Fazit 118

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Alles Kultur Rezension II

sowohl europäischer Mentalität als auch globaler politischer Trends ohne falsche Beschönigung und aus dezidiert rechter Perspektive. Er wirft Fragen christlicher Ethik auf, die schwer zu beantworten sind. Fragen nach unserer Identität. Probleme der demographischen Entwicklung. Die außereuropäischen Massen ... Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Die neue Übersetzung kommt zur rechten Zeit. Ich empfehle, Raspail zu lesen und zu schmunzeln. Denn witzig ist der Roman auch. Wie Raspail schreibt: »La vraie Droite n‘est pas sérieuse.« Die wahre Rechte weiß um die Ambivalenz der Dinge, die Offenheit des Seins und die Notwendigkeit der Entscheidung ... Linke hingegen können nicht lachen. n

Doch keine Rezension

Neuer Asterix

Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) haben mit »Der Papyrus des Cäsar« ihr zweites Asterixalbum vorgelegt. Viel hat sich nicht geändert (siehe Fazit 98), die Zeichnungen sind eher besser geworden, die Geschichte ist leider deutlich flacher ausgefallen. Warten wir auf das Nächste. n Der Papyrus des Cäsar Le Papyrus de César Ehapa Verlag, Oktober 2015,48 Seiten, 7,50 Euro (bzw. 12 Euro in der gebundenen Ausgabe)

Bikinifische jetzt auch als Magazin

C

hristian Polansek, in seiner eigenen Definition Christian »Motor« Polansek, für mich als der »Fischmaler« bekannt, ist eine umtriebige Gestalt. Seit Jahren begegne ich ihm in der Grazer Innenstadt und jedesmal kommt es zu einer kurzen wie launigen Unterhaltung. Der inhaltliche Bogen kann sich dabei von Freihandelsabkommen über nächtlichen Harndrang hin zur Qualität unlängst verzehrter Scheinsbraten spannen. Also themenmäßig schwer einzuordnen. Oft sind solche zufälligen Treffen auch Gelegenheit, eines seiner von ihm immer mitgeführten Kleinstkunstwerke zu erstehen, also etwa zehn mal zehn Zentimeter große Acryl auf Leinwand Malereien. Die »Bikinifischserie« dürfte es jetzt wohl schon einige Zeit geben, früher waren auch Segelschifflein oder gar Abstraktes dabei. Dieser Tage habe ich nun im Café Kaiserfeld (siehe Fazit 117) »Der Bikinifisch. Das Magazin« entdeckt. Und gleich eine Stunde meiner Zeit dafür hergeben müssen. Ohne auf so Kinkerlitzchen, wie Lesefreundlichkeit zu achten, »Der Bikinifisch« macht da etwas auf »Sterz«, zieht einen die auf den ersten Seiten dargebotene Novelle von Ruud van Weerdenburg »Eine Orange von Gewicht« in ihren Bann. Selten habe ich so wenig Sinnstiftendes mit so viel Unterhaltung und beinahe Freude gelesen. Und auch der Text »Von Fisch und kulinarischen Unterschichten« von André Hagel hat eine durchaus skurrile Anziehungskraft auf mich zu entwickeln gewusst. Zahlreiche Aphorismen und Gedichte verdichten dann noch die Essenz dieses kontextlosen und wie eine Waise auf einen Kaffeehaustisch geworfenen Magazins. (Um es – natürlich nicht annähernd gelungen – versucht zu haben, in der Sprache unserer verbeamteten Kulturwissenschafterinnen zu beschreiben.) Besonders hinweisen darf ich noch auf Erwin

Der Bikinifisch. Das Magazin Herausgegeben von Christian »Motor« Polansek, Graz 2015, 5 Euro kulturinstitut-graz.com

Michenthalers kleine Posse »Meine Lieblingssendung: Kunst & Krempel«, nicht nur weil Kunst & Krempel auf Bayern Drei auch mir sehr gefällt, sondern vor allem, weil sie mir als wichtigerer literarischer Beitrag als vieles der letzten fünf, sieben Jahre erscheint. Polansek selbst versucht sich auch textuell in seinem Magazin und da darf ich uns »hauptsoch die hund geht’s guat«, ein natürlich nur lediglich ob seines großartigen Refrains beachtliches Gedicht, dringend ans Herz legen. Christian »Motor« Polansek ist ein kleiner wahrer Künstler. Und ein Universaldilettant in einem so großartigen Wortsinne, dass ich nur jedem Steirer empfehlen kann, wenigstens ein Bild von ihm zuhause zu haben. Oder eben diese Ausgabe seines neuen Magazins. Das wird einmal was wert sein! Und wenn nicht, sind wir trotzdem tot. -cakFAZIT DEZEMBER 2015 /// 81

Fotos: Die Zeit, GwenofGwened, Ehapa/ Les Éditions Albert René, Kulturinstitut Graz

Das Heerlager der Heiligen Le Camp des saints, 1973 Erstmals vollständige Neuübersetzung von Martin Lichtmesz, Verlag Antaios, 2015, 416 Seiten, 22 Euro antaios.de


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