Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 11/2020: Ab auf’s Rad

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28. Jahrgang | Nr. 214 | November 2020

R E T I E S N E S s U A R D N I Z A G A M N E S TRAS S R E N L Ö K S DA

Foto: Simon Veith

Ab aufs Rad!

VERKEHRSWENDE

SPENDENAKTION

FUSSABDRUCK


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Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66 e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin

Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.


Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Grafik: macrovector / freepik.com

INHALT

Inhalt SCHWERPUNKT: AB AUFS RAD

bereits vor vielen Jahren hat hermann Knoflacher sein

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legendäres „Gehzeug“ erfunden. Er baute ein Holzgestell, so groß wie ein Auto, hängte es sich um und lief damit durch die Straßen, um zu zeigen, wie absurd viel Platz Autos brauchen. heute ist die Aktion aktueller denn je, denn auch in Köln fluchen viele über volle Straßen, zu viele Abgase und Stop-andGo-Verkehr.

Dr. Ute Symanski, RADKOMM e.V.

Für eine gerechte Verteilung des Platzes im öffentlichen Raum setzt sich auch Dr. Ute Symanski ein. Mit der Soziologin – Vorsitzende des Radkomm e.V., Aktivistin bei DEINE

„Die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ ist ein WahnsinnsErfolg unseres zivilgesellschaftlichen Engagements, (…) denn der Landtag hat allen neun Forderungen zugestimmt.“

Foto: Hanna Witte

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FREUNDE und „Vertrauensperson“ der Volksinitiative Fahrrad – hat Christina Bacher über dieses thema gesprochen,

Foto: Hanna Witte

das Interview lesen Sie auf den Seiten 4-7.

Dr. Deubner – Initiator des Kölner Obdachlosenfrühstücks – packt gerne mit an, wenn es um das Wohl der Leute geht. Seit nun schon 15 Jahren. Foto: Ingrid Bahß

Vorwort

..................................................................

Interview mit Dr. Ute Symanski Zweirad-Fan ohne Obdach Geisterfahrräder Auch im Stadtteil Deutz zeigt sich, wie sich der öffentliche Raum – allen widrigen Umständen zum trotz – nach und nach zurückerobern lässt. Die Initiative „Deutzer (Auto)Frei-

Fahrradliebe

.................................

4-7

......................................

8-9

..................................................

Der lange Weg zur Autofreiheit Cartoon | Kolumne

für eine autofreie Deutzer Freiheit zu konkretisieren.

15 Jahre Obdachlosenfrühstück

Ganz herzliche Glückwünsche übersenden wir auf diesem Weg

10-12

........................................................ 14-15

heit“ lässt jedenfalls nicht locker, wenn es darum geht, Wege Wir berichten über den aktuellen Stand auf der Seite 16.

3

.................................... 16

....................................................

17

................................ 18-21

Buch-Tipps ............................................................. 22 Aus den Einrichtungen

..............................................

23

der Dr. Peter Deubner-Stiftung zu 15 Jahren Obdachlosenfrühstück. Ingrid Bahß hat sich an einen Rückblick gewagt. Wir wünschen gute Lektüre und bleiben Sie gesund!

Abo | Impressum ...................................................... 24 Gratis-Tipp Vorschau

Ihre

.............................................................

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................................................................

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Service: Adressen

.................................................

26-27

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Christina Bacher

Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3


AB AUFS RAD

„Ich wünsche mir, dass Köln mutig voran geht“ Vor allem in Großstädten wie Köln setzen immer mehr Menschen auf das Fahrrad – ob für kurze oder lange Wege und gerade auch in unserer, von der Corona-Pandemie geprägten Zeit. Radfahren ist nicht nur gesünder, sondern garantiert auch Abstand, nimmt weniger Platz weg und man findet überall einen Parkplatz. Trotzdem setzen Stadtplaner*innen traditionell nach wie vor auf den Ausbau des Autoverkehrs. Verschwendetes Geld, findet die Soziologin Dr. Ute Symanski, die 2016 mit Mitstreiter*innen den Verein RADKOMM e.V. gründete und seither versucht, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und einem jährlichen Mobilitätskongress neue Diskurse in der Stadtgesellschaft zu etablieren. Als Kommunalpolitikerin plädiert sie zudem für eine gerechtere Aufteilung der Straßenflächen mit mehr Platz für Rad- und Fußverkehr und für eine Verkehrspolitik, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.

INtERVIEW: ChRIStINA BAChER FOtOS: hANNA WIttE

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AB AUFS RAD

D

RAUSSENSEITER: In diesem Jahr hat

speziell in Köln, dass man so etwas zeitnah

– wegen der Kontakt- und Reisebe-

umsetzt?

schränkungen während der Corona-

Dr. Ute Symanski: Leider werden die Pop­

Pandemie – die RADKOMM virtuell

Up­Bike­Lanes in den Städten in NRW

stattgefunden. Dennoch habt ihr wieder mal

nicht wirklich umgesetzt. Mein Ein­

ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt,

druck ist, dass hier nach wie vor das

das sich um themen wie Mobilität, Umwelt-

überholte Bild vorherrscht, dass die Stra­

schutz und Klimagerechtigkeit drehte und neue

ße den Autos gehört. Die Vorstellung,

Impulse zu setzen wusste. Wie waren denn die

den Straßenraum neu aufzuteilen,

Rückmeldungen auf diese besondere Form der

scheint vielen Verkehrsplaner*innen in

tagung?

NRW nach wie vor sehr fremd. Und das,

Dr. Ute Symanski: Tatsächlich haben wir

obwohl die Pandemie genau das nahe­

festgestellt, dass wir mit dem Online­Pro­

legt. Denn das Gedränge auf den Rad­

gramm noch einmal mehr Teilneh­

und Fußwegen ist keineswegs Pande­

mer*innen erreichen können – und zwar

mie­tauglich.

aus ganz Deutschland. Und weil alle Formate, die wir dieses Jahr auf der RAD­

DRAUSSENSEITER: Kann da längerfristig das

KOMM hatten, nach wie vor online

neue Fahrradgesetz für NRW Abhilfe schaffen,

abrufbar sind, schauen immer noch

das ja auf dein Engagement und das deiner

Menschen die Beiträge. Natürlich fehlen

Mitstreiter*innen zurückgeht und das jetzt

der direkte Austausch und das persönli­

beschlossen wurde?

che Netzwerken – dafür haben wir mehr

Dr. Ute Symanski: Das ist ein Wahn­

Reichweite ins ganze Land. Für mich war

sinns­Erfolg unseres zivilgesellschaftli­

tatsächlich die gesamte RADKOMM ein

chen Engagements und zeigt, dass wir

Highlight. Besonders bewegt hat mich

Bürger*innen so viel mehr tun können,

das Format mit Hermann Knoflacher,

als unsere Stimme bei den Wahlen abzu­

dem Urgestein aus Wien und Wegberei­

geben. Eine Volksinitiative ist ein Mittel

ter der Verkehrswende, und Vertreter*in­

der direkten Demokratie. In NRW gibt es

nen der Fridays for Future­Protestbe­

keine Tradition für Volksinitiativen. Und

wegung. Da kamen die junge und

tatsächlich ist „Aufbruch Fahrrad“ die

alte Generation zusammen.

Sehr viele Länder sind viel weiter als Deutschland, was eine Stadtplanung angeht, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt. In diesen Städten ist die wichtigste Frage: Was brauchen die Menschen für ein Umfeld in der Stadt, damit sie gesund und angenehm leben, sich im öffentlichen Raum entfalten können?

erfolgreichste Volksinitiative in NRW bisher, denn der Landtag hat allen neun

DRAUSSENSEITER: Die Zahl

Forderungen zugestimmt. Das gab es

derjenigen, die das

bisher noch nie. Übrigens gab es auch

Fahrrad nutzen, ist

noch nie eine Volksinitiative in NRW, die

ja gerade in den

von einer Frau angemeldet und erfolg­

offensiver dafür wirbt und Öffentlichkeit

letzten Monaten,

reich zum Abschluss gebracht wurde.

macht, dass die Menschen das Rad benut­

während der Coro-

Darauf bin ich auch ein wenig stolz. Vor

zen und das Auto stehen lassen, wann

na-Pandemie, sehr

allem, weil Mobilität nach wie vor ein

immer es geht. Unsere neun Forderun­

angestiegen. Und doch

eher Männer­dominiertes Terrain ist.

gen fließen nun in ein Fahrradgesetz ein.

werden verkehrspoliti-

Wir haben für „Aufbruch Fahrrad“ fast

Das wird aktuell erarbeitet. Damit ist

sche Maßnahmen, wie

210.000 Unterschriften in ganz NRW

NRW das erste Flächen­Bundesland, das

die sogenannten „Pop-up-

gesammelt. Ziel ist, dass der Anteil des

ein eigenes Fahrradgesetz bekommt.

Bike-Lanes“, erstmal nur sporadisch als

Radverkehrs von etwa 8 % auf 25 %

Pilotprojekt umgesetzt. Dabei – das sieht man

steigt – und zwar bis zum Jahr 2025.

DRAUSSENSEITER: herzlichen Glückwunsch zu

ja in Berlin – kann mit einfachen hilfsmitteln

Damit das gelingt, haben wir neun For­

diesem Erfolg! Vielleicht macht dieses Engage-

eine Fahrbahn abgetrennt und temporär für

derungen zur Förderung des Radver­

ment ja auch anderen Mut, sich für diese wich-

den Radverkehr freigegeben werden; die Rad-

kehrs unterbreitet. Die wurden, wie

tigen themen einzusetzen. Ein Beispiel sind

fahrer*innen kommen so sicherer und schneller

gesagt, alle vom Landtag akzeptiert.

vielleicht auch die Pläne des Architekten Paul

voran. Welche Chance besteht in NRW und

Dazu gehört auch, dass das Land viel

Böhm zur Umverlegung des hauptbahnhofs.

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AB AUFS RAD

Man sieht darauf eine breite, grüne trasse, die

deln umstellen. Deshalb gilt für mich

sich durch die Stadt zieht. Wie realistisch sind

das Argument überhaupt nicht, dass es

solche Visionen?

nichts ändern würde, wenn der Einzelne

Dr. Ute Symanski: In vielen Städten welt­

nicht mehr fliegt oder weniger Auto

weit werden solche Ideen umgesetzt.

fährt – doch! Immer mehr Menschen

Deshalb halte ich diese Pläne für absolut

übernehmen Verantwortung und tragen

realistisch. In vielen Metropolen Europas

ihren Teil bei im Kampf gegen die Kli­

werden die Zonen, in denen gar keine

maerhitzung. Und es kommt auf jede

Autos mehr fahren, immer mehr ausge­

einzelne Person an, die das auch tut.

weitet. Die Oberbürgermeisterin von

Jeder kann sich zum Beispiel fragen, wel­

Paris will ihre Stadt zur Fahrradhaupt­

che Fahrt mit dem Auto er oder sie im

stadt Europas machen. In Barcelona wur­

Verlauf einer Woche einsparen kann. Ich

den die Superblocks gebaut, in denen auf

bin sicher, dass wirklich jede und jeder

Straßen, auf denen vorher Autos fuhren,

eine Fahrt mit dem Rad oder dem ÖPNV

tatsächlich Picknick­ und Spielplätze

machen könnte. Wenn wir alle nur noch

angelegt wurden. Sehr viele Länder sind

die wirklich notwendigen PKW­Fahrten

viel weiter als Deutschland, was eine

oder Flugreisen unternehmen und für

Stadtplanung angeht, die die Menschen

alle anderen Anlässe umweltfreundliche

in den Mittelpunkt stellt. In diesen Städ­

Mobilität nutzen, dann gewinnen wir

ten ist die wichtigste Frage: Was brau­

sehr viel. Und verlieren: nichts.

chen die Menschen für ein Umfeld in der Stadt, damit sie gesund und angenehm

DRAUSSENSEITER: Ob es um die Nutzung des

leben, sich im öffentlichen Raum entfal­

Autos in der Stadt oder um das Einkaufsver-

ten können? Und natürlich: Wie schaf­

halten geht – der Mensch ist ein Gewohn-

fen wir es, den Auto­Verkehr einzudäm­

heitstier. Und die hiobsbotschaften in den

men, der ganz beträchtlich zum

Medien fördern oft noch diese Art von „erlern-

CO2­Ausstoß beiträgt? In Zeiten der Kli­

ter hilflosigkeit“, die ja letztlich nur den trug-

makrise ist das eine sehr wichtige Frage.

schluss rechtfertigt: Mein handeln hat ja

Deshalb bin ich davon überzeugt, dass

sowieso keinen Einfluss. Wie begegnet ihr einer

auch Köln umdenken und grüne Trassen

solchen haltung?

für Menschen bauen wird. Wir werden

Dr. Ute Symanski: Tatsächlich können

sicherlich Paris, Wien, Barcelo­ na, Madrid, Kopenhagen und vielen anderen Städten hinterher­

wir, seit Greta Thunberg ihre Schulstreiks fürs Klima gestartet hat, nicht mehr

ernsthaft

hinken – aber auch

sagen,

wir in Köln werden

Mensch

das bald erleben.

nichts

dass

ein

alleine bewegen

kann. Ich finde es DRAUSSENSEITER: Als Aktivist*innen sagt ihr, dass Klimagerechtigkeit nur mit einer Mobilitätswen-

Grafik: macrovector / freepik.com

de möglich sei. Was kann jede*r

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nach wie vor ein­ fach sehr bewegend: Ein Teenager­Mädchen setzt sich alleine vor das Parlament in Schweden – und

Einzelne dafür tun? Und wie erreicht man die

löst damit eine weltweite Bewegung aus!

Menschen mit dieser Botschaft?

Wenn ein junges Mädchen das kann –

Dr. Ute Symanski: Ich finde sehr wichtig,

wieviel können wir dann erst bewegen,

dass jede*r Einzelne sich klarmacht, dass

wenn wir immer mehr werden?

es nur auf sie oder ihn ankommt. Denn nur für uns selbst können wir ja Verant­

DRAUSSENSEITER: Und es werden ja immer

wortung übernehmen und unser Han­

mehr, die sich für den Klimaschutz einsetzen.

Die Frage nach den Bemühungen jedes Einzelnen, den eigenen ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten, sollte viel wichtiger und in den Vordergrund gerückt werden. Ich wünsche mir viel mehr Wertschätzung und Anerkennung durch die Gesellschaft und Politik dafür.


Ab aufs Rad

Christina Bacher im Interview mit Dr. Ute Symanski am Fahrradständer des Bahnhofs Ehrenfeld.

Wirst du dennoch manchmal ungeduldig? Gehen dir diese Prozesse oft zu langsam? Dr. Ute Symanski: Ja, das werde ich, klar. Ich mache mir Sorgen, dass wir es als Menschheit nicht schaffen, die Klimaer­ hitzung aufzuhalten und mich ärgert oft, dass wir als Menschheit so unver­ nünftig handeln und so wenig an die nachfolgenden Generationen denken und daran, was wir ihnen für eine Welt hinterlassen. DRAUSSENSEITER: Ihr habt für den Internet-Kanal der RADKOMM auch mit der Neuro­ wissenschaftlerin Maren Urner gesprochen,

Dr. Ute Symanski: Unbedingt! Die Frage

für den PKW-Verkehr nahezu sperren,

Autorin des Buches „Schluss mit dem täglichen

nach den Bemühungen jedes Einzelnen,

Tempo 30 in der gesamten Stadt, Schritt­

Weltuntergang“. Sie plädiert für ein Umden-

den eigenen ökologischen Fußabdruck

geschwindigkeit in den Wohnstraßen

ken, auch im journalistischen Bereich, nämlich

möglichst gering zu halten, sollte viel

und dem Vorbild Paris folgen: parkende

für die Einführung einer weiteren W-Frage.

wichtiger und in den Vordergrund

Autos in Quartiersgaragen und weg von

Neben wo, wann, wie, warum, wer sollte man

gerückt werden. Ich wünsche mir viel

der Straße und auf jeder mehrspurigen

immer auch die Frage „Was jetzt? Wie geht es

mehr Wertschätzung und Anerkennung

Straße eine Spur für den Radverkehr

weiter?“ einschließen. Mit welchen Folgen?

durch die Gesellschaft und Politik dafür.

vorsehen. Und ich wünsche mir sehr,

Dr. Ute Symanski: Du hast ja nach High­

Und leider ist es ja so, dass diejenigen,

dass Köln endlich alles dafür tut, dass

lights der RADKOMM 2020 gefragt – und

die reich sind, die Klimaerhitzung viel

keine Menschen mehr im Straßenver­

das Gespräch mit Maren Urner war defi­

stärker vorantreiben, als die Ärmeren.

kehr sterben – seit 2015 sind in Köln 50

nitiv auch eins! Wir haben mit ihr im

Das gilt sowohl für Individuen, als auch

Radfahrende und Fußgänger*innen von

Anschluss noch einmal ein längeres

für Staaten. Gleichzeitig leiden die

Autos überfahren worden und gestor­

Interview geführt, weil ihr Impuls auf

armen Menschen viel stärker unter den

ben. Wenn ich mir das aussuchen könn­

der RADKOMM so spannend war. Ich

Auswirkungen der Klimakrise als die

te, dann würde die Verkehrsplanung

habe aus diesem Gespräch gelernt, dass

reichen. Davor die Augen zu verschlie­

sofort alles dafür tun, dass es keine wei­

die Berichterstattung genau diese ge­

ßen, ist falsch. Die Augen dafür zu öff­

teren Verkehrstoten mehr gibt.

lernte Hilf losigkeit noch verstärken

nen, dass wir Menschen mit viel weniger

kann, weil wir angesichts zu vieler Kata­

auskommen können – mit weniger Res­

strophenmeldungen einfach resignie­

sourcenverbrauch, weniger Fliegen,

ren. Würde der Journalismus noch stär­

weniger Konsum – , halte ich für wichtig.

DRAUSSENSEITER: Ganz herzlichen Dank.

ker in den Blick rücken, was alles schon getan wird, und zwar sehr erfolgreich,

DRAUSSENSEITER: Was wünschst du dir für

und welche Antworten und Lösungen es

Köln? Was sind deine nächsten Ziele?

bereits jetzt gibt, wären sicher mehr Men­

Dr. Ute Symanski: Für Köln wünsche ich

schen ermutigt anstatt zu resignieren.

mir, dass der Klimanotstand viel ernster genommen wird, als das derzeit der Fall

DRAUSSENSEITER: Übrigens: Obdachlose sind

ist. Der Rat der Stadt hat den Klimanot­

ja oft Minimalisten und haben – bewusst oder

stand ausgerufen, stimmt aber dennoch

unbewusst – einen vorbildlichen ökologischen

einer Bebauung im Grüngürtel zu. Ich

Fußabdruck. Unsere Straßenzeitungsverkäu-

wünsche mir, dass dieses „es ist noch

fer*innen bewegen sich in erster Linie zu Fuß

immer gut gegangen“ aufhört. Und das

durch die Stadt, manche haben auch ein

Köln mutig vorangeht und die Verkehrs­

Fahrrad. Können die Bürger*innen in dem

wende und die Energiewende anpackt.

Punkt nicht auch viel von denen lernen, die

Das heißt konkret: Die Stadt so planen,

sonst vermeintlich außerhalb der Gesell­schaft

dass das private Auto überflüssig wird,

stehen?

also die Innenstadt inklusive der Ringe

RADKOMM 7 Im nächsten Sommer findet zum 7. Mal die „RADKOMM – Kölner Forum Radverkehr“ statt. Der Kongress gilt inzwischen als der größte für nachhaltige Mobilität in Nordrhein-Westfalen. Die Initiatoren aus Köln laden Bürger*innen, Experten, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung ein, gemeinsam die Mobilitätswende zu denken. Eine Fahrradsternfahrt rundet das Treffen traditionell ab.

 www.radkomm.de

7


Fotos: Privat

Ab aufs Rad

Zweirad-Fan ohne Obdach Von Linda Rennings

Ein Fahrrad ist für Obdachlose weniger Statussymbol als eine optimale Transportmöglichkeit oder gar ein kleiner Ersatz für das fehlende Zuhause. Es kann – gerade mit einem Anhänger oder zwei Fahrradtaschen – eine Menge Lasten schleppen. Man kommt schnell von A nach B, ohne ein Ticket lösen zu müssen. Es ermöglicht sogar Abstand zu halten, wo man das möchte. Und es garantiert Unabhängigkeit. Wir haben mit Dieter H. gesprochen, der zeitweise auf der Straße lebt und ihn gefragt, wie seine Beziehung zum Rad aussieht. Und haben festgestellt, dass die Drahtesel-Liebe genauso groß ist wie bei allen anderen Bürgern auch.

D

er 55-jährige Dieter H. kommt ursprünglich aus Bayern, gilt aber fast schon als ein waschechter Köl­

ner. Zusammen mit seiner Mutter und seinen sechs Geschwistern kam er vor 53 Jahren nach Köln und wurde, wie auch die anderen, ins Heim gegeben. Seinen Vater kennt er nicht. Als seine Mutter etwas später ihren zweiten Mann ken­ nenlernte, durften alle Kinder aus dem Heim wieder nach Hause. Zunächst war die Familie wieder komplett, doch als die Kinder älter wurden, setzte der Stiefvater sie auf die Straße. So kam Dieter mit 15 Jahren erneut ins Heim, wo er zumindest regelmäßige Versorgung hatte, die er von zu Hause nicht kannte: Dort hat es ihm zufolge mehr Prügel als Essen gegeben.

Maßnahme: Fahrradwerkstatt Mit 16 Jahren fing er dann eine Ausbil­ dung zum Zimmermann an, die er jedoch zwei Jahre später abbrach. Als er volljährig wurde, ging er erst mal seinen eigenen Weg und lernte so die verschie­ densten Szenen der Großstadt kennen. So kam er auch irgendwann an Drogen. Dieter war zu dieser Zeit schon obdach­ los und schlug sich mit verschiedenen

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AB AUFS RAD

Verkauf bekommen. Insgesamt hat er

kleinste Lücke kommt er durch – wenn

fünf Jahre in der Maßnahme gearbeitet

er keine Anhänger dabei hat. Und wenn

– und ist in all den Jahren immer pünkt­

sein Hund mal alt und gebrechlich ist,

lich auf der Arbeit gewesen.

kann er auch diesen ganz einfach trans­

Vor allem die Technik in den Rädern

portieren, sagt er oft.

faszinierte ihn. Im Laufe seiner Obdach­

Zur Zeit hat er in den Anhängerklap­

losigkeit stellte er außerdem fest, wie

pen sein gesamtes Hab und Gut dabei.

nützlich ein Rad auch sein konnte. Unter

Er ist zwar nicht immer auf der Straße

anderem kam er damit von A nach B,

und organisiert sich Schlafmöglichkei­

wenn er kein Fahrgeld mehr hatte, und

ten, doch mit einer Wohnung will es

er kam nicht mehr zu spät zu einem Ter­

nicht so wirklich klappen. Zwar hatte er

min. Er war nicht mehr auf irgendetwas

mal eine für kurze Zeit, doch nun schaut

oder irgendjemanden angewiesen und

er, dass er Dinge bei Freunden lagern

konnte darüber hinaus das ein oder

kann. Vor allem seine Papiere.

andere auch für andere problemlos via Rad transportieren, beispielsweise Was­

Selbstständigkeit bewahren

ser. Oft half er Freunden mit dem pas­

Sein größter Traum wäre es, weiter

senden Anhänger beim Umzug oder

regelmäßig Räder zu reparieren, auch

brachte Wasser zu den verschiedensten

für Privatleute. Als Gegenleistung

Schlafplätzen. Auch heute, abseits der

wünscht er sich Sachmittel oder ein klei­

Maßnahme, repariert er weiter Fahrrä­

nes Geld, was ja immer knapp ist. Auch

Jobs durch. Oft waren es Maßnahmen,

der. Meistens gegen Sachmittel, also das,

könnte er sich vorstellen, eine Art

über die er irgendwann auch zur Kölner

was er gerade am dringendsten braucht.

Rad­Sprechstunde zu machen, zu der die

Zweiradwerkstatt „180 Grad“ kam. Dort

Oft für andere Obdachlose oder Men­

Menschen dann kommen und ihr Fahr­

fing er 2001 einen 1,30 Euro-Job an –

schen, die auch nicht viel haben. Er

rad reparieren lassen könnten oder von

und damit begann seine Liebe zum Fahr­

nimmt nie Geld dafür und so hat sich

ihm zusätzlich Tipps bekommen, wel­

rad. Er lernte schnell und wusste bald,

sein Angebot herumgesprochen.

ches Schloss das Richtige ist, etc.

gen und auch wieder zusammenbauen

Der Radexperte aus Mülheim

mehr vorstellen, ohne Fahrrad zu sein,

konnte. Die Arbeit an den Schaltungen

Mittlerweile kommen auch andere, die

und bis heute hat er einen guten Kon­

machte ihm besonders Spaß, so viel, dass

er nur flüchtig kennt, und fragen ihn,

takt zu „180 Grad“ und geht mit Inter­

er sogar darüber nachdachte, eine Gesel­

ob er nach ihrem Rad schauen könnte.

essenten oft dorthin, um sie zu beraten.

lenprüfung zu machen, sich aber am

Und er kann. Denn Dieter hat sich mit

In der Szene gilt er als Ruhepol und

Ende dagegen entschied. Eine Entschei­

der Zeit einiges an Werkzeug zugelegt,

Schlichter, der immer bestens infor­

dung, die er heute bereut. Das Pro­

das er immer in seinen Sattelta­

gramm von damals gibt es nicht mehr.

schen dabei hat. In der

Er selber kann sich jedenfalls nicht

wie er ein Rad in seine Einzelteile zerle­

Szene in Mülheim ist

Mit 15 Jahren das erste Rad

er als Rad­Experte

Statt weiter mit Rädern zu arbeiten,

bekannt.

miert ist. Und ganz nebenbei macht er ja auch noch was für das Klima und regt viele an, es ihm gleich zu tun. Vor allem hilft er gerne

geriet Dieter tiefer in die Drogenszene

Seit 25 Jahren ist

Obdachlosen dabei,

und versuchte wieder, sich mit verschie­

Dieter ausschließ­

ein Rad zu bekom­

denen Jobs über Wasser zu halten. Doch

lich mit dem Rad

men, damit sie selb­

es gab zwei Probleme: Zum einen fiel es

unter wegs

ihm schwer, morgens früh aufzustehen,

sagt, für ihn gebe es

und zum anderen war er ein ausgemach­

nichts Besseres. Mit

ter Nachtmensch. Als er noch in der

einem Auto kann er

Radwerkstatt gearbeitet hatte, konnte er

sich gar nicht vorstellen,

immer erst um 10 Uhr anfangen. Das

genauso mobil zu sein, zumal er

hatte besser funktioniert. Zur damaligen

nie nach Parkplätzen schauen oder Park­

bekommen, hat Dieter noch nicht ganz

Zeit hatte er auch einen Einblick in den

gebühren zahlen muss. Selbst durch die

aufgegeben: „Das wäre genau meins.“

ständig bleiben. Die Hoffnung, doch noch irgendwie in einer Fahrradreparaturwerk­ statt arbeiten zu können oder noch mehr Aufträge zu

Grafik: macrovector / freepik.com

und

9


Ab aufs Rad

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Ab aufs Rad

Geisterfahrräder The Curbside Chronicle sprach mit dem international bekannten Fotografen Harvey Hargreaves über seine Fotoserie „Geisterfahrräder“ (Ghost Bikes) und deren wichtige Aussage zum Thema Sicherheit für Fahrradfahrer.

Von Whitley O’Connor, Fotos von Henry HArgrEaves

L

aut der National Highway Traffic

Erinnerung, dass du immer nur zwei

Safety Administration werden in den

Fuß von dem Schicksal entfernt bist. Es

USA jedes Jahr zwischen 45.000 und

war diese gespenstische Sache.“

50.000 Radfahrer bei Verkehrsunfällen verletzt. Im Jahr 2016 sind 840 Radfahrer

Geisterfahrräder sind ein relativ neues

tödlich verunglückt. Strahlend weiß,

Phänomen. Das erste jemals aufgezeich­

gekettet an einen Zaun oder eine Stra­

nete Geisterfahrrad wurde 2003 in St.

ßenlaterne, und oftmals mit Blumen

Louis, Missouri aufgestellt, als Patrick

geschmückt, stehen dort die Geisterfahr­

Van Der Tuin Zeuge eines Unfalls mit

räder als düstere Erinnerung an die ver­

einem Motorradfahrer und einem Rad­

unglückten Radfahrer.

fahrer auf einem Fahrradschutzweg

Letzten Herbst gelang es Henry

wurde. Er malte ein Fahrrad weiß an und

Hargreaves gerade so, noch nicht zu die­

stellte es an die Unfallstelle mit einem

ser Statistik gezählt zu werden, und hat

Schild, worauf stand: „Radfahrer hier

so verhindert, selbst ein Geisterradfah­

überfahren“. Es konnte beobachtet wer­

rer zu werden. Seitdem teilt Henry seine

den, dass Motorradfahrer an dieser Stel­

Fotoserien als Erinnerung daran, wie

le aufmerksamer fuhren. Van Der Tuin

nahe die Gefahr für die Radfahrer ist

setzte sich dafür ein, dass überall in der

und um eine dringend nötige Diskussion

Stadt solche Fahrräder platziert wurden.

über die Straßennutzung aller Straßen­

Diese Bewegung zeigte bald große

teilnehmer zu eröffnen.

Jedes Foto trägt den Namen des Unfallopfers, an das es erinnert: Matthew von Ohlen (großes Bild li.), Erica Abbott, Christopher Doyle, Lauren Elizabeth Davis (von li. nach re.)

Erfolge, weil sich die Fahrräder bis 2005

Henry hat erstmals vor einigen Jahren

in ganz London verbreiteten. Jetzt gibt

rund um seine Wohnung in Brooklyn

es die Geisterfahrräder auf der ganzen

weiße Fahrräder an Straßenlaternen

Welt.

gekettet gesehen. „Als ich nach New

Oklahoma hat eigens Geisterfahrräder

York zog und umherging, sah ich diese

aufgestellt. In Oklahoma City wurde

weißen Fahrräder angekettet an Stra­

2013 ein Geisterfahrrad beim Over­

ßenlaternen an den Straßenecken. Ich

holser-See aufgestellt, um einen verun­

hab sie niemals wirklich beachtet, bis

glückten Radfahrer zu ehren, der wäh­

ich eines Tages an einem vorbeiging, wo

rend einer Charity Radtour getötet wur­

der Name von jemanden und einige

de. 2010 wurde ein anderes Fahrrad bei

Daten draufstanden. Mir wurde klar,

der East Britton Road aufgestellt, das bis

dass das die Todesdaten des Radfahrers

heute an einen verunglückten Radfahrer

waren“, erinnert sich Henry. „Es ist für

erinnern soll.

mich irgendwie so ein gespenstisches

„Für mich sind sie wie eine Metapher

Symbol auf der Straße geworden. Das

für die Leiche“, sagt Henry. „Als sie dort

war auch um diese Zeit, als ich mit dem

platziert wurden, waren sie rein und

Fahrradfahren anfing, so war es wie eine

weiß. Aber an den Bildern, die ich mach­

11


Ab aufs Rad

Matthew Brenner

te, kann man erkennen, wie sie langsam

fuhr schnell weg. „Die Türecke hat mich

„Fahrradfahren reduziert die Überfül­

verrotten. Manchmal stehlen Leute die

genau zwischen Hals und Luftröhre

lung der Straßen und ist gut für die

Geisterfahrräder auch. Das ist für mich

erwischt. Wenn es ein paar Millimeter

Umwelt. Es ist gut für deine Gesundheit

so, als ob sie ein Grab berauben würden.

weiter oben oder unten passiert wäre,

und es macht keinen Lärm. Die meisten

Manchmal verschwinden sie komplett.“

wäre es noch ernster gewesen“, sagt

Effekte des Fahrradfahrens sind sehr

Henry. „Ich wurde mit einem Dutzend

begünstigend für dich und andere“, sagt

New York City ist das Epizentrum der

Stiche genäht und bekam eine Rech­

Henry. „Radfahrer haben solch einen

Geisterfahrrad-Bewegung geworden und

nung von 1.500 Dollar.“ Henry wollte

kleinen Footprint - oder nenn es Tire­

Henry hat mehrere Jahre lang die Fahr­

nach dieser Erfahrung etwas tun. „Ich

print -, dass wir auf der Straße leicht

räder in Brooklyn fotografiert. Aber erst

arbeitete an diesem Projekt schon, bevor

ignoriert werden. Wenn ein wenig mehr

bei seinem eigenen Fahrradunfall reali­

das passiert ist, indem ich die Geister­

Menschen über Radfahrer nachdenken

sierte Henry den Grund für diese Fotos.

fahrräder dokumentierte“, sagt Henry.

und ein bisschen vorsichtiger sind, dann

„Danach wollte ich es so machen,

hat es sich gelohnt, diese Fotoserie zu

Während er mit seinem Fahrrad von seiner Wohnung zu seinem Fotostudio fuhr, wurde Henr y

von

einer

Autotür erwischt.

merksamkeit gegenüber

Oklahoma ist in der fahrradfreundli­

den Radfahrern zeigen

chen Rangliste für die Liga der Amerika­

und die Radfahrer

nischen Radfahrer 2017 auf Platz 46.

Ein illegal parken­

den

Daher ist dies ein Thema, über das wir

der Mann öffnete,

Gefahren rundher­

eine Konversation haben sollten. „Die

ohne zu schauen,

um mehr Bewusst­

ganze Sache ist dafür gemacht, um

seine Autotür, als

sein bekommen.“

etwas hochzuziehen, sodass wir uns

er wurde über das Grafik: macrovector / freepik.com

erstellen.“

gegenüber

sich Henry näherte,

12

dass die Leute mehr Auf­

Lenkrad geschleudert und landete mit seinem Hals auf der Türecke. Stark blu­

Seit er diese Foto­ serie veröffentlicht

mehr respektieren und vorsichtiger auf der Straße sind.“

hat, hat Henry viel posi­ tives Feedback bekommen. Viele davon sagten, dass sie die

tend bestand Henry darauf, vom Auto­

Fahrräder zwar gesehen hätten, aber

Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche

fahrer ins Krankenhaus gebracht zu

nicht wussten, was sie symbolisieren soll­

von Birgit Puttock

werden. Der Fahrer setzte Henry ab und

ten. Es hat eine Konversation gestartet.

Courtesy of The Curbside Chronicle / INSP.ngo


Ab aufs Rad

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Fotos: Anemone Träger

AB AUFS RAD

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AB AUFS RAD

ERZÄHLT VON DRAUSSENSEITER-MITARBEITER*INNEN

Anemone Träger

Mirijam Günter

Ein Fahrrad bringt mich zur Arbeit und passt sehr gut in den Zug. Wenn die Sonne scheint, fahre ich damit die 30 Kilometer nach Hause und bin glücklich, wenn ich dort ankomme. Sollen die anderen doch im Stau stehen. Mit dem Mountainbike kann ich auch mal eine Treppe runterfahren. Mit viel Spaß und Adrenalin kann man sogar den Herkulesberg („Mont Klamott“ ist der größte von elf Trümmerbergen im Kölner Stadtgebiet - die Red.) erklimmen. Mein altes Peugeot-Rennrad (Bild links) hat einen Gepäckträger und ein Licht, perfekt für die Stadt, um überall hinzukommen. Zu jeder Tageszeit. Es stand allein bei einem Freund im Keller und verstaubte. Am Ende aber hat er es mir geschenkt, weil er ein guter Freund ist. Der „Randonneur“ ist ein Reiserad und fährt mit mir in den Urlaub. Bis jetzt waren wir schon 2.000 Kilometer zusammen unterwegs. Die Liebe hält. Mein Koga Miyata ist das Schönste. Sieht toll aus und darf sonntags raus zu Kaffee und Kuchen. Es begegnete mir im Fahrradabteil meines Zuges und der damalige Besitzer hat es mir noch dort verkauft. Ich war sofort verliebt. Jetzt hab ich mich in einen Mann verliebt und meine Fahrräder haben Nachwuchs bekommen. Mein Freund hat auch schon vier Räder.

„Das ist doch viel zu teuer. Das findest du doch gar nicht mehr. Was ist das denn für eine bescheuerte Idee?“ Das waren die Reaktionen, als ich vor vielen Jahren auf die Idee kam und sie verkündete, dass ich mir ein Bonanzarad zulegen wollte. Aber ich war ja solche Aussagen gewohnt, verstanden haben meine Träume nie viele Leute. So wenig wie mich. Dass ich meine Kochausbildung schmiss, ließ mein Umfeld zu Bemerkungen hinreißen, dass es doch nicht sein könne, dass man seine wirklich allerletzte Chance so verspielen könnte. Eine allerletzte Chance auf was? Auf ein für mich unglückliches Leben? Aber wenn Foto: Simon Veith Leute mich nicht verstehen, dann kämpfe ich erst recht! Und so verbrachte ich Stunden vor dem Computer und wurde fündig! Ein bezahlbares Bonanzarad, 80 Kilometer von Köln entfernt! Ich bequatschte den Künstler Christian Gottschalk so lange, bis er sich mit mir ins Auto setzte und mir das Rad holte. Dafür schulde ich ihm bis heute noch ein Bier. Mit meinem neuen Rad cruiste ich erst durch die hippen Straßen meines Hafermilch-CappuccinoBionaden-Stadtteils und raste dann, ausgezeichnet mit einem Literaturpreis, in ein neues Leben. Egal, was in meinem Leben passiert, mein Rad steht mir treu zu Seite.

Warum ich (alle meine) Fahrräder liebe

Ein Leben wie ein Rad – nicht von der Stange

Grafik: Lange

Anemone träger – freie Fotografin und Wahl-Ehrenfelderin – ist fast nur mit dem Fahrrad unterwegs. Ein Auto besitzt sie nicht.

Mirijam Günter – Schriftstellerin und Publizistin – ist in verschiedenen heimen aufgewachsen, was auch ihr Schreiben und die themen ihrer Bücher prägte. Sie ist trägerin des Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreises und gibt Schreibwerkstätten.

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KÖLNER INITIATIVE

Der lange Weg zur (Auto-)Freiheit Fotos: Privat

VON SABINE BÜttNER & JENS hÜttENBERGER

Mitglieder der Initiative freuen sich über die Abgabe des Antrags

U

ngewöhnlich ruhig ist es am 18.

Veedels sollen nicht mehr eine enge und

tert. Nicht zuletzt deshalb macht sich

Juni 2017 um 8 Uhr morgens in

laute Straße vorfinden, sondern beson-

die Initiative im Bürgerantrag für einen

Köln­Deutz. Kein Auto fährt, fast

dere Aufenthaltsqualität auf der Deutzer

zeitlich beschränkten Verkehrsversuch

alle Parkplätze sind frei. Die Straßen des

Freiheit erleben. Es soll mehr Platz für

stark. Eine neue Situation wird nicht

Deutzer Zentrums, ein Gebiet, das sich

nachbarschaftliche Begegnungen entste­

gleich zementiert, sondern alle haben

von der Siegburger Straße über die Min­

hen. Deutz könnte – so die Idee des

die Möglichkeit, Erfahrungen zu sam­

dener Straße und den Gotenring bis zur

Antrags – zu einem Aushängeschild

meln. Die Verantwortlichen können

Severinsbrücke erstreckt, sowie eine

einer nachhaltigeren Stadt Köln werden.

durch einen Verkehrsversuch lernen

Hälfte der Deutzer Brücke sind für den

Der Antragstellung vorausgegangen

Autoverkehr gesperrt. Denn in zwei

waren zahlreiche Treffen und Diskussi­

Stunden beginnt „Der Tag des guten

onen. Die Initiatorinnen und Initiatoren

Lebens“.

trafen sich mit Vertreter*innen aus der

Positiver Entscheid der Bezirksvertretung Innenstadt

Später schreibt der Kölner Stadtanzei­

Politik, luden Gewerbetreibende ein und

Neun Monate nach dem Einreichen des

ger über die Veranstaltung: „Deutz zeigt,

führten Gespräche mit der Interessenge­

Antrags, nach einer ersten Prüfung der

wie sich der öffentliche Raum zurück­

meinschaft der Händler,

Verwaltung, entscheidet

erobern lässt“. Für einen Tag. Aber lässt

der IG Deutz. Bei Stadt­

die Bezirksvertretung

sich dieser Raum nachhaltig in Besitz

festen präsentierten sie

Innenstadt im Juni 2020

nehmen? Wäre es nicht schön, wenn die

ihre Ideen und stellten

über den Antrag – und

örtliche Einkaufsstraße, die Deutzer

ihr Konzept bei einer

zwar einstimmig positiv:

Freiheit, autofrei wäre? Diese Fragen

Versammlung im örtli­

Der Versuch einer auto­

lassen einige Anwohnerinnen und

chen Bürgerzentrum

freien Deutzer Freiheit

Anwohner nicht mehr los; sie gründen

vor, zu der 160 Deutze­

soll gestartet werden.

die Initiative „Deutzer (Auto)Freiheit“.

rinnen und Deutzer

Nun ist wieder die Ver­

Ihr Ziel: Wege für eine autofreie Deutzer

kamen. In diesen Gesprä­

waltung am Zug: Sie ist

Freiheit zu konkretisieren.

chen hörten sie Beden­ ken der Gewerbetreiben­

16

und – wo nötig – nachjustieren.

„Was ist dir wichtig für die Deutzer Freiheit?“, fragten die Initiator*innen am Deutzer „Tag des guten Lebens“. Klebepunkte zeigten das Ergebnis.

beauftragt, ein konkre­ tes Umsetzungskonzept

Bürgerantrag will mehr Lebensqualität

den und Anwohner*in­

Zwei Jahre dauert es, bis der entschei­

Zuspruch und konstruk­

dende Schritt gegangen wird: Im Sep­

tive Vorschläge. Die größten Befürchtun­

beginnen. Dann zeigt sich, wann, wie

tember 2019 reicht die Initiative eine

gen sind nach wie vor, dass Kunden aus­

bzw. in welchem Umfang die Straße frei

Bürgereingabe bei der Stadt ein. Bewoh­

bleiben und sich die Verkehrssituation

von Autos sein wird.

ner*innen und Besucher*innen des

in den umliegenden Straßen verschlech­

 www.deutzautofrei.de

nen, aber auch viel

zu erstellen. Die offiziellen Planungen sollen noch in diesem Jahr


CARTOON | CLAYD

von Heiko Sakurai

Foto: Nicole Homburg

Hallo Freunde, neulich war ich mit Frauchen in einem seltsamen Haus. Dort roch es echt besonders – irgendwie nach Abschied. Meine feine Hundenase riecht sowas sofort. Ich habe meinen Dosenöffner nämlich bei einem Abschied begleitet. Ein Freund von ihr, den sie schon sehr lange kannte, war auf so einer Palliativ­station. Da kriegt man lauter Sachen, damit einem nichts mehr weh tut und man nur noch schläft. Jedenfalls kenne ich den auch gut und mochte ihn auch. Diesmal wollte und konnte ich mich aber nicht von ihm anfassen lassen. Ich war vom ersten Moment, als wir das

Haus betraten und ich diesen Geruch in der Nase hatte, einfach total angespannt. Und dann war da auch noch so eine komische vollautomatische Tür. Kennt ihr die? Da macht man mit der Pfote einen Schritt und das Ding geht auf und zu. So was macht mich nervös. Jedenfalls hatte Frauchen dem Freund wohl noch ein Geschenk mitgebracht: so ein besonderes Kreuz. Ich denke, er hat sich darüber gefreut, weil er es direkt angezogen hat. Ich für meinen Teil war aber heilfroh, als wir wieder gegangen sind. Noch bevor Frauchen aufgestanden ist, stand ich schon parat. Ihr könnt euch ja denken, dass ich noch nie in so einem Haus war. Der Dosenöffner sagte zu mir: „Clayd, nun wer-

den wir unseren Freund nie wieder sehen“, und: „Gut, das es solche Häuser gibt“. Ja, der Freund ist nun gestorben und mein Kumpel, der bei ihm lebte, musste in ein neues Zuhause. Alles sehr traurig. Ich hoffe, dass ich nie in ein fremdes Zuhause muss und mein Dosenöffner plötzlich weg ist. Das wäre eine Kata­ strophe. Aber bis wir uns mal trennen müssen, haben wir noch Zeit, sagt Frauchen. Euer Clayd

l l l Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der Draussenseiter-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.

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15 JAHRE OBDACHLOSENFRüHSTüCK

Nach Herzenslust frühstücken Interview, text und Fotos von Ingrid Bahß Ein liebevoll dekorierter tisch, Brötchen, frisch gebrühter Kaffee, Marmelade, ein Ei, frisch gepresster Orangensaft und Musik – so kann man in den Sonntag starten. Dazu noch nette Menschen, mit denen man am Frühstückstisch sitzt. Im Jahre 2005 hat Dr. Peter Deubner das Obdachlosenfrühstück ins Leben gerufen, das in Part-

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nerschaft mit dem Diakonischen Werk Köln und Region organisiert wird. Im Vringstreff e.V., in der Mülheimer Selbsthilfe e.V. und im Bürgerzentrum Ehrenfeld können seitdem Obdachlose, andere Bedürftige und einsame Menschen sonntägliche Erholung finden, Gespräche führen und nach herzenslust kostenlos frühstücken.


15 jahre Obdachlosenfrühstück

Aus freien Stücken und mit viel Herz im Einsatz: Dr. Peter Deubner

D

as Besondere ist, dass der Initiator, der im letzten Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, das Obdachlo­

senfrühstück nicht nur ins Leben geru­ fen und durch seine Stiftung finanziert, sondern immer wieder selbst mit ange­ packt hat. Ob es um Einkäufe, Servieren oder die Organisation der wunderbaren Musik ging oder die Gabe, die Ehrenamt­ lichen bei der Stange zu halten. Bürger­ meisterin Elfi Scho-Antwerpes ist seit Jahren Schirmherrin des Obdachlosen­ frühstücks – das weist auch auf eine große Wertschätzung in der Stadtgesell­

den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen,

liert, kann das verschiedene Gründe

schaft hin. So bekam Dr. Peter Deubner

betont Dr. Peter Deubner immer wieder.

haben. Schließung seines Arbeitsfeldes

im September 2018 das Kronenkreuz der

oder Kündigung der Anstellung, persön­

Diakonie als Ausdruck der Wertschät­

KURZ NACHGEFRAGT

lich verschuldet oder nicht, Arbeitslosig­

zung für die Treue und den Einsatz im

DraUSSENSEITER: Was hat Sie veranlasst,

keit, Einkommensverlust, Scheitern der

Dienste des Nächsten verliehen. Er

sich nach einem fordernden Arbeitsleben dem

privaten Beziehung, Kündigung der

äußerte sich bei der Verleihung so: „Dass

Engagement in Ihrer privaten Stiftung zu stel-

Wohnung, Alkohol-Abhängigkeit, Ob­-

ich mich Menschen zuwende und mit

len?

dachlosigkeit. Das wird zu einer schlüs­

ihnen ins Gespräch komme, das kommt

Dr. Peter Deubner: Zunächst war es die

sigen Kette. Nach meiner persönlichen

bei mir aus freien Stücken. Es ist eine

Furcht vor dem berüchtigten schwarzen

Erfahrung, die ich aus den Gesprächen

Auszeichnung, stellvertretend für die

Loch. Dann die Dankbarkeit für ein

mit unseren Gästen gewonnen habe, ist

vielen, die daran beteiligt sind. Ihnen

erfolgreiches Berufsleben. Und nicht

das persönliche Verschulden eher

gegenüber fühle ich mich auch ver­

zuletzt die Wut über viele soziale Unge­

gering, der Druck aus der Gesellschaft

pflichtet…“

rechtigkeiten.

mächtig. Wer dem nicht fast über­

Eins ist klar: Ohne die kompetente

menschlichen Widerstand entgegenset­

und engagierte Zusammenarbeit und

DraUSSENSEITER: Ist Obdachlosigkeit – Ihrer

zen kann, kommt schnell unter die

Weiterführung der Initiativen der Dr.

Meinung nach – ein vom Einzelnen verschul-

Räder.

Peter Deubner-Stiftung durch die Diako­

detes oder gesellschaftliches Phänomen?

nie Köln wäre das Obdachlosenfrühstück

Dr. Peter Deubner: Wenn eine Frau, ein

DraUSSENSEITER: Hat Sie diese Erkenntnis

über diesen langen Zeitraum nicht zu

Mann seinen Beruf, seine Beziehungen

bewogen, sich der obdachlosen Mitbürger*in-

meistern. Der besondere Dank gilt auch

und nicht zuletzt seine Wohnung ver­

nen anzunehmen? Dr. Peter Deubner: Das kann man so sagen. Ich habe schnell erkannt, dass obdachlose Menschen keine Lobby haben, dass zwar viele soziale Einrich­ tungen wertvolle Hilfe anbieten, dass aber ein gesellschaftlicher Konsens über ihre Probleme fehlt. Deshalb lag mir sehr daran, mit einem konkreten Projekt möglichst viele Menschen und Ideen ein­ zubinden. Das war der Anfang des Köl­ ner Obdachlosen-Frühstücks. DraUSSENSEITER: Wie hat sich die Zahl der Gäste beim Obdachlosenfrühstück entwickelt? Dr. Peter Deubner: Wir haben klein ange­ fangen mit einem Frühstück im Monat und 40 bedürftigen Gästen. Deren Zahl

19


15 jahre Obdachlosenfrühstück

explodierte dank Mundpropaganda gera­

ren bis auf vier Termine im Monat, vor­

Obdachlosenfrühstück war nur für kur­

dezu. Bald wurden es zwei und jetzt drei

ausgesetzt, die Diakonie und die Ehren­

ze Zeit ganz ausgesetzt, ist aber seit eini­

Termine im Monat an verschiedenen

amtler*innen ziehen mit. Zunächst ein­

ger Zeit durchaus präsent, und zwar in

Orten, und die Zahl der Gäste stieg auf

mal weist uns, wie viele andere, Corona

der Form eines Frühstücks „to go“. Wir

bis zu 200, die der Ehrenamtler*innen

in die Schranken. Diesen besonderen

können das Frühstück leider noch nicht

von 10 auf 70.

Umständen in verantwortungsvoller

in der gewohnten Form servieren, ver­

Weise zu begegnen, ist unser Kurz-Ziel.

sorgen aber sonntags unsere Gäste mit einer schönen Lebensmitteltüte mit von

DraUSSENSEITER: Seit Januar ist das Bürgerzentrum Ehrenfeld mit im Boot beim Kölner

DraUSSENSEITER: Wie läuft das Obdachlo-

den Ehrenamtler*innen liebevoll ge­

Obdachlosenfrühstück. Welche Perspektiven

senfrühstück während der Corona-Krise?

schmierten Brötchen, einem großen

sehen Sie für das Projekt in der Zukunft?

Dr. Peter Deubner: Da das Kölner

Kaffee-Becher und anderen wertvollen

Dr. Peter Deubner: Eigentlich werbe ich

Obdachlosenfrühstück während der

Sachen. Daneben laufen die anderen

für eine Welt ohne Armut und Ausgren­

CoronaKrise aussetzen muss, hat sich die

Aktionen wie Gutschein- und Hygie­

zung. Dann würde sich unser Frühstück

Dr. Peter Deubner-Stiftung zu einer

ne-Beutel-Verteilung. Die Dusch-Mobile

erledigen. Aber das ist noch eine Utopie.

unkonventionellen Hilfsaktion für die

für die Ausgabe der Hygiene-Beutel ste­

Also machen wir weiter und expandie­

Kölner Obdachlosen entschlossen. Das

hen auf dem Bahnhofsvorplatz, vor dem GULLIVER und an der MüTZe auf der Berliner Straße. Karsten Quaschnig von der Diakonie Köln hat seit einiger Zeit zu unserer vollsten Zufriedenheit die Begleitung des Obdachlosenfrühstücks übernommen. DraUSSENSEITER: Ein Blick in die Zukunft? Dr. Peter Deubner: Es ist nach wie vor unbedingt notwendig, dass man sich den Menschen zuwendet, die abgelehnt wer­ den oder die sich abgelehnt fühlen. Ich habe viel gelernt von ihnen, zum Beispiel wie man überleben kann in ganz schwie­ rigen Situationen. Und in die kann jeder mal im Leben geraten. DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank für das Gespräch! lll

Info

Kölner Obdachlosenfrühstück, Dr. Peter Deubner-Stiftung, Tel.: 430 39 83 Kostenloses sonntägliches Frühstück 9-11 Uhr Jeden 2. und 4. So. in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim; jeden 3. So. im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429 20


15 jahre Obdachlosenfrühstück

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BUCH-TIPPS

Frank Bösch

Zeitenwende 1979  Das Jahr 1979 ist vielen von uns vielleicht gar nicht als etwas Besonderes in Erinnerung geblieben. Doch wurde es als „Schlüsseldatum des 21. Jahrhunderts“ (Peter Sloterdijk) bezeichnet, da sich in diesem Jahr eine Fülle weltpolitischer Ereignisse abspielte, die sich bis in die Gegenwart in Deutschland und der Welt auswirken. Es waren Krisen, Revolutionen und euphorische Aufbrüche, die 1979 ihren Anfang nahmen. Frank Bösch hat diese Ereignisse in zehn Kapiteln aufgearbeitet und dabei nicht nur die Geschehnisse selbst beschrieben und analysiert, sondern auch die mittelbaren und unmittelbaren Folgen aufgezeigt. Die Ausstrahlung der US-Fernsehserie „Holocaust“ in der Bundesrepublik Deutschland schlug gleich zu Beginn des Jahres hohe Wellen und leitete eine intensivere Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit ein. Mit der Reise Deng Xiaopings als erstem führendem Politiker der Volksrepublik China in die USA begann die wirtschaftliche Öffnung Chinas und letztendlich auch der Aufstieg zur Supermacht. Das nächste einschneidende Ereignis war die iranische Revolution nach der Rückkehr des Ajatollah Khomeini aus dem Pariser Exil und der Geiselnahme in der US-amerikanischen Botschaft. Das Jahr 1979 markiert zudem das Gründungsjahr der „Grünen“ nach dem Zusammenschluss der „Grünen Listen“ im Vorfeld der Europawahl. Der Reaktorunfall im Atomkraftwerk nahe der US-amerikanischen Stadt Harrisburg hat den Samen für ein Nachdenken über die Sicherheit der Atomkraft gelegt. Mit der Wahl von Margaret Thatcher zur Premierministerin Großbritanniens erfolgte eine Abkehr vom Keynesianismus und eine Hinwendung zur marktliberalen Politik. Der Besuch von Papst Johannes Paul II. in seinem Heimatland Polen zog Millionen von Menschen auf die Straßen und bildete den Ausgangspunkt für die Protestbewegungen 22

der folgenden Jahre. Mit den „Boat People“ aus Vietnam begann ebenfalls 1979 eine erste außereuropäische Flüchtlingswelle. Die „Cap Anamur“ stach erstmals – ein nur durch Spenden finanziertes Schiff zur Rettung von Flüchtlingen aus dem Meer – in See. Fast vergessen ist auch die von den Sandinisten angeführte Revolution in Nicaragua, die von einer weltweiten Solidarität begleitet wurde. Die zweite Ölkrise nach 1973 erschütterte wiederum die Weltwirtschaft, führte aber zum Umdenken und letztendlich zum Ausbau alternativer Energien. Den Abschluss des Jahres 1979 bildete der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan, dessen Auswirkungen ebenfalls heute noch massiv zu spüren sind. Die Darstellung dieser Ereignisse ist eine faszinierende Zeitreise zu den Ursprüngen unserer gegenwärtigen Realität, spannend dargestellt und in den historischen Kontext gestellt. Wer sich für die Zeitgeschichte interessiert, aber schwere Kost scheut, für den ist das Buch von Frank Bösch genau das Richtige: hervorragend recherchiert und packend erzählt. Karin Volberg

Frank Bösch: Zeitenwende 1979. C.H. Beck Verlag, München 2019, 28 Euro. ISBN 978-3-406-73308-6 Jonas Linnebank (Hg.):

Kalk Alphabet  Als es im Winter noch nach Kohleöfen roch: „Kalk Alphabet“ buchstabiert einen Lebensraum voller Geschichten. Bloß kein Kölsches Jeföhl der Berauschtheit am stets frisch gezapften und fleißig ausgeschenkten Mythos der DomMetropole aufkommen lassen – mit diesem Credo festigt der Verlag parasitenpresse für zeitgenössische Literatur auch im dritten Band des Stadtteil ABCs seine Ausnahmestellung auf dem schier unerschöpflichen Buchmarkt für Lokalpatrioten und setzt im „Kalk Alphabet“ auf sensible individuelle Perspektiven auf die Absonderlichkeiten eines Milieus, das sich

über die Dekaden vom bedeutenden Industriestandpunkt und einem durch Werksschließungen bedingten Strukturwandel zum multikulturellen Schmelztiegel entwickelte. 15 Autorinnen und Autoren mit besonderen Bezügen zur Örtlichkeit spiegeln in 26 kurzweiligen Geschichten, freien Versen oder schlichten Notizen persönliche Impressionen eines Lebensraums wider, der im gleichen Maße anziehend wie abstoßend wirkt. Dabei scheint die Zeit, wie einst die Uhr über der Hauptpostfiliale, gefühlte Ewigkeiten stehengeblieben zu sein. Durch ein graubraun-visualisiertes Straßenbild, das sinnliche Erinnerungen an den Geruch von winterlichen Kohleöfen verströmt, ziehen die Menschen ihre Runden zwischen Aldi, Amt und Nudelrestaurant, sowie einem lautstarken Palaver oder nicht minder hörbaren Streit vor den Teestuben. Hier zeigen die „Humboldt-Opas“ in der gleichnamigen Story von Peter Zillig, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören, verwaisen die einladenden Plätze ohne Sitzgelegenheiten („Ain`t no Bänke at Kalk Post“, Elizaveta Khan), wachsen Weinreben im Hinterhof, während das Efeu durch den VW-Golf klettert („Nachbarschaft“, Maia Traine). Natürlich verwundert es niemanden, wenn sich zwischen dem Sperrmüll ein aus der nahegelegenen Pension entkommenes Ferkel tummelt („Nachbarschaft“). „Es ist irgendwie schön hier“, konstatiert Jonas Linnebank mit Betonung aufs „irgendwie“ in seiner Betrachtung „Josephskirchstraße“. Nicht verschwiegen werden in dem sowohl amüsant-süffisant wie auch nachdenklich stimmenden hochkonzentrierten Werk die Schattenseiten der Gesellschaft, die sich in verklärtem Machotum, Drogenkriminalität und Gewaltdelikten offenbaren. In ihrem Beitrag „Kalk Post – Ein Lied“ dichtet Mirjam Kay Mashkour: „Ein Köln-Kalker hält sein Wort/Glaubst du’s nicht, gibt’s Ehrenmord“. In der Reihe sind bislang erschienen: Ehrenfeld Alphabet, Nippes Alphabet. thomas Dahl

Jonas Linnebank (Hg.): Kalk Alphabet. parasitenpresse, Köln 2020, 8 Euro. ISBN 978-3-947-67664-4


NEWS

Dankie e

Soforthilfe für Straßenzeitungsverkäufer

D

ank der Spenden unserer Leser*innen und Unterstützer*innen in den #Corona-DRAUSSENSEITER-SoliFonds ist eine Summe von 2.915 Euro zusammengekommen, mit der wir jetzt den Verdienstausfall unserer Verkäufer*innen für die Monate April bis Juni ausgleichen können. Aber auch die Verkäufer*innen, die nur sporadisch mit dem Heft unterwegs sind, werden mit fünf Gratisexemplaren unterstützt. Allen Spender*innen danken wir von Herzen! (cb)

Foto: Thomas Dahl

für d tzung! Unterstü

Ein heißes Pflaster – der Kölner Neumarkt

APPELL

Kölner Strassennetz verfasst Offenen Brief wegen Zurschaustellung von Armen

D

ass sich am Kölner Neumarkt seit Jahren nicht nur eine lebendige Drogen­ szene tummelt, sondern auch der Grad der Vermüllung immer unschönere

Formen annimmt, ist unübersehbar. Die Forderung nach mehr Kontrollen, mehr Druckräumen und einer höher frequentierten Reinigung des zentralen Platzes ist sicher vonnöten, um Bürger*innen und Kölnbesucher*innen ein sichereres Gefühl zu vermitteln. Jetzt aber ist die Bürgerinitiative „Zukunft Neumarkt“ übers Ziel hinausgeschos­ sen: Mit einer eigens programmierten Website werden seit kurzem alle aufge­ fordert, Menschen beim offenen Drogenhandel und -konsum zu fotografieren und Belästigungen, Beleidigungen und Dreckecken zu dokumentieren und auf einer Stadtkarte einzutragen. In kurzer Zeit sind bereits mehr als 100 Fotos auf der Website der Initiative von Menschen am Rande der Gesellschaft würdelos dargestellt und im Netz diffamiert worden. Das Kölner Strassennetz als Zusammenschluss von sieben freien Trägern der Wohnungslosenhilfe, sowie der Evangelischen und Katholischen Obdachlosen­ seelsorge, fordert nun in einem Offenen Brief, dass das auf keinen Fall hinnehm­ bar ist und die Seite aus dem Netz genommen werden muss. Das Kölner Stras­ sennetz versteht sich seit vielen Jahren als Sprachrohr derjenigen, die oft nicht gehört werden und keine Lobby haben.

Foto: OASE

DAS KÖLNER STRASSENNETZ: DRAUSSENSEItER - Strassenmagazin; Emmaus Gemeinschaft Köln e.V.; Evangelische Obdachlosenseelsorge des ev. Kirchenverbandes Köln und Region; Gubbio – Katholische Wohnungslosenseelsorge; Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V.; KALZ e.V. mit GULLIVER und LORE; OASE Benedikt Labre e.V.; und Vringstreff e.V.; unterstützt von: „Gesundheit für Wohnungslose Köln e.V.“

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DRAUSSENSEITER ­ Abonnement

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IM P RE SS U M

Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle: Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de Redaktionsassistenz Sabrina Burbach, burbach@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Ausgabe. Lektorat Barbara Feltes Titelgestaltung Deborah Keser Titelfoto Simon Veith

ein Straßen-Abo zu 42,– Euro pro Jahr ein Sponsoren-Abo zu 85,– Euro pro Jahr

Gestaltung Innenseiten Edgar Lange, https://www.desdev.de Druck druckdiscount24.de Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln.de

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Vertrieb Ali Baran / Rudolf Fronczek

(Als Dankeschön für das Förder­Abo gibt es zudem das Buch „Köln trotz(t) Armut“.)

Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel.: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16

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DRAUSSENSEITER ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. DRAUSSENSEITER ist Mitglied des

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VORSCHAU

Gratis-Tipp z Benefizveranstaltung

Nicht nur zur Weihnachtszeit – Einstimmung auf den Advent

Foto: Sabrina Burbach

So Corona will, findet am 26.11.2020 ab 20 Uhr wieder eine besondere Benefizveranstaltung zugunsten der OASE statt. Wie bereits

Harald von Bonn

in den letzten Jahren, lädt Harald van Bonn Künstler*innen unter dem Motto ,„Nicht nur zur Weihnachtszeit“ auf die Bühne des Piranha in der Kyffhäuser Straße und zaubert eine besinnlich-ausgelassene Stimmung für einen guten Zweck. Diesmal wird neben Harald van Bonn, Marie Bascoul, Christina Bacher und Danny Prill wohl auch ein Überraschungsgast auf der Bühne sein. Der Hut geht rum für die OASE. Es lohnt sich, früh da zu sein. Denn wenn es voll ist, ist es voll. (cb)  www.piranha-koeln.de

Fotos: Privat / Simon Veith

Christina Bacher

Briefe an ein jüngeres Ich

I

n Demut und Güte vollbrachte Taten sind von Bestand. „ Sie sind etwas, das viel größer ist, als ein Mensch für sich allein je sein kann“, weiß Shanty Nussbaum heute. Die 38-Jährige aus Köln schreibt unter Pseudonym Gedichte und Geschichten, seit sie denken kann. Für uns hat sie sich – wie viele andere auch – der besonderen Aufgabe gestellt, einen Brief an ihr jüngeres Ich zu schreiben. Wir legen nach einem besonderen, durch die Corona-Pandemie geprägten Jahr eine besinnliche und bewusst demütige Dezemberausgabe vor. Welche Ängste tragen wir mit ins neue Jahr? Welche Hoffnungen verbinden wir mit 2021? Wofür sind wir dankbar? Und wo bleiben die Ärmsten der Armen, die gemeinhin zuerst durchs Raster unseres Systems fallen? Wen haben wir in 2020 verloren?

Marie Bascoul

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. Dezember 2020.

Danny Prill

Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

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SERVICE n Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Foto: Simon Veith

Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de

n Vringstreff e.V.

In der OASE.

Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für

Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Bürger für Obdachlose e.V.

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr. Kostenloses sonntägliches Frühstück to go. Jeden 2. und 4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim, jeden 3. Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html

Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, DuschmögTrankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, lichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach VereinbaTagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit rung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Inter- 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreunetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestati- tes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. on, Gepäckaufbewahrung Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-16 Uhr täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr (Kernöffnungszeiten), Wochenende und auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Feiertage 10-18 Uhr Köln Pass. Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Kleiderkammer: Do 13.30-15.30 Uhr Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

n Gulliver – Überlebensstation f. Obdachlose

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Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de

Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de

Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de

n Emmaus

Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebraucht-

n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:

siehe Aushang


SERVICE

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen

Nur für Frauen n agisra e.V.

Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und

Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de

Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen:

In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

Wohnprojekt für Frauen

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen

Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Foto: Christina Bacher

Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh

Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de

n Mäc-Up

Der Second-Hand-Laden der Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.

n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH

n Haus Rosalie

Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung maedchenberatung-linksrhein@lobbyvon 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr fuer-maedchen.de Frauenfrühstück Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung

n Comeback

Nur für Männer

Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Foto: Wolfgnag Kurtz

waren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27


AB AUFS RAD

DANKE!

Die Corona-Krise hat Armutsbetroffene besonders hart getroffen. Hiermit wollen wir «Danke» sagen für Ihre Unterstützung, die eine Soforthilfe unserer Straßenzeitungsverkäufer*innen ermöglicht. Dank Ihnen kann das Herz der Straße weiterschlagen. #Corona-Draussenseiter-Soli IBAN DE66 3705 0198 0016 5020 31 SPARKASSE KÖLNBONN / BIC COLSDE33 OASE - Benedikt-Labre e.V. Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln www.draussenseiter-koeln.de

FOTO: SIMON VEITH

FOTO: SIMON VEITH

SAGEN DIE DRAUSSENSEITERVERKÄUFER*INNEN


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