Eigenwerk-Magazin #06

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RECYCLE



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#06 AN ALLE EIGENWERKER Ist Recycling ein Männerding? Sind die Herren der Schöpfung von vermeintlichem Müll eher fasziniert als von feinen Stoffen und eleganten Fäden? Vielleicht kommt es ihrer Vorstellungskraft zugute, wenn ihr Arbeitsmaterial vorher "schon mal was war"? Das würde jedenfalls erklären, weshalb wir bei unseren Recherchen und Ausflügen für dieses Heft immer wieder auf Männer trafen. Einen Mann, der aus ausrangierten Schwerlastseilen Gürtel näht, einen Mann, der seinen Kindheitstraum erfüllte und zwei ausrangierten Eisenbahnwaggons zu einem Haus umbaute und einen Mann, der ein komplettes Hotel mit Recycling-Möbeln einrichtete. Recycling-Materialien verfügen über eine Geschichte, eine gebrauchte Haptik und Optik, manche auch über den fernen Geruch von lang zurückliegendem Sportunterricht. Dabei schwingt immer auch der Gedanke der Nachhaltigkeit mit. Gebrauchsgegenstände werden wiederverwertet, sie bekommen eine neue Aufgabe in dieser Welt und werden nicht einfach weggeworfen. Ist es vielleicht das, was die Männer in diesem Bereich auf den Plan ruft? Die alten Jäger- und Sammler-Gene? Wir können dieses Klischee getrost widerlegen, denn wir wissen: Kreativität und Ideenreichtum sind geschlechtsneutral. Darum bietet das Recycling-Thema auch für Mädels eine riesige Auswahl an cleveren DIY-Ideen. So wird beim Blättern auch die Eigenwerkerin fündig, die ohne Shopping-Exzesse frischen Wind in ihren Kleiderschrank bringen möchte. Und natürlich dürfen sommerliche Dekoideen nicht fehlen. Also sollte auch in dieser, unserer sechsten Ausgabe des Eigenwerk-Magazins, für alle DIY-Vorlieben wieder eine Fülle an Inspiration dabei sein. Lasst uns den gedankenlosen Konsum in seine Schranken weisen! Lasst uns ausprobieren, zu was unser "Müll" noch fähig ist. Wiebke & Christian

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MITARBEITER CHRISTIAN ist nicht so der Mülltrenner, mag aber die Idee, Neues aus alten Dingen zu schaffen. Für diese Ausgabe ist er nach Hamburg gereist uund hat seine Finger in viele Bereiche gesteckt. Neben tollen Gesprächen und Leuten, die er getroffen hat, schwärmt er immer noch von den leckeren ResteRezepten.

FRANZI & WIEBKE In ihren Körpern schlagen Pfadfinder-Herzen. Da ist Interesse an cleveren Recyclingideen und Umweltschutz vorprogrammiert. Sie mögen: Frischkornbrei, Joggen am Morgen und ihren Traum von einem gemeinsamen Mehrgenerationen-Bauernhof. Sie mögen nicht: Massentierhaltung, Muskelkater, Milchreis

BIGGY mag es, indisches Curry zu kochen, liebt Entspannung und das einfache Leben. Was sie nicht mag, sind falsche Prioriäten, Verschwendung und immer noch Sülze. Für diese Ausgabe wandelte sie sich vom Shopping Addict zur Trödelmagd. Reduce, reuse, recycle!

MARTINA hat als Kind keine „Hallo Spencer“-Folge verpasst, fand Marco und Vanessa jedoch auf Anhieb sympathischer als Lulu und Elvis. An Hühner in ihrer unmittelbaren Umgebung muss sie sich allerdings noch gewöhnen und ein Foto von zwei Foto-Profis zu machen, hat sie sich dann auch nicht getraut.

DANKE Ein besonderer Dank geht nach Hamburg, wo Jörn in der Superbude Rede und Antwort stand und uns auf viele tolle Ideen gebracht hat, und an die liebe Anna, für die Unterkunft. An alle kreativen Recycler, insbesondere Bjørn für das offene Telefonat. Lieben Dank an Janine, die immer mehr zum Nähprofi wird, danke an Sandra, die sofort wusste, was ich mir vorstellte, an Daniela & Robert, die für einen kulinarischen Abend sorgten. Danke auch an Julia, dass wir in ihren Altkleidersäcken wühlen durften und Sabrina für ihre tollen Collagen. Dank unserem Model Merel und Uli & Uwe für ihre aufmerksamen Augen. Außerdem an Astrid, die im Umzugsstress noch einen tiefen Blick in ihren Kleiderschrank warf.

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INHALT

{DIY}

{EIGENWERKER}

16 Recycling-Notizhefte Wie du aus deinem Altpapier etwas Sinnvolles zaubern kannst

20 Zirkeltraining Diese Taschen werden dich zum Schwitzen bringen

26 Mittsommer Recycling-Deko für dein Sommerfest

22 Recycling-Labels Vier Steckbriefe von Jungunternehmern, die aus alten Dingen stylische Neue machen

34 Reste-Rezepte Wir werfen nichts weg! Tolle Rezepte aus simplen Zutaten 56 Ideen von der Landfrau Lavendelkissen aus Omas alter Bettwäsche – simpel und wohlduftend 65 Recycling-Mode Neuer Style aus deinen alten Klamotten

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40 Ein Stein von Herzen Kolumne über unsere Kindheit – und die Freude an DIY 62 Traditionell Trödeln Interview mit dem Profi-Trödler vom Gare du Neuss 64 Wie viele Klamotten braucht man? Sinnsuche im Kleiderschrank


{AUSFLÜGE}

{KAUFRAUSCH}

{RUBRIKEN}

8 Sommer vorm Waggon Marco & Vanessa wurden sesshaft im umgebauten Zugwaggon

14 Hippie Love Lieblingsprodukte für Flower-PowerFans und Weltverbesserer

3 Editorial

42 Collagen Eine der Guten recycelt alte Bilder – zu tollen neuen Collagen

32 Unter dem Meer Alles was im Wasser kreucht und fleucht

50 Die Super-Duper-Superbude Hippes Recycling-Hotel in Hamburg

38 Kochbücher Ideen für deinen Magen

58 Trödelmagd Vom Fashion Addict zur Trödelmagd – ein Selbstversuch

54 Recycling-Möbel Tolle Einrichtungsideen aus recycelten Dingen

5 Mitarbeiter & Danke 74 Lesestoff Deko- und DIY-Tipps 78 Eigenwerk im Netz 79 Eigenwerk-Ausgaben, Impressum

76 United Bottle Das Potenzial der eckigen Flasche

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Die Geschichte von Marco, der einen Traum hatte, und Vanessa, die den Mut besaĂ&#x;, diesen gemeinsam wahrzumachen.

von Martina Fromme Fotos Š Marco Stepniak, Vanessa Stallbaum (steppniak-bild.de), Martina Fromme

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s ist ein Samstagmorgen Anfang Mai und das Wetter könnte kaum schöner sein, als ich mit suchendem Blick die Wallstraße in Marl entlangfahre. „Kannst du echt nicht übersehen“ waren Marcos Worte am Telefon – und tatsächlich: Im rechten Seitenfenster erscheint schon bald ein kleiner Hügel, auf dem zwei im Sonnenlicht glänzende Postwaggons thronen. Aus einer der offen stehenden Waggontüren grinst mich eine Katze an. Irgendwie surreal, zum Augenreiben, obwohl ich schon mehrere Dutzend Fotos gesehen habe. Kann mich mal wer kneifen? Na

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eit wann wohnt ihr jetzt eigentlich hier? Vanessa: Ziemlich genau seit anderthalb Jahren. Im August 2010 haben wir Richtfest gefeiert. Drei Monate später sind wir dann eingezogen, im November war das. Und letzten Sommer, genau ein Jahr nach dem Richtfest, haben wir dann noch unsere Einweihungsparty gefeiert. Marco: Genau. Als wir eingezogen sind, war ja alles noch ein bisschen trödelig. Überall standen noch Sachen herum und im Prinzip waren nur Küche und Bad richtig fertig. Das Wohnzimmer zum Beispiel war im Grunde noch Rohbau. Aber wir kannten das ja, weil wir während des Umbaus im Sommer

gut, Händeschütteln tut's auch. Marco steht bereits mit einem Eimer Grünzeug im Arm am Tor und begrüßt mich. Ich folge ihm zu Programmpunkt eins: Hühner füttern und Eier suchen. Schließlich sind wir zum Frühstück verabredet und es soll Rührei geben. Zubereitet aus frisch gelegten Eiern, versteht sich. Wow! Wow! Das ist auch mein erster Gedanke, als ich die Waggonwelt betrete. Während Marco mich von Abteil zu Abteil führt und Vanessa im Küchenwaggon die Eier aufschlägt, geht

schon oft hier geschlafen hatten. Da haben wir immer auf den Postregalen gelegen. Aber man braucht ja nur die Türen zuzuziehen, dann sieht es fertig aus. So haben wir uns dann nach und nach von vorne nach hinten durchgearbeitet. Vanessa: Richtig kalt war’s auch am Anfang. Es war ja schon Ende November, als wir eingezogen sind, und wir hatten gerade erst drei Tage die Heizung. Und die lief leider noch nicht richtig, weil das noch in der Bautrocknungsphase war.

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uhig waren eure ersten Tage wohl auch nicht, oder? Die Nachbarn haben sich doch sicher brennend für euch interessiert? Vanessa: Das stimmt. Wir sind allerdings auch von Anfang an in die Offensive ge-

das Staunen weiter: Die ehemaligen Postwaggons sind viel, nein, sehr viel größer, als ich gedacht hatte. Warn- und Hinweisschilder sowie der Großteil des alten Interieurs sind erhalten. Und beim Anblick der vielen witzigen Details wird mir erst richtig bewusst, mit wie viel Einsatz und Liebe die beiden ihre Waggons als Wohnraum „recycled“ haben. Das köstlich duftende Rühreibrötchen auf meinem Teller ist jetzt Nebensache. Meine Neugier ist entfacht. Ich will mehr über Marco, Vanessa und ihren Wohnwaggon wissen. Ich will wissen, wie alles begann.

gangen. Es fing ja schon damit an, dass hier im Sommer alles gesperrt war für den Schwertransport. So richtig mit Parken-verboten-Schildern und so. Da haben sich die Leute natürlich gefragt, was hier los ist. Als die Waggons standen, haben wir deshalb auch erst einmal eine Grillparty gemacht, unser Kranfest. Wir haben dann einfach auch bei allen Nachbarn schon mal ein Zettelchen reingeschmissen. Marco: Und die kamen tatsächlich auch fast alle. Das war richtig voll. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Das war bisher aber bei all unseren Partys so. Als ich beim Richtfest oben auf dem Dach stand, unter mir der ganze Hof voller Leute – das war schon ziemlich cool!

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eid ihr denn jetzt richtig fertig oder stehen noch größere Um- bzw. Ausbauten an?

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Marco: Na ja, irgendwann soll es schon noch ein Terrassendach geben. Und hier drinnen sind natürlich auch noch tausend Kleinigkeiten zu machen. Ich kann das gar nicht alles in Worte fassen. Der Kamin, die Bögen an der Decke, die Fußleisten, die Türen müssen noch abgedichtet werden … Langweilig wird uns bestimmt nicht. Den Garten haben wir ja letztes Jahr schon angelegt. Da gibt es Rucola und Salat, Radieschen und Möhren und so. Rote Bete ist jetzt neu. Und dann haben wir noch Pflaumen, Birnen, Äpfel, Kirschen, drei verschiedene Sorten Stachelbeeren, Johannisbeeren …

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ielleicht solltet ihr auch noch einen kleinen „Hofladen“ aufmachen … Marco: Letztes Jahr wäre das gut gewesen. Da hatten wir versehentlich 81 Tomatenpflanzen und sind mit dem Ernten gar nicht mehr hinterher gekommen.

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ie seid ihr überhaupt auf die Idee mit dem Wohnwaggon gekommen. Es gibt ja ein paar Filme, in denen Leute in Bahnwaggons wohnen, ich denke da an Lulu und Elvis aus „Hallo Spencer“ oder den Nichtraucher aus dem „Fliegenden Klassenzimmer“. Wer oder was hat euch inspiriert? Marco: Ich hatte irgendwann mal so ein

Projekt gesehen, da haben zwei Waggons über Eck gestanden mit Kicker und Küche drin. Eine Art provisorisches Jugendzentrum. Das war noch zu Schulzeiten, aber seitdem will ich das eigentlich machen. Das fliegende Klassenzimmer hatte ich nicht so auf dem Schirm. Aber ich hab mir das jetzt mal geholt, damit ich mitreden kann. Ist auch nicht schlecht. Peter Lustig kannte ich natürlich. Aber das ist ja ein Bauwagen. Was auch cool ist, aber auch gar nicht so selten.

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ine verrückte Idee ist das eine. Die hat ja im Prinzip jeder von uns mal. Wie kam es dazu, dass ihr ernst gemacht habt? Marco: Das ist eine interessante Frage. Warum wir das damals gemacht haben, wissen wir auch nicht so genau. Auf jeden Fall hat Vanessa irgendwann gesagt, wir machen das jetzt. Schon komisch. Zumal sie noch in Berlin gewohnt hat, ja, sogar gerade erst von Dortmund nach Berlin gezogen war. Eigentlich ein superblöder Zeitpunkt. Vanessa: Ich weiß auch nur noch, dass Marco mir irgendwann von seiner Idee erzählt hat. An die Situation kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Wo man doch denken würde, dass sich so was einprägen müsste. Immerhin ging es um sei-

nen Kindheitstraum. Na ja, jedenfalls hat er mir davon erzählt und letzten Endes haben wir beschlossen, einfach mal anzufangen und zu gucken, wie weit wir kommen. Ganz langsam ging es dann los mit der Frage: Woher bekommen wir überhaupt die Waggons? Das war der erste Schritt. Ein halbes Jahr später hatten wir dann die Waggons, aber kein passendes Grundstück. Was sich auch als weitaus größeres Problem herausgestellt hat, als wir gedacht hätten. Reine Wohngebiete konnten wir aufgrund der Bebauungspläne im Prinzip direkt ausschließen. Ein reines Gewerbegebiet ging auch nicht, weil ja von Anfang an klar war, dass wir in den Waggons wohnen wollten. Das hier ist jetzt eines der wenigen Mischgebiete, die es noch gibt. Also eigentlich ideal. Außerdem ist das Grundstück extrem lang und schmal, was den Waggons entgegen kommt. Wichtig war aber auch, dass es per Schwertransport zu erreichen ist. Es durfte keine störenden Oberleitungen geben, keine zu engen Kurven. Und ein Bahnhof musste in der Nähe sein. Insgesamt also ziemlich viele Ausschlusskriterien.

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nd ihr brauchtet die Genehmigung vom Bauamt, oder? Marco: Klar, das Bauamt musste natürlich auch noch mitspielen. Das war schon ein schwieriger Prozess, bis die uns das abgenommen haben. Aber als es genehmigt war, hat auch wirklich niemand mehr rumgezickt. Unsere Ansprechpartner dort waren schon sehr fair und entgegenkommend. Die haben sich wirklich bemüht, gemeinsam mit uns Lösungswege zu finden. Wir wollten ja alles möglichst originalgetreu erhalten, aber um die Waggons bewohnbar zu machen, mussten sie auch bestimmten Standards entsprechen. Das war nicht ganz leicht.

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ie lang hat das Ganze letztendlich gedauert – vom Kauf der Waggons bis zum Einzug? Vanessa: Gekauft haben wir die Waggons im Sommer 2009. Wir hatten uns zunächst an die Deutsche Bahn gewandt, sind da allerdings nicht wirklich weiter-

gekommen. Dann sind wir auf ein Netzwerk von Eisenbahnfans gestoßen, dem sowohl Privatleute als auch größere Vereine angehören. Die hatten im Internet eine Liste mit Angeboten und Gesuchen, die ständig aktualisiert wurde. Dort gab es alles, von alten ICE-Sesseln bis zu kompletten Waggons. Da haben wir zugeschlagen. Im November fand dann der Transport von Mönchengladbach nach Marl statt. Marco: Ja. Der Rest ging dann relativ schnell. Wir haben Fundamente gegossen, Schienen verlegt und die Waggons mit einem Kran darauf gehoben. Danach wurden sie komplett entkernt, gedämmt, mit Fußbodenheizung ausgestattet und wieder zusammen montiert. Ungefähr ein Jahr nach dem Transport sind wir dann eingezogen.

ten auf euer Vorhaben reagiert? Marco: Na ja, so richtig erstaunt waren sie nicht. Im Grunde hatten sie wahrscheinlich schon sowas geahnt. Ich muss wirklich ziemlich vielen Leuten von meiner Idee erzählt haben. Jedenfalls habe ich alte Schulfreunde wiedergetroffen, die sich noch daran erinnern konnten, dass ich ihnen davon erzählt hatte. Da ist mir erstmal bewusst geworden, wie lange ich das offensichtlich schon auf dem Schirm hatte.

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rgendwas geht auf Baustellen doch immer schief. Wie war das bei euch? Marco: Im Grunde war alles ziemlich kompliziert - von der Wasserleitung bis zur Heizung. Wir konnten ja nicht einfach eine Firma beauftragen, weil das

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ie haben eigentlich eure Freunde und Verwand-

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1 Probeliegen 2 Frischer Lack

3 Schwertransport 4 Innenausbau 5 Gleisarbeiten 6 Kraneinsatz 7 (Fast) fertig 8 Richtfest 06/2012 www.Eigenwerk-Magazin.de

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unbezahlbar wäre und sowas ohnehin niemand macht. Man kann nicht einfach jemanden fragen, wie man zum Beispiel eine Wasserleitung in den Waggon legt. Das macht ja kein Mensch, der damit Geld verdienen will. Da müsste man ja von der Idee bis zur Umsetzung unendlich viele Arbeitsstunden reinstecken. Wir wollten die alten Sachen aber unbedingt erhalten, denn da steckt natürlich auch ein Menge Geschichte drin. Die Bahnpost ist ja eingestellt. Allerdings gibt es immer auch den Zwiespalt zwischen Erhaltenwollen und Erhaltenkönnen. Da mussten wir natürlich Kompromisse eingehen, denn es sollte ja letztendlich auch irgendwie bewohnbar sein und funktionieren. Vanessa: Den ein oder anderen Schreckmoment gab's natürlich auch. Zum Beispiel, als die Fertigteile für das Holzhaus kamen. Die Dachkonstruktion war gerade fertig zusammengesteckt, als der Kran einen der Waggons angefahren und etwa 15 Zentimeter nach vorne geschoben hat. Das war richtig laut. Zum Glück hatten wir die Balken noch nicht verschraubt, sonst hätte es die womöglich auseinander gerissen. Außerdem hatten wir Schiss, weil die Waggons zwar mit Keilen gesichert waren, mit genügend Schwung vermutlich aber darüber hinweggerollt wären.

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Marco: Vor allem waren in dem Moment ziemlich viele Leute auf dem Dach: ein zweiköpfiges Kamerateam, die Dachdecker, mein Kumpel und ich. Wir wären da fast runtergeflogen und das sind ja immerhin vier Meter. Am Ende hatte der Waggon zum Glück nur ne ziemliche Macke vorne, die wir neu lackieren mussten. Überhaupt war der Übergang zwischen Haus und Waggons eines der größten Probleme. Das Haus steht ja in der Mitte für sich und darf den Waggon nicht berühren. Dazwischen müssen ungefähr 15 Millimeter Luft sein, weil Stein anders arbeitet als Stahl. Einserseits muss es luft- und wasserdicht sein, andererseits muss es arbeiten. Das hinzubekommen, ist wirklich kompliziert gewesen.

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ar das denn von Anfang an euer Plan, die Waggons mit einem Häuschen zu verbinden? Vanessa: Ja, schon relativ früh. Marco: Als ich die Idee ursprünglich hatte, natürlich noch nicht. Da wollte ich eigentlich nur irgendwo einen Waggon hinstellen und einfach darin wohnen. So wie Peter Lustig, nur mit Waggon statt Bauwagen. Ich hab mir auch gar keine Gedanken über das Bauamt gemacht, über Genehmigungen und so. Das das Ganze letztlich so groß wird, war nicht geplant. 170 Quadratmeter auf einer Ebene plus Keller, das hätte ich nie gedacht. Allerdings ist das Haus ja eigentlich auch nur ein Zimmer. Das sieht zwar aus wie ein Haus,

aber im Prinzip ist es ja nur ein Übergang, um die Waggons miteinander zu verbinden. Sonst müsste man ja immer runterkrabbeln und wieder hoch. Und die Waggons sind halt so lang, die kann man ja nicht einfach abschneiden.

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est steht, ihr habt nicht nur eine Menge Baustaub aufgewirbelt, sondern auch für jede Menge Aufsehen gesorgt ... Marco: Ja. Dabei haben anfangs ganz viele gesagt: Das geht nicht, das geht nicht. Und jetzt wollen sie am liebsten hier einziehen. Und darüber berichten sowieso. Im Hebst startet bei Vox sogar eine zwölfteilige Serie über den Wohnwaggon.

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st euch der Rummel nicht manchmal zu viel? Vanessa: Ach, das geht eigentlich. Bislang sind wir da relativ entspannt. Es sind ja meistens nur Privatleute, die am Wochenende hier vor der Tür stehen.


die Leute nett fragen, dann machen wir das natürlich auch.

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Viele Fahrradfahrer und Wanderer, weil hier ja auch direkt der Haardgrenzweg entlangläuft. Und Geocacher. Das war schon seltsam am Anfang. Ich kannte das gar nicht so richtig und dann standen die hier mit ihren GPSGeräten. Da hatte ich anfangs ganz schön Schiss, weil ich dachte, das seien Leute vom Ordnungsamt, die irgendwas messen und eintippen. Marco: Stimmt. Ich hab dann eine Frau einfach mal gefragt, ob ich ihr helfen kann. Und die hat mir dann erklärt, wie das funktioniert und dass sie nur die Seriennummern der Waggons notieren müsse. Vanessa: Und letzte Woche hat dann die erste Fahrradtruppe angerufen. So eine Ü60-Radeltruppe, die im Brustton der Überzeugung gefragt hat, wann sie denn zur Besichtigung kommen könnten. Das war aber auch ganz süß, weil sie wohl dachten, dass das Ganze öffentlich sei. Na ja, und wenn

nd wenn ihr mal ganz in Ruhe auf die Zeit seit eurem Umzug zurückblickt. Wie fühlt sich euer neues Leben an? Marco: Also, ganz besonders und besonders schön ist natürlich, dass wir quasi draußen wohnen, auch wenn wir drinnen sind. Man muss einfach nur die Türen aufmachen und ist mitten in der Natur. Das ist schon super, aber auch nicht immer ganz einfach. Zum Beispiel wenn es starke Temperaturschwankungen gibt, so wie heute. Aber notfalls kann man ja schnell die Heizung aufdrehen. Den Winter haben wir jedenfalls ganz gut überstanden.

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in letztes „Wow!“, schnell noch ein paar Fotos und damit ist mein Besuch bei Marco und Vanessa für heute beendet. Ich verlasse den Wohnwaggon Richtung Altbauwohnung und mein Gastgeber wendet sich wieder seinem Federvieh zu. Während er die fünf ausgebüxten Hennen ruckzuck wieder einfängt, versuche ich mich zu erinnern, ob ich überhaupt schon mal ein Huhn angefasst habe. Memo an mich: Mal über Ferien auf dem Bauernhof nachdenken. P.S.: Anreise dann natürlich mit dem Zug. www.wohnwaggon.de

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„If you’re going to San Fransisco, be sure to wear some feathers in your hair.” Ein Muss für jeden modernen Hippie, der Blumen lieber am Leben lassen möchte. Kombiniert mit üppig-buntem Perlenschmuck und einer blumigen Tasche ist der Hippie-Sommer-Look perfekt. Und damit auch Hippie drin ist, wo Hippie drauf steht, zeigen wir dir hier außerdem eine kleine Auswahl an anregenden Büchern. In diesem Sinne: Make Love, not War and plant flowers!

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1 Feder Headpiece Hippie Haarschmuck

von Madame-Gallo, www.dawanda.com/shop/ Madame-Gallo

2 Hippie Bags

von Moring, www.moring.at

3 Meditations-Girlande von Cazmira www.etsy.com/shop/ Cazmira

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3 4 Kette mit Mantra

von Lebenslustiger www.lebenslustiger.com

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6 6 Hippie Coloring Pages

5 Hill Tribe Handtasche

von Singleton Hippie Art www.etsy.com/shop/just givemepeace

von Ingwer-Minze www.dawanda.com/shop/ IngwerMinze

Be free

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7 Seedbombs

von DieStadtg채rtner www.dawanda.com/shop/ DieStadtgaertner

Michael Wigge Ohne Geld bis ans Ende der Welt

Jan Grossarth Vom Aussteigen und Ankommen

Manuel Andrack Das neue Wandern

ISBN:978-3462041811 www.kiwi-verlag.de

ISBN: 978-3442157419 www.randomhouse.de/goldmann

ISBN: 978-3833307133 www.berlinverlage.com

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{MATERIAL} MATERIAL} ei mir fallen immer Unmengen an Altpapier an. Vieles davon ist einfach Müll: Werbebroschüren, Angebote, meinen Mobilfunkanbieter zu Wechseln, Kartons usw.

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Doch darunter sind auch einige Blätter, die man noch gut beschreiben kann. Daher habe ich mir gedacht: Papier-Recycling mit Nutzeffekt. Hier kommt die Anleitung für ein ganz besonderes Notizheft!

Was du brauchst - Ein paar alte Blätter, die noch genügend Platz zum Beschreiben bieten - Einen kräftigen Faden - Nähnadel - Schere oder Schneidebrett Zum Verschzieren - Stempel, Aufkleber & bunte Stifte - Ösenzange & Ösen

Alles, was du benötigst, ist ein bisschen Papier, eine Schere und ein Faden. Je unterschiedlicher deine Papiere sind, umso bunter wird dein Notizheft. Versuche auch Briefumschläge mit einzuarbeiten – hier kannst du später kleine Zettelchen, Eintrittskarten oder andere Dinge reinstecken. Nach dem Binden kannst du dein Notizheft zum Beispiel mit Stempeln ganz individuell gestalten. Viel Spaß!

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TIPP: Brief umsch läge könne n in deine Notiz m heft als Tasch en di enen!

{PAPIER SCHNEIDEN} {FALTEN}

{BINDEN}

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Und so einfach geht es Suche dir ein paar Seiten zusammen und schneide sie auf das gewünschte Format. Als Umschlag solltest du ein etwas dickeres Papier verwenden. Falte deine Blätterauswahl in der Hälfte und lege sie übereinander. Nimm nun die Nadel und steche zwei Löcher für die Bindung durch die Seiten. Wie du dein Notizheft bindest, bleibt dir überlassen. Die einfachste Bindung funktioniert folgendermaßen: Friemel den Faden durch die beiden Löcher und verknote ihn auf einer Seite – fertig. Einfach, was? Du kannst natürlich auch die Seiten lochen und zwei Ringösen aus dem Faden knoten. Was auch easy ist: Ab unter die Nähmaschine und eine Naht durch die Mitte. Hält besonders gut und sieht klasse aus!

{VERZIEREN}

Jetzt bist du eigentlich schon fertig. Drücke die Seiten in Form, wenn du magst, schneide sie dir noch mal ordentlich. Doch ich denke, der Charakter der unterschiedlichen Blätter kommt am besten zur Geltung, wenn sie auch etwas ungeordnet im Umschlag sitzen!

Verzi ere d ein Notiz heft mit Maski ng-Ta pe, S peln temoder bemal e es. Die a ngest anzte Ösen n diene n als Versc hluss .

{FERTIG} 06/2012 www.Eigenwerk-Magazin.de

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Recycling-Label

Zirkeltraining So brutal die Erinnerung an die eigene Schulsportzeit auch sein kann – so brutal ehrlich sind die Taschen von Zirkeltraining. Das recycelte Material weckt Erinnerungen und Emotionen. Darauf basiert die Grundidee des Handmade-Labels von Bernd Dörr. Um die Nachfrage müssen sie sich keine Gedanken machen – doch oft steht das Start-up vor einem anderen Problem: Es gibt nicht genügend ausrangierte Turnmatten und Sportgeräte, denen sie "die Haut abziehen" können. Warum Zirkeltraining trotzdem am Ball bleibt, hat uns Markus Kreykenbohm (Markenführung und rechte Hand vom Turnvater) verraten. Interview // Christian Geppert Fotos (c) Maria Brinkop

Taschen aus recycelten Materialien gibt es zu Hauf. Ob Segeltuch, Fahrradschlauch oder LKW-Plane: Was setzt Zirkeltraining von den anderen Marken ab? Hauptsächlich die Tatsache, dass es bei uns gar nicht auf die Taschen an sich ankommt. Unsere Kunden kaufen sich ein Stück Erinnerung! Natürlich ist eine Tasche sehr praktisch und es handelt sich bei unseren Modellen um wirklich funktionales Design. Doch unsere Marke basiert auf dem Erlebten und der eigenen Vergangenheit — egal ob gute oder schlechte Erinnerungen. Das zeitlose Design wird untermalt von der tollen Patina jedes einzelnen Leders und schafft die Grätsche zwischen Designanspruch, Heritage, Funktionalität und Nachhaltigkeit. Wir denken die Masse an Recycling-TaschenMarken insoweit bereichert zu haben, dass die Materialidee etwas hervorruft, das jeder in seiner Kindheit und Jugend erfahren hat.

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Das Material steht bei euren Taschen im Vordergrund. Was ist sonst noch wichtig bei dem Design eurer Modelle? Die Materialidee bestimmt im Großen und Ganzen die Farbgebung, die Oberflächenbeschaffenheit, die Ausstrahlung des Materials und die Funktionalität. Aus diesen Faktoren entsteht der Gesamteindruck. Zugute kommt uns natürlich, dass die Farbkombination braun/blau wieder chic ist. Es spielt auch Haptik und manchmal auch der Geruch eine Rolle. Alles ist sehr ehrlich und direkt — nichts ist geschönt. Es handelt sich hier um echtes Vintage und nicht einfach nur um Retro. Wir zeigen etwas, das Erinnerungen auslöst.

Ihr werdet mit Design-Preisen nur so überhäuft. Was denkt ihr, ist das Geheimnis eures Erfolgs? Die Steuerung des Unterbewussten. Jeder von uns funktioniert und denkt so. Es ist einfach Zufall, dass Bernd das Material entdeckt hat — wir erzählen keine Geschichte, kein Brand-Image kein PR-Gag. Das außergewöhnliche Material — unser Werkstoff, erzählt für jeden Einzelnen eine andere Geschichte. Die Designpreise machen uns natürlich stolz, da sie uns aufzeigen, wie annehmbar Ehrlichkeit ist. Zirkeltraining teilt sich in den Schneider und den Grafiker, das ist ein tolles Team!


Wo liegen die Gemeinsamkeiten treibende und schlechte Erinund wo die Schwierigkeiten der nerung an Barren und Reck! Zusammenarbeit? Eigentlich sind wir einfach Welche Erfahrungen habt ihr nur Freunde. Und das schon als Start-up gemacht? Gab es sehr lange. Unsere berufliSchwierigkeiten oder war der che Ausrichtung ist so unterSprung ins kalte Wasser doch schiedlich wie sie nur sein weniger schlimm als man denkt? kann. Allerdings ist es auch Bernd ist schon immer irgenddie beste Voraussetzung für wie Unternehmer gewesen. Frei genau die Arbeit, die Unsere Zukunft gibt es nur bei Zirkeltraining durch Vergangenheit — und die erforderlich ist. können wir nicht ausschlachten Bernd ist mit Abstand oder manipulieren. mein Lieblingskunde — es gibt nichts, was nicht geht. Ich wollte zum nach dem Motto: Ich probier's. Beispiel einen Ausweis an jede Es gibt immer einige SchwieTasche als Hang-Tag bringen rigkeiten, von Ideen zu leben, — und zwar mit einem Passaber Konsequenz zahlt sich bild aus Bernds Kindheit. Das aus. Bernd glaubt an seine sehr teure Führerscheinpapier Entscheidungen und zieht diese wird von Anfang an mit einem einfach konsequent durch. extra kurzen Schnürsenkel an Und wo liegen die Schwierigdie Taschen gebunden. Und bis keiten im täglichen Geschäft? heute mag Bernd sein Passfoto Das schwierigste war von aus dem Tanzschulverein nicht. Anfang an die MaterialbeEr stellt sich aber hinter schaffung. Und das hat sich die Idee des Bauchgefühls und bis heute nicht geändert. Nach erkennt, wie er die Dinge für der Kooperation mit den Grasich nutzen kann. Neben mir vis-Läden kam die Anfrage vom als Grafiker und Bernd als Lufthansa Worldshop. Danach Turnvater gibt es noch seinen ging einfach gar nichts mehr Mitarbeiter Klaus im Material- es gab keine Matten und kein lager und eine Näherei mit 12 Leder mehr. Näherinnen. Was treibt euch bei der UmsetWie sind denn eure Erinnerunzung eurer Idee an? gen an die Schulsportzeit? Und Der Wille im Detail und der treibt ihr heute auch Sport? Gesamtwirkung. Wir wollen Turnen war nicht Bernds Liebeinfach authentisch sein. Das lingssport. Als Vater ist er Feedback und die Reaktionen heute viel mit seinem 10-jähunserer Kunden machen das Bild rigen Sohn unterwegs und beide rund. Von diesen Emotionen der schwimmen, spielen Tischtennis Kunden leben wir. oder Fußball im Garten. Ich bin schon immer in Agenturen Wie sieht die Zukunft von zu Hause gewesen und habe sehr Zirkeltrainig aus? Gibt es wenig Zeit für Sport. Ich spannende neue Produkte? Und spiele aber leidenschaftlich werdet ihr bald zum Global gerne Tischtennis und Tennis Player? — in meiner Kindheit kam ich Global Player sein steht immer gut über die Böcke, aber gar nicht in unseren Lebensich habe heute noch schweißbüchern. Wäre auch unrealis-

tisch zu glauben, dass wir mit den Materialressourcen überhaupt eine globale Auflage produzieren könnten. Unsere Zukunft gibt es nur durch Vergangenheit — und die können wir nicht ausschlachten oder manipulieren. Wir werden, wie die letzten Jahre auch, immer nur auf Bestellung produzieren um kein Material zu verschwenden. Wir möchten nicht einfach schnell viel Geld verdienen, sondern lieber weniger und dafür mindestens 15 Jahre am Markt bestehen. Und wir möchten natürlich auch noch mal das Naheliegenste machen: Einen Turnbeutel!

www.zirkeltraining.biz

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FREITAG Heutzutage kennt sie jeder, die Taschen aus den alten LKW-Planen. Jede ist ein Unikat, jede ist anders. Was Anfang der neunziger Jahre DAS Hip-Produkt war, ist jetzt DER Klassiker. FREITAG: Vorreiter der RecyclingTaschen. 1993 wurde die Idee von den Brüdern Markus und Daniel Freitag beim Blick auf die stark befahrene Transitstrecke vor ihrer züricher Wohnung geboren. Als Grafikdesigner suchten sie nach einer robusten und wasserdichten Tasche für ihre Entwürfe und begannen kurzerhand ihre Modelle selber aus alten LKW-Planen, Fahrradschläuchen und Sicherheitsgurten zu nähen. Daraus entwickelte sich in den folgenden Jahren ein Unternehmen, das heute über 130 Mitarbeiter zählt und neun eigene Shops auf der ganzen Welt führt. Heute wie damals werden FREITAG Taschen in Zürich entworfen, zugeschnitten und verpackt. Die Brüder erdenken, zeichnen und entwickeln immer noch jedes einzelne Model wobei die FREITAG lab.ag mittlerweile rund 300 000 Produkte im Jahr herstellt. Außerdem wurden sie mit zahlreichen namenhaften Designpreisen ausgezeichnet, und das Modell TOP CAT wurde sogar im Museum Of Modern Art in New York aufgenommen. FREITAG, eine Recycling-Idee, die um die Welt geht.

Fotos © Bruno Alder, Roland Tännler

Daniel (l.) & Markus Freitag

www.freitag.ch

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TRAGWERKER www.tragwerker.com

Fotos © TW

Bjørn Herrmann

TW kam Ende 2007 aus einem großen Mix an Einflüssen und nicht enden wollenden Ideen zustande. Vor und während seines Studiums der Architektur in Bochum arbeitete Bjørn Herrmann als Industriekletterer. Die großen Autokräne und Schwerlastschlingen, mit denen er zu tun hatte, übten auf den Studenten eine starke Faszination aus und so kam eines zum anderen. Der gelernte Schreiner wollte direkt loslegen und besorgte sich eine Nähmaschine. Nach holprigen Anfängen zeichnete sich nach und nach ein erster ernstzunehmender Prototyp ab. Daraus entstand schnell die erste TW-Kollektion mit Gürteln und Schlüsselbändern. TragWerker fühlt sich im Extremsport zuhause und ist in diesem Bereich immer mehr vertreten – die Sportler geben der Marke ihr Gesicht. Auf der Suche nach Vertriebspartnern werden die robusten Gürtel derzeit noch im Direktvertrieb in die Welt verschickt, mittlerweile bis nach Kanada und Neuseeland. Für Björn und sein Team stehen bei den Produkten immer die Funktionalität und natürlich die unverwüstliche Qualität im Vordergrund. Das eingesetzte Material ist manchmal vielleicht sogar zu robust, wie uns Bjørn anhand eines Eintrag auf der TW-Facebook-Seite verrät: „Wenn die Dinger nicht so haltbar wären, würd ich ja glatt auch mal wieder einen bestellen.“

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FEUERWEAR www.feuerwear.de

Martin (l.) & Robert Klüsener

Fotos © Feuerwear

Aus Köln kommen die Taschen und Accessoires des Modelabels FEUERWEAR. Der Name ist Programm: Der studierte Bekleidungstechniker Martin Klüsener beschäftigte sich schon während seines Studiums mit der Taschenherstellung aus ungewöhnlichen Materialien und wollte Abfallprodukten eine neue Verwendung geben. Nach einigen Versuchen mit Kaffeesäcken und Surfsegeln startete er 2005 mit der Produktion aus gebrauchtem Feuerwehrschlauch im Keller seines Elternhauses. Das sehr robuste und widerstandsfähige Material bildet die perfekte Grundlage für strapazierfähige Taschen. Die spannende Geschichte der Schläuche hinterlässt unterschiedliche Spuren und so ist jede Tasche und jedes Accessoire von FEUERWEAR ein Unikat. Mittlerweile wird FEUERWEAR in über 80 Geschäften in elf Ländern auf drei Kontinenten vertrieben und das Unternehmen wächst stetig. Das Produkt-Sortiment reicht mittlerweile von der Laptop-Tasche bis zum Portemonnaie.

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CANVASCO www.canvasco.de

Fotos © Canvasco

Jan-Marc Stührmann

Vor fast zehn Jahren entstand in Bremen die Idee zu den recycelten Taschen aus Segeltuch. Mittlerweile beschäftigt Geschäftsführer Jan-Marc Stührmann 32 Mitarbeiter und seine Modelle haben es bis in die Modemetropolen der Welt geschafft. Selbst in Japan, Frankreich und den USA lösen die in Deutschland hergestellten Taschen einen wahren Hype aus. Canvasco bietet heute Taschen aus exquisiten Materialien, wie robustem Segeltuch, ausgedientem Neopren, echtem Kuhfell oder edlem Hirschleder. Dabei unterstreicht vor allem der Gedanke an Recycling und Nachhaltigkeit die Herstellungsidee des Bremer Unternehmens. Die Produktion selbst findet in verschiedenen Justizvollzugsanstalten für Frauen in Deutschland statt, um neben dem Leitfaden umweltbewusster Materialverwendung auch soziales Engagement einfließen zu lassen. Diese Bemühungen wurden schon mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert, wie der red dot award oder der Designerpreis der Bundesrepublik Deutschland. "Qualitätsbewusstsein mit Liebe zum Detail setzt sich durch“, folgert Geschäftsführer Stührmann richtig.

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Mittsommer

Recycling-Deko für dein Sommerfest

Fotos © Wiebke Hahn

Konservendosen sind wahre Dekorations-Multitalente. Als Windlicht machen sie eine besonders gute Figur. Einfach mit kunterbuntem Sprühlack überziehen, mit Hammer und einem Nagel Lochmuster stanzen und Drahtbügel zum Aufhängen anbringen. Jetzt fehlt nur noch ein Teelicht und schon ist deine Gartenlaterne fertig.

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Eine hübsche Picknick-Kerze kannst du mit wenigen Handgriffen selber machen. Dazu brauchst du ein altes Marmeladenglas, Wachs (oder Reste von Kerzen) und einen Docht mit Fuß. So geht’s: Wachs schmelzen. Docht um einen Bleistift wickeln und Bleistift so auf den Rand des Glases legen, sodass der Fuß mittig auf dem Glasboden steht. Flüssiges Wachs schichtweise in das Glas füllen. Einzelne Schichten erkalten lassen, bevor du die nächste Schicht darauf gibst. Zum Schluss Docht abschneiden. Fertig ist die Kerze.

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Mit Spr端hlack zauberst du deinem Altglas ein sommerliches Outfit. So werden aus alten Flaschen h端bsche Vasen f端r deine n辰chste Gartenparty.

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Auf Sommerfesten kann es gar nicht genug Blumen-Deko geben. Eine schnelle und preiswerte Idee sind kleine Sträußchen in Plastikbechern. Mit einer bunten Kordel kannst du diese Mini-Arrangements ganz einfach überall aufhängen. Ein echter Blickfang!

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i o h A

M E D R E T N

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R E E M

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{1} Wal-Box für Kosmetiktücher – in verschiedenen Farben, ca. 32,00 Euro, www.etsy.com/shop/gnomesweeeetgnome {2} Romantische Kissen „Mermaid“ und „Pirat“, je 24,90 Euro bei www.das-rote-paket.de {3} Button „Seepferdchen“ – damit das Schwimmabzeichen nicht in Vergessenheit gerät, 2,00 Euro, de.dawanda.com/shop/your-button {4} Buchstützen in Form eines Wals aus Porzellan und Holz, ca. 120,00 Euro von www.jonathanadler.com {5} Shirt „Laissez-faire“ mit Octopus-Print für Sie oder Ihn, 29,00 Euro, www.etsy.com/shop/BonMatinProducts

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{6} Beachhouse chic: edle Muschellampe, ca. 300,00 Euro bei www.jonathanadler.com {7} AnkerOhrringe „Love Ahoi“ für dich als Seemannsbraut, 9,90 Euro über de.dawanda.com/shop/FunStyle {8} Bedrucktes Fischkissen mit witziger Illustration, 30,00 Euro, gibt’s unter de.dawanda.com/shop/ Knallbraun {9} Teller-Upcycling mit dekorativem Meergetier, ca. 22,00 Euro, www.etsy.com/shop/ MoreThanPorcelain {10} Edler Kettenanhänger aus Silber mit Süßwasserperlen, 320,00 Euro, zu finden unter de.dawanda.com/shop/GOLDBERG-Schmuck {11} Die kleine Wal-Tasche „Theodor“ bietet Kleinigkeiten Platz, und ist für 6,00 Euro zu haben, de.dawanda.com/shop/Uhusia

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e h c ü e-K

Rest

Du hast Hunger - aber überhaupt keine Lust, einkaufen zu gehen? Oder du hast noch so viele Reste von deinem letzten Einkauf übrig, mit denen du nichts anzufangen weißt? Da können wir helfen! Mit unserer „Reste-Küche" zeigen wir dir drei klasse Rezepte, die du schnell und einfach aus den (meist) vorhandenen Zutaten zaubern kannst. Variationen sind dabei ganz nach Belieben eben, was der Kühlschrank hergibt. Lebensmittel-Recycling à la Robert C. Werner. Fotos © Christian Geppert

Guten

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t!

Appeti


Das

habe

ich

im

Kühlschrank:

stes Weltbe ot Bierbr

1 Flasche Weizen-Bier (ca. 0,5 l, einen großen Schluck davon abgetrunken) z. B. Hövels, 4 Scheiben roher Schinken (Schwarzwälder) 1 mittelgroße Zwiebel & Knoblauch

Weitere

Zutaten:

500 g Mehl & 1 Päckchen Backpulver (hat eventuell die Nachbarin) Salz & Zucker (z. B. kleine Tütchen aus dem Imbiss) Was

mache

ich

damit?

Schinken und Zwiebeln in mittelgroße Würfel schneiden, Knoblauch fein hacken. Alle Zutaten mit dem Handrührgerät (Knethaken) zu einem Teig verarbeiten. Teig in eine gefettete Kastenform geben und ca. 50-60 Minuten bei 175° C backen. Funktioniert im Ofen genauso wie im Brotbackautomaten! Schmeckt lecker mit Schmalz & Fleur de Sel.

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la

Tortil Das

habe

ich

Della

im

Kühlschrank:

4 Eier 2 gekochte Kartoffeln 1 halbes Glas Oliven Käse Rucola, Paprika (oder anderes Gemüse) Weitere

Zutaten:

1 Tl Olivenöl Salz, Pfeffer & Paprikapulver Was

mache

ich

damit?

Oliven entsteinen und in Streifen schneiden, Rucola putzen. Den Käse würfeln, zusammen mit den 4 Eiern in eine Schüssel geben, würzen und gut vermischen. Jetzt brauchst du eine beschichte feuerfeste Pfanne(Ø 18-20cm)! Hier kommt das Olivenöl rein und wird mit Küchenpapier gleichmäßig in verrieben. Jetzt das Eier–Reste–Gemisch in die Pfanne und gut verteilen. Die Pfanne bei 160° C für 30 Min. in den Backofen. Tortilla lauwarm servieren. Ist mit Aioli ein wunderbarer Appetizer!

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Casa


mal

„Pesto Das

habe

ich

anders

Kühlschrank:

im

1 Handvoll Basilikum, 1 Handvoll Petersilie, (am besten frisch aus dem Garten, andere Kräuter gehen natürlich auch, zur Saison am besten mit Bärlauch) 1 weiche Avocado Hartkäse (z. B. Parmesan) Weitere

Zutaten:

2 Knoblauchzehen 1 El Aceto Balsamico (Essig) 2 El Olivenöl Salz & Pfeffer Was

mache

ich

damit?

Die Avocado halbieren, den Stein entfernen und das Fruchtfleisch mit einem Löffel aushölen und in den Mixer geben. Die Knoblauchzehen grob hacken und mit Kräutern und Käse zur Avocado geben. Nun alles miteinander zu einer relativ festen Paste pürieren und langsam Öl und Balsamico einlaufen lassen, sodass eine geschmeidige Masse entsteht. Mit Salz und Pfeffer würzen und evtl. mit etwas Wasser verdünnen. Tolles Pesto für Pasta, (Bier-)Brot und Gerichte aller Art.

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Home Made

Natürlich hausgemacht

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Yvette van Boven

Bon appétit!

Leon Backen

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Klassiker der französischen Landküche

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Herzhaft und Süß

„Home Made“ nimmt sich aller Mahlzeiten des Tages an und erklärt in einfachen und schmackhaften Rezepten, wie man schnell und einfach seine eigene Küche für schmackhafte und natürliche Gerichte nutzen kann. Eigenes Brot am Morgen mit gesunder Marmelade, ein ebenso gutes wie schnelles Mittagessen, und am Nachmittag dann ein kleiner Kuchen zum Tee. Erfrischende Getränke und Drinks und ein köstlich leichtes Abendessen runden den Home-Made-Tag ab. Auch das Rezept für die Knabberei zur Mitternacht fehlt nicht. Mit diesem Buch kann man wirklich sagen: „Alles, natürlich hausgemacht!“ www.dumont.de ISBN 978-3-8321-9442-0

Nur der Idiot wirft´s weg Wie Sie aus allem etwas Schmackhaftes machen können

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Manu Feildel

Henry Dimbleby, Claire Ptak

Frankreich-Fans aufgepasst! Mit 125 leicht umsetzbaren Gerichten ist dieses Buch eine kulinarische Liebeserklärung an die französische Küche. Dieses Buch zeigt, wie man seine Gäste mit Quiche Lorraine, Bœuf Bourguignon oder Bouilla-baisse verwöhnen kann. Als Dessert gibt es wahre Himmelsspeisen wie Tarte Tatin, Crèpe Suzette oder Creme brûlée. Mit Manu Feildels Rezepten ist das Zubereiten französischer Genüsse viel einfacher als man denkt. Die Rezepte aus den Regionen zwischen Bretagne und Provence sind absolut alltagstauglich und machen das Schlemmen mit Familie und Freunden zum reinen Vergnügen.

Endlich: Das LEON Backbuch! Nach dem großen Erfolg von »LEON. Natürlich Fastfood« folgt hier nun das passende Backbuch für herzhafte und süße Speisen, für Eis und Kompott. Nach dem praktischen Handbuch für ebenso einfache wie natürliche schnelle Küche bietet der 2. Leon-Titel herrliche Rezepte zum Backen für den süßen Zahn und salzige Geschmäcker. Leon steht für ehrliche, gesunde Zutaten aus natürlichem, kontrollierten Anbau. Frühstück, Teatime aber auch Feste wie Geburtstag und Weihnachten können bebacken werden; für jeden Anlass gibt es gute Tipps und Tricks. Fühle die Lebensfreude von LEON!

Der richtige Umgang mit Lebensmitteln bedeutet eine effiziente Verarbeitung und Zubereitung von Speisen ohne Verschwendung dieser wertvollen Rohstoffe. In diesem außergewöhnlichen Kochbuch widmet sich der Koch Thomas Riederer all jenen Resten und Überbleibseln, die wir meist im Abfalleimer verschwinden lassen: Ob Krautstrünke, Altbrot, Reisreste, Karotten- oder Apfelschalen – Thomas Riederer zaubert daraus unglaubliche Kreationen. Das Buch zeigt wie man Lebensmittel optimal nutzt, unnötiges Wegwerfen vermeidet und im Haushalt ökonomisch wirtschaftet.

www.dorlingkindersley.de ISBN 978-3-8310-1978-6

www.dumont.de ISBN 978-3-8321-9443-7

www.styriabooks.at ISBN 978-3-85431-543-8

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Thomas Riederer


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Aller Anfang ist online – HeimwerkerProjekte im Internet planen Wer ein Heimwerker-Projekt plant, hat tausende Fragen im Kopf: Welches Material brauche ich? Welche Werkzeuge? Wo kriege ich alles, was ich brauche? Was kostet das alles? Und wie geht das, was ich machen will, überhaupt? Recherche, Einkauf und Anleitungen lesen kosten wertvolle Zeit. HORNBACH kennt die wichtigsten Fragen aller Heimwerker und gibt Antworten, die Zeit sparen. Denn ob im Haus oder im Garten – es gibt immer was zu tun. Echte Heimwerker-Herzen wissen das und finden ständig neue Ideen und Inspirationen für ihr nächstes Projekt. Doch was tun, wenn die Heimwerker-Muse ausgerechnet sonntags oder nach Ladenschluss küsst? Ist das glühende Herz dann zum Nichtstun verdammt? Zum Glück nicht, denn im Internet kann jeder von überall aus rund um die Uhr sein nächstes Projekt direkt online starten. Der Baumarkt HORNBACH beweist mit seinem Internet-Auftritt sein Herz für Heimwerker und erfüllt hier alle ihre Bedürfnisse: Auf www.hornbach.de finden Do-it-yourselfFans und Bastler diverse Video-Anleitungen, die Arbeiten Schritt für Schritt zeigen und erklären, damit auch nichts schief geht. Außerdem gibt es Tipps und Informationen zu aktuellen Wohntrends, Bildergalerien

und eine eigene Online-Community, in der Heimwerker sich zu ihren Projekten austauschen und anderen Bastlern Fragen stellen können. Der Clou: Im angeschlossenen Online-Shop können über 40 000 Produkte direkt bestellt werden. Um den Projektstart so angenehm wie möglich zu gestalten, hat der Heimwerker beim Online-Shoppen die Wahl, sich die bestellten Artikel direkt und ganz bequem nach Hause liefern zu lassen oder die meisten Produkte zum Wunschtermin ab vier Stunden nach der Bestellung im nächsten HORNBACH Markt persönlich abzuholen.

burg und Leipzig wurde bereits spontan in den Innenstädten im Projekt-Trainingslager „Bauwagen“ um die Wette gehämmert und gestrichen, weitere Stopps im südlichen Teil Deutschlands folgen noch. Die Termine der Guerilla-Stopps werden kurzfristig auf der Facebook-Seite www.facebook.com/ hornbach.de bekanntgegeben. Wer den Überraschungsbesuch von HORNBACH in seiner Stadt verpasst hat, kann seinen Projektstart jederzeit auf der Homepage von HORNBACH nachholen. Weitere Infos gibt es unter hornbach.de/thema/allesfuersprojekt.

Um Heimwerkern das umfangreiche OnlineAngebot nahezubringen, tourt noch bis zum 07. Juli der zum „kleinsten HORNBACH Markt der Welt“ umgebaute Bauwagen durch ganz Deutschland. Do-it-yourself-Fans haben bei „HORNBACH on Tour“ Gelegenheit, die Plattform auszuprobieren: Ausgestattet mit Internetzugang lädt der Bauwagen in insgesamt 15 deutschen Städten dazu ein, www.hornbach.de mit dem Online-Shop kennenzulernen und das nächste Projekt direkt online zu starten. Außerdem können sich DIY-Fans bei Heimwerker-Spielen messen und dabei ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Zwischen Düsseldorf, Ham-

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r e Die Sup r e p Du

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Rec

Text: Christian Geppert Fotos: Superbude

Vor vier Jahren startete Kai Hollman in St. Georg sein ungewöhnliches Hotelprojekt – und der Plan ging auf. Im Februar eröffnete der Hamburger Hotelier im Schanzenviertel bereits die zweite „Superbude“. Auch hier ist der Name Programm: Die Gäste können sich in den Zwei- bis Sechsbettzimmern nicht nur frei entfalten, sondern bekommen zum günstigen Zimmerpreis auch einiges geboten. Beim gemeinsamen Kaffee gewährte uns General Manager Jörn Hoppe einen Blick hinter die stylishen Ho(s)telkulissen.

Das große Backsteingebäude in der Juliusstraße war früher einmal Sitz des Fernmeldeamtes, ein Teil der Räumlichkeiten wird immer noch von der Deutschen Telekom genutzt. Seit Februar in unmittelbarer Nachbarschaft: Die Superbude, mit 89 Zimmern auf vier Etagen – und so manchem Möbelstück, das noch an den Vormieter erinnert. „Die Kabeltrommeln hier zum Beispiel, die standen alle noch so rum. Schließlich war das früher die Schaltzentrale mit den ganzen Steckplätzen für die Telefonverbindungen. Da gab es einiges an Kabeln“, erklärt Jörn und zeigt auf den Couchtisch. Dieser besteht tatsächlich aus einer umgedrehten Kabeltrommel, roh und vermackt, mit einer Platte obendrauf. Fertig ist das Recycling-Möbel!

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Ein Konzept, das sich durch das komplette Haus zieht. Aus dem Ansatz einer kostengünstigen Ausstattung, bei der einfache Dinge zum Einsatz kommen, wurde ein Prinzip mit Charme, Style und Erfolg: So wurde das Designbüro Dreimeta, hauptverantwortlich für die Inneneinrichtung der Superbude, nur wenige Wochen nach Eröffnung des Hauses in der Juliusstraße für das innovative Einrichtungskonzept mit dem zweiten Preis des internationalen AIT Awards in der Kategorie Interior/Hotel ausgezeichnet. „Die Grundidee der Gestaltung ist an eine WG angelegt“, erklärt sich Jörn Hoppe. „Da werden mal eben zwei Astra-Kisten aufeinander gestapelt und ein Kissen draufgelegt. Fertig ist der Hocker. Dieses Prinzip wollten wir übernehmen. Die Superbude sollte den Charme einer WG erhalten, sprich: Über-

nachten wie bei Freunden. Wir haben also geschaut, welche Materialien wir einsetzen können. Die Wandverkleidung beispielsweise besteht aus alten Verschalungshölzern. Die kommen auf Baustellen zum Einsatz und dienen als Form beim Betongießen. Sie sind so bearbeitet, dass man sie später einfach abnehmen kann. Und so konnten wir sie unverändert wiederverwenden.“

Gäste aller Altersklassen treffen sich in der Superbude, alle sind willkommen. Im Empfangsbereich lassen sich noch weitere „Gebrauchtwaren“ entdecken, die durch ihre neue Verwendung ein stimmiges Gesamtbild ergeben, bunt und stylish. Umgedrehte Schubkarren laden als Sessel zum Verweilen ein, ausrangierte Jeans erfüllen


Umgedrehte Schubkarren laden als Sessel zum Verweilen ein, ausrangierte Jeans erfüllen ihren Zweck als Bankbezüge, Mausefallen dienen als Memo-Boards

ihren Zweck als Bankbezüge, Mausefallen dienen als Memo-Boards für Flyer und Infozettel. Der Raumtrenner hinter uns, die „Wall of Magazines“, ist aus Rohren gebaut. Sie bietet nicht nur Platz für eine Menge Magazine, sondern trennt den Empfangsbereich vom „Kitchen-Club“. Die kleine Leseecke bietet mit bequemen Ledersesseln Platz zum Abhängen bei einem Astra. Dahinter reges Geklapper und Geplapper – im Buffetbereich beenden die Gäste gerade das späte Frühstück. Es werden Taschen, Koffer und Gitarren am Empfang vorbei getragen, es wird ein- und ausgecheckt. Gäste aller Altersklassen treffen sich in der Superbude, alle sind willkommen. Gerade kommt ein junger Mann mit einem kleinen Hund an die Rezeption. „Oh, ihr seid ein hundefreundliches Hotel?“, frage ich Jörn. „Klar, wir nehmen hier jeden auf! Daher ja auch

unser Untertitel: Willkommen bei Freunden. Das ist unser Konzept und das nehmen wir sehr ernst. Wir haben sogar Stühle an der Rezeption. Setz' dich mal in einem BusinessHotel an den Check-In. Also, gemütlich ist es da sicher nicht!“ Jörn sprudelt fast über, als er mir von all den Ideen berichtet, die in der Superbude umgesetzt werden. Jeder Gast kann hier Vorschläge einbringen, das sei Prinzip: „Immer offen für neue Anregungen!“ Er dreht sich zum Buffetbereich um und macht mich auf den großen Küchenschrank am Kopfende aufmerksam: „Hier soll sich jeder wie zuhause fühlen“, sagt er. „Wir haben zum Beispiel unser Besteck einfach in den Schubladen. Da kann sich jeder rausnehmen, was er braucht. Wenn du deine eigene Tasse mitbringen möchtest, mach das! Die kannst du

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anschließend auch hier lassen und wenn du dann wiederkommst, hast du deine Stammgasttasse. Wir haben am Buffet auch kein extra Personal. Hier ist jeder angehalten, sich selbst zu bedienen und seine Sachen anschließend auch selbst wegzuräumen. Und es funktioniert! Dafür kannst du hier als Gast mehr oder weniger tun und lassen, was du möchtest: Die Kühlschränke sind gefüllt, bedien dich einfach! Setz dich in den Kitchen-Club und bring dir dein eigenes Essen mit. Das ist hier kein Problem. Natürlich achten wir auf eine gewisse Ordnung und gucken, dass die Gäste ihre Getränke am Ende auch bezahlen. Aber es gibt eigentlich nie Probleme und jeder kümmert sich mit darum, dass es gut läuft.“

Hinter dem freundlichen WG-Charme steckt viel Arbeit Vom großen Organisationsaufwand hinter den Kulissen des kleinen Hotels bekommt man als Gast nichts mit. Alle Ansprechpartner sind so freundlich, dass man direkt mit ihnen befreundet sein möchte. „Ich unterscheide eigentlich nicht zwischen Gast und Team. Jeder muss gut behandelt werden“, so Jörns Credo. Auch das scheint zu funktionieren: Dass die Mitarbeiter gut gelaunt ihren Dienst tun, merkt man sofort. Offen und freundschaftlich sprechen sie mit den Gästen, lachen laut hinter dem Rezeptionstresen. Seinen eigenen Job unterteilt der

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General Manager in zwei wesentliche Aufgabenereiche: „Zu fünfzig Prozent bin ich mit dem Hotel beschäftigt. Mit den Zimmern, anfallenden Reparaturen, der Musikauswahl für die Lounge etc. Den Rest der Zeit kümmere ich mich um die Mitarbeiter und unsere Gäste. Es wirkt hier alles sehr freundlich, doch das ist auch viel Arbeit! Meine Kollegen müssen richtig reinklotzen, besonders, wenn nicht viel Organisatorisches zu tun ist. Dann müssen sie die Gäste richtig betreuen und sollen ihnen zum Beispiel Tipps für die Abendgestaltung geben. Diese freundschaftliche Ebene macht das Feeling hier aus."

Die Wand soll ein Zeichen setzen. Auch die Superbude will ihren Teil in Sachen Nachhaltigkeit leisten. „Manchmal kommen Gäste zur Rezeption und sagen uns, dass ihr Wasserdruck in der Dusche gering sei“, schildert Jörn. „Wir erklären ihnen dann, dass das so beabsichtigt ist. So wird deutlich weniger Wasser verbraucht – und man wird ja trotzdem sauber. Wir erklären ihnen dann auch, wie sie das zuhause umsetzen können. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist uns sehr wichtig. Einerseits ist es natürlich eine Kostenfrage, andererseits empfinden wir es aber auch als Selbstverständlichkeit, darauf zu achten.“

Jörn Hoppe selbst ist gelernter Koch. Seine Ausbildung hat er bei Mövenpick absolviert und dort anschließend noch ein Traineeprogramm durchlaufen. Dabei wurde er auf die Aufgaben eines Hotelmanagers vorbereitet. „Nach Abschluss des Programms war ich einundzwanzig. Da hat mich leider noch niemand wirklich ernst genommen und es ist mir schwergefallen, mich durchzusetzen. Daher habe ich meine Sachen gepackt und bin ins Ausland gegangen. In Australien habe ich dann einem Bekannten geholfen, ein Hostel zu gründen.“

Kitty, die Teamchefin der Rezeption, führt mich zum Abschluss noch in ein Zimmer der Superbude. Gespannt, wie die RecyclingIdee dort fortgeführt wird, folge ich ihr ins Treppenhaus. Letzteres wirkt unerwartet karg und irgendwie unpassend. „Da haben wir leider ganz strenge Auflagen von der Denkmalschutzbehörde“, erklärt mir Kitty. „Die Farben sind genau vorgeschrieben und hier dürfen wir auch nichts verändern!“ Allerdings sind gerade neue Lampen installiert worden, die das Superbuden-Prinzip widerspiegeln: Es wurden dünne Messingrohre miteinander verbunden und mit Birnen bestückt. Ein roher Upcycling-Charme, der perfekt ins Treppenhaus passt.

Sein Blick fällt auf die große Regalwand am Eingang. Sie stammt von „United Bottles“, einem Projekt aus der Schweiz, das versucht, leeren PET-Flaschen in Entwicklungsländern einen neuen Sinn zu geben.

Das Zimmer, das wir von dem dunkel gestrichenen Flur aus betreten, ist geräumig,


bietet zwei Leuten Platz und hat sogar einen kleinen Balkon. Auch hier sind die Wände dunkel, werden aber durch Wand-Zitate aufgehellt. Eine Wand ist komplett mit Zeitungen tapeziert, Texte und Geschichten, die Blogger, Autoren und Journalisten extra für die Superbude geschrieben haben. „Wenn man einmal anfängt zu lesen, findet man immer wieder neue interessante Details. Die Tapete haben wir extra drucken lassen, denn sie muss natürlich robust sein.“ Hinter dem Bett bildet ein großes Netz das Kopfende. „Das kommt direkt von einer Baustelle“, weiß Kitty. Von der Badezimmerdecke baumeln kleine Messinganker, die als Haken für Handtücher dienen. An die Wand gebohrte Flip-Flops werden zu Zeitungsständern und die Toilettenrolle wird mit einer Kordel gehalten. Für Wertsachen stehen ein paar Holzkisten aus Verschalungsholz bereit, die mit schweren Vorhängeschlössern verriegelt werden können. Alles ergibt ein stimmiges Bild und die vielen kleinen Ideen setzen das Gesamtkonzept fort. Kitty weist mich auch auf kleinste Details hin und es ist kaum zu übersehen, dass sie selbst von ihnen begeistert ist. Zum Schluss zeigt sie mir das Highlight der Superbude: Die Rockstar-Suite. Hier finden bis zu sechs Gäste alles, was es für eine gute Party braucht: Barkühlschränke, eine Couchlandschaft, Beamer, Videoleinwand, Surroundsystem und Playstation. Geschlafen wird auf einer kleinen Empore, vor der sich ein Vorhang zuziehen lässt. Darüber lässt sich eine Studiobühne herunterklappen, die zudem über professionelle Beleuchtungstechnik verfügt. „Hier wurde schon ordentlich gerockt“, lacht Kitty. Das glaube ich ihr gerne. Mich jedenfalls hat die Superbude animiert, selbst kreativ zu werden. Die vielen Ideen und liebevollen Details laden dazu ein, sie als Anregung mit nach Hause zu nehmen. Als ich das Backsteingebäude verlasse, bin ich gut gelaunt und inspiriert. Außerdem habe ich das Gefühl, einen Vormittag bei Freunden verbracht zu haben. Mein Fazit: Die Superbude ist wirklich eine super Bude!

Die Rockstar-Suite: Barkühlschränke, eine Couchlandschaft, Beamer, Videoleinwand, Surroundsystem und Playstation

e d u b uper

Setz

S

der n i r Anke

Adresse: Juliusstr. 1-7 22769 Hamburg

Preise: Ab 59 Euro pro Nacht und Zimmer

Web: www.superbude.de

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von "Eine der Guten" Sabrina Tibourtine

Distel und Lรถwenzahn

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Da hinten ein Licht

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Junge mit Boot

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Seilspringende Puppe

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Valentins Vogel

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Sommer

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You can do it

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Hinter "Eine der Guten" steckt Sabrina Tibourtine. Ihre tollen Collagen gibt es in ihrem Online-Shop und seit Kurzem auch in ihrem Ladenlokal in KĂśln. Neben den Bildern findest du dort Papierwaren aller Art, die dir einfach ein besseres Leben machen. www.eine-der-guten.de

Wasser FrĂźhling

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Irgendwann habe ich aufgehÜrt, auf Bäume zu klettern.

Leider.

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Ein Stein von Herzen von Sandra Beck Foto © Wiebke Hahn

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eit ich denken kann befinden sich in dem Schlafzimmer meiner Mutter folgende zwei Gegenstände: Ein Gips-Handabdruck von meiner kleinen Hand und ein von mir vor Ewigkeiten bunt bemalter Stein, der meiner Mutter früher immer beim Sockenstopfen half. Beides sind kleine Eigenwerke und zwar noch aus meinen Kindergartentagen, ungeschickt und einfach gemacht. Wie du dir denken kannst, passt meine Hand längst nicht mehr in die Vertiefung des Abdrucks. Und durchlöcherte Socken landen schon seit Jahrzehnten ungestopft in der Mülltonne. Und dennoch weiß ich, dass der bemalte Stein und die kleine Gipsskulptur alle Umzüge und was sich sonst im Leben meiner Mutter ändert, überdauern werden. Warum das so ist? Weil ich sie mit ganz viel Liebe und meinen eigenen Händen selbst gemacht habe. Vermutlich mit hoch konzentriertem Gesichtsausdruck und vor Anstrengung herausgestreckter Zungenspitze. Ich habe sicher sehr lange gebraucht, bis ich die perfekte Farbkombination für den Stein ausgewählt hatte und bis ich mich endlich getraut hatte, nun für alle Ewigkeit meinen Handabdruck im Gips zu verewigen. Diese zwei Dinge sind Liebesbeweise von mir ganz persönlich, die es in keinem Laden und Internetshop der Welt so zu kaufen gibt. Und daher sind sie etwas ganz Besonderes – für meine Mutter und für mich. Ich bin ein Kind der 70er und 80er Jahre und sehr dankbar dafür. Die schweren, unschönen Jahrzehnte waren bereits vorüber und die Technik hatte unser Kinderzimmer noch nicht vollends erobert. Ich weiß noch, was richtig und "in groß" spielen bedeutet! Okay, unsere Eltern haben sich bei unseren Frisuren gerne mal an Prinz Eisenherz orientiert (bitte sag mir, dass es nicht nur mir so ging …). Sie haben uns in unförmige Kordhosen mit Schlag und farblich fragwürdige Nikki-Pullover gesteckt (von den aufgenähten Tiermotiven ganz zu schweigen). Aber das war auch schon so ziemlich das Schlimmste. Ansonsten gab es immer genügend Raum für unseren Tatendrang und die absurdesten Ideen. Wir konnten mit unseren Freunden frei in der Gegend herumstromern (ja, auch im Regen!), haben uns fabelhafte Geschichten ausgedacht, sind in die Rollen von Piraten, JediRittern oder Geheimagenten geschlüpft und haben unserer Kreativität freien Lauf gelassen. Die einzigen Highscores, die es zu schlagen galt, waren die, die wir selbst aufstellten: Wer klettert am höchsten, läuft am schnellsten, traut sich vom höchsten Punkt des Klettergerüstes zu springen … Poing.

Wenn ich an unsere Sandburgen von damals denke, an die selbstgebauten Höhlen aus dem ersten gefallenen Schnee und die Dämme, die den kleinen Bachlauf zum Überlaufen brachten und aus allem hergestellt waren, was wir finden konnten, dann kribbelt es mir noch heute in meinen Fingern. Für das neue Baumhaus hatte ich architektonisch sehr gewagte Pläne im Kopf, doch leider wurde es immer nur die kleinere Variante. Selbst heute sehe ich bei einem Waldspaziergang in manch abgesägten Ast einer Eiche die prachtvollen Säulen der Eingangshalle und in einem weggeworfenen Eisstiel fragile Verzierungen auf dem Aussichtsturm. Irgendwann habe ich aufgehört, auf Bäume zu klettern und Kaulquappen zu sammeln. Irgendwann, so dachte ich, reichte ein bemalter Stein als Muttertagsgeschenk nicht mehr aus. Und irgendwann fehlte mir die Zeit dazu, Dinge mit meinen eigenen Händen zu machen. Leider. In Zeiten, in denen der eigene Wert in der Anzahl von FacebookFreunden gemessen wird, sind solche selbstgemachten Liebesbezeugungen jedoch wertvoller denn je. Heute sind wir überall und jederzeit erreichbar, können unsere Gefühlslage mit wenigen Tastengriffen der gesamten Menschheit offenbaren. Wir müssen unser Gehirn kaum noch fordern, inzwischen denkt Google für uns nach. Und unsere Hände benötigen wir nur noch selten, allenfalls für die wenigen Mouseklicks, nach denen uns alles fertig bis vor die Haustür gebracht wird. Entwicklungen sind gut und richtig, aber eines sollten wir nicht aus den Augen verlieren – unsere Kreativität! Wenn ich heute von einem Freund etwas bekomme, was dieser für mich geschrieben, gebastelt oder gebacken hat, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Denn ich weiß, dass er seinen Tatendrang für mich erweckt hat, dass er sich Gedanken gemacht und dafür seine wertvolle Zeit investiert hat. Er hat etwas Eigenes erschaffen um mir zu zeigen, dass er mich gern hat. Was könnte man sich Schöneres wünschen? Und genau dieses Gefühl, dieses Glück, mag meine Mutter empfinden, wenn sie heute meine kleinen Geschenke aus dem Kindergarten betrachtet. Niemand würde heute für meinen Stein und den kleinen Handabdruck in Gips sein Erspartes geben. Doch für meine Mutter sind es immer noch Beweise meiner Liebe. Beweise dafür, dass Kreativität glücklich macht und die eigenen Werke einen bleibenden Wert haben.

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{8} Für die eigenen vier Wände gibt es viele Ideen, etwas zu recyclen. Hier finden sich einige Beispiele, wie aus alten Dingen wieder neue und nützliche wurden. Ob romantisch, im Industrial Style oder trashig. Hingucker sind diese Möbelstücke allemal.

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1} Stuhl aus Einkaufswagen: „Trolley Chair Annie“, ca. 680 Euro, www.reestore.com 2} „Dosenfutter“ von YUZO aus alten Konservendosen, 59 Euro, de.dawanda.com/shop/YUZO 3} Roter Couchtisch aus Ölfässern, Ko-j Recycling-Design, 399 Euro, www.koeln-jakarta.de 4} „Rock-N-Roller“ Küchenutensilo aus Schallplatten, 50 Euro, www.lockengeloet.com 5} „Schränk“ Schranksystem aus Ölfass in verschiedenen Farben, 350 Euro, www.lockengeloet.com 6} Sitzhocker aus Werbeplanen, 119 Euro, www.raum-kleid.de 7} Kissen „DAD“ aus einem Oberhemd, www.lofi-studio.com 8} „One for all“ – Storage-System aus alten Transportboxen, Preis aus Anfrage, www.lofi-studio.com 9} Etagere aus Vintage-Porzellan, ca. 40 Euro, www.bertine.de 10} Lampe aus Porzellan-Zuckerdose von Die-Erleuchter, 120 Euro, de.dawanda.com/shop/Die-Erleuchter

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Lavendelkissen

Ideen von "Die Landfrau"

Omas alte Bettwäsche liegt schon seit Jahren ungenutzt im Schrank und zieht Motten an? Und ihr auffällige Retromuster lässt dir keine ruhige Nacht? Dann schau doch mal, was du daraus noch tolles machen kannst: duftendes Bettwäsche-Recycling mit Retro-Flair! Und die Motten gehören sicher auch bald der Vergangenheit an. Lavendel lässt entspannter schlafen und hält Insekten, speziell Motten, im Schrank fern. So habe ich Lavendelkissen genäht, die sich auch ganz wunderbar als kleines Mitbringsel bei Einladungen eignen und sich darüber hinaus individuell gestalten lassen. Wie einfach das funktioniert, zeige ich dir hier: Aus der alten Bettwäsche schneidest du gleich große Stücke im Maß 14 x 11 cm aus. Diese Stoffstücke kannst du nun ganz nach Lust und Laune mit Buchstaben- oder Tierstempeln verschönern. Wenn du magst, kannst du natürlich auch etwas aufsticken oder applizieren. Hier sind deiner Phantasie keine Grenzen gesetzt.

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Mit einem Zick-Zack-Stich nähst du nun einmal um alle Kanten, damit der Stoff nicht ausfranzt. Den Stoff legst du nun auf links und steckst immer zwei Teile mit Stecknadeln zusammen. Mit der Nähmaschine nun einen halben Zentimeter vom Rand entfernt mit normalem Stich einmal rundherum nähen. Für das Befüllen musst du eine ca. 5 cm große Öffnung frei lassen, die du nicht zusammennähst. Jetzt wird der Stoff auf die richtige, schöne Seite gedreht, um ihn zu befüllen. Ca. 5 Esslöffel getrockneten Lavendel benötigst du pro Kissen. Den Lavendel bekommst du beutelweise im Internet oder du kannst ihn in der Apotheke bestellen. Besonders schön ist es natürlich, wenn du ihn selbst trocknest oder aus deinem Urlaub in der Provence mitbringst. Das ausgesparte Loch wird nach dem Befüllen noch zugenäht und fertig ist dein LavendelKissen, das im Schlafzimmer und Kleiderschrank für einen tollen Duft sorgt.


„Die Landfrau" steht als Markenname für köstliche MarmeladenVariationen und herrliche Pesto-Experimente. Darüber hinaus begeistert "Die Landfrau" mit originellen Bastelarbeiten und Hinguckern wie bestempelten Tischdecken, selbst genähten Taschenkollektionen oder vielen anderen ausgefallenen Accessoires. Einblick und Bestellmöglichkeit bietet Ihr Blog mit wechselnden Produkten und raffinierten Rezepttipps unter: www.dielandfrau.com Dem Eigenwerk-Magazin verrät "Die Landfrau" regelmäßig einige ihrer Tricks und Kniffe.

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T C I D D A G N I P SHOP ZUR D G A M L E D Ö R T

VOM

honitz git Axler-C git Axler-Chonitz ri B // t x e T ir rkram & B iko, Weibe h c S to o F Fotos ©

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7:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Raus aus den Federn und waschen. Ich stehe im Pyjama im Schlafzimmer, die Zahnbürste im Mund, und ziehe nacheinander einzelne Teile aus meinem Kleiderschrank …

„Zu groß, zu klein, zu bunt, zu blau …“ Der Haufen auf meinem Korbstuhl wird immer größer und füllt sich mit Teilen, die in meinem Casting für „das Kleidungsstück des Tages“ leider keine Runde weiter gekommen sind. Langsam komme ich in Zeitnot. Im Radio lesen sie bereits die Staumeldungen vor. „Zu mädchenhaft, zu aufreizend, zu lahm … oh Gott, was habe ich mir dabei nur gedacht?“ Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich mich leidlich für den Tag und seine Aufgaben angezogen. Ich bilde mir ein, dass die Beine des Korbstuhls unter dem Gewicht meiner für heute verworfenen Kleidung leicht zittern, was aber nicht sein kann. Und ich erkenne, ich habe … ... einen ganzen Schrank voll mit nix anzuziehen. Ich muss gestehen, ich bin ein Shopping Addict. Wenn ich mir meinen monatlichen Kontoauszug hole, steht dort mehrfach „Vielen Dank sagt (das Textileinzelhandelsunternehmen mit den zwei Buchstaben) …“. Würde es dort eine Flatrate geben, ich hätte die Golden Member-Card. Ich shoppe, wenn ich frustriert bin. Ich shoppe, wenn mir etwas gut gelungen ist. Und meine besondere Aufmerksamkeit gilt dabei: Schuhen. Da ich am Ende des Monats immer noch genug Geld habe, um den Kühlschrank zu befüllen, stellt das soweit auch kein Problem dar. Was aber ein Problem ist: Ich habe in unserer Wohnung keinen Platz mehr! Mein Schrank quillt über und ich weiß einfach nicht mehr, wohin damit. Mir wird klar, so kann es nicht weitergehen!

Der Titel des Buches verspricht viel: „Einfacher und glücklicher leben.“ Wow, denke ich, ausmisten und danach auch noch glücklicher sein. Was für ein schöner Nebeneffekt. Die beiden Autoren Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert wollen mit ihrem Buch Menschen nicht nur helfen, ihr Leben zu entrümpeln, sondern auch zu entschleunigen. Wir leben im Überfluss und das ständige Konsumieren sorgt nicht für Befriedigung, sondern vielmehr für andauernden Stress. Küstenmacher und Seiwert gehen dabei von „außen nach innen“ vor. Erst die äußeren Faktoren beseitigen und aufräumen, um dann sozusagen mental aufzuräumen. Aha. Der erste Schritt: Sachen. Die Empfehlung lautet, den Schrank zunächst komplett auszuräumen und dann ordentlich auszuwischen. Der Gedanke dahinter ist, dass man sich bei einem leeren, ordentlichen und wohlriechenden Schrank x mal überlegt, ob das Teil, dass gerade mal ok ist, es wirklich wert ist, darin wohnen zu dürfen.

Schritt 1 ist flott erledigt, Schritt 2 fordert keinen großen Aufwand. Doch nachdem ich den Putzlappen weggeräumt habe, muss ich schlucken. Mein Schlafzimmer sieht aus wie ein einziger großer Wühltisch beim Sommerschlussverkauf. Mein Mann bringt mich um … Schatz, das Teil steht Dir nicht. Ein Plan muss her. Ich beginne, Haufen zu bilden und sortiere Kleidungsstücke nach „sehr gut“ bis hin zu „noch nicht mal als Putzlappen zu gebrauchen“. Doch immer wieder tauchen Stücke auf, die ich zwar nie bis selten anhatte, von denen ich mich aber doch irgendwie nicht trennen kann. In meiner Verzweiflung rufe ich meine Freundin an … Tipp: Wenn Euch das Ausmisten allein zu schwer fällt, bittet eine Freundin um Hilfe. Sie bringt die nötige Distanz mit und wenn sie eine richtig gute Freundin ist, kann und darf sie Euch auch sagen: „Schatz, das Teil steht Dir nicht. Weg damit!“ Dank Ivys (Name v. d. Red. geänd.) Unterstützung sind auch schnell Pläne für die aussortierten Teile geschmiedet, denn

Weniger ist mehr… Zum Glück gibt es zu fast jedem Thema im Leben schlaue Menschen, die sich schon vor mir mit den Dingen auseinander gesetzt haben. Und so stoße ich bei meiner Recherche, was im Falle von „Hilfe, ich versinke in Klamotten!“ zu tun sei, auf „Simplify your life“.

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schließlich sollen sie nicht einfach so in die Tonne wandern. Und tatsächlich ist, die Vorstellung, dass mein Lieblingspulli, aus dem ich einfach raus gewachsen bin, bei einem anderen lieben Menschen eine zweite Chance erhält, mich ein klein wenig beruhigt und mir das Aussortieren dadurch leichter fällt. 3, 2, 1… weg isses! Bestimmte Teile habe ich gekauft und tatsächlich nur zweimal angehabt. Eine Schande, zumal ich noch genau weiß, dass ich die Teile einst mehrmals wöchentlich im Laden „besuchen“ gegangen bin, da sie für einen Impulskauf doch zu teuer waren. Z. B. eine Baseballjacke von Killahs, die mir dann aber doch einen Tacken zu kurz an den Armen ist oder die weißen Vans mit den rosa Elefanten, die mittlerweile einfach nicht mehr zu meinem Styling passen. Mein Mann empfiehlt mir, die Teile zu fotografieren und direkt zu verpacken. So bräuchte ich sie nach Geldeingang einfach nur noch zur Post zu bringen (und so sehe ich sie nicht mehr und kann es mir nicht mehr anderes überlegen, aber das sagt er nicht …). Meine Kollegin Mona (Name v. d. Red. geänd.) ebayt regelmäßig und hält sich strikt daran, neue Teile erst dann in ihren Kleiderschank zu lassen, wenn die alten versandt worden sind. Der zweite Frühling für Klamotten Eine weitere Online-Lösung stellt der Kleiderkreisel dar. Unter www.kleiderkreisel.de haben Shopping Addicts wie ich die Möglichkeit Kleidung gebührenfrei (im Gegensatz zu ebay) zu verkaufen, zu tauschen oder einfach zu verschenken. „Mach mit und kämpfe stilvoll gegen Verschwendung.“, so der Slogan der Mode-Plattform.

Ivy und ich packen die übrigen Teile (eine ganze Menge nebenbei bemerkt) in Kartons und überdimensioniert große Mülltüten. Die durch das Ausmisten „arbeitslosen“ Kleiderbügel packen wir gleich mit dazu und auch gleich ausgelesene Bücher, unvollständige Gläser-Sets und die Blumen-Lichterkette von Tante Erika („Neee, Tante Erika, die ist voll schön …! Ich freu mich total!“). Ivy und ich wollen trödeln. Wochenends gibt es Trödelmärkte wie Sand am Meer, aus leidiger Erfahrung wissen wir jedoch, dass viele dieser Märkte gar keine klassischen Trödelmärkte mehr sind, sondern vielmehr Neuware von teilweise fragwürdiger Qualität verkaufen. Trotzdem gibt es sie noch, die klassischen Trödelmärkte, wie z.B. im Gare du Neuss. In den ehemaligen Güterbahnhofshallen findet jeden Samstag ein ganztägiger Antik- und Trödelmarkt statt. Stände können über www.gareduneuss.de angefragt werden. Das hauseigene Café „Stückgut“ versorgt die Marktbesucher mit Snacks von der Waffel bis zur Bockwurst und mit kalten und warmen Getränken. Aber auch ein Trödelmarkt geht mit der Zeit und bietet neben dem regulären Marktbetrieb besondere Events, wie einen Nachttrödelmarkt. Unter dem Motto „beats & bummel“ haben Langschläfer die Möglichkeit die Nacht zum Trödeltage zu machen. Ab 20 Uhr kann hier gebummelt werden, während namhafte DJs die Plattenteller zum Glühen bringen. For Ladies only Eine Besonderheit stellt der „Weiberkram“ dar, ein Mädelsflohmarkt, der einmal monatlich sonntags von 11 bis 18 Uhr stattfindet. Die Nachfrage, sowohl als Händlerin als auch als Besucherin, ist enorm. Weitere Infos gibt es unter www.weiberkram.org.

www.kleiderkreisel.de Nachteil: Aufwand (Fotos machen, Beschreibungen verfassen, die Auktionen beobachten und verwalten, Geldeingang abwarten, Versand veranlassen, Bewertungen nicht vergessen …) Vorteil: Man kann bessere Preise erzielen als bei anderen Gebrauchtverkäufen, insbesondere bei Markenartikeln und Designermode. Positiver Nebeneffekt: Man kennt den Schalterbeamten bei der Post irgendwann beim Vornamen.

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Trödelmarkt Nachteil: Bis zum Termin steht der Keller voll mit Kartons und Tüten. Aufwand, da man Tische und Stühle, ggf. eine Kleiderstange mitnehmen muss. Früh aufstehen. Vorteil: Man kann auf einen Schlag jede Menge los werden. Positiver Nebeneffekt: Freunde mitnehmen und man verbringt einen lustigen Tag zusammen. Man lernt viele neue Menschen kennen. „Give it away …“ … sangen schon die Red Hot Chili Peppers und so entschließe ich mich, ausgewählte Teile an meine Freundinnen zu verschenken. Die rote Bluse fand Ivy schon immer toll, und sie an sie zu verschenken ist das mindeste für ihre Unterstützung. Man kann es aber auch eine Spur größer aufziehen, wie meine Freundin Steffi (Name v. d. Red. geänd.), die Freundinnen, Bekannte


und Arbeitskolleginnen zu einem „Swap“ einlud. Das Ganze startete bereits nachmittags gegen 17 Uhr an einem Samstag im heimischen Wohnzimmer. Die Teilnahmevoraussetzung war einfach: „Packt alles ein, was im wahrsten Sinne des Wortes noch tragbar ist.“ Bei rosa Sekt und Schnittchen war es nun Aufgabe einer jeden, die von ihr mitgebrachten Teile bestmöglich an die Frau zu bringen. Als Steffi anfing, den von rosa bis lila gestreiften Glitzer-Rollkragenpulli mit den Worten „Klassischer Fehlkauf …“ anzupreisen, brachen wir alle in herzliches Gelächter aus und wischten uns die Tränen aus dem Gesicht. Es gibt aber auch die Möglichkeit, professionell organisierte Swap-Parties zu besuchen. Weitere Infos gibt es unter www.swapinthecity.com. Zu guter Letzt … … habe ich aber immer noch Kisten und Tüten bei mir stehen. Was tun damit? Ich packe alles in meinen Bus und bringe sie

Home-Swap / Caritas Nachteil: Beim Home-Swap: Wer keine Gastgeberqualitäten und Selbstironie mitbringt, sollte vielleicht davon absehen. Vorteil: Beim Home-Swap: Jede Menge Mädelsspaß. Bei der Caritas: Man kann auf einen Schlag jede Menge los werden. Positiver Nebeneffekt: Verschenken ist unheimlich gut fürs Karma.

zur örtlichen Caritas als Sachspende. Hier finden sie nach eingehender Prüfung durch ehrenamtliche Mitarbeiter ihren Weg in den Caritas-Laden. Dieser bietet gut erhaltene Gebrauchtwaren zu fairen Preisen für Menschen mit geringem Einkommen. Aber auch hier gelten dieselben Regeln wie bei einer Swap-Party: Die Sachen sollten tatsächlich noch zu gebrauchen sein, schließlich sollen sich andere Menschen noch an ihnen erfreuen. Es sollte sich um saubere, intakte und brauchbare Ware handeln.

Ich bin erschöpft, aber zufrieden. Mein Kleiderschrank ist aufgeräumt, meine Schuhe stehen in Reih und Glied nebeneinander, alles sehr schön übersichtlich. „Less is more“, denke ich, während Ivy sich zufrieden im Spiegel in ihrer „neuen“ roten Bluse betrachtet und aus Spaß meine roten Wildlederpumps probiert. Ich glaube, ich werde sie ihr auch noch geben … Triff auf den folgenden Seiten den Gründer des Gare du Neuss!

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Weitere In die Tröd fos über elmärkt e findest du unte www.ga r reduneu ss.de

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TRADITIONELL TRÖDELN KAY SCHLOSSMACHER IM INTERVIEW

Kay Schloßmacher (42) ist Trödler aus Leidenschaft und Überzeugung. Ursprünglich kommt Kay aus Düsseldorf, wo er lange im Event- und Nightlife-Bereich unterwegs war. Man kennt ihn aus dem Tor3, dem 3001 und der legendären Harpune im Düsseldorfer Medienhafen. Mittlerweile ist er bekennender WahlNeusser und Herr der „heiligen“ Hallen: dem Gare du Neuss. Wie kommt man als Eventveranstalter auf die Idee, in ehemaligen Güterbahnhofshallen Antik- und Trödelmärkte zu veranstalten, und das auch noch hauptberuflich? Tatsächlich war es reiner Zufall! Man hat mir die Hallen gezeigt und mich gefragt, ob man auch Events dort veranstalten könnte. Veranstaltungen, wie ich sie bis dahin machte, kamen mir aber nicht in den Sinn. Was mich aber sofort wie ein Blitz traf, war der Gedanke: Ein Trödelmarkt – das ist hier genau richtig! Erst war also die Halle da, dann das Trödeln. Für die Idee habe ich ungefähr anderthalb Sekunden gebraucht, danach wurde noch am Konzept gefeilt, aber vor allem musste die Stadt überzeugt werden. Die Pläne sahen zum damaligen Zeitpunkt nämlich ganz anders aus: Es sollte dort eine Wiese hinkommen. Zum Glück konnte ich die Entscheider überzeugen, dass die Güterbahnhofshallen es wert sind – sowohl aus architektonischer Sicht als auch als ein Stück Stadtgeschichte –, erhalten zu werden. Von der Idee bis zum ersten Trödelstand hat es dann rund dreieinhalb Jahre gedauert. Was ist für dich das Besondere am Trödeln? Was macht seinen Reiz aus? Ich hab schon immer getrödelt. Vorher eben privat. Für mich ist es ganz klar die Kommunikation mit dem Menschen. Du unterhältst dich mit dem, der einen bestimmten Gegenstand, den du ins Auge gefasst hast, verkauft. Es ist aber eben nicht

wie beim Verkaufsgespräch im Laden. Der Verkäufer dort ist mehr oder weniger verpflichtet, sich mit dir zu beschäftigen, es ist unpersönlich. Beim Trödeln steckt hinter jedem Artikel eine individuelle Geschichte, weil dieser Artikel früher einmal dem Verkäufer selbst, einem seiner Familienangehörigen oder einem seiner Freunde gehört hat. Das fängt bei der ausgedienten Holzente des Sohnes an, geht über die Lieblings-LP, die man mal zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, bis hin zu Omas geliebtem Fernsehsessel mit Zierborte. Der Bezug ist beim Trödeln direkt sehr viel persönlicher und menschlicher. Einfach nicht anonym. Trödeln ist individuell, nicht 08/15. Wenn man sich beispielsweise Möbel vom Trödel holt, sind sie eben nicht aus dem bekannten schwedischen Möbelhaus, die jeder hat. Ich denke da an diese eine berühmte Szene aus „Fight Club“, in der man sieht, wie sich der Hauptdarsteller seine Wohnung einrichtet und laufend die Möbelnamen und Preise eingeblendet werden. Dein Motto lautet „Traditionell trödeln“. Könnte man das auch im übertragenen Sinne verstehen, quasi wie in Ulla Meineckes Song „Schlendern ist Luxus“? Absolut, daher kommt das auch! Aha? „Trödeln“ kommt von Herumschlendern, langsam, ohne Zeitnot, mit Entspannung.

Alles andere ist ein Flohmarkt. Es hat schon seinen Grund, warum wir bei unseren Märkten, dem Antik- und Trödelmarkt, dem „beats & bummel“ und auch dem „Weibermarkt“, auf Neuware bewusst verzichten. Das ist viel zu hektisch. Was ist das Beste am Trödeln? Auf jeden Fall, dass man immer etwas entdecken kann. Es hilft, neugierig zu bleiben. Und natürlich die Kommunikation. Was sind absolute „No-gos“ beim Trödeln? Als Käufer keinen Respekt vor der Geschichte der Dinge zu haben. Wenn jemand z. B. für einen Artikel 15 Euro haben möchte, und man als Gegenangebot direkt auf zwei Euro runterhandeln will. Das ist respektlos – gegenüber dem Verkäufer und gegenüber den Dingen. Was auch schlimm ist, ist Drängeln am Trödelstand. Es gibt Taktierer, die zu zweit oder zu dritt einen Tisch regelrecht blocken, damit bloß kein anderer die Waren sehen kann. Das geht gar nicht. Gibt es einen positiven Nebeneffekt beim Trödeln? In der Regel kauft man nur von Menschen, die einem sympathisch sind. Man hat hier die Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre einen Haufen richtig netter Menschen zu treffen. Interview & Fotos // Birgit Axler-Chonitz

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Wie viel Kleidung braucht ein Mensch? Sinn und Unsinn im Kleiderschrank. von Astrid Zutterley Reichen nicht theoretisch auch zwei Hosen im Wechsel? Also zwei. Und eine weitere zur Sicherheit? Also drei. Ich muss natürlich Stoff und Jeans getrennt betrachten. Also sechs. Oh, fast hätte ich die verschiedenen Farben vergessen – in meinem Fall schwarz und blau. Also zwölf. Dann muss man auch noch bei der Jeans die verschiedenen Schnitte beachten: Röhre und Bootcut. Also achtzehn! Oh nein, Stoffhosen habe ich auch in braun. Also einundzwanzig. Hot-Pants, Capris und Leggins: also hundertsiebenunddreißig. Und jetzt zu den Schuhen: Sneaker, High Heels, Ballerinas, Keilabsatz-Pumps (da man in den High-Heels ja eh nicht stehen und laufen kann), Stiefel, Stiefel mit Absatz, Stiefel mit Keilabsatz (da man in den Stiefeln mit Absatz ja eh nicht stehen und laufen kann), Festival-Docs, Flip-Flops, Sandaletten für den Sommer – natürlich auch hier wieder flach, mit Absatz und ganz wichtig: mit Keilabsatz. Diese Liste kann ich endlos mit Kleidern, Shirts, Pullis, Röcken und Jacken weiterführen – auch wenn ich eigentlich das ganze Jahr nur Jeans, T-Shirt und Chucks trage und ich bei 95% der Kleidung in meinem Schrank an einer Hand abzählen kann, wie oft ich das einzelne Stück schon getragen habe. Über die unzähligen Dinge, an denen noch ein Etikett klebt, möchte ich jetzt wirklich nicht sprechen!

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Ich weiß es. Ich sehe schließlich jeden Tag meinen riesigen 3-Meter-Kleiderschrank. Gut gefüllt. Und die Schuhkartons, die sich im Flur stapeln. Und die im Schlafzimmer. Nur die in meiner Abstellkammer sehe ich nicht regelmäßig. Regelmäßig allerdings vergesse ich, dass ich diese Schuhe auch noch besitze. Jetzt ziehe ich bald um. Mit einem Mann zusammen. Der hat fünf Paar Schuhe. Und seit der Unterzeichnung des Mietvertrags darf ich mir anhören, dass ich ja ALLES behalte und er ja ALLES wegwerfen muss. Das brachte mich zum Grübeln und zu folgendem, schwerwiegenden Entschluss: ICH KAUFE DIESES JAHR KEINE KLEIDUNG MEHR! Jetzt ist der zweite Monat meines selbstauferlegten Shoppingverbots vorbei und ich fühle mich gut. Ich gucke nicht mehr regelmäßig in den H&M-Online-Shop und lasse alle Newsletter mit Sonderangeboten ungeöffnet in meinem Mail-Papierkorb verschwinden. Letztens machte ich sogar den Härtetest und ging mit Freunden in einen Klamotten-Outlet-Tempel – und fand es furchtbar! Lauter kleine Mädchen in Uniform mit Einkaufstaschen, in denen man wohnen kann – wie in meinem Kleiderschrank. Ich bin gespannt, wann ich das erste Mal schwach werde. Weil das Kleid soooo schön ist und die Schuhe soooo gut zu XY passen. Doch momentan recycle ich den Inhalt meines Kleiderschranks. An mir!


PROJEKTE NEUE N E H C SA

aus deinen

ALTEN SACH EN

4 kreative UpcyclingProjekte aus deinem Kleiderschrank Fotos Š Wiebke Hahn

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Altes T-Shirt + altes T-Shirt =

NEUER LOOP

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Bei unserem Loop kommen besonders bunte Stoffe gut zur Geltung. Oder du kombinierst einen bunten mit einem einfarbigen Stoff – deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Schau einfach, was dein Kleiderschrank hergibt.

LOOP 1

Zerschneide beide T-Shirts. Miss dazu vom unteren Rand ca. 35 cm nach oben. Den oberen Teil mit den Ärmeln benötigen wir nicht mehr.

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Nun stecke die beiden T-Shirt Tunnel rechts auf rechts ineinander. Dabei sollen die abgeschnittenen Kanten übereinanderliegen. Diese Kante rundherum mit der Nähmaschine zusteppen. Damit die Naht später nicht ausfranst, kannst du sie noch mit einem Zickzack-Stich verstärken.

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Drehe nun die beiden Teile auf links. Die gerade gemachte Naht liegt nun in der Mitte der beiden Teile. Führe die beiden offenen Enden zusammen. Nun sollte bei deinem Loop Bündchen an Bündchen liegen, also die beiden Kanten, die schon vorgenhäht waren. Rundherum zusteppen. Dabei lasse eine kleine Öffnung, damit du den Loop später wenden kannst.

Du brauchst: zwei T-Shirts Und noch: Nähmaschine, Stecknadeln, Nähnadeln, Maßband, Schere, Garn

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Jetzt deinen Loop wenden und die kleine Öffnung von Hand zunähen. Fertig ist dein neuer Halswärmer!

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Du brauchst: Ein altes T-Shirt, alte Knöpfe Und noch: Stickgarn, Nadel, Schere, Trickmarker (selbstlöschend), eventuell Vlieseline & Fliesofix

SHIRT Du hast dich an deinen Basic-Shirts satt gesehen? Obwohl die Teile eigentlich noch in Ordnung sind, träumst du von neuen Klamotten? Dann schnapp dir ein paar Knöpfe und lass deiner Fantasie freien Lauf. Du wirst sehen: Im Handumdrehen freust du dich über neue Oberteile in deinem Kleiderschrank. Und das ganz ohne zu shoppen!

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Das alte T-Shirt gut waschen und glatt bügeln. Bei sehr dünnen Stoffen solltest du vor dem Sticken etwas Vlieseline auf die Innenseite deines Shirts bügeln. So verhinderst du, dass die Einstichlöcher ausreißen und sich das Shirt während der Stickarbeit zu sehr zusammenzieht.

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Mit Trickmarker das Muster auf die rechte Seite vormalen, dann mit einfachen Rückstichen nachsticken. Achte darauf, dass die Stichlängen regelmäßig sind. Je nach Belieben kannst du zwischendurch auch die Farbe des Stickgarns wechseln.

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Hast du die Stickarbeit fertig gestellt, sind die Knöpfe an der Reihe. Nähe die Knöpfe nacheinander mit überkreuzenden Stichen fest. Damit alles gut hält, jeden Stich doppelt nähen.

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Anschließend kannst du auf der Innenseite deines T-Shirts als Sichtblende für die bestickte Stelle noch ein Stück Stoff mit Hilfe von Fliesofix aufbügeln. Fertig ist dein neues Oberteil!

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+ t r i h S T s e t l A alte Knรถpfe =

NEUES SHIRT

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Du hast eine Hose, die noch zu gut ist, um sie wegzuwerfen – doch tragen magst du sie auch nicht mehr? Verwandle sie doch in einen Rock! In einfachen Schritten bekommst du aus einer längst vergessenen Hose ein cooles neues Kleidungsstück!

Du brauchst: Cord-Hose oder Jeans, Druckknopf, Saumband Und noch: Nähmaschine, Stecknadeln, Nähnadeln, Maßband, Schere, Garn

ROCK 1

Die Hosenbeine so weit abschneiden, dass sie etwa die gleiche Länge wie das Oberteil haben. Du kannst natürlich auch einen SuperMini-Rock nähen, doch achte drauf, dass das abgeschnittene Bein nicht kürzer als das Oberteil ist.

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Trenne nun die Hose innen an den Nähten auf. Wenn du magst, trenne auch noch die Gürtelösen und die Gesäßtaschen ab. So kannst du die Zwischenstücke einfacher annähen, bekommst aber auch

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einen anderen Look. Nun die abgetrennten Beine auftrennen.

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Jetzt setzen wir die aufgetrennten Hosenbeine zwischen die offene Hose. Hinten wird das Bein links, rechts und oben festgenäht. Auf der Vorderseite nähe nur die linke Seite von oben nach unten fest. Bei der rechten Seite lässt du nach oben hin etwas Platz und nähst nur bis zur Hälfte. So kannst du später leicht in den Rock schlüpfen. Um ihn verschlie-

ßen zu können, setzt du oben noch einen Druckknopf.

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Unten nun rundherum das Saumband feststecken, nach innen einschlagen und annähen. Hier kannst du noch eine Ziernaht setzen, am besten in einer auffälligen Farbe. Und fertig ist dein neuer Rock!


Alte Hose =

NEUER ROCK

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Alte Shirts =

NEUE E H C S TA

Auch wenn wir hier gerne etwas anderes verkünden würden - manchmal finden wir in den Tiefen unserer Schränke T-Shirts, die - allen kreativen Upcycling-Ideen zum Trotz - einfach nicht mehr tragbar sind. Punkt. Normalerweise wandern diese ausgedienten Kleidungsstücke auf direktem Wege in die Altkleider-Tonne. Aber mit unserer schlauen Recycling-Idee kannst du auch deinen textilen Härtefällen noch ein zweites Leben einhauchen. Alles was du dafür brauchst ist eine Stoffschere, eine dicke Häkelnadel (Nr. 12) und eine kräftige Unterarm-Muskulatur.

SO GEHT´S 1

Schneide zuerst Arme, Kragen und Saum ab. Dann schneidest du das Shirt so zu, dass eine einzige lange, ca. 1,5 cm dicke Schnur daraus entsteht. Eine solche Schnur erhältst du, indem du dich, unten beginnend, mit der Schere spiralförmig rund um das Shirt nach oben vorarbeitest. Dann wickelst du die Shirt-Schnur zu einem Knäuel auf und beginnst mit dem nächsten Shirt. Schnüre mit der gleichen Farbe kannst du durch einen einfachen Knoten zu einem großen Knäuel verbinden.

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Hast du deinen Altkleider-Stapel auf diese Weise abgetragen, verfügst du über genügend Häkelmaterial, um hübsche neue Sachen für deine Wohnung oder deine Garderobe daraus zu zaubern.

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Grundsätzlich gilt: Mit T-Shirt-Schnüren und einer dicken Häkelnadel kannst du alle Muster genauso häkeln wie mit normaler Wolle. Du kannst dich also nach Belieben z. B. von den Granny-Square Häkelmustern aus der Faden-Ausgabe des Eigenwerk-Magazins inspirieren lassen. Für den Anfang zeigen wir dir hier, wie aus deinen alten Shirts eine neue Tasche wird.

TASCHE Diese Tasche wird aus drei Häkelteilen zusammengesetzt: 2 Granny-Squares 1 langer Häkel-Streifen Für die Granny-Squares: 3 Luftmaschen mit einer Kettmasche zu einem Ring schließen. 1. Runde: 8 halbe Stäbchen in die Mitte des Rings (das erste Stäbchen wird immer durch 3 Luftmaschen ersetzt), Runde mit einer Kettmasche in die dritte Luftmasche des ersten Stäbchens schließen. 2. Runde: Farbwechsel. *3 Stäbchen in ein halbes Stäbchen der vorherigen Runde, 1 Luftmasche* von * bis * 7 Mal wiederholen. Runde mit einer Kettmasche schließen. 3. Runde: Farbwechsel. *2 Stäbchen, 3 Luftmaschen, 2 Stäbchen* in einen Luftmaschen-Bogen der vorherigen Runde. Von * bis * 7 Mal wiederholen. Runde mit einer Kettmasche schließen. 4. Runde: Farbwechsel. *6 feste Maschen in einen Luft-

maschenbogen der vorherigen Runde, 1 feste Masche zwischen die Stäbchen-Paare der vorherigen Runde, (2 Stäbchen, 2 Doppelstäbchen, 1 Luftmasche, 2 Doppelstäbchen, 2 Stäbchen) in den nächsten Luftmaschenbogen, 1 feste Masche zwischen die folgenden Stäbchen-Paare*. Von * bis * 3 Mal wiederholen. Runde mit einer Kettmasche schließen. 5. Runde: Farbwechsel. An einer Ecke ansetzen. *(2 Stäbchen, 1 Luftmasche, 2 Stäbchen) in den Luftmaschenbogen der vorherigen Runde, 1 halbes Stäbchen, 2 Stäbchen, 1 Doppelstäbchen, 1 Stäbchen, 1 halbes Stäbchen, 2 feste Maschen, 1 halbes Stäbchen, 1 Stäbchen, 1 Doppelstäbchen, 1 Stäbchen, 1 halbes Stäbchen, 2 feste Maschen*. Von * bis * 3 Mal wiederholen. Runde mit einer Kettmasche schließen. 6. Fadenenden vernähen. Für den Häkelstreifen: 115 Luftmaschen anschlagen, wenden und 2-3 Reihen feste Maschen häkeln. (Streifen sollte ca 3-4 cm breit sein.)

Zusammensetzen der Tasche:

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Eine der vier Seiten des Granny-Squares als Taschenboden auswählen und die Mitte dieser Seite genau an der Hälfte der Länge des Häkel-Streifens anlegen. Ggf. einen bunten Faden als Markierung durch diese Stelle ziehen, damit nichts verrutscht. Dann beide Teile maschengenau aufeinander ausrichten und den Streifen, an der rechten oberen Ecke des Granny-Squares beginnend und an der linken oberen Ecke endend, mit festen Maschen festhäkeln.

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Mit dem zweiten GrannySquare ebenso verfahren. Damit sind der Boden und die Seitennähe der Tasche bereits geschlossen.

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Nun die Enden des HäkelStreifens zusammenhäkeln, so dass ein durchgehender Schulter-Riemen entsteht.

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Lose Fadenenden vernähen. Tasche wenden. Fertig!

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Lesestoff Lese stoff Lesestoff Geraldine James

Kreative wände

Wohnideen mit Bildern und Sammlerstücken „Kreative Wände“ ist eine wahre Fundgrube wunderbarer Ideen für alle weißen Wände in der Wohnung. Geraldine James, als Chefeinkäuferin bei Harrods und Selfridges tätig, zeigt, wie man mit Bildern oder Spiegeln, mit Sammlerstücken oder Antiquitäten jede Wand verschönert. Ob Konzertkarten, Fotos, Porzellantassen oder Geweihe, ob an die Wand genagelt, angelehnt oder auf Regalen aneinandergereiht – mit dem richtigen Gespür für Farben, Materialien und einer Portion Mut lassen sich individuelle Wandkunstwerke gestalten. ISBN: 978-3-86244-147-1 www.christian-verlag.de

Mark und Sally Bailey

Henrietta Thompson

Mach neu aus Alt

Welt retten, Geld sparen, Style haben Wow, sind das Designsalzstreuer? Nein, das sind alte Filmdosen. Welt retten, Geld sparen und dabei Style haben ist die Devise. Es gilt, auch im Design dem Trend des wachsenden Umweltbewusstseins und der Forderung nach Nachhaltigkeit gerecht zu werden. „Mach Neu aus Alt“ zeigt, wie Design ohne verschwenderische Mittel möglich ist. Dabei dient es gleichermaßen als Inspiration und praktischer Ratgeber mit zahlreichen DIY-Anleitungen für die eigenen Designstücke. Mit vielen Beispielen aus den Themengebieten Möbel, Beleuchtung, Aufbewahrung, Werkzeuge & Haushaltsgeräte, Textilien und Haushalt. ISBN: 978-3941378254 www.edel.de

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Wohnen mit Unikaten

Selbstgemacht, erstöbert, ersteigert, veredelt Die Kreativität und die Dinge: Mit Sally und Mark Baileys spannenden Ideen und Tipps kann jeder seinen individuellen Stil in seinen eigene vier Wänden finden. Ob als begabter Handarbeiter oder als findiger Stöberer im eigenen und fremden Fundus, Ideen werden in diesem Buch reichlich geboten. So mancher Stoffrest, so manches beiseitegelegtes Kissen, ein schön geformtes Stück Holz oder ein alter Keramik-Teller kann den Anstoß zu einer Neu- oder Umgestaltung deiner Räumen geben. Du musst dich nur darauf einlassen. ISBN: 978-3-421-03883-8 www.dva.de


Hanna Charlotte Erhorn

Old Stuff, New Fashion

DIY Mode und Accessoires aus gebrauchten Klamotten Neue individuelle Klamotten aus gebrauchten Textilien selber machen, die auch noch schick aussehen? Kein Problem mit den DIY-Projekten von Hanna Charlotte Erhorn. Sie zeigt, wie man aus ausgemusterten Pullis, alten Hemden oder abgewetzten Jeans einen eleganten Rock, ein tolles Kleid oder einen kuscheligen Streifenpulli fertigt – das ist günstig, cool, und absolut im Trend. Die wichtigsten Basics der verschiedenen Handarbeitstechniken, verständliche Schritt-fürSchritt-Anleitungen und präzise Vorlagen machen das Nacharbeiten zu einem Kinderspiel. So gelingen Kopfbedeckungen, Oberteile, Röcke/ Hosen/Kleider und Accessoires im Nu. ISBN: 978-3-426-64713-4 www.droemer-knaur.de

Oekom Verein

Rohstoffquelle Abfall Alison Smith

Nähen Schritt für Schritt

Wie aus Müll Produkte von Morgen werden

Neben der ausführlichen Einführung in die wichtigsten Nähtechniken wird dir erklärt, wie du Kleidung mithilfe von einfachen Tricks wie Kräuselungen, Abnähern und Taillenabschlüssen die richtige Form geben kanst. Außerdem gibt es Ideen, um deine Nähprojekte mit Taschen und Verschlüssen abzurunden. Ein Glossar am Ende des Buches erklärt dir alle gängige Begriffe auf leicht verständliche Weise.

Die Rohstoffe werden knapp. Gleichzeitig wachsen weltweit die Müllberge und in den Ozeanen schwimmt tonnenweise Plastikmüll. Der Mülltourismus in den Entwicklungsländer floriert und gefährdet dort Mensch und Umwelt. In Industrieländern gehen trotz moderner Recyclingmethoden wichtige Technologiemetalle in Verbrennungsanlagen verloren. Die Wegwerfgesellschaft war gestern. Heute gilt es nicht nur den immensen Schatz der im Abfall verschütteten Rohstoffe zu bergen. Wir brauchen auch ein Produktdesign, das auf Haltbarkeit und Schadstofffreiheit setzt und die Wiederverwertbarkeit von Stoffen konsequent mitdenkt. Veränderte Nutzungsstrategien – Stichwort: Nutzen statt Besitzen – sind ein weiterer Schlüssel. Wirtschaft und Gesellschaft müssen lernen, grundsätzlich anders zu produzieren und zu konsumieren.

ISBN: 978-3-8310-2128-4 www.dorlingkindersley.de

ISBN: 978-3-86581-284-1 www.oekom.de

Über 200 Techniken für Einsteiger

Wenn du als Näheinsteiger die wichtigsten Techniken erlernen möchtest, ist dieses Buch genau das Richtige für dich. HIer werden dir alle nötigen Grundlagen gezeigt, damit du dir selber einfache Heimtextilien, Kleidung und Accessoires nähen oder umgestalten kannst.

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UPCYCLING

Das Potenzial der eckigen Flasche

Die Idee ist genial und dabei noch nicht einmal utopisch: Die United Bottle Group hat Plastikflaschen entworfen, aus denen in Krisenregionen schnell und unkompliziert Notunterkünfte gebaut werden könnten. Ihr spezielles Design – sie sind eckig und haben Vertiefungen, die ineinander greifen – macht die Flaschen zu einem tauglichen Baumaterial. Nur produzieren will sie bislang niemand.

U

pcycling, aus Abfall etwas Neues zu schaffen, das ist das Konzept hinter United Bottle: „Wir haben uns gefragt: Kann man ein kommerzielles Design-Produkt so herstellen, dass es schon Spuren und das Potenzial für eine Nachnutzung trägt und nicht direkt zu Müll wird?“, sagt Architekt Jörg Stollmann, Mitbegründer der United Bottle Group. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dirk Hebel wollte er ein Objekt für den Schweizer Pavillon auf der Expo 2008 im spanischen Saragossa entwerfen, das Thema der Ausstellung war „Wasser“. Inspiriert von ihrer früheren Arbeit in Äthiopien dachten die beiden nach: Wie können die Vereinten Nationen oder das Rote Kreuz Krisengebiete mit Trinkwasser versorgen? Wie können von Touristen bezahlte Produkte wie Wasserflaschen darüber hinaus auch zu einem strukturellen Gewinn für das Land werden? Sie recherchierten und am Ende war die United-Bottle-Idee geboren: Dort, wo humanitäre Katastrophen drohen – beispielsweise in Bürgerkriegsregionen oder nach Naturkatastrophen – müssen Hilfsorganisationen schnell für zwei grundlegende Dinge sorgen: Trinkwasser und Notunterkünfte. Würden Plastikflaschen, wie es sie im Supermarkt zu kaufen gibt, nicht rund sondern in einer ziegelartigen Form hergestellt werden, so könnten sie in Krisengebieten beides leisten. Erst würden sie als Wasserbehälter dienen, später könnten sie mit Materialien wie Erde oder Sand befüllt und ineinander gesteckt werden – solange, bis sie ein ganzes Haus bilden, eine Unterkunft, die Menschen einen vorübergehen-

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den oder auch dauerhaften Schutz bietet. Ganz neu war diese Idee allerdings nicht. Schon in den 1960er Jahren hatte Bierbrauer Alfred Heineken einen ähnlichen Einfall gehabt. Er wollte seinen Gerstensaft in eckige Glasflaschen mit geriffelter Oberfläche abfüllen, um sie in Krisenregionen als Baumaterial einsetzen zu können. Der niederländische Architekt John Habraken entwarf für ihn einen Prototyp, die „World Bottle“ (WOBO). In Serie ging das Konzept des Bierbrauers jedoch nie. Laut Habraken, zu dem die United Bottle Group während ihrer Recherchen engen persönlichen Kontakt hatte, scheiterte Heinekens Idee an der eigenen MarketingAbteilung, die eine eckige Flasche für wenig attraktiv und deshalb für den Verkauf ungeeignet hielt.

Dieses Problem mussten Jörg Stollmann und Dirk Hebel also vermeiden. Im Rahmen einer Design-Ausstellung in Frankfurt gelang es ihnen, eine erste Testserie für die United Bottle zu finanzieren. Bei der Ausstellung konnten sie zeigen, wie gut sich ihre Flaschen-Modelle ineinander stecken und zu einem beständigen Baumaterial verbinden lassen. Daraufhin wurde dem Projekt der red dot design award verliehen und sie konnten die Flasche durch ein Stipendium am Van Alen Institute in New York weiter entwickeln. Hier starteten sie im Frühjahr 2008 eine MitmachAktion, welche sich an Architekten, Designer und Verbraucher richtete. „Das Ziel war, diese spezifische Form, die sich aus der Zweitnutzung ergibt, so attraktiv zu machen, dass die potentiellen Hersteller einen Coolness-


Faktor erkennen“, erklärt Jörg Stollmann. Einige witzige und überzeugende Ideen seien dabei gewesen, beispielsweise von einem Designer, der aus den Flaschen Leuchten für eine DesignWohnung entworfen habe (LOT-EK, New York), oder der Vorschlag, die Flaschen mit einem Aufsatz zu versehen, um das Wasser mit verschiedenen Geschmacksrichtungen aufpeppen zu können (J Mayer H, Berlin). Im nächsten Schritt wandte sich das Team an die United Nations Habitat, das Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen, deren Vertreter von dem Projekt begeistert waren. Also blieb nur eine letzte, große Hürde: Die

Architekten mussten Getränkehersteller für ihre Idee gewinnen, um das Projekt umsetzen zu können. Sie kontaktierten die CocaCola Company, die PepsiCo und kleinere Firmen. Doch die Unternehmen winkten ab. Sie seien nicht bereit, sich ein Modell anzusehen, das nicht patentrechtlich geschützt ist. „Also haben wir selbst Geld reingesteckt, um United Bottle patentrechtlich prüfen zu lassen“, sagt Jörg Stollmann. Einen Markenschutz konnten sie für ihre Flaschen erwirken, ein Patent war jedoch nicht möglich. Denn sie stießen auf das Problem, dass in den 1970er Jahren bereits Patente für ähnliche Flaschenprojekte

angemeldet worden waren. Um die United Bottle als Patent eintragen lassen zu können, müssten sie nun nachweisen, dass diese früheren Projekte nicht funktionierten. „Und dafür haben wir einfach nicht das Budget“, sagt der Architekt. Zwar sei das Projekt von der „Design-Welt“ gefeiert und inzwischen auch mehrmals kopiert worden, zwar habe die Gruppe mit dem Konzept Preise gewonnen – „aber letztendlich müssen wir akzeptieren, dass uns die Kapazitäten fehlen, die Vorleistungen zu treffen, die die Industrie braucht, um das Konzept überhaupt ernsthaft zu prüfen“, sagt Jörg Stollmann. Deshalb ruht das Projekt derzeit. Deshalb ist unklar, ob es jemals Notunterkünfte aus Plastikflaschen geben wird. Und deshalb bleibt United Bottle vorerst eine geniale Idee, die eigentlich gar nicht utopisch ist. www.united-bottle.org Text // Franziska Horsch Renderings © United Bottle Group Foto © Constantin Meyer

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