Leporello: Einzelschicksale in der Literatur

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Einzelschicksale in der Literatur


Es gibt Geschichten, in denen eine Hauptperson hervorsticht. Sie steht im Mittelpunkt der Handlung. Diese Figur muss etwas Herausragendes an sich haben, damit wir dem Verlauf der Erzählung folgen. In welchem Umfeld agieren die Hauptdarsteller? Wovon leben sie? Wie stellen sie sich zu Geld? Mit welchen Krisen sind sie konfrontiert? Fragen, denen wir anhand einzelner Werke aus dem MoneyMuseum nachgehen möchten.

Im griechischen Drama war der Protagonist der erste Schauspie­ ler. Er war es, der die Handlung vorangetrieben hat, zum Guten oder zum Schlechten. Heute noch spielt der Protagonist als Haupt­ figur oder gar als Held im Roman eine wichtige Rolle. In der Litera­ tur sind Einzelschicksale beliebt. Wir Lesenden können uns mit einem Protagonisten oder einer Protagonistin im Buch identifi­ zieren. Sie spiegeln unser Leben. Und im Handlungsrahmen kann allerlei erzählt werden – seien es gesellschaftliche, wirtschaftliche oder historische Bedingungen. Im Folgenden werden einige span­ nende Figuren der Literatur neu ins Zentrum gerückt.

Autor / Buch

ErscheinungsBestand Protagonist datum MoneyMuseum

Homer: Odyssee

8. / 7. Jh. v. Chr.

Diogenes, bibliophil: griechische Ausgabe

Odysseus

Goethe: Die Leiden des jungen Werther

1774

Bibliophil

Werther

Ulrich Bräker: Der arme Mann im Tockenburg

1789

Diogenes (1995)

Ulrich Bräker

Jeremias Gotthelf: Uli der Knecht

1841

Diogenes (1997)

Uli

Victor Hugo: Die Elenden (Les Misérables)

fr. 1862, dt. 1910

Manesse (1968)

Jean Valjean

Johanna Spyri: Heidi

1880 / 81

Diogenes (2013)

Heidi

Franziska zu Reventlov: Der Geldkomplex

1916

Conzett Verlag (2001)

Franziska zu Reventlov

Lukas Hartmann: Ein Bild von Lydia

2018

Diogenes

Lydia Welti-Escher


Homer

Odyssee (8. / 7. Jh. v. Chr.) Das war eine Odyssee, heisst es, wenn man einen langen, müh­ samen Weg hinter sich hat. Viel­ leicht nicht so lange und mühsam wie die Irrfahrten des Odysseus. In 24 Gesängen in Form von He­ xametern beschrieb Homer die Heimfahrt des Königs von Ithaka aus dem Trojanischen Krieg. Die Dichtung soll auf das 8. / 7. Jahr­ hundert v. Chr. zurückgehen, wo­ bei erste schriftliche Zeugnisse erst später erfolgten und diverse Versionen kursierten. Die Odyssee gehört zu den ältesten Dichtungen des Abend­ landes. Mit ihren Topics Irrfahrt, Liebe, Beziehung, Familie, Heimat und Heimkehr trifft sie zeitlose menschliche Themen. Die Odys­ see eignet sich nicht nur zum Lesen, sondern ihre Verse auch zum Hören, so wie die Geschichte über Jahrhunderte mündlich er­ zählt wurde. Wenn jemand im Leben Kri­sen zu bewältigen hat, dann ein Held wie Odysseus. Er ist der Protago­nist par excellence, und doch agiert er nicht selbstbe­ stimmt. Im Gegenteil, sein Ge­ schick wird von Göttern gelenkt, sei es durch den Groll des Meer­ gottes Poseidon oder die Gunst der Göttin Athene. Zehn Jahre irrt er umher, bis er nach Hause zu­ rückkehrt. Er muss sich gegen

riesenhafte Kyklopen und men­ schenfressende Laistrygonen wehren, er besucht den Hades, kämpft gegen ein Seeungeheuer und tödliche Verführungen der Sirenen. Zu Hause warten seine Frau Penelope und sein Sohn Telema­ chos auf ihn. Die Frau wird von zahlreichen Freiern umgeben, die es sich in Odysseus‘ Reich gut­ gehen lassen. Bei der Heimkehr Odysseus’ geht es auch um die Rückeroberung seines Besitzes. Geld gibt es in dieser von Göttern durchdrungenen Welt als solches nicht, aber man kann etwas be­


sitzen, man kann arm und reich an Gütern sein. Auch wenn die Gesänge der Odyssee von Abenteuern er­ zählen, spiegelt sich das Thema der Heimat im Werk. Heimat ist der Ort, wo man geboren wurde, wo man Familie hat, wo einem etwas gehört.

Goethe

Die Leiden des jungen Werther (1774) Goethes «Leiden des jungen Wer­ ther» hat seit seinem Erscheinen hohe Wellen geworfen. Es ist die unglückliche Liebesgeschichte eines jungen Mannes mit ei­ ner verlobten Frau. Der junge Werther findet zum Schluss keinen anderen Ausweg als den Suizid. In den 1970er-Jahren lehnt sich Plenz­ dorfs «Die neu­ en Leiden des jungen W.» an Goethes Roman an. In beiden Fällen wurde der Nachahmungseffekt des Sui­ zids, auch Werther-Effekt genannt, kritisiert. Von Interesse ist es, den Bogen vom 18. Jahrhundert zur

Neuzeit zu schlagen und beide Romane zu lesen. Werther ist zu einer eigenständigen Figur gewor­ den. Das Thema der unglücklichen Liebe zieht Leserinnen und Leser in ihren Bann. Mehr noch, sie iden­ tifizieren sich auf erschreckende Weise mit ihm. Werther ist an den Herausforderungen des Lebens gescheitert. An Geld lag es defini­ tiv nicht, wurde er in ein bürger­ liches Leben hineingeboren mit Privilegien, die dem Grossteil der Bevölkerung des 18. Jahrhunderts verwehrt geblieben sind.

Ulrich Bräker

Der arme Mann im Tockenburg (1789) Ulrich Bräker ist in einer armen Toggenburger Familie aufgewach­ sen. Das Besondere an diesem Buch ist, dass ein Schriftsteller, der sich Schreiben und Lesen praktisch selber beibringen muss­ te, eine Biografie veröffentlicht. Er führt die Leserinnen und Leser damit in das Leben der Bevölke­ rung im 18. Jahrhundert ein. Es ist ein entbehrungsreiches Leben, das jederzeit beendet sein könn­-­ te, denn Armut und Krankheit machen der Landbevölkerung zu schaffen. Bräker ist aber nicht nur arm, sondern auch erfin­ dungsreich. Diese Kraft und dieser Widerstand den Grausam­keiten des Lebens gegenüber! Mit dem


wenigen Geld, das er mit ver­ schiedenen Tätigkeiten verdient, scheint Bräker nicht gut umgehen zu können. Es zerrinnt ihm zwi­

schen den Fingern. Er hat auch anderes im Kopf als Geld, nämlich schreiben und lesen – sehr zum Leidwesen seiner zänkischen Frau. Und doch schafft Bräker es, sich ein Heimatli zu bauen. Es macht ihn glücklich, auch wenn er sein Leben lang verschuldet bleibt. Bräker hat sich mit seiner Auto­ biografie selber zum Protagonis­ ten gemacht und gleichzeitig weit über das individuelle Schick­ sal hinaus Einsichten in einfachste Lebensbedingungen geboten.

Jeremias Gotthelf

Uli der Knecht (1841) Gotthelfs Geschichten spielen im bäuerlichen Umfeld der Schweiz. Hier finden wir festgefahrene Strukturen vor. Dem Bauer ge­ hört der Hof, die Bauersfrau sorgt im Haus für Ordnung. Ein Knecht hat in diesem Gefüge nicht viel zu melden, sondern zu arbeiten. Das tut Uli nicht gern, lieber schlägt er sich mit seinen Kollegen und treibt sich im Wirtshaus herum. Im Verlaufe der Geschichte verwan­ delt sich der liederliche Knecht in einen Musterknecht, der so­ gar den Hof pachten kann. Er ist Versuchun­ gen ausge­ setzt, kleine Betrügerei­ en und Lüge­ reien, bleibt aber stand­ haft. Geld, das er früher im Wirtshaus liegengelas­ sen hat, spart er nun an. Uli gehört durch den gleich­ namigen Film aus dem Jahr 1954 zu einer der bekanntesten Schweizer Filmfi­ guren. Interessant ist seine Ent­ wicklung nicht nur im ideellen, sondern auch im materiellen Sinn. Am Schluss des zweiten Gotthelf­


bands «Uli der Pächter» wird er Gutsbesitzer. Sein Aufstieg in der bäuerlichen Gesellschaft stellt wohl eine Ausnahme dar. Das Happy End bedient sich der Hoff­ nung, dass es möglich ist, sich aus der Armut hochzukämpfen, wenn man die rechte Gesinnung findet.

Victor Hugo

Die Elenden (fr. Les Misé­ rables 1862, dt. 1910) «Les Misérables» ist heute vor allem als Musical bekannt. Die Geschichte ist sehr verzweigt und wendungsreich. Sie spielt zwischen 1815 und 1832. Der Ga­ leerensträfling Jean Valjean sass für den Diebstahl eines Bro­ tes 19 Jahre in Haft. Verbittert wie er ist, hätte er sich kaum wieder in die Gesell­ schaft eingliedern können. Doch er trifft auf einen barmher­ zigen Bischof und wandelt sich durch dessen Haltung ihm gegenüber zu einem moralisch vortreff­ lichen Menschen. Er hilft der armen Fanti­ ne und vor allem nach deren Tod ihrer Tochter Cosette. Va­ljean be­ wegt sich in verschiedenen ge­ sellschaftlichen Schichten: Er ist

Sträfling, Bürgermeister, Flüch­ tender, Wohltäter. Er kennt Armut und Reichtum. Begraben wird er in einem Armengrab. Was ist das Interessante an dieser doch trauri­ gen Geschichte? Der Protagonist steht immer in Bezug zu seinen Mitmenschen und seinem Umfeld. Das Elend macht betroffen, aber es gibt auch Lichtblicke, Verände­ rungen und vor allem Liebe.

Johanna Spyri

Heidi (1880/81) Heidi wurde vor 140 Jahren von Johanna Spyri erschaffen. Wer nun denkt: Na ja, Heidi, eine Geschich­ te für Kinder, sollte die Figur nicht unterschätzen. Wer kennt dieses Heidi aus den Schweizer Bergen nicht? Zumindest hat es Heidi ge­ schafft, überall auf der Welt be­ kannt zu werden, allem voran in Japan. Worin liegt diese Faszination, die nicht nur Kinder ergreift? Hei­ di steht für ein Leben mitten in der Natur, in den Bergen gar. Und sie steht für einen authentischen, liebenswerten Menschen. Könnte Heidi diese Strahlkraft auch ent­ wickeln, wenn sie in einer privi­ legierten Welt leben würde? Zu Heidi gehört die bittere Armut, die sich darin zeigt, dass sie all ihre Kleider in Schichten am Körper trägt. Heidi ist eine Waise, die allei­ ne im Leben steht, bis sie zu ihrem


Grossvater auf die Alp kommt. Die Einfachheit dieses Lebens drückt sich darin aus, dass ein Stück Brot und ein Schälchen Milch das Para­ dies bedeuten.

Jetzt vermischen sich die zwei Welten. Heidi hat Bildung erhal­ ten, Clara wird auf der Alp gehen lernen. Heidi erfüllt die Sehnsucht nach einem einfachen, glücklichen Leben. Und nach dem Guten. Das alleine wäre wohl zu einfach. Johanna Spyri selbst ist vom Hirzel in die Stadt Zürich gezogen. Sie wollte mit ihrem Werk nicht nur eine Idylle malen, sondern auch auf Missstände aufmerksam ma­ chen. Bildung war ihr sehr wichtig. Ein Heidi, das nur Geissen hütet, das wollte die Autorin nicht. Die kleine Heldin muss Widerstände überwinden, um sich weiterzuent­ wickeln.

Franziska zu Reventlov

Der Geldkomplex (1916, Conzett Verlag 2001)

Auch Heidi muss Herausforderun­ gen meistern. Sie wird aus ihrem einfachen, aber glücklichen Leben herausgerissen und soll der ge­ lähmten Clara in Frankfurt Gesell­ schaft leisten. Jetzt prallen zwei Welten aufeinander. Heidi, die nicht lesen und schreiben kann, gerät in ein Umfeld, das ihr voll­ kommen fremd ist. Wie sehr Heidi diesem Umfeld fremd bleibt, ist in der Person von Fräulein Rotten­ meier symbolisiert. Heidi wird vor Heimweh krank und darf zurück zu ihrem Oehi.

Der autobiografisch gefärbte Ro­ man erzählt selbstironisch vom bewegten und tragischen Leben der Autorin. Sie ist eine adlige Nonkonformistin, Lebenskünstle­ rin und Bohemienne. Von den Fesseln einer allzu behüteten Jugend befreit, entwickelt sie ei­ nen grossen Freiheitsdrang. Doch zunehmend quälen sie finanziel­ le Sorgen. Sie beginnt zwanghaft zu rechnen, ihre Gedanken kreisen nur noch um Geld. Ein Freudianer diagnostiziert bei ihr einen Geld­ komplex. Geld, zu dem sie zuneh­


mend eine persönliche Beziehung hat, führt zu einer gefühlsmässi­ gen Notlage. In Briefen aus einem Sanatorium legt sie ihre Situation dar. Diese Leichtig­ keit, in der Franziska zu Reventlov über Geld schreibt, gibt es nicht so schnell ein zweites Mal.

Lukas Hartmann

Ein Bild von Lydia (2018) Lydia Welti-Escher, Tochter des legendären Alfred Escher, ist das, was man eine Tochter aus höhe­ rem Haus bezeichnet. Sie wächst in der Villa Belvoir auf, geniesst Bildung, heiratet den Bundesrats­ sohn Emil Welti. Ein privilegiertes Leben – wäre da nicht der Schick­ salsschlag des frühen Todes ihrer Mutter gewesen. Und hätte die kunstverständige junge Frau nicht den Maler Stauffer kennengelernt, mit dem sie durchbrennt. Lukas Hartmann wählt einen originellen Ansatz, um die Prota­ gonistin darzustellen. Sie selbst kommt nur durch die Augen ihres Dienstmädchens Louise zu Wort. Damit ist der Graben von Arm und Reich durch die Gesellschaft vor­ gezeichnet. Auch Lydia hat Herausforde­ rungen zu meistern. Wie kann sie

mit dem Spannungsfeld von ge­ sellschaftlicher Rolle und einer Liebe, die nicht sein darf, umge­ hen? Lydia hat wenig Handlungs­ spielraum, sie ist in einem Dilem­ ma: Die Gefühle nicht leben oder gesellschaftlich ausgestossen zu sein. Sie wählt, wohl als eine der wenigen Frauen, den zweiten Weg. Was ihr tatsächlich gesell­ schaftlich das Genick bricht. Eine Frau, die materiell alles hatte, die gesellschaftlich aner­ kannt war, wird sich schliesslich in Genf das Leben nehmen. Diese Geschichte endet tragisch. Hätte die junge Frau andere Möglich­ keiten gehabt? Vielleicht hätte sie ganz jung die Chance nutzen sollen, ins Ausland zu gehen. Ob ihr da der frühe Schicksalsschlag und ein Verantwortungsgefühl für den Vater im Wege standen?


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