Bio-Fibel #05

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BIO-FIBEL ZEITSCHRIFT FÜR WISSEN AUS DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT

5/2009

Heini Staudinger – siegreicher Schuhmacher im Waldviertel-Grand Prix Ackerschachtelhalm – ein Unkraut rettet die Kartoffeln Gaumenspiel – Gemüseraritäten als neue Herausforderer

D FR IES EU E ND AU LI SG CH AB ER E BI VO UN ENT OP N T ST RO PU ER AN DU R STÜ D KT TZ MIT E UN G

Mizuna, Tatsoi, Nagara – Asien ohne Fernreise


EDITORIAL

AUF EIGENEN BEINEN! Der Freiland Verband und FiBL Österreich freuen sich, bereits den ersten Geburtstag der Bio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft mit Ihnen feiern zu können. Die Geburt der Zeitschrift war noch ein wenig schwierig, das „Kind“ hat sich aber auffallend hübsch entwickelt, hat einen ausgeprägten Charakter und macht nicht nur uns Eltern viel Freude, sondern wird auch von ganz vielen Menschen im Umfeld als Sonnenschein gelobt. Ganz ehrlich: vor der ersten Ausgabe hatte ich schon ein wenig Bauchweh, ob wir die Anforderungen, die das neue Kind stellen wird, auch erfüllen können und ob wir alles richtig machen werden. Heute kann ich sagen: die Sorge war unbegründet, denn wir haben das Kind dank tatkräftiger Unterstützung unseren vielen Freundinnen recht gut geschaukelt. Wie im richtigen Leben kommt mit dem ersten Geburtstag ein wichtiger Schritt in die Unabhängigkeit, das junge Kind will und soll auf eigenen Beinen stehen. Konkret heißt dies, dass ich die Bio-Fibel ab dieser Ausgabe ohne Förderungsunterstützung aus dem Lebensministerium, den Bundesländern und der EU frei finanziert herausgeben werde. Auch wenn der staatliche Geldbetrag absolut gesehen nicht wirklich hoch war, so hat die Unterstützung das Heranwachsen der Bio-Fibel doch wesentlich gefördert. Herzlichen Dank dafür! Gleichzeitig habe ich den starren und sehr engen Förderrahmen zunehmend als Korsett wahrgenommen. Subtil aber massiv haben die Vorgaben in die redaktionelle Arbeit und Freiheit eingewirkt. Um das umfangreiche Wissen der Biologischen Landwirtschaft aber darstellen zu können, muss ich einen möglichst großen Ausschnitt des Gesamtkonzepts erzählen können. Das erlaubte der Förderrahmen nicht. Mit Hilfe unseres großen Freundinnennetzwerks in der Biologischen Landwirtschaft und der Spendenunterstützung durch Sie als Leserin bin ich überzeugt, dass sich die Bio-Fibel auf eigenen Beinen weiterhin gut entwickeln wird. Meine Bitte daher: zeigen Sie uns, dass Ihnen die Bio-Fibel gefällt durch Ihre Spende! Die neue Bio-Fibel versammelt auf 24 Seiten ungemein spannende Persönlichkeiten aus und nahe der Biologischen Landwirtschaft. Ich hoffe, dass die Geschichten über Heini Staudinger, Hans Ackerl, Waltraud Hein, Wolfgang Palme und Peter Laßnig ebenso tiefe Eindrücke hinterlassen wie bei bei meinen Begegnungen. Gesicherte Fakten aus der Welt der Bio-Wissenschaft, Ergebnisse einer Bio-Geschmacksschulung sowie die Vorstellung eine Bio-Hotels sind ab jetzt neue Fixpunkte in jeder Bio-Fibel. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Spaß beim Lesen, auf dass wir auch weiterhin das junge Kind recht gut schaukeln und noch viele Geburtstage gemeinsam feiern können!

INHALT Drunten im Waldviertel leuchten die Sterne Kleine Stärkung gefällig? Asiaten, die aus der Kälte kommen Der Winter wird bunt! Bio pur Bio-Qualität, die schmeckt Karotten können auch anders Wo die Bio-Philosophie auf den Tisch kommt Shortcuts

Bio-Fibel 5/2009

Reinhard Geßl, Herausgeber 3 9 11 13 15 16 18 20 21

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IM GESPRÄCH

DRUNTEN IM WALDVIERTEL LEUCHTEN DIE STERNE Heini Staudinger ist ein Phänomen: er ist kein Schuster und dennoch einer der besten Schuhmacher Österreichs, er ist kein Politiker und dennoch prägend wie ein Bürgermeister, er ist kein Arzt und dennoch rettet er Menschenleben, er ist Oberösterreicher und dennoch ein überzeugter Waldviertler.

Ein Freund zeigte Heini Staudinger 1980 seine bequemen Schuhe. Die Schuhe gefielen ihm, also fuhr er per Autostop

nach Dänemark und bestellte dort viele Schuhe um viel Geld, das er nicht hatte. Zurück in Wien suchte er mit dem Fahrrad ein Geschäft, unterschrieb den Mietvertrag und telefonierte mit Freundinnen, ob sie ihm Geld borgten. Zwei Tage später war das erste GEA-Geschäft – ohne Geld von Banken – Wirklichkeit. Eins ergab das Andere, inzwischen geben 19 GEA-Geschäfte gemeinsam mit der „Waldviertler Schuh- und Möbelwerkstatt“ in Schrems ca. 100 Menschen Arbeit. Mit den „Waldviertlern“ entstand zudem ein Designstatement für Menschen, die gut gehen wollen.

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IM GESPRÄCH

Wir trafen Heini Staudinger in der Waldviertler Schuhwerkstatt und plauderten über die Wahrnehmung von Schönheiten, wie Regionalwährung und Bio zusammenhängen, die Kraft der Sonne und über intensiv gelebte Entwicklungshilfe.

„Sexy“ ist ja nicht gerade die erste Assoziation bei den „Waldviertlern“. Gibt es auch Promis, die Ihre Waldviertler Schuhe tragen? Haufenweise. Haufenweise gibt es die …

Herr Staudinger, finden Sie italienische Schuhe sexy? Ziemlich. Für mich gibt es nicht den geringsten Zweifel, dass die Italiener die Weltmeister beim Schuhemachen sind. Jede geile Schuhinnovation kommt aus Italien. Da brauchen wir gar nicht nachzudenken – die haben so theatralische Talente, die sie dann auch in den Schuhen umsetzen, oft allerdings auch bis zur Lächerlichkeit. Trotzdem bin ich aber überzeugt: Die zukünftigen Innovationen bei Schuhen werden schon bald aus China kommen. Zwei Drittel aller Schuhe auf der Welt werden bereits in China gemacht. Dort arbeiten hunderttausende, nein wahrscheinlich Millionen Menschen mit Schuhen – ganz sicher gehen da Supertalente auf. Auf dem Boden Vieler gehen irgendwann die Samen der Supertalentierten auf – das war einmal in Italien so und wird in China so sein.

Konkret … Die Wiener Philharmoniker gehören zu unseren treuesten Kunden … Etwas ältere Herren … Burgtheater-Leute ebenfalls. Oder Bands, die sich die Schuhe von uns in ihrer Farbe machen lassen. Wir haben jeden Monat Anfragen dieser Art. Das geht von der Volksmusikparty bis zur Blasmusik und bis zu den wildesten Heavy Metall Bands. Uns ist gelungen, dass die „Waldviertler“ eine gewisse Weltoffenheit, etwas Legeres und Uneitles signalisieren. Und witzigerweise ist das die Verbindung zwischen unseren 17-jährigen und unseren 70-jährigen Kunden. Stellen Sie sich eine Anbahnung einer Liebesgeschichte im Kaffeehaus vor – wenn die Angebetete „Waldviertler“ anhat oder elegante, italienische Pumps um 350 Euro. Da spür’ ich sofort, auf welche ich mich mehr freue. Und was spüren Sie als gebürtiger Oberösterreicher für das Waldviertel? Als ich damals, im Jahr 1994, ins Waldviertel gezogen bin, haben alle gesagt – die Landschaft da ist schön. Und ich habe mich gefragt: Ich weiß nicht, was die da mit schön meinen? Ich bin ja in Vöcklabruck geboren und in Schwanenstadt aufgewachsen, also quasi in Postkartendistanz zum Traunstein, dem Traunsee und zum Attersee. Ich habe beim Waldviertel wirklich lange gebraucht, bis ich draufgekommen bin, dass es auch von mir aus eine Dialogbehinderung mit der Landschaft hier gibt. Weil ich so ein vorgeformtes Bild von einer Landschaft hatte. Jetzt ist das Waldviertel für mich eine wirklich ganz eigenwillige Schönheit. Weil es nicht so spektakulär ist, schützt es uns quasi vor größeren Tourismusmassen – das Waldviertel bietet eine ganz andere Qualität der Ruhe und auch irgendwie der Tiefe. Ihnen ist es mit der Waldviertler Schuhwerkstatt gelungen, in einer strukturell schwierigen Region wirtschaftlich Fuß zu fassen und 70 Menschen Arbeit zu geben. Eine bewusste Standort-Entscheidung? Nein, gar nicht! Das war eine sehr emotionale Entscheidung. Ausschließlich emotional. Als die Waldviertler Schuhwerkstatt zugesperrt hätte werden sollen, war das für mich so, als wäre ich zu einer Kindesweglegung dazu gekommen. Ohne nachzudenken, wollte ich einfach nur, dass das Baby lebt. Ob das Baby in Klagenfurt, Salzburg oder eben im Waldviertel ist, war mir damals komplett wurscht. Das Baby hat quasi eine Emotion ausgelöst, ich wollte mit meiner Kraft drauf schauen, dass es nicht verreckt.

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IM GESPRÄCH

Und bewiesen Standhaftigkeit … Wir haben gleich in unserer Bilanz eine positive Null zusammengebracht. Auf diesen Nuller bin ich total stolz gewesen. Die anderen sperrten zu oder meldeten Konkurs an. Ein Nuller heißt ja nichts anderes, dass wir alle Löhne gezahlt haben, im Winter nicht gefroren haben und alle Verpflichtungen erfüllen konnten. Wie regional sind eigentlich die „Waldviertler“ von den Materialien her? Super Frage! Wirklich eine super Frage… Die Schuhindustrie ist immer ein Teamsport. Da gibt’s einen Gerber, einen Sohlenerzeuger … Bleiben wir beim Gerber… Das Leder kommt bei uns aus Deutschland, Italien und der Türkei … Also nicht aus Österreich?! Die österreichischen Umweltauflagen haben unter anderem dazu geführt, dass hier fast alle Gerbereien aufgehört haben und quasi den Dreck in andere Länder verlagert haben. Dabei muss man wissen: Gerber sind seit Jahrhunderten bekannt als Dreckschweine – und wurden verfolgt, weil sie die Flüsse versaut haben. Und wie geht es in „ihren“ Gerbereien zu? Ein lustiges Beispiel mit unserer türkischen Gerberei. Den Türken haben wir gesagt: „Wenn ihr ökologisch eine rechte Sauerei macht’s, dann haben wir ein G’scher!“ Und die Türken haben dann gemeint, sie laden vier Leute von uns ein, damit wir ihre Gerberei genau ansehen können. Wir haben einen erfahrenen, pensionierten Gerber in die Türkei mitgenommen und der hat gesagt, so eine saubere Gerberei hat er in ganz Österreich nie gesehen. Spielt artgemäße Tierhaltung beim Bezug des Leders eine Rolle? Als Unternehmen mit einem kleinen Auftragsvolumen hat man überhaupt keine Chance, Zulieferbestimmungen, wie „das Leder soll nur von Rindern aus artgerechter Tierhaltung, also Bio-Tieren kommen“, zu beeinflussen. Diese Chancen sind wahnsinnig gering. Uns hat am Anfang der Schuhwerkstadt nicht ein Lieferant in Schrems besucht. Kein einziger ist hier herauf gekommen. Alle haben gesagt: „Sei mir nicht bös’, ihr seid am Arsch der Welt, und alles, was ich mir bei einem Auftrag erhoffen kann, ist viel zu wenig.“ Ob ich glücklich bin oder nicht – das kann ich nicht beeinflussen. Und dann darf man nicht vergessen, wir arbeiten ausschließlich mit Rindsleder. Ein Rind wird nie gehalten, um Leder zu erzeugen. Die Haut ist immer Abfall aus der Fleischindustrie.

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IM GESPRÄCH

Was bedeutet für Sie Biologische Landwirtschaft? Die schönste Formulierung, die ich diesbezüglich kenne, stammt von Kaspanaze Sima: „Die Aufgabe der Landwirtschaft ist es, Sonnenenergie in menschliche Nahrung umzuwandeln.“ Meine Haltung zur Biologischen Landwirtschaft hat sich immer ein bisschen weniger um den eigenen Magen gedreht, als um die Vorstellung, dass die Landwirtschaft – von der wir leben – die Welt zerstört. Landwirtschaft ist Dienst an der Natur! So verstehe ich das, Landwirtschaft soll quasi der Natur dienen, von deren Kooperationsfähigkeit wir leben. Und nicht die Natur stören oder gar zerstören. Die Biologische Landwirtschaft ist darum eine Notwendigkeit, die Zerstörung der Erde zu stoppen. Es heißt, Sie schenken ihren Mitarbeiterinnen jede Woche Bio-Eier… (Lacht). Das mit den Bio-Eiern ist im Zusammenhang mit unserem Regionalwährungsprojekt, dem „Waldviertler“ entstanden. Mit der Waldviertelwährung wollen wir den Geldfluss im Waldviertel halten. Das geht aber nur, wenn die Währung halbwegs gut im Kreis läuft. Landwirtschaftliche Güter sind dafür super, weil die brauchen wir täglich. Und dann habe ich gemerkt, dass wir in Schrems mitten in einem Agrarumland sind, und kein einziger Biobauer hat Hendln. Da habe ich einen gefragt, wie es das gibt. Er hat mir erzählt, dass er sich immer geärgert hat, dass er einmal zu viel und einmal zu wenig Hendln hatte und als Folge die Eierproduktion ganz eingestellt hat. Da habe ich ihm eine Abnahmegarantie von 300 Bio-Eiern in der Woche vorgeschlagen, und er hat sofort ja gesagt. Seither bekommen wir wöchentlich 300 Bio-Eier und kein einziges bleibt übrig. Das ist jetzt schon vier Jahre her, also insgesamt schon 700.000 Bio-Eier. Donnerstags werden übrigens auch Bio-Kistln für die Belegschaft geliefert.

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Nochmals zu Ihrer Lieblingsdefinition „Landwirtschaft soll Sonnenenergie in Nahrungsmittel umwandeln“. Sie wandeln Sonnenenergie in Schuhe um. Ja, wir haben die größte Photovoltaikanlage im nördlichen Waldviertel. Wir kriegen jetzt mehr als die Hälfte des Stroms, den wir brauchen, von der Sonne. Das haben wir gemeinsam mit unseren Kunden geschafft. Unsere Kunden beteiligen sich mit jeweils 200 Euro Beteiligungsscheinen an der Photovoltaik – und wir dürfen mit Warengutscheinen zurückzahlen. Wenn uns wer 200 Euro gibt, kriegt er sofort einen Warengutschein von 30 Euro. Danach 10 Jahre lang 30 Euro. In der Zwischenzeit haben sich schon fast 1000 Leute beteiligt. Wir haben also Strom von der Sonne und eine Kundenbindung auf 10 Jahre. Die Leute sind da mit Begeisterung dabei, weil sie das Gefühl haben, auf der richtigen Hochzeit zu sein – weil, wenn wir uns auf der Welt bessern möchten, muss das in diese Richtung gehen. Dass wir nicht Erdöl verheizen, sondern vifer mit der Sonne umgehen. Unser Werbesprücherl hat übrigens geheißen: „Ganz oben, da leuchten die Sterne, und unten, da leuchten wir. Am Dach arbeitet die Sonne und drunter arbeiten wir.“ Nächstes Jahr werden wir auf einer neuen Halle, wenn’s irgendwie geht, 1000 m² Photovoltaik draufgeben. Für ein Krankenhaus in Tansania sind Sie ein leuchtender Stern. Alleine heuer haben die Leserinnen Ihrer Zeitung „Brennstoff“ 150.000 Euro gespendet. Da hat es in Schwanenstadt einen Dr. Watschinger gegeben – ein Geistlicher und zusätzlich auch Arzt. Ende der 50iger Jahre hat er Reisen nach Afrika gemacht und dann in Schwanenstadt, wo ich aufgewachsen bin, Vorträge abgehalten. Von 4000 Einwohnern sind jedesmal 1000 zuhören gekommen, weil der Watschinger uns gezeigt hat, wie es in Afrika ist – also wie es wirklich in Afrika ist. Das gehört zu meinen ältesten Kindheitserinnerungen.

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IM GESPRÄCH

Irgendwann ist der Watschinger bei irgendeiner dieser Reisen hängen geblieben, weil er mitgekriegt hat, wie die Leute aufgrund irgendwelcher medizinischen Probleme, wegen Kleinigkeiten verrecken. Dann hat er 1964 dort das erste Spital gebaut. Und wie ich 19 war, habe ich von einem Freund einen Brief bekommen, ob ich mit ihm nach Afrika fahren will. Das war 1973. Wir sind mit zwei Mopeds von Schwanenstadt nach Tansania gefahren, um den Dr. Watschinger zu besuchen. So hat das angefangen… Dr. Watschinger ist 1991 gestorben. Die Österreichische Entwicklungshilfe hat dann bis Juni 2006 die „WatschingerSpitäler“ unterstützt. Meine Schwester war im August 2006 dort und war geschockt, dass die Spitäler Richtung Kollaps unterwegs waren. Mir hat das irgendwie wehgetan, weil ich das schon so lange gekannt habe. Im Dezember 2006 bin ich also selber hingefahren und habe geschaut, ob wir etwas machen können. Ich war dann im Jahr 2007 und 2008 jeweils fünf Monate in Afrika. Wir haben dann mit Hilfe unserer Zeitung „Brennstoff“ genauso viele Spenden bekommen, wie dort Geld abgeht. Es ist aus einem Krisenspital ein Spital geworden, das über eine ausreichende Medizin verfügt und auch die Löhne pünktlich bezahlt.

Heini Staudinger hat mit seinen „Waldviertlern“ schon zahlreiche Wege beschritten. Wohin führt ihn die Zukunft? In Spanien gibt es eine Genossenschaft namens Mondragón. Diese Genossenschaft wurde in den 50iger Jahren von einem Geistlichen gegründet – zur Linderung der Not der Landbevölkerung. In den letzten 50 Jahren ist daraus die siebtgrößte Firma Spaniens geworden. Mit insgesamt 127 Genossenschaften unter einem Dach. Da gibt es zum Beispiel die Spielregel, dass das Lohnverhältnis zwischen Arbeiter und Firmenchef limitiert und in einem bestimmten sozialen Spektrum sein muss. Der eine Pol hat 1:1, und selbst bei einer Riesenbank haben sie ein Verhältnis von nur 1:9. Das gefällt mir als Modell gut. Es wäre lustig, so eine Genossenschaft auch in Österreich umzusetzen. Abschließend noch ein Blick auf Ihre Besitzverhältnisse: Wie viele Schuhe besitzen Sie? Nur Waldviertler! So an die zwanzig Paare – aber nur zu Testzwecken. Und wie viele Bio-Lebensmittel? Schon eher viele… Käse, Eier, Brot … eigentlich sind nur die Nudeln und der Reis nicht Bio. Danke für das Gespräch! Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl

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Da bleibt kein Auge trocken: Waltraud Hein im Kampf gegen die Kraut- und Knollenf채ule


BIO-WISSENSCHAFT

KLEINE STÄRKUNG GEFÄLLIG? Dunkle Gewitterwolken hängen über dem Grimming und scheinen nur auf eine günstige Gelegenheit zu warten, um ihre Schleusen zu öffnen. Ein durchaus imposantes Schauspiel – wäre da nicht die Sache mit den Bio-Kartoffeln …

Waltraud Hein, die an der Forschungsanstalt RaumbergGumpenstein seit Jahren Versuche im Bereich biologischer Ackerbau koordiniert und betreut, hebt den Blick gen Himmel. „Das für uns relevante Wetter kommt immer aus der anderen Richtung“, meint sie mit meteorologischer Kennermiene und bringt die Spritze in Position. Die Wettergöttin spielt mit, es bleibt trocken und die BioKartoffeln kommen in den „Genuss“ einer stärkenden Kraftbrühe. Allerdings handelt es sich dabei nicht – wie es unwissende Kritikerinnen vermuten könnten – um einen geheimen Pestizideinsatz am Bio-Feld, sondern um reines Wasser mit einem Schuss Ackerschachtelhalmextrakt. Wie Gesteinsmehle, Pflanzenjauchen, Algenextrakte und ätherische Pflanzenöle gehört auch der Ackerschachtelhalm zu den altbewährten Pflanzenstärkungsmitteln im Biologischen Landbau. Während in der konventionellen Landwirtschaft zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen schwere Geschütze aufgefahren werden, sind direkte Maßnahmen im Biolandbau deutlich eingeschränkt. Deshalb ist es wesentlich, die Pflanzen vorbeugend durch pflanzenbauliche Methoden gesund zu halten und ihre Abwehrkräfte bei Bedarf mit Hilfe von Pflanzenstärkungsmitteln zu erhöhen. Waltraud Hein hat heute einen ganz besonderen Feind im Auge: Phytophtora infestans, besser bekannt als Kraut- und Knollenfäule. Diese, durch einen Pilz verursachte Krankheit, ist im Bio-Kartoffelanbau gefürchtet, da sie, wie der Name schon sagt, sowohl die grünen Pflanzenteile als auch die Knollen befällt und zu hohen Ertragsausfällen führen kann. Die Strategien, den Pilz in Schach zu halten, sind unterschiedlich und reichen vom Einsatz resistenter Sorten über Pflanzenstärkungsmittel bis hin zu Kupferpräparaten, die man in der Biologischen Landwirtschaft allerdings nur in äußerst geringen Mengen einsetzt. Aber zurück zu den Kartoffeln und Waltraud Hein: Um die unterschiedlichen Behandlungsmethoden und ihre Effizienz gegen die Kraut- und Knollenfäule zu untersuchen, wurde am Fuße des Grimming ein Feldversuch mit verschiedenen Kartoffelsorten angelegt. Die Standortbedingungen wären für den Kartoffelanbau eigentlich ideal, das Wetter in diesem Sommer allerdings nicht so sehr. Intensive Regenfälle führten dazu, dass der nahe

gelegene Bach über die Ufer trat und das Bio-Kartoffelfeld ohne Rücksicht auf Sorten oder Behandlungsvariante für fast zwei Wochen unter Wasser setzte. „Danach war nur mehr Schadensbegrenzung möglich. Anstatt die Wirkungsweise der einzelnen Bio-Präparate auf die Kartoffelsorten zu untersuchen, behandeln wir nun alle Sorten einheitlich. Nur so konnten wir den Kartoffelbestand halbwegs retten“, meint Waltraud Hein, während sie das Ackerschachtelhalmextrakt auf die Kartoffelblätter sprüht. Die im Schachtelhalm enthaltene Kieselsäure sorgt dafür, dass die Kartoffelblätter härter werden, wodurch eine Infektion mit dem pilzlichen Erreger erschwert werden soll. Dies ist umso wichtiger, als die feuchte Witterung die Ausbreitung des Pilzes deutlich begünstigt. „Heuer konnten wir zwar keine Unterschiede hinsichtlich Sorten und Behandlungsvarianten feststellen, aber nach den massiven Überschwemmungen haben wir gar nicht mehr damit gerechnet, an diesem Standort überhaupt noch Kartoffeln ernten zu können“, gibt sich Waltraud Hein trotz allem optimistisch. Und Optimismus ist durchaus angebracht – denn der nächste Sommer kommt bestimmt … Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN Projekt: Biologischer Kartoffelanbau – Wirkungsweise von Kupferpräparaten und Pflanzenstärkungsmitteln gegen Phytophtora infestans Projektleiterin: DI Waltraud Hein (LFZ Raumberg-Gumpenstein) Info: - In Österreich bauen 2949 Bio-Betriebe auf 3187 ha BioKartoffeln an. - Der Pilz Phytophthora überwintert in der Knolle und verbreitet sich im Frühjahr vor allem bei feuchtwarmer Witterung sehr rasch – sicherstes Erkennungszeichen: braune Blattflecken und weißer Schimmel an der Blattunterseite. - Österreichische Bio-Verbände erlauben bei Ackerbaukulturen den Einsatz von maximal 2 kg Reinkupfer pro Hektar und Jahr. Bestrebungen von Forschung und Praxis gehen dahin, den Einsatz von Kupfer im Biolandbau weiter zu minimieren bzw. vollständig durch andere Methoden zu ersetzen. - Die Kraut- und Knollenfäule verursachte Mitte des 19. Jahrhunderts in Irland eine verheerende Hungersnot: Etwa eine Million Menschen kamen ums Leben, weitere zwei Millionen mussten auswandern.

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Fotos: Palme

Sie trotzen der K채lte: Wolfgang Palme und die Asia-Salate


BIO-WISSENSCHAFT

ASIATEN, DIE AUS DER KÄLTE KOMMEN Sie interessieren sich für Asien, haben sich mit kulturellen und historischen Besonderheiten auseinandergesetzt, vielleicht sogar die eine oder andere asiatische Kampfsportart oder Meditationsübung probiert – und trotzdem sagen Ihnen Begriffe wie Mizuna, Tatsoi, Soldier oder Nagara überhaupt nichts? Keine Sorge, diese Wissenslücke lässt sich rasch schließen.

Es handelt sich dabei um verschiedene Asia-Salatsorten, die aufgrund ihrer vielfältigen Formen und ihres feinen Geschmacks immer häufiger Einzug in Österreichs Küchen halten. Einer, der für diesen erfreulichen Trend mitverantwortlich zeichnet, ist Wolfgang Palme. Als Leiter der Gemüsebauabteilung an der Forschungsanstalt Schönbrunn ist er aber nicht nur von den kulinarischen Vorzügen dieser asiatischen SpezialKohlsalate überzeugt. In einem aktuellen Projekt am institutseigenen Versuchsgelände Zinsenhof (NÖ) zeigt er, dass die Salate auch aus ökologischen Gesichtspunkten interessant sind. Während viele Gemüsearten außerhalb der Saison in beheizten Glashäusern angebaut und dadurch zu wahren Energiefressern werden, sind die „Asiaten“ was Kälte betrifft nicht gerade zimperlich und entwickeln sich auch bei winterlichen Temperaturen im unbeheizten Folientunnel sehr gut. Dieser äußerst energie-extensive Ganzjahresanbau ist besonders für die Biologische Landwirtschaft, die einen möglichst sparsamen Einsatz nicht-erneuerbarer Energieformen anstrebt, interessant. Doch auch bei konventionellen Gemüsebaubetrieben wäre ein Umdenken angebracht: „Wenn man bedenkt, dass ein intensiver Gemüsebaubetrieb in nur einer kalten Winternacht pro Hektar Glashausfläche ebensoviel Gas verheizt wie ein Einfamilienhaus durchschnittlich im ganzen Jahr, dann kann man sich vorstellen, welche finanziellen und ökologischen Auswirkungen damit verbunden sind.“ Wolfgang Palme zeigt mit diesem plakativen Beispiel, dass Konsumpatriotismus nicht automatisch auch gut für Umwelt und Klima sein muss. Konventionelles Gemüse, das außerhalb der Saison in einem österreichischen Gewächshaus kultiviert wird, schneidet – was die CO2-Bilanz betrifft – mitunter schlechter ab, als Gemüse, das aus dem Ausland importiert wurde. Es gilt also, beim Einkauf besonders auf die Produktionsweise zu achten oder kurz gesagt: einfach zu saisonalem Bio-Gemüse greifen.

Rund zehn verschiedene Asia-Salatsorten werden am Zinsenhof das ganze Jahr über im sogenannten Baby-Leaf-Stadium geerntet, das heißt die Pflanzen sind nur 6-8 cm hoch und besonders schmackhaft. Jetzt ist es Anfang November und es riecht bereits nach Schnee. Während des Rundgangs durch den klirrend kalten Folientunnel bekommt man fast Mitleid mit den filigranen Salatpflänzchen und wünscht sich einen kurzen Moment in eines der feuchtwarmen Gewächshäuser der intensiv wirtschaftenden Gemüsebaubetriebe. Natürlich verwerfen wir diesen unökologischen Gedanken sofort wieder und auch die Asia-Salate lassen sich von den herrschenden Temperaturen nicht beeindrucken, vielmehr strecken sie ihre zarten Blätter der Kälte trotzig entgegen. „In den Jännertagen dieses Jahres lagen die Temperaturen 2-3 Wochen lang durchgehend unter minus 10° C. Die Pflanzen kamen sehr gut damit zurecht und wir konnten den ganzen Winter hindurch jede Woche ernten“, erzählt Wolfgang Palme. Erstaunlich, dass unter derart rauen Bedingungen so zarte Pflänzchen gedeihen, die auch noch ausnehmend gut schmecken. Nicht nur verschiedene Gastronomiebetriebe sind bereits begeisterte Abnehmer, auch immer mehr Konsumentinnen „peppen“ die winterliche Gemüsepalette mit frischem und saisonalem Bio-Grün auf. Und man kann davon ausgehen, dass jede, die diese Delikatessen einmal probiert hat, zum leidenschaftlichen Asia-Fan mutiert – zumindest was die Salate betrifft. Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN Projekt: Energieeffizienter Gemüsebau: Spezialsalate im ungeheizten Ganzjahresanbau Projektkoordinator: Dipl.-Ing. Wolfgang Palme (HBLFA Schönbrunn) Projektbeginn: November 2007 Info: - Asia-Salate sind anspruchslose, meist raschwüchsige Gartenpflanzen, beinhalten einen mehr oder weniger hohen Senfölgehalt und schmecken mild bis scharfwürzig. - Beim Anbau von Asia-Salatjungpflanzen kann es durch das Auftreten von Kohlerdflöhen zu Problemen kommen. Im Biolandbau schützt man die Pflanzen mit feinmaschigen Insektenschutznetzen vor den kleinen Fraßschädlingen. - CO2-Emmissionen bei heimischer Tomatenproduktion: Konventioneller Ganzjahresbetrieb: 1,1 kg CO2/kg Tomaten, ungeheizter biologischer Folienbetrieb: 0,1 kg CO2/kg Tomaten

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Buntes für Auge und Gaumen: Die Gemüsevielfalt von Peter Laßnig


BIO-WISSENSCHAFT

DER WINTER WIRD BUNT! Ein Novembertag wie er im Buche steht. Grau in Grau präsentiert sich die endlose Ebene des Marchfelds. Die feuchte Kälte, die sich in die Knochen frisst, trägt auch nicht gerade zur Stimmungsaufhellung bei. Doch es gibt Hoffnung, denn inmitten dieser trüben Monotonie „lauert“ unvermutete Farbenpracht.

In Gänserndorf Süd, direkt hinter den Gärten einiger Einfamilienhäuser, beginnen die Felder von Peter Laßnig. Der Bio-Gemüsebauer hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur nach den Kriterien des Biologischen Landbaus zu wirtschaften, sondern ganz besonders auch alte, fast vergessene Sortenraritäten wieder ins Bewusstsein und auf den Teller der Konsumentinnen zu bringen. Etwa 60 verschiedene Gemüse- und Kräuterarten kultiviert Laßnig auf seinem Betrieb und sogar im Novembergrau zeigt sich am Gärtnerhof ganz deutlich die bunte Vielfalt der biologischen Gemüsearten. Denn nicht nur Peter Laßnig, der im neon-gelben Regenmantel das frisch geerntete Gemüse für den kommenden Markttag vorbereitet, sondern vor allem die große Auswahl verschiedenster Rüben, Knollen und Wurzeln lässt die Synapsen blitzen. Bei dieser Sorten- und Artenvielfalt könnte man fast vergessen, wie eintönig unsere Ernährungsweise mittlerweile geworden ist: Weniger als 30 Pflanzenarten übernehmen 95 % der Welternährung. Die FAO schätzt, dass seit Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit 75 % der landwirtschaftlichen Vielfalt verloren gegangen ist. Und mit jeder alten Sorte verschwinden auch Kulturwert und traditionelles Wissen unwiederbringlich. „Das Saatgut und die Sortenvielfalt sind unsere zentralen Betriebsmittel. Das ist auch der Grund, weshalb wir nur samenfeste Sorten kultivieren und das Saatgut vieler Gemüsearten selbst gewinnen bzw. durch eigene Zucht weiter verbessern,“ erzählt Peter Laßnig, der damit eine alte Tradition fortführt, in der die eigene, bäuerliche Saatgutgewinnung noch wesentlicher Bestandteil des landwirtschaftlichen Betriebskreislaufs war und zu einer bemerkenswerten Artenvielfalt beigetragen hat. Erdmandel, Knollenziest, Steckrübe, Pastinake, Zuckerwurzel oder Kerbelrübe sind nur einige der Gemüsearten, die völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Noch im 19. Jahrhundert war die Kerbelrübe von österreichischen Gemüsemärkten

nicht wegzudenken und galt als Delikatesse, wie ihr zweiter Name „Champagner der Wurzelgemüse“ beweist. In ihrer Konsistenz ähnelt sie der Kartoffel, der Geschmack erinnert an eine Mischung aus Sellerie, Pastinaken und Maroni – ein optimales Wintergemüse. Oder die Zuckerwurzel, eine aus Asien stammende Nutzpflanze, die sich einst großer Beliebtheit erfreute und aufgrund ihres Zuckergehaltes in früheren Zeiten sogar zu Kuchen und anderen Süßspeisen verarbeitet wurde. Im Laufe der Jahre wurde sie immer mehr von der Karotte verdrängt – völlig zu Unrecht, wie jeder weiß, der einmal die leicht süßlichen Wurzeln probiert hat. Wie vielen anderen Bio-Bäuerinnen ist es Peter Laßnig aber zu wenig, diese Raritäten nur in Geschichten aus der Vergangenheit aufleben zu lassen, vielmehr holt er die fast vergessenen Gemüse-Schätze aus ihrem Schattendasein und bietet ihnen eine neue Bühne. Und das Publikum ist begeistert. Kein Wunder, bringen doch die Gemüsespezialitäten vielschichtiges Aroma und Farbe in den grauen Winteralltag. Und ganz abgesehen davon wusste man schon im England des 17. Jahrhunderts: „Vielfalt ist die Seele des Genusses.“ Elisabeth Klingbacher

FAKTEN UND ZAHLEN Betrieb: Gärtnerhof Ochsenherz Betriebsleiter: Dr. Peter Laßnig Betriebsdaten: Demeter Bio-Betrieb seit 2002, 5 Hektar Fläche, 6 Mitarbeiterinnen, nähere Infos: www.ochsenherz.at Info: - Seit 1970 wurden über 500 Saatgutbetriebe von multinationalen Konzernen aufgekauft – mittlerweile bestimmen die fünf größten Saatgutunternehmen weltweit 40 % des gesamten kommerziellen Saatgutmarktes. - Als Hofsorten bezeichnet man Sorten, die durch gärtnerische oder bäuerliche Züchtung meist nur auf einem Hof über einen längeren Zeitraum entstanden sind. Diese Hofsorten sind besonders gut an den Standort angepasst und kommen meistens besser mit den herrschenden Boden- und Klimabedingungen zurecht als andere Sorten. - In der konventionellen Landwirtschaft ist es üblich, das Saatgut vorbeugend chemisch zu behandeln (zu „beizen“). Im Biolandbau wird nur biologisch produziertes Saatgut eingesetzt, die chemische Beizung ist ebenso verboten wie der Einsatz gentechnisch veränderten Saatguts.

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Eine tragende Rolle in der Bio-Erd채pfelvermarktung: Hans Ackerl, Bio-Bauer und Gesch채ftsf체hrer von PUR


BIO-WIRTSCHAFT

BIO PUR Als „kleine schnuckelige Bauernkooperation“ bezeichnet Geschäftsführer Johann Ackerl mit einem schelmischen Lächeln die Pur Bioprodukte GmbH. In Wirklichkeit ist der kleine Bio-Bauer aus Unter-Pertholz im nördlichen Waldviertel mit seiner Firma einer der erfolgreichsten BioGemüsegroßhändler Europas.

Kaum jemand wird vermuten, dass im hart an der niederösterreichisch-tschechischen Grenze gelegenen Unter-Pertholz, sich mit riesig anmutenden Lagerhallen der Pur Bioprodukte GmbH ein Zentrum des europäischen Bio-Kartoffelvertriebs befindet. Der Grund dafür ist einfach: Hans Ackerl bewirtschaftet einen 51 ha Bio-Ackerbaubetrieb und er brauchte Anfang der 1990er Jahre für einen gewinnbringenden Vertrieb eine gute Organisation. Da es die nicht gab, gründete der Mann der Tat einfach seine netzwerklich organisierte Firma, natürlich nicht weit weg, sondern vor der eigenen Hoftür. Mit seiner ansteckenden Begeisterung für beste Bio-Qualität und seinem überzeugenden „Gspür“ fürs Geschäft hat er zwischenzeitlich 150 Bio-Bäuerinnnen in der Erzeugergemeinschaft versammeln können. Dass es heute eine Firma wie Pur geben muss, wertet Hans Ackerl als Irrung der Moderne: „Die besten Erdäpfelfelder Österreichs gab es bereits vor über 300 Jahren im Waldviertel, ebenso gab es damals die Menschen, die die Erdäpfel aßen, praktisch direkt vom Acker weg. Heute fahren die Menschen nicht zur Bäuerin sondern zum Supermarkt um Gemüse zu kaufen. So bekamen die Supermärkte eine nicht gerechtfertigte Verteilungsmacht, der die Bäuerinnen die gebündelte Kraft einer Erzeugergemeinschaft entgegen stellen müssen.“ Auch unter den momentan sehr schwierigen Marktverhältnissen bewährt sich diese Art der Kooperation augenscheinlich gut. Bei den Zahlen und seinen Vermarktungserfolgen hält sich Hans Ackerl allerdings eher unwillig und so kurz wie möglich auf. Viel lieber erzählt er von seinen Philosophien und Visionen. Aktuelles Lieblingsthema ist der Wodka, kein blindmachender Fusel, sondern extrem reine, allerbeste Bio-Ware aus dem Waldviertel. Die Geschichte dazu klingt spannend: Der österreichische Markt ist zu klein für die aktuell erzeug-

ten Bio-Speiseerdäpfelmengen, auch deshalb, weil im frühen Frühjahr von den Supermärkten gerne Bio-Heurige aus der ägyptischen Wüste eingelistet werden, da diese dann „einfach schöner aussehen“. Als Reaktion darauf gehen österreichische Bio-Erdäpfel schon sei Jahren z. B. nach Irland. Sticht man auf einer Landkarte einen Zirkel in Unter-Pertholz ein und klappt die Strecke nach Irland Richtung Osten, dann landet man quasi in Moskau. „Die Moskauerinnen waren und sind aber an den österreichischen Bio-Kartoffeln so was von gar nicht interessiert“, weiß Hans Ackerl aus seinen Gesprächen. „Wenn schon nicht Roherdäpfel, dann eben besten Wodka“, ist aber seine Überzeugung, mit Russland doch noch in ein gutes Geschäft zu kommen. Entgegen der landläufigen Meinung ist das Brennen von Erdäpfeln eine komplizierte Angelegenheit, besonders wenn man Wodka nach der reinen Lehre und den strengsten Vorgaben herstellen will. Nach jahrelangem Suchen und Ausprobieren scheint nun mit einer burgenländischen Spezialitätenbrennerei jenes Kunststück zu gelingen, das Hans Ackerl vorschwebte. Insiderinnen vermelden jedenfalls Sensationelles aus den ersten geheimen Verkostungen. Ob aus dem Projekt schlussendlich was wird, wird der Markt entscheiden, denn nur zum Spaß ist Hans Ackerl weder Bio-Bauer noch Bio-Gemüsegroßhändler. Was macht nun das Wesen der Bio-Landwirtschaft oder auch das Arbeiten in und für die Bio-Landwirtschaft aus, habe ich Hans Ackerl gefragt. Die Antwort war typisch simpel: „In der Bio-Landwirtschaft säen wir Freude, begleiten aufmerksam und mit Freude das Wachsen und dürfen am Ende die reinste Freude ernten. Das ist Bio-Landwirtschaft!“ Wenn Sie beim Hofer, bei Spar oder bei Rewe Bio-Erdäpfel einkaufen, dann können Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Stück dieser puren Lebensfreude genießen. Reinhard Geßl

PUR BIOPRODUKTE VERTRIEBS GMBH 3830 Waidhofen an der Thaya Jahresvermarktung mit und für 150 Bio-Bäuerinnen und zehn Mitarbeiterinnen: 23.500 Tonnen Bio-Erdäpfel von 1300 Hektar, 7000 Tonnen Bio-Zwiebel, 3500 Tonnen Bio-Karotten.

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BIO-WISSEN

BIO-QUALITÄT, DIE SCHMECKT Bio ist – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Munde. Keine Frage, biologisch produzierte Lebensmittel schmecken gut, haben ein ansprechendes Äußeres – vom gerne zitierten BioSchrumpelapfel ist man mittlerweile meilenweit entfernt – und sorgen für ein gutes Gewissen bei Konsumentinnen: trägt doch der Bio-Einkauf nicht nur zum eigenen Wohlbefinden bei, auch Umwelt und landwirtschaftliche Nutztiere profitieren. Viele der positiven Auswirkungen einer biologischen Bewirtschaftung auf Umwelt, Pflanze, Tier und Mensch sind durch wissenschaftliche Arbeiten belegt. Doch punkten BioLebensmittel auch bei der Produktqualität? Zahlreiche Studien geben klare Antworten auf auftretende Fragen:

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Die allgemeine Umweltverschmutzung macht auch vor Bio-Feldern nicht halt. Finden sich daher auch in BioLebensmitteln unerwünschte Rückstände? Nicht selten werden bei konventionellem Obst und Gemüse die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte für unterschiedliche Pflanzenschutzmittel überschritten. Im Gegensatz dazu findet man in Bio-Lebensmitteln meist überhaupt keine Pestizidrückstände. Wenn doch, handelt es sich um Einzelfälle und liegt vor allem an der allgemeinen Umweltverschmutzung bzw. an der Windverfrachtung von konventionellen Feldern. Zahlreiche Studien belegen, dass Bio-Obst und -Gemüse zwischen 500 und 700mal weniger Pestizidrückstände enthalten als konventionelle Produkte.

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BIO-WISSEN

Foto: Palme

Und wie schneiden Bio-Produkte hinsichtlich der Nitratbelastung ab? Eine ausreichende Versorgung mit Stickstoff ist für das Pflanzenwachstum unerlässlich. Während im Biolandbau der Stickstoff in bedarfsgerechter, langsam verfügbarer Form zur Verfügung gestellt wird (durch Leguminosenanbau, organische Düngung, …), versorgt man in der konventionellen Landwirtschaft die Pflanzen vor allem in Form schnelllöslicher mineralischer Stickstoffdünger. Wie viel Nitrat sich schließlich in der Pflanze einlagert, ist neben der Produktionsweise natürlich auch von Kulturart, Boden und Witterungsbedingungen abhängig – dennoch werden in konventionellen Lebensmitteln meist deutlich höhere Nitratgehalte gemessen als in BioProdukten. So enthält Bio-Blattgemüse verglichen mit konventionellem Gemüse 10-40 % weniger Nitrat. Was hat es mit den sekundären Pflanzenstoffen auf sich? Brauchen wir sie wirklich, und wenn ja, kommen sie in biologischen und konventionellen Lebensmitteln gleichermaßen vor? Die positive Wirkung sekundärer Pflanzenstoffe auf den menschlichen Organismus ist wissenschaftlich belegt. Die bioaktiven Substanzen tragen dazu bei, das Risiko bezüglich vieler Erkrankungen zu senken und die Infektionsabwehr zu unterstützen. Mehrere 1000 Substanzen (wie Carotinoide, Polyphenole, Glucosinolate, …) zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und schützen als Teil des pflanzlichen Immunsystems auch die Pflanze unter anderem vor Krankheitserregern und Schädlingen. Da im Biolandbau keine Pestizide eingesetzt werden, sind die Pflanzen stärker auf ihre eigenen Abwehrmechanismen angewiesen. Dadurch sind die Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen in Bio-Obst und -Gemüse in der Regel zwischen 15 und knapp 100 % erhöht.

durch den geringeren Wassergehalt ergibt sich bei der gleichen Menge Frischware eine höhere Nährstoffdichte von BioLebensmitteln verglichen mit konventionellen Produkten. Die Qualität unserer Lebensmittel hängt nicht nur von der Bewirtschaftungsform, sondern auch von Sorte, Standort, Witterung, Verarbeitung, … ab. Bio macht auch nicht automatisch gesünder – Bio-Lebensmittel sind aber sehr wohl wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen und gesunden Ernährung. Denn Biologische Landwirtschaft liefert Konsumentinnen nicht nur qualitativ hochwertige und optisch einwandfreie Lebensmittel, sie garantiert auch höchste Prozessqualität von Feld/Stall bis auf den Teller. In diesem Zusammenspiel von „äußeren“ und „inneren“ Werten liegt die Besonderheit und Einzigartigkeit biologischer Lebensmittel. Elisabeth Klingbacher

QUELLEN Bio Austria (2009): Bio-Landbau – Basis für gesunde Lebensmittel BÖLW (2009): Nachgefragt: 28 Antworten zum Stand des Wissens rund um Öko-Landbau und Bio-Lebensmittel FiBL (2006): Qualität und Sicherheit von Bioprodukten FiBL (2007): 90 Argumente für den Biolandbau Niggli, U. (2009): QLIF: Fünf Jahre EU-weite Forschung zum Ökolandbau. www.fibl.org Velimirov, A., Müller, W. (2003): Ist Bio wirklich besser? Fakten zur Qualität biologischer Lebensmittel.

Gibt es hinsichtlich des Vitamin-C-Gehalts Unterschiede zwischen Bio und konventionell? In Bio-Obst und -Gemüse werden meist höhere Vitamin-CGehalte festgestellt als in konventionellen Produkten (je nach Produkt zwischen 5 und 90 %). Man geht davon aus, dass der Einsatz von Pestiziden und Mineraldünger den Vitamin-CGehalt negativ beeinflussen dürfte. Stimmt es, dass Bio-Gemüse weniger Wasser enthält? Der Verzicht auf schnelllösliche Mineraldünger und eine längere Reifezeit sorgen für einen (bis zu 20 %) höheren Trockensubstanzgehalt Biologischer Lebensmittel. Bedingt

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GUTER GESCHMACK

KAROTTEN KÖNNEN AUCH ANDERS VERKOSTUNG EINES UNTERSCHÄTZTEN GEMÜSES

Karotten sind orange, kegelförmig, wachsen unter der Erde und schmecken – wenn man es positiv ausdrücken will – eher neutral. Obwohl die Karotte zu einer der meist verwendeten Gemüsearten zählt, rangiert sie doch eher unter „gesund“ als unter „kulinarischer Hochgenuss“.

Trotz dieser „schwierigen“ Ausgangssituation brach das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich) eine Lanze für die (samenfeste) Karotte und lud mutig zur Verkostung ins FiBL/Agricultura-Büro in der Wiener Seidengasse. Wer geglaubt hat, das Wurzelgemüse würde niemanden hinter dem Ofen hervorlocken, wurde eines besseren belehrt – mehr als 60 motivierte Verkosterinnen tummelten sich in den Büroräumlichkeiten und testeten insgesamt sechs Karottensorten in fester und flüssiger Form.

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Jürgen Renner, vom Biohof Adamah, führte durch die Verkostung und tauchte mit den Gästen einen Abend lang in die Welt der Karotten ein: Erst im 19. Jahrhundert verdrängte die orange Rübe die bis dahin vorherrschenden rot-violetten und gelben Sorten. Während der letzten Jahrzehnte nahm die ursprüngliche Vielfalt kontinuierlich ab und mittlerweile liegt der Anteil der Hybridsorten bei Karotten europaweit bei 75 %. Einheitliche Form und Farbe, lange Haltbarkeit und eine einfache Kulturführung werden dabei über Geschmack, standortangepasste Sortenwahl und Vielfalt gestellt. Ein weiterer Knackpunkt: Ein erfolgreicher Nachbau der Hybridsorten ist nicht möglich, da es bereits in der Folgegeneration zu einer Aufspaltung der Eigenschaften kommt, wodurch die gewünschten Leistungen der Hybridsorte verloren gehen – das Saatgut muss daher jedes Jahr neu zugekauft werden. Gerade in der Biolandwirtschaft wird diese Entwicklung zunehmend kritisch betrachtet und immer mehr Bio-Bäuerinnen setzen auf alte und samenfeste Sorten. Deren Anbau benötigt zwar mehr Fingerspitzengefühl, da nicht jede Sorte für jeden Standort gleich gut geeignet ist, doch bei entsprechender Sortenwahl und Berücksichtigung von Boden- und Klimabedingungen überzeugen die samenfesten Karotten nicht nur durch Geschmack, sie erzielen auch gute Erträge. Auch am Biohof Adamah (Marchfeld) ist man vom Potential samenfester Sorten überzeugt und untersuchte im Feldversuch unterschiedliche samenfeste Karottensorten unter anderem hinsichtlich Pflanzengesundheit, Ertrag, Geschmack, Lagerfähigkeit und bestimmter Inhaltsstoffe. Die fünf besten


GUTER GESCHMACK

Sorten standen gemeinsam mit einer Hybridsorte nun erstmals zur Verkostung bereit. Die objektiven Testerinnen waren sich ihrer Verantwortung bewusst, kosteten und bewerteten die codierten Proben sorgfältig und warteten gespannt auf die Auswertung der Ergebnisse. Und wie auch schon bei anderen Verkostungen überzeugten auch diesmal zwei samenfeste Sorten ganz besonders: Nantaise 2 Beate, eine samenfeste Sorte mit süß-aromatischem Geschmack, die auch zum Einlagern für den Winter sehr gut geeignet ist und Nantaise 2 Milan, eine ebenfalls samenfeste,

sehr aromatische, leuchtend orange Sorte, die als Bund-, Wasch- und Lagerkarotte Verwendung findet, teilten sich ex aequo den 1. Platz. Die beiden Siegerinnen sind ebenso wie die übrigen verkosteten samenfesten Sorten Vertreterinnen des Nantaise-Typs. Dieser geht auf die alte Sorte „Nantes“ zurück, aus der in weiterer Folge eine Vielzahl, an die jeweiligen Klima- und Bodenbedingungen angepasste Sorten gezüchtet wurden. Die weiteren Plätze belegten Maestro F1, die HybridStandardsorte im Marchfeld, dicht gefolgt von den samenfesten Sorten Nantes 2 Zomerwortel, Nantaise 2 Rotin, einer dunkelorangen Karotte mit hohem Zucker- und Saftgehalt und Nantaise 2 Fynn. Auch wenn sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt, wurde auch nach der Verkostung noch über die Vor- und Nachteile der einzelnen Sorten diskutiert, aber auch über Gott und die Welt philosophiert. Auf jeden Fall ließen die Verkosterinnen den Abend ganz harmonisch bei Zillinger-BioWein und Weghaupt-Bio-Brot ausklingen und selbst bekennende Karotten-Skeptikerinnen mussten eingestehen, dass das Wurzelgemüse äußerst auch intensive Geschmackserlebnisse bereithält. Alles in allem ein sehr gelungener Abend und eine weitere Bestätigung für die besondere Qualität samenfester Karottensorten. Elisabeth Klingbacher

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BIO-HOTEL

WO DIE BIO-PHILOSOPHIE AUF DEN TISCH KOMMT

Fotos: Daniela Senn/Hotel Schweitzer

Vor bereits zehn Jahren wurde das idyllisch auf dem Mieminger Sonnenplateau in Tirol gelegene Hotel Schweitzer als erstes kontrolliertes Biohotel Europas zertifiziert. Was damals ein mutiger Schritt war, hat sich in den vergangenen Jahren mehr als positiv entwickelt. Inzwischen gibt es 60 zertifizierte Biohotels in ganz Europa.

LASSEN SIE SICH VERWÖHNEN!

Sich einer Kontrolle zu unterziehen, und das auch noch freiwillig, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Doch Maria Schweitzer, die Hotel- und Küchenchefin, die Seele des kleinen aber feinen 26 Betten-Familienbetriebes, ist dem BiohotelKonzept aus tiefstem Herzen verbunden: „Ich bereue den Schritt zum Bio-Hotel keinen Tag und würde alles wieder so machen“, versichert sie. Und dabei war es anfangs gar nicht so leicht diese Bio-Geschichte durchzuziehen, wie sie schmunzelnd erzählt: „Wir sind mehrmals im Monat quer durch Tirol gefahren, um kontrolliert biologische Produkte und Zutaten für die Zubereitung unserer Gerichte einzukaufen. Diese einst komplizierte Einkaufsinfrastruktur hat sich im Laufe der Jahre aber so optimiert, dass es heute kein Problem mehr darstellt“. So findet der Gast im Bio- und Gesundheitshotel Schweitzer eine leichte Vollwertküche auf seinem Teller. Auf Wunsch speziell auf besondere Bedürfnisse des Gastes abgestimmt. Auch Vegetarier und Veganer können ruhigen Gewissens genießen. „Zu Beginn gab es jedoch auch einige Gäste, die dem KörndlFutter, wie sie es nannten, sehr kritisch gegenüber standen“, weiß Biohotel-Pionierin Maria Schweitzer. „Doch es war uns eine besondere Freude, auch die Kritiker davon zu überzeugen, dass eine biologische Vollwertküche noch viel schmackhafter und abwechslungsreicher sein kann, als eine herkömmliche Küche“. Doch natürlich beinhaltet die Zertifizierung nicht nur das Essen, auch die Zimmer, Kosmetik und vieles mehr entsprechen den geforderten Kriterien. „Ab Dezember 2009 können wir unseren Gästen sechs neu umgebaute Zimmer in Zirbenholz anbieten“, freut sich Birgit Enzinger, langjährige Geschäftsführerin des Hauses. Und neben „10 Jahre Biohotel“ in diesem Jahr steht 2010 mit „15 Jahre Yoga“ ein weiteres Jubiläum ins (Bio-)Haus. Im Nichtraucherhotel Schweitzer gibt es einen kleinen Wellnessbereich, auf Wunsch kann jedoch auch kostenlos das luxuriöse SunWelly Spa im benachbarten Alpenresort Schwarz genützt werden. Daniela Senn

Gewinnen Sie 2 Nächte für 2 Personen im Bio-Hotel Schweitzer! Füllen Sie das Gewinnformular aus auf: www.freiland.or.at Einsendeschluss: 31.12.2009 Verlosung unter Ausschluss des Rechtsweges. Gewinn kann nicht in bar abgelöst werden.

Gewinnerin wird auf www.freiland.or.at bekannt gegeben und von www.biohotels.at verständigt!

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BIOHOTEL SCHWEITZER Familie Schweitzer-Pirktl A-6414 Mieming in Tirol Barwies 292 Tel. +43/5264-5285 Fax +43/5264-5285-30 E-Mail: info@biohotel.at www.biohotel.at www.biohotels.info

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SHORTCUTS

Über 10000 Besucherinnen tummelten sich Ende Oktober im Arkadenhof des Wiener Rathauses, um am „Markt der Vielfalt“ ganz besondere Lebensmittel zu verkosten: „Gut, sauber und fair“ ist das Motto der Slow Food Bewegung und sämtliche, der auf der Terra Madre Austria präsentierten Köstlichkeiten wurden dieser Devise gerecht. SlowFood-Produzentinnen verfolgen eine Lebensmittelproduktion, die Geschmack, Umwelt und Gesundheit gleichzeitig in den Mittelpunkt stellt. Da versteht es sich fast von selbst, dass der Großteil der vorgestellten Spezialitäten aus Biologischer Landwirtschaft stammte. Neben verschiedensten kulinarischen Höhepunkten bot die Terra Madre Austria aber auch die Plattform für eine internationale Konferenz, bei der rund 400 Teilnehmerinnen über aktuelle Themen einer verantwortungsvollen Nahrungsmittelproduktion diskutierten. Die von der Stadt Wien in Zusammenarbeit mit Slow Food Wien veranstaltete Terra Madre, die auch von FiBL Österreich tatkräftig unterstützt wurde, war ein Erfolg auf allen Ebenen und leistete einen weiteren wesentlichen Beitrag zu einer vielfältigen und verantwortungsvollen Nahrungsmittelproduktion.

Foto: PID-Houdek

TERRA MADRE – EIN VOLLER ERFOLG! Nach den neuen Erkenntnissen aus den QLIF-Versuchen werden diese positiven Eigenschaften vor allem auch durch die im Biologischen Landbau übliche organische Düngung ausgelöst. Deren Wirkung wurde bisher von den Fachleuten unterschätzt. Auch die Ergebnisse für Bio-Milch können sich sehen lassen: Diese weist vor allem im Sommer bis zu 70 % mehr Omega-3-Fettsäuren, konjugierte Linolsäuren, Vitamine, Carotinoide und Antioxidantien auf. Ein weiteres Plus der BioLebensmittel: Im Vergleich zu konventionellen Produkten ist die Belastung mit problematischen Rückständen wie Pestiziden, Wachstumsregulatoren, Schwermetallen und Nitrat deutlich geringer bzw. gar nicht vorhanden. Quelle: www.fibl.org

Quelle: www.natuerlich.wien.at, www.terramadre.at

BIO IST BESSER

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Fünf Jahre wurde im Rahmen des großangelegten europäischen Projektes QLIF (Quality Low Input Food) geforscht, nun steht das Ergebnis fest: BioLebensmittel sind auch ernährungsphysiologisch besser als konventionell erzeugte Produkte. Verschiedenste Lebensmittel wie Kohl, Salat, Tomaten oder Kartoffel wurden untersucht und wiesen in Bio-Qualität deutlich höhere Gehalte an Antioxidantien, Vitaminen und bioaktiven Stoffen auf als die konventionellen Vergleichsprodukte.

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SHORTCUTS

Kritikerinnen der Grünen Gentechnik befürchten, dass die Zulassung und Kommerzialisierung der gentechnisch veränderten Kartoffel Amflora, die bisher in Europa nicht angebaut werden darf, demnächst vor der Zulassung steht. Mit Hilfe der Gentechnik wurde ihre Stärkezusammensetzung so verändert, dass sie für bestimmte industrielle Verwendungszwecke angeblich besser geeignet ist. Die GV-Kartoffel ist unter anderem deshalb besonders umstritten, weil sie ein Antibiotika-Resistenzgen enthält, welches auch in der Human- und Tiermedizin verwendet wird. Eine Resistenzbildung von Mensch und Tier gegenüber dem Antibiotikum kann daher nicht ausgeschlossen werden. Trotz dieses Risikos hat sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) für die Zulassung von Amflora ausgesprochen. Parallel zu dieser Entwicklung wurde in Deutschland eine Kartoffelsorte ganz ohne Gentechnik gezüchtet, die einen besonders hohen Amylopektin- (Stärke)-Anteil aufweist und in der Nahrungsmittel-, Textil-, Papier-, Klebstoff- sowie Baustoffindustrie eingesetzt werden soll. Damit ist die Argumentation der Amflora-Befürworterinnen hinfällig – denn wer braucht ein umstrittenes Gentech-Produkt, wenn es eine sichere Alternative gibt? Quelle: www.bund.net, www.greenpeace.de

PREIS-WERTER KLIMASCHUTZ Die Vorteile der Biologischen Landwirtschaft für Umwelt und Klima sind mittlerweile wohl bekannt: Der Verzicht auf leichtlösliche mineralische Düngemittel und Pestizide, der geringere Einsatz an Kraftfuttermitteln, eine flächengebundene Tierhaltung, Humusaufbau und damit verbunden

höhere CO2-Speicherung im Boden tragen zur guten Klimabilanz des Biolandbaus bei. Doch schneiden auch einzelne Bio-Lebensmittel „klimatisch“ besser ab als konventionelle Vergleichsprodukte? Dieser Frage ging ein Team von FiBL Österreich unter der Projektleitung von Thomas Lindenthal auf den Grund und stellte für die Bio-Linie „Zurück zum Ursprung“ umfangreiche, produktbezogene Berechnungen an. Unter Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette (von Produktion, Verarbeitung, Lagerung, Verpackung, Transport bis hin zum Handel) entwickelten die FiBL-Mitarbeiterinnen ein umfassendes Klimabewertungsmodell. Ergebnis: BioEinkauf reduziert Treibhausgasemissionen. Doch damit nicht genug – die Mühe wurde nun auch noch mit dem Klimaschutzpreis 2009 belohnt. Quelle: www.klimaschutzpreis.at

BIO FÜR ALLE Im November 2009 wurde in Glinzendorf ein Lieferwagen mit rund einer Tonne Bio-Gemüse beladen und gab damit den Startschuss für ein kostenloses Lieferservice von Bio-Lebensmitteln an niederösterreichische Sozialmärkte. Die gemeinsame Initiative von Biohof Adamah und Bio Austria Niederösterreich / Wien verfolgt das Ziel, von Armut betroffene Konsumentinnen nicht länger vom Genuss hochwertiger BioLebensmittel auszuschließen. Ganz nach dem Motto „Beste biologische Lebensmittelqualität für Alle“ soll es bereits 2010 ein österreichweites Bio-Lieferservice für die Sozialmärkte geben. Quelle: www.bio-austria.at

IMPRESSUM Bio-Fibel – Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Freiland Verband für ökologisch-tiergerechte Nutztierhaltung und gesunde Ernährung; Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon 01/4088809; Fax 01/9076313-20; e-mail: office@freiland.or.at; net www.freiland.or.at; DVR-Nummer 0563943; Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reinhard Geßl, Leiterin der Redaktion: Dipl.-Ing. Elisabeth Klingbacher; Mitarbeit: Irene Pratsch, Wilfried Oschischnig; Redaktion: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich), Seidengasse 33/13, 1070 Wien; Fon: 01/9076313-0, net: www.fibl.org/de/oesterreich. Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos: Geßl & Wlcek OEG; Druck: gugler GmbH Melk; Grafisches Grundkonzept: co2 – Werbe- und Designagentur; Layout: Geßl & Wlcek OEG. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen. FREILAND-Spendenkonto: Erste Bank, BLZ 20111, Ktnr. 08210993; Auflage: 10000 Stück. Hinweis: Eine geschlechtergerechte Formulierung ist uns in der Bio-Fibel ein großes Anliegen. Da wir gleichzeitig eine gut lesbare Zeitschrift herausgeben wollen, haben wir uns entschieden, keine geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden, sondern alternierend entweder nur weibliche oder nur männliche Bezeichnungen. Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Generalklausel einer geschlechtergerechten Formulierung nicht ganz entspricht, wir denken aber, dass die gewählte Form ein Beitrag zur publizistischen Weiterentwicklung für mehr sprachliche Präsenz weiblicher Begriffe sein kann.

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Foto: FiBL/Liebing

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