Leporello Gauchat_Noten

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Banknotenserie 1957 – 1980 der Schweizerischen Nationalbank


Entwurf: Pierre Gauchat Format (mm): 95 x 173 Ausgabedatum: 1957 RĂźckruf auf: 1980 Wertlos ab: 2000


50er-Note Apfelernte In den 1950er-Jahren beauftragte die Schweizerische National­bank den Schweizer Grafiker Pierre Gauchat mit einer neuen Banknoten-Serie. Thema: Was ist Geld? Die Bevölkerung sollte beim Gebrauch der Noten daran erinnert werden, was Geld ist. Gauchat entwarf vier Banknoten: die 50er-Note, 100er-Note, 500er-Note und die 1000erNote. Die Bevölkerung benutzte vor allem die 50er-Note. Auf ihr zeigt Gau­ chat die vorherrschende Vorstellung über Geld. Dargestellt wird ein Apfel­ baum im Sinne: Geld wächst auf den Bäumen, man pflückt es wie Äpfel und legt es für den Unterhalt der Familie auf die Seite.

100er-Note St. Martin, Barmherzigkeit Der Legende nach war Martin von Tours vom Jahre 334 an Soldat im heu­ tigen Frankreich. Eines kalten Wintertages begegnete Martin am Stadttor einem nackten Bettler. Dieser flehte die Passanten um Erbarmen an – aber alle gingen wortlos an ihm vorbei. Martin jedoch nahm sein Schwert, teilte seinen Mantel und gab dem Ar­ men die Hälfte. Als Nothelfer und Wunder­täter wurde Martin schnell be­ kannt. 372 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Barmher­zigkeit, Liebe und Hoffnung wurden die drei Kardinaltugenden im Mittelalter. In mo­ derner Fassung drückt es Pfarrerin Adelheid Jewanski so aus: «Geld be­ deutet für mich, dass ich schenken kann, dass ich grosszügig sein kann.» Adelheid Jewanski, Pfarrerin, im Film: Geld bewegt.


Entwurf: Pierre Gauchat Format (mm): 105 x 191 Ausgabedatum: 1957 RĂźckruf auf: 1980 Wertlos ab: 2000


Entwurf: Pierre Gauchat Format (mm): 115 x 210 Ausgabedatum: 1957 RĂźckruf auf: 1980 Wertlos ab: 2000


500er-Note Jungbrunnen Der Jungbrunnen stellt die dauernde Erneuerung dar. Bezogen auf Geld be­ deutet dies, dass das Tauschmittel nur dann akzeptiert wird, wenn es dauernd für den nächsten Tausch zur Verfügung steht. Visa rechnet im Durchschnitt mit 20‘000 Transaktionen pro Sekun­ de, 24 Stunden am Tag. Aber nicht nur der Transaktionsfluss ist entscheidend beim Geld, sondern auch die ständi­ ge Erneuerung. Denn alle Regierungen wissen, dass sie nur den Mehrwert be­ steuern können. Das gilt für Projekte, für Ideen und für Geld. Ohne ständi­ ge Erneuerung stirbt die Idee, stirbt das Geld.

1000er-Note Totentanz Die künstlerische Darstellung des To­ tentanzes datiert vom 14. Jahrhundert. Der Totentanz wurde oft auf der Kir­ chenmauer abgebildet. Künstler wie Albrecht Dürer und Hans Holbein der Jüngere befassten sich damit. Schau­ en Sie sich das Gesprächsbüchlein des Zürcher Conrad Meyer im Money­ Museum an, der ein komplettes Gesell­ schaftsbild von Zürich im 17. Jahrhun­ dert schuf. Darin werden Menschen verschiedenen Standes und Alters be­ schrieben, die mit der Personifikation des Todes konfrontiert werden und so erkennen, dass sie sterben müssen. Interessant ist, wie sie damit umgehen. Ars morendi, die Kunst des Sterbens, ist ebenso wichtig wie das Bewusstsein, dass Leben und Sterben zusammenge­ hören wie Donner und Blitz. Wie gehen wir heute damit um?


Entwurf: Pierre Gauchat Format (mm): 125 x 228 Ausgabedatum: 1957 RĂźckruf auf: 1980 Wertlos ab: 2000


Pierre Gauchat Pierre Gauchat (* 5. Januar 1902 in Zürich; † 26. Februar 1956 in Kairo), Schweizer Grafiker. Er galt als vielseitiger Grafiker und illustrierte Bücher, gestaltete Plakate, Briefmarken, Banknoten und Bühnenbilder. Im Theaterbereich wurde er durch seine Ent­würfe von Puppen für das Marionettentheater in Zürich bekannt. Während 15 Jahren gestaltete er die Zeitschrift für den Schwei­zer Heimatschutz. Gauchat eröffnete 1924 in Zürich sein eigenes Atelier. Nebenbei war er von 1926 bis 1944 als Lehrer für Freihandzeichnen an der Kunstgewerbeschule Zürich tätig, von 1945 bis 1956 als Lehrer am Kantonalen Gymnasium Zürich. Pierre Gauchat gestaltete die 50- bis 1000-FrankenNoten der fünften Serie der Schweizerischen National­ bank. Ab 1957 ausge­gebene Banknoten bildeten erstmals in der Schweizer Banknoten­geschichte eine thematische Einheit. Die Vorgabe der Schweizerischen Nationalbank war die Frage: Was ist Geld? Pierre Gauchat wählte das Mittel der Allegorie. Die Allegorie ist die Verbildlichung von Abstraktem. Häufig geschieht das durch den Einsatz der Per­sonifikation und von Metaphern. Der Begriff Alle­ gorie leitet sich aus dem Griechischen ab und lässt sich in etwa mit «verschleierte Sprache» übersetzen. Dies zeigt, worum es bei der Allegorie geht: das sprachliche Verschlei­ ern eines abstrakten Begriffs, der durch den Empfänger entschlüsselt und gedeutet werden muss.


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