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Star Trek oder Star Wars?

8 Star Trek oder

Star Wars?

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Intro der beliebten Serie «Raumschiff Enterprise» von 1966, in Deutschland erstmals ausgestrahlt im Mai 1972

Aus Theorie wird Praxis

Eigentlich waren sie als die ultimative Waffe der Nazis gebaut, jene V2-Raketen, die die Siegermacht USA als Kriegsbeute in die Vereinigten Staaten verbrachte. Dort schoss man sie nach dem Krieg ins Weltall, und so war es eine V2, die im Herbst des Jahres 1946 die ersten Fotos aus dem Weltall auf die Erde brachte. Bis zum Jahr 1950 verfügten die Forscher über mehr als 1.000 Fotographien von Sternen und Planeten. Sie teilten sie bereitwillig mit der Öffentlichkeit. Schliesslich musste diese ja motiviert werden, die teuren Investitionen in die Raumfahrt über Steuermittel zu finanzieren.

Durch die bemannte Raumfahrt änderten sich alle bisherigen Beschränkungen der Astronomie. Erstmals

entstand die Möglichkeit, Sterne nicht nur aus grosser Entfernung zu sehen, sondern sie vor Ort zu untersuchen. Oder sagen wir, wenigstens die Gestirne, die sich in nächster Nähe zur Erde befinden. So wurde es möglich, ein realistischeres Bild vom Weltraum zu bekommen. Und während die Regierungen der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion darum konkurrierten, wer zuerst ein Raumschiff im Orbit, einen Mann im Weltraum, einen Mann auf dem Mond haben würde, dachten ihre Bürger über ganz andere Dinge nach. Sie waren fasziniert von den unendlich vielen Möglichkeiten, die da draussen im All schlummern mochten. Gleichzeitig erinnerte man sich an all das Böse, das bei der Kolonisation fremder Kontinente geschehen war. Begabte Autoren verarbeiteten diese Erfahrungen zu Romanen und Kurzgeschichten, die um die Frage kreisten, ob die Menschheit aus all den Fehlern, etwas gelernt habe. Würde es auch im Weltall zu Kriegen kommen, wie sie Frankreich, Spanien und England um den Besitz der neuen Welt ausgefochten hatten? Wie würde sich der erste Kontakt zu Ausserirdischen gestalten? Was, wenn diese der Erde an Technologie weit überlegen wären, und es nun der Menschheit so erginge, wie es einst den Ureinwohnern der Neuen Welt?

Während auf der einen Seite die Regierungen enorme Mittel aufwendeten, um sich ihre Machtposition im All zu sichern, begannen ihre Bürger von einer Besiedelung des Weltalls zu träumen. Es gab schöne Träume von einer gemeinsamen, besseren Zukunft auf einem neuen Planeten, es gab Alpträume von einem ewigen und immer brutaleren Kampf um die Macht. Eines aber hatten alle Träume gemeinsam: Sie spiegelten das politische Geschehen auf der Erde, dachten es weiter, formten es um, entstellten es, bis es fast nicht wiederzuerkennen war.

Pulp Fiction

Nichtsdestotrotz hat Science Fiction ein Imageproblem. Sie

Titelbild eines Pulp Fiction Magazins aus dem Jahr 1948.

gilt als Genre, das eher als Trash denn als wertvolle Literatur bezeichnet wird. Das hängt damit zusammen, dass ScienceFiction-Geschichten gerne in den billigen Groschenheften (im Englischen Pulp Magazines) publiziert wurden. Die Pulp Magazines erlebten ihre Blütezeit von den 1920er bis zu den späten 1940er Jahren. Mehr als eine Million Exemplare wurden von den erfolgreichsten Magazinen pro Ausgabe verkauft. Ihre Autoren wollten nicht wie Jules Verne, ein breites Publikum erziehen. Ihre Beiträge unterhielten, verblüfften und boten ein sicheres Einkommen auch für Autoren, die fähig waren, weit mehr als Trash zu schaffen. Zu ihnen gehörten Talente wie Ray Bradbury oder Isaac Asimov, deren literarisches Schaffen stark von Pulp Magazines geprägt ist. Denn in diesen Sammelbänden, die Kurzgeschichten verschiedener Autoren abdruckten, konnten sie keine komplexen Romane unterbringen. Stattdessen splitteten sie ihre Ideen in eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Episoden, die erst viel später zu Gesamtausgaben zusammengestellt wurden.

Die MarsChroniken

Eines der bekanntesten Werke dieser Epoche sind die Mars Chroniken von Ray Bradbury. Der schrieb in den Jahren zwischen 1946 und 1950 für unterschiedliche Science Fiction Magazine brillante Kurzgeschichten, in denen er sich mit verschiedenen Möglichkeiten auseinandersetzte, wie Erdbewohner und Marsianer bei einem Aufeinandertreffen miteinander umgehen könnten. Er verarbeitete dabei höchst irdische Gefühle wie Trauer, Liebe und Eifersucht; Momente der Hoffnung wechseln ab mit Hoffnungslosigkeit; Erfahrungen wie die Kolonisation Amerikas, bei der durch eingeschleppte Krankheiten ganze Völker ausgerottet wurden, wiederholen sich auf dem Mars. Bradbury zeigt in seinen Episoden, dass das Weltall alles Mögliche sein kann: ein Objekt der Begierde, eine Möglichkeit für friedliches Miteinander und vielleicht die letzte Zuflucht einer vom Atomkrieg fast ausgelöschten Menschheit.

Eine massentaugliche Existenzfrage

Die Mars-Chroniken sind nur ein relativ willkürlich gewähltes Beispiel für unzählige einflussreiche Romane, Filme und Fernsehserien, die sich mit der Frage beschäftigen, wie unsere Zukunft im Weltall aussehen könnte. Eines ist dabei bemerkenswert: Die meisten Romane sehen die Menschheit vereint auf ihrer Reise ins All. Während Regierungen in Ost und West den Weltraum als militärische Interessensphäre behandeln, hat eine breite Bevölkerung längst verstanden, dass die Menschheit auf ihrer winzigen Erde nur dann in den unendlichen Weiten des Weltraums überleben kann, wenn sie diese Herausforderung gemeinsam meistert.

MoneyMuseum

Ausstellung in 6 Stationen

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