Fazit 185

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Auskochen aus dem Homeoffice

D

as Zeitalter des Postkapitalismus und der Postcorona Zeit hat Weltbilder und Werte des Lebens und Wirtschaftens in Frage gestellt. Umweltthemen, gesellschaftliche Herausforderungen, wie zunehmende psychische Krankheitsbilder, und veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch Ressourcenknappheit an Produktions-, Betriebsmitteln und Arbeitskräften erfordern ein neues Nachdenken. Der Trend zur Reduktion erreicht daher immer mehr die Arbeitswelt und auch die Start Up Szene. Unnötige Hierarchien, Prozesse, Anlagen und Ressourcen werden vermieden. Statussymbole haben weniger Bedeutung und lokal Agieren wird zum Fokus. Die Coronakrise hat eine Art Reset-Knopf gedrückt. Man nimmt sich plötzlich wieder mehr Zeit zu hinterfragen, was wirklich wichtig ist, was wir wirklich wollen. Nicht die Gier nach »mehr« steht im Vordergrund, sondern: Was tut uns eigentlich gut? Das Gelernte aus einer Zeit des Wirtschaftswachstums, der Globalisierung und Digitalisierung wird trotzdem genutzt. Auch Arnd Hoffmann nutzt die Erfahrungen, die er in verschiedenen Berufen und beim Reisen durch viele Länder gewonnen hat, und setzt diese an einem minimalistischen Standort in der Josefigasse 11 in Form eines To-Go-Lokales um. Der gelernte Industriekaufmann war lange im sozialen Bereich und in der Umweltbildung für Jugendliche tätig, war als reisender Moderater für Großveranstaltungen unterwegs und bei Frida und Fred im Ausstellungsbau tätig. Er betreut nach wie vor Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Schulen und ist extrem viel durch die ganze Welt gereist. Arnd Hoffmann zu seinem Vorhaben: »Im ersten Lockdown habe ich das Konzept für ein To-Go-Lokal geschrieben, um den Covid- Bestimmungen des Lockdowns gerecht zu werden. Im zweiten Lockdown habe ich das Lokal eigenständig geplant und umgesetzt. Die gesamte Ausstattung wurde von mir gebaut. Nachhaltigkeit ist mir enorm wichtig und Plastik ein No-Go. Regionalität und Saisonalität sind die Eckpfeiler meiner Gerichte. Ich wollte einfach die Vielfalt von Suppen anbieten, die über die Länder der Welt gehen. Rezepte habe ich immer auf den Reisen gesammelt und dann mit Eigenkreationen verfeinert. Mein Lokal ist als Imbiss konzipiert und geführt. Letztendlich ist es die Umsetzung einer Idee, die ich schon lang in meinem Kopf hatte, und ich habe mir mein Hobby und meine Leidenschaft des Kochens in Form dieses kleinen To-Go-Lokals erfüllt und umgesetzt.«

Über Mut und Fähigkeit zum Minimalismus

Ein Gespräch von Carola Payer mit Arnd Hoffmann, dem Betreiber eines Suppenlokals

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

46 /// FAZIT AUGUST 2022

»Enoughness« – »Wieviel ist genug« als Leitbild Enoughness ist ein Kriterium aus Minimalismusleitbildern und stellt den Menschen und die menschliche Lebensqualität vollkommen in den Mittelpunkt. Dazu gehören nachhaltige Denkweisen, Achtsamkeit, Entschleunigung und Minimalismus. Es bedeutet auch ein Abwenden von Massenkonsum. Arnd Hoffmann, dessen Spitzname Bo die Grundlage für die Marke »BO Suppe« ist, bekocht seine Kunden aus einer Wohnung, die er zum Kreativ- und Küchenstudio umgebaut hat. Serviert wird aus dem Fenster hinaus. Die Fensterläden dienen als Speisekarte. Er aktiviert auch wieder alte Traditionen, wie zum Beispiel das Einrexen im klassischen Rexglas. Arnd

»Nachhaltigkeit ist mir enorm wichtig und Plastik ein No-Go. Regionalität und Saisonalität sind die Eckpfeiler meiner Gerichte. «

ARND HOFFMANN


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