Die Beste Zeit Nr 25

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DIE BESTE ZEIT Das Magazin für Lebensart

Ausgabe 25, 2014 - 3,50 Euro

Das Menschenschlachthaus Ausstellung im Von der Heydt-Museum

Vorsichtshalber Vorsichtig Peter Pabst-Installationen zu PINA40

Ein Abend mit Untoten Dracula in einer Bühnenfassung

Ausstellung Sabine Moritz In der Von der Heydt-Kunsthalle Barmen

Guitar Night in der Akademie

Licht im Dunkel

Was tun Sie da in… Wien ? Neuer Else-Lasker-Schüler Almanach

Ein Kleinod dieser Stadt Die Villa Mittelsten Scheid

Material, Form und Sprache Klingelhöller im Skulpturnpark

Festival der Gitarrenmusik in Remscheid Schauspiel im Teo Otto Theater

ISSN 18695205

Wuppertal und Bergisches Land

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„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Psalm 91,11

Wie Sie das letzte Spiel bestreiten, bestimmen Sie selbst.

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dung ist uns Verpflichtung. Und das seit 200 Jahren.

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, wann ist eigentlich die beste Zeit im Leben? Die Antwort ist einfach: wenn man bereit ist, sie anzunehmen, wie sie ist. Keine Angst, das wird hier keine Predigt eines Laien, der sich in seiner frühen Jugend in einem evangelisch-reformierten Gemeindehaus vergnügte. Das war in den späten 50-er und frühen 60-er Jahren des alten Jahrhunderts im guten alten Wichlinghausen eine Variante der besten Zeit für Kinder und Jugendliche. Sicher hat man nicht alles verstanden, was dort so „gepredigt“ wurde. Aber auch diese Zeit war prägend und – die Zeitmaschine rast gerade von 1963 in das Jahr 2014 – da betrachtet man ein Konzert der talentierten Wuppertaler Opernsängerin Annika Boos in der Barmer Immanuelskirche sogar unter dem Blickwinkel der eigenen Konfirmation. Niemand dachte 1963 daran, dass ausgerechnet diese Kirche später eine überaus begehrte Stätte für Konzertaufnahmen werden würde. Das aber ist sie längst und die Kirche erlebt jetzt fast ihre beste Zeit. Ob unser Wuppertal aktuell seine beste Zeit erlebt? Viele bezweifeln das, verklären und glorifizieren dabei die Vergangenheit. Um dann festzustellen: damals war auch nicht immer die beste Zeit. Übrigens: genörgelt wird auch in anderen Städten. Nur dringt das oft nicht ins Tal oder wird nicht eben wahrgenommen. Wenn man außerhalb dieser Stadt sich das Vergnügen gönnt und nur die in Wuppertal (oder Barmen und Elberfeld) geborenen Persönlichkeiten aus allen Lebensbereichen einigermaßen vollständig aufzählt, erntet man Erstaunen. Auch die wahre Einwohnerzahl Wuppertals ist weitgehend unbekannt. War die Zeit wirklich besser, als es noch 400.000 und mehr waren? Oder kommt die beste Zeit, wenn wir uns auch zu einem sinnvollen Rückbau oder zur Erhaltung von vorhandenem Kleinod entschließen, wie es jetzt mit der Villa Mittelsten Scheid geschehen ist. Könnte ein Stück beste Zeit nicht auch die Existenz und Kreativität der vielen Stiftungen in dieser Stadt sein? Wuppertal kann sicher nicht mit Hamburg, Bremen und Frankfurt mithalten. Aber mit sehr vielen anderen Städten ähnlicher Größenordnung. Unsere Oper hat kürzlich eine Erwähnung mit anderen, sehr großen Häusern im KulturSPIEGEL geschafft. Und was unser junges Schauspiel-Ensemble zuletzt bot, das war beste Zeit. Jetzt wagt sich das Theater in Cronenberg sogar in andere Genres und die Historische Stadthalle hat nicht nur den großen Dirigenten Sir Simon Rattle zur Begeisterung gebracht, sondern auch den bedeutenden Mimen Klaus-Maria Brandauer bei einer Lesung vor einigen Jahren. Er hat das auch in Wien erzählt. Das Gejammere um unsere beiden Innenstädte finde ich oft unerträglich. Es muss von Menschen kommen, die noch nie besonders abends in anderen Innenstädten unterwegs waren. Schon mal an einem normalen Sonntagabend in Berlin oder Hamburg unterwegs gewesen? Von anderen Städten und ihren Leerständen ganz zu schweigen. Ich will die beste Zeit im Editorial dieser Besten Zeit nicht willkürlich herbeischreiben. Leider aber geht allzu oft die Balance für viele Dinge des Lebens total verloren. Manchmal wünscht man den handelnden Personen nur das alte Soldatenprinzip vor einer wichtigen Entscheidung: eine Nacht darüber schlafen. Dann könnte die beste Zeit gekommen sein. Klaus Göntzsche

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Die Beste Zeit erscheint in Wuppertal und im Bergischen Land Erscheinungsweise: alle zwei Monate Verlag HP Nacke Wuppertal - Die Beste Zeit Friedrich-Engels-Allee 122, 42285 Wuppertal Telefon 02 02 - 28 10 40, E-Mail: verlag@hpnackekg.de V. i. S. d. P.: HansPeter Nacke Ständige redaktionelle Mitarbeit: Frank Becker, Thomas Hirsch, Matthias Dohmen, Susanne Schäfer Darüber hinaus immer wieder Beiträge von: Marlene Baum, Heiner Bontrup, Antonia Dinnebier, Beate Eickhoff, Fritz Gerwinn, Klaus Göntzsche, Johannes Vesper und weiteren Autoren Erfüllungsort und Gerichtsstand Wuppertal

The art of tool making

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22.01.14 09:17

Nachdruck - auch auszugsweise - von Beiträgen innerhalb der gesetzl. Schutzfrist nur mit der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages.

Gastbeiträge durch Autoren spiegeln nicht immer die Meinung des Verlages und der Herausgeber wider. Für den Inhalt dieser Beiträge zeichnen die jeweiligen Autoren verantwortlich. Kürzungen bzw. Textänderungen, sofern nicht sinnentstellend, liegen im Ermessen der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Beiträge kann keine Gewähr übernommen werden. Trotz journalistischer Sorgfalt wird für Verzögerung, Irrtümer oder Unterlassungen keine Haftung übernommen. Bildnachweise/Textquellen sind unter den Beiträgen vermerkt. Titelfoto: Skupturenpark Waldfrieden, Ausstellung Peter Pabst im Rahmen pina40. Foto: K.-H. Krauskopf (Ausschnitt)


Inhalt Ausgabe 25, 6. Jahrgang, Februar 2014 Ein Abend mit Untoten

Das Menschenschlachthaus Der Erste Weltkrieg in der Kunst Ausstellung im Von der Heydt-Museum

Dracula in einer Bühnenfassung von Frank Becker

Seite 6

Ausstellung Oscar Tuazon

Ausstellung Sabine Moritz In der Von der Heydt-Kunsthalle Barmen

Im Museum Ludwig in Köln

Seite 10

Foto von Elisabeth Heinemann – Gedicht von Anton Schlösser

Seite 14

Schauspiel im Teo Otto Theater Remscheid von Frank Becker Seite 56

Seite 20

Winter III

Skulptur und Malerei

Susanne Buckesfeld

Material, Form und Sprache

Harald Klingelhöller im Skulpturenpark von Thomas Hirsch

Auch Jahre nach dem plötzlichen Tod der Wuppertaler Choreographin gelingt es Jochen Viehoff, einen frischen Blick auf das Ensemble des Tanztheaters zu werfen. Die sorgfältig komponierten Momentaufnahmen sind von spannungsvoller Dynamik – das stark angeschnittene Längsformat erweckt den Eindruck, als ob Tänzer jeden Augenblick von der Bühne verschwinden oder mit einem Mal weitere Personen

Die Villa Mittelsten Scheid von Klaus Göntzsche

Seite 27

Interessantes zu den Themen Steuern und Recht, von Susanne Schäfer

Seite 30

Tanztheater Wuppertal – Pina Bausch 12 Postkarten im Verlag HP Nacke

Ida Dehmel Die Gründerin der GEDOK

Seite 37

von Angelika Zöllne

12 Szenenfotos von Jochen Viehoff Verlag HP Nacke

Seite 38

Seite 67

Naturkultur Im Schloss Lüntenbeck von Stephanie A. Herpich

Seite 70

Neue Kunstbücher

Tanztheater Wuppertal, Pina Bausch • 12 Szenenfotos von Jochen Viehoff

Winterspaziergang auf der Kaiserhöhe Der Elberfelder Nützenberg-Park Seite 38 von Anne Fitsch Tessa Mittelstaedt Die Wuppertaler Schauspielerin von Klaus Göntzsche

Seite 66

Seite 34

Verlag HP Nacke Wuppertal · ISBN 978-3-942043-99-1

Kammerspielchen als Leidenschaft Theater an der Westkotter Straße von Klaus Göntzsche

Seite 65

Ensemble, „... como el musguito en la piedra, ay, si, si, si...” • Julie Anne Stanzak, „Sweet Mambo“ • Ensemble, „Nur Du“ Eddie Martinez, Kyomi Ichida, „Ahnen“ • Ensemble, „Rough Cut“ • Ditta Miranda Jasjfi, Rainer Behr, „Komm tanz mit mir“ Julie Anne Stanzak, Andrey Berezin, „Nelken“ • Ensemble, „Wiesenland“ • Ensemble, „Bamboo Blues“ • Silvia Farias, „Bamboo Blues“ • Ensemble, „Nefés“ Ensemble, „Wiesenland“ • Julie Anne Stanzak, „Sweet Mambo“

Taubenbotschaft Erzählung von Dorothea Müller

Seite 63

Paragraphenreiter Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

Eleganz und Temperament 24 Mädchenbeine in der „Revue Paradis“ von Frank Becker

Seite 58

ins Blickfeld geraten könnten. Viehoff nutzt die ganze Bandbreite des Panoramablickes, um die Beziehungen der Figuren treffend zu charakterisieren. So könnte die Entfernung zwischen den beiden Protagonisten in „Nelken“ kaum größer sein, getrennt durch ein Blumenmeer, das die ganze Bildlänge einnimmt. Distanzierte Aufnahmen in die Tiefe des Bühnenraums wechseln mit intimen Nahansichten. Von suggestiver Spannung ist etwa die Szene aus „Komm tanz‘ mit mir“,

Ein Kleinod dieser Stadt

wo sich Rainer Behr und Ditta Miranda Jasjfi im dichten Gestrüpp der Birken verstricken, Sinnbild für ihre undurchdringliche Beziehung. Jochen Viehoff macht sichtbar, was Wim Wenders über Pina Bausch so formuliert hat: „Sie hat ihren Blick ungeheuer geschärft für all das, was wir mit unseren

Seite 24

Guitar Night in der Akademie Festival der Gitarrenmusik in Remscheid von Frank Becker

Der Tag, an dem mein Auto verschwand Texte von Karl Otto Mühl

Bewegungen und Gesten sagen, was wir damit über uns selbst verraten“.

Ausstellung Norbert Kricke und Emil Schumacher in Hagen

Seite 54

Grenzerfahrungen

Was tun Sie da in… Wien ? Neuer Else-Lasker-Schüler-Almanach von Heiner Bontrup

Seite 52

Winterliche Allee

Vorsichtshalber Vorsichtig Installationen von Peter Pabst im Skulpturenpark Waldfrieden

Seite 49

und andere Buchvorstellungen

Seite 72 Kulturnotizen Kulturveranstaltungen in der Region

Seite 76

Seite 44

Kreatur Pferd Emil Schumacher-Ausstellung in Hagen

Seite 46

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Das Menschenschlachthaus Der Erste Weltkrieg 1914 bis1918 in der französischen und in der deutschen Kunst 8. April 2014 – 27. Juli 2014 im Von der Heydt-Museum

Im Zentrum der Ausstellung steht die Wahrnehmung des Krieges durch die bildenden Künstler und die Frage, wie haben Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz und andere auf der deutschen Seite und Pierre Bonnard, Maurice Denis, Georges Rouault und andere auf der französischen Seite dieses welterschütternde Ereignis in Kunstwerken von Rang verarbeitet. In der deutschen und französischen

Literatur, die während und nach dem Krieg publiziert wurde, sind zentrale Gemeinsamkeiten im Erleben dieses Krieges zu finden, „Dreck“, „Verwundung“, „Tod“, „Gas“, „Hunger“, „Ungeziefer“, „Gestank“, „Gefechtslärm“, ein allgemeiner „Ekel“ und vor allem die immer wiederkehrende Frage „Warum?“. Und das sind auch die Themen der Bilder jener schweren Zeit.

Das Von der Heydt-Museum realisiert in enger Zusammenarbeit mit dem Musée des Beaux-Arts in Reims eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg, denn Reims war die erste französische Großstadt, die 1914 dem Bombardement deutscher Truppen ausgesetzt war. Dabei fanden nicht nur viele Menschen den Tod, auch die berühmte und für das französische Nationalbewusstsein so überaus bedeutende Kathedrale, jahrhundertelang Krönungsstätte der französischen Könige, wurde schwer beschädigt. rechts: Wilhelm Morgner, Selbstbildnis VIII, 1912, Öl auf Pappe © Von der Heydt-Museum

linke Seite: Otto Dix, Selbstbildnis als Soldat, 1914 Kunstmuseum Stuttgart © VG Bild-Kunst, Bonn 2013

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oben: Heinrich Hoerle Denkmal der unbekannten Prothesen, 1930, Öl auf Pappe © Von der Heydt-Museum links: Conrad Felixmüller, Soldat im Irrenhaus I, 1917 © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

In neun Kapiteln erzählt die Ausstellung nicht nur vom unmittelbaren Kriegsgeschehen und von den Kampfhandlungen, sondern auch davon, wie es zu diesem Krieg kam, wie die Menschen an der „Heimatfront“ lebten und litten, von den Zerstörungen und Ruinenfeldern, vom Ausgang des Krieges, der Revolution in Deutschland und dem Erstarken konservativer Kräfte, aber auch vom individuellen Leid und von jenen, die Gewinn aus diesem Krieg zogen.

Insgesamt umfasst die Ausstellung rund 250 Objekte, die vorwiegend aus französischen und deutschen Museen zusammenkommen. Von der Heydt-Museum Turmhof 8, 42103 Wuppertal Telefon 0202-563-6231 Öffnungszeiten: Di – So 11 bis 18 Uhr, Do von 11 bis 20 Uhr geöffnet. www.von-der-heydt-museum.de

Die Bildende Kunst und die Literatur stehen im Mittelpunkt der Betrachtung, dokumentarische Filmausschnitte und Fotografien lassen die Geschichte, die Chronologie und die Schrecken des Krieges zusätzlich erfahrbar werden.

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Sabine Moritz Sabine Moritz in der Von der Heydt-Kunsthalle Wuppertal 9. März 2014 bis 29. Juni 2014 Erinnerungsbilder im Kopf beeinflussen unser Erleben der Gegenwart – damit beschäftigt sich Sabine Moritz auch in ihrer Malerei. In den Helikopter- und den Arktis-Bildern scheinen subjektive Vorstellungen, Ängste und Wünsche die dargestellte Realität zu bestimmen. So mächtig können sie sein, dass sich ein Hubschrauber am Himmel oder ein Schiff auf dem Meer durch den Blick der Malerin in schwer greifbare vielschichtige Objekte verwandeln. Sowohl in diesen Bildern als auch in den Kriegsbildern sehen wir etwas aufscheinen, sich entziehen und ins Ungewisse abtauchen, immer umweht von einem Hauch Melancholie und Geheimnis. Sabine Moritz wurde 1969 in Quedlinburg in der DDR geboren und wuchs in Lobeda, einem Vorort von Jena, auf. 1985 siedelte sie nach Westdeutschland über. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, bevor sie an die Kunstakademie Düsseldorf wechselte. Ihre Werkserien „Lobeda“ und „JENA Düsseldorf“ (1991-94) spiegeln die Suche, sich selbst in der anonymen Architektur ost- und westdeutscher Nachkriegsbauten zu verorten. Mit packender Intensität zeichnet Sabine Moritz auf einfachen Din A3 und Din A2 Blöcken Orte ihrer Kindheit nach. Es sind Erinnerungsbilder, in denen sich Seheindrücke unwillkürlich mit grundsätzlichen existenziellen Fragen verbinden. In ihnen liegt die Ruhe des reflektierenden Schauens. In der Werkserie der Pflanzenbilder, die sie als Motive des alltäglichen Lebens direkt betrachten kann, nähert sich Sabine Moritz aus einer anderen Perspektive jener unzerstörbaren Majestät und Grazie der Natur. Selbst die Blumen in der Vase sind von einer unnahbaren Melancholie umgeben, die sich in einer besonderen Farbigkeit widerspiegelt. Von der Heydt-Kunsthalle Haus der Jugend Barmen Geschwister Scholl Platz 4 – 6 42275 Wuppertal-Barmen Telefon 0202 / 563-6571 (nur während der Öffnungszeiten) www.von-der-heydt-kunsthalle.de

Sabine Moritz, Small Arctic, 2008

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Sabine Moritz, Amaryllis and Lilies, 2010, テ僕 auf Leinwand, 90 x 70 cm

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Sabine Moritz wurde 1969 als Tochter eines Chemikers geboren. Sie wuchs von 1973 bis 1981 im Plattenbau-Viertel von Lobeda, in Neulobeda, auf. Anschließend zog ihre Familie nach Jena und verließ 1985 – noch vor dem Mauerfall – die DDR. Im Jahr 1989 begann sie ein Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, wo sie in der Malereiklasse von Adam Jankowski war. Ab 1991 setzte sie ihre Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf fort, anfangs in der Klasse von Markus Lüpertz und ab 1992 in der Klasse von Gerhard Richter. Sabine Moritz war die letzte Studentin, die Richter in seine Klasse aufnahm. Zwischen 1991 und 1992 entstand die Zeichenserie „Lobeda“ mit mehr als 100 Bleistiftzeichnungen. Die Serie besteht aus über 100 mehrheitlich gleichartigen Bildern, die fast tagebuchartig ihre Kindheitserinnerun-

gen aus der Zeit bis 1985 dokumentieren. Die monochromen Zeichnungen sind in Kohle und Bleistift ausgeführt. Moritz hatte Lobeda erneut besucht und Familienalben und andere Fotos der Stadt recherchiert. Von August bis September 2011 wurden die Zeichnungen im Kunsthaus Sans Titre in Potsdam ausgestellt. Zwei Jahre nachdem sie ihr Kunststudium anfing, begann sie ihre Erfahrungen in ihrer Kunst zu verarbeiten und zeichnete Häuser, öffentliche Plätze und die Innenräume ihr bekannter Gebäude. 2011 veröffentlichte Walther König den Band „Jena, Düsseldorf“. Die Publikation stellt die Fortsetzung der Zeichenserie „Lobeda“ dar. Im direkten Anschluss kreiert, hat diese zweite Serie einen persönlicheren Zugang. Sie zeigen erneut ihre Erinnerung an den Alltag in Ostdeutschland und zum anderen zeitgenössische Szenen aus ihrer damaligen Umgebung in Düsseldorf.

Sabine Moritz, Lobeda 108, 1992, schwarzer Buntstift auf Papier, 58 x 41,5 cm

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Vorsichtshalber Vorsichtig Drei Installationen von Peter Pabst im Skulpturenpark Waldfrieden noch bis 16. Februar 2014

Fotos: Karl-Heinz Krauskopf

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Vor jeder neuen Pina Bausch-Premiere die gleiche Spannung: wie sieht die Bühne von Peter Pabst heute aus? Erst wenn das Licht im Opernhaus ( früher auch im Schauspielhaus) anging, öffnete sich die Bühne vor aller Augen: Eine Rasenfläche. Ein Nelkenfeld. Eine Wand mit Moos. Eine Wüstenlandschaft mit riesenhaften Kakteen. Eine Schneelandschaft aus Salz. Wasser auf dem Holzboden, Wasser in vielen Variationen: tropfend und als Wasserfall. Eine Quelle sprudelt und versiegt wieder. Eine Insel bewegt sich schwimmend unter den Tänzern. Später

in den Stücken: Bergsteiger in vereister Felswand, Nebel jagt über die Bühne und rasende Wolken, es regnet Sand und es prasselt Gewitterregen, Erdwälle werden aufgeschaufelt, echte Tannen aufgestellt und Kirschbäume, es fallen Schneeflocken und Kirschblüten. Peter Pabst hat so in fast dreißig Jahren vielfach Natur auf die Bühne geholt. Die Natur habe mit ihren unendlichen Variationen etwas Unverbrauchtes, sagt er, nirgendwo sei die Anregung so ergiebig. Und nirgendwo wird die Fantasie des Zuschauers mehr angeregt, als durch die Kraft der Reibung von Natur und Kunstraum. Das ist Absicht. Die Bühnen-


bilder von Peter Pabst sind immer mehrdeutig und offen – ideale Räume für Pina Bausch. Auf der Bühne wirken seine Bildideen sehr häufig auch wie großformatige Bildhauereien. So passt es gut, dass Peter Pabst jetzt drei neue Installationen im Rahmen von „PINA40“ im Skulpturenpark Waldfrieden zeigt. Drei Orte hat er sich dafür ausgesucht: die Villa mit ihrer organischen, anthroposophischen Architektur, die große kühl-sachliche Glashalle gegenüber und die neue, kleinere im unteren Teil des Parks. Besonders im

großen Glaspavillon berühren sich Natur und Kunst hautnah: innen die Kunst, außen die Natur. Und umgekehrt: der Blick vom gläsernen Kunstraum nach außen macht Natur in jeder Jahreszeit und bei jedem Tages- und Nachtlicht höchst sinnlich erlebbar. So, wie der Besucher, selbst ein Teil der Natur, umgeben von hohen, alten, einheimischen und exotischen Laubund Nadelbäumen von außen nach innen schauend, die (Bildhauer-)Kunst bei den wechselnden Ausstellungen erleben kann. Die Villa erlebt der Besucher in dieser Ausstellung von außen.

In allen vierzehn Fenstern bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer des Tanztheaters. Es sind Video-Ausschnitte aus Pina Bauschs Stücken, ein farbiges Szenen-Puzzle in scheinbar willkürlicher Folge, schnell und langsam, fröhlich und ernst, bei Tag und bei Nacht. Ganz anders der Pavillon: in kühl schimmerndem Licht hängen weiße durchsichtige Schleier, ein Kubus, luftig und leicht, der die Form der Glashalle aufgreift. Dazwischen sind Gänge für die Besucher, in denen sie Sprachfetzen lesen können, Fragen und Stichwörter, die Pina Bausch

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im Laufe der Wuppertaler Jahre sich und ihren Tänzern gestellt hat. Mit dieser Arbeitsweise hat die Choreografin die existentiellen Themen des Lebens erforscht und in ihren Stücken sichtbar gemacht. „Alles muss man anschauen, die Gegensätze, die Reibungen, das Schöne und das Schmerzliche. Nichts darf man auslassen. Es geht um das Leben und darum, für das Leben eine Sprache zu finden.“ (Pina Bausch) Peter Pabst hat seine eigene Sprache gefunden, um das Werk von Pina Bausch zu ehren. „Vorsichtshalber Vorsichtig“ – auch den Titel der Ausstellung kann man auf den Schleiern wiederfinden. Dieser Raum erzählt das Leben von Pina Bausch und für den aufmerksamen Besucher auch ein Stück eigenes Leben. Ein Raum der Stille und Konzentration. Ein Ort der Poesie. Peter Pabst nennt ihn „meine kleine PinaKathedrale“. Schließlich die dritte Halle: Hinter einer breiten Fensterfront leuchtet ein Berg von Rosenblüten in strahlendem Rot. Das war Peter Pabsts Bühnenbild für das Stück „Der Fensterputzer“. Es ist wie in allen seinen Stücken ein Spielraum für die Tänzer, wo sie sich spielend und tanzend mit den Elementen auseinandersetzen. Hier, losgelöst von der Bühne, entfaltet es eine ganz eigene skulpturale Faszination. Auch der Besucher im Skulpturenpark darf spielen – im Kopf. Umgeben von Natur und Kunst, mit Blick auf Eichen, Buchen, Erlen und der „Tanzenden Säule“ von Tony Cragg kann er sich versenken in ein Leben für die Kunst und in eigene Erinnerungen an eine große Künstlerin. Anne Linsel Fotos: Karl-Heinz Krauskopf

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Peter Pabst für Pina Bausch

lich engen künstlerischen und menschlichen Zusammenarbeit, die bis zum Tod der international gefeierten Choreografin im Jahr 2009 andauerte. Peter Pabst hat in diesen Jahren 25 Spiel-Räume für die Stücke von Pina Bausch entworfen und verwirklicht.

Kulturministerin Ute Schäfer hat im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal eine Ausstellung von Peter Pabst für Pina Bausch eröffnet. Unter dem Titel „Vorsichtshalber Vorsichtig“ werden drei Installationen im Kontext von PINA40, der Jubiläumsspielzeit des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, gezeigt. „Die Räume von Peter Pabst ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern den Zugang zum Tanz und den Choreografien von Pina Bausch immer wieder neu. Sie sind von herausragender Schönheit und drücken typische Elemente der langjährigen Arbeit von Peter Pabst für Pina Bausch aus“, sagte Schäfer. Im Skulpturenpark Waldfrieden, den der Bildhauer und langjährige Rektor der Kunstakademie Düsseldorf Tony Cragg für Wuppertal geschaffen habe, werde auf diese Weise eine besondere Hommage an die Künstlerin realisiert.

Fotos: K.-H. Krauskopf

Peter Pabst gilt als ein früher „Grenzüberschreiter“. Seit 1979 arbeitet er als freier Bühnen- und Kostümbildner in Schauspiel, Oper, Tanz, Film und Fernsehen. Bereits 1980 hat er sein erstes Bühnenbild für ein Stück von Pina Bausch entworfen. Das war der Beginn einer außergewöhn-

Sonderöffnungszeiten während des Ausstellungszeitraums bis 16. Februar Di bis So von 10 - 17 Uhr Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12, 42285 Wuppertal Telefon 0202 - 47 898 120 mail@skulpturenpark-waldfrieden.de

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Was tun Sie da in… Wien? Der neue Else-Lasker-SchülerAlmanach druckfrisch im Peter Hammer Verlag erschienen

Was tun Sie da in Wien? Else-Lasker-Schüler-Almanach Herausgegeben von Hajo Jahn im Peter Hammer Verlag ISBN: 978-3—7795-0481-8 Preis: 19.90 Euro

„Was tun sie da in Wien?“, schrieb einst Else Lasker-Schüler an einen der größten Satiriker und Virtuosen deutscher Sprache, an ihren Freund Karl Kraus. Kraus war bekennender Bewunderer der Lyrik des „Prinzen von Theben“, wie die expressionistische Dichterin sich gerne nannte. Für die „neunzeilige Kostbarkeit des ,Alten Tibetteppichs‘ “, eines ihrer schönsten Gedichte, hätte Kraus gerne „den ganzen Heine“ hergegeben. Was er da – in Wien – nur macht? Kraus als Herausgeber der Literaturzeitschrift „Die Fackel“ und als streitbarer Kritiker der Wiener Kaffeehausliteraten, hätte als hellsichtigster und scharfzüngiger Rezensent darauf sicherlich manche kluge Antwort geben können. Aber welche Antwort würde die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft geben, die ihr XVIII. Literaturforum im Namen des „Prinzen Jussuf“ in der Hauptstadt Österreichs veranstaltete? Kraus, Heine, Lasker-Schüler – sie alle waren jüdisch. Der Holocaust, die fabrikmäßige Ermordung von sechs Millionen Juden, hat sich scheinbar in das kollektive Gedächtnis der Menschheit als schlimmster aller denkbaren Zivilisationsbrüche, als Monströsität, eingebrannt. Doch schaut man hinter die Kulissen der ewig sich wiederholenden Dokumentationen über die NS-Zeit, wie sie im Format des Geschichtskino des Guido Knopp über die Dokumentationskanäle des Fernsehens rauf und runter ins mediale Nirwana laufen, wirft man einen Blick auf die Gigantomanie und Sterilität mancher Denkmäler wider das Vergessen und hört man die Hohlheit wohlfeiler Politikerreden an den üblichen Gedenktagen, so begegnet einem, um es in Abwandlung eines Wortes des Psychoanalytiker-Paares Mitscherlich zu sagen, die „Unfähigkeit, das Damals ins Heute zu holen“. Heute, fast 70 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft, geht es nicht mehr nur um Trauerarbeit. Ausgenommen sind jene, die in dieser Zeit Schuld auf sich geladen haben und noch leben, und die, die ihre Eltern, Ge-

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schwister, Großeltern oder Freunde verloren haben. Bis ins siebte Glied wirken traumatische Ereignisse in Familienbiographien nach, lautet eine Weisheit der Bibel, und auch der antike Mythos, etwa in der Gestalt des Tantalidenfluchs, weiß um diese längst von der Psychoanalyse erforschten Zusammenhänge. So geht es neben der Erinnerungsarbeit, dem Erinnern und Aufspüren von vergessenen Lebensgeschichten vor allem um die Herstellung eines gleichermaßen aufgeklärten und einfühlenden Geschichtsbewusstseins. Genau in den Dienst dieses Anliegens hat sich die 1990 gegründete ElseLasker-Schüler-Gesellschaft gestellt, die sich selbst, so ihr Initiator Hajo Jahn, als politisch wirkende Literaturgesellschaft versteht. Das Schicksal der von SA-Männern auf offener Straße zusammengeschlagenen Dichterin, ihre Vertreibung ins Exil nach Zürich und Jerusalem, steht stellvertretend für alle Menschen, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung, ihrer Rasse oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt wurden und w e r d e n. Ziel ist die Gründung eines Zentrums der Verfolgten Künste, in dem in wissenschaftlichen und pädagogischen Symposien, Ausstellungen, Diskussionen und Zeitzeugenveranstaltungen, durch Literatur-, Musik, Schauspiel und Filmreihen, das Thema Exil eben nicht ins Museum und Museale abgeschoben und „entsorgt“ wird, sondern lebendig vermittelt und thematisiert wird. Dieser Zielstellung dienen die Foren, durch die ein einzigartiges Netzwerk aus Literaten, Filmemachern, Theaterleuten, Zeitzeugen, Pädagogen und Wissenschaftlern entstanden ist. Geschichtsbewusstsein herzustellen, gerade auch bei der heranwachsenden Generation, ist eine große Herausforderung, bei der der Blick nicht nur zurück (im Zorn), sondern auch auf das Heute und Morgen gerichtet werden muss. Dazu gehört beispielsweise auch der Blick auf Fehlentwicklungen in Politik und Gesellschaft, etwa das dramatische Versagen der staatlichen Ermittlungsbehörden im NSU-Skan-


dal, das auf fatale Weise daran erinnert, wie blind Polizei und Justiz auf dem rechten Auge in der Weimarer Republik waren. Oder die absolute Kontrolle unserer privaten Kommunikation im Zeitalter des Worldwide Web und die sich dadurch dramatisch zuspitzende Macht der Geheimdienste – bekannt gemacht durch den US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden, dessen Enthüllungen Einblicke gaben in das Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von US-Diensten. Das erinnert nicht nur auf fatale Art und Weise an George Orwells Dystopie „1984“, sondern auch an die Macht der Gestapo oder auch der Stasi, die zwar mit gänzlich anderen Mitteln – nämlich einem lückenlosen Netz von Denunzianten –­Wissen über das gesellschaftlich-politische Bewusstsein erlangen wollten. Der NS-Staat war totalitär in jeder Hinsicht: wer den totalen Krieg wollte, hatte zuvor den totalen Staat gewählt. Und überall

dort, wo sich heute totalitäre Strukturen entwickeln wie etwa die Kontrolle über das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Bürger, muss die Stimme der Literatur und der Kunst laut werden. Dieses Anliegen spiegelt sich denn auch exemplarisch in den Else-Lasker-Schüler-Almanachen wider; sie sind immer bunt schillernde literarische Kaleidoskope, die den Leser auf magische Weise in den Weltkreis der Dichterin ziehen, zugleich aber auch den Horizont für geschichtliche und aktuelle Themen öffnen. Folgerichtig finden sich denn auch im jüngsten Else-Lasker-SchülerAlmanach nicht nur wissenschaftlich wertvolle Beiträge über die Dichterin wie etwa der der bekannten Else Lasker-Schüler-Biographin Sigrid Bauschinger, die über die spannende Korrespondenz zwischen der Dichterin und dem von ihr als „verährten [sic!] Dalai Lama“, alias Karl Kraus referiert.

Sehr aufschlussreich ist der Beitrag des Rostocker Germanisten Lutz Hagestedt über die Rolle Else Lasker-Schülers in deutschen Literatur-Anthologien. Neben solchen fachwissenschaftlichen Aufsätzen findet sich ein sehr berührender Bericht der Journalistin Ulrike Müller über die in Wien geborene Jüdin Greta Klingsberg, die als Kind in das KZ Theresienstadt deportiert wurde und dort die Titelrolle der „Brundibar“ in der gleichnamigen Kinderoper spielte und sang. Greta Klingsberg ging nach dem Ende der NS-Diktatur nach Jerusalem und kehrte im Rahmen des XVIII. Else Lasker-Schüler-Forums in ihre „Heimatstadt“ zurück, wo sie vor Schülern eines Gymnasiums über ihre Lebenserfahrungen sprach. Der Michael Verhoeven, Georg Stefan Troller und Hajo Jahn (von rechts) auf der Bühne des Theaters Akzent am 14. April 2012 in Wien.

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Greta Klingsberg, die als jüdische Schülerin Wien verlassen musste und heute in Jerusalem lebt, im Gespräch mit Martin Dreyfus, Zürich, Botschafter des Staates Israel Aviv Shir-On und der Autorin Helga Koster aus Saarlouis (v. l.) in Paris lebende Autor und Journalist Georg Stefan Troller berichtet über seine Erfahrungen bei Dreharbeiten zu dem Film, den er als Ex-Wiener über die Emigranten wider Willen drehte. Der Publizist Alfred Grosser schreibt über den Wert der Erinnerung und was für ihn „schöpferische Erinnerung“ bedeutet. Noch einen Schritt weiter geht Ingrid Bachér, die in ihrem großartigen und brillanten Essay über die Aufgabe der Literatur in den Zeiten des Sprachverfalls nachdenkt. In ihrem Beitrag „Die Macht der Worte“ schlägt die frühere Präsidentin des deutschen PENZentrums einen vielleicht gar nicht so weiten Bogen von den Bücherverbrennungen im April 1933, also der

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Vernichtung des dichterischen Wortes durch die Flammen im Namen des Ungeistes, über den von Cäsar gelegten Brand der berühmten Bibliothek in Alexandria bis hin zur Bombardierung der Bücherei in Sarajewo 1992 durch serbische Bomberpiloten im sogenannten jugoslawischen Bürgerkrieg oder der Vernichtung vieler Handschriften aus der bedeutenden Bibliothek Ahmed Babas in Timbuktu, genannt das „Gedächtnis Afrikas“. Ereignisse, die Ingrid Bachér zu der scheinbar naheliegenden und doch in ihrer Konsequenz so unheimlichen Überlegung führen: „Nachdenklich könnte uns machen, dass offensichtlich jene, die Bücher so eifrig vernichten, überzeugter von der Macht des Wortes sind als jene, die keinen

Anlass sahen, einzugreifen.“ Zu Recht, möchte man aus heutiger Sicht hinzufügen, eingedenk, dass nahezu alle politischen Paradigmenwechsel einen Vorläufer in der Ideengeschichte oder der Philosophie hatten, wie etwa Platons „Polis“ eine Reaktion auf die tiefgreifende Krise des athenischen Stadtstaates war oder die Schriften der Aufklärer Diderot, Voltaire und Rousseau der französischen Revolution und der Erklärung der „Bill of Rights“ vorangingen. Doch wie steht es heute um die Macht der Worte? Mit äußerst wachem Gespür geht Ingrid Bachér dieser Frage nach – und klopft die Nachrichten des Tages auf mögliche Antworten ab. Unter anderem wird sie am 23. März


Im Theater Wieden in Wien gab es 2012 beim XVIII. Forum die österreichischen Erstaufführungen der Gerold Theobalt Stücke „Verscheucht“ (über Else Lasker-Schüler) und „Audienz im Kreml“ (über Anna Politkowskaja). Unter den Zuschauern v.l. Sigrid Bauschinger, Christel Fallenstein, Friederike Mayröcker, Matthias Buth und Sabine Griša.

Disput über Illusionen der Vergangenheitsbewältigung oder: Verordnete Gedenkkultur versus ,Betroffenheits-Kitsch’ ? – am 15. April 2012 zum Abschluss des XVIII. Else Lasker-Schüler-Forums in Wien. Es diskutierten v.l. Michael Verhoeven, Alfred Grosser, Hazel Rosenstrauch, Peter Huemer (Moderator), Eva Manesse und Christian Schneider.

2013 fündig; es ist der Tag, an dem der Deutsche Bundestag der Verabschiedung des „Ermächtigungsgesetzes“ gedenkt, also jenes Tages, an dem die Demokratie sich selbst abschafft und den totalen Staat, die Diktatur in Hitlerdeutschland, „ermächtigt“, millionenfach Recht, Moral und Anstand zu brechen. Eine Partei stimmt gegen das Gesetz: die SPD. Deren Vorsitzender, daran erinnert Ingrid Bachér, sagt in seiner Rede wider das Gesetz: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ Doch an diesem 23. März 2013 fehlen sämtliche Abgeordnete der FDP sowie die komplette Bundesregierung. Für Bachér ist das ein Zeichen für die völlige Sinnentleerung des Wortes „Ehre“. Sie spürt dem inhaltsleeren Geklingel der Worte in Politik und Medien nach, in dessen Schatten dann, um es mit

einem dann doch nicht inhaltsleeren und dafür umso verräterischen Wort Angela Merkels zu sagen, „die marktkonforme Demokratie“ etabliert werden kann. So beklagt sie – zu Recht – den Verlust der Macht der Worte – im politischen Diskurs, aber auch in der Literatur selbst und mahnt zugleich die „Ermächtigung“ des Wortes an.

Weitere Informationen unter: www.peter-hammer-verlag.de

Allein dieser Essay, der in die Deutschbücher der Gymnasialen Oberstufe als Standardlektüre aufgenommen werden sollte, ist Grund genug, den 10. ElseLasker-Schüler-Almanach aufzuschlagen und beim Flanieren durch dieses „Passagenwerk“ sich hier und dort festzulesen und unvermittelt berühren zu lassen. Heiner Bontrup

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Skulptur und Malerei Museum Emil Schumacher, Hagen Norbert Kricke und Emil Schumacher Positionen in Plastik und Malerei nach 1945 Noch bis 13. April 2014

Bis zum 13. April 2014 zeigt das Emil Schumacher Museum im Kunstquartier Hagen mit „Norbert Kricke und Emil Schumacher – Positionen in Plastik und Malerei nach 1945“ erstmalig eine umfangreich und retrospektiv angelegte Gemeinschaftsausstellung des Bildhauers Norbert Kricke und des Malers Emil Schumacher mit zahlreichen selten und teilweise bisher noch nicht öffentlich gezeigten Leihgaben aus Privatbesitz. Der Bildhauer Norbert Kricke ebenso wie der Maler Emil Schumacher haben den künstlerischen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mitgestaltet. Schumacher und Kricke – 1912 und 1922 geboren – trugen in Malerei und Plastik dazu bei, die kulturelle Zäsur zu überwinden, die durch Diktatur und Krieg entstanden war. Die Suche nach einem künstlerischen Weg, der Antworten auf die Herausforderungen der neuen Zeit erlaubte, bestimmte für sie die ersten Nachkriegsjahre. Die Gegenüberstellung ihrer Werke in dieser Ausstellung belegt zwei künstleri-

sche Konzeptionen in ihren Gemeinsamkeiten und Gegensätzlichkeiten und führt über jene vereinfachende Einordnung nach Gegenständlichkeit und Abstraktion, nach Konstruktivismus und Informel hinaus, die vielfach für ihre Werke in der Vergangenheit genutzt wurden. Beide Künstler fanden erste Orientierung im Expressionismus, etwa im Werk von Emil Nolde, Christian Rohlfs und rechte Seite: Norbert Kricke, Raumplastik „T”, 1960er-Jahre, Edelstahl, 60 x 53 x 52 cm, Privatsammlung Köln; Emil Schumacher, Galgen, 1979, Öl auf Holz, 126 x 86 cm, Emil Schumacher Museum, Hagen. unten: Emil Schumacher, Exte, 1959, Öl auf Leinwand, 120 x 96 cm, Privatsammlung; Norbert Kricke, Raumplastik, 1960, Stahl, Silberbronze, 55 x 67 x 68 cm, Privatsammlung. Fotos: Werner Hannappel, Essen.

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Wilhelm Lehmbruck. Die Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus führte schließlich beide in die Abstraktion. Schumacher lehnte den Konstruktivismus und die Tradition des Bauhauses jedoch bereits frühzeitig rigoros ab. Dagegen blieb Kricke diesen zunächst nahe – jedoch keinesfalls in einfacher Fortsetzung, sondern gerade im Sinne der Überwindung ihrer Lehren. Auch in der Materie zeigt sich eine parallele Auseinandersetzung, die beide Künstler zu visuell verwandten, jedoch gegensätzlichen Ergebnissen führt. Kricke löst seine Plastik vom StofflichMateriellen. Schumacher erweitert die Fläche seiner Malerei durch den plastischen Umgang mit der Farbe. Während es für Kricke galt, Materie und Material zu überwinden, waren sie für Schumacher gerade der Ausgangspunkt seiner Malerei und wurden Anregung für einen Gestaltungsprozess, der über sie hinausführen sollte. In dieser ersten umfangreich und retrospektiv angelegten Gemeinschaftsausstellung des Bildhauers Norbert Kricke und des Malers Emil Schumacher treten die Positionen der befreundeten Künstler in einen ausführlichen Dialog und ermöglichen so einen aufschlussreichen Einblick in die Entwicklung der Kunst nach 1945. Katalog:

Ausstellungsansicht: E. Schumacher, Haleb, 1975, Acryl / Asphalt auf Rupfen, 160 x 123,5 cm, rechts: Norbert Kricke, Raumplastik, 1961/63, Edelstahl, 90 x 48 x 49 cm, Privatsammlung. Foto: Werner Hannappel, Essen.

5. und 6. April 2014 Schloss Lüntenbeck

Stilblüte

Knospe, Spaten und Feines – für die kommende Gartensaison

Eintritt: 4 €, Kinder bis 12 Jahre frei | Kombiticket ÖPNV: 6 €, erhältlich über www.wuppertal-live.de Öffnungszeiten: 11 bis 18 Uhr | Schloss Lüntenbeck, 42327 Wuppertal | Anfahrt und Parken: www.schloss-luentenbeck.de

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Foto: 123rf, Lijuan Guo

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Kettler. Erhältlich ist er für 29,90 Euro (Museum)/ 34,90 (Buchhandel); 144 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86206-315-4.


Sensationelle Guitar Night in der Akademie Hochkaräter an den Saiten verzauberten in der Akademie Remscheid für mehr als vier Stunden ihr Publikum Das Remscheider Musikjahr beginnt in lieb gewordener Tradition mit der „Guitar Night“ des Internationalen Bergischen Gitarrenfestivals in der Akademie, und seit vielen Jahren ist dieses von Dieter Kreidler und Alfred Eickholt organisierte Festival und längst genreübergreifende Konzert zum Top Tipp nicht nur für Freunde der klassischen Gitarrenmusik geworden. Der Samstagabend am Küppelstein gehörte vor ausverkauftem Haus folglich den betörenden Klängen von Klassik, Pop und Gypsy Jazz – auf allerhöchstem Niveau und fein gestimmten Saiten, versteht sich. Die eingeladenen Künstler repräsentierten das Beste, was derzeit in ihren Genres zu bekommen ist.

Gerhard Reichenbach

Das Privileg der Eröffnung bekam Gerhard Reichenbach, der solo mit fünf Sätzen aus J.S. Bachs Klavierpartita Nr. 3 begann – ein Fall für die berühmte Stecknadel im Publikum. Über das Andantino und das Presto variato aus Niccolo Paganinis 1. Sonate A-Dur von größter Zartheit und Fingerfertigkeit steigerte er sein Programm zu Giulio Regondis Caprice op. 23, einem Stück zum Träumen. Auf Reichenbach folgte ein Duo zweier junger Damen, die sich schon nach wenigen Griffen und Akkorden als die Sensation des Abends präsentierten: Theresia Hoang (geb. Weimer) und Katharina Weimer, das Gitarrenduo „Weimersisters“. In perfekter Harmonie und brillanter Abstimmung setzten sie mit Isaac Albeniz´ hinreißendem „Sevilla“ das Maß des Anspruchs schon kaum zu übertreffen hoch an. Was sie dann aber mit Leo Brouwers´ vielschichtiger zeitgenössischer Komposition „Triptico“ boten, ließ auch Fachleute in fast ungläubiges Staunen verfallen.

Energisch, in unerhörter Kreativität, verbunden mit unglaublicher Präzision gaben sie eine atemberaubend seelenvolle Interpretation dieses komplexen Werkes und machten es schon vor der Pause faktisch zum ersten Höhepunkt des Konzerts. Der fortwährend intensive Blickkontakt der beiden Virtuosinnen sprang förmlich knisternd auf die gebannt lauschenden Zuhörer über. Doch damit nicht genug: mit Eleganz und enormem Witz spielten sie danach ein bestechendes eigenes Arrangement von Gioachino Rossinis Ouvertüre zu „La gazza ladra“ (Die diebische Elster) inklusive Trommelwirbel auf den Saiten und schließlich als heftig geforderte Zugabe eine eigene Astor PiazzollaBearbeitung. Phantastisch! Der zweite Teil des höchst abwechslungsreichen und unterhaltsamen Programms gehörte zunächst dem Trio um den Gitarristen, Songwriter und Sänger Andreas Schleicher mit Jörg Siebenhaar (Akkordeon, Keyboard) und Konstantin Wienstroer (Kontrabaß). Mit sieben ei-

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Das Joscho Stephan-Quartett (oben) und die Weimer-Sisters (unten)

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genen Titeln der neuen CD „Mädchen gegen Jungs“, darunter „Kleine Reise“, „Genau mein Tag“, „Anderer Stern“ und die ach so wahren „Ab 30“ über das Älterwerden und „Hunger nach Fisch“ über die Sehnsucht nach dem, was man gerade nicht hat, gab das Trio handwerklich perfekten Pop der ganz besonderen Art und kam blendend damit an. Ein Feuerwerk hochkarätigen GypsyJazz brannte zum perfekten Abschluß und zweiten großen Höhepunkt des ereignisreichen wie klangvollen Abends Joscho Stephan ab, einer der zur Zeit besten Gitarren-Virtuosen des Zigeunerjazz mit seinem Quartett: Günter Stephan (Rhythmusgitarre), Sebastian Reimann (Violine) und Max Schaaf (Kontrabaß). Da ging bei Variationen zu Edvard Griegs „Norwegischem Tanz“ die Seele auf, bekam W. A. Mozarts „Rondo alla turca“ ein völlig neues spritziges Gewand und schwelgten Musiker und Zuhörer gleichermaßen

in Erinnerungen an Django Reinhardt mit „Blue Drag“, „Minor Blues“ und „Undecided“. Joscho Stephan zeigte dabei nahezu unfaßbare Grifftechniken, für das Auge fast zu schnell und für das Ohr reiner Nektar. Ein Medley verband gespickt mit herrlichen Zitaten Joe Cockers „You Are So Beautiful“ und das durch die Platters unsterblich gewordene „Smoke Gets In Your Eyes“. Rasantes Tempo und der unvergleichliche Schmelz des einzig echten Zigeunerjazz gingen eine traumhafte Einheit ein, während Sidekick Sebastian Reimann an der Violine auf Augenhöhe Stephane Grappelli vergessen ließ. Keiner der rund 200 Zuhörer verließ den Saal vor dem Schlußakkord, vier Stunden vergingen wie im Flug, alle waren glücklich und ehrlich begeistert und feierten die Künstler frenetisch. So soll es sein.

Weitere Informationen über die beteiligten Künstler: www.weimersisters.de www./andreasschleicher.de www.acoustic-rhythm.de www.in-akustik.com www.reichenbachguitar.com

Frank Becker Fotos: Frank Becker

Das Andreas Schleicher-Trio (unten)

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Ein Kleinod dieser Stadt Die Villa Mittelsten Scheid

v.l.: Loretta Baum-Ischebeck, Vivica Mittelsten Scheid, Dr. Marlene Baum und Dr.Jörg Mittelsten Scheid

Ungewöhnliche Häuser sind in Wuppertal keine Seltenheit. Wer sich nur mit halbwegs offenen Augen dieser Stadt auf welchem Wege auch immer nähert, der wird vom Osten in Beyenburg bis zur äußersten Grenze von Vohwinkel eine Vielzahl von Häusern entdecken, die sich weit vom Begriff „normal“ abheben und die man, auch wenn das banal klingen mag, einfach nur als „sehr schön“ bezeichnen kann. Einige dieser Immobilien findet man auch im Umfeld des Boltenberges in Sonnborn und ein Unikat der besonderen Qualität ist am 9. Dezember 2013 mit einer stilvollen Eröffnungsfeier den Medien und damit auch der Öffentlichkeit präsentiert worden: die Villa Mittelsten Scheid Dr. Jörg Mittelsten Scheid hatte seine Ehefrau Vivica eindringlich gebeten, bei ihrer Rede zur Eröffnung der Villa Mittelsten Scheid möglichst etwas Lustiges über die Umbauphase der 1902 im englischen Landhausstil am Boltenberg entstandenen Villa zu erzählen, die vor über zwei Jahren von der Familie Baum in den Besitz der Familie Mittelsten Scheid ging. Das hat sie vor den 120 geladenen Gästen dann pflichtgemäß, aber auch mit spürbarer Freude getan, obwohl sie zweifelte: „Gibt es vom Bau

etwas Lustiges zu berichten?“ Wohl wirklich nicht direkt vom Bau, aber von einem Vorschlag aus dem Familienkreis, der „mich nie kritisiert“ hat, allerdings „wollte einer, dass wir eine Bierzapfanlage einbauen.“ Für Vivica Mittelsten Scheid waren diese zwei Jahre des Planens und Umbauens mit dem Ziel, moderne Anforderungen auf der einen Seite mit denkmalpflegerischen Aspekten auf der anderen Seite zu vereinen, eine span-

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nende Zeit: „Einmal sind wir mit dem Auto auf einen Parkstreifen gefahren, weil ich bei einer Auktion irgendwo einige ganz besondere Leuchten ersteigern wollte.“ Sie hatte sich auf unzähligen Veranstaltungen dieser Art kundig gemacht, um das ehemalige „Haus Boltenberg“ zu einem neuen Zentrum der Gesellschafterfamilie (die sich bislang im bayerischen Murnau am Staffelsee traf ) und zur Vorwerk Academy mit vier Tagungsräumen unterschiedlicher Größe umzuwidmen: „Diese Villa will die Verbundenheit der Eigentümerfamilie zum Unternehmen erlebbar machen.“ Dazu dient auch das neu entstandene Gästehaus mit 22 Betten für Veranstaltungen zur internen Weiterbildung von Fach-und Führungskräften des 1883 gegründeten FamilienUnternehmens, das 2012 einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftete. In der Villa sind die Schilder für die Fluchtwege in den grünen VorwerkFarben gehalten – und natürlich wurde besonderer Wert auf den in derartigen Objekten immer problematischen Brandschutz gelegt. Der zur Eröffnung geladene Repräsentant der Wuppertaler Feuerwehr bestätigte es nachdrücklich. Oberbürgermeister Peter Jung lobte in seiner Rede besonders die behutsame Herangehensweise schlechthin – und insgesamt „das gesellschaftliche Engagement von Vorwerk zum Erhalt dieses Kleinods für Wuppertal.“ Und trotz sehr hoher Anforderungen an alle Beteiligten berichtete die aus dem Adelsgeschlecht von Stolberg-Wernigerode stammende „Bauleiterin“ Vivica Mittelsten Scheid von einem freudigen Finale: „Das komplette Team spricht immer noch gern miteinander.“ Klaus Göntzsche Fotos: Björn Ueberholz

Innenansichten des Gebäudes

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Eleganz und Temperament 24 schöne Mädchenbeine in der „Revue Paradis“ Regie und Choreographie: Dima Tomosan Solotänzer: Galina Sulimova und Dumitru Tanmosan akrobatische Choreographie: Irina Scritkaia Akrobatenpaar: Katerina Bogociova und Victor Britcari Sängerin: Doinita Gherman Eine Produktion von ART Stage Würzburg und dem rumänischen MusikTheater „Nae Leonard“

Solotänzer: Galina Sulimova und Dumitru Tanmosan

Wer sieht nicht gerne mal zur Ablenkung vom grauen Einerlei des Alltags eine rauschende, glimmernde Revue mit viel Musik, einem Dutzend schlanker, ausgesprochen hübscher Tänzerinnen in phantasievollen Kostümen und Federboas und eleganten Herren an ihrer Seite. Das Theater in Remscheid hat sich eine solche Show zur Tradition gemacht und zu Silvester 2013 zur „Revue Paradis“ eingeladen, einer moldawischen Produktion von ART Stage Würzburg und dem rumänischen Musik-Theater „Nae Leonard“. Zwei ausverkaufte Vorstellungen zum Jahresende unterstrichen die Richtigkeit des Konzepts. Geboten wurde vor schlichtester Kulisse und mit Musik aus der Konserve ein dennoch gelungenes Show-Ballett mit den hinreißenden klassischen langbei-

nigen „Girls“, das in seinem Programm nonstop Elemente von Rock’n Roll und Latin, Swing und Jazz vereinte, präzise choreographiert und ansteckend temperamentvoll getanzt. Beginnend mit Benny Goodmans „Swing, swing, swing, swing (Everybody start to swing)“ in herrlich bunten, flitternden Charleston-Kostümen und endend mit einer groß besetzten Samba in prächtigem Federschmuck entfaltete sich Schlag auf Schlag ein farbiger Reigen von Tanz-, Akrobatik- und Gesangsnummern, zusammengestellt aus den ART Stage-Shows „Revue Paradis“ und „Rhythm and Dance“. Solotänzerin Galina Sulimova und Solist und Choreograph Dumitru Tanmosan zeigten im ersten Teil zwei hervorragende Pas de deux – federleicht und zauberhaft getanzt „Time after time“

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und dramatisch elegant ihr „Libertango“. Eine erfrischend fröhliche, flotte, bunte 50er Jahre-Polka-Dot-Nummer des Corps de Ballet mit Bobby Sox und Petticoats machte richtig gute Laune. Erotisch angehaucht prickelte ein temporeich figurbetontes Schwarz-WeißBallett, logisch gefolgt von Tom Jones´ „Sex Bomb“ - Tango, Flamenco und als besonderer Augenschmaus ein biegsamer Salsa mit der zauberhaften Natalia Gaisinscaia zeigten die ganze Palette der Professionalität der Tänzerinnen und Tänzer.

Rhytm and Dance, Ensemble Alle Fotos: ART Stage

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Die schwierigen akrobatischen Einlagen von Ekaterina Bogaciova (12) und Viktor Britkari waren gewiß gelungen, wirkten in einem solchen Programm jedoch etwas deplaziert. Doinita Gher-

man, opulent blondgelockt, die bei der Vorauswahl zum Eurovisionsfestival seit 2007 in ihrer Heimat Moldawien fünfmal erfolglos blieb, aber 2013 mit ‘Der Planet ist ein Paradies’ immerhin im nationalen Halbfinale, zeigte bei ihren Interpretationen von Edith Piafs „Padam, padam“ und der spritzigen Salsa-Nummer „Vengo, vengo“ beachtliche Qualitäten. Sie war es auch, die schließlich das rundum zufriedene, wenn auch etwas bergisch-reserviert bleibende Publikum ein ganz klein wenig zum Mittun hinreißen konnte. Frank Becker Weitere Informationen: www.art-stage.eu


Taubenbotschaft

Dorothea Müller

lebt und arbeitet in Wuppertal. Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS), Arbeitsgebiete: Lyrik, Prosa, Theaterszenen, Texte für Kinder und mit Kindern (Kinderschreibwerkstatt, Buchprojekt: „Ich und du“, interkulturelles Kinderbuch, 2003). Buchveröffentlichungen: „Netz über dem Abgrund“, „Als der Supermarkt noch Tante Emma hieß“. Weitere Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien, Rundfunk (WDR).

Seine Augen suchen den Himmel ab. Die Mittagsmaschine aus Madrid scheint sich heute zu verspäten. Er beobachtet ihren Anflug gerne. Zunächst zeigt sich nur ein dunkler Punkt am Horizont, im Näherkommen größer werdend.Gleich wird er die Schrift auf dem silbernen Leib mühelos erkennen können.Eine letzte Kurve beschreibend sinkt der Flieger tiefer und verschwindet hinter den Bäumen des kleinen Waldes. Sekunden später dröhnt das Geräusch der Motoren in seinen Ohren. Immer noch genießt er den Blick vom Balkon seiner Wohnung im zwölften Stock. Weit bis zum Horizont breitet sich die Stadt unter ihm aus. Bei gutem Wetter kann er in der Ferne den Fluss erkennen, der Frachtschiffe und Ausflugsdampfer trägt. Früher hat er oft an seinem Ufer gestanden und kleine, flache Steine über das Wasser hüpfen lassen, achtmal, zehnmal hintereinander. Auch damals hatten seine Augen den Himmel abgesucht, um die Rückkehr der Tauben nicht zu verpassen. Manche konnte er an ihrem Flug erkennen, kannte ihre Nummern und den Schlag, in dem sie beheimatet waren und wusste, welcher Züchter wieder Preiskarten einsammeln würde. So lange er denken konnte hatten ihn die Tauben fasziniert. Niemand wusste von seiner heimlichen Leidenschaft, seinen Träumen, die mit diesen wundervollen Geschöpfen verknüpft waren. Gefühle, die er selbst nicht verstand, die aber sein Denken bestimmten. Sie nahmen ihn kaum wahr, den kleinen spillerigen Rotschopf, der auf der Kegelbahn behände die Kegel wieder aufstellte, leere Biergläser wegtrug und nach Zuruf beim Wirt eine neue Runde Schnaps orderte. Er hörte viel und sagte wenig. Lauschte den Gesprächen der erfahrenen Züchter, schnappte vieles auf, auch das, was nicht für fremde Ohren bestimmt war. Zum Ende der Reisezeit der Tauben gab es die jährliche Schlagausstellung, bei der die schönsten Tiere präsentiert wurden. Der Vater hatte brummend abgelehnt, ihn zu begleiten. Die Mutter hatte was von Fisematenten gemurmelt, ihr Lieblingswort, mit dem sie alle Bitten abschmetterte. So hatte er sich an der Tür zur Ausstellung herum gedrückt und war hinter einem Züchter durch die Tür geschlüpft. Seine Augen konnten sich nicht satt sehen. Er liebte die Schönheit und Anmut der

Tauben, ihre Schnelligkeit, ihre Stärke und ihren Kampfgeist. Vor allem aber ihr Orientierungsvermögen und nicht zuletzt ihre Eigenwilligkeit. Sein ganzes Sein fühlte sich zu ihnen hingezogen. Sie bedeuteten ihm mehr als die Menschen, mit denen er sein Leben teilte. Wie sehr wünschte er sich, mit ihnen leben und arbeiten zu können. Zufällig hörte er, dass ein Züchter zwei seiner Tauben töten wollte, weil sie erfolglos waren. Inständig bat er, sie am Leben zu lassen, er wolle für sie sorgen, wenn er sie haben dürfe, ohne zu bedenken, dass er sie nicht würde unterbringen können. Dafür müsse er schon sorgen, wurde ihm gesagt, und ein weiterer Züchter versprach ihm einige seiner Herbsttauben, der letzten Zucht im Jahr. Von einer Minute zur anderen war er stolzer Besitzer einer Anzahl von Vögeln und Weibchen, ohne einen Schlag zu haben, in dem er die Tiere unterbringen konnte. Blitzschnell rechnete er aus, ob sein Gespartes für Futter reichen würde, 35 Gramm pro Schnabel müssten es sein. Heimlich begann er einen Schlag zu zimmern und an der Gartenseite des kleinen Siedlungshäuschens anzubringen. Die Eltern schwiegen dazu, auch als die Tauben eingezogen waren. Von nun an waren seine Tage erfüllt. An den Wintertagen ließ er die Tauben ums Haus fliegen, damit sie schlagfest wurden. Im Frühjahr transportierte er sie mit dem Fahrrad zunächst kurze, dann weitere Strecken, ließ sie auf und trainierte sie. Drei seiner Tauben wurden so zahm, dass sie sich auf seine Schultern setzten und herumtragen ließen. Er, der sonst wenig sprach, redete mit seinen Tieren, und vor allem lernte er von ihnen und mit ihnen. Er begriff, dass beim Auflass die Oberen im Vorteil waren, denen sich die Weite des Himmels öffnete, und die mit zielgerichteter Schnelligkeit die Konkurrenten hinter sich ließen. Die Tauben lehrten ihn alles, was für sein Leben bestimmend geworden war. Sie hatten ihn aus der Enge und Begrenztheit seines Lebens geführt, seinem Ehrgeiz Nahrung gegeben und seine Träume Wirklichkeit werden lassen. Er steht auf dem Balkon seiner Wohnung im zwölften Stock. Über ihm die Weite des Himmels, unter ihm die Stadt und in der Ferne der Fluss, der die Schiffe zum Meer trägt. Dorothea Müller

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Das Kammerspielchen als große Leidenschaft Eigentlich war es unvorstellbar, dass an diesem Ort überhaupt Theater gespielt wird. Es hat auch genug Skeptiker gegeben, die es für ausgeschlossen hielten. Aber die unschlagbaren Faktoren Leidenschaft, Herzblut, Mut zum Risiko und eine kräftige Dosis Unverdrossenheit waren stärker als alle Vernunft, Gewinnstreben und die Warnungen des Umfeldes. Die Rede ist vom „Kammerspielchen“ an der Westkotter Straße 27 in Wuppertal-Barmen.

Evelyn Werner in „Heute Abend: Lola Blau“

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Eine Immobilienlage, bei der man einiges vermuten würde, aber kaum ein Theater. Nebenan das alteingesessene Fachgeschäft Groß für Wasch- und Spülmaschinen, zudem eine vielbefahrene Straße, für die Pausen steht nur der schmale Bürgersteig zur Verfügung. Allen diesen „Mahnmalen“ zum Trotz hat Ernst-Werner Quambusch dort am 16. Oktober 2010 sein „Kammerspielchen“ eröffnet und dabei solche Skeptiker widerlegt, die das bei einer Ortsbesichtigung wenige Wochen zuvor für ausgeschlossen hielten. Wozu auch der Autor dieses Textes zählte. Es kamen eigentlich Erinnerungen auf an eine früher dort befindliche Gaststätte, die gern als „letzte Instanz“ aufgesucht

wurde und in Zuständen verlassen wurde, die der letzten Instanz entsprechen. Bei einem der Zecher von einst befindet sich eine dort „entliehene“ Trommel immer noch auf dem Dachboden. Nachmieter Quambusch konnte immerhin noch die Toiletten von einst für seine Besucher nutzen. Parkprobleme gibt es auch nicht, denn der Parkplatz eines Supermarktes um die Ecke in der Wuppermannstraße steht kostenfrei und großräumig zur Verfügung. Wer dann die etwas arg hohe erste Stufe zur Tür geschafft hat, dem weht schon Theaterduft und -luft entgegen. Die Eintrittskarten (in der Regel 22 Euro) verkauft Quam-


busch selbst und auch den Wein schenkt er den Besuchern persönlich ein. 75 Plätze stehen zur Verfügung. Man sitzt bequem, es gibt reichlich Beinfreiheit – wohltuend zu vielen anderen Theatern selbst in großen Städten. Wer allerdings unter einer Körpergröße von 1,80 Meter lebt, sollte sich tunlichst einen Platz in den ersten Reihen sichern, weil es an der Steigung nach hinten hapert. Gespielt werden bevorzugt Komödien – man soll sich gut unterhalten und abschalten. Der älteren Zeitgenossen als draufgängerischer Millionär „Percy Stuart“ der Jahre 1969-1972 bekannte Claus Wilcke ist die

„Rampensau Nr. 1“ des kleinen Hauses. Er spielte auch die Hauptrolle in der Krimikomödie „Parkschein“ bei der Premiere am 16. Oktober 2010 und war und ist seitdem regelmäßig dort im Einsatz. Die vor Lebenserfahrung nur so strotzenden Herren Quambusch und Wilcke verbindet mehr als nur Theaterleidenschaft. Mittlerweile ist Wilcke sogar Bürger Wuppertals mit einer Wohnung in Barmen. Wer sich mit der Wikipedia-Seite des gebürtigen Bremers beschäftigt, der braucht Zeit. Wir beschränken uns neben dem Verweis auf Percy Stuart noch auf die Synchron-Stimme des großen Omar Sharif im Klassiker „Lawrence von Arabien“. An der Seite

Wilckes treten bewährte und noch aus dem TiC bekannte Kräfte auf, aber auch der Nachwuchs darf sich hier nicht nur in Nebenrollen versuchen. Überaus eindrucksvoll gelang das Dominique Mona Güttes im Psychokrimi „Gaslicht“ an Claus Wilckes oft sehr dominierender Seite. Sie spielen alle gern mit dem Routinier und offenbar stimmt auch die Chemie mit der Regie, die trotz der Ankündigung des Rückzugs in das Privatleben in den Händen von Ronald F. Stürzebecher lag und liegt. Nach sehr erfolgreichen und am Ende bedenklichen Aus „Gaslicht“ mit Dominique Mona Güttes als Bella und Claus Wilcke als Rough

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TiC-Zeiten blüht der einstige Dramaturg der Wuppertaler Bühnen hier wieder auf. Er macht das, was er lebt und liebt: Theater. Seine Entdeckung Evelyn Werner trat auch seinetwegen in der Rolle der Edith Piaf im Kammerspielchen auf – und wurde begeistert gefeiert. Von Rücktritt sprach Stürzebecher dann auch nicht mehr – und Frau Werner wagte sich auch noch an die schwierige Rolle der Lola Blau. Um eine Streuung des Risikos und angemessene Auslastung der Darsteller zu erreichen, hat der Ex-Wasserballer Quambusch auf Filialisierung gesetzt. Gespielt wird mit großem Erfolg in Solingen-Gräfrath in der Gerberstraße 8 und in Mettmann in der Poststraße 15, wo die Theaterleidenschaft noch entwicklungsfähig ist. Im Sommer tourte er mit seiner Truppe auf der von vielen Wuppertalern gemochten Insel Norderney. Ein besonderer Höhepunkt wartet ab dem 3. Mai auf die Wuppertaler Theaterfreunde. Dann inszeniert das in Sachen Beliebtheit und Akzeptanz schwerlich zu übertreffende Wuppertaler „TheaterMammut“ Hans Richter an der Westkotter Straße „Barfuß im Park“ und man muss überhaupt kein Prophet sein, um ausverkaufte Vorstellungen vorherzusagen. Klaus Göntzsche Fotos: Wilfried Schröder oben: Evelyn Werner in „Piaf“ unten links: Ernst-Werner Quambusch unten rechts: Ronald F. Stürzebecher

linke Seite: Szenenfoto aus „Achterbahn“ mit Sina-Maria Gerhardt und Mark Zak

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Ein Winterspaziergang auf der Kaiserhöhe Vor grauem Himmel stehen Bäume wie Reisigbesen verkehrt herum in tiefe Erde gesteckt. Und an den Tischen in den Häusern sitzen die Riesen, müde vom Kehren. Es ist einer der grauen und viel zu warmen Januartage des noch neuen Jahres. Die Sonne fühlt sich nicht verantwortlich für diese Jahreszeit und schaut nur hin und wieder auf die Stadt, um festzustellen, dass der Winter sich nicht ordentlich kümmert. Irgendwas hält ihn auf und so stehen die Bäume nackt und merkwürdig schutzlos in den Wäldern und Gärten. Abgestellt, vergessen, wie die Besen übergroßer Riesen. Hinter mir liegen viele Stunden am Computer. Es wird Zeit für eine Pause und eh die frühe Dunkelheit den restlichen

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Tag verschluckt, nehme ich mir Schal und Mantel vom Haken und gehe die wenigen Meter, hoch zur Kaiserhöhe. Ich bin gerne dort Oben und alles was sich so in Kopf und Herz festsetzt, wird hier im Wald etwas leichter. Die Kaiserhöhe wurde 1873 als Nützenbergpark vom Elberfelder Verschönerungsverein gegründet und ist als Naherholungsgebiet im Elberfelder Westen ein grüner Opal oberhalb des Robert-DaumPlatzes. Der Waldpark wird das ganze Jahr genutzt und vereint viele Menschen und Interessen in einer wunderbar gelungenen Art und Weise. Mir ersetzt dieser Ort den Garten und es gibt nicht Schöneres als in der Hitze eines Sommertages auf der Wolldecke in grüner Wiese oder in einer der Hängematten zu liegen und im sanften Rauschen der dichten Baumkronen zu träumen. Nun aber ist es Januar und der Sommer ist weit. Jetzt ist es die Stille, die mich lockt. und die ganz andere und eigene Stimmung dieses Nachmittags.

Ich stelle mir vor, wie in früheren Zeiten zahlreiche Besucher mit der Kutsche und noch etwas später mit den ersten Automobilen die Straße „Am Buschhäuschen“ hochkamen, um den Nachmittag bei gutem Wetter hier zu verbringen. Man kehrte im Haus Kämmerer ein, aß Kuchen, trank einen Kaffee und genoss den wunderbaren Ausblick, auf die Stadt hinunter. Das alte ehemalige Ausflugslokal steht heute leer und verlassen zwischen den hohen Bäumen und manchmal, wenn der Herbstnebel sich klebrig um den Wald legt, meint man vereinzelte Schatten zu sehen, die auf der verfallenen Terrasse stehen und in die Ferne schauen. Es ist Winter. Schwarze Krähen ziehen klagend durch die Lüfte und hocken sich in die kahlen Äste eines Baumes. Aus der Stadt dringt die Sirene eines Rettungswagens in die Stille des Waldes hinauf. Nur wenige andere Spaziergänger hat es an diesem unwirtlichen Nachmittag hier heraus gelockt und so hänge ich meinen Gedanken nach, ziehe den Schal fester um die Schultern und vergrabe die Hände tief


in den Manteltaschen, nicht weil es so kalt ist, als viel mehr, weil der farblose Wald irgendwie schaurig ist. Ich komme zum Weyerbuschturm und wenn es jetzt noch eine freie Sicht auf das Tal gäbe, könnte ich wohl gut den Tölleturm in gerader Achse auf der gegenüberliegenden Bergkette erkennen. So muss ich ein wenig genauer hinsehen und finde ihn dann doch. Im Jahr 1898 ließ sich der Elberfelder Knopffabrikant Emil Weyerbusch, einen Turm errichten. Schon einige Jahre vorher standen hier zwei Holztürme. Einer der beiden, so erzählt man, klapperte in stürmischen Nächten so sehr, dass die Anwohner Ihn nur den „Teufelsturm“ nannten. Das heutige Bauwerk erinnert eher an einen Rapunzelturm und der Spielplatz, die Bänke sowie der gepflegte Rasen laden große und kleine Spaziergänger zum Ausruhen und Spielen ein. Unheimlich ist es hier nicht mehr. Obwohl… neulich war ich dort, als der Vollmond im Wald lange Schatten warf. Der Turm wurde von unten beleuchtet und wirkte ein wenig wie das Gerippe eines Fabelwesens. Merkwürdig; es sollte doch möglich sein, über die Kaiserhöhe zu gehen, ohne immer wieder der Magie dieses Ortes zum Opfer zu fallen. Sachlich betrachtet ist es doch nur ein aufgeräumter und übersichtlicher Waldpark. Liegt es am Winter? Liegt es am Wald, im allgemeinen? Haben Wälder von Natur aus eine Art magische Energie? Oder ist es wieder die lebendige Geschichte dieser Stadt, die nicht wegzudenken ist, die sich immer und überall Gehör verschafft. Es wird Zeit für den Heimweg. Ich gehe noch einmal zur Schaukel neben dem Bolzplatz und schaue sehnsuchtsvoll zu den verlassenen Hängematten auf der Liegewiese. Heute Nachmittag ist hier niemand, nur ein Hund läuft auf den Wegen, schnuppert hier und da und wird wohl ganz eigene Geschichten über die Kaiserhöhe erzählen können. Noch schläft der Wald. Er träumt, vielleicht vom Frühling oder doch noch von einem Kleid aus Schnee. Anne Fitsch Foto: Anne Fitsch

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Tessa Mittelstaedt Das eindrucksvolle Tatort-Finale und ihre Wuppertaler Vergangenheit Ihren letzten ARD-„Tatort“ mit dem Titel „Franziska“ am späten Sonntagabend des 5. Januar 2014 haben sensationelle 7,23 Millionen Zuschauer mit einem Marktanteil von 27 Prozent gleichermaßen fasziniert wie gebannt und geschickt verfolgt. Tessa Mittelstaedt in der eigentlichen „Nebenrolle“ der Franziska Lüttgenjohann wurde darin von einem kurz vor der Entlassung stehenden Gewaltverbrecher nach quälenden Stunden mit einem Kabelbinder erdrosselt. In ihrer Funktion als Bewährungshelferin besuchte sie den kurz vor der Entlassung stehenden Häftling Daniel Kehl, den Hinnerk Schönemann nicht minder grandios spielte. Die Kritiken für ihre schauspielerische Leistung schwankten von euphorisch bis begnadet. Es war der freiwillige Ausstieg der Schauspielerin nach 43 Einsätzen im Kölner Tatort an der Seite von Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt und eine Hommage an die Assistentin.

Tessa Mittelstaedt Foto: Frank Becker

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Tessa Mittelstaedt war seit der 14. Folge im Jahre 2000 in dieser quotenträchtigen ARD-Reihe im Einsatz. Mit dem Filmund Fernsehtod kannte Tessa Mittelstaedt sich aus, denn schon in der nicht minder beliebten ZDF Serie „Der Bergdoktor“ starb sie als Anwältin Andrea Junginger einen spektakulären Fernsehtod. Die Vita der 1974 in Ulm geborenen Schauspielerin weist Fernsehauftritte in großer Zahl auf. Nicht nur mit der ständigen Rolle im WDR-Tatort, sondern auch bei Alarm für Cobra 11, Hilfe, meine Tochter heiratet, Stubbe-Von Fall zu Fall, Rosenheim Cops, SoKo Stuttgart, Leipzig & Wismar, Der letzte Bulle, Soko Köln, Polizeiruf 110, Lutter, Die Küstenwache, Der Fürst und das Mädchen, Die Gerichtsmediziner, Fünf Sterne sowie in den drei Kinoproduktionen Tom Atkins Blues, Tage die bleiben und Weak heart drop war sie regelmäßig im TV und im Kino zu sehen. Wie Dietmar Bär in der Tatort-Rolle des Alfred „Freddy“ Schenk, hat auch Tessa Mittelstaedt eine für sie wichtige Wuppertaler Vergangenheit, denn ihr erstes festes Engagement hatte Tessa Mittelstaedt von 1999 bis 2001 unter der Intendanz von Holk Freytag. Sie kam frisch von der Schauspielschule in Bochum, hatte dort bereits gespielt und suchte eine feste Stelle: „Ich habe vorgesprochen: In Berlin, Göttingen, Wiesbaden, Düsseldorf und auch in Wuppertal. Holk Freytag hatte Bedarf

für junge Leute und er hat mir zugesichert, dass ich viel spielen werde.“ Freytag hielt Wort und so taucht ihr Name in dieser Wuppertaler Theaterepoche in vielen Inszenierungen auf. Mittelstaedt: „Es wurde hart gearbeitet. Der Intendant übernahm kurzfristig die Regie für Shakespeares „Der Sturm“ und wir hatten nur 24 Stunden bis zur Premiere. Das war für eine Anfängerin schon eine Herausforderung und hat mich geprägt.“ Die Darsteller waren damals mit Tessa Mittelstaedt noch Eike Gercken, Torsten Hermentin, Christian Doll, Hans Matthias Fuchs, Siegfried W. Maschek, Jörg Reimers, Herbert Ecker, Gerhard Palder und der unverändert in Wuppertal präsente Hans Richter. Zu den prägenden Arbeiten in Wuppertal zählte für sie Lessings „Minna von Barnhelm“ in der Regie von Markus Dietz. Mit ihm hatte sie ihre bislang letzte Theaterarbeit 2010 in Bochum erlebt. Gemeinsam mit Mechthild Großmann spielte sie in „Eine Familie“ von Tracy Letts, und die Protagonisten wurden mehrfach mit Standing Ovations gefeiert. Wenn Tessa Mittelstaedt heute über ihre Wuppertaler Zeit urteilt, dann lächelt sie: „Es war der Beginn. Es wurde gespielt, ausprobiert und das in einem soliden Ensemble.“ Obwohl: „Schon damals gab es für das Schauspiel Probleme mit der Politik.“ Das sollte sich bis heute nicht ändern. Holk Freytag hat auch Tessa Mittelstaedts nächste Station nach dem Wuppertaler


Engagement begleitet. Sie blieb unter seiner Intendanz von 2001 bis 2006 am Staatsschauspiel in Sachsens Hauptstadt Dresden, wo sie 2002 den Erich-Ponto-Nachwuchspreis gewann und war dort unter anderem eine gefeierte Hedda in Henrik Ibsens Drama „Hedda Gabler“. Aber auch „Alice im Wunderland“ und „Glückliche Tage“ mit Tessa Mittelstaedt begeisterten das durchaus verwöhnte Publikum am Dresdner Theaterplatz: „Es war eine spannungsgeladene Zeit, Freytag übernahm die erste West-Intendanz nach 40 Jahren Ostintendanz, reibungslos ging das nicht vonstatten, trotz aller Schwierigkeiten entstanden dort dennoch großartige und erfolgreiche Inszenierungen“. Es wurde für sie aber auch die Phase des Übergangs zum profitablen Fernsehgeschäft. Längst dort bestens beschäftigt und dafür auch dankbar: „Ich bin sehr froh darüber, von meiner Berufung leben zu können.“ Tessa Mittelstaedt lebt in Berlin, ist in Hamburg aufgewachsen, kann den Hamburger Dialekt, die Geburt in Ulm geschah O-Ton „auf der Durchreise“ und bei der Frage, als was sie sich denn fühle, kommt sie zu dem Resultat: „Obwohl ich seit 19 Jahren nicht mehr in Hamburg lebe, fühle ich mich heimisch, wenn ich in Hamburg bin. Da sind meine Wurzeln. Aber ich fühle mich nicht mehr als Hamburgerin, ich habe den Anschluss an die Stadt, das Leben dort, die Kultur etc. durch meine lange Abstinenz verloren. Jetzt lebe ich in Berlin und fühle mich sehr wohl. Die Stadt gibt unheimlich viel künstlerischen Input, noch bezahlbare Mieten und damit eine große Lebensqualität.“ In Lübeck und Hamburg spielt sie seit dem Jahre 2012 in der ARD-Krimi-Serie mit dem Titel „Morden im Norden“ und verkörpert darin die Staatsanwältin Elke Rasmussen. Ihre Gesangskünste an der Seite von Götz Alsmann waren in der WDRSendung „Zimmer frei“ zu bestaunen. Auch dieses Talent entdeckte Holk Freytag, denn er besetzte sie als Lucie Brown in der Dreigroschenoper in Dresden. Klaus Göntzsche

Tessa Mittelstaedt Hessischer Film- und Kinopreis 2012

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oben: Emil Schumacher, GB-7/1994, 1984, Gouache auf Aquari-Bütten, 52,5, x 67 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2013, Emil Schumacher links: Emil Schumacher, GH-11/1997, 1997, Gouache auf Bütten, 20,5 x 15,5 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 / Emil Schumacher

rechte Seite: Emil Schumacher, GH-11/1997, 1997, Gouache auf Bütten, 20,5 x 15,5 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2013, Emil Schumacher

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Kreatur Pferd Emil Schumacher Noch bis zum 9. April 2014 im Emil Schumacher-Museum, Hagen

Das Pferd fasziniert den Menschen seit jeher. Ob als freies Naturwesen, Nutztier oder Partner im Sport. Die besondere Verbundenheit des Menschen mit dem Pferd drĂźckt sich durch die kĂźnstlerische Darstellung des Tieres in allen Zeiten aus. Der Mensch hat

das Pferd durch Zucht geformt und sich selbst durch das Pferd in seiner eigenen Entwicklung befĂśrdert. So ist besonders das Pferd aus keiner Epoche der Kunstgeschichte wegzudenken und auch der Maler Emil Schu-

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macher (1912-1999) hat sich mit dem Pferd immer wieder intensiv auseinandergesetzt. Schumacher nähert sich der Kreatur jedoch nicht als Verehrer des menschlichen Schöpfungswillens, der dem natürlichen Subjekt den eigenen Stempel aufgedrückt, es durch Zucht verändert hat. Als sensibler Beobachter umreißt der Maler mit künstlerischen Mitteln das Wesen der Kreatur Pferd in seiner Ursprünglichkeit. Seine Bilder sind von einem offenen experimentellen Zugang geprägt. Linien umschließen Farbflächen, grenzen Bildzonen von anderen ab und rhythmisieren die Gesamtkomposition. Die Zeichnungen Emil Schumachers spiegeln das innere Bild des Künstlers von gesehener, nie erdachter Wirklichkeit wider. Schumacher formt das Gesehene in anschauliche und vielseitig verständliche Zeichen, deren poetische Freiheit

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dem Betrachter dabei immer einen offenen Blick auf die Bilder und die eigene Unabhängigkeit der Betrachtung ermöglicht. Die Kabinettausstellung in drei Räumen des Emil Schumacher Museums präsentiert zum ersten Mal in Hagen rund 50 Werke aus den 1980er- und 1990er-Jahren, die dem Pferd gewidmet sind und ermöglicht so eine intensive Auseinandersetzung mit dem besonderen Thema und zugleich einen ungewohnten Blick auf das bewunderte Geschöpf, mal mit strubbeliger Mähne, mal mit zotteligem Fell, aus der Perspektive des Künstlers Emil Schumacher. www.esmh.de

Emil Schumacher, GB-7/1991, 1991, Gouache auf braunem Packpapier, 62,5 x 95,5 cm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2013, Emil Schumacher


Ein Abend mit Untoten Bram Stokers „Dracula“ in einer Bühnenfassung von Jens Kalkhorst „A faint cold fear thrills through my veins.“ Shakespeare, Romeo and Juliet Act 4, Scene 3 Regie: Jens Kalkhorst, Bühne: Rüdiger Tepel Maske: Sandra Kremer Besetzung: Graf Dracula (David Meister), Mr. Renfield, Psychiatriepatient (Patrick Schiefer), Lucrezia, Draculas „Schwester“ (Angela del Vecchio), Mina Murray - Nadine Mehler, Jonathan Harker (ihr Verlobter) - Maurice Kaeber, Lucy Seward (Sarah Kocherscheidt), Arthur Holmwood, ihr Verlobter (Dennis Ellerbrake), Dr. Peter Seward, Lucys Vater (Ralf Poniewas), Prof. van Helsing, Vampirjäger (Jens Kalkhorst), Ava (Teresa Schulz), Bernadette (Stephanie Spichala) zwei Blutschwestern Lucrezia

Die Faszination der Düsternis Wuppertal. Flackerndes Kerzenlicht, wabernde Nebelschwaden, gruselige Musik, viel Blut und ein Vlad Dracul (David Meister) wie aus dem Bilderbuch: Jens Kalkhorst hat die richtigen Zutaten genommen, um das Tremendum fascinosum von Bram Stokers Vampir-Klassiker „Dracula“ der Romanvorlage gerecht werdend für die Bühne des TalTonTheaters zu realisieren. Der Erfolg des jetzt nach vier Jahren zum letzten Mal gespielten personal- und ausstattungsaufwendigen Stücks gibt ihm Recht. Ginge es nach dem Publikum, könnte sich daraus beinahe eine Erfolgsgeschichte à la „Die Mausefalle“ entwickeln, aber im Januar schloß sich im TTT in der Wuppertaler Wiesenstraße der blutrote Vorhang für den Untoten aus den Karpaten zum letzten Mal.

Religionskritik und Gotteshaß Was soll ich Ihnen viel über die Geschichte des Blutsaugers aus Transsylvanien erzählen – die dürfte seit 1897 nach ungezählten Romanauflagen, Verfilmungen, Bühnenfassungen, Comics und FernsehSerien beinahe jedem Leser und Kinogeher bekannt sein. Wichtig erscheint mir hier, wie Regisseur Kalkhorst, der auch den Vampir-Jäger van Helsing spielt und Dracula-Darsteller Meister die faszinierende Figur des Herrschers der Nacht angelegt haben. Sie lassen den Zwiespalt der gequälten und der liebenden Seele des Getriebenen in den Vordergrund treten, machen die ewige, unsterbliche Liebe und ihre Wirkung auf das Ziel seines glühenden Begehrens, Mina Murray (Nadine Mehler) zum Angelpunkt – und geben damit dem Horror einfühlsam eine beinahe versöhnliche Facette. Zugleich

Fotos: Joachim Schmitz/bildkonsum

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wird Bram Stokers Religionskritik durch Draculas Gotteshaß in eine prominente Position gerückt, damals sicher eine unerhörte blasphemische Provokation, heute noch oder wieder Anlaß zur intensiven Auseinandersetzung mit Glaubensfanatismus und Dogma.

Mr. Renfield ab, ein Seiltanz zwischen Wahn und Klarsicht. Vergessen wir nicht die an Draculas Seite zügellos nach Blut gierenden „Schwestern“ Ava und Bernadette und ihnen voran die wunderbare Angela del Vecchio als fauchende, düster funkelnde Lucrezia.

Walde oder dunklen Keller. Die aufwendige Bühnen- und Kostümausstattung (Rüdiger Tepel) tragen ihren Teil zum Erfolg ebenso bei wie die ausgezeichnete Maske (Sandra Kremer).

Brillant gezeichnete Charaktere David Meister brilliert mit wehenden Umhängen in seinen unheimlich lautlosen Auftritten beinahe körperlos durchscheinend als der Fürst der Finsternis, mal mit erlesener Höflichkeit, dann wieder hart und herrisch, schließlich aber auch zwischen Gier und Liebe zerrissen. Bewegend gibt Nadine Mehler das willfährige Objekt dieser Begierde, das seine Liebe erwidert und Sarah Kocherscheidt die ihm als Werkzeug in Hörigkeit verfallene Lucy. Ein Kabinettstück liefert Patrick Schiefer mit dem Psychiatriepatienten

Auf der Klaviatur des Grauens Gekonnt, jedoch jede Routine vermeidend spielt das hervorragende Ensemble glaubhaft auf der Klaviatur des Grauens, läßt durchaus gelegentlich echte Gänsehaut entstehen, provoziert das Gruseln jedoch nicht durch vordergründige Schock-Effekte, sondern erzeugt es durch sorgsam gesetzte Akzente des Horrors. Wenn Blut fließt, dann richtig, wenn ein Schrei gellt, dann ins Mark gehend. Das wirkt nie lächerlich, und wenn doch einmal im Publikum ein leises Lachen zu hören ist, wirkt das wie das Pfeifen im

Weitere Informationen: www.taltontheater.de

Frank Becker

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Oscar Tuazon Museum Ludwig Köln 15. Fe­bruar - 13. Juli 2014

linke Seite: Oscar Tuazon Installationsansicht Kunsthalle Bern, 2010 Foto: Dominique Uldry unten: Oscar Tuazon Hohlblocksteine, Douglastanne, Stahl, 2013 Installationsansicht Museum Ludwig, Köln Foto: Rheinisches Bildarchiv, Britta Schlier

Os­car Tu­a­zon (*1975 in Ta­co­ma, Wash­ ing­ton) ar­beit­et im Außen- und In­nen­ raum. Seine raum­greifen­d­en Kon­struk­tio­ nen kön­nen Ar­chitek­turen spren­gen oder neue Räume, sicht­bar und un­sicht­bar, schaf­fen. Tu­a­zon ist in­teressiert an kör­per­ lich­er Ar­beit und am Ent­ste­hungsprozess eines Kunst­w­erks. Das zeigt sich in sei­nen Ar­beit­en, die sich zwischen Skulp­tur und Ar­chitek­tur be­we­gen, auch durch die ver­ wen­de­ten Ma­te­rialien, wie insbe­son­dere Holz, Me­t­all, Stein und Be­ton. Seine Werke brin­gen Ideen der Land Art mit der Min­i­mal Art in Berührung und verbin­den so die Vorstel­lung von et­was Ab­s­trak­tem mit der tat­säch­lichen Kon­struk­tion; diese ist durch ex­treme ph­y­sische Her­aus­forderun­gen und im­mer un­ter­schiedliche räum­liche Be­din­gun­gen geprägt. Tu­a­zon selbst ist häu­fig ak­tiv am Ent­ste­hungsprozess beteiligt; er ar­beit­et an den ver­schie­de­nen Or­ten mit Ar­beit­ern und Spezial­is­ten zusam­men. Die kollek­tive An­stren­gung und Kom­mu­nika­tion ist per­ for­ma­tiv­er Be­s­tandteil des Werkes.

großflächi­gen Trep­pen­haus­es er­streck­en. Er wird dort ar­chitek­tonische Ver­satzstücke eines Pri­vathaus­es verteilen. Ei­nen er­sten Teil dies­er Ar­beit hat er bere­its im Rah­men der Ne­upräsen­ta­tion der Samm­lung Not Yet Ti­tled im Un­terges­choss des Mu­se­um Lud­wig re­al­isiert. Die Ar­beit stellt ein Ge­ ge­nar­gu­ment zur ex­istieren­den Ar­chitek­ tur dar. Sie zeigt die di­rekte Verknüp­fung und Ge­genüber­stel­lung von öf­fentlichem und pri­vatem Raum sowie den baulichen Charak­teris­ti­ka und ge­sellschaftlichen Be­din­gun­gen, die damit ver­bun­den sind. Os­car Tu­a­zon er­probt Mod­elle auf neue Art und Weise, in­dem er Konzept und Skulp­tur neu denkt. Seine Praxis ist auch durch die Au­sei­nan­ derset­zung mit der Kun­st­geschichte der let­zten Jahrzeh­nte geprägt – in­haltliche Verknüp­fun­gen mit Kün­stlern wie Carl An­dre, Richard Ser­ra, Bruce Nau­man, Robert Smith­son sowie Gor­don Mat­taClark be­deuten eine neue Veror­tung des Diskurs­es um Raum, Ma­te­rial und Ar­beit in der zeit­genös­sischen Kunst.

Os­car Tu­a­zons Ausstel­lung im Mu­se­um Lud­wig wird sich über zwei Eta­gen des

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Das ist kein Traum Es war Krieg ich hatte 2 Omas Die eine hatte einen Korb An ihrem Arm im Garten hing er Über dem Buchsbaum die Wege Entlang ihren achtsamen Schritten Gediehenes und nicht Gedeihendes In ihren Augen auch mich Auf der anderen Seite der Hecke Sah sie genau und mild die Beete Und vieles über diese hinaus Die Andere war vertrieben Von den Bomben auf ihre Fenster Türen und Schränke In der Stadt und hütete nun Ihre silbernen Haare hoch Gesteckt unter dem Netz Weiter Wiesen und Wälder Im Grün das ihr fremd Ging sie ins Bett und blieb liegen Wo ich sie eines Morgens bleich sah Die Eine sass in der Kirche und Sah auf die Worte des Pfarrers Der einmal die Woche in seinen Beutel Eier und Speck bekam Die Andere wurde mittags geholt Im Wagen wie ein Stück Möbel Das man niemals mehr sieht und ich Spielte auf der Wiese mit meinem Ball Anton Schlösser

Winterliche Allee, 2010 Foto: Elisabeth Heinemann


Grenzerfahrungen Das Schicksal der taubblinden Helen Keller in starken Bildern Licht im Dunkel Schauspiel von William Gibson Aufführung im Remscheider Teo Otto Theater Regie: Volker Hesse Ausstattung: Stephan Mannteuffel Kostüme: Caroline Sanchez Besetzung: Laia Sanmartin (Helen Keller) Birge Schade (Annie Sullivan, ihre Erzieherin) Wolfgang Häntsch (Captain Keller, ihr Vater) Magdalene Artelt (Kate Keller, ihre Mutter) Dela Dabulamanzi (Viney, Hausmädchen) Daniel Heck (James, Helens Halbbruder) Produktion: Stadttheater Fürth mit dem Theater im Rathaus Essen

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Selten sah man ein Publikum so bewegt, spürte man die innere Anspannung der Zuschauer so intensiv wie bei der Aufführung im Remscheider Teo Otto Theater beim Gastspiel der Produktion „Licht im Dunkel“, einem Stück über das Schicksal der taubblinden Erfolgsautorin Helen Keller (1880-1968) und ihrer Lehrerin Annie Sullivan (18661936). Die unerhörte Schwierigkeit, das Erleben der Welt eines blinden und tauben Menschen für seine normal mit allen Sinnen begabte Umwelt erfahrbar zu machen, erscheint zumal auf der Bühne als eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Volker Hesse hat es in seiner Inszenierung von William Gibsons Theaterstück mutig angegangen – und mit Einfühlungsvermögen, starken Bildern und einem hervorragenden Ensemble einen erstaunlichen Erfolg erzielt. Ein ausgezeichnet recherchiertes 28-seitiges

Programmheft begleitet den Zuschauer durch die komplexe Thematik und Problematik. Der Aufgabe, die von Dunkelheit und Stille umgebene Isolation der siebenjährigen Helen (Laia Sanmartin) aufzubrechen, eine Kommunikation zu dem aggressiven, sich kaum artikulierenden Kind aufzubauen, stellt sich die selbst ehemals blinde, damals erst 21-jährige Annie Sullivan (Birge Schade), die auch die festgefahrene Haltung und die Skepsis zu überwinden hat, die ihr im Süden der USA wegen ihres Alters und ihrer Nordstaaten-Abstammung entgegengebracht wird. Wolfgang Häntsch als Helens vom Sezessionskrieg gezeichneter Vater und Daniel Heck als deren Halbbruder James entwickeln dabei besonders starke Charaktere.


Birge Schade gelingt es blutvoll, den jugendlichen Elan der idealistischen Lehrerin zu vermitteln. Ihre „Gegenspielerin“ Laia Sanmartin hat es ungleich schwerer, die quasi autistische Aggression des zwar intelligenten, doch mit normalen Mitteln unerreichbaren Kindes fühlbar zu machen, doch schafft sie es erschütternd und tief berührend. Das Kind wird lernen, die Welt und ihre Mitmenschen auch ohne Gehör und Augenlicht zu erfahren und zu akzeptieren, Lehrerin und Schülerin werden lebenslang Gefährtinnen bleiben.

Volker Hesse hat auch die von Gibson skizzierten Biographien und Defizite der übrigen Figuren und deren seelische Belastungen nicht ausgelassen. Die Sehnsucht und Heimatlosigkeit des schwarzen Hausmädchens Viney (Dela Dabulamanzi), einer früheren Sklavin, der an den Rand der Familie gedrückte, musisch begabte Halbbruder, der sich wie die Mutter Helens (Magdalene Artelt) langsam vom Druck des den Armeerang weiter tragenden patriarchalischen Vaters befreit, schließlich dessen Wandlung zur Nachgiebigkeit sind subtil angelegt.

Ein ausgezeichnet und umfangreich recherchiertes 28-seitiges Programmheft begleitet den Zuschauer durch die Thematik und Problematik. Frank Becker Fotos: Bernd Böhner

Das spürbar bewegte Publikum würdigte die Ensemble-Leistung der CoProduktion des Stadttheaters Fürth mit dem Theater im Rathaus Essen mit langem, warmem Applaus.

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Winter III Karl Otto Mühl wurde am 16. 2. 1923 in Nürnberg geboren. 1929 folgte der Umzug der Familie nach Wuppertal. Dort Ausbildung zum Industriekaufmann. 1941 Militär, 1942 Kriegsdienst in Afrika, Gefangenschaft in Ägypten, Südafrika, USA, England. Im Februar 1947 Rückkehr nach Wuppertal, wo er sich der Künstlergruppe »Der Turm« anschließt, der auch Paul Pörtner angehört. Erste Kurzgeschichten werden 1947/48 veröffentlicht. Am Carl-Duisberg-Gymnasium holt er 1948 das Abitur nach, danach Werbe- und Verkaufsleiter in Maschinen- und Metallwarenfabriken. Erst in der Mitte der 60er Jahre gelingt es ihm wieder, kontinuierlich zu schreiben. Zwischen 1964 und 1969 entsteht der Roman »Siebenschläfer« (veröffentlicht 1975), mit den Theaterstücken »Rheinpromenade«, »Kur in Bad Wiessee«, »Die Reise der alten Männer« gelingt ihm der Durchbruch. Seitdem veröffentlichte Karl Otto Mühl dreizehn Theaterstücke, zahlreiche Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Die Stadt Wuppertal verlieh ihm 1975 den Eduard von der Heydt-Preis.

„Die meiste Zeit ist man nicht auf der Welt“, sagte meine Frau vorhin. Sie sagte das, als wir aus der Malschule kamen, in die wir immer sonnabends gehen. Ich meinte, der Vormittag habe wieder das gehalten, was wir uns von ihm versprochen hatten - Treffen mit freundlichen Menschen, Vergessen aller anderen Lebenszusammenhänge, Freiheit von jeder Art Getrieben-Sein, freundliche Versenkung in jeden Pinselstrich. Ich malte eine sanfte Landschaft mit großen Flächen beliebiger Farbe, über der ein riesiger, schwarzer Vogel schwebte. Jetzt erzählte eine Mit-Malerin von ihren gesundheitlichen Beschwerden.– Das stimme sie nicht immer fröhlich. Von ihr erfuhren wir auch Neues über eine andere Kollegin, die noch nicht eingetroffen war: Sie solle am Montag zu einer Operation in die Klinik. „Was soll ich Ihnen wünschen?“ fragte ich sie beim Abschied. „Zuversicht“, antwortete sie. Wieder zuhause. Draußen liegt goldenes Nachmittagslicht auf den Bäumen. Der Winter hat offiziell noch nicht begonnen. Fips, das lokale Eichhörnchen, flitzt durch den Garten. Die Fahnen in den Gärten hängen kraftlos herunter. Die Studenten in den Hörsälen starren nach vorne, stelle ich mir vor, die Monteure mit ölverschmierten Armen tauchen in die Motoren hinein; ich wundere mich, dass alles nicht mehr ist, was mir je begegnet ist.. Drinnen finde ich mein Mittagessen vor. Auf dem Tisch steht die Miniatur des nachdenklichen Affen mit dem Totenschädel in den Händen. Wie alle Denkmäler hat der haarige Getreue während der ganzen Nacht für uns nachgedacht. Danach gehe ich nach draußen. Die Stille redet mit tausend Stimmen auf mich ein, sie schwatzt und sie lacht schrill auf. Ich höre heraus, dass ich angeblich keine Ahnung von etwas habe. Darum denke ich auch so viel Unsinn. Drinnen im Wohnzimmer hat Oma, Hundertzwei, ihr Mittagessen beendet. Sie blickt mich aufmerksam an.

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„Was machen wir nun?“ frage ich sie. „Sag erst, was du machst“, antwortet sie. „Nein. Erst du.“ „Ich denke nicht daran“, sagt Oma. „Dann weißt du es ja im Voraus.“ Wir einigen uns darauf, dass wir uns beide zum Mittagsschlaf niederlegen werden. Gleich wird mit der Tochter auch Susi, unsere kleine Hündin, eintreffen und sich zu Oma gesellen. Sie macht nicht viel Aufhebens, sie verlangt nicht mehr von sich, als sie bieten kann – warme Nähe. Karl Otto Mühl


Der Tag an dem mein Auto verschwand Wir waren schon recht früh von unserem Ferienort im Bregenzer Wald abgefahren – mit letzten Blicken auf die beschneiten Gipfel -, denn wir wollten vor Abfahrt des Autoreisezuges noch in Lindau spazieren gehen und zu Mittag essen. Wir, das waren ein befreundetes Ehepaar, meine Frau und ich. Es gibt Tage, da bin ich hellhöriger als zu anderen Zeiten. Von diesem Tage weiß ich noch, dass alles auf mich einzustürmen schien, die Berge, die Gipfel in zarten Grautönen und die weißen Wolken am duftigblauen Himmel, das Touristentreiben in den Straßen von Lindau; das Sprachlose schrie mich an, knospende Sträucher, zornig im Wind zuckende Äste, die besonnten und die schattigen barocken Häusergiebel, sie alle riefen mir zu, wie bewegt und wichtig dieser Tag war. Es schien ein besonderer Tag zu werden, ein Tag mit Aufbruchsstimmung. Wir hatten uns im Strom von Hunderten Touristen, von denen die Stadt überfallen worden war, durch die Straßen treiben lassen, einem politischen Wanderprediger zugehört, der gegen die Bombenpolitik der NATO gegenüber Jugoslawien protestierte, immer wieder an Schuhgeschäften und Uh-

renläden warten müssen, den Haltepunkten der Damen, aber schließlich gingen wir in ein Restaurant am Marktplatz essen. Meine Frau und das Paar wollten vor Abfahrt immer noch Windowshoppen, und wir vereinbarten, dass wir uns in etwa anderthalb Stunden auf dem Parkplatz treffen würden, um dann zum Verladebahnhof zu fahren. So hatte ich Gelegenheit, das zu tun, was ich mir am meisten wünschte, nämlich in der Mittagssonne einen Schoppen Rotwein zu trinken. Um einige Grade fröhlicher als vorher stand ich danach auf und machte einen Abschiedsspaziergang bis zur Spitze der Halbinsel, wo der Bahnhof liegt. Ich atmete die milde Luft ein, sah das bunte Besuchervolk mit und ohne Strohhüte an der Ufermauer stehen – alles ein Anblick wie Weißes Rössl mit Festmusik. Ich sah einige Autos davor parken, möglicherweise gehörten sie Hotelgästen aus den umliegenden Hotels oder es waren die Autos des Personals, auf jeden Fall würde man normalerweise hier nicht lange parken können. Dieser Eindruck war hauptsächlich daran schuld, dass sich die Dinge danach in einer bestimmten Richtung entwickelten.

Langsam ließ ich mich nun mit dem Menschenstrom auf der Hauptstraße aus der Stadt heraustreiben, ging über eine Holzbrücke und dann vielleicht noch hundert Meter bis zum Eingang eines der großen Parkplätze, wo unsere beiden Wagen stehen mußten. Als ich auf die Armee von bunten Autoblechdächern blickte, kam die Erinnerung an früheres langes Suchen nach Autos auf Riesenparkplätzen in mir hoch, vor allem erinnerte ich mich an den Bericht meines Freundes Markus, der einmal in der Seitenstraße einer nordfranzösischen Stadt, wahrscheinlich war es Douai, geparkt hatte. Markus hatte damals einen Kriegskameraden besucht und wollte sich auf der Rückfahrt diese Stadt ansehen. Die Straße, in der er sein Auto parkte, hatte er sich nicht notiert, schließlich waren von hier aus ein Turm und anderes Markantes zu sehen, da waren Irrtümer ausgeschlossen. Markus wanderte nicht sehr ausführlich herum, allein war es zu langweilig (obwohl er in Douai eine Reihe eindrucksvoller Gebäude gesehen haben muß). Auch die vielen kleiKarl Otto Mühl, Foto: Frank Becker

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neren Geschäfte fielen ihm auf, sie schienen ihm in Frankreich verbreiteter zu sein als bei uns, wo sie von den großen Handelsketten hinweggefegt werden. Das würde in Frankreich sicher auch zunehmend so gehen. Unvermeidbar dachte er auch an die beiden Weltkriege, und wie doch trotz der Kämpfe in den meisten französischen Städten viele Häuser stehen geblieben waren, er dachte an Giftgas, Hitler, Wickelgamaschen, eine Szene aus einem alten Kriegsfilm, wo ein Soldat beim Essenfassen zum anderen sagte: „Wenn ich an morgen denke (wo sie aus der Ertappe heraus wieder in den Schützengraben mußten), wird mir ganz flau im Magen“. Flau im Magen, das war das Gefühl, das Menschen wie ich millionenfach gehabt hatten, weil sie wussten, dass sie am nächsten Tage wohin mussten, wo ihr Körper und damit sie selbst zerfetzt oder verstümmelt werden sollten. Markus beruhigte sich damit, dass das alles ja vorbei war, und, wenn es vorbei war, war es auch fast wie ungeschehen. Es mußte auch nicht mehr geschehen, wenigstens nicht unbedingt. Nach zwei Stunden Herumlaufen hatte Markus genug von der Stadt. Und wieder - warum mußte er nur immer an so etwas denken! - im Vorbeigehen an altem Gemäuer Gedanken an Gerichtsbarkeit, weinende jungen Mädchen, die sich an die Kirchenmauer drückten, Folter, Hexenverbrennung, Bischöfe und Fürsten, und schließlich, wenn Markus etwas Palaisartiges sah, Marcel Proust und seine Romane. Denn Markus war Germanist und Lehrer wie ich, allerdings war er Realschulrektor. Er fand sein Auto nicht sofort wieder. Er fand es überhaupt nicht. Er lief durch sämtliche Seitenstraßen in der Nähe des viereckigen Platzes mit den Zeitungsläden, den er sich gemerkt hatte. Er lief über eine Stunde lang herum. Langsam bekam er Angst. Er dachte die kuriosesten Sachen. Zunächst zweifelte er an sich selbst. Wenn einem das passierte, mußte man ein lebensuntüchtiger, unpraktischer und verschlafener Mensch sein, vielleicht sogar irgendwie pathologisch - es sei denn, das Auto wäre gestohlen worden. Aber das fürchtete Markus am wenigsten, denn sein Auto war zehn Jahre alt, wie er überhaupt immer nur sehr alte Autos gefahren hatte. Da seine Frau auch Lehrerin war und sie beide darum doch wahrhaftig nicht arm waren, müsse etwas Besonderes an Markus sein, dachten die Leute, die ihn wegen seines

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alten Autos bedauerten. Vielleicht kalkulierte Markus mit dieser Reaktion. Markus dachte immer einen Zug weiter als wir anderen. Mich hatte es nie gestört, dass Markus klüger war als ich. Ich hatte mir immer gesagt, dies müsse überhaupt nichts bedeuten. Es gab schließlich viele Arten von Klugheit. Markus wurde immer verzweifelter. Er entwickelte sich zurück ins magische Denken der Steinzeitmenschen. Er überlegte, ob er jetzt die richtigen Gefühle oder die Gedanken hatte, die man haben mußte, wenn man überraschend gerettet wurde, er versuchte sich beides vorzustellen, die richtigen Gedanken vorher und die Rettung daraufhin. Man mußte vielleicht mehr verzweifelt sein, dann erst wurde man gerettet? Oder man konnte sich vielleicht an den heiligen Antonius wenden, aber man durfte dabei nicht über seinen eigenen Aberglauben lächeln, aber wie sollte man das vermeiden, wenn man nicht vorher wußte, ob man lächeln würde? Schließlich brachte Markus mit viel Kauderwelsch und Zeichensprache einen Taxifahrer dazu, mit ihm in der Stadt herumzufahren Straße um Straße, Gasse um Gasse, zu beiden Seiten Fußgänger, die sich ängstlich an die Mauern schmiegten. Sie fanden das Auto. Markus erzählte mir dies alles. Es sei ein ekelhafter Tag gewesen, aber auch eine bleibende Erinnerung, und trotzdem nicht so eindringlich wie die Erinnerung an ein zweites Ereignis dieser Art. Doch daran dachte ich im Augenblick nicht, als ich mich auf unserem Parkplatz orientierte. Es war der Parkplatz - oder zumindest einer von den möglichen dreien, auf denen wir in den vergangenen Jahren bei unserer Rückreise aus dem Skiurlaub vor dem Verladen des Autos geparkt hatten. Jeder, der mit dem Fahrzeug in Lindau war, kennt sie. Große, von Bäumen eingerahmte Plätze, das Seeufer schimmert hindurch. Man muß Parkkarten ziehen und bei der Abfahrt einlösen. Die Plätze waren fast vollständig besetzt. Das Heer der ferienbepackten Autos stand aufgereiht, dazwischen krochen einige herum, die einen Parkplatz suchten. Es herrschte Frühlingstemperatur, aber in der Sonne war es sehr warm. Ich war erstaunt, als ich nach längerem Umherirren merkte, dass ich mich geirrt hatte. Ich hatte diesen Parkplatz in Erinnerung, aber gerade hier fand ich unseren Wagen nicht. Es mußte also doch einer von diesen

beiden anschließenden Parkplätzen sein. Aber auch hier suchte ich vergebens. Es war so unglaublich und so unerklärlich, daß ich mehrmals über die Plätze ging, ab und zu einen bänglichen Blick auf die Uhr werfend. Die Abfahrtszeit des Autoreisezuges rückte näher. Ich fragte Leute aus, die sich gerade an ihren Autos zu schaffen machten. Gab es noch andere Parkplätze und wo? Nun ja, da bergauf, einige hundert Meter weiter, da sei noch einer, oder weiter rechts und auch bergauf, da sei einer für Autos mit Wohnanhänger. Ich mußte es versuchen. Marschierte eilig bergauf, fand es zu weit um wahrscheinlich zu sein, kehrte um, fragte noch mehr Leute, wurde immer ratloser. Wie war das denn heute Morgen gewesen? Ich war eifrig plaudernd mit meinem Freund vom Parkplatz gegangen, die Frauen voraus, und da war ein Tor in der Stadtmauer. Aber das wäre doch dort, wo ich bereits gesucht hatte? Mehrmals wurde mir auch der Parkplatz beim Bahnhof an der Seespitze genannt, aber da war ich ja vorher entlang spaziert, an diesem winzigen Platz vor dem putzigen kleinen Bahnhof. Da stand unser Wagen ganz bestimmt nicht. Der Abfahrtszeitpunkt des Autoreisezuges rückte näher. Eine Menge Geld wäre verloren, wenn er ohne uns führe, eine anstrengende Fahrt durch die Nacht stünde uns bevor. Eigentlich mußte es dieser Parkplatz sein. Wir waren schon zum dritten Mal in dieser Gegend in Urlaub, und jedesmal hatten wir doch hier geparkt, wenn wir bei der Rückreise vor Abfahrt des Auto-Reiserzuges in Lindau ankamen. Ich mußte es trotzdem wieder auf den beiden direkt anschließenden Parkplätzen versuchen. Sie sahen fast genau so aus wie dieser hier, eine Verwechslung war leicht möglich. Aber alles Suchen nützte nichts, das Auto war weg, die Zeit rann mir aus den Händen, die Familie war auch nicht zu sehen. Ich fragte einen Mann um Rat, der sich an seinem Geländewagen zu schaffen machte. Ein braungebranntes Männergesicht, gletscherhimmelblaue Augen, freundliche, warme Stimme, er wirkte wie ein ruhiger, sicherer Bergführer in gefährlichen Situationen. Er nahm ernstlich Anteil an meiner Notlage, verstand meine Situation, fragte mich nach Einzelheiten der Herfahrt aus. Der


Bahnhofsparkplatz, konnte es der sein? Nein, sagte ich, da sei ich ja schon gewesen. Dann müsse ich doch noch einmal ein Stück bergauf zu jenem Parkplatz gehen. Es sei die einzige verbleibende Möglichkeit. Ich machte mich wieder auf den Weg Die Sonne brannte so heiß, wie es im Frühling nur möglich war, die Luft schien still zu stehen, unheimliche Stille war um mich. Ich war ein Molekül im Universum, dessen Größe gegen Null ging. In mir war eine Art Vernichtungsgefühl wie vielleicht bei einem Irren, der fühlt, dass er für alle ein Irrer ist oder wie bei einem Sterbenden, der in die Tiefe stürzt und plötzlich weiß, dass er alle zu wenig geliebt hat, die ihm nahestanden, und nun ist es für immer zu spät. Es war ja nicht nur die quälende Rat- und Hilflosigkeit, die mich belastete, sondern auch der Gedanke an Kosten, Ärger, Mühen, die Ratlosigkeit und Angst meiner Frau, für die ich verschwunden war. Ich dachte kurz an die Gefahrensituation, in der sich Markus einmal befunden hatte. Auch diese Geschichte hatte er mir erzählt. Wenn man sie weiter erzählen will, muß man zunächst einen anderen Namen wählen, und das habe ich hier natürlich getan, Markus heißt also in Wahrheit anders. Dann muß man dazu sagen, daß Markus zwar Realschulrektor ist und damit ein moralisches Vorbild sein müßte, dass er dieses Vorbild normalerweise auch war. Nur diesmal lag eben ein Sonderfall vor. Die Mutter einer Schülerin hatte ihn zuhause aufgesucht, um mit ihm über Probleme mit ihrer Tochter – oder Probleme der Tochter mit der Schule, so genau weiß ich das nicht – zu sprechen. Ich weiß auch nicht, warum das Gespräch bei ihm zuhause stattfand. Wahrscheinlich war es ein eiliger Fall. Vielleicht hatte sie es auch gewollt. Weiter weiß ich nicht, warum Markus´ Frau an diesem Nachmittag nicht zuhause war, aber dafür gab es sicher eine Erklärung. Ich weiß auch nicht, wie jene Frau hieß, Markus wird es nie verraten. Sie war eben nur blond, schlank, leise und wirkte sehr ernsthaft und aufmerksam. So etwas kann man sich leicht vorstellen. Auch die Situation kann ich mir vorstellen: Mann und Frau allein, Mann allerseits estimiert, passabel aussehend, gutmütige und doch männliche Gesichtszüge – aber zunächst und auch später geschah nichts Unziemliches in dieser Studierstube. Und so blieb es auch während des halbstündigen Gesprächs. Nur draußen, an der Wohnungstüre, da war dieser Blick, nein, beider Blicke waren es, und wirklich nur die Blicke bei ruhigem, unbewegten Gesichtsausdruck, aber keinerlei Berührung oder sonstige Annäherung. Aber diese Blicke reichten, um Markus zu zwingen, sich vorzubeugen und die blonde Frau leicht auf die Stirn zu küssen. Nun gut, könnte man sagen. Das übliche, leichte Vorbeiwehen von Verliebtheit, das kennt jeder. Aber es blieb nicht dabei. Am nächsten Tag kam ein Anruf. Kein Name, keine Begrüßung. Die leise Stimme sagte nur: „Ich möchte Sie wiedersehen.“ Das war kein Spaß mehr. Eine verheiratete Frau, ein Schuldirektor. Und Markus fühlte sich völlig unfähig zur Gegenwehr. Nur nachgeben wollte er, nichts als nachgeben. Das war Wirklichkeit, die sich wie ein eiserner Stachel in ihn bohrte. Plötzlich hielt ein Auto neben mir, ein Geländewagen. Es war wieder der Mann mit dem Bergführergesicht. Er wolle mit mir die Parkplätze abfahren, sagte er freundlich, es müsse doch eine

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Erklärung geben. Während ich neben ihm daherschaukelte, empfand ich Dankbarkeit, und, an dieser Stelle will ich es zugeben, eine Vermutung auf übernatürliches Eingreifen. Wer anders als der heilige Antonius, den ich neben anderen Heiligen heimlich und gegen allen meinen Protestantismus für hilfsbereit und fähig hielt, konnte so etwas veranlassen oder saß sogar verkleidet neben mir? War dieses Lächeln neben mir nicht fast ein wenig heilig? Mein Beschützer fragte mich aus. Er wollte wissen, was ich heute Morgen auf meinem Weg vom Auto gesehen hatte, wie lang der Weg gewesen war. Ich antwortete, es könnten nur ganz wenige Minuten gewesen sein, die Stadtmauer sei kurz nach dem Aussteigen aufgetaucht, ich erinnere mich nur an den großen Parkplatz, an Bäume und an die Stadtmauer mit Durchgang, die ganz kurz, wie gesagt, ganz kurz nach dem Aussteigen, aufgetaucht sei. „Wir fahren sie alle ab“, sagte der Mann neben mir. Es gibt also gute Menschen, dachte ich. Die beiden Verschwörer, Markus und die Frau, hatten ausgemacht, daß sie sich mit ihren beiden Autos am Stadtrand treffen und auf der A 61 zur nächsten Stadt fahren würden. Unterwegs sollte ihr Wagen auf einem Parkplatz warten und sie würde zu ihm einsteigen. Sie fuhr hinter ihm her. Immer wieder spähte er über den Rückspiegel nach ihr, nach dem blonden Schimmer hinter der Frontscheibe. Auf der graunebeligen Autobahn kam eine Parkbucht, Markus blinkte rechtzeitig und sie bogen beide ein. Die Frau stellte ihren Wagen ab, und gemeinsam fuhren sie weiter. In der nächsten Stadt wollte Markus ein Manuskript für die Schultheatergruppe bei einem Kollegen abholen, ein wunderschönes Alibi, er konnte seiner Frau Ulrike sogar sagen, wo er gewesen war; er konnte sich selber sagen, dass er zunächst nur zu einer unabweisbaren Besorgung aufgebrochen war. Es konnte passieren, dass nichts passierte, zumal er sich keinerlei erregende Vorstellungen erlaubte. Er hielt dies leichtfertig schon für ausreichende Selbstbeherrschung. Seit Jahren spürte er wieder einmal jene tiefe, aufwühlende, überwältigende Erregung, die viele ersehnen und fürchten. Markus und die Frau wechselten nur wenige Worte, er hatte mit heiserer Stimme gefragt, wie lange sie Zeit habe. „Mindestens drei Stunden“, hatte sie geantwortet.

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Das Auto brummte über die Autobahn, die blonde Frau kauerte neben Markus. Wunderbar gehe es ihm, sagte er zu seinem Kollegen, bei dem er das Manuskript abholte, wunderbar, nur, er sei ein wenig eilig, die angebotene Tasse Kaffee müßten sie später nachholen. Beim kurzen Weg von diesem Haus zu dem Wagen um die Ecke hatte im umnebelten Hirn von Markus nur der Gedanke an diese Göttin der Liebe Platz, sie, die alle anderen Frauen übertraf, übertraf an Liebeskunst und Freiheit. In der Parkbucht angekommen, brauchten sie erst einige Minuten, bis sie begriffen, dass der Wagen von Markus´ blonder Beifahrerin verschwunden war. Es durfte nicht wahr sein. Aber es war die Wirklichkeit. „Himmel! Was sage ich meinem Mann?!“ Markus verfiel auf die einzige Möglichkeit. „Wir müssen auf jeden Fall zur Polizei.“ Sie verließen die Autobahn an der nahegelegenen Ausfahrt, kamen auf eine Landstraße, und sahen bei hereinbrechender Dunkelheit ein Stück Erftlandschaft vor sich, Gräben, Äcker, Wiesen, Hecken. Aber schon nach etwa hundert Metern Weiterfahrt stießen sie auf einen Pulk von Autos. Beim Näherkommen sahen die beiden, dass es Polizeiautos waren. Zwei Polizisten mit rot leuchtenden Kellen hielten Autos an, um sie aus irgendwelchen Gründen zu überprüfen. Markus wandte sich an einen Polizisten im Streifenwagen und berichtete. Der Polizist rief über Funktelefon seine Dienststelle an. „Ja. Die haben Ihren Wagen. Er wurde abgeschleppt. Sie hatten ihn in einer Nothaltebucht geparkt. Da darf man nicht parken.“ Der Wagen konnte noch am gleichen Abend bei einem Abschleppunternehmer abgeholt und ausgelöst werden. Ein Strafmandat sollte folgen. Hoffentlich kann sie das beim Postboten abfangen, dachte Markus, als er die roten Rücklichter ihres Wagens im Dunkel verschwinden sah. Sie war im Höllentempo losgefahren. Nur kurz beruhigt hatte sie ihn, er brauche sich nicht die geringste Sorge machen, sie bringe das in Ordnung, sie sei öfter unterwegs, und ihr Mann sei heute in Bonn und komme sicher spät nach Hause. Auch Markus fuhr rasch nach Hause. Es gab keine Anrufe mehr, aber ein tiefes, lähmendes Versunkensein in die Lust der letzten Stunden begleitete ihn noch monatelang. Es war süß und machte depressiv. Manchmal, wenn er die Last von sich zu wälzen

versuchte, sagte er sich, er sei eben einer besonders wilden Frau begegnet, darauf sei er nicht vorbereitet gewesen. Kein Mann wäre das. Denn nie, so sagte er sich, nie hätte er sonst seine Frau Ulrike, diese gute Seele mit dem herzensguten Sportlehrerinnengesicht, betrogen. Nie hätte er sich von der Sucht infizieren lassen, die er immer noch spürte, nie in Gefahr begeben, ein Leben wie der Herzog von Windsor führen zu müssen, immer lieben, immer zusammen glücklich sein. Entsetzlich. Und das nicht im Jet oder auf Empfängen, sondern im Reihenhaus mit Aquarium. „Sagen Sie“, sagte der nette Kerl in Lindau neben mir, „sind Sie vielleicht über eine Brücke gefahren, als Sie heute Morgen zum Parkplatz fuhren, also hinwärts, was auch sonst?“ Ja, das sei ich. Über eine kleine Holzbrücke, meine ich. Dann sei es auch der Bahnhofsparkplatz, behauptete er. Unmöglich, widersprach ich. Der sei viel zu klein. „Wir fahren trotzdem hin“, sagte er. Wir rumpelten über die Holzbrücke. „Hier war es!“ schrie ich. „Hier ist ja ein richtiger großer Parkplatz. Und der sieht genau so aus wie die anderen, auf denen ich gesucht habe.“ Der sei wirklich so groß, erklärte er. Hier seien nicht drei, sondern vier ähnlich aussehende Parkplätze. Dieser hier sei genau so wie die anderen. Und er habe ihn Bahnhofsparkplatz genannt, weil er an den Bahnhof grenze, man nehme den Bahnhof nur nicht immer gleich wahr, es sei eben von hier doch ein kleines Stückchen Weg bis dahin, ein paar Dutzend Meter, Bäume stünden herum, aber egal, ich wäre endlich da. Ein Stück weiter sah ich meine Frau und die Freunde herumirren. „Mein Gott“, rief ich, „da sind meine Leute! Ich bin Ihnen so verdammt dankbar! Das würde nicht jeder tun, was Sie getan haben.“ Auf dem Weg zu den Meinen suchte ich alle Erklärungen zusammen. Ich hatte am Morgen die Augen nicht richtig aufgemacht, die Bilder der Vorjahresparkplätze und des Weges dahin hatten sich in meine Vorstellungen geschoben, ich hatte mir nichts Besonderes auf diesem Parkplatz gemerkt, ich hatte mir unter Bahnhofsparkplatz eben immer nur den hübschen kleinen Vorplatz vor dem Bahnhofseingang vorgestellt... Karl Otto Mühl


Material, Form und Sprache Im Rückblick: Skulpturen von Harald Klingelhöller im Skulpturenpark Waldfrieden

Harald Klingelhöller, Ausstellungsansichten Skulpturenpark Waldfrieden, © H. Klingelhöller, Skulpturenpark Waldfrieden

Bis Mitte Januar war im Skulpturenpark Waldfrieden ein konziser Überblick über das Werk von Harald Klingelhöller zu sehen, einem der wichtigen zeitgenössischen, dezidiert in der Tradition der Skulptur stehenden Bildhauer. Wie Tony Cragg, der der gleichen Generation angehört, geht es ihm darum, das Potential der Skulptur für die Gegenwart auszuloten und in diese zu transformieren. Dazu erobert Klingelhöller Formen und Formkonstellationen für die Kunst: Seit drei Jahrzehnten realisiert er lebensgroße Objekte und raumgreifende Installationen, die sich mit ungewöhnlichen, teils konträren Materialien oft des Alltags in unsere urbane Umgebung einfügen und dabei unser Bewegungsverhalten bedenken. Die „stören“, Ratlosigkeit initiieren und immer eine philosophische Ebene bereithalten.

Im Ausstellungspavillon des Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal waren zehn seiner Werke aus den Jahren 1999 bis 2013 ausgestellt, welche die wesentlichen Aspekte und Überlegungen in seinem Schaffen ansprechen. Eine Überraschung sind die neueren sog. „Schattenversionen“ von 2012/13, die man im Original, als Raumgefüge sehen muss, um sie zu begreifen. Auf dem Boden stehen kantige Schachteln aus Stahlblechen, den „Deckel“ aus zwei übereinander gestülpten Lagen in komplementärer Farbigkeit aufgeklappt. Im Innenraum sind ausgeschnittene Flächen ausgelegt. Schichtung zwischen Fläche und Raum wird zu einem zentralen Motiv dieser Arbeiten, Leere und Fülle zu einem anderen. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, wie verwandt diese „Schattenversionen“ etwa den eineinhalb Jahrzehnte zuvor entstandenen Werken sind, welche an Seilen

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hängen und mit ihren Metallstreben den Charakter von Marionetten tragen. Harald Klingelhöller wurde 1954 in Mettmann geboren. Er hat an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Klaus Rinke studiert und wurde gemeinsam mit Studienkollegen wie Reinhard Mucha, Thomas Schütte und Wolfgang Luy im Kontext einer neuen, architekturbezogenen Skulptur bekannt, die zwischen Pragmatik und Utopie anmutete und auch in ihrem Bezug auf den Menschen den Charakter des Modells behielt. Bei Klingelhöller spielt schon der Text eine konstitutive Rolle, als mangelnde Übereinstimmung von Sprache und Bild, und wird zu einem Leitgedanken seines ganzen Werkes. Klingelhöller hat Worte als Druckbuchstaben aus Karton oder festem Papier geschnitten und über- und aneinander gelegt. Mit diesem Modus hat er in seinem ganzen Werk verschiedene Formen der Präsentation erkundet; die Arbeiten lehnen und kippen oder verlaufen im Halbkreis wie eine Kanzel. Sie ragen steil empor und sind in ihren Elementen ineinander verhakt, sie hängen von der Decke oder liegen nun, in den neuesten Werken, auf dem Boden. Harald Klingelhöller interessiert, wie sich die verbalen Begriffe zu den bildnerischen

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Erscheinungen verhalten. Und ihn interessiert, was Skulptur ausmacht, wie viel passieren muss und wie wenig sein kann, dass sie eintritt. Wie aus den kleinen Verhaltensweisen große Ereignisse werden. So war nun im Pavillon von Waldfrieden zu sehen, wie Klingelhöller aufgeraute gegen glatte Gipsflächen setzt und wie die Fächer der „Schrankversion“ halb geöffnet in den Raum ragen und sich zugleich in die Fläche zurückziehen und noch in ihrer Dynamik durch die Glasscheibe mit der Skulptur „Dancing Column“ (2008)

von Tony Cragg korrespondieren … Tony Cragg, der Hausherr und Kurator, hat unlängst seinen Skulpturenpark erweitert und um einen weiteren Ausstellungspavillon ergänzt. Die Ausstellung, die er mit Harald Klingelhöller durchgeführt hat, begleitete diese Expansionen auf höchstem Niveau. Thomas Hirsch Fotos: Süleyman Kayaalp www.skulpturenpark-waldfrieden.de


Paragraphenreiter Sind Steuern nur dann interessant, wenn man sie sparen kann?

Susanne Schäfer, Steuerberaterin Geschäftsführerin der Rinke Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft/ Steuerberatungsgesellschaft

Neu im Buchhandel: Anton Schlösser

Ich könnte die Berge hoch enden am Meer Gedichte

Auch wenn ich im Hinblick auf diese Frage möglicherweise voreingenommen bin: Natürlich nicht! Tatsächlich spiegelt sich im Steuerrecht das gesamte Leben wider, und zwar nicht nur in den einzelnen gesetzlichen Regelungen von der Gewährung eines Kinderfreibetrags ab der Geburt bis zur Abzugsmöglichkeit von Bestattungskosten als außergewöhnliche Belastung, sondern auch im großen Ganzen, von einem eher übergeordneten, weltanschaulichen Standpunkt aus gesehen. Wenn ein Akteur – in unserem Fall der Staat mit seinen Finanzbeamten oder Steuereintreibern – etwas haben will, was ein anderer nicht kampflos – dann nennt man ihn Steuerzahler – oder gar nicht – dann nennt man ihn Steuerhinterzieher – herzugeben bereit ist, entstehen Konflikte, und Konflikte machen das Leben erst interessant. Das weiß auch die Weltliteratur, wobei in dieser die Sympathien, wie auch im richtigen Leben, durchaus unterschiedlich verteilt sein können. In der Minderheit (auch wenn statistische Erhebungen zu diesem Thema nicht existieren) sind wahrscheinlich die Werke, deren Neigung mehr in Richtung Staat und Obrigkeit geht. Ich kenne nur eins davon: „Asterix und der Kupferkessel“, worin der Steuerhinterzieher auf den schönen Namen „Moralelastix“ hört, während der Steuereintreiber „Incorruptus“ heißt (und trotzdem ziemlich fies aussieht). Nach einer derartigen Charakterisierung ist die Handlung fast schon egal.

Häufiger ist der umgekehrte Fall, in dem die Sympathien des Autors auf Seiten des Steuerbürgers liegen. Und auch dann reichen oft wenige Absätze, um diese deutlich zu machen. Am schönsten in einer Ballade von Detlev von Liliencron, in der der Amtmann Henning Pogwisch ausgerechnet zur Mittagszeit versucht, die Steuern beim Sylter Fischer Pidder Lüng einzutreiben: Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum: Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum! Wir waren der Steuern von jeher frei, Und ob du sie wünschst ist uns einerlei. … Bettelpack! fährt ihn der Amtmann an, Und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann: Du frisst deinen Grünkohl nicht eher auf, Als bis dein Geld hier liegt zu Hauf! … Einen einzigen Sprung hat Pidder getan, Er schleppt den Napf an den Amtmann heran Und taucht ihm den Kopf ein und lässt ihn nicht frei, Bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei. Gerechterweise wird Pidder für die Überreaktion, den Amtmann im Grünkohl zu ersäufen, hingerichtet – ein schriftlicher Rechtsbehelf gegen den von Henning Pogwisch zu vollstreckenden Verwaltungsakt hätte schließlich möglicherweise auch genügt. Die Ballade endet übrigens: „Lewwer duad üs Slaav!“ (hochdeutsch: „Lieber tot als Sklave!“). Treffender kann man Steuergerechtigkeit nicht einfordern. 116 Seiten, gebundene Ausgabe, Format 13,5 x 21 cm, ISBN 978-3-942043-98-4 VK 17,90 Euro Verlag HP Nacke Wuppertal Friedrich-Engels-Allee 122 42285 Wuppertal Telefon 02 02/28 10 40 verlag@hpnackekg.de

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Sabine Kaufmann Seit vielen Jahren begleitet der HP Nacke Verlag mit Bildbänden und Kalendern erstklassiger Fotografen die Arbeit und Entwicklung des von Pina Bausch „erfundenen“ Tanztheaters Wuppertal. Seit Gründung der Kulturzeitschrift „Die Beste Zeit“ 2009 im Verlag HP Nacke wird auch in diesem exquisiten Periodikum dem Wirken und nach ihrem Tod demVermächtnis der großen Choreographin des „Tanztheater Wuppertal Pina Bausch“ dankenswerterweise viel Raum gegeben. Unter den mit dem Verlag verbundenen Fotografen hat Jochen Viehoff, der ab 1997 Pina Bausch und ihr Ensemble mit der Kamera begleitet hat, eine besonders intime Verbindung zu der weltberühmten Tanztheater-Compagnie. Der HP Nacke Verlag, der seit 2003 alljährlich einen großformatigen Kalender mit Tanz-Fotografien von Jochen Viehoff auflegt, hat jetzt einmal den Blick auf das kleine Format gerichtet: soeben wurde eine Edition von 12 Szenenfotos im Briefkarten-Format aus der Geschichte des Tanztheaters vorgelegt, mit denen Jochen Viehoff einen Bogen über rund 35 Jahre „Tanztheater Wuppertal Pina Bausch“ schlägt. Wunderbar für ganz persönliche Nachrichten an besonders gute Freunde – und solche des Tanztheaters – geeignet. Ein Essay von Susanne Buckesfeld begleitet die Edition.

Tanztheater Wuppertal, Pina Bausch • 12 Szenenfotos von Jochen Viehoff

Ensemble, „... como el musguito en la piedra, ay, si, si, si...” • Julie Anne Stanzak, „Sweet Mambo“ • Ensemble, „Nur Du“ Eddie Martinez, Kyomi Ichida, „Ahnen“ • Ensemble, „Rough Cut“ • Ditta Miranda Jasjfi, Rainer Behr, „Komm tanz mit mir“ Julie Anne Stanzak, Andrey Berezin, „Nelken“ • Ensemble, „Wiesenland“ • Ensemble, „Bamboo Blues“ • Silvia Farias, „Bamboo Blues“ • Ensemble, „Nefés“ Ensemble, „Wiesenland“ • Julie Anne Stanzak, „Sweet Mambo“ Verlag HP Nacke Wuppertal · ISBN 978-3-942043-99-1

12 Postkarten im Schuber 12 Szenenfotos von Jochen Viehoff Verlag HP Nacke

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

Tanztheater Wuppertal – Pina Bausch

Auch Jahre nach dem plötzlichen Tod der Wuppertaler Choreographin gelingt es Jochen Viehoff, einen frischen Blick auf das Ensemble des Tanztheaters zu werfen. Die sorgfältig komponierten Momentaufnahmen sind von spannungsvoller Dynamik – das stark angeschnittene Längsformat erweckt den Eindruck, als ob Tänzer jeden Augenblick von der Bühne verschwinden oder mit einem Mal weitere Personen ins Blickfeld geraten könnten. Viehoff nutzt die ganze Bandbreite des Panoramablickes, um die Beziehungen der Figuren treffend zu charakterisieren. So könnte die Entfernung zwischen den beiden Protagonisten in „Nelken“ kaum größer sein, getrennt durch ein Blumenmeer, das die ganze Bildlänge einnimmt. Distanzierte Aufnahmen in die Tiefe des Bühnenraums wechseln mit intimen Nahansichten. Von suggestiver Spannung ist etwa die Szene aus „Komm tanz‘ mit mir“,


Ida Dehmel – Gründerin der Gedok

Ida Dehmel (1870 - 1942) Foto: Jakob Hilsdorf „du lebst Werke, das ist…wahrhaftig mehr Wert als wenn du Worte auf Papier schriebst.“ Richard Dehmel

Wer sich mit Ida Dehmel, Gründerin der Gedok/Gesellschaft für Künstlerinnen und Kunstfreunde, beschäftigen möchte, dem sei empfohlen, sich in der Unibibliothek Hamburg ins Dehmel-Archiv zu begeben. Der umfangreiche Briefwechsel ist kaum registriert. Die unpublizierte Biographie ‚Daija‘ scheint Idas eigene zu sein, Namen sind nur geringfügig geändert. Erst 2002 erschien eine Ida-Dehmel-Biographie von Wegner, 19 Jahre früher Idas Briefwechsel mit Stefan George (Hrsg. Höpker/ Landmann). Das baufällige Dehmelhaus in Blankenese erinnert mit verwildertem Garten an eine Atmosphäre, die nicht mehr ist. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt. Bis 1993 besaß es die Dehmelfamilie, später der Banker Claus Grossner. 2008 starb er. Nun soll eine Stiftung entstehen, um das Haus mit dem Jugendstilinventar (van de Velde) zu erhalten. Steht man davor, zweifelt man, wie Kostbares in einem lange nicht gepflegten Haus überleben soll. Ida wuchs auf, als Männer noch die wesentlichen Posten inne hatten und Frauen mühsam das Studieren erlaubt wurde (Montessori). Künstlerinnen verbargen ihre Identität meist unter Männernamen (Eliot, Brontë, Colette, Mayreder). Noch konnte der Maler Spiro seine Frau, die Schauspielerin Tilla Durieux, in ein Sanatorium locken. Es entpuppte sich als Psychiatrie. Sie hatte sich nur in den Kunsthändler Cassirer verliebt. Ida Coblenz,*1870 in Bingen, stammte aus begüterter Weingutfamilie. Ihr Vater kam aus Paris. Er heiratete die Tochter eines großen Weingutbesitzers und leitete nun die noch ansehnlichere Firma Meyer & Coblenz. Seine Erziehung war patriarchalisch. Mittags hatten die Kinder pünktlich hinter den Stühlen zu stehen. Gesprochen wurde französisch und deutsch, auch französisch gekocht. Beim folgenden Spaziergang hatte man aufrecht zu gehen und Bildungsspiele zu üben. In ‚Daija‘ zeigt Ida sich als phantasievolles Kind. „Sie machte... aus ihren Taschentüchern Puppen“. Lieblingsbuch ist Grimms Märchen. “Je mehr sie las, desto schwerer wurde ihr, die Märchenwelt von der wirklichen…zu trennen“. Am Haus der guten Großeltern (Mutter) saß Ida gern träumend unter Granatäpfeln auf der Terrasse. „Wenn die strenge Großmutter (Vater) aus Paris da war, musste sie stricken.“ Sie vergrub das Unselige im Garten. Aber „sie stickte schon hübsch, Sträusse von Perlen.“

Einmal sagte Mutter: „Jedes Kind…bringt in seinem Herzen einen Funken Feuer mit; wenn wir…voll Liebe sind, wird aus dem Fünkchen…eine Flamme.“ Ida trug den Gedanken durchs Leben. Als sie 7 war, gebar die Mutter das letzte Kind. Bald starb sie. Wegner:„Ihr Tod kam für die Familie einem Erdbeben gleich.“ Wechselnde Hausdamen konnten keine Mutter ersetzen. Die Kinder kamen zur Schule. Daija wurde nun streng Ida genannt. Die anderen waren 9, Ida erst 7. In ihrem Kummer fand sie kaum Anschluss. Als sich eine adlige Dame fand, die dauerhaft dem Haushalt vorstand, konnte sie die Geschwister gewinnen, nicht aber das Herz der versponnenen Ida. Endlich entdeckte Ida ein Ventil; sie entfloh der Einsamkeit durch Schreiben. Ihre Geheimnisse verbarg sie zwischen Schränken. Außergewöhnliches notierte sie da: “Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.“ Beim Putzen schob man Schränke auseinander. Ida bekam Prügel. Nach der Schulzeit wurde sie, wie die Schwestern, in ein Pensionat geschickt. Sie sprach flüssig französisch und bestand in Brüssel die Prüfung für die obere Klasse. Wieder waren alle zwei Jahre älter als sie. Ida, lernbegierig, verlor das Interesse angesichts trockenster Lehrmethoden. Und erstmals sagte eine, sie solle in der Schule (katholisch) verheimlichen, dass sie Jüdin sei. Ida hatte keine Religion im Vaterhaus praktiziert, erst mit 12 sah sie eine Synagoge von innen. Sie flüchtete ins Klavierspiel. Auf Grund ihres Talents gestattete man die Aufnahme am Konservatorium. Ihr Lehrer legte Wert auf lockeres Spiel, sodass Ida endlich etwas Beheimatung fand. In Bingen kam die Hausdame am Kaminfeuer zu Tode. Ida musste heim. Den Haushalt übernahm die resolute Großmutter aus Paris, die Ida für ‚disziplinlos’ hielt, als sie schwach im Bett lag. Nur der Hausarzt erkannte, dass Ida Schonung brauchte, verschrieb „Frühstück im Bett, leichte Kost, Ruhe…und ...heitere Gesichter.“ Ida liebte die Gesellschaft der Binger Großmama und die Eleganz des Hauses. Dort konnte sie Fragen der Kleidung, des Stils erörtern. Hausarbeit liebte sie kaum, doch übte die 16-Jährige hart, wenn es um selbst gesteckte Ziele ging (Bachs ‚Kunst der Fuge‘). Die Lektüre Gleichaltriger hielt sie für oberflächlich und widmete sich lieber Shakespeare. Ein Freund sandte anregende Bücher.

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An einer Hochzeit entdeckte Ida, dass sie anziehend wirkte. Nähe lehnte sie ab, da oft zügig von Heirat die Rede war. Dann aber verliebte sie sich. Leutnant Heinz von Hahn war adlig, doch ohne Vermögen und nicht jüdisch. Ida sagt in ‚Daija‘, er war ihr „vertraut, als wenn sie ihn von jeher gekannt hätte.“ Der Vater schickte Ida nach Berlin zur Tante, um sie in passendere Gesellschaft einzuführen. Ida genoss Berlin als Erlösung. Es gab Theaterbesuche und Bälle; sie spürte ihre Attraktivität, liebte Gespräche. Sie traf Fontane und erlebte, dem väterlichen Dichter ‚alles‘ sagen zu können. Sie begann von einem Lebensziel zu träumen, „einer Leistung, die größer ist als man selbst.“ Früh zeigte Ida Gespür für unbekannte Künstler. Ein Binger Tanzpartner verriet, sein Bruder schriebe Gedichte. Die Familie verstehe wenig, vielleicht das gebildete Fräulein? Es war Stefan George. Ida begeistert sich noch in den Erinnerungen: “Ich war Georgianerin geworden…es geschah das Wunder, dass ich, die Zwanzigjährige, Ahnungslose ...wusste, was ich da in Händen hielt.“ Sie trafen sich am Rhein, sprachen über Georges Gedichte. Ida machte Vorschläge. Vieles hätte Georges Zuneigung verraten können. Sie bemerkte es nicht. Später erfuhr sie, George habe sie geliebt, sie aber hatte nur den Freund gesehen. In ‚Daija‘ sagt sie, “er sah…fahl aus wie ein Mensch, der sich in verschlossener Zelle auf das…Leben eines Priesters vorbereitet“,doch „es war…gegenseitige Ehrfurcht in uns“. Fast gleichzeitig entdeckte sie Dehmel. Weihnachten hatte sie die Gedichte ‚Erlösungen’ bekommen. Sie spürte, wie beim Lesen Ungeheures in ihr frei wurde. George mochte Dehmel nie. Ida aber hatte ein Ziel gefunden, sie setzte sich für Dichtung ein. George empfahl sie erfolgreich bei Freunden, Redaktionen. Für sich erkannte sie, dass ihre Talente andere waren. Sie schrieb ihm:“Mein Reich ist nicht die Sprache.. wenn ich an meinem Flügel sitze, bin ich Musiker, Maler und Dichter in einem.“ Da schrieb Heinz erneut. Er hatte das Familiengut geerbt. “Vernachlässigt…an der Ostsee“ bedurfte es „mühsamer Arbeit.“ Onkel Arthur sprach beim Vater vor und kam bedrückt zurück:“Dein Vater ist starr.. ein Mann, an den er…Jahre mit Groll gedacht hat, kann nicht…Mitglied der Familie werden.“ Abends hat er sie nicht aus den Augen gelassen, „so hat man sie nicht

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sterben lassen.“ Ida ist 21, nach dem Code Napoleons erst mit 24 volljährig.- Vier Jahre später heiratet sie aus nie geklärten Gründen den vermögenden Konsul Auerbach, geht nach Berlin. Sicher zieht wieder das kulturelle Umfeld an. Ida gewinnt die Zustimmung des ungeliebten Mannes, ein ‚offenes Haus’ zu führen, lädt Künstler ein, genießt Gespräche. Aus ‚Daija’:„Die Hochzeitsreise führte nach Paris...Herr A. mimte nicht Begeisterung, die andere vor schönen Landschaften ... äußern..für Kunst hatte er nicht das leiseste Interesse. Umso mehr verstand er von Rennpferden ...da er am Totalisator mit großem Geschick … setzte, war er nachmittags versorgt.“ Ida “konnte in die Museen gehen...abends führte er sie in großer Toilette in eleganteste Restaurants und ließ sich vom Kellner raffinierte Delikatessen vorschlagen …die Höhe der Preise bestimmte seine Wahl.“ Sie gingen auch ins Theater; hier beeinflusste Ida, sodass sie Bestes sahen. Sie gingen auch ins ‚Moulin Rouge’. Nach dem Eintritt „sagte Herr A., hier trennen wir uns…für die nächsten drei Stunden“. Später war er stolz, nicht in leiseste Versuchung geraten zu sein.“ Ida schrieb George: “In Paris sah ich eine... Statue der Musik....aber mein Mann liebt das nicht.“ Dafür „hat er..ein Eberlein gekauft. Ein nacktes Weib in Lebensgröße, der Kopf zurückgeworfen wie in bacchantischer Lust“. An knappe Gemeinsamkeiten schloss sich ein tragisches Sexualleben an. Ida verschreckten Bedürfnisse des ungeliebten Mannes. Sie schrieb George: „Ich ersticke... im Schlamm. Es giebt für dieses...Grässliche ...keine Worte, keine Farben, keine Töne… nur ...Verzweiflung.“ Ida entdeckte im ‚Pan’ einen Aufsatz Dehmels über zeitgenössische Dichter. Endlich wagte sie, ihn anzuschreiben: „Geehrter Herr! Schon vor… Jahren wollte ich… schreiben ...als ich an einem Weihnachtsabend von einem kunstsinnigen Freund ihre ‚Erlösungen’ bekam…Ihre Dichtungen stehen heute noch auf meinem Schreibtisch bei den Allerheiligsten“. Ida legte einen Band George bei und fragte, warum er im ‚Pan‘ unerwähnt war. Bald kam es zum Treffen im Haus Auerbach. Ida schildert in ‚Daija‘ ihr Gewand, ein „weißgrundiger, türkischer Schal...die Form eines Tuches... über der Brust…mit einem Goldpfeil gehalten“, dazu „orientalisch gestickte Schuhe.“ Bei Dehmel, noch mit Paula Oppenheimer

verheiratet, sprang sofort der Funke über. Er zitiert Verlaine:“Wir müssen, siehst du, uns versöhnlich einen.“ Nicht mal die Schwangerschaft hielt Ida ab, mit Richard eine Beziehung einzugehen. Zu tief empfand sie ihn als „Schicksal“. Noch zögerte sie, Auerbach den Rücken zu kehren. Da wurde der Konsul verhaftet. Aus der Insolvenz erhielt Ida ihre Mitgift nie zurück. Doch sprang ihr Vater ein, wohl reuig, dass er zur Ehe getrieben hatte. Sie verließen Berlin. Richard dichtete zu ihrer Liebe die Romanze ‚zwei Menschen‘. Schönberg vertonte den Anfang (1899‚‘Verklärte Nacht‘). Das Ganze wurde in der Zeitschrift ‚die Insel’ in Fortsetzungen gedruckt. „Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain/der Mond läuft mit, sie schaun hinein/…Die Stimme eines Weibes spricht/Ich trag ein Kind, und nit von dir/ ich geh in Sünde neben dir.“ Sie flüchteten nach Italien. Auf der Rückreise erwischte Ida ein Typhus. Dehmel pflegte sie hingebungsvoll. Dann zogen sie nach Hamburg. 1917 fiel Idas Sohn Heinz Auerbach, 1918 starb Paula, Dehmels erste Frau. Und Richard, 51, begeisterte sich als Freiwilliger noch für Vaterlandsverteidigung: „Hurra, ich darf mit...wieder adlerjung…dies kriegerische Doppelwesen aus... Leidenschaft und Vernünftigkeit“ (Wegner). Liebermann machte 1914 eine Kohlezeichnung mit der Parole: “Jetzt wollen wir sie dreschen.“ 1933 schrieb Schmidt-Rottluff an die Dehmelwitwe: “Die..Meinungskämpfe unserer Tage erinnern mich…an...Kriegstage…wo wir mit Dehmel deutsches Geschick … leidenschaftlich durchlitten ...damals wollten wir ein neues Deutschland bauen, das auf die Besten gegründet sei.“ Während des Krieges widmete Ida sich der Perlenstickerei, fertigte Lampenschirme und Schmuck für Ausstellungen. 1907 trat sie dem neuen ‚Deutschen Werkbund‘ bei, verkaufte bis ins Ausland. Sie widmete sich intensiv den Frauenvereinigungen. 1909 schon hatte Dehmel gesagt: “Du bist auch eine Dichterseele…du lebst…Werke, das ist…wahrhaftig mehr Wert als wenn du Worte auf Papier schriebst.“ Endlich kehrte Dehmel zurück. 1920 starb er an einer Venenentzündung. Nach seinem Tod fast vor dem Nichts begann Ida mit der Herausgabe der Briefe. Sie widmete sich, geschäftlich geschickt, der Begründung des Dehmelar-


chivs und einer Stiftung, sodass sie überleben konnte. Bald nahm sie die elternlosen Dehmel-Kinder zu sich. Das Frauenstimmrecht, 1919 endlich Wirklichkeit geworden, hatte viele Initiativen zuvor gebraucht. Dehmel hatte Idas Beteiligung stets unterstützt. 1906 begründete sie den ‚Frauenclub Hamburg e.V.‘ als Zentrum am Jungfernstieg. Wegner:„Ida Dehmel rief... freundliche Bewunderung wie heftige Ablehnung hervor.“ 1907 schrieb sie der Nichte Marianne: “Jetzt sitzen im Club die hochnäsigsten Damen…einträchtig mit Schauspielerinnen und Dichtergattinnen zusammen.“ 1912 gehörte Ida zu den Gründerinnen der ‚dt. Vereinigung für Frauenstimmrecht’, im Krieg stand sie der ‚Frauenkünstlerinnenhilfe‘ in Hamburg vor. 1920 begründete sie einen ‚Kunstbund’ und lud zu gutbesuchten Vorträgen in Privathäuser ein. 1926 gründete Ida die heutige Gedok als ‚Gemeinschaft deutscher/ österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen‘. Zügig folgten Gruppen in anderen Städten. „Wir wollen den Sammelpunkt bilden für.. Künstlerinnen, die sich… nach Gemeinschaft sehnen.“ Ingeborg Drewitz sprach später von einer ’Republik der

Künste’. C. Matz stellte in einer Studie fest, dass Ida enorme Ausstrahlung besaß; Silvester 1926/27 hatte die Gedok schon 477 Mitglieder. Verkaufssaustellungen brachten Geld ein. Ab 1931 gab es den künstlerischen Beirat; je eine Person vertrat die Sparten Musik, Literatur, bildende Kunst…Verbindungen zu Schweizer Künstlern machten 1933 Schwierigkeiten. Matz belegte, dass Ida am 13. 3. in Heidelberg „von antisemtischen Straßenunruhen, Verhaftungen … unterrichtet wurde. „Am 3. 5. tagte die Gedok in Hamburg . Ida wollte die Gruppe angesichts der Zeitumstände auflösen, obgleich die ‚Reichsgedok‘ als Zusammenfassung der Gruppen erst 1932 gegründet war. Da erschienen Vertreter mit Knüppeln vom Kampfbund, die in 10 Minuten Idas Rücktritt als Jüdin verlangten. Sie wollten die Gedok nicht auflösen, sondern sie nationalistischen Zielen unterordnen. Das geschah auch. Ida musste gehen. Aus Protest folgten ca. 5000 Mitglieder. Sie konnte als Jüdin ihre Autorenportraits in einer Berliner Zeitung nicht fortsetzen. Doch genoss sie als Frau Dehmel den Schutz hoher Nazis. Nie erfuhr sie deren Namen. Nie musste sie den gelben Stern tragen. Angst aber blieb.

Sie flüchtete auf Weltreisen. Mittelamerika, Westindien. Hilfe gaben Briefwechsel. Selbst Heinz von Hahn, längst verheiratet, schrieb sie wieder. Obgleich ihr widerstand, wie lange er den braunen Idealen glaubte. Am 25. 10. 41 schrieb Ida an Marie Stern: „Seit Mittwoch war nicht nur mein Leben, sondern das von Tausenden eine bodenlose Qual. Seit einer Stunde... scheine ich gerettet...man weiß, dass alle dran kommen sollen.“ Am 3.1.42 erhielt sie ein Dokument, „das sie von den entsetzlichen Maßnahmen ausnahm“. Ida schrieb Marie von „Neuralgien zwischen den Rippen“, sie „schlucke ständig schmerzstillende Medikamente“. Ihre Augen waren schwach geworden. Am 10.1. 42 heißt es:“ Von denen, die…ihre Reise ‚angetreten’ hatten“, sei nie eine Nachricht gekommen. „Ich bin überreif für den Tod.“ Im März 1942 resümiert sie: „Nachrichten aus der Welt sind grauenvoll…als ob die Seele nicht mehr in...Menschen wohnt.“ Am 29. 9. 1942 bringt sie sich um – mit Schlaftabletten. Angelika Zöllner Dehmel-Haus in Hamburg-Blankenese

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Naturkultur mit Liebe zum Detail Mit der Stilblüte setzt Schloss Lüntenbeck am ersten Aprilwochenende seine Duftmarke.

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Ein Garten ist nicht nur Freizeit. Ein Garten ist Ausdruck von Lebensart. Ein Garten ist Spiegel kultureller Sehnsüchte. Und wer keinen Garten hat, der schafft sich heute Ersatz — auf dem Balkon, auf der Fensterbank oder auch mal hängend über der Essenstafel. Wunderbare Möglichkeiten gibt es da. Der Kreativität bleibt Raum in alle Richtungen, wenn es darum geht, im Alltag kleine Oasen zu gestalten, die unseren Sinnen Entspannung und Erholung bieten. Viele Anregungen und guten Rat zum Thema bekommt man passend zum Frühlingsauftakt auf Schloss Lüntenbeck. Ob zarte Farben oder kräftige, ob spielerische Formen oder klare Strukturen — wohlige Gerüche kommen von überall her, wenn die STILBLÜTE 2014 ihre Pforten öffnet. Nach den ersten beiden Saisonmärkten 2012 und 2013 wird sich der Markt in diesem Jahr wohl endgültig als feste Größe in Wuppertal verankern. Da verwandelt sich das historische Hofgelände am 5. und 6. April erneut in ein buntes Pflanzenmeer. Rund 80 individuelle Aussteller haben dabei wieder nur ein Ziel vor Augen: die

Grüne Zone im Zuhause soll schöner werden. Unbezahlbare Tipps aus erster Hand werden hier von den Profis weitergegeben. Muntere Gespräche über die richtige Auswahl und Pflege von Pflanzen tragen die Frühlingsstimmung zwischen Ziergewächse, Küchenkräuter und Kletterpflanzen oder Rosen, Stauden und Exoten. Außer Pflanzen erweitern natürlich Außenmöbel und –kamine, Gartenscheren und entsprechende Fachliteratur das Angebot. Wunderschöne Keramiken und Körbe in allen Preisklassen werden erfahrungsgemäß gern gekauft. Felle und Filz sind Naturmaterialien zur Innendekoration, die auch in diesem Jahr angesagt bleiben. Da das Schloss, umgeben von Ententeichen, Park und Wald, seit jeher ein idyllisches Familienausflugsziel ist, wird bei der Planung auch das Rahmenprogramm nicht vernachlässigt. Um der erholsamen Atmosphäre gerecht zu bleiben, gibt es ausgesuchte Aktionen für Groß und Klein. An der alten Scheune werden aus biegsamen Weidezweigen Osterkörbchen geflochten. Vor dem Schlosstor dürfen sich interessierte Besucher auf Elektrofahrrä-


dern und Segways versuchen. Eine kleine Probefahrt durch die umgebende Natur, die gerade aus dem Winterschlaf erwacht — daran haben sicher nicht nur Männer ihre Freude. An diesem Wochenende vor den Osterferien findet man hier vielleicht auch noch die kleinen Geschenke für den anstehenden Familienbesuch oder einfach für sich selbst. Selbstgefertigtes Kunsthandwerk bietet hier die richtige Inspiration, während man Einblicke in die zeitgenössischen Trends der Gartenkultur erhält. Wer die Aktionen von Schloss Lüntenbeck kennt, der weiß, was hier passiert, geschieht stets fern von Kommerz und Nippes. Und auch das kulinarische Angebot wird den gewohnten Ansprüchen wieder standhalten. Leichte frühlingshafte Genüsse der Saison werden feilgeboten und das sogar zu erschwinglichen Preisen! Öffnungszeiten: 5. und 6. April 2014 — Samstag und Sonntag von 11 - 18 Uhr. Eintritt: 4 EUR, Kinder bis 12 Jahre frei. Stephanie A. Herpich Weitere Infos: www.schloss-luentenbeck.de

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Neue Kunstbücher Zwei Reihen vorgestellt von Thomas Hirsch Die Biographien von vier Schwergewichten des Quattrocento versammelt ein handliches Taschenbuch aus der Edition Giorgio Vasari: von Paolo Uccello, Piero della Francesca, Antonello da Messina und Luca Signorelli – mit ihnen feierte die Renaissance erste Triumphe. In seinen „Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten“, die erstmals 1550 und in der Überarbeitung 1568 gedruckt wurden, stellte Giorgio Vasari (1511-74) die vorausgehenden Generationen wie auch seine Zeitgenossen in der Kunst Italiens einer breiteren Öffentlichkeit vor. Dabei war Vasari selbst ein Maler von großem Ruhm, der in Rom und Florenz in Diensten der Medici stand. Folglich wusste er aus eigenem Erleben, worüber er schrieb, kannte die Künstler von Angesicht zu Angesicht und war Zeuge ihrer damaligen Reputation. Auch deshalb erweisen sich seine Viten als herausragende zeitgenössische Quelle in den Disziplinen der Malerei, Skulptur und Architektur. Damit aber gilt Giorgio Vasari als Begründer der Kunstgeschichte. Er geht auf die Kunstwerke selbst ein und nimmt stilkritische Einschätzungen

vor. Daneben tendiert er zur Anekdote, wahrscheinlich geht es auch nicht anders, wenn sich die Geschehnisse vor seiner Lebenszeit ereignet hatten. Ein Beispiel zum ersten Künstler dieses Bandes: „Zu erwähnen ist außerdem, dass er sich in seinem Haus stets mit Bildern von Vögeln, Katzen, Hunden und seltsamen Tieren aller Art umgab, von denen er Zeichnungen bekommen konnte, da seine Armut es ihm nicht erlaubte, lebendige Tiere zu halten. Und weil er Vögel mehr als alles andere mochte, bekam er den Beinamen Paolo Uccello [Vogel]“, schreibt Vasari über den berühmten Maler, der eigentlich Paolo di Dono heißt. Vasari hat in vielerlei Hinsicht unser Bild von der Kunst des Quattrocento und des Cinquecento mitgeprägt, er verleiht in seinen Schilderungen den Künstlern Leben und bringt uns die Kunst näher. Das gelingt ihm nun auch bei den Künstlern in diesem Band oder – ein anderer Band, der vor über einem Jahr erschienen ist – zu Verrocchio und den Gebrüdern Pollaiuolo, die ebenfalls vor Vasari gelebt haben. Knapp, mit wenigen Sätzen, streift Vasari die beiden skulpturalen Hauptwerke von Verrocchio, den „David“ im Museo del Bargelo in Florenz

GiorGio Vasari

Das Leben Des PaoLo UcceLLo, Piero DeLLa Francesca, antoneLLo Da Messina und Luca signoreLLi Neu übersetzt und kommentiert

GiorGio Vasari Das Leben Des Verrocchio unD Der GebrüDer PoLLaiuoLo Neu übersetzt und kommentiert

Giorgio Vasari: Das Leben des Paolo Uccello, Piero della Francesca, Antonello da Messina und Luca Signorelli, 196 S. mit 50 Abb., Broschur, 19 x 12 cm, Wagenbach, 14,90 Euro

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Giorgio Vasarai: Das Leben des Verrocchio und der Gebrüder Pollaiuolo, 112 S. mit 26 Abb., Broschur, 19 x 12 cm, Wagenbach, 12,90 Euro

und das Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni in Venedig, aber so, dass sie doch vor unseren Augen Form annehmen. Vasari erwähnt auch Verrocchios Beschäftigung mit Malerei, die mit der Tafel der Taufe Christi in San Salvi ein Ende findet: „Bei diesem Werk ging ihm sein Schüler Leonardo da Vinci zur Hand, der damals noch ein Jüngling war. Jener führte dort eigenhändig einen Engel in Farbe aus, der sehr viel besser war als alles andere dort. Aus diesem Grund beschloss Andrea, keinen Pinsel mehr anzurühren, da Leonardo, so jung er noch war, in dieser Kunst eine so viel bessere Leistung gezeigt hatte als er selbst.“ Voilà! Es ist ein Vergnügen, Vasari zu lesen. Und es ist nicht hoch genug einzuschätzen – und immer wieder zu würdigen – dass der Wagenbach Verlag nach und nach, schon seit mehreren Jahren, diese Texte in neuer Übersetzung, ungekürzt auf der Grundlage der Ausgabe von 1568, in einzelnen, gleich gestalteten Büchern publiziert. Der Anmerkungsteil ist angenehm ausführlich, aber er ist natürlich ergiebig; weiterhin enthält jeder der Bände Biographien der vorgestellten Künstler und Verzeichnisse ihrer wichtigsten Werke und der Bibliographie, und zwar alles in feinem Lay-Out auf gutem Papier. Und dann sind noch die Abbildungen, die in ihrer winzigen Reproduktion und geringen Anzahl auf die Aura der Originale selbst verweisen. Farbverbindlich sind sie nicht. In s/w wirken sie flau (und es überrascht, dass nicht nur die Skulpturen, sondern auch etliche Malereien s/w abgedruckt sind) und in der farbigen Reproduktion übersättigt. Und trotzdem, die Vasari-Reihe ist eine grandiose Leistung und unverzichtbar für die italienische Kunst der Renaissance. Eine andere, auch seit einigen Jahren verlegte und stetig wachsende Taschenbuch-Serie widmet sich ebenfalls aus einem besonderen Blickwinkel der Kunstgeschichte. Die Reihe „Wie erkenne ich?“, die im Belser-Verlag in Stuttgart erscheint, nimmt sich die Stilrichtungen und Disziplinen von der Antike bis heute einzeln vor. Während Vasari seine Gegenstände wie unter dem Mikroskop beobachtet, vollziehen die Belser-Bücher den epochalen Überblick in einzelnen Kapiteln. Die Themen werden wie ein Kaleidoskop aufgefächert, sind reich bebildert und werden mit schematischen Zeichnungen und vielen Rubriken verdeutlicht. Erfreulich ist,


Tobias R. Hoffmann, Wie erkenne ich? Meisterwerke der Malerei, 136 S. mit ca. 100 Abb., Broschur, 21,3 x 16 cm, Belser, 12,95 Euro

Hajo Düchting, Wie erkenne ich? Moderne Architektur, 128 S. mit ca. 120 Abb., Broschur, 21,3 x 16 cm, Belser, 12,95 Euro

dass einzelne Werke analysiert werden. Trivial ist nichts von alldem; im Gegenteil verführt die Knappheit mancher Rubriken die Autoren dazu, auf den Fachjargon zurückzugreifen. Das große Verdienst dieser Reihe ist die Systematisierung; viel Hintergrundwissen wird im angenehm bedächtigen Nacheinander vermittelt. Da ist der Band „Meisterwerke der Malerei“, der versucht, eben anhand von Meisterwerken zu klären, was ein solches ausmacht. Er beginnt mit Masaccio in der Frührenaissance und endet mit Picassos „Guernica“ in den 1930er-Jahren. Der Autor Thomas Hoffmann schreibt euphorisch, vermittelt die Begeisterung an der hohen Qualität von Kunstwerken, zugleich schildert er behutsam und erklärend, verwendet klare Sätze und liefert erstaunliches Hintergrundwissen zu den

einzelnen Werken. Dies gilt uneingeschränkt auch für den Band über die Kunst der Renaissance, der 2011 in zweiter Auflage erschienen und im Lay-Out weiter geklärt ist. In diesem Buch kehren die Helden aus Vasaris Erzählungen wieder. Bestätigt wird Vasaris Gleichwertigkeit der Architektur neben Malerei und Bildhauerei in den Kapiteln – erst in späteren Jahrhunderten tritt sie in der Wahrnehmung der Künste etwas in den Hintergrund. Hingegen fällt ein Band zur „Architektur der Moderne“ etwas ab. Umrissen wird darin die Zeit vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis zur Postmoderne in den 1980er-Jahren; dies wird aber recht leidenschaftslos abgehandelt, kaum wird bei einzelnen Bauwerken länger innegehalten. Im Grunde werden hier Namen und Daten abgerufen, aber nicht weiter erläutert

„Am liebsten auf der Bühne, und wer weiß wo sonst noch, sind mir Sätze, die man auch tanzen könnte.“

Zugela

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Neu Karl Otto Mühl

A. Huth / Th. Hoffmann, Wie erkenne ich? Die Kunst der Renaissance, 128 S. mit ca. 120 Abb., Broschur, 21,8 x 16 cm, Belser, 2. Auflage, 14,95 Euro oder vertieft. Es obliegt den Abbildungen, für die Verständlichkeit zu sorgen. Während die Bände zur Renaissance und zu den Meisterwerken der Malerei über ein Glossar verfügen, fehlt dieses ausgerechnet beim Architektur-Band mit seiner Fachsprache der Bau-Elemente. Gerade anhand dieses Bandes wird deutlich, welche Bedeutung das LayOut für das Verständnis und das Vergnügen beim Lesen besitzt. Alles in allem ist die Reihe ein Gewinn in der Vermittlung von Grundbegriffen und für die Sensibilisierung für die Kunstwerke. Sie macht Lust darauf, sich tiefer mit der Kunst und ihren Hintergründen zu beschäftigen. Und wenn die Autoren mitziehen, dann sind die Bände vorbildlich. Wie bei der Edition Vasari lohnt es sich, die Reihe weiter im Blick zu behalten.

„Das Leben ist sportlich: Der, den du überholst, sitzt dir danach im Nacken.“

Zugelaufene Sprüche

„Mit guten Absichten überschminkt die Seele ihre Pickel“

2013 Verlag HP Nacke Wuppertal 80 Seiten, 9.00 Euro ISBN: 978-3-942043-90-8

„Das wäre ein wunderbares Leben gewesen, sagte der Neunzigjährige, wenn man vorher gewusst hätte, dass alles gut geht.“

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Die Kunst, den Leser zu fesseln Wie nähert man sich einem Menschen, der Distanz bewahrt? Was treibt uns Männer dazu, Chancen zu verpassen, und welch rätselhafter Mechanismus läßt dennoch immer wieder die magnetische Anziehung zwischen den Geschlechtern zu? Was kann als erotisch gelten und was nicht? Welches Geheimnis steckt wirklich hinter einer gestohlenen Cragg-Skulptur?

Wolf Christian von Wedel Parlow – „Laufbekanntschaften“ Erzählungen 2013 Verlag Unibuch, gebunden, mit einem Nachwort von Hermann Schulz, 152 Seiten, ISBN 978-3-934900-13-4 18,– Euro

Wolf Christian von Wedel Parlow läßt Beklemmung aufkommen, wo es in einer Geschichte um die unbewältigte NS-Vergangenheit gehen könnte, erzählt von intellektuellen Flirts bei Eisenbahnfahrten und im Museum, wo er in „Die Frau mit der roten Tasche“ als Museumswärter einer mysteriösen Dame nachsteigt, und er brennt in der Geschichte „Vor wogendem Buchenlaub“ das unerhört geistreiche Feuerwerk einer Begegnung zwischen Gertrud von le Fort, Christa Wolf und Bertolt Brecht ab. In „Ein Pferd ist ein Pferd“ läßt Wolf Wedel frech und ungemein witzig Gabriele Münter, Wassily Kandinsky und Franz Marc auftreten und in „Kaiserliche Reitkunst“ S.M. Wilhelm II selbst. Wolf Wedel fabuliert, weiß Situationen und Konstellationen zu erfinden – und doch schwingt nicht allein durch die Ortswahl immer wieder der selbstbespiegelnde Ansatz mit. Wedels Kunst besteht darin, das Interesse des Lesers zu fesseln, der nicht absetzen

mag, ohne die Lösung des jeweiligen Knotens zu erfahren. Ein köstliches kleines Bändchen, das man portionsweise am besten genießt und das man guten Freunden zur abendlichen Lektüre verehren sollte. Frank Becker Weitere Informationen: www.unibuchverlag.zuklampen.de www.wolfvonwedelparlow.de

Kultur, Information und Unterhaltung im Internet Täglich neu – mit großem Archiv Literatur – Musik – Bühne – Film – Feuilleton – Museen – Comic – Fotografie – Reise

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Geschichtsbücher, Buchgeschichten Vorgestellt von Matthias Dohmen

Beklemmend Wo verläuft die Grenze zwischen berechtigter Kritik an der (Militär-) Politik des Staates Israel und dem Antisemitismus? Der renommierte Hamburger Historiker Wolfgang Kraushaar rührt mit dem fast 900 Seiten starken Wälzer „Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“ an – linke – Tabus und die (Untertitel) „antisemitischen Wurzeln des deutschen Terrorismus“. Und nimmt noch andere in Haftung. Der letzte Satz lautet: Nichts werde die Schuld palästinensischer Terroristen und ihrer deutschen Unterstützer mindern können. „Es könnte jedoch ein Fehler sein, die Verantwortung für die damals begangenen Verbrechen allein bei ihnen zu suchen.“ In den Jahren 1970 und 1972 ereigneten sich in München eine Reihe von terroristischen Aktivitäten, zu denen es bis auf den heutigen Tag mehr Fragen als Antworten gibt. Kraushaar hat tief gegraben und kommt zu erschreckenden Schlussfolgerungen. Wolfgang Kraushaar, „Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 2013, 875 S., 34,95 Euro

Informativ Da schöpft jemand aus dem Vollen. Von Afroamerikaner über Drogen und Hispanics bis zu Sklavenhandel, Tourismus und Verschuldung reichen die 170 Stichworte im „Lateinamerika-Lexikon“ des Peter-Hammer-Verlages, das zusätzlich über 20 Länderartikel verfügt. Lateinamerika ist ein aufregender Kontinent, der Europäer nicht erst seit dem Aufkommen der Arbeiterpriester und den sozialen und sozialistischen Emanzipationsbestrebungen fasziniert. Das jahrhundertelange Gegen-, Nebenund Miteinander der Kulturen hat ihm sein besonderes Gepräge gegeben, und wir sehen sein Auf und Ab in ständiger Bewegung: politisch, ideengeschichtlich und kulturell. Die Fußball-WM 2014, ein Papst, dessen Verlautbarungen aufmerken lassen, und aktuelle Ereignisse in Bolivien, Ekuador, Venezuela oder – Dauerthema – Kuba bieten immer wieder Anlass, kurz nachzuschlagen. Schade, dass die Autoren nicht weiter ausgewiesen werden. Silke Hensel/Barbara Potthast (Hrsg.), Das Lateinamerika-Lexikon, Wuppertal: Peter Hammer 2013, 368 S., 24,00 Euro

Großartig Die Arbeiterbewegung ist tot? Das wird ja gern behauptet. Dass wie auch immer deren Historiographie quicklebendig ist, beweist einmal mehr das „Archiv für Sozialgeschichte“, dessen 53. Band nun erschienen ist. 1.247 Gramm kompakte Information, ein Rahmenthema von Gewicht (Demokratie und Sozialismus: Linke Parteien in Deutschland und Europa seit 1860) und ein wie gewohnt opulenter Teil mit Rezensionen beweisen, dass die Friedrich-EbertStiftung, der Herausgeber dieser wissenschaftlichen Zeitschrift, wieder einen Griff ins volle Menschenleben getan hat. Eine kleine Sensation bildet die Veröffentlichung von Aufzeichnungen über zwei SPD-Parteiausschusssitzungen im Jahr 1932, auch wenn sie keine prinzipiell neuen Erkenntnisse über die Haltung einer der beiden großen linken Parteien in Deutschland gegenüber dem aufkommenden Faschismus zutage befördern. Verpasste Chancen: Bemerkenswert ist auch, dass die in der SPD organisierten Frauen „zu noch größerem Engagement bereit gewesen wären, ihnen aber keine Gelegenheit dazu gegeben wurde“ (S. 428). Archiv für Sozialgeschichte. Bd. 53 (2013), Bonn: J. H. W. Dietz 2013, XX und 619 S., 58,00 Euro

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Kulturnotizen Kunstsammlung NRW Gerhard Richter – Die Kunst im Plural 15. 2. – 9. 3. 2014 – K20 Grabbeplatz

Gerhard Richter, 1260 Farben, Offsetdruck auf Karton 1974, 62,7 x 79,9 cm, Die Kunstsammlung in der Grabbehalle im K20 zeigt Editionen Gerhard Richters. Für den bedeutenden Maler sind seine Auflagenobjekte wie Druckgrafiken, Fotoeditionen und Künstlerbücher einerseits die Möglichkeit, ein größeres Publikum zu erreichen, andererseits aber auch ein künstlerisches Experimentierfeld. Anlass der kurzfristig in das Programm aufgenommenen Präsentation ist im Februar das Erscheinen eines aktuellen Werkverzeichnisses aller Editionen Richters seit 1965 (Hatje Cantz Verlag). K20 Am Grabbeplatz Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf, Tel 0211.

83 81-204, www.kunstsammlung.de Museum Küppersmühle Duisburg Jugend interpretiert Kunst –Deutsche Bank Stiftung Jugend-Kunst-Preis 2013

Preisverleihung / Ausstellungseröffnung: Mi, 12. Februar 2014 / 19 Uhr Laufzeit: 13. 2. – 2. 3. 2014, MKM – Museum Küppersmühle für Moderne Kunst Philosophenweg 55 - 47051 Duisburg www.museum-kueppersmuehle.de

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für die documenta 2012 war ein Orchesterwerk, das 1943 im KZ Theresienstadt komponiert und dort auch aufgeführt worden ist.

K21 Ständehaus – Bel Etage Susan Philipsz. The Missing String Noch bis zum 6. April 2014

Sich selbst bezeichnet Susan Philipsz als Bildhauerin – einen internationalen Namen hat sich die schottische Künstlerin in den vergangenen Jahren mit ihren ausdrucksvollen Klanginstallationen gemacht. Mit ihrem Werk The Missing String ist Susan Philipsz, die vor drei Jahren den angesehenen britischen Turner-Preis erhalten hat, bis zum 6. 4. 2014 in der Bel Etage im K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zu Gast. Es ist das erste Mal, dass die Kunstsammlung der 1965 in Glasgow geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin eine Ausstellung widmet. Im Grenzbereich von bildender Kunst und Musik schließt Philipsz’ raumgreifende Klanginstallation auf vielen Ebenen an die vorangegangenen Ausstellungen an. Die Künstlerin fragt mit ihrer Arbeit nach den historischen Kontexten des Ortes und Praktiken des Aufbewahren und Sammelns. Als ausgebildete Bildhauerin ist Philipsz vor allem an der Wechselwirkung von Klang und Raum interessiert. „Es geht mir darum, wie die emotionalen und psychologischen Effekte des Klangs die Achtsamkeit gegenüber dem Raum erhöhen können, in dem man sich aufhält“, sagt die Künstlerin. Mit der Dekonstruktion und Neuanordnung von Klang und dessen Lokalisierung im Raum bewirkt Philipsz eine ständige Neudefinition beider Medien. Ihr Umgang mit historischem Material offenbart ein fast archäologisches Interesse am Verborgenen, dessen vielfältiges Potenzial sich eindrucksvoll durch ihre Werke überträgt, Empfindungen wie Erinnerungen wachruft. So nutzt sie Rockmusik der 1970er Jahre ebenso wie schottische Seemannslieder oder die „Internationale“ für ihre Audioarbeiten. Grundlage ihrer Arbeit

Die speziell für die Kunstsammlung geschaffene Arbeit The Missing String beruht auf umfassenden Recherchen der Künstlerin zum Thema kriegsbeschädigter Musikinstrumente, die sich heute in zahlreichen Sammlungen in ganz Deutschland befinden. Sie sind eindrucksvolles Sinnbild der Zerstörungswut des Krieges und spiegeln das oft tragische Schicksal von Künstlern während der NS-Diktatur. Die Suche nach diesen heute vielfach in 3 Archiven und Depots verschwundenen Zeugnissen der Kriegszeit lässt Susan Philipsz Arbeit zu einem Akt der Sichtbarmachung werden. www.kunstsammlung.de

Ausstellung Pina Bausch konzipierte im Jahr 2000 als Hommage an ihren Bühnen- und Kostümbildner die Ausstellung „Rolf Borzik und das Tanztheater Pina Bausch“. Rolf Borzik (†1980) formte in den 70er Jahren noch nie da gewesene Räume für den Tanz. Historisches Zentrum Wuppertal, bis 28. 2. 2014, www.friedrich-engels-haus.de Installation Unter dem Titel „Vorsichtshalber Vorsichtig“ hat der Bühnenbildner Peter Pabst speziell für den Skulpturenpark Waldfrieden von Tony Cragg drei Installationen entwickelt, die sich in besonderer Weise auf die Welt von Pina Bausch beziehen. Bis 16. Februar 2014, www.skulpturenpark-waldfrieden.de Gesamtprogramm: www.pina40.de


Frische Wandmalereien von Anke Büttner in der Bergischen VHS Seit April dieses Jahres ist die Bergische VHS nach ihrem Umbau in neuem Gewand. Und so hat in diesem Rahmen eine ehemals graue Betonwand ein neues Gesicht erhalten. Durch ein Kunstwerk, das die Künstlerin Anke Büttner gestaltet hat. Zu sehen sind zwei Bilder mit Probeszenen aus dem „Kontakthof“, einem Stück von Pina Bausch. Die Entwürfe entstanden unmittelbar bei Proben, einmal mit den Jugendlichen, ein anderes Mal bei der Ensembleprobe.

bild I und Bühnenbild II“ an die VHS durch die Künstlerin Anke Büttner. Beide Malereien sind direkt auf die Betonwand aufgetragen und leuchten kontrastreich zum Betongrau. Sie zeigen Szenen, die sich während der Proben zum Kontakthof von Pina Bausch entwickelten - einmal mit Jugendlichen und das andere Mal mit dem Tanztheater Ensemble. Während die Kunsthistorikerin Constanze Stiegler auf die Besonderheiten der Bilder hinwies, machte der Tanz von Alexandros Sarakasidis und Safet Mistele die Bilder lebendig. Für Gäste und Kol-

legen der VHS war dies ein besonderes Erlebnis. Monika Biskoping, pädagogische Leiterin der Bergischen VHS, bedankte sich bei der Künstlerin und allen Mitwirkenden – besonders bei der Jackstädt-Stiftung und der Stadtsparkasse Wuppertal, ohne die eine Realisierung der Idee nicht möglich gewesen wäre. Alle neugierigen Menschen sind herzlich willkommen, den neuen Raum während der Öffnungszeiten zu besichtigen.

Bühnenbild I und Bühnenbild II

Zu betrachten sind in der Auer Schulstraße sitzende Figuren, Charaktertypen aus temperamentvollen Elementen, die vielfältig Eindrücke von Bewegung vermitteln – irgendwie einen Moment festhalten. Die Malereien wurden von der Bergischen VHS in Auftrag gegeben und mit Hilfe der Jackstädt Stiftung und der Stadtsparkasse Wuppertal realisiert. Anke Büttner zeigt einen ausgeprägten eigenen Stil, bei dem sich Malerei und Zeichnung, gebrochene Flächen und gestische Striche, Ornamente und Formen durchmischen. Die Wandbilder bereichern die kommunikative Atmosphäre des Raumes im Hause an der Auer Schulstraße, stellen Begegnung zwischen sehr verschiedenen Menschen dar. Offizielle Übergabe der Wandbilder in der VHS, Auer Schulstraße 20 Ein guter Grund zu feiern war die offizielle Übergabe des Wandbildes „Bühnen-

Anke Büttner vor ihrer Arbeit. Foto: Antje Zeis-Loi

Wandbild I, Installationsansicht

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Kulturnotizen Literatur auf der Insel Der Wuppertaler Literatursalon. Ein Gast, zwei Gastgeber. Lesung, Gespräch, Musik und mehr. «Literatur auf der Insel« ist eine bewusst kreativ-offene Veranstaltung aus Lesung, Gespräch und Interaktion mit dem Publikum. Sie findet bis zu fünfmal im Jahr im Café Ada in Wuppertal statt. »Ada« ist türkisch und heißt »Insel«. Die Gäste der »Literatur auf der Insel« lesen nicht nur aus ihren Texten, sondern bringen auch andere Texte mit, die ihnen wichtig sind. Nach einer Pause legen sie Musik auf, präsentieren ihren Lieblingsfilm, kochen ihr Leibgericht (oder lassen kochen), zeigen Fotos von ihrer letzten Reise oder diskutieren mit den Anwesenden über die Zeitung von heute. Die Gastgeber der »Literatur auf der Insel« sind der Theaterregisseur, Musiker und Autor Torsten Krug aus Wuppertal sowie die Musikerin Katrina Schulz aus Köln. Mentor der Veranstaltung ist der Wuppertaler Schriftsteller und ehemalige Verlagsleiter Hermann Schulz. Als Gäste laden sie sich Autorinnen und Autoren ein, die sie überzeugend finden, deren Schreiben sie bewundern oder die durch ihre Themenwahl in neuen Büchern brisant sind. Einmal im Jahr gibt es eine Ausgabe mit einer regionalen Autorin / einem regionalen Autor.

Torsten Krug

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Freitag, 14. März 2014, 19.30 Uhr, im Café Ada Michael Buselmeier Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2011 mit »Wunsiedel« - Ein Theaterroman

Ausblick: 30. Mai 2014: Pauline de Bok 26. September N.N. 7. November: Peter Härtling 12. Dezember: Karl Otto Mühl

In der ersten Ausgabe ist der Publizist und Schriftsteller Michael Buselmeier aus Heidelberg zu Gast. Mit seinem Theaterroman „Wunsiedel“ war er 2011 für die Shortlist zum Deutschen Buchpreis nominiert. Thema des Abends ist das Theater im weitesten Sinn und die Suche nach einer persönlichen Heimat. »Mit seinem jüngsten Roman Wunsiedel hat Michael Buselmeier einen romantischen Künstlerroman geschrieben. (...) (Das Buch) erzählt von einem Selbstentwurf aus dem Geist der Romantik, und es führt uns ein Deutschland vor Augen, das wir Heimat zu nennen meist zögern. Heimat, im ästhetischen und politischen Sinn, ist Buselmeiers großes Thema.« DIE ZEIT »Wie man an diesem oberfränkischen Ende der Welt als Schauspieler ins Leben aufbricht, davon erzählt dieser kristallklare Roman (...) »Ein ethnologisches Glanzstück.« Börsenblatt des deutschen Buchhandels »Ein starkes Buch.« FAZ » Ein erzählerischer Glücksfall.« Der Tagesspiegel Aktuelle Informationen unter www.cafeada.de sowie www.facebook. com/LiteraturaufderInsel

Hermann Schulz

Michael Buselmeier, Foto: dapd

Katrina Schulz Eine Veranstaltung von »Mare e.V.«, unterstützt von der Stadtsparkasse und vom Kulturbüro der Stadt Wuppertal, in Kooperation mit dem Verband deutscher Schriftsteller (VS), Regionalverband Wuppertal / Bergisches Land, der Stadtbibliothek und der Bergischen Universität Wuppertal AK 10,-/6,- VVK 8,-/4,- Euro


3. Quadriennale in Düsseldorf Das Festival der Bildenden Kunst Die Quadriennale Düsseldorf ist ein alle vier Jahre stattfindendes Fest der Bildenden Kunst, an dem sich die führenden Düsseldorfer Kunstmuseen, Ausstellungshäuser und die Kunstakademie sowie zahlreiche Partnerinstitutionen beteiligen. Charakteristikum der Quadriennale Düsseldorf ist ein zentrales Leitthema, auf das sich alle teilnehmenden Institutionen entsprechend ihrer programmatischen Ausrichtung mit einzigartigen Werkschauen, Ausstellungen und einem umfangreichen Begleitprogramm beziehen. So entsteht im Rhythmus von vier Jahren ein unverwechselbares Angebot für Kunstliebhaber und Kunstschaffende aus aller Welt. Die Quadriennale startet am 5. April 2014 unter dem Motto Über das Morgen hinaus. 13 Kunstvermittler nehmen am Fest teil: Museum Kunstpalast Ehrenhof 4 – 5, 40479 Düsseldorf Kunst und Alchemie – Das Geheimnis der Verwandlung Alchemie: Das ist die Kunst, Gold zu machen und Metalle oder andere Stoffe aus ihrem vermeintlich unvollkommenen Zustand zu erlösen. Den Wunsch, Neues entstehen zu lassen und die Welt zu erforschen, teilten Alchemisten mit vielen Künstlern.

Rebecca Horn, Zen of Ara, 2011 Federn, Motor, Messing, Elektrik, Privatsammlung Rebecca Horn Foto: Karin Weyrich, © Rebecca Horn, VG Bild-Kunst, Bonn 2013

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K20 Grabbeplatz Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – Der weiße Abgrund Unendlichkeit Das K20 greift das vielschichtige Thema der weißen Flächen in den Werken von Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch

und Piet Mondrian auf. Für die Avantgarde-Pioniere war Weiß nicht nur ein Element ihrer Farbpalette – es war Symbol für eine zukünftige Welt.

INS-Erklärung zur Uneigentlichkeit, Tate Britain, London 2009. Foto: INS Department of Propaganda Smart New World

Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf Zukunftsperspektiven Zum Beispiel Les Immatériaux. Oder: Wie Zukunft gezeigt wurde.

Kasimir Malewitsch, Junge mit Tornister – Farbige Massen in der 4. Dimension, 1915, © 2012 The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence

Lässt sich die schwierige Frage, wie die Zukunft der Informationsgesellschaft aussehen würde, im Rahmen einer Ausstellung beantworten? Der französische Philosoph Jean François Lyotard hat diesen Versuch unternommen.

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen – K21 Ständehaus Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf Unter der Erde. Von Kafka bis Kippenberger Das K21 widmet sich in seiner Ausstellung den utopischen und antiutopischen Aspekten des Unterirdischen. Dabei spielt das Material Erde eine zentrale Rolle.

Christoph Büchel, Terminal, Projektskizze, 2000, Foto: © Christoph Büchel

Claire Burrus Sujet à discrétion, 1985 3 colour photographs and 3 title cards Each photograph 65 x 80 cm; each title card 4 x 12 cm Title cards text: "Anonyme la mer en méditerranée (vue générale) multiple" Philippe Thomas autoportrait (vue de l'esprit)

Kunsthalle Düsseldorf Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf Smart New World Die Wahrheit ist: Der Industriekapitalismus wandelt sich zum digitalen Kapitalismus. Das ändert die Lage. Der Binär-Code regiert die Welt. Auf diese Weise wird die Ausstellung zu einem Format, das offenlegt, wie vorherbestimmte Zukunftsentwürfe aus der Perspektive der digitalen Ökonomie vorangetrieben werden.

KIT - Kunst im Tunnel Mannesmannufer 1b, 40213 Düsseldorf Pauline M’barek – Der berührte Rand Wie kann die Wahrnehmung der Präsentation von Kunstwerken zukünftig aussehen? Im KIT – Kunst im Tunnel zeigt Pauline M’barek zur Quadriennale Düsseldorf 2014 eine Einzelausstellung, die den Besucher zum Experimentieren mit den eigenen Sinneseindrücken einlädt.

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Kulturnotizen Im Rahmen der Quadriennale 2014 wird die JULIA STOSCHEK COLLECTION erstmals eine Einzelpräsentation der in Paris lebenden US-amerikanischen Künstlerin STURTEVANT (geboren 1924 in Lakewood, Ohio) zeigen. Filmmuseum Düsseldorf Partner Schulstraße 4, 40213 Düsseldorf Visionen und Alpträume – Die Stadt der Zukunft im Film Das Filmmuseum Düsseldorf zeigt im Rahmen der Quadriennale 2014 eine Ausstellung zur filmischen Sicht auf die Zukunft. Dafür begibt es sich zum ersten Mal außerhalb seines Gebäudes am Alten Hafen in der Altstadt, die Schau findet in den Räumlichkeiten des NRW-Forums, Ehrenhof 2, statt.

Pauline M’barek Semiophoren, 2013 Videostill, HD, 14´00 Min, Ton, sw Courtesy the artist

inter media art institute Partner Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf The Invisible Force Behind. Materialität in der Medienkunst Die Ausstellung umkreist das heutige Phänomen des zunehmenden Verlusts von körperhafter Substanz durch Digitalisierung, zum Beispiel wenn sich meterlange Filmarchive auf audiovisuelle Datenbanken reduzieren. Datenbasierte Kunstwerke offenbaren sich uns mittels Technologien, die wir alltäglich zur Kommunikation und Informationsbeschaffung nutzen.

1917 verfasste der Bildhauer Paul Rudolf Henning ein „Tonmanifest“, das 1919 als zweite Flugschrift des „Arbeitsrates für Kunst“ erschien. Darin rief er zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Material Ton auf, das sich in besonderer Weise für eine abstrakte Formensprache eigne.

Keramischer Bauschmuck am Phoenix-Haus Düsseldorf, Entwurf Ludwig Gies, 1926 Foto: Sally Schöne

Fritz Lang, Metropolis, 1927, Transit-Film

Langen Foundation Partner   Raketenstation Hombroich 1, 41472 Neuss   Otto Piene – Inflatables und Sky Event   Der Fokus der Schau liegt auf den „Inflatables“ – großen aufblasbaren Skulpturen, die Otto Piene bereits seit den sechziger Jahren produziert. Den Höhepunkt der Präsentation bildet ein „Sky Event“ am 15. Juni 2014. Dabei werden unter Beteiligung und Mithilfe zahlreicher Menschen den ganzen Tag lang immer wieder neue und andere mit Helium oder Luft gefüllte Skulpturen an den Himmel aufsteigen.

KAI 10 | Arthena Foundation Partner Kaistraße 10, 40221 Düsseldorf Jean-Backdoor Fantasies Backdoor Fantasies zeigt Kunst, die vom Streben nach Aufbruch, Experiment und Verwandlung geprägt ist. Darin steckt auch utopisches Denken, aber ein anderes als die starre Vision einer vermeintlich besseren Welt oder einer universellen Katastrophe.

Michael Bielicky/Kamila B. Richter Why don’t we, Installation (Detail), 2013

Julia Stoschek Collection Partner Schanzenstraße 54, 40549 Düsseldorf Number Eight: STURTEVANT

Pascal Flavien, Double space / Los Angeles, 1999, Los Angeles Models, Foto: Jean-Pascal Flavien, Courtesy Galerie Catherine Bastide

SKY LEI, Waikiki Sky Event, Kapiolani Park, Honolulu, Hawaii, USA, 19. 9 1970, Foto: Nan Rosenthal

Elastic Tango, 2010 Videoinstallation, 12 Min., Farbe, Ton. Installationsans. aus der Ausstellung STURTEVANT «IMAGE OVER IMAGE» in der Kunsthalle Zürich

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Hetjens-Museum Schulstraße 4, 40213 Düsseldorf Ton. Ein Aufruf – Plastik und Baukeramik 1910 – 1930

Akademie-Galerie - Die Neue Sammlung Burgplatz 1, 40213 Düsseldorf Auf der Spur der Erfindung – Bildhauer zeichnen Die Sammlung der Akademie-Galerie umfasst unter anderem Werkzeichnungen von Bildhauern der Kunstakademie.


Voller Energie starten wir in die zweite Spielzeithälfte. Wir wünschen Ihnen ein glückliches, gesundes und theaterreiches Jahr 2014! Gleich zu Beginn, am 7. Februar 2014 möchten wir Sie herzlich zu unserer Uraufführung „Der Universums-Stulp“ einladen. Am 21. Februar 2014 folgt unsere zweite Uraufführung mit dem Titel „JR“. Regie führt Marcus Lobbes. Mehr zum Spielplan und zu den Wuppertaler Bühnen finden Sie unter www.wuppertaler-buehnen.de. Sa., 1. 2., 19:30Uhr //// Opernhaus /// Evita /// Musical von Andrew Lloyd Webber, Libretto von Tim Rice (in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln)

Schon zu Lebzeiten eine schillernde Legende, erlangte Eva Perón nach ihrem tragisch frühen Tod Kultstatus: aus ärmlichsten Verhältnissen arbeitete sie sich durch ihre Hochzeit mit General Perón in märchenhafter, aber ebenso rücksichtsloser Art und Weise zur First Lady Argentiniens empor. Als Kämpferin für die Rechte des einfachen Volkes wurde sie verehrt wie eine Heilige. Andrew Lloyd Webber und Tim Rice machten Evita in ihrem Musical mit Nummern wie Don’t Cry for Me Argentina unsterblich. Weitere Aufführungen: Fr., 28. 2., 19.30 Uhr, Sa., 1. 3., 19.30 Uhr, So., 2. 3., 18 Uhr Fr., 28. 2., 11 Uhr //// Opernhaus /// Evita //// Oper am Vormittag /// Für junge Menschen (1. bis 5. Klasse) Es gibt richtige Opern für Kinder, man kann aber auch die Opern für die Erwachsenen für Kinder neu erzählen. An einem Vormittag gehen die Kinder ins Opernhaus und sehen, genau wie die erwachsenen Opernbesucher am Vorabend,

das Stück mit den Sängern in Kostüm, Maske und Bühnenbild, musikalisch begleitet vom Orchester – bzw. ausgesuchte Szenen daraus. Ein Moderator schaut mit ihnen gemeinsam dem Geschehen zu, er kann Fragen beantworten, auf die Sprünge helfen, Hilfestellung geben bei Dingen, die nicht auf Anhieb verständlich sind (was den Erwachsenen nicht selten auch so geht). Sie lernen in einer Stunde das Stück so zum ersten Mal kennen. So., 2. 2., 11:00 Uhr //// Opernhaus Einführungsmatinee Der UniversumsStulp Fr., 7. 2., 19:30 Uhr //// Premiere /// mit öffentlicher Premierenfeier, Einführung 19 Uhr /// Der Universums-Stulp /// Uraufführung /// Eine musikalische Bildgeschichte in drei Heften von Stephan Winkler /// Libretto: Eugen Egner, Stephan Winkler, Thierry Bruehl Mit einer rasanten Handlung fesselte der Wuppertaler Autor und Zeichner Eugen Egner bereits 1993 die Leser seines Romans „Der Universums-Stulp“. Gemeinsam mit dem Berliner Komponisten Stephan Winkler adaptiert er diesen nun im Auftrag der Wuppertaler Bühnen zu einer „musikalischen Bildgeschichte in drei Heften“. Mit einer neuartigen Integration von Comic, Zeichentrick, Theater und Gesang läuten Egner und Winkler das Zeitalter der Graphic Novel auf der Musiktheaterbühne ein. // Weitere Aufführungen: So., 9. 2., 16.00 Uhr (mit Kinderbetreuung) / Do., 13. 2., 19,30 Uhr / Sa., 15. 2., 19,30 Uhr / Fr., 7. 3., 19,30 Uhr / So., 30. 3. 18.00 Uhr (letztmalig) Als Ergänzung: Di., 4. 3., 19:30 Uhr Überhaupt nichts ist Fiktion! Eugen Egner und Stephan Winkler sprechen über den „Universums-Stulp“ So., 2. 2. 18 Uhr /// Maria Stuart /// Trauerspiel von Friedrich Schiller Maria Stuart, Königin von Schottland, und Elizabeth I., Königin von England: Zwei machtvolle Frauen, die sich an einem historischen Punkt gegenüberstehen.

Mit der genialen Wahl dieses Stoffes und seiner dramatischen Gestaltung hat Schiller das Meisterstück des Historiendramas verfasst, das die deutsche Klassik auf Augenhöhe mit Shakespeare stellte. Weiterer Termin: Fr., 14. 2., 19:30 Uhr, Sa., 22. 3. 19.30 Als Ergänzung: So., 23. 3. 11:00 Uhr Kampf der Königinnen // Matinée zu Maria Stuart /// Politik, Macht und Glaube /// mit Dr. Michael Hölzl und Christian von Treskow Do., 13. 2., 19:30Uhr //// die börse Die Kleinen und Niedrigen /// Schauspiel von Ernst Toller, Robert Walser und Anne Lepper 1914/2014 – Hundert Jahre erster Weltkrieg. Was das 20. Jahrhundert mit zuvor nie gekannter Zerstörungskraft einläutete, scheint nach einem weiteren Weltkrieg für uns heute in weite Ferne gerückt. Der Krieg – obwohl allgegenwärtig – hat sich an die Ränder unseres Bewusstseins verschoben. Vom Rand her soll ihm nachgespürt werden. Anne Leppers (Kurz-)Stück Oh ist das Morrissey beschreibt militärischen Alltag kurz nach Mobilmachung – Ungediente und Soldaten bei der Konversion in Kriegstaugliche, zwischen Erlebnissehnsucht und Lagerkoller. Ernst Tollers Schauspiel Der deutsche Hinkemann (1922) ist als Heimkehrer-Drama zu verstehen. /// Weitere Aufführungen: Sa., 15. 2., 19.30 Uhr, So., 16. 2., 18 Uhr, Sa., 22. 2., 19.30 Uhr, Mo., 24. 2., 19.30 Uhr, Do., 27. 2., 19.30 Uhr, Fr., 28. 2., 19.30 Uhr – zum letzten Mal. So., 16. 2., 18 Uhr //// Opernhaus Die Fledermaus /// Operette von Johann Strauß Sohn /// Text von Richard Genée nach der Komödie „Le Révellion“ von Henri Meilhac und Ludovic Halévy Maskierungen aller Art, eine Gesellschaft im Champagnertaumel, jede Menge Verwechslungen und die Rache der Fledermaus sind die Zutaten zur berühmtesten aller Operetten: wegen Beleidigung

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Neue Postkartenserie zu Wuppertal jetzt im Buchhandel 15 Aussagen und Fotos zur Stadt Bekannte Persönlichkeiten äußern sich zu Wuppertal. Hochwertige Postkartenserie mit Fotografien von Björn Ueberholz und Porträts von Andreas Noßmann.

Mit Texten von: Pina Bau

sch, (19

Pina Bausch

40 – 200

9)

Jean Cocteau

Wuppert al keine So ist eine Alltag sstadt, nntagss Das ist tadt. wichtig für unse Arbeit. re

Kasimir Edschmid Friedrich Engels Franz Emanuel Geibel Johann Wolfg. von Goethe Günter Grass Günter Grass (geb. 1927)

Hermann Hesse Else Lasker-Schüler

Und das, Kinder, bringe ich aus Wuppertal mit, wo die Schwebebahn eine Vielzahl wundergläubiger Sekten unfallfrei verbindet.

Gerhard Nebel Jonannes Rau Wilhelm Heinrich Riel Joachim Ringelnatz

Else Lasker-Schüler (1869

Robert Wolfgang Schnell

– 1945)

Tom Tykwer

Den Atem mussten wir einhalten, kamen wir an den chemischen Fabriken vorbei, allerlei scharfe e Arzeneien und Farbstoff färben die Wasser, eine Sauce für den Teufel.

Johannes Rau (1931

– 2006)

der Bindestrich Wuppertal ist estfalen. von Nordrhein-W

Friedrich Engels (1820 –

1895)

Der schmale Fluß ergießt bald rasch, bald stockend seine purpurnen Wogen zwischen rauchigen Fabrikgebäuden und garnbede ckten Bleichen hindurch.

(* 23. Mai 1965)

teckt sich Wuppertal vers und pflegt seine in einem Tal Die Kulisse Geheimnisse. ln mit ihren Hüge dieser Stadt, en steilen Straß und Treppen, immenden und dem best erinnert mich Verkehrsband . cisco an San Fran

Wo immer man geht und steht in Wuppertal, ob man die Achse entlangflaniert oder die Berge hinaufhastet, ob man aus der Schwebebahn hinunterschaut auf das Ufer des (ehemals) „schwärzesten Flusses der Welt“ oder auch nur dasitzt und wartet, dass sich etwas ändert – fast zu jedem Blick auf das Tal läßt sich eine gedruckte oder überlieferte Äußerung eines mehr oder weniger bekannten Menschen anbringen, die das seltsame Leben in einer seltsamen Stadt treffend und jenseits des Literarischen beschreibt. Die Wahrhaftigkeit des Eindrucks, ob von einem Bewohner des Tals oder von durchreisenden Gästen, offenbart sich einfach und in Kürze: zu jedem Moment einen Seufzer, auf jeden Blick einen Satz.

Tom Tykwer

Wuppertaler Ansichten 15 Aussagen und Fotos zur Stadt

15 Karten im Schuber: Verlag HP Nacke ISBN 978-3-942043-95-3 Preis 14,80 Euro

Über diese Stadt wurde viel geschrieben. Fertig geworden ist keiner mit ihr. (Lisa Kristwaldt)

Portraits: Andreas Noßmann · Fotos: Bjørn Ueberholz Verlag HP Nacke Wuppertal · ISBN 978-3-942043-95-3 Pina Bausch, Jean Cocteau, Kasimir Edschmid, Friedrich Engels, Franz Emanuel Geibel, Johann Wolfgang von Goethe, Günter Grass, Hermann Hesse, Else Lasker-Schüler, Gerhard Nebel, Johannes Rau, Wilhelm Heinrich Riel, Joachim Ringelnatz, Robert Wolfgang Schnell und Tom Tykwer Wuppertaler Ansichten · 15 Aussagen und Fotos zur Stadt von:

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Kulturnotizen einer Amtsperson soll Gabriel von Eisenstein eine Arreststrafe antreten. Doch Dr. Falke überredet ihn, sich stattdessen beim Soupé des exzentrischen Prinzen Orlofsky zu amüsieren. /// Weitere Aufführung: Sa., 22. 2., 19.30 Uhr Fr ., 21. 2. 19:30 Uhr //// Premiere mit öffentlicher Premierenfeier /// JR /// Nach dem Roman von William Gaddis. Aus dem amerikanischen Englisch von Marcus Ingendaay und Klaus Modick in einer Fassung von Tom Peuckert /// Uraufführung /// Inszenierung: Marcus Lobbes / Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert / Video: Michael Deeg / Dramaturgie: Oliver Held /// Mit: Heisam Abbas, Thomas Braus, Markus Haase, Andreas Helgi Schmid, Christoph Schüchner, Jakob Walser, Hanna Werth, Marco Wohlwend, Julia Wolff JR, ein elfjähriger Rotzlöffel, dem Sekundärtugenden wie Pflichtbewusstsein und Sauberkeit eher fremd sind, eine kleine gierige Straßenratte, aber clever, ein unmündiger Meister der Manipulation, hat früh begriffen, dass man möglichst alle Chancen ergreifen sollte, die sich einem bieten, und seien es auch nur Gutscheine und Coupons für Ramschangebote und Köderware – egal, was einem nachgeworfen wird, wird auch mitgenommen. JR von William Gaddis, ein Schlüsselroman der amerikanischen Literatur, 1975 erschienen und mit dem National Book Award, dem höchsten Literaturpreis der USA, ausgezeichnet, ist eine brillante Satire auf die Auswüchse des kapitalistischen Systems und dessen ›hire and fire‹ als grundlegendem Prinzip von Wertschöpfung und Personalpolitik; ein grandioses Zeitpanorama der amerikanischen Gesellschaft mit all seiner Atemlosigkeit, Gier und Rücksichtslosigkeit. Weitere Vorstellungen: 26. 2. und 8., 9., 14., 16., 27. und 28. 3. Sa ., 15. 3. 20:00 Uhr /// Gastspiel /// Mathias Richling - Deutschland to go Das Programm 2014 So., 23. 3. 18:00 Uhr /// Premiere /// mit öffentlicher Premierenfeier // Alcina Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel // Text von Antonio Marchi // In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Weitere Aufführung: Sa., 29. 3. 19:30 Uhr


einer besonderen Stimmung auf. Genau darin liegt ihr besonderer Reiz, und bei Neuer Musik kommt die Spannung des Unbekannten hinzu.

Zeitgenössische Kunst zu verstehen, fordert den Zuhörer oder Betrachter heraus. Verständnis erfordert Wahrnehmung, Auseinandersetzung, Erleben und Vermittlung.

Februar So 5. 2. 2014 | 10:00 Uhr und 12.00 Uhr /// Stadthalle, Mendelssohn Saal 2. Schulkonzert /// Peter und der Wolf Mo 6. 2. 2014 | 20:00 Uhr /// Historische Stadthalle Wuppertal, Großer Saal Hollywood auf dem Johannisberg So 16. 2. 2014 | 11:00 Uhr /// Stadthalle, Großer Saal /// 6. Sinfoniekonzert Mo 17. 2. 2014 | 20:00 Uhr /// Stadthalle, Großer Saal /// 6. Sinfoniekonzert Mi 19. 2. 2014 | 21:00 Uhr /// Sala del Conservatorio // Gastkonzert Mailand

RINKE_Anz_56x258_RZ_2013_Layout 1 05.11.13

Christo: The Gates Hirschstraße 12, 42285 Wuppertal, 0202 47898120 Freitag > 14.2.2014 > 20 Uhr, > USA > www.skulpturenpark-waldfrieden.de 2007 > 87 Minuten, OmU Öffnungszeiten: Regie: Antonio Ferrera und Albert Maysles März bis November Di - So, 10:00 bis 18:00 Uhr Dezember Die Idee zu dem temporären Kunstwerk bis Februar Fr - So, 10:00 bis 17:00 Uhr „The Gates“ im Zentrum New Yorks entAn Feiertagen geöffnet stand bereits 25 Jahre vor ihrer Realisierung. 7500 mit safrangelbem Stoff behängte Tore sollten im Central Park aufgestellt werden. Seit 1979 kämpfte das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude um die Genehmigung für dieses umstrittene Großprojekt, das schließlich im Februar 2005 verwirklicht werden konnte. 1979 begann auch die Arbeit an dem Film, der den schwierigen Entstehungsprozess des Werkes und die Ausdauer und Leidenschaft der Künstler dokumentiert, die an die Bedeutung ihrer Arbeit glauben.

Sa 22. 2. 2014 | 11:30 Uhr // City-Kirche Elberfeld, Kirchplatz 2 /// Ohrenöffner – Musik im Gespräch Mo 24. 2. 2014 | 20:00 Uhr // Stadthalle, Mendelssohn Saal // 4. Kammerkonzert März Mo 3. 3.2014 | 19:30 Uhr /// Opernhaus Rosenmontagskonzert So 9. 3. 2014 | 11:00 Uhr /// Stadthalle, Großer Saal /// 7. Sinfoniekonzert Mo 10. 3. 2014 | 20:00 Uhr // Stadthalle, Großer Saal /// 7. Sinfoniekonzert So 16. 3. 2014 | 18:00 Uhr // Stadthalle, Großer Saal /// 3. Orgel-Akzent So 16.0 . 2014 | 19:30 Uhr / Kongresshaus Garmisch-Partenkirchen // Gastkonzert Garmisch-Partenkirchen Mi 19. 3. 2014 | 10:00 Uhr // Stadthalle, Mendelssohn Saal /// 3. Schulkonzert Sinfonie mit dem Paukenschlag Mi 19. 3. 2014 | 12:00 Uhr // Stadthalle, Mendelssohn Saal /// 3. Schulkonzert Do 20. 3. 2014 | 10:00 Uhr // Stadthalle, Mendelssohn Saal /// 3. Schulkonzert

StB Susanne Schäfer RINKE TREUHAND GmbH – www.rinke.eu

Calder-Ausstellung verlängert Die Ausstellung „Alexander Calder – Avantgarde in Bewegung“ der Kunstsammlung wird bis zum 26. Januar 2014 verlängert. „Zahlreiche Besucher haben unsere Präsentation des amerikanischen Bildhauers gesehen, mit der wir zu einer Neubewertung Calders als Mitglied der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts einladen“, sagte Direktorin Marion Ackermann. Wegen des unerwartet großen Publikumsinteresses ist die im September eröffnete Schau damit zwei Wochen länger zu sehen als ursprünglich geplant. Ein zusätzlich durchweg positives Medienecho und die Bereitschaft der internationalen Leihgeber machen diese Verlängerung möglich.

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Do 20. 3. 2014 | 12:00 Uhr /// Stadthalle, Mendelssohn Saal /// 3. Schulkonzert Mi 26. 3.2014 | 19:30 Uhr // Opernhaus Opern-Chorkonzert So 30. 3. 2014 | 11:00 Uhr /// Stadthalle, Großer Saal /// 3. Familienkonzert /// Es werde Licht

RINKE. BERATUNG FÜR EINE SICHERE ZUKUNFT.

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Kulturnotizen 20. - 22. 6. 2014 AP316 Herzstücke unter der Lupe Theater, Tanz & Musik

Akademie Remscheid

Das 1. Halbjahr 2014 im Überblick Kunst, Malerei & Zeichnung 28. - 30. 3. 2014 AP304 Toi! Toi! Toi! - Bühnenpräsenztraining - für Laien-Musiker-& Schauspieler 5. 4. 2014 AP307 Tango Café 7. - 9. 4. 2014 AP308 Tanztheater 30. 4. - 4. 52014 AP310 4. Bergische Orchestertage 23. - 25.05.2014 AP341 Chor für alle

15. 2. 2014 AP301 Enkaustik für Einsteiger 17. - 21. 3.2014 AP303 Zeichnen lernt man durch Zeichnen! 4. - 6. 4. 2014 AP305 Enkaustik für Fortgeschrittene 4. - 6. 4. 2014 AP306 Abenteuer experimentelle Aquarellmalerei 7. - 11. 4. 2014 AP309 Abstrakte Acrylmalerei 19. - 23. 5. 2014 AP314 Malerei für Neugierige 23. - 25.05.2014 AP315 Kunst im Dialog

Spartenübergreifend 14. - 18. 7. 2014

AP 318-AP321 Kulturwoche: Die Linie

Digitalfotografie & Computer

14. - 16. 2. 2014 AP300 Apple Spezial 1 15. 2. 2014 AP338 Vom Foto zum Gemälde 19. - 23. 5. 2014 AP313 Fotografie: 4 Elemente 24. 5. 2014 AP322 Fotografie für Großeltern und Enkel 20. - 22. 6. 2014 AP317 Fotografieren statt Knipsen - Teil 1 Literatur & kreatives Schreiben

12. 4. 2014 AP311 Literaturcafé - grün 14. - 16. 5. 2014 AP312 Kreative Schreibidee, witzige Techniken, kleine Formen

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Sie entscheiden sich mit der Anmeldung für eine der vier Sparten Theater, Malerei, Zeichnung oder Fotografie. Jede nähert sich dem Thema Linie mit ihren Mitteln an, nutzt sie für ihre Zwecke und spielt mit ihr. In spartenübergreifenden Treffen lassen Sie die anderen Workshopteilnehmer an Ihren Arbeitsprozessen und -ergebnissen teilhaben. Gleichzeitig entdecken Sie die Herangehensweisen an die Linie in den Nachbarworkshops. So bekommen Sie anregende Einblicke und unerwartete Impulse für Ihre eigene Arbeit. Natur & Entspannung 10. 5. 2013 AP342 Gesundheit auf dem Teller – Wiesenkräuter AP301 Enkaustik für Einsteiger Antike Maltechnik mit flüssigem, farbigem Bienenwachs Sie werden staunen, wie spielend leicht wunderschöne Bilder entstehen und wie faszinierend diese Maltechnik ist! Im Grundkurs lernen Sie, welche beeindruckenden Effekte man mit der über 2000 Jahre alten Maltechnik erzielen

kann. Die Grundtechniken werden anhand von verschiedenen Motiven erarbeitet und geübt. Viele der dabei entstehenden Bilder können später als Grußkarten verwendet oder gerahmt werden. Enkaustik ist sowohl für abstrakte als auch für gegenständliche Malerei geeignet. Es sind keinerlei Vorkenntnisse in anderen Maltechniken oder im Zeichnen erforderlich. Im Kurs werden die notwendigen Geräte, Enkaustikwachse und verschiedenen Papiere gestellt. Termin: 15. 2. 2014 (Sa 10 – 18 Uhr) Kosten: Kursgebühr 35,-, Materialkosten10,-, Verpflegung 13,- Euro zur Anmeldung AP303 Zeichnen lernt man durch Zeichnen! Indem wir zeichnen, fixieren wir Gedanken auf Papier und entwickeln Konzepte zur Darstellung. Wir erarbeiten Wesentliches.

Wir beschäftigen uns mit Grundlagen der Perspektive, der Darstellung von Landschaft, Dingen im Raum, dem Porträt und dem menschlichen Körper. Hierbei können zeichnerische Fähigkeiten aufgefrischt oder auch neu angeeignet werden. Auch das Medium Zeichnung an sich nehmen wir in den Blick. Zeichnung kann mit Bleistift erfolgen, mit Tusche, Kohle und mit verschiedensten Stiften. Sie kann konstruierend, aufbauend oder zerstörerisch eingesetzt werden. Und sie kann vom Einsatz von Farbe profitieren. Wir werden viel experimentieren und gemeinsam versuchen, für jeden Einzelnen einen begehbaren „Zeichen“- Weg zu finden. Beispiele aus der Kunstgeschichte und der zeitgenössischen Kunst werden uns hierbei hilfreich zur Seite stehen. Termin: 17 - 21.03.2014 (Mo 15 Uhr – Fr 13 Uhr) Kosten: Kursgebühr 180,-, Materialkosten 5,- , Verpflegung 112,-, Unterkunft (EZ zzgl.) 92,- Euro AP300 Apple Spezial 1 – Wie nutze ich (m)einen Apple Computer? Sie wollen wissen, was Sie mit den verschiedenen Programmen auf Ihrem Apple


machen können? Was die Symbole bedeuten, wie Sie etwas speichern und wieder finden können? Außerdem interessiert Sie, wie Sie digitale Fotos kreativ bearbeiten können und was dieses Betriebssystem sonst noch alles bietet? – Sie erhalten einen Überblick über die Möglichkeiten des Apple, können Ihre Fragen und Anwendungsprobleme direkt einbringen und üben praxisnah unter fachlicher Anleitung. Dieser Kurs richtet sich besonders an Menschen, für die der Umgang mit einem Computer generell noch ein neues Feld ist und die mit einem Mac einsteigen wollen. Das Mitbringen eines eigenen Gerätes ist erforderlich. Termin: 14. – 16. 2. 2014 (Fr 15 Uhr – So 13 Uhr) – Kosten: Kursgebühr 97,-, Verpflegung 56,-, Unterkunft (EZ zzgl.)56,- Euro zur Anmeldung AP 338 Vom Foto zum Gemälde Verwandeln Sie langweilige Fotos mit ein paar einfachen Tricks in spannende, originelle Bilder! Sie benötigen dazu nicht viel: ein paar langweilige Bilder, kostenlose Software und ein wenig Know-How. Sie bringen die Fotos mit, die Akademie stellt die Software und Ulrich Baer erklärt leicht nachvollziehbar die wenigen Bedienungsschritte – und schon können Sie jedes noch so konventionelle Foto erheblich aufwerten. Das Geheimnis ist ein spannungsreicher Bildzuschnitt und die Anwendung künstlerischer Filterprogramme. Mit einfachen kostenlosen Bildbearbeitungsprogrammen verwandeln sie auch das bravste Foto in einen Hingucker. Probieren sie aus, welche Tricks zu Ihren Bildinhalten passen und bekommen Sie ein Gespür dafür, welche Effekte den Fotos gut tun. Grundkenntnisse im Umgang mit dem Computer sind notwendig. Termin: 15. 2. 2014 (Sa 10 – 18 Uhr) Kosten: Kursgebühr 35,-, Verpflegung 13,- Euro Theater, Tanz & Musik

AP304 Toi, toi, toi! Bühnenpräsenz-Training für LaienMusiker und -Schauspieler

Was macht eine ansprechende Bühnenpräsenz aus? Durch ganz unterschiedliche Aufgabenstellungen werden verschiedene Elemente einer starken Ausstrahlung auf der Bühne erkundet: – Wie nehme ich mich selbst beim Auftritt wahr und wie sieht mich mein Publikum? – Welche Rolle spielt der Raum? – Wie kann ich ausdrucksstärker spielen bzw. singen? – Wie kann ich konstruktiv mit Lampenfieber umgehen? Am Ende des Workshops hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, die im Seminar gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse in einer kurzen Präsentation umzusetzen. Nach individuellem Feedback können Verbesserungsvorschläge sofort erprobt werden. Wenn Sie eine Klavierbegleitung benötigen, schicken Sie uns bitte sechs Wochen vorher Ihre Noten zu. In diesem Fall werden 25,- Euro zusätzlich für die Korrepetition berechnet. Termin: 28. - 30. 3. 2014 (Fr 15 – So 13 Uhr) –Kosten: Kursgebühr 97,-, Verpflegung 56,-, Unterkunft (EZ zzgl.) 56,- Euro TalTonTheater Spielplan Februar/März 2014 Februar Samstag, 1. 2., 20:00 Uhr „Fünf Frauen & ein Mord“ britische Krimi-Komödie Sonntag, 2. 2.,18:00 Uhr TalTonTHEATER Halbmondzeiten „Mystery“ Piano, Poesie & Grusel Freitag, 7. 2., 20:00 Uhr „Fünf Frauen & ein Mord“ britische Krimi-Komödie Samstag, 8. 2., 20:00 Uhr „Hand auf's Herz“ Aus der Welt eines Hypochonders Sonntag, 9. 2., 18:00 Uhr „Kabale und Liebe“ Zusatztermin Friedrich Schiller Donnerstag, 13. 2., 20:00 Uhr Michael Hans Herrmann Lesezeichen-setzen!

Ein außergewöhnlicher Leseabend - bringen Sie ein Buch mit! Freitag, 14. 2., 20:00 Uhr „Traumfrau verzweifelt gesucht“ spritzige Single-Komödie Samstag, 15. 2., 20:00 Uhr „Vier Männer im Nebel“ Dschungel-Camp mit Niveau Sonntag. 16. 2., 18:00 Uhr „Vier Männer im Nebel“ Dschungel-Camp mit Niveau Freitag, 21. 2., 20:00 Uhr „Fünf Frauen & ein Mord“ britische Krimi-Komödie Samstag, 22. 2., 20:00 Uhr „Fünf Frauen & ein Mord“ britische Krimi-Komödie Freitag, 28. 2., 20:00 Uhr „Fünf Frauen & ein Mord“ britische Krimi-Komödie März Samstag, 1. 3., 20:00 Uhr „Hand auf's Herz“ Kabarett, Welt eines Hypochonders Sonntag, 2. 3., 15:00 Uhr „Fünf Frauen & ein Mord" inkl. Kaffe & Kuchen – britische Krimi-Komödie Samstag, 22. 3., 20:00 Uhr „Achtung Deutsch!“ Premiere Multi-Kulti-Komödie Sonntag, 23. 3., 15:00 Uhr „Eine Märchen-Weltreise“ inkl. Chai-Tee Märchenzauber Indien Nachmittagslesung Oma Gertrud soll fahren! Wuppertaler Familie verschenkt ein Jahr Mobilität. Im Namen der 89-jährigen Elisabeth Dinnebier wurde Oma Gertrud diese Woche in Wuppertal eine Jahreskarte für die unbegrenzte Nutzung von Bus und Bahn überreicht. Die alte Dame kann somit ab sofort ihre wiedererrungene Freiheit mobil genießen und ist so geschützt vor einem weiteren Konflikt mit dem Gesetz. Weil die 87-jährige Dame 22 Mal ohne Fahrschein erwischt worden war, sollte sie

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Kulturnotizen sich kurz vor dem Jahreswechsel erneut vor Gericht verantworten. Ihr trauriger Fall bewegte Menschen im ganzen Land. Das Gericht setzte das Verfahren glücklicherweise wieder aus; in Gutachten sollte über die Fortsetzung des Prozesses entscheiden. Inzwischen wurde veröffentlicht: Oma Gertrud ist nicht schuldfähig und damit freigesprochen. Das ist einerseits erfreulich für die alte Dame — andererseits kann sie sich davon mit ihrer kleinen Rente trotzdem kein Busticket kaufen. Dabei ist es gerade für alte Menschen so wichtig, weiterhin mobil zu sein.

„Don´t play what you know“ – diesen Leitsatz von Lee Konitz hat Thomas Rückert mit seinen Triopartnern hörbar verinnerlicht, Improvisieren wird zum Abenteuer. Das Thomas Rückert Trio steht für die Vielfalt des Piano-Jazz., sehr gern gesehene Künstler im Pfandhaus ! Freitag, 14. Februar 2014 | 20:00 Lee Konitz Trio Lee Konitz - as | Thomas Rückert - p | Henning Gailing - b |

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00), n bekannten

die Präsentation der verschiedenen Instrumente und ihrer Spieltechniken und nicht zuletzt durch die Musik als solche vermittelt. Die einzigartige Raum- und Lichtstimmung des Pavillons im Skulpturenpark trägt zu einem ganz besonderen Konzerterlebnis bei. Gestaltet werden die Konzerte fast ausschließlich von Wuppertaler Musikerinnen und Musikern des Sinfonieorchesters und der Musikhochschule. Künstlerischer Leiter ist der Klarinettist Gerald Hacke.

aldfrieden

Sonntag, 2. Februar 2014 | 20:00 Musik als Kunstwerk existiert im Gegensatz zu Bildender Thomas Rückert Trio Kunst nur zum Zeitpunkt ihrer Aufführung. Der Zuhörer die Musik Rückert in einem ganz- bestimmten MomentAskari oder nimmt Thomas piano | Reza einer besonderen Stimmung auf. Genau darin liegt ihr - besonderer bass | Fabian Arends drums Reiz, und bei Neuer-Musik kommt die Span-

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nung des Unbekannten hinzu.

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Zeitgenössische Kunst zu verstehen, fordert den Zuhörer oder Betrachter heraus. Verständnis erfordert Wahrnehmung, Auseinandersetzung, Erleben und Vermittlung.

Lee Konitz Würden wir uns nicht auch wünschen, wir könnten mit stolzen 85 Jahren noch die Welt mit unserer Musik verzücken? Wir könnten Geschichten erzählen von Miles Davis, Charlie Parker oder Stan Kenton. Geschichten die wir selber erlebt haben? Und diese Geschichten erzählt der große Lee Konitz heute Abend mit seinen erstklassigen Kölner Kollegen und Freunden Thomas Rückert und Henning Gailing. Prädikat besonders wertvoll Mehr Informationen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Lee_Konitz A46 - AUSFAHRT W.-ELBERFELD

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Elisabeth Dinnebier (89, Schloss Lüntenbeck GmbH & Co. KG Wuppertal) hat den Fall von Oma Gertrud in den Medien mitverfolgt und ist betrübt: „Jeder Mensch sollte im Alter mobil sein können. Das ist so wichtig für uns. Oma Gertrud ist in meinem Alter und hatte leider nicht so viel Glück, sich heute ein Bärenticket leisten zu können. Da gebe ich gern etwas ab. Wir Alten halten doch zusammen!“ Das Jahresticket für Bus und Bahn wird heute über ihren Anwalt an Oma Gertrud übergeben und gilt bis einschließlich Dezember 2014. Vielleicht findet sich ja bis dahin ein weiterer Wuppertaler Spender, der Oma Gertruds Mobilität für das Folgejahr sichert? Vielleicht aber wird jaDie auch dieTonLEITER Gesetzeslage Reihe im neu überdacht skulpturenpark Waldfrieden: und eine generelle Lösung für die ZusicheDie Konzertreihe TONLEITER zeitgenössische rung der Mobilität vonmöchte finanziell benachMusik einem breiten Publikum präsentieren. Dem Zuhöteiligten Menschen im Alter gefunden? rer wird die klangliche und stilistische Vielfalt von Musikvermittelt, die in den vergangenen hundert Jahren   werken Kontakt: Tel.: 0202. 2987 687 - Fax: 0202. entstanden sind. Diese Vielfalt wird durch das Aufzeigen von Bezügen der Musikund Kunstgeschichte, durch 2987 667 -inMail: info@schloss-luentenbeck.de

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Dienstag, 25. März 2014 | 20:00 Ron Carter „Golden Striker Trio“ Ron Carter - b | Russell Malone - git | Donald Vega - p Ron Carter (*1937) ist mit einer Beteiligung an 2.500 Alben einer der meistproduzierten Bassisten – und eine Legende der Jazzgeschichte. Die Namen der Musiker mit denen er spielte reicht von Chico Hamilton und Cannonball Adderly zu Miles Davis, in dessen Quintett er mit Herbie Hancock und Wayne Shorter spielte. Mit seinem Programm „Dear Miles“ war er 2008 bereits im Alten Pfandhaus, sein „Golden Striker Trio“ sollten Sie nicht verpassen. Mehr Informationen unter http://www.roncarter.net

zeitgenössische klassik iM skUlPtURenPaRk WalDFRieDen, WUPPeRtal

After Shakespeare 2012 –Reading 2013 Samstag > 22. Februar 2014 > 19h > Neue Ausstellungshalle > John Cage 1912-1992 Ophelia (1946) Klavier > Sergej Prokofjew 1891-1953 aus: Zehn Stücke für Klavier > (Romeo undnovember Julia) Op. 752012, (1937) Fr., 30. 19 Uhr Oliver Knussen *1952 > Ophelia‘s Last Dance (2010) > Ned Rorem *1923 > aus: After Reading Shakespeare (1980) > Paul Moravec *1957 > Tempest Fantasy (2004) Liviu Neagu-Gruber Violine > Adele Bitter Violoncello > Gerald Hacke Klarinette > Holger Groschopp Klavier > Jörg Reimers Sprecher

RÄUME


Shakespeares Texte, seine Bühnenwer- ke und deren Prota­gonisten haben zahlreiche Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts inspiriert. Zu den bekanntesten und erfolgreichsten britischen Kompo­ nisten der jüngeren Generation zählt Thomas Adès. 2004 schrieb er die Oper The Tempest nach Shakespeares Bühnen­­ werk Der Sturm. Ein Jahr später fasste er in den Court Studies from The Tempest musikalische Ideen der Oper als Kammermusik zusammen. Auch der Amerikaner Paul Moravec ließ sich von den wichtigsten Protagonisten aus Shakespeares Der Sturm zu einer Fantasie für Violine, Cello, Klarinette und Klavier inspirieren. Dafür erhielt er 2004 den begehrten amerikanischen Pulitzer-Preis. Sergej Prokofjew fertigte 1937 noch vor der Uraufführung seines Balletts Romeo und Julia von einigen Stücken eine Klavier­fassung. Die Musik zeichnet sich auch in dieser Fassung durch ungeheure Expressivität und Wuchtigkeit aus. Ophelia, ein Stück für Klavier solo und Tanz, wurde 1946 von John Cage geschrieben. Es entstand in Zusammenarbeit mit dem Tänzer und Choreografen Jean Erdman. Die Musik erinnert mit ihrem Wechsel zwischen Schroffheit und zarten melo­dischen Elementen an den Wahnsinn und tragischen Selbstmord der Ophelia in Shakespeares Hamlet. Der Schauspieler Jörg Reimers wird die Musik mit Texten Shakespeares umrahmen und damit eine ungewöhnliche Verbindung zwischen der Sprache des 16. und der Musik des 21. Jahrhunderts schaffen.

En blanc et noir, Werke für zwei Klaviere 1915–2002 Samstag > 15. März 2014 > 19h > Pavillon York Höller *1944 > Partita (1996) > Claude Debussy 1862-1918 > En blanc et noir - drei Capricen für 2 Klaviere (1915) > Detlev Glanert *1960 > Enigmatische Landschaft (2001) > Detlev Glanert *1960 Tanzende Landschaft (2002) > György Ligeti 1923-2006 > Drei Stücke für zwei Klaviere (1976) > Witold Lutoslawski 1913-1994 Paganini Variationen (1941) Majella Stockhausen Klavier > Holger Groschopp Klavier En blanc et noir - 104 weiße Tasten (blanc) und 72 schwarze (noir) dienten Debussy im Kriegsjahr 1915 gleichsam als Symbole für Licht und Schatten, Krieg und Frieden, Freund und Feind. Und ganz nebenbei hat sich die Gattung der Werke für zwei Klaviere vom bloßen Orchesterersatz endgültig verabschiedet. Ungewöhnlich auch Ligetis Werk von 1976: fast so radikal wie in seinem berüchtigten Poème symphonique für 100 Metronome demonstriert er die wundersamen Effekte mechanisierter rhythmischer Überlagerungen und spielt mit Allusionen an Chopin und die minimal music. Vielgestaltig ist auch York Höllers Partita, witzig und virtuos verblüffen Lutosławskis Paganini- Variationen. „Enigmatische" und „tanzende" Landschaften malt Detlev Glanert. Müllers Marionetten-Theater Der Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler Hotzenplotz ist ein gemeiner Räuber. Nicht einmal der Oberwachtmeister Dimpfelmoser konnte ihn bislang fassen und so klaut der Räuber weiter, was er nur kann. Als er eines Tages sogar der Oma die Kaffeemühle raubt, beschließen Kaspar und Seppel, den Dieb zu fangen. Dabei lassen sie sich auf ein großes Abenteuer ein! –

Aufführungen Februar: Sa, 01, 16:00 Uhr, So, 02, 16:00 Uhr, Mi, 05. 11:00 Uhr, Mi, 05. 16:00 Uhr, Sa, 08. 16:00 Uhr, So, 09. 16:00 Uhr, Mi, 12. 11:00 Uhr, Mi, 12. 16:00 Uhr, Sa, 15. 16:00 Uhr, So, 16. 16:00 Uhr, Mi, 19. 16:00 Uhr Die Schneekönigin Theatermärchen nach Andersen von Günther Weißenborn – Die Schneekönigin ist wunderschön, aber einsam. Manchmal kommt sie in die große Stadt, um sich ein Kind zu suchen, das ihr Gesellschaft leistet. Der kleine Kai ist von ihrer Schönheit so angetan, dass er der Königin in ihr Eisschloss folgt. Als seine beste Freundin Gerda davon erfährt, macht sie sich ganz allein auf die Reise, um Kai aus dem Gefängnis der Schneekönigin zu befreien.– Ein Märchen über den Wert der Freundschaft und darüber, dass nicht alles gut ist, was schön aussieht. Aufführungen: Sa, 22. 16:00 Uhr, So, 23. 16:00 Uhr, Mi, 26. 11:00 Uhr, Mi, 26. 16:00 Uhr Aufführungen März, Sa, 01. 03. 16:00 Uhr, Sa, 08. 16:00 Uhr

Neues vom Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler Der Räuber Hotzenplotz wurde gefangen und wartet eingesperrt im Spritzenhaus auf seinen Prozess. Leider gelingt es ihm, sich zu befreien und dann auch noch die Großmutter zu entführen, die nun in seiner Räuberhöhle putzen und für ihn kochen muss. Kasperl und Seppl machen sich auf den Weg, die Oma aus der Räuberhöhle zu befreien. Aufführungen: Sa, 08. 03. 16:00 Uhr, So, 09. 16:00 Uhr, Mi, 12. 16:00 Uhr, Sa, 15. 16:00 Uhr, So, 16. 16:00 Uhr, Mi, 19. 16:00 Uhr, Sa, 22. 16:00 Uhr, So, 23. 16:00 Uhr, Mi, 26. 16:00 Uhr www.muellersmarionettentheater.de

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Kulturnotizen Festival 3B präsentiert international gefeierte Solisten als Kammermusiker Nach einem erfolgreichen Debut 2011 und einer gelungenen Fortsetzung 2012 findet das Festival 3B vom 29. März bis 6. April 2014 zum dritten Mal in Wuppertal statt: Junge Musiker der internationalen Klassikelite präsentieren Werke von Altmeistern der Kammermusik bis hin zur modernen Konzertliteratur.

Ermöglicht wird das Festival 3B durch die finanzielle Unterstützung der Jackstädt Stiftung, des Kulturbüros der Stadt Wuppertal, der Stiftung Netzwerk Unterbarmen, der Schuler Stiftung, der Firma Knipex, der Stadtsparkasse Wuppertal und der Wuppertaler Stadtwerke. Kooperationspartner des Festivals ist der Trägerverein Immanuelskirche e.V., der Verein Musik auf dem CronenBerg e.V., sowie die Hochschule für Musik und

Die Begründerin von „3B“, Barbara Buntrock, freut sich, dass Kit Armstrong, Isang Enders, Werner Dickel, David Pia, Julien Quentin, Alexandra Soumm, Agata Szymczewska sowie das Leipziger Streichquartett erneut ihrer Einladung folgen. In vier Konzerten widmet sich das Festivalprogramm den „ Vier Elementen“ – vertonte Sonnenaufgänge sowie geisterhafte Fabelwesen entführen den Zuhörer in eine musikalische Welt aus Feuer, Erde, Wasser und Luft. Zwei eigens für das Festival in Auftrag gegebene Kompositionen von dem Schweizer Richard Dubugnon (geb. 1968) und der Engländerin Charlotte Bray (geb. 1982) gelangen außerdem zu ihrer Uraufführung. Diesem Facettentreichtum gibt SignumFIVE, eine junge Formation mit Musikern aus Deutschland, Slowenien und Serbien, in einem für ein KammermusikFestival ungewöhnlichen Konzert eine ganz eigene Note: Musik von Folklore bis Jazz, von heißen Beats bis höchster Virtuosität macht das Festival 3B zu einem ganz besonderen Klangerlebnis.

Barbara Buntrock

Während die Immanuelskirche Wuppertal auch dieses Jahr wieder der Hauptveranstaltungsort des Festivals ist, findet das Abschlusskonzert durch die Zusammenarbeit mit dem Verein Musik auf dem CronenBerg e.V. im Emmaus Zentrum statt. Ein Musikalischer Campus lädt Musikbegeisterte - Klein bis Groß - wieder ein, selbst aktiv zu werden: am 2. und 3. April bietet das Festival 3B musikalische Workshops und Vorträge an der Musikhochschule Wuppertal.

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Kit Armstrong

Tanz Köln, Standort Wuppertal. Das genaue Konzertprogramm sowie die Termine des Musikalischen Campus werden mit Beginn des Kartenvorverkaufs Anfang Februar bekannt gegeben. Alle Informationen auch über www.festival-3b.de


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