Von Menhiren und besonderen Steinen im Fichtelgebirge

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Dr. Rudolf Zemek

Von Menhiren und besonderen Steinen im Fichtelgebirge

Auszug aus dem Original


Dr. Rudolf Zemek

Von Menhiren und besonderen Steinen im Fichtelgebirge

Herausgegeben vom Verlag Heinz Späthling, WeiĂ&#x;enstadt

Februar 2010


Inhalt STEHENDE STEINE IM FICHTELGEBIRGE

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„Echte“ Megalithen in Deutschland, in Bayern, im Fichtelgebirge

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Was sind Menhire, was sind künstlich aufgestellte Steine, der Blickwinkel Welche Kräfte sind bei der Entstehung der stehenden Steine am Werk

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Verdächtig künstlich aussehende stehende Steine

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Formen von steinzeitlichen Menhiren und stehenden Steinen Echte Menhire und historische Steine in Böhmen

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Wie kommen echte Menhire und menhirartige Steine in der hiesigen Landschaft am häufigsten vor? In unseren Breiten auf der Suche nach „besonderen“ Steinen

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Was hält stehende Steine aufrecht? Was findet man unter den stehenden Steinen im Fichtelgebirge und Böhmen .............. Verkeilungssteine, Mikrolithen und anderes

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Regionale geographische Zusammenhänge

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Die „gottverlassene“ Gegend zwischen Silberhaus und Hoher Matze

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BESCHREIBUNG VON EINZELNEN INTERESSANTEN STEINOBJEKTEN IM FICHTELGEBIRGE

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Grenzsteine im Fichtelgebirge

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Weitere besondere stehende Steine - Einzelbeschreibung

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Ausgewählte „steinerne Besonderheiten“ im Fichtelgebirge

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STEHENDE UND BESONDERE STEINE UND STEINREIHEN AUSSERHALB DES FICHTELGEBIRGES

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VERGLEICHBARE OBJEKTE IM AUSLAND

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STEHENDE STEINE, BESONDERE STEINE, MENHIRE, WAS WAR DAS?

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Stehende Steine, Erdstrahlen, Energieströme, energetische Knotenpunkte, Wegegabelungen, Radioaktiviät, Baumkrankheiten, sakrale Geometrie, sakrale Landschaften, Ansichten, Eindrücke, Gefühle, megalithische Grenzenlosigkeit

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Überlegungen über den weltumspannenden Megalithismus

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Überlegungen über stehende Steine im Fichtelgebirge

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Was andere über Megalithen denken

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Literaturnachweis und Bildnachweis

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STEHENDE STEINE IM FICHTELGEBIRGE Stehende oder anderweitig auffällige Steine zogen menschliche Aufmerksamkeit überall auf der Welt seit eh und je an. Ihre Anziehungskraft ist in der modernen Zeit ungebrochen geblieben. Die Menschheit führte in den letzten 60 Jahren keinen Weltkrieg. Ein -materiellen Sachen, an Geschichte und Kultur, an Kunstgegenständen und darunter auch an „schwer erklärbaren Phänomenen“ wie z. B. an stehenden Steinen. Man fährt in Urlaub nicht nur zum Baden an die See oder einfach zum Wandern oder Ski fahren in die Berge. Manche suchen im Urlaub gezielt nach geschichtsträchtigen Orten, viele sehnen sich nach Unbekanntem. Z. B. das Interesse an unserer keltischen Vergangenheit ist recht groß. Man könnte mit gewissem Abstand von einer Art von „Keltomanie“ sprechen. Der relativ hohe aktuelle Lebensstandard öffnet Raum für Gedanken und Tätigkeiten, die mit dem Lebensunterhalt nicht zusammenhängen. Viele Leute befassen sich häufiger mit den Rätseln der Natur und mit den Rätseln der Geschichte. Und stehende Steine vereinen in sich Beides. Zweifelsfrei künstlich errichtete Steine stellen sowohl Rätsel der menschlichen Geschichte als auch der Natur dar. Zusätzlich haben sie eine quasi „mythische“ Ausstrahlung. Das Problem besteht allerdings in dem Nachweis der künstlichen Errichtung. Geologen sind imstande das Alter und den Ursprung der jeweiligen Gesteinsart der stehenden Steine zu bestimmen, jedoch der ungefähre Zeitpunkt der Aufstellung des einen oder anderen Steines bleibt in 99% ein Rätsel. Das Gleiche gilt für die Frage der Identität der unbekannten Erbauer, die in der Regel keine verwertbaren oder wenigstens „begreiflichen“ Spuren hinterließen. Was sind „echte Megalithen“, Begriffserläuterung, kleines Glossar Da sich das Büchlein mit „unüblicher Materie“ befasst, kommen im Text einige etwas ungewöhnliche Wortkombinationen, sowie einige eher wenig bekannte Fachbegriffe vor. Sie sollen hier so weit wie möglich verständlich gemacht werden. Megalithen. Es sind grob bearbeitete oder unbearbeitete (in der Vorgeschichte) künstlich aufgestellte einzelne Steine oder künstliche Megalith-Bauten, bestehend aus solchen (recht großen bis monumentalen) Steinen. In Mitteleuropa bzw. „bei uns“ im bayerisch-böhmischen Gebiet soll es nach dem Stand der heutigen Wissenschaft recht wenige oder eher keine geben. Die sog. „echten Megalithen“ sollen lediglich in den europäischen Küstenregionen, in einem etwa 100-200 km breiten Streifen – vorzüglich entlang der Atlantikküste - vorkommen. Menhir. Einen einzelnen, nachweislich in der Vorgeschichte künstlich aufgerichteten, nur grob oder ganz unbearbeiteten Stein nennt man Menhir. Es ist vorwiegend ein länglicher, senkrecht stehender in die Erde eingelassener Steinblock. Ein „echter Menhir“ kann mit (nachweislich vorgeschichtlichen) Gravierungen oder Inschriften geschmückt sein. Dolmen. Ein typischer megalithischer Bau ist ein sog. Dolmen oder auch steinerner Tisch genannt. Er besteht aus senkrechten Tragsteinen auf denen eine meist zentneroder tonnenschwere steinerne Deckplatte ruht. In den Küstenregionen Deutschlands sind einige schöne solcher Steintische zu finden.

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Pseudodolmen. Ein größerer natürlicher Stein ruht ganz oder teilweise auf einigen anderen natürlichen Stein. Alles ein Spiel der Natur. Bei manchen Objekten kann es allerdings schwer fallen , zwischen einem echten und einem Pseudodolmen zu unterscheiden. Megalithismus. Megalithische Bauten errichtete man in der grauen Vorgeschichte vor mehreren tausend Jahren. Man spricht vom Zeitalter des Megalithismus. Die Erbauer der manchmal riesigen Denkmäler aus Stein sind nach wie vor völlig unbekannt. Da es megalithische Bauwerke bis auf Australien und die Antarktis praktisch rund um den Globus gibt, kann man halbwegs von einer weltumspannenden „einheitlichen“ megalithischen Kultur sprechen. Die ältesten (im türkischen Südanatolien) gefundenen megalithischen Bauwerke sollen im Jahre 10 000 vor Christus entstanden sein. Es geht um glattgeschliffene, tonnenschwere 3 bis 6 m hohe Säulen aus Kalkstein mit „T-förmigem Kopf“ mit eingemeißelten Tierreliefs. Selbst Wissenschaftler staunen darüber. Megalithische Bauwerke Europas befinden sich verstreut in der atlantischen Küstenregion von Südspanien bis Südskandinavien. Sie befinden sich ebenfalls in Irland, auf den Britischen Inseln sowie auf einigen Mittelmeerinseln. Die größte Dichte von bearbeiteten Steinen gibt es in der Umgebung der westfranzösischen Küstenstadt Carnac. Auf vielen Quadratkilometern gibt es unzählige Menhire, Dolmen, Gangräber, Grabhügel und ähnliches. Die dortige Landschaft ist mit den Megalithen buchstäblich übersät. Und nicht nur das, man kann sagen die Landschaft ist eigentlich „künstlich verändert“. Dort befindet sich unter anderem auch der größte Menhir Europas, der berühmte zerbrochene Menhir Brisé. Er war ursprünglich 20 m lang und 280 Tonnen schwer und zum Ort „seiner letzten Ruhe“ wurde er von den unbekannten steinzeitlichen Erbauern aus einer Entfernung von 4,5 km geschleppt. Menhir Brisé ist praktisch der einzige von Menschenhand bearbeitete Stein, dessen Transport vom Steinbruch bis zum Aufstellungsort für die Wissenschaft ein Rätsel bleibt. Wie „Steinzeitmenschen“ einen 280 Tonnen schweren und 20 m langen Monolithen mehrere Kilometer transportieren konnten, bleibt unbegreiflich. Die darüber hinaus berühmteste europäische „künstliche Steingruppe“ ist das englische Stonehenge. Stehender Stein, Hauptstein. Gemeint ist ein senkrecht oder leicht geneigt aus der Erde ragender Steinblock bzw. eine Steinplatte, die – subjektiv gesehen –wohl nicht natürlichen Ursprungs sein kann. Im Sinne des Textes geht es um eine künstliche Steinsetzung, die nicht vorgeschichtlich sein muss. Der inkriminierte Hauptstein kann gelegentlich nach einem natürlichen oder durch Menschen willkürlich herbeigeführten Sturz umgefallen auf der Erde liegen. Ausgenommen die vorgeschichtliche Vergangenheit gilt für den stehenden Stein das gleiche wie für den oben beschriebenen Begriff des Menhirs. Besonderer Stein. Gemeint ist ein Stein mit besonderer Form, die auffällt bzw. Aufmerksamkeit weckt und - subjektiv betrachtet – im Sinne des Buches sozusagen „in die Augen sticht“. Dieser Begriff wurde für Steine eingeführt, deren natürlicher oder unnatürlicher Ursprung (oder Position) möglicherweise Fragen aufwirft. Verkeilungssteine. Gemeint sind eher flachere Steine, die den stehenden „Hauptstein“ stützen und in der mehr oder weniger senkrechten Position festhalten. Mit den Verkeilungssteinen ist das (objektiv existierende oder vermutliche) Steinbett des stehenden Hauptsteines verkleidet. Nebensteine. Im Sinne des Textes sind hiermit kleinere Steine ohne stützende Funktion gemeint. Sie sind unterirdisch um den in die Erde eingelassenen Fuß des

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Stehender Stein Napfberg-1. Übersichtsaufnahme und Blick auf die Nebensteine, die aus unterschiedlichen Gesteinsarten zu bestehen scheinen.

Stehender Stein Napfberg-1. Blick auf die größeren Verkeilungssteine.

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Stehender Stein Napfberg-1. Detailansicht.

Stehender Stein Napfberg-1. Die unauff채lligen Tonscherben sprechen als Zeugen der Vorgeschichte.

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Besonderer Stein Nagel-1……….. „Der große Grenzstein“…. Es handelt sich um eine massive, mitten im Feld schräg aus der Erde ragende Granitplatte. Sie ist über der Erde etwa 2,5 m hoch, 7 m lang und 0,5 m dick. (Über ihre unterirdischen und sicherlich auch interessanten Außenmasse kann man nur spekulieren). Es soll sich um einen „Grenzstein von 1393“ handeln. Der in die Sache eingeweihte Heimatforscher Dietmar Herrmann aus Wunsiedel schreibt über diesen Stein Folgendes: Südlich der Gemeinde Nagel verläuft die Grenze zwischen den Regierungsbezirken Oberfranken /Oberpfalz, sie ist gleichzeitig Gemeindegrenze. Mitten in der Flur finden wir eine fast aufrecht stehende Granitplatte, die genau auf dem Grenzverlauf steht. Bei näherer Betrachtung des Objekts erkennt man ein eingemeißeltes Kreuz, wie es früher bei Grenzsteinen angebracht wurde. Dieser Granitstein fand bereits 1393 Verwendung als Grenzstein, was aus einer Urkunde hervorgeht, in der die Grenze des herrschaftlichen Waldes festgelegt wurde…..“und davon auf biss zu den grossen marcksteinen, die in dem flor ligen auch veldes halben, zwischen dem Nagel vnd Grunleins den dorfern….“ Wie auch immer, dieser Stein hat es in sich. So ein Steingebilde sieht man inmitten von flachen regelmäßig bestellten Feldern wirklich nur äußerst selten. Es sieht so aus, als hätte jemand die Granitplatte absichtlich hergebracht und aufgestellt – schon deswegen, weil es in der sichtbaren Umgebung weit und breit keine größeren Findlinge oder sonstige Granitsteine gibt.

Massive Granitplatte mitten in flacher steinfreier Landschaft. Spuren von Bearbeitung sind nicht vorhanden. Somit ist aktuell das Steingebilde als Laune der Natur zu betrachten.

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Sie ist zwar auch rundlich geformt und auf den ersten Blick weist sie keine „unnatürlichen“ Formen oder Kanten auf, aber trotzdem wirkt sie irgendwie fremd unter den anderen, einheitlich geformten Steinen. Die Freilegung ihres unterirdischen Teiles gestaltet sich schwierig und gelingt bei weitem nicht völlig. Die (vermutliche) untere Kante bleibt verborgen. Angesichts der Anordnung der ebenso freigelegten Nebensteine wird der Eindruck der möglicherweise unnatürlichen Entstehung der Steinplatte bestärkt.

Besonderer Stein KW-1. Vorderansicht und Hinteransicht der freigelegten Granitplatte. Ihre Maße sind 140 x 130 x 30 cm. Mit 140 cm ist die Höhe vom tiefsten freigelegten Punk gemessen gemeint.

Besonderer Stein KW-1. Links und rechts der (stehenden) Granitplatte sind quasi Verkeilungssteine zu sehen. Sie sind quer zur Längsachse der Granitplatte angeordnet. So „arbeitet“ die Natur eher selten. 73


Stehender Stein FB-1. Aus der Erde ragt ein unauffälliger Stein, in dem man spontan keinen „möglichen Menhir“ vermuten würde. Seine Freilegung ändert diese Ansicht komplett. Zunächst sind es zwei große Steinblöcke mit Druidenschüsseln. Der erste der Steine liegt am nördlichen Hang der Kote und er ist mit einer schönen kreisrunden Druidenschüssel versehen. Seine genaue Lage ist kaum zu beschreiben, er befindet sich in einem „kartografischen Niemandsland“.

Stehender Stein FB-1. Die Verankerung des Steines in der Erde wird sichtbar. 81


Deswegen war die genannte Schüssel auch nicht leicht zu finden. Ich stieß durch Zufall auf sie. Heidnische Götter wie Thor, Donar, Odin oder auch der slawische Triglav lenkten an einem trüben winterlichen Nachmittag meine Schritte zu dem zweiten moosbewachsenen Monolithen mit der zweiten, am höchsten Punkt der Kote befindlichen Opferschüssel, über deren unbeabsichtigte Entdeckung ich mich auch sehr freute. Nach den Überlieferungen sollten einst die Menschen allerdings eher die „zweite“ der Opferschalen auf dem höchsten Punkt der Kote besucht haben. Aber mein „menhirologischer Instinkt“ sagte mir, dass dies in jenem vielversprechenden Areal“ nicht alles sein dürfte. So konnte ich nach weiterem systematischen Durchstreifen dieses Gebietes „endlich“ mal einen stehenden menhirartigen Stein finden. Er steht leicht schräg geneigt im Wald ein paar Meter vom Rand eines Ackers entfernt. Sein oberirdischer Teil misst etwa 100 cm, der unterirdische Teil über einen halben Meter. Es geht also um einen knapp mannshohen, in den Waldboden eingelassenen Stein. Er scheint grob bearbeitet zu sein.

Stehender Stein FB-1. „Unterirdische Verhältnisse“ im Detail. Seine Form kann man kaum rein natürlichen Kräften zuschreiben. Für diese Annahme zeugen unter anderem die Form der gefundenen und freigelegten Nebensteine und ein in 60 cm Tiefe befindliches „Plättchen“ aus einem ganz anderen feinkörnigen Gestein, verglichen mit dem grobkörnigen Granodiorit, aus dem der stehende Stein selbst besteht. Ein tschechischer Geologe, RNDr. Jiri Slouka aus Prag hat sich die betreffenden Bilder gründlich angesehen und die Vermutung geäußert, dass der

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meraden“ durch seine senkrechte Lage und zum Teil durch seine Form, die entfernt an eine einsame Grabstele erinnert. Die Maße des freigelegten Steines betragen 160 cm für die Höhe, 80 cm für die Breite und 40 cm für die Dicke.

Stehender Stein KBG-1. Ausgangszustand.

Der stehende Stein „balanciert“ auf seinem „schmalen Ende,“ unterlegt durch einen anderen Stein.

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Stehender Stein KBG-1. Vorderansicht und Seitenansicht. Stehender Stein KBG-1. Hinteransicht und Detail der freigelegten Basis der Stele.

Stehender Stein KBG-1. Übersichtsaufnahmen, zu erkennen sind umliegende nicht uninteressante Steinblöcke. Stehender Stein WAS-KS-1 Dieser Megalith-ähnliche Stein steht am Südhang der Kösseine auf flachem, mit Blaubeeren bewachsenem Waldboden. Rundherum liegen Granitblöcke, manche tragen Spuren von Steinmetztätigkeit. Es handelt sich offensichtlich – wie so oft im Fichtelgebirge – um ein Gebiet mit einstigem bäuerlichem Granitabbau. Die Maße des stehenden Steines sind 280 cm Höhe, 250 cm an der Basis, Die Dicke ist 100-130 cm. Sein Gewicht wird schätzungsweise 2 – 3 Tonnen betragen.


Stehender Stein WAS-KS-1. Ausgangszustand.

Stehender Stein WAS-KS-1: Parallel zur Basis des „Megalithen“ ca. 15 cm unter der Erdoberfläche liegt ein bearbeiteter Nebenstein „begraben“. 87


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