28. Jahrgang | Nr. 213 | Oktober 2020
R E T I E S N E S s U A R D
Foto: Schauspiel Kรถln / Ana Lukenda
N I Z A G A M N E S TRAS S R E N L ร K S DA
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Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66 e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin
Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.
inhalt
Vorwort
Inhalt Schwerpunkt: LASST DIE PUPPEN TANZEN
Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit vielen Jahren arbeitet Arno Sprenger – eigentlich Dozent
4
an der TH Köln und im Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft Rheinland beschäftigt – in seinem Urlaub als Reisebegleiter und wird dann von seinem kleinen Stoffhund „Wuffi“ begleitet.Je nach Reiseziel und Witterung wird dieser
„So eine Puppe kann richtig zu einem schauspielerischen Alter Ego werden.“ Moritz Sostmann, Schauspiel Köln
angemessen gekleidet und mit den notwendigen Utensilien ausgestattet. Karin Volberg hat das ungewöhnliche Team begleitet und neugierig nachgefragt, was hinter dieser Liaison steckt. Foto: Simon Veith
Das Vorhaben im Frühjahr, eine ganze Ausgabe über Menschen zu machen, die mit Puppen in Beziehung treten, wurde durch die Corona-Pandemie vereitelt: Quasi von einem Tag auf den anderen muss-
Foto: Schauspiel Köln
12 „All diese Puppen waren auf derart empfindlichem Federwerk angebracht, dass ein Hauch genügte, um sie in Bewegung zu bringen.“ Über das Puppentheater von George Sand
ten die Theater schließen und die Stücke, in denen Puppen eine
Foto: Ingrid Müller-Münch
Rolle spielen, wurden nicht mehr aufgeführt. Dabei hatten Markus Düppengießer (Text) und Anemone Träger (Fotos) mit der Puppenspielerin Magda Lena Schlott und dem Regisseur Moritz Sostmann bereits ausführlich über die aktuellen Produktionen gesprochen. Erst jetzt – ein halbes Jahr später
Vorwort ������������������������������������������������������������������ 3 „Der Puppenbauer ist der zweite Regisseur“ � ��������������� 4-8
– kann man sich die eine oder andere Produktion wieder
Mit einem Stoffhund um die Welt
ansehen. Was für ein Glück!
Marionettenspiel - Zeitvertreib für eine berühmte Mutter 12-15
Und auch das Hänneschen-Theater ist seit September wieder am Start und lässt die Puppen tanzen. Die „9 Hänneschen-
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Die 9 Hänneschen-Corona-Gesetze
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CoronaŁ-Gesetze“ und eine nagelneue Anlage gewährleisten
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Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3
LASST DIE PUPPEN TANZEN
„Der puppenbauer ist der zweite regisseur des Stücks“ In Moritz Sostmanns Stücken spielen stets Puppen mit Akteuren aus Fleisch und Blut zusammen� Das mag daran liegen, dass der Regisseur das Puppenspiel von der Pike auf gelernt hat� Und sicher ist es auch der Tatsache geschuldet, dass er den Zuschauer*innen gerne einen unvergesslichen visuellen Eindruck generieren möchte, der neben der Melange zwischen Schau- und Puppenspiel oft noch durch ins Bühnenbild integrierte Videos ergänzt wird� Im Anschluss an eine Aufführung des Stücks „Eine Frau bei 1000 Grad“ am Schauspiel Köln hat sich Markus Düppengießer mit Schauspielerin Magda Lena Schlott und Regisseur Moritz Sostmann unterhalten�
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LASST DIE PUPPEN TANZEN
TEXT: MARKUS DÜPPENGIESSER, FoToS: SCHAUSPIEL KÖLN & ANEMoNE TRÄGER
E
in durchaus erschöpfender
Regisseur Sostmann, wie Schlott diplo-
sie, als der nicht besonders talentierte
Abend geht zu Ende. Im Schau-
mierter Puppenspieler, dem Verfasser
Aushilfspuppenspieler die Figur absetzt.
spiel Köln wurde gerade „Eine
dieser Reportage im Foyer eine kurze
Und sie hat recht, die Finger sind schon
Frau bei 1000 Grad“ gegeben,
Einführung in die Puppenführungstech-
reichlich verschwitzt – und das nach nur
nik (siehe „Blickkontakt und Arschknauf“).
wenigen Minuten. Hinter der Schauspie-
basierend auf dem gleichnamigen Roman von Hallgrímur Helgason („101 Reykjavík“).
Moritz Sostmann (50) ist seit 2013
lerin her kommt Hündin Lotta, Kose-
Gabriele Hänel hat die 700 Seiten zusam-
Hausregisseur am Schauspiel Köln, in
form Lotti, gelaufen. „Lotti hat mehr
mengedampft, Regisseur Moritz Sostmann
seinen Arbeiten kombiniert er Schau-
Angst vor Menschen als vor Puppen“,
brachte das 70-Minuten-Stück nun erstmals
mit Puppenspiel. In Molières Klassiker
sagt Sostmann; doch die Straßenköter-
in Deutschland auf die Bühne. Von der
„Der Menschenfeind“ ließ er alle Figuren
mischung streift während des ganzen
Länge nichts Herausforderndes – Frank
außer den Protagonisten Alceste und
Interviews entspannt umher
Castorfs fast gleichzeitig anlaufende
Philinte von Puppen darstellen. „Das
Inszenierung „Aus dem bürgerlichen
Leben des Vernon Subutex 1-3“ erzählt
Heldenleben“ dauert fast sechs Stunden.
von Absturz und Wiederaufstieg eines
Inhaltlich hat es das Stück hingegen
ehemaligen Plattenhändlers; Sostmann
„Letztlich ist es eine verkleinerung des eigenen Körpers, man findet viel über die eigene Anatomie heraus.“
schon in sich: Eine 80-jährige Frau liegt
hat das umfangreiche Personal aus
Später wird sich noch Doris Schlott dazu-
auf dem Krankenhausbett in ihrer Gara-
Virginie Despentes‘ Roman-Trilogie auf
gesellen, Magda Lenas Mutter. Auch sie
ge und wartet abwechselnd auf den Tod
25 Rollen reduziert, die sowohl von Pup-
ist vom Fach, mit Ehemann Uli hat die
und auf eine lebensverlängernde Spritze.
pen als auch von Schauspielern verkör-
heute 67-Jährige 1986 ein eigenes Pup-
Während die einst mondäne Dame auf
pert werden. Im Stück „Bewohner“
pentheater gegründet, mit dem sind sie
ihr Leben zurückblickt – und somit auf
berichtet der Schweizer Gerontopsychi-
immer noch unterwegs. Magda Lena
acht Jahrzehnte Weltgeschichte –, hält
ater Christoph Held vom seinen Erfah-
Schlott ist also in einem Puppenspie-
sie eine Handgranate unter dem Kopfkis-
rungen mit Demenzkranken; in Sost-
ler-Haushalt aufgewachsen, so war es
sen versteckt; ein Kriegsrelikt ihres
manns Arbeit übernehmen die Puppen
auch bei Sostmann. Beiden war es immer
Vaters, für alle Fälle. Inhaltlich ist das
die Rollen aller Heimbewohner samt
schon klar, dass Puppen nicht (nur) was
alles andere als leicht verdaulich. Für den
Angehöriger, die Menschen aber spielen
für Kinder sind. Aber Menschen, die ein-
Zuschauer.
Pfleger und Ärzte – vom Prinzip her ähn
zig Kasperletheater und Augsburger Pup-
lich wie bei „Eine Frau bei 1000 Grad“.
penkiste kennen, deuten immer noch –
Der Text der gesamten Aufführung kommt aus einem Mund.
„Es ist immer wieder verblüffend,
mehr oder weniger subtil – an, dass sie
wie gut das Zusammenspiel von Men-
Puppenspiel für nicht sonderlich kom-
Für Magda Lena Schlott ist der Abend aus
schen und Puppen bei Sostmann funkti-
patibel mit ernsthaftem Theater halten.
anderen Gründen ein anstrengender. Die
oniert. Denn die Puppenspieler verste-
„Geschätzt zwei Millionen Mal“ habe er
34-jährige Schauspielerin bestreitet das
cken sich ja nicht, sondern sind stets als
schon Gespräche vor diesem Hinter-
Stück quasi alleine. Obwohl eine ganze
Sprecher und Spieler präsent“, schrieb
grund gehalten, sagt Sostmann. „Die
Reihe von Personen auf der Bühne ste-
Christian Bos, Theaterkritiker des „Köl-
Menschen brauchen immer ein wenig
hen, zumindest zu stehen scheinen.
ner Stadt-Anzeiger“, schon über den
Zeit, um mit diesem Gedanken klarzu-
Denn in Fleisch und Blut gibt sie nur die
„Menschenfeind“, bei dem Schlott auch
kommen.“ Was die Sache an seinem
Pflegerin Lóa. Die Protagonistin stellt sie
mitspielte. Und über „Eine Frau bei 1000
aktuellen Standort erleichtert hat, war
nur dar – mit einer Puppe. Und noch eine
Grad“: „Letztlich hängt der nur gut ein-
nicht nur, dass „die Kölner grundsätzlich
Reihe anderer Rollen. Mit noch mehr
stündige Abend an der großen Puppen-
ein sehr begeisterungsfähiges Publi-
Puppen. Der Text der gesamten Auffüh-
spielkunst von Magda Lena Schlott,
kum“ sind; am Rhein kennt man auch
rung kommt aus einem Mund. Dass
neben der Alten stellt sie uns auch noch
das Hänneschen-Theater.
dabei Gestik und Stimmen immer wieder
deren nicht weniger wehrhaftes mäd-
wechseln, macht das Ganze nicht weni-
chenhaftes Ich vor und umreißt noch
ger anstrengend. Und so muss Schlott
einige andere Charaktere, Kasperlethea-
nach der Vorstellung erst mal durchat-
ter-artig hinter dem Kopfteil des Bettes.“
men, bevor sie sich mit den DRAUSSEN-
Inzwischen ist die derart
SEITER-Kolleg*innen zum Gespräch
gelobte Solistin des Abends
trifft. Und mit reichlich Flüssigkeitszu-
zu uns gestoßen. „Deine
fuhr den ausgetrockneten Mund revita-
Hand ist sicher schon ganz
lisieren.In der Zwischenzeit gibt der
schön nass, oder?“, fragt
5
LASST DIE PUPPEN TANZEN
„Aus dem Leben des Vernon Subutex“
Das Stockpuppentheater ist nicht nur Deutschlands mitarbeiterstärkstes Puppentheater, sondern auch die mit großem Abstand effizienteste städtische Bühne. „Allerdings sind die Kölner auch relativ vergesslich“, sagt Sostmann. „Als wir vor sieben Jahren kamen, waren viele begeistert und dachten, das mit den Puppen sei was ganz Neues. Dass Suse Wächter, eine der profiliertesten Puppenspielerinnen des Landes, hier schon jahrelang Tolles geleistet hatte, hatten sie anscheinend vergessen.“ „Im besten Fall sind es drei Leute, die
zeitig auf sich draufschauen. Der Schau-
Karin Neuhäuser vom Hamburger Thalia
eine von unseren Ganzkörperpuppen
spieler steht quasi neben sich und kann
Theater. „Wir haben ihr ein kleines
führen. Dann hat meistens einer den
sich selber gestalten, sich selber als
Video von ihrem Ebenbild geschickt und
Kopf und die rechte Hand, einer den
Material benutzen.“
sie war einverstanden.“ Puppen für die
Knauf auf Höhe des Steißes und die linke
Den Puppen kommt eine zentrale
Nebenrollen werden gerne auch wieder-
Hand, einer die beiden Füße. Wenn die
Rolle zu, also steht diese auch dem Pup-
verwendet. „Das junge Mädchen aus
Puppenspieler*innen gut aufeinander
penbauer zu. Am Schauspiel Köln ist das
‚Eine Frau bei 1000 Grad’ war vorher
eingespielt sind, erhält man so die natür-
seit langem Hagen Tilp. „Wenn man
schon in zwei anderen Produktionen
lichste Darstellung“, erläutert Sost-
etwa einen Roman zum Theaterstück
dabei“, erinnert sich Magda Lena Schlott.
mann. Dann kann das vermeintlich leb-
machen will, muss im ersten Schritt eine
Unter den verschiedenen Arten von
lose Spielgerät während der Vorstellung
Bühnenfassung des Stoffs erstellt wer-
Puppen bevorzugt Sostmann die Ganz-
dem menschlichen Kontrahenten ent-
den. Aber sofort danach kommt der Pup-
körperpuppen („Denen kann man das
gegnen: „Ich kann doch gar nicht heu-
penbauer ins Spiel.“ Noch bevor das
meiste Leben einhauchen und sehr psy-
len, ich bin doch eine Puppe!“ Der
Ensemble gecastet wird, schafft dieser
chologisch spielen.“). Schlott sind Hand-
Zuschauer lasse das mit sich machen,
aus Latex, Stoff und Menschenhaar
puppen die liebsten – aber Hauptsache
„wenn man's als Puppenspieler schafft,
zumindest die zentrale Puppe des
Puppentheater: „Für mich ist das die
die richtigen Register zu ziehen und den
Stücks. Er ist „eine Art zweiter Regis-
vielfältigste Kunstform.“ Dass die Pup-
richtigen Ton zu treffen“, so Sostmann.
seur“. Bei diesem Stück habe es sich nun
pen mit der Zeit ein Eigenleben entwi-
„So eine Puppe kann richtig zu einem
ergeben, erzählt Sostmann, dass die Pro-
ckelten, sei ja auch kein Wunder: „Ich
schauspielerischen Alter Ego werden.
tagonistin einem lebendigen Vorbild
glaube, diese Vielgesichtigkeit steckt eh
Man spielt eine Rolle – und kann gleich-
nachempfunden ist: der Schauspielerin
in uns drin und wird durch die Puppen nur augenfällig. Wenn wir mit der Mut-
„Eine Frau bei 1000 Grad“
ter telefonieren, sprechen wir ja auch plötzlich ganz anders als mit einem Kollegen.“ Die Gefahr, dass man sich irgendwann als Gefangener in der eigenen Form wiederfindet, sieht Sostmann durchaus gegeben. „Schließlich sind die Möglichkeiten
dieser
Kunstform
begrenzt.“ Um dem vorzubeugen, will er den Einsatz dosieren. „Als wir allerdings kürzlich ein Stück gaben, in dem Puppen nur sehr reduziert vorkamen, ist das einigen Zuschauer*innen schon negativ aufgefallen.“ Sostmann wie Schlott haben die HfS absolviert, die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin.
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Foto: Anemone Träger
Ausnahmedarsteller*innen wie Devid Striesow, Corinna Harfouch, Nina Hoss und Henry Hübchen haben hier Schauspiel studiert, Kleinkünstler*innen wie
Hat beim Interview erste Erfahrungen im Puppenspiel gesammelt: Redakteur Markus Düppengießer (links)�
Reinald Grebe, Michael Hatzius und René Marik widmeten sich wie unsere Gesprächspartner*innen dem Puppenspiel. „Vieles hatte dabei mit Technik zu tun, insbesondere mit Puppenführungstechnik. Aber das normale Schauspieltraining gehörte auch dazu“, erinnert
Blickkontakt und Arschknauf regisseur Moritz Sostmann gibt Anfängertipps fürs puppenspiel
sich Schlott. „Und Sprechtraining“, ergänzt Sostmann. „Man bekommt ein Gefühl dafür, was man mit Stimme alles machen kann.“ Die Stimme habe einen großen Anteil daran, wie viele Rollen ein*e Schauspieler*in – gegebenenfalls mit Puppenunterstützung – gleichzeitig spielen könne.
Intendant Stefan Bachmann holte beide vor sieben Jahren aus Berlin nach Köln. Doris Schlott hat Anfang der 1970er Jahre ebenfalls an der HfS studiert (auch wenn die zu DDR-Zeiten noch Staatliche Schauspielschule Berlin hieß). „Allerdings hat das damals nur drei Jahre gedauert. Ihr hattet doch vier Jahre Zeit, oder?“ Sostmann und Schlott bejahen. Techniken zum Auswendiglernen habe man ihr dort allerdings nicht vermittelt, sagt Magda Lena Schlott angesichts des üppigen Textvolumens, den sie sich in den vergangenen nicht mal sechs Wochen draufgeschafft hat. „Das gelingt mir manchmal besser, manchmal schlechter. Aber es ist ja nicht so, dass ich starr dastehend einen Text abspule. Ich verbinde einzelne Aussagen mit gewissen Bewegungen und Gesten. Das hilft sehr.“ Welche gesellschaftspolitische Funktion Theater heute noch hat? Das komme auf den Kontext an, findet Schlott. „Wenn man in einem Berliner Hinterhof auftritt, muss man auch schon mal ein klares Statement setzen.
„Eine Hand in das Loch im oberen Rücken einführen. ob das die rechte oder die linke ist, ist egal – am besten wechselt man ab: Wer beidhändig spielen kann, ist flexibler einsetzbar. Das Holzkreuz im Kopf greifen. Erst einmal Gefühl für die Puppe bekommen, sie langsam mit den Füßen auf den Boden stellen. Und dann kleine Hüpfbewegungen machen, um ein Gefühl für den Schwerpunkt der Puppe zu bekommen, dafür, dass an dem Kopf ein ganzer Körper dranhängt. Eine Puppe ist relativ anatomisch gebaut, so dass sie wie Regisseur Moritz Sostein Mensch reagiert. Das Knie etwa kann nur nach mann, geboren 1969 in hinten knicken, nicht nach vorne. Dann die Puppe Halle (Saale), führt nach leicht in die Knie gehen lassen, wie ein Kleinkind, das Jahren als freier Schauanfängt, seine Gelenke und Muskeln zu erkennen und spieler seit 2005 übersich natürlich zu bewegen. wiegend Regie� Von der Einen Blickkontakt zur Puppe herstellen, eine VerSpielzeit 2013/2014 an ist bindung zu ihr aufbauen. Und Blickkontakt mit er Hausregisseur am Umherstehenden herstellen: Fühlen die sich angeSchauspiel Köln� guckt? Um diese kleine Fiktion zu erzeugen, dass Seit 2013 war Magda man nicht dem Puppenspieler ins Gesicht schaut, Lena Schlott, geboren sondern der Puppe: Hier spielt die Musik, hier ist die 1985 in MecklenKonzentration. burg-Vorpommern, fünf Jahre lang festes EnsemMit der anderen Hand greift man den Knauf ungeblemitglied in Köln, seit fähr auf der Höhe des Steißes. Wir nennen den 2018 ist sie als Gast hier immer »Arschknauf«. Das ist der zweite Angriffstätig� Beide haben Puppunkt an der Puppe. Er ermöglicht es der Puppe, in penspielkunst an der die Hocke oder in die Beuge zu gehen, der Knauf Hochschule für Schaustabilisiert das Ganze. Dann beginnt es bei den spielkunst Ernst Busch in Füßen. Wenn man die Puppe alleine führt, geht man Berlin studiert� vom Knauf aus auf die Peripherie der Hände zu, man nimmt einen Arm oder eine Hand und bewegt die automatisch recht natürlich, weil der Puppenkörper den Rest von der Bewegung macht. Wenn man die Hand in eine Richtung führt, folgt der ganze Körper, ähnlich ist es bei den Beinen. Man hebt das Bein, um zu sehen, wie hoch man es heben kann. Letztlich ist es eine Verkleinerung des eigenen Körpers, man findet also viel über die eigene Anatomie heraus. Wenn man es geschafft hat, die Bewegungsstrukturen zu entdecken, ist es wichtig, eine Stimme für diese spezielle Puppe zu finden. Die Stimme ist ein starker Identifikationspunkt. Eine Stimme, von der man in diesem Fall glaubt, die etwa 80-jährige wilde, etwas ungepflegte Frau könnte so sprechen. Und dann fängt man langsam an, eine Haltung zur Puppe aufzubauen. Ist man ihr gewogen, in welcher Stimmung ist man gerade?“ 7
LASST DIE PUPPEN TANZEN
„Aus dem Leben des Vernon Subutex“
8
Das kann dann so aussehen, dass ich
Uncoolness. In Berlin sind ja alle Men-
öffentlich meine Vulva rasiere. Aber es
schen hip; auch die, die nicht hip sind.
gibt unterschiedliche politische Räume,
Keiner gibt gerne was von sich preis. In
in denen politische Themen auch unter-
Köln ist das anders. Wenn man da nichts
schiedlich rezipiert werden und damit
von sich selbst erzählt, dann verstum-
anders wirken. Zum Beispiel gibt es
men die Gespräche schnell.“
einen Unterschied zwischen einem gut-
Die heutige Vorstellung fand am
situierten Unternehmer mit Theaterabo
Offenbachplatz statt, in direkter Nach-
und einer jungen Frau, die am Existenz-
barschaft zum eigentlichen Haupthaus
minimum jobbt.“
der städtischen Bühnen, dessen Renovie-
Sostmann sieht die besondere Bedeu-
rung um Jahre in Verzug ist. Ob man den
tung öffentlich geförderter Bühnen in
aktuellen Hauptstandort in Köln-
ihrer potenziellen Vorreiterrolle:
Mülheim, das Depot, denn überhaupt
„Denn sie nehmen den Kulturschaffen-
noch missen wolle? „Ich wohne selbst
den ein wenig von dem marktwirtschaft-
auf der Schäl Sick“, sagt Magda Lena
lichen Druck. Nicht alles, was hier
Schlott, „und ich finde es gut, wenn man
gemacht wird, muss sofort klappen und
richtige Menschen sieht, wenn man zum
Geld einspielen. So kann auch mal was
Theater geht. In Mülheim ist das so, in
riskiert, was Neues ausprobiert werden.“
der Innenstadt, umgeben von Geschäfts-
Das bringe die gesamte Disziplin weiter.
straßen, ist das nicht so.“
„Und es ist auch nicht so, dass sich
Und Moritz Sostmann findet: „Es ist
Theatermacher auf dieser scheinbaren
schon toll, was wir da im Rechtsrhein-
Sicherheit ausruhen; wir machen uns
ischen geschaffen haben.“ Die derzeitige
selbst schon genug Druck.“
Planung sehe aber eh so aus, dass das
Intendant Stefan Bachmann holte
Haupthaus am Offenbachplatz seinen
beide vor sieben Jahren aus Berlin nach
Betrieb frühestens in drei Jahren wieder
Köln. Was ihnen hier am besten gefällt?
aufnehmen werde. „Dann endet Bach-
„Die Kölner sind so irre konkret“, sagt
manns Intendanz und somit wahr-
Moritz Sostmann. Auch Schlott lebt
scheinlich auch unsere Zeit am Schau-
gerne hier, wie sie sagt. „Ich mag den
spiel Köln. Von daher ist das nur eine
Rhein. Natürlich die Leute. Und ihre
theoretische Frage.“
Unsere Geschichte entstand vor Ausbruch der Corona-Pandemie und der zwischenzeitigen Schließung des Schauspiels Köln. Nun läuft der Betrieb wieder – allerdings müssen auch hier strenge Hygienevorgaben eingehalten werden. Die Platzkapazitäten werden reduziert, auf den Tribünen der Säle Depot 1 und 2 etwa wird jede zweite Reihe gesperrt, zwischen zwei Buchungen (ein bis sechs Tickets zusammenhängend) bleiben je zwei Sitze frei. Wer sich krank fühlt oder in den 14 Tagen zuvor Kontakt zu Erkrankten hatte, darf nicht an Veranstaltungen teilnehmen; Tickets können bis zum Tag der Vorstellung zurückgegeben werden. Besucher müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, den Mindestabstand einhalten und (außer am Sitzplatz) Mund-Nasen-Schutz tragen. Folgende Premieren sind für den Oktober 2020 geplant: Utopolis Köln (Oktober, in der Stadt), New Ocean Sea Cycle (3. Oktober, Depot 1), Die Walküre (22. Oktober, Offenbachplatz), Jugend ohne Gott (23. Oktober, Depot 2), Nora (24. Oktober, Depot 1), Stefko Hanushevsky erzählt: Der große Diktator (30. Oktober, Depot 1). Mehr Infos unter www.schauspiel.koeln
LASST DIE PUPPEN TANZEN
9
LASST DIE PUPPEN TANZEN
Mit einem Stoffhund um die Welt Arno Sprenger ist eigentlich Dozent an der TH Köln und im Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft Rheinland tätig. Doch während eines Großteils seines Urlaubs arbeitet er als Reisebegleiter und frönt damit seiner Leidenschaft, dem Reisen. Seit vielen Jahren wird er dabei von einem kleinen Stoffhund namens „Wuffi“ begleitet, den er – je nach Klima, Reiseziel und Tagesform – angemessen kleidet und mit den notwendigen Utensilien ausstattet. DRAUSSENSEITER-Mitarbeiterin Karin Volberg war mit dem ungewöhnlichen Team bereits on tour. Jetzt hat sie Arno Sprenger nochmal nach Wuffis Wohlergehen befragt.
Fotos: Arno Sprenger
von Karin Volberg
Wuffis erster Schultag
D
RAUSSENSEITER: Ist Wuffi eigent-
Arno Sprenger: Ja, er war zunächst
lich noch ein Überbleibsel aus der
Ersatz für meinen Partner und hat mir
Kindheit?
über die Einsamkeit hinweg geholfen.
Arno Sprenger: Nein, Wuffi ist kein
Dadurch habe ich eine besondere Bezie-
Relikt aus meinen Kindertagen. Genau
hung zu diesem Stofftier entwickelt. Die
genommen gehört er mir nicht einmal.
ganze Sache hat sich irgendwie ver-
Als ich 2011 eine Reise nach Indonesien
selbstständigt, so dass ich Wuffi fast
gebucht hatte, wollte ich nicht von mei-
schon als eigene kleine Persönlichkeit
nem Partner weg und hatte gar keine
wahrnehme, die mich überall hin beglei-
Lust zu verreisen. Damals hat mein
tet und mir Gesellschaft leistet.
Freund mir Wuffi mitgegeben, damit er mich an ihn erinnert und mir die Tren-
DRAUSSENSEITER: Nimmst du den Stoffhund
nung leichter fiel. Am 12. August 2011
auch mit zur Arbeit?
habe ich Wuffi dann zum ersten Mal
Arno Sprenger: Nein, nicht zur Arbeit.
fotografiert und das Foto meinem
Ich nehme ihn aber auf alle Reisen mit,
Freund geschickt. So gesehen war das
auch zum Familienbesuch bei meinen
dann Wuffis Geburtstag.
Eltern und auf Ausflüge hier in die Umgebung. Dabei ist es mir nie lästig,
10
DRAUSSENSEITER: Und seitdem hast du einen
sondern macht mir immer große
besonderen Bezug zu diesem Stofftier?
Freude, ihn bei mir zu haben. Man kann
LASST DIE PUPPEN TANZEN
sagen, dass mich Wuffi bereichert und
DRAUSSENSEITER: Was war dein schönstes
mir sogar Türen öffnet. Ich fotografiere
oder lustigstes Erlebnis mit Wuffi?
ihn ja überall vor Sehenswürdigkeiten,
Arno
und das macht die Menschen neugierig.
„Rakoczy-Fest“ in Bad Kissingen. Das ist
Sie fragen mich dann, warum und wieso
ein jährlich stattfindendes Historien
ich das mache, und so komme ich
spektakel, bei dem die Leute in histori-
schnell in Kontakt mit fremden Leuten.
schen Kostümen aus der Zeit Kaiser
Das ist vor allem in Asien sehr leicht,
Franz-Josefs von Österreich verkleidet
aber auch in Europa.
sind. Ich hatte Wuffi auch eine solche
Sprenger: Wir waren zum
Uniform angezogen und habe um ein DRAUSSENSEITER: Du ziehst Wuffi auch
Foto mit den kostümierten Personen
immer unterschiedlich an. Kommt das nicht
Franz-Josef und Sissi gebeten. Die fanden
manchmal befremdlich rüber? Ich meine, er
das so toll, dass wir nicht nur das Foto
ist ein Stoffhund!
bekamen, sondern gleich auch eine Ein-
Arno Sprenger: Ich finde das ganz nor-
ladung zum Ball.
send zum jeweiligen Land zu kleiden. In
DRAUSSENSEITER: Würdest du Wuffi als
Indien habe ich ihm zum Beispiel einen
Familienmitglied bezeichnen?
kleinen Turban machen lassen oder
Arno Sprenger: Mit der Zeit eigentlich
auch ein Mönchsgewand. Manchmal
schon. Er bekommt von meinen Eltern
nehme ich etwas von hier mit oder kau-
sogar ein Weihnachtsgeschenk – natür-
fe vor Ort ein Puppenkostüm. Was sich
lich was zum Anziehen!
Wuffi lebt in Refrath bei Köln. Am liebsten reist er mit seinem Kumpel Arno um die Welt. Er war schon in 55 Ländern und ist gerade mal acht Jahre alt. Mit der Zeit hat er sich einen großen Freundes- und Fankreis erarbeitet – man kennt den kleinen Stoffhund von Europa bis Afrika, in Asien und Amerika. Wer ihm schreiben will, bekommt auch Antwort. Denn bunte Postkarten sind seine zweite Leidenschaft. Wer Lust hat, kann Wuffi auf seiner Homepage besuchen.
ein normaler Junge gekleidet mit Latz-
DRAUSSENSEITER: Ganz herzlichen Dank für
www.wuffisreisen.de
hose und Shirt. Er hat insgesamt zwei
das offene Gespräch!
mal. Ich versuche eben immer, ihn pas-
gerade so ergibt. Zuhause ist Wuffi wie
Puppenschränke voll mit Kleidungsstücken. DRAUSSENSEITER: Wirst du auch schon einmal belächelt als erwachsener Mann mit einem Stofftier? Arno Sprenger: Es hält sich in Grenzen. Viele finden es gut. Wenn mich mal jemand dumm anspricht, warum ich als Mann einen kleinen Stoffhund bei mir habe, dann sage ich meistens: Wenn man sich die Vergangenheit anschaut, gab es viele Menschen, die schlimme Sachen gemacht haben. Die meisten waren Männer. Wenn es das Schlimmste ist, dass man einen kleinen Stoffhund mag, den man nett anzieht, dann hat die Welt kaum noch Probleme. Die meisten sind dann sprachlos und stimmen mir zu. DRAUSSENSEITER: Hast du Wuffi schon einmal verloren oder irgendwo vergessen?. Arno Sprenger: Nie!
Wuffi und Frau Holle
11
LASST DIE PUPPEN TANZEN
Marionettenspiel – zum Zeitvertreib einer berühmten Mutter Maurice Sand, Sohn der französischen Schriftstellerin und Feministin George Sand
TEXT UND FoToS VoN INGRID MÜLLER-MÜNCH
B
12
ernadette Guesnard-Meisser ist
Fahrradparadies.“ Tief versteckt inmit-
ater zu spielen“, erläutert Bernadette
daran gewöhnt, dass jemand, der
ten dieser vom Tourismus großräumig
Guesnard-Meisser. „Aber auch wirkli-
sich wegen ihres kaum wahr-
umfahrenen Landschaft, liegt ein klei-
ches Theater aufzuführen. Die Nach-
nehmbaren Akzents erkundigt, wo sie
ner, geschichtsträchtiger Ort, der ver-
bar*innen auf dem Land, das Personal
denn herkomme, auf ihre Antwort, „aus
träumter und altertümlicher kaum sein
vom Hofe, die Hausgäste, sie alle kamen
dem Zentrum Frankreichs“, meist ratlos
könnte: Nohant. Neben einer romani-
und schauten zu. Die haben dann die
reagiert. Was sie denn unter dem „Zen-
schen Kirche steht das ehemalige Anwe-
Abende so verbracht, mit Theater, mit
trum Frankreichs“ verstehe, lautet häu-
sen einer der bekanntesten französi-
Musik. Jeder hat mitgemacht.“
fig die nächste Frage. Ihre Heimat liege
schen Schriftsteller*innen des 19. Jahr-
Es wäre sonst aber auch zu langweilig
etwa 150 Kilometer südlich von Tours,
hunderts, George Sand, eine radikale
gewesen, auf diesem schlossähnlichen
erklärt sie dann. „Ah“, freut sich ihr
Feministin, die alle gesellschaftlichen
Anwesen, auf dem George Sand zwar
Gegenüber, „das Massif central“. Doch
Konventionen jener Zeit sprengte.
liebend gerne den Fröschlein lauschte,
Bernadette schüttelt den Kopf. „Nein,
Weiter dann, in einem Seitentrakt,
„von denen jedes einen verschiedenarti-
eben nicht, noch nicht. Die Gegend, aus
dort, wo früher die Pferdeställe waren
gen Ton besitzt, und die sich abends im
der ich komme, liegt zwischen Loire-Tal
und die Kutschen untergebracht wur-
Winkel einer Wiese versammeln, um
und Massif central. Es ist das Berry.“
den, erinnert eine Ausstellung an ihren
dem Mond ein Lied zu singen“, schwärm-
Berry, eine Landschaft mitten in
Sohn Maurice. Ein vielseitiger Mann,
te sie. Doch die quakenden Frösche allei-
Frankreich. Unspektakulär ist die
heute fast vergessen. Maurice war Hob-
ne, der blühende Garten, die Ausritte in
Gegend, hat so gar nichts Atemberau-
by-Biologe, Maler, illustrierte die Bücher
die nächst gelegene größere Stadt La
bendes. Dafür bietet sie sanfte Hügel,
seiner Mutter und schuf etwas, das bis
Châtre, die zahlreichen Liebhaber, die
winzige Ortschaften, romantisch mäan-
heute in Nohant seinen Platz gefunden
George Sand in Nohant im Laufe der Jah-
dernde Flüsse, Weiden voller Kühe, „das
hat: Er entwarf und schnitzte Handpup-
re um sich versammelte - dies alles reich-
platte Land eben, mit viel Getreide. So
pen und Marionetten, die er zur Unter-
te nicht aus, die langen dunklen Winter-
richtig öde.“ Bernadette lacht. „Und
haltung von George Sand und zum Zeit-
abende zu füllen.
dann hast du auch Wein. Sancerre. Wer
vertreib für die ländliche Nachbarschaft
kennt keinen Sancerre! Es gibt natürlich
und die stets vorhandene Gästeschar auf
Mitte des 19. Jahrhunderts, als George
Eichen-Wälder. Dann überall diese klei-
die hauseigene Bühne brachte. „Die Leu-
Sand Herrin auf diesem Landsitz war,
nen Straßen, wo es wunderschön ist,
te auf dem Land machten sich einen
sprudelte es im Hausinneren nur so von
Fahrrad zu fahren. Das Berry ist ein
Spaß daraus, hier mit Marionetten The-
Leben. Künstler*innen waren begeistert
LASST DIE PUPPEN TANZEN
von der Schriftstellerin, die auf Konventionen keinen Wert legte. Eigentlich hieß sie ja Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, verheiratete Dudevant. Kam aus adeligem Stande. Ihr war dies egal. Derlei Petitessen ignorierte sie. Der Einfachheit halber und weil zu der Zeit Frauen in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hatten, nannte sie sich George Sand. Wurde berühmt und begehrt. Nicht Wenige nahmen die mühselige Anreise von Paris nach Nohant in Kauf, um in der Nähe dieser quirligen, geist-
In einem Seitentrakt des Schlosses befinden sich die selbstgeschnitzten Puppen.
reichen Frau zu sein. Unter anderem ihr jahrelanger Liebhaber Frédéric Chopin.
die zahlreichen Gäste, vor allem aber
Boshaftigkeit“. Bekleidet hat sie seine
Zum Abendbrot traf man sich schon-
seine Mutter, zu unterhalten. Geld ver-
Mutter, George Sand.
mal mit Frédéric Chopin, Franz Liszt,
dienen brauchte er nicht, das tat Maman
Wie nur soll man sich das vorstellen?
Gustave Flaubert, Ivan Turgenjew, dem
zur Genüge. Dafür konnte er ungehin-
Die weltberühmte George Sand, damit
Maler Eugène Delacroix, Honoré de
dert seinem Pläsier nachgehen, das bald
beschäftigt, Kleider für die Marionetten
Balzac oder Alexandre Dumas. Noch
zum Vergnügen aller wurde. Ein Schloss-
ihres Sohnes zu nähen? Eine Frau, die
heute ist im Esszimmer des Schlosses
rundgang führt heutzutage unweiger-
ganz Paris durch ihr schillerndes Outfit,
der gedeckte Tisch zu besichtigen, Mit-
lich in den Seitentrakt, in dem die Hand-
ihren für die damalige Zeit geradezu
telpunkt des gesellschaftlichen Lebens,
puppen und Marionetten ausgestellt
abenteuerlichen Lebensstil auf die mora-
an dessen Kopfende George Sand saß.
sind, die Maurice Sand einst aus Holz
lischen Barrikaden trieb? Weil sie sich
„Man diskutierte über Politik, über Lite-
schnitzte: Von denen gab es an die 150
zu einer Zeit scheiden ließ, zu der Frau-
ratur. Chopin trank erst eine heiße Scho-
Stück, wird den Touristen erklärt. Laut
en nur im Ehebett ihren Lebenszweck
kolade, bevor er sich ans Klavier setzte.
Bernadette Guisnard-Meisser, die dieses
erfüllten, nur verheiratet ihre gesell-
Die Damen stickten. Das war damals so“,
Museum liebt und ihre Gäste regelmäßig
schaftliche Stellung halten konnten?
erfährt man beim Schlossrundgang.
dorthin führt, „hat Maurice Sand die
Weil sie mit diversen Liebhabern öffent-
Köpfe so geschnitzt, dass man wirklich
lich herumturtelte? Und weil sie für
Genau an dieser Stelle kommt nun der
die Charakterzüge in den Gesichtern
Frauen Gleichheit vor dem Gesetz und
inzwischen erwachsene Sohn Maurice
erkennt. Also zum Beispiel durch Augen,
in der Liebe forderte? Hatte sie doch am
ins Spiel. Er dachte sich etwas aus, um
die richtig rausquellen, als Zeichen von
eigenen Leib erfahren, wie es ist, an
13
LASST DIE PUPPEN TANZEN
Die Handpuppen hatte Maurice Sand nach alltäglichen Vorlagen entworfen. Dabei orientierte er sich auch an der in Paris zu jener Zeit äußerst populären Commedia dell’arte, deren Kunst er regelrecht studierte ... Hier in Nohant wurden die Figuren zum Leben erweckt.
einen Ehemann gebunden zu sein, der
nen“, notierte George Sand, „und das,
Zeit, in der Frauen in der Öffentlichkeit
sich alle Freiheiten der Welt heraus-
was mir gehört, in den Händen des Teu-
nichts weiter als Dekors waren. Oder,
nimmt, während sie, seine Frau, dies
fels zu lassen; ich bin es satt, jedes Jahr
wie sie schrieb, Frauen in der Liebe wie
finanzieren musste und dafür hart arbei-
mit Komplimenten aus dem Haus gejagt
Kurtisanen behandelt wurden, „in der
tete.
zu werden, während die Frauenzimmer
Ehe wie Dienerinnen. Man liebt sie nicht,
Oder, wie es bei der Schlossführung
aus dem Flecken sich in meinen Betten
sondern bedient sich ihrer, beutet sie aus
heißt: „Irgendwann reichten ihr die
breitmachen und Flöhe in mein Heim
und hofft so, sie dem Treuegesetz zu
Eskapaden ihres Ehemanns, mit dem sie
bringen.“
unterwerfen.“
zwei Kinder hatte. Um dessen Lebens-
Sie brauchte dringend Geld. Äußerst
Diese kämpferische Frau, dieses pro-
wandel zu finanzieren, ihr Schloss in
dringend. Und genau deshalb hat sie sich
vokante Weib, soll auf ihrem Landsitz in
Nohant zu unterhalten, ihre Gäste zu
ihr extravagantes Outfit ausgedacht,
Nohant Marionettenkleider genäht
bewirten schrieb sie wie eine Besessene,
aber auch, weil es so sehr viel prakti-
haben? Für ihren Liebling Maurice, der
insgesamt 35 Romane, 180 Bände,
scher war, als die ständig im Stra-
dazu die Puppen kreierte und auf die
unzählige Glossen für Zeitschriften,
ßendreck verschmutzenden Frauenrö-
Bühne brachte?
mehr als 20.000 Briefe.“
cke. Sie wollte Furore machen, wollte
„Ich aber habe die Nase voll davon und
auffallen inmitten dieser Männerwelt,
So war es wohl. Oft saß man des Abends
bin es leid, zu arbeiten, um leben zu kön-
wollte ihre Bücher verkaufen in einer
zusammen, unterhielt sich. Frédéric Chopin spielte am Klavier, während die Hausherrin entweder Patiencen legte oder ihre Gäste zu einer Partie Domino zusammentrommelte. Manchmal stickte sie oder nähte. Und notierte: „Kälte. Ich verlasse das Haus nicht. Lukullisches Abendessen: mit Trüffeln, gefüllte Rebhühner, kleine Erbsen, Meringel, dann Zigaretten, Dominospiel. Lina singt. Es schlägt Mitternacht.“ An manchen Abenden dann ging es nach dem Essen heiter weiter. Für die passende Kulisse hatte George Sand gesorgt. Zur Überraschung ihres Sohnes hatte sie 1851 den ehemaligen Billardsaal des Schlosses in ein Theater umbauen lassen. Maurice reagierte überrascht, als er von einer Reise zurückkam und das Theater sah. George Sand notierte hierüber: „Ich lasse nur alle vierzehn Tage spielen, denn schließlich muss man ja auch noch arbeiten.“ Die Handpuppen, die hier ihre Possen reißen sollten, hatte Maurice Sand nach alltäglichen Vorlagen entworfen. Dabei orientierte er sich auch an der in Paris zu jener Zeit äußerst populären Commedia dell’arte, deren Kunst er regelrecht studierte, über die er ein Werk verfasste. Hier in Nohant wurden die Figuren zum Leben erweckt. So trat der Harlekin auf, Mehr als ein Zeitvertreib: Das Puppentheater in Nohant
14
LASST DIE PUPPEN TANZEN
Colombina, die Zofe, Pulcinella, die
Endlich kommt der feierliche Augen-
schreitet voran, George Sand wird hin-
Schadenfrohe, der prahlende Dumm-
blick. …. Wir betreten den Theaterraum,
fälliger. Sie kann nicht mehr, wie früher
kopf, aber auch die Gräfin, die Witwe,
den wir noch nicht kennen und der im
noch, die Nächte durcharbeiten. Trotz-
der Feuerwehrmann, die Gendarmen,
hellen Lichterschmuck erstrahlt. Zur
dem verströmt sie auch im Alter Lebens-
Bauern, Soldaten, Reiter, Napoleon. Und
Linken die große Bühne auf der man
freude und Energie. Nur wenige Jahre
über allem thronte Maurice als Balan
Theater spielt; gegenüber das Marionet-
vor ihrem Tod tanzt und albert sie noch
tentheater mit dem wunderbaren Vor-
mit Gustave Flaubert oder Ivan Turgen-
„Mithilfe eines Bratspießdrehers, den
hang, der selbstverständlich von Mau-
jew herum. Doch mehr und mehr zieht
man aufzog, liefen Sonne und Mond auf
rice gemalt wurde. Der Vorhang hebt
sie sich zurück. Ins blaue Zimmer. Wie
ihren gewohnten Bahnen“, beschrieb
sich: Der Hintergrund hat außerordent-
es bei der Schlossführung heißt, war
der Schriftsteller André Maurois in sei-
liche Perspektiven. Jetzt sind wir nach
dieser Raum „seit 1866 ihr Zimmer.
ner Biografie über George Sand, wie das
Spanien, in die Sierra versetzt.“
Nach dem Tod ihres Freundes Manceau
dard, der Chef der Truppe.
alles funktionierte: „Der Regen fiel; Blit-
Doch die Zeiten ändern sich. Maurice
ist sie hierher gezogen. Hier ist sie auch
ze durchfurchten die Leinwand des Hin-
überwirft sich mit dem letzten Liebha-
mit 72 gestorben. Mit Blick auf die zwei
tergrundes. Die von Maurice gemalten
ber seiner Mutter, André Manceau. Geor-
Zedern, ihre Lieblingsbäume.“
Dekorationen erweckten den Eindruck
ge Sand und Manceau verlassen Nohant.
Dies alles ist fast schon anderthalb
der Tiefe. Es waren von jeder Gestalt
Jahre später, nach dem Tod ihres Lebens-
Jahrhunderte her. Maurice Sands
mehrere Doubletten von verschiedener
gefährten, kehrt George Sand zurück ins
Lebenswerk hat seinen Platz im Seiten-
Größe vorhanden, so dass die Figur,
Berry. Und längst finden wieder Mario-
trakt des Schlosses von Nohant gefun-
wenn sie aus dem Hintergrunde nach
netten-Vorstellungen statt. Doch die Zeit
den. Doch wer nun glaubt, seine damals
vorn kam, im Näherkommen größer
schon weltberühmte Mutter hätte auch
wurde. All diese Puppen waren auf der-
zu Hause im Berry die Leute beein-
art empfindlichem Federwerk ange-
druckt, der sollte einen Blick in ihre
bracht, dass ein Hauch genügte, um sie
Sterbeurkunde werfen. Verfasst in aller
in Bewegung zu bringen.“
Unschuld von einem Bürokraten jener
„Wir sind im Abendkleid, dekolletiert,
Zeit. Trotz der vielen Bücher, die sie
wie zu einer bedeutenden Premiere“,
geschrieben hat, trotz des Geldes, dass
beschrieb eine Freundin des Hauses den
sie verdiente: Trotz all dem stand in
Ablauf einer solchen Theater-Soirée.
ihrer Sterbeurkunde: „Amantine Aurore
„Überall ist das Programm des Abends
Lucile Dupin de Francueil, verheiratet
angeheftet… Maurice opfert zwanzig
mit Baron Casimir Dudevant, genannt
Abende, um seine angebetete Mutter nur eine einzige Stunde zu vergnügen…
Hier lebte und starb die berühmte George Sand.
Baronin Dudevant, genannt George Sand: Ohne Beruf.“
15
Fotos: Haenneschen Theater
LASST DIE PUPPEN TANZEN
„Dr rhing erop, dr rhing erav“ Endlich ist wieder Leben „Hinger dr Britz“ – die Puppen gehen diesmal auf große Fahrt�
I
n dieser, sehr durch die Corona-Pan-
Damen in den Kapitän, der Florian
geschmettert von Stefan Mertens. Es ist
demie gebeutelten, Saison lädt das
Silbereisen vom Traumschiff sehr ähn-
nicht nur die beeindruckende Kulisse
Hänneschen-Theater seine große
lich sieht, dann läuft das Schiff beinahe
von Mählwurms Kneipe, dem großen
Fangemeinde nun zu einer Schifffahrt
auf einen Felsen auf. Gut, dass genug
KD-Schiff und dem Kloster Nonnen-
ein. In dem aktuellen Stück („D’r Rhing
Frauenpower an Bord ist. Mehr wird an
werth, die begeistert. Vor allem die fei-
erop, d’r Rhing erav“) kommen alle auf
der Stelle nicht verraten. Die Geschichte
ne Playlist, zu der man aus bekannten
der „Wappen von Knollendorf“ zusam-
bleibt leider oft so seicht wie das Wasser,
Gründen bitte NICHT mitsingen darf,
men, die sich sonst in der Kneipe bei
die Inszenierung aber ist grandios.
wird von den grandiosen Musiker*innen
Mählwurms Pitter treffen. Ganz gelöst
Anläßlich des 50. Bandjubiläums der
des Hänneschen-Theaters aufs Beste
in Urlaubsstimmung, fangen die Knoll-
Bläck Fööss begleiten die Zuschauer
interpretiert. Hin da! Es gibt noch Kar-
endorfer plötzlich an zu flirten, am Pool
zahlreiche bekannte Lieder der Kölner
ten. (cb)
zu chillen oder auch Sport zu treiben.
Band durch das Stück - – angefangen von
Wie gewohnt trinkt man häufig einen
dem eher unbekannten „Minge Wecker“
über den Durst. Vielleicht deshalb
über Evergreens wie „Leev Linda Lou“
kommt es zu der einen oder anderen
bis hin zum eher aktuellen „Einsamkeit“
Eskalation: Zuerst verlieben sich einige
– mit bestem spanischen Akzent
lll
INfO
„D‘r Rhing erop, d‘r Rhing erav“ Ein Abendstück von Udo Müller vorstellungen: 08.10., 09.10., 21.10., 22.10., 29.10. und 30.10.2020 Mittwoch bis Samstag 19:30 Uhr, Sonntag 17:00 Uhr und 15:00 Uhr Hänneschen Theater – Puppenspiele der Stadt Köln, Eisenmarkt 2–4, 50667 Köln Telefon: 0221-2 58 12 01 (Mi�–So�, 10–14 Uhr) E-Mail: haenneschen@stadt-koeln�de Spielplan, Informationen und Tickets: https://www.haenneschen.de/ 16
eschen Die 9 hänn
Corona-gese
tze :
drare! senschutz) e“ (Mund-Na pp la ad w dä n ch dä „S söns jet vu jot un doht Fieber oder 1. Sidd esu sidd, Hoste, t e doheim! äl tt rk bi ve vt r ie op d’r Kaat tt: Da nn bl 2. Wann Ih ha e“ atz setzt, dä om Pl pt m dä op r ih t Pl „Corona-Sy m re, da Ühre aaz e nit jarantee ktdaten“ un 3. Mer künn mer mösse all die „Konta steit. Äv ver döns, t al so kei Je öm Üch, mah notiere. -Rejele ch na si ro t er Co m de rje, dat onal köm 4. Uns Pers öch – se mösse doför so keine Diskö äde. Abenjehalde w sermaat nohm in Ja rderob. ke h oc bitte op dr Ie ht Jo . zo «. 5. Et jit t n si en-Wagen em 1. Stock ene »Toilett 6. De K los ex tra für Üch ke. t ei st Do össt Ihr! t. tret r, Laache m se un dr in bitte ni x es vve dürf t Ih och ba hl je en us m la m pp ku A 7. Em Saal Et e. : e. Nit Schwad un denk t immer dodran ng Si t Ni 8. sje s em Hänne 9. Vill Spas Zigge. re de an s w idder en . ihr do sidd Dan ke, dat möl zje ch -s je es n Ü hr hän
Anzeige
Open-air Spitzenkonzert für alle Gäste und Freunde des Kölner Obdachlosen-Frühstücks Sonntag, 18. Oktober 2020 um 10 Uhr, Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429, unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes
Eine Initiative der Dr. Peter Deubner-Stiftung
Foto: Nicole Homburg
Hallo freunde, Mensch, waren das schlimme Tage� Überall war es total heiß! So heiß, dass ich nix mehr fressen konnte� Zu viel Wärme ist einfach nix für mich� Und bei uns zuhause war es auch noch doppelt heiß, weil wir ganz oben unter einem Flachdach wohnen� Da fühlt man sich wie in einem Ofen … Ich wollte auch nicht mehr Gassi gehen und mein Herz hat mir echt zu schaffen gemacht� Aber zum Glück ist es nun ja wieder etwas kühler und Frauchen und ich können wieder auf Tour gehen� Neulich waren wir bei Künstlern� „Raum 13“ heißt das wohl� Keine Ahnung, warum oder was die da so machen�
CLAYD Aber es war total schön da� Die haben nämlich einen tollen Hof mit ganz vielen Blumen und sehr viel Grün� Frauchen sagt, das sei wie so eine kleine Oase� Ganz entspannt� Recht hat sie� Ich habe mich da einfach hingelegt und die Stille genossen� Außerdem gab es da immer leckeres Essen� Die haben nämlich gegrillt – das hat ganz herrlich geduftet� Da wollte ich am liebsten nur noch essen� Naja, mein Frauchen hat da bei den Künstlern jedenfalls mit vielen Leuten gequatscht� Das ist ja nicht so mein Ding� Ich höre lieber zu� Toll war aber, dass mich viele streicheln wollten� Sobald ich das merke, setze ich mich immer in eine bestimmte Position, damit der andere weiß, dass ich jetzt gekrault werden will� Meistens lachen die Menschen dann – weiß auch nicht
wieso� Früher habe ich sie immer nur angeschaut und gewartet� Aber das mit dem bestimmt Hinsetzen klappt viel besser� Kaum bin ich in Streichelposition, da geht es „schwupps“ auch schon los mit den Streicheleinheiten� Tja, so nach und nach habe ich wohl den Dreh raus, wie ich die Zweibeiner dazu kriege, das zu machen, was ich möchte� Und wenn ich mich mal nicht von Künstlern streicheln lasse, bin ich mit meinem Dosenöffner wieder als Streetworker unterwegs� Aber mehr dazu beim nächsten Mal� Bis bald, euer Clayd l l l hallo, ich bin Clayd aus Rumänien� Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der DRAUSSENSEITER-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen� In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe�
17
KULTUR
Das recht auf kunst und kultur VoN THoMAS DAHL
U
18
Foto: Thomas Dahl
Theater im Bauturm ermöglicht sozial benachteiligten Menschen Gratisbesuche Aron Schmidt (l�) und René Michaelsen laden zum Besuch in die Spielstätte an der Aachener Straße ein�
m seine Inszenierungen auch Men-
DRAUSSENSEITER: Ihr gehört zu den freien
zwei Tickets pro Vorstellung, mitunter
schen zugänglich zu machen,
Theatern und verfügt nicht über ein Millio-
auch drei oder vier, das hängt von der
deren Einkommen nicht für Extra-Aus-
nen-Budget wie die städtischen Bühnen, den-
Auslastung der Stücke ab. Pro Spielzeit
gaben reicht, stellt das Theater am Bau-
noch vergebt ihr Freikarten für eure Vorstel-
vergeben wir ungefähr 300 Gratiskarten.
turm regelmäßig Gratistickets zur Ver-
lungen. Wie kam es zur Teilnahme an der
DRAUSSENSEITER: Werden die offerten denn
fügung.
Kulturliste?
auch wahrgenommen, oder bleibt ihr auch
Möglich wird dies neben dem sozialen
Aron Schmidt: Das stimmt, aber das
schon mal auf dem reservierten Kontingent
Credo der Spielstätte durch den gemein-
Haus ist schon recht lange dabei. Das
sitzen?
nützigen Verein „Kulturliste Köln“, der
haben die Vorgänger der jetzigen Thea-
Aron Schmidt: Ich kann mich an keinen
2012 gegründet wurde und Bürger*in-
terleitung eingerichtet. Wir haben vor
Fall erinnern, wo sich niemand angemel-
nen gegen einen Nachweis der Bedürf-
circa einem Jahr Gespräche mit dem Ver-
det hätte. Das kommt scheinbar nur sehr
tigkeit, beispielsweise durch Bescheide
ein geführt und fanden das eine super
selten vor. Wir freuen uns sehr über das
zu ALG II, dem Besitz eines Kölnpasses
Sache. Für uns war klar, dass wir uns
Interesse.
oder dem Bezug von BAföG, Offerten
weiterhin beteiligen.
DRAUSSENSEITER: Vielen Dank für das infor-
zum Besuch von Konzerten, Muse-
René Michaelsen: Das soll auch in jedem
mative Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit
umsausstellungen, Lesungen, Sport-
Fall so bleiben. Es ist extrem wichtig, die
eurer Mission.
events, Kinderveranstaltungen oder
Zugänglichkeit für einen Theaterbesuch
Theateraufführungen inklusive einer
zu erleichtern. Es gibt da leider viele
Begleitperson bietet. Die persönlichen
Ängste, nicht nur, Theater zu verstehen,
Angaben werden vertraulich behandelt.
sondern auch auf eine Teilhabe der Stü-
Nach der gefeierten Premiere der neu-
cke angesprochen zu werden. Es ist für
en Inszenierung „Rosa Luxemburg“ (sie-
uns daher eine Herausforderung, die
he Rezension S. 19), deren geistige Prot-
Hürden niedrig zu halten und so viele
agonistin für ihre Forderung nach
Brücken für Menschen aus allen Schich-
Gleichheit und Freiheit mit dem Leben
ten wie möglich zu bauen. Unsere Bot-
zahlte, unterhielt sich der DRAUSSEN-
schaft muss auch lauten: Ihr seid mit
SEITER im Kurzinterview mit Vertriebs-
gemeint!
mitarbeiter Aron Schmidt und Chefdra-
DRAUSSENSEITER: Wie viele Karten gebt ihr
maturg René Michaelsen über die Idee
für das Projekt ab?
eines Theaters für jedermann.
René Michaelsen: In der Regel sind das
lll
INfO
Kulturliste Köln e.v. Piusstraße 40, 50823 Köln Telefon: 0221/17057452 E-Mail: info@kulturliste-koeln.de www.kulturliste-koeln.de Spendenkonto: IBAN DE11 4306 0967 4059 9492 00 BIC GENODEM 1GLS, GLS Bank Spielplan Theater im Bauturm: www.theaterimbauturm.de
KULTUR
Das Alphabet der Verzweiflung „Rosa Luxemburg“ am Theater im Bauturm
R
osa Luxemburg fehlt. Nicht nur in Form einer adäquaten
unaufhörlich fließen – Tropfen um Tropfen. Auf der Reise
Streiterin für den Geist der Solidarität, zu einer Zeit, in
zum ersehnten Ziel winden sich Krebs, Kühni und Queiroz im
der selbst die sozialen Parteien ihre Ideale zugunsten von
Zorn eines von Spastiken gequälten Schöpfers, dessen Triebe
Macht-Taktierereien entwerten lassen. Sie fehlt als physische
tief in Herz und Glieder seiner Erden-Figuren fahren. Müller
Besetzung auch im gleichnamigen Stück am Theater im Bau-
greift die chaotische Hinterlassenschaft einer fremdgebliebe-
turm … - doch ihre Verzweiflung lebt. In der Inszenierung von
nen Gottheit auf und komponiert mit musikalischen sowie
Regisseur Tom Müller schreien, flüstern, stottern, würgen,
tänzerischen Einlagen bewusst ein bizarres Ballet des geschei-
lachen und wuchten seine Darsteller*innen Hanna Krebs, Ben-
terten Willens. Dies führt letztlich in die Auslöschung eben-
jamin Kühni und Paulo Queiroz ein Alphabet der Verzweiflung
jenes Wollens. Rosa Luxemburg, Mitbegründerin der Kommu-
als revolutionären Code ins verstörte wie faszinierte Publikum.
nistischen Partei Deutschlands, wurde nach Verhören und
Mal als Conférenciers in einer Zirkus-Show, mal als Redner
schweren Misshandlungen am 15. Januar 1919 von Angehöri-
eines Nachrufs auf einer verregneten Beerdigung switchen die
gen der Garde-Kavellerie-Schützendivision in Berlin ermordet.
Protagonisten zwischen Euphorie, Melancholie und kühler
Ihre Leiche wurde in den Landwehrkanal geworfen und erst
Nüchternheit. Irritation und Provokation bleiben Programm
mehrere Monate später gefunden. Vom Strom getragen,
in einer mutigen Aufführung, die bereits mit dem Einlass in
gelangten ihre Maximen an neue Ufer und beleuchten nach
den Theatersaal beginnt: Wohin mit dem eigenen Dasein?
wie vor die Perfektion einer zivilisatorischen Unvollkommen-
Welcher Weg ist richtig, welcher falsch? Links, rechts, gera-
heit.
deaus? Wo kann man ankommen, von welchem Platz dem Geschehen beiwohnen?
Unfassbare Schatten Luxemburgs geistige Reinkarnation im Bauturm-Theater lenkt
Ein bizarres Ballet des gescheiterten Willens
im positiven Sinn von der Protagonistin ab und skizziert die
Die unmittelbare Interaktion mit dem Publikum bleibt in der
unfassbaren Schatten einer verängstigten wie stetig verführ-
nahezu zweistündigen Premieren-Darbietung ein wesentliches
baren Volksgemeinschaft, die Tyrannei und Ungleichheit erst
dramaturgisches Mittel und fordert Schauspieler*innen wie
möglich machen. Das Konzept des Stücks entfaltet sich mit
Besucher*innen, sich auf gleicher Augenhöhe zu offenbaren
der Verabschiedung vom erwarteten Drama beziehungsweise
– freilich ohne Lösungsansätze zu liefern, denn das Endziel
dessen Strukturen. Das Publikum als einbezogenes, gleichwer-
aller Revolutionen ist die Aufhebung der gesellschaftlichen
tiges Element in einem hinkenden Kreislauf, gefüllt mit Brü-
Zustände – mithin das Ende von etwas Bestehendem. In der
chen und ungeraden Variablen, partizipiert maßgeblich an
Natur und deren Gesetzen findet die Klassenkämpferin schein-
Auflösung oder Nichtlösung einer essentiellen Welten-Glei-
bar lyrische Visionen für das Miteinander aller Kreaturen. In
chung. Das Stück wird spalten, denn es bietet keinen Raum
der Bühnenumsetzung kommt diese Schwärmerei einer
für Gefälligkeiten. Mit „Rosa Luxemburg“ gelingt dem Ensem-
Romantik des Wahnsinns gleich: Wie Wasser soll sich die Vor-
ble mehr Wirklichkeit als Theater. (Thomas Dahl)
aushöhlen, Mauern umspülen und zum Einsturz bringen,
www.theaterimbauturm.de
Perfekte Unvollkommenheit: Paulo de Queiroz, Benjamin Kühni und Hanna Krebs (v. l.) offenbaren die Risse in der DNA.
Langer Schlaf, kurzer Tod: Der Traum von der Gleichheit aller Menschen vereint die Geister der Vergangenheit und Gegenwart.
Fotos: Moritz Marquardt / TiB
stellung von der Einheit allen Seins ihren Weg bahnen, Steine
19
Kölner Strassennetz
Wie GULLIVER die Corona-Pandemie meistert In den lokalen Medien wurde während des Shutdowns neben vielen anderen Aspekten auch die prekäre Situation der obdachlosen Menschen in unserer Stadt thematisiert und mit großer Sorge betrachtet. Wir wollten am Beispiel der Überlebensstation GULLIVER wissen, wie Einrichtungen für Obdachlose die Krise bewältigt haben und aktuell unter veränderten Rahmenbedingungen mit der Situation umgehen. Unsere Mitarbeiterin Karin Volberg hat sich vor Ort ein Bild machen können und sich mit dem Geschäftsführer Bernd Mombauer getroffen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das GULLIVER war nur für neun Tage vollständig geschlossen. von Karin Volberg
D
RAUSSENSEITER: Wie alle öffentli-
Entscheidung hatte und hat der Gesund-
Bernd Mombauer: Wir sind unverzüg-
chen Einrichtungen musste auch
heitsschutz. Hier hatten wir insbesonde-
lich in die Planung eingestiegen, um die
das GULLIVER Mitte März erst ein-
re zu berücksichtigen, dass obdachlose
Voraussetzungen zu schaffen, den
mal seine Türen schließen. Wie plötzlich
Menschen mit ihren häufig multiplen
Betrieb wieder aufnehmen zu können.
mussten Sie reagieren?
gesundheitlichen Vorerkrankungen zu
Wir haben bereits 2012 ein Qualitätsma-
Bernd Mombauer: Die Entscheidung, die
einer besonders verletzlichen Gruppe
nagementsystem eingeführt und hatten
Einrichtung zu schließen oder offen zu
gehören. Am 16.3.2020 hatte ich ein län-
selbstverständlich ein Hygienekonzept.
halten, liegt in Trägerverantwortung
geres Telefonat mit dem Gesundheitsamt
In unserem QM-System sind Abläufe und
und somit bei uns, konkret insbesondere
der Stadt Köln. Auf Basis dieses Telefo-
Strukturen geregelt, die uns bei der
beim Vorstand von KALZ e.V. und der
nats haben Vorstand und Geschäftsfüh-
Umsetzung der Corona-Maßnahmen
Geschäftsführung. Diese Verantwortung
rung entschieden, GULLIVER dann am
natürlich geholfen haben. Wie in allen
gilt den uns anvertrauten Menschen und
17. März um 11 Uhr zu schließen. Nur
öffentlichen Bereichen haben wir Infek-
umschließt natürlich auch alle mögli-
die Postausgabe haben wir offen gehal-
tionsschutz, Mund-Nasen-Schutz und
chen Haftungsfragen, die bei einer sol-
ten, weil unsere Nutzer*innen u.a.
Abstandsmarkierungen eingeführt.
chen Tragweite nicht außer Acht gelas-
Schecks per Post erhalten, die natürlich
Unser Eingang wurde mit einem elek
sen werden können. Bei 150 bis 200
überlebenswichtig für sie sind. Von Mon-
tronischen Türöffner nachgerüstet, um
Menschen, die täglich
tag bis Freitag waren
einen kontaktlosen Zugang sicher zu
bei uns rein- und raus-
unsere pädagogischen
stellen. Wir haben unser Lüftungssystem
gingen, mussten wir
Fachkräfte zudem tele-
auch sicherheitshalber nochmals kom-
uns fragen: „Können
fonisch erreichbar.
plett reinigen lassen. Kurz nach der Eröffnung habe ich zudem Herrn Prof.
wir den Betrieb ohne Gefährdung für die
DRAUSSENSEITER: Wie
Dr. Mark Oette, der Facharzt für Infek-
Nutzer*innen
und
haben Ihre Nutzer von der
tiologie im Severins-Klösterchen ist,
unsere Mitarbeitenden
Schließung erfahren, und
gebeten, sich unser Hygienekonzept und
einfach so wie bisher
wie haben sie es aufgenom-
die Umsetzung einmal anzusehen. Er hat
weiter führen?“ Unter
men?
sich zwei Stunden Zeit genommen und
Abwägung verschie-
Bernd Mombauer: Wir
sich vor Ort von unserem Konzept über-
haben einen Aushang
zeugt. Sein positives Urteil (siehe Kasten)
gemacht, und die Nach-
hat uns gezeigt, dass wir auf einem
richt hat sich schnell
guten Weg sind.
denster Aspekte und Güter mussten wir
Geschäftsführer Bernd Mombauer Foto: Marie Breer
unter enormen Zeitdruck zu einer Entscheidung finden. Wir
verbreitet. Keiner der obdachlosen Gäste
konnten und wollten nicht riskieren,
war allerdings besonders geschockt,
dass einer unserer Nutzer*innen oder
denn eigentlich hatten es alle erwartet.
Mitarbeitenden sich möglicherweise infi-
Es war für uns alle äußerst schmerzlich,
ziert und es schlimmstenfalls zu Infek-
aber niemand hat Rabatz gemacht.
tionsketten in die Obdachlosenszene
20
oder auch in die Stadtgesellschaft
DRAUSSENSEITER: Wie ging es weiter? Wie
kommt. Oberste Priorität bei unserer
war die Perspektive, wieder öffnen zu können?
lll
Info
Überlebensstation Gulliver Trankgasse 20 (Bahnbogen Hbf / Dom), 50667 Köln, Telefon: 0221-120 60 91 Aktuelle Öffnungszeiten: täglich von 8.00 bis 15.00 Uhr (auch Sonn- und Feiertags)
Fotos: Marie Breer
Kölner strassennetz
Anruf in der Not: Die Interessensgemeinschaft Messewesen bot ihre Hilfe an und baute kurzerhand einen Arbeitsschutz.
Die Postausgabe war durchgängig offen: Dankbarkeit bei den Besucher*innen.
DRAUSSENSEITER: Wurden Sie von irgend-
Duschen, Waschmaschinen, Trocknern,
Bernd Mombauer: Kurz nach der Öff-
welchen Stellen unterstützt? Erhielten Sie
Notfallausgabe von Kleidern, Schlaf- und
nung kam es zu einer Verdachtskette,
Hilfsangebote?
Rucksäcken sowie die Postausgabe wie-
dass sich jemand unter unseren obdach-
Bernd Mombauer: Das war ganz erstaun-
der in Betrieb genommen. Das war aus
losen Mitarbeitenden mit COVID-19 infi-
lich. Kurz nach dem allgemeinen Shut-
Hygienegründen der dringlichste
ziert haben könnte. Bei den Verdachts-
down bekamen wir eine E-Mail von
Bereich. Es können nun weniger Perso-
fällen haben die Mitarbeiter*innen vom
Herrn Szekeres von der Interessenge-
nen gleichzeitig duschen als vor der Pan-
städtischen Gesundheitsamt die Infekti-
meinschaft Messewesen. Er fragte:
demie. Wir halten insgesamt zehn
onsketten akribisch nachverfolgt, Coro-
„Braucht ihr Unterstützung? Wir hel-
Duschen vor, auf jeder Seite unseres
na-Tests durchführen lassen und im
fen!“ Die Messebauer hatten ja auch von
Hygienebereichs fünf. Es stehen momen-
Bedarfsfall auch Quarantäne angeord-
heute auf morgen nichts mehr zu tun.
tan aber nur jeweils zwei Duschen
net. Zum Glück hatte sich niemand
Herr Szekeres und sein Team bauten uns
gleichzeitig zur Verfügung. Sobald die
unserer Mitarbeitenden angesteckt.
einen Counter mit Plexiglasschutz für
Duschen frei sind, werden sie gereinigt
Dies hätte vermutlich die erneute Schlie-
den Eingangsbereich und später auch
und desinfiziert, und währenddessen
ßung zur Folge gehabt. Diese Situation
für den Thekenbereich im Gastraum. Sie
kann in den zuvor freistehenden Kabi-
war für uns alle sehr belastend! Wir soll-
wollten nicht einmal die Materialkosten
nen geduscht werden. Um die Verfügbar-
ten uns vor Augen halten, dass diese
erstattet bekommen! Darüber hinaus
keit zu erhöhen, bitten wir die Nut-
Situation jeder Einrichtung – auch trotz
gab es eine riesige Hilfsbereitschaft aus
zer*innen, sich etwas zu beeilen. Das
optimaler Schutzkonzepte – drohen
der Stadtgesellschaft. Wir erhielten
funktioniert gut, da sich die Obdachlo-
kann. Wie sagte Prof. Dr. Mark Oette bei
Spenden von Desinfektionsmitteln und
sen solidarisch untereinander zeigen.
unserer gemeinsamen Begehung: „Es
Masken. Wir haben es aber abgelehnt,
Viele wohnungslose Gäste hatten kaum
gibt keine 100-prozentige Sicherheit“!
FFP2- und FFP3-Masken zu nehmen, weil
mehr saubere Kleidung und keine Mög-
Ich hoffe nur, dass es im Fall der Fälle –
diese im Gesundheitswesen dringender
lichkeit ihre Wäsche zu waschen. Dem
und egal welche Einrichtung es trifft – ,
gebraucht wurden.
konnte im GULLIVER abgeholfen wer-
nicht zu ungerechtfertigten Stigmatisie-
den.
rungen kommen wird.
der Wiederöffnung nach nur neun Tagen?
DRAUSSENSEITER: Ist Ihnen bekannt, ob sich
DRAUSSENSEITER: Der Café- und Aufenthalts-
Bernd Mombauer: Wir haben zunächst
jemand von Ihren Nutzer*innen mit dem Coro-
bereich im oberen Stockwerk ist auch wieder
den unteren Bereich mit den Toiletten,
na-Virus infiziert hat?
geöffnet. Wie ist die Situation dort?
DRAUSSENSEITER: Wie war die Situation nach
Prof. med. Dr. Mark Oette: „Ich durfte Ihre Einrichtung kennen lernen und war beeindruckt über die differenzierte Vorgehensweise, mit der Sie wohnungslosen Menschen unter hygienisch guten Bedingungen Toilette, Dusche, Aufenthalt, Mahlzeiten, Gepäckaufbewahrung etc. bieten. Dies wird durch die per-
sönliche Präsenz Ihres Teams ergänzt, was in vielen anderen Einrichtungen in Zeiten von Corona nicht mehr funktioniert. Wir haben viele Details der Besucherabfolge, der strukturierten Nutzung der Angebote sowie der jeweiligen Reinigung und Desinfektion besprochen. Hierbei kamen auch die Aspekte Sicherheit,
Belüftung, Mitarbeiterschutz etc. zur Sprache. Zusammenfassend darf ich Ihnen zu einer wirklich gelungenen Organisation Ihrer Einrichtung gratulieren. GULLIVER ist ein Beispiel dafür, dass gelebte Solidarität unter professionellen Bedingungen auch während der Pandemie weiter funktioniert.“
21
Fotos: Marie Breer
KöLNER STRASSENNETZ
Ein gutes Hygiene-Konzept ermöglicht nun wieder den Aufenthalt im Offenen Treff der Einrichtung�
Strom ist wichtig, um miteinander in Kontakt zu bleiben�
Bernd Mombauer: Wie überall in der
Straßennetz“ REWE-Gutscheine an
Gastronomie können wir natürlich weni-
Obdachlose verteilt, woran sich auch der
ger Sitzplätze anbieten. Wir haben jetzt
DRAUSSENSEITER beteiligt hat (wir
nur noch Einzelplätze und halten die
berichteten). GULLIVER hat diese Aktion
Abstandsregeln genau ein. Darüber hin-
der Verteilung der Care-Pakete vorgezo-
aus haben wir die Aufenthaltsdauer auf
gen, da man damit dem individuellen
jeweils eine Stunde begrenzt. Wir kon-
Bedarf der Obdachlosen besser gerecht
trollieren das nicht akribisch, aber auch
werden konnte, also eine Form der
hier erkennen wir die große Solidarität
Selbstbestimmung. Anfang Juli kam
untereinander. Unsere sechs Schlafplät-
dann einer der Obdachlosen zu uns und
ze, auf denen sich normalerweise die
hat 80 € für das GULLIVER-Team gespen-
Obdachlosen tagsüber ausruhen können,
det. Er hat sich bedankt, dass er in der
sind aufgrund der Platzverhältnisse zur-
schweren Zeit immer mal wieder einen
zeit leider gesperrt.
Gutschein erhalten hat. Das hatte ihm
Foto: Privat
sehr geholfen, aber er wollte nichts DRAUSSENSEITER: Und wie sieht es mit der
geschenkt haben und daher den Gegen-
Registrierung der Cafébesucher aus?.
wert als Dankeschön spenden. Auch so
Bernd Mombauer: Das ist natürlich pro-
etwas gibt es und hat ganz viel mit Wür-
blematisch. Wir erfassen Name und Ruf-
de zu tun!
nummer – sofern vorhanden – aber die Umsetzbarkeit liegt aufgrund der Ziel-
DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank!
gruppe geschätzt nur bei ungefähr 25 Prozent. DRAUSSENSEITER: Halten sich denn alle Gäste und Mitarbeiter*innen an die allgemeinen Regeln? Bernd Mombauer: Die Abstandsregeln werden sehr diszipliniert eingehalten. Hier ist kein Unterschied zum Rest der Bevölkerung erkennbar. Das Tragen der Masken muss allerdings immer mal wieder angemahnt werden. Da sowohl bei den mitarbeitenden Obdachlosen als auch bei den Nutzern des GULLIVER eine hohe Identifikation mit der Einrichtung fast schon eine Selbstverständlichkeit. DRAUSSENSEITER: Gibt es irgendeine besondere Geschichte oder Anekdote aus dieser ungewöhnlichen Zeit? Bernd Mombauer: Ja, die gibt es in der Tat. Es wurden bekanntlich vom „Kölner
22
Foto: Stella Brückner
besteht, ist die Einhaltung der Regeln
Auch Wellness-Angebote gehören zum GULLIVER: Ehrenamtlich ist Diana Kuss, neben Leyla Demirgen, als Friseurin tätig�
SeiLeise signiert DRAUSSENSEITERHefte
U
nsere September-Ausgabe zierte ein Bild von dem Künstler Tim für die Ossege alias seiLeise� U nterstüt Der Kölner Künstler, der zung! bundesweit mit seiner Reverse-Kunst Aufsehen erregt, hat es sich nicht nehmen lassen, einen Stapel Hefte persönlich zu signieren� Diese wurden sowohl an diejenigen versandt, die unsere Corona-Soli-Aktion unterstützt haben als auch an Neuabonnenten� Dank der Spenden von Ihnen, unseren Unterstützer*innen in den #Corona-Draussenseiter-Soli-fonds, ist eine Summe von 2�915 Euro zusammengekommen, mit der wir den Verdienstausfall unserer Verkaufenden für die Monate April bis Juni ausgleichen konnten� Herzlichen Dank an alle, die das möglich gemacht haben� (cb)
Danke
NEWS
KUNDGEBUNG vOR DER WAHL
Kölner Mahnwache
I
Christina Bacher stattete der Mahnwache einen Besuch ab� IIm Hintergrund auch André Salentin, Sprecher des besetzten Hauses, für das sich zur Zeit einige Prominente stark machen�
Fotos: Christina Bacher
m Vorfeld der Wahlen am 13�9�2020 hat eine engagierte Gruppe um Klaus Jünschke und Rainer Kippe eine tägliche Mahnwache auf dem Alter Markt abgehalten, um über Themen wie Wohnungsmangel und -leerstand zu diskutieren� Neben den Infotafeln, die über den jahrelangen Leerstand von Häusern informierten und Auskunft über das Phänomen des Mietwuchers und der Vermietung unzumutbarer Kleinst-Parzellen als Wohnraum boten, stand das Forum auch der Stadtgesellschaft zur Verfügung, miteinander ins Gespräch zu kommen� Zusätzlich informierte ein täglicher Newsletter über die Themen des Tages� Besonders toll: Auch der DRAUSSENSEITER wurde dort präsentiert und an Interessierte verkauft� Am Freitag vor der Wahl fand dann schließlich mit rund 60 Menschen eine Kundgebung statt, auf der neben Christoph Butterwegge und Jürgen Becker auch Klaus, der Geiger und Initiator*innen des neugegründeten Vereins „Obdachlose mit Zukunft“ sprachen� Die Moderation übernahm Martin Stankowski� (cb)
Akiko Ahrendt gehört zu den Unterstützerinnen des Vereins OmZ�
Klaus, der Geiger mit Martin Stankowski
Auf Abstand fand Mitte September das DRAUSSENSEITER-Picknick vor der OASE statt� Wir feierten die neue Ausgabe, putzten die (Brötchen- und Kuchen-) Platte und tranken Kaffee bis zum Umfallen� Heiße Diskussionen ergaben sich über das Gender-*, Themen wie Sex, Drugs and Rock'n’Roll und rund um die Frage, ob man immer etwas zurückhaben möchte, wenn man etwas gegeben hat� Wir müssen einfach öfters picknicken� Toll, Leute, dass es euch gibt! (cb)
Foto: Marie Breer
DRAUSSENSEITER veranstaltet Picknick
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DRAUSSENSEITER - Abonnement
ABO | IMPRESSUM
IM P RE SS U M
Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle: Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln�de www�draussenseiter-koeln�de Redaktionsassistenz Sabrina Burbach, burbach@draussenseiter-koeln�de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Ausgabe� Lektorat Barbara Feltes Titelgestaltung Deborah Keser Titelfoto Schauspiel Köln, Ana Lukenda
ein Straßen-Abo zu 42,– Euro pro Jahr ein Sponsoren-Abo zu 85,– Euro pro Jahr
Gestaltung Innenseiten Edgar Lange, https://www�desdev�de Druck druckdiscount24�de Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln�de
ein Förder-Abo zu 150,– Euro pro Jahr
vertrieb Ali Baran / Rudolf Fronczek
(Als Dankeschön für das Förder-Abo gibt es zudem das Buch „Köln trotz(t) Armut“.)
Herausgeber Benedikt-Labre e�V� – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel�: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16
www.draussenseiter-koeln.de, abo@draussenseiter-koeln.de Lieferanschrift
Depots (nur für verkäufer) • Kiosk Orman, Salierring 15, 50677 Köln • OASE, Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln
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verkauf öffentlich • Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln • Buchladen Neusser Straße, Neusser Straße 197, 50733 Köln • BUNT Buchhandlung, Venloer Straße 338, 50823 Köln
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Kontoverbindungen IBAN: DE66 3705 0198 0016 5020 31 SWIFT-BIC: COLSDE33, Sparkasse KölnBonn
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DRAUSSENSEITER ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene� Leserbriefe sind immer herzlich willkommen� Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich� Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht� Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert� Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1�1�2009� DRAUSSENSEITER ist Mitglied des
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VORSCHAU
Gratis-Tipp z Ausstellung
Reise zum RoboLAB
Foto: Markus Düppengießer
Dieses Jahr war der erste Schritt die Herstellung des künstlerischen Raumes Circolaris als dauerhafte Heimstätte des RoboLAB-Projekts. Im zweiten Schritt entwickelte der Ideengeber Nils Rottgardt gemeinsam mit Künstler*innen mit und ohne Beeinträchtigung eine inklusive, ortsspezifisch angelegte Ausstellung innerhalb der Skulptur. Zu sehen und hören sind Fotografien, Videos, Objekte, Klang- und Lichtkunst.
Die Öffnungszeiten von Biergarten, Skulpturenpark und RoboLAB entnimmt man der Website oder den Veröffentlichungen auf facebook und Instagram. Der Eintritt ist – von Veranstaltungen abgesehen – frei.
Foto: Anemone Träger
Die Reise über die letzte Grenze hat bereits begonnen: Anfang September wurde das RoboLAB 2020 als neuer Kunstort mit eigener Projektreihe auf dem riesigen Gelände von Odo Rumpf – Odonien genannt – eröffnet. Seither dient Circolaris als barrierefrei begehbare Großskulptur für die inklusiven, spartenübergreifenden RoboLAB-Kunst- und Kulturprojekte, die nahtlos an das Roboterkunstfestival Robodonien andockt.
Die Coronakrise bot Rückenwind für Fahrradfahrer: Auch in Köln wurde mehr gestrampelt.
Ab aufs Rad
D
er Wunsch nach einem massiven Ausbau der Fahrradund Fußmobilität im Land ist unübersehbar. Das haben die Bürger*innen NRWs bereits in den vergangenen Monaten mit ihren Unterschriften klar gemacht: Die Unterschriftensammlung für die NRW-weite Volksinitiative Fahrrad wurde mit 207.000 Unterschriften erfolgreich beendet. Wir haben mit der Initiatorin Dr. Ute Symanski darüber gesprochen, warum Städte in Zukunft für Menschen und nicht für Autos geplant werden sollten. Zusätzlich haben wir die Leute auf der Straße gefragt, welchen Bezug sie zu ihrem Fahrrad haben. Und wir gratulieren der Dr. Deubner Stiftung zu 15 Jahren Obdachlosenfrühstück.
www.odonien.de
Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. November 2020. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749
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SERVICE
Foto: Simon Veith
n Sozialdienst Katholischer Männer e.V. Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de
In der OASE.
Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund
n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für
Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de
Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung
Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr
n Bürger für Obdachlose e.V.
n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr. Kostenloses sonntägliches Frühstück to go. Jeden 2. und 4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim, jeden 3. Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429
n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme
Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen
n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html
Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, DuschmögTrankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, lichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach VereinbaTagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit rung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Inter- 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreunetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestati- tes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. on, Gepäckaufbewahrung Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-16 Uhr täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr (Kernöffnungszeiten), Wochenende und auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Feiertage 10-18 Uhr Köln Pass. Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Kleiderkammer: Do 13.30-15.30 Uhr Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr
n Gulliver – Überlebensstation f. Obdachlose
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n Vringstreff e.V. Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de
Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de
Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de
n Emmaus
Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr
Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebraucht-
n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de
Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung
Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr
Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr
Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:
siehe Aushang
SERVICE
n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de
Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen
Nur für Frauen n agisra e.V.
Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.
n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.
Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org
n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und
Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr
Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote
n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de
Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de
Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen:
In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote
Wohnprojekt für Frauen
n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen
Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung
Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Foto: Christina Bacher
Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh
Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de
n Mäc-Up
Der Second-Hand-Laden der Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.
n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH
n Haus Rosalie
Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung maedchenberatung-linksrhein@lobbyvon 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr fuer-maedchen.de Frauenfrühstück Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung
n Comeback
Nur für Männer
Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.
Foto: Wolfgnag Kurtz
waren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.
Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.
n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren
n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27
LASST DIE PUPPEN TANZEN
DANKE!
Die corona-krise hat Armutsbetroffene besonders hart getroffen. hiermit wollen wir «Danke» sagen für Ihre unterstützung, die eine Soforthilfe unserer Straßenzeitungsverkäufer*innen ermöglicht. Dank Ihnen kann das herz der Straße weiterschlagen. #Corona-Draussenseiter-Soli IBAN DE66 3705 0198 0016 5020 31 SPARKASSE KÖLNBONN / BIC COLSDE33 OASe - Benedikt-Labre e.V. Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 köln www.draussenseiter-koeln.de
FOTO: SIMON VEITH
FOTO: SIMON VEITH
SAGEN DIE DRAUSSENSEITERVERKÄUFER*INNEN