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Landesmusikakademie Hessen Schloss Hallenburg

Festakt zurfeierlichen Namensgebung Seminarraum E 4 wird zum Christoph Graupner Saai Kammerensemble der Mannheimer Hofkapelle Swantje Hoffmann und Silke Volk, Barockgeige Peijun Xu, Bratsche, Chr誰stian Niedling, Barockceiio Goedele Heidb端chel, Sopran Florian Heyerick, Cembalo und Leitung Sonntag, 14. November 2010 10:00 Uhr Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche in Schlitz 11:30 Uhr Festakt in Raum E 4 in Schloss Hallenburg


Programm

Sonntag, 14. November 2010, 11:30 Uhr Raum E 4 in Schloss Hallenburq

Kammerensemble der Mannhe誰mer Hofkapelle Grave/ Allegro ma non presto/ largo aus Entrata GWV 453 Gruftwort Direktor Lothar R. Behounek M.A. Kammerensemble der Mannheimer Hofkapelle Aria: Brich du stumme Tranensee, aus Kantate GWV 1155/09b Festansprache Frau Prof. Dr. Ursula Kramer Vorsitzende der Chnstoph-Graupner-Geseilschaft e.V. Darmstadt Kammerensemble der Mannheimer Hofkapelle Ouverture in c-rnoli, aus GWV 411 Gru&wort f端r die Stadt Schlitz Magistrats Mitglied Herr Dr. Volker Puthz Kammerensemble der Mannheimer Hofkapelle Sarabande & Gavotte en Rondeau, aus Entrata GWV 453

Nach dem offiziellen Festakt laden wie Sie herzl誰ch zu einem kleinen Umtrunk ein.

Vielen Dank f端r Ihren Besuch!


Biografie

Mannheimer Hofkapelle Künstlerischer Leiter: Florian Heyerick

Anlasslich des 400. Geburtstages der Stadt Mannheim gründete sich 2007 ein neues Barockorchester unter dem Namen "Mannheimer Hofkapelle". Nach der feierlichen Wiedereröffnung des Mannheimer Barockschlosses gestaltete das Orchester zahlreïche Konzerte. Höhepunkte der Veranstaltungen im Jubilaumsjahr war die Rekonstruktion der "Mannheimer Hofkapelle" auf Originalinstrumenten im Rittersaal des Barockschlosses. Erstmals war dieser Kfangkörper wieder in Originalbesetztung a m Originalschauplatz zu horen. Die öffentlichen Auftritte des Ensembles vermitteln dem Publikum duren eine Moderation der Programme die Faszination dieser Hofmusik im 18, Jahrhundert. Die Zuhörer erhalten Einblicke in die Musik, ihre Entstehungszeit und die damalige Aufführungspraxis der "Mannheimer Schule".

Florian Heyerick Florian Heyerick studierte Musikwissenschaft (Universitat Gent), Traversflöte, Blockflöte und Cembalo, und widmet all seine musikalischen Krafte der Alten Musik und dem Vokalrepertoire. Er ist ein gefragter Gastdirigent bei verschiedenen inter-national bekannten Chören, Symphonie- und Kammerorchestern. Daneben hat er eine Professur an der Musikhochschule Gent (Belgien). Von 2002 bis 2004 war er Chefdirigent des Kurpfalzischen Kammerorchesters Mannheim. Seit 2006 ist er künstlerischer Leiter des "MusikForum Mannheim - Zentrum für Alte Musik"" und des Barockorchesters "Mannheïmer Hofkapelle". Zur Zeit arbeitet er im Rahmen seiner Doktorarbeit an einer urnfangreichen Veröffentlichung und Wiederbelebung des Komponisten Christoph Graupner (1683-1760). Zum 250. Ma! jahrt sich 2010 sein Todesjahr.


Christoph Graupner Schon zu Lebzeiten genoss Christoph Graupner (1683-1760), ahnlich wie seine gleichfalls renommierten Zeitgenossen Telemann, Fasen, Keiser und Heinichen allenthalben gro&es Ansehen. Der imposante Umfang seines Schaffens einerseits, der denjenigen Telemanns fast erreicht, Bachs vollends übertrifft, die erstaunliche Vielfalt an Formen andererseits, die Opern, Konzerte, Orchestersuiten, Kammermusik und Klavierwerke und mehr als 1400 Kantaten umfasst, belegen hinreichend die Kraft seines Schöpfergeistes. Dennoch erstaunt man ob der immerwahrenden hohen Quaütat dieser Werke, die dem Komponisten zu recht Hochachtung eintrugen. In vieler Hinsicht verkörperte Graupner den Inbegriff des vollkommenen Kapellmeisters im Dienste eines absolutistischen Herrschers. Gebürtig aus Kirchberg, studierte er zunachst bei Johann Kuhnau an der Thomasschule in Leipzig, kam dann ais Cernbalist an die Oper in Hamburg, wo er Keiser und Mattheson kennenlernte, und wurde 1709 als besonders begabter Musiker (er war gerade 26 Jahre alt) vom musikbeflissenen Landgrafen Ernst-Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667 - 1739) in Dienst genommen. Graupner blieb Darmstadt bis zu seinem Tod im Jahre 1760 treu, diente unter den Landgrafen Ernst-Ludwig und Ludwig VIII. (ab 1739) zuerst als Vizekapellmeister, spa'ter als Hofkapellmeister. Trotz der finanziell schwien'gen Zeiten bezog er ein ansehnliches Gehalt. Stets leistete er gründliche und intensive Arbeit. In den vielfach durch Krieg und Brand überschatteten Zeiten kommt es einem wie ein Wunder vor, dass fast das gesamte umfangreiche Schaffen in der Handschrift des Komponisten erhalten blieb. Niemals nahm Graupner auswartige Kompositionsauftrage an, noch gestattete er die Anfertigung von Kopien seiner Werke. Auch gelangten abgesehen von wenigen Cembalosuiten und einem Choralbuch- weder zu Lebzeiten des Komponisten noch in neuerer Zeit seine Werke zum Druck. Sein testamentarisch protokollierter Wunsch, dass samtliche Kompositionen nach seinern Tode verbrannt werden sollten, natte nicht in die Tat umgesetzt werden können: ein 60-jahrigerjuristischer Streit zwischen dem Landgrafen und den Erben des Komponisten erwies sich als heilsames Moratorium; danach war das Interesse an seiner Musik langst erlahrnt. So sind seine Handschriften als Zeugnis der einstigen grofien Blütezeit der Hessischen Hofkapelle bewahrt worden. Über Graupner als Mensen schweigt die Überlieferung weïtgehend. Die wenigen Zeilen in Matthesons Grundlage einer Ehrenpforte (1740) sind kaum aufschlussreich. Kein Bildnis, keine persönlichen Dokumente oder Zeugnisse zu seinern Charakter existieren; nur die Dokumente zu seiner Heirat, zur Geburt der Kinder, handschriftliche Bestellungen von Notenpapier u. a. sind erhalten. Belegt ist allerdings seine heimliche Bewerbung urn die durch den Tod Johann Kuhnaus 1722 bekannt gewordene Stelle des Thomaskantors in Leipzig, die zwar erfolgreich verlief, die Graupner aber nicht annehmen durfte, weil der Landgraf ihn nicht vom Dienste freisprach. Letztlich brachte ihm dieser Veranderungswunsch eine Verdoppelung seines Gehaltes ein. So wurde Graupner zum bestverdienenden Kapellmeister seiner Zeit!


Die Kirchenmusik Graupners besteht ausschliefilich aus Kantaten (nicht weniger 1418!), komponiert zwischen 1709 und 1754 im privaten Auftrag des Landgrafen die Schlosskirche. Oratorien waren im liturgischen Rahmen in Darmstadt nicht g< fragt; daher gibt es von Graupner keine Passion oder ahnliche grofie Werke. In s Kirchenmusik begegnen wir einem fleiliigen und erfahrenen Musiker, der, mit alle anspruchsvollen Kompositionsverfahren seiner Zeit bestens vertraut, schöpferisc und eigenstandig arbeitet. Er war in seinem künstlerischen Handeln zugleich fleif: und treu, indem er sich dabei zuverlassig nach dem Geschmack seines Brotherrr nach den Bedingungen des Ortes und der Hofkirche richtete. Dabei ist festzustell dass sich die Musik seiner Kantaten ziemlich klar und abrupt um das Jahr 1740 s dert: Der 1739 an die Regierung gekommene junge Landgraf liebte den etwas ga teren Stil. Erfahrung und Geschicklichkeit zeigen Graupner stets in der besten Th maner-Tradition, vertraut mit den Regeln der musikalischen Rhetorik, mit den Erft dernissen bei der Übersetzung der Affekte von Text und Wort sowie ihrer religiösi Bedeutung in die Musik. Auf ihre Art stellten seine Kantaten eine würdige musikal sche Exegese von Bibellesung und Predigt dar und standen künstlerisch auf der l hè ihrer Zeit. Die Texte seiner Kantaten wurden hauptsachlich von den Hofpoeten Johann Geo Lehms und vor allem von Johann Conrad Lichtenberg (1689 - 1751} verfasst.

Graupners musikalischer Stil wird zu einem Teil durch musikalisch-praktische, zur anderen durch liturgische Bedingungen bestimmt. Unterden Gesangssolisten bef den sich ein ausgezeichneter Bassist (Vizekapelmeister Grunewald) und gute Sop nistinnen. Daher sind Bass und Sopran mit vielen Arien und auch mit kompletten I lokantaten vertreten. Dagegen ist die instrumentale Vielfalt ausgësprochen groli: ( lumeau, Flauto d'amore, Viola d'amore, Hörner, Pauken (bis vier Stück!), und das les in überraschenden und ungewöhnlichen Kombinationen, denn die Hofkapelle t schaftigte viele hervorragende Musiker

Durch den langen Dornröschenschlaf von Graupners Werken gibt es bis heute we eine gründliche Untersuchung seiner Kantaten noch eine umfassende GraupnerMonographie. Die Auswahl der hier vorliegenden Weihnachtskantaten, sie mag nc so eingeschrankt oder arbitrar sein, denn es gibt von Graupner insgesamt 192 Ka ten für die Festtage vom 1. Advent bis Epiphanias, vermag den Zuhörer vielleicht überzeugen, dass es sich hier um grolïe, unverwechselbare musikalische Schatzf handelt, die einer angemessenen Aufmerksamkeit würdig sind.

Florian Heyerick Übersetzung: Peter Huth

lm Rahmen einer Doktorarbeit an der Musikhochschule Gent (Belgien) arbeitet Fit an Heyerick an der Erfassung und Verbreitung von Graupners Werk durch das Int net, durch Konzerte, durch Aufnahmen und Notenausgaben.


Eine Kooperation der

Landesmusikakademie Hessen, Schloss Hallenburg in Schlitz ProjektGraupner2010 Hogeschool Gent - Lid van de Associatie Ugent, departement Co n se rva tori u (University College Ghent - Faculty of Music) Christoph-Graupner-Gesellschaft e.V. Darmstadt

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Fax 06642 911329 info@lmah.de, www.lmah.de

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