Helge Hommes - Morgenland

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HELGE HOMMES MORGENLAND





HELGE HOMMES MORGENLAND


2013 idee für eine “soziale plastik” / Idea for a “social sculpture” sperrmüllbaumstumpf / bulk waste tree trunk eingangsbereich Art cologne / ENtrance area art cologne


HELGE HOMMES MORGENLAND

GALERIE RAPHAEL / FRANKFURT 2015


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Morgenland

statement helge hommes / morgenland / anfang einer neuen werkreihe 2014 statement helge hommes / morgenland / beginning of a new work series 2014 HIER ...würde normalerweise ein Text einer/-es Kunsthistorikerin/-ers oder Kunstkritikerin/-ers oder einer/-es Museumsdirektorin/-ors stehen. Ich möchte das etwas anders machen. Dieses Buch trägt den Titel MORGENLAND. Eine von vielen Fragen ist: Was könnte morgen anders sein? Kunsthistorische Beschreibungen und Kritik zu meinen Arbeiten gibt es genug. Treffend formulierte, oberflächlich formale, gute, schlechte ...Weitere werden folgen. Ich habe das Gefühl, dass die Autoren, so sehr sie sich mühen, ihr Ziel umkreisen, dem Kern nicht wirklich nahekommen, ganz selten voll treffen, ihre Arbeit so gut machen, wie sie können; einige sind großartig. So ist das. Wenn man dem Zentrum näherkommen möchte und den Text eines Autoren, wie gewohnt, gerne als Bereicherung annimmt (da bitte auf diverse Texte aus der nahen Vergangenheit zurückgreifen), könnte ein direkter Zugang in meine Gedankenwelt, wie ich ihn hier anbiete, ebenfalls aufschlussreich sein. Manche Leute mögen sagen: “Helge Hommes, ist das nicht der, der die Bäume malt?” oder “Seit man ihn kennt, malt er Bäume!?” Ja, ...aber? ...Richtig! Und falsch!

Er setzt sich seit Jahren mit dem Baum als “Gegenüber”, als spiegelndes Orakel, auseinander. Die “Architektur der Natur” ist in seinem Fokus ...immer noch! Schwarz-weiße Astgebilde, immer im Ausschnitt fokussiert, eine markante Bildsprache, so nahm man ihn wahr. Das Baumskelett, das Rückgrat bar gegen den weißen Himmel, die Leere als Gewand ...auf der Suche nach Erkenntnis. Das Baumportrait kam hinzu. Ein Baum, den er immer wieder als Bezugspunkt suchte, ihn malerisch erforschte. Malerei, von Abstraktion bis Fotorealismus war / ist sein Spielfeld. Durch den Baum auf der Suche zu sich selbst. (So würde es wohl ein Kunsthistoriker, der mich nah begleiten würde, sagen.) Was sich bei dieser Suche ergab, war erstmals im Frühjahr 2012 in der Galerie Teapot in Köln zu sehen. Eine radikale Selbstanalyse, manifestiert in Installation und Malerei, dazu kamen schriftliche Notizen in Skizzenbüchern. Die Reise ging weiter ...durch’s “Ich“ zum “Wir”. Ich gebe mir Mühe, Ihnen an verschiedenen Stellen im Katalog zu den Abbildungen hoffentlich bereichernde Worte zu schenken und nutze gleichzeitig die Gelegenheit, gewisse Denkanstöße zu geben. Nicht nur bezogen auf mein Werk. Sondern das Leben. Ich lebe die Beuys’sche Zauberformel LEBEN = KUNST + KUNST = LEBEN. ...habe Beuys nie kennengelernt, nie ein Wort mit ihm gewechselt, bin weder Schüler noch Jünger, fühle diesen Mann trotzdem als geistigen Freund, teile sein Weltverständnis in einer Schnittmenge. Mein Verständnis von Kunst und Leben ist Begegnung auf Augenhöhe.


HERE ...would usually be the text of an art historian, art critic or museum curator. I would like to do that a bit different. This book carries the title MORGENLAND (engl. TOMORROWLAND). One of many questions is: What could be different tomorrow? There are plenty of art historic descriptions and reviews concerning my work. Excellently well put, superficially formal, good ones, bad ones ...more will follow. I have the feeling, that the authors, as much as they may try, always circle around their target, never get to the core, rarely hit the spot, doing their work as good as they can; some are splendid. That’s how it is. If one wants to come closer to the centre and gladly accepts the text of a writer, out of habit, as an enrichment (please resort to various texts from the near past there), a direct access to my intellectual world as i offer it here, could as well be insightful. Some people might say: “ Helge Hommes, isn’t that the one who paints these trees?” or “Since we know him, he paints trees!?” Yes, ...but? ...Right! And wrong!

For years, he has dealt with the tree as a “counterpart”, as a reflecting oracle. The “Architecture of Nature” is in his focus ...still! Black and white formations of tree branches, always focused on a section, a striking pictorial language, that is how he was perceived. The tree carcass, its backbone, bare against the white sky, the void as its garment ...in search of realization. The tree portrait was added. A tree, that he, time and again, called on as a reference point, that he explored pictorially. Painting, from abstraction to photorealism was / is his playing field. In search for himself through the tree. (That is how an art historian, accompaning me closely, would probably put it). What this search resulted in, could first be seen in the spring of 2012 at the Galerie Teapot in Cologne. A radical self-analysis, manifested in installation works and paintings, joined by written notes in sketchbooks. The journey continued ...through the “I” to the “We”. I do my best to present you – at various places in this catalogue – with hopefully enriching words for the works depicted, and, at the same time, take advantage of the opportunity to provide certain thought-provoking impulses. Not only in relation to my work. But to life. I live Beuys’ magic formula LIFE = ART + ART = LIFE. ...never met Beuys, never exchanged a word with him, am neither pupil nor disciple, feeling this man nonetheless as a spiritual friend, sharing his understanding of the world in an overlapping intersection. My understanding of art and life is meeting at eye level.


Waldesruh



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Die Leere kleidet den liegenden Stamm ...er legt sich in die Leere. THE void dresses the reclined trunk ...he lays himself into the void. Skizzenbuch / Helge Hommes Notizen zum Bild Waldesruh, 2002

Sketchbook / Helge Hommes Notes the on painting Waldesruh, 2002

Die Menschen rennen schon seit Jahrtausenden auf die Bäume zu - sie suchen. Sie suchen sich selbst! Der fragende Blick in Richtung Architektur der Natur hat Tradition. Was haben die Menschen in dieser Blickausrichtung gefunden? Hauptsächlich dinghafte Erfindungen, großartiges technisches Know-how. Die Architektur der Seele bleibt da immer in der 2. Reihe. Körperlichkeit beeindruckt uns eben sehr direkt. Die leisen Töne – das Seelenleben, das Zusammenspiel von Körper und Geist – sind uns bis heute immer erst mit dem zweiten Blick zugänglich. Das Wechselspiel zwischen der Leere und dem Körper macht das Werk auf dem Bild Waldesruh erst aus.

For thousands of years now, people run towards the trees - they search. They are searching themselves! The inquiring look in the direction of nature’s architecture has tradition. What have people found in this alignment of their view? Primarily tangible inventions, great technical know-how. The architecture of the soul though, always remains secondary. Physicalness just impresses us very directly. The quiet tones, the spiritual life, the interaction of body and mind, up until this day, only become accessible when we take a second glance.

Die Leere kleidet den liegenden Stamm ...er legt sich in die Leere.

^ Skizzenbuch / Sketchbook > Galerie Haus Schneider, Projekt Zürich 2006 / Waldesruh / 200 x 400 cm / Öl auf Leinwand / 2002 >> Museum Siegburg 2014 / Waldesruh / 230 x 450 cm / Öl auf Leinwand / 2005

It is the interplay between the void and the body, that actually characterises the painting Waldesruh.

The void dresses the reclined trunk ...he lays himself into the void.





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es gibt kein Ziel. es gibt das “jetzt”. There is no goal. There is the “now”. Auszug aus dem Manuskript für das Manifest Helge macht Feuer

Excerpt from the script for the manifest Helge macht Feuer (engl. Helge makes fire)

Ich mache mir viele Gedanken darüber, wie ich lebe und leben könnte. Und wie wir leben, in was für einem Umfeld und in was für einer Gesellschaft, mit welchen Spielregeln und Gesetzen, und wie es anders aussehen könnte, was ich aus meiner Sicht als Angebot formuliere. Das ist meine Geburt der Form.

I think a lot about how I live and how I could be living.

Aus dieser Beobachtungshaltung entwickelten sich in meiner Malerei meine schwarz-weiß-abstraktrealen, baumbezogenen Arbeiten.

And how we live and in what kind of environment and in what kind of society, with which kinds of rules and laws and how this could all be different, all of which I then phrase as a proposition from my point of view. This is my birth of shape. This observational stance gives rise to the blackand-white, abstract-real, tree-related works in my painting. In search for orientation and cognition, an inquisitive look at the architecture of nature is a good path to take in order to derive ideas from life itself.

Auf der Suche nach Orientierung und Erkenntnis ist ein forschender Blick in die Richtung Architektur der Natur ein guter Pfad, um Ideen zum Leben abzuleiten. Wie viel Platz brauche ich, was kann ich tragen, wie viel Nähe brauche ich, wie viel Distanz ...usw. Wie viel Platz brauchst Du, was kannst Du tragen, wie viel Nähe brauchst Du, wie viel Distanz ...usw. (Du, ...der Ast, der Baum? – Ich, ...der Ast, der Baum?)

How much space do I need, what can I carry, how much closeness do I need, how much distance ...etc. How much space do you need, what can you carry, how much closeness do you need, how much distance ...etc. (You, ...the branch, the tree? – I, ...the branch, the tree?)

Ich glaube, durch geübtes Hinsehen ist ein Sehen ins Licht möglich ...ins reine Weiß. Nicht geblendet, sondern erkennend und darin die präzise Form findend: Die Architektur der Natur ...im grünen Schwarz. Das Licht bricht sich im Schwarzrelief und gebiert die Form. Die Form liegt im reinen Weiß, im unendlichen Nichts, ...im Licht. Sie ist immerwährend vorhanden, auch wenn wir ins grelle Licht sehen und dann erst einmal nichts sehen. Man schaut ins reine Weiß, ins Licht, ins Nichts ...man übt es und findet die neue Form und bemerkt, dass das Licht die neue Form bettet und kleidet und begibt sich auf eine neue Suche ...unendlich. Jede Form ist vorhanden, jede Form ändert sich und kann gefunden werden. Es ist an einem selbst zu sehen und zu erkennen. Es gibt kein Ziel. Es gibt das “Jetzt“. So ist alles beschaffen und man schwimmt mittendrin, man schwimmt, um zu erkennen und erkennt, um weiter zu schwimmen ...

I believe that, by training the sight for it , you can see into the light ...into pure whiteness, . Not being blinded, but perceiving and finding in it the precise shape: The architecture of nature ...in green blackness. Light refracts in the black relief and gives birth to shape. The shape is embedded into pure white, in the endless void, ...in light. It always exists and will always exist, even when we look into the blinding light and don’t see anything at first. You look into the pure white, into the light, into nothingness ...you practice it and find the new shape and notice the light enclosing and clothing the new shape, and you begin a new search ...endlessly. Every shape exists, every shape changes and can be found. Seeing and recognizing is up to each and every one of us. There is no goal. There is the “now”. That is how everything is constituted and we swim around in it, we swim in order to understand and understand in order to keep swimming ...

^ Waldesruh / 110 x 160 cm / Öl auf Leinwand / 2013 > Atelier Aachen / Waldesruh / 250 x 200 cm / Öl auf Leinwand / 2012




^ Waldesruh / 130 x 180 cm / テ僕 auf Leinwand / 2008 < Atelier Aachen / Waldesruh / 180 x 230 cm / テ僕 auf Leinwand / 2012


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> Atelier Aachen / Waldesruh / 230 x 450 cm / テ僕 auf Leinwand / 2006



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> Atelier Aachen / Waldesruh / je 35 x 50 cm / テ僕 auf Leinwand / 2011



baumportrait



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ein tiefer, schwarzer, stummer schrei. a deep, black, silent cry. Skizzenbuch / Helge Hommes Aufzeichnungen von Gedanken zum 11. September September Eleven, 2001. Ein Datum, das sich in die Geschichte der Menschheit nicht nur als ein unfassbares, schockierendes Geschehnis einbrannte, sondern auch als mahnender Fingerzeig wahrgenommen werden sollte. Als mahnender Fingerzeig, als Gedenken an die Kleinheit, Dummheit und Unreife der Menschen ...im Jahr 2001 nach Christus, wohl angemerkt. In einer Zeit, in der die Menschen eigentlich in der Lage sein sollten, mit ihren technischen Errungenschaften, mit den Möglichkeiten des Fortschritts, mit einer reifen, humanen und ethischen Haltung ein gesundes und vielfältiges Sein auf dieser wunderbaren blauen Kugel zu gestalten. Was bleibt uns? ...alles dreht sich weiter wie gehabt. Uns bleibt Ground Zero. Ein tiefer, schwarzer, stummer Schrei. Ein Schrei: ...zwei in schwarzem Marmor gefasste tiefe Löcher, umrandet von einer Brüstung, auf die wir unsere Ellenbogen stützen, während wir fassungslos und – uns genau nur in dieser Sekunde unseres jämmerlichen Entwicklungsstandes bewusst sind – demütig starren. Eine Brüstung, auf deren Deckplatten aus Metall die Namen derer eingraviert sind, die an jenem Tag, zu jener Zeit, an diesem Ort waren, um ihren gewohnten Alltag zu leben oder aus welchem Grund auch immer dort waren und uns jetzt vom Himmel herab hoffentlich noch einmal einen Arschtritt verpassen, der uns aufwachen lässt. Mein Eindruck ist, ein zu grosser Teil der Menschheit schläft weiter. Tausende weitere Ground Zero sind auf dem Erdball verstreut! Es gibt viele Gedenkstätten, viele Menschen gedenken, aber zu wenige schließen ein Umdenken an. Wenn man sich das Ganze aus der Ferne, vielleicht durch die Augen eines Außerirdischen ansieht, könnte man denken, ”Ja ...so sind die Menschen eben. Sie sitzen und wurschteln auf ihrer Mutter-Kugel, machen vieles richtig, aber wesentliche Dinge eben sooooo... falsch, dass sie sich selbst zerstören.”

^ Atelier Aachen 2009 / Helge malt das Bild Ground Zero > Ausschnitt aus dem Gemälde Ground Zero

Sketchbook / Helge Hommes Record of thoughts regarding 9/11 September Eleven, 2001. A date in the history of mankind, that not only is burned in into our minds as an inconceivable, shocking event, it should also be perceived as a dunning hint. A dunning hint at the puniness, stupidity and immatureness of human beings ...in the year 2001 after Christ. In a time, where mankind – with all its technical achievements, with all the possibilites of “progress”, with a mature, humane and ethical attitude – should be able to create a healthy and manifold being on this wonderful blue sphere. What is left? ...the world keeps turning as before. We are left with “Ground Zero“. A deep, black, silent cry. A cry: ...Two deep holes, bordered in black marble, framed by a railing, on which we rest our elbows, while we are – only in this very second aware of our pathetic collective state of development – humbly staring in disbelief. A railing with names engraved in its metal cover plates. Names of those, who were, on that day, at that time, there, at this place, to pursue their daily life or whatever reasons brought them there; who now look down upon us from heaven and hopefully wake us up soon, with a kick in the butt. My impression is, that too many people keep on sleeping. Thousands of other Ground Zero are scattered all over the world! There are many memorials, many people commemorate and think, but not many affiliate a rethinking. If you look at all this from afar, maybe through the eyes of an extraterrestrial, you could think, “Yes ...that’s just how humans are. They linger and bustle on their mother-sphere, do many things right, but essential things just sooooo... wrong, that they destroy themselves.”




Das ist gut so. So kannst Du nun in Frieden ruhen und auferstehen. it’s good like that. That way you can rest in peace now and rise again. Skizzenbuch / Helge Hommes Notizen bezüglich der Baumportraits, die ich über viele Jahre hinweg malte.

Sketchbook / Helge Hommes Notes on the tree portraits, that i painted for many years.

...Wie oft habe ich Dich über die Jahre aufgesucht, Dich gemalt, Dich gefragt, ...

...how many times have I visited you throughout the years, painted you, asked you, ...

2008 beschloss irgend so ein Verwaltungsfritze vom städtischen Amt für Bebauung und Grünflächen, oder weiß der Geier, wie das heißt, ...halt irgend so ein Verwaltungsaktivist, Dein Leben zu beenden. Die ABM-Kolonne mit den orangefarbenen Autos rückte an...

In 2008, some administrational bloke from the city department of building development and public green spaces, or god knows how that’s called, just some overeager city department activist, decided to put an end to your life. The ABM*-platoon with their orange coloured vehicles marched up,...

Keine Stunde verging, und die Stadtarbeiter zerlegten Dich mit ihren Kettensägen in tausend Stücke. Dein Wurzelstumpf blieb. Dein Körper wurde, so schätze ich, größtenteils kleingehäckselt oder direkt zu Kaminbrennholz verarbeitet. In einer stillen Stunde ging ich zum Tatort. Ich nahm mir ein Stück Haut / Rinde von Dir mit. Es liegt seitdem zusammen mit anderen mir wichtigen Relikten auf meinem Schreibtisch im Atelier in Aachen.

Not an hour passed and the city workers dissected you into a thousand pieces with their chainsaws. Your roots and the stump remained. Your body was, I assume, mainly shredded or directly processed to chimney firewood. In a quiet hour I went to the site of crime. I took a piece of your skin / bark. Now it sits on my desk in my studio in Aachen, together with some other relicts dear to me.

In Deinen durch Kernfäule zerfressenen Wurzelstumpf haben einige Menschen ihren Müll gekippt. Jedes Mal, wenn ich Dich besuche, räume ich diese erbärmlichen Zeugnisse meiner Mitmenschen weg. Ich besuche Dich circa zweimal im Jahr. Immer wieder das gleiche traurige Zeugnis. Mittlerweile haben unzählige junge Triebe von Dir den Zugang zu Dir zugewuchert. Das ist gut so. So kannst Du nun in Frieden ruhen und auferstehen.

Some people have thrown their trash in your hollow stump which has been eaten away by heart rot. Everytime I visit you, I remove those miserable testimonys of my fellow men. I visit you about two times a year. Time and again the same sad evidence. By now, countless young sprouts of yours have sprawled, denying direct access to you. It is good like that. That way you can rest in peace now and rise again. *ABM, abbr. for Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, in engl. job creation measure. A term in german colloquial language, often used cynically to describe jobs which require no experience or qualification.

^ Skizzenbuch Helge Hommes < Atelier Aachen / Ground Zero / 190 x 300 cm / Öl auf Leinwand / 2009


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> Atelier Aachen / the day that never comes II / 200 x 300 cm / テ僕 auf Leinwand / 2011



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die müssen da weg, die stören ...wie du damals. they have to leave, they’re bothering ...like you did, then. Skizzenbuch / Helge Hommes Notizen bezüglich der Baumportraits, die ich über viele Jahre hinweg malte.

Sketchbook / Helge Hommes Notes on the tree portraits, that i painted for many years.

...heute, 2013, und wieder male ich Dich, komme nicht von Dir los und will auch nicht von Dir loskommen. Das neue Bild heißt gestern – heute – morgen. Es ist 2,60 m hoch und vier Meter breit. Es ist bisher das größte Bild, das ich von Dir malte. Du bist in mir – ich bin in Dir. So fühlt sich das für mich an. Ich habe über die Jahre viel von Dir gelernt. Es werden wohl immer mal wieder neue Bilder von Dir entstehen.

...today, the year is 2013, I’m painting you again, can’t shake you off and don’t want to shake you off either. The new painting is called gestern – heute – morgen (engl. yesterday – today – tomorrow). It is 260 cm high and four meters wide. It is the biggest painting I had made of you so far. You’re in me – I’m in you. That’s what it feels like. Over the years I’ve learned so much from you. I guess new paintings of you will be added from time to time.

Heute parken ab und an Zigeuner auf der stillgelegten Straße vor Deinen Füßen. Auch da schaut das “Ordnungsamt” hin. Es sind nette Menschen, hab schon mal einen Kaffee bei denen getrunken. Das Ordnungsamt sagt, die müssen da weg, die stören ...wie Du damals.

Today, gypsies occasionally park in the disused road at your feet. The Department for Order and Safety is keeping an eye on them. They’re nice people, I’ve been over for coffee once. This “regulatory agency” says they have to leave; they’re bothering ...like you did, then.

gestern – heute – morgen ...Alles verändert sich, morgen ist bald schon gestern. Ich versuche im “Jetzt” zu leben, mir bewusst zu sein. Blau - Rot - Orange, eine für mich beispielsweise durch Discounter wie “Plus” (mittlerweile “Netto“) sehr unerträgliche, beißende Farbigkeit, die für mich den “BilligKonsum“ symbolisiert. Aber das reine Weiß tötet dieses unerträgliche Farbenspiel.

yesterday – today – tomorrow ...everything is in flux, tomorrow is going to be yesterday soon. I try to live in the “now”, to be aware. Blue - red - orange, an excruciating, garish color combination that to me symbolizes “cheap consumption” as it’s used by discounters such as “Plus” (now “Netto”). But the pure white kills this unbearable play of colors.

Du stehst da, eingezwängt zwischen Fabriksilhouetten am Horizont und Schutzgeländern und dem aggressiven Farbentheater im Vordergrund.

You are standing there, wedged in between the silhouettes of factories on the horizon and protective bannisters and the aggressive clash of color in the foreground.

^ Skizzenbuch Helge Hommes


< Ansicht Galerie Queen Anne, Leipzig 2013 ^ Atelier Aachen / Entstehung des Bildes MORGENLAND ...gestern – heute – morgen > Ansicht Museum Siegburg 2014


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jeder tag ist kostbar ...es ist zu tun ... every day is precious ...it is to be done ... Skizzenbuch / Helge Hommes Notizen bezüglich der Baumportraits, die ich über viele Jahre hinweg malte.

Sketchbook / Helge Hommes Notes on the tree portraits, that i painted for many years.

gestern – heute – morgen / morgenland ...was war gestern, was ist heute, was ist morgen ...?

yesterday – today – tomorrow / tomorrowland ...what was yesterday, what is today, what is tomorrow ...?

Ich blicke zurück und sehe die großartigen Dinge und Entwicklungen, die die Menschen bis heute hervorgebracht haben, ich sehe die unglaublichen Defizite, die Gräueltaten, die unzähligen Missstände und Ungerechtigkeiten, die wir in die Welt gebracht haben. Als ich noch jung war und anfing, alles wahrzunehmen, dauerte es nicht lange, bis ich entschied, etwas dagegensetzen zu wollen. Man ist jung, man ist anti ...zumindest anti, aber nicht nur ...auch dafür, ...für eine gewisse Haltung zum Leben. Man möchte, verdammt nochmal, bei dem ganzen Scheiß, den man entdeckt, einfach nicht mitspielen. Gibt es einen anderen Weg? Das Ganze scheint übermächtig, und doch beginnt man einen Weg zu gehen, einen alternativen Weg. Heute bin ich ein älterer Baum, habe ebenfalls Spuren des Lebens, die meinen Körper zeichnen, in diesem Fall eher verraten ...mein Ungeschick verraten, mein Misslingen, ...in gewisser Hinsicht, einen Grad des Scheiterns zeigen, ...aber auch des aufrechten Stehens, des Willens, ...es bleiben mir hoffentlich noch ein paar Jahre, um gewisse Dinge zu tun.

I look back and see the great things and developments, which human beings have created upto this day, I see the incredible shortcomings, the atrocities, the countless drawbacks and injustices, which we have brought into the world. When I was still young and began to notice all these things, it didn’t take long for me to decide that i want to put up something against all of that. You are young, you are anti ...at least anti, but not only ...also in favour, ...for a certain attitude towards life. You just doesn’t want to participate in all the shit you discovers, god damn it! Is there another way? Everything seems overwhelmingly potent and yet, one begins to walk a path, an alternative path. Nowadays I am an older tree, also bearing traces of life that mark my body, in this case rather reveal ...revealing my unhandiness, my failure ...in a certain way, showing a degree of defeat, ...but also of standing tall, of will, ...hopefully I have a couple of years left to do certain things. Every day is precious ...it is to be done ...

Jeder Tag ist kostbar ...es ist zu tun ...

^ Skizzenbuch Helge Hommes > Galerie Queen Anne, Leipzig 2013 / MORGENLAND ...gestern – heute – morgen / 260 x 400 cm / Öl auf Leinwand / 2013



soziale plastik




kunst = leben + leben = kunst art = life + life = art

Die Weltbevölkerung wuchert unaufhaltsam. Deswegen müssen wir immer dringlicher lernen zu sehen, um differenzierter und weitsichtiger zu agieren, das Zusammenleben besser gestalten zu können.

World population is growing exuberantly. Therefore the need for us to learn how to see becomes ever more urgent, so we can act more sophisticated and far-sighted, to create better living conditions for all of us.

Die “Künstler“ – die Menschen des Kunstmarktes sowieso – sollten ihren elitären Mantel fallen lassen, und das, was Kunst ausmacht, die Kostbarkeit, offenbaren und nicht das traditionell damit verknüpfte elitäre Getue weiter pflegen. Und der “nicht mit Kunst vertraute Mensch“ sollte sich trauen, geöffnete Türen zu sehen und dann auch reinkommen.

The “artists” – the people of the art market anyway – should drop their guise of elitism and unveil what makes art art, the preciousness within it rather than to foster the traditionally elitist pretense connected to it.

Willkommen: KUNST = LEBEN + LEBEN = KUNST

< Ausschnitt aus dem Gemälde DU ...

And the “person not familiar with art” should dare to see open doors and then also step in. Welcome: ART = LIFE + LIFE = ART


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es ist alles da. It’s all there. >

DU ... / 200 x 300 cm / Öl auf Leinwand / 2014 – 2015

Skizzenbuch / Helge Hommes 2014 / 2015 aktuelle Gedankenpassagen ...WAS WIRD? ...konkrete Ideen entwickeln ...die SOZIALE PLASTIK “immer noch“ die Hausaufgabe der Gegenwart ...genau hinsehen ...

...genauer hinsehen ... Wenn viele Leute, ohne genauer hinzusehen, fragen, “Ist das Bild ein Foto?“, ist das gefährlich! Wenn allerdings einige wenige Leute, die genauer hinsehen, das Gleiche fragen, ist das nur für diese bedauerlich, da sie eine schwere physische Sehschwäche haben und aufgrund dessen vielleicht verblüfft sind. Das weit verbreitete NICHT-GENAU-HINSEHEN – die oberflächliche Betrachtung – kann ein Spiegel des Lebens dieser Betrachter sein und offenbart dann eventuell deren durch und durch tief sitzende Oberflächlichkeit, die gegebenenfalls – verwoben mit diversen Alltagsangewohnheiten, die auf eine gewisse Lebensart schließen lassen – für viele Probleme hinsichtlich gesellschaftspolitischer Missstände und Fragen mitverantwortlich ist. Dieses Faktum ist Teil der Basis für meine Gedanken zu diesem Gemälde: DU ..., 2014-2015 (hier rechts zu sehen) Das Gemälde hat viel mit Verantwortung übernehmen, der Notwendigkeit, genauer hinzusehen und der seit langem zu erledigenden Hausaufgabe, die SOZIALE PLASTIK ernst zu nehmen und endlich zu verstehen, zu leben, zu tun. Joseph Beuys würde sich freuen, obwohl er auch markante Sätze raushaute wie: “...Ein Künstler braucht heute keine Farben und Pinsel mehr.“ Der erste Teil des Dramas ist, dass viele Leute diesen Satz bierernst nahmen und nehmen und bis heute nicht die zwischen den sichtbaren Worten verborgene Frage sehen, die da heißt: “Müsste sich nicht gerade heute die Kunst dringend aus ihrem konservativen Korsett befreien und erweitern und sich auch um gesellschaftsgestaltende Fragen bemühen? ...Eben nicht nur mit Pinsel und Farbe, sondern weit darüber hinausgehend?” Der zweite Teil des Dramas ist, dass Beuys selbst den elitären Rahmen, den die Kunstmenschen trotz angeblich ausgeprägter philosophischer Gedankentiefe wegen gesellschaftlicher Konventionszwänge schützen, dass er den heiligen elitären Schutzmantel, der der Weiterentwicklung der Gesellschaft im Weg steht, nicht aufgebrochen und selbst auch nicht abgelegt hat. Dieses Bild zu malen, war für mich wieder eine Herausforderung, genauer hinzusehen. Und zwar genauer hinzusehen, was das Leben betrifft, was mein Leben im Gefüge zu anderen Leben angeht, auf die weltweite Entwicklung der gesellschaftlichen Prozesse des Zusammenlebens, dessen Scheitern zu sehen, meinem Scheitern vorzubeugen; auf der anderen Seite die enorme Schönheit des Lebens zu sehen und nicht zu vergessen, um zu erkennen, um mich selbst zu trainieren, um mich selbst ein Stück weit mehr anzuerkennen, um mich selbst und andere Menschen lieben zu können. Zitat meiner Mutter: “Es ist alles da“. Wer nur den wie auch immer genau, gut oder schlecht gemalten Laubbaum ohne Blätter im Sonnenlicht bei fast wolkenlosem Himmel sieht, wer jedem gemalten Ast, ohne Demut, nur prüfend hinterhersieht, wer nur Freude an der 3D-Illusion hat und sich sonst nicht für Leere und Fülle im Raum, für lebenswerte, gut organisierte Nachbarschaft und Lebensraumkonzepte interessiert, wer wie ein schlechter Lehrer nach Fehlern sucht und dabei vergisst, dass Fehler zum Leben, also auch zu diesem Bild gehören, gerade das Leben aus- und somit erst schön machen, und wer verpasst, aus bemerkten Fehlern selbst zu lernen (das klingt vertraut...), wer nur den kargen Baum sieht, wer die Blätter vermisst, wer sich in diesem Bild nach einer abstrakten Geste sehnt, bleibt in der formalen Ebene des Gemäldes hängen und verpasst die wahre, klare, schöne, reiche Tiefe des Lebens und des Gemäldes.


Sketchbook / Helge Hommes 2014 / 2015 current thought passages ...WHAT WILL BE? ...develop concrete ideas ...the SOCIAL SCULPTURE “still” the homework of the present day ...look more closely ...

...look more closely ... If many people, without taking a closer look, ask, “Is this picture a photograph?”, that isdangerous! On the other hand, if some of the few people who do look more closely ask the same question, then this is merely regrettable for them, because they have a severe physical visual impairment and they may be puzzled because of it. But the common NOT LOOKING CLOSELY, this superficial observation, can be a reflection of these viewers’ lives and in this case may reveal a thorough and deep-seated superficiality, which, interwoven with diverse everyday habits, may be indicative of a certain way of living that is in turn responsible for many problems concerning sociopolitical injustices and questions. This fact forms part of the basis for my thoughts on this painting: DU ..., 2014 - 2015 (shown on the left) The painting has a lot to do with taking responsibility, with the need to take a closer look and the long-standing task of taking the SOCIAL SCULPTURE seriously and of finally understanding and of living, of doing. Joseph Beuys would be delighted, even though he himself made sweeping statements like: “...an artist no longer needs paints and paintbrush these days.” The first part of this problem is that many people have taken and still take this sentence dead seriously and that to this day, they don’t see the question hidden between the visible words, which is: “Isn’t it time art freed itself from its conservative corset, especially today, and expand and concern itself with questions of social organization? ...precisely not just with paint and paintbrush, but far beyond that?” The second part of the problem is that even Beuys himself was unable to break open or indeed liberate himself from this elitist context, the sacrosanct protective coat of elitism, which stands in the way of society’s advancement, and which the art people defend despite a pronounced philosophical depth of thought they supposedly possess, simply because they are compelled to uphold social conventions. Painting this piece was a challenge, I had to look more closely once again. And to look more closely at life in particular, at my life within the fabric of other lives, at the world-wide developments in social processes of coexistence, seeing it fail, preventing my failure, and on the other hand seeing the vast beauty of life and not forgetting, in order to recognize myself, in order to train myself, in order to acknowledge myself a little more, in order to be able to love myself and others. To quote my mother: “It’s all there”. Those who only see the more or less accurately, well or badly painted leaf tree without leaves in the sunlight under an almost cloudless sky, those who only see every individual painted branch, looking at it without humility, always just trying to look behind the scenes, scrutinizing, those who only find joy in the 3-D illusion and who are not interested in emptiness and abundance in space, in well-organized neighborhoods that make life worth living and concepts for living space, who look for mistakes like bad teachers, forgetting that mistakes are a part of life and that it’s precisely these mistakes that make up life and make it beautiful, and those who fail to learn from their own mistakes having noticed them (that sounds familiar...), those who only see the barren tree, who miss the leaves, who miss an abstract gesture in this painting – those will remain stuck on the formal level of this painting and they will miss the true, clear, beautiful, rich depth of life and of this painting.


^ Galerie Queen Anne, Leipzig 2013 / Ausstellungsmodell > Skizzenbuch Helge Hommes



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SperrmüllKapelle / die wir-familie bulk waste chapel / The we-family Galerie Queen Anne, Baumwollspinnerei Leipzig 2013 In einer Sperrmüllbaumstumpfwurzelkapelle (Ø 8 m, Höhe 5 m), die Helge Hommes in der Galerie installierte, verlas er am 21.09.2013 sein Manifest Helge macht Feuer.

Galerie Queen Anne, Baumwollspinnerei Leipzig 2013 On Sep. 21, 2009 Helge Hommes read out his manifest Helge macht Feuer inside a bulk-waste-tree-trunk-chapel (Ø 8 m, h. 5 m), which he had constructed in the gallery.

Das Innenleben der Sperrmüllkapelle / Die WIR-FAMILIE “An den Wänden im Innenraum der Sperrmüllkapelle installierte ich 68 Portraits von Menschen, mit denen ich eine geistige Schnittmenge teile. Ich habe diese Menschen, die sich teils ein Leben lang mit der Frage nach anderen gesellschaftlichen Lebensformen auseinandersetzten, würdigend gemalt. Es stellt sich, in ihre Augen sehend, an das Hier und Jetzt und Morgen denkend, die Frage nach dem, was wir aus ihren Anregungen und Konzepten gemacht haben und immer noch machen können. Der Geist, das Gedankengut dieser Menschen, begegnet uns in Form von metaphysischer Energie. Ich saß, diese als geistigen Beistand um mich versammelt fühlend, auf einem im Zentrum der Kapelle aus dem Boden zu wachsen scheinenden, weißen Sperrmüll-Thron und verlas mein Manifest. Aus den Portrait-Köpfen und mir selbst fielen Drähte (Energieleiter) in den Raum, die in Kabelstränge gebündelt durch die Galerie in den Außenraum führten und dort in einem Fernseher mündeten. Dieser war in einem 8 m hohen Sperrmüllbaumstumpfsendemast installiert und strahlte die gebündelte Energie in einem schwarzen Rauschen in die Welt.”

The interior of the bulk waste chapel / The WE-FAMILY “On the inside walls of the bulk waste chapel I installed 68 portraits of likeminded people. I have painted these people, some of whom have spent their lifetime pondering the question of different ways of living in society, showing my appreciation for them. Looking in their eyes and thinking of the here and now and of tomorrow, the question arises as to what we have made of the suggestions and concepts they have provided and what we will make in the future. We experience these people’s spirit, their ideas as metaphysical energy. I sat in the center of the chapel on a white bulk waste throne and read out my manifest, feeling their mental support envelop me. Wires (energy conductors) fell into the space from me and from these portrait heads; these were bundled into strands of cables running through the gallery into the exterior space, where they led to a television. The TV was installed in an 8-meter-high bulk-waste-tree-trunkbroadcasting-tower, emitting the concentrated energy into the world in a black noise.”

< Galerie Queen Anne, Leipzig 2013 / Eingang Sperrmüllkapelle > Ausschnitt aus dem Gemälde Herbert Marcuse

>> Galerie Queen Anne / Innenansicht der Sperrmüllkapelle



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> Mahatma Gandhi (Mitglied der WIR-FAMILIE) / Helge Hommes’ Manifest / Öl, Dispersionsfarbe und Draht auf Abfallkartonage / 43 x 45 cm / 2013



2014 alte post, leipzig / das ur-licht / Sperrm端llkathedrale (Ausschnitt der ostwand) Bulk Waste chapel (Detail of the East wall) Soziale plastik / interaktive kunstinstallation aus Sperrm端ll Erbaut mit hilfe der menschen der stadt leipzig Social sculpture / interactive art installation made of bulk waste constructed with the help of the people of leipzig



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wie kommen wir da zusammen? how do we join forces on this? Skizzenbuch / Helge Hommes 2014 / 2015 aktuelle Gedankenpassagen ...WAS WIRD? ...konkrete Ideen entwickeln ...die SOZIALE PLASTIK “immer noch“ die Hausaufgabe der Gegenwart ...genau hinsehen ...

Sketchbook / Helge Hommes 2014 / 2015 current thought passages ...WHAT WILL BE? ...develop concrete ideas ...the SOCIAL SCULPTURE “still” the homework of the present day ...look more closely ...

Idee einer “Sozialen Plastik“ für das Museum der bildenden Künste in Leipzig Unzählige Menschen, die eventuell noch nie ein Kunstmuseum von innen gesehen haben, bringen ihren Sperrmüll ins Museum. Die ganze Stadt macht mit ...Firmen beteiligen sich mit Sponsoring wie Gerüstbau, Schrauben- und Werkzeugbereitstellung und mehr, die Presse gibt ihr Bestes dazu, die Menschen sowieso. Es entsteht sowohl eine physisch als auch mental ästhetische, gigantische SOZIALE PLASTIK. Der physische Körper: Ein lasierend weiß bemalter Sperrmüllbaumstamm, der vom Boden durch die drei Ebenen des Museums bis zur Decke und durch die Decke in den Himmel zu wachsen scheint (Höhe 36 m). In der Kunstlandschaft Leipzigs wäre dieses Kunstwerk ein besonderer, ein neuer Baustein in der so einseitig durch die Malerei geprägten Kunstmetropole.

Idea of “social sculpture” for the Museum der bildenden Künste in Leipzig Countless people who might never have been inside an art museum take their bulk waste to the museum. The entire city gets involved ...companies provide sponsoring for scaffolding, provision of screws and tools and the like, the media makes a fantastic effort, as do the people. The result: a both physically and mentally aesthetic, gigantic SOCIAL SCULPTURE. The physical form: a bulky trash tree trunk glazed in white that appears to grow from the ground through the three museum floors all the way to the ceiling and through the ceiling into the sky (height 36 meters). This would add a special new component to Leipzig’s artistic landscape, which has been so dominated by painting in the past.

Dieser DU - ICH - WIR - BAUM soll unter dem Motto “GIB WAS DU KANNST” entstehen.

The motto for this YOU - I - WE - TREE will be “GIVE WHAT YOU CAN”.

Kommentar zu meinen Aufzeichnungen: Die Menschen rennen seit Jahrtausenden auf die Bäume zu und suchen in der Architektur der Natur Erkenntnis für ihr Leben. Damit setze ich mich nun schon seit mehr als 20 Jahren künstlerisch auseinander. Meine Malerei ist ein Spiegel dieser Architektur, der durch die soziale Plastik einen weiteren Baustein hinzubekommt. Das WIR-Kunstwerk ist sowohl in ästhetischer und architektonischer als auch in philosophischer Kapazität sehr gehaltvoll, außerordentlich zeitgemäß und darüber hinaus zeitlos.

Comments on my notes: For thousands of years people have been looking to the trees for insights into their lives in the architecture of nature. I have been addressing this in my art for over 20 years now. My painting is a reflection of that which has a further component added to it through the social sculpture. The WE-artwork is very rich in content, extremely contemporary and in addition to this, timeless, both in an aesthetic, in an architectural and in a philosophical capacity.

Sehen Sie das auch so oder anders? Wollen und können Sie Teil dieser Idee sein? Geben Sie Ihr Bestes dazu? Geben Sie was Sie können? Ich kommuniziere diese Idee, gebe meine ganze Kraft. Christo und Jeanne Claude brauchten lang, bis sie den Reichstag verhüllen durften. Ich besitze eine ähnliche Beharrlichkeit. Einigen Menschen gefällt diese Idee. Sie sagen, dass es längst an der Zeit ist, solche Schritte zu gehen. Wann auch immer sie realisiert wird. (Näheres siehe Homepage: www.helgehommes.com : Arbeiten / Skizzen + Ideen) Wie kommen wir da zusammen? ...Das ist meine Frage an SIE. > Skizze / Idee: Der DU - ICH - WIR - BAUM / Eine Soziale Plastik für Leipzig / 140 x 100 cm / 2014

Do you see it like this too, or do you see it differently? Do you want to and can you be a part of this idea? Would you give it your best? Would you give what you can? I communicate this idea, I put all of my energy into it. It took Christo and Jeanne Claude a long time before they were allowed to wrap the Reichstag, and I am similarly persistent. Some people like this idea. They say its high time we took these steps. No matter when it will be realized. (For more, see website: www.helgehommes.com : Arbeiten / Skizzen + Ideen) How do we join forces on this? ...That’s my question to YOU.



morgenland



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> Atelier Aachen / MORGENLAND ...ich will zurテシck in den Wald / 200 x 300 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014



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... nachdem der “homo demens”, der “irre Mensch”... ... after the “homo demens”, the “insane man” ... Die Aktionen der letzten Jahre beschreiben meine Ausrichtung: 2012, die erste Errichtung eines 13 Meter hohen Sperrmüllbaumes. Eine soziale Plastik?! 2013, das Schreiben des Manifestes Helge macht Feuer und dessen erste Veröffentlichung in der Galerie Queen Anne in Leipzig. 2014, im Frühjahr, wiederum in Leipzig, eine sich diesem Manifest anschließende Podiumsdiskussion mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Philosophie. Die Frage “Wie wollen wir leben?“ stand im Zentrum. Und am 09. Oktober 2014 eine SOZIALE PLASTIK mit dem Titel DAS UR-LICHT. Sie war mein Beitrag zum Lichtfest in Leipzig, die 25. Jahresfeier zum Gedenken an die Anfänge der friedlichen Revolution, die Montagsmärsche, die 1989 zur Wiedervereinigung Deutschlands führten. Meine aktuelle Malerei trägt den Titel MORGENLAND. Ich denke, man muss mich nicht wirklich gut kennen, um zu verstehen, was mich Tag für Tag antreibt. Die Bilder sind im Format meistens sperrig, meine Texte, die ich mittlerweile schreibe, ebenfalls ...zu groß oder zu klein ...nie für übers Sofa gemacht. (Viele Sofas mussten verrückt, einige Schrankwände abgebaut werden.) Quer gedacht, nie angelegt, um einfach ein Bild zu malen. Malerei, die meine Haltung offenbart, mit der Frage “Wie wollen wir leben?“ aufgeladen ist, bei aller Melancholie und allen apokalyptischen Befürchtungen und Andeutungen mit Zuversicht beseelt ist, ...eben so ist, wie ich selbst lebe. Der Spiegel meiner selbst ist die Malerei. MORGENLAND richtet den Fokus auf die Frage “...was wird?“. “...unkontrolliertes, ausuferndes, auch reiches und buntes Wachstum“, gemalt als Pflanzenwelt, ...bezogen auf die WELT? Aufgeladen mit Ängsten, Befürchtungen und Zuversicht. Ein Blick zurück oder nach vorne? ...zurück in den Wald? ...zurück zum Ursprung? Dazu ein Blick auf die Evolution, auf die Gesellschaftsentwicklung der Menschen, auf die Zeit nach einer atomaren Katastrophe oder davor? In Korrespondenz zu einer Gruppe von Portraits von Menschen, die quer dachten (meine WIR-FAMILIE, aus meinem MANIFEST). MORGENLAND: Ein Blick in einen lichten Tannenwald (Seite 51), Blicke in ein altes Gewächshaus, auf Pflanzen, einzeln als monotypische Betrachtung ins reine Weiß gesetzt (Seite 74-77), Blicke in eine Welt danach, nachdem der “homo demens”, der “irre Mensch” die blaue Zauberkugel nicht mehr im Griff hatte (Seite 68-69). Blicke in eine apokalyptisch anmutende Welt? Durchaus und durchaus nicht ...gleichzeitig?! Was war gestern, was wird morgen sein?


The activities of the past years characterise my direction: 2012, the first construction of a 13 meter high bulk waste tree. A social sculpture?! 2013, the writing of the manifest Helge macht Feuer (engl. Helge makes fire) and its first publication at Galerie Queen Anne in Leipzig. In spring of 2014, again in Leipzig, a panel discussion with guests from politics, economy, art and philosophy in continuity to this manifest. The question “How do we want to live?” was central. And on October 9, 2014 the social sculpture DAS UR-LICHT (engl. ancestral light). It was my contribution to the Lichtfest in Leipzig, the 25th anniversary celebrations, commemorating the beginnings of the peaceful revolution, the Monday marches of 1989, which led to the German reunification. My current painting is titled MORGENLAND. (engl. tomorrowland) I think, that one does not necessarily need to know me well, in order to understand what drives me day after day. The paintings are usually bulky in size and so are my notes which I started writing, ...too big or too small ...never made for “over the sofa”. (A lot of sofas had to be moved, some cabinets dismantled.) Thought laterally, never conceived to just paint a picture. Painting, which discloses my attitude, which is charged with the question “How do we want to live?”, which, despite all melancholia and apocalytitic fears and allusions is filled with confidence ...which just is the way I myself live. The mirror of my self is painting. MORGENLAND directs its focus towards the question „...what will be?“. “...uncontrolled, exuberant, also rich and colorful growth”, painted as flora, ...related to the WORLD? Loaded with fears, apprehensions and confidence. A look back or one ahead? ...back to the woods? ...back to the origin? In addition a look at evolution, at the social development of mankind, at a time after a nuclear disaster or prior one? In correspondence to a group of portraits of people who were lateral thinkers (my WE-family, from my MANIFEST). MORGENLAND: A view into a light pine forest (p. 51), views into an old greenhouse, onto plants, individually placed in pure white as monotypic observations (p. 74-77), views into a world after, after the “homo demens”, the “insane man” had lost control over the magic blue sphere (p. 68-69). Views into a seemingly apocalyptic world? By all means and definitely not ...at the same time?! What was yesterday, what will be tomorrow?

^ MORGENLAND / gestern ...ich will zurück in den Wald .../ ca. 40 x 50 cm / Öl auf Leinwand / 1990 als Straßenmaler gemalt / 2014 in Beton mit Eisengitter gerahmt


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> MORGENLAND ...eine neue Welt? / 230 x 450 cm / テ僕 und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2014




< Galerie Teapot, Kテカln 2014 / MORGENLAND ...eine neue Welt? / 230 x 450 cm / テ僕 und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2014 ^ MORGENLAND ...im Park (Jahre danach ...) / 40 x 50 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014


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^ MORGENLAND ...heute wird wieder ein schテカner Tag / 30 x 40 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014 > MORGENLAND ...kann man das essen? / 30 x 40 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014



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^ MORGENLAND ...alles wächst wieder (weißer Tagbodenstern) / 30 x 40 cm / Öl auf Leinwand / 2014 > MORGENLAND ...ein Leben lang / 155 x 155 cm / Öl auf Leinwand / 2014




< Ausschnitt aus dem Gemälde MORGENLAND ...was können wir aus unseren alten Schubladen noch brauchen?


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Ein sperriger alter Baum verwehrt uns im Wald den Zugang zum lichten Horizont. Bevor wir einen Schritt Richtung Horizont machen kテカnnen, verheddern wir uns in unseren geistigen Schubladen und verfangen uns im wuchernden Unterholz. Tief in uns angelegt liegt der Kompass (das UR-LICHT), den wir brauchen, um die Herausforderung zu meistern.

A bulky, old tree denies us passage to the bright horizon. Before we can take a step in the direction of that horizon, we get tangled up in our mental drawers and get stuck in the sprawling brushwood. Located deeply in us lies the compass (the UR-LICHT, engl. ancestral light), that we need to master this challenge.

^ MORGENLAND ...was kテカnnen wir aus unseren alten Schubladen noch brauchen? / 200 x 280 cm / テ僕 und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2014 > MORGENLAND ...into the trees / 200 x 280 cm / テ僕 auf Leinwand / 2007


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> Galerie Queen Anne, Leipzig / MORGENLAND ...kommst du mit in den Wald? (...wenn der Tag kommt) 260 x 450 cm / Öl und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2013 – 2014



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> MORGENLAND ...still und starr ruhet der See / 155 x 300 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014



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> MORGENLAND ...neue Trテ、ume braucht das Land 120 x 240 cm / テ僕 und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2014



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Wasser hat all das Chaos geflutet. Es ist Winter, es wird Frテシhling, es wird Sommer, es wird Herbst, es wird Winter, es wird Frテシhling ... wie im Film ...wie im Leben.

Water has flooded all that chaos. It is winter, it will be spring, it will be summer, it will be fall, it will be winter, it will be spring ... like in a movie ...like in life.

> MORGENLAND ...wenn heute Nacht das Eis bricht / 200 x 250 cm / テ僕 und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2014



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... was haben wir daraus gemacht ... ... what have we achieved through it ... Was ist geschehen? Ich denke an Karl Blossfeldt. Er lebte vor circa 100 Jahren und erarbeitete eine Enzyklopädie der Pflanzenwelt. Seine Bestandsaufnahme, seine demütige Huldigung an das Sein, beseelt mit dem Drang, aus diesem Sein zu schöpfen und zu gestalten. Was war? ...was ist? ...und was wird? ...ist auch meine Ausrichtung. Meine Beobachtungen, heute, 2015, hundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges! Der Blick zurück, die industrielle Revolution, was haben wir daraus gemacht, die Globalisierung heute, die fantastischen Entwicklungen in diversen technischen Bereichen, demgegenüber stehen teilweise diverse humanistische Armutszeugnisse für unsere Entwicklung als Mensch, und, und, und ...mir wird schwindelig! Es ist zu tun ...immer gegenwärtig. Ich fokussiere den Blick auf Pflanzentypen, wie Karl Blossfeldt es vor 100 Jahren machte. Male sie auf kleinen Leinwänden, sie sehen teilweise so aus, als hätte ich in die Zukunft gesehen! Ich male diese kleinen Pflanzengebilde, sie beruhigen mich, holen mich runter von der irren Frage: “Was wird?”. Wenn ich sie mir dann in Ruhe ansehe, bekomme ich wieder Lust, mein Leben weiter zu gestalten und mich im großen Ganzen einzubringen. Aber auch ich brauche Rückzugsraum zum Generieren und Nachdenken und Kraft Schöpfen. Ich gehe in den Wald, wie es die Menschen schon immer machten. Ich mache die Augen auf und sehe ...wie vor 100 Jahren ...wie, so hoffe ich, in 100 Jahren ...in eine friedvollere Welt? Karl Blossfeldt (1835 – 1932) war ein deutscher Fotograf, der besonders durch seine streng-formalen Pflanzenfotografien bekannt wurde. Er gilt fotokünstlerisch als Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Im Vorwort zu seinem Buch Wundergarten der Natur, das 1932 kurz vor seinem Ableben erschien, schrieb er: “ Die ‘Bilddokumente’ sprechen für sich. Meine Pflanzenurkunden sollen dazu beitragen, die Verbindung mit der Natur wiederherzustellen. Sie sollen den Sinn für die Natur wieder wecken, auf den überreichen Formenschatz in der Natur hinweisen und zu eigener Beobachtung unserer heimischen Pflanzenwelt anregen.” Er bewertet darin die Pflanze als künstlerisch-architektonischen Aufbau, welcher neben zweckdienlichen auch künstlerische Formen schafft. Die Natur ist damit als Lehrmeisterin für Kunst und Technik anzusehen.

What has happened? I am thinking of Karl Blossfeldt. He lived about 100 years ago and compiled an encyclopedia of the plant world. His inventory, his humble homage to being, inspired by the need to draw on this being and create from out of it. What was? ...what is? ...and what will be? ...is my orientation, too. My observations today, in 2015, 100 years following the outbreak of World War I! Looking back, at the Industrial Revolution, how have we made use of it, and globalization nowadays, the fantastic technological advancements – juxtaposed by the sad state of affairs when it comes to how we have evolved as humans, as humanist beings, and, and, and ...it’s making me dizzy! There’s so much to do ...always present. I focus my gaze on plant types, as Karl Blossfeldt did, 100 years ago. I paint them on small canvasses, some of them look as though I’ve seen the future! I am painting those small plantal contructs and they have a soothing effect on me, they bring me back from the crazy question of “What will be?”. When I look at them later on, I start feeling like I want to take charge of my life again and play a part in the bigger picture. But I also need a place to retreat to, to recuperate and ponder and regain my strength. I go to the forest, like people always have. I open my eyes and see ...as people did 100 years ago ...and as they will, hopefully, in a 100 years’ time … in a more peaceful world? Karl Blossfeldt (1835 – 1932) was a German photographer who became known for his strictly formal plant photographs. He photographic artistic efforts are regarded as New Objectivity. In the preface to his book Wundergarten der Natur (engl. title Art Forms in Nature), which was published in 1932 shortly before his death, he wrote: “ The images speak for themselves. My recordings of plants aim to reconnect us with nature. They are intended to rekindle an appreciation of nature, to draw our attention to nature’s overabundance of forms and to encourage the observation of our native plant world.” In his conclusions he considers the plant as an artistic-architectural structure, which creates artistic shapes alongside useful ones. Accordingly, nature has to be regarded as the revered teacher for art and technology.


^ Kleinformatige Arbeiten aus der Werkgruppe MORGENLAND / テ僕 und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2014


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^ MORGENLAND ...Disteldieeinetulpeseinwill / 30 x 40 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014 > MORGENLAND ...Orakel der Leere / 30 x 40 cm / テ僕 auf Leinwand / 2014



GESPRĂ„CH ZWISCHEN vater und sohn conversation between father and son Ăœber Kunst = leben + leben = kunst about art = life + life = art ...und mehr ... and more ...

Foto: Zusammenarbeit vater und sohn (helge + luka hommes) beginn der entstehung des sperrmĂźllbaumes im grenzwald aachen - belgien / grenzkunstroute 2011


Vater und sohn ...20 jahre. (helge hommes, *1964 + luka hommes, *1989) Aufgenommen im atelier in aachen im januar 2015 game over - everything is destroyed - you are the winner Helge: Ich blicke ins Jahr 1994: “Game over – everything is destroyed – you are the winner”. Das war mein Kommentar zu der sich damals neu formierenden Computer-Spielzeugwelt. Der Gameboy-Welt. In meiner Malerei wurde dieser Kommentar Bildtitel.

Helge: I am looking at the year 1994: “game over – everything is destroyed – you are the winner“. That was my remark regarding the newly developing world of computer toys back then. The gameboy world. In my paintings this remark became a work title.

(Siehe Werkgruppe Zyklus Ausgrabungen Kindereien 1993-1995 / Katalogheft “Ausgrabungen”, Galerie Epikur)

(See Werkgruppe Zyklus Ausgrabungen Kindereien 1993-1995 / Catalogue „Ausgrabungen“, Galerie Epikur)

Ich nahm den Sachverhalt der sich stark verändernden Spielzeugwelt (aus dem Sandkasten hin zu Computerspielen) als Indikator für eine zu erwartende Prägung der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen. Fragen, wie sich die gravierende Veränderung in der Spielzeugwelt auf die Kinder auswirken würden, beunruhigten mich sehr und führten zu zynischen Bildtiteln. “Als ich Kind war, spielten wir im Sandkasten auch mit Soldaten, aber wir bauten die Verstecke, Höhlen, Wege und Burgen aus Sand, Holz und Stein. Man spielte aktiv-kreativ im Gegensatz zur heutigen ‘Gaming-Welt’.”

I took the circumstance of the drastically changing toys world (from the sandbox to comper games) as an indicator for an expected cultural imprint of the adolescent kids and teens.

Luka: “Papa, du liegst da falsch, ‘Game over’ bedeutet, ‘Das Spiel ist aus’, Du hattest dann nicht gewonnen, sondern verloren, musstest noch mal von vorn anfangen (...damit Du ins nächste Level kamst). Die Spiele waren drauf angelegt, immer das nächste Level zu erreichen – das zu schaffen. Du konntest praktisch gar nicht aufhören, Du hast nie gewonnen.” Helge: “Da sprichst Du zentral zwei verhängnisvoll verknüpfte Befindlichkeiten an, die ich mit der Satzfragmentkopplung (‘everything is destroyed – you are the winner’) zynisch kombiniert kommentierte. Sie zeigt ein Verbrechen, was man Euch Kindern angetan hat: Der formale Fakt im Spielzusammenhang – zum Lebensfaktum mutiert: Man wird spielsüchtig und geht dabei kaputt, man wird nie gewinnen.”

Questions, like how the grave change that came with computer toys would affect the youth, certainly concerned me and led to cynical work titles. “When I was a kid, we played in the sand box, also with soldiers, but we were building hideouts, caves, pathways and castles made out of sand, wood and stones. We were playing active-creative, contrary to the gaming world of nowadays.” Luka: “Daddy, you are wrong here, ‘Game over’ means ‘The game has ended’. It doesn’t mean, you have won, but lost. You had to start over again. (...as to reach the next level.) Games were intended towards that goal, always reaching the next level – accomplishing that. Basically, you could never stop, you had never won.” Helge: “You are directly mentioning two fatally intertwined mental states here, which I commented on by using these cynically combined phrase fragments (‘everything is destroyed – you are the winner’). This is showing a crime, which had been committed towards you kids: The formal fact in correlation with gaming – mutated into a life fact: One becomes a gaming addict and deteriorates, one can never win.” (Continued on the next page)

(Fortsetzung auf der nächsten Seite)

^ ZAK Sandkastenspiele ...game over – everything is destroyed – you are the winner / 24 x 18 cm / Öl, Bleistift, Brikett- und Holzasche auf Leinwand / 1994


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“... wirklich glücklich? ...”. “... really happy? ...”. Helge: “Dein Bruder Joschka und Du zeichneten als Kinder Unmengen von Panzerschlachten auf DIN A4-Papier (dem üblichen Maluntergrund für Kids). Dann gab ich Euch beschichtete Pappe, die Ihr mit einer Nadel einritztet und mit Ölfarbe einriebt. Aus der Sicht eines Erwachsenen entstanden wunderschöne Grafiken.”

Helge: “When you were boys, you and your brother Joschka drew hundreds of tank battles on A4 paper (the standard painting ground for kids). Then I gave you coated cardboard that you scratched with needles and then you rubbed oil paint into the grooves. From an adult’s point of view you made beautiful graphic art works then.”

Luka: “Das war eigentlich was ganz Neues für uns: Was uns durch den Kopf ging, mit einer Nadel in Karton zu ritzen, anstatt einfach zu malen. Man sah das Ergebnis ja auch erst später so richtig – nachdem man die Farbe drauf- und dann wieder abgerieben hatte. Es war spannend – wie Geschenke auspacken. Wir machten uns unsere eigenen Geschichten von unseren Helden, mit denen wir sonst auf unseren Konsolen spielten.”

Luka: “Actually that was something completely new to us, scratching things from our imagination into cardboard using a needle rather than just drawing them. The result only came out later too, when we applied paint and then rubbed it off again. It was exciting – like unwrapping gifts. We made up our own stories around our heroes we normally played with on our consoles.”

Helge: Fortsetzung der Gaming-Welt in der Pubertät und darüber hinaus: “Die Ballerspiele, eine ‘gameworld of war’ – aus meiner Sicht mit nicht zu verantwortenden Folgen: Man soll sich gut fühlen, je mehr man kaputt macht bzw. Gegner erledigt.” (Vorsicht! ...das Unterbewusstsein ist immer wach und speichert und prägt...) “Es entsteht wohl tatsächliche ein Glückserlebnis, was aus einer Leistung (...Scheinleistung?) generiert wird, die die Meisterung einer virtuellen, maximalen Zerstörung als Ziel hat. Das ist der perverse Zusammenhang. In der ‘realen Welt’ ist dieses Glücksgefühl nicht positiv angesehen, da es sich nicht aus anerkannter Leistung generiert (...in der ‘realen Welt’ gibt es auch jede Menge perverser Bezüge, die ich in Frage stelle), sondern es wird als Zeitvergeudung empfunden und man denkt, dass es einen statt ‘wirklich glücklich’ eher unfähig macht, selbst nur kleine Aufgaben der Lebensorganisation zu meistern. Was, so wie ich das beobachte, wiederum zutrifft. Viele Jugendliche und auch ‘Erwachsene’ werden spielsüchtig und lebensuntüchtig in Einem. Und das in einer Welt, die Anforderungen immer größeren Kalibers an uns stellt.”

Helge: “Taking the gaming world into adolescence with us and the years that followed: “The way I see it, these shoot ‘em ups / this game world of war has irresponsible consequences: Players are supposed to feel good the more they destroy, or the more opponents they kill.” (Careful! ...the subconscious mind is always awake and records and develops...) “It seems as though this does in fact constitute a joyful experience generated out of an achievement (pseudoachievement?) that posits the mastery of maximum virtual destruction as its goal. That’s the perversion at play here. In the ‘real world’ the feeling of joy generated here is not regarded as something positive, as it is not the outcome of a recognized achievement (...there are also any number of perverted correlations in the “real world”, which I would question) but is on the contrary seen as a waste of time and, rather than ‘actually making one happy’ it keeps them from mastering even small tasks in in life. Which is true from what I can see. Many kids and ‘grown-ups’ as well, become addicted to games, leaving them unable to cope with life at the same time. And this in a world that places ever greater demands on us.

< Helge Hommes / ...game over / 14 x 47 cm / Öl auf Resopalplattenrest / 2010 ^ Luka Hommes (mit 8 Jahren) / Teenage Mutant Hero Turtles / 30 x 42 cm / Ölfarbe in Ritzungen auf beschichtete Pappe gerieben / 1997 > Helge Hommes / wenn ich ... / 13,5 x 11,2 cm / Öl auf Spanplattenrest / 2010



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wenn ich ... if i ... Helge: “Das Bild heißt wenn ich ... (Siehe vorherige Seite). Es ist formal gesehen sehr klein (13,5 x 11,2 cm), entgegengesetzt der Vorstellung eines Wunsches, der im Bild selbst ruht (...die Aufschrift wird Programm). Diesen Satzanfang haben schon so unzählig viele Menschen ausgesprochen. Den dann folgenden Ankündigungen oder Verkündigungen stehen höchstwahrscheinlich deutlich weniger Taten gegenüber. Und trotzdem gehört dieser Satzanfang zentral zu unserem Sein. Beim Formulieren fließt eine gewisse Energie, die uns zumindest kurzzeitig in Schwung bringt. Ich denke, es ist immer mal wieder gut, auf dieses Bild zu sehen, um nicht zu vergessen, was man schon so alles in die Welt setzen, bewegen, verhindern, neu anfangen, aufhören ...usw. wollte.” Luka: “Ich kenne das Gefühl. Bin jetzt zu Besuch bei Dir und komme einfach wieder durch unsere Gespräche zum Wesentlichen. Ich werde mir bewusst. Ich sehe, was ich machen muss, um meine Ziele zu erreichen. Ich fühle mich positiv aufgetankt. Wenn ich wieder zu Hause bin, überschwemmen mich leider wieder die Alltagsprobleme. Man muss dann da durch, fühlt sich irgendwie gelähmt, narkotisiert und vergisst erschreckend schnell, was man sich alles vorgenommen hatte.” Helge: “Als ich damals anfing, die Feuerbilder zu malen, stand für mich auch ein großes ‘Wenn ich ...’ im Raum. Wenn ich die Formel Kunst = Leben + Leben = Kunst ernst nahm, dann war es längst an der Zeit, das Gestalten des eigenen Lebens mit dem Bildgestalten gleichzustellen. Wenn man begreift, dass alles eins ist, wenn man das mal nur für sein eigenes Leben begreift, hat man schon viel zu tun. Man selbst sortiert von (a) wie anstrengend oder angenehm über (n) wie notwendig oder nichtig bis zu (s) wie schwer oder schön und (z) wie zerstörerisch oder zielführend. Ich nahm mir vor, nicht mehr zu trinken, ein zentraler Entschluss in meinem Leben, ein Gedanke, der immer mal wieder in meinem Kopf anklopfte, aber nie zu einem tiefen Entschluss reifte und schon zu lang nach souveräner Gestaltung schrie. Vor viereinhalb Jahren war es endlich soweit. Die Qualität, die ich in der Lage war auf der Leinwand zu leben, erreichte in dieser wichtigen zentralen Schlüsselposition mein Leben. Für Euch, meine Kinder und nahen Menschen, war es bestimmt eine lang sehnsüchtig erwartete Wandlung. Wie sieht Dein ‘Wenn ich ...’ bezüglich Kunst = Leben aus?” Luka: “Kunst ist für mich zu leben. Die Möglichkeit, Leben so zu gestalten, wie ich es möchte. Das zu sagen, was ich denke und träume – das zu leben oder zum Leben zu erwecken, was ich vielleicht nie aussprechen würde. Es gibt für mich kein ‘Ich nehme mir vor, Kunst zu machen’. Was ich mir selbst vornehmen kann, ist, meine Fähigkeiten zu sehen und auszuarbeiten – wieder offener, lebensfroher zu werden, Vertrauen aufzubauen und mich fallen lassen zu können.” Helge: “Hast Du auch Lust, ein Feuer zu machen? Eine Frage, die aus einer anderen vergangenen Zeit und Welt zu kommen scheint? ...Nein und ja! ...oder aus einer dieser modernen Dschungel-Survival-Shows? ...Nein und nochmals Nein, aber auch da ist diese Frage nicht zu unterschätzen! ...oder auf einen Campingurlaub hindeutet? Nein! Diese Frage ist eine Metapher, sie klopft die Befindlichkeit des Befragten auf die

Helge: “The picture is titled wenn ich ... (engl. if I ..., see previous page). It is, from a formal point of view, quite small (13.5 x 11.2 cm), in contrast to the notion of a wish or desire that is inherent in this picture (...the title becomes programmatic). Countless people have started sentences with these words. But the respective deeds often don’t follow the declarations and intentions that come after them. And yet this statement is central to our being. Formulating things generates a certain energy that builds momentum, even if just for a short time. I think it’s good to look at this image once in a while so that we don’t forget all of the things we wanted to bring into the world, to make happen, prevent, start anew, stop doing … etc.” Luka: “I know that feeling. I am visiting you now and in our conversations I come back to what’s essential. I become aware. I see what I have to do in order to reach my goals. I feel like I am positively charged. When I’m back home I get swamped by everyday problems. Then I have to deal with those and I feel paralyzed, narcotized and I am scared how quickly I forget the things I wanted to do.” Helge: “When I started doing the fire paintings there was a huge ‘If I ...’ hanging over me. If I wanted to take the equation art = life + life = art seriously, I had to start getting my life together in the same way I approached creating a painting. Once you understand that it’s all connected, even just in relation to your own life, you already have a lot to be getting on with. You start organizing things from (a) for arduous or agreeable to (e) for expedient to (n) for noxious, necessary or negligible to (s) for serious or sweet, and so on. I resolved to stop drinking, a central decision in my life, a thought that kept coming back and knocking on my mental door, but up to that point I had never arrived at a profound decision and it was an issue that was screaming out at me, demanding to be handled with confidence. Four-and-a-half years ago the time was right. The quality I was able to live out on canvas began to fill a central position in my life. To you, my children and the people close to me, this must have been a long-awaited transformation. What is your ‘If I ...’ as regards art = life?” Luka: “To me, art means “... to live”. The possibility to shape my life the way I want. Saying what I think and dream about – living or bringing to life what I may never express with words. To me, there is no ‘I intend to make art’. What I can plan on doing is to recognize and improve my skills, to become more open and buoyant again, to gain confidence and be able to let go.” Helge: “Do you feel like making a fire? That question seems to derive from a past time or world? ...No and yes! ...or maybe it is a question from one of these modern jungle reality shows? ...No, and definitely no, but this question cannot be underestimated in this context either! … or maybe it relates to a camping trip? No! This question is a metaphor, it sounds out the mental state of the person being asked to look after himself, of whether or not he has the basic skills necessary for survival or whether he is already entirely dependent on the consumer world. If that question is lost on you, then you’re in a sorry state even if you don’t like to think so yourself.


Bereitschaft ab, ob er überhaupt in der Lage ist, selbst für sich zu sorgen, ob er die überlebenswichtigen Grundfertigkeiten noch besitzt oder schon total von der Konsumwelt abhängig geworden ist. Wenn man damit nix anfangen kann, steht es schlecht um einen selbst, auch wenn man das nicht glauben mag. Prüfe Dich selbst, übe und trainiere Dich ...”. (Auch im genauen Hinsehen und Erfassen, im Zeichnen jeden Tag.) Luka: “Das predigst Du mir schon ewig, Papa. (lacht) Ich kenne Deine Ansichten, teile sie auch mitunter. Ja, ...in gewisser Weise sind wir von Dingen, wie zum Beispiel dem Handy, abhängig. Ich denke, wie bei allem kommt’s auf das richtige Maß an. Die Welt ist so komplex und schnelllebig, auf manches kann man, glaube ich, einfach nicht verzichten. Zu differenzieren fällt schwer. Man wird durch Erziehung und Einflüsse aus dem Umfeld geprägt. Ich habe beispielsweise durch Dich und Dein Umfeld gelernt zu differenzieren, dass für mich Sache XY nicht wichtig ist und ich mich auf meine Sichtweise konzentrieren möchte. Das hat mich, meiner Meinung nach, freier gemacht und stärkt mich.” Helge: “Ich mache gerne Feuer. Man sitzt am Feuer, sieht in das Feuer, man denkt nach und vor, wird melancholisch und revolutionär. Wenn ich am Feuer sitze, denke ich an die vielen schönen und hässlichen Dinge in der Welt. Mein ‘Wenn ich ...’ wird aktiv. Das Feuer war damals der Quell für das Bedürfnis, das Manifest zu schreiben. Feuer machen, Funken fliegen in die Welt, manche haben genug Energie, um im passenden Moment, am richtigen Ort, in genau für diesen Funken empfänglichem Kopf aufzugehen, etwas in Gang zu setzen, wovon man sonst sagen würde, dass es dafür keine Zukunft gibt, es vollkommen utopisch, einfach nicht zu realisieren ist. Manchmal bedarf es eben nur der Tatsache, dass jemand ein Feuer macht, ein anderer das sieht und sich gerne dazugesellt und man dann bereit ist, sich auszutauschen. Feuer machen ist eine Sprache. Verstehst Du sie? Komm, setz Dich ans Feuer und rede mit mir.”

Examine yourself, practice and train yourself ...”. (Also, to look more closely and grasp things, by drawing every day.) Luka: “You’ve been preaching that for ages, Dad. (laughs) I know your views and I share some of them. Sure, ...in a way we are dependent on certain things, like, for example, cellphones. But as with all things I think it’s important to find the right balance. The world is so complex and fast-paced, and the way I see it there are some things you just can’t do without. It’s hard to differentiate. Your upbringing and your social environment influence you. For example, you and your background have taught me that XYZ is not so important and that I want to concentrate on my way of looking at things more. In my opinion that has made me more liberated and stronger.” Helge: “I like making a fire. You sit by the fire, look into the flames, reflect and think about the future and the past, become melancholic and revolutionary. When I sit by the fire I think of all the beautiful and all the ugly things in the world. My “If only I ...” comes alive then. At the time the fire triggered the need to write a manifest. Making a fire, sparks flying into the world, and some of them have enough energy to put something in motion if they reach the right place, a head that is receptive to just this spark. Then they may initiate something that would otherwise be deemed utopian or without a future, unable to be realized. Sometimes it just needs the fact that someone lights a fire, someone else sees it and cares to join and if the two of them are willing to exchange thoughts. Making fire is a language. Do you understand it? Come sit with me by the fire and talk to me.” Luka: “By the fire... I guess I also start pondering things and coming up with ideas; I enjoy the moment and the tranquility. Getting away from the stress and living in the fast lane. Not talking, just pausing and listening to your innermost self and maybe being able to enjoy the things, that surround you, in peace. And if I should end up saying something in that situation, then it certainly won’t be out of the everyday but probably something rather pensive.”

Luka: “Am Feuer... Ich denke dann wohl auch nach und spinne gern rum – genieße den Moment und die Ruhe. Mal abschalten vom Stress und Dauerspurt des Lebens. Nichts reden, mal innehalten, auf sein tiefstes Ich hören und vielleicht auch das, was dich umgibt, in Ruhe genießen können. Und wenn ich dann etwas sagen sollte, wird es mit Sicherheit nichts aus dem Alltag sein, sondern eher etwas Nachdenkliches.” ^ Helge macht Feuer / 170 x 220 cm / Öl auf Leinwand / 2010


die wand





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> Atelier Aachen / Die Wand / Komposition 10.01.2015 / Hommage an Leonas H.-T. / Zeugnisse von 1994 – 2015



helge



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helge hommes ...Vita

“Ich betrachte mein gesamtes Leben als Kunst“. Leben = Kunst + Kunst = Leben “i see my whole life as art”. Life = art + art = life 1964 geboren in Schwelm (NRW), bis 1984 lebte er im Raum Wuppertal. In den Jahren 1977 bis 1992 entwickelte sich eine kritische Haltung gegenüber dem gesellschaftlichen Leben. Es reifte die Entscheidung, ein alternatives Lebenskonzept zu entwerfen, und so gründete er bereits 1987 in der neuen Heimat Trier eine Öko-Aussteigerfamilie mit drei Kindern. Er war bereit, als junger Familienvater alles auf eine Karte zu setzen, zog ein unkonventionelles Leben als Straßenmaler einem anerkannten Berufsleben vor und fand die Möglichkeit, parallel einem über die Jahre praktizierten Selbststudium der Kunst und Kunstgeschichte seinem Blick auf das Leben durch Malerei Form zu geben. Das war die Basis. Er erkannte: Künstler wird man nicht, man ist Künstler oder nicht (fern jeglichen romantischen Gefühls oder sonstigen Rahmens)! Die über die Jahre 1988 bis 1992 in einer Garage entstandenen Bilder wurden die Eintrittskarte für den Kunstmarkt. 1992/93 Galerien zeigen erste Interesse an seiner Malerei. 1993 Galerie Epikur in Wuppertal zeigt in einer ersten Einzelausstellung seine Arbeiten. (Ausgrabungen - Kindereien). 1995-97 Gestisch heftige Übermalungen seiner gesellschaftskritischen Arbeiten der Jahre 1989/90. Werktitel: Begrünungen (ein Begriff aus der Umweltpolitik). 1996 Seine Arbeiten werden zum ersten Mal auf der ART Frankfurt gezeigt 1998 Beginn der Werkgruppe Waldarbeiten. Der Fokus auf der Architektur der Natur wurde Quell seiner Arbeit. 2002 Wechsel des Lebensraums und Umzug nach Aachen. 2006 Beginn, seine Arbeit in parallel laufende Werkgruppen zu teilen: ...Architektur der Natur ...Das Baumportrait ...into the trees ...ab 2008 ICH - Bilder / DU - Bilder / WIR - Bilder 2010 Aus einer radikalen Selbstreflexion entsteht die neue Werkgruppe ...folge mir. 2011 Im Rahmen der “Grenzkunstroute – Übergriffe” (einem Land-Art-Festival im Belgisch -Aachener Wald) entstand der erste Sperrmüllbaum. (Für Hommes war diese Aktion sein persönlicher Beginn mit der Arbeit an der sozialen Plastik.) 2012 Hommes lebt und arbeitet und in Leipzig und Aachen. 2012 Beginn des Schreibens am MANIFEST – HELGE MACHT FEUER. 2013 Am 21. und 22. September 2013 wird das Manifest in der Galerie Queen Anne / Baumwollspinnerei Leipzig der Öffentlichkeit präsentiert. 2014 Beginn der Werkgruppe MORGENLAND.

Born 1964 in Schwelm (North Rhine-Westphalia), he lives in the Wuppertal area until 1984. He develops a critical stance on social live over the years of 1977 to 1992. The decision of developing an alternative life concept matures in him, so that he founds an eco-dropout family with three children in his new home of Trier, as early as 1987. Even though he is a young family man, he is ready to put all his eggs in one basket and prefers the unconventional life of a street artist over an acknowledged work life. At the same time he finds the possibility to express his views on life through painting, having self-educated himself in art and history of art. That was the basis. He realizes: You do not become an artist, you are an artist or you are not (unrelated to any romantic feeling or other context)! The paintings created between 1988 and 1992 in a garage become the admission ticket to the art market. 1992/93 Galleries begin to manifest a first interest in his art 1993 Galerie Epikur, Wuppertal shows his work in a first solo-exhibition (Ausgrabungen - Kindereien / engl. excavations - baubleries). 1995-97 Boisterous gestural pictures painted over his older socially critical works of the years 1989/90, covering them entirely. Title of the series: Begrünungen (engl. revegations - a term stemming from eco-politics). 1996 His works are shown for the first time at the ART Frankfurt fair. 1998 He begins the group of paintings entitled Waldarbeiten (engl. forest works). Focusing on the architecture of nature becomes the source of his work. 2002 He changes his living environment and moves to Aachen. 2006 He starts to dispose his works in parallel groups that develop simultaneously: ...Architektur der Natur (engl. architecture of nature) ...Das Baumportrait (engl. tee portrait) ...into the trees ...from 2008 on ICH - Bilder / DU - Bilder / Wir - Bilder (engl. I - paintings / YOU - paintings / WE - paintings) 2010 A new group of works entitled ...folge mir (engl. follow me) is born out of a radical self-reflection. 2011 The first Sperrmüllbaum (engl. bulk waste tree) is formed as part of the Land Art-Festival “Grenzkunstroute – Übergriffe” (engl. frontier art route - assaults) in the woods between Belgium and Aachen. (This campaign marks the starting point of Hommes’ work on the social sculpture). 2012 Hommes starts to work and live in Leipzig and Aachen. He begins writing the MANIFEST – HELGE MACHT FEUER (engl. MANIFEST – HELGE MAKES FIRE). 2013 On September 21st and 22nd the manifest is presented to the public in Galerie Queen Anne / Baumwollspinnerei Leipzig. 2014 Beginning of the group of works called MORGENLAND (engl. tomorrowland).


Ausstellungen + Projekte + Diskussionen (Auswahl ab 1995) Legende: Einzelausstellungen (E) Katalog (*) 2014 // - Leipzig / Alte Post + Galerie Queen Anne / DAS UR-LICHT (E*) / Installation / Podiumsdiskussion / Lesung des Manifestes, Soziale Plastik ...zum Lichtfest Leipzig (Gedenkfest zum Beginn der friedlichen Revolution von 1989) // - Bitburg / Museum Haus Beda / ...Mythos Wald (*) // - Museum Siegburg / MORGENLAND (E) // - Aachen / Müllprojekt mit Kindern der 4. Klasse in der Grundschule Hanbruch / DER MÜLLTROPFEN (E) // - Köln / Galerie Teapot / MORGENLAND (E) // Leipzig / Halle 14 Zentrum für Gegenwartskunst / Helge macht Feuer // - Leipzig / Galerie Queen Anne / Podiumsdiskussion (...Wie wollen wir leben?) / Gäste: Dr. M. Griefahn / M.S. Salomon / Luci van Org / M. Braungart / Moderation A. Ehlers // - Kornelimünster / HELGE MACHT FEUER / gesellschaftspolitische Diskussion + Feuer (im Atelier von Brele Scholz) // Darmstadt / Galerie Netuschil / HELGE MACHT FEUER (E) 2013 // - Leipzig / Galerie Queen Anne / MANIFEST HELGE MACHT FEUER ( Erstveröffentlichung in Deutschland ) (E*) // - NY ( USA ) / Central Park + Times Square Performance: Lesung des Manifestes im Central Park + Helge bügelt den Times Square // - Osnabrück / Kunsthalle Dominikanerkirche / Sammlung Rusche (*) // - ART Karlsruhe / Galerie Rigassi, Bern // - Hannover / Galerie Robert, Drees ( Out-look ) // - Aachen / ONE-NIGHT-SKULPTUR aus Sperrmüll in den Straßen von Aachen 2012 // - Wuppertal / Galerie Epikur / ...wer bin ich? (E) // - ART Zürich ( CH ) / Galerie Rigassi, Bern (E) // - Leipzig / Werkschauhalle / Sammlung Rusche, eros + tantos (*) // - Wiesbaden / ONE-NIGHT-SKULPTUR / in Privatwohnung // - Wiesbaden / Kunstverein Bellevue // - Wiesbaden / Galerie Erhard Witzel / wer bin ich? (E) // - Aachen / Galerie Freitag 1830 / ...noch besser leben (E*) // - ART Karlsruhe / Galerie Raphael, Frankfurt (E*) // - Köln / Galerie Teapot /...folge mir (E) 2011 // - Aachen - Belgien / SPERRMÜLLBAUM / Land-Art Festival Grenzkunstroute (E) // - Leipzig / Galerie Queen Anne / quod sumus - hoc eritis (E*) // - Berlin / Galerie Schmalfuss / Waldesruh (E) Marburg / Galerie Schmalfuss / quod sumus - hoc eritis (E) // - Zürich ( CH ) / Galerie Alex Schlesinger // - Tilburg ( NL ) Galerie Kokon / Waldesruh (E) // - Wuppertal / Galerie Epikur // - Köln / Venloherstr. Kunstprojekt von P. Noller / Eremitage // - Düsseldorf / Museum Kunstpalast / GK- NRW (*) // - ART Karlsruhe / Galerie Roland Aphold, Basel 2010 - Zug ( CH ) / Galerie Arrigoni / Waldesruh (E) // - Darmstadt / Galerie Netuschil / Künstler aus dem Aachener Land // - Siegen / Kunstverein Siegen / quod sumus - hoc eritis (E*) // - Aachen / Galerie Freitag 1830 / Waldesruh (E) // - Basel ( CH ) / Galerie Roland Aphold / Waldesruh (E) // - ART Karlsruhe / Galerie Raphael, Frankfurt + Galerie Roland Aphold, Basel (E) // - Düsseldorf / Museum Kunstpalast / GK - NRW (*) 2009 // - Paris ( F ) / Galerie Suty ( coje la foret ) / Waldesruh (E) // - Tilburg ( NL ) / Galerie Kokon / into the trees (E) // - Aachen / Neuer Aachener Kunstverein / Jahresgaben // - ART Paris ( F ) / Galerie Arnoux, Paris (E) // - Städtische Galerie, Speyer 2008 // - Paris ( F ) / Galerie Arnoux / into the trees (E) // - Stuttgart / Kunstraum 34 / nto the trees (E) // - Frankfurt / Galerie Raphael 12 / into the trees (E*) // - ART Paris ( F ) / Galerie Arnoux, Paris (E) // - ART Karlsruhe / Galerie Haus Schneider, Ettlingen // - ARTFAIR Bologna ( I ) / Galerie Raphael 12, Frankfurt (E) // - Aachen / Galerie Freitag 1830 // - Marburg / Galerie Michael Schmalfuss (E) 2007 // - Aachen / NAK /Auktion // - Saarbrücken / K4 Galerie (E) // - Koblenz - Boppart / Kunstverein Mittelrhein // - ART Toronto ( CA ) / Galerie Raphael 12, Frankfurt (E) // - Paris ( F ) / Galerie Akie Arrichi / into the trees (E) 2006 // - Aachen / Kunstroute / Galerie am Elisengarten (E*) // - Bruchsal / Kunstverein Damianstor / into the trees (E) // - Ulm / Galerie am Fischerplatz (E) // - Frankfurt / Galerie Raphael 12 / into the trees (E) // - Paris ( F ) / Galerie Arnoux / into the trees (E) // - Bochum / Kunstverein Januar / Waldesruh (E) // - Zürich / Projektraum Galerie Haus Schneider, Ettlingen / into the trees (E) // - Roermond ( NL ) / Stedelik Museum Roermond in Zusammenarbeit mit Ludwig Forum Aachen (*) // - Tilburg ( NL ) / Galerie Kokon // - Frankfurt / Galerie Raphael 12 // - ART Bodensee ( Dornbirn ) / Galerie 60 / Gerold Hirn (Lichtenstein ) 2005 // - Trier, Oberbillig an der Mosel / Galerie Hildegart Reeh / Contemporaneum / Waldesruh (E) // - München / Projekt mit Galerie Robert Dress, Hannover, Eon München (E*) // - Nimwegen ( NL ) / Parapluefabrik (*) // - Toulouse ( F ) / Fondation d’entreprise espace e’ cureuil pour l’art contemporain // - Mailand ( I ) / Galerie Davide Di Maggio // - Düren / Schloss Burgaue 2004 // - Aachen / Raum für Kunst / Waldesruh (E*) // - Tilburg ( NL ) / Galerie Kokon (E) // - Saarbrücken / K4 Galerie / Waldesruh (E) // - Köln / Galerie Werner Klein // - Eupen ( B ) / IKOP (*) // - Paris ( F ) / Orangerie du Senat, Jardin du Luxembourg // - Paris ( F ) / Galerie de L’entrepot // - Trier / Kunstverein Gesellschaft für bildende Kunst e.V. // - Paris ( F ) / Galerie Arnoux / Waldesruh (E) 2003 // - Trier / Städtisches Museum Simeonstift / Kunstpreis (E*) // - Paris ( F ) / Galerie Akie Arrichi / Waldesruh (E) // - Dortmund / Galerie Ute Brummel (E) // - Luxembourg ( LUX ) / Galerie Clairefontaine / Waldesruh (E) // - Köln / Galerie Werner Klein // - Mailand / Milan-fair / Galerie Davide Di Maggio, Mailand // - ART Frankfurt / Galerie Ute Brummel, Dortmund (E) 2002 // - Solingen / Museum Baden (E / Naturlabor*) // - Köln / Galerie Werner Klein / Waldesruh (E*) // - Mailand / Galerie Davide Di Maggio (E) // - Kunstverein Hof / Waldesruh (E) 2001 // - Tilburg / Naturkundemuseum / (E - Naturlabor*) // - Luxembourg ( LUX ) / Galerie Clairefontaine (...into the trees) (E) // - ART Frankfurt / Galerie Maisenbacher, Trier / Waldesruh (E) // - ART Paris ( F ) / Galerie Arnoux, Paris (E) // - Kunst-Köln / Maisenbacher Galerie, Trier (E) 2000 // - Köln / Galerie Werner Klein / into the trees (E) // - Luxembourg ( LUX ) / Galerie Clairefontaine // - ART Frankfurt / Galerie Maisenbacher, Trier (E*) // - Kunst-Köln / Galerie Maisenbacher, Trier 1999 // - Trier / Maisenbacher Galerie (E*) // - Paris ( F ) / Galerie Akie Arrichi // - Kunstverein Oberhausen // - Kunst Zürich ( CH ) / Maisenbacher Galerie,Trier (E*) // - ART Frankfurt / Galerie Markus Nohn, Trier // - ART Strasbourg ( F ) / Maisenbacher Galerie, Trier 1998 // - ART FAIR Stockholm ( S ) / Maisenbacher Galerie, Trier (E) // - ART Strasbourg ( F ) / Maisenbacher Galerie, Trier // - ART Frankfurt / Galerie Markus Nohn, Trier // - Kunsthaus Essen // - Liege ( B ) Musée d’Art Contemporain (*) // - München / Haus der Kunst / GK (*) // - Wuppertal / Deutsche Bank / Naturlabor // - Trier / Galerie Markus Nohn (E) // - Jamoingne ( B ) / Centre d’Art Contemporain du Luxembourg - Belge (E) // - Landau / Kulturförderung der Sparkasse Landau (E*) // - Luxembourg ( LUX ) / Galerie Clairefontaine (E) 1997 // - Den Haag ( NL ) / Kunstverein Art’s Place (E) // - Trier / Galerie Markus Nohn (E) // - Wuppertal / Galerie Epikur (E) // - Paris ( F ) / Galerie Akie Arrichi // - München / Haus der Kunst / GK (*) // - ART Frankfurt / Galerie Markus Nohn, Trier // - Tokio Artfair ( J ) / Galerie Aklie Arrichi, Paris // - Kunstmarkt Dresden / Galerie Epikur, Wuppertal // - Kunst-RAI AMSTERDAM ( NL ) / Galerie Maisenbacher, Trier 1996 // - Nancy ( F ) / Städtisch Galerie Nancy // - Luxembourg ( LUX ) / Tutesaal (ehemaliges Gefängnis) / Du Vague l’Art (*) // - München / Haus der Kunst / GK (*) // - Kunstverein Oberhausen / Begrünungen (E*) // - Wuppertal / Galerie Epikur / Begrünungen (E*) // - Den Haag ( NL ) / Galerie Ten Hook (E) // - Luxembourg ( LUX ) / Galerie Clairfontaine (E) // - Kunstverein Schwelm (E) 1995 // - Wuppertal / Galerie Epikur / Ausgrabungen - Kindereien (E) // - Trier / Galerie Markus Nohn / Ausgrabungen - Kindereien (E) // - Kunstverein Gottmadingen / Galerie Titus Koch // - St. Wendel / Galerie im Zwinger // - Schloss Bourglinster ( LUX ) / Du vague l’Art





helge hommes morgenland

der katalog erscheint anläßllich der ausstellung “morgenland” the catalogue is published on the occassion of the exhibtion “morgenland” 21.03. - 25.04.2015 05.03 - 08.03.2015 29.06. - 24.08.2015

Ausstellung / Exhibtion MORGENLAND, Galerie Raphael One Artist Show MORGENLAND, Art Karlsruhe, Galerie Raphael Rückblick auf / Retrospective on MORGENLAND, Stadtmuseum Siegburg

Auflage / Edition: Herausgeber / Editor: Verlag / Publisher: Konzept / Concept: Texte / Essays: Übersetzung / Translation: Gestaltung / Layout: Fotografie / Photography: Lektorat / Copyeditor: Druck / Print:

500 Exemplare Raphael Petrov Galerie Raphael, Inh. Raphael Petrov e.K. Helge Hommes Helge Hommes / Gespräch zwischen Helge und Luka Hommes Dr. Jeremy Gaines Translations Helge Hommes / Sami Nigm Helge Hommes Claudia Knöpfel Arti Grafiche de Pietri S.r.l.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über www.dnb.ddb.de abrufbar. Bibliographic information of the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available at www.dnb.ddb.de Galerie Raphael Inh. Raphael Petrov e.K. Domstraße 6 D-60311 Frankfurt am Main Tel. +49 (0)69-29 13 38 Fax +49 (0)69-29 77 532 www.galerieraphael.com info@galerieraphael.com Abbildungen auf dem Umschlag / Illustrations on the binding Vorne / Front: MORGENLAND ...ich will zurück in den Wald / 200 x 300 cm / Öl auf Leinwand / 2014 Hinten / Back: Ausschnitt aus MORGENLAND ...kommst du mit in den Wald? (...wenn der Tag kommt) 260 x 450 cm / Öl und Dispersionsfarbe auf Leinwand / 2013 – 2014 Vorsatz / Flyleaf: 196 Fotos / Einblick in das Künstlerleben des Helge Hommes / Ein Spiegel ISBN: 978-3-930519-40-8




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