 47,75 49,77 50,37 81,84 113,69 72,43 159,04 50,36 53,90 138,65 53,19 76,54 92,79 480,25 99,33 61,91 68,45

67,41 14,00 85,01 84,56 55,00 61,31 48,27 74,63 52,24 49,01 100,31 93,93 47,32 49,75 50,37 82,06 113,43 73,19 160,04 50,33 53,85 139,60 53,16 76,31 95,52 487,74 100,60 62,64 69,04

-

0,30 0,22 0,23 CS EUROREAL*

-26,37 0,00 0,13 -88,19 -48,32 21,23 0,00 0,05 -6,96 -24,62 -0,25 14,73 0,00 0,00 0,00 -50,87 17,34 -28,03 -37,34 9,37 0,00 64,92 -0,73 0,00 52,90 31,95 21,27 -10,66 19,62

€ € € € € € € € € € € € € € $ €

7,03 175,00 10,56 137,99 75,21 89,24 334,78 60,17 110,25 103,06 49,60 124,70 130,13 107,49 10,32 -

7,03 166,67 10,25 131,42 71,63 84,99 318,84 58,42 107,04 98,15 47,24 118,76 123,93 107,49 10,12 100,54

7,21 168,46 10,24 133,00 72,47 85,98 321,93 58,38 107,10 98,43 47,07 119,37 125,42 107,51 10,13 101,96

40,64

40,62

2,24

-

- 185,36

189,04 -95,97

-

83,71

79,72

79,74

0,04

-

€ € €

66,39 36,78 50,97

64,46 35,03 48,54

0,00 -

53,99

51,42

51,43

0,06

-

BW Portfolio 20* BW Portfolio 40* BW Portfolio 75* BW Zielfonds 2020* BW Zielfonds 2025* BW Zielfonds 2030* DekaFonds* DekaFonds TF* Deka-MegaTrends CF* Deka-MegaTrends TF* DekaRent-intern.TF* DekaRent-Internat.* Eur. Disc.Strat.CF* Eur. Disc.Strat.TF* EuropaBond CF* EuropaBond TF* GlobalChampions CF* GlobalChampions TF* LBBW Bal. Konzept* LBBW Exportstrat.* LBBW-Rentenf.Euro* Mainfranken Strate* MF Weltkonz. kons.* MF Wertkonz. ausg.* RenditDeka* RenditDeka TF* S-BayRent-Deka* UmweltInvest CF* UmweltInvest TF*

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

41,82 40,36 36,54 34,18 32,43 32,47 65,19 157,04 40,51 35,93 122,38 19,89 36,90 33,90 115,40 40,95 104,80 97,00 44,56 45,94 42,47 106,34 100,45 99,48 21,69 27,31 51,02 66,77 61,86

41,00 39,57 35,82 33,51 31,79 31,83 61,93 157,04 39,05 35,93 122,38 19,31 35,57 33,90 112,04 40,95 101,01 97,00 43,69 44,10 41,23 106,34 100,45 99,48 21,06 27,31 49,23 64,36 61,86

40,99 39,55 35,72 33,44 31,68 31,70 63,04 159,86 38,96 35,85 121,47 19,16 36,10 34,40 111,60 40,79 100,64 96,64 43,59 44,94 41,14 106,40 100,56 99,68 21,03 27,27 49,17 64,62 62,12

-5,85 -13,32 -17,36 -22,40 -27,96 -26,11 7,63 30,53 -8,51 -17,23 0,00 0,00 -30,07 -30,60 0,00 0,01 -1,80 -3,15 6,67 -27,84 0,00 8,97 -0,94 -1,80 0,00 0,00 0,00 -55,21 -60,76

-

0,00 0,30 0,49 0,00 0,01 0,00 0,68 2,39 0,31 0,00 4,22 0,00 1,07 0,99 0,91 0,00 2,23 0,00 0,00 0,67 1,18 0,00 1,39 1,41 0,00 0,00 Deka Immobilien Investment 0,00 0,00 Deka Immob Europa* € 49,11 46,66 46,66 2,91 0,00 Deka Immob Global* € 59,40 56,43 56,41 13,47

-

Deka International (Lux.)

-38,65 0,00 27,17 19,51 0,00 0,00 6,64 0,00 -36,90 0,00 -0,80 0,00 51,84 11,31 0,00 0,00 0,00 0,00 -5,36 8,19 -9,13 0,25 -2,96 2,27 26,40 0,00 0,00 5,00 0,00 0,00 59,56 0,00

64,42 0,00 35,45 64,32 48,85 35,67

0,00 0,00 0,08 0,00 0,00 0,00 0,00 0,69 4,15 0,80 0,00 0,11 0,00 1,54 0,16 0,00

0,00 0,00 0,00

1,46 0,00 0,00

Alte Leipziger Trust €uro Short Term* Aktien Deutschland* AL Trust €uro Relax* Trust €uro Cash* Trust €uro Renten* Trust Aktien Europa* Trust Global Invest*

€ € € € € € €

48,73 76,18 51,23 47,98 45,67 36,48 55,09

48,25 72,55 49,74 47,98 44,34 34,74 52,47

48,21 0,00 0,00 73,40 -16,36 -52,53 49,77 0,73 47,97 0,00 0,00 44,18 0,00 0,00 35,33 -89,18 -45,96 52,05 -65,01 -52,48

0,83 0,00 0,34 0,81 0,95 0,00 0,00

AmpegaGerling Investment Gerl Substanz Pa Gerl. Global Aktien Gerling AS Gerling Flex Gerling Global Gerling Pf.Tot.Ret Gerling Rendite Gerling Reserve GerlingEuroStar 50 GerlPf MuETFStr Pa GerlPf Real Estate JF Renten W. KAPITAL PROZINS MPC Europa Meth. PF Glob ETF Aktien terrAssi.Akt.I AMI terrAssisi Rent IA TOP TREND AMI Zan.Eu.Cor.B.AMI P* Zantke Eu.HY AMI Pa*

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

24,16 7,91 33,44 34,36 19,33 97,92 20,55 52,16 29,50 20,16 108,90 107,57 24,24 139,29 16,68 14,64 101,44 113,65 108,86 113,66

23,23 7,57 32,00 32,80 18,63 94,15 19,95 51,64 29,50 19,57 103,71 105,46 23,53 132,66 16,19 14,01 100,94 108,24 106,73 111,43

23,31 -13,76 7,59 -158,19 32,30 -55,07 32,79 -35,18 18,54 0,00 94,02 -10,83 19,89 0,00 51,56 0,00 30,15 -4,84 19,65 -78,87 103,63 -1,97 105,29 0,00 23,46 0,00 134,47 -16,92 16,35 -38,60 14,12 -69,06 100,90 0,00 108,27 -13,99 106,45 0,00 111,44 0,00

-

0,28 0,00 0,26 0,12 0,27 1,19 0,36 0,83 0,00 0,23 2,01 2,81 1,20 0,00 0,04 0,00 1,24 0,00 1,54 3,31

-

0,00 0,00

Axxion S.A.

www.

M-AXX InCap Taurus Mwert Sup.Abs.Ret.

€ €

.lu

67,73 3,91

64,50 3,71

64,28 34,88 3,72 35,44

0,00

0,03

CSAM Immobilien KAG mbH

Corp.Bd. Euro CF Corp.Bd. Euro TF Deka-Conv.Akt. TF Deka-Conv.Aktien CF Deka-Conv.Rent. TF Deka-Conv.Renten CF Deka-Gl.Con.Rent. CF Deka-Gl.Conv.Re.TF DekaLux-BioTech CF DekaLux-BioTech TF DekaLux-MidCapTF A GlobalResources CF GlobalResources TF Wandelanleihen CF Wandelanleihen TF

€ € € € € € € € € € € € € € €

52,61 50,76 145,44 162,87 49,98 52,23 46,23 44,37 176,46 165,25 41,59 82,26 77,82 49,34 46,75

51,08 50,76 145,44 156,98 49,98 50,34 44,56 44,37 170,08 165,25 41,59 79,29 77,82 47,90 46,75

51,07 50,74 146,12 157,72 50,04 50,41 44,53 44,34 170,47 165,63 41,95 80,37 78,89 48,11 46,95

0,00 0,00 50,27 49,74 0,00 0,00 0,00 0,00 46,71 47,26 51,09 -12,34 -47,18 -1,76 -1,81

0,00 0,00 0,00 0,29 0,25 0,28 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,22 0,09 0,00 0,00

Deutsche Postbank Fonds

Allianz Global Investors Ireland Ltd. Emg Mrkt Bd AE Gl. Em. Mkts Eq. A US Equity A

0,05

0,02

Deka

Allianz Global Investors Luxembourg S.A AGIF B St E IE AGIF Eu EqD ATE AGIF EuBd AE AGIF Gl AgTr AE AGIF GlEcoT AE All Comm Stra A Emerging Europe A Eur Bd TR AE Euro HiYield Bd A Europe 25 ATE Mlt.AsiaAct.A(EUR) Oriental Income AT RCM BRIC Stars A RCM Enh ST Euro AT RCM Renminbi Cur A Sm.Cap Europa AE

ZWG Name

Credit Suisse CS Euroreal A CHF* CHF

46,50 4,52 41,14 -3,20 42,39 -4,61

42,67

Allianz Global Investors KAG mbH

Adifonds A Adirenta P Adireth Adiverba A Aktien Europa A Concentra AE Europazins AE Fl Rentenfd AE Flex Eur Ba AE Flex Eur Dy AE Flexi Immo A Fondak A Fondirent Geldmarkt AE Geldmkt SP AE Global Eq.Dividend Horizont Def Industria AE Interglobal A Kapital + AE Mobil-Fonds AE Nebenw. Deutschl.A Reale Werte A Rentenfonds AE Rohstofffonds A Thesaurus AT Vermög. Deutschl. A Wachstum Euroland A Wachstum Europa A

ATE

www.cratoncapital.com

Precious Metal*

Alceda Fund Management NV Strat-Kons. P NV Strat-Kons. POA NV Strat-Kons. POT

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

Commerz Grundbesitz-Invest

30,54 -23,89 38,39 -5,94

Adviser I Funds, SICAV Alb&Cie Optiselect

Ausg. 09.07.

Währung

62,22

58,98

58,66

9,09

-

0,00

www.bnymellonkag.com € € € € €

54,03 32,76 56,50 42,47 44,38

51,46 31,20 54,85 40,45 42,27

51,37 31,08 54,79 40,34 42,22

11,96 -78,78 0,00 23,05 -12,39

ATE

DWS Investment S.A. Telefon 0180 3040500 Internet www.postbank.de Best Inv.Chance Best Inv.Wachst. Business Basic EUR Euro Cash EUR Europaf. Aktien Europaf. Plus EUR Europaf. Renten Global Player EUR H&S FM Global 100 H&S FM Global 60 Protekt Plus Sydbank VV Dyn Sydbank VV Klass VL Invest EUR

0,00 0,00 0,62 0,00 0,00 0,72 1,21 0,00 0,30 0,69 0,59 0,27 DWS Inv.AlpS FC* 0,07 DWS Inv.AlpS LC* 0,06 DWS Inv.BRIC+ LC* DWS Inv.Conv.FC* Deutsche Postbank Int. S.A. (Lux) DWS Inv.Conv.LC* DWS Inv.DFIS FC* Nach Auskunft des Emittenten wurde das Ertragsausgleichsverfahren für die DWS Inv.EURB S LC* u.g. Fonds angewendet. PB Dyn.Best Garant € - 52,03 51,99 0,00 0,00 0,00 DWS Inv.GlAgr LC* PB Dyn.DAX® € 81,84 79,26 80,89 2,13 22,31 0,08 DWS Inv.InSt Pl LC* PB Dyn.DAX® Gar.II € - 51,45 51,65 0,00 1,60 0,35 DWS Inv.TD EUR LC* PB Dyn.Garant 2013 PB Dyn.Innovation PB Dyn.KlimaGarant PB Dyn.Protekt PB Dyn.Vision PB Dyn.Zuk.Gar. PB Dyn.Zuk.Gar. II PB Str. Prt.+ III PB Strat. Prt.+ II PB Strat. Rt Medi PB Strat. Rt Short PB Vermog + Chance PB Vermog + Ertrag PB Vermog + Wachst

€ € € € € € € € € € € € € €

€ € € € € € € € € € € € € €

54,23 52,14 50,62 48,91 52,27 52,01 56,76 56,76 45,96 44,19 50,87 49,39 54,87 53,27 27,59 26,53 101,20 96,38 105,80 102,72 126,74 122,16 42,21 40,20 46,64 44,42 31,86 30,63

- 49,99 17,35 16,72 - 49,73 52,12 50,12 44,07 42,48 - 53,45 - 53,64 107,20 103,08 118,70 114,13 50,12 48,66 51,55 51,55 43,22 41,76 47,94 46,32 45,31 43,78

52,02 -6,96 0,15 48,93 -18,62 0,34 52,04 0,00 1,22 56,77 0,14 10,08 44,42 -110,35 0,00 49,57 -16,77 1,20 53,15 -0,02 1,53 26,66 -267,51 0,00 96,35 11,21 102,70 6,28 121,99 -3,84 16,91 40,22 20,03 44,42 7,25 31,13 -103,15 0,15

49,98 16,96 49,73 50,01 42,96 53,46 53,65 102,83 113,83 48,63 51,54 41,84 46,36 43,85

0,00 28,56 0,00 -0,61 -17,07 0,00 0,00 -1,27 1,46 -0,07 0,00 -1,93 -0,36 -0,24

DJE Investment S.A.

0,00 0,75 0,00 1,14 6,09 0,00 0,02 0,85 4,92 0,10 0,11 0,55 0,96 0,89

0,00 0,00 0,00 0,51 0,00 0,00 0,00 0,95 1,07 0,63 0,47 0,42 0,18 0,29

€ 52,00 50,48 50,39 -0,01 € 83,23 82,40 82,40 0,07 € 147,42 140,40 140,45 34,05 € 2129,10 2067,08 2070,39 0,00 € 73,56 73,56 73,56 0,02 € 103,37 103,37 103,37 0,00 € 98,49 94,70 94,67 -11,36 € 106,03 102,93 103,21 -3,23 € 94,43 89,93 89,97 -12,43 € 86,54 82,41 82,33 -23,39 € 104,71 101,66 101,60 0,00

0,00 1,07 9,82 116 0,00 -

DWS Invest SICAV € € € € € € € € € €

119,71 119,02 186,49 136,35 133,38 111,38 137,94 132,38 123,26 113,82

119,71 115,45 177,17 136,35 129,38 111,38 133,80 125,76 119,56 108,12

119,62 115,37 177,64 136,70 129,72 111,28 133,89 125,80 119,46 108,25

4,13 2,68 46,33 4,18 4,46 0,00 0,00 15,82 -0,48 25,73

Währung

Ausg. 09.07.

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

ATE

- 0,00 FT EuroRendite* € 53,99 52,42 52,34 0,00 - 0,00 FT Frankfurter-Eff.* € 147,23 140,22 142,29 -17,39 -102 - 0,00 FT Gl.InfraSt.Div.P* € 62,50 59,52 59,11 16,21 - 0,00 FT InterSpezial* € 24,55 23,38 23,27 -18,09 -8,31 - 0,00 UnternehmerWerte* € 46,50 44,29 44,60 -12,00 - 0,00 FRANKFURT-TRUST Invest Luxemburg AG - 0,00 - 0,00 FT Em.Cons.Dem.P* € 60,25 57,38 57,22 12,51 - 0,00 FT EmergingArabia* € 30,27 28,83 28,71 -49,72 - 0,00 FT EuroCorporates* € 56,06 54,43 54,28 0,00 - 0,00 Nik.Bel.Gl.AT(EUR)* € 93,46 89,01 89,19 10,36 2,00 - 0,00 Generali Fund Management S.A. - 0,00 - 11,17 - 0,05 Generali FondsStrategie € 45,15 45,15 45,35 -3,77 - 1,07 Dynamik - 0,95 Generali Komfort - 1,45 Balance € 52,03 52,03 52,42 11,42 - 0,14 Dynamik Europa € 43,60 43,60 43,92 -7,61 - 0,12 Dynamik Global € 40,23 40,23 40,46 7,72 - 0,15 Wachstum € 47,97 47,97 48,50 19,16 - 13,00 - 0,74 HansaInvest Lux S.A. - 0,00 MultiAStr-Balanc P € 9,12 8,77 8,72 6,80 - 27,29 € 6,87 6,54 6,49 15,40 - 2,56 MultiAStr-Growth P € 9,49 9,21 9,18 0,00 - 0,00 MultiAStr-Income P - 0,00 Hauck & Aufhäuser - 0,09 - 2,15 - 0,00 - 0,17

0,34 0,42 0,16 0,36 0,14 0,05 0,00 0,00 0,00 0,00 0,97 0,18 0,00 0,00 3,14 1,00 0,00 0,00 0,00 D W S Investmentfonds 0,01 0,43 0,00 0,48 0,41 Telefon 01803 10111011 Telefax 01803 10111050 0,16 0,18 DWS Investment GmbH 1,03 € 591,50 563,33 562,68 -4,99 0,00 0,00 DWS Akkumula* € 168,73 160,69 163,39 26,79 0,00 0,00 DWS Akt.Strat.D* DWS Bonus Aktiv* € 45,38 43,63 44,21 6,85 DWS Convertibles* € 125,97 122,30 122,15 -0,60 0,00 € 50,29 49,06 48,92 0,00 0,00 0,15 DWS Cov Bond F* € 41,53 40,51 40,49 -0,02 0,00 0,44 DWS EUR Strat(R)* DWS Eurol Strat R* € 35,68 34,80 34,79 -0,01 0,00 DWS Europ. Opp* € 162,09 154,37 156,18 -3,80 0,00 € 87,20 83,04 83,56 -36,92 0,00 0,86 DWS Eurovesta* € 67,85 67,85 67,85 0,00 0,00 0,73 DWS Flexizins +* - 93,77 93,75 0,00 0,00 DWS ImoFl VeM(GS)* € € 36,49 35,42 35,34 5,32 0,00 0,00 DWS Inter Genuß* € 16,02 15,55 15,40 0,02 0,00 0,22 DWS Inter-Renta* € 93,21 88,77 90,33 -12,96 0,00 0,37 DWS Investa* € 28,22 26,87 26,87 -87,20 0,72 DWS Klimawandel* € 39,18 37,31 37,20 12,45 0,00 0,62 DWS PlusInv.(W)* € 217,32 206,97 210,68 5,77 0,00 0,00 DWS Select-Invest* € 107,06 102,94 102,25 41,83 0,00 0,00 DWS Top 50 Asien* 96,09 92,39 92,59 0,91 0,00 0,00 DWS Top 50 Europa* € € 61,45 59,09 58,91 -24,67 0,00 0,00 DWS Top 50 Welt* 91,43 87,07 86,74 42,17 0,00 0,00 DWS Top Dividende* € € 90,31 86,00 85,77 -28,99 0,00 0,00 DWS Vermbf.I* € 17,72 17,20 17,16 0,00 0,00 0,00 DWS Vermbf.R* DWS Vors.AS(Dyn.)* € 84,32 81,07 81,11 -22,15 0,00 DWS Vors.AS(Flex)* € 81,16 78,04 78,07 -12,21 0,00 DWS Zukunftsress.* € 50,60 48,19 48,10 -5,58 -

DWS Eurorenta* DWS Fl Rt Nts* DWS Global Value* DWS Gold plus* DWS Rend.Opt.* DWS Rend.Opt.4 S* DWS VermMan-Bal* DWS VermMan-Def* DWS VermMan-Dyn* DWS VermMan-Pro80* DWS Zinseinkommen*

ZWG Name

0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00

0,95 0,26 0,00 0,52 0,87 0,84 0,64 0,01 0,00 0,36 0,91 1,46 0,15 0,48 0,00 0,00 0,35 0,00 0,01 0,00 0,01 0,02 0,29 1,09 0,97 0,00

CF Eq.-Global Opp. CF Eq.HAIG-Flex CF Eq.-Pharma CF Eq.-Resources H&A Lux Wandel H&A Lux Wandel CI HAIG Eq.Val. Inv.B MMT Glbl Select MMT Glbl Value MMT Prem Value Vermögensauf.HAIG

€ € € € € € € € € € €

70,41 42,85 65,89 22,32 68,42 50,74 56,57 36,11 43,76 44,37 13,13

67,06 40,81 62,75 21,26 66,43 49,26 53,88 34,39 41,68 42,66 12,81

77,33

73,65

€ € € € € €

40,51 39,72 40,50 39,71 41,00 40,20 104,09 100,57 103,92 100,41 103,81 100,30

126,56 120,93 117,99 113,24 119,07 108,05 167,74 104,07 120,39 125,18

120,53 115,17 114,55 109,94 113,40 102,90 159,75 103,04 114,66 119,22

121,37 9,48 115,44 4,08 114,59 0,00 109,80 0,00 113,54 0,36 102,64 3,49 160,50 14,63 103,07 -0,99 115,21 5,53 119,44 0,23

-

0,00 2,17 5,76 2,49 2,69 0,00 0,00 3,34 1,27 6,44

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

€ € € € € € €

45,34 36,06 58,96 36,65 93,44 49,76 53,82

43,60 34,34 56,15 34,90 88,99 49,76 52,00

GlobalBalance DF GlobalChance DF Nachhaltigkeit A Osteuropa A ProInvest ProZins A RealReturn A

-

20,00 16,99 13,58 -41,03 -26,96 0,00 0,00

-

ZWG Name

0,06 0,00 0,00 0,00 0,00 0,81 1,93

MK Luxinvest

IAM - Top Mix Welt*

11,20

10,64

10,63

5,66

-

0,04

0,35

MVM SICAV 0,07 0,00 0,70 0,00

MVM LUX S-frontr g

5,12

4,88

4,88 -222,31

-

0,00

Nomura Asset Management Telefon 069 153093-020 Internet www.nomura-asset.de

Asia Pacific Asian Bonds 0,05 Euro Convertible 0,00 Fundamental Europe 0,11 Fundamental Japan Japan Equity Medio Rent Real Protect Real Return

€ € € € € € € € €

102,11 97,25 67,89 65,91 46,31 44,96 37,08 35,31 38,66 36,82 30,49 29,04 71,26 69,86 114,54 112,29 615,16 603,10

98,45 28,59 65,54 0,00 45,00 0,00 35,79 -42,77 36,91 -40,14 29,17 -117,56 69,72 0,00 112,17 0,00 601,81 0,00

- 0,00 - 1,37 - 0,00 - 0,00 - 0,00 - 0,00 - 0,44 - 12,20 - 72,57

NORAMCO Asset Management

67,68 40,90 62,61 21,53 66,66 49,43 54,53 34,31 42,28 42,59 12,99

-41,45 -89,63 19,22 -57,02 5,14 -3,53 17,42 22,21 -28,03 -8,43 6,55

-

0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,72 0,00

74,54

7,05

-

0,00

39,73 6,61 39,78 12,78 40,29 20,90 100,58 0,00 100,41 0,00 100,29 0,00

0,00 0,00 0,00 0,00 0,24 0,26

0,40 0,30 0,07 0,00 0,00 0,00

Quality Fd.Europe Quality Funds USA

€ €

127,22 128,22 0,00 149,54 150,32 -2,71 100,08 100,61 -0,85 1526,57 1521,39 12,93 116,62 116,87 0,55 97,24 97,45 -0,08 96,25 96,46 -0,08 1156,10 1157,79 4,30 88,08 86,90 0,00 95,27 93,98 0,00 95,09 93,81 0,00 94,35 93,08 0,00

9,64 5,91

9,16 5,61

9,27 -24,04 5,62 -24,53

-

0,00 0,00

Norddeutsche Landesbank Luxembourg S.A. N.Lux Renten Cap.* N.Lux Renten Dis.*

€ €

70,19 42,01

70,19 42,01

70,11 41,97

0,02 0,02

-

1,68 1,02

Oppenheim Asset Management Albatros EUR MedBioHealth EUR OP Akt.Marktneutra OP DAX-Werte OP Euroland Werte OP Food OP Global Securiti OP GlStr Worldwide SOP NonEuQuaAnl.R Special Opp. Spezial 3 Top Ten Balanced Top Ten Classic

€ € € € € € € € € € € € €

59,91 169,61 104,96 171,22 50,30 210,82 79,37 112,41 54,04 37,78 96,02 55,71 65,23

57,06 161,53 101,90 163,07 47,90 200,78 75,59 112,41 52,47 35,98 93,22 53,83 62,12

57,29 161,20 101,77 165,97 48,72 200,36 76,09 112,66 52,36 35,84 93,07 53,76 62,14

-12,89 63,37 10,77 -38,27 -72,86 49,47 -72,03 6,93 0,00 39,85 5,90 20,44 2,94

-

0,05 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,40 0,73 0,00 0,00 0,00 0,00

PEH Quintessenz Sicav

IPConcept Fund Management S.A.

Convert. America* $ Convert. Europe D* € Convert. Europe I* € Convert. Far East* € Convert. Glb.D Acc* € Convert. Glb.I Acc* € Convert. Glb.I Dis* € Convert. Japan* € Man AHL Trend CHF D*CHF Man AHL Trend EUR D* € Man AHL Trend EUR I* € Man AHL Trend GBP D* £

43,56 34,38 56,59 35,36 90,78 49,75 52,01

ATE

Telefon +49 911 180 - 1009

International Fund Mgmt. S.A. LBBW Bal. CR 20 LBBW Bal. CR 40 LBBW Bal. CR 75 Ludwigsburg BoG 1 Ludwigsburg BoG 2 Ludwigsburg BoG 3

Ausg. 09.07.

0,00 0,11 0,42 0,00

Ideal Invest Sicav Ideal Global A

Währung

Telefon 0800 9932847 Internet www.noramco.de

Aktien Global F € 160,17 152,54 153,60 1,47 Aktien Global I € 158,26 150,72 151,77 57,65 Aktien Global P € 126,56 120,53 121,37 9,48 apo Medical Opp. € 74,20 70,67 71,20 36,94 ME Fonds PERGAMONF € 1345,87 1281,78 1297,69 -11,27 ME Fonds Special V € 1632,03 1554,31 1555,51 1,70 Stabilit.Gold&ResP € 47,06 44,82 45,66 -134,70 Stabilit.Sil&WeißP € 48,42 46,11 47,22 -107,54 Umweltfonds DE € 68,01 64,77 65,02 -48,02 Wandelanl.Global F € 143,16 136,34 136,58 0,99 Wandelanl.Global I € 144,62 137,73 137,98 1,02 0,42 Wandelanl.Global P € 125,18 119,22 119,44 0,23 0,58 0,00 KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft mbH 0,00 grundinvestFonds* € 51,87 49,17 49,17 -1,20 0,20 US-grundinvest Fd.* $ 5,63 5,34 5,34 0,00 0,35 0,74 KAS Investment Servicing GmbH 1,81 ComfortInvest C € 41,81 39,82 40,00 20,25 0,53 ComfortInvest P € 46,88 44,65 44,70 -2,51 0,81 ComfortInvest S € 55,75 54,13 54,19 6,34 1,33 MultiManager 1 € 60,56 58,80 58,87 5,06 MultiManager 2 € 59,61 57,59 57,70 4,25 MultiManager 3 € 59,43 57,14 57,31 10,34 0,00 MultiManager 4 € 54,38 52,04 52,03 7,23 0,00 MultiManager 5 € 48,21 45,91 45,94 14,42 0,00 H&S FM Global 100 € 101,20 96,38 96,35 11,21 0,87 H&S FM Global 60 € 105,80 102,72 102,70 6,28 0,00 Sydbank VV Klass € 46,64 44,42 44,42 7,25 1,91 Sydbank VV Dyn € 42,21 40,20 40,22 20,03 2,07 FM Core Ind.Select € 58,85 56,59 56,80 1,90 0,00 1,31 0,00

Telefon +49 221 33 88 290 Internet www.fvsag.com € € € € € € € € € €

0,00 0,00 0,00 0,00 0,00

www.haig.lu

Flossbach & Storch

Aktien Global P Ausgewogen R Bond Diversifik P Bond Opport. P Defensiv R Fundament P* Multiple Opp. R Stiftung Wachstum R Wandelanl.Global P

ZWG Name

-

Q Europa 0,00 Q Goldmines 0,00 Q Renten Global I* 0,00 Q Renten Global P 0,00 0,00 2,98 0,00 Empire P 0,00 Infl Link Bds Fl I 0,00 Infl Link Bds Fl P 2,82 Renten EvoPro P 3,05 RentenEvoProVR2 d 6,44 RentenEvoProVRdist Strat Flexibel P Strat.Flexibel I

€ € € €

52,28 50,27 66,52 63,96 109,31 105,11 106,65 102,55

50,82 65,34 105,03 102,50

-5,83 13,52 -0,05 -0,11

-

0,00 0,00 0,00 0,00

PEH SICAV € € € € € € € €

0,00 0,00

82,58 79,40 105,13 101,09 103,95 99,95 107,11 102,99 47,65 46,49 48,81 47,62 66,75 64,18 102,13 98,20

79,66 24,28 100,91 0,00 99,78 0,00 102,85 0,00 46,42 0,00 47,55 0,00 64,53 15,80 98,73 2,82

-

0,06 3,77 3,31 0,64 0,30 0,30 0,08 0,33

PEH Trust Sicav

Trust Balanced € 90,68 87,19 87,41 -0,78 Trust Chance € 86,55 83,22 83,63 2,25 € 101,05 97,16 97,13 -0,06 0,10 Trust Rendite Plus 0,06 Pioneer Investments 0,61 0,15 0,19 0,51 0,08 Tel. 0800 8881928 Internet www.pioneerinvestments.de 0,01 PF-Commod.Alpha T* € - 47,71 47,18 0,30 € - 155,18 156,15 38,04 0,69 PF-Glob.Ecology T* € - 53,48 53,75 27,37 0,07 PF-Glob.Select T* 4,57 4,59 24,52 0,27 PF-US.Pioneer Fd T* € € 121,83 116,03 117,94 11,25 0,05 PI German Equity PI Tot.Ret.A* € - 46,59 46,54 0,96 -

0,00 0,00 0,00

2,48 0,00 1,08

RREEF Investment GmbH grundb. europa RC € 43,59 41,51 41,49 0,00 € 56,11 53,43 53,42 0,81 0,57 grundb. global RC 1,55 Sarasin Multi Label SICAV 0,59 www.sarasin.de 0,00 0,58 New Energy EUR* € 4,76 4,48 4,52 2,72 0,68 Siemens Kapitalanlagegesellschaft 0,66 0,00 EuroCash € 12,45 12,45 12,45 0,00 0,00 Euroinvest Aktien € 8,31 7,99 8,10 -42,52 0,00 Euroinvest Renten € 14,81 14,52 14,52 0,00 0,00 Global Growth € 3,61 3,47 3,52 -115,38 0,00 SKAG Balanced € 13,08 12,70 12,81 -7,85 SKAG Euroinv.Corp. Weltinvest Aktien

MEAG MUNICH ERGO KAG mbH

€ €

13,12 8,41

12,74 8,09

12,72 0,00 8,19 -42,27

-

0,07 0,12

-

0,00

-

0,25 0,00 0,04 0,00 0,03 0,27 0,00

Star Capital

FRANKFURT-TRUST

BNY Mellon Service KAG

Balanced* Europa* Eurorent* Megatrend* Triselect*

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

DJE-Absolut P € 220,33 209,84 210,76 25,54 DJE-Absolut XP € 91,34 91,34 91,73 -15,86 DJE-Ag&Ernährung I € 132,34 132,34 133,27 30,99 DJE-Alpha Global I € 169,63 169,63 170,17 26,65 DJE-Alpha Global P € 166,83 160,41 160,93 28,07 DJE-Asien Hi D XP € 144,38 144,38 144,86 27,19 DJE-Asien High D I € 141,89 141,89 142,37 27,78 DJE-Asien High D P € 145,33 138,41 138,88 28,24 DJE-Div&Sub.IH-CHF CHF 111,18 111,18 111,70 6,36 DJE-Gold&Ressour I € 175,91 175,91 179,47 29,49 DJE-Gold&Ressour P € 178,04 169,56 172,99 28,99 DJE-InterCash I € 128,14 128,14 128,08 0,00 DJE-InterCash P € 128,22 126,95 126,89 0,00 DJE-Real Estate I € 819,40 811,29 811,31 5,87 DJE-Real Estate P € 8,17 7,78 7,78 2,55 DJE-Renten Glob I € 150,14 150,14 149,90 0,13 DJE-Renten Glob P € 149,00 146,08 145,81 0,09 DJE-Renten Glob XP € 127,65 127,65 127,44 -0,56 DJE-Zins&Divid I € 102,39 102,39 102,53 -1,34 DJE-Zins&Divid P € 106,22 102,13 102,28 -1,51 DJE-Zins&Divid XP € 103,57 103,57 103,71 -1,32 Gamma Concept € 187,25 180,05 180,51 35,93 GoldPort Stab.Fd.I CHF 123,90 122,67 123,08 4,82 GoldPort Stab.Fd.P CHF 124,83 118,89 119,29 4,25 LuxPro-Euro Rent I € 1042,74 1017,31 1016,42 0,00 LuxPro-Euro Renten P € 105,85 103,27 103,18 0,00 LuxTopic-Akt.Eu A € 17,68 16,84 17,13 -21,97 LuxTopic-Akt.Eu B € 927,41 927,41 943,65 -29,06 LuxTopic-Bk.Schill € 16,36 15,58 15,59 14,41 LuxTopic-DJE Cosmo € 149,72 142,59 142,81 16,64 LuxTopic-Flex € 156,26 148,82 149,98 -3,04 LuxTopic-Pacific P € 20,25 19,29 19,38 33,96

Berenberg Funds-of-Funds Balance Select*

Ausg. 09.07.

-

0,34 0,00 0,88 0,00 0,09

DJE - Div&Sub I DJE - Div&Sub P DJE - Div&Sub XP DJE Inv.Karitativ DJE Inv.Lux Select DJE Inv.Primus DJE INVEST-StiftRI DJE INVEST-Vario P DJE-Absolut I

€ 253,45 253,45 254,63 38,32 € 248,55 236,71 237,81 40,13 € 150,82 150,82 151,51 21,09 € 1329,94 1254,66 1254,00 11,84 € 167,08 159,12 159,65 -7,80 € 1887,75 1780,90 1786,87 24,09 € 11,06 10,79 10,78 0,00 € 897,75 846,93 849,92 -24,68 € 220,32 220,32 221,28 24,08

- 0,00 - 0,00 - 0,00 - 27,43 Basis-Fonds I* - 1,61 FMM-Fonds* - 59,82 FT AccuGeld PT* - 0,35 FT AccuZins* - 1,21 FT Euro High Div.* - 0,00 FT EuropaDynamik P*

Tel.: 09281 72583020

€ € € € € €

138,68 354,00 71,33 279,26 46,56 179,08

138,68 337,14 71,33 271,13 44,34 170,55

138,61 0,00 0,00 337,37 10,00 -12,54 71,33 0,00 0,00 268,83 0,00 0,00 44,62 -3,87 171,57 11,61 -56,22

2,68 2,15 0,59 7,97 0,00 0,00

EuroBalance EuroErtrag EuroFlex EuroInvest A EuroKapital EuroRent A FairReturn A Floor EuroAktien

€ € € € € € € €

41,98 57,41 49,20 52,02 56,52 30,47 57,23 47,04

40,37 55,47 48,71 49,54 53,83 29,44 55,56 45,01

40,63 55,56 48,69 50,23 54,01 29,40 55,60 45,26

-31,32 -11,46 0,00 -7,77 -67,61 0,08 -3,13 -29,95

-

0,18 0,39 0,41 0,00 0,00 0,24 0,76 0,06

SC Allocator SC Argos SC Huber-Strategy1 SC Priamos SC SIC.Ger.Masters SC SIC.Starpoint SC SIC.Winbonds+

€ € € € € € €

1225,42 1403,19 997,36 1188,29 79,61 1364,46 1467,76

1189,73 1362,32 968,31 1131,70 75,82 1299,49 1425,01

1192,00 1362,40 975,94 1143,96 75,79 1315,16 1427,20

-4,67 -3,94 -1,79 29,60 16,15 2,66

- 5,65 - 21,56 - 3,71 - 0,00 - 0,00 - 0,00 - 127

Währung

Ausg. 09.07.

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

ATE

ZWG Name

0,00 -

0,01 1,30 0,56 0,71 0,00 1,15 0,43 0,28 0,58 0,33 0,00 0,00 0,00 0,98 0,29 0,00 0,11 0,22 0,11 0,49 0,70 0,00 0,34 0,92 0,30 0,56 0,38 0,00 1,39 0,00 0,00 0,80 0,00 1,47 0,00 0,58 1,51 0,00 0,00 0,04 0,00 0,00 2,20 0,82 0,00 0,15 0,37 0,14 0,00 0,26 0,35 0,33 0,64 0,82 0,79 0,00 0,14 0,22

Union-Investment Privatfonds BBBank Chance Uni.* BBBank Kont.Uni.* BBBank Wach.Uni.* BBV-Fonds-Union* BBV-Invest-Union* Condor-Fd.Union* Delbrück Renten* Geno AS:1* GenoEuroClassic* GenoEuroClassic II* Invest Euroland* Invest Global* KCD Uni. Aktien* KCD Uni.Renten+* KCD-Union Nachh.Mix* LIGA-Pax-Aktien-U.* LIGA-Pax-Bal.S.U.* LIGA-Pax-K-Union* LIGA-Pax-Rent-Unio* Münch.Bk.Glob.Sel.* Priv.Fonds:Flex.* Priv.Fonds:FlexPro* Priv.Fonds:Kontr.p* PrivFd:Kontrolliert* Stuttg.Bk.Rentinv.* SüdwBk.Interselect* Südwestbk.-Inter.* Uni21.Jahrh.-net-* UniBalancePlus* UniDeutschland* UniDeutschland XS* UniEu.Renta-net-* UniEuroAktien* UniEuroBond* UniEuropa-net-* UniEuroRenta* UniEuroRentaHigh Y* UniFonds* UniFonds-net-* UniGlobal* UniGlobal-net-* UniJapan* UniKapital* UniKapital-net-* UniNordamerika* UnionGeldmarktfonds* UniRak* UniRak -net-* UniReits* UniRenta* UniStrat: Ausgew.* UniStrat: Dynam.* UniStrat: Flex net* UniStrat: Konserv.* UniStrat:Flexibel* UniStrat:Offensiv* UniTrend: Gbl-net-* UniTrend: Global*

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

26,09 58,82 44,83 45,84 88,44 50,50 54,46 47,06 43,29 39,54 34,96 53,50 33,34 50,65 48,11 27,28 30,30 38,52 25,51 0,00 96,89 105,03 105,72 104,77 42,38 45,57 41,10 21,10 108,64 118,56 65,35 49,71 42,27 73,47 40,34 67,98 35,20 34,73 50,70 128,59 73,81 32,61 110,43 43,60 146,45 50,36 84,17 44,64 68,78 21,49 42,88 33,22 46,28 55,13 46,93 29,39 36,94 37,37

25,45 57,67 43,74 44,50 84,23 49,03 52,87 45,69 42,03 38,39 33,94 51,94 33,34 50,65 46,71 27,28 30,30 37,95 24,77 45,63 96,89 105,03 105,72 104,77 41,15 44,24 39,90 21,10 105,99 114,00 62,84 49,71 40,26 71,33 40,34 66,00 34,17 33,08 50,70 122,47 73,81 31,06 108,26 43,60 139,48 50,36 81,72 44,64 66,13 20,86 41,63 32,25 46,28 53,52 45,56 28,53 36,94 36,28

25,55 57,70 43,77 44,49 85,60 48,99 52,70 46,00 42,37 38,70 34,61 52,20 33,65 50,55 46,91 27,60 30,31 37,95 24,76 45,64 96,83 104,91 105,85 104,70 41,15 44,40 39,92 21,18 105,96 116,19 63,82 49,54 41,05 71,14 40,72 65,95 34,15 33,76 51,73 122,99 74,18 30,92 108,30 43,62 140,16 50,36 82,26 44,93 66,01 20,76 41,66 32,31 46,22 53,48 45,50 28,63 37,10 36,44

24,45 10,28 20,28 0,00 10,97 -5,64 0,00 -13,43 -10,58 -17,78 -65,03 -2,95 -39,29 0,00 -6,38 -28,04 -46,74 0,00 0,00 -1,85 -0,33 3,94 0,24 0,24 0,00 7,32 0,00 -55,36 -5,66 3,95 33,12 0,00 -52,73 0,00 -23,32 0,00 0,00 21,14 1,58 14,47 8,24 -62,59 0,00 0,00 6,41 0,00 24,07 -5,87 -42,17 0,00 6,49 5,20 -9,24 8,00 -8,82 0,65 -13,66 -12,93

Union-Investment (Lux) Deutschl. 2016 III* Ern. Ener. (2018)* LIGA-Pax-Cattol.-U* LIGA-Pax-Corp.-U.* UGaTop: Europa III* UGTEuropa* UGTEuropa II* UI Local EMBonds* UIGl.High.YieldBds* UniAsia* UniAsia Pacif. net* UniAsia Pacific A* UniDividAss net A* UniDividendenAss A* UniDyn.Eur-net A* UniDyn.Europa A* UniDyn.Gl.-net- A* UniDynamic Gl. A* UniEM Fernost* UniEM IMMUNO 90* UniEM Osteuropa* UniEMGlobal* UniEuReal Zins-net* UniEurKapital-net-* UniEuroAspirant* UniEuroKapital* UniEuropa* UniEuropaRenta* UniEuroR.Corp.2012* UniEuroRenta 5J* UniEuroRenta Co.16* UniEuroRenta Co.17* UniEuroRentaCor.A* UniEuroSt.50 A* UniEuroSt.50-net* UniEurRentRealZins* UniFavorit: Renten* UniGa:Er.Energ 2018* UniGaExt:D 2019 II* UniGar: Deut.2017* UniGar: EmMkt 2018* UniGarExt: Deut.2019* UniGarPl: Eur.2018* UniGarTop: Eur.IV* UniGlobal II A* UniM.&S.Caps:Eur.* UniMarktf. A* UniMarktf. -net- A* UniOptima* UniOptimus-net-* UniProt.Europa II* UniProtect:Europa* UniRak Nachh.A* UniRak Nachh.A net* UniRenta Corp A* UniRentaEURPlus 5J* UniReserve: Euro A* UniReserve: USD* UniSec. Bas. Ind.*

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € $ €

0,00 0,00 1125,51 40,93 119,52 130,76 122,20 93,65 40,14 45,73 98,21 99,37 44,15 45,06 31,94 53,28 20,76 33,22 1260,59 99,60 2267,51 74,69 58,71 43,41 51,59 68,45 1270,15 45,96 0,00 52,15 43,74 42,60 46,11 33,68 27,61 58,87 28,19 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 127,09 56,16 29,09 27,16 26,88 756,94 731,72 112,71 112,36 52,77 51,16 85,86 104,32 501,04 992,03 82,62

101,52 99,66 1106,15 39,74 113,77 124,47 116,33 93,65 40,14 43,55 98,21 95,55 44,15 43,33 31,94 51,23 20,76 31,94 1200,56 96,70 2159,53 71,13 58,71 43,41 50,09 67,11 1209,67 44,62 40,64 50,12 42,47 41,36 44,77 32,38 27,61 57,16 27,37 98,52 98,17 99,84 99,51 97,27 103,64 120,98 53,49 27,97 26,12 26,88 749,45 731,72 109,43 109,09 51,23 51,16 83,36 102,27 501,04 992,03 79,44

101,81 99,66 1114,89 39,66 113,62 124,43 116,24 94,07 40,21 43,42 97,90 95,25 44,53 43,70 32,24 51,70 20,94 32,21 1200,19 96,93 2194,53 71,38 58,81 43,41 50,30 67,09 1221,36 44,48 40,64 50,10 42,42 41,33 44,68 33,07 28,20 57,26 27,37 98,45 98,33 100,08 99,38 97,34 103,64 120,87 53,69 28,32 26,27 27,03 749,22 731,56 109,73 109,20 51,58 51,50 82,66 102,25 501,03 992,09 80,23

0,00 0,00 5,62 0,00 -4,30 0,10 -2,83 0,00 0,00 37,77 51,74 51,57 -9,19 -8,21 26,66 28,90 24,50 26,37 51,93 -1,74 12,70 40,55 0,00 0,00 0,00 0,00 9,87 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 -13,90 -15,81 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 -4,52 4,66 29,27 -0,03 -0,28 0,00 0,00 -1,40 -6,30 3,26 3,18 0,00 0,00 0,00 0,00 35,11

-

0,48 0,66 0,00 0,30 1,57 0,78 0,64 2,57 1,72 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,30 0,49 0,04 6,76 0,53 2,35 0,85 0,00 0,78 0,37 0,08 0,36 0,34 1,13 0,00 0,00 6,70 0,69 0,02 0,02 1,27 1,31 0,15 0,84 0,62 0,00 0,00 0,00 0,00 1,90 2,93 0,82 0,29 0,00 0,00 2,08 2,14 5,95 0,60 0,00

Währung

Ausg. 09.07.

Rücknahme Akt.G 09.07. 06.07. in %

ATE

ZWG

UniSec. BioPha.*

58,78

56,52

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77,85

74,86

56,66 24,50

-

0,00

74,60 40,85

-

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31,66

0,00

30,44

30,68 -49,27

-

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0,00

58,62

56,37

56,61 33,59

-

UniSec. High Tech.*

0,00

42,75

41,11

41,66 33,16

-

0,00

UniSec. MultiMe.*

21,36

20,54

20,61 19,57

-

0,00

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36,36

34,96

35,31 -6,55

-

0,00

UniVa. Global A*

56,74

54,56

54,80 28,76

-

0,00

UniVa.Euro.-net-A*

35,56

35,56

35,92 -7,20

-

0,00

UniVa.Glb-net-A*

54,88

54,88

55,13 28,28

-

0,00

UniVorsorge 1 ASP*

49,99

48,53

48,55

0,00

-

0,00

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49,89

48,44

48,46

0,00

-

0,00

UniVorsorge 2 ASP*

49,99

48,53

48,52

0,00

-

0,12

UniVorsorge 2 AZP*

50,12

48,66

48,65

0,00

-

0,98

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50,05

48,59

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0,00

-

0,11

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49,73

49,67

0,00

-

0,78

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49,97

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0,00

-

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UniVorsorge 4 AZP*

52,25

50,73

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0,00

-

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47,92

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0,00

-

0,14

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52,53

52,02

0,00

-

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0,00

-

0,11

UniVorsorge 6 AZP*

54,23

52,65

52,30

0,00

-

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44,87

44,48

0,00

-

0,10

UniVorsorge 7 AZP*

54,98

53,38

52,91

0,00

-

0,77

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96,37

91,78

91,77

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-

0,14

UniImmo:Europa*

59,46

56,63

56,62

1,68

-

0,24

UniImmo:Global*

52,82

50,30

50,26

1,76

-

0,00

Universal-Investment BW-Renta-Internat.*

42,66

41,62

41,57

0,00

-

0,56

BW-Renta-Univ.*

26,04

25,40

25,33

0,00

-

0,29

Concept Aurelia Gl*

121,57 16,19

-

0,00

G&P-Univ.Aktien A*

47,41

47,77 -138,31

-

0,04

H&A Akt.Eurol.-UI*

113,39 107,99

110,22 -49,19

-

0,00

J. Führ-UI-Aktien*

82,90

78,95

79,87 -15,30

-

0,00

J. Führ-UI-Renten*

44,20

43,33

43,30

0,00

-

1,01

SC BondValue UI*

71,55

69,47

69,54

0,00

-

1,91

Trend-Uni- Glbl*

107,19 14,13

-

0,00

Universal AS Fd. I*

61,97

59,59

59,59 -21,61

-

0,06

WM Akt. Gl. UI*

66,09

62,94

63,61 43,87

-

0,00

WM Akt. Gl. US$*

$

244,93 233,27

235,80 58,07

-

0,00

126,91 120,87 49,78

113,28 107,89

VERITAS INVESTMENT TRUST GmbH A2A Defensiv*

12,99

12,49

12,41 -0,31

-

0,06

A2A Offensiv*

14,90

14,06

13,96

3,25

-

0,00

A2A Wachstum*

14,94

14,23

14,14 -9,75

-

0,00

ETF-Dachf. Quant*

29,09

27,70

27,59 22,94

-

0,02

ETF-Dachf.EM+Money* €

18,47

17,76

17,69

8,87

-

0,02

ETF-Dachfd AktienP*

11,34

11,34

11,28

5,24

-

0,00

ETF-Dachfd RentenP*

11,92

11,92

11,84 -0,47

-

0,10

ETF-DACHFONDS P*

12,11

12,11

12,03

5,87

-

0,00

ETF-Dachfonds VDH*

12,38

12,38

12,30

8,38

-

0,00

ETF-PTFOLIO GLOBAL* €

10,63

10,63

10,57 -13,08

-

0,00

RWS-BALANCE*

14,72

14,15

14,05 10,58

-

0,03

RWS-DYNAMIK*

21,71

20,68

20,56 18,53

-

0,00

RWS-ERTRAG*

14,27

13,85

13,77

1,43

-

0,05

VERI-Europa*

18,13

17,10

17,25 -76,59

-

0,00

VERIFONDS*

135,19 128,75

129,26 -44,33

-

0,37

VERIFONDS Europa*

32,44

31,19

31,19 -86,79

-

0,00

VERI-GLOBAL*

14,23

13,55

13,65 -133,85

-

0,00

VERI-LIQUIDE*

30,52

30,37

30,37

0,00

-

0,12

VERI-VALEUR*

59,13

55,78

55,87 -68,84

-

0,00

32,74 -51,61

0,00

0,00

VERSIKO AG

Klima

34,14

32,51

New Energy EUR*

4,76

4,48

4,52

2,72

-

0,00

Ökotrend Bonds

53,55

51,74

51,75

0,00

8,38

1,92

ÖkoTrust

101,29 -8,87

0,06

0,00

ÖkoVision Classic

106,61 101,53 99,97

95,21

95,65 63,71

0,18

0,00

ÖkoVision Europe

31,76

30,25

30,51 -61,79

0,02

0,00

ÖkoVision Gar.20C

111,65 106,33

106,12 -5,99

3,33

0,94

Water For Life C

108,19 103,04

103,14

6,57

0,03

0,00

8,89 -3,31

-

0,05

Wallberg Invest S.A. Wallb.Real Asset P

9,32

8,88

WWK Sel-Balance

12,13

11,55

11,53 20,35

-

0,09

WWK Sel-Chance

10,28

9,79

9,79 26,20

-

0,00

WWK Sel-EuRe B

10,20

9,90

9,91

0,00

-

0,23

WWK Sel-EuRe C I

9,56

9,56

9,56

0,00

-

0,24

WWK Sel-TopTen

7,94

7,56

7,54

8,36

-

0,00

WWK Investment S.A.

Währung: € = Euro, $ = US-Dollar, ¥ = Yen, £ = Brit. Pfund. Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag. Rücknahme: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag. Akt.G: Der aktuelle Aktiengewinn (Veräußerungsgewinn bei Investmentanteilen) wird täglich in Prozent mit Ausnahme der Montagsausgaben veröffentlicht. ATE: Akkumulierte Thesaurierte Erträge ausländischer Fonds seit 1.1.1994 nach Auslandsinvestmentgesetz (AIG). ISIN: Die Internationale Wertpapierkennummer eines Fonds wird ausschließlich in den Montagsausgaben veröffentlicht. ZWG: Zwischengewinn seit 1. Januar 2005 ZWG fett abgedruckt: für diesen Fonds wird Ertragsausgleichsverfahren angewendet *: Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar. Alle Fondspreise etc. ohne Gewähr - keine Anlageberatung und empfehlung Weitere Fonds-Infos unter http://fonds.sueddeutsche.de


GELD

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

25

HBG

FINANZEN Bund verdient mit Schulden Berlin – Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) verdient beim Schuldenmachen erneut Geld. Die Auktion von Schatzanweisungen mit sechsmonatiger Laufzeit spülte dem Bund am Montag 3,29 Milliarden Euro in die Kasse. Die Investoren nahmen dafür sogar eine negative Rendite von durchschnittlich 0,0344 Prozent in Kauf, um in den Besitz der als ausfallsicher geltenden Bundestitel zu kommen. Die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur sprach von einer positiven Resonanz der Anleger. Die Zinsen für Bundeswertpapiere sind zuletzt wegen der eskalierenden Schuldenkrise in Europa in den Keller gerauscht. Deutsche Papiere gelten als sicherer Hafen. Anleger sind deshalb bereit, deutliche Abschläge bei der Rendite hinzunehmen. Bereits im Januar diesen Jahres nahmen sie bei einer Emission eine negative Rendite in Kauf und zahlten dem Bund damit faktisch eine Prämie dafür, dass er sich weiter verschuldete. REUTERS

Ausverkauf bei Europa-ETF Frankfurt – Das Hickhack um die Schuldenkrise verleidet europäischen Investoren die Lust an börsennotierten Indexfonds (ETF) auf ihren Heimatmarkt. Von den zehn in Europa gelisteten ETF, die zwischen Anfang Januar und Ende Mai die stärksten Mittelabflüsse verbuchten, bezogen sich neun auf den europäischen Aktien- beziehungsweise Anleihenmarkt, wie ein am Montag veröffentlichter Branchenbericht des ETF-Anbieters State Street Global Advisors zeigt. Auch Fonds auf den deutschen Leitindex Dax standen demnach überwiegend auf den Verkaufslisten. Im vergangenen Jahr hatten sie als sicherer Hafen noch hohe Zuflüsse verbucht, während der Ausverkauf in Bezug auf die übrigen EuropaETF bereits eingesetzt hatte. Stattdessen waren 2012 bislang vor allem Schwellenländer-Aktienfonds gefragt. „Europas Probleme spiegeln sich zweifelsfrei in den ETF-Mittelflüssen wieder“, kommentierte State Street das Investitionsverhalten. REUTERS

Weitere Zinssenkung möglich Brüssel/Frankfurt – EZB-Präsident Mario Draghi kann sich bei einer weiteren konjunkturellen Eintrübung oder einer Eskalation der Krise weitere Zinssenkungen vorstellen. „Wir werden uns die Situation ansehen und uns dann Gedanken machen müssen“, sagte Draghi am Montag bei seiner regelmäßigen Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. „Der gegenwärtige Zustand der Euro-Zone ist nicht so, dass die Zinsen zu hoch wären“, sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) in einer phasenweise turbulenten Debatte mit den Abgeordneten, von denen einige der EZB mangelnde Transparenz vorwarfen. Die EZB hatte vergangene Woche ihren Leitzins erstmals auf 0,75 Prozent gekappt. An den Finanzmärkten war der einstimmige Beschluss des EZB-Rats mit Enttäuschung aufgenommen worden. Viele Investoren hatten mit einem größeren Schritt gerechnet. REUTERS

Die Gitarren von Jimi Hendrix New York – Der legendäre GitarrenBauer Fender will bei seinem Börsenabenteuer 160 Millionen Dollar einsammeln. Es würden 10,7 Millionen Aktien zwischen 13 und 15 Dollar je Papier verkauft, kündigte das US-Unternehmen an, auf dessen Gitarren Musikikonen wie Jimi Hendrix und Eric Clapton spielten. Sollte der Börsengang erfolgreich verlaufen, würde die in den 40er Jahren von Leo Fender gegründete Firma mit knapp 400 Millionen Dollar bewertet. „Die Emissionen von Markennamen verlaufen generell gut, da sich Investoren gern Unternehmen zuwenden, die seit langer Zeit im Geschäft sind“, sagte Analyst Scott Sweet von IPO Boutique. Er rechne mit einer guten Nachfrage nach den Fender-Aktien. Nach dem Gang aufs Parkett wird der Finanzinvestor Weston Presidio knapp 18 Prozent an Fender halten. Derzeit liegt der Anteil bei 43 Prozent. Der Gitarren-Bauer will mit Hilfe der Einnahmen Schulden zurückzahlen. REUTERS

Euribor auf Rekordtief Frankfurt – Die Interbankenzinsen sind am Montag im Zuge der Leitzinssenkung vom vergangenen Donnerstag weiter abgerutscht. Der Drei-MonatsEuribor – für viele Banken ein Maßstab für Kundengeschäfte in Euroland– fiel auf ein Allzeittief von 0,531 Prozent nach 0,549 Prozent am Freitag. Die Euribor-Sätze werden vom Bankenverband der EU (FBE) täglich durch Umfragen bei Banken ermittelt. Mögliche illegale Absprachen beim Londoner Pendant Libor durch große Banken sind derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Die EZB hatte alle drei Leitzinsen am Donnerstag um 25 Basispunkte gesenkt. Sie verringerte die Zinsen für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 1,50 Prozent, für die Hauptrefinanzierung auf 0,75 Prozent und für die Einlage auf null Prozent. Per Sonntag parkten die Anleger bei der EZB über Nacht mit 795,2 Milliarden Euro wieder mehr Geld als noch am Donnerstag mit 770,7 Milliarden Euro. REUTERS

Bayerischer Löwe vor bayerischer Bank: In München hatten die Verhandlungen mit den EU-Behörden ein wenig länger gedauert als woanders.

FOTO: JOERG KOCH/DADP

Endlich erledigt EU-Kommission und Bayerische Landesbank beenden einen jahrelangen Streit um milliardenschwere Beihilfen durch den Freistaat. Es beginnt der schwierigste Teil der Sanierung: Die Bayern-Banker müssen zusehen, wie sie mit weniger Geschäft über die Runden kommen VON THOMAS FROMM UND FRANK MÜLLER

München – Einfach war die Beziehung zwischen den deutschen Landesbanken und der EU-Kommission nie. Schon das Eigentümermodell: Die Institute gehörten vor allem den Ländern, deren Hausbanken sie immer waren, und den Sparkassen vor Ort. Daher saßen in den Verwaltungsräten Landespolitiker und Sparkassenchefs. Gleichzeitig wurden die Geschäfte immer komplizierter; auf der Suche nach hohen Renditen eiferten die Landesinstitute den Privatbanken nach. Das Problem dabei: Sie waren keine Privatbanken, und nicht selten verstanden ihre Aufseher nur wenig von den Dingen, die sie eigentlich in ihren Gremien kontrollieren sollten. Den Brüsseler Beamten war das alles höchst suspekt. Als 2005 die Gewährträgerhaftung wegfiel und die Banken nicht mehr auf die finanzielle Deckung der Bundesländer setzen konnten, wurde es eng. Auf der Suche nach Gewinnen betrieben die Landesban-

ker immer riskantere Geschäfte; in der Finanzkrise kippte das System. Viele mussten mit Staatsgeldern gerettet werden. Auch die Bayerische Landesbank gehörte zu denen, die mit viel Geld aus dem Sumpf der Bankenkrise gezogen werden mussten – zehn Milliarden Euro pumpte der Freistaat in das Institut an der vornehmen Brienner Straße in München. Das Krisenjahr 2008 war zu viel für das Haus; riskante Anlagegeschäfte wie auch die Übernahme der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria hatten es in Not gebracht. Versuche, die Probleme zu lösen, indem man sie einfach mit anderen teilt, scheiterten – so etwa die Pläne, sich mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) oder der Düsseldorfer WestLB zusammen zu tun. Seit April 2009 lag der Fall BayernLB dann auf den Tischen in Brüssel – am Montag schließlich beendete ein Handschlag zwischen bayerischen Landespolitikern und EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia den langen Streit über die Milliarden-Hilfen des Freistaates Bayern für die

Bank. Ministerpräsident Horst Seehofer sprach von einem „guten Tag für Bayern, und einem sehr guten Tag für die BayernLB“. Es gebe klare Regeln – auch wenn die Auflagen hart seien. Tatsächlich war der Handschlag in Brüssel nicht umsonst. Vereinbart wurde für die

Die BayernLB musste vom Freistaat mit zehn Milliarden Euro gerettet werden zweitgrößte deutsche Landesbank eine schmerzhafte Schrumpfkur. Die Bayern, die es mit ihren Geschäften einst in die große weite Welt zog, müssen Konzerntöchter verkaufen und ihre Bilanzsumme kräftig herunterschrauben – von 420 Milliarden auf nur noch 200 Milliarden Euro. Das große Rad, das früher gedreht wurde, ist nun kleiner: Auf der Liste standen zuletzt nicht nur diverse Auslandsstandorte des Instituts, die SaarLB und die ungarische MKB, sondern auch die Wohnungstochter GBW

und die Landesbausparkasse (LBS). Im Zuge des Umbaus sollen Personal abgebaut und in den nächsten sieben Jahren mindestens die Hälfte der überwiesenen Steuergelder zurück an den Freistaat gezahlt werden. Die Hoffnung: Dass die BayernLB – kleiner, feiner und mit weniger Risiken auf den Bilanzen – genug erwirtschaftet, um den Staat wieder auszuzahlen. Das Geldhaus findet sich nun, nach den riskanten Jahren mit Auslandsexpansion und Eigenhandel, bei den Aufgaben wieder, mit denen man einst angefangen hatte: Unternehmens- und Mittelstandsfinanzierung, Privatkundengeschäft, gewerbliche Immobilienfinanzierung. Es ist vielleicht der schwierigste Teil der ganzen Operation. Die Bank ist längst in den Niederungen des Alltagsgeschäfts angekommen und muss zusehen, dass sie auch mit diesem Geschäftsmodell wieder ihr Geld verdienen kann. Und: Sie muss sparen, ohne sich dabei in die Bedeutungslosigkeit hineinzumanövrieren – ein schwerer Spagat für die Landesbanker.

Fiesta Fiskus

Gewinnquoten

Wegen ungerechter Steuern könnten Erben und Beschenkte eine halbe Milliarde Euro vom spanischen Finanzamt zurückbekommen sen Dingen beträgt in Spanien nur vier Jahre nach der Erbschaft“, sagt Arno Jochmann. Der Immobilienmakler hat eigens eine Projektgesellschaft gegründet, um EU-Bürgern zu helfen, zu viel gezahltes Geld zurückzubekommen. Natürlich nicht ganz uneigennützig, im Erfolgsfall kassieren Jochmanns Inherit GmbH und eine Partnerkanzlei in Spanien eine Provision: 35 Prozent der erstatteten Summe. Für Jochmann dürfte das ein einträgliches Geschäft werden. Schließlich haben zahlreiche europäische Rentner sich für ihren Lebensabend ein Haus an den spanischen

München – Die Beerdigung seiner Frau war keine drei Wochen her, als Phillip Ritchie einen unfreundlichen Brief erhielt. 15 000 Euro Erbschaftssteuer solle er zahlen, teilte irgendeine spanische Behörde ihm mit, sofort. Ansonsten würde man, Ritchie brauchte einen Moment, um das zu übersetzen, das Haus konfiszieren und verkaufen. Sein eigenes Haus! Sein Refugium an der Costa Blanca, in dem er seit mehr als zehn Jahren regelmäßig ein paar erholsame Wochen mit seiner Frau verbrachte. Ritchie erschrak, wunderte sich. Aber er hatte anderes im Sinn, als sich mit Steuerdingen zu beschäftigen – und zahlte. Später erst verstand der Schotte, dass sowohl er selbst als auch seine Frau als Eigentümer des Ferienhauses eingetragen waren. Das Finanzamt der autonomen Region Valencia war nun der Meinung, Ritchie erbe mit ihrem Tod die Hälfte des Hauses. Und dafür werde nun einmal Erbschaftssteuer fällig.

Jedes Jahr werden Tausende Immobilien an die Kinder im Ausland vererbt – die zahlen

Die Erbschaftsteuer für Verwandte sollte abgeschafft werden. Jetzt gibt es Freibeträge – für Spanier Fast vier Jahre später will Ritchie das Geld jetzt zurück. „Nur durch Zufall habe ich erfahren, dass die Forderung gegen das Gesetz verstieß“, sagt er. „Denn wäre ich nicht Schotte sondern Spanier, hätte ich nichts zahlen müssen. Das ist ungerecht.“ Der heute 66-jährige frühere Bauunternehmer verfügte über ausreichende Reserven, um das Geld zu überweisen. „Aber was“, fragt er, „ist mit all den Menschen, die das nicht können? Viele verlieren deswegen ihre Häuser.“ Michael Wosnitzka kennt solche Fälle. Der deutsche Steuerberater mit Kanzlei in der Nähe von Marbella erklärt sie mit der komplizierten Kompetenzverteilung zwischen den 17 autonomen Regionen und dem spanischen Staat: „Bei Erbschaftsund Schenkungssteuer haben die Provinzen die Hoheit – das gilt aber nur für steueransässige Spanier.“ Viele Provinzen hätten die Steuern für Erbschaften und Schenkungen unter nahen Verwandten am liebsten abgeschafft. Dafür reichten aber wiederum ihre Befugnisse nicht aus. Also gingen sie in den ver-

Biergarten-Szene an der Costa Blanca: Manche Deutsche haben dort eine Immobilie. Vererben sie die an ihre Kinder, wurden bislang hohe Steuern fällig.FOTO: N. STRASSER/VISUM gangenen Jahren immer mehr dazu über, die Steuern durch Freibeträge von 99 oder sogar 99,9 Prozent zu bagatellisieren. In neun der 17 Provinzen gab es zuletzt für nahe Verwandte praktisch keine Erbschaftsoder Schenkungssteuer mehr, darunter die Kanarischen Inseln, die Balearen und die Region Madrid. Doch diese quasi-Steuerfreiheit gilt eben nur für Spanier. Erbschafts- und Schenkungssteuer sind in den betroffenen Regionen somit zur reinen Ausländersteuer geworden: Sie zahlen bis zu 34 Prozent an das Finanzamt. „Völlig unfair“, sagt Steuerberater Wosnitzka. Ein Unding in Zeiten des freien Kapitalverkehrs innerhalb der EU, findet die Europäische Kom-

mission. Zwei Mal schon hat sie Spanien daher seit 2010 aufgefordert, die „diskriminierende steuerliche Behandlung“ zu beenden. Weil nichts passierte, hat sie kürzlich Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Ein Urteil wird in etwa einem Jahrerwartet. Doch auch wenn es im Sinne der Kommission ausfällt, müsste Spanien die Ungleichbehandlung nur für die Zukunft ausschließen. Wer, so wie Ritchie, bereits Steuern gezahlt hat, hätte nach einem Urteil dann zwölf Monate Zeit, bei den spanischen Behörden einen Antrag auf Erstattung des Betrages zu stellen. „Betroffene sollten aber unter Umständen nicht so lange warten, denn die Verjährungsfrist in die-

Daheim in Bayern zeigte sich die CSU erleichtert von den Ergebnissen in Brüssel. Die Bank habe nun Bestandsfähigkeit, sagte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt nach einer Sitzung des Parteivorstands in München. Mit der geplanten Halbierung des Bilanzvolumens und dem Verkauf von Unternehmensteilen sei der Weg für eine Neuaufstellung der BayernLB frei. „Wichtig ist, dass wir jetzt nach langen Verhandlungen zu einem Abschluss kommen, der rechtsstaatlich einwandfrei ist“, sagte Dobrindt. Nun gebe es wieder eine Zukunft für das Institut und die Chance, wieder profitabel zu werden. Die Bayern LB war nicht das einzige Geldhaus, dessen Politik auf dem Schreibtisch der EU-Wettbewerbshüter gelandet war. Unter anderem beschäftigten sich die Brüsseler mit der WestLB, die jüngst zerschlagen wurde. Das BayernLB-Verfahren hätte bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen werden sollen. Doch es wurde hart gerungen zwischen den Behörden in Bayern und den Behörden in Brüssel. R Seite 17

Küsten zugelegt. Jedes Jahr werden alleine Tausende Immobilien an die Kinder im Ausland vererbt. Jochmanns eigenen Schätzungen zufolge haben Erben und Beschenkte etwa eine halbe Milliarde Euro zu viel an die spanischen Finanzämter gezahlt. Knapp die Hälfte dieser Summe soll von rund 20 000 deutschenFamilien stammen. Und das sind nur die Fälle der vergangenen vier Jahre. Die also, bei denen es etwas zu holen gibt, weil sie noch nicht verjährt sind. Natürlich, damit aus den Rechenspielen bares Geld wird, muss der Europäische Gerichtshof erst einmal im Sinne der Steuerzahler urteilen. Doch ein solcher Ausgang des Verfahrens ist ziemlich wahrscheinlich. Immerhin gab es erst vor drei Jahren eine ganz ähnliche Situation. Damals ging es um Gewinne aus privaten Immobiliengeschäften, auf die Ausländer höhere Steuern zahlen sollten als Spanier. Die EU-Kommission klagte dagegen und bekam Recht, viele Betroffene erhielten schließlich ihr Geld zurück. Auch damals schon war Jochmann mit von der Partie. Steuerberater Wosnitzka bleibt indes skeptisch, ob der spanische Fiskus sich tatsächlich einfach mal so eine halbe Milliarde entgehen lässt: „Viele Provinzen sind doch am Rande der Pleite. Bis das Urteil in einem Jahr kommt, haben die sicher schon ein paar neue Steuern auf Immobilien eingeführt.“ So schnell kann man die alten gar nicht zurückfordern. MALTE CONRADI

Lotto (07. Juli): Lottozahlen: 6 - 10 - 29 - 30 - 43 - 49 Zusatzzahl: 34; Superzahl: 2. 1. Rang (6 Treffer und Superzahl) unbesetzt, im Jackpot 5 409 507,10 Euro, 2. Rang (6 Treffer) 445 114,80 Euro, 3. Rang (5 Treffer mit Zusatzzahl) 79 484,70 Euro, 4. Rang (5 Treffer) 3791,90 Euro, 5. Rang (4 Treffer mit Zusatzzahl) 242,50 Euro, 6. Rang (4 Treffer) 47,20 Euro, 7. Rang (3 Treffer mit Zusatzzahl) 31,00 Euro, 8. Rang (3 Treffer) 10,60 Euro. Spiel 77: 3 9 0 1 6 8 0 Gewinnklasse 1, Super 7: unbesetzt, im Jackpot 1 623 000,20 Euro, Gewinnklasse 2: 77 777,00 Euro, Gewinnklasse 3: 7777,00 Euro, Gewinnklasse 4: 777,00 Euro, Gewinnklasse 5: 77,00 Euro, Gewinnklasse 6: 17,00 Euro, Gewinnklasse 7: 5,00 Euro. 13er-Wette: 1. Rang 28 633,00 Euro, 2. Rang 493,50 Euro, 3. Rang 43,50 Euro, 4. Rang 6,80 Euro. Auswahlwette: Gewinnklasse 1: unbesetzt, im Jackpot 182 783,50 Euro, Gewinnklasse 2: 22 847,70 Euro, Gewinnklasse 3: 1943,80 Euro, Gewinnklasse 4: 47,80 Euro, Gewinnklasse 5: 22,40 Euro, Gewinnklasse 6: 4,00 Euro. Lotterie Aktion Mensch: Ziehung 03. Juli: Geldziehung Rang 1: Nr. 3 695 090; Rang 2: 4 832 235, 2 055 984; Rang 3: 4 715 322, 7 299 443, 2 416 896, 8 734 326; Rang 4: 238 144. (Ohne Gewähr)

Di

MI

D0

FR

SA

Telefontarife

Tagesgeld

Ratenkredite

Sparbriefe

Festgeld Anlagebetrag 25 000 Euro Mindestbetrag in Euro

Zinssatz

für 3 und 6 Monate*

Ziraat-Bank

2500

1,75

2,15

Bank11

1000

2,11

Akbank1

2000

2,00

2,10

ABC Bank

5000

2,00

2,00

1,50

1,90

Norisbank

ING-Diba

10 000 1

Degussa Bank

5000

1,80

1,80

IKB direkt1

5000

1,50

1,80

Oyak Anker Bank

2500

1,50

1,75

Schlechtester Anbieter

1000

0,25

0,15

*Laufzeit, Reihenfolge nach Zinssatz für sechs Monate, Angaben in Prozent. Ohne Neukunden-Offerten. Alle Anbieter sind Mitglieder im Einlagensicherungsfonds. 1) Online-Konditionen. Angaben ohne Gewähr, Stand: 09.07.2012; Quelle: biallo.de

Täglich aktualisierte Tarife: www.sueddeutsche.de/sparmeister


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GELD

HBG

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Teuer unterwegs Reisende müssen mit hohen Smartphone-Tarifen im Ausland rechnen

Elegant im Alter: Wer seinen Lebensstandard halten will, muss privat vorsorgen. Es gibt viele Angebote, doch nicht alle Verträge sind lohnend.

FOTO: THOMAS KOEHLER/PHOTOTHEK

Rente für Gutverdiener Selbständige können mit Rürup-Versicherungen staatlich gefördert fürs Alter sparen. Doch nicht für jeden lohnt sich das. Für das Anlagejahr 2012 sinken die Renditen deutlich VON ANDREAS JALSOVEC

München – Geht es nach Ursula von der Leyen, sind die Selbständigen ab 2013 allesamt dran. Dann will die Bundesarbeitsministerin eine verpflichtende Altersvorsorge für sie einführen. Den Anbietern so genannter Basis- oder „Rürup“-Renten könnte das mehr Umsatz bescheren. Denn die Policen – benannt nach ihrem Erfinder, dem Ex-Wirtschaftsweisen Bert Rürup – sind vor allem für Selbständige und Freiberufler gedacht. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, staatlich gefördert zu sparen. Rund 1,6 Millionen Deutsche haben einen Rürup-Vertrag. Für das Anlagejahr 2012 allerdings sinken die Renditen der Policen zum Teil deutlich. Und in puncto Transparenz gibt es bei etlichen Versicherern noch „Luft nach oben“. Das hat das Institut für Vorsorge und Finanzplanung festgestellt (IVFP). Das unabhängige Institut aus dem oberpfälzischen Altenstadt hat gut 120 Basisrenten-Tarife getestet. Vor allem bei klassischen Rürup-Rentenversicherungen schnitten dabei einige Tarife sehr gut ab (Tabelle). Daneben kann man mit Rürup-Renten auch in Fonds investieren – mit und ohne Beitragsgarantie. Eine Fondspolice ohne Garantie kann am Ende der Ansparphase jedoch zu Verlusten führen. Anders als bei der Riester-Rente muss der Versicherer eingezahlte Beiträge nicht garantieren. Die staatliche Förderung läuft in allen drei Fällen über die Steuerersparnis: Bei Alleinstehenden erkennt das Finanzamt jährliche Beiträge von bis zu 20 000 Euro an, bei Ehepaaren 40 000 Euro. Für 2012 lassen sich davon 74 Prozent als Sonderausgaben absetzen. Bis 2025 steigt der Anteil auf 100 Prozent. Von der Höhe der Steuerersparnis hängt auch ab, ob sich die RürupRente für Sparer lohnt. Der Test Das IVFP hat alle drei Tarifarten untersucht. Für je acht Musterfälle bewertete das Institut die Rürup-Renten nach verschiedenen Kriterien. Dabei spielte die Rendite ebenso eine Rolle wie die Flexibilität der Verträge – also der Freiraum, den ein Versicherer dem Kunden etwa bei Zuzahlungen lässt. Überdies gehen Daten zur Verständlichkeit der Verträge und zum Versi-

cherungsunternehmen in den Test ein. Bewertet werden die Policen mit Schulnoten. Die Rendite Schuld an den sinkenden Renditen der Rürup-Renten ist der geringere gesetzliche Garantiezins. Statt bei 2,25 liegt er nur noch bei 1,75 Prozent. „Am deutlichsten macht sich das bei klassischen Tarifen und Tarifen mit Beitragsgarantie bemerkbar“, sagt IVFP-Geschäftsführer Frank Nobis. Auch die Überschussbeteiligungen gingen zurück. Das ist der Anteil, den die Versicherer über den Garantiezins hinaus erwirtschaften. Ein 45-Jähriger, der bis zur Rente

mit 65 Jahren 350 Euro monatlich einzahlt, erhält derzeit bei einem guten klassischen Rürup-Tarif nahezu denselben Betrag als garantierte monatliche Rente: knapp 350 Euro. Mit Überschussbeteiligung sind es 620 Euro. Der Steuerspareffekt Grundsätzlich gilt bei Rürup: Wer viel verdient und viel Steuern zahlt, profitiert stärker. Das gilt umso mehr, je näher sich ein Sparer am Renteneintritt befindet. Denn derzeit lassen sich Einzahlungen für die Rürup-Rente mit einem Anteil von 74 Prozent noch stärker von der Steuer absetzen als

Die Policen mit den besten Noten Versicherer Europa

Klassische Tarife Basis-Rente E-R1B

Gesamt- Teilnoten note Rendite Flexibilität Transparenz 1,0 1,1 1,0 1,2

Debeka

BA1

1,4

1,3

1,6

1,0

Allianz

Basis-Rente Klassik

1,4

1,6

1,2

1,4

Cosmos

RBH

1,4

1,2

2,3

1,1

Volkswohl Bund

BSR

1,5

1,7

1,3

1,7

Huk-Coburg

BRAGT

1,5

1,5

1,8

1,0

Fondsgebundene Tarife mit Beitragsgarantie Basis-Rente Invest Alpha-Balance

Gesamt- Teilnoten note Rendite Flexibilität Transparenz 1,1 1,8 1,6 1,5

Provinzial Nord West

Basis Garant Rente Vario

1,6

1,8

1,4

1,2

Hanse Merkur

Basis Care Invest

1,6

1,4

1,4

1,9

HDI-Gerling

Two Trust Basisrente

1,6

1,5

1,5

1,5

Stuttgarter

Basis-Rente Performance-Safe

1,6

1,4

1,2

2,7

Hannoversche

Basis-Rente Invest

1,6

1,6

1,5

1,4

Volkswohl Bund

BWR

1,6

2,0

1,4

1,6

Fondsgebundene Tarife ohne Beitragsgarantie Basis-Rente E-FR3B

Gesamt- Teilnoten note Flexibilität Transparenz Rendite 1,3 1,6 1,0 1,3

Volkswohl Bund

BFR

1,5

1,6

1,3

1,7

Allianz

Basis-Rente Invest

1,6

1,8

1,7

1,1

PB Lebensversicherung

PB Förder-Rente II Dynamik

1,6

1,4

1,7

1,9

Hannoversche

Basis-Rente Invest

1,6

1,7

1,4

1,4

Versicherer Allianz

Versicherer Europa

SZ-Grafik; Quelle: Institut für Vorsorge und Finanzplanung, Stand: 2.7.2012

die Auszahlungen anschließend besteuert werden. Da gilt 2012 ein Anteil von 64 Prozent, der bis 2040 auf 100 Prozent steigt. Ein gut verdienender 58-Jähriger, der fünf Jahre je 20 000 Euro einzahlt und dann in Rente geht, kommt so bei den Einzahlungen nach IVFP-Berechnungen auf eine Steuerersparnis von 31 000 Euro. Seine lebenslange jährliche Rente liegt netto bei rund 5000 Euro. Es sind aber auch andere Fälle denkbar. Bei einem jungen, noch bescheiden verdienenden Sparer, der nach 2040 in Rente geht, kann der Steuereffekt auch negativ sein. „Über die Einzahlungs- und Auszahlungsphase gesamt gesehen, ist die Rürup-Rente nicht zwingend ein Steuersparmodell“, sagt der unabhängige Versicherungsberater Georg Pitzl. Gut verdienende Ältere profitieren am ehesten. Die Flexibilität Selbständige haben schwankende Einkommen. „Sie sollten daher bei den Beiträgen flexibel bleiben“, sagt Frank Nobis. Er rät dazu, die monatliche Beitragshöhe beim Rürup-Vertrag nicht zu hoch zu wählen und lieber am Jahresende zusätzlich in den Vertrag einzuzahlen. Versicherungsberater Pitzl empfiehlt sogar grundsätzlich nur Verträge, bei denen man zu Beginn eine hohe Einmalzahlung leistet und in den nächsten Jahren nur über freiwillige Zuzahlungen spart. Versicherte sollten aber darauf achten, dass die Zuzahlung nicht zu viel kostet. Manche Versicherer, das zeigt der Test, zweigen dafür gut zehn Prozent an Gebühren ab. Die Transparenz Auch bei den steuerlich absetzbaren Beträgen sollten Versicherte genau hinschauen. Wer etwa als Freiberufler 6000 Euro jährlich in ein berufsständisches Versorgungswerk einzahlt, kann bei seinem Rürup-Vertrag dann nur noch 14 000 Euro steuerlich geltend machen. „Man muss daher darauf achten, den Rürup-Vertrag nicht zu überzahlen“, sagt Frank Nobis. Das kann steuerliche Nachteile haben. Längst nicht alle Versicherer jedoch machen auf diese Tatsache aufmerksam, berichtet Nobis: „Bei 40 Prozent aller Produkte gibt es dazu keinen Hinweis.“ Die Riester-Kunden müssten also selbst nachfragen.

München – Wer heute als Reiseführer-Verlag auf sich hält, gibt weiterführend zu allen Tipps eine Internetadresse oder ein Facebook-Profil an. So kann der Reisende unterwegs schnell aktuelle Öffnungszeiten von Museen oder freie Zimmer in Hotels checken. Doch das Smartphone im Ausland so selbstverständlich zu nutzen wie zu Hause, kann ziemlich ins Geld gehen. Moderner Technik stehen geradezu steinzeitliche Tarife der Mobilfunkanbieter gegenüber. In der EU wurden zwar die Preise für Datenübertragung zum 1. Juli gedeckelt: 83 Cent pro Megabyte darf das Surfen höchstens kosten. Doch außerhalb der EU gelten dafür keine Regeln. Verbrauchermagazine raten deshalb häufig, während des Urlaubs in Kroatien, in der Türkei, der Schweiz oder Kanada, auf das mobile Surfen ganz zu verzichten. Am Gerät also zum Beispiel die Option für automatisches E-Mail-Abrufen abzuschalten. Denn die Übertragung nur eines Megabytes Datenvolumen kann bei T-Mobilebis zu 25,80 Euro kosten. Doch gerade im Ausland wollen viele Reisende sich über ihre Umgebung informieren und aktuelle Stadtpläne abrufen. Auf ihre heimischen Anbieter können sie sich dabei kaum verlassen. Die Anbieter werben zwar mit speziellen Tarifen. T-Mobile beispielsweise mit Weltweit, Base/E-Plus mit Reisevorteil Plus und O2 mit dem Weltzonen-Pack. Doch diese Pauschalen können teurer sein als der normale Tarif. Wer auf Tour in den Schweizer Alpen per Smartphone seine Wanderroute überprüfen will, kommt mit dem voreingestellten Smart-Traveller-Tarif der Telekom deutlich günstiger, als mit dem zubuchbaren Tarif Weltweit. So rechnet das Verbrauchermagazin Check24 vor, dass im Tarif Smart Traveller ein Megabyte in Kroatien und der Schweiz 83 Cent kostet. Mit dem Tarif Weltweit aber knapp 10 Euro. Die günstigsten Tarife für das Surfen außerhalb Europas hat laut Stiftung Warentest Base/E-Plus. In der Option Reisevorteil Plus oder Prepaid International kostet die Datenübertragung 2,49 Euro pro Mega-

byte bei Reisen in die Türkei und die USA. In der Option Reisevorteil allerdings kostet dasselbe 15,45 Euro. Um die hohen Preise des heimischen Anbieters zu umgehen, raten die Verbraucherportale, unterwegs kostenfreie W-Lan-Netze zu nutzen. Wer den Aufwand nicht scheut oder dringend auf das Smartphone unterwegs angewiesen ist, kann sich im Urlaubsland eine PrepaidKarte kaufen, um so die Inlands-Tarife zu nutzen. Günstigere Roaming-Preise gelten außerdem meist in Ländern, die zu Europa, aber nicht zur EU gehören, wie Norwegen, Kroatien, Island und Schweiz. Auch mit Smartphones kann man noch ganz herkömmlich telefonieren und das immerhin ist in den vergangenen Jahren auch außerhalb der EU etwas günstiger geworden. Die Telefonanbieter teilen ihre Tarife in willkürlich erscheinende Ländergruppen auf. So liegen die Gesprächspreise für

Die billigste Art, aus dem Ausland zu kommunizieren, ist meist die Postkarte das Telefonieren aus der Türkei und den USA bei den großen Anbietern Base, O2, T-Mobile und Vodafone zwischen 1,49 Euro und 1,99 Euro. Ein ankommendes Gespräch kostet zwischen 61 und 99 Cent pro Minute. Deutlich teurer sind Gespräche aus den Ländern Ägypten, Tunesien und Thailand. Bei Base kosten die Gespräche laut Check24 pro Minute bis zu 2,99 Euro. Kleinere Direkt-Anbieter wie blau.de, congstar, Fonic oder simyo sind laut Stifung Warentest in den seltensten Fällen günstiger. Meist gleichen Anbieter günstige Telefontarife durch etwas teurere Roaming-Gebühren aus und umgekehrt. Verbraucherportale wie Check24, Verivox oder Stiftung Warentest versuchen die Vielfalt der Tarife zu ordnen, doch sie ist dennoch unübersichtlich und wechselhaft. Wer sich die Urlaubslaune davon nicht verderben lassen will, dem bleibt immer noch, auf Faltplan und Postkarte zurück zu greifen. VIKTORIA GROßMANN

Banken im Netz Die Kontaktpflege zu Kunden im Internet wird immer wichtiger Hamburg – Marcus Vitt ist ein moderner Banker. Der Vorstandssprecher der Privatbank Donner & Reuschel setzt bei der Kommunikation auf Social Media. Das 1798 gegründete Bankhaus ist auf dem BusinessNetzwerk Xing und auf Facebook aktiv, es hat auch zwei Apps entwickelt. Mit diesen Miniprogrammen für das iPhone und iPad wolle Donner & Reuschel dem Wunsch von Kunden entsprechen, weltweit mobil und schnell Kontostände abfragen, Überweisungen tätigen und Depots überwachen zu können. „Das Internet ist der Marktplatz der Zukunft, auf dem sind wir selbstverständlich vertreten“, begründet Marcus Vitt die Strategie seines Hauses. Zwar sei es für die Bankbranche schwieriger als für andere, sich im Netz zu bewegen und Geschäfte zu machen, glaubt Vitt: „Finanzberatung ist kein Produkt, das man online bestellen kann.“ Aber man suche den Dialog mit den Kunden, sagt der 46-jährige Bankchef. „Und im Netz können wir ihn führen.“

Verbraucher wollen mit ihrem Berater auf Augenhöhe sprechen Donner & Reuschel ist weder das erste noch das einzige Finanzhaus, das im Netz die Zukunft sucht. Sogar eine erste virtuelle Bank-Filiale gibt es bei Facebook: Die ASB-Bank aus Neuseeland bietet beispielsweise einen Live-Chat mit Bankberatern. Und andere Häuser wie die Citibank, die Deutsche Bank und Crédit Agricole nutzen das Internet schon länger, um mit bestehenden und potentiellen Kunden ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und Fragen zu beantworten, ihre Produkte und Dienstleistungen zu erläutern und nicht zuletzt als Frühwarnsystem. Der Hamburger Kommunikationsberater Geert Schmelzer: „Im Web lassen sich sehr frühzeitig Meinungstrends erkennen, erste Kritik zum Beispiel, die später auch auf anderen Plätzen und in anderen Medien laut wird.“ Er empfiehlt Finanzdienstleistern vor ihrem Sprung auf Social Media-Parkett, zu

analysieren, was heute schon über sie im Netz gesprochen wird. Für Schmelzer steht fest, „dass sich die Zukunft der Banken jetzt entscheidet. Wer Social Media nicht in seine Geschäftsprozesse integriert, wird es schwer haben, auf Dauer zu überleben." Schmelzer glaubt, dass die Generation der „Digital Natives“, die mit Internet, Blogs und Social Networks aufgewachsen ist, von den Geldhäusern und ihrem Umfeld „Kommunikation auf Augenhöhe“ erwartet. Sie wollten dort angesprochen und abgeholt werden, wo sie sich bewegen: in der elektronischen Welt. Schmelzer nennt als Pioniere des so genannten „Next Banking“ die Fidor Bank in München, die ihre Facebook-Community mit einen „Like“-Button über die Höhe des Zinssatzes auf dem FidorPayKonto entscheiden lässt, oder die britische Barclays-Bank, die das Aussehen ihrer Kreditkarte von Kunden entwickeln lässt. Auf die Euphorie-Bremse tritt der Netzökonom Holger Schmidt, der von einer bisher „dramatisch niedrigen“ Dialogintensität zwischen Banken und ihren Kunden via Facebook, Twitter oder Youtube spricht. Und eine Studie der Schweizer Researchfirma My Private Banking kommt zu dem Ergebnis, dass bei 40 Prozent der Banken, die soziale Medien nutzen, kein strategischer und integrierter Ansatz zu erkennen ist. Und bemängelt wird auch: Facebook ist zwar das mit Abstand wichtigste soziale Netzwerk, aber der große Schwachpunkt bei den meisten Banken, und nur bei 43 von 50 Banken sind die Inhalte auf dem Blog oder Videocast mehr als eine Woche alt. In „schnellen“ Medien langsam unterwegs zu sein, sei kontraproduktiv, meinen Branchenkenner. Übrigens: Auch der Bundesverband der deutschen Banken wagt sich gerade mit vorsichtigen Schritten aufs noch weitgehend unbekannte Eis. Experimentiert wird mit Twitter und einem Blog, in dem aktuelle „verbraucherrelevante Finanzthemen“ behandelt werden, wie Verbandssprecher Volker Knauer sagt. Social Media könne für die Branche als „Sprachrohr und Ohr“ funJÜRGEN HOFFMANN gieren.

Hunde und Höhlen Argentiniens Regierung versucht, seinen Bürgern die Dollar-Sucht auszutreiben: Die Inflation wird schöngeredet und die Geldausfuhr streng reglementiert Buenos Aires – Geld stinkt nicht, heißt es, aber gute Nasen können es offenbar riechen. An Argentiniens einschlägigen Grenzübergängen lässt das Finanzamt AFIP seit einiger Zeit Spürhunde nach Dollars schnüffeln - die Labradore und Golden Retriever sollen die Beamten darauf hinweisen, wenn auffällig viele Scheine auf dem Transportweg das Land wechseln. Mehr als 20 Milliarden Dollar wurden im vergangenen Jahr ins Ausland transferiert, mehr als doppelt so viele als 2010. Viele Argentinier trauen weder ihren Banken noch ihrem Peso, obwohl die Wirtschaft seit dem Crash 2001/2002 mit bis zuletzt hohen Raten gewachsen ist. Da hat die Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner beschlossen, Hunde und Hürden aufzustellen. Sie will ihren Landsleuten die Dollarsucht abgewöhnen. Das liegt auch daran, dass die Regierung diese Dollars für ihre eigenen Rechnungen braucht. Vor zehn Jahren erklärte Buenos Aires den Staatsbankrott und stellte den Schuldendienst ab, seitdem ist der Zugriff auf die Kapital-

märkte unbezahlbar. Argentinien beglich seine Verbindlichkeiten und Ausgaben dank Abwertung und hoher Exporterträge aus seinen Haushaltsüberschüssen, aber nun lässt der Boom deutlich nach. Hinzu kommt, dass der große Nachbar Brasilien seinen Real abwertete. Zwar hortet die argentinische Zentralbank noch immer Devisenreserven in Höhe von mehr als 46 Milliarden Dollar, doch die Inflation wuchert seit fünf Jahren mit jährlich mehr als zwanzig Prozent. Das spürt jeder Supermarktbesucher, auch wenn das Kabinett Kirchner die Preissteigerung schönredet. Deshalb verwandelt das Volk seine Pesos gerne möglichst schnell in Dollars und räumt den Markt leer. Als Gegenmittel verblüfft die Finanzabteilung am Rio de la Plata mit einer bizarren Entziehungskur. Erst sicherte sich die linksperonistische Verwaltung Kirchner die zuvor privaten Rentenkassen, die verlustreiche Fluglinie Aerolineas Argentinas sowie den Ölkonzern YPF. Es folgten Importbeschränkungen. Firmen dürfen theoretisch nur noch

so viel einführen wie sie ausführen, es wacht der berüchtigte Handelsminister Guillermo Moreno. Die diffusen Regeln treiben Unternehmen zur Verzweiflung und lichten das Angebot, die EU und Brasilien protestieren. Zu den skurrilen Manövern gehören exportierte Flaschen Rotwein und Olivenöl für importierte Porsches. Und inzwischen dürfen Pesos nur noch in Dollars umgetauscht werden, wenn die Aufsichtsbehörde AFIP das erlaubt.

Mehr als 20 Milliarden Dollar wurden 2011 ins Ausland gebracht Da blüht selbstverständlich der Schwarzmarkt. Der Parallel-Dollar, genannt „Blue“, steigt. Vermutlich ist das wundersame Argentinien der einzige Staat der Welt, wo dieser inoffizielle Dollar (zuletzt 5,95 Pesos) mehr wert ist als der offizielle Euro (5,76 Pesos). In Wechselstuben öffnen sich Türen in verborgene Nebenzimmer, bekannt als „Höhlen“. In der Fußgängerzone La Florida stehen wie während der Hyperin-

flation Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre „arbolitos“, Bäumchen, das sind Geldwechsler, und raunen „dolares“. Mittlerweile ist es auch untersagt, Häuser undWohnungen mit Dollars zu kaufen, der überhitzte Immobilienmarkt brach deswegen um 30 Prozent ein. Am Freitag wurde obendrein das Verbot erlassen, in Dollars zu sparen. Für die Regierung geht es um das Wohl der Nation. Für ihre Gegner geht es um Missmanagement, eine heraufziehende Krise und autoritäre Belehrung. Staatschefin Fernández de Kirchner verkündete kürzlich, sie lege ihr Vermögen (laut eigener Angaben drei Millionen Dollar) in Pesos an, „das ist rentabler“. Sie sagte: „Wenn die Dollarisierung funktioniert hätte, dann wären wir alle tot.“ Tatsächlich hatte einer ihrer Vorgänger, Carlos Menem, den Peso 1:1 an den Dollar geknüpft. Bis die Luftblase zerplatzte, Argentinien Konkurs anmeldete und dermaßen abwertete, dass Sparer zwei Drittel ihres Vermögens verloren. Unterdessen geben viele Argentinier ihre Ein-

künfte am liebsten aus und bringen Ersparnisse in der Fremde in Sicherheit oder im eigenen Schrank, gerne wie gehabt in Dollars. Die eigene Währung ist vor allem Besserverdienenden nicht geheuer. Der Peso hat einfach zu oft den Namen gewechselt und den Kurs.Im Zuge derGeldentwertung sind 100 Pesos nur noch 17 Euro wert, trotzdem bleibt dies der wertvollste Schein des argentinischen Zahlungssystems. Größere Scheine will die Regierung nicht einführen, weil das die Inflation bestätigen würde. Stattdessen werden gigantische Mengen weiterer Peso-Hunderter gedruckt. Den Auftrag bekam unter anderem eine Druckerei, die im Ruf steht, Frau Kirchners Vizepräsidenten Amado Boudou durch undurchsichtige Millionengeschäfte verbunden zu sein. Die Hunde werden derweil immer wieder fündig. In La Quiaca an der Grenze zu Bolivien stieß ein Schnüffler auf 135 000 Pesos, die auf der anderen Seite in Dollars getauscht werden sollten. Das aufmerksame Tier, so die Finanzaufsicht AFIP, heißt Kiki. PETER BURGHARDT

„Cambio“, Geldwechsel, viele Argentinier wollen raus aus dem Peso – aber die Regierung reglementiert streng. FOTO: BLOOMBERG


DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

SPORT

HBG

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Zurück im Smoking Bei seinem siebten Wimbledon-Sieg verschiebt Roger Federer noch einmal die Grenzen seines Sports VON MICHAEL NEUDECKER

London – In kurzen Hosen geht man nicht zum Abendessen, nicht ins Intercontinental in der Londoner Innenstadt jedenfalls. Das Interconti, wie sie hier sagen, ist ein sehr nobles Hotel, es ist groß, elegant, gerade gut genug für bedeutende Anlässe, und der Anlass am Sonntagabend war bedeutend: Es ging darum, Roger Federer zu huldigen. Der All England Lawn Tennis Club lädt jedes Jahr einen erlesenen Kreis zum sogenannten „Champion’s Dinner“, einem Gala-Dinner mit den Gewinnern des Turniers; Roger Federer hat sich also schnell umgezogen am Sonntag, gleich nach den Fotoshootings, Pressekonferenzen und Interviews hat er den cremefarbigen Pullover und die weißen Shorts getauscht gegen einen schwarzen Smoking, dann wurde er in die Stadt chauffiert. Der Zeitplan ist straff für den Wimbledon-Sieger, aber Roger Federer wirkte nicht gestresst, natürlich nicht, ein Wimbledon-Sieger ist nicht gestresst. Roger Federer wirkte vor allem: sehr, sehr zufrieden. Er hat also zum siebten Mal in Wimbledon gewonnen und zum 17. Mal ein GrandSlam-Turnier, ein paar Zahlen mehr, die hinter seinem Namen in der Tennishistorie notiert werden. Niemand hat bisher 17 Grand Slams gewonnen, und nur zwei Männer vor ihm waren sieben Mal in Wimbledon erfolgreich, der Brite William Renshaw Ende des 19. Jahrhunderts, als es noch keine Tennisprofis gab, und der Amerikaner Pete Sampras zwischen 1993 und 2000. Sampras war lange ein Idol für Roger Federer, Federer hat das immer wieder betont, es bedeutet ihm viel, mit Sampras gleichgezogen zu haben, nicht nur an Wimbledon-Siegen: Federer ist seit Montag wieder die Nummer eins der Tenniswelt, damit egalisiert er Sampras’ Rekord, der 286 Wochen lang der Beste in der Weltrangliste war. In einer Woche wird er ihn überholen. Roger Federer ist einer der größten Tennisspieler der Geschichte, wahrscheinlich der größte, man hat das schon vor Wimbledon 2012 gewusst. Was man nicht wusste: dass Roger Federer immer noch besser spielen kann als jeder andere Profi. Und es dann unmöglich ist, ihn zu schlagen.

Der Schweizer ist der älteste Wimbledon-Sieger seit Arthur Ashe 1975 In letzter Zeit war das ja nicht mehr ganz klar, Federer hatte vor mehr als zwei Jahren sein letztes Grand-Slam-Turnier gewonnen, 2011 blieb er zum ersten Mal seit 2002 ohne Grand-Slam-Titel. Bei den Australian Open unterlag er im Halbfinale Novak Djokovic in drei Sätzen, bei den French Open verlor er im Finale gegen Rafael Nadal, in Wimbledon schied er gegen JoWilfried Tsonga trotz 2:0-Satzführung im Viertelfinale aus, und bei den US Open hatte er gegen Djokovic 2010 und 2011, jeweils im Halbfinale, jeweils zwei Matchbälle, verlor aber doch. Roger Federer hat viele außergewöhnliche Fähigkeiten, eine war immer, Chancen zu erkennen, wenn sie in einem Match auftauchen, und sie dann zu nutzen, sofort. Als Federer 2011 gegen Djokovic verlor, obwohl er mehrere Chancen hatte zu gewinnen, da kamen natürlich diese Fragen auf: Ist Federer noch Federer?

Haben Djokovic und Nadal ihn endgültig überholt? Kann er noch mal ein großes Turnier gewinnen? Federer wird im August 31 Jahre alt, er ist Familienvater, seine Zwillingstöchter Charlene Riva und Myla Rose und seine Frau Mirka sind immer dabei, wenn er spielt. Er ist nicht alt, aber er ist auch nicht mehr jung, seine stärksten Konkurrenten sind Mitte 20, das schien die Fragen noch dringlicher zu machen. Am Sonntag in Wimbledon hat Roger Federer eine ziemlich klare Antwort auf diese Fragen gegeben. Er ist der älteste Wimbledon-Sieger seit Arthur Ashe 1975, für Federer kommt das wenig überraschend, es ist vielmehr so: 2010 war das Jahr des Spaniers Nadal, 2011 war das Jahr des Serben Djokovic, und nur einer glaubte, 2012 könnte das Jahr des Schweizers Federer werden, wie früher, als jedes Jahr seines war: Federer selbst.

Nur einer glaubte, 2012 könnte das Jahr von Federer werden – Federer selbst Nach den US Open und der Niederlage gegen Djokovic hat er kurz daran gezweifelt, aber eben nur kurz. Er hat eine Auszeit genommen, hat pausiert, er hat bis Jahresende nur noch im Davis Cup gespielt und in drei Turnieren, in Basel, Paris und beim Saisonfinale in London. Im Davis Cup siegte die Schweiz vor allem wegen ihm gegen Australien, und dann gewann er die Turniere in Basel, Paris und London. In Basel, sagt Federer, „haben sich die Dinge für mich wieder zum Guten gewendet“, in Basel hat er gespürt, dass er noch Roger Federer ist. Und dann Paris und London, das sei der Moment gewesen, sagt Federer, „in dem ich gemerkt habe, dass 2012 vieles möglich ist“. Das Finale von Wimbledon nun gewann Roger Federer nicht, weil Andy Murray, sein Gegner, nicht gut genug für ihn war. Andy Murray spielte lange brillant, der Schotte ließ sich von dieser unglaublichen Begeisterung, die sein Finaleinzug in Großbritannien ausgelöst hatte, einfach tragen, von dieser Stimmung am Centre Court, die man selbst hier selten erlebt hat. Andy Murray zwang Federer an den Rand seiner Leistungsfähigkeit, aber dann, als es eng wurde, tat Federer einfach, was er seit Jahren in diesem Sport tut: Er verlegte die Grenzen noch weiter nach außen. Federers beeindruckende Aufführung im dritten und vierten Satz hatte auch damit zu tun, dass er etwas tat, was er in den vergangenen beiden Jahren nie tat: Er reagierte auf Murrays Spiel. „Ich habe mich entschieden, mehr auf meine Gegner einzugehen, statt nur auf Fehler zu warten“, sagt Federer. Das Wimbledon-Finale war nicht das Resultat einer zweiwöchigen Entwicklung, sondern eines langen Prozesses, Federer hat sein Spiel nicht umgestellt, aber er zieht jetzt nicht mehr nur sein eigenes Spiel durch, unabhängig vom Gegenüber, wie er es in den vergangen zwei Jahren oft tat. Auch deshalb findet er: „Ich spiele jetzt das beste Tennis meines Lebens.“ Er wird nicht mehr die Dominanz der früheren Jahre erreichen, dafür sind Nadal und Djokovic zu gut, auch Murray. Aber Federer hat es geschafft, auf das alte Level zurückzukehren, vielleicht noch mehr, und er hat immer gewusst, dass er das kann. Jetzt wissen es alle.

Vertrautes Terrain, bekannte Trophäe – und doch dürfte es Roger Federer vorgekommen sein, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seitdem er sich zuletzt mit einem großen Pokal zeigen durfte: Seit Januar 2010 hatte der siegesgewohnte Schweizer kein GrandSlam-Turnier gewonnen, drei Jahre waren seit seinem sechsten Triumph in Wimble-

don vergangen. Dort trieb er am Sonntag, bei seinem siebten Triumph, Andy Murray (unten links) zur Verzweiflung, bis dieser um Luft und Worte ringen musste – all das vor den Augen von Federers Zwillingstöchtern, die das Spiel mit ihrer Mutter Mirka Vavrinec beobachteten. FOTO: ACTION PRESS, DPA/PAUL GILHAM, REUTERS/STEFAN WERMUTH

Seine Meisterprüfung Marcel Siem unterstreicht mit dem Erfolg in Paris seine golferische Reife und beendet damit auch die belastende Debatte, er könne keine Turniere auf der Tour gewinnen Paris/München – Gleich hinter der französisch-deutschen Grenze hat Markus Brier dann doch seine brave Fahrweise aufgegeben und das Gaspedal durchgedrückt, Marcel Siem lacht, er ist seinem besten Kumpel auf der europäischen Golftour nicht böse, dass der seinen Kombi einem Belastungstest unterzog. „Markus soll auch mal ein anständiges Auto fahren“, berichtet Siem amüsiert, der deutsche Profi profitierte ja auch vom Österreicher, der ihn heil um zwei Uhr nachts in seiner Wohnung in Düsseldorf abgeliefert hat: „Er musste seine Wettschuld einlösen und hat mich von Paris hierher chauffiert.“ Das wurde fällig, da der Rheinländer überraschend und entgegen der Expertise Briers am Sonntagnachmittag die Open de France gewonnen hat, nicht weniger als das größte, älteste Turnier Kontinentaleuropas, was Siem am Montagmittag noch zu schaffen macht. „Ich sehe gleich meine Tochter wieder“, sagt er zaghaft ins Telefon, „ich glaube, dann kapier’ ich erst, was da passiert ist.“ Ein guter Punkt. Was ist da passiert?

nur als Spaß, sondern auch als Verantwortung sieht und der an diesem 8. Juli 2012 ein Happy End erlebt, auch wenn seine Karriere längst nicht vorbei ist. Nein, für die Welt mag dieser Tag nichts bedeuten. Aber für Siem bedeutet er durchaus die Welt. Es reichen wenige Minuten, um zu erkennen, wie viele Gedanken in ihm schwirren, dass er Mühe hat, seine Gefühle zu ordnen. Er dankt den Eltern Heinz und Doris, die längst nicht mehr in der Gastronomie arbeiten, sondern ihn managen, er dankt dem Trainer Günter Kessler, dem Physio

Rolf Klöttschen, er dankt einem Herrn Jütte von einer Bank, der als Sponsor stets treu blieb, er erwähnt seine Frau, seine Tochter Victoria und auch seinen neuen Caddie Guy Tilston, ein Engländer, der „die Erfahrung von zwölf Toursiegen“ habe und „eine Bärenruhe“ ausstrahle, das habe ihm in Paris auf dem 18-Loch-Platz Le Golf National geholfen, gerade auf den letzten vier Bahnen, die enorm schwer sind, weil mit Hindernissen gespickt. Siem hielt eine Dankesrede, mit der er einen Oscar entgegennehmen könnte. Man darf ihm jedes

Mit diesem Sieg...

Sein neuer Caddie mit der „Bärenruhe“ half ihm besonders Ein 31-jähriger Profigolfer hat also ein Turnier gewonnen, er hat 525 000 Euro dafür erhalten, er klettert in der Weltrangliste vom 120. auf den 58. Rang, das sind einige der Fakten, die Siege nach sich ziehen (siehe Infokasten), und wer sie liest, ahnt: Den Verlauf der Menschheitsgeschichte wird das nicht ändern. Und doch ist Siems Geschichte eine, die in Deutschland ein wenig Nachhall verdient, sie erzählt von einem Mann, der sich von unten nach oben beißt, früh Erfolge und auch das Leben feiert, reihenweise auf die Fresse bekommt, mit einem zweifelhaften Image zu kämpfen hat, weitermacht, reift, das Leben nicht

Wort abnehmen. Im Leistungssport ist das keine Selbstverständlichkeit. Siem ist kein Profi von der Stange, das hat mit seinem Naturell zu tun, er ist so herrlich emotional, er kann sich bejubeln, anfeuern, geißeln, zumindest war es mal so, er arbeitet auch mit Experten daran, seine Gefühle zu kanalisieren, was ihm immer häufiger gelingt. Und manchmal nicht. Dann steht er wie jüngst in Pulheim am Schlusstag an einer Par-3-Bahn, denkt über den Sieg nach, er saugt den Druck auf, spielt einen Tick zu riskant, der Ball fliegt

Raus aus dem Bunker: Marcel Siem befreit sich beim Golfturnier in Paris auch aus misslichen Lagen und macht den größten Schritt seiner Karriere. FOTO: IMAGO

. . . gelang Marcel Siem der zweite Erfolg nach 2004, als er die Dunhill Championship in Südafrika gewann. Danach versuchte er sich acht Jahre und 164 Tage lang, in denen er an 226 Turnieren teilnahm, vergeblich. . . . hat sich Siem von Rang 120 auf Rang 58 in der Weltrangliste verbessert – so hoch war der Ratinger noch nie platziert. . . . hat er die Tourkarte, die Spielberechtigung für die europäische Profiserie, bis Ende 2015 gesichert. . . . hat er seinen bisher größten Preisgeldscheck erhalten (525 000 Euro). . . . ist er der dritte deutsche Golf-Profi, der mehr als eine Million Euro während einer Saison auf der European Tour erspielt hat, nach Bernhard Langer (2001) und Martin Kaymer (2008-2011). . . . ist Siem schon für die kommenden beiden Majors – British Open (Royal Lytham & St Annes) und US PGA Championship (Kiawah Island, Süd Carolina, USA) – qualifiziert, und er darf am Bridgestone Invitational (Akron, Ohio, USA), dem HSBC Champions (Shenzhen, China) und der Volvo Golf Champions 2013 (Fancourt, Südafrika) teilnehmen. SZ

und hopst – ins Wasser. Vorbei die Chance. Wie schon oft zuvor. Eine Kleinigkeit? Nur ein Schlag? Nicht im Golf, nicht bei Siem, der, wenn er den Platz betritt, stets mit mehr zu kämpfen hat als nur mit Schlägen. Wenn Siem erscheint, spürt man Energie, er hat etwas Loderndes in sich, etwas, das ausdrückt: Ich will es nicht nur mir beweisen, auch meinen Kritikern, die meinen, ich hätte mein Talent verschludert, ich würde nicht die Nerven für einen Triumph haben, ich würde ewig Zweiter werden . . . Siem will das alles gar nicht mehr im Detail aufarbeiten, er hat aufgehört, sich die negativen Blogs anzusehen. Aber er bezieht trotzdem – Siem kann nicht anders – auch im Moment seines größten Erfolges Stellung. „Das ist schade, dass in Deutschland Sportler schnell hochgejubelt werden, und dann haut man sie genau so schnell in die Pfanne.“ Er weiß, wovon er spricht, er hat ja alles erlebt, die „Da-kommt-der-neueBernhard-Langer“-Sprüche und die Verrisse, als er nach seinem ersten und bis dato einzigen Toursieg 2004 in Südafrika zwar stets die Tourkarte hielt, aber oft enttäuschte. Er trägt Wunden in sich, und genau deshalb schätzen ihn viele. Sein Gästebuch auf der Homepage quillt über seit Sonntag. In Paris hat er so gesehen seine Meisterprüfung absolviert, er hat, den Frust aus Pulheim im Kopf, dem Druck endlich standgehalten, er hat vier starke Runden gespielt, und am Schlusstag hat er sich, zwei Schläge zurückliegend, gut eingestellt. „Ich hätte Druck wegnehmen und sagen können, wenn ich Fünfter werde, ist das gut“, sagt er, „aber ich sagte mir: Ich will gewinnen. Jetzt.“ Tatsächlich, diesmal gelangen ihm die Schläge, im Golf entscheidet manchmal nur eine Aktion darüber, ob ein Spiel zerbricht oder hält. Da war etwa Bahn 15, Siem musste den Ball mit dem zweiten Schlag auf eine Art Inselgrün spielen, er

ging, klar, hohes Risiko – und griff an. Der Ball landete neben der Fahne, ein Birdie folgte, „da spürte ich eine innere Ruhe“. Auch als er den letzten Abschlag in den Sandbunker schlug, an der 18. Bahn, blieb er cool, er zirkelte den Ball raus, ein Wedge, zwei Putts, strategisch klasse. Während die Konkurrenz patzte, patzte Siem nicht. Und nun? Darf er die British Open spielen und die US PGA Championship, zwei der vier Majors. An diesem Dienstag fliegt er erst mal zur Scottish Open, der große Druck ist jetzt weg, er hat die Tourkarte für drei Jahre sicher. „Ich habe das richtige Turnier gewonnen“, sagt Siem noch und lacht immer noch leicht ungläubig. „Aber jetzt geht es weiter.“ GERALD KLEFFMANN

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Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Der Verein als Erziehungsanstalt

FUSSBALL Ottl wechselt nach Augsburg Der langjährige Bayern-Profi Andreas Ottl heuert beim Bundesligisten FC Augsburg an. Der 27-Jährige erhält dort einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014. Wie der Verein mitteilte, gilt der Kontrakt des ablösefrei verpflichteten Mittelfeldakteurs unabhängig von der Spielklasse. „Andreas Ottl ist nicht nur ein guter Fußballer, sondern wird auch menschlich hervorragend in unser Team passen. Mit ihm sind wir sportlich im Mittelfeld noch flexibler aufgestellt“, sagte Trainer Markus Weinzierl zu dem Transfer. Ottls vorheriger Klub Hertha BSC hatte nach dem Abstieg aus der Bundesliga nicht mehr mit ihm geplant. „Als gebürtiger Münchner habe ich natürlich die Entwicklung des FC Augsburg in den letzten Jahren verfolgt“, sagte er: „Es war beeindruckend, wie das Team den Klassenerhalt geschafft hat.“ Ottl bestritt in der Bundesliga 135 Spiele für den FC Bayern München, den 1. FC Nürnberg und zuletzt für die Berliner. DPA

Keine Neuen für Schalke Der FC Schalke 04 hat acht Wochen vor dem Ende der Transferperiode seine Einkaufsaktivitäten eingestellt. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sagte am Montag Sport1: „Die Positionen sind alle gut ausgerichtet. Wir haben genug Kracher und uns deshalb gesagt, dass wir keinen weiteren benötigen.“ In Roman Neustädter (Mönchengladbach) und Tranquillo Barnetta (Leverkusen) hat der ChampionsLeague-Teilnehmer lediglich zwei externe Zugänge zu verzeichnen. Tönnies hält den Kader trotzdem für stark genug. Der niederländische Nationalspieler Rafael van der Vaart (Tottenham Hotspur) sei keine Option mehr. „Das Thema ist durch“, sagte der 56-Jährige. Der 29 Spieler umfassende Kader soll vielmehr weiter reduziert werden. DPA

Terry steht vor Gericht Kapitän John Terry vom ChampionsLeague-Sieger FC Chelsea ist am Montag vor einem Strafgericht in London erschienen. Gegen den englischen Nationalspieler wird wegen des Verdachts der rassistischen Beleidigung ermittelt. Terry soll in einem Ligaspiel gegen die Queens Park Rangers den dunkelhäutigen Gegenspieler Anton Ferdinand beleidigt haben. Ein Video der Szene im Internet hatte die Staatsanwaltschaft veranlasst, ein Verfahren gegen den 31-Jährigen einzuleiten. Terry beruft sich darauf, dass er wegen einer außerehelichen Affäre zunächst von Ferdinand provoziert worden sei. Wie bei der Verhandlung bekannt wurde, hatte Terry in vorangegangenen Vernehmungen ausgesagt, dass er nur Worte wiederholt habe, die ihm Ferdinand an den Kopf geworfen habe. Konfrontiert mit der Anschuldigung, er habe den QPRProfi rassistisch beleidigt, meinte Terry laut der Aufzeichnungen: „Das ist einfach nicht wahr.“ Ferdinand sagte aus, dass er nach der verbalen Konfrontation mit Terry zunächst „nicht geglaubt hatte, dass rassistische Ausdrücke“ benutzt worden seien. Erst als ihm seine Freundin die Szene später auf Youtube vorspielte, sei er überzeugt gewesen, dass rassistische Begriffe gefallen seien, erklärte der als Hauptzeuge geladene Ferdinand: „Und wenn jemand deine Hautfarbe mit ins Spiel bringt, ist ein anderes Level erreicht. Das ist sehr schmerzhaft.“ Der englische Verband FA hatte Terry nach Bekanntwerden der Affäre die Kapitänsbinde weggenommen, Teammanager Fabio Capello war daraufhin zurückgetreten. Terry drohen 3150 Euro Geldstrafe und ein gewaltiger Imageschaden. SID

Micoud, Ailton, Diego, Carlos Alberto, Arnautovic: Werder Bremen hat eine lange Tradition beim Kauf von vermeintlichen Problemspielern. Früher ging es häufig gut, zuletzt ging es immer öfter schief – jetzt versucht es der Klub mit dem holländischen Exzentriker Eljero Elia Ende einer längeren Verletzungspause mal beide Brustflügel tätowieren lassen. Die Gemälde entzündeten sich und Elia musste noch länger pausieren. Auch an diese Geschichte wird aus aktuellem Anlass gerne erinnert. Bei seinem neuer Klub in Bremen herrscht inzwischen ein Tattoo-Verbot (was bereits aufgemalt ist, darf aber bleiben). Werders ewiges Führungsduo Klaus Allofs und Thomas Schaaf hatte immer ein Faible für vermeintlich schwer erziehbare Spieler. Allofs und Schaaf haben den Verein stets auch als Erziehungsanstalt begriffen. Nicht zuletzt die einstigen WerderHelden Johan Micoud, Ailton und Diego galten als Problemfälle, bevor sie der Marke Bremen zu großem Glanz verhalfen – und nicht selten fingen die Probleme wieder an, nachdem sie die Stadt verlassen hatten. Bei späteren hochpreisigen Sorgenkindern wie Carlos Alberto oder Marko Arnautovic wurden die Lernziele dagegen verfehlt. Und auch damit hängt es wohl zusammen, dass der SV Werder nun zum zweiten Mal in Serie nicht europäisch spielt – dass der Glanz etwas verblasst ist, die Konten weitgehend geplündert sind und die alte Mannschaft (Pizarro, Wiese, Marin, Borowski) endgültig auseinander fällt.

VON BORIS HERRMANN

Berlin – Der sogenannte Problemspieler zeichnet sich dadurch aus, dass er überdurchschnittliches Talent mit unterdurchschnittlichem Fleiß kombiniert. Sein sogenanntes Potenzial beschreibt die Lücke, die dazwischen liegt. Der Problemspieler (in jüngeren Jahren auch „Rohdiamant“ genannt) ist stets mit sich im Reinen, mit seinem Umfeld liegt er dafür meistens über Kreuz. Er fühlt sich entweder unterfordert oder überfordert. Dass er trotzdem Fußball spielt, lässt er sich fürstlich bezahlen. Problemspieler sein, ist nämlich ein Knochenjob – mal abgesehen von den kleinen Annehmlichkeiten am Rande. In der Regel fährt der Problemspieler ein teures Auto und trägt eine fast ebenso teure Frisur. Großflächige Tätowierungen gehören zur Standardausrüstung. Um aber ein formvollendeter Problemspieler zu sein, sollte man mindestens einmal im Leben bei Juventus Turin auf der Bank gesessen haben.

Bei Juve spielte er nur vier Mal, trotzdem zahlt Werder Millionen Am Montag gegen 13 Uhr ist Eljero Elia, 25, auf der friesischen Insel Norderney gelandet, um sich dem Trainingsbetrieb seinen neuen Arbeitgebers, des SV Werder Bremen, anzuschließen. Das Etikett „Problemspieler“ hat ihn dort bereits erwartet. In manchen Medien wurde es lediglich variiert durch Wörter wie „Problemprofi“ oder „Problemfall.“ Elia scheint tatsächlich perfekt in diese Kategoriezu passen. 2009 wurde er in seiner Heimat zum „holländischen Talent des Jahres“ gekürt, eine Auszeichnung, die zuvor Spieler wie Arjen Robben, Wesley Sneijder oder Klaas-Jan Huntelaar erhalten hatten, und die nicht nur deshalb weltweit registriert wird. Seither wurden auf dem Transfermarkt etwa 25 Millionen Euro in Sachen Elia ausgegeben (vom FC Twentezum Hamburger SV,vom HSV zu Juventus Turin, von Juve zu Werder). Auf dem Rasen konnte der offensive Flügelspieler danach allerdings nur noch selten überzeugen. Zwar wurde er 2010 mit Holland WM-Zeiter und gewann 2012 mit Juventus den italienischen Scudetto. Aber so richtig dabei war er in beiden Fällen nicht. In Turin brachte er es in der vergangenen Saison auf vier Einsätze, für die EM in Polen und der Ukraine wurde er nicht nominiert. Während seiner Zeit beim HSV hat sich Elia am

Elia trifft nun auf Nils Petersen – den Stürmer vom Typ Ministrant

Kommen und Gehen: Im September 2010 spielte Eljero Elia (rechts) noch im Trikot des Hamburger SV gegen Wesley von Werder Bremen. Nun wird Elia selbst Bremer – Wesley ist inzwischen zu Palmeiras São Paulo weitergezogen. FOTO: C. KOEPSEL / GETTY

Warum gibt ein seriöser Klub wie Werder in solch einer Situation einen höheren einstelligen Millionenbetrag für Eljero Elia aus? Warum investiert er fast alles, was er für den Marin-Wechsel zum FC Chelsea bekommen hat, in einen Mann, der kein Problemspieler bleiben muss, aber in jedem Fall ein Risikotransfer ist? „Wenn man gar keine Risiken mehr eingeht, muss man die Arbeit einstellen“, sagt Klaus Allofs. Und wenn man die Bremer Transferpolitik bislang richtig versteht, dann sollen die beiden Exzentriker Elia und Arnautovic die wohl exaltierteste Flügelzange der Liga bilden. Und in der Mitte spielt dann vermutlich der brave Nils Petersen, 23, den Werder gerade vom FC Bayern ausgeliehen hat. Auch Petersen ist talentiert, aber er ist einer jener Stürmer, denen man manchmal wünscht, sie strahlten etwas mehr Problemspielerisches und etwas weniger Ministrantenhaftes aus. Seine Verpflichtung ist so risikolos, dass sie im Verbund mit Elia auch schon fast wieder ein Risiko darstellt.

Déjà-vu in Silverstone Wie 2010 läuft das Titelrennen in der Formel 1 auf einen Dreikampf hinaus – aber zwischen Sebastian Vettel, Mark Webber und Fernando Alonso ist dieses Mal vieles anders Silverstone – Die Andacht, mit der Mark Webber bei der australischen Nationalhymne die Augen schloss, die Freude, die sich nach seinem Sieg beim Großbritannien-Grand-Prix in einem gewaltigen Luftsprung entlud, der Stolz, mit dem er dem Gratulanten Jackie Stewart über die Schiebermütze strich – all das ist auf einen Schlag weg. Eine Viertelstunde nach dem Triumph beim neunten Rennen der Formel-1-Saison, bei dem er in Silverstone den vermeintlich sicheren Sieger Fernando Alonso abfing und seinen Red-BullKollegen Sebastian Vettel auf Rang drei verwies, sitzt Webber mit einem Nußknackergesicht da. Ein Journalist hat ihn gefragt, ob er, wenn es bald ernst werde in der WM, trotz seines Vorsprungs in der Gesamtwertung Vettel vorbeilassen müsse. Mit starrem Blick und klarer Stimme erbittet Webber sich Respekt: „Ich schaue nicht, wer Dritter, Vierter oder Fünfter ist. Ich habe schon zwei besondere Siege errungen in diesem Jahr. Ich schaue nur auf den kleinen Mann hier neben mir. Der macht die Sache auch gut.“ Der kleine Mann – da-

mit ist Ferrari-Fahrer Alonso gemeint, der zu Webbers Rechten thront und grinst. Vettel, der links von Webber sitzt, spielt in dem Moment demonstrativ gelangweilt am Mikrofon herum. Die Szene illustriert, worauf das Titelrennen in diesem Jahr zusteuert: einen Dreikampf, der auf vielen Ebenen ausgefochten wird. Alonso und Webber haben das Muster der ständigen Abwechslung durchbrochen. Nachdem die ersten sieben Rennen sieben unterschiedliche Sieger hervorgebracht hatten, war Alonso vor zwei Wochen in Valencia sein zweiter Coup in diesem Jahr geglückt. In Silverstone zog nun Webber nach; in Monte Carlo war er auch schon der Schnellste gewesen. Sebastian Vettel ist bisher nur einmal als Erster angekommen – im April in Bahrain. Für Felipe Massa, den zweiten Ferrari-Fahrer, wird der vierte Rang in Silverstone als bestes Saisonresultat geführt. Lewis Hamilton (McLaren), Kimi Räikkönen und Romain Grosjean (Lotus) sowie Nico Rosberg und Michael Schumacher (Mercedes), die zwischenzeitlich auch als Siegertypen galten, spielten

sowohl in der spanischen Hitze wie auch im mittelenglischen Grau nur Nebenrollen. Zum Großen Preis von Deutschland am 22. Juli in Hockenheim verdichtet sich der Ringkampf deshalb auf ein Dreier-Gerangel, was wiederum das Team-interne Duell zwischen Webber und Vettel in den Fokus rücken lässt.

Vettel will wissen, wie es in Wimbledon steht – und verdirbt dem Teamkollegen so die Party Vor zwei Jahren war das schon einmal so. Damals hatte Webber nach einem Sieg in Silverstone, den er vermeintlich mit schlechterem Material als Vettel errungen hatte, über sein Funkgerät in alle Welt hinausgerufen: „Nicht schlecht für einen Nummer-zwei-Fahrer, oder?“ Von dieser Begebenheit hat sich die Zweckbeziehung der beiden nie mehr richtig erholt. Webber hatte 2010 ein Sommerhoch, aus dem er jedoch jäh abstürzte. Vettel legte damals einen starken Schlussspurt hin, der in ei-

nemfür ihn triumphalen Finale in Abu Dhabi endete. Ferrari entschied sich in jenem Rennen bei Alonso für die falsche Strategie, was den Favoriten um den Titel brachte. Wiederholt sich also die Geschichte? Die Protagonisten sind dieselben, aber sie haben sich verändert. Webber kommt mit der Charakteristik des aktuellen Fahrzeugs besser klar als Vettel. Der Erfolg in Silverstone, wenige Kilometer von der Fabrik entfernt, in der die Red-Bull-Rennwagen entstehen, verleiht ihm zudem Auftrieb: „Dieser Sieg gibt mir eine Menge Befriedigung“, bekannte er, „es mag nicht spektakulär ausgesehen haben, aber es war spektakulär. Mein Selbstvertrauen ist momentan alles andere als niedrig.“ Alonso hat bei Ferrari mittlerweile eine Position inne, wie sie in dem Team zuvor nur Michael Schumacher zukam. Außerdem ist er der konstanteste Fahrer im Feld. Seine Bemerkung nach Platz zwei in Silverstone: Er habe zwar sieben Punkte Vorsprungauf Webber verloren, aber Boden gegenüber den anderen gut gemacht. Sein Fazit deshalb: „Ich bin im Augenblick eher

glücklich als besorgt.“ In Zahlen ausgedrückt liest sich das so: Alonso 129 Punkte, Webber 116 Punkte, Vettel 100 Punkte. Webbers Kontrakt bei Red Bull läuft Ende 2012 aus, Massa befindet sich bei Ferrari in der Krise. Es gibt deshalb Spekulationen, dass der hoch aufgeschossene Webber 2013 bei Ferrari neben dem gedrungenen Alonso fahren könnte. Alonso sagt dazu nur: „Dann müsste ich mir höhere Schuhe besorgen.“ Der 35 Jahre alte Webber wiederum bleibt ähnlich im Vagen, wenn er meint: „Dieser Sieg hilft mir, dass ich auch nächstes Jahr noch in der Formel 1 bin.“ Der Weltmeister bekommt stets die Startnummer eins aufs Auto – egal, welche Firma es baut. Elfmal darf Sebastian Vettel die Nummer bis Ende November garantiert noch ausführen. Wirklich beunruhigt wirkte er nach der Niederlage in Silverstone nicht. Demonstrativ erkundigte er sich in der Abschluss-Pressekonferenz einige Male nach dem Zwischenstand beim parallel ausgetragenen Wimbledon-Finale. So kann man einem Sieger auch die Feier verderben. ELMAR BRÜMMER

AKTUELLES IN ZAHLEN

KURZ GEMELDET

Golf

Radsport

PGA-Tour in White Sulfur Springs (6,1 Millionen Dollar, Par 70) Endstand: 1. (nach Stechen am 3. Extra-Loch) Potter jr. (69/67/64/64), 2. Kelly (69/67/62/66, beide USA) je 264, 3. Wi (Südkorea, 67/66/68/65), Beljan (70/62/67/67) je 266, 5. Summerhays 267 (68/67/68/64), 6. Flores 268 (64/68/69/67), 7. Simpson (65/66/65/73), Duke (66/68/65/70), Na (69/67/68/65), O’Hair (66/68/69/66), Castro (71/ 64/71/63, alle USA) alle 269. – Ohne deutsche Beteiligung.

Tour de France, 9. Etappe Arc-et-Senans – Besancon (Einzelzeitfahren über 41,5 km): 1. Wiggins 51:24 Min.; 2. Froome (beide Großbritannien/Sky) 0:35 Min. zur.; 3. Cancellara (Schweiz/Radioshack) 0:57; 4. Van Garderen (USA/BMC) 1:06; 5. Chavanel (Frankreich/Quick Step) 1:24; 6. Evans (Australien/BMC) 1:43; 7. Velits (Slowakei/Quick Step) 1:59; 8. Nibali (Italien/Liquigas) 2:07; 9. Mentschow (Russland/Katusha) 2:08; 10. Klöden (Kreuzlingen/Radioshack) 2:09; 12. Martin (Kreuzlingen/Quick Step) 2:16; 16. Voigt (Grevesmühlen/Radioshack) 2:44; 38. Nerz (Wangen/Liquigas) 4:20; 46. Gretsch (Erfurt/Argos-Shimano) 4:35; 71. Burghardt (Tägerwillen/BMC) 5:33; 72. Hondo (Ascona/Lampre) 5:34; 79. Grabsch (Kreuzlingen/Quick Step) 5:46; 86. Knees (Bonn/Sky) 6:04; 150. Sieberg (Bocholt/Lotto) 8:17; 154. Greipel (Hürth/Lotto) 8:26.

European PGA-Tour in Paris (3,15 Mio. Euro/Par 71) Endstand: 1. Siem (Ratingen) 276 (68/68/73/67), 2. Molinari (Italien) 277 (71/68/74/64), 3. Jacquelin (Frankreich) 278 (68/71/70/69), 4. Lynn (England, 67/72/72/68), Poulter (England, 72/69/69/ 69), Howell (England, 70/70/67/72) alle 279, 7. Steele (USA, 70/70/71/69), Stenson (Schweden, 68/73/69/70) je 280, 9. Kjeldsen (Dänemark, 70/ 71/71/69), Rose (England, 71/73/68/69) je 281; 70. Kaymer (Mettmann) 300 (73/72/78/77). – Am Cut gescheitert: 97. Cejka (München) 148 (73/75).

Gesamt 1. Wiggins 39:09:20 Std.; 2. Evans 1:53 Min. zur.; 3. Froome 2:07; 4. Nibali 2:23; 5. Mentschow 3:02; 6. Agirre (Spanien/Radioshack) 3:19; 7. Monfort (Belgien/Radioshack) 4:23; 8. Van Garderen 5:14; 9. Van Den Broeck (Belgien/Lotto) 5:20; 10. Roche (Irland/Ag2R) 5:29; 15. Klöden 6:33; 69. Hondo 32:25; 72. Voigt 33:02; 73. Nerz 34:13; 75. Burghardt 34:28; 92. Martin 38:48; 94. Knees 39:08; 114. Grabsch 43:21; 128. Sieberg 51:02; 133. Greipel 52:56; 139. Gretsch 55:44.

Weltrangliste (9.7.2012) 1. Donald (England) 9,831 Punkte, 2. McIlroy (Nordirland) 8,679, 3. Westwood (England) 8,105, 4. Woods 7,734, 5. Simpson 6,614, 6. Watson 6,195, 7. (8.) Dufner 5,763, 8. (7.) Kuchar (alle USA) 5,727, 9. Rose (England) 5,606, 10. Mahan (USA) 5,286; 14. Kaymer (Mettmann) 4,700, 58. (120.) Siem (Ratingen) 2,273.

Frauen, US Open in Kohler/Wisconsin (3,25 Millionen Dollar, Par 72) Endstand: 1. Choi Na Yeon 281 (71/72/65/73), 2. Yang (beide Südkorea) 285 (73/72/69/71), 3. Gal (Düsseldorf) 289 (71/70/74/74), 4. Lee Ilhee (Südkorea, 72/71/77/70), Feng Shanshan (China, 74/ 64/71/71), Sergas (Italien, 74/71/73/72) je 290.

Männer, Stuttgart (410 175 Euro/Sand) 1. Runde: Garcia-Lopez (Spanien) – Hidalgo (Spanien) 6:2, 6:3.

Triathlon Ironman in Frankfurt, Männer Nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen: 1. Vanhoenacker (Belgien) 8:03:31 Stunden, 2. Kienle (Karlsruhe) 8:09:55, 3. Alonso-McKernan (Spanien) 8:14:04, 4. Raelert (Rostock) 8:17:36, 5. Raphael (Hannover) 8:18:17. Ironman in Roth, Männer Nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen: 1. Cunnama (Südafrika) 7:59:59, 2. Bracht (Eberbach) 8:03:28, 3. Aigroz (Schweiz) 8:08:01, 4. Brown (Neuseeland) 8:10:05, 5. Bayliss (Großbritannien) 8:13:01. Frauen 1. Joyce (Großbritannien) 8:45:04, 2. Tajsich (München) 8:49:47; 5. Martin (München) 9:01:10.

Volleyball Männer, Weltliga in Sofia, Finale USA – Polen 3:0 (25:17, 26:24, 25:20).

Sport im Fernsehen Tennis

Erfolgsschwung: Sandra Gal, Deutschlands beste Golferin, bei der Annäherung zum 18. Loch auf ihrer letzten Runde beim Turnier in Kohler, Wisconsin. Mit 289 Schlägen landete die 27-Jährige hinter den Südkoreanerinnen Choi Na Yeon (281) und Amy Yang (285) auf dem dritten Platz. Für die Düsseldorferin war es die erste Top-Ten-Platzierung in diesem Jahr und die beste bei einem Major-Turnier überhaupt. Gal kassierte für ihre Leistung ein Preisgeld in Höhe von 177 000 Euro. FOTO: S. HALLERAN/AFP

Wimbledon (19,96 Mio. Euro/Rasen), Männer Finale: Federer (Schweiz/3) – Murray (Schottland/4) 4:6, 7:5, 6:3, 6:4. Mixed Finale: Raymond/M. Bryan (USA/2) – Wesnina/ Paes (Russland/Indien/4) 6:3, 5:7, 6:4.

Dienstag, 10. Juli 10.30 – 13 Uhr: Eurosport, Leichtathletik, IAAF Junioren-Weltmeisterschaften in Barcelona. 16.30 – 18.30 Uhr, Sport1: Tennis, Männerturnier in Stuttgart, 1. Runde. 17.30 – 19 Uhr, Eurosport: Radsport, 69. PolenRundfahrt, 1. Etappe: Karpacz – J. Góra (179 km). 19 – 22 Uhr, Eurosport: Leichtathletik, JuniorenWeltmeisterschaften in Barcelona.

Die Queens Park Rangers, englischer Fußball-Klub, haben den Südkoreaner Ji-Sung Park, 31, vom Ligarivalen Manchester United verpflichtet. Der Mittelfeldspieler erhält einen Vertrag bis 2014. Die Ablöse soll bei 2,5 Millionen Euro liegen. TuSEM Essen, Aufsteiger in die Handball-Bundesligist, hat Torwart Ante Vukas, 21, vom kroatischen Klub RK Split verpflichtet. Über die Laufzeit des Vertrags machte der Verein keine Angaben. Olympiakos Piräus, EuroleagueSieger im Basketball, hat Georgios Bartzokas als neuen Trainer verpflichtet. Der 47-Jährige wird beim griechischen Meister Nachfolger von Dusan Ivkovic, der den Spitzenklub nach dem Triumph im bedeutendsten Europapokalwettbewerb verlassen hatte. Der Serbe will sich künftig auf den Posten als Nationaltrainer seines Heimatlandes konzentrieren. Bartzokas kommt vom Ligakonkurrenten Panionios Athen. Die Basketballer aus Nigeria haben sich den letzten zu vergebenden Platz für die Olympischen Spiele in London (27. Juli bis 12. August) gesichert. Beim Qualifikationsturnier in Caracas setzten sich die Afrikaner im Spiel um Platz drei gegen die Dominikanische Repubik 88:73 (47:39) durch und machten damit ihre erste Teilnahme an Sommerspielen perfekt. Zuvor hatten sich Russland und Litauen bei dem Turnier in Venezuela für Olympia qualifiziert.


SPORT

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

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Zweifel am Radsport

Hausgemachter Generalverdacht VON ANDREAS BURKERT

„I say they’re just fucking wankers. (…) It justifies their own bone-idleness because they can’t ever imagine applying themselves to do anything in their lives. It’s easy for them to sit under a pseudonym on Twitter and write that sort of shit, rather than get off their arses in their own lives and apply themselves and work hard at something and achieve something. And that’s ultimately it. Cunts!“ Das hier ist eine Familienzeitung, man muss nicht alles übersetzen, was Bradley Wiggins, der Mann im Gelben Trikot der Tour de France, am Sonntagabend im offiziellen Teil an Kraftausdrücken von sich gegeben hat. Der Engländer war auf Erinnerungen angesprochen worden, die sein Sky-Team zurzeit hervorruft, denn es ähnelt in seiner Dominanz an Lance Armstrongs früheren USPostal-Express, dessen Antriebsstärke gerade Gegenstand einer spektakulären Dopinganklage in den USA ist. Sind Gedanken, dass auch jetzt Betrug im Spiel sein könnte, nicht naheliegend? Früher haben Radprofis auf Argwohn mit der Floskel reagiert, sie seien nie positiv getestet worden. Nicht nur Armstrong. Oder sie sagten beim Thema Doping, sie seien „nicht in der Position“, dazu etwas zu sagen, wie 2011 der Toursieger Cadel Evans. Dabei ist es das gute Recht des Publikums, von den zentralen Figuren einen Standpunkt zum Übel des Radsports zu hören. Früher hat es ja stets vor dem Fernseher gesessen und drei Wochen lang das Leben nach der Tour gerichtet. Bis man begriff, erneut getäuscht worden zu sein. Toursieger, das lehrt die Historie, stehen zu Recht unter Dopingverdacht. Mit diesem Generalverdacht haben die Darsteller umzugehen, undSchuldan diesem zugegeben ernüchternden Zustand sind eher nicht die Junkies des Internets. Schuld daran ist der Radsport und seine Organisation, die Aufklärung als Bedrohung ihres Geschäftsmodells versteht. Bradley Wiggins hat einst, als er seine Erfolge auf der Bahn erzielte und bei der Tour ganz hinten fuhr, recht kraftvolle Äußerungen zum Thema abgegeben, er hörte sich fast an wie ein Anti-DopingKämpfer. Jetzt fährt er ganz vorn und ist übellaunig. Weil sich die Menschen wundern über die Performance seiner Crew und über ihn, der vor ein paar Jahren acht Kilo abnahm, seitdem Kohlenhydrate meidet – und als 190 Zentimeter langer Hänfling doch mehr Kraft besitzt als jemals zuvor. Die Menschen sehen einen Aufsteiger, dessen damaliges Team Cofidis die Skandaltour 2007 verließ, wegen des Dopingfalls Moreni, und sie sehen nun, nur so ein Beispiel, an seiner Seite den Sportchef Sean Yates, derals Profi positiv war, der mit Armstrong fuhr und später für dessen Mannschaft arbeitete. Niemand würde Bradley Wiggins deshalb deftig beschimpfen, schon gar nicht diese Familienzeitung. Aber Fragen stellen wird man wohl mal dürfen.

„Aber im jetzigen Zustand bin ich sicher keine Hilfe“: der angeschlagene Tony Martin beim Tour-de-France-Zeitfahren zwischen Arc et Senans und Besançon

Mit der Zeit verliert man auch die Motivation Reifenpanne, Sturz, wieder Reifenpanne: Der angeschlagene Radprofi Tony Martin verabschiedet sich mit dem nächsten Malheur von der Tour de France. Das Zeitfahren in Besançon gewinnt der Gesamtführende Bradley Wiggins – vor seinem Teamkollegen Christopher Froome. VON ANDREAS BURKERT

Besançon – In Besançon wird gerade ein neues Straßenbahnnetz erstellt, die Baustellen sind nicht zu übersehen. Dennoch hat die ostfranzösische Stadt seine Reize, der Fluss Doubs schmiegt sich mit einer Schleife an die Altstadt, und oben überragt den Verwaltungssitz des gleichnamigen Départements eine mächtige Zitadelle. Tony Martin hätte sie sich ansehen können, oder er hätte vielleicht im Hotel eine der fulminant missratenen Verkaufssendungen des französischen Privatfernsehens bestaunen können, um zu entspannen. Stattdessen saß Martin den Nachmittag über auf einem Plastikschemel im eher tristen Messegelände Micropolis. Drei Stunden lang. Gegen die Einrichtung des sogenannten heißen Stuhls bei der Tour de France ist grundsätzlich nichts zu sagen, bei Zeitfahren sitzt der aktuell Schnellste dort als Blickfang für die Kameras. Vor einer weißen Plane verbrachte Martin also den Montagnachmittag, im Chaos zwischen AntiDoping-Mobil und Podium; ein grauer

Wohnkomplex bildete das Panorama. Auch in diesen drei Stunden hat sich der Zeitfahr-Weltmeister aus Eschborn nicht mehr mit der Tour versöhnt. Zwölfter ist der deutsche Etappensieger von 2011 am Ende geworden, das Rennen gewann Bradley Wiggins, der Mann im Gelben Trikot. Dessen englischer Landsmann und Sky-Kompagnon Christopher Froome (35 Sekunden zurück) bescherte der verblüffenden Mannschaft sogar einen Doppelsieg. Titelverteidiger Cadel Evans aus Australien liegt in der Gesamtwertung jetzt schon fast zwei Minuten zurück. Der Tour droht die große Langeweile – sofern der Vuelta-Zweite Froome in den Alpen und Pyrenäen seinen Sky-Kapitän nicht abhängt. Tony Martin hatdas alles nicht mehr mitbekommen, aber drei Stunden auf einem Stuhl reichen ja auch, um noch einmal all die sportlichen Tiefschläge zu überschlagen, den platten Reifen im Prolog von Lüttich, den Sturz am Tag danach, als Martin einen Kahnbeinbruch erlitt. Der 27-Jährige hat sich durch die Woche gequält, mit Schienen oder Manschetten an der Hand

und „mit großen Schmerzen“. Zwei Bergetappen überstand Martin, obwohl er kaum aus dem Sattel gehen konnte; die Hand, die Kontaktstelle zum Lenker, war nicht belastbar. Das Zeitfahren in Besançon wollte er aber mitnehmen vor dem Abschied von der Tour de France, „als Generalprobe für Olympia“. Martin startete, we-

Wiggins liegt jetzt schon fast zwei Minuten vor Evans. Der Tour droht Langeweile gen seines Rückstands im Gesamtklassement, lange vor den Favoriten, deswegen hat er so lange auf dem Stuhl gesessen. Er trug diesmal keinen Schutz für seine Hand. „Für mich ging es heute um den Sieg“, sagt er, Risiko müsse man nehmen im Sport. Doch die Euphorie dieser Willensleistung verpuffte nach dem Start in den 41,5-Kilometer-Kurs buchstäblich: Wieder ein platter Reifen, bei Kilometer fünf. „Es hat eine Explosion gegeben, das war kein Schleicher“, erzählt Martin, als er im

Ziel auf dem Asphalt kauert, „das Hinterrad ist richtig ins Schlingern geraten.“ Eine gute halbe Minute habe ihn der Defekt gekostet, wie schon in Lüttich, als er deswegen das Gelbe Trikot verpasste. Doch der platte Reifen sei das eine. „Viel entscheidender ist die Motivation, die man da verliert“. Martin wird nun die Tour verlassen, nach dem Ruhetag an diesem Dienstag. Wenn er weiterführe, würde er sich natürlich in den Dienst seiner QuickStep-Mannschaft stellen: „Aber im jetzigen Zustand bin ich sicher keine Hilfe.“ Nach dem Ruhetag geht es erstmals in die Alpen. Und durch die Dysbalance des Körpers, durch das kaum mögliche Aufrichten im Wiegetritt, sind Rücken und Knie schon genug belastet worden. „Wenn ich weiterfahre, wäre die Angst da, dass muskulär etwas kaputt geht“, sagt Martin. Abgesehen davon, dass der Bruch weiterhin nicht richtig verheilen würde. „Die Gefahr einer Arthrose“, doziert Teamarzt Helge Riepenhof, sei angesichts der ziemlich aktiven Rehaphase jetzt schon „um zehn Prozent erhöht“. Um kurz vor vier Uhr am Montagnach-

Mamma des Randsports zeitung Gazzetta dello Sport. Sieben Jahre lang war sie für die linke Mitte Sportdezernentin in Ravenna, der Stadt, in der sie seit 20 Jahren lebt. Sie ist Mitglied in Italiens berühmtestem Ruderklub, dem piekfeinen, 1892 gegründeten Circolo Canottieri Aniene in Rom. Sie bezog Stellung gegen Berlusconi, sie bezieht Position gegen Doping, sie fordert, dass die Sportnation Italien sich mehr um ihren Nachwuchs kümmert.

Josefa Idem erklärt gern, dass sie inzwischen länger in Italien lebt als sie zuvor in Deutschland gelebt hatte. Und wozu trägt sie einen lateinischen Nachnamen? Es war Ende der 1980er Jahre, als sie in der alten Heimat die Sachen packte und mit einem vollgepackten Auto über den Brenner fuhr: Nicht für die Karriere, sondern für einen Mann. 1990 heiratete sie den Sportmanager Gugliemo Guerrini, der seine Frau seit-

Diese Frau hat schon gewonnen, bevor Olympia überhaupt begonnen hat. Denn Josefa Idem wird in London ihre achten Spiele bestreiten. Keine hat das zuvor geschafft. Und keine andere Sportlerin hat für Italien so viele Medaillen gewonnen wie die Kanutin, die 1964 in Goch am Niederrhein geboren wurde und ihre ersten beiden Olympia-Einsätze noch für Deutschland bestritt. 1984 gewann sie Bronze im Zweier-Kajak mit Barbara Schüttpelz, 1988 gewann sie nichts. „Und dann kam Italien“, sagt Idem, „und es kamen die besse-

Zwischen den Trainingseinheiten ist sie für ihre beiden Söhne da ren Spiele für mich.“ 1996 Bronze, dann von 1997 bis 2003 drei Weltmeistertitel, weitere zehn Medaillen bei Weltmeisterschaften, fünf Siege bei den Europameisterschaften und eine Goldmedaille in Sydney 2000, Silber in Athen 2004 und Peking 2008. Jetzt trainiert die Rekordfrau in den Dolomiten, sie hat ein wenig Angst vor dem Seitenwind, der über das Wettkampfgewässer in London blasen soll. Aber die Angst schwindet täglich. Idem fühlt sich in Form. Und sie weiß: „Nach London höre ich auf. Ich will schließlich keine Kajak-Oma werden.“ Aufhören und ein Buch schreiben über das Leben berühmter Sportler nach der Karriere. Bald ist sie selbst so weit. Vielleicht. „Ich muss mich davor schützen umzufallen. Der Rücktritt vom Rücktritt sieht selten gut aus.“ In Italien ist die blonde Idem berühmt. Sie hat eine Randsportart wie das Kajakfahren populär gemacht. Sie ist eine gefragte Rednerin auf Veranstaltungen und schreibt eine Kolumne in der Sport-Tages-

„Heimat finde ich doch in mir selbst“: Josefa Idem, 1964 geboren in Goch am Niederrhein, in ihrem Kajak bei Ravenna. FOTO: ALBERTO BERNASCONI / LUZPHOTO / FOTOGLORIA

her trainiert. 1992 nahm Josefa Idem die italienische Staatsbürgerschaft an, dafür musste sie nach damaligem deutschen Gesetz ihren deutschen Pass abgeben. Bereut hat Josefa Idem das nie. Nur Leute mit Problemen machten sich etwas aus ihrer Nationalität, findet sie. „Heimat finde ich doch in mir selbst.“ Als Tochter eines Bundeswehr-Offiziers war Josefa Idem das Herumziehen von Kindheit an gewöhnt. Viele Jahre lebte sie im westfälischen Hamm – man hört es noch, wenn sie deutsch redet. Ihr Italienisch hingegen hat den singenden Akzent der oberen Adriaküste, den auch ihre beiden Söhne sprechen. Der ältere ist 16, der jüngere acht Jahre alt. Sie habe immer Kinder haben wollen, sagt Idem. „Auf sie zu verzichten, hätte meiner sportlichen Laufbahn sicher geschadet. Es hätte mich gebremst.“ Wenn es denn überhaupt etwas gibt, was diese Frau bremsen kann: Während der ersten Schwangerschaft bestritt sie noch Wettkämpfe, erst in der zweiten machte sie eine Pause. Da war sie immerhin schon 38. Aber 15 Monate nach der Geburt war sie wieder da und gewann Silber in Athen. Es gibt Bilder von ihr mit ihren Kindern auf dem Podium. Oder beim Staatspräsidenten, der sie mit mehreren Verdienstorden auszeichnete. Idem findet das ganz normal: „Ich bin eben eine Mutter, die arbeitet.“ Dementsprechend verlaufe ihr Alltag. Morgens bringt sie die Söhne zur Schule und trainiert bis Mittag auf einem See in der Nähe von Ravenna. Dann wird gekocht und gegessen, werden die Hausaufgaben gemacht. Und danach dann wieder ein bisschen Training. „Manchmal ist es tatsächlich eintönig. Aber eigentlich kommen mir im Kajak die besten Ideen.“ Acht Spiele für zwei Länder. Und dann diese Normalität. Dieses Understatement. „Ich verrichte ja im Prinzip eine sitzende Tätigkeit“, hat die fast demonstrativ bodenständige Idem neulich in einer italienischen TV-Show kokettiert, als hätte sie sich all‘ die Medaillen mal eben ersessen. Aber vielleicht hat das mit Idems vielen Doppelidentitäten zu tun. Italien und Deutschland, Beruf und Kinder, Sport und Politik. Da lernt man, zu relativieren. Es gibt nicht dieeine Sache, die alles andere in den Schat-

mittag ist Tony Martin erlöst worden auf seinem heißen Stuhl. Einerseits. Andererseits war damit jemand schneller als er, und sinnigerweise handelte es sich um seinen vertrauten Rivalen in dieser Spezialdisziplin, Fabian Cancellara, der Olympiasieger aus der Schweiz, der am 1. August in London als Mitfavorit auf die Strecke geht. „Für Olympia sehe ich bis jetzt kein Problem“, sagt Martin tapfer, und der Fitnesszustand stimme ja, ergänzt Arzt Riepenhof. In den vergangenen beiden Jahren war Martin jeweils auf der ersten Bergetappe eingebrochen und die Klassement-Ambition früh hinfällig. „Das ist ja das besonders Ärgerliche, weil diesmal die Form stimmt“, sagt Riepenhof. Sonst wäre Martin mit seinem Handicap gar nicht die Berge in Vogesen und Jura hochgekommen. 1:19 Minuten ist der Tagesdritte Cancellara in Besançon schneller gewesen. Und nicht nur er. Wiggins besiegte ihn schon bei der Dauphiné, der Brite ist in der Form seines Lebens. Eine Medaille in London wäre vermutlich eine große Sache für Martin. Die Reifen müssten halt mal halten.

Armstrong klagt

Die gebürtige Deutsche Josefa Idem hat in Italien das Kajakfahren populär gemacht – mit 48 strebt die Rekord-Olympionikin in London nach ihrem letzten Gold Am Freitag, den 27. Juli, werden in London die Olympischen Sommerspiele eröffnet. Mehr als 10 000 Athleten aus mehr als 200 Ländern werden sich bis zum 12. August in 26 Sportarten um Medaillen bewerben. In einer mehrteiligen Serie greift die SZ einiger dieser Athleten mit besonderen Lebensläufen heraus, um ihre Geschichte zu erzählen. Die Summe der Porträts soll ein Bild ergeben. Ein Bild, das die Vielfalt der Sportarten, aber auch die Brüche und Problemfelder in der olympischen Welt beschreibt.

FOTO: BOGDAN CRISTEL / REUTERS

ten stellt, sondern eine Reihe von Lebenselementen. Und Olympia ist eines davon. Sie erinnert sich an 1984: „Ein Kind war ich damals, total naiv. Ich glaubte, die Spiele und die ganze Welt drehten sich um mich.“ Und sie will es noch einmal wissen, 28 Jahre später: „Natürlich fahre ich nach London um zu gewinnen. Die Europameisterschaft im Juni ist für mich schlecht gelaufen, nur ein achter Platz. Aber das bedeutet nicht viel. Bei Olympia steigere ich mich noch.“ Sie hat darauf verzichtet, sich vor-

OLYMPISCHE CHARAKTERE

Teil 3 Josefa Idem, Kanufahrerin her in London umzuschauen, aus Aberglauben. Sie wird mit der Familie im Hotel wohnen, diesmal, beim achten Mal, wünscht sie ein wenig Abstand. „Denn ich muss das richtige Bild in meinen Kopf bringen“, so beschreibt sie ihre Konzentration auf den Wettkampf. Das Sieger-Bild. Von allen Olympia-Stationen, erzählt Josefa Idem, sei ihr Sydney die liebste gewesen. Da habe alles gestimmt, die Stadt, das Flair, der Wind und natürlich die Goldmedaille im Einerkajak. London also wird die Endstation sein. Die Krönung, der Rekord. Zu Hause, in Ravenna, wird Josefa Idem aber weiter in ihr Kajak steigen. Nicht, als Arbeit, sondern wegen der Ideen. In einer Landschaft, die genauso grün und fast so melancholisch ist wie der Niederrhein. BIRGIT SCHÖNAU

Bisher erschienen: Roger Federer, Tennisprofi aus der Schweiz (4. Juli), Steve Hooker, Stabhochspringer aus Australien (6. Juli).

Gericht soll Usada-Ermittlung untersagen Austin – Lance Armstrong kämpft mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Untersuchung der US-Anti-Doping-Agentur (Usada). Der siebenmalige Sieger der Tour de France reichte am Montag in Austin eine Klage ein mit dem Ziel, die Ermittlungen der Usada zu blockieren. Über seine Anwälte argumentierte Armstrong, die Dopingjäger verletzen die Rechte der Athleten auf einen fairen Prozess und wären rechtlich nicht zuständig. Außerdem wird dem Usada-Vorsitzenden Travis Tygart Befangenheit vorgeworfen. Armstrong ersuchte den Richter, von Samstag an eine einstweilige Verfügung zu erlassen, die der Usada Ermittlungen untersagt. Bis zu diesem Tag muss der 40-Jährige sich entscheiden, ob er eine Dopingstrafe akzeptiert oder den Fall vor ein Schiedsgericht bringt. Die Usada ermittelt gegen Armstrong und fünf weitere Personen wegen Dopings zwischen 1999 und 2005. Der Texaner betont seine Unschuld. „Die Regeln der Agentur sind entworfen worden, Athleten für schuldig zu befinden. Athleten dürfen weder Dokumente anfordern noch Zeugen zu einer Aussage zwingen“, heißt es in der Klageschrift. Die Usada hat fast alle Namen der Zeugen gegen Armstrong unter Berufung auf mögliche Einschüchterungsversuche geheim gehalten. Nach Ansicht von Armstrong sollte nur der Radsport-Weltverband UCI die Befugnis haben, in dem Fall zu urteilen. Allerdings hatte deren Präsident Pat McQuaid bereits beim diesjährigen Tourstart geäußert, das die Usada mit umfassenden rechtlichen Befugnissen ausgestattet sei. Insgesamt sollen zehn Zeugen bei den Usada-Ermittlungen Armstrong massiv belastet haben. Armstrong wird beginnend von 1998 an Blutdoping sowie die Einnahme von Testosteron, Corticosteroiden, Wachstumshormonen und maskierenden Mitteln vorgeworfen. Bei den Zeugen soll es sich um die früheren Teamkollegen Floyd Landis, Tyler Hamilton, Kevin Livingston, George Hincapie, Levi Leipheimer, Christian Vande Velde, David Zabriskie, Frankie Andreu, Jonathan Vaughters und Pavel Padrnos handeln. Hincapie, Leipheimer, Zabriskie und Vande Velde sind derzeit bei der Tour de France aktiv, Vaughters ist als Teamchef der Mannschaft Garmin vor Ort.


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MÜNCHEN · BAYERN

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Kompromiss in Sicht

MITTEN IN REGENSBURG

Rettungskräfte dürfen doch wieder Medikamente verabreichen

Gezähmte Sozis VON WOLFGANG WITTL

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an kann sich gut vorstellen, mit welchem Gefühl die70 Delegierten am 26. Juni 1892 zum Gründungsparteitag der bayerischen SPD im Regensburger Vorort Reinhausen zusammenkamen. In der Stadt durften sie sich ja nicht treffen, weil der Bürgermeister es verboten hatte. Stolz und störrisch wie die Sozialdemokraten nun mal waren, zogen sie einfach weiter in ein Dorfwirtshaus. So schnell wollten sie ihre Idee, das Volk von der Knechtschaft der Herrschenden zu befreien, dann doch nicht aufgeben. Auch bei der Versammlung soll es zünftig hergegangen sein. Von einer Parteitagsregie ist jedenfalls nichts bekannt. Es ist daher eine interessante Frage, was so ein alter SPD-Revoluzzer samt Lederhose und gezwirbeltem Bart von der Feier gehalten hätte, die seine Nachfolger ihm zu Ehren jetzt veranstaltet haben. Wahrscheinlich hätte er sich wieder über das Diktat der Herrschenden aufregen müssen. Und bestimmt hätte er sich über die Untertänigkeit der Genossen gewundert, mit der sie die neue Knechtschaft erdulden: die der Medien. Wenn schon einmal das Fernsehen zu Gast sei, möchte man bitte „ausführliche Verhaltensregeln“ beachten, befahl die Moderatorin im Stil einer Flugbegleiterin. Fürs Protokoll: 15 Minuten vor Beginn des Festakts sind die Sitzplätze einzunehmen, dieam besten nicht mehr verlassen werden sollten. Der Gang zur Toilette ist grundsätzlich zwar erlaubt („wir sind keine Unmenschen“), aber selbstverständlich nicht während der Reden – man denke ans einheitliche Bild. Und, ach ja: Beim Hinausgehen auf keinen Fall die Türen zuschlagen! Auf das Anschnallen wurde mangels Gurtes immerhin verzichtet, auch wenn es straff weiterging im festgezurrten Programm. Generalsekretärin Kohnen wurde von der Ansagerin sogleich mit den Worten überrascht: „Wir heißen beide nicht nur Natascha, sondern wir sind auch Frauen.“ Während manch einer ins Grübeln kam, ob das wirklich die Selbstbestimmung ist, für die vor 120 Jahren gestritten wurde, wagte ein Gast still und leise den Aufstand – und ging. Ob er einem tief verankerten Freiheitsgefühl folgte oder einem anderen dringenden Bedürfnis, blieb sein Geheimnis. Vielleicht suchte er auch das nächste Dorfwirtshaus.

FILMFEST

Schön war’s, schön wär’s

Der Unglückskönig: Schauspieler Matthias Stockinger im vergangenen Jahr bei Proben zum Musical in Kempten. Im Juni 2012 musste die Produktionsfirma Insolvenz anmelden. FOTO: LUKAS BARTH, DAPD

Der Kini ist schon wieder pleite Bereits zum dritten Mal scheitert der Versuch, das Leben Ludwigs II. als Musical zu inszenieren. Die Produktionsfirma musste Insolvenz anmelden, Komponist Konstantin Wecker und die Betreiber der Kemptener Big Box sitzen auf offenen Rechnungen VON STEFAN MAYR

Kempten – Aus, aus, aus. Dreimal wurde nun schon mit großem Aufwand und noch mehr Publicity versucht, im Allgäu ein Musical über den bayerischen Märchenkönig Ludwig II. zu etablieren. Dreimal startete das Unterfangen mit mächtigem Applaus. Dreimal endete es wie einst der Protagonist höchstpersönlich: mit einem Untergang unter reichlich mysteriöser Begleitmusik. Der jüngste Anlauf startete am 5. Juli 2011 in der Kemptener „Big-Box“-Halle; Heute, fastgenau ein Jahrspäter, stehtvielen Beteiligten das Wasser bis zum Hals – oder noch höher. Die produzierende Shortcuts Classics GmbH hat im Juni Insolvenz angemeldet, undGeschäftsführerGerdF. kämpft gegen die Zwangsvollstreckung seines Privatvermögens. Schon nach der ersten Saison der Kemptener Produktion „Ludwig 2 – der König kommt zurück“ hatten diverse Medien über Zahlungsprobleme berichtet. Geschäftsführer F. wies damals allerdings alle Vorwürfe zurück. „Einige Kollegen nutzen Medien, um uns zu erpressen, dem geben wirnicht nach“, sprach F. Zu den ausstehenden Honorarforderungen des Regisseurs Gerhard Weber sagte er: „Es gibt einen guten Grund, warum Herr Weber nur seine Spesen erhalten hat. Sie werden das in Kürze erfahren.“ Diese Ankündigung löste F.

nie ein. Stattdessen erwirkte Regisseur Weber, der seit 2004 Intendant des Stadttheaters Trier ist, vor dem Landgericht Wiesbaden ein „Anerkenntnis-Urteil“. Doch bis heute hat er noch „keinen Cent“ gesehen, wie er beteuert. Mit Gerichts- und Anwaltskosten belaufe sich der Schaden für ihn selbst sowie das Theater Trier auf „fast 50 000 Euro“. Diesen Betrag hat Weber inzwischen so gut wie abgeschrieben: Er geht davon aus, dass die Quote des Insolvenzverfahrens „noch nicht einmal annähernd die Anwaltskosten decken wird“.

Konstantin Wecker zeigt Mitgefühl: „Herr F. hat gute Ideen, aber sich leider verrannt.“ Weber schrieb einen entsprechend geharnischten Brief an Kemptens Oberbürgermeister Ulrich Netzer, an den Ostallgäuer Landrat Johann Fleschhut, an Big-BoxBetreiber Christof Feneberg undan Komponist Konstantin Wecker. „Mir ist in meiner langjährigen ArbeitalsRegisseurund Intendant noch nie eine solche Diskrepanz zwischen den Zusagen vor der Inszenierung und dem schäbigen und bösen Spiel danach untergekommen“, schreibt Weber in dem Brief, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Für diese Diskrepanz könne es nur zwei Erklärungen geben, mutmaßt Weber:

„Entweder eine fast wahnhaft zu nennende Verkennung der Realitäten oder ein gerüttelt Maß an krimineller Energie.“ Starker Tobak, den Weber gleich im nächsten Satz entschärft: „Ich werde mich eines diesbezüglichen Urteils über Herrn F. enthalten.“ Außerdem kündigtWeber an,den Produzenten künftig „daran zu hindern, weitere Menschen ins finanzielle Unglück zu stürzen“. Zu den Gläubigern gehören die Betreiber der Big-Box sowie Komponist Konstantin Wecker. „Das Honorar habe ich bekommen, aber an Lizenzen steht noch einiges aus“, bestätigt Wecker, ohne Zahlen zu nennen. Der prominente Liedermacher gibt sich weniger wütend als Regisseur Weber: „Wenn jemand in Konkurs geht, überwiegt bei mir immer das Mitgefühl“, sagt Wecker. „Herr F. hatte viele gute Ideen, hat sich aber offenbar verrannt.“ Der Kemptener Anwalt Jürgen Baunach vertritt mehrere Gläubiger, die von ShortcutsClassics insgesamt einen fünfstelligen Betrag fordern. Der Jahresabschluss 2010 der GmbH bestätigt Webers Befürchtung, dass die Insolvenzmasse klein ist: Als Anlagevermögen hat die Firma ganze 374 Euro ausgewiesen. Die Verbindlichkeiten betragen dagegen mehr als 140 000 Euro. Nicht zuletzt deshalb versucht Anwalt Baunach,an dasPrivatvermögen desProduzenten heranzukommen. Das „Wohnumfeld“ und die Autos vor der Haustür ließen

den Schluss zu, dass „Herr F. nicht vermögenslos“ sei, wie Baunach sagt. In einem Fall wurde laut Baunach sogar schon die Zwangsvollstreckung gegen das Privatvermögen eingeleitet. Diese habe F. aber im letzten Moment mit einer Abschlagszahlung verhindert. Der Rechtsstreit ist derzeit am Landgericht Wiesbaden anhängig. Für eine Stellungnahme war F. am Montag nicht zu erreichen. Während die Mitarbeiter um ihr Geld kämpfen, bangen nicht wenige MusicalFans und Kini-Freunde um die Zukunft der königlichen Show. Mittlerweile sind im eigens errichteten Festspielhaus am Füssener Ufer des Forggensees zwei Ludwig-Musicals gescheitert, nun misslang auch der Versuch in der etwas verkehrsgünstiger gelegenen Kemptener Big Box. Ist die Reanimation des Kini damit endgültig misslungen, der Patient auf immer tot? Nein, sagt Stephan Barbarino, der Impresario der ersten Füssener Produktion anno 2000. Nach eigenen Angaben arbeitet er weiterhin fleißig an einer neuerlichen Wiederaufnahme des Königmärchens. Den vierten Anlauf will er nun mit Genussscheinen finanzieren. Ursprünglich wollte er schon 2012 auf die Bühne gehen. Auch Wecker hat die Hoffnung für die Kemptener Fassung noch nicht aufgegeben: „Vielleicht setzen sich ja die Autoren zusammen und überlegen, wie man das Stück am Leben erhalten kann.“

VON CHRISTIAN MAYER

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an soll ja im Leben nie zu große Erwartungen haben, sonst wird man enttäuscht. Aber ein wenig mehr Schwung, etwas mehr Aufmerksamkeit, vielleicht ein Hauch mehr Glamour: Das hatten sich die Fans des Münchner Filmfests schon erhofft von der neuen Chefin Diane Iljine. Jetzt, mit zwei Tagen Abstand, ist es Zeit für eine erste Bilanz – und die fällt überwiegend positiv aus. Das Schöne am Münchner Filmfest ist seit jeher die Konzentration auf das Wesentliche. Regisseure aus aller Welt stellen in den Kinos ihre Filme vor, und oft machen sie gar nicht viel Bohei um sich und ihre Hauptdarsteller, sie diskutieren mit einem erstaunlich fachkundigen Publikum. Das war schon unter Iljines Vorgängern so, doch die Neue hat dieses Angebot noch ein wenig ausgebaut und transparenter gemacht. Wer Gelegenheithatte, mit Filmemachernwie Fernando Meirelles, James Franco oder Frédéric Beigbeder zu diskutieren, wird dies als persönliche Bereicherung verstehen. Allerdingswar es bisher relativ schwierig, in der Fülle des Programms den Überblick zu behalten: Dass nun wichtige Filme mehrfach gezeigt werden und man persönliche Empfehlungen von Freunden und Bekannten berücksichtigen kann, macht die Sache einfacher. Obwohl es statt 240 Filme wie im Vorjahr nur noch 186 gibt, ist die Zahl der Besucher mit 70 000 stabil geblieben: ein Erfolg für Iljine und ihr Team. Für glamouröse Momente braucht man nicht unbedingt Star-Importe aus Hollywood; manchmal reicht eine gute deutsche Premiere, wenn der Rahmen stimmt. Etwas festlicher, euphorischer und lustiger könnte es noch zugehen beim Filmfest – ganz besonders trifft das auf die Eröffnungsgala zu. Und wie wäre es da mal mit einer professionellen Moderation? Unser Tipp für das Filmfest 2013: Brigitte Hobmeier, Herbert Knaup oder Axel Milberg moderieren den festlichen Abend, bei dem die Ehrengäste ins Programm eingebunden werden. Außerdem gibt es noch eine zweite Gala, bei der die fünf wichtigsten Filmpreise verliehen werden – lieber eine tolle Party im Blitzlicht als 14 Kleinveranstaltungen im Halbdunkeln.

Ein Blitz nach dem anderen schlägt ins Flachland nördlich des Wendelsteins ein, ein Sturm riss das Dach eines Gebäudes des Allgäu Airports (rechts) los.

FOTOS: DAPD, OH

Treibhaus unter Hochspannung 93 208 mal hat es dieses Jahr in Bayern schon geblitzt – für Meteorologen ist die Witterung trotzdem nicht ungewöhnlich München – Sabine Vetter und ihre Kollegen waren noch glücklich am Aufräumen, als am Freitagabend gegen 19.15 Uhr der Himmel plötzlich dunkel wurde. Die Feier zur Eröffnung des Radoms, eines Industriedenkmals in Raisting nahe dem Ammersee, war bei warmem Sommerwetter bestens gelaufen. Die ersten Regentropfen fielen, ein erster Windhauch kam auf. Und dann brach binnen Sekunden eine Urgewalt los, die Sabine Vetter nicht vergessen wird. „Ein erschreckender Moment war das, uns blieb nur noch hilfloses Zusehen.“ Vom Radom aus, in das die meisten Helfer geflüchtet waren, wurden sie Zeugen, wie der Gewittersturm mit 90 Kilometern pro Stunde das 300 Quadratmeter hohe Festzelt einfach wegriss. Sechs Helfer waren noch im Zelt als es abhob, eine Frau musste in die Unfallklinik nach Murnau gebracht werden. Plötzliche heftige Gewitter wie am vergangenen Wochenende suchen Bayern seit Wochen heim. „Seit Mitte Juni ist Bayern eingekeilt zwischen schwül-warmer Mittelmeer-Luft, die von Südwesten her einströmt, und relativ stabilen Tiefdruckgebieten im Norden und den britischen Inseln“, sagt Volker Wünsche, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in

München. „Da wir genau im Grenzbereich liegen, führt das zwangsläufig zu heftigen Gewittern und bisweilen auch Stürmen.“ Wer nun glaubt, dieses Jahr ist das Geschehen am Himmel besonders heftig und über Bayern entladen sich besonders viele Gewitter, der täuscht sich aber. „Dieser Frühsommer ist nicht besonders auffällig“, sagt Wünsche. „Im Gegenteil: Zumindest bisher liegt er im langjährigen Mittel.“ Das gilt auch für die Blitzeinschläge, also die Blitze, die tatsächlich auf die Erde prallen. 93 208 registrierten die Antennen des Blitz Informationsdienstes von Siemens (Blids) bis einschließlich 8. Juli in Bayern. „Das liegt im jährlichen Mittel“, sagt Blids-Leiter Stephan Thern. Allerdings habe die Blitz-Saison dieses Jahr erst Ende Juni richtig begonnen, weshalb der Eindruck richtig sei, dass es in den vergangenen Wochen häufig eingeschlagen habe. Auch die Unwetterwarnungen liegen 2012 im Durchschnitt. Im Juni gab der DWD für alle 71 Landkreise im Freistaat 354 Meldungen heraus, im Vorjahreszeitraum waren es 347 und wieder ein Jahr davor waren es 338. Keine besonderen Ausreißer auch bei den Niederschlägen. „Zwar hat es im Juni ungefähr die Hälfte mehr geregnet wie im Juni 2011“, sagt Markus Gar-

hammer, Meteorologe an der Ludwig-Maximilian-Universität München. „Aber dafür war der Mai so trocken, dass wir jetzt gerade mal wieder auf dem Durchschnittslevel angelangt sind.“ Den Einzelnen, der mitten in einem Ge-

Blitzeinschläge in Bayern 2012 pro Quadratkilometer bis zum 8. Juli 0 bis 1,87 2,67 bis 3,67

1,87 bis 2,67 3,67 bis 5,80

Oberfranken Unterfranken

Mittelfranken

Oberpfalz

Niederbayern Schwaben Oberbayern

SZ-Grafik: Mainka; Quelle: Blitz-Informationsdienst von Siemens

witter steckt oder dem womöglich gerade die Garage oder der Keller vollläuft, mag das wenig trösten. Aber auch das lässt den Meteorologen kalt. „Denn ist ja gerade das Wesen einer Gewitterfront“, sagt Garhammer. „Die Zellen bauen sich kleinräumig auf, zum Beispiel südlich des Starnberger Sees, und gehen dann auch dort nieder. Die Münchner können derweil den ganzen Abend im Garten grillen, ohne auch nur einen Tropfen abzubekommen.“ Wie überhaupt das Alpenvorland das Unwetterzentrum ist in Bayern, gefolgt vom Bayerischen Wald an zweiter Stelle. Nicht alle ärgern sich über Blitz und Wolkenbrüche. Kartoffeln, Getreide, Mais und all die anderen Feldfrüchte gedeihen so gut wie seit langem nicht mehr. Auch auf den Weiden steht das Gras so üppig wie selten. „Wir fahren gerade den zweiten Schnitt ein“, sagt der Landwirt Peter Seidl, „so gute Erträge hatten wir schon lange nicht mehr.“. Auch die Forstleute sind guter Dinge. „Egal ob Fichten, Tannen, Buchen oder Bergahorn, so prächtige und üppige Triebe wie in diesem Jahr habe ich selten gesehen“, sagt Meinhard Süß von den Staatsforsten in Oberammergau. „Man meint, man ist in einem einzigen Treibhaus.“ HEINER EFFERN, CHRISTIAN SEBALD

München – Im Streit um die Verabreichung von Medikamenten durch Rettungskräfte zeichnet sich eine Einigung ab. Bei einem Treffen am morgigen Mittwochnachmittag will Uwe Kreimeier, der Ärztliche Leiter des Rettungszweckverbandes, mit den Verantwortlichen der Rettungsorganisationen eine Regelung treffen, die eine solche Gabe unter bestimmten Bedingungen auch ohne Anwesenheit eines Notarztes erlaubt. Dadurch wäre Kreimeiers striktes Verbot, ausgesprochen in einem Brief vom 19. Juni, vom Tisch. Dieses Verbot hatteAufregung und Empörung bei den Rettungskräften ausgelöst und zu Verunsicherung bei den Patienten geführt. In die Angelegenheit hat sich am Ende der vergangenen Woche der CSU-Stadtrat Michael Kuffer eingeschaltet; er ist selbst ausgebildeter Rettungsassistent und Verbandsrat des Zweckverbandes. In einer ersten Mail an Kreimeier weist der Jurist den Arzt darauf hin, dass dieser nicht befugt ist „par ordre du mufti“ – so Kuffer zur Süddeutschen Zeitung – solche Anweisungen zu geben, er sei vielmehr verpflichtet, zunächst eine einvernehmliche Lösung zu suchen. Darauf hatten auch schon neun Verantwortliche der Münchner Rettungsorganisationen, Geschäftsführer und Rettungsdienstleiter, in einem gemeinsamen Schreiben an Kreimeier vom 28. Juni aufmerksam gemacht. Am vergangenen Freitag gab es ein Gespräch zwischen Kreimeier und Kuffer, in dessen Folge der Stadtrat eine Mail an „RD München Durchführende“ – also die Rettungsdienste – schrieb. Darin erklärt Kuffer, dass er sich mit Kreimeier „auf folgende Punkte geeinigt“ habe: Bei dem Treffen am Mittwoch soll eine Übergangsregelung getroffen werden, basierend auf schon vorhandenen Regelungen der Organisationen und den Empfehlungen der Bundesärztekammer. Danach soll ein Katalog erarbeitet werden, der auflistet, welche Medikamente bei welcher Patientensituation durch die Rettungssanitäter gegeben werden dürfen. Diesen Katalog soll eine Arbeitsgruppe zusammenstellen, an der nicht nur der Ärztliche Leiter und die ärztlich Verantwortlichen der Organisationen mitwirken, sondern auch Vertreter des Personals, also der Rettungsassistenten und -sanitäter beteiligt sind. Kreimeier besteht für München dabei weiterhin auf einem restriktiveren Kurs, was den Umgang mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln betrifft – dass dies in München möglich ist, weil anders als in ländlichen Gebieten mehr Notärzte zur Verfügung stehen, räumt Kuffer ein. Uwe Kreimeier will weder bestätigen noch dementieren, dass und worüber er sich mit Michael Kuffer geeinigt habe – „vielleicht sehe ich die Einigung ja ganz anders als Herr Kuffer“. Überhaupt möchte er vor Mittwoch gar nichts mehr sagen, vor allem nicht den Eindruck erwecken, es sei sowieso schon alles ausgemacht: „Das könnte bei den verschiedenen Beteiligten zu extremen Irritationen führen. Vielmehr gehe es ihm nun darum, einen Konsens zwischen ihm und den Rettungsorganisationen zu finden. Kuffer glaubt, dass der Ärztliche Leiter, seit einem Jahr im Dienst, die Reaktionen auf seine Anweisung möglicherweise unterschätzt hat. Von einer anderen Seite muss Kreimeier keinen Ärger mehr befürchten: Am vergangenen Freitag ging bei der StaatsanwaltschaftMünchen I eine anonyme Anzeige gegen ihn ein, in der „um Aufnahme von Ermittlungen, um weiteren Schaden von der Münchner Bevölkerung abzuwenden“ gebeten wird: Mit seiner Anweisung an die Rettungsdienst-Mitarbeiter erfülle Kreimeier die Straftatbestände der Anstiftung zur Körperverletzung und zum Töten durch Unterlassen. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders: Sie hatte die Anzeige am gestrigen Montag bereits geprüft, sah jedoch keinen Anfangsverdacht auf die angesprochenen Straftaten, so dass ein Ermittlungsverfahren gar nicht erst eröffnet wurde. STEPHAN HANDEL

Schüler finden tote Frau im Wald Traunstein – Zwei Schüler haben am Montagvormittag in einem Waldstück nahe Traunstein (Oberbayern) eine Frauenleiche gefunden. Erste Untersuchungen der Kriminalpolizei ergaben, dass sie offenbar einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Sie wies mehrere Stichwunden auf. Wie die 35 Jahre alte Frau aus Rumänien, die in Österreich lebte, genau zu Tode kam, sollte am Montagnachmittag die Obduktion in der Münchner Rechtsmedizin klären. Bis zum Nachmittag durchkämmten Bereitschaftspolizisten den Wald zwischen der Autobahnausfahrt in Siegsdorf und der Kreisstadt Traunstein, um Beweise zu sichern. Es wird dabei auch um die Frage gehen, ob die Frau im Wäldchen getötet oder dort nur ihr Leichnam abgelegt wurde. Die Rumänin, die ihre Dokumente bei sich trug, hatte nämlich keinerlei Bezug in die Region. Die Autobahn A8 von Salzburg nach München verläuft nur wenige Kilometer entfernt. Wenn man in Siegsdorf abfährt und eine abgelegene Stelle sucht, bietet der Wald auf halbem Weg nach Traunstein die erste Gelegenheit, etwas zu verstecken. Die tote Frau wurde dort nahe des Abzweigs in den Weiler Wimpasing gefunden. Die beiden Schüler, 17 und 18 Jahre alt, waren mit dem Auto unterwegs und hatten in dem Wäldchen eine Rauchpause eingelegt. Als sie ihr Auto verließen, stießen sie auf die nur ein paar Meter entfernte Leiche der Frau. HEFF


MEDIEN

DEFGH Nr. 157, Dienstag, 10. Juli 2012

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Eine Insel Auch Wotan Wilke Möhring wird „Tatort“-Kommissar des NDR Wotan Wilke Möhring hatte schon den ersten Teil von Til Schweigers Fintessstudio-Ringelpiez Männerherzen gedreht und war im Tom-Cruise-Attentatsfilm Operation Walküre aufgetreten, als er Ende 2009 in einem Interview über seine fehlende Prominenz sprach. Berühmt sein hieße nicht unbedingt, die besseren Rollen zu bekommen, sagte er. Und: „Je bekannter du bist, desto mehr Verantwortung lastet auch auf dir.“ Von 2013 an wird seine Verantwortung schwerer wiegen, denn eine prominentere Verpflichtung als die für die Rolle eines Tatort-Kommissars hat das deutsche Fernsehen ja eigentlich nicht zu vergeben. Der NDR lässt Möhring zweimal jährlich im Tatort ermitteln, an diesem Dienstag beginnen die Dreharbeiten. Der erste Fall heißt „Feuer über Flottbek“ und handelt von Autobrandstiftern. Der zweite wird Möhring als Kommissar Thorsten Falke aus Hamburg hinaus auf eine Nordseeinsel führen. Wo Falke stationiert sein soll, werde sich noch ergeben, teilte NDR-Spielfilmchef Christian Granderath mit. Das klingt rätselhaft. Daran, dass inzwischen die Intendanten eine Tatort-Kommissariatsbesetzung für so wichtig halten, dass sie sich dazu äußern, muss man sich jedes Mal neu gewöhnen. Lutz Marmor jedenfalls,

Bislang hat Braumeisterin Theresa (Ines Lutz, l.) nur den Brautstrauß gefangen, da sich aber die aktuelle Staffel Sturm der Liebe dem Ende zuneigt, kann es auch für sie nicht mehr lange dauern. Nach ihrer Hochzeit wird ein neues Paar die Erfolgsgeschichte des ARD-Formats weitererzählen müssen. FOTO: ARD/ANN PAUR

Endstation Altar Telenovelas waren Quotengaranten des öffentlich-rechtlichen Nachmittagsprogramms. Nun hat das ZDF seinen Kitsch-Sendeplatz abgeschafft – „Sturm der Liebe“ in der ARD hat Erfolg wie eh und je. Das hat einen Grund VON MORITZ BAUMSTIEGER

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m 16. August ist es endlich so weit, und die „zielstrebige Theresa“, von Beruf Braumeisterin, wird dem „attraktiven Architekten“ Moritz vor Bergkulisse das so lang ersehnte Jawort geben. Die Telenovela Sturm der Liebe baut an diesem Tag ihren einsamen Rekord weiter aus: 1591 Folgen der Nachmittagsschmonzette sind dann bereits in der ARD gelaufen, bis zum Ende der siebten Staffel wird die Zahl 1600 erreicht. Keine andere deutsche Telenovela hat das geschafft, was insofern nicht verwundert, weil die Endlichkeit ja Teil der Formatidee ist: Im Gegensatz zur Daily Soap hat die aus Lateinamerika importierte Telenovela eine abgeschlossene Handlung. Der Weg einer Frau (meist ein Aschenputtel) wird erzählt, das Schicksal lässt sie stolpern und einige Umwege nehmen, doch am Ende führt er stracks zum Traualtar. Ende gut, alles gut.

Ein Aschenputtel sucht und findet den Traummann, und am Ende wird immer alles gut Die Telenovela voller Herzschmerz und Intrige diente dem öffentlich-rechtlichen Nachmittagsprogramm eine Zeitlang als Quotengarant. Als 2004 im ZDF das erste deutsche Exemplar Bianca – Wege zum Glück startete, zogen die anderen Sender nach, bald buhlten am frühen Nachmittag teilweise ein halbes Dutzend Telenovelas um die Gunst des Publikums, auch die Privaten zogen nach, das hässliche Entlein Lisa Plenske verwandelte sich bei Verliebt in Berlin auf Sat 1 in einen Schwan, in Rote Ro-

sen (ARD) dürfen sogar Frauen über 40 auf Männerfang gehen. Sturm der Liebe war als zweite am Start – undnebenRote Rosenund einerimmer neuen Auflage von Wege zum Glück (Julia – Wege zum Glück, Wege zum Glück – Spuren im Sand) die einzige, die es heute noch gibt. Die anderen liefen aus, oder scheiterten zuletzt am mangelnden Interesse der Zuschauer: Anfang Juni kürzte das ZDF seine aktuelle Wege-zum-Glück-Version und schob die Produktion in den Spartenkanal Neo ab, weil die Quote im Schnitt nicht über 6,9 Prozent kam. Eine neue Telenovela soll auf dem Sendeplatz jedenfalls nicht nachkommen, derzeit werden laut ZDF verschiedene Ideen „ventiliert“, konkrete Pläne gebe es noch nicht. Auch nichtfiktionale Formate sollen angeblich diskutiert werden. So oder so: Mit nur noch zwei verbleibenden ARD-Sendungen scheint die ganz großeZeit der Telenovela vorbeizu sein. Was also macht der unverwüstliche Sturm der Liebe mit seinen immer ähnlichen Liebesverwicklungenaus demoberbayerischen Fünfsternehotel Fürstenhof eigentlich richtig? Peter Süß zeigt keine Schadenfreude, weil die Konkurrenz auf der Strecke bleibt, aber wirklich zu beunruhigen scheint ihn das Scheitern der Mainzer auch nicht. Süß, Doktor der Geschichtswissenschaft, Henriquatre-Bart und Zigaretten im Maxi-Pack, pinkes Hemd zu schwarzer Weste, ist Chefautor der Telenovela, seit der ersten Folge. InseinemBüroüber Studiofünfder Bavaria-Filmstadt knarzen die Dielen, gegenüber dem Schreibtisch hängen Porträts der Figuren aus dem Kosmos des Grandhotels Fürstenhof, die in Sturm der Liebe ihr Glück suchen und für die Süß Schicksal spielen darf. Im Nachbarzimmer schreiben drei sei-

ner Autoren die Rohfassungen von Folgen der achten Staffel, die irgendwann im November laufen werden, mit seiner Couch und dem vielen Holz wirkt das Büro eher wie das einer Bürgerinitiative. Insgesamt arbeiten für Süß zehn Handlungs- und weitere 18 Dialogautoren, die die verschiedenen Fassungen unter sich weiterreichen, „wir machen keine Kunst, das ist industrielle Fernsehfabrikation“, sagt Süß. Und: „Der Zuschauer ist ja immer ein bisschen verärgert. Er liebt die Serie, abergleichzeitig raubt sie ihmZeit.“ Das Ende jeder Staffel sei ja immer ein Impuls auszuschalten – und das müsse er verhindern. Das sei zwar ein „bisschen perfide, aber so sind wir halt“.

„Wir machen keine Kunst, das ist industrielle Fernsehfabrikation“ Der Erfolg von Sturm der Liebe, so einfach ist das im Grunde, besteht aus einer Mischung der Genres. Die entscheidende Idee habe er eher zufällig gefunden, sagt Süß, „und das war ’ne sehr gute Idee. Von mir, da lobe ich mich auch gerne mal selber“. Weil ihm eine Figur in der ersten Ausgabe gut gefiel, führte er sie während der finalen Folgen als neue Hauptfigur ein, und schaffte so eine sanfte Übergabe des Staffelstabes. „Neue weibliche Hauptfiguren bauen wir jetzt mindestens zehn, besser 15 oder 20 Wochen vor Ende auf“, die Zuschauer bleiben dran. Um das Überleben zu sichern, hatte Süß die Telenovela also mit einer anderen Art gekreuzt, der Daily Soap. Heraus kam etwas, was Süß selbst „Daily Novela“ nennt.

Noch immer erzählt Sturmder Liebe in jeder Staffel eine abgeschlossene Geschichte, gleichzeitig sorgen der feste Handlungsort und das feste Figurenpersonal für die Kontinuität, die Soaps über Jahre tragen. Vielleicht ist es aber doch kein wirklicher Zufall, dass Süß auf diese Idee kam, der 47-Jährige skriptete zuvor für die Daily Soaps Verbotene Liebe und Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Deren große Zeiten sind übrigens schon etwas länger vorbei – auch hier ist nur ein harter Kern übrig geblieben. Auch Sturm der Liebe, das verschweigt Süß nicht, läuft nicht mehr ganz so gut wie früher. 2012 schalteten im Schnitt 2,24 Millionen Zuschauer ein – ein Marktanteil von 20,9 Prozent; 2010 waren es noch 2,62 Millionen und 22,9 Prozent. Ein Grund dafür sei hausgemacht, sagt Süß, in der letzten Staffel habe es „zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit gegeben“. Serien-Skripting ist Maßarbeit; verglichen mit Rote Rosen ( 15,8 Prozent 2012) und den 6,9 Prozent der Spuren im Sand sind die Quoten aber noch immer ziemlich hervorragend. Andererseits, sagt der Autor, habe sich das Umfeld geändert, in dem der Sturm der Liebe nachmittags läuft. Waren früher ähnlich gestrickte Schmacht-Serien die direkte Konkurrenz, zieht jetzt Pro Sieben mit USSitcoms wie The Big Bang Theory junges Publikum an, auf RTL laufen Scripted RealityFormate, dieoptischzwar wieein Gegenentwurf zur Hochglanzwelt des Fürstenhofs wirken, aberebenso auf Emotion setzen.FamilienimBrennpunktundähnlicheSendungen bedienen den Voyeurismus, Telenovelas versprechen Weltflucht – und beide erreichen höchstunterschiedlicheAltersgruppen. Interessant wird deshalb auch sein, was im ZDF nach dem Happy End kommt.

der Chef des NDR, ließ verbreiten: „Wotan Wilke Möhring ist ein Charakterdarsteller mit einer enormen Bandbreite.“ Zwei Tatorte im Jahr wurden mit ihm vereinbart, womit künftig sieben Krimis der Reihe aus dem Norden zu sehen sein werden statt wie bisher sechs (mit Maria Furtwängler in Hannover, Axel Milberg und Sibel Kekilli in Kiel, Mehmet Kurtulus in Hamburg). Für Kurtulus, der als verdeckter Ermittler Cenk Batu eine interessante Figur war, wurde Til Schweiger engagiert. Schweiger steht aber nur für einen Tatort im Jahr zur Verfügung. Das Minus aus der Produktion glich der NDR nun mehr als aus. Warum eigentlich Möhring? SpielfilmchefChristianGranderathweistaufdiegewachsene Beziehung zwischen dem Sender und dem Schauspieler hin. Für den NDR drehte Möhring zum Beispiel die Koproduktion Homevideo, die inzwischen viele Preise gewonnen hat. An Fatih Akins Soul Kitchen war der NDR beteiligt, schon vor zehn Jahren entstand das MobbingDrama Die Hoffnung stirbt zuletzt. Möhringalleinerscheintschonalsüberraschende Wahl. Dass auch die blonde, ausdrucksstarke Aktrice Petra SchmidtSchallermitwirkt–alsFalkesKolleginKatharina Lorenz –, macht den neuen Tatort des NDR zunächst einmal immerhin besonders. KATHARINA RIEHL

Stimmengewirr

Sehr exklusiv

Ungarn: Neuer Streit um kritisches Klubradio – mit bizarren Gründen

Warum die ARD scheiterte, Bilder aus Wimbledon zu zeigen

Der Kampf um Ungarns Medien wird zunehmend anhand von Formalitäten ausgefochten. Der regierungskritische Radiosender Klubradio, der vor Monaten im Wettbewerb um eine Verlängerung seiner Sendefrequenz gegen einen praktisch unbekannten Konkurrenten verloren hatte, konnte im März vor Gericht doch noch einen Sieg erringen; damals urteilten die Richter gegen die von der rechtskonservativen Regierung eingesetzte Medienbehörde (NMHH) und im Sinne von Klubradio, dass der Konkurrent eine formal fehlerhafte Bewerbung eingereicht habe und die umstrittene Frequenz 95,3 Megaherz dem beliebten Sender zugeschlagen werden müsse. Über dieses Urteil hat sich nun wiederum die NMHH mit einer ähnlichen Argumentation hinweggesetzt: Die Frequenz wurde neu ausgeschrieben; vergangene Woche hieß es nun, Klubradio selbst habe eine formal unzulängliche Bewerbung eingereicht, weil nicht alle Seiten des Antrags unterschrieben gewesen seien. Dem widersprach umgehend der Chef des Senders, András Arato. Er habe alle 215 Seiten der Bewerbung eigenhändig unterschrieben. Am Montag wiederum äußerte sich ein Sprecher der Medienbehörde mit dem Vorwurf, diese Behauptung sei eine „Irreführung der Öffentlichkeit“. Vielmehr, so zitiert ihn das Nachrichtenportal politics.hu, hätten alle elf Bewerber um drei Frequenzen die formalen Bedingungen nicht erfüllt. Das Gerichtsurteil vom März habe aber eine Signatur auf jeder einzelnen Seite des Antrags verlangt. Was wie ein skurriler Krieg um Paragrafen aussieht, ist in Wirklichkeit seit Verabschiedung des Mediengesetzes ein politisches Ringen um Medienfreiheit. Zwar hatte – nach Interventionen aus Brüssel und vom ungarischen Verfassungsgericht – das Parlament das Gesetz modifiziert, doch nach wie vor hält sich der Vorwurf, Regierung und Medienbehörde versuchten, die politische Berichterstattung zu kontrollieren. Fachleute in Ungarn selbst stellen allerdings immer wieder fest, dass es weniger Durchgriffe als erwartet auf die Berichterstattung gebe. Kritische Sender würden vielmehr vor allem dadurch ausgehungert, dass in ihnen immer weniger Werbung geschaltet werde. CATHRIN KAHLWEIT

So war es: ARD und ZDF verschoben alles, sogar Nachrichtensendungen, wenn Boris Becker oder Stefanie Graf gerade in wichtigen Spielen immer auch für Deutschland kämpften. Und weil am Anfang Wimbledon stand, Beckers Sieg im Alter von 17 Jahren und siebeneinhalb Monaten im Juli vor nun 27 Jahren, war vor allem das GrandSlam-Turnier im Londoner Stadtteil SW 19 so etwas wie eine weihevolle Veranstaltung. Alles wurde übertragen, immer wieder auch nur Regen. Dass Becker letztmals 1989 auf dem Rasen das All England Lawn Tennis & Croquet Clubs siegte, fiel nicht weiter auf, Graf gewann dafür um so öfter, einmal auch der Spieler Stich. Stundenlang ploppte es Ende Juni bis Anfang Juli aus den Fernsehgeräten der Deutschen. Serve, Volley, Punkt. Verlässlich übertrugen ARD und ZDF: alles – auch Tauben auf dem Stadiondach. Heute ist Tennis, sofern es um die Verwertung der Live-Rechte geht, in Deutschland ein Strategiemittel des Pay-TVs geworden. 2004 berichtete die ARD letztmals aus Wimbledon live, damals gemeinsam und im Wechsel mit dem DSF (nun Sport 1). ARD und ZDF haben sich zurückgezogen. 1999 beendeten Becker und Graf ihre Profikarrieren, Tennis fiel wieder auf den Grund der Einschaltquotenmessung. Weil mit dem Erwerb eines Live-Rechtes auch eine Verpflichtung besteht, umfassend zu berichten, stiegen die öffentlich-rechtlichen Anstalten aus. Es lag nicht am Geld: stundenlange Tennisduelle hätten den Tagesmarktanteil nach unten getrieben. Inzwischen wird Wimbledon – so wie viele andere Turniere – exklusiv bei Sky (früher Premiere) gezeigt. Wie exklusiv, merkte auch die ARD. Als Angelique Kerber aus Bremen vergangene Woche ins Frauen-Halbfinale vorstieß, versuchten die für den Sport zuständigen Herren des Ersten ein mögliches Finale mit Kerber als parallele Ausstrahlung zu erwerben. Die Sky-Manager lehnten ab. Deshalb fand Wimbledon 2012 erneut nicht statt im frei empfänglichen TV. Tennis ist ein Nischenprogramm geworden und wird noch eine Weile dort bleiben. CHRISTOPHER KEIL

VERANTWORTLICH: CHRISTOPHER KEIL

Im grünen Bereich – die neue Sehnsucht nach Natur. Die Serie im Panorama. r Morgen in Ihre Süddeutschen Zeitung!


32 ARD

DAS PROGRAMM VOM DIENSTAG ZDF

BR

Pro Sieben

RTL

Dienstag, 10. Juli 2012, Nr. 157 DEFGH

Sat 1

Arte

3sat

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Wetterschau 10.03 Brisant 10.25 Die FĂśrsterbuben. Drama, A 1955. Mit Hermann Erhardt, Kurt Heintel, Erich Auer 12.00 Tagesschau 12.15 Buffet. Leben und genieĂ&#x;en 13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Giraffe, Erdmännchen & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Verbotene Liebe 18.50 Heiter bis tĂśdlich â€“ Nordisch herb. Ruhe sanft. Krimiserie 19.50 Gesichter Olympias 19.55 BĂśrse

5.30 Morgenmagazin 9.05 Volle Kanne â€“ Service täglich. U.a.: Abzocke mit gehacktem Email-Account 10.30 Die RosenheimCops 11.15 SOKO Wismar 12.00 heute 12.10 drehscheibe Deutschland 13.00 Mittagsmagazin 14.00 heute â€“ in Deutschland 14.15 Die KĂźchenschlacht 15.00 heute 15.05 Topfgeldjäger 16.00 heute â€“ in Europa 16.10 Die Rettungsflieger. Schwarzer Freitag 17.00 heute 17.10 hallo Deutschland 17.45 Leute heute 18.05 SOKO KĂśln. Pokerfieber 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Die Rosenheim-Cops. Jo unter Verdacht

7.00 Playtime 7.15 Tele-Gym 7.30 Wetterfernsehen 9.00 Tele-Gym 9.15 Seehund, Puma & Co 10.05 Sturm der Liebe 10.55 Rote Rosen 11.45 Verbotene Liebe 12.30 Dahoam is dahoam. Mit dickem Hals 13.00 Lebenslinien 13.45 Blickpunkt Sport. Gala „Pro AmateurfuĂ&#x;ballâ€? aus NĂźrnberg 14.30 Freizeit 15.00 MĂźhlengeschichten 15.30 Wir in Bayern 16.45 Rundschau 17.00 Turmgeschichten 17.30 Schwaben & Altbayern / Frankenschau aktuell 18.00 Abendschau 18.45 Rundschau 19.00 Gesundheit! 19.45 Dahoam is dahoam. Familienserie

5.35 Explosiv 6.00 Punkt 6. Infomagazin 7.30 Alles, was zählt 8.00 Unter uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Punkt 9. Infomagazin 9.30 Mitten im Leben! 10.30 Mitten im Leben! 11.30 Unsere erste gemeinsame Wohnung. Paare suchen ihr Zuhause 12.00 Punkt 12. Mittagsjournal 14.00 Mitten im Leben! 15.00 Verdachtsfälle 16.00 Familien im Brennpunkt 17.00 Betrugsfälle 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv. Das Magazin 18.30 Exclusiv. Das Starmagazin 18.45 RTL aktuell 19.05 Alles, was zählt 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten

5.35 Galileo 6.50 EUReKA â€“ Die geheime Stadt 7.45 Malcolm mittendrin 8.15 Malcolm mittendrin 8.40 Scrubs â€“ Die Anfänger 10.00 The Big Bang Theory 10.55 How I Met Your Mother 11.25 How I Met Your Mother 11.50 How I Met Your Mother 12.20 Malcolm mittendrin 12.45 Malcolm mittendrin 13.10 Scrubs â€“ Die Anfänger 14.35 The Big Bang Theory 15.30 How I Met Your Mother 16.00 How I Met Your Mother 17.00 taff 17.50 Newstime 18.00 Die Simpsons 18.30 Die Simpsons 19.00 Galileo. Wissensmagazin. Fake Check: Sprung durch Auto

5.30 Sat.1-FrĂźhstĂźcksfernsehen 10.00 LenĂ&#x;en & Partner 10.30 LenĂ&#x;en & Partner 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Annica Hansen â€“ Der Talk 13.00 Britt. 14.00 Zwei bei Kallwass 15.00 Familien-Fälle 16.00 Richter Alexander Hold 17.00 Niedrig und Kuhnt. Auf den zweiten Blick 17.30 Niedrig und Kuhnt. Der gefallene Held 18.00 Pures Leben â€“ Mitten in Deutschland. Menschen und ihre auĂ&#x;ergewĂśhnlichen Geschichten. Wir wollen uns glĂźcklich operieren und scheitern 18.30 Ab durch die Mitte. Das schnellste Quiz der Welt 19.15 Push

7.00 360° â€“ Geo Reportage 8.00 Was Du nicht siehst (2/40) 8.25 X:enius 8.55 Laos 9.40 Simon Templar 10.30 Satte Farben vor Schwarz. TV-Drama, D 2010 11.50 Mit dem Zug durch ... 12.35 Karambolage 12.50 ArteJournal 13.00 X:enius 13.30 Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener in GroĂ&#x;britannien 14.15 Jenseits von Eden. Drama, USA 1955 16.05 X:enius 16.30 Auf den Spuren des Britischen Weltreichs (2/3) 17.30 Simon Templar 18.20 Die Lena und der Ruf der Arktis 19.05 Alte Schachteln (2) 19.10 ArteJournal 19.30 Unsere Ozeane (2/4)

6.20 Kulturzeit kompakt 6.30 Hitec 7.00 nano spezial 7.30 Alpenpanorama 9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit kompakt 9.15 Hitec 9.45 nano spezial 10.15 Hart aber fair 11.45 Thema 12.30 Englands schÜnste Gärten 13.00 ZIB 13.15 Die Teeroute (1/5) 14.00 Die Teeroute (2/5) 14.45 Die Teeroute (3/5) 15.30 Die Teeroute (4/5) 16.10 Die Teeroute (5/5) 17.00 Am anderen Ende der Welt (1/2) 17.45 Am anderen Ende der Welt (2/2) 18.30 nano spezial 19.00 heute 19.20 Kulturzeit kompakt 19.30 Museums-Check mit Markus Brock. Jßdisches Museum Berlin

20.00 Tagesschau 20.15 Der Dicke Gefährliche Suche. Anwaltsserie. Mit Dieter Pfaff. Brigitte Weigand ist aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem sie wegen Mordes fĂźnf Jahre verbĂźĂ&#x;t hat. Jetzt will sie die Wiederaufnahme ihres Verfahrens erreichen, um ihre Unschuld zu beweisen. 21.00 In aller Freundschaft Mit bestem Wissen. Arztserie 21.45 Report MĂźnchen Politmagazin 22.15 Tagesthemen 22.45 Allah in Ehrenfeld Der Bau der KĂślner Moschee Dokumentarfilm, D 2012

20.15 Kommissar Stolberg Unter Feuer. Svenja Landau hat bei einem Schusswechsel mit zwei Jugendlichen einen der beiden tĂśdlich getroffen. Als Augenzeuge behauptet der Bruder des GetĂśteten, dass es sich um Mord handelte. 21.15 Frontal 21 U.a.: Zu krank fĂźr die Versicherung – Privatpatienten ohne Schutz / Kungelei um Milliarden – Ex-Ministerpräsident Mappus und seine Banker-Freunde 21.45 heute-journal 22.15 „Wäre cool, wenn sie ein Engel wird!â€? Dokumentation 22.45 Abenteuer Forschung Forschung fĂźr den Terror

20.15 MĂźnchner Runde Kommen wir zur Sache, Herr SchrĂśder! Zu Gast: Gerhard SchrĂśder (frĂźherer Bundeskanzler) 21.00 Rundschau-Magazin 21.15 Vor Ort Mit 10 Euro am Tag durch Bayern â€“ Der Reporter als Tramp (1) 21.45 Polizeiruf 110 Cassandras Warnung. TV-Kriminalfilm, D 2011. Mit Matthias Brandt, Anna Maria Sturm, Ronald Zehrfeld. Regie: Dominik Graf. Als die Frau eines Kollegen erschossen aufgefunden wird, eckt Hanns von Meuffels mit seinem Verdacht gegen ihn Ăźberall an.

20.15 CSI: Miami Hängen sollst du in Miami. Krimiserie. Bei einer Zeremonie seiner Exfrau wird ein Mann erhängt gefunden. Bald stellt sich heraus, dass der Mann ein Doppelleben fßhrte. Wussten seine beiden Ehefrauen voneinander und wollten sich rächen? 21.15 The Glades So stirbt kein Gentleman. Actionserie. Mit Matt Passmore, Kiele Sanchez. Ein Scheidungsanwalt wird tot aufgefunden. 22.15 Psych Kein Yang ohne Yin. Comedyserie Mit DulÊ Hill, James Roday, Timothy Omundson, Maggie Lawson

20.15 Die Simpsons 24 Minuten. Eine Gruppe von Schßlern will Schulschwänzern das Handwerk legen. Lisa steuert die Operation vom Kontrollraum aus. Als Milhouse versagt, liegt es an Bart, einen Anschlag auf die Schule zu verhindern. 20.45 Die Simpsons Das bÜse Wort. Zeichentrickserie 21.15 Two and a Half Men Eng ist gut. Comedyserie 21.45 Two and a Half Men Die Elefantenpille. Comedyserie 22.15 The Big Bang Theory Das Suppentattoo / Die Racheformel. Comedyserie

20.00 Nachrichten 20.15 Ein Scheusal zum Verlieben TVKomĂśdie, D 2000. Mit Max Tidof. Regie: Sharon von Wietersheim. Der zynische und arrogante Witwer Benjamin Hofer sucht fĂźr seine neugeborene Tochter ein Kindermädchen. Alle Kandidatinnen werden fĂźr unbrauchbar befunden â€“ bis auf die flippige Julia. 22.20 Akte 20.12 U.a.: Neuer Raststätten-Ă„rger: Wo Sie beim Halten aufpassen mĂźssen! / Hilfe, die Nachbarn verwĂźsten unser Heim! Was tun bei Terror-Bewohnern nebenan? / Schwarz, pappig, bitter! Der groĂ&#x;e „AKTE 20.12â€?-Kaffeetest

20.15 Das Haus nebenan (1/2). Dokureihe. Der Zusammenbruch. Die Chronik der Stadt Clermont-Ferrand während des Zweiten Weltkrieges zeigt Kollaboration und Widerstand während der deutschen Besatzung Frankreichs. Der Kinostart in Frankreich sorgte 1971 fĂźr Aufregung, da der Film die Haltung der Franzosen während des Krieges erstmals in einem vĂśllig neuen Licht erscheinen lieĂ&#x;. ARTE zeigt strahlt beide Teile dieses berĂźhmten Dokumentarfilms zum ersten Mal in HD aus. 22.15 Das Haus nebenan (2/2) Die Entscheidung

20.00 Tagesschau 20.15 Kommissar LaBrĂŠa â€“ Todesträume am Montparnasse TV-Krimi, D 2010. Mit Francis Fulton-Smith. Regie: Dennis Satin. Ein Ex-Sträfling fand auf seltsame Weise den Tod. Er verblutete, nachdem er im Genitalbereich verstĂźmmelt wurde. Kommissar LaBrĂŠa stĂśĂ&#x;t auf einen ähnlichen Fall, der noch nicht lange zurĂźckliegt. 21.40 Schätze der Welt Die HortaHäuser in BrĂźssel (Belgien) 22.00 ZIB 2 22.25 Das Tattoo â€“ TĂśdliche Zeichen TVThriller, A/D 2000. Mit Katja WeitzenbĂśck. Regie: Curt M. Faudon

0.15 Nachtmagazin 0.35 Das groĂ&#x;e Kleinkunstfestival 2012 (4/4) Show. Mit Sascha Korf u.a. Jury: Kim Fisher u.a. 1.05 Mord in der grĂźnen HĂślle Actionfilm, USA 1993. Mit Craig Sheffer, Sandra Bullock. Regie: Luis Llosa 2.25 Allah in Ehrenfeld Der Bau der KĂślner Moschee. Dokufilm, D '12 3.55 Ratgeber: Gesundheit 4.25 Die schĂśnsten Bahnstrecken Europas Schweiz: Brig-Bern

23.15 Markus Lanz Diskussion 0.30 heute nacht 0.45 Neu im Kino Magazin. „Fast verheiratetâ€? von Nicholas Stoller 0.50 Largo Winch â€“ TĂśdliches Erbe Thriller, F/B 2008. Mit Tomer Sisley. Regie: JĂŠrĂ´me Salle 2.30 SOKO KĂśln 3.15 Die Rosenheim-Cops 4.00 Global Vision 4.10 hallo Deutschland 4.45 Wege zum GlĂźck â€“ Spuren ...

23.15 Rundschau-Nacht Nachrichten â€“ Berichte â€“ Wettervorhersage 23.25 Das Zeichen des Engels Drama, F 2008. Mit Sandrine Bonnaire, Catherine Frot. Regie: Safy Nabbou 0.55 on3-sĂźdwild Aus Erlangen 1.55 Dahoam is dahoam Das Leiden der Lämmer. Heimatserie 2.25 Planet Erde Malediven 2.30 MĂźnchner Runde 3.15 Vor Ort Reportagereihe 3.45 Alpha bis Omega

23.10 Monk Mr. Monk betritt die Modewelt. Krimiserie. Mit Tony Shalhoub 0.00 RTL-Nachtjournal 0.30 The Glades So stirbt kein Gentleman. Actionserie 1.20 CSI: Miami 2.10 Psych 3.00 Monk 3.50 RTL-Nachtjournal 4.15 Betrugsfälle 4.40 Verdachtsfälle

23.15 The Big Bang Theory Das Gorilla-Projekt. Comedyserie 23.45 The Big Bang Theory Mädels an der Bar. Comedyserie 0.10 Two and a Half Men Eng ist gut. Comedyserie 0.40 Two and a Half Men Die Elefantenpille. Comedyserie 1.10 The Big Bang Theory 2.40 Switch Reloaded Comedyshow 3.30 Talk, Talk, Talk 4.15 Bully & Rick Comedyshow

23.20 24 Stunden Blaulicht an und hinterher! Jagdrevier Autobahn 0.20 Auf Brautschau im Ausland Doku-Soap 1.20 Akte 20.12 Reportermagazin 2.05 Richter Alexander Hold 2.50 Zwei bei Kallwass Beziehungskonflikte im Gespräch 3.35 Niedrig und Kuhnt 4.20 Pures Leben â€“ Mitten in Deutschland Reportagereihe 4.45 Familien-Fälle

0.25 Mit offenen Karten Die Entstehung des Rassismus 0.40 Yourope Piraten entern Europa 1.05 Was Du nicht siehst New York 1.25 Wie immer Drama, D 2010. Mit Friederike Frerichs, Johanna Gastdorf. Regie: Zubin Sethna 1.40 Auf das, was wir lieben Drama, F 1983. Mit Sandrine Bonnaire. Regie: Maurice Pialat 3.15 Es war einmal ... 4.10 KĂźnstler hautnah

0.00 37 Grad Dokureihe. Von starken Kindern und kranken MĂźttern 0.30 10vor10 Nachrichtenmagazin 1.00 Kommissar LaBrĂŠa â€“ Todesträume am Montparnasse TV-Kriminalfilm, D 2010. Mit Francis Fulton-Smith. Regie: Dennis Satin 2.25 Kim: Geheimdienst in Indien Abenteuerfilm, USA 1950. Mit Errol Flynn. Regie: Victor Saville 4.15 Das Korn ist grĂźn Drama, USA 1945. Regie: Irving Rapper

RTL 2

Vox

NDR 11.00 Hallo Niedersachsen 11.30 Gemeinsam sind sie stark 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Typisch! 13.30 Brisant 14.00 NDR aktuell 14.15 Bilderbuch Deutschland 15.00 NDR aktuell 15.15 Einmal Irak und zurĂźck 16.00 NDR aktuell 16.10 Inselgeschichten 17.10 Panda, Gorilla & Co. 18.00 Regional 18.15 NaturNah 18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00 Tagesschau 20.15 Das groĂ&#x;e Wunschkonzert spezial 21.45 NDR aktuell 22.00 Tatort. Der Weg ins Paradies. TV-Kriminalfilm, D 2011 23.30 Der Tatortreiniger (3) 23.55 Stahlnetz. Die Zeugin. TVKriminalfilm, D 1999 1.20 NDR-Talkshow

SWR 11.50 Rote Rosen 12.40 Pinguin & Co. 13.30 Planet Wissen 14.30 Linda geht tanzen. TVKomĂśdie, D 2011 16.00 SWR Landesschau aktuell 16.05 Kaffee oder Tee 17.00 SWR Landesschau aktuell 17.05 Kaffee oder Tee 18.00 SWR Landesschau aktuell 18.15 GrĂźnzeug unterwegs 18.45 SWR Landesschau Baden-WĂźrttemberg 19.45 SWR Landesschau aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Tatort. Tod einer Lehrerin. TV-Kriminalfilm, D 2011 21.45 SWR Landesschau aktuell 22.00 Fahr mal hin 22.30 Alphamann â€“ Die SelbstmĂśrderin (2/2). TV-Thriller, D 1999 0.00 NachtcafĂŠ 1.30 Nachtkultur. Magazin

MDR 14.30 Die Gänsemagd. TV-Märchenfilm, D 2009 15.30 Der MDR-Garten 16.00 Hier ab vier 16.30 Hier ab vier 17.00 Hier ab vier 17.30 Hier ab vier 17.45 MDR aktuell 18.00 Wetter fĂźr 3 18.05 Brisant 18.54 Unser Sandmännchen 19.00 Regional 19.30 MDR aktuell 19.50 Liebe geht durch den Magen (2/8) 20.15 Umschau 20.45 Der Sachsenring. Faszination einer Rennstrecke 21.15 Geschichte Mitteldeutschlands 21.45 MDR aktuell 22.05 DDR ahoi! 22.50 Polizeiruf 110. Konzert fĂźr einen AuĂ&#x;enseiter. TVKriminalfilm, DDR 1974 0.00 Alter schĂźtzt vor Liebe nicht. TV-LiebeskomĂśdie, D 1990

14.15 Macht im Mittelalter 15.00 Willis Quiz-Quark-Club 15.25 Das historische Stichwort 15.30 Bibliothek der Sachgeschichten 16.00 alpha-Campus Vorlesung 16.30 on3-sĂźdwild 17.30 Lese-Zeichen 18.00 Grundkurs Englisch 18.30 Die Tagesschau vor 25 Jahren 18.45 Rundschau 19.00 Meilensteine der Naturwissenschaft und Technik 19.15 Grips Englisch 19.30 Alpha Ă–sterreich 20.10 Interjazzo 20.15 Stationen 21.00 Alpha-Forum 21.45 Planet Wissen 22.45 KĂśhlmeiers Märchen 23.00 Die goldene StraĂ&#x;e 23.45 Alpen â€“ Donau â€“ Adria 0.15 Hans van Manen. Porträt

5.20 Ă„rger im Revier 6.10 Infomercial 7.00 Infomercial 8.00 Die Schnäppchenhäuser 9.00 Frauentausch 11.00 Family Stories 12.00 Berlin â€“ Tag & Nacht 12.55 Privatdetektive im Einsatz 13.55 Family Stories 14.50 Der TrĂśdeltrupp 15.45 Der TrĂśdeltrupp 16.45 Der TrĂśdeltrupp 17.00 Privatdetektive im Einsatz 18.00 X-Diaries 19.00 Berlin â€“ Tag & Nacht 20.00 RTL II News 20.15 Zuhause im GlĂźck 22.15 RTL II Spezial 23.10 AuĂ&#x;ergewĂśhnliche Menschen 0.00 Ungeklärte Morde 1.05 Tatort Ausland â€“ MĂśrderische Reise 2.00 Privatdetektive im Einsatz. Doku-Soap 2.45 Ă„rger im Revier

Tele 5

WDR 8.20 Flirt English 8.30 Hier und heute 8.45 Hart aber fair 10.00 Lokalzeit 10.30 Aktuelle Stunde 11.10 Giraffe & Co. 12.00 Eisbär, Affe & Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit 13.30 In aller Freundschaft 14.15 Mord ist ihr Hobby 15.00 Planet Wissen 16.00 WDR aktuell 16.15 Daheim und unterwegs 18.00 Lokalzeit 18.05 Hier und heute 18.20 Servicezeit 18.50 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Abenteuer Erde 21.00 Quarks & Co. 21.45 WDR aktuell 22.00 Weltweit 22.30 West ART 23.10 WestART Meisterwerke 23.15 Das weiĂ&#x;e Band. Drama, I/F/D/A 2009 1.30 Weltweit

The Glass House Kabel 1, 20.15 Uhr. Als ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen, werden Ruby und ihr Bruder den Pflegeeltern Terry und Erin Glass (Diane Lane) zugeteilt. Deren FĂźrsorge hält nicht lange vor – glaubt jedenfalls Ruby. Sie stĂśĂ&#x;t auf MerkwĂźrdigkeiten beim Todihrer Elternund hegt den Verdacht, dassdie Glasses Grausames mit ihr und dem Bruder planen. FOTO: SONY PICTURES

HR

6.55 Homeshopping 7.25 Joyce Meyer â€“ Das Leben genieĂ&#x;en 7.55 Missionswerk Karlsruhe 8.00 Homeshopping 12.30 Stargate 13.15 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 14.15 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 15.15 Star Trek â€“ Deep Space Nine 16.15 Stargate 17.10 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 18.10 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 19.10 Star Trek â€“ Deep Space Nine 20.15 Con Train. Actionfilm, USA 1998 22.15 Star Force Soldier. Actionfilm, USA/ GB 1998 0.05 Timelock. Sci-Fi-Film, USA 1996 2.10 APEX. Sci-Fi-Film, USA 1994 4.15 Starhunter (3/44). Science-Fiction-Serie

Kinderkanal

11.55 Giraffe & Co. 12.45 In aller Freundschaft 13.30 Hessen-Reporter 14.00 Eisenbahn-Romantik 14.30 Alaska â€“ Glacier Bay Nationalpark 15.15 Kluge Pflanzen (1/2) 16.00 hallo hessen 16.45 Hessenschau kompakt 17.00 hallo hessen 17.50 Hessenschau kompakt 18.00 Maintower 18.20 Brisant 18.50 Service: Reisen 19.15 Alle Wetter! 19.30 Hessenschau 20.00 Tagesschau 20.15 Herrliches Hessen 21.00 Hessische Hoheiten 21.45 service: garten 22.30 Hessenschau kompakt 22.45 Die schĂśnsten Evergreens 0.15 Kommissar Isaksen â€“ Gefangene Träume (2/2). TV-Krimi, N 2005

9.35 Kikaninchen 9.40 Tanzalarm 9.50 Web vs. Promi (2/15) 10.15 Meine Monster und ich (2/26) 10.40 Gawayn (1/52). Start 11.05 Rocket & Ich (1/52). Start 11.40 Jibber Jabber (1/13) 12.25 Hier ist Ian (1/62) 13.10 Piets irre Pleiten (1/26). Start 13.50 Classic Cartoon 13.55 Fluch des Falken 14.10 Schloss Einstein â€“ Seelitz 15.00 Die Hauptstadtpraktikanten 15.25 Meine peinlichen Eltern 16.20 Hier ist Ian 17.05 Pat & Stan 17.10 Jibber Jabber 17.35 Flipper und Lopaka 17.55 Bernard 18.00 Gawayn 18.15 Babar und die Abenteuer von Badou 18.40 ZoĂŠs Zauberschrank 18.50 Sandmännchen

RBB

Super RTL

14.15 Die kluge Bauerntochter. TV-Märchenfilm, D 2009 15.15 Tiere bis unters Dach 15.45 Unsere Zehn Gebote 16.00 rbb aktuell 16.05 Buffet 16.50 kurz vor 5 17.00 rbb aktuell 17.05 Nashorn, Zebra & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6 18.25 rbb wetter 18.30 ZiBB 19.25 rbb wetter 19.30 Abendschau / Brandenburg aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Bilderbuch 21.00 Zwischen Haff und Ostsee 21.45 rbb aktuell 22.15 Hunderter Bus 22.45 Glßck im Hinterhaus. Beziehungsgeschichte, DDR 1980 0.20 Velvet Goldmine. Drama, USA/ GB 1998 2.15 Abendschau. Infomagazin

Das weiĂ&#x;e Band WDR, 23.15 Uhr. In einem norddeutschen Dorf kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs fĂźhrt ein Pfarrer strenges Regiment. Selbst als sich rätselhafte Unfälle häufen, schweigt die eingeschĂźchterte Gemeinschaft. Michael Haneke zeigt in dem preisgekrĂśnten SchwarzweiĂ&#x;-Film, wie Menschen durch DemĂźtigung empfänglich fĂźr Ideologien werden. FOTO: WDR/DEGETO/BR/X-FILME

"AYERISCHES &ERNSEHEN

14.15 Gummibärenbande (1/65) 14.40 Cosmo und Wanda 15.10 Die Superhelden-Helfer 15.40 Banana Cabana 16.05 Die Superschurkenliga 16.35 Mr. Bean â€“ Die CartoonSerie 16.55 Zig & Sharko â€“ Meerjungfrauen frisst man nicht! 17.10 Sally Bollywood (3/26) 17.40 Cosmo und Wanda 18.00 Cosmo und Wanda 18.20 Fillmore 18.50 Gummibärenbande (2/65) 19.20 Phineas und Ferb 19.45 Disney Pair of Kings â€“ Die KĂśnigsbrĂźder 20.15 Cats & Dogs â€“ Wie Hund und Katz'. KomĂśdie, AUS/USA 2001 22.10 Nikola 22.35 Nikola 23.10 Nikola 23.40 Golden Girls 0.20 Shop24Direct Schlagernacht

Kabel 1

5.35 Mieten, kaufen, wohnen 6.40 Mieterzoff 7.40 Verklag mich doch! 9.40 Mieten, kaufen, wohnen 10.45 Nachrichten 10.50 Mieten, kaufen, wohnen 11.55 Shopping Queen 13.00 Verklag mich doch! 15.00 Shopping Queen 16.00 Menschen, Tiere und Doktoren 17.00 Menschen, Tiere und Doktoren 18.00 Mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15 GlÜÜckler, Glanz und Gloria (2/8) 21.15 Goodbye Deutschland! Die Auswanderer 23.15 Ab in die Ruine! 0.15 Nachrichten 0.35 GlÜÜckler, Glanz und Gloria (2/8) 1.35 Lothar â€“ immer am Ball (3/6)

ORF 2

5.30 Abenteuer Leben â€“ Täglich neu entdecken 6.25 Two and a Half Men 6.50 Two and a Half Men 7.15 Infomercials 8.15 Unsere kleine Farm 9.20 Ein Engel auf Erden 10.15 Charmed 11.10 Ghost Whisperer 12.05 Unsere kleine Farm 12.55 Ein Engel auf Erden 13.55 Charmed 14.50 Ghost Whisperer 15.50 Cold Case 16.45 News 16.55 Two and a Half Men 17.25 Two and a Half Men 17.50 Abenteuer Leben â€“ Täglich neu entdecken 19.00 Achtung, Kontrolle! Reportagereihe 20.15 The Glass House. Thriller, USA 2001 22.20 The Glass House II. TV-Thriller, USA 2006 0.10 The Glass House. Thriller, USA 2001

Sky Cinema

11.05 Sturm der Liebe 11.55 Thema 12.45 Seitenblicke 12.50 Wetterschau 13.00 ZIB 13.15 Frisch gekocht mit Andi und Alex 13.40 Alisa â€“ Folge deinem Herzen 14.20 Um Himmels Willen 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Die Barbara-Karlich-Show 17.00 ZIB 17.05 Heute in Ă–sterreich 17.40 Sommerzeit 18.30 Konkret 18.51 Infos und Tipps 19.00 Bundesland heute 19.22 Money Maker 19.30 Zeit im Bild 19.49 Wetter 19.55 Sport 20.05 Seitenblicke 20.15 Universum 21.05 Report 22.00 ZIB 2 22.25 Euromillionen 22.30 kreuz und quer 23.20 kreuz und quer 0.00 Big Heat. Kriminalfilm, USA 1953

N24

7.20 Barney's Version. Drama, CDN/I 2010 9.35 Auch Liebe wird erwachsen. TVDrama, USA 2010 11.05 Restless. Drama, USA 2011 12.35 Country Strong. Drama, USA 2010 14.35 Barney's Version. Drama, CDN/I 2010 16.50 Gregs Tagebuch II – Gibt's Probleme? KomÜdie, USA 2011 18.35 Red Faction: Origins. Sci-Fi-Film, USA 2011 20.10 Zapping 20.15 Harry Potter und die Heiligtßmer des Todes. Fantasyfilm, GB/ USA 2011. Mit Daniel Radcliffe, Rupert Grint 22.25 Final Destination V. Horrorfilm, USA/ CDN 2011 0.00 ID:A. Thriller, DK 2011 1.45 Assassination Games. Actionfilm, USA 2011

n-tv

12.45 BĂśrse am Mittag 13.05 Kampf gegen „Krokodilâ€? 14.05 Adrenalin-Junkies: SĂźchtig nach dem Kick 15.05 Wissen 16.05 Zukunft ohne Menschen 17.05 Die Science Fiction Propheten 18.15 BĂśrse am Abend 18.25 Wissen 19.05 sonnenklar.tv 20.15 Kronzuckers Kosmos 21.05 Mercedes SLS â€“ Traumauto mit FlĂźgeln. Dokumentarfilm, USA 2011 22.05 Die 24 Stunden von Le Mans â€“ Der Tod fährt mit 23.05 N24 Zeitreise mit Stefan Aust 23.55 Schatten der Zukunft: Das Superhirn 0.55 Die Science Fiction Propheten (5) 1.35 Mercedes SLS â€“ Traumauto mit FlĂźgeln. Dokumentarfilm, USA 2011

Eurosport

"2 DE

6.10 TelebĂśrse 12.30 News Spezial 13.10 TelebĂśrse 13.30 News Spezial 14.10 TelebĂśrse 14.30 News Spezial 15.20 Ratgeber â€“ Hightech 15.40 TelebĂśrse 16.05 FINE Das Weinmagazin 16.30 Rum â€“ Legende aus Zucker 17.05 Fort Knox: Die Tresor-Stadt 18.20 TelebĂśrse 18.35 Ratgeber â€“ Steuern & Recht 19.05 Abriss Extrem: EisenbahnRecycling 20.05 Amerikas Jugendknast 21.05 Wunderwerk Weltstadt: Transportsysteme 22.03 Wunderwerk Weltstadt: Stromversorgung 22.45 TelebĂśrse 23.05 Wunderwerk Weltstadt: Wasserversorgung 0.05 Fort Knox: Die Tresor-Stadt

Sport 1

8.45 Fitness 9.00 Radsport 10.30 Leichtathletik. Junioren-WM. 1. Wettkampftag, Morning Session: Vorläufe und Qualifikationen; Zehnkampf. Live 13.00 Snooker. Australian Goldfields Open. 2. Turniertag, 1. Runde (Best of 9). Live 14.30 Snooker 16.30 Radsport 17.30 Radsport. Polen-Rundfahrt. 1. Etappe: Karpacz-Jelenia GĂłra (179 km). Live 19.00 Leichtathletik. Junioren-WM. 1. Wettkampftag, Afternoon Session: Finals: 3000 m Damen, KugelstoĂ&#x;en Damen, 10000 m Herren. Live 22.00 Olympische Spiele 22.15 Snooker 23.30 Inside IRC 0.00 Rallye 0.15 Motorsport Weekend Magazin

5.00 Sport-Clips 5.20 Sport-Clips 6.00 Poker 7.00 Poker 7.55 Sport1 Games 8.00 Teleshopping 11.00 Teleshopping 11.30 Teleshopping 12.00 Teleshopping 12.15 Teleshopping 13.00 Teleshopping 13.30 Teleshopping 14.30 Sport-Quiz 16.30 Tennis. ATP World Tour 250. MercedesCup: 1. Tag. Live aus Stuttgart 18.30 FuĂ&#x;ball 19.30 FuĂ&#x;ball 20.30 FuĂ&#x;ball 21.00 Bundesliga pur Klassiker 22.00 Sport1 Reportage 23.00 Sport1 Reportage 0.00 Sport-Clips 0.30 Sport-Clips 0.45 Teleshopping 1.00 SportClips 1.05 Teleshopping 1.20 Sport-Clips 1.50 Teleshopping 2.00 Sport-Clips

Deutschlandfunk 5.05 Informationen 6.35 Andacht. Bischof Clemens Pickel 9.05 Kalenderblatt 9.10 Europa heute 9.35 Tag fĂźr Tag 10.10 Sprechstunde. Chronische Bronchitis und Atemnot 11.35 Umwelt und Verbraucher 12.10 Informationen 14.10 Deutschland heute 14.35 Campus & Karriere 15.05 Corso. Kultur nach 3 16.10 BĂźchermarkt 16.35 Forschung aktuell. U.a.: Forellen haben Zellen, die das Erdmagnetfeld spĂźren 17.05 Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur heute 18.10 Informationen 19.15 Das Feature. Die vergessene Arabellion. Eine Reise in die Westsahara 20.10 „Häuser“. HĂśrspiel von JĂźrgen Becker 21.05 Musikforum. „Solo“. Werke von Stockhausen, Nono und Cage 22.50 Sport aktuell 23.10 Das war der Tag 0.05 Fazit 1.05 Lieder-Laden. Patricia Kaas im Gespräch 2.05 Klassik – Pop – et cetera. Am Mikrofon: Franz Hohler

Deutschlandradio Kultur 5.05 Ortszeit 6.23 Wort zum Tage. Pfarrerin Sabine Steinwender-Schnitzius 9.07 Radiofeuilleton 12.07 Ortszeit 12.50 Pressegespräch 13.07 Länderreport. Sorben im Jubiläumsjahr 13.30 Kakadu 14.07 Radiofeuilleton 16.50 Elektronische Welten 17.07 Ortszeit 18.07 Weltzeit. Macaus neue BlĂźte 18.30 Da capo 19.07 Fazit am Abend 19.30 Literatur. Ingeborg-Bachmann-Preis. Lesung des Siegertextes von Olga Martynova 20.03 Händel: „Joshua“. Mit Elizabeth Watts, Wiebke Lehmkuhl, homas Hobbs, Roderick Williams; Chorknaben des Staatsund Domchores Berlin, RIAS-Kammerchor, Akademie fĂźr Alte Musik Berlin, Leitung: Hans-Christoph Rademann 22.30 Ortszeit 23.05 Fazit 0.05 Feature. Treibstoff Alkohol. Eine postsowjetische Reise von Moskau nach Petuschki 1.05 Nachtgespräche 2.05 Tonart. Country

WDR 5 6.05 Morgenecho 6.55 Kirche. Pastor Christof Lenzen, Eschweiler 9.05 ZeitZeichen. 10. Juli 1962: Der Start des Nachrichtensatelliten Telstar 9.20 Tagesgespräch 10.05 Neugier genĂźgt. Darin: Der (Sport)Sommer 1962 in Tondokumenten (1) 13.05 Mittagsecho 14.05 Lilipuz 15.05 LebensArt. SMS, Mail, Chat und die HĂśflichkeit 16.05 Leonardo. BevĂślkerungsexplosion in Indien bedrängt Elefanten 17.05 Westblick. Das Landesmagazin 18.05 Profit 18.30 Echo des Tages 19.05 Politikum. Darin: Warum Deutschland keinen Verfassungsschutz braucht 19.30 Bärenbude. Grillen 20.05 „Indisches NachtstĂźck“. HĂśrspiel nach Antonio Tabucchi 21.05 Scala(Wh. von heute 12.05) 22.05 Leonardo (Wh. von heute 16.05) 23.05 Ausgewählt. Wh. aus „Neugier genĂźgt“ 23.30 Berichte von heute 0.05 Nachtaktiv – Wiederholungen vom Tage

"2 +,!33)+

-~NCHNER 2UNDE

(ERBERT "LOMSTEDT

:UR 3ACHE 'ERHARD 3CHRyDER

:UM MORGIGEN 'EBURTSTAG

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!LTBUNDESKANZLER 'ERHARD 3CHRyDER ZU 'AST BEI 3IGMUND 'OTTLIEB %R SPRICHT MIT IHM ~BER %UROPA UND DIE AKTUELLE 3CHULDENKRISE 3IEHT ER SEINE !GENDA ALS 6ORBILD F~R %UROPA 7AS RiT ER $EUTSCHLAND 7ELCHE :UKUNFT HAT %UROPA

Ă‚)CH HATTE DAS 'L~CK NOCH DIE GRO†EN ALTEN $IRIGENTEN ZU HyRENÂą SAGT (ERBERT "LOMSTEDT :U DENEN GEHyRT DER ALS +IND SCHWEDISCHER %LTERN IN -ASSACHUSETTS GEBORENE "LOMSTEDT INZWISCHEN SELBST EINER DER GANZ 'RO†EN DES HEUTIGEN -USIKLEBENS "2 +,!33)+ GRATULIERT MIT ZWEI 3ENDUNGEN ˆ "3/

12.30 Thema 13.45 Thema 15.00 Die Klippenspringer 15.30 7 Sterne fĂźr Dubai 16.00 Trinidad 16.45 Bella Italia 17.30 Verhandlungsbeginn vor dem Bundesverfassungsgerichts wegen Klagen gegen Fiskalpakt und ESM 18.00 Die Spur der Schätze 18.30 Die Geschichte des Lebens (1/4) 19.15 Die Geschichte des Lebens (2/4) 20.00 Tagesschau 20.15 Die Geschichte des Lebens (3-4/4) 21.45 heute-journal 22.15 Als die Nackten an die Ostsee kamen 23.00 Original Wolfen 23.45 Die Stasi in West-Berlin 0.30 60 x Deutschland â€“ Die Jahresschau 0.45 FlĂźsse der Welt (1-6/7). Dokureihe

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