Herausgeber Heinrich Haller, Antonia Eisenhut, Rudolf Haller
Atlas des Schweizerischen Nationalparks Die ersten 100 Jahre Britta Allgöwer, Pia Anderwald, Norman Backhaus, christian bernasconi, Claudio Bozzini, Peter Brang, Frank Breiner, Martin Brüllhardt, Ursus Brunold, Harald Bugmann, Bundesamt für meteorologie und klimatologie meteoschweiz, Valentin Burki, Martin Camenisch, Daniel Cherix, Marcel Clausen, Claudio Defila, Matthias Dobbertin †, Michael Doering, Markus Egli, Antonia Eisenhut, Flurin Filli, Walter Finsinger, Duri Florineth, Jakob Frei, Anne Freitag, Marietta Funke, Heinz Furrer, Dorian Gaar, Claudia Gerber, Yves Gonseth, Sabine Güsewell, Christoph Haemmig, Heinrich Haller, Rudolf Haller, Ambros Hänggi, Janett Hanitzsch, Josef Hartmann, Pius Hauenstein, Alan G. Haynes, Daniel Hermann, Johann von Hirschheydt, Stephan Imfeld, Lukas Inderbitzin, Andrea Jauss, David Jenny, HANNES JENNY, Barbara Kawecka, Felix Keller, Fabian Kessler, eduard kissling, Frank Klötzli, Mathias Kneubühler, Sandra Knispel, Mario Kocher, Bertil o. Krüsi, Patrick Kupper, Patrick Laube, Daniel Locher, Hans Lozza, Verena Lubini, Beatrice Lüscher, Peter Lüscher, arnaud maeder, Annina Margreth, Christoph Marty, Martina Meier, Jean-Claude Monney †, Benjamin U. Müller, Jürg Paul Müller, Mathis Müller, stefanie Müller, Uta Mürle, Johannes Ortlepp, jon domenic Parolini, Aline Pasche, Eric Pointner, Jonathan Raper, Maja Rapp, Ursina Raschein, Peter Rey, Daniel Rigling, Anita C. Risch, Armin Rist, Stefan Röber, Christopher T. Robinson, Marc Rolli, Thomas Scheurer, daniel Schläpfer, Christian Schlüchter, Christian Schmid, Ronald Schmidt, Martin Schütz, Anna-Katharina Schweiger, Laura Seelen, Pascal Sieber, Lena C. Spalinger, Fabiola Stadelmann, Markus Stähli, Benno Steiner, Stefan Strasky, Christoph Suter, Willy Tinner, Alice Trachsel, Reto Trachsel, Sylvain Ursenbacher, Heinz Veit, Heinz Vetter, Dragan Vogel, Gian-Reto Walther, Beat Wartmann, Andreas Weissen, Otto Wildi, urs wohler, Stefan Wunderle, Margot Zahner, Niklaus Zbinden, Stephan Zimmermann, Ruedi Zweifel
Haupt Verlag
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Heinrich Haller, geboren 1954, hat an der Universität Bern Zoologie, Botanik und Geografie studiert
Projektleitung: Antonia Eisenhut
und an der Universität Göttingen in Wildbiologie habilitiert. Seine Fachgebiete sind die Gebirgsökologie im Allgemeinen und die grossen Wildtiere der Alpen im Speziellen. Heinrich Haller ist seit 1996 Direktor des Schweizerischen Nationalparks (SNP).
Rudolf Haller, Antonia Eisenhut Kartografisches Konzept: Kartenerstellung: Antonia Eisenhut
Antonia Eisenhut, geboren 1980, hat an den Universitäten Fribourg, Barcelona und Bern Geografie, Geologie und Biologie studiert. Sie ist in den Bereichen Kartografie, Geoinformation und Wissensvermittlung tätig. Antonia Eisenhut ist seit 2008 Mitarbeiterin im Bereich Forschung und Geoinformation des SNP. Rudolf Haller, geboren 1966, hat an der Universität Zürich Geografie und Kartografie studiert und
zum Thema Geoinformationstechnologie und -management promoviert. Er beschäftigt sich mit Fragen der Geografischen Informationssysteme und räumlichen Analysen anhand von Fallbeispielen aus dem SNP. Rudolf Haller leitet seit 2000 die Geoinformation im SNP und übernahm 2012 auch den Forschungsbereich.
Basisdaten:
Pia Anderwald, Seraina Campell, Niculin Caviezel, Datenbearbeitung: Przemyslaw Dusza, Antonia Eisenhut, Marietta Funke, Urs Gyseler, Rudolf Haller, Pius Hauenstein, Stephan Imfeld, Fabian Kessler, Maja Rapp, Thomas Rempfler, Stefan Röber, Christian Sailer, Christian Schmid, Anna-Katharina Schweiger, Matthias Uden, Remo Wild Grafiken: Franziska Bock Bildbearbeitung Kapiteleinführungen:
Zitierung: Haller, H., A. Eisenhut & R. Haller (Hrsg.) (2013): Atlas des Schweizerischen Nationalparks. Die ersten 100 Jahre. Nat.park-Forsch. Schweiz 99/I. Bern: Haupt Verlag. Zitierung von Einzelbeitrag (Beispiel): Furrer, H., C. Schlüchter, L. Inderbitzin, E. Pointner, A. Margreth, D. gaar & J. Frei (2013): Geologie und Erdgeschichte. Lithologisches und zeitliches Fundament des SNP. In: H. Haller, A. Eisenhut & R. Haller (Hrsg.): Atlas des Schweizerischen Nationalparks. Die ersten 100 Jahre. Nat.parkForsch. Schweiz 99/I. Bern: Haupt Verlag: 16–17.
Ergänzende Materialien zu dieser Publikation unter: http://www.atlasnationalpark.ch
Finanzierung: Zigerli-Hegi-Stiftung Vontobel-Stiftung Alfons und Mathilde Suter-Caduff Stiftung Publikationsrechte für dieses Werk wurden von der swisstopo unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA13077)
swisstopo, Kanton Graubünden
Marco Cadonau
Marie Billet, Anke Bostelmann, Jean-Jacques Daetwyler, Übersetzungen: Marie Fleury Wullschleger, Eva Inderwildi, Suzanne Metthez, Sandrine Seidel, Milena Zocca Lektorat:
Antonia Eisenhut, Jakob Eisenhut, Katharina Eisenhut, Ruth Fischer, Yves Gonseth, Heinrich Haller, Marlies Haller, Rudolf Haller, Martin Hasler, Toni Mair, Alfredo Mastrocola, Thomas Scheurer, Jon Duri Vital, Willi Widmer, Ruedi Zweifel
Kartenlektorat:
Institut für Kartografie und Geoinformation der ETH Zürich
Grafisches Konzept/Beratung:
Franziska Bock, Hans Krenn
Satz und Lithografie:
Antonia Eisenhut, Franziska Bock
Umschlaggestaltung:
Franziska Bock, Stephan Imfeld
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-07801-4 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2013 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig.
Verzerrungsfreie Ansicht der Gebirgskette zwischen Umschlagabbildung: Piz Laschadurella und Piz Tavrü von Süden, erstellt durch Stephan Imfeld
Printed in Germany www.haupt.ch
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Inhaltsver zeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Heinrich Haller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Erosion – Transport – Ablagerung Eine Landschaft wird geformt Stefan Röber und Ronald Schmidt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Geografische Namen Ortsbezeichnungen mit Inhaltsangaben Rudolf Haller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Grundlagen
Bodenkartierung im SNP Ein offenes Feld Stephan Zimmermann, Peter Lüscher und Markus Egli. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Eine wechselhafte Geschichte Wie der SNP zustande kam und sich entwickelte Patrick Kupper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Zur ersten Orientierung Topografie des Schweizerischen Nationalparks Heinrich Haller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Geologie und Erdgeschichte Lithologisches und zeitliches Fundament des SNP Heinz Furrer, Christian Schlüchter, Lukas Inderbitzin, Eric Pointner, Annina Margreth, Dorian Gaar und Jakob Frei; Janett Hanitzsch . . . . . . . . . . . 16 Tektonik Das bewegte und gestapelte Gebirge cHRISTIAN sCHLÜCHTER, Marcel Clausen, Fabiola Stadelmann und Eduard Kissling. . . . . . . . . . . . . . . . 18
Vegetationskartierungen im SNP Geschichte und Zukunft Martin Schütz, rudolf Haller, Mathias Kneubühler und Anita C. Risch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Das Projekt HABITALP Lebensräume erfassen und beschreiben Rudolf Haller und Stephan Imfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Rückblende
Norden oder Süden, flach oder steil Grundsätzliches zur Exposition und Hangneigung Rudolf Haller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Dinosaurierspuren, Korallen und andere Fossilien Zeugen einer langen geologischen Geschichte Heinz Furrer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Das Klima im SNP Viel Sonne, wenig Niederschlag, extreme Temperaturen Bundesamt für meteorologie und klimatologie meteoschweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Die letzte Vergletscherung Das Ofenpassgebiet unter Eis Christian Schlüchter, Duri Florineth, Heinz Vetter, Marcel Clausen, Lukas Inderbitzin, Eric Pointner und Mario Kocher. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Schneehöhen im SNP Abnehmende Tendenz und grosse Schwankungen Christoph Marty und Christoph Suter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die Gewässer im SNP Minimaler Eintrag, maximale Wirkung Antonia Eisenhut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Quellen Natürliche Wasseraustritte im Gelände Christian Schlüchter, Marcel Clausen, Christoph Haemmig, Annina Margreth, Eric Pointner, Benno Steiner, Stefan Strasky und Heinz Vetter. . . . . . . . . . 30 Permafrost Klimasignale aus dem Untergrund Felix Keller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Naturschutz unter Strom Der Bau der Kraftwerke verändert den Nationalpark Patrick Kupper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Vergleiche und Kooperationen Wildnis im SNP Zwischen Sehnsucht und Forschungsgegenstand HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 ALPARC Der SNP im Netzwerk Alpiner Schutzgebiete Antonia Eisenhut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Mehr Platz für naturnahe Landschaften Der Weg zum vielschichtigen Pärkesystem der Schweiz Andreas Weissen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Biodiversität im SNP Tagfalter als Gradmesser für die Artenvielfalt Heinrich Haller, Daniel Cherix, Yves Gonseth und Stephan Imfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Pollen, Nadeln und Kohlestückchen Einblicke in die Geschichte der Ofenpasswälder Britta Allgöwer, Markus Stähli, Walter Finsinger und Willy Tinner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Generationenwechsel im Wald Jede Baumart tickt im eigenen Takt Peter Brang und Harald Bugmann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Vom Kahlschlag zum Naturreservat Die frühere Waldnutzung im Gebiet des SNP Jon Domenic Parolini. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Rothirsch und Jagd Wie mehr Wildasyle die Hochjagdstrecken erhöhen HEINRICH HALLER und HANNES JENNY . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Frühe Investoren und Gastarbeiter am Pass dal Fuorn 350 Jahre Bergbau und Eisenverhüttung Daniel Schläpfer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Natur pur? Infrastrukturen im SNP Hans Lozza. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Die Region im Blick alter Karten Vom Bißögger Gebürg zum Piz Pisoc Rudolf Haller; Ursus Brunold . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Wanderwege in die Wildnis Sichtbare und unsichtbare Landschaften Antonia Eisenhut und Rudolf Haller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
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Pflanzen Ein Refugium für Nadelhölzer Die Baumarten im SNP rudolf Haller, Britta Allgöwer und Pius Hauenstein. . . . . . 82 Phänomenales Totholz Friedhof, Geburtsstätte und Lebensraum zugleich Pius Hauenstein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Von der Bergföhre zur Arve? Lernen aus der Vergangenheit Anita c. Risch und Martin Schütz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Waldverjüngung und hohe Huftierdichte Neue Baumgenerationen in der Val Trupchun Martin Brüllhardt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Die Geschichte der Alpweiden Von der Vieh- zur Hirschweide Martin Schütz und Anita C. Risch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Ein Gras auf dem Weg nach oben Bedroht die Fiederzwenke die Artenvielfalt? Bertil o. Krüsi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Die Immergrüne Segge Zu Gast auf den ehemaligen subalpinen Weiden Bertil O. krüsi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Orchideen Erste Ergebnisse systematischer Kartierung Beat Wartmann und Anna-Katharina Schweiger . . . . . . . . . . . 98 Ungewöhnliche Zeitmesser Flechten datieren die Aktivität von Blockgletschern Jonathan Raper, Antonia Eisenhut und Pia Anderwald . . . . 100
Tiere Nahrungsnetze im Boden Die kaum bekannten Lebensgemeinschaften Martin Schütz, Ursina Raschein und Anita C. Risch. . . . . . . . 104 Wasserinsekten Konstanz in der Vielfalt der Steinfliegen Sandra Knispel und Verena Lubini. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Heuschrecken von 1951 bis heute Ausbreitung infolge globaler Erwärmung? Martin Schütz, Alan G. Haynes, Lena C. Spalinger und Anita c. Risch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Die Tagfalter des SNP Die Entwicklung von 1920 bis heute Yves Gonseth, Daniel Cherix und Aline Pasche. . . . . . . . . . . . 110 Die Kerbameise Eine bedrohte Art, die sich im SNP wohlfühlt Anne Freitag, Daniel Cherix, arnaud maeder und christian bernasconi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
Waldameisen Eine Gattung mit Symbolcharakter Christian Bernasconi, Daniel Cherix, Arnaud Maeder und anne freitag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Auf Augenhöhe mit den Spinnen Die kleinräumige Welt der Alp Trupchun Beatrice Lüscher und Ambros Hänggi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
Gämse und Rothirsch Zwei Huftierarten mit unterschiedlicher Geschichte HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Sommerfrische im SNP Saisonale Wanderungen der Rothirsche Heinrich Haller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
Fische Leben in beeinträchtigten Lebensräumen Peter Rey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
Rothirsche in der Val Foraz Komplexe Karten machen Veränderungen sichtbar Patrick Laube, Daniel Hermann, rudolf haller und Flurin Filli. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
Die Kreuzotter im Engadin Die Val Trupchun als Referenzgebiet Sylvain Ursenbacher und Jean-Claude Monney †. . . . . . . . . . 120
Von allen Seiten unter Druck und trotzdem vital Das Reh HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
Brutvögel im SNP Gesamtsituation und Entwicklung in drei Teilflächen Mathis Müller, Johann von Hirschheydt und Niklaus Zbinden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
Der Steinbock, das Bündner Wappentier Schleppende Wiedergeburt im SNP HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Wie Phönix aus der Asche Die Rückkehr des Bartgeiers in die Alpen David Jenny. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Der Steinadler Grundlegende Erkenntnisse aus langer Dokumentation HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Falken im Hochgebirge Der Turmfalke und der Wanderfalke im SNP HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Vögel der Taiga in unseren Bergwäldern Auerhuhn und Birkhuhn HEINRICh HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Unterschiedliche Schicksale Steinhuhn und Alpenkrähe HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Waldbewohner mit unterschiedlichen Arealen Schwarzspecht und Dreizehenspecht HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Immer weiter oben im Hochgebirge zu Hause Schneehase und Alpenschneehuhn HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Das Alpenmurmeltier Ein Steppenbewohner im alpinen Grasland HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Kleinsäuger und ihr Lebensraum Wie Expertenwissen zu Lebensraumkarten führt Jürg Paul Müller; Marietta Funke und rudolf Haller. . . . . 142 Zögerliche Wiedereinwanderung Braunbär, Wolf und Luchs HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Der Mensch Unberührte Natur als Attraktion Besucherströme zum SNP Hans Lozza. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Wer ist der typische Nationalparkgast? Und wann wandert er wo? Hans Lozza; Alice Trachsel und Norman Backhaus. . . . . . . . 164 Spurensuche mittels GPS Wie Menschen durch den SNP wandern Antonia Eisenhut, Fabian Kessler und Rudolf Haller. . . . . . 166 «Noss» Parc Die Einstellung der lokalen Bevölkerung zum SNP Martina Meier und Norman Backhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Auch ohne kapitalintensive Investitionen Der SNP als kräftiger Motor der regionalen Wirtschaft Flurin Filli, Norman Backhaus und urs wohler. . . . . . . . . . 170 Die Ofenpassstrasse 100-jähriger Konflikt zwischen Nutzung und Naturschutz Flurin Filli; Christian Schlüchter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Motorradfahren im SNP Auch ein Freiheitsgefühl in der Natur Flurin Filli und Andrea Jauss; Matthias Dobbertin †. . . . . . 174 Künstliche Böschungen entlang der Ofenpassstrasse Die einheimischen Pflanzenarten setzen sich durch Sabine Güsewell und Frank Klötzli. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Was tun, wenn es brennt im SNP? Eine Managementfrage wird zum Forschungsprogramm Britta Allgöwer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
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Inhaltsver zeichnis
Der Lai da l’Ova Spin Die höchsten bekannten Sedimentationsraten Christian Schlüchter, Benjamin U. Müller, Marc Rolli, Valentin Burki, Daniel Locher, Reto Trachsel, Lukas Inderbitzin und Heinz Vetter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
Langsam, aber stetig Die Solifluktionsloben am Munt Chavagl Armin Rist, Felix Keller, christian Schmid, Claudia Gerber, Dragan Vogel, claudio bozzini, Stefan Wunderle und Heinz Veit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
Forschung
Geröll in Bewegung Blockgletscher und kriechender Permafrost Felix Keller und Christian Schmid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
Aus Datenbergen werden Wissensschätze Langzeitforschung im SNP Antonia Eisenhut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Szenarien und Perspektiven
Josias Braun-Blanquet 100 Jahre botanische Dauerbeobachtung Martin Schütz, Martin Camenisch und Margot Zahner. . . . 186
Die Klimaentwicklung im SNP Von den frühen Messungen bis zum Jahr 2099 Bundesamt für meteorologie und klimatologie meteoschweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
Im Fokus alter Luftbilder Landschaftswandel in der Val Mingèr Rudolf Haller, Pius Hauenstein und Stephan Imfeld. . . . . . 188 Bildspektrometrie im SNP Ökologie trifft Fernerkundung Anna-Katharina Schweiger, Maja Rapp, Mathias Kneubühler und Anita C. Risch. . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Beziehungsnetze auf Weiden Von Pflanzen und Pflanzenfressern Anita c. Risch, Alan g. Haynes und Martin Schütz. . . . . . . . . 192 Beziehungsnetze auf Weiden Kerbameisen und Hirsche als Ökosystemgestalter Martin Schütz und Anita c. Risch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Parasitische Pilze Die grössten Lebewesen im SNP Daniel Rigling. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Waldbrandfläche Il Fuorn Gräser ersetzen Bergföhren Thomas Scheurer und Josef Hartmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Pflanzenphänologie Die Flora des SNP im Wandel der Jahreszeiten Claudio Defila . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
Entwicklung im Waldgrenzökoton Verjüngung der Bergföhre bertil O. Krüsi und pASCAL sIEBER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Sukzession auf Stabelchod Wie schnell bewalden Alpweiden? Martin Schütz, Anita C. Risch und Otto Wildi. . . . . . . . . . . . 220 Berggipfel Pflanzen im Wärme-Stresstest Thomas Scheurer, Martin Camenisch, Frank Breiner und Gian-Reto Walther. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Geschützte Gebiete im näheren Umfeld des SNP Perspektiven für die Zukunft HEINRICH HALLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Anhang 100 Jahre Beobachten und Forschen Wie dieser Atlas zu seinen Karten kam Rudolf Haller; Ruedi Zweifel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 Hinweise zum Lesen des Atlas und seiner Karten . . . . . . . . . . . . . 232 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
Künstliche Hochwasser am Spöl Ein Langzeitprojekt mit vielfältigem Nutzen Christopher T. Robinson, Michael Doering, Johannes Ortlepp, Uta Mürle und Thomas Scheurer; Heinrich haller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
Bildnachweis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
Die Gewässer von Macun Bedeutung eines Biomonitorings Christopher T. Robinson, Laura Seelen und Barbara Kawecka. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
Die digitale Erweiterung http://www.atlasnationalpark.ch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
Quellennachweis Daten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Kleines Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
Quecksilber Alle Spuren führen in die Val Brüna Christian Schlüchter, Daniel Locher, Lukas Inderbitzin, Benjamin U. Müller, Marc Rolli, Valentin Burki, stefanie Müller und Reto Trachsel. . . . . . . 206
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grundl agen
Die Gewässer im SNP Minimaler Eintrag, maximale Wirkung
Erde Wasse r Luft Flor a Fa u na M ens c h
Zwischen 1960 und 2010 wurden bei der Klimastation Buffalora im Monatsmittel 66 mm Niederschlag gemessen, was im schweizerischen Vergleich sehr wenig ist (Seite 22). Trotz dieser relativ trockenen Verhältnisse sind die Niederschläge und das daraus resultierende, weitgehend unverbaute Gewässernetz prägend für die Landschaftsformung im SNP und schaffen wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Wasser
Der SNP liegt inmitten der Alpen und somit in einem der Wasserschlösser Europas. In der Region befinden sich wichtige Wasserscheiden: Das gesamte Parkgebiet entwässert zwar in den Inn und somit über die Donau ins Schwarze Meer, fällt ein Regentropfen aber nur knapp östlich des snp jenseits der Passhöhe des Ofenpasses, so fliesst er bereits über den Rom und die Etsch ins Adriatische Meer. Rund 50 km entfernt, am Piz Lunghin bei Maloja, befindet sich sogar eine dreifache Wasserscheide: Hier entscheiden wenige Meter darüber, ob ein Regentropfen ins Mittelmeer, ins Schwarze Meer oder sogar über den Rhein in die Nordsee abfliesst. Die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Nordsee verläuft gegen Nordosten mehr oder weniger parallel zum Engadin bis zur österreichischen Grenze im Silvrettagebiet (Karte 22). Gespeist werden die Wasserläufe derzeit zu einem Teil auch aus den grossen Wasserreserven von Gletschern – solche werden heute im SNP keine mehr verzeichnet. Niederschläge, welche im SNP fallen, werden hauptsächlich über den Spöl, aber auch über die Ova da Trupchun (im unteren Bereich auch Ova da Varusch genannt), die Ova da Torta, die Ova da Tantermozza, die Aua da Zeznina, die Clemgia sowie weitere, kleinere Abflüsse in den Inn geleitet (Karte 23). Der wichtigste dieser Abflüsse ist der Spöl, welcher von der
Staumauer des Lago di Livigno bis zur Einmündung in den Inn bei Zernez eine Länge von rund 15 km aufweist und ein Einzugsgebiet von über 380 km2 entwässert (Tab. 2). Infolge des Baus der Engadiner Kraftwerke in den 1950er-Jahren weist der Spöl im Parkgebiet kein durchgehend unverbautes Bett auf, und auch die Abflussmengen sowie deren Dynamik haben sich seither stark verändert. Aufgrund geringer Restwassermengen und darauf folgender Vertümpelung des Bachbettes vor und nach dem Ausgleichsbecken von Ova Spin wurden künstliche Hochwasser eingeführt, welche den Flusslauf wieder naturnaher gestalten sollten (Abb. 221 auf Seite 202). Die restlichen Gewässer im snp wurden aber, abgesehen von geringfügigen baulichen Massnahmen im Unterlauf der Ova dal Fuorn sowie einem Restwasserregime am Grenzbach Clemgia, in ihrem natürlichen Zustand belassen. Ihre breiten, geröllreichen Betten sind charakteristisch für den Park (Abb. 14) und zeugen von der gewaltigen Kraft, welche sich bei Sommergewittern, oftmals in Kombination mit der Schneeschmelze, entfalten kann. Im Winter sind die Abflussmengen sehr viel geringer. Diese Abflusscharakteristika zeigen sich auch an den drei Messstationen an naturbelassenen Flussläufen, die das BAFU im snp und in dessen unmittelbarer Umgebung unterhält (Abb. 15, Abb. 17, Abb. 21). Im Zusammenhang mit den künstlichen Hochwassern wurden am betroffenen Spöl, an der Ova da l’Acqua und an der Ova dal Fuorn über mehrere Jahre zusätzliche physikalische, chemische und biologische Parameter gemessen (Karte 23). Die Temperaturkurven dieser Gewässer sind charakteristisch für das hochalpine Gebiet. Die deutlich kühleren Werte in der Val da l’Acqua sind durch die geringe Distanz zum Austritt des Baches aus dem gleichnamigen Blockgletscher zu erklären (Seite 210). Der Abb. 14. Blick von Buffalora über die Schwemmebene der Ova dal Fuorn
gelöste (DOC) und feste (POC) Anteil an organischem Kohlenstoff ist an allen Beprobungsstandorten niedrig (Abb. 16, Abb. 19, Abb. 20), was von relativer Nährstoffarmut zeugt. Dies wissen Organismen wie die Steinfliegen zu schätzen (Seite 106; Mürle & Ortlepp 2012). Aufgrund der hohen Versickerungsrate infolge des hohen Geröllanteils und des leicht löslichen Dolomitgesteins in weiten Teilen des snp finden sich verhältnismässig wenig Seen und Feuchtgebiete. Neben den Lais da Macun, welche nicht auf Dolomit, sondern im verwitterungsresistenteren Kristallin liegen (Seite 16) und dem künstlichen Rückhaltebecken Ova Spin (Seite 60), ist der Lai da Müschauns das einzige stehende Gewässer von nennenswerter Grösse im SNP. Diese Gegebenheiten spiegeln sich
in relativ karger Vegetation sowie in einer hohen Anzahl Quellen, welche das versickerte Wasser wieder an die Oberfläche bringen (Seite 30). Trotzdem finden sich in der Landschaft vielfältige Spuren der Kraft des Wassers: Neben den bereits erwähnten Flussbetten sind Erosionserscheinungen im Lockermaterial, die zahlreichen Murgänge, Schwemmfächer und auch Dolinen zu nennen (Seite 34). Auch Lavinare werden durch Wasser, in Form von Schnee, geschaffen und sind im SNP sehr häufig. Für den SNP war und ist Wasser – ob in der Vergangenheit als Gletscher (Seite 46) oder heute als Fliessgewässer – neben der Geologie der wichtigste Landschaftsgestalter. Antonia Eisenhut
Tab. 2. Kennwerte ausgewählter Flüsse sowie deren Einzugsgebiet (Karte 23; Martina; 2) berechnet für Grenzausfluss Martina, inklusive italienische Gebiete; inklusive italienische Gebiete)
Fluss Inn
Länge (km) 1)
104,6
Einzugsgebiet (km 2 ) 2)
2052,8
Clemgia
26,9
70
Ova dal Fuorn
16,7
57,6
Spöl Ova da Cluozza
3)
14,8
4)
383,5
10,1
27
Ova da Trupchun
9,5
Ova da Tantermozza Aua da Zeznina
1) 3)
Quelle – Grenzausfluss Punt dal Gall – Zernez; 4)
max. Höhe (m ü.M.) 4049 (Piz Bernina)
min. Höhe (m ü.M.) 1030
3204 (Piz Sesvenna)
1198
3168 (Piz Tavrü)
1630
3302 (Piz Paradisin)
1470
3165 (Piz Quattervals)
1510
21,8
3127 (Piz d’Esan)
1619
6,6
10,9
3165 (Piz Quattervals)
1502
6
9,7
3050
1368
Ova da Val Ftur
4,3
6,9
3046 (Piz Laschadurella)
1754
Ova da Müschauns
4,2
6,2
3127 (Piz d’Esan)
1870
Ova Spin
3,5
6,8
3046 (Piz Laschadurella)
1630
Ova da Stabelchod
3,4
3,1
2944 (Piz Stabelchod)
1889
Ova dal Botsch
3,2
3,1
3012 (Piz Murters)
1869
Aua da Mingèr
3,1
12,8
3140 (Piz dals Vadès)
1673
2
1,9
2549
1847
Ova da l’Acqua
1,7
5,2
3126 (Piz da l’Acqua)
1652
Ova da Praspöl
1,3
1,9
2836 (Piz Murter)
1630
Ova da Val Chavagl
28
atlas_v2.indb 28
20.08.2013 17:41:01
Aua da Valdez
m³/s
la
Au
tur ul rF VFat
Piz Quattervals
Fliessgewässer Bachbett und Abfluss natürlich Bachbett und/oder Abfluss anthropogen beeinflusst
Ova da
Tru p
Piz da l'Acqua
un
ad
lia a Va üg
l ia
a
Ova d
Chasc h n au
g
da
2800000
2805000
Ta vrü od lch
otsc dal B Ova ivig
°C
4
4 3
6
doc :
9 12 Monate
0,88 mg/l poc : 0,64 mg/l Turbidität: 11,8 ntu Abb. 19. Temperatur und chemische Parameter am Untersuchungsstandort Punt Periv 2810000
6
Abb. 21. Station Punt dal Gall: Mittlere Monatsabflüsse 1951 und 2011 (links) und jährliche maximale Abflüsse
n 12 o
8
1
3
0
1
3
6
9 12 Monate
doc :
0,67 mg/l poc : 1,03 mg/l Turbidität: 13,77 ntu Abb. 20. Temperatur und chemische Parameter am Untersuchungsstandort Val da l’Acqua 2815000
Au ad
aV Mao l rM a
ora
aröl
O
va
e ton an aC
Untersuchungsstandort Gewässermonitoring (Seite 202)
nLo di Livig ago d iL
1
160 120 80 40 0 1951 1970 1990 2010 9 12 Monate 2011
40
Aua da Mu r t
ch
Buffalora
1951
a qu
Station Punt dal Gall
8
0 qu Ac
Hydrologische Station bafu Aktive Station Ehemalige Station
Lai da Müschauns
Ova da Vallatscha
60
a
12
Piz Tavrü
rn
0
Lago
°C
ad
1165000
Ov
Stehendes Gewässer Natürlich Stausee oder anderer baulicher Eingriff
Fu o
20
Punt dal Gall
Piz d'Esan
ns üschau aM
Ova dal
Punt Periv
a l' Ac ad
m³/s
Station Cinuos-chel
Ausgewähltes Teileinzugsgebiet (Tab. 2)
Val da l’Acqua
Ov
OOvvaad daa TaTn ate nte rm rm ozozzaza
To r ta
Cinuos-chel
Piz Murter a a ozzozz daluClu Ova a da C Ov
O
vada
Station La Drossa öl
Abb. 18. Station Cinuos-chel: Mittlere Monatsabflüsse 1974 und 2011 (links) und jährliche maximale Abflüsse
Punt la Drossa
Ova ChCa Ov da hsach a d scab a hael bel lla
2010
Il Fuorn
l pö ras
l gal g vaav hCah al aVC adda Oav Ov
1990
aP ad Ov
Sp
1170000
in
6
Sp
3
Il Fuorn
va
1
l’O
0
a
20
id
2011
40
Einzugsgebiet, welches über die Etsch in die Adria entwässert wird Rom
350 250 150 50 0 1974 9 12 Monate
1974
La
Einzugsgebiet, welches über die Donau ins Schwarze Meer entwässert wird Ova dal Fuorn Spöl Clemgia Inn
a
zz
he
Ov
lsc
En
Piz Stabelchod
be
Pü
ad
a
a
ta
Sp
da
Ov
70 60
az
Piz Murters
a
Karte 23. Gewässer und Einzugsgebiete im snp
or
us dr Pe A ua da
Station Cluozza
öl Sp
Au ad a
z ora
u oir
aF
mp
Piz Laschadurella
in
Zernez
eèr
a
Sa
Ov
Gebiet, welches über den Rhein in die Nordsee entwässert wird Gebiet, welches über die Donau ins Schwarze Meer entwässert wird Gebiet, welches über den Po oder die Etsch in die Adria entwässert wird
ng
aS
1175000
Karte 22. Wasserscheiden in der Region des snp
ad aP
°C dura Las Lasccha h adura
Abb. 15. Station Cluozza: Mittlere Monatsabflüsse 1962 und 2011 (links) und jährliche maximale Abflüsse
a
Mi da
al F d
a da Ov
gl
Auv
2010
2010
ad
1990
1990
Ov
9 12 Monate
Au
h
6
Lais da Macun
tsc
3
na
9 12 Monate
Piz dals Vadès
1,08 mg/l poc : 3,91 mg/l Turbidität: 52,67 ntu Abb. 16. Temperatur und chemische Parameter am Untersuchungsstandort Il Fuorn
Bo
2820000
1
9 12 Monate
a
0
6
al
m³/s
1
3
lavn da P
25 km
2
dö g
6
da
2800000
25 km
16 12 8 4 0 1962
2011
1
doc :
San
3
Au
2780000
Poschiavi n o
Piz Bernina
Fiume Adda
z
Piz Paradisin
Piz Lunghin
a M er
Bormio
1962
1
A ua
Fla
Italien
3
da
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0
Tri Abb. 17. Station La Drossa: Mittlere Monatsabflüsse da a 1960 und 2011 (links) und jährliche maximale Abflüsse Au
m³/s
O v a da Giar aing
2
h Ov ad
1180000
En
RMüstair o Ro m m
4 0
18 16 12 8 4 0 1960
2011
1vna
12 8
a Ov
1160000
Susch
1960
Clemgia
öl Sp
la bu Al St. Moritz
1140000
Susas ca
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Aua da Zeznina
ass er
1180000
Zernez
3
Lai da Tarasp
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Piz Sesvenna
Schweiz
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dw
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En
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Lavin
Macunseen: Gelöster Anteil Organischer Kohlenstoff (doc): 0,96 mg/l Fester Anteil Organischer Kohlenstoff (poc): 0,49 mg/l Mittlere Julitemperatur zwischen 2002 und 2009: 11,9°
En
Davos
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Martina
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Linard
1200000
Karte 23
La
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Karte 22
5 km 2820000
29
atlas_v2.indb 29
20.08.2013 17:41:25
Pflanzen atlas_v2.indb 80
20.08.2013 17:52:08
Kleine Arven in alten Bergföhrenbeständen gehören zum Bild in vielen Wäldern des SNP. Aber auch andere Baumarten in unterschiedlichen Stadien nutzen die vielfältigen Standortbedingungen und zeigen 100 Jahre ungestörte Entwicklung ohne Forst- und Landwirtschaft. Das verbreitete Totholz ist beispielsweise viel lebendiger, als der Begriff ahnen lässt. Wo der Wald aufhört oder noch nicht zurückgekehrt ist, übernehmen Gräser und Kurzrasen das Zepter. Dank Langzeituntersuchungen ist es nach 100 Jahren möglich, die Entwicklung von Pflanzengesellschaften nachzuzeichnen und Prognosen für die Zukunft zu stellen. Doch eines mussten die Nationalparkforschenden lernen: Geduld. Alles entwickelt sich viel langsamer als ursprünglich angenommen. Zwischen den beiden Fotos junger Arven im Bergföhrenwald im Gebiet um Il Fuorn liegen knapp 100 Jahre. Die Lebensbedingungen haben sich in dieser Zeit erheblich geändert, trotzdem zeigen die Jungbäume eine ähnliche Entwicklung.
atlas_v2.indb 81
20.08.2013 17:52:16
Pfl anzen
Von der Bergföhre zur Arve? Lernen aus der Vergangenheit
E rde Wasser Luft Flor a Fa u na M ens c h
Dass die Bergföhre heute die Waldbestände des SNP derart dominiert, hat zum Teil natürliche Ursachen, ist jedoch grösstenteils direkt und indirekt auf frühere menschliche Eingriffe zurückzuführen. Der Raubbau an den heutigen Parkwäldern fand durchs ganze Mittelalter statt und war oft geprägt von grossflächigen Kahlschlägen (Parolini 2012). Die letzten Kahlschläge fanden wahrscheinlich um 1860 statt (Seite 50). Diese intensive Nutzung über viele Jahrhunderte bevorteilte die kurzlebige Pionierbaumart Bergföhre auf Kosten von langlebigen Arten wie der Arve. Wie sehen die Wälder in Zukunft aus? Prognosen in die ferne Zukunft sind selbstverständlich immer unsicher. Gewisse Anhaltspunkte über mögliche
Entwicklungstendenzen sind jedoch vorhanden (Risch et al. 2004, 2009). Die gesamte Waldfläche des SNP wurde nämlich vor über 50 Jahren flächendeckend inventarisiert (Kurth et al. 1960), und diese Inventarisierung wurde 2001 stichprobenartig in 16 Beständen wiederholt. In praktisch allen untersuchten Beständen nahm die Anzahl Bäume pro Hektare zwischen 1957 und 2001 stark ab, gleichzeitig wurde eine Zunahme der Stammdicke festgestellt (Karte 86). Das ist eine völlig normale Entwicklung in jungen Waldbeständen. Mit mathematischen Modellen wurde dann aus den Entwicklungsschritten, die in den einzelnen Beständen beobachtet wurden, berechnet, wie die Parkwälder in Zukunft aussehen könnten. Diese Modelle zeigen, dass vor allem Bergföhren von der Ausdünnung betroffen sein werden, während die Bedeutung von Arve und Lärche in Zukunft zunehmen dürfte (Abb. 65). Im Jungwuchs zeichnet sich gemäss Modellrechnungen eine leicht andere Entwicklung ab (Abb. 66). Die Lärche, die als Jungbaum ebenfalls Pioniercharakter hat, wird sich ohne menschlichen Eingriff zukünftig nicht mehr gut verjüngen können. Die Fichte, die in der Jugend Beschattung erträgt, kann sich dagegen unter dem Kronendach von Altbäumen verjüngen. Das widerspiegelt sich in ihrer zunehmenden Bedeutung im Jungwuchs. Langfristig, das heisst über Jahrhunderte und Jahrtausende, dürfte sich jedoch mehr und mehr die Arve durchsetzen, vorausgesetzt, grossflächige Störungen der Parknatur (zum Beispiel Feuer) bleiben aus (Seite 178).
600
Arve Bergföhre Fichte Lärche Waldföhre
120
500 400 300 200 100 0 1
2
3
4
5
6 7 8 9 10 11 Sukzession (Zeitschritte)
Anteil Bäume < 1,3m (%)
Die heutigen Nationalparkwälder zeichnen sich durch verschiedene Eigenschaften aus, die jedem Besucher auffallen. Ganz untypisch im Vergleich zum grossen Rest der Schweizer Wälder dominiert hier die Bergföhre. Sie bildet teilweise grossflächige und fast reine Bestände, die ziemlich dicht mit kleinwüchsigen und schmächtigen Bäumen bewachsen sind. Gleichzeitig sieht der Besucher aber auch sehr viele stehende und liegende tote Stämme (Abb. 64; Seite 86).
Bestandsdichteindex
Die Nationalparkwälder sind auch noch 100 Jahre nach der Parkgründung von den früheren Kahlschlägen geprägt. Diese förderten Bergföhren, die heute in weiten Teilen des Parks dominieren. Modelle der zukünftigen Waldentwicklung zeigen, dass die Dominanz der Bergföhre im Laufe von Jahrhunderten mit grosser Wahrscheinlichkeit durch diejenige von Arve und Lärche ersetzt werden könnte. Längerfristig wird die Lärche wohl auch verdrängt, da sie sich kaum mehr verjüngen dürfte.
100 80 60 40 20 0 1
2
3
4
5
6 7 8 9 10 11 Sukzession (Zeitschritte)
Abb. 65. Modell der zukünftigen Entwicklung der Nationalparkwälder. Dargestellt ist die Artenzusammensetzung in der Baumschicht.
Abb. 66. Modell der zukünftigen Entwicklung der Nationalparkwälder. Dargestellt ist die Artenzusammensetzung im Jungwuchs.
Noch 1939 schrieb Domenic Feuerstein vom «... Nusshäher, diesem schlimmen Räuber ...». Für jeden erlegten Tannenhäher gab es folglich in Graubünden eine Prämie von einem Franken, weil dieser für das Verschwinden der Arve verantwortlich gemacht wurde, obwohl übermässige forstliche Nutzung die Ursache dafür war. Erst 1961 wurde die Jagd auf den Vogel eingestellt, da man die Ökologie von Tannenhäher und Arve zu verstehen begann. Es zeigte sich, dass der Tannenhäher die Arve nicht schädigt, sondern im Gegenteil für deren Verbreitung essenziell ist. Jedes Häher-Individuum frisst
zwar jährlich Tausende von Nüsschen, vergräbt aber Tausende weitere als Wintervorrat. Weil der Vogel nicht alle versteckten Nüsschen im Laufe des Winters nutzt, können die verbleibenden keimen und neue Arvenbestände aufbauen, selbst in weit vom Mutterbestand entfernten Gebieten. Fehlt der Tannenhäher, dann fehlt der Arve die Möglichkeit zur Verbreitung. Erst seit dem Schutz des Tannenhähers – nicht zufällig der Logovogel des SNP – ist die natürliche Verbreitung der Arve folglich wieder sichergestellt.
Abb. 67. Tannenhäher
Abb. 68. Tannenhäherschmiede mit Arvennüsschen
Anita c. Risch und Martin Schütz
Eine indirekte Rolle in der historischen Entwicklung der Parkwälder könnte auch das Verhältnis zwischen Mensch und Tannenhäher Nucifraga caryocatactes gespielt haben (Abb. 67). Der Tannenhäher, der sich primär von Arvennüsschen ernährt (Abb. 68), galt in der Vergangenheit als übler Arvenschädling. Abb. 64. Bergföhrenwald in der Val dal Botsch
88
atlas_v2.indb 88
20.08.2013 17:54:13
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Karte 86
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2809000
2810000
Karte 86. Waldentwicklung im Ofenpassgebiet
Beprobungsstandorte Stichprobenaufnahme 2001
Dominierende Nadelhölzer (gemäss Arve Bergföhre Fichte
kurth
1 km
Plan Periv
et al. 1960) Lärche Legföhre Waldföhre
703
2811000
2812000
Anzahl Bäume/ha
1169000
Fops la Schera lia ög
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2813000
1957 2001
2814000
2815000
Durchmesserklassen (auf 130 cm Höhe): J = Jungbäume (< 130 cm Höhe) 4 = 20–29 cm 1 = 0–4 cm 5 = 30–49 cm 2 = 5–9 cm 6 ≥ 50 cm 3 = 10–19 cm
0
J 1 2 3 4 5 6 Durchmesserklassen
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20.08.2013 17:54:35
Tiere
Falken im Hochgebirge Der Turmfalke und der Wanderfalke im SNP
E rde Wasser Luft F lo ra Fa u na
Der zum Rüttelflug befähigte Turmfalke ist von Kleinnagern abhängig und lebt verbreitet in der Kulturlandschaft des Engadiner Haupttals sowie – in geringerer Dichte – im offenen Gelände über der Waldgrenze. Der kraftvolle Wanderfalke jagt Vögel in der Luft und hat zwischen 1955 und 1975 unter der Belastung mit Umweltgiften gelitten. Seither hat die Art die damalige Arealeinbusse wettgemacht und ist in neue Gebiete, darunter den SNP, vorgedrungen.
M ens c h
falkeN
Falken werden häufig eher mit Steppen als mit hohen Bergen in Verbindung gebracht. Alpine Graslandschaften mit Felsen bieten aber gerade dem Turmfalken Falco tinnunculus geeigneten Lebensraum. Als Jäger von Kleinsäugern, die im offenen Gelände oft aus dem Rüttelflug (durch Flügelschläge gehaltene, fixe Position in der Luft) erbeutet werden, sind diese kleinen Falken auch weit über der oberen Waldgrenze zu sehen, allerdings nur in der schneefreien Zeit. Entsprechend räumen die im Haupttal des Engadins lebenden Turmfalken das Gebiet im Winter weitgehend. Der bedeutend grössere Wanderfalke Falco peregrinus ist entgegen seinem Namen bei uns in der Regel standorttreu. Als hoch spezialisierter Flugjäger, der sich wie ein Geschoss auf seine Beute – bevorzugt Vögel bis Taubengrösse – stürzt, ist er auf ein entsprechendes Nahrungsangebot angewiesen. Ein solches findet sich eher in tieferen Lagen bzw. in grösseren Tälern; Brutpaare auf über 1500 m ü.M. siedeln in der Regel an Orten, wo sich Zugvögel konzentrieren. Da der Wanderfalke dafür bekannt ist, in hohen Felswänden und oft sogar in den dominierenden Flühen zu brüten, hat die Art in jedem Fall eine Beziehung zur Vertikalen. Beide Falkenarten sind weit verbreitet: Der Turmfalke hat ein Areal, das sich über Eurasien und Afrika erstreckt. Der Wanderfalke ist sogar ein Kosmopolit, der mit Ausnahme der Antarktis in allen Erdteilen vorkommt. Die erste Art ist häufig und in der Schweiz von allen Greifvögeln am weitesten verbreitet. Der Wanderfalke erlitt ab Mitte der 1950er-Jahre einen Bestandszusammenbruch, der auf Umweltgifte wie DDT und regional auch auf illegale Aushorstungen durch oder für Händler zurückzuführen ist. Als Vogeljäger steht die Art am Ende einer längeren Nahrungskette, entlang welcher sich schlecht abbaubare Pestizide anreichern. Dies beeinträchtigt den Bruterfolg oder unterbindet ihn sogar. Zudem war zur Zeit des Bestandsrückgangs die Nachfrage für
Wanderfalkennestlinge für die Falknerei besonders gross, zumal Zuchtprogramme noch nicht den nötigen Nachschub zu liefern vermochten. Seit Mitte der 1970er-Jahre hat sich der Schweizer Wanderfalkenbestand rasch wieder erholt und mittlerweile bezüglich der letzten 100 Jahre mit rund 350 Paaren vermutlich einen Rekordstand erreicht. Heute brütet die Art punktuell auch in Städten, wo ein überaus reiches Nahrungsangebot genutzt wird. Überdies sind Wanderfalken auch in höhere Alpentäler vorgedrungen. Die Daten zum Turmfalken (und zu anderen Arten: Reptilien, Hühnern, Spechten, dem Schneehasen und dem Reh) im snp basieren auf der sogenannten Seltenheitsliste, welche die Nachweise der Parkwächter umfasst und somit auch deren Aktivitätszentren widerspiegelt (Seite 229). Trotzdem vermag Karte 140 den Turmfalkenlebensraum im offenen, vegetationsbedeckten Gelände – und somit primär im Gürtel des alpinen Graslands (vgl. auch Karte 97 auf Seite 97) – gut abzubilden. Solche Örtlichkeiten sind die hintere Val Trupchun, der Murtersattel, die Räume Munt la Schera und Margunet sowie die hinterste Val Mingèr. Entsprechende Freiflächen unterhalb der Waldgrenze werden ebenfalls genutzt, zum Beispiel das ehemals landwirtschaftlich genutzte Gut Il Fuorn (A auf Karte 140). Die Verteilung der Beobachtungen entspricht dem Angebot und der Verfügbarkeit von Kleinsäugern (in erster Linie Schneemaus, Feldmaus und Kleinwühlmaus; Seite 142). Besser noch ist die Nahrungssituation für den Turmfalken in der Talsohle und am Spalierhang des Engadins, also im kultivierten Raum (Abb. 135), wo auch Grossinsekten, Eidechsen und Kleinvögel erbeutet werden. Solche Voraussetzungen fördern die Populationsdichte: So konnten früher im Bereich von Schloss Tarasp (B) nicht weniger als sechs Paare registriert werden (Glutz von Blotzheim 1962). Die Brutpaardichten sind Ausdruck der Lebensraumqualität und kumulieren in Jahren mit Mäusemassenvermehrungen.
Der Wanderfalke war im 20. Jahrhundert als Brutvogel im SNP unbekannt; gelegentlich wurden einzelne Durchzügler festgestellt. Im Zuge der geschilderten Bestandserholung konnten in den 1990erJahren zwei Brutpaare im Bergell und ein weiteres Vorkommen an der Grenze zwischen Unterengadin und Tirol beobachtet werden (Schmid et al. 1998, Mattes et al. 2005). 1997 entdeckte David Jenny im Bereich der Val Tantermozza (Karte 140, C) frisch flügge Wanderfalken; der erste Fund eines Brutplatzes im SNP gelang 2002, und zwar im Gebiet mit dem bezeichnenden Flurnamen Falcun (D, rätoromanisch für Falke; historische Angaben zum Wanderfalken an diesem Standort fehlen indes). 2005 schien sich das Vorkommen wieder in die rund 5 km entfernte Val Tantermozza verlagert zu haben, wobei im selben Jahr frisch flügge Junge bemerkt wurden. 2007 brüteten die Wanderfalken im dortigen Steinadlerhorst auf 2030 m ü.M. und somit in bisheriger Rekordhöhe (Jenny 2011, Abb. 136; Seite 126). 2011 wurde eine Brut nördlich Zernez (E) gefunden (Guolf Denoth). Bei den verschiedenen genannten Brutorten handelte es sich möglicherweise um Wechselplätze desselben Vorkommens. In diesem Fall wäre es bemerkenswert, dass dieselben Individuen oder deren Nachfolger (als Ausdruck freier Standortwahl bei geringer Populationsdichte) ihre Brutplätze bis um 7,5 km verlagern. Ein separates Wanderfalkenbrutpaar fand sich bereits 2004 am Ausgang der Val S-charl, unweit der nördlichen Spitze des SNP (F). Die vier bekannten Brutstandorte des Wanderfalken liegen alle im Bereich des Engadiner Haupttals. Einer dieser Plätze befindet sich etwas abgesetzt in einem grossen Seitental mit Verbindung zur Alpensüdseite. In solchen topografischen Lagen darf mit kanalisiertem Vogelzug gerechnet werden. Dieser Einflug potenzieller Beutetiere dürfte als Ergänzung zum standörtlichen Nahrungsangebot mit nur wenig mittelgrossen Vogelarten von erheblicher Bedeutung
sein. Ob die zahlreichen Tannenhäher und Alpendohlen eine hinreichende Nahrungsgrundlage bilden könnten, ist eine offene Frage. Durch ihren meist bodennahen Aufenthalt in bewaldetem Gebiet sind die Häher wohl nicht einfach zu erbeuten, und dies gilt erst recht für die sehr aufmerksamen Bergkrähen, deren Flugkünsten selbst Wanderfalken wenig entgegenzuhalten vermögen. HEINRICH HALLER
Abb. 135. Brutnische des Turmfalken mit insgesamt vier flüggen Jungvögeln am Morenturm in Zernez, 30. Juli 2000
Abb. 136. Drei junge Wanderfalken in ehemaligem Steinadlerhorst (1988 letztmals besetzt) in der Val Tantermozza, 18. Mai 2007
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Karte 140. Nachweise des Turmfalken im snp (einschliesslich eines 1 km breiten Gürtels im Grenzbereich) 1979–2011 sowie Brutorte des Wanderfalken im ganzen Kartenperimeter mit Jahreszahlen
Karte 140
B Ardez
Guarda
F
2004
Nachweise Turmfalke
Tarasp
Bruten Wanderfalke Lavin
a d i n a E n g i
Perimeter Datengrundlage
a B a s s
habitalp
A – F Bezüge auf Seite links
1180000
Susch
Va lS
2011
1175000
rl
E
S-charl l Va
Zernez
èr ng Mi
Sp öl
2002 Falcun
En
D
Margunet
A
Murter
Il Fuorn
C 1170000
-c ha
Brail
1997 2005–2007
Munt la Schera Pass dal Fuorn
nte Val Ta
Cinuos-chel
rmoz
1160000
igno di Liv Val Trup
chu
Lago
f
1165000
za
Tschierv
n
5 km 2800000
2805000
2810000
2815000
2820000
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