f79 – Jobstarter

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PRAKTIKA +++ FSJ +++ AUSLANDSJAHR AUSBILDUNG +++ STUDIUM +++ JOBSTARTER Foto // © iStock.com/PeopleImage

Foto // Pixabay

JOBSTARTER25fürDASSCHÜLERMAGAZINFreiburgundRegion · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Die Welt leidet unter vielen Krisen. Corona, Krieg, Klima ... Das ändert die Arbeitswelt. Auch die Bahn ist in der Krise. Zugausfälle, Verspätungen, überfüllte Abteile – selbst ohne 9-Euro-Ti cket. Dennoch stehen Ausbildungsplätze bei der Deutschen Bahn so hoch im Kurs wie nie.

Viel Gutes gibt es über die Bahn in diesen Tagen nicht zu sagen. Auch wenn sie eine ökologische Alternative zum Auto ist und viele gerne in den Zug steigen. Umso überraschen der scheint, dass junge Menschen in Rekord zahl zur Bahn möchten: 115.000 Bewerbungen sind in diesem Jahr beim Konzern eingegan gen. 15 Prozent mehr als vor zwei Jahren, teilt der Konzern mit.

Zug drauf

Unser Jobstarter ist in Zusammenarbeit mit dem „Jugend & Beruf“-Extra der Badischen Zeitung erstellt worden.

Wollen junge Menschen die Verkehrs wende retten? Oder ist der Arbeitgeber durch die Mobilitätskrise mehr in den Fokus gerückt? 5200 junge Menschen sollen in diesem Jahr dort eine Ausbildung, ein Studium oder eine sonstige Qualifizierung beginnen, heißt es. Auch das ist Rekord.

Kurioser Trend bei der Bahn

50 Ausbildungsgänge gibt’s bei der Bahn. 25 duale Studiengänge ergänzen das Angebot. Ganz abgefahren ist der Zug für Spätzünder aber nicht: Trotz des massiven Andrangs seien weiter Stellen unbesetzt, meldet die Bahn. Wer nicht fündig wird, kann einfach hier im Jobstarter sein Glück versu chen. Auf den kommenden Seiten gibt’s jede Menge Infos zu Karrierewegen in den unter schiedlichsten Bereichen. Auch bei Arbeitge bern, die weniger gescholten werden. tln

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Was ist ein Testimonial?

Ein Magazin wie das f79 herzustellen kostet viel Geld. Es müssen Redakteure und Grafiker bezahlt werden, die die Schülerredaktion betreuen und anleiten, deren Texte redigieren und das f79 layouten. Am Ende muss alles zusammengestellt, gedruckt und verteilt werden. Wenn da keiner etwas dazugeben würde, müsste das Schülermagazin sehr teuer verkauft werden. Für viele Jugendliche wäre es dann zu teuer. Daher suchen wir immer Firmen und Einrichtungen, die das Projekt toll finden und uns finanziell unterstüt zen. Diese Unterstützer nennt man Kooperati onspartner. So eine Partnerschaft beruht immer auf Gegenseitigkeit. f79 bekommt Geld und der Partner erhält dafür ein Logo, eine namentliche Nennung als Unterstützer oder er kann sich ein Redaktionsmodul wünschen. Letzteres nennen wir ein „Testimonial“. Und wie funktioniert das? Schüler aus der Redaktion oder unser eigenes Redaktionsteam besuchen ein Unterneh men und befragen die Azubis nach ihren Aus- und Weiterbildungswegen. Hierbei entstehen Texte im Rahmen der Berufsori entierung für Schüler. Solche Texte sind als Testimonials gekennzeichnet. f79

Darum habe ich mich an der Akademie für Hörakustik in Lübeck zur Pädakustikerin fortgebildet. Später habe ich die Meisterschu le besucht und schließlich vor sechs Jahren gemeinsam mit meiner Kollegin den Betrieb unseres ehemaligen Chefs übernommen.

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„Hörgeräte sind doch nur was für alte Menschen“ – das bekommt Claudia Brömel im Zusammenhang mit ihrem Beruf häufiger zu hören. Dabei ist sie als ausgebildete Pädakustikerin auf das Gehör von Kindern und Säuglingen spezialisiert. Dem f79-Magazin erzählt sie, was die Arbeit so herausfordernd macht und worin sie Erfüllung findet.

Die Kinder sollten dann schnellstmöglich mit Hörsystemen versorgt werden. Dafür kommen sie zu uns. Wir nehmen Ohr-Abfor mungen, wählen Hörsysteme aus und stellen sie individuell auf den Hörverlust ein. Da Kinder ständig wachsen, ändert sich die Anatomie des Ohres und sollte in regelmäßigen Abständen überprüft und neu angepasst werden.

Gut Ohr bei Kindern

Die Aufgaben in meinem Arbeitsalltag unterscheiden sich auch je nachdem, wie alt das Kind ist, das versorgt werden muss. Geht es um einen Säugling, steht an erster Stelle der Vertrauensaufbau zu den Eltern. Es gibt seit 2009 bundesweit das universelle Neugebore nen-Hörscreening. Somit werden Hörverluste schon im Säuglingsalter erkannt.

Als Pädakustikerin braucht es bei der Versorgung mit Hörsystemen vor allem Einfühlungsvermögen im Umgang mit den jungen Patienten

um sich auf das Fachgebiet und die Versorgung von Kindern spezialisieren zu können.

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„Als es um die Berufswahl ging, hat mir die Berufsberaterin empfohlen, Hörakustikerin zu werden. Ich war schon als Kind handwerk lich interessiert und als Brillenträgerin zudem begeistert von Hilfsmitteln. Nach der dreijäh rigen Ausbildung zur Hörakustikerin fing ich als Gesellin in einem kleinen Betrieb an. Der Betrieb war schon immer auf die Versorgung

Tatsächlich hat meine Berufsberaterin damals gesagt: ,Hörakustiker, das ist ein bisschen wie Optiker – nur für die Ohren.‘ Das ist vielleicht insgesamt ein bisschen banal ausgedrückt, denn an sich ist das Ohr ein sehr komplexes Organ. Als Pädakustikerin qualifiziert man sich speziell für die Arbeit mit Kindern weiter. Drei Jahre Berufserfahrung als Hörakustikerin oder der Meisterbrief sind die Voraussetzung,

von Kindern spezialisiert, weil die Uniklinik in der Nähe ist. Das fand ich von Anfang an sehr spannend.

Die Digitalisierung kann bereits einige handwerkliche Tätigkeiten in unserer Branche ersetzen. Die Kommunikation mit dem Menschen, Vertrauen zu einem Kind aufzu bauen, um eine erfolgreiche Hörsystemver sorgung durchführen zu können, das sind und bleiben aber die wichtigsten Fähigkeiten in unserem Beruf.“

Sieht spielerisch aus, ist aber aufwendig: Als Pädakustikerin ermittelt Claudia Brömel die Hörschwelle kleiner Kinder über eine Methode, die sich visuelle Verstärkungsaudiometrie nennt.

Gut zu hören ... kann auch schon bei Kindern nur mit Hilfsgeräten möglich sein.

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Amalie Breitenhuber (dpa)/BZ

Die größten Herausforderungen sind: Die Hörbahnreifung eines Kindes ist ungefähr nach 18 Monaten abgeschlossen. Diese Phase ist sehr wichtig für den Spracherwerb. Führt man die Hörgeräte-Versorgung frühzeitig durch, hat das Kind hier die besten Voraussetzungen. Und genau da liegt auch die Herausforderung: In dieser Zeit die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und richtig darauf zu reagieren – mit dem Ziel, Säugling oder Kind bestmöglich zu versorgen.

Das Schönste in meinem Beruf ist immer wieder der Moment, wenn man das Hörgerät eines Säuglings zum ersten Mal einschaltet. Das ist ein sehr emotionaler Moment, wenn ein Kind zum ersten Mal auf die Stimme der Mutter reagiert. Da fließen oft auch Freudentränen bei den Eltern. Auch bei den älteren Kindern, die schon kommunizieren können und sofort sagen, ‚Oh, das ist toll, ich kann dich ja jetzt besser hören‘, ist das ein total schönes Gefühl. Diese Dankbarkeit von Eltern und Kindern gehört mit zu den schönsten Seiten.

(dpa)AhmadHelen(dpa);ScholzMarkus//Fotos

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Auf den Spuren der Stars

einen Platz bekommen.

Macromedia Freiburg bietet neues Schauspiel-Studium an

Den Schauspielberuf können junge Menschen auch an zwei anderen Orten in Freiburg erlernen: Die Freiburger Schau spielschule bietet ein vierjähriges Studium an. Die Freiburger Musical und Schau spielschule bildet in drei Jahren zum Musical-Darsteller aus.

Ziel des Studiums ist es, Schauspiele rinnen und Schauspieler auszubilden, damit sie sich im deutschsprachigen und internati onalen Kontext bewegen können. Sie sollen ihre Kompetenzen in vielen Bereichen flexibel einbringen können: Theater, Film und Fernsehen sowie digitale Medien.

Die private Hochschule Macromedia bietet seit Oktober in Freiburg den Bachelor-Studiengang Schauspiel an. In sieben Semestern werden die Studieren den auf eine Karriere in der Theater-, Film- und Fernsehbranche vorbereitet. Kooperiert wird dafür mit einer franzö sischen Schauspielschule, an der Filmstars wie Diane Kruger oder Audrey Tautou ihre Karriere begonnen haben.

INFO www.freiburgermusicalschule.dewww.freiburger-schauspielschule.dewww.macromedia-fachhochschule.de

Dazu zählen Social Media, E-Casting und ein Showreel. Ziel ist, sich professionell in der Berufspraxis prä sentieren zu können.

„Ob mit oder ohne Abitur, wir fördern euer Talent und bilden euch zu kreativen Persönlichkeiten aus“, informieren die Studiengangsleitenden. Interessenten haben die Wahl zwischen einem Studium auf Deutsch oder Englisch. „Wir bilden unsere Studierenden vielfältig aus, damit sie allen Anforderungen der modernen Schauspielwelt gewachsen sind“, informiert die Hochschule. Das Studium vermittle auch Know-how in Selbstmanagement, Selbstvermarktung und Medienkompetenz.

JOBSTARTER fürDASSCHÜLERMAGAZINFreiburgundRegion · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Studium Foto // Macromedia; Illustration // freepik.com

Till Neumann

Studienbeginn war am 1. Oktober. Voraussetzung dafür ist Abitur oder Fachabitur. Auch mit der Mittleren Reife kann man über ein Auswahlverfahren

Der staatlich anerkannte Bachelor-Stu diengang lässt sich in drei Hauptmodule gliedern: Während die Studierenden im Teilbereich Szenische Arbeit erste Erfah rungen vor der Kamera oder auf der Bühne sammeln können, lernen sie anhand modernster Technik im Modul Experimental 4D die Welt hinter den Kulissen kennen. Im Teilbereich Stimmbildung stehen wiederum der gekonnte Einsatz der Stimme sowie Atemtechniken auf dem Lehrplan.

Im Rampenlicht: Junge Men schen lernen in Freiburg, das Publikum zu verzaubern.

Das Studium ist kostenpflich tig: Die Hochschule verlangt 725 Euro pro Monat. Es fallen also für das Studium insgesamt rund 30.000 Euro an Gebühren an. Die Macromedia weist darauf hin, dass BAföG-Unterstützung, Studienkredite und Stipendien möglich sind.

Im August und September konnten Interessenten reinschnuppern: Bei einem einwöchigen Workshop in Freiburg gewannen sie Einblicke in das Berufsfeld.

Elementar ist bei dem Studium der Praxisbezug: So haben die Studierenden die Möglichkeit, mit Kooperationspart nern wie die ProsiebenSat1 SE, Adobe oder RTL Interactive an Praxisprojekten mitzuwirken. Bei einem Praxissemester können sie ihre ersten Schritte in der Berufswelt des Showbusiness machen.

Alter // 22

Folge 26: Work-Life-Balance

Beruf //

Am wichtigsten finde ich für mich, mir meine größeren Ziele vor Augen zu halten. Mit einer guten Work-Life-Balance habe ich sowohl meine beruflichen wie meine privaten Ziele immer im Blick. Schon jetzt freue ich mich auf die nächsten Schritte im Leben nach der Ausbildung.

Instagram.com/volksbankfreiburgName

Im besten Fall weiß man, welche Aktivitäten einem gut tun, um nach der Arbeit runterzukommen. Für mich fängt eine gute Work-Life-Balance aber schon auf der Arbeit an: Bei der Volksbank Freiburg habe ich tolle Arbeitskolleginnen und -kollegen, mit denen die Zusammenarbeit einfach Spaß macht. So gehe ich kaum gestresst in den Feierabend und kann mich auf den nächsten Tag freuen.

Foto

Ausbildungs-

Mit Beginn der Ausbildung ist die Umstellung von der Schulzeit auf eine 40-Stunden-Woche nicht so einfach. Wie bleibt genug Zeit für Hobbys und Privatleben? Wenn Freizeit und soziale Kontakte zu kurz kommen, verliert man bald die Energie, sagt Kristina Schlegel. Die angehende Bankkauffrau der Volksbank Freiburg hat Tipps, wie eine gute Work-Life-Balance gelingt.

Außerdem hilft es mir sehr, schon im Voraus Dinge zu planen, die ich nach dem Feierabend noch machen möchte. Nach einem stressigen Tag im Betrieb gehe ich gerne mit Freunden in mein Lieblingslokal oder springe an heißen Tagen in den See. So komme ich runter und verbringe Zeit mit meinen Liebsten.

Azubis geben Tipps zum Berufseinstieg

1.

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·Tipps

// Kristina Schlegel Jahre Bankkauffrau, Ausbildungsjahr Freiburg

Betrieb // Volksbank

Der Blockunterricht am Lycée Turenne ist für mich auch eine tolle Sache: Er geht in der Regel drei bis vier Wochen und in dieser Zeit sind die meisten Nachmittage frei So hat man zum einen Abwechslung in der Ausbildung. Zum anderen kann man sich die Zeit zwischen Lernen und Freizeit etwas flexibler einteilen.

// Volksbank Freiburg

in„Meisterpower“Südbaden

Foto // HWK Freiburg

Bei dem Schulwettbewerb können sich alle Schüler der Klassen 7 bis 9 (Niveaustufe 1) beziehungsweise 10 und 11 (Niveaustufe 2) miteinander messen. Im Freiburger Kammerbe zirk starteten 10 Teams in der Niveaustufe 1, 15 Teams in der Niveaustufe 2. Der erste bis dritte Platz in Niveaustufe 1 geht an Schülerinnen und Schüler der Abt-Columban-Schule Münstertal. Den ersten bis dritten Platz in Niveaustufe 2 haben sich Schülerinnen und Schüler der Kastelbergschule in Waldkirch gesichert.

www.hwk-freiburg.de/meisterpower

„Wer die Software im Wettbewerbsmodus nutzt, muss seinen virtuellen Handwerksbe trieb bestmöglich führen und möglichst viele Aufträge erfolgreich abschließen – und das zur Zufriedenheit des virtuellen Kunden“, erläutert Johannes Ullrich, Präsident der Handwerks kammer Freiburg. „Es ist wichtig, jungen Menschen aufzuzeigen, was es bedeutet, sein eigener Chef zu sein.“

In ganz Baden-Württemberg haben sich mehr als 1500 Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Monaten spielerisch als Handwerkschefs ausprobiert – ein neuer Teilnahmerekord. „Meisterpower“ ist eine Lernsoftware: Junge Menschen lernen damit auf spielerische Art, einen virtuellen Betrieb zu gründen und die richtigen unternehmerischen Entschei dungen zu treffen. Nebenbei tauchen sie ein in betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und Kompetenzen, die ein zukünftiger Betriebsinhaber im Handwerk vorweisen sollte. Die Software und umfangreiche Begleitmaterialien für den Unterricht stellen die Handwerkskammern kostenfrei zur Verfügung. Im Freiburger Kammerbezirk wird „Meisterpower“ seit Januar eingesetzt.

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Handwerk

Rekordrunde: 25 Teams haben im Kammer bezirk der Handwerkskammer Freiburg am Schulwettbewerb „Meisterpower“ teilgenommen. Sie können sich so als Chefs ausprobieren und Praxisluft schnuppern. Die gleichnamige Lernsoftware wird sogar noch intensiver genutzt.

Die Software wird intensiv genutzt: 463 Schülerinnen und 5 Schüler sowie 74 Lehrkräfte aus 31 Bildungseinrichtungen sind dafür angemeldet. f79

Schülerinnen und Schüler probieren sich als Handwerkschefs - und sammeln wertvolle Erfahrungen

Gewonnen: Das Team der Abt-Columban-Schule Münstertal hat abgeräumt.

Amelie Breitenhuber (dpa)/BZ

Ausbildung

Nach Start eines neuen Ausbildungs berufs sind Folgen schwer abschätzbar

A LS GESUCHTE FACHKRAFT IN DEN STELLENMARKT

Zudem ist es Felkl zufolge ein Vorteil, dass eine Ausbildung ohne Rücksicht auf bestehende Ausbildungsinhalte gestaltet werden kann. Damit biete sie eine größtmögliche Passung zu innovativen Tätigkeits feldern. Außerdem positiv: Wer sich schon immer für das Thema interes siert hat, kann nun einen offiziellen Abschluss in dem Bereich machen.

Auf der anderen Seite sind nicht alle neuen Ausbildungsberufe erfolgreich. „Wenn etwas neu ist, ist es immer ungewiss, ob das am Markt angenommen wird“, sagt der Berufsbildungsexperte. Auch die Berufsschulen müssen – abhängig von der Entwicklung der Ausbil dungszahlen – zuerst einen passenden Modus für die Gestaltung der Unterrichtsmodalitäten finden.

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Ob es sich positiv auswirkt, einen neuen Ausbildungsberuf zu ergreifen, sei allgemein schwer zu beantworten, sagt Thomas Felkl, der im Bundesinstitut für Berufsbildung die Einführung des neuen Berufs Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration mitverantwortet hat. „Aber im Prinzip kann man sagen, wenn der Beruf erfolgreich wird und der Bedarf groß ist, dann ist man als Absolvent einer der ersten Fachkräfte und wird stark gesucht sein.“

Foto // DUMEBI stock.adobe.com

Chancen und Risiken

Die Liste der Ausbildungsberufe ist lang. Damit die Inhalte relevant und aktuell bleiben, werden die Ausbildungsverordnungen regelmäßig angepasst. Manchmal kommen sogar ganz neue Ausbil dungen hinzu. Welche Vor- oder Nachteile hat es, Neuland zu betreten?

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Wird ein neuer Ausbildungsberuf eingeführt, kann das für Jugend liche spannend sein. Aber ist es eine gute Idee, einen Beruf zu ergreifen, den noch niemand kennt? Ein Experte ordnet ein.

UNGEWISSHEIT BLEIBT

Wer eine kürzlich eingeführte Ausbildung beginnt, muss außerdem damit rechnen, dass noch nicht jeder den neuen Abschluss kennt. Außerdem müssen die Betriebe die Ausbildung erst einmal anbieten.

„Da besteht aber auch die Möglichkeit, aktiv bei Betrieben nachzu fragen und damit sogar erst die Möglichkeit zu schaffen, dass ein Unternehmen in diesem Beruf ausbildet“, rät Fachmann Felkl.

Auch während des Studiums liefert Arbei terKind.de Hilfeleistungen. Dazu zählen ein niedrigschwelliges Mentoring, Info-Telefone für Eltern, Schüler*innen und Studierende oder Erfahrungsaustausch zu Themen wie Studien finanzierung oder Stipendien. Auch in der Zeit nach dem Studium will das Netzwerk unterstüt zen, wie Ziller erklärt. Laut einer aktuellen Studie haben es Absolvent*innen aus Familien ohne akademischen Hintergrund im Berufsein stieg schwerer. Im Gegensatz zu anderen Gruppen fehle ihnen oft das Netzwerk. In Form eines Mentorings werden Personen gematcht. „Wir haben da schon viele vermittelt, das ist sehr erfolgreich“, sagt Ziller.

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Die Universität: Für viele Schulabgänger*innen ist sie eine fremde Welt. Proseminar, Erasmus, Übung, Studienleistung – da geht schon mal der Überblick verloren. Das gilt besonders für Menschen, die als Erste in der Familie eine Hochschule besuchen möchten. Unterstützung liefert die gemeinnützige und spendenfinanzierte Organisation ArbeiterKind.de – auch in Freiburg gibt es eine lokale Gruppe.

Derartige Ängste abbauen und Studie rende über das gesamte Studium hinweg unterstützen – diese Aufgaben hat sich ArbeiterKind.de bei seiner Gründung 2008 auch in Nordrhein-Westfalen auf die Fahnen geschrieben. Es geht besonders darum, den Anteil der Studierenden der ersten Generation an Hochschulen zu erhöhen und die Zahl an Studienabbrecher*innen zu senken.

Um eigene Erfahrungen zu teilen, besuchen Ehrenamtliche der Organisation

„Wer als Erste*r in der Familie studieren möchte, kann nicht auf Erfahrungen der Eltern zurückgreifen“, sagt Pressesprecher Pablo Ziller. Eltern ohne akademischen Background seien schnell überfragt oder skeptisch, ob ein Studium sinnvoll ist. Als größte derartige Organisation in Deutschland engagieren sich rund 6000 Ehrenamtliche in circa 80 deut schen Städten für ArbeiterKind.de. In der lokalen Gruppe in Freiburg sind aktuell neun Personen aktiv.

Bildung ist für alle

Schulen und zeigen, wie ein Studium auch ohne familiäre Tradition gelingen kann. „An den Schulen ist diese Form von Unterstützung kaum Thema“, sagt Ziller. „Das kann man ihnen aber auch nicht vorwerfen, selbst Unis sind oftmals nicht genügend sensibilisiert.“

Der berufliche Aufstieg ist für Kinder aus Familien ohne akademischen Hintergrund oft besonders schwer. Fachleute sprechen vom „Bildungstrichter“. Sind schon an Gymnasien Schüler*innen aus nicht-akademischen Schichten in der Minderheit, sinkt die Zahl im Studium und erst recht unter Promovierenden. Wer solche Statistiken kennt, traut sich wo möglich nicht, als Pionier*in der Familie die Hochschulbank zu drücken.

Fremde Welt: Studierende aus Familien ohne akademischen Background fühlen sich an der Universität schnell verloren.

Pascal Lienhard

Foto // freepik.com

ArbeiterKind.de ermutigt Personen, als Erste in der Familie zu studieren

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Statt Konzeptideen werden dort eigene Businesspläne geschrieben. „Dadurch lernt man natürlich viel und kann es selbst anwenden.“

Das geht, zeigt Leonard Darsow. Er hat in jungen Jahren sein eigenes Business entwickelt – und damit Erfolg. Der Freiburger hat sich der Filmmusik verschrieben.

Auch das Freiburger Projekt „StartUp17“ will Schüler*innnen in punkto Nachhaltigkeit „zum Machen bringen“. Im Oktober gibt’s dazu ein Festival.

Im Moment befindet sich Darsow in den letzten Zügen einer Softwareerweiterung. Diese soll dazu dienen, Audios automatisch, ohne eigenes Zuschneiden auf ein Video zu legen. Daneben steht die Entwicklung einer WebApp in den Startlöchern. Wie es für ihn persönlich weitergeht, weiß Leonard auch schon: „Mein Ziel ist ein Umzug nach Berlin und ein Studienplatz in der Hauptstadt.“

unterlegen können, startete er im Februar 2022 mit seinem Start-up „Musekit“ durch.

Schlafen auf Feldbetten fürs Business? Kein Problem für Leonard Darsow (re.).Foto

Ein Start-up gründen in Schulzeiten?

„Eine Zeit lang habe ich die Templates selbst kombiniert, doch das Ganze ist sehr aufwendig und kostspielig“, erklärt Leonard. Zufällig ist er dabei vor zwei Jahren auf den Wettbewerb von Startup Teens gestoßen.

Außerdem hatte ich die Motivation, mich nach der Schule an ein Projekt zu setzen, was mir wirklich Spaß macht“, erzählt er lächelnd.

Zunächst entwickelte er sogenannte Templates – Musikpakete mit einem musika lischen Grundthema. Ein Paket besteht bei MuseKit aus zehn Audiodateien mit gleicher Melodie und unterschiedlichen Stimmungen. Damit kann anschließend ein gesamtes Video vertont werden.

Mit seinem Abschluss hat sich für den Jungunternehmer einiges geändert. Als neues Mitglied von „Media Lab Bayern“ – einem Unternehmen, das junge Talente unterstützt – hat er kurz nach dem Abi seine eigenen Büroräume in Oppenheim bezogen.

17. Oktober 2022

// Leonard-Darsow

INFO Wann?StartUp17

Daraufhin beschloss er einfach, beide Hobbys zu verbinden, um seiner Langeweile Einhalt zu gebieten. Mit der Idee, einfach selbst Musik zu komponieren, damit auch Laien ihre Videos mit stimmungsvoller Musik

In der Regel besteht ein Film aus ein bis zwei Musikstücken. „Wenn wir uns zum Beispiel die Musik aus den Harry-Potter- oder Star-Wars-Filmen anschauen, erkennt man, dass die gesamte Filmmusik aus einem Musikmotiv besteht, das vielfältig und mit unterschiedlichen Stimmungen eingesetzt wird“, erklärt der Musiker. Die Schwierigkeit dabei: Die Hintergrundmusik ist schnell eintönig und verliert an Reiz.

Im Mai 2022 hat der 19-Jährige auch sein Abitur gemacht. „Ich habe immer versucht, effizient zu arbeiten und mit minimalem Aufwand so viel wie möglich zu erreichen.

Jennifer Patrias

Die gestellte Aufgabe war für den Jungunternehmer kein Problem, das Warten auf das Ergebnis hingegen schon. Aufgrund der Pandemie zog sich das Finale von 2020 bis 2022 hin. Anfang dieses Jahres dann die freudige Nachricht: Leonard hat den Wettbe werb in der Kategorie „Entertainment & Games“ gewonnen und mit den eingestri chenen 10.000 Euro erste Musik von professi onellen Musikern kreieren lassen.

Eigentlich wollte Leonard Darsow im März 2020 nach Kanada reisen. Aufgrund der damals bestehenden Coronabeschränkungen wurde der Trip jedoch einen Tag vor Abflug gestrichen. Er langweilte sich, auch seine Hobbys, Klavier- und Schlagzeugspielen sowie seine Filmleidenschaft, konnten ihn über Wochen nicht aus der Reserve locken.

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Wo? Lokhalle Freiburg

Was kostet es? Kostenlos Mehr Infos unter: www.social-innovation-lab.org

Was? Nachhaltigkeitsfestival. Schüler*innen können spannende Workshops ausprobieren, visionieren und sich von erfolgreichen Projekten der Macher*innen von heute inspirieren lassen.

Raus aus der Langeweile, rein ins Start-up

Der Freiburger Leonard Darsow startet mit Filmmusik für jedermann durch

„Ich war irgendwann richtig davon genervt, dass die Musik bei verschiedenen Videos überhaupt nicht auf die Stimmung angepasst wurde“, erzählt der 19-Jährige.

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Im Juli hat Lea ihren BFD beendet. Im Gedächtnis bleiben ihr sowohl ein bis zwei Rückschläge als auch einige aufbauende Erleb nisse. „Die persönliche Entwicklung zwischen mir und den Kindern wird mir auf jeden Fall immer in Erinnerung bleiben“, resümiert sie. „Am Anfang konnte ich keine fünf Minuten mit den Kindern alleine bleiben. Mit der Zeit hat sich jedoch eine Bindung aufgebaut und am Ende ging es dann doch ganz gut“, schmunzelt sie.

Mit dem Gedanken, einen Freiwilligendienst zu absolvieren, spielte Bastian Wittke schon länger. In den letzten Jahren grübelte er immer wieder über diesen Schritt nach, bis er sich im Sommer 2021 endgültig dafür entschieden hat.

Ein Verein – viele Möglichkeiten

Zwischen Bastians Bewerbung im Juli 2021 und seiner Einstel lung bei EOS – Erlebnispädagogik dauerte es gerade mal einen Monat: „Alles ging ziemlich fix und reibungslos.“

Im September geht es für Bastian Wittke auf seine erste Klassenfahrt als Betreuer im Bundesfreiwilligendienst (BFD).

Auch Lea Schwab hat ihren Freiwilligendienst über EOS absolviert. Da sich die 23-Jährige nach dem Abitur nicht damit anfreunden konnte, die Hochschule komplett online zu absolvieren, hat sie sich erst einmal gegen das Studium der Sozialen Arbeit und für 15 Monate Berufserfahrung entschieden. Im Juni 2021 hat sie ihre Stelle an der Michael-Schule in Freiburg, einer Waldorfschule mit Sonderpädagogik, angetreten.

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Über 400 Einsatzstellen, 30 Mitarbeiter am Standort Freiburg und rund 400 Freiwillige pro Jahr. Der gemeinnützige Verein EOS – Erlebnispädagogik vermittelt zwischen Allgäu und Nordseestrand Bundesfreiwilligendien (BFD) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Auch Bastian Wittke und Lea Schwab haben diesen Weg eingeschlagen. Eine Erfahrung, die beiden auf ihrem beruflichen Weg geholfen hat.

Schnell wurde sie im Team aufgenommen und hat von Anfang an in alle Bereiche hereingeschnuppert. „Ich habe in der Küche und beim Mittagessen geholfen und war für die Gartenpflege zuständig. Einen Großteil der Zeit habe ich aber in einer 3. Klasse verbracht“, erzählt die angehende Studentin. Zu ihrem Berufsalltag gehörten die Hausaufgabenbetreuung, die Gestaltung der Unterrichtsstunden und eigene Projekte mit den Kindern.

EOS ermöglicht neben FSJ und BFD auch weitere Bildungswege. „Inzwischen habe ich die Ausbildung zum Erlebnispädagogen absolviert. In einem mehrwöchigen Kurs habe ich eine Menge gelernt und hatte viel Spaß,“ sagt Bastian.

Fotos // jp

Für die Zukunft hat sich Lea einiges vorgenommen. „Das letzte Jahr hat sich positiv auf mein Berufsleben ausgewirkt. Es war gut, dass ich mir mehr Zeit genommen habe, um praktisch zu arbeiten“, berichtet die Freiburgerin. Im Oktober beginnt sie ihr Lehramtsstudium.

Um Anwärtern den Einstieg leicht zu machen, kann das Freiwilligenjahr bei EOS jederzeit begonnen werden. Aber auch EOS hat mit den Folgen von Corona zu kämpfen: „Die Anzahl der Freiwilligen ist weniger geworden. Die Freiwilligen möchten ins Ausland, aber im Inland haben wir mit Zuwachs zu kämpfen“, resümiert Bastian.

Seinen Freiwilligendienst hat er kurzerhand um ein halbes Jahr verlängert. „Ich weiß noch nicht genau, was ich den Rest meines Lebens machen möchte, aber ich kann mir gut vorstellen, ein Arbeitsverhältnis bei EOS einzugehen.“

Jennifer Patrias

Lea Schwab hat ihren BFD beendet und freut sich auf neue Aufgaben als Studentin.

Zwei Freiwillige berichten von ihrer Arbeit beim gemeinnützigen Verein EOS

Seitdem ist Bastian im Pädagogen-Team bei EOS in der Zentrale in Freiburg engagiert. Da er im Organisatorischen Geschick zeigte, wurde er schon bald für das Managen von Klassenfahrten und pädagogischen Projekten eingesetzt. Auch die Kundenbetreuung und das Erstellen von Angeboten für Schulklassen gehören zu Bastians täglichen Aufgaben. „Ich bin froh, dass ich einen Bürojob ergattert habe. Da für mich die Büroarbeit genauso wichtig und erfüllend ist, habe ich mich für den BFD und gegen ein FSJ entschieden“, erzählt der Freiwillige.

Anklicken und bestellen: Im Internet zu shoppen gehört für viele Verbraucher zum Alltag. Zwei Drittel der Deutschen sind für Einkäufe im Netz unterwegs, wie Zahlen des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeigen. Madeleine Bergmann kümmert sich darum, dass sie dort genau das finden, was sie suchen.

Die Ausbildung gibt es erst seit dem 1. August 2018. Laut Handels verband Deutschland (HDE) wurden im ersten Ausbildungsjahr knapp 1400 Ausbildungsverträge geschlossen. Angekurbelt durch die beschleu nigte Digitalisierung im Einzelhandel, ist das Interesse am neuen Ausbildungsberuf seither gewachsen: Laut Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) legte der Ausbildungsberuf den größten Sprung im Ranking der Ausbildungsberufe nach Neuvertragsabschluss 2021 hin. Dank der insgesamt 1887 Neuvertragsabschlüsse bis Ende September 2021 rutschte der Beruf auf Platz 54 von insgesamt 318 Rängen vor.

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E-Commerce-Kaufleute managen den Onlinehandel und entscheiden mit, wie ein Sortiment gestaltet ist

Finden und suchen: Wer im E-Commerce arbeitet, will es den Kund*innen möglichst einfach machen, wenn sie online shoppen.

Das liegt nicht zuletzt an der Vielseitigkeit der Tätigkeit. Kaufleute im E-Commerce entscheiden mit, wie ein Sortiment gestaltet ist und wie es verkaufsfördernd in Onlineshops, auf Online-Marktplätzen oder über soziale Medien präsentiert wird. Dabei haben die Kaufleute regelmäßig Kontakt mit Kunden. Per Chat, per E-Mail oder am Telefon kümmern sie sich um Anfragen.

Ebenso wichtig: gute Englisch-Kenntnisse. Die braucht man, um etwa englischsprachige Produktbeschreibungen zu verstehen oder mit Kunden aus dem Ausland zu kommunizieren. „Bewerber sollten zudem Interesse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen mitbringen“, führt Weinert aus.

Daneben überwachen sie Zahlungseingänge und bewerten Reklamationen. Immer wieder sind eigene Ideen gefragt: „Bei der Gestaltung der Babywelt-Seite von Saturn habe ich mich als Auszubilden de mit meinen Vorstellungen stark einbringen dürfen“, erzählt Bergmann. Die Ausbildungsvergütung hängt von der jeweiligen Branche und vom Bundesland ab, in dem die Ausbildung erfolgt. Im Einzelhandel etwa bekommen Azubis nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im ersten Jahr eine Bruttovergütung zwischen 785 und 960 Euro, im dritten Jahr zwischen 965 und 1180 Euro. freepik.com

Der Beruf wird schwerpunktmäßig im Einzel- und Großhandel ausgebildet, ist aber auch für Branchen wie die Tourismus-, Hotel- und Gastronomie-, Chemie- und Metallbranche sowie Banken, Versiche rungen oder Zeitungs- und Buchverlage interessant.

Rechtliche Regelungen, etwa zu Informationspflichten und Datenschutz, sind ebenfalls Thema der dreijährigen Ausbildung. Die angehenden Kaufleute lernen zudem, wie sie Käufergruppen definieren und das Nutzerverhalten auswerten. Der Beruf hat auch eine technische Komponente: So entwickeln die E-Commerce-Kaufleute zusammen mit IT-Experten nutzerfreundliche Oberflächen und optimieren sie.

Als angehende Kauffrau im E-Commerce bei Media-Markt-Saturn in Ingolstadt pflegt die 23-Jährige etwa Fotos und Texte von Produkten in den Onlineshop des Einzelhändlers ein. Sie analysiert Kennzahlen, um Kaufabbrüche und Retouren zu minimieren. Zudem entwickelt sie Marketingstrategien. „Der Onlinehandel boomt, daher hat der Job viel Zukunftspotenzial“, begründet Bergmann ihre Berufswahl.

„Besonders hoch geht es natürlich im Weihnachtsgeschäft her, wenn Kunden teils sehr kurzfristig bestellen und ihre Ware rechtzeitig zum Fest bekommen sollen“, erzählt Bergmann. Selbst wenn es mal stressig wird: „Es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn alles nach Plan läuft und alle zufrieden sind.“ Von Bewerbern um einen Ausbildungsplatz wird allgemein kein bestimmter Schulabschluss erwartet. „Dazu hat jedes Unternehmen seine eigenen Leitlinien“, erklärt Katharina Weinert vom HDE. Generell von Vorteil sind gute Noten in Mathematik und Deutsch. Damit fällt es Auszubildenden leichter, die kaufmännischen Grundlagen des Berufs zu erlernen.

Es hat klick gemacht

Sabine Meuter (dpa)/BZ Foto //

Ausbildungen für Kreative

Kreative Berufe

Akadamie für Kommunikation bietet etwas andere Karrierewege

Die Akademie für Kommunikation bietet Schülerinnen und Schülern drei attraktive Wege zum „Traumberuf Designer“. Vorausset zungen dafür sind der Erwerb der Mittleren Reife oder des Abiturs.

Bei einem Informationstag am Samstag, 3. Dezember, vermittelt die Akademie für Kommunikation Wissenswertes: Interessierte und ihre Eltern bekommen Einblicke und Infos zum Angebot der Akademie. Es geht um die dort zu erlernenden Berufe, um persönliche Voraussetzungen und Chancen und weitere Details der Ausbildungen. Schlaumachen über das Angebot können sich Neugierige auch schon im Oktober am Infostand der regio nalen Job-Start-Börsen.

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INFO Das Schulsekretariat ist unter Telefon 0761/1564803-0 von Montag bis Freitag (9 bis 12 Uhr) zu erreichen. Oder per Mail an freiburg@akademie-bw.de

Der dreijährige Bildungsgang Gra fik-Design vermittelt Schülerinnen und Schülern alles, was für die kreativ-gestalte

Verrückte Ideen haben als Beruf

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Medientechnik“ spricht Jugendliche an, die sich für Fotografie und Film begeistern und davon träumen, schöpferisch in der Medien branche zu arbeiten. Im Mittelpunkt stehen hier das professionelle Fotografieren und die faszinierenden Möglichkeiten digitaler Bildbear beitung, die nahezu jede vorstellbare Situation auf dem Bild real werden lassen. Gleichzeitig können die Schüler*innen mit dieser Berufs ausbildung die Fachhochschulreife erwerben. Sie berechtigt zu einem Studium an Fachhoch schulen und Technischen Hochschulen in Baden-Württemberg. f79

Designer*in werden. Das ist für viele junge Menschen ein Traumjob. Oft fehlt aber eine konkrete Vorstellung, wie der Berufsalltag eines Grafik-, Medien-, oder Produkt-Designers eigentlich aussieht. Infos aus erster Hand gibt es bei Akade mie für Kommunikation in Freiburg.

Die Alternative im Bereich der zweijäh rigen Ausbildungen soll Schülerinnen und Schüler mit ganz anderen Talenten anspre chen: Das „Berufskolleg für Foto- und

rische Arbeit in Werbeagentur, Verlag oder Marketing-Abteilung eines Unternehmens wichtig ist: Grafik-Design, Freies Zeichnen, Schriftgrafik, Typografie, Fotodesign, Medien technik und Werbelehre stehen auf dem Stundenplan. Im fachlichen Bereich endet die Ausbildung mit einer Abschlussprüfung zum/ zur „Staatlich geprüfter Grafik-Designer/in“. Das erfolgreiche Bestehen der Zusatzprüfung berechtigt bundesweit zu einem Studium an jeder Fachhochschule.

Wer seine Stärken in der dreidimensio nalen kreativen Formgestaltung und einer etwas handwerklicher orientierten Designausbildung sieht, für den könnte das zweijährige Berufskol leg für Produktdesign das Richtige sein. Neben der Anwendung klassischer Grafiksoftware und Umsetzung der Entwürfe in einem 3D-Pro gramm erlernen die Schüler*innen das Skizzieren ihrer Ideen und Techniken zur Erstellung von Modellen ihrer Designentwürfe. Dazu steht ihnen eine komplett eingerichtete Werkstatt inklusive 3D-Drucker zur Verfügung.

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Start in eine erfolgreiche Zukunft

Logistikdienstleister

Als Global Player, der sich ständig weiterentwickelt – unter anderem in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz –, macht Dachser seine Mitarbeitenden fit für die Herausforderungen internationaler Märkte. Somit bietet das Unternehmen seinen Nachwuchskräften vielfältige berufliche Perspektiven mit einer hohen Arbeitsplatzsicherheit. f79

Die zukünftigen Auszubildenden freuen sich auf ihre Ausbildung bei Dachser.

„In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels ist es keine Selbstverständlichkeit, so viele junge Menschen für eine berufliche Zukunft in der Logistik und bei Dachser gewonnen zu haben“, sagt Michael Gaudlitz, Niederlassungsleiter bei Dachser in Freiburg. „Umso mehr freuen wir uns, im Vergleich zu den vorherigen Jahren 2022 eine besonders große Anzahl an Logistik-Nachwuchs bei uns begrüßen zu dürfen. Unser Ziel ist es, die angehenden Logistikerinnen und Logistiker zu professionellen Fachkräften auszubilden und sie nach einem erfolg reichen Ausbildungsabschluss in ein unbefristetes Beschäftigungsver hältnis bei Dachser zu übernehmen.“

13 Auszubildende im gewerblichen und kaufmännischen Bereich sowie ein dual Studierender und ein Trainee starteten im September beim Logistikdienstleister Dachser in Freiburg in ihre berufliche Zukunft. Damit ist die Anzahl der Nachwuchskräfte im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen.

Dachser in Freiburg bildet aus

Sechs Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung, vier Fachlageristen und drei Berufskraftfahrer haben am 1. September ihre Ausbildung im Logistikzentrum Freiburg des weltweit tätigen Logistik dienstleisters Dachser begonnen. Ein duales Studium der Betriebswirt schaftslehre mit der Fachrichtung Spedition, Transport und Logistik hat ein junger Mensch aufgenommen. Zusätzlich wurde ein Traineepro gramm eingeführt.

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gemeinsam mit den Auszubildenden ihre individuellen Stärken und Potenziale heraus und fördern neben fachlichen Qualifikationen auch ihre soziale Kompetenz. Auch nach der Ausbildung stehen ihnen viele Wege offen, sich weiterzubilden und in der Zukunft beispielsweise eine Führungsposition einzunehmen“, sagt Sylvie Guth-Dessommes, Manager Human Resources. Bei Dachser in Freiburg sind 182 Mitarbeitende beschäftigt. Über alle Jahrgänge hinweg absolvieren 29 davon eine Ausbildung oder ein duales Studium.

DACHSER

Eine qualitativ hochwertige Ausbildung mit breiter Wissensver mittlung, Persönlichkeitsbildung und individueller Betreuung hat einen hohen Stellenwert im Familienunternehmen Dachser. „Wir finden

Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Kempten bietet Transportlogistik, Warehousing und kundenindividuelle Services innerhalb von zwei Business Fields: Dachser Air & Sea Logistics und Dachser Road Logistics. Übergreifende Kontraktlogistik-Services sowie branchenspezifische Lösungen ergänzen das Angebot. Ein flächende ckendes europäisches sowie interkontinentales Transportnetzwerk und komplett integrierte Informationssysteme sorgen weltweit für intelligente Logistiklösungen. Mit rund 31.800 Mitarbeitern ist Dachser mit eigenen Landesgesellschaften in 42 Ländern vertreten. Mehr Infos auf www.dachser.de

Foto // Milot Hotnjani

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Bei der Freiburger Verkehrs AG (VAG) hingegen lernen Auszubildende zwar nicht das Lenken einer U-Bahn, können sich aber binnen drei Jahren zum Berufskraftfahrer oder zur Berufskraftfahrerin in der Fachrichtung Personenverkehr oder zur Fachkraft im Fahrbetrieb ausbilden lassen. „Bewerberinnen

und Bewerber sollten Interesse an Technik und großen Fahrzeugen sowie Fähigkeiten wie Kundenorientierung, Verantwortungsbewusst sein, Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Ausdauer, Belastbarkeit und Flexibilität mitbringen“, zählt VAG-Sprecher Andreas Hildebrand auf. Und: „Besonders wichtig ist auch der Besitz der Fahrerlaubnis B und Spaß am Fahren.“ Obligatorisch ist ein Mindestalter von 18 Jahren sowie eine abgeschlossene Berufs ausbildung oder ein guter Haupt- oder Realschulabschluss. „Wenn einem Bewerber die Schulfächer Mathe und Deutsch sowie –falls vorhanden – Technik gut liegen, ist dies ein Vorteil“, ergänzt Hildebrand.

Breiter aufgestellt ist die VAG Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb. Auszubildende erwerben nicht nur den Bus- und Straßen bahnführerschein. Sondern: „Die Azubis durchlaufen viele verschiedene Abteilungen wie Fahr- und Dienstplanung, Werkstätten, Einkauf, Lager, Personal, Marketing und Vertrieb“, konkretisiert Hildebrand. Und nach der Ausbildung? „Die Übernahmechancen sind bei der VAG in der zukunftsorientierten Branche des ÖPNV sehr gut“, sagt Hildebrand abschließend.

Fachkräfte für Fahrbetrieb lernen in ihrer Ausbildung, Busse, U- und Straßenbahnen sicher zu steuern

AUSBILDUNG ZUM STRASSENBAHNFAHRER

Bei den beiden von der VAG angebote nen Ausbildungsrichtungen für den Fahrbe trieb sind die Inhalte in der Fahrschule zum Führerscheinerwerb sowohl für Bus als auch Straßenbahn identisch. Bei der Berufskraftfah rerausbildung liegt der Fokus jedoch verstärkt

auf dem Thema Bus, und in verschiedenen Abteilungseinsätzen lernen Auszubildende alles rund um die Fahrzeugtechnik, Wartung, Pflege und Einsatzbereitschaft von Fahrzeu gen sowie das Verhalten bei Störungen und Unfällen. Allerdings ist in die praktische VAG-Ausbildung auch der Erwerb des Straßenbahnführerscheins integriert.

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Fahrgäste sicher und möglichst pünktlich von A nach B fahren: Das ist der Job von Niko Bandura. Der 21-Jährige hat vor kurzem seine Ausbildung als U-BahnFahrer bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) abgeschlossen. Doch auch in Südbaden ist die Ausbildung zur Fahrkraft im Fahrbetrieb möglich.

Sabine Meuter (dpa)/anfe (BZ)

Volle Kraft voraus: Fahrer Niko Badura konzentriert sich ganz auf die Strecke.

Nächste Station Zukunft

Der andere Weg ist der, den Niko Bandura eingeschlagen hat: Er ist ein Querein steiger. Die MVG bildet ihn in einem 14-wö chigen Lehrgang zum U-Bahn-Fahrer aus – in einer unternehmenseigenen Fahrschule. Bei der MVG dauert die Grundausbildung von Quereinsteigern elf Wochen. Einen Teil davon absolvieren die Fahrschüler an einem Fahrsi mulator. Die Grundausbildung endet mit einer Prüfung, die aus je einem theoretischen, praktischen und mündlichen Part besteht. Danach folgt ein dreiwöchiges Praktikum und anschließend die Abschlussprüfung.

Dass er das Tageslicht nicht sieht, wenn er in der Fahrerkabine die Bahn steuert, macht ihm nichts aus. Im Gegenteil: „Ich konzentriere mich auf die Strecke und überlege mir Ansagen, am liebsten mit Pepp“, sagt Bandura. U-Bahn- oder Straßenbahnfahrer kann man auf zwei Wegen werden. Der eine führt über eine dreijährige Berufsausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb, „die in der Perspek tive nicht nur den Fahrdienst bei der U-Bahn, sondern auch bei Bus und Straßenbahn abdeckt“, erklärt Eike Arnold vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Jährlich absolvieren ihm zufolge 1100 Frauen und Männer die Ausbildung.

Foto // Tobias Hase (dpa)

werden, sagt Czerkus. „Das kann ich nur, wenn ich aufmerksam mit allen Sinnen bei den Tieren bin.“ Angehende Schäfer wie Dommers hausen lernen in ihrer Ausbildung außerdem, worauf es bei der Beweidung verschiedener Flächen ankommt. Welche Pflanzen sind für die Schafe giftig? Wie hirtet man Flächen so aus, dass man Natur schutzzielen gerecht wird?

Tobias Dommershausen ist in einen Schäferbetrieb hineingebo ren. Der 24-Jährige ist im dritten Lehrjahr und kurz vor Abschluss seiner Ausbildung zum Tierwirt, Fachrichtung Schäferei. „Für mich ist das der Familienberuf, ich möchte die Tradition weitertragen.“ Er hat sich für einen Beruf entschieden, in dem er auf lange Urlaube verzichten muss. „Schäfer ist man 365 Tage im Jahr.“

Dommershausen betreut im Betrieb seines Vaters mit fünf weiteren Mitarbeitern drei Herden. Für den 24-Jährigen beginnt der Arbeitstag meist um 7 Uhr morgens. Dann fahre er 100 Kilometer zur Herde. Dort ist es sein Job, die Zäune und die Tiere zu kontrollieren. Dann lässt er die Hunde raus und hütet die Herde für fünf bis sechs Stunden. „Da ist nicht jeder Tag gleich.“ Mal sei eines der Schafe krank, mal lammt ein Tier.

Schäfer sind mit allen Sinnen bei ihren Tieren – ganze 365 Tage im Jahr

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Einen Ticken Romantik

Amelie Breitenhuber (dpa)/BZ

Foto // Henning Kaiser (dpa)

Es verwundert nicht, dass viele Schäfereibetriebe Nachwuchssor gen haben. „Wir haben zwar viele Menschen, die sich für den Beruf interessieren“, sagt Günther Czerkus vom Bundesverband Berufsschäfer. „Es gibt aber zwei Knackpunkte, die Interessenten wieder abschrecken.“ Das seien zum einen die Erwerbsaussichten. „Wenn jemand mit dem Berufswunsch Schäfer auf mich zukommt, dann frage ich zuerst: Traust du dir zu, von 1100 bis 1200 Euro im Monat eine Familie zu ernähren?“

Wenn man als Schäfer auf der Weide steht, habe man keine Minute Freizeit, man müsse erspüren, was die Tiere gleich vorhaben

Der zweite Punkt, an dem viele sich vom Schäferberuf verabschieden, sei „die unglaublich überbordende Bürokratie“, so Czerkus. Schäfer sind Bindeglied zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Das heißt, sie müssen Naturschutz- und auch Agrarförderungsauflagen bedienen. Dem Verbandsvorsitzenden zufolge ist mit Beginn der nächsten Förderperiode „ein Sprung bei der Entbürokratisierung“ zu erwarten. Die Digitalisierung spiele dabei eine Rolle. Anstatt einem händisch geführten Weidetage buch etwa könnte die Arbeit künftig relativ einfach mittels Vorher-Nach her-Fotos mit Geo-Koordinaten, Datum und Uhrzeit dokumentiert werden. Auch in Sachen Arbeitsorganisation soll es Verbesserungen geben. Eine Möglichkeit sei, die Pflege von Sonderflächen und Natur schutzgebieten zu kombinieren, so Czerkus. Im Solarpark beispielsweise müsse man nicht rund um die Uhr anwesend sein, um die Schafe zu hüten. „Dann kann man auch am Wochenende mal etwas machen. Mein Leben besteht dann nicht nur aus Arbeit.“

Werden Berufe übermäßig verklärt, hat das meist nicht mehr viel mit der Arbeitsrealität zu tun. Den Schäferberuf aber würde es ohne etwas Romantik vielleicht gar nicht mehr geben. Denn mit hohem Einkommen, Prestige oder viel Freizeit können ange hende Schäferinnen und Schäfer nicht rechnen. Was aber bringt sie dazu, das Hüten dennoch zum Job zu machen?

Die Arbeitsbedingungen sieht Dommershausen pragmatisch. Er ist gerne in der Natur. „Ich kann einfach nicht den ganzen Tag an einem Computer sitzen.“ Wer sich für den Beruf interessiert, müsse viel Motivation und einen starken Willen mitbringen. „Wir sind im Winter bei minus 10 und im Sommer bei plus 35 Grad draußen.“ Schäfer sein, das geht also nur, wenn man Freude daran hat, eine Herde zusammenzuhalten. „Wir sind Personalmanager, Diagnoseassis tenten für den Tierarzt, Nahrungsmittelerzeuger und agrarökologische Dienstleister“, sagt Czerkus. „Wenn man einmal gelernt hat, wie man sich beim Hüten einer Schafherde erden kann, dann kann man es nicht mehr lassen.“

Tobias Dommershausen führt die Familientradition fort.

Für die Angestellten der Versicherungsbranche gibt es Tarifverträge. Abhängig von der Art der Tätigkeit, der jeweiligen Berufserfahrung, den Fähigkeiten und Entscheidungsbefugnissen kann die monatliche Bruttovergütung entspre chend variieren zwischen rund 2800 Euro und circa 5400 Euro.

Helfer in Ausnahmesituationen

Ausbildung

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„Ich habe Versicherungskauffrau gelernt und nach meinem Abschluss nebenberuflich BWL studiert. Das Studium ist für den Job nicht notwendig. Es werden auch Quereinsteiger eingesetzt. In der Regel aber haben die Schadenregulierer eine Versicherungsausbildung.kaufmännische

Empathie und ein Gespür für Menschen sind wichtig. Man sollte sich mit Versicherungs verträgen auskennen, Bedingungen lesen und anwenden können sowie einen Sinn für rechtliche Sachverhalte haben. Auch eine gewisse Offenheit für neue technische Entwicklungen und permanente Verände rungen ist von Vorteil. Wer flexibel und gleichzeitig strukturiert arbeiten kann, bringt gute Voraussetzungen für diesen Beruf mit. Auch ein Führerschein ist wichtig.

Beispiel durch einen Wasserschaden unbe wohnbar geworden ist. Oder wenn durch ein Feuer alles vernichtet wurde, etwa liebgewor dene Erinnerungen.

INFO GEHALTSAUSSICHTEN

Foto // Alkexander Prautzsch (dpa)

Ich kümmere mich als Schadenreguliere rin bei der Axa-Versicherung um ein Gebiet in Thüringen und West-Sachsen. Ich bearbeite Schadensfälle, bei denen der Sachverhalt nicht eindeutig ist, entscheide über Leistungs ansprüche, berechne Versicherungsleistungen und weise Zahlungen an.

Zu den weniger schönen Seiten des Berufes gehört, Menschen sagen zu müssen, wenn etwas durch die Versicherung nicht abgedeckt ist. Da geht es manchmal um Details, etwa eine nicht mitversicherte Garage. Wir haben in den meisten Fällen mit ehrlichen Kunden zu tun. Aber es kommt auch Versiche rungsbetrug vor, und das ist kein Kavaliersdelikt. Ich achte darauf, ob eine Schilderung schlüssig ist. Aber ich bin keine Detektivin, ich kläre einen Sachverhalt.“

Schadenreguliererin Katja Burglin klärt Sachlagen vor Ort im Kontakt mit den Kunden.

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Die Bilder der Schäden, die nach der Flut im Ahrtal 2021 entstanden sind, haben viele noch vor Augen. Wann immer es darum geht, Leistungsansprüche von Versicherten zu prüfen, sind Schadenregulierer im Einsatz.

Mir gefällt, dass ich mir den Tag so organisieren kann, wie ich will. An Bürotagen erledige ich viele organisatorische Dinge und verfasse Mails. Ich genieße es aber auch, wenn ich im Auto zu den Kunden unterwegs bin.

Was im ersten Moment abstrakt klingt, bekommt durch Katja Burglin ein Gesicht. Im Job-Protokoll erzählt die 39-Jährige, warum sie sich als Schadenreguliererin nicht nur mit Richtlinien und Gesetzen auskennt, sondern auch Erklärerin, Zuhörerin und Trösterin ist.

Wir können Menschen in Ausnahmesituationen helfen. Die sind nicht immer so extrem wie beim Hochwasser im Ahrtal. Aber wir haben häufig mit Menschen in emotionalen Situationen zu tun. Hier signalisieren zu können, dass der finanzielle Schaden abgesichert ist, ist natürlich ein gutes Gefühl. Was mir gefällt ist, dass durch mich ein abstraktes, unsichtbares Produkt ein Gesicht bekommt. Und schön ist, wenn man am Ende ein Danke hört. Als Schadenreguliererin bin ich vieles: Erklärerin, Zuhörerin, auch Seelsorgerin und Trösterin.

Für die Tätigkeit einer Schadenreguliererin braucht es Akribie, Empathie und Fingerspitzengefühl

Ich habe mit Emotionen zu tun, das kann belasten. Ich spüre Mitleid mit verzweifelten Menschen, die weinen, wenn ihr Haus zum

Katja Wallrafen (dpa)/BZ

Viele Sachlagen kläre ich vor Ort im Kontakt mit den Kunden. Zur Schadensaufnahme nutze ich ein Tablet. Für meine Arbeit am Computer muss ich mit fachspezifischer Software umgehen können. Außerdem müssen wir viele Gesetze, Richtlinien sowie Handbücher und interne Arbeitsanweisungen kennen und beachten. Ich mag es, dass ich morgens nicht immer weiß, was mich erwartet. Jeder Schadenfall entwickelt sich anders. Oft fahre ich zu den Kunden, schaue mich vor Ort um. Ich führe Gespräche, bekomme Einblick in diverse Lebenssituationen. Es gibt natürlich ähnliche Abläufe und wiederkehrende Arbeitsblöcke.

Telefonieren tabu

Lang ist nicht der Einzige, der Telefonie ren eher zu den unangenehmen Tätigkeiten im Leben zählt. Manche entwickeln sogar regelrechte Panikattacken, wenn ein Anruf bevorsteht. Und gerade jungen Menschen fehlt offenbar schlicht und ergreifend die Übung.

14 Minuten Browser, 10 Minuten Ins tagram, 3 Minuten Whatsapp. Telefon: eine Sekunde. Das, was Tobias Langs Smartphone an einem Montag bis zur Mittagszeit an Nutzungszeiten aufgezeichnet hat, ist nicht repräsentativ. Denn der 29-Jährige ist Journalist, telefonieren gehört also zu seinem Beruf – eigentlich. Trotzdem nimmt er immer noch ungern den Hörer in die Hand. Vor allem, wenn jemand anruft.

„Junge Leute haben tatsächlich mehr Probleme als früher“, meint Uschi Schöllhammer. Sie ist Telefontrainerin, über ihr Institut in Bamberg gibt sie Kurse für Mitarbeiter in Telefonzentralen, im Kundenservice oder für Azubis. Die Diplom-Psy chologin erklärt die Telefonscheu so: „Die Situation ist für viele schwierig, weil sie absolute mentale Präsenz erfordert.“

Im Prinzip geht es darum, dass direkte Kommunikation Betroffene viel Überwindung kostet. Viele Menschen schrieben lieber eine E-Mail oder ließen Bekannte den Anruf übernehmen. Das verschlimmert die Situation auf Dauer aber nur. „Die Hürde verkleinert sich nur, wenn man übt“, sagt Christine RummelKluge. Kliniken bieten dafür etwa Trainings für soziale Kompetenz an. In Rollenspielen können Situationen simuliert werden. Freunde oder Kollegen sollten lieber Hilfe anbieten, als dem anderen alles abzunehmen, rät die Ärztin.

Julia Ruhnau (dpa)/BZ

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Chatten, fotografieren, Mails checken: Warum Jüngere immer seltener zum Hörer greifen – selbst wenn es im Job wichtig ist

Das kann durch Ermutigen passieren, indem man schwierige Gespräche übt, in die Rolle des wütenden Kunden schlüpft und im Anschluss konstruktives Feedback gibt. Vielen ist aber schon geholfen, wenn man sie einfach ernst nimmt. „Was Chefs manchmal falsch machen: Sie melden Mitarbeiter zu Telefontrai nings an, ohne sie vorher zu informieren“, so Psychologin Schöllhammer. Damit erreiche man eine Krankmeldung am betreffenden Tag.

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Denn um mit Freunden Kontakt zu halten, nutzen mehr als drei Viertel der Jugendlichen Messenger oder SMS, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom aus dem Jahr 2017 zeigt. Auf dem zweiten Platz folgt das persön liche Gespräch, Telefonate waren nur bei gut einem Drittel der Befragten das Mittel der Wahl.

Christine Rummel-Kluge hat immer wieder mit Menschen zu tun, für die Telefonate ein echtes Problem sind. „Kalter Schweiß, Herzklopfen, trockener Mund – Symptome wie bei einer Panikattacke“, so die Ärztin, die an der Uniklinik in Leipzig eine Spezialambulanz für Angststörungen leitet, die Probleme ihrer Patienten. Solche Fälle seien keine Seltenheit, meist träten sie im Rahmen von Sozialphobien auf, sagt Rummel-Kluge. Es tauchten zwar immer wieder auch Begriffe wie Telefon- oder Telefonier-Phobie auf, das sei aber keine eigene Erkrankung.

Wenn die Aufregung vor einem Anruf steigt, kann man sich mit Papier und Stift vorbereiten, so Schöllhammer. Wichtige Botschaften sollte man sich vorher aufschrei ben, ebenso den Namen des Gesprächspart ners oder das eigene Anliegen. In schwierigen Situationen sind vorformulierte Antworten ein Rettungsanker, etwa: „Ich mache mich kundig und rufe zurück.“ Wichtig: Dabei dürfen ruhig auch Fehler passieren, nicht jedes Telefonat muss perfekt laufen, beruhigt Schöllhammer.

Selbst Bekannte müssen manchmal immer noch mehrmals durchklingeln, bis er sich durchringt, abzuheben. Und sogar im Job lässt er Anrufer teils links liegen und wartet lieber auf eine Mail. „Es reißt mich aus dem heraus, was ich gerade mache, ich muss mich auf einen Menschen einlassen“, erklärt Tobias Lang seinen Unwillen. „Da habe ich manchmal einfach keine Lust dazu.“

Bei schriftlichem Austausch sei das anders. E-Mails, Text- oder Chat-Nachrichten kann man noch einmal lesen, sich mit der Antwort Zeit lassen. Am Telefon muss man sofort reagieren. Dazu kommt, dass Anrufer den Menschen am anderen Ende der Leitung nicht sehen. Wenn der Gesprächspartner nicht antwortet, sieht man nicht, ob er genervt, unaufmerksam, abgelenkt ist – oder einfach nicht verstanden hat. Die gute Nachricht: Telefonieren lässt sich trainieren. Sogar dann, wenn hinter der Angst vor Anrufen tiefere Gründe stecken.

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