Erfolg braucht Führung
Managementserie
Vom Homeoffice zurück ins Office Eine Rückkehr mit gemischten Gefühlen
Fotos: Marija Kanizaj, Dillon Shook/Unsplash
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
44 /// FAZIT JUNI 2021
D
ie Arbeit zu 100 Prozent aus dem Homeoffice zu erledigen ist für Mitarbeiter einiger Unternehmen im letzten Jahr zur Normalität geworden. Das hatte auch Auswirkungen auf die Bereitschaft von Firmen, Mitarbeitern auch in Zukunft Homeofficetage zu gewährleisten. Viele Betriebsvereinbarungen wurden neu aufgesetzt. Homeofficemöglichkeiten wurden sogar bei zuvor erzkonservativen und absoluten Homeofficeverweigerern zur Realität. Aber auch die Mitarbeiter sind erst durch die Coronakrise mehr auf den Geschmack gekommen. Vor 2019 boten viele größere Unternehmen oder kleine dynamische Startups schon Arbeitsplätze von zu Hause an. Diese wurden aber laut einer Studie von bitkom vor der Coronakrise von Mitarbeitern meistens nur bei bestimmten Situationen (z. B. Kinderbetreuung) genutzt. Der Trend zum Homeoffice ging 2019 sogar nach unten. Lockdownbedingt tummeln sich nun alle Generationen von Mitarbeitern nicht nur in Meetings via »Teams«, »Zoom« oder »Webex«, sondern bewegen sich schon fast selbstverständlich in komplexeren Formaten wie zum Beispiel Assessment-Centern. Technische Voraussetzungen wurden rasend schnell realisiert. Bei einigen wächst schön langsam die Sehnsucht, wieder im Unternehmen zu arbeiten, aber es gibt auch viele, die sagen: »Ich will nicht mehr zurück ins Büro.« Für Führungskräfte wird es zunehmend ein Thema, sich mit diesen unterschiedlichen Bedürfnissen an Nähe zum Team und Präsenzzeit im Büro auseinanderzusetzen. Die Arbeit zuhause wird in Zukunft kein »Mitarbeitergoodie« mehr sein, sondern eine sinnvolle Gestaltung der Arbeitsplätze aufgrund des Auftrages von Abteilungen. Organisationsziele, Mitarbeiterbedürfnisse und Erwartungen der Teams gut abzustimmen, ist ein wesentlicher Punkt auf der »Post-Corona-To-do-Liste«.
In Ruhe seine Arbeit tun Viele Mitarbeiter schätzen es, ihre Aufgaben viel konzentrierter und ohne Störungen durchführen zu können. Das spontane »Reinschauen bei der Tür« fällt weg. Insbesondere Arbeitnehmer, die in Großraumbüros unter der Offenheit des Arbeitsplatzes hinter ihrer Koje (oder dem als Schutzschild installierten Blumentopf) gelitten haben, genießen es, ohne Hintergrundgeräusche ihre Arbeit zu tun. Für diesen Typus Mensch ist das Homeoffice eine Stressbremse. Doch wo viel Ruhe ist, lauert um die Ecke auch die Vereinsamung oder ein »sich nur mehr auf seine Sache konzentrieren«. Bei Post-Corona-Teamentwicklungsmaßnahmen ist auch in manchen Fällen eine größere Selbstbezogenheit und Desinteresse an den Themen der anderen erkennbar. Wer sich schwer abgrenzen kann zu anderen Haushaltsmitgliedern, präferiert sehr oft wieder, im Büro den klaren Rahmen für die Arbeitszeit und -themen zu haben. Großer Benefit: der wegfallende Weg zur und von der Arbeit Keine Rushhour, nicht ins Auto steigen müssen, keine Schweißschwaden in den Öffis, eventuell auch länger schlafen oder die Fahrtzeit alternativ für Morgenyoga, ein Läufchen oder ein Frühstück in Ruhe verwenden. Ein Teil an Lebensqualität, das durch das Homeoffice gewonnen werden kann. Dem gegenüber steht, dass für manche der Fahrtweg eine Art Psychohygiene darstellt, wo man von der Firma abschaltet und dann ins Privatleben übergeht. Von früh bis spät im gleichen Umfeld mit allen Familienmitgliedern zu sein, liegt auch nicht jedem. Es ermöglicht dann eventuell doch nicht, statt in die Fahrtzeit in die eigenen Bedürfnisse nach Ruhe oder Ausgleich zu investieren. Relativ