Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 07/08 2020: So schön bunt!

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28. Jahrgang Nr. 211 Juli / August 2020

R E T I E S N E S s U A R D Z A G A M N E S S A STR R E N L Ö K S A D

IN


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Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66 e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin

Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.


inhalt

Vorwort

Inhalt Schwerpunkt: SO SCHÖN BUNT!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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gerade nach den vielen Wochen des Lockdowns wollen wir uns und unseren Leser*innen im Sommer ein ganz besonders buntes Heft gönnen. Beobachtet haben wir, dass trotz oder gerade in Zeiten der Isolation Kreativität in schillernden Farben aufblühen kann.

Caroline van der Haar hält ihre besten Momente in Köln mit der Kamera fest.

In Vancouver beispielsweise hatte Kim Briscoe eine tolle Idee: Sie musste wegen der COVID-19-Pandemie ihren Laden für Foto: Markus Düppengießer

zu, um Einbrüchen und Vandalismus vorzubeugen. In Zu-

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sammenarbeit mit anderen Einzelhändler*innen und lokalen Künstler*innen entstanden mehr als 35 Wandbilder auf diesen freien Flächen, unterstützt durch das spontan aufgelegte „Give a Hand Mural Program“ der Stadt, das allen Künstler*innen Farben und Zubehör im Wert von bis zu 400 kanadischen Dollar zur Verfügung stellte. Foto: Simon Veith

Ein buntes Leben führt Caroline van der Haar

Kunst hilft geben: Bereits 750.000 Euro sind für die CASA COLONIA zusammengekommen. Hier sollen Obdachlose und Künstler*innen gemeinsam leben und arbeiten.

Foto: Christiane Rath

Kunstbedarf schließen und nagelte die Fassade mit Brettern

bereits seit 46 Jahren. Seit die gebürtige Würzburgerin nach Köln

Vorwort ������������������������������������������������������������������ 3

gekommen ist, hat sie

Porträt: „Man kann mehr machen, als nur dasitzen.“ ���� 4-9

bereits im Frauenhaus, in einem Wohnheim für

Kunst hilft geben �������������������������������������������������� 10-11

behinderte Menschen,

INSP: Kunst in Vancouver ���������������������������������������� 12-14

auf der Straße, in einem Wohnwagen und in einem Hostel gelebt. Tagsüber zieht die frisch gebackene DRAUSSENSEITER-Verkäuferin entweder mit ihrer Kamera durch die

Spuren der Armut: Volksbad im Veedel ���������������������� 16-17 Lothars Marsch ��������������������������������������������������������� 18

Stadt oder sie sitzt mit ihrem Mann Christoph an der Ecke

Aus den Einrichtungen

Venloer Straße/Körnerstraße und gibt ihre bunten Kunstwerke

Gutes Projekt: Initiative Arbeiten Bauen Wohnen e.V.

an Interessierte gegen eine kleine Spende heraus. Schauen Sie

Cartoon | Kolumne ������������������������������������������������� 22

dort doch mal vorbei!

��������������������������������������������� �����

20 21

Buchtipps ��������������������������������������������������������������� 23

Wir bedanken uns auch auf diesem Weg ganz herzlich bei allen, die unsere Corona-DRAUSSENSEITER-Soli-Aktion unterstützt haben und uns weiter als Leser*innen treu geblieben sind!

Abo | Impressum ���������������������������������������������������� 24 Gratis-Tipp ������������������������������������������������������������� 25 Vorschau ���������������������������������������������������������������� 25 Service: Adressen ������������������������������������������������� 26-27

Ganz herzlich

Christina Bacher

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3


SO SCHÖN BUNT!

Man kann mehr machen als dasitzen und sein Leben aufgeben Als sie in Würzburg ihre Wohnung verlor, kam Caroline van der Haar nach Köln – auch der Liebe wegen. An ihrem Stand in Ehrenfeld bieten sie und ihr Mann Fotos vom bunten Köln an. Und den DRAUSSENSEITER.

Caro (44) und Christoph (34) haben vor einem Jahr geheiratet. Seitdem halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

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Foto: Markus Düppemgiesser

TEXT: Markus DüppengieSSer Fotos: C. v. d. Haar


SO SCHÖN BUNT!

M

ein Leben war immer sehr

Vorher noch was zu meiner Geschichte:

bewegt. Ich bin mal für ein Jahr

Mit Vornamen heiße ich Caroline, mit e

nach Teneriffa ausgewandert,

am Schluss. Alle nennen mich Caro. Seit

hab dort in Höhlen gelebt und ein Haus

einem guten Jahr bin ich verheiratet,

am Strand besetzt. Alleine darüber

seither ist mein Nachnamen van der

könnte ich ein Buch schreiben. Aber hier

Haar. Ich bin 44 Jahre alt und komme

möchte ich vor allem davon erzählen,

aus Würzburg. Meine beiden Töchter

was mir seit Anfang 2019 passiert ist, als

heißen Chiara, 15, und Lola, 19. Lola ist

ich in Köln angekommen bin. Seither

Halbspanierin. Meine Kinder hab ich

hab ich geheiratet, in einem Frauenhaus

weitgehend alleine großgezogen. Ich

und in einem Behindertenwohnheim

konnte sie nicht in die Obdachlosigkeit

gelebt, in einem Wohnwagen überwin-

mitnehmen, deshalb leben sie jetzt bei

tert. Ich hab es über ranzige Obdachlo-

meiner Mutter. In Hammelburg, übri-

sen-Hotels jetzt in eine „Residenz mit

gens die älteste Weinstadt Frankens.

Domblick“ geschafft. Gleichzeitig habe

Gesundheitlich geht es mir nicht so gut.

ich Fotos vom bunten Köln gemacht –

Ich leide unter einer chronischen

und alles getan, um künftig meinen

Depression, Bipolar 2. Schon seit meiner

Traumberuf ausüben zu können.

Pubertät, habe ich von der Oma geerbt. Bipolar 2, ADHS, Borderline – da kommt vieles zusammen. Ich war schmerzmittelabhängig, musste 25 Jahre lang Codein nehmen. Ich bin chronische Asthmatikerin, hatte auch schon zwei chronische Bandscheibenvorfälle. Aber ich will nicht jammern, das ist nicht meine Art.

„Ich wurde von meiner eigenen Familie aus der Wohnung rausgeklagt.“ Wegen meiner Krankheiten habe ich immer selbständig gearbeitet, bin gelernte Modedesignerin. In Würzburg habe ich in meiner Wohnung eine Schneiderei betrieben. Weil ich drei Jahre lang arbeitsunfähig war, bekomme ich Erwerbsunfähigkeitsrente. Ich habe im Haus meines Onkels gewohnt; bei ihm musste ich nur 75 Prozent der Kaltmiete zahlen. Als mein Onkel dement wurde, haben meine Cousins vor zwei Jahren das Haus übernommen. Weil ich drei Monate die Miete nicht zahlen konnte, haben sie mich rausgeklagt. Die wollten mich eh loswerden, weil sie mit der Wohnung mehr Geld verdienen wollten. Die ganze Familie stand gegen mich, es war scheußlich. Im Rechtsstreit hatte ich überhaupt keine Chance. Nachdem ich in erster Instanz verloren hatte,

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SO SCHÖN BUNT!

bin ich nach Köln gegangen. In Würz-

einen Hauptschulabschluss. In Spanien

burg ist es mindestens so schwer wie

hat er mit 15 die Schule abgebrochen,

hier, eine Wohnung zu bekommen.

weil er sich unterfordert fühlte. Er hat

Warum Köln? Das hat mit meinem

eine Ausbildung zum Werbetechniker

Mann Christoph (34) zu tun. Von ihm

angefangen. Und gelernt, mit Werkzeu-

muss ich natürlich auch noch ein wenig

gen umzugehen. Das hat ihm viel Spaß

erzählen. Gebürtig kommt er hier aus

gemacht. Ausgebildet hat ihn ein Deut-

der Gegend. Als Zwölfjähriger ist er mit

scher, der nach Mallorca ausgewandert

seinen Eltern nach Spanien ausgewan-

war. Nach zwei Jahren war der plötzlich

dert, mit 22 kam er zurück nach Köln.

von der Insel verschwunden. Und Chris-

Seine Eltern hatten eine Edelgastrono-

toph stand da, ohne Ausbildung. Er hat

mie auf Mallorca. Sie haben zwölf, 14

angefangen zu jobben, als Kellner, hat

Stunden am Tag gearbeitet, er war

als Gas- und Wasserinstallateur in einer

immer alleine. Er ist sehr intelligent,

Firma gearbeitet.

spricht f ließend Spanisch, Portugiesisch... - insgesamt sechs Sprachen. Aber er kann nichts nachweisen, nicht mal

„In Deutschland braucht man alles schwarz auf weiß.“ Mit 22 kam er zurück, auch weil seine Mutter krank war. Und in Deutschland braucht man ja alles schwarz auf weiß. Eigentlich wollte er hier eine Ausbildung zum Metallbauer machen. Bei der IHK Köln hat er sich testen lassen. Gesamtergebnis: 98 von 100 Punkten. Die Leiterin der IHK sagte zu ihm: „Warum Metallbau? Sie sind so ein intelligenter junger Mann, warum machen Sie nicht was anderes? Sie können doch viel mehr.“ Allerdings ist Christoph auch Schwerstalkoholiker. Heute ist er trocken. Und schlägt sich als Überlebenskünstler durch. Kennengelernt haben wir uns vor zwei Jahren. Über Facebook – das hätte ich mir auch nicht vorgestellt. Ich hatte mit einer Freundin über Opale gesprochen. Opale, das sind besonders schöne Edelsteine. Das Schleifen dieser Edelsteine ist eine hohe Kunst – und meine große Leidenschaft. Habe ich mir selber beigebracht. Diese farbenprächtigen Steine haben mich aus der Depression geholt. Darum habe ich das mit den Fotos überhaupt erst angefangen. Dazu später mehr. Christoph kennt meine Opal-Freundin, mit der ich mich bei Facebook unterhalten habe. Und er hat einen Kommentar zu unserem Gespräch geschrieben.

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SO SCHÖN BUNT!

Erst mal bin ich ein, zwei Wochen im Frauenhaus gewesen, um überhaupt irgendwo unterzukommen. Ich habe eine gesetzliche Betreuerin, die sich um meinen Papierkram kümmert. Die hat mich in einem Wohnheim für psychisch erkrankte, behinderte Menschen untergebracht. Ich war da die Fitteste. Einerseits war ich froh, ein eigenes Zimmer zu haben; andererseits war es in einem katastrophalen Zustand und hat 422 Euro gekostet, dabei kriege ich nur 780 Euro Rente. Und ich habe mir für meine Sachen einen Lagerraum mieten müssen, als ich aus Würzburg kam. Der kostete 150 Euro im Monat. Wovon sollte ich denn leben? Mein Mann durfte kurzfristig bei mir einziehen, ausnahmsweise. Aber dann hieß es, Christoph müsse in Therapie gehen. Und ich habe gesagt, wenn er gehen muss, gehe ich auch. Auch weil ich mir das nicht leisten konnte, habe ich gekündigt. Kurz nach unserer Hochzeit saßen wir auf der Straße und mussten Schnorren gehen.

„Suche Wohnwagen wegen drohender Obdachlosigkeit“ Bei eBay Kleinanzeigen habe ich eine „zu Verschenken“-Anzeige aufgegeben: „Suche Wohnwagen wegen drohender Obdachlosigkeit“. Tatsächlich hat sich Ich habe ihm geantwortet, dann haben

ein Mann aus St. Augustin gemeldet. Er

wir im Messenger weitergeschrieben.

hatte seinen alten Wohnwagen nicht

Und ich habe schnell gewusst: Der Mann

mehr durch den TÜV bekommen, aller-

wird mir gefährlich – im positiven Sin-

dings nehmen Campingplätze einen

ne. Er hat mich in Würzburg besucht. Es

ohne TÜV nicht. Wir haben ihn unter

war eine schöne Zeit – und eine harte.

der Nippeser Gürteltrasse abgestellt illegal.

„Die Frau vom Amt schickte mich in eine andere Stadt.“

Ohne Strom und Wasser haben wir dort bis Mitte Januar 2020 durchgehalten. Kein Bad, nur ein Bett und die alten Sitz-

Jetzt ist die Vorgeschichte doch länger

bänke. Wir hatten einen Generator, der

geworden. Jedenfalls bin ich im Februar

Benzin gefressen hat ohne Ende – für

2019 zu ihm nach Köln gekommen. Hier

sieben, acht Euro am Tag. Wir haben uns

war ich beim Amt für Wohnungswesen.

mit Decken und Winterkleidung einge-

Da sagte mir die Mitarbeiterin sofort, ich

mümmelt, teilweise mit Kerzen geheizt.

solle lieber in eine andere Stadt gehen.

War trotzdem ganz schön kalt. Ich woll-

Aber das war natürlich keine Option.

te den Wohnwagen komplett sanieren

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SO SCHÖN BUNT!

und dämmen, einen Holzofen einbauen. Denn was ich will, das kann ich. Handwerklich bin ich allround begabt. Aber das Geld hat immer gefehlt. Nach drei Monaten kam das Ordnungsamt. Wir wurden eine Zeitlang geduldet, aber Anwohner*innen waren auf uns aufmerksam geworden. Mit dem Umbau hatte ich auch schon angefangen und mit den ausgebauten Teilen wusste ich nicht, wohin. Also wollte ich den Sperrmüll bestellen, aber da hieß es: „Sie sind OfW, also ‚Ohne festen Wohnsitz‘, Sie können keinen Sperrmüll anmelden.“ Außerdem haben Anwohner*innen sich wegen des Generators beschwert. Mein Mann hat auch Rückfälle gehabt und es gab viel Polizei. Die wollten uns da weghaben, auch vom Amt.

„Was den Leuten gefällt: Wir betteln nicht, wir machen was!“ Unser Geld haben wir damals schon in Ehrenfeld verdient, auf der Venloer Straße, vorm Rewe. Da sitzen wir, bei Wind und Wetter. Wenn wir unterwegs waren, hab ich immer Graffiti fotografiert. Ich habe mal ein paar Bilder ausgedruckt und hingelegt. Die Leute fanden das ganz toll. Dann haben wir die DIN-A5-Ausdrucke an eine Plastiktafel gehängt, die ich gefunden hatte. Wir haben Mappen

Schein aus wie ein Herz. Davon habe ich

Und sie hat das gekauft. Direkt am Rewe

befüllt und auf den Boden gelegt. Die

mir Postkarten drucken lassen, auch um

dürfen wir nicht mehr sitzen, die Bilder

Bilder sind bunt und fröhlich. Köln mal

sie in Buchläden und Galerien anzubie-

nehmen zu viel Platz weg. Jetzt sitzen

anders, nicht einfach nur der Stan-

ten.

wir gegenüber, an der Sparkasse. Mitt-

dard-Dom. Was den Leuten auch gefällt: Wir betteln nicht, wir machen was! Die Bilder haben keinen Preis. Wir sagen

lerweile sind wir richtig bekannt, haben

„Wallraffs Freundin kam vorbei und hat ein Bild gekauft.“

immer: Gegen eine Spende, egal wie

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Stammkunden. Wir wollen auch gerne mal eine Ausstellung machen. Kürzlich hat uns sogar ein Galerist aus Ehrenfeld

hoch, kann man sie mitnehmen.

Es sind auch schon Graffiti-Sprayer vor-

angesprochen.Jetzt haben wir bei der

Die Fotos sind aus ganz Köln. Viel Graf-

beigekommen, die haben gesagt:

Szene einen Fuß in der Tür.

fiti. Aufkleber. Bunte U-Bahn-Haltestel-

„Ey, das ist von mir. Cool, dass es jemand

Der Wohnwagen, in dem wir lebten, war

len in Ehrenfeld. Ich mache alles nur mit

festhält.“ Am Ehrenfelder Bahnhof gibt

nicht dicht, durch die Feuchtigkeit ist er

meinem Handy, kein Blitz, keine Bildbe-

es ein Graffito von Günter Wallraff, das

verschimmelt. Dort konnten wir nicht

arbeitung. Mein bestes Bild ist von der

habe ich fotografiert. Wallraff wohnt da

bleiben. Von der Stadt bekamen wir eine

Hohenzollernbrücke. Die Sonne scheint

um die Ecke. Eine Freundin kam vorbei

Hoteleinweisung für Obdachlose. Im ers-

durch zwei Pfeiler, dadurch sieht der

und sagte: „Boah, das schenke ich ihm.“

ten Hotel stank es wie im Kuhstall. Das


SO SCHÖN BUNT!

Waschbecken total verdreckt, Kakerla-

ich wieder eine eigene Wohnung – mit

ken im Badezimmer, vorm Fenster ein

Schmuckwerkstatt. Rentnerin möchte

Taubenstall mit halbtoten Tieren. Alles

ich nicht bleiben, ich will noch was aus

voller Federn, die auch ins Zimmer

mir machen. Ich muss was tun, um mich

kamen. Unzumutbar. Dem Besitzer

gut zu fühlen. Es gefällt mir zwar, auf

haben wir den Schlüssel zurückge-

der Straße zu sein und mit den Leuten

geben. Er sagte nur: „Pro Person und

zu reden. Aus Spaß sitze ich gerne da,

Nacht zahlt die Stadt mir 37 Euro.“

aber nicht aus der Not – bei Regen und Kälte. Und ich will anderen zeigen: Man

„Wegen Corona hieß es: Wir vermitteln keine Zimmer mehr.“

kann was erreichen, wenn man möchte. Man kann mehr machen als dasitzen Foto: C. Bacher

und sein Leben aufgeben! Im zweiten Hotel war es ganz okay, aber es gab keine eigene Toilette und im Bett

Protokoll:

waren Bettwanzen. Christoph hatte

Markus Düppengießer

Caroline van der Haar

einen Rückfall, wir haben uns zerstritten. Dann hat er entgiftet. Als er aus dem Krankenhaus kam, haben wir wieder zusammengefunden. Wir sind wieder zur Stadt. Wegen Corona hieß es: Wir vermitteln keine Zimmer mehr, geht zur Notschlafstelle. Das wollten wir nicht. Christoph hatte sein Hartz IV-Geld für den Monat noch nicht geholt. Davon konnten wir ein Hotelzimmer in der Altstadt bezahlen. Weil man uns mit dem Preis entgegenkam, konnten wir bleiben. Erst mal 50 Euro, dann 27,50 Euro die Nacht – zu zweit! Und viel sauberer, täglich frische Handtücher und neues Toilettenpapier. Wie kann ein Vier-Sterne-Hotel so viel billiger sein als ein Obdachlosen-Hotel? Auf Dauer im Hotel zu bleiben für 27,50 Euro pro Tag ging dann aber auch nicht. Vor etwa zwei Monaten sagte der Besitzer aber, er hätte ganz in der Nähe noch ein Hostel.

„Der Chef des Hostels hat gesagt: Wir schaffen das!“ Der Chef ist ein toller Mensch. Ihm geht es nicht um den Profit, er gibt kleinen Künstler*innen eine Chance. Wir sind im Gespräch, er will uns eine Ausstellungsmöglichkeit geben, einen Arbeitsraum für die Schmuckherstellung, auch einen günstigeren Lagerraum. Er hat gesagt: Wir schaffen das! Auf lange Sicht will

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SO SCHÖN BUNT!

Dirk Kästel in seinem Wohnzimmer

Kunst hilft geben Der Traum von der CASA COLONIA

Text, Fotos und Repros von Christiane Rath

H

eute empfängt mich Dirk Kästel

Nach acht Jahren unermüdlicher Über-

scheinlich – er will

in seinem Privathaus, um über

zeugungsarbeit, ca. 80 – 90 Benefiz-Aus-

aber nochmal versu-

„Kunst hilft geben“ zu sprechen.

stellungen, Förderanträgen und Kontak-

chen, ob es da keine

Das erste, was mir ins Auge fällt, sind

ten zu anderen sozialen Organisationen

Ausnahmeregel gibt.

Bilder, Bilder, Bilder – sorgsam verpackt

sind 750.000 Euro zusammengekom-

Dazu hat er eine Petiti-

und zur Abholung bereit. Sie stehen mit-

men. „Eine Million wäre besser“, sagt

on an das Bundesfinanz-

ten im Wohnzimmer, es sind Arbeiten

Kästel und lächelt, „aber wir können

ministerium geschickt,

von Gerhard Richter, Rosemarie Trockel,

schon ein wenig stolz sein“.

die auch von Künst-

Boris Becker, HA Schult und vielen ande-

Während wir sprechen, klingelt sein

lern wie Klaus Staeck,

ren. Die Arbeiten wurden von den Künst-

Handy, die nächste Benefiz-Ausstellung

Thomas Baumgärtel

ler*innen gespendet und verkauft, der

wird gerade vorbereitet. Die Abläufe sind

und René Böll unter-

Erlös kommt dem Verein „Kunst hilft

immer gleich, Bilder besorgen, mit

schrieben wurde.

geben“ zugute, dessen Vorstandsvorsit-

Künstlern und Künstlerinnen verhan-

zender Kästel ist. Direkt daneben stehen

deln, Termin, Ort, Eröffnungsrede, viel-

den 15 soziale Ein-

Kartons mit Schokoriegeln, Paletten mit

leicht ein Musik-Event zur Vernissage –

richtungen mit insge-

Softgetränken – damit versorgt das enga-

Kleinvieh macht auch Mist, sogar Post-

samt

gierte Ehepaar – Frau Jutta ist von

karten und Getränkeverkauf dienen dem

unterstützt, „wir helfen“

Anfang an aktiv dabei – in Corona-Zeiten

guten Zweck.

bekam 25.000 Euro, und

die Care-Pakete-Aktion des Johan-

50.000

Euro

von den restlichen 250.000

im März und April diesen Jahres hat

Euro wurden z.B. Laptops

Warum das alles? Das große Ziel ist

„Kunst hilft geben“ beschlossen, die

für Kinder von Flüchtlingsfa-

die CASA COLONIA, ein geräumiges

Obdachlosen in Köln, aber auch Kinder

milien und ALG II-Empfän-

Wohnhaus für Menschen ohne Obdach,

aus bedürftigen Familien schnell und

ger*innen gekauft, die sonst

Künstler*innen und Studierende. So lau-

unbürokratisch zu unterstützen und mit

dem digitalen Unterricht

tet das Ziel bereits seit 2012, dafür

einer eigens dafür eingeleiteten immen-

nicht hätten folgen können.

kämpft der Vereinsgründer Kästel aus

sen Spendenaktion den Betrag von

Empathie mit Hilfsbedürftigen und dem

650.000 Euro eingesammelt. „Brutto“,

Gefühl heraus, dass es in der Gesellschaft

dämpft Kästel meine Freude, „die Hälfte

zu viele Abgehängte gibt, wie er sagt.

davon geht an das Finanzamt“, – wahr-

nes-Hauses in der Annostraße.

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In der Kontaktbeschränkungsphase

Mit dem Geld wur-

Blaues Friedensschaf von Bertamaria Reetz und Rainer Bonk


SO SCHÖN BUNT!

Gaby Kutz, Obdachlose in Fußgängerzone

lll

Zur gerechten Verteilung gab es ein Bera-

hier ein attraktiver Neubau in solider,

tungsgremium, bestehend aus Pfarrer

wenn auch einfacher Bauweise entste-

Meurer, Hedwig Neven DuMont,

hen, der neben ca. 25 Wohneinheiten

Claus-Ulrich Prölß (Kölner Flücht-

auch ein Integrationscafé beherbergen

lingsrat) und Harald Gaspers.

soll.

Unterdessen laufen die Planungen für

Das Kolping Bildungswerk unterstützt

die CASA COLONIA weiter. Seit 2015

die Planung und würde zum Träger des

wird intensiv nach einem Grundstück

Cafés, in dem Menschen mit geistiger,

gesucht. Es muss ein städtisches

körperlicher oder sozialer Beeinträchti-

Grundstück sein, alles andere

gung zu Kellner*innen oder Beiköch*in-

wäre unbezahlbar. Zur Zeit

nen ausgebildet werden könnten.

sind drei Grundstücke bzw.

Sollte der Clevische Ring doch an

Objekte im Visier, das

einen Mitbewerber vergeben werden,

attraktivste darunter ist

„haben wir noch Plan B und C in der

ein geräumiges Areal am

Tasche“, so Kästel – ein denkmalge-

Clevischen Ring, um das

schütztes Gebäude Ecke Dellbrücker

sich „Kunst hilft geben“

Hauptstraße/Bergisch

bereits seit 2015 bemüht.

Straße, das allerdings weniger Platz böte,

2016 wurde dazu bereits

und ein bisher als Parkplatz genutztes

ein

Architekturstu-

Grundstück neben der Kirche St. Maria

Gladbacher

dent*innenwettbewerb

Himmelfahrt in Holweide. Diese hätten

durchgeführt, dann wie-

natürlich wieder andere spezifische Her-

der schien die Hoffnung auf

ausforderungen – Flexibilität in der Pla-

den Erwerb zu platzen, aber

nung wird zur Zeit also noch groß

aktuell hat sich die Situation

geschrieben.

positiv gewendet. Mit ehren-

Zu guter Letzt spricht Dirk Kästel noch

amtlicher Hilfe des Archi-

von dem konkreten Plan, aus dem För-

tekten und Künstlers Chris-

derverein „Kunst hilft geben“ heraus

tian Heuchel, der auch

eine Stiftung zu gründen, die den schö-

Dozent an der Düsseldor-

nen Namen „Cultopia“ tragen wird,

fer Kunstakademie ist,

einer Kombination aus Kultur und Uto-

konnte ein neuer künstleri-

pie. Diese Stiftung soll den Gedanken

scher Entwurf eingereicht werden, der

und die Initiativen weiterführen, auch

nun in den Wettstreit um das Grund-

„wenn wir mal nicht mehr sind“ – und

stück erneut eingreift. Sollte „Kunst

dann muss er auch schon wieder ans

hilft geben“ erfolgreich sein, könnte

Telefon.

Info

Kunst hilft geben für Arme und Wohnungslose in Köln e. V. ist ein gemeinnütziger und mildtätiger Verein (VR AG Köln: Nr. 17830). Alle Vereinsmitglieder und Unterstützer*innen arbeiten ehrenamtlich ohne Vergütung. Seit 2012 unterstützt der Verein obdachlose Menschen bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen und Anträgen oder stellt Kautionsbürgschaften aus. Herzstück des Vereins ist aber die Aktion „Casa Colonia“, die bereits von mehr als 50 renommierten Künstler*innen unterstützt wird: Durch den Verkauf von Werken von Gerhard Richter, Rosemarie Trockel, HA Schult, Jeff Koons, Markus Lüpertz, Anna Blume, Harald Naegeli, Klaus Staeck oder auch Boris Becker für den guten Zweck konnte bereits ein finanzieller „Rettungsschirm für Bettler“ und andere Hilfsbedürftige angelegt werden – das Ziel ist ein Wohnhaus zu bauen, das für Obdachlose und Künstler*innen gleichermaßen offen ist. Erforderlich sind 20 Prozent von kalkulierten 2,5 bis zu 3 Millionen Euro, um mit dem Bau loslegen zu können. Spenden-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN DE50 3702 0500 0001 6557 01 Vereinskonto: PAX-Bank Köln, IBAN DE55 3706 0193 0036 3810 19  www.kunst-hilft-geben.de

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SO SCHÖN BUNT!

Lokale Künstler*innen in Vancouver verwandeln die mit Brettern vernagelten Geschäfte im Stadtteil Gastown mit farbenfrohen Gesundheitsbotschaften in ein herzerwärmendes Symbol von Gemeinschaft und Solidarität angesichts der Coronavirus-Krise.

Text und Fotos: Boaz Joseph

S

elbst im Notfall hatte Kim Briscoe

Gassy Jack-Statue entfernt. Sie hatte den

kein Interesse daran, Alarm zu

Nachrichten über das neue Coronavirus

schlagen. Am 28. März 2020, sechs

aus China und Italien große Aufmerk-

Tage nach der Schließung von Kimprints

samkeit geschenkt und befürchtete das

– ihrem Laden für Kunstbedarf und Bil-

Schlimmste für die Einwohner von Gas-

derrahmen in Gastown –, vernagelte sie

town. Aber ihr gefiel nicht, wie hässlich

die Fassade mit Brettern. Wie andere

und verfallen ihr verriegeltes Geschäft

Händler*innen im Umkreis des legendär-

aussah.

en sechsstöckigen Hotel Europe ergriff

Nachdem Briscoe über Nacht nach

sie diese Maßnahme, um Einbrüchen

einer Lösung suchte, wandte sie sich an

und

vorzubeugen.

ihre Kontakte in der Kunstszene. „Am

COVID-19 hatte den Wirtschaftskreis-

28. verbarrikadierten wir alles und am

lauf des Stadtteils Gastown in Vancouver

30. fingen wir an zu malen“, sagt sie. Das

stillgelegt.

erste und ikonischste Wandbild der

Vandalismus

„Als das alles anfing, hielten wir so

Künstlerin Breece Austin stellte das

lange wie möglich durch“, erklärt sie.

Gesicht von Dr. Theresa Tam, der Obers-

„Unser letzter Tag war der 22. [März],

ten Amtsärztin Kanadas, dar. „Ich dach-

aber wir hatten keine Besucher*innen.

te: ‚Okay, das ist ziemlich gut. Das sieht

Uns wurde mitgeteilt, wir sollen nach

doch besser aus‘ “, erinnert sich Briscoe.

Hause gehen und zu Hause bleiben.“

Es sprach sich herum und bald erschie-

Briscoes Laden befindet sich an der Kreu-

nen die Porträts anderer Gesundheitsbe-

zung der Straßen Carrall, Alexander und

amtinnen: Bonnie Henry, die Gesund-

Powell, nur wenige Schritte von der

heitsbeauftragte von British Columbia (gemalt von der abstrakten Künstlerin und Breeces Freundin Abi Taylor); Dr. Deena Hinshaw, die Oberste Gesundheitsbeamtin von Alberta (gemalt von Breeces Bruder David Austin); und auf der anderen Straßenseite, beim Bekleidungsgeschäft „Angel Vancouver“, Patty Hajdu, die Bundesgesundheitsministerin (ebenfalls von Breece Austin gemalt). Izzie Cheung, eine frisch diplomierte Atemtherapeutin, die im Allgemeinkrankenhaus von Vancouver arbeitet, malte die maskierten Gesichter der in hellblauen Kitteln gekleideten drei Mitarbeiter*innen Andrew, Natasha und Kenny. Während die Künstler*innen ihre Porträts auf Holzbrettern darstellten, verfassten andere Teilnehmer*innen, darunter

auch

Nichtkünstler*innen,

Dank der vielen Wandbilder erleben Passanten einen farbenfrohen Weg, wenn sie am Hotel Europe vorbeikommen.

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SO SCHÖN BUNT!

Künstlerin Izzie Cheung ist eine Atemtherapeutin und malte ein medizinisches Tribut an ihre Kolleg*innen.

Botschaften bestehend aus Dankesnoti-

über Drogenüberdosierungen bekannt

Besitzer*innen der geschlossenen

zen und Ratschlägen für Passanten. „Wir

ist, die marginalisierte Bevölkerung der

Geschäfte um Erlaubnis, damit die

lieben dich, Vancouver“, schrieb Briscoes

Downtown Eastside gezielt an. Sein

Künstler*innen das Sperrholz ihrer ver-

Tochter (und Nichtkünstlerin) Sydney

COVID-19-Wandbild enthält Aufforde-

riegelten Fassaden verzieren durften.

Alleyne, 18, auf einem ihrer Wandbilder.

rungen, die Kurve abzuflachen, den

„Während es mir persönlich gut geht,

„Bleib sicher, bleib stark.“ In einem wei-

Abstand zu anderen einzuhalten, die

sind meine Gedanken bei den Unterneh-

teren Beitrag von Alleyne bedankte sie

Händen zu waschen und weist auf die

men“, sagt GBIS-Geschäftsführerin Ste-

sich bei Müllsammler*innen und Haus-

Gefahren der Gesichtsberührung hin.

fanie Schulz und fügt hinzu, dass mehr

meister*innen, Apotheker*innen, Postan-

„Es mag surreal erscheinen, ist es aber

als 20 Geschäfte sich schnell für das Pro-

gestellten, Lehrer*innen, Angestellten in

nicht“, schrieb er und schloss mit den

jekt engagierten.

Lebensmittelgeschäften und Ausliefe-

Worten: „Liebe Grüße an alle, Smokey.“

Mittlerweile lassen sich ungefähr 35

Die Gastown Business Improvement

Wandbilder in der Gemeinde finden und

rungsfahrer*innen. Ein paar Blocks weiter sprach der

Society oder GBIS (Gastowns Gesellschaft

es werden weitere erwartet. Einige

Künstler James „Smokey D“ Hardy, der

zur Verbesserung des Geschäftslebens)

Einwohner*innen spendeten in Abstim-

vor Ort für seine visuellen Botschaften

setzte sich für die Aktion ein und bat die

mung mit GBIS Bedarfsartikel wie Hand-

Kim Briscoe, die Besitzerin von Kimprints, initiierte das Projekt, in dem lokale Künstler*innen Wandbilder zum Thema COVID-19 entwerfen.

Künstlerin Emerald Repard-Denniston, 20, vor ihrem Wandbild beim Hotel Europe in Gastown. Die Wörter auf dem Bild basieren auf Gedichten ihrer Mutter.

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SO SCHÖN BUNT!

James “Smokey D” Hardy, der in der Szene bekannt für seine Botschaften zum Thema Drogenmissbrauch ist, entwarf ein Wandbild, das Hinweise zum Verhalten bei COVID-19 enthält.

desinfektionsmittel, Leitern und Lebensmittelgutscheine. „Dies ist eine Geschichte über die wahre Widerstandsfähigkeit einer Gemeinschaft“, fügt Schulz hinzu. Die öffentliche Aufmerksamkeit für das Projekt brachte mehr Künstler*innen und die Unterstützung von Dulux Farbe und der Stadt Vancouver, die sich verbündeten, um das Give a Hand Mural Program (‚Reiche eine Hand-Wandbildprogramm‘) zu starten, das Künstler*innen, die sich für das Projekt anmelden, Farben und Zubehör im Wert von bis zu 400 kanadische Dollar zur Verfügung stellt. Lisa Parker, die Abteilungsleiterin von Straßenaktionen im Stadtbauamt, sagt, sie sei an Bord gekommen, als sie die

Die Tätowiererin @iamextinkt, 24, eine

Um ihr Wandbild mit vier Religionen zu

Bilder von Dr. Tam und Dr. Henry in der

Teilzeit-Shaolin-Mönchin mit 18.400 Ins-

vervollständigen, verwendete sie für die

ersten Aprilwoche sah. Die Stadt verfüge

tagram-Anhängern, brachte einen ent-

islamischen Elemente einen Halbmond

bereits über ein Graffiti-Manage-

schieden theologischen Blickwinkel zur

und schrieb Gedichte in arabischer und

ment-Programm mit Ressourcen – ein-

Nordseite des dreieckigen Gebäudes.

persischer Kalligraphie.

schließlich Gutscheinen für Farbe, um

„Ich habe schon lange nicht mehr

Emerald Repard-Denniston (20) aus

Wandmalereien auf privaten Grundstü-

gemalt, das ist also eine gute Übung“,

North Vancouver, eine Studentin im

cken zu unterstützen, erklärt Parker.

sagt sie von einer Leiter aus, während sie

zweiten Studienjahr an der Kunsthoch-

Schulz meint, ohne fremde Hilfe wäre

an detaillierten Bildern von Buddha,

schule Ontario College of Art and Design

es schwieriger gewesen, das Projekt zum

Jesus und Shiva arbeitet, dem dritten

(OCAD), malte ein hellblaues Wandbild

Erfolg zu führen. „Es war wirklich fan-

Gott im hinduistischen Triumvirat – der

mit 40 Gesichtern, fast die Hälfte in Mas-

tastisch, mit der Stadt zu arbeiten. Wir

Gottheit, die das Universum zerstören

ken, und fügte kurze Sätze aus der Poesie

sprechen gerne darüber, wie schwerfäl-

soll, um es wiederherzustellen. @iame-

ihrer Mutter hinzu. „Ich habe dieses Jahr

lig Bürokratie sein kann. Nicht in diesem

xtinkt ist auf Einnadel-Tattoos speziali-

viele abstrakte Gesichter dargestellt“,

Fall.“ Immer wieder tauchten frische,

siert und konzentriert sich auf religiöse

sagt sie. „Ich dachte, dies sei die perfek-

kreative Künstler*innen auf.

und tierische Motive.

te Gelegenheit, die Inhalte meines Skizzenbuchs in größerem Maßstab umzusetzen.“ Für ihr drittes und letztes Jahr an der OCAD hatte Repard-Denniston geplant, im Herbstsemester an einem Austauschprogramm in Italien teilzunehmen. „Ich habe das Gefühl, das ist jetzt ausgeschlossen“, sagt sie. Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von S. Galbraith / Translators Without Borders, mit freundlicher Genehmigung von Megaphone / INSP.ngo.

Eine 24-jährige Tattoo-Künstlerin und HalbtagsShaolin-Mönchin arbeitet an ihrem Wandbild.

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SPUREN DER ARMUT

S P U R E N DE R A R M U T

m Severinsviertel, zwischen Achter-

die Innenwand eines „Volksbad in der

Volksbad im Veedel

und Annostraße, liegt die Firma

Achterstraße“. Es ist der einzige archi-

HOLZCITY, ein Betrieb, der seit Gene-

tektonische Rest einer der frühesten

rationen mit Holz handelt und heute

Hygieneeinrichtungen für das gemeine

noch im Rücken der Severinstraße in

Volk in Köln.

von Martin Stankowski

Originalwand des Volksbads von 1892 Fotos: Martin Stankowski

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seinen großen Lagern alles vorrätig hat,

Bäder gab es schon seit der Römerzeit

was man an Holz sucht. Der Senior,

in Köln. Ein römischer Pool neben dem

Theodor Schumacher, ein Kölner „Hei-

Dom wurde ja im frühen Mittelalter zu

mathirsch“, also an allem interessiert,

einem christlichen Taufbecken umfunk-

was die rheinische Heimat zu bieten hat,

tioniert und ist bis heute erhalten. Die

kann auf eine Fülle von Funden rund um

Badekultur stand immer hoch im Kurs,

sein Grundstück seit der Römerzeit ver-

bis zur Pest-Pandemie im Mittelalter, als

weisen und hat das alles in einem klei-

die Badestuben in Verruf gerieten, wegen

nen, aber exquisiten Schauraum gesam-

der erotischen Freizügigkeiten, die sie

melt. Besonders interessant ist dabei

boten, aber auch, weil sie als Krankheits-

eine hohe gemauerte und sichtlich alte

schleudern galten. Seitdem war das

Steinwand am südlichen Ende der gro-

Waschen lange verpönt. Und erst in der

ßen Holzhalle, wenn man sich für die

Neuzeit, im frühen 19. Jahrhundert,

Sozialgeschichte der Südstadt interes-

angefangen beim Militär, das auf eine

siert. Heute ist das die Abgrenzung zur

Grundhygiene seiner Soldaten achtete,

Wohnbebauung, war aber ursprünglich

entsteht eine neue Badekultur. Aber nur


SPUREN DER ARMUT

die Reichen konnten sich Badezimmer

damals wachsenden Stollwerck-Fabrik,

und Wannen leisten. Es gab erste Bade-

die vor allem Frauen beschäftigte. In der

anstalten schon Mitte des 19. Jahrhun-

Lebensmittelproduktion wurden hygie-

derts am Rhein. 1885 wurde das stattli-

nische Standards auch bei den Unter-

che Hohenstaufenbad eröffnet - luxuriös

schichten notwendig. Dafür diente dann

und teuer. Doch das Bedürfnis, sich zu

ab 1892 das „Volksbad in der Achterstra-

waschen und zu baden, hatte schließlich

ße“ mit 33 Wannen- und 22 Brausezel-

jeder und so eröffnete man auch die ers-

len.

ten Volksbadeanstalten. Ein neuer Was-

Bis in die 1920er Jahre gab es diese

serturm im Süden, 1872 an den Bächen

Einrichtung fürs gemeine Volk, welches

errichtet, sorgte für den notwendigen

erst mit dem Bau von Bädern auch in den

Druck in den Leitungen. Die hygienische

Wohnungen der Arbeiter*innen seine

Notwendigkeit aber hing in erster Linie

Funktion verlor. Bis auf die Seitenwand,

mit der dichten Bebauung des Severins-

die heute noch die Lagerhalle von HOLZ-

viertels zusammen und auch mit der

CITY stützt.

Theodor Schuhmacher vor den Mauerresten der Badeanstalt

Martin Stankowski, geboren 1944, arbeitet als Publizist, Geschichtenerzähler und Rundfunkautor in Köln. Er unterstützt den DRAUSSENSEITER seit vielen Jahren durch seine „Bürger& Berber“-Stadtführungen und lädt für die Reihe „Spuren der Armut“ – gemeinsam mit Christina Bacher – renommierte Autor*innen ein, über Kölns doppelten Stadtplan zu schreiben.

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BERICHT

Lothars Marsch Von Körprich über Hüttersdorf bis zum Fuchshübel: 42 km – 8 Stunden, 24 Minuten Laufzeit

In der Nacht gab es keine weiteren Nie-

überquere ich die A1. Die Landesgrenze

derschläge. Der Bus, der laut Fahrplan

Saarland/Rheinland-Pfalz dürfte ich

um 21:47 Uhr fährt, ist nicht gekom-

morgen erreichen. Um halb vier geht es

men. Morgens kam der erste um 4:47

weiter. Ich finde nicht den Weg über die

Uhr – nach Dillingen. Fünf Minuten

A1 nach Bergweiler. So laufe ich bis Has-

habe ich mich mit einem jungen Mann

born – hier ist ein Edeka. Der Getränke-

unterhalten. Er war auf dem Weg zur

bereich ist auf der anderen Seite der

Arbeit. Zwischen sechs und sieben Uhr

Straße. Ich hole Wasser und ein gekühl-

morgens fahren mehrere Schulbusse.

tes Bier. Eine Frau unterstützt mich mit

Bevor ich aufbreche, raten mir einige

20 Euro. Damit kann ich mir in Theley

Schüler*innen, wegen des Wassers doch

einen vegetarischen Döner leisten (kos-

über Hüttersdorf/Schmelz zu laufen. Tue

tet aber keine 20 Euro). Bis nach Tholey

ich doch glatt! In Hüttersdorf gibt es

komme ich jedoch nicht mehr, bin dafür

einen Rewe, wo ich einen Kaffee trinke.

aber schon auf dem Weg Richtung Noh-

Die Bedienung in der Bäckerei hat mich

felden. Um viertel vor acht erreiche ich

bereits in Körprich gesehen. Über

den Fuchshübel, einen keltischen Grab-

Gresaubach und Steinbach gelaufen,

hügel. Hier gibt es eine Bank im Freien,

komme ich um halb zwei unterhalb von

auf der ich mein Nachtlager ausbreite.

Dörsdorf an, wo ich schreibe und auch

Es soll ja trocken bleiben. Bis jetzt hat

noch ein wenig im Schatten auf einer

mich das Wetter mit Extremen ver-

Wiese mit Spielgeräten schlafe. Bald

schont.

Foto: Christina Bacher

Donnerstag, 17. Mai 2018

Über Lothar Am 5. Juli 2016 bricht Lothar zum ersten Mal auf und läuft von Köln nach Hamburg über Schleswig bis nach München – fast 2.000 Kilometer. Seit diesem Tag lebt er auf der Straße und hält sich, wenn er mal nicht unterwegs ist, im Kölner Stadtteil Zollstock auf. Den „Aufbruch“ nutzt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur ganz im wörtlichen Sinn: „Nicht in Altem verharren, sondern Neues ergründen.“ Seit 2018 ist Lothar beim DRAUSSENSEITER.

Karte openstreetmap.org opendatacommons.org creativecommons.org

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Foto: CHRISTINA BACHER

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AUS DEN EINRICHTUNGEN

Suppenküche am Appellhofplatz ach coronabedingter Zwangspause findet nun endlich wieder ab 21 Uhr die Abendküche der EmmausGemeinschaft in Kooperation mit dem Verein „Gesundheit für Wohnungslose“ am Appellhofplatz statt. Gestartet wurde zunächst an manchen Tagen mit leckeren Sandwiches und Butterbroten zu Kaffee und Tee, später wurde das Angebot ausgeweitet – die Verteilung findet seitdem mit dem nötigen Abstand und unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt. Das Wichtigste für alle: Dass es an bewährter Stelle überhaupt wieder regelmäßig Essen gibt und auch eine medizinische Grundversorgung für Wohnungslose gewährleistet ist – wie übrigens schon seit mehr als 30 Jahren. Den verschiedenen ehrenamtlichen Gruppen wünschen wir weiterhin so viel Drive, gute Laune und Kraft für ihr wichtiges Engagement. Und allen anderen einen guten Appetit. (cb)

Foto: Marvin Dzikowski

N

Helfen statt wegsehen

D

er gemeinnützige Verein H.i.K. Heimatlos in Köln e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, obdachlosen Frau-

en mit und ohne Hund Mut zu geben, damit sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können. Aktuell arbeiten wir mobil, da noch keine festen Räumlichkeiten vorhanden sind. Als Corona und der teilweise Shutdown kamen, stellten uns die neuen Maßnahmen plötzlich vor ungeahnte Herausforderungen – logistisch wie organisaFoto: Privat

torisch. Trotzdem machten wir uns gemeinsam mit einem erfahrenen Steetworker und Sozialarbeiter samt Schutzmasken und Bollerwagen voller hygienisch verpackter Essenspaketen, Wasser, Cola, Hygieneartikeln, Hundefut-

Herrenschuhe für Bedürftige

ter und Gutscheinen auf den Weg Richtung Innenstadt

U

sorgen.

nser Dank geht an Harald van Bonn, der spontan einen Aufruf nach Herrenschuhen unter seinen Kolleg*innen der Gothaer Versicherung gestartet hat und mit den eingegangenen Spenden die Kleiderkammer der OASE gut auffüllen konnte. Der Kerpener mit dem Herzen am richtigen Fleck ließ es sich nicht nehmen, den proppenvollen Kofferraum für die voll gespendeter Schuhe eigenhändig U n te rstützung! vorbeizubringen. Danke! (cb)

Danke

und Ebertplatz, um die Menschen auf der Straße zu verAls wir feststellten, dass dort schon einige Helfer*innen unterwegs waren, konzentrierten wir uns ganz auf den Wiener Platz in Mülheim. Dort war der Bedarf sehr hoch. Wir kamen mit den Hilfsgütern kaum nach. Die Gutscheine von den noch geöffneten Discountern waren der Renner, da die Menschen sich damit – wenigstens für kurze Zeit – selbstbestimmt versorgen konnten. Neben den Lebensmitteln verteilten wir auch Flyer mit Verhaltensmaßnahmen in verschiedenen Sprachen und nötige Infos, wo es was in welcher Einrichtung noch gab. Vor Ort mangelte es außerdem an medizinischer Versorgung, etwa zur Wundheilung. Da die üblichen Angebote ja heruntergefahren waren, waren wir froh, unser Team durch eine Notarztsanitäterin erweitern zu können, die

Foto: OASE

bis heute mit uns unterwegs ist. Wichtig war uns auch, Vertrauen bei den Menschen vor Ort und bei den Inhaber*innen der umliegenden Geschäfte aufzubauen. Vor allem unsere Hunde Bowie und Clayd dienten dabei häufig als Eisbrecher. (Kölsche Linda)

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GUTES PROJEKT

Auf Stippvisite beim Projekt „Bauen Wohnen Arbeiten“ in Ossendorf

Im Selbstbau angefertigt wurde dieser Bürocontainer aus Holz. Das Team um Dieter Breuer ist zu Recht stolz auf das lebendige Miteinander.

D

er Name ist Programm: Auf dem Gelände der Initiative

Bauen Wohnen Arbeiten e.V. (kurz: IBWA) in Ossendorf sind momentan rund 50 Personen beschäftigt; sieben davon dauerhaft in Vollzeit und 15 Personen in Teilzeit. Neben den vielen selbst betroffenen Mitarbeiter*innen, beschäftigt die Initiative auch einige Fachkräfte. Durch Hilfe zur Selbsthilfe soll wohnungslosen und langzeitarbeitslosen Mensche mit psychischen und physischen gesundheitlichen Leistungseinschränkungen geholfen werden – dazu gehört auch die Senkung der Wohnraumkosten durch die eigene Tatkraft, den Nutzgarten und die Hühnerhaltung. Die im Rahmen des Bauprojektes seit 1998 erstellten Ein- bis Vierzimmerwohnungen bieten ein attraktives Wohnangebot für eine vielfältige Bewohnerstruktur. Um auch Wohnungslose in das Projekt integrieren zu können, die nicht direkt in eine feste Wohnung einziehen möchten, gibt es auf dem Gelände acht bewohnbare Bauwagen. Zudem wurden mehrere kleine Gartenhäuschen mit je zwei Wohneinheiten von ca.10 qm errichtet, die für ein geringes Nutzungsentgelt zur Verfügung gestellt werden. Besucht man die Initiative, trifft man – auch zu Coronazeiten – auf ein buntes, lebendiges und respektvolles Miteinander. Hier gibt es kein Stillstand – im Gegenteil. „Wir haben unglaublich viel zu tun. Und schauen optimistisch in die Zukunft“, sagt der zuständige Sozialarbeiter Dieter Breuer, der

Fotos: Christina Bacher

bereits seit Anfangstagen dabei ist. (cb) Kontakt: Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V., Naturbaubetrieb Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/9535301, Fax: 0221/5948789 ibwa@netcologne.de

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CARTOON | CLAYD

von Heiko Sakurai

Foto: Nicole Homburg

Hallo Freunde,

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neulich hatte ich wieder einen Würgeanfall und habe viel Gras gefressen. Da ist Frauchen mit mir gleich für eine Spritze zum Doc. Danach ging‘s mir besser, aber er hat auch noch meine Zähne angeschaut, weil mein Dosenöffner da so ne rote Stelle gesehen hatte. Der Doc schaut mir also ins Maul und sagt: „Da ist eine dicke Entzündung und die Zähne müssen gereinigt werden.“ Es kann also sein, dass das mit meinem Magen von den Zähnen kommt, weil die Bakterien zusätzlich Ärger machen. Kurz und knapp: Frauchen hat für mich einen Narkosetermin für die Zahnreinigung gemacht. Am Tag vorher

bekam ich abends das letzte Mal was zu fressen und am nächsten Morgen ging es früh in die Praxis. Beim Doc bekam ich wieder einen Piks. Davon wurde mir erst speiübel, dann war ich schläfrig – war wohl so geplant, zumindest das mit dem Schlafen. Eine nette Frau aus der Praxis nahm mich auf den Arm und schon war ich weg. Als ich wieder aufwachte, war Frauchen gleich bei mir und ich war tatsächlich fitter. Eine Kollegin vom Doc hat ihr ein kleines Fläschchen gegeben, mit meinem Backenzahn drin. Sie meinte, der sei wohl locker gewesen und musste raus. Na, zum Glück haben sie nur einen Zahn gezogen, sonst könnte ich ja nicht mehr meine tollen selbst gemachten Leckerlis von Frauchen schmatzen. Der Doc hatte, während ich geschlafen habe, außerdem Fotos von

meinem Magen gemacht, von meinem Gebiss und mir Blut abgezapft – wie bei den Vampiren. Auf den Fotos von meinem Gebiss waren meine Zähne wieder strahlend weiß – wie in einer Zahnpasta-Werbung für Zweibeiner. Allerdings sieht es mit meinem Magen nicht so gut aus. Er ist wohl sehr entzündet. Also ist erstmal wieder Schonkost angesagt. Wegen der Narkose sollte ich auch nur wenig trinken und nix fressen – erst am nächsten Tag wieder. Mann, war ich froh als das wieder vorbei war. Diesen Piks-Dingern traue ich aber auf keinen Fall wieder! Euer Clayd l l l Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der Draussenseiter-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.


BUCH-TIPPS

Kai Havaii

Rubicon

  Carl Overbeck sammelt rare Vinyl-Platten, bevorzugt aus den Siebzigern. Er besitzt etwa „eine handsignierte Erstausgabe von Highway To Hell von AC/DC (2000 Euro) und eine signierte MaxiSingle von ›My Way‹ von Sid Vicious (850 Euro)“. Stolze Preise, aber Overbeck kann sich das leisten, denn „angesichts der rund 1,2 Millionen Euro, die er als Auftragskiller inzwischen verdient hat, spielt das keine große Rolle“. Es ist ein weiter Weg vom kleinen Ganoven und seinem gescheiterten Banküberfall im Fünf-Minuten-Song ›Walter macht ‘ne Bank‹ bis zum psychologisch überzeugenden und überaus fesselnd erzählten Thriller Rubicon. Kai Havaii, Sänger und Texter von Extrabreit, ist ihn gegangen — mit Bravour. Seine Autobiografie außen vor, ist dieser umfangreiche Schmöker sein literarisches Debüt, ein glänzend recherchiertes, gut konstruiertes und eindrücklich erzähltes Stück Spannungsliteratur, das mehrere aktuelle Themen beleuchtet. Carl Overbeck tut als Elitesoldat der Bundeswehr in Afghanistan Dienst, er ist ein extrem talentierter Scharfschütze. Bei einem Einsatz gerät seine Einheit in eine Falle der Taliban, ein junger Kamerad stirbt. Overbeck kann zwar einen wahren Präzisionsschuss landen und womöglich Schlimmeres verhindern, dennoch wird auch sein Team-Kamerad und guter Kumpel Ebby schwer verletzt. Overbeck kehrt traumatisiert heim, wird seine Schuldgefühle nicht los, Alkohol, die Ehe wackelt, seine Frau verlässt ihn und nimmt auch Tochter Lilly mit. Havaii beweist langen Atem, den er auch dem Leser abverlangt. Die Quasi-Vorgeschichte schildert er extrem ausführlich, denn genauso wie die rasante Story, die sich erst im letzten Drittel entspinnt, verfolgt er seine Hauptfigur, ihre Motivation und psychischen Abgründe,

und lässt so ein vielschichtiges Psychogramm von Overbeck entstehen: „Die Gefahr, sie ist das eigentliche Elixier, denn sie erzeugt ein restloses Ausschöpfen aller intellektuellen Kapazitäten, aller Sinne, aller Instinkte, was in einen rauschhaften Zustand der höchsten Wachheit mündet, ein Gefühl des Über-alle Maßen-Seins. Eine beispiellose Droge.“ Ebenso akribisch hat Havaii Historie und Strukturen der ’Ndrangheta recherchiert und gekonnt in seinem Roman dargestellt. Als Overbeck — abgehalftert, ohne Illusionen, pleite — bei einem Security-Unternehmen anheuert, trifft er bei einem Event in Hamburg zufällig seinen Jugendfreund Michele wieder. Nach außen hin ein Saubermann, ist der ein Statthalter der kalabrischen Mafia mit Ambitionen, bei denen ihm Overbeck nützlich sein kann. Der willigt schließlich ein, tut das, was er am besten kann, und schießt sich reich. Das geht lange gut, bis sich Overbeck in eine Frau verliebt, von der er nicht ahnt, dass sie als investigative Journalistin reichlich Material über Michele und seinen Clan gesammelt hat und folglich auf der Abschussliste steht. Das kann nun nicht mehr gut ausgehen, und das tut es auch nicht. Bis zum tödlichen Ausgang ein fesselnder, großartiger Roman. Amir Shaheen

Kai Havaii: Rubicon. Rütten & Loening, Berlin 2019, ISBN 978-3352009389, 14,99 €. Alex Beer

Das schwarze Band

  Juli 1921. Wien leidet unter einer Jahrhunderthitze. Die reichen Kriegsgewinnler kühlen sich bei Champagner und in Pools. Die Armen ächzen unter der Hitze und der Wasserknappheit. August Emmerich, der Kommissar aus der für Mord zuständigen Abteilung „Leib und Leben“, hat schon früh-

morgens dunkle Schweißflecken unter seinen Achseln. Und seine verlotterte Kleidung schafft die nötige Distanz zu seinem akkurat ausstaffierten Assistenten Winter. Beide werden zu einem Tatort gerufen, einem düsteren Hinterhaus, in dem sich drei flotte junge Mädels ein Zimmer teilten. Zwei dieser Damen, die abends gerne ausgingen und ein leicht-lockeres Leben führten, werden erschlagen aufgefunden. Die dritte ist spurlos verschwunden. Doch gerade, als Emmerich und Winter loslegen wollen, den Mörder zu suchen, wird Emmerich zu einem 10-tägigen Benimmkurs abkommandiert. Zu locker ist sein Mundwerk, zu verlottert und ungepflegt sein Auftreten. Doch bald schon erweist sich dieser Kurs als Rohrkrepierer. Ein Teilnehmer wird ermordet, Emmerich muss zurück an seine Dienststelle. Gerade noch rechtzeitig. Denn sein gut erzogener, aber ausgesprochen naiver Assistent ist dem nicht gewachsen, was Wien zwischen den Weltkriegen an Auswuchs und Hintertracht, an sexuellen Exzessen und hungerleidendem Proletariat zu bieten hat. Und die nach Kohl und Menschenschweiß stinkenden Hinterhöfe sind wahrlich nicht Winters Beritt, während Emmerich selbst aus diesem Milieu stammt und nur zu gut weiß, wie er mit Menschen umzugehen hat, die vor lauter Hunger zu allem bereit sind. Eine authentische Milieuschilderung einer vergessenen Zeit. Die daran erinnert, wie die Anpassungsfähigen und Schleimigen, die Speichellecker und Geldeintreiber stets schon oben schwammen, während die Armen, Vergessenen einfach in der Schlacke untergehen. Ein verschrobener, rotzfrecher Ermittler, der es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt. Hervorragend. Alex Beer, das Pseudonym der österreichischen Schriftstellerin Daniela Larcher. Ausgezeichnet mit diversen Preisen für ihre historischen Krimis. Ingrid Müller-Münch

Alex Beer: Das schwarze Band, 4. Fall für August Emmerich. Limes Verlag, 2020, ISBN 978-3809027201, 20 €.

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DRAUSSENSEITER - Abonnement

ABO | IMPRESSUM

IM P RE SS U M

Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle: Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de Redaktionsassistenz Sabrina Burbach, burbach@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Ausgabe. Lektorat Barbara Feltes Titelgestaltung Deborah Keser

ein Straßen-Abo zu 42,– Euro pro Jahr ein Sponsoren-Abo zu 85,– Euro pro Jahr

Gestaltung Innenseiten Edgar Lange, https://www.desdev.de Titelfoto Caroline van der Haar Druck druckdiscount24.de Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln.de

ein Förder-Abo zu 150,– Euro pro Jahr

Vertrieb Ali Baran

(Als Dankeschön für das Förder-Abo gibt es zudem das Buch „Köln trotz(t) Armut“.)

Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel.: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16

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draussenseiter ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. draussenseiter ist Mitglied des

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VORSCHAU

Gratis-Tipp z #hitzehilfe

Wasser für Obdachlose

Foto: Privat

Die fritz-kola Initiative „Pfand gehört daneben“ ermutigt bereits im zehnten Sommer die Menschen, Obdachlose im Hochsommer mit einer zusätzlichen Flasche Wasser zu unterstützen.

Kalle Gerigk (Mitte) setzt sich für Menschen ein, die unverschuldet ihre Wohnung verlieren. Er kennt die Misere aus eigener Erfahrung.

Bild: Pfand gehört daneben

Für Menschen auf der Straße sind hohe Temperaturen fatal. Sie haben selten die Möglichkeit, der Hitze zu entkommen und es fehlt an Trinkwasser. Mit der #hitzehilfe für Obdachlose möchte die Initiative auf das Thema aufmerksam machen und die Gesellschaft dazu motivieren, obdachlose Mitmenschen mit Wasser zu versorgen. Die Idee: Zuhause einfach eine zusätzliche Flasche Wasser einpacken und einem obdachlosen Mitmenschen auf der Straße geben. Für viele bedeutet das nur eine kleine Geste der Solidarität, an der man sich ohne viel Aufwand beteiligen kann – für Obdachlose kann sie lebensrettend sein. Mehr zu „Pfand gehört daneben“: WEBSITE  http://www.pfand-gehoert-daneben.de YOUTUBE h ttps://www.youtube.com/user/ pfandgehoertdaneben FACEBOOK https://www.facebook.com/  pfand.gehoert.daneben INSTAGRAM https://www.instagram.com/  pfand.gehoert.daneben/

Geschichten, die das Leben schreibt

A

ls man Katja und Rick im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Bagger das Dach über dem Kopf wegriss und die Wände ihrer Wohnung zum Einsturz brachte, stand das Pärchen aus Köln-Ehrenfeld erst einmal unter Schock. Dann klagte es gegen dieses Vorgehen. Und obwohl ein Gerichtsurteil vom Mai 2020 den beiden Mietern Recht gab und die Vermieterin verpflichtete, die Wohnung in den alten Zustand zurückzuversetzen, stehen sie heute ohne eigenes Dach über dem Kopf da. Zum Glück können die beiden zur Zeit bei Freunden unterkommen – mal hier, mal da. Vor dem Hintergrund, dass es in Köln viel zu wenig bezahlbaren (und geförderten) Wohnraum gibt, erzählen wir diese Geschichte stellvertretend für viele Menschen, denen es ähnlich ergangen ist.

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. September 2020. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

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SERVICE n Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Foto: Simon Veith

Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de

n Vringstreff e.V.

In der OASE.

Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für

Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Bürger für Obdachlose e.V.

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr: Kostenloses sonntägliches Frühstück jeden 3. Sonntag im Monat im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429, und jeden 4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html

Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, DuschmögTrankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, lichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach VereinbaTagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit rung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Inter- 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreunetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestati- tes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. on, Gepäckaufbewahrung Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-16 Uhr täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr (Kernöffnungszeiten), Wochenende und auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Feiertage 10-18 Uhr Köln Pass. Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Kleiderkammer: Do 13.30-15.30 Uhr Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

n Gulliver – Überlebensstation f. Obdachlose

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Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de

Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de

Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de

n Emmaus

Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebraucht-

n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:

siehe Aushang


SERVICE

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen

Nur für Frauen n agisra e.V.

Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und

Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de

Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen:

In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

Wohnprojekt für Frauen

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen

Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Foto: Christina Bacher

Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh

Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de

n Mäc-Up

Der Second-Hand-Laden der Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.

n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH

n Haus Rosalie

Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung maedchenberatung-linksrhein@lobbyvon 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr fuer-maedchen.de Frauenfrühstück Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung

n Comeback

Nur für Männer

Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Foto: Wolfgnag Kurtz

waren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27


Die Corona-Krise trifft uns alle – aber Armutsbetroffene besonders hart. Bitte unterstützen Sie unsere Strassenzeitungsverkäufer und Stadtführer, die jetzt ohne Aufgabe und Zubrot sind, mit einer Spende unter dem Stichwort »#Corona-Draussenseiter-Soli«.

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| SPARKASSE KÖLNBONN / BIC COLSDE33 OASE - Benedikt-Labre e.V. Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln www.draussenseiter-koeln.de

FOTO: SIMON VEITH

DAS HERZ DER STRASSE SCHLÄGT WEITER


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