Fazit 185

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Die talentiertesten Leute, die ich im Showbusiness getroffen habe, waren immer die nettesten.

James Caan, 1940–2022, Schauspieler

Theater usw.

Unermüdlicher Kulturmotor in schweren Zeiten Der Verein »uniT« gilt als gutes Beispiel, wie man als kleine Kulturorganisation mit wenig Budget maximale Leistung und effiziente und nachhaltige Ergebnisse liefern kann. Von Michael Petrowitsch

Fotos: Georges Biard, Gernot Eder, C. Rappel, Johanna Lamprecht

U

nter der famosen Leitung von Edith Zeier-Draxl entwickelte Uni-T (»uniT« – Verein für Kultur an der Karl-FranzensUniversität Graz) in wenigen Jahren ein breites Spektrum an Programm mit Vorbildwirkung. Retzhof – Berlin und nach Graz zurück. So kurz und bündig lassen sich Erfolgsgeschichten beschreiben. Die Rede ist von Thomas Perle und seinem Stück Karpatenflecken, mit dem er den Retzhofer Dramapreis 2019 gewonnen hat, das dann am Deutschen Theater uraufgeführt wurde und nun in Graz im Rahmen des »Internationalen Dramatiker|innenfestivals« 2022 zu sehen war. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Autorenarbeit in Graz und ein internationales Festival funktionieren. Das Drama-Forum lobt mit dem Retzhofer Dramapreis nicht nur einen Wettbewerb aus, sondern begleitet die aus etwa 140 Einsendungen ausgewählten Autoren ein knappes Jahr lang bei der Entwicklung der Stücke. Dann werden die Stücke anonymisiert einer Jury vorgelegt. Ja und 2019 hat Thomas Perle gewonnen. Das ist der Moment, an dem sich die Theater für die Arbeit eines jungen Autors interessieren. In Graz hat er, nachdem er gewonnen hat, für die Bürgerbühne des Schauspiel-

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haus Graz geschrieben. Naheliegend die Idee der beiden Organisatoren des Festivals, dem Drama-Forum von Uni-T und dem Schauspielhaus die erfolgreiche Uraufführung des Deutschen Theaters nach Graz einzuladen. Das Gastspiel war ein großer Erfolg, es gab mehr Publikum als Plätze, es gab großes Bedauern, dass das Stück nicht öfters gezeigt wurde. Von Graz in die Welt Viele junge Autorinnen und Autoren brechen von Graz auf, um die Bühnen, auch die großen dieser Welt, zu erobern. Ewald Palmetshofer, Gerhild Steinbuch, Ferdinand Schmalz, Miroslava Svolikova, Na-

Bereichern kulturell Graz und den Sprachraum: Edith Draxl und »uniT«

tascha Gangl, Ivna Zic, Caren Jess, Teresa Dopler, Anah Filou – eine Liste, die man noch lange weiterführen kann – sind zu nennen. Sie haben renommierte Preise bekommen, werden in großen Zeitungen und in Fachpublikationen besprochen, ihre Stücke sind jedes Jahr im Uraufführungsreigen vertreten. Graz mit dem Drama-Forum ist ihre künstlerische und geistige Heimat, hier wurden sie auf verschiedene Weise in ihrer Entwicklung als Autor bzw. Autorin unterstützt. Dabei bietet das Drama-Forum neben dem Arbeitsprozess für den Retzhofer Dramapreis noch das Förderprogramm »Forum-Text«. Hier geht es auch um das zweite und dritte Stück eines Autors, denn oft ist es nicht ganz leicht nach einem ersten Erfolg sich auch nachhaltig im Theaterbetrieb zu etablieren. Die Förderprogramme von Uni-T und das Interesse des Schauspielhauses an neuer Theaterliteratur haben Graz auf die Landkarte für zeitgenössische Dramatik zurückgebracht. Und das auch international. Graz und die Steiermark können nicht nur auf eine große Vergangenheit zurückblicken, sie sind auch ein Ort der Zukunft. Das Festival ist unser Fenster zur Welt in den Bereichen Literatur und Theater. Im deutschsprachigen Raum ist es bestens vernetzt. Es gibt Kooperationen mit den Niederlanden, Belgien und einem


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