Tagungsprogramm

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© Johanna Benz

ERBE SEIN – ERBE HABEN öffentliche Tagung, SA. 25.3.17, 13 – 18 Uhr, Theater Freiburg

Die Ausstellung DEPOT ERBE im Museum für Neue Kunst startet mit einer öffentlichen Erbschaftsdebatte zur Frage »Wer bestimmt, was hinterlassen wird?«: aus soziologischer, ökonomischer, genetischer und kultureller Sicht wird es in Vorträgen und Gesprächen um Geschichtserfahrung, Ökonomien des (Ver)Erbens, die Verantwortung von Hinterlassenschaften und Erinnerungen sowie um Kriterien und Formen der analogen und digitalen Archivierung gehen. Was werden wir vererbt haben? Ein TAnzFondS ErbE Projekt Theater Freiburg & Museum für neue Kunst Freiburg


ERBE SEIN – ERBE HABEN Tagung, Theater Freiburg, SA. 25.3.17, 13 – 18 Uhr 13 Uhr 100 Prozent Erbschaftsteuer! Haben die kommenden und die vergangenen Generationen berechtigte Ansprüche an die Gegenwärtigen? Und haben diese überhaupt Pflichten gegenüber jenen? Guy Kirsch, emeritierter Professor der Universität Freiburg (Schweiz), gehört zu den Pionieren der Neuen Politischen Ökonomie. Er beantwortet diese ethische Frage mit seiner provokanten Forderung nach 100% Erbschaftsteuer und schlägt die Abschaffung der materiellen Erbschaft im herkömmlichen Sinne vor. Erbschaften sollen in einen Fonds fließen, aus dem alle Erbberechtigten die gleiche Summe ausgezahlt bekommen – unabhängig davon, ob die Eltern oder Großeltern eine Milliarde oder nichts hinterlassen haben. Was diese dann jeweils mit „ihrem“ Erbe machen, bleibt ihnen überlassen. Ein Vortrag von Guy Kirsch mit anschl. Diskussion, moderiert von dem Journalisten der Badischen Zeitung Jürgen Reuß. 14 Uhr Wer erbt, interpretiert. In seiner jüngst erschienenen Publikation »Verwaiste Hinterlassenschaften. Formen gespenstischen Erbens« beschreibt der Literaturwissenschaftler Gerhard Richter den Begriff eines intellektuellen Erbes als Akt der Interpretation des (schriftlich) Überlieferten. In diesem Sinne vervielfältigt sich das intellektuelle Erbe mit der Aneignung durch jeden Leser und mit jeder neuen Lesart. Wie aber kann die Lektüre zu einem kollektiven Akt und ein Buch gemeinsam vererbt werden? Ein Vortrag von Gerhard Richter mit anschl. Diskussion über das Verhältnis lesender Erben und schreibender Erblasser mit der Künstlerin Ivana Müller, der Philosophin Bojana Kunst, der Schriftstellerin Annette Pehnt, moderiert von dem Künstler Ole Frahm. Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt.

15.30 Uhr NS und Faschismus in gegenwärtigen Erinnerungspolitiken »Europas faschistisches Erbe aktualisiert sich in unseren Tagen«, so die Künstlergruppe LIGNA, die für DEPOT ERBE einen Audio-Guide erarbeitet hat, der das Erbe des Faschismus im Freiburger Stadtraum vergegenwärtigt. Die Stimmen, die wir auf dem Parcours hören, dienen weniger einer historischen Aufarbeitung als einer Sichtbarmachung unheimlicher Wiedergänger des Erbes in jüngster Zeit: die Herrschaft des Ressentiments, die Angstlust an einer paranoiden Weltwahrnehmung und die Wiederkehr des autoritären Charakters. Wie verhalten wir uns zu jenen Hinterlassenschaften, zu den Verbrechen des Nationalsozialismus, seiner Propaganda, seinem materiellen Erbe, den kulturellen und körperlichen Codierungen sowie der Wiederkehr des aggressiven Nationalismus? Ein interdisziplinäres Podium zur Frage nach dem Umgang mit historischem Erbe. Mit der Gruppe LIGNA, der Historikerin Cornelia Brink, dem Kulturtheoretiker Klaus Theweleit und der Epigenetikerin Tanja Vogel. Moderation: Hans-Joachim Hahn 17 Uhr Das Vermächtnis immaterieller Künste Wir befinden uns im Jahr 2045. Die Sekte »Church of Performance Art« hat sich anhand von Videobändern Performances aus Zeiten der Kulturförderung angeeignet, um sie täglich in einer Messe zu zelebrieren. Jochen Roller hat seine bereits 2003 entwickelte Zukunftsvision für DEPOT ERBE als Installation reanimiert. Das MMK Frankfurt/Main hat kürzlich mit der Ausstellung »Das imaginäre Museum« ebenfalls einen Blick aus der Zukunft (2052) eingenommen: Es fragte, was wäre, wenn Museen und Kunst komplett aus der Gesellschaft verschwinden würden? 80 Arbeiten wurden ausgestellt, am Ende der Ausstellung entfernt und durch Erinnerungen ersetzt. Woher rührt diese Dystopie der Auslöschung von


Kunst in einer Zeit, in der das Internet alle technischen Voraussetzungen für die Speicherung von materiellen und immateriellen Werken bereit hält? Wie lassen sich zeitbasierte Künste sammeln, Nachlässe beschützen und Möglichkeiten der digitalen Vernetzung nutzen, ohne die Erblasser zu übergehen? Ein Gespräch mit Peter Gorschlüter (Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main), Christine Litz (Museum für Neue Kunst Freiburg), Anne Kersting (Künstlerische Leiterin DEPOT ERBE), Jochen Roller (Choreograph) und Thilo Wittenbecher (mime centrum berlin). Moderation: Christiane Kühl

SERVICE Weitere Infos zum Programm finden Sie unter www.theater.freiburg.de/tanz Theaterkasse, Bertoldstraße 46 MO. – FR. 10 – 18 Uhr & SA. 10 – 13 Uhr Tel.: 0761 201 28 53 www.theater.freiburg.de Preise Ticketpreise für die Tagung im Theater Freiburg Tagung Erbe sein – Erbe haben: 8 EUR / erm. 6 EUR


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