Lost Voices #6

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LOST VOICES

STORIES POETRY INTERVIEWS ART PHOTOS

STORIES

NORA BURGARD HENNING CHADDE FLORIAN GÜNTHER MARCUS MOHR NINA NEUGEBAUER SASCHA SAND CLEMENS SCHITTKO XENIJA WAGNER JOHANNES WITEK ALFRED ZOPPELT ART

PEDRO MATOS INTERVIEWS

DENNIS LEHANE CARL WEISSNER

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Unser Vater, der du bist in der Natur und überleben lässt den Kojoten, die Wanderratte, die Schmeißfliege, den Spatz und die Kleidermotte, du musst eine unermessliche, überwältigende Liebe hegen für Taugenichtse, Schandflecke und Stromer… aus John Steinbecks „Die Straße der Ölsardinen“

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LEISES VORWORT

Liebe L‘s und V‘s,

ich will nicht lange herum palavern und lange Sätze reißen. Einfach nur ein simples Danke an alle Schreiber, die auch weiterhin dieses bescheidene Literatur-Projekt mit Ihren Texten unterstützen. Einen besonderen Dank sende ich den beiden Schreibern, die sich die Zeit genommen haben, ein paar meiner Fragen zu beantworten. Danke Carl, für die klaren Worte! Thank you, Dennis – for your words and for your time! Cheers, Marc

LOST VOICES AUSGABE SECHS PROSA/LYRIK

Seite

Nora Burgard Die zwei toten Stunden. Oder In the Midst of Relentlessness. Florian Günther Der Bildungsreisende / Piwitt Johannes Witek Das Land der Lebensläufe Marcus Mohr Pure Scheiße Sascha Sand Schnupfen Clemens Schittko Pop-Gedicht Henning Chadde Emily is over Nina Neugebauer U-Bhf. Eisenacher Straße Xenija Wagner Herbsttanz Alfred Zoppelt Jutta

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INTERVIEWS

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Dennis Lehane Carl Weissner

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LV‘s

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Alle Rechte der hier aufgeführten Werke liegen bei den jeweiligen Autoren, Fotografen/ Künstlern. All stories, poems and pictures in this magazine are owned by the writers and artist named in this issue.

All paintings including the coverpainting “Therefore the King” by Pedro Matos Page 6: “Warning Sign”, Page 7: “Marlyn”, Last page: “They said I was a joke“ 3 Verantwortlich für alles hier: Marc Mrosk, Kontakt: ElVau@gmx.de


DIE ZWEI TOTEN STUNDEN. ODER IN THE MIDST OF RELENTLESSNESS von Nora Burgard Ich trinke mein Ich wieder in die Unbalance und versuche den Gedanken zu verscheuchen, dass Verstehen bedeuten würde zu leben. Ich habe die Erinnerungen auf den Boden hinter meinem Rücken gelegt und meinen Mantel darüber geworfen. Doch sie sind anonyme Biester, die sich immer wieder anschleichen und versuchen, durch meine Hose nach oben zu kriechen. Der Whiskey prostet der Dunkelheit zu und ruft: Dämmerung und Licht, ihr seid eins. Ich komme. Der Nebel wird dichter. Endlich. Für immer? Nachdem ich mich noch mal umgedreht habe, was ein Fehler war, merke ich, wie etwas langsam meinen Rücken hochklettert. Es sind die Huren. Sie, die mir immer wieder zeigen wollen, wieso ich hier stehe. Sie, die einfach nicht loslassen können. Sie, die nicht verstanden haben, dass Abschied zum Leben dazu gehört. Verpisst euch doch einfach. Natürlich weiß ich, dass ich grad in die ‚Zurück ist es leichter als Vorwärts’-Falle tappe, aber ich gehe in das Licht, in das Verstecken in die Dämmerung. „Komm, wir sollten gehen“ sagt mein Glück. „Du kannst ja kaum noch stehen.“ Und Hand in Hand gehen wir nach draußen und blinzeln in die Sonne. Ich bin gerade aufgewacht und beobachte wie sie schläft. Sie ist völlig entspannt. Der Mund ist auf, Spucke ist auf ihrem Kinn und ihre Augen sind verklebt. Mein Glück. Das Blut ihrer aufgeplatzten Lippe ist getrocknet und dunkel, der blaue Fleck an ihrem Auge ist eigentlich gar nicht blau sondern lila. Ach, mein Glück. Ich werde alles tun, um dich zu beschützen. Ich blicke wieder an die Decke. Mein Rücken kribbelt und ich muss hier weg. Es ist so heiß, ich will alleine sein. Ich setze mich ruckartig hin um zu gehen, davon wird sie wach. Ich drehe ihr den Rücken zu und will aufstehen, da greift sie meine Hand und sagt: „Bleib. Geh nicht.“ Wir sind wieder da, wo wir immer sind. Jedes Wochenende reden wir uns ein, dass wir uns alle gemeinsam in ein neues Abenteuer stürzen, aber wenn wir ehrlich wären, müssten wir zugeben, dass es doch immer das gleiche ist. Vielleicht brauchen wir diese Regelmäßigkeiten oder was auch immer, keine Ahnung. Immer das gleiche Viertel, der gleiche Alkohol, die gleichen Lieder, die gleichen Gesichter. Nachdem die zwei toten Stunden, von drei bis fünf, überstanden sind, haben wir das Gefühl für Zeit endlich verloren. Irgendwann gehen wir dann doch, weil uns kein Grund mehr zum bleiben einfällt. „Krass, wie hell es schon ist.“ Entweder man geht zusammen um betrunkenen Sex zu haben oder man torkelt alleine zum Taxi, übersteht irgendwie die Fahrt, kotzt dann vor die Haustür und fällt in sein Bett. Zu durstig um tief zu schlafen, zu betrunken und zu schwach um zu trinken. Genauso ist es auch heute, mit dem einzigen Unterschied, dass sie da ist. Früher war sie immer dabei, sie war immer bei mir, Tag und Nacht, bis sie irgendwann gegangen ist. Unsere Wochenenden passten nicht mehr in ihren Lebensstil oder so. Und ich schon gar nicht. Ab und zu taucht sie aber noch auf und ich hasse es. Wir reden ein paar Minuten und ich spüre, dass mein Glück uns beobachtet. Es ist einfach, wir erzählen. Klar, das ist ja immer so. Und wegen dieser seltsamen Vertrautheit steht die Gute-Alte-Scheißzeit vor mir, bespuckt mich mit Erinnerungen und ruft: „Guck es dir an und dann geh nach Hause 4 heulen, denn gut war es ja doch nur mit ihr.“


Irgendwann tanzt sie neben meinem Glück. Und neben irgendeinem Typen. Ich gehe zur Bar und trinke alleine Wodka. Ich weiß nicht wie viele. Ich starre sie an und fühle mich wie ein perverser Stalker. Ich bestelle mir Whiskey, damit meine Hände was zu tun haben. Mein Glück kommt auf mich zu und sieht mich an. Sie weiß, was ich denke, sie sieht, was ich fühle. Sie liest mich. Das tut sie immer. Und dennoch, oder gerade deswegen, stellt sie sich hinter mich, schlingt ihre Arme um mich und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Ich bestellte mir noch zweimal Wodka. „Komm, wir sollten gehen“ sagt mein Glück. „Du kannst ja kaum noch stehen.“ Und Hand in Hand gehen wir nach draußen und blinzeln in die Sonne. Wir laufen schweigend nebeneinander her, ich glaube sie trägt mich eigentlich, auf jeden Fall berühren meine Füße kaum den Boden. Und natürlich fängt auf einmal alles an zu verschwimmen und der Boden kippt weg. Und dann kotze ich uns vor die Füße. Ich drehe mich zu ihr um. Sie hat sich aufgerichtet und reibt sich die Augen. Dann nimmt sie meine Hand, schaut auf die roten Stellen und fragt: „Möchtest du Frühstück? Ich hab Hunger. Und vor allem Durst“. Ich weine und streichele ihre Wunden mit meinen Tränen. „Es tut mir so Leid, mein Glück. Es tut mir so Leid.“

DER BILDUNGSREISENDE (Florian Günther) für Michael Arenz Er lief hier unten lang, betrachtete das Klingelbrett mit meinem Namen, warf einen kurzen Blick in die Budike, ging runter zu Plus, um den Kassiererinnen zuzuschauen, kaufte sich ein Brot beim Türken, rüttelte an meiner Karre; auf der Rückbank Kekskrümel und alte Zeitungen … Er sah sich alles an. Die Straßen, die Leute, die Hundescheiße, alles, mein ganzes Biotop. Und war erstaunt, wie wenig es doch braucht.

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DAS LAND DER LEBENSLÄUFE (Johannes Witek) Der Bus war leer bis auf eine Frau und mich. Die Frau war weder jung noch schön, sie war sogar eher alt und ziemlich hässlich aber etwas an ihr war wunderschön: Sie hatte tiefe tiefe Ringe unter den Augen, dunkelblau, schwarz, fast violette Ringe bis in die untersten Schichten gegrabene Stempel von schimmernder Eidechsenhaut, geheimnisvoll und irisierend wie Libellenflügel. Ihr Kopf sank ihr immer wieder auf die Brust und wurde ruckartig wieder hochgerissen aus zwei gewaltsam offengehaltenen Schlitzen starrte sie mich glasig an, ohne mich zu sehen und für einen Moment fühlte ich den Impuls in mir die Hand auszustrecken und sie zu berühren, ich wollte sagen: Es ist gut, Sie können schlafen, ich passe auf, dass Sie ihre Haltestelle nicht verpassen, aber ich wusste, es war sinnlos, sie würde mich nicht verstehen, nicht verstehen, was ich von ihr wollte und wahrscheinlich Angst bekommen also sagte ich nichts. Ihr Kopf ruckte noch zweimal hoch, dann blieb er unten und sackte seitlich weg und durch das Summen und das Vibrieren des Busfensters an das ich meinen eigenen gelehnt hatte, hörte ich, wie sie leise und rostig zu schnarchen begann und so saßen wir die ganze Fahrt über bis lange lange nach ihrer Haltestelle, und meiner auch, so lange, so lange, bis das Konzept Haltestelle selbst sich auflöste und sinnlos wurde, lächerlich, und wir fuhren und fuhren und ich bewachte ihren Schlaf.

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PIWITT (Florian Günther) Da saß er nun auf dieser Bank vor dem Hotel, den Kopf auf der Brust, die Hände ineinander verschränkt. Ein weiser Alter. Müde, von all den sinnlosen Kämpfen, voller Narben und allein. Fast wirkte es, als ob er friedlich schliefe. Jenseits des Betriebes. Nach einer langen Schlacht.

PURE SCHEIßE (Marcus Mohr) Ich war dabei, brüstete er sich auf ewig, 1942 mit der 6. Armee der Wehrmacht, Unternehmen Barbarossa, weißte, Stalingrad bei Wetter – harte Kerle, harte Bedingungen. Sein Leben lang in Begleitung alter Ideologie, damit verbrüdert, niemals seiner eigenen Blutlinie abweichend, fiel er durch ein Leben zwischen Suff & Maloche, Schlägerei & Antisemitismus auf. Zwei Scheidungen, ein Milzriss, ein Bypass; nichts was ihn umhaute. Mit 83 Jahren dann aber der erwartete Finaleinzug.

Schlaganfall, halbseitige Lähmung. Letzte Monate im Pflegeheim. Seiner Männlichkeit mit stolzer Brust bewappnet, schaffte er es, bis zu seinem Lebensende sich den Arsch eigenständig abzuwischen. Ungebrochen starb der altgediente Panzergrenadier an einem lauen Augustmorgen. Als sie ihn schließlich fanden, öffnete eine Schwester das Fenster auf kipp, um seine Seele in den Kosmos der Unendlichkeit aufsteigen zu lassen. Sie sagte: Die Seele eines Menschen wiegt 1200 Gramm.

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SCHNUPFEN (Sascha Sand) wie? sagt er du machst einfach gar nichts? gar nichts wär übertrieben sag ich: ich schreibe und was, sagt er verdient man da so? man zahlt drauf sag ich und warum machst dus dann? ich mach es ja nicht es ist mehr ein sein sag ich als ein tun alter schwede! sagt er ein zustand, sag ich wie schnupfen oder schulden der hat sich eben so ergeben und jetzt geht er einfach nicht mehr weg

POP-GEDICHT (Clemens Schittko) Aus einer der Nachbarwohnungen ist gegen Mitternacht ein Stöhnen zu vernehmen. Wird dort noch eigenständig miteinander geschlafen oder (auch) schon ein Pornofilm geschaut? Der Sex der Deutschen dauert durchschnittlich etwa drei Minuten, eine Single-Auskopplung, die es in die Musikcharts schafft, ebenso. Deshalb auch der Begriff Popsong. Dieses Gedicht brauchte länger als drei Minuten, um geschrieben zu werden, und es wird weniger als drei Minuten brauchen, um es gelesen zu haben. So gleicht sich (Achtung: Phrase!) im Leben alles wieder aus. Vom Tod wollen wir ja (bekanntlich) nicht sprechen. Wenn schon keine Rakete einem Kirchturm gleicht, so gleicht doch jeder Kirchturm einer Rakete.

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EMILY IS OVER von Henning Chadde Emily – Emily hat sich früh von ihrem Leben verabschiedet, stand schon früh mit dem Rücken straight zur Wand – den Weg abgebrochen zu sich selbst und ihren Träumen, das ganze Pipapo war doch nur Firlefanz. Mit vierzehn, da wurde Emily schwanger, von Karl, aber der war bald auch nicht mehr da. An Schule war so nicht mehr zu denken und Emily ist nicht mehr hin, wurde schließlich vom Amt „zwangsverpflichtet“ an ‘ner Haushaltsschule, zur Vorbereitung. „Auf das, was kommt“, sagten sie. Die Zwillinge haben sie ihr dann trotzdem bald weggenommen, Emily die Schule und ihre Eltern sie endgültig rausgeschmissen. Zwischen all‘ den Flaschen war ihnen das Alles viel zu viel – der Alte auf Stütze, die Schläge, die Schreie, der Suff und dann der Blick über Emily in ihr eigenes versifft-zerfahrnes Leben. Immerhin – das Zweite starb bei ihnen damals schnell, im Kindsbett noch, zuhause ohne Hilfe. Landete in der Tonne, Emily blieb. Jetzt aber nicht mehr, „warst schon immer ’n Klotz am Bein!“. Das war mit sechzehn und Emily hat dann selbst angefangen richtig zu trinken, was sollte das auch alles bringen? Pennte mal hier mal da, mit jedem mal, war ihr egal, manchmal draußen im Dreck, manchmal auch im Winter. Am Bahnhof kannte man sie. Manchmal nahmen sie welche mit und bezahlten mies. Alles lief in sie hinein, der Saft, der Schnaps, das Bier, der Wein, oft blutete sie, blaugeprügelt und angespuckt von Vätern anderer Töchter. Keiner nahm sie jemals mit nach Haus. Alle wollten sie’s immer nur anal. Emily ist‘s bis heute egal, was sie dabei dachten, an wen, warum, wieso, weshalb, sie hat den Fünfer einfach eigesteckt, stumm. Manchmal, ja manchmal, da war’s auch ‘nen Zehner. Immer gegen Fünf kamen sie damals meistens zurück mit den Zügen, aus der Stadt, manche rochen nach billigem Bier und Korn und fauligem Atem. Und einer, einer der kam schon morgens, war schon Rentner und auch allein, Witwer halt. Besser war’s deswegen mit ihm nicht. Er war so seltsam hart und kalt und grau, wie die zugigen Hinterhöfe in denen sie es trieben. Nie länger als vier Minuten, dann zog er sich aus ihr raus und stieß sie hinter den Tonnen in den stinkenden Müll. Und jedesmal gab’s nur Flohgeld auf ihren wunden Körper, von oben herab. Lauter Pfennige, nichts als Pfennige und Emily hörte bald auf sie zu zählen. Es war ja nie mehr als drei neunundzwanzig. Wozu also auch? Dann traf sie Pitt, aus der Clique hinter’m Bahnhof. Der hatte drei Hunde, soff auch, war frühinvalid, von der Rente deswegen halbwegs versorgt und nahm sie mit zu sich nach Haus. Er war dreißig Jahre älter und gab ihr einen Platz im Warmen, bei sich auf dem Sofa; Emily bot sich ihm an, er konnte nicht, wollte einfach auch nur nicht allein sein. Nach diesem ersten Versuch haben sie dann nur noch wenig geredet, dafür um so mehr getrunken, meist Schnaps vom Aldi, meist bis zum Filmriss, er dann bis zum Hirnschlag neben ihr. Nachdem sie sich ausgepennt hatte, war er am Morgen schon kalt und sie ist wieder raus, hat die Tür einfach hinter sich zugezogen. Vorher hat sie noch seine Hunde gefüttert, und nix gefühlt dabei. „Was auch?“, fragt Emily sich manchmal noch heut’. 9


Schließlich hat sie dann irgendwann doch den Bogen so halb erwischt, über’n Betreuer vom Nachtasyl, da war sie achtzehn und wog gerade mal noch 87 Pfund, kam unter in einem Mädchen-Wohnprojekt. Auf Stütze dann schließlich in ein Einraum-Objekt mit Kochnische, Klo, Klappsofa, einem Schrank und ‘ner Farbröhre gegenüber vom Bett. Da sitzt sie heute noch und das Alles ist jetzt lange her, sie hat vom Alk Löcher im Kopf, im Hirn, in der Leber und einer von den Freiern damals hat ihr das Virus gebracht, ausgerechnet. Aber harte Drogen, die hat Emily nie genommen und deswegen lassen sie sie seit fünfzehn Jahren gewähren. Es könnte schnell vorbei sein mit ihr. Emily weiß und Emily will das, kann einfach nicht mehr. Manchmal schauen sie nach ihr und Emily schaut dann an ihnen vorbei, spürt eine unendliche Scham. Aber nicht, weil sie trotz Allem noch säuft – mal doll, mal in und auf Raten, zuhaus. Nein, sie hat seit damals an die zweihundert Pfund zugenommen – der Suff, das ganze Toast, die Medikamente, das Alles zusammen… Emily geht seit Langem nur noch ganz selten und nur zum Allernötigsten noch raus. Und manchmal kauft Emily sich dann ein Rubbellos, weil sie Lotto und das große Glück nicht versteht und ja: eigentlich hat Emily sogar Angst davor. „Aber schön wär’s schon, irgendwie“, denkt sie. Vor dreieinhalb Jahren, da putzte Emily mal beim Türken, das hatten sie ihr vermittelt um wieder Anschluss zu finden, aber das fand‘ Emily scheiße. Nicht, dass sie irgendwas gegen Türken hätte, nur dachte sie, es stimme mit der Ordnung der Welt was nicht und das denkt sie noch heute. Es ist lange her – gefühlte 10 Millionen Jahre –, dass sie dachte, wo sie wär sei oben. Unendlich lange her und das Geld reichte längst nicht für die Zahn-OP, wie sie es auch anstellte, kam nichts zusammen beim Türken, an keinem Tag. Genau genommen war jede Woche nicht ihr Tag, das seit Jahren, aber manchmal, da durfte sie wenigstens Reste vom Essen mitnehmen. Die lagen dann im Zimmer herum, einfach nur rum. Sie hatte selten Hunger, keine Sehnsucht und Verlangen. Emily hörte auf zu lächeln, gab und gibt auch keinen Grund dafür, und so sah man den Ausfall und die braunen Stumpen nicht so sehr. Schließlich hat sie einfach mit dem Putzen aufgehört, es fragte auch keiner nach ihr. Mit Männern hat Emily nie wieder was gehabt, hat sich einmal unten um’s Eck „Bei Paule“ besoffen kurz nach dem Zapfenstreich rücklings auf’m Billiardtisch nehmen lassen, und das war’s. Emily hat dabei nichts gespürt und danach haben sie ihr noch einen Korn spendiert. Sie sagten, sie sei schön eng und das trotz ihrer 240 Pfund und einer hat’s ihr auf ihre Brüste gemacht und dabei gelacht. Das war alles Nichts gegen das von früher. Emily geht seitdem nicht mehr aus. Nur einmal im Monat – höchstens – zum Einkaufen, zum Konsum 250 Meter weiter unten, und dann schleicht sie sich schlurfend gebückt an Mehmets Döner 2000 vorbei. Weil sie sich schämt und Angst davor hat wiedererkannt zu werden, wegen dem Putzen, damals, aber Mehmet gehört der Laden längst nicht mehr. Er wurde bald darauf Opfer einer Messerstecherei und liegt jetzt in der Heimat auf dem Friedhof bei seinem alten Dorf, was Emily nicht weiß. Wüsste sie’s, würde es ihr besser gehen, denn sie schämt sich sehr. Und sicher täte es ihr sogar um ihn leid, denn so verkehrt war der gar nicht, nur die Welt eben so schrecklich falsch herum, verdreht und 10 verquer. Und ab und wann haben sie sogar ein paar Worte gewechselt. Das war schon mal mehr, als sonst das Nichts um sie herum. Und ja, das fehlt ihr...


„Gott! Hol‘ mich hier raus, oder blas‘ doch wenigstens die Lichter aus. In diesem Meer aus Morast schneid‘ ich mir am Schilf doch nur die Seele auf“, denkt Emily an die 250 Tausend mal am Tag, im Kreis, im Rund, hoch zehn im Quadrat. Sie tritt auf der Stelle, auf fünfundzwanzig Quadratmetern, schaltet hospitalistisch die Programme durch von Null bis 68 und wieder zurück, ab 32 spätestens nur noch Flimmern schwarz-weiß, doch immer weiter, weiter, immer weiter, trotz Ameisenkrieg. Emily ist es egal, komplett egal und zappt wieder zurück, in die Fangarme des nächsten besinnungslosen Tags. Farbe sieht anders aus. Manchmal denkt Emily noch an die Kinder – sie hat sie nie wiedergesehen. Sie haben ihr keine Auskunft gegeben und irgendwann hörte Emily auf zu fragen. Sie hätte sie gern nochmal gesehen, aber „es wird ihnen schon gut geh’n“, tröstet sich Emily dann in diesen wachen Nächten zwischen Heulkrämpfen, endlosen Flüchen, Verwünschungen und warmen Korn. All diesen Alpträumen bis in die frühen Morgenstunden, bis der Nebel einsetzt und sich endlich legt. Und eigentlich denkt Emily noch oft an sie und „nicht nur manchmal“, denkt Emily dann immer sofort wieder nach dem Aufwachen und sie spürt schlagartig dieses dumpfe, bittere Ziehen im Bauch und den Geburtsschmerz, ganz nah und mittendrin, als wär’s erst gestern gewesen. Und ihr Herz, ihre Seele, ihr Innerstes implodieren und nach vorn – dem Ende entgegen – kriecht all die Zeit nur so unendlich dahin. Und dann greift sie gleich wieder zur Flasche – sie hat immer mindestens zwei davon ganz nah am Bett – und wenn sie Glück hat reicht ein tiefer Schluck für den Weg zurück in das Schaumstoff-Gummi-Land von Vergessen, Unschuld, sanfter Trauer und milchgläsernem Schein. Und wenn sie Glück hat, dann träumt Emily… Manchmal träumt sie, sie würde tanzen, tanzen, einfach nur tanzen, über Wiesen, Felder – tanzen in die Arme von jemandem, der sie trotz aller Unbill ganz doll hält, der sie vielleicht doch ein kleines bisschen lieb hat. So unwahrscheinlich sich das auch fühlen mag. Nur ein kleines bisschen, ein klitzekleines bisschen, bisschen lieb, ein kleines – es waren mal zwei, ein Junge, ein Mädchen, Paula und Falk –, ein bisschen lieb, was für sie übrig hat – nur ganz kurz – nur einmal, dieses gottver-dammte eine Mal. Weil sie das noch nie gehabt hat. „Das kann doch nicht zu viel verlangt sein“, träumt sie dann geschüttelt und schweißgebadet und umarmt im Schlaf die Leere, als wär’ jemand da. Und manchmal lächelt sie. Dann doch. Emily is over. Null Ouvert, keine Karten mehr im Spiel. Und sieh, was ist bloß aus Dir geworden, Emily? Mit elf warst Du unsere unschlagbare Schulhof-Queen, der gefallene Engel aus der Schlichthaus-Siedlung von hintenan. Verboten-verrucht, frühreif, draufgängerisch und kess – unendlich frech. Mit den damals schon größten Brüsten der Welt. Du hast nie viele Worte gemacht, Emily, weil sie Dir niemand gönnte, wir Dich nicht in unsere Kreise ließen. Zu unseren Geburtstagen wurdest Du nie eingeladen. So grausam war sie damals schon, die frühpubertierende Bildungs-Elite von morgen und doch haben wir Dich verstohlen und von Herzen des Nächtens heiß geliebt. Trotzdem bot Dir keiner jemals seinen Gepäckträger für den Nachhauseweg an. Du gingst immer allein, weil sich niemals jemand von uns traute in Sichtweite der Alten auch nur fünf 11 Minuten neben Dir zu sein. Stattdessen immer nur diese ganze verlegene Hänselei.


Eine Schande, dabei wäre es so einfach gewesen Dich für eine klitzekleine Zeit glücklich zu machen, bis Du den Fuß schließlich wieder über die Schwelle zur heimischen Hölle gesetzt hättest. Eine Schande, denn wir wussten das. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ – nein. Und sing nicht ihre Lieder. Wir wollten diesen Song damals einfach nicht richtig verstehen, wir konnten nicht, obwohl wir Dein Abenteuer rochen. Wir mussten zurück in die Vorgärten und die Reihenhäuser dahinter, auch wenn wir ahnten, wie einsam Du warst und wie weh das tat – so oft warst Du damals schon mit blauen Flecken und Blutergüssen übersäht. Ja wir ahnten, wie einsam Du wohl sein würdest, Dein Leben lang, ein Leben lang in Angst. Es lag ganz tief bereits in Deinen Augen. Denn Du wusstest, dass wohl nie jemand auch nur irgendwo und irgendwann aus der „Oberstadt“ jemals mit den Schmuddelkindern spielen würde… Und so war’s dann ja auch.

Heute, Emily, heute fehlen uns Deine Lieder.

U-BHF. EISENACHER STRAßE (Nina Neugebauer) Ich liebe dich Judith auf vier Rolltreppenstufen Poesiealbum 2010 mal mit Füßen betreten gelauscht zwischen schmollenden Pärchenschuhen und Businesshacken im Fahrtwind gelebt für Sekunden wiedergeboren tagelang aufs Neue bis Dienstschluss das Neonlicht der treue Gefährte im Auf und Ab des Treppentrabs. Ich ziehe Augen auf eine leere Gedankenspur für den Moment der Stille zwischen U-Bahntür und dem Klackern der Nacht an den Sohlen Redundanz in Kreisen ein Tanz im Zeitalter jeglicher Reproduzierbarkeit bleibt mein Werden mein Vergehen aus Geldmangel fehlendem Terpentin bleibe ich unbestechlich durch Zufall ein Zeichen der Zeitkorrosion: vielleicht liebt irgendwer diese Judith schon lange nicht mehr als ein trauriges Tattoo am Arsch der Stadt.

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HERBSTTANZ von Xenija Wagner Kennt ihr das wahre Gesicht des Herbstes? Ich spreche nicht vom billig prunkvollen Blattgold, das schon so bald seine Unbeständigkeit zur Schau stellt und sich vom hässlichen Antlitz der Natur abschält und in die Vergessenheit, zu Boden fällt. Ich meine nicht die kläglichen Versuche der alternden Hure, ihre vergänglichen sommerlichen Reize mit buntem Puder und warmen, Zärtlichkeit versprechenden Sonnenlicht aufrecht zu erhalten. Den Geruch von modernden Blättern, zersetzten Zweigen, verwesenden Kadavern von Jungtieren, zu früh von den Eltern verlassen und in einer plötzlich so kargen Welt verhungert, liebe und besinge ich. Die unbarmherzigen, bleiernen Wolken, die den Himmel hungrig verschlingen, tragen so viele Gedanken, Gefühle und Erinnerungen in ihrem von Falten zerklüfteten Antlitz, die man vergebens in der töricht grinsenden Fratze des strahlend blauen Himmels sucht. Die Kälte, die genau wie ihre jüngere Schwester, die Feuchtigkeit, mit List und Wendigkeit alle lächerlichen Schranken aus Kleidung und Wänden überwindet, ist sie nicht die treuste und anhänglichste Geliebte? Alle Farben und Umrisse gedämpft und verschwommen, als wäre der Blick stets von Opiumdämpfen oder Alkohol getrübt, man bewegt sich als Traumwandler durch eine sterbende, traurig lächelnde Scheinwelt. Diese Zeit macht euch Angst, nicht wahr? Sie ist unbequem, ungemütlich, sie trübt euer heiteres und oberflächliches Gemüt. Das mögt ihr nicht, oder? Ihr fühlt Leere in euch aufsteigen, seht die Bedrohung der Einsamkeit heranschleichen. Ich, die es gewohnt bin, allein und haltlos durch einen sinn- und reizbefreiten Raum zu taumeln, lache über euch. Seht euch ruhig um, seht die Verwesung, den Verfall und seht ein, dass auch ihr vergänglich seid. Die Vergänglichkeit ist eure größte Angst. Die Vergänglichkeit von allem ist das einzige, was mich mit dem Leben vertröstet. Ich sehe euch die Trampelpfade des Herbstwaldes beschreiten, vorsichtig und verunsichert, da ihr spürt, wie der festgetretene Boden sich vom Regen aufweicht und sich in rutschigen Schlamm verwandelt, auf dem man ausrutschen und hinfallen kann. Ich lache über euch. Ich tanze währenddessen auf einem Baumstamm über einem Abgrund, dem Abgrund des Daseins, des Menschseins, des Ich-seins. Das nasse Holz ist von Moos überwuchert und aalglatt, noch glatter und gefährlicher als euer falsches Lächeln. Ich spüre beim Auftreten, dass es mit jedem Herbst immer morscher wird, sodass es bald meine Sprünge und Tanzschritte bald nicht mehr aushalten wird. Mich kümmert das nicht. Ich bewege mich weiter, im Wirbel dieser Melodie, die meinem eigenen Kopf entspringt, gefangen. Ja, ich werde fallen und zerschellen. Und ich freue mich auf den Fall und noch mehr auf den Aufprall, der mich in viele scharfe Scherben zerspringen lassen wird. Ich hoffe, es werden möglichst viele Scherben, an denen ihr euch die Hände blutig schneiden werdet, wenn ihr sie dann im Frühling auflest.

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JUTTA (Alfred Zoppelt) Jutta ist 62 und seit drei Jahren trinkt sie täglich ihren Morgenurin. Sie fühlt sich fit und ist nie krank. Sie bedauert daß sie nicht schon früher begonnen hat mit der Urintherapie. Ich sage ihr daß ich einen Vortrag über die Heilkraft des Urin geschrieben habe. Jutta ist begeistert und sie sagt daß ich den Vortrag in ihrer Wohnung halten kann. Sie wird noch zwei Damen einladen, die ebenfalls ihren Morgenurin trinken. Die eine Dame ist 60 und die andere ist 56 Jahre alt. "Wir werden unsere Höschen auszuziehen und mit gespreizten Beinen deinem Vortrag lauschen", sagt Jutta zu mir.

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Photo: Diana Lucas Leavengood

INTERVIEW WITH

DENNIS LEHANE Everybody who knows about good crime novels should know about this one writer from Boston, MA. His name: Dennis Lehane. The author of bestselling books like „Mystic River“, „Shutter Island“ or „The Given Day“. I was really glad getting the opportunity to ask him some questions. So, here‘s the man himself…

LV: Unfortunately we can’t really meet in person but let’s say we both would meet up in a bar for this interview, what would you order? DL: German beer, of course. LV: What would you have in your pockets? DL: A wallet, keys, lots of loose change. LV: Do you always carry a notepad with you? DL: 80% of the time.

“I grew up in a storytelling culture, a bar culture, an Irish culture. All the necessary components were there.” LV: Your books have been made into movies from the absolute A-list of Hollywood directors, actors, producers. Has it changed the way you write a story now? I mean, do you think: Well, this story I’m writing now is probably gonna go into production anytime soon? DL: No. A book’s a book; it’s a unique beast. The relationship between a writer and a reader is intimate and active. The relationship between a movie and a viewer is public and passive. I never confuse the two. Once a book is done, I might sit around with family and friends and play the “who could play who” 15 parlor game in regards to characters and actors but only once the book is down.


LV: How often have you seen the movies based on your books? DL: I admire all three films greatly but one viewing usually does it for me. You know how most people don’t like to hear their voices on tape? Take that phenomenon and multiply it by a thousand and you’ll get somewhere in the neighborhood of how it feels to watch a world you created between two covers suddenly trot itself out onto a seventy foot screen. LV: Have you felt it that the big authors stardom has touched you? DL: You’d have to ask my entourage. They assure me I’m really down to earth but I’m starting to suspect those fuckers lie. In reality, no, I don’t think it has. Sometimes in Boston, I get recognized by people on the street and that feels kind of odd, particularly for my wife, but in general authors are left alone. We’re not pretty enough to have our privacy invaded. LV: What has inspired you to become a writer? DL: I grew up in a storytelling culture, a bar culture, an Irish culture. All the necessary components were there. And I loved to read and watch movies and listen to concept albums. So narrative was in my blood early. LV: How do you find your characters for your stories? DL: I wish I could tell you. They just come to me. I examine them for a while and consider their potential, and if I think they’ve got a novel-length arc to their personal journey, I make them a main character. LV: From all your characters in your books, which one comes closest to your own personality? DL: Luther Lawrence in The Given Day is a pretty close double of me in my twenties except that he’s black and I’m not and he’s living in 1919 while I’m residing in 2010. Patrick Kenzie and I share a sense of humor and a love of the Marx Brothers. Sean Devine in Mystic River has some of my autobiography stitched into his backstory. LV: Most times you deal with the different views of justice in your books. “People might not get what they deserve” type of thing. How much do you feel this way in real life? DL: All the time. I think justice is a pretty elusive thing. It’s right up there with “closure.” Bad people live their whole lives doing bad things and die peacefully in their beds surrounded by their loved ones. Good people get diagnosed with cancer three weeks after their first child is born. And vice versa. Plenty of bad people have bad shit happen to them and, on some level, it could seem like karmic justice, I suppose, or it could be just more chaotic luck of the draw. I create narrative structure via books probably because I see very little narrative structure in the world. It all strikes me as pretty random.

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LV: “The Given Day” was your first histrorical/ epical story with more than 700 pages; and being more of a family drama than a crime drama. Was that your hommage to Boston or better: what brought you “The Given Day”? DL: All my books are love letters to Boston and the parts of it I particularly love. The Patrick Kenzie books are odes to Dorchester, Mystic River to Charlestown and Brighton (the neighborhoods that most inspired East Buckingham) Shuttter Island to Hull and the Harbor Islands, and The Given Day to South Boston, the South End, and, more than anything, the North End. As to what brought me to it, I’d been curious about the Boston Police Strike since I was a kid. I’m also the son of a union man. We’ve reached a point in the United States where, now that unions have gotten us the weekend and the eight hour day and health benefits, we’ve decided we don’t need them anymore, which is idiotic and ungrateful. So I wanted to write a book about the labor movement but I didn’t want to write some boring polemic; that’s why I picked an event that fosters a lot of ambivalence in me, even now. Of course, the Boston Police were being shafted, of course they were backed into a corner, of course the powers that be painted them as communists and even potential terrorists because they stood up for their rights, but do we really want our emergency personnel to be able to walk off the job and leave our cities unprotected? That was the question of the book. As for the epic quality, I always liked epics, so I decided to try one. LV: Very often you leave it to the reader if the end of your stories be considered a happy ending or not. Is that the perfect ending for you of a story? DL: I don’t know if there’s a universal perfect ending. Endings usually spring organically from the material. Maybe because I don’t particularly believe in closure and I don’t believe much that is worthwhile or interesting in human experience falls neatly into a black-and-white box, my endings tend to be a bit more open-ended than some. LV: Speaking of ending, last question: Most readers really are interested in what their favorite authors read and I’m as well: so, which writers and books would you recommend? DL: I love Graham Greene and Richard Price, Elmore Leonard and William Kennedy. I just read a book I liked a lot called GALVESTON by Nick Pizzolatto. I enjoy Alan Furst quite a bit. Mostly, though, I read nonfiction. LV: Thank You, Dennis! DL: My pleasure. Thanks for the great questions. They were far better than the majority of the ones I get. Dennis Lehane‘s neues Buch „Moonlight Mile“ erscheint am 2.11. im William Morrow Verlag in den USA. ISBN: 978-0061836923

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5+1 FRAGEN AN

CARL WEISSNER LV: „Manhattan Muffdiver“ ist für Menschen, die…. CW: "Manhattan Muffdiver" ist etwas für Menschen, die das sogenannte 'gute Buch' für einen dummen Scherz halten, genau wie ich. Und die wissen wollen, welcher von meinen Kritikern recht hat: "Ebenso obszön wie genial." Radio Berlin-Brandenburg. "Ein verstörender Fiebertraum." ZEIT Online. "Oszillierende Spannung." SPIEGEL Online. "Sexuelle Gewaltexzesse! Zwiespältig! Verstaubt!" Deutschlandradio. "Polemisch!" 3sat Kulturzeit. "Heisser Scheiss." ORF, Wien. LV: Sie haben selbst Literaturzeitschriften herausgegeben, u.a. die Gasolin 23. Wie sehen Sie die Zineszene heute? CW: Oft sehr professionell (GRIMM! ElVau!). Und immer dann interessant, wenn man die deutschsprachige Literatur rigoros weglässt. LV: Wie sehen Sie die Literaturszene heute? CW: So lahm und provinziell wie eh und je. Bis auf ein paar Weiber (Marie-Luise Scherer, Anna Katharina Hahn, Karen Duve...) LV: Saufen, schreiben, saufen, schreiben, in der Gosse liegen, schlaflose Nächte, dann wieder schreiben und wieder saufen. Wie klingt das, wenn Sie so was heute hören? CW: Bisschen arg anstrengend. Aber wie wir wissen, gibt es immer welche, die trotzdem was zustande bringen. LV: Sie haben u.a. Charles Bukowski, William S. Burroughs und Nelson Algren übersetzt. Wen würden Sie nie übersetzen? CW: Martin Walser. Zeitverschwendung. LV: Was steht als nächstes auf dem Programm? CW: Ein existentialistischer Death Metal Krimi, der im Marseille des Jahres 1961 spielt. Danke, Carl!

Carl Weissners Buch „Manhattan Muffdiver“ 18 ist im Milena Verlag Verlag erschienen. ISBN: 978-3852861890


LV‘ LV‘s am 4.9.1985 in Unna geboren, lebt seit 2006 in Köln und studiert dort Deutsch, Englisch und Philosophie. Schreibt Kurzgeschichten und Gedichte seit sie 6 Jahre alt ist. Grenzzeitdichter, Autor, Journalist und Kulturmanager. Mitherausgeber des hannoverschen Online-Journals langeleine.de. Seit 1995 bundesweit Veröffentlichungen und Auftritte. Poetry-Aktivist der ersten Stunde und Literaturveranstalter (u.a. Literaturreihe ABC-Alarm!, Macht Worte! – Der hannoversche Poetry Slam und Leseshow „Überholspurpiraten!“). Dufter Typ. 1963 in Berlin-Friedrichshain geboren. Nach abgeschlossener Druckerlehre diverse Tätigkeiten als Friedhofsgärtner, Anstreicher, Eisenflechter, Lager- und Fließbandarbeiter, Buchverkäufer, Punksänger, Grafiker, Pizzafahrer, Fotograf … Veröffentlichungen seit 1993 in Zeitschriften, Anthologien und u.a. folgenden Büchern: Taschenbillard, Nuttenfrühstück, Dicker Max & Co., Dusel, 11 Uhr morgens, alle Edition Lükk Nösens. Lebt nach wie vor in BerlinFriedrichshain. Jahrgang 81, wohnhaft in Kölle, vorzeitiger Abbruch von Schule und Schlosserlehre, fanatischer Fan des 1.FC Köln, lebt von Pool-Billard und Konzerten, div. Veröffentlichungen in Zines und Anthologien, Mitherausgeber des Straßenfeger

geboren 1983 in Berlin, wo sie heute noch lebt. Studium der Englischen Philologie und Neueren deutschen Literatur an der Freien Universität Berlin. 2006 Studienaufenthalt in Coleraine, Nordirland. Magisterabschluss 2010. 1977 in Saarbrücken geboren. Seit 1998 Studium in Mainz, Köln und Paris. Wohnhaft in Bonn. Schreibt Prosa, Lyrik, Essays und Dramen.

Geboren 1978 in Berlin/DDR. Ausgebildeter Gebäudereiniger und Verlagskaufmann. Abgebrochenes Studium der Literatur-, Musikwissenschaft und Philosophie. Arbeitete u.a. als Fensterputzer und Lektor. Seit 2002 Veröffentlichungen in über 150 Zeitschriften und Anthologien (zuletzt u.a. in Der deutsche Lyrikkalender 2010 und 2011 sowie in dem Sammelband zum „lauter niemand preis für politische lyrik 2009“). Lebt in Berlin(-Friedrichshain). 1990 geboren. Nach nomadischer Kindheit zur Zeit in Heidelberg sesshaft, studiert Medizin, um später Psychiaterin zu werden. Johannes Witek, geboren 1981. Lebt und studiert in Salzburg. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien + 'Was sie im Norden der Insel als Mond anbeten, kommt bei uns im Süden in die Sachertorte', Gedichte und Prosa; Chaotic Revelry Verlag, Köln geb. 11. Juni 1954 in Wien. Sieben Gedichtbände. Veröffentlichungen in Zeitschriften, Anthologien und im Rundfunk.

Nora Burgard

Henning Chadde

Florian Günther

Marcus Mohr

Nina Neugebauer

Sascha Sand

Clemens Schittko

Xenija Wagner Holger Dauer Johannes Witek

Alfred Zoppelt

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SPECIAL THANKS TO PEDRO MATOS FOR HIS IMAGES. MORE INFO ABOUT PM AT WWW.PEDROMATOS.ORG


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