18.08.2010 SHA Bericht

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Dem Sturm hinterher ROHRBACH. Als Sturmjäger ist Thomas Gierlinger Unwettern auf der Spur. >> Seite 4

Getreide wächst aus ROHRBACH. Die vielen Regentage führen zur verspäteten Ernte mit Qualitätsverlusten. >> Seite 25

Neun Landjugend-Mitglieder zeigten beim Bezirksbewerb, dass pflügen nicht gleich pflügen ist. Zwei qualifizierten sich für den Landesbewerb. >> Seite 2


Rohrbach

Land & Leute

33. WOCHE 2010

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EXTREMWETTER

Auf der Jagd: Mit Windmessgerät und Kamera dem Sturm hinterher terzelle hinzieht. Der Wind dreht dauernd oder nach zwei Kilometern kann das Gewitter ohne Blitz und Regen sein.“ Dann sei es für ihn uninteressant. Allerdings: Risiko geht er bei seiner Jagd nicht ein. „Das kann blöd hergehen und man fährt direkt rein“, setzt Gierlinger auf Sicherheitsabstand.

ROHRBACH. Laut prasselt der Regen aufs Autodach; die Scheibenwischer können die Wassermassen kaum bewältigen. Thomas Gierlinger lässt sich davon und auch von den immer wieder aufleuchtenden Blitzen nicht beirren. Langsam fährt er weiter – direkt auf das Zentrum des Unwetters zu. Denn genau das ist es, was er sucht. von MARTINA GAHLEITNER

Thomas Gierlinger ist Stormhunter. Ein Sturmjäger, der Gewittern, starken Regenfällen und Stürmen hinterherfährt. Nicht irgendwo in Amerika, sondern hier bei uns – im Mühlviertel. „Das glaubt einem ja fast keiner, dass es auch hier Tornados gibt“, sagt der 23-jährige Rohrbacher. „Aber wir haben immer wieder welche, fast ebenso viele wie in Amerika“, weiß Gierlinger. Tornados, also Windhosen, sind auch keine KlimawandelErscheinung, „die hat es schon immer gegeben. Nur in der heutigen Zeit der Handykameras wer-

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In seinem Einsatzfahrzeug jagt Thomas Gierlinger Unwettern hinterher, um zu !"#$%&'"()*%&"+,"%-.%/%&",&0"1)-&,&2%&")/+,3%*+%&4

den sie viel häufiger aufgezeichnet.“ Hauptsächlich erreichen die Wirbelstürme Stufe F0 – also eine Geschwindigkeit von 64 bis 116 km/h. Vor einigen Jahren gab es einen F3, der mit bis zu 330 km/h durchs Land fegte. Rechtzeitig warnen Ein Tornado – nämlich jener, der im Mai in Burgenland gesichtet wurde - war es auch, der den begeisterten Fotografen auf den Geschmack gebracht hat. Die Google-Suche brachte ihn zum relativ jungen Verein Stormhunters-Austria, der von zwei Steirern ins Leben gerufen wurde, um den staatlichen Wetterdienst zu ergänzen und bei Extremwetter-Ereignissen Warnungen weiterzugeben. Jetzt ist der Voest-Mitarbeiter einer von rund 60 aktiven, freiwilligen Sturmjägern, die in ganz Österreich auf der Jagd nach Unwettern

sind. Ihre Arbeit beginnt mit dem täglichen Blick auf die Stormhunters-Homepage. „Wir schauen uns die Vorhersagen und Satellitenbilder an, machen Wetterlagebesprechungen über das Online-Forum und schauen, wo was sein könnte“, erklärt Thomas Gierlinger. Spätestens wenn Unwetterzellen entstanden sind, steigt der Sturmjäger in sein Einsatzfahrzeug und versucht, am Unwetter dranzubleiben. „Dann wird die Windgeschwindigkeit mit der Wetterstation gemessen, Fotos gemacht und gefilmt. Bei Hagel oder Starkregen setz ich eine Warnung an die Vereinsleitung ab, die dann an Ubimet weitergeleitet wird.“ Kein Risiko So ein Gewitter kann den Jäger aus Leidenschaft schon mal quer durchs Mühlviertel führen. „Es ist schwer zu sagen, wo die Unwet-

Sturmschäden analysieren Aufgabe des Sturmjägers ist es auch, Sturmschäden zu analysieren. Das sei schwierig, weil er oft nicht erfährt, wo etwas passiert ist. So hat er nur durch Zufall jenes Waldstück in Obermühl entdeckt, das vom Wind niedergemäht wurde. „Auf 5.000 m2 waren die Bäume einfach geknickt. In Lembach hat derselbe Sturm zur selben Zeit in der anderen Richtung gewütet.“ Mit seinen Einträgen und Erhebungen wird jetzt festgestellt, welche Sturmart hier am Werk war. Zwecks Datenerfassung sollten solche Schäden bei Gierlinger gemeldet werden (Sturmjäger-Hotline 0680/142 80 77, sturmjaeger. rohrbach@gmail.com). ! INFORMATION Neben den Stormhunters (www. stormhunters-austria.com) gibt es weitere Vereine, die Unwetter erforschen. Wie etwa Skywarn Austria, für den der Kirchschlager Christian Nimmervoll das Wetter im Mühlviertel beobachtet (www.skywarn.at; www.wetter-muehlviertel.at).


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