weltzeit 1_2012: DW - Die neue Perspektive

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„Der Deutsche Bundestag hat sich mit großer Mehrheit hinter unsere Strategie gestellt“: Intendant Erik Bettermann im World Conference Center Bonn

Tradition etwas weiterführen, das kaum noch jemand nutzt und damit nachweislich seine Berechtigung verloren hat. Das würde kein Steuerzahler verstehen. Wir hinterfragen kontinuierlich, was unser Publikum von uns erwartet und auf welchen Wegen wir es am besten erreichen. Unser Publikum – das sind Multiplikatoren mit Interesse an Deutschland und Europa. Genau das ist unser gesetzlicher Auftrag. Da diese Menschen in der Regel kein Deutsch verstehen, sprechen wir sie vorzugsweise in ihrer Landessprache und der „Lingua franca“ Englisch an. Zum Auftrag der DW gehört aber auch, die deutsche Sprache zu fördern. Haben Sie sich davon verabschiedet, wie kritisiert wird? Das ist – mit Verlaub – Unsinn. Die deutschsprachigen Angebote richten sich vor allem an Menschen mit guten Sprachkenntnissen, an Deutschlehrende und Deutschlernende. Für diese Zielgruppen bauen wir erstens unsere Angebote auf Deutsch in Fernsehen und Internet deutlich aus. Zweitens können Menschen, die Deutsch lernen möchten, mit den Sprachkursen der

DW zugleich in unsere Kultur eintauchen. Langsam gesprochene Nachrichten, eine Telenovela, eine Sprachbar, einen Dialektatlas – solche Formate kann nur ein Multimediaunternehmen bieten. Kann es ein überzeugenderes Argument geben als die fünf Millionen Zugriffe, die wir hier jede Woche verzeichnen? Verspüren Sie für diesen Kurs Rückenwind aus der Politik? Eindeutig ja. Der Deutsche Bundestag hat sich im vergangenen Sommer mit breiter Mehrheit hinter unsere Strategie für die kommenden Jahre gestellt. Wir machen Programm im Auftrag und im Interesse unseres Landes. Da ist es ein gutes Zeichen, wenn die politischen Entscheidungsträger unsere Arbeit parteienübergreifend unterstützen. Nun hat die Bundesregierung zudem – wie vom Bundestag gefordert – das Gespräch mit den Ländern begonnen, um den Auslandsrundfunk auf eine breitere Grundlage zu stellen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Monaten zu einem guten Ergebnis kommen. Allerdings: An der strukturellen Unterfinanzierung der DW hat sich leider nichts geändert.

Welchen Stellenwert hat die Kooperation mit ARD, ZDF und Deutschlandradio für die Zukunft der DW? Es stellt sich doch die Frage: Warum tragen wir nicht ein deutsches Best-ofProgramm in die Welt? Mit den rechtlichen Beschränkungen und der knappen Finanzausstattung der DW ist ein wettbewerbsfähiges Weltfernsehen mittelfristig nicht zu machen. Hier müssen wir zumindest in der öffentlich-rechtlichen Familie mehr aus unseren Möglichkeiten machen. Seit dem Start des deutschen Auslandsfernsehens via Satellit 1992 können wir auf Beiträge und Sendungen von ARD-Landesrundfunkanstalten und ZDF zurückgreifen. Hier müssen die Möglichkeiten für die DW erweitert werden, TV-Material zu übernehmen. Wenn wir auf diese Weise den deutschsprachigen Anteil in unserem TV-Programm ausweiten können, können wir uns noch mehr auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren: spezifische Programme für fremdsprachige Zielgruppen zu produzieren.

Deutsche Welle

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