business im Breisgau

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Wirtschaft

November 2022 Ausgabe Nr. 34

Im Fokus: Neue Bauprojekte

Sorgenvoll in die Zukunft

Nicht nur die Energiepreise bringen Südbadens Betriebe in Bedrängnis Karrieren

Messen

Innovationen

Der letzte Arbeitstag von Bankboss Thimm

Wie sich Freiburg fit für die Zukunft machen will

Freiburger Start-ups mischen Märkte auf



Editorial

Konflikt oder Kommerz Südbadische Unternehmenslenker und Verbandsbosse über düstere Aussichten

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Mitte und nahm eine Delegation von Wirtschaftsvertretern mit. Am Ende lässt sich der daran entzündete Streit auf eine Formel bringen: Wer Wohlstand priorisiert, muss mit Partnern leben, die Menschenrechte mit Füßen treten: Konflikt oder Kommerz.

Xi Jinping und seine „Xi-Iten“, wie mein Kollege Christoph Giesen in einem Spiegel-Leitartikel gewitzt schrieb, sind der wichtigste Handelspartner für die Bundesrepublik. Ein Konfrontationskurs, den gerade jetzt mitten im brutalen Ukraine-Krieg des russischen Herrschers Putin viele fordern, würde auch manch südbadisches Unternehmen treffen. Doch die sind durch die Corona-Pandemie, gerissene Lieferketten, den Krieg und die – auch durch die EZB mitverschuldete – Rekordinflation ohnehin schon massiv geschwächt. Auch über die Rolle der EZB haben wir mit Marcel Thimm gesprochen. Nach 47 Jahren bei der Sparkasse wurde der 63-Jährige neulich als Vorstandsvorsitzender gebührend verabschiedet. „Eine Ära geht zu Ende“, sagte Oberbürgermeister Martin Horn. Das kann man so sagen.

Im Gespräch waren wir auch mit Daniel Strowitzki. Dem Freiburger Messechef weht der Wind in diesen Tagen stärker als sonst ins Gesicht. Das Aus für die Interbrush hat Spuren hinterlassen. Doch das Nordlicht gibt sich zuversichtlich, dass die Messegesellschaft auch in schwierigen Zeiten für die Branche erfolgreich sein wird. Unsere Titelgeschichte fasst die wirtschaftliche Lage in Südbaden zusammen. Wir haben mit den Verbandsbossen gesprochen, mit Rathäusern, aber auch mit Metzger Jürgen Plum. HWK-Präsident Johannes Ullrich drückte sich dabei unmissverständlich aus: „Es brennt bei uns.“ Wir wünschen anregende Lektüre. Bleiben Sie zuversichtlich. Foto: © Neithard Schleier

er Kanzler gibt sich stoisch. Dass sich ein chinesischer Staatskonzern am Tollerort-Terminal im Hamburger Hafen beteiligen darf, brachte nicht nur die deutsche Politik in Rage. Kurz darauf reiste Olaf Scholz dann noch lächelnd ins Reich der

Herzlichst Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur

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Inhalt Titel

Düstere Aussichten: HWK, IHK und wvib vertreten Tausende südbadische Unternehmen. Die haben aber in diesen Tagen nur eine Botschaft: Die Energiekosten drücken sie mit dem Rücken an die Wand 6 -8

Karrieren

Nach 47 Jahren bei der Sparkasse geht Marcel Thimm als Vorstandschef in den Ruhestand. Ein letztes Gespräch über Geldpolitik und besondere Momente 10-11

Stadtentwicklung

Warum das kommende Frühjahr das entscheidende für den neuen Stadtteil Dietenbach werden wird 16

Mit der Interbrush hat Freiburg seine letzte Weltleitmesse verloren. Messechef Daniel Strowitzki kontert mit einem Rekordergebnis und einem 12-13 neuen Profil für die Zukunft

Die Sick AG reißt ihr erstes Gebäude ab und baut für 29 Millionen Euro ein neues 14 Boom-Quartier: Neue Projekte auf dem Güterbahnhof in Freiburg

10 Jahre: Die wunderbare Geschichte vom kleinen großen Forum in Merzhausen 18

Start-ups

Klaep entwickelt Instragram für Musiker 20 Das Sticky Stone Studio will die Breisgaumetropole als Gaming-Standort etablieren 21

Immobilien

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Finanzwelt

Jedes Jahr 400.000 Euro: Das soziale Engagement der Volksbank Freiburg

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Expansion: HBM übernimmt Partax

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IMPRESSUM business im Breisgau Themenheft 11.2022 Das business im Breisgau-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Straße 13 79106 Freiburg fon: 0761-76 99 83-0 fax: 0761-76 99 83-99 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Millionen-Investition: Zu Besuch in der Holzhaus Fabrik in Breisach

Daniel Zeiler ist neuer Vorstandsvorsitzender der Freiburger Sparkasse / Vita Classica feiert Neubau / Rothaus soll Vorbild beim Klimaschutz sein / Neuer Kommunikationschef bei der Badenova / BlackF im Tower fertig / Kestenholz kauft Auto Weber / Gold für HKW-Präsident Johannes Ullrich / Arbeitslosenquote sinkt / Neuer Konjunkturbericht des wvib / Gesundheitsresort Freiburg gewinnt gewichtige Auszeichnung 26-28

Fakten bitte

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen

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Ein Unternehmen der

Redaktion: Philip Thomas, Till Neumann, Pascal Lienhard

Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.

Titelcollage: Miriam Hinze; © freepik.com Fotos: iStock.com, freepik.com Grafik: Miriam Hinze Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Marion Jäger-Butt, Nathalie Braun Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

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Chefredaktion: Lars Bargmann

Autoren: Christian Engel

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Menschen und Meldungen

Locations Messewesen

Unternehmen in der Region



Titel

Düstere Wolken

Ungewisse Perspektiven für viele Betriebe und Verbände

Illustrationen: © iStock.com/Rudzhan Nagiev, freepik.com, Collage: Miriam Hinze

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olle Auftragsbücher, aber miserable Aussichten. So fasst die Handwerkskammer (HWK) Freiburg die Lage ihrer Betriebe zusammen. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein, die Dehoga, der Wirtschaftsverband wvib und das Freiburger Rathaus blicken zum Teil sorgenvoll in die Zukunft. IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon hält es gleichwohl für wahrscheinlich, dass man mit einem blauen Auge durch die Turbulenzen komme.

Ukraine-Krieg, Lieferketten-Probleme, Corona-Krise. Die Negativfaktoren sind zahlreich für die Handwerker in Freiburg. Das berichtet Johannes Ullrich im Oktober. Der HWK-Präsident sagt: „Es brennt bei uns.“ Dabei gibt es eigentlich genügend zu tun: „Die Auftragsbücher sind voll.“

Dennoch müssten immer öfter Baustellen eingestellt werden. Schon erteilte Aufträge würden wegen steigender Kosten zurückgezogen. Gestörte Abläufe hätten einen Dominoeffekt. Kurzarbeit sei teilweise angesagt. Der Himmel verdüstere sich. Besonders betroffen seien derzeit unter anderem Brauer, Melzer oder auch Metzger, meldet die Handwerkskammer. Sie leiden unter steigenden Energiekosten und enormen Preissteigerungen. Der lange beklagte Fachkräftemangel ist da sogar in den Hintergrund gerückt. Sofortige Hilfe wird eingefordert. Nicht erst in einem halben Jahr. „Lebensmittel sind systemrelevant“, betonen Ullrich und Handirk von Ungern-Sternberg von der Geschäftsleitung der HWK. Ob eine Insolvenzwelle drohe? „Dazu ist keine seriöse Prognose möglich“, sagt Ungern-Sternberg. Bisher habe keiner der Betriebe Insolvenz angemeldet.

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Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch bei der Feinkost-Metzgerei Pum. Mit dem Geschäft an der Lehener Straße, einem Foodtruck und einem Catering-Service ist der Betrieb breit aufgestellt. Für Geschäftsführer Jürgen Pum ist das ein Vorteil. „Nur die Metzgerei wäre schwierig“, sagt der 61-Jährige. Die Kaufzurückhaltung der Kunden sei deutlich – gerade bei hochpreisigen Waren. „Unsere Öfen laufen Tag und Nacht“, sagt Pum. Der Energieverbrauch ist groß. Sein Vertrag sichere ihm bis Ende 2023 gleichbleibende Konditionen zu. Pum ist sicher: Bei einem neuen Vertrag würden die Kosten um etwa das Vierfache steigen. Aktuell zahlt er 1700 Euro im Monat. Würde es jetzt in dem Rahmen teurer, würde er hinschmeißen. Die Glasfront seines Geschäfts hat er bereits erneuern lassen, um Heizkosten zu sparen. „Wir sind doppelt und dreifach betroffen“, berichtet Pum. Corona, massive Preiserhöhungen und die Energiefrage kommen zu-


Titel

sammen. „Das habe ich in 38 Jahren noch nicht erlebt“, betont der Freiburger. Früher seien die Preise im Einkauf mal um zwei oder zehn Cent gestiegen. Jetzt koste die Weihnachtsgans gleich zwei Euro mehr. Eine Steigerung um 20 Prozent. Gerade das Weihnachtsgeschäft könnte bitter werden: Mehrere hundert Vorbestellungen hatte Pum in den vergangenen Jahren für Weihnachtsgänse. Jetzt greife der Kunde eher zu zwei Hähnchen. Auch das Gastgewerbe ist getroffen: Kostensteigerungen und Inflation machen sich laut Daniel Ohl, Sprecher vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Baden-Württemberg, in vielen Betrieben bereits bemerkbar. „Wir liegen beim Umsatz unter dem Vorkrisen-Niveau von 2019“, sagt Ohl. Neben Preissteigerungen von Lebensmitteln und Energie sei auch Personal, etwa durch die Mindestlohnanhebung, teurer geworden – und knapper. „Das Gastgewerbe hat während der langen Corona-Lockdowns viele Mitarbeitende verloren. Der daraus resultierende Mangel hat Auswirkungen auf die Entwicklung der Personalkosten“, so Ohl. Dennoch lag die Teuerung laut Verbraucherpreisindex bei gastgewerblichen Dienstleistungen im September mit 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat unter der allgemeinen Inflationsrate von 10 Prozent. „Mit der Nachfragesitua-

tion sind wir dennoch in Anbetracht der Umstände nicht unzufrieden. Erfreulicherweise wollen viele Menschen auf Urlaub, Geselligkeit und kulinarische Erlebnisse nicht verzichten“, sagt Ohl. Hotels und Gaststätten optimierten Abläufe und Kosten, wo es nur geht. „Dazu kann eine Vereinfachung oder Verkleinerung der Speisekarte gehören oder auch die Streichung umsatzschwacher, nicht kostendeckender Öffnungszeiten“, erläutert Ohl. Er appelliert an den Bund: „Die gesicherte Versorgung mit bezahlbarer Energie ist existenznotwendig.“

»Stehen an Schwelle zur Rezession« In die gleiche Kerbe schlägt auch der Wirtschaftsverband wvib. „Am meisten zu schaffen machen der Industrie noch immer steigende Energiepreise“, erklärt Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Sein Verband vertritt rund 1045 produzierende Unternehmen, 384.000 Beschäftigte, sie erwirtschaften einen weltweiten Umsatz von 75 Milliarden Euro. Münzer blickt sorgenvoll in die Zukunft: „Wir stehen an der Schwelle zur Rezession, auch wenn es derzeit noch erstaunlich gut läuft.“ Die Angst vor einer Gasmangellage sowie explodierende

Energiekosten hatten jedoch noch keinen signifikanten Einfluss auf die Quartalszahlen der Industrieunternehmen der Schwarzwald AG. Unter dem Strich sei eine wirtschaftliche Abwärtsbewegung unverkennbar, „aber weniger dramatisch als befürchtet“. Insolvenzen gab es unter dem Dach der AG im Oktober laut Münzer nicht. Am meisten von den steigenden Energiepreisen betroffen seien Produktionsunternehmen wie Gießereien, Umformer oder Kunststoffhersteller. Doch nicht nur diese: „Das bringt Unruhe in die ganze Lieferkette“, so Münzer. Besonders in der Klemme seien auch jene, die gestiegene Kosten nicht an ihre Kunden weitergeben können. „Das sind häufig Zulieferer in der Automobilbranche“, erklärt Münzer. Er begrüßt die geplante Gaspreisbremse der Bundesregierung. Eine Deckelung auf 7 Cent pro Kilowattstunde für 70 Prozent des Verbrauchs biete Unternehmen eine klare Perspektive. Vorausgesetzt, die Preisgarantie kommt: „Wir hoffen, dass diese Maßnahme nicht durch Europarecht oder komplizierte Förderanträge und Vorgaben ausgebremst wird.“ Langfristig dürfe die Industrie vor lauter Wumms ihre strategischen Ziele nicht aus den Augen verlieren: „Wir brauchen in Zukunft Unmengen bezahlbarer  Anzeige

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 Energie, vor allem erneuerbare. Wir müssen gleichzeitig die Stoßrichtung der Preissignale an die Marktteilnehmer durchstellen, sonst investiert keiner in Einsparmöglichkeiten und wir blockieren die Energiewende.“ Münzer ist sicher: Mit Subventionen – und auch dem kurzfristigen Reaktivieren von Reaktoren aller Sorten – könne man Zeit kaufen, „die wir konsequenter nutzen müssen“. Die jüngsten Entschlüsse der Regierung sind auf offene Ohren gestoßen: Die Badische Stahlwerke GmbH (BSW) produziert am Standort Kehl mit 865 Beschäftigten jährlich bis zu 2,4 Millionen Tonnen Baustahl. Geschäftsführer Markus Menges begrüßt die Berliner Maßnahmen als „richtigen und wichtigen“ Beschluss. Schon jetzt sind die Folgen der Krise spürbar. Höhere Absatzpreise führen zu einer sinkenden Nachfrage. „Als Stahlwerk stehen wir im intensiven internationalen Wettbewerb, und verschiedene europäische Länder haben längst Maßnahmen ergriffen, um die explodierenden Energiekosten einzudämmen“, so Menges. Das Herzstück der Stahlschmelze sind zwei Elektro-Lichtbogenöfen, in denen der Stahlschrott bei hohen Temperaturen geschmolzen wird. Die Öfen werden weit überwiegend elektrisch mit Strom betrieben – zu einem geringeren Anteil auch mit Erdgas. Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten liegt laut BSW bei 40 Prozent und hat „in den letzten zwei Jahren erheblich zugenommen”. An der Freiburger Stadtverwaltung geht die multiple Krisenlage ebenfalls

nicht spurlos vorbei. „Durch die Energiekrise in Folge des Ukraine-Krieges entstehen Mehrkosten, die aktuell im Rahmen der Doppelhaushaltsberatungen 2023/24 diskutiert werden“, sagt Rathaussprecher Toni Klein. Etwaige Rettungspakete würden so gut wie möglich berücksichtigt. Betroffen von der Energiekrise sind auch städtische Gesellschaften wie die Bäder oder die VAG, hier liegt der Fokus vor allem auf Strom. Die gestiegenen Kosten würden aktuell unter Berücksichtigung etwaiger Rettungspakete in die Wirtschaftspläne für 2023 eingearbeitet, berichtet Klein.

Aussichten wie bei der Weltfinanzkrise Laut Freiburger Finanzbericht vom Juli muss die Stadtverwaltung in den kommenden zwei Jahren rund 27 Millionen Euro mehr für Energie ausgeben. Sorge bereitet vielen die Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank. Aktuell liegt dieser bei zwei Prozent. Auch die Stadt müsse grundsätzlich mit steigenden Zinsen für Kredite rechnen, so Klein. Das führe tendenziell zu einer gewissen Belastung im Ergebnishaushalt. Die Altschulden seien hiervon allerdings nicht betroffen. Dieter Salomon ist Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein. Der 62-Jährige berichtet von einer Konjunkturumfrage, nach der die

Stehen im internationalen Wettbewerb: die badischen Stahlwerke in Kehl 8 | chilli | business im Breisgau | 11.2022

in der IHK organisierten Unternehmen noch eine überwiegend positive Geschäftslage hätten. „Die Aussichten auf die kommenden zwölf Monate hingegen sind so negativ wie seit der Weltfinanzkrise nicht mehr“, fügt er hinzu. Energie sei ein substanzieller Faktor der wirtschaftlichen Aktivität. Auf eine so plötzliche und so starke Verteuerung könnten Unternehmen nicht reagieren, ohne dass es zu Reibungsverlusten komme. Besonders betroffen seien Unternehmen mit hohem Energieverbrauch. Aber auch für das Hotel- und Gastgewerbe sei es beispielsweise schwer, die gestiegenen Kosten so schnell auf die Kunden umzulegen. „In den kommenden Monaten wird aber nicht nur der Preis, sondern vor allem auch die Verfügbarkeit von Gas eine Rolle spielen“, glaubt Salomon. Sollten Gasmengen nur eingeschränkt zur Verfügung stehen, würden Industrieunternehmen ihre Produktion eventuell drosseln müssen, was sich gesamtkonjunkturell sehr stark auswirken würde. Von einer Wirtschaftskrise lasse sich noch nicht sprechen. Das könne sich aber ändern. Maßgeblich sei, inwieweit die Versorgung mit Gas und Energie generell gewährleistet werden könne – und zu welchem Preis: „Ganz ohne Wohlstandsverluste werden wir nicht aus der aktuellen Situation kommen.“ Das zeige nicht zuletzt die hohe Inflation. Eine Prognose, wie sich die Lage entwickeln wird, will Salomon nicht abgeben: „Allerdings sollten wir aber auch nicht in Panik verfallen.“ Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass man mit einem blauen Auge durch die Turbulenzen komme. Und das mit dem klaren Auftrag, die Energieversorgung zu diversifizieren und in Zukunft strategischer zu entwickeln. „Weitere Importbeziehungen müssen aufgebaut werden, und bei uns muss der Ausbau der erneuerbaren Energien noch entschlossener vorangetrieben werden“, fordert Salomon. Dazu müssten auch unangenehme Themen wie die Verschlankung von Genehmigungsprozessen mutiger angegangen werden.

Philip Thomas, Till Neumann, Pascal Lienhard

Foto: © Badische Stahlwerke GmbH

Titel



Banken

»Der Algorithmus darf nie alles sein«

Wie Marcel Thimm zum großen Chef der Sparkasse wurde

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Fotos: © Peter Hermann – PH-otography, Lars Bargmann

roßer Auftrieb in der Messe Freiburg. 450 Gäste sind gekommen, um den Festakt zur Verabschiedung von Marcel Thimm und die Antrittsrede seines Nachfolgers Daniel Zeiler als Vorstands­vorsitzender (VV) der Sparkasse Freiburg zu erleben. „Es endet eine Ära“, sagt Oberbürger­meister Martin Horn, der auch Ver­ waltungsratschef der Sparkasse ist. 47 Jahre lang hat Thimm bei der Bank gearbeitet, 23 im Vorstand, 11 als Vorsitzender. Es gibt minutenlangen Beifall. Szenenwechsel: Ein paar Tage vor dem Festakt sitzt Thimm in seinem Büro an der Kajo. Ein Laptop liegt auf dem großen Konferenztisch. Und nicht eine einzige Akte. Es ist nicht irgendein Büro. Im Erkerzimmer im ersten Stock vom Haus zum Walfisch hatte einst Erasmus von Rotterdam seinen Schreibtisch. Er ist weit gekommen. Der kleine Marcel wuchs in Wyhl am Kaiserstuhl auf, machte seinen Realschulabschluss. Ein Lehrer drückte ihm eine Berufsfibel in die Hand. „Da stand, dass ein Bankkaufmann gut rechnen können muss, Mathe war mein Lieblingsfach.“

Das Vorstellungsgespräch begann stockend, der eingeschüchterte Marcel brachte kaum ein Wort heraus. Erst als der damalige Chef der Sparkasse Emmendingen nach den Geschehnissen in Wyhl fragte, wo der Bau eines Kern­ kraftwerks drohte, kam Marcel ins Reden, konnte Argumente pro und contra gut vortragen – nur so bekam er seine Azubistelle. Er schickt voraus, dass es jetzt etwas kitschig wird, aber: „Vom ersten Tag an bis heute ist das mein Traumberuf.“ Er habe sich „immer sauwohl gefühlt“ – als Azubi wie als VV. Nach der Ausbildung hatte der JungBanker seinen ersten Schreibtisch in der Geschäftsstelle Freiamt Sägplatz. Als Leiter einer Ein-Mann-Geschäftsstelle. Thimm fuhr jeden Morgen mit seinem VW Käfer von Wyhl nach Freiamt. Vormittags war er in der Bank, nachmittags setzte er sich in seinen Dienstwagen, ein 127er Fiat, und fuhr damit hügelauf, hügelab zu den Kunden. Holte Bargeld ab, brachte Wechselgeld, Kontoauszüge. Wenn die Kundschaft Nachwuchs bekommen hatte, gab’s noch ein Fünf-Mark-Sparbuch dazu. Computer gab es damals noch nicht. Wenn ein Kunde 200 Mark abholen wollte, musste Thimm selber einschätzen,

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ob auf dem Konto genug Geld liegt. War er sich nicht sicher, musste er in der Zentrale anrufen. „Das war dann schon mal peinlich“, sagt er heute und lacht, „vor allem, wenn es ein guter Kunde war.“ Er absolvierte seinen Wehrdienst, wechselte in die Hauptstelle nach Emmendingen, wo er für Privatkunden zuständig war, mit 24 dann zur Kreissparkasse Göppingen, wo er elf Jahre lang die Welt der Firmenkunden kennenlernte. 1994 kam er zurück, wurde in Freiburg erst Abteilungsleiter Firmenkunden, dann Vorstandsmitglied, dann Vorstand, dann, vor elf Jahren, VV. Es gab auch ein Angebot, in die Führungs­ etage bei der L-Bank einzusteigen, wie der Sparkassenverbandspräsident Peter Schneider verriet. Thimm lehnte ab. Während dieser Karriere erlebte der Bankensektor einen dramatischen Wandel. Vom persönlichen Bring­dienst bis zum allgegenwärtigen Algorithmus und der Regulatorik in Zeiten, in der Banken überlegen, ob sie überhaupt noch eine Filiale brauchen. „Das war in all den Jahren ein schleichender Prozess, das habe ich nicht revolutionär erlebt, wohl aber am Anfang immer mal lästig“, sagt der 63-Jährige.


Banken

Die Regulatorik habe zwei Seiten. „Wir als demokratische Gesellschaft erkennen Missstände, die Absicht in der Reaktion ist dann berechtigt, aber die Kollateral­ schäden sind gewaltig und bringen auch neue Ungerechtigkeiten mit sich.“ Als nur ein Beispiel fällt dem Vorstandschef die Wohnimmobilienkreditrichtline ein. Die Bankenaufsicht wollte die Kreditvergabe an Häuslebauer disziplinieren, die bei der Verrentung keine Schulden mehr haben sollten. Eine ältere Dame mit einem stattlichen Haus muss ins Pflegeheim, die Tochter will das Haus noch nicht verkaufen, vielleicht kommt Mama ja doch zurück. Der Verkauf wäre ein emotionaler Schock. So beantragte die Tochter einen Kredit, um die Pflegekosten zu bezahlen. Die Sparkasse wollte sodann das Haus zu zehn Prozent beleihen. „Es wäre richtig gewesen, den Kredit zu gewähren, aber wir durften es nicht.“ So sei aus gut gedacht schlecht gemacht geworden: „Das ist typisch für Regulierung. Die Individualität des Lebens ist so vielfältig, das kann man gar nicht alles regeln.“ Zu den Emmendinger Zeiten hätte der Banker den Kredit gewährt. Damals sprach noch der Bauch mehr mit, heute muss er sich gegen das Bild „Algorithmus im Anzug“ wehren. „Der Bauch ist dann gut, wenn es ausreichend gute Bäuche gibt. Wir als Kreditwirtschaft hatten zu wenig gute Bäuche“, blickt der Vater zweier Söhne auch kritisch auf die Branche. Wer sich heut­zutage über den Algorithmus hin­ wegsetzt, macht sich angreifbar – oder braucht die Traute von Kollegen: „Unser System erzieht eher Menschen, die mit dem Strom schwimmen. Aber der Algo­ rithmus darf nie alles sein.“ Große Risiken für die Banker gab es in Südbaden in den vergangenen zehn Jahren kaum. Anders war es kurz nach der Jahrtausendwende, als die DotcomBlase platzte. „Da sind uns die Risiken nur so um die Ohren geflogen“, so Thimm. Mit der Basel II getauften Eigen­ kapitalvereinbarung wurden die Weichen neu gestellt. „Das war eine radikale Veränderung. Seither hat sich die Eigen­ kapitalquote bei den Banken und Unter­-

nehmen massiv erhöht: „Da hat die Regulatorik etwas erzwungen, zu dem wir im Wettbewerb nicht in der Lage gewesen wären.“ Dass Deutschland die Pandemie und nun auch den Krieg in der Ukraine „ordentlich überstehen“ wird, habe mit Basel II viel zu tun. Das Abenteuer Euro und EZB hat Thimm anfangs skeptisch bis kritisch gesehen. War dann positiv überrascht, dass die Währungshüter von 1998 bis 2014 „einen sehr guten Job“ gemacht haben. Bis die EZB nicht mehr nur Geld-, sondern auch Wirtschaftspolitik machen wollte, die Märkte mit Geld flutete, den Leitzins auf null senkte, um Kippländern zu helfen, um Einfluss

Manch Bundesbanker im Grabe rumgedreht auf Arbeitslosenzahlen zu haben. „Die EZB hat im Prinzip Staaten kreditiert, manch alter Bundesbanker hätte sich im Grabe rumgedreht.“ Die aktuell massive Inflation sei nicht allein, aber auch dadurch angeheizt worden. Thimm glaubt nicht, dass die Inflation in den nächsten Jahren wieder bei zwei Prozent liegen wird: „Die gigantischen Geldmengen sind in der Welt, sind nachfragewirksam. Die Nachfrage ist größer als die Produktionskapazität. Und solange das Geld draußen ist, wird die Inflation hoch bleiben.“ Nicht bei zehn, aber vielleicht bei fünf Prozent. Die Zinsen würden drunter bleiben, also werde es reale Kaufkraftverluste geben. „Die Inflation ist nur um den Preis einer Rezession zurückzudämmen. Entweder ich muss das Angebot steigern oder die Nachfrage drücken.“ Eigentlich müsste die Wirtschaftspolitik die Bedingungen für Investitionen stärken. Aber die Regierung betreibe mehr Sozialpolitik, also bleibe die Nachfrage hoch. Das trifft auch für den wichtigsten Kredit­ bereich zu: die Baubranche. Im Neubau beobachtet Thimm eine „Erstarrung“, die sich erst in zwei, drei Jahren wieder löst. Von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr träume man nicht mal mehr in

Berlin: „Und das, was jetzt nicht gebaut wird, wird hinterher nicht kompensiert werden.“ Aufs Neukreditgeschäft werde sich das in den kommenden Jahren durchschlagen. Und aufs Risiko: „Wir werden höhere Risiken erleben und mehr Insolvenzen erleben. Ich glaube aber nicht an eine große Pleitewelle, weil die Unternehmer widerstands­ fähiger geworden sind.“ Die besonderen Momente in 47 Jahren Sparkasse, schöne oder unschöne, seien immer bei den Kunden gewesen. „Die schönsten waren, wenn es schwierig war, man sich damit auseinandergesetzt hat, man helfen konnte und es dann erfolgreich weiterging.“ Die schlimmsten, wenn es dann trotzdem nicht geklappt hat. Das Bild aber, wonach die Bank einen Regenschirm gibt, wenn es nicht regnet, sei ein falsches: „Regionalbanken sind da anders als börsennotierte. Wir haben einen anderen Auftrag.“ Ein besonderer Moment fällt ihm noch ein: Mitten in der Pandemie, im 2020er Lockdown, in für viele existentiellen Zeiten, sei ein Kunde zu ihm gekommen und habe anonym 100.000 Euro für zehn Einrichtungen gespendet. „Dass dieser Menschen uns ausgesucht hat, damit wir das Geld über unsere Stiftung für die Bürgerschaft weiterreichen, das hat uns stolz ge­ macht.“ Und ein bisschen stolz war er dann selbst auch, als Schneider ihm beim Festakt die große baden-württem­ bergische Sparkassen-Medaille um den Hals legte. Und das Publikum wieder Beifall spendete.

Lars Bargmann

Im berühmten Erkerzimmer: Von hier konnte Thimm dem OB zuwinken.

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Messewesen

Mehr Kongresse auf der Messe

FWTM-Chef Daniel Strowitzki über Rekorde, Enttäuschungen und die eigenen Stärken

Fotos: © Neithard Schleier, Julia Rumbach

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andemie, Querelen mit dem Wirtschaftsministerium in Stuttgart, der Verlust der Weltleitmesse Interbrush und viel Personaltrubel – es hat schon ver­g nügungssteuerpf lichtigere Zeiten an der Messe Freiburg gegeben. Dennoch empfängt Messechef Daniel Strowitzki den Besucher gut gelaunt: „Die Freiburger Messe hat viele Stärken.“ Und im ver­ gangenen Jahr einem Umsatzrekord hingelegt. Die wirtschaftliche Bilanz sieht glänzend aus: Rund 22 Millionen Euro setzte die Messegesellschaft um. In einem für Messemenschen mit Katastro­phen­ jahr ganz gut beschriebenen Zeit­raum.

Aber durch das Impfzentrum, viel­ stimmig gelobt, konnte die Messe nicht nur stattliche Rechnungen ans Land schicken, sie konnte auch ihre Be­schäftigten im Lockdown sinnvoll beschäftigen. „Wir haben in dieser Krise in Kooperation mit dem Rathaus Mut und absolute Stärke bewiesen“, sagt Strowitzki. Ohne das Impfzentrum wäre es aber auch für den Freiburger Messe­ standort ein miserables Jahr geworden. Direkt aus dem Lockdown heraus or­ ganisierte das Team die Intersolar B ­ rasil, die Smarter E Europe in München und hatte quasi das Glück des Tüchtigen: „Wir haben dran geglaubt, dass es geht, das in kürzester Zeit auf die Beine gestellt und es hat geklappt.“

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Mindestens unschön ist das Aus für die Interbrush, die seit 1977 alle vier Jahre die Freiburger Messehallen bespielt hatte – und dabei auch regelmäßig sicht­ bare Spuren in der Bilanz hinter­lassen hatte. 2016 waren 7500 Fachleute aus 90 Ländern nach Freiburg ge­kommen. 2020 fiel sie Corona zum Opfer. Schon im vergangenen Herbst hatte die Zahoransky AG den Messechef darüber informiert, dass sie nicht mehr weitermachen wolle. „Eine unter­nehme­ rische Entscheidung, das ist zu akzeptie­ ren.“ Dann gab es noch zwei weitere Big Player aus Belgien und Italien auf der Weltleitmesse – und die wussten nicht mehr, was sie dann noch in Freiburg sollen. Und so kam das Aus. „Das tut schon weh, auch menschlich, wir ha­


Messewesen

ben vieles versucht, sind aber zu keiner tragfähigen Lösung gekommen“, sagt Strowitzki. In Freiburg bleibt nun noch der Name. Dem Vernehmen nach soll die Bürsten-Expo nun in Italien eine neue Heimat finden. In Dubai hatte die Weltausstellung Ende März ihre Dernière. 15 Millionen Euro hatte der Baden-WürttembergAuftritt als „The Länd“ gekostet, mehr als 600.000 Besucher hatten die Veranstalter der Baden-Württemberg Expo 2020 Dubai GmbH gezählt. „Das sind 25 Euro pro Kontakt, die DubaiExpo war geil“, sagt Strowitzki, der auch die Geschäfte der Expo GmbH führt. Weniger geil war, dass er dann aus der Presse erfahren durfte, dass das Wirtschaftsministerium eine viele Mil­ lionen schwere Regressforderung an die GmbH richtete, an der die FMMI (Freiburg Marketing Management In­ ternational, eine Tochter der Freiburg Wirtschaft Tourismus und Messe GmbH), die Ingenieurkammer BadenWürttemberg und das Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) beteiligt sind. Seit acht Monaten streiten nun die Anwälte auf beiden Seiten. „Ich gehe weiter da­ von aus, dass da an uns keine Kosten hängen bleiben“, so Strowitzki. Am Freiburger Rathaus in den nächsten fünf Jahren aber stolze 46 Millionen Euro. So steht es in der Ziel­ vereinbarung, die Verwaltung und die FWTM unlängst unterzeichnet haben. 9,2 statt zuletzt 7,4 Millionen braucht sie, um ihre Verluste zu decken. „Wir übernehmen in Freiburg immer mehr Aufgaben und brauchen dafür immer mehr Personal“, sagt der FWTM-Ge­ schäftsführer. Derzeit arbeiten für die Stadttochter 175 Menschen, vor zehn Jahren waren es 140. Gerade im Messebereich gab es in den vergangenen Monaten aber eine Kaskade von Kündigungen. „Das war schon brutal“, erzählt Strowitzki. Acht (von 35) Stellen waren zwischenzeitlich vakant, aktuell sind es noch drei. Auch die IKF-Chefin Susanne Göhner hatte der Messe den Rücken zugedreht (wir

berichteten exklusiv). Die Aufgabe hat nun Karola Mohr übernommen. Mit der Internationalen Kulturbör­ se Freiburg (IKF) startet die Messege­ sell­schaft am 22. Januar ins Messejahr 2023. Mit der CannaB., die in der ers­ ten Dezemberwoche die erste deutsche Messe nach der Bekanntgabe von Eck­ punkten zur Cannabis-Legalisierung ist, und der Gastro Pro (Ende Januar) gibt es zwei neue Fachkongresse mit Drehort Frei­burg. Und auch die Inter­ brush-Lücke soll mit einem Kongress geschlossen werden: „Wir müssen“, sagt Strowitzki, „mehr in besondere Formate gehen.“

Daniel Strowitzki: Mehr Aufgaben, mehr Personal

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Immobilien

Sick investiert

Neues Bürogebäude für 29 Millionen Euro

Visualisierung: © Sick AG

Gekreuzte Stahlbetonstützen hinter Glas: So ähnlich wird der Südteil des Neubaus aussehen.

WALDKIRCH. Die Sick AG baut am Stammsitz für rund 29 Millionen Euro ein neues Verwaltungsgebäude. Dafür reißt der Sensorhersteller derzeit das Gebäude ab, das 1977 das erste am Standort war. Baubeginn für die 9300 Quadratmeter Nutzfläche ist im März, mit dem Einzug von bis zu 500 Beschäftigten rechnet das Unternehmen Ende 2024. Als Generalunternehmer ist die Dürrschnabel Industriebau GmbH beauftragt, die schon häufiger für Sick tätig war. Sick beschäftigt mit rund 50 Tochtergesellschaften weltweit mehr als 11.000 Menschen und setzte im vergangenen Jahr rund zwei Milliarden Euro um. bib

Teherani aufm CMI firmiert & Güterbahnhof expandiert

170 neue Wohnungen

Projekt IKS GmbH baut 6000 Quadratmeter

Neue GmbH & Co. KG, neue Dependance

pro.b und Nestbau suchen junge Familien

Das Runde muss aufs Eckige: Die Projekt IKS 2021 GmbH, ein Joint Venture von Leonhard und Andreas Hirt mit der Dreßler Bau GmbH aus Aschaffenburg, wird auf dem Güterbahnhof ein Gebäude etwa in Form eines Viertelkreises auf einem eckigen Grundstück bauen. Und hat dafür den renommierten Architekten Hadi Teherani verpflichtet. Der Stararchitekt aus Hamburg hat in Freiburg zuletzt die neue VolksbankZentrale am Hauptbahnhof entworfen. Baubeginn soll, so Andreas Hirt, in der zweiten Jahreshälfte 2023 sein. Gebaut werden in direkter Nachbarschaft zum an der Ingeborg-KrummerSchroth-Straße gelegenen Wärmekraftwerk rund 6000 Quadratmeter Nutzfläche. Für Leonhard und Andreas Hirt ist es auf dem Güterbahnhof keine Premiere: Auch das Haus WiBa vis-à-vis der Kaiserin hat die Familie realisiert und im Bestand gehalten. bar

Das IVD-Maklerunternehmen Christian Müller Immobilien (CMI) hat sein Geschäft in die Christian Müller Immobilien GmbH & Co. KG überführt. Damit und auch mit der Eröffnung der dritten Dependance auf dem Güterbahnhof in Freiburg hat Firmengründer Christian Müller die Weichen für die Zukunft jetzt gestellt. „Die Verdoppelung unserer Mitarbeiterzahl auf aktuell 9 Mitarbeiter, unser neuer dritter Standort sowie die Möglichkeit, verdiente Mitarbeitende zukünftig am Unternehmen beteiligen zu können, haben mich dazu bewogen, diesen Schritt in Richtung Zukunft zu gehen“, sagt Müller. Der vorerst die Geschäfte noch allein führt. Durch das Wachstum sei das Team jetzt noch näher bei Wohn- und Gewerbekunden sowie den Immobilien im Stadtgebiet Freiburg und im gesamten Breisgau und Hochschwarzwald. bib

Die Baugemeinschaft Nestbau 3 GbR mit Sitz in Tübingen baut auf einem Grundstück an der Freiladestraße insgesamt zehn Häuser mit 170 Wohnungen. Entsprechende Informationen des business im Breisgau bestätigte der Projektsteuerer pro.b. Der städtebauliche Entwurf stammt vom Freiburger Büro K9, das auch zwei Häuser des Ensembles plant. Zudem werden MoRe Architekten aus Freiburg, Eble Messerschmidt und Partner aus Tübingen, planbar 3 und buero eins punkt null aus Berlin sowie pro.b Architektur beteiligt. Nach Angaben des Projektsteuerers soll mit der vielfältigen Architektur „ein lebendiges Quartier mit individuellen Häusern und Wohnungen für verschiedene Lebensentwürfe und -konstellationen entstehen“. Angesprochen werden vor allem junge Familien, die eine Eigentumswohnung „zum Selbstkostenpreis, ohne Bauträgermargen, in einem offenen, gemeinschaftlich orientierten Umfeld suchen“. bar

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Immobilien

Ein FRAI.port für Labor-Start-ups

Spatenstich für Intuitive

Weichenstellungen an der Messe

60 Millionen Euro plus X

Visualisierung: © UNMÜSSIG Bauträgergesellschaft Baden mbH, Foto: © Intuitive Surgical Operations, Inc

Runde Ecke: So soll der Kopfbau III mal aussehen. Der Gestaltungsbeirat forderte eine bessere Anbindung ans Messegelände auf der Rückseite. Nachdem die Freiburg Wirtschaft Tourismus und Messe GmbH (FWTM) den Kopfbau I an der Südwestseite des Messplatzes im Juli 2018 bezogen hat und in den Kopfbau II das Stadtarchiv dann doch bald einziehen soll, geht es jetzt um das dritte Gebäude auf dem ehemaligen Lufthansa-Gelände: den Kopfbau III – der auf den Namen FRAI.port hören soll. „FR“ zeigt den Standort an, „AI“ das Thema Künstliche (Artificial) Intelligenz und Port den Hafen, in dem es andocken soll. Vor allem mit kleinteiligen Flächen für Startups mit Laborbedarf. Wo Freiburg großen Bedarf hat. Auch das dritte Gebäude hatte das Architekturbüro Wöhr aus München einst kreiert. Nun hat sich der Gestaltungsbeirat mit der „Themenimmobilie“ noch einmal befasst. Dabei war dem Gremium vor allem der abweisende Sockel hin zum Messegelände ein Dorn im Auge, der so gar keinen Übergang, keinen Zusammenhang mit dem Freigelände ermöglicht. Der Gestaltungsbeirat hat in Freiburg eine beratende Funktion. Die FWTM hatte sich mit dem FRAI-port im vergangenen Jahr beim Land im Wettbewerb „Innovationspark Künstliche Intelligenz“ für eine Förderung beworben. Die aber gewann Heilbronn. Nun versuchen es die Wirtschaftsförderer im zweiten Anlauf. Auch wenn es damit erneut nicht klappt, soll der FRAI.port mit rund 6000 Quadratmetern Nutzfläche kommen. Zu den Kosten kann die FWTM nichts Konkretes sagen. Damit ist sie in diesen Tagen nicht allein. bar

„Das ist mit die größte Firmenansiedlung der vergangenen drei bis vier Jahrzehnte“, sagte der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn unlängst auf einer Baustelle im Industriegebiet Nord. Kurz darauf nimmt er den Spaten in die Hand – der Startschuss für einen neuen Campus von Intuitive Surgical ist erklungen. Günstig wird das Projekt an der Guerickestraße nicht. Kalkuliert waren 60 Millionen Euro. Harald Haigis, Geschäftsführer der Intuitive Surgical Optics GmbH, spricht inzwischen von „60plus“. Entstehen sollen unter anderem ein Schulungszentrum, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, eine Fertigung sowie weitere Unternehmensfunktionen einschließlich der Vertriebsorganisation für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bis zu 600 Mitarbeiter sollen laut Haigis am neuen Standort für das Unternehmen arbeiten. Für Planung und Realisierung des Campus ist das regionale Bauunternehmen Vollack zuständig. Von der Freiburg-S-Wirtschaftsimmobilien GmbH (FWI) hatte das US-amerikanische Medizintechnikunternehmen rund drei Hektar erworben – das wären rund vier Fußballfelder. Intuitive Surgical ist ein weltweit führender Betrieb in der minimalinvasiven Medizin, seit 2019 ist Freiburg der deutsche Hauptsitz. pl

Vier Erwachsene beim Sandeln: (v.l.n.r.) Rainer Kracht (Partner Vollack Süd), Harald Haigis (Geschäftsführer Intuitive Surgical Optics GmbH), Dirk Barten (Senior Vice President und General Manager Europe Intuitive) und Oberbürgermeister Martin Horn. chilli | business im Breisgau | 11.2022 | 15


Stadtentwicklung

Der Preis ist heiß

Bis Jahresende soll feststehen, was die Dietenbach KG kostet

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as Freiburger Rathaus wird die Entwicklungsmaßnahme Dietenbach KG (EMD) von der Freiburger Sparkasse kaufen. Wenn das Regierungspräsidium es zulässt. Der Preis wird aktuell von einem Gutachter ermittelt und soll bis Ende des Jahres feststehen. Rüdiger Engel, Chef der Projektgruppe Dietenbach, arbeitet parallel an einer neuen Kosten- und Finanzierungsübersicht, die er dem Gemeinderat im ersten Quartal 2023 vorlegen wird. Klar ist schon jetzt: Die bisher veranschlagten 850 Millionen Euro für die Infrastruktur werden nicht ausreichen. Es wäre keine große Überraschung, wenn die EineMilliarde-Euro-Grenze überschritten wird.

Foto: © Stadt Freiburg

Aus Holz gebaut: In klein gibt es den ersten Bauabschnitt schon. Das erste Quartal 2023 wird bei der Entwicklung des neuen Stadtteils Dietenbach wohl das wichtigste werden – nach dem ersten Quartal 2019, als die Stadtspitze den Bürgerentscheid für Dietenbach mit 60:40 gewonnen hatte. Die Finanzierung des EMD-Kaufs steht an, die Erlaubnis durchs Freiburger Regierungspräsidium (RP), die Entscheidung, ob die EMD „aufgelöst“ wird, wie es in einer Antwort des Baudezernats auf Anfrage heißt, ja die Finanzierung des ganzen Stadtteils. Engels Vortrag und vor allem die Schlüsse, die der Gemeinderat daraus zieht, werden maßgeblich über das Gelingen des „Jahrhundertprojekts“ (Oberbürgermeister Martin Horn) entscheiden. Der Kauf der EMD muss sich zudem im Entwurf des Doppelhaushalts 2023/24 wiederfinden, den Finanzbürgermeister Stefan Breiter ebenfalls im ersten Quartal vorlegen muss. „Wir werden uns beim Kaufpreis für die EMD mit der Stadt nicht verhaken“, hatte der kürzlich verabschiedete Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Marcel Thimm im Gespräch mit dem business im Breisgau gesagt. Unstrittig ist, dass das Rathaus der Sparkasse rund 12 Millionen Euro (abzüglich nach bib-Informationen 3,5 Millionen für bereits geleistete Teilzahlungen) für den eigenen Aufwand bezahlen muss. Der Gutachter soll aber auch den Wert ermitteln, den die Optionsverträge auf etwa 80 Anzeige

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Hektar Bauland haben. „Wir hatten ja auch Risiken, deswegen wollen wir auch eine Chance“, formuliert es Thimm. Trivial ist die Kaufpreisfindung nicht. Nachdem die Sparkasse den von der Stadt aufgerufenen Ausgleichsbetrag – nach unseren Informationen waren es rund 540 Millionen Euro – für die EMD-Grundstücke zurückgewiesen hatte und damit ihre Unterschrift nicht unter die sogenannte Abwendungsvereinbarung setzen wollte (wir berichteten), müsste nun eigentlich die Stadt selber mit der EMD eine solche schließen. „Das ist Gegenstand derzeit laufender Gespräche mit der Sparkasse und externen Juristen“, sagt Engel. Wenn es – bei einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme – rechtlich möglich wäre, keine Abwendungsvereinbarung schließen zu müssen, würde das nicht nur den Laien erstaunen, dem Rathaus aber manch unangenehme Frage ersparen. Nicht zuletzt die, warum dann die 540 Millionen Euro nicht auch vom neuen Eigentümer bezahlt werden müssten. „Die Stadt Freiburg arbeitet derzeit parallel zu den Gesprächen mit der Sparkasse an Überlegungen zur zukünftigen Organisation des Projektes“, heißt es dazu nur aus dem Rathaus. Die Sparkasse sieht ihre neue Rolle als Dienstleister: „Die Stadt braucht ganz praktisch jemanden, der die Grundstücke dann auch verkauft, sie braucht Finanzierungen und auch Beratung“, so Thimm. Das gilt nicht für Bauleitplanung: Der erste von sechs Bebauungsplänen, er hört auf den Namen „Am Frohnholz“ und umfasst 90 Fußballfelder, soll noch in diesem Jahr beschlossen, im Fachjargon „gesatzt“ werden. Es geht um 1600 Wohnungen, den zentralen Marktplatz, die Gemeinschaftsschule, den Sportcampus und verkehrliche Infrastruktur. Die Projektgruppe im Dezernat von Baubürgermeister Martin Haag macht ihre Hausaufgaben. Die Politik hat noch einige vor sich. Lars Bargmann


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Locations

»Das sucht seinesgleichen« Forum Merzhausen feiert Zehnjähriges

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Fotos: © Bernhard Strauss, tln

ine Dekade gibt es das gläserne Veranstaltungshaus am Rande Freiburgs. Wie blicken die Merzhausener Macher zurück? Wo soll die Reise hingehen fürs Forum? Das wissen die aktuelle Leiterin Andrea Just und ihr Vorgänger Reinhard Vogt. Letzterer hat das Forum mit seiner Doppelrolle nachhaltig geprägt. BiB-Redakteur Till Neumann hat beide im Forum getroffen.

als Bürgerhaus“, schwärmt Just. Kaum eine andere Gemeinde in der Region habe ein so modernes und attraktives Gebäude wie Merzhausen. Auch Vogt lobt die Architektur, Akustik und die Lage des Forums. „Der Sound ist first class“, sagt der 66-Jährige zur technischen Ausstattung. Gerade erst wurden neue Premiumbassboxen angeschafft. Gestalten kann die Geschäftsführung wenig, erklärt Just. Ihre Aufgabe sei es,

Wer die Freiburger Stadtgrenze im Viertel Vauban Richtung Süden überquert, merkt das oft gar nicht. Für viele gehört das angrenzende Merzhausen zur Schwarzwaldmetropole wie Günterstal oder Zähringen. So auch das imposante Bürgerhaus der 5000-Einwohner-Gemeinde. Es liegt nur vier Kilometer vom Freiburger Hauptbahnhof entfernt und hat sich in zehn Jahren einen Namen ge- Die Leiterin und ihr Vorgänger: Andrea Just und Reinhard Vogt macht – insbesondere als Jazz-Location. Prägend war und ist Reinhard Vogt. Der Merzhausener Musikliebhaber war schon zur Geburtsstunde in die Planungen der Anfragen zu beantworten und die Deneuen, knapp zehn Millionen Euro teuren tails zu klären. Für örtliche Vereine gibt Stadtmitte involviert. Als Geschäftsfüh- es einen Rabatt von 75 Prozent für die rer leitete er im Auftrag der Gemeinde das Raummiete. Doch die Nachfrage für Haus bis zu seinem Ruhestand vor einem Konzertevents könnte größer sein. Rund Jahr. Seitdem ist Andrea Just Geschäfts- zehn sind es im Jahr. Um mehr Vielfalt führerin. Die 42 Jahre alte Kulturmana- in die Location zu bringen, hat Just daher gerin hat zuvor unter anderem für das einen Kulturtarif angeregt. Er soll auch Denzlinger Kulturhaus gearbeitet. Freiburger Vereinen einen gewissen RaBeide sind überzeugt von der Qualität batt ermöglichen. Sie ist optimistisch, des Forums: „Das sucht seinesgleichen dass der Gemeinderat dafürstimmt. 18 | chilli | business im Breisgau | 11.2022

Die Auslastung ist insgesamt dennoch hoch: 100 bis 150 Veranstaltungen zählt Just pro Jahr. Das geht vom Elternabend einer Schule über Gemeinderatssitzungen bis zum Weihnachtsmarkt. Den Löwenanteil machen Firmenvents aus. Für solche sei das Gebäude mit seinen zwei Sälen und dem Foyer ideal, findet Just. „Maximal flexibel“, betont sie. Den Großteil der Konzerte organisiert auch nach seinem Ruhestand weiterhin Reinhard Vogt mit dem Verein „forum jazz“. In seiner Doppelrolle als Geschäftsführer und Veranstalter hat er dem Forum seinen Stempel aufgedrückt wie kaum ein Zweiter. Er kann mit einer Dekade Erfahrung sagen: „Jazz läuft hier besonders gut.“ Rund 250 Besuchende kommen pro Event. Der Saal fasst bestuhlt 500 Besucher, unbestuhlt sind es 800. Vogts Highlights waren das viertägige ECM-Festival 2016 und das ausverkaufte Konzert mit der US-Amerikanerin Carla Blay 2017. Auch Mark Forster hat schon im Forum gespielt. Popsternchen seiner Art sind aber die Ausnahme. Das Jubiläum wird am 18. und 19. November mit dem Event „Zehn“ gefeiert. Dann treten das Julian & Roman Wasserfuhr Trio feat. Jörg Brinkmann auf sowie Alma Naidu & Band im Doppelkonzert mit Håkon Kornstad Trio aus Norwegen. Sie werden danach berichten, dass sie in Freiburg gespielt haben. Ganz falsch ist das dann auch nicht. Till Neumann


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Start-ups

Schlagen neue Töne an: Tobias Lygren (links) und Philip Haberstroh

»Instagram für Musiker« Freiburger entwickeln App für faires Music-Networking

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Fotos: © Klaep

er Handy mit anderen Musikern jammen, connecten und dazu noch Geld verdienen. Das wollen zwei Freiburger mit einer App bieten. Ihr Start-up hat gerade „Klaep“ auf den Markt gebracht. Vor allem eine Funktion könnte die Social-MediaAnwendung für Kreative interessant machen. Bei anderen Apps kann man liken. Hier wird geklatscht. Darum heißt die in Freiburg entwickelte App „Klaep“ (to clap, klatschen). Alles dreht sich hier um Musik, berichtet Gründer Philip Haberstroh. Der 34-Jährige sitzt im Freiburger Kreativpark in der Lokhalle und erzählt mit Feuereifer von seiner Idee. Sie ist gerade mit dem baden-württembergischen „Ideenstark“-Preis ausgezeichnet worden. „Ein Instagram für Musiker, warum gibt’s das nicht“, fragte er sich kurz vor der Pandemie. Wie wäre es, eine Plattform zu schaffen, auf der sich alles um Sound dreht? Auf der man mit Audiofiltern seine Aufnahmen pimpen kann wie anderswo Bilder? Wie wäre eine App, bei der ohne großen Aufwand miteinander gejammt wird? Mit diesen Ideen wandte sich der studierte Tontechniker an Tobias Lygren, einen Freund aus Kindertagen, der im Silicon Valley gearbeitet hat. Beide sind Hobbymusiker. Gemeinsam saßen sie backstage bei einem Konzert und waren sich einig: Das wird ihr Projekt. Wichtig ist ihnen, auf Datenschutz und Fairplay zu achten. Künstler sollen für ihre Musik Tantiemen von der Gema bekommen und nicht befürchten müssen, dass Schindluder getrieben wird. 20 | chilli | business im Breisgau | 11.2022

„Wir haben einen moralischen Kompass“, betont Haberstroh, „wir versprechen, keine Daten an Dritte weiterzugeben.“ Marktstart war nach eineinhalb Jahren Planung Ende Oktober. Musiker·innen können die kostenlose App jedoch schon länger ausprobieren. Sie können dort Content hochladen und zu Videos anderer etwas einspielen oder einsingen. Die erstellte Session lässt sich mit Filtern bearbeiten, Länge und Lautstärken sind anpassbar. „Show your talent and get discovered“, wirbt die Plattform. Dafür braucht es Traffic: Bisher sind rund 400 Nutzer angemeldet. Rund 50.000 braucht es laut Haberstroh, um damit Geld zu verdienen. Für Nutzer soll die Anwendung kostenlos bleiben, Ertrag erzielen will er mit Werbung und Kooperationen. Beispielsweise mit einem Gitarrenhersteller. Von Musikern hat sich das Duo Feedback geholt. Ein Keyboarder von Jan Delay hat ebenso mitgewirkt wie ein Musiker der Band BAP. Auch die Freiburger Gruppe Fatcat hat das Klaep-Team beraten. Sänger Kenny Joyner: „Interessant ist der Fokus auf die Musik.“ Sie könnte sich als tolle Plattform zum Connecten, Austauschen und Inspirieren etablieren. Besonders findet er die Entlohnung von Komponist·innen durch Tantiemen. Die Macher möchten den Content der Verwertungsgesellschaft Gema melden. Dadurch kann Geld an die Urheber fließen. Eine weitere Idee ist möglicherweise noch ertragreicher: Klaep plant, dass User nicht nur Beiträge beklatschen können, sondern auch „Coins flippen“. Jeder Nutzer kann einen bestimmten Betrag auf sein Konto laden und für Beiträge Münzen verteilen. Hat er im Monat ein Budget von fünf Euro und verteilt fünf Coins, bekommt jeder Empfänger einen Euro. „Digitalisierung der Straßenmusik“ nennt Haberstroh das Prinzip. Die Funktion soll ab 2023 zur Verfügung stehen.

Till Neumann


Start-ups

Exoten im Stühlinger

Freiburger Sticky Stone Studio werkelt an zweitem Videospiel

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Foto: © Sticky Stone Studio

motionskranke Roboter mit einem Haufen Geschosse – made in Freiburg. Das Freiburger Start-up Sticky Stone Studio arbeitet gerade an seinem zweiten Videospiel. Gründer Philipp Degasper (31) möchte mit seinem Team an der Guntramstraße die Breisgaumetropole als Gaming-Standort etablieren. „Ein eigenes Studio war schon immer mein Traum“, sagt Degasper. Sein Wunsch ist wahr geworden. Die Geschichte begann an der Technischen Hochschule in Offenburg. Mit einem Kommilitonen entwarf er das Videospiel „Memorrha“. In dem 3D-PuzzleAdventure müssen Zocker in einer verlassenen Zivilisation Rätsel und Geheimnisse lösen. 2018 entschloss sich das Duo dazu, das Projekt zu kommerzialisieren – die Geburtsstunde von Sticky Stone Studio. Zunächst arbeitete das Start-up in der Lokhalle, inzwischen im Stühlinger. Der Öffentlichkeit präsentierte sich das Team erstmals 2019 auf der Kölner Gamescom, der weltweit größten Messe für Videospiele. „Memorrha“ kam bei den Besuchern gut an – und startete seinen Siegeszug. Inzwischen wurden mehr als 10.000 Kopien in mehr als 70

Ländern verkauft. Demnächst soll das PC-Spiel auch für Mobile sowie die Konsole Nintendo Switch als Vollversion erscheinen. Seit 2020 haben Degasper und sein Team ein neues Spiel in der Mache. Der Action-Multiplayer „M.O.O.D.S.“ entführt Nutzer in eine chaotische post-apokalyptische Welt voller Roboter. Für die Demoversion haben sie eine Förderung erhalten. 94.000 Euro ließ die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg springen. Anfang kommenden Jahres soll „M.O.O.D.S.“ in den „Early Access“ gehen, dann können Spieler das Werk kostenpflichtig testen und Feedback einbringen. Auf der diesjährigen Gamescom gab es schon einmal positive Rückmeldungen. „Multiplayer kommen auf der Messe meist gut an“, sagt Degasper. Erfolg mit „Memorrha“ und finanzielle Unterstützung hin oder her – alleine mit der Entwicklung von Videospielen könne sich das zehnköpfige Team laut Degasper nicht über Wasser halten. Für die Produktion eines Videospiels könnten häufig sechsstellige Summen anfallen. Das ließe sich nicht allein über In-Game-Verkäufe wettmachen. Daher ist das Team auch in Projekte wie die Lern-App „Logoleon“ involviert. Zu-

Post-apokalyptische Welt: Im Spiel „M.O.O.D.S.“ geht es düster zu. dem werden für Unternehmen visuelle multimediale Anwendungen kreiert. Unlängst hat das Sticky Stone Studio beispielsweise eine App entwickelt, mit der Nutzer einen Blick in das Innere einer Wärmepumpe werfen können. Auch mit der Gesundheits- und Pharmabranche gibt es Kooperationen. In Freiburg sind die Entwickler bislang Exoten. Dass die Nachfrage da ist, zeigt schon die Menge an Bewerbungen: Allein 2021 landeten 60 Bewerbungen auf Degaspers Schreibtisch. Laut einer aktuellen Studie gibt es in Deutschland 34,3 Millionen Computerspieler. Der Markt ist da, die Roboter können angreifen.

Pascal Lienhard

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Finanzwelt

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Volksbank Freiburg unterstützt Kunst, Bildung, Sport und Soziales in der Region

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Foto: © VoBa

einen Schreibtisch an der Freiburger Bismarckallee verlässt Alexander Jacobs ganz gerne mal. Der 39-Jährige macht dann allerdings nicht blau. „Ich bin regelmäßig außer Haus, treffe Leute und finde heraus: Was sind ihre Belange und Nöte?“, sagt der Vorstandsstabsleiter der Volksbank Freiburg. Auf diesen Terminen ist Jacobs ein gern gesehener Gast. Im Gepäck hat er schließlich einen überlebensgroßen Scheck. Damit fördert die Volksbank Freiburg das gesellschaftliche Engagement von zahlreichen Vereinen und Institutionen in Südbaden. Unterstützt werden Bildung, Sport, Kultur und Soziales. Der Sportverein, der neue Trikots braucht, die Lesung des Literaturzirkels, das Orchester-Sommerfest: Insgesamt 401.000 Euro an Spenden, Sponsorings und Gewinnspargeldern hat die Freiburger Volksbank vergangenes Jahr vergeben. „Wir konnten 301 Anfragen bedienen“, kommentiert Jacobs. Vorher steht jedoch ein Auswahlprozess ins Haus. Fünf bis acht Anträge erreichen die Genossenschaftsbank jede Woche von ihren Kunden und Mitgliedern. Jede Anfrage werde individuell geprüft, jeder bekomme eine Antwort. Bei der Vergabe zähle dann das Projekt: „Es gibt keine harten Kriterien, die wir durchrechnen. Es gibt keinen Score, bei dem wir sagen: Ab 50 Punkten machen wir das.“ Der Zuschlag ist kein Aktenurteil: „Ich nehme mir die Zeit, rauszufahren und mit den Menschen zu sprechen.“ Was anschließend mit dem Geld geschieht, sei Sache der Geförderten. „Die Leute wissen am besten, was sie benötigen. Wir leisten bloß Hilfe zur Selbsthilfe“, so Jacobs. Die Ergebnisse des Engagements sind sichtbar: Der Freiburger Jugendfotopreis kann dieses Jahr 3000 gespendete Euro ausschütten, die „Sternfreunde Breisgau“ müssen dank Volksbank 2000 Euro weniger für ein neues Teleskop sammeln, an fast jedem Sportplatz in Südbaden hängen orange-blaue Banden. Wie wichtig solche Vereine für den gesellschaftlichen Zusammenhang sind, habe die Corona-Krise gezeigt. „Sie sind ein starkes Bindeglied“, betont Jacobs. Es sei wichtig, diese Einrichtungen zu stärken und etwas zurückzugeben. „Wir sitzen in Freiburg, tragen den Namen der Stadt, sind mit dem ganzen Gebiet seit mehr als 150 Jahren eng verbunden und nehmen deswegen Verantwortung wahr“, erklärt Jacobs die Motivation der Volksbank. Mit der 2005 ins Leben gerufenen Stiftung „Solidarsinn“ unterstützt die Bank darüber hinaus Mitglieder und deren 22 | chilli | business im Breisgau | 11.2022

Mit Weitsicht: Alexander Jacobs (links) und Volker Buss, Mitglied des Vorstands Verein „Sternfreunde Breisgau“

Angehörige nach Schieflagen oder Schicksalsschlägen. Das abgebrannte Haus der Mutter, der verstorbene Vater, die kostspielige und deswegen auf der Kippe stehende Ausbildung für das Kind – „Wir helfen dort, wo Not entsteht“, kommentiert Jacobs. 2011 wurde der Stiftungsschirm größer gezogen. Seitdem fördert die Volksbank auch regionale Einrichtungen, etwa zur Gewaltprävention oder zur Förderung benachteiligter Menschen sowie Altenhilfe. Rund 20.000 Euro pro Jahr – insgesamt 195.000 Euro – hat die Stiftung bis heute an Bedürftige ausgezahlt. Klar, nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden. „Wir versuchen, das auszutarieren. Das ist die Herausforderung“, sagt Jacobs, der seit 2018 mehr als 1000 Projekte begleitet hat. Besonders in Erinnerung geblieben sind dem ehemaligen Rettungssanitäter ein öffentlicher Defibrillator im Dreisamtal sowie ein Besuch in der Flüchtlingsmission in Littenweiler nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. „Das hat mich wirklich beeindruckt“, sagt er. Die übergroßen Volksbank-Schecks wird Jacobs auf seinen Außeneinsätzen immer los. „Den möchte jeder mitnehmen“, sagt er. Einlösbar ist der quadratmetergroße Karton allerdings nicht. Jacobs scherzt: „Das ist kein Scheck im Sinne des Scheckgesetzes.“ Philip Thomas


Finanzwelt

HBM übernimmt PARTAX

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Nun mehr als 50 Beschäftigte

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ie Freiburger Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Hecht Bingel Müller & Partner (HBM) hat zum 1. Oktober die Kanzlei Partax übernommen. Damit setzt HBM den Wachstumskurs der vergangenen Jahre fort und hat auch neue Räumlichkeiten am Firmensitz im Red One an der Bahnhofsachse angemietet.

„Als wir die Gespräche begonnen haben, war schnell klar, dass das für beide Seiten Sinn macht“, sagt Mathias Hecht. Partax befasste sich mit einer Nachfolgeregelung, HBM setzt schon länger auf Expansion: „Man braucht eine gewisse Größe, um erfolgreich zu sein.“ Geld floss bei dem Deal übrigens nicht: Der bisherige Partax-Gesellschafter Holger Figlestahler stieg dafür direkt als Partner von Hecht, Bernhard Tecklenborg, Volker Bingel, Stephan Läufer und Nico Budai in die Kanzlei ein, die nun mehr als 50 Menschen beschäftigt. Durch das Wachstum könne die Spezialisierung in den Bereichen Immobilien, Gemeinnützigkeit, Umsatzsteuer, vermögensverwaltende oder Familiengesellschaften, produzierendes Gewerbe und Nachfolgeberatung weiter ausgebaut und vertieft werden. bar

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Unternehmen in der Region

Die Millionen-Maschine aus der Schweiz erleichtert dem Team um Produktionsleiter Martin Rupp die Arbeit.

Neue Allzweckwaffe Technowood Drei Tage statt drei Wochen: Holzhaus Fabrik investiert eine Million Euro in Maschine

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Fotos: © Felix Risch

ie Entwicklung des neuen Freiburger Stadtteils Dietenbach schreitet voran, die Konturen werden immer deutlicher. Die jüngste Nachricht, die für Schlagzeilen sorgte: Ein Großteil der Gebäude soll aus Holz gebaut werden. 25 Kilometer weiter westlich, in Breisach, wurde diese Nachricht mit großem Interesse wahrgenommen. Dort ist im vergangenen Jahr etwas entstanden, das das eine oder andere Gebäude für Dietenbach beisteuern könnte: eine Firma, die schlüsselfertige Holzhäuser herstellt. Holzhaus Fabrik heißt das Unternehmen, das Heiko Dietzenbach und Sascha Gehring innerhalb von nur einem Jahr aufgebaut haben. Im Frühjahr 2021 waren der gelernte Zimmermann und der ehemalige Mitgeschäftsführer eines Automobilzulieferers zusammengesessen, hatten in Windeseile einen Businessplan entworfen und Banken überzeugt, hatten ein geeignetes Firmengelände im Gewerbegebiet in Breisach gefunden und grünes Licht für die Bebauung erhalten. Im vergangenen Frühjahr, genau ein Jahr nach der Ideenfindung, haben sie ihr erstes Einfamilienhaus in der 3300 Quadratmeter großen Werkhalle produziert. Und im Sommer erhielten

Dietzenbach und Gehring noch das entscheidende Puzzleteil für ihr großes Vorhaben, von 2023 an 100 schlüsselfertige Holzhäuser pro Jahr herzustellen: eine Hightech-Produktionsstraße aus der Schweiz. Technowood TW Mill E heißt die Maschine, die sich in der Werkhalle der Holzhaus Fabrik über 56 Meter erstreckt – eine Maschine wie eine Allzweckwaffe. Sie übernimmt die Herstellung der einzelnen Elemente (Außenwände, Innenwände, Zwischendecken, Dachelemente) vollautomatisiert – die Mitarbeiter müssen ihr nur zuvor via CNC-Programm die richtigen Anweisungen gegeben haben. Die Technowood fräst an der richtigen Stelle Fenster aus, bohrt Steckdosenlöcher, wo Steckdosenlöcher hingehören, sägt und nagelt und dübelt und klammert. Sie kann selbst tonnenschwere Wände wenden. Dieser Service hat seinen Preis: Eine gute Million Euro hat die Maschine gekostet. Dafür aber geht eben alles leichter – und schneller. Während die 30 Mitarbeiter der Holzhaus Fabrik für die Fertigung eines Einfamilienhauses ohne Maschineneinsatz noch gute drei Wochen gebraucht haben, sind’s jetzt dank der Technowood drei Tage. Der Aufbau vor Ort ist bei Fertighäusern sowieso flott erledigt, weil „nur“ noch

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die einzelnen Elemente richtig verankert und zusammengesteckt werden müssen. Ein bisschen wie beim Aufbau eines Ikea-Regals, nur in größeren Dimensionen und in besserer Qualität. Die Holzhaus Fabrik setzt auf heimische Hölzer. In der Regel bearbeitet die Technowood Fichte und Tanne – davon gibt’s im Schwarzwald üppig. In selteneren Fällen kommt auch Buche zum Einsatz, wenn es einer massiveren Statik bedarf. Gehring und Dietzenbach schauen auch über den Waldrand hinaus, gucken zum Beispiel nach Skandinavien. Man habe, sagt Gehring, bereits mit Holz aus Finnland experimentiert. Details will der 38-Jährige dazu allerdings nicht verraten. Vielleicht bleibt’s doch auch bei der guten alten Schwarzwaldtanne. Für einen Bauherrn in Biengen hat die Holzhaus Fabrik im Sommer ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten produziert, in Bad Krozingen eine 400 Quadratmeter große Lagerhalle gebaut. Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Sonderbauten – das ist das Produktportfolio der Firma. Auch Anbauten für Kindergärten oder Schulen könnten künftig interessant sein, sagt Gehring. Und das eine oder andere Gebäude für den Freiburger Stadtteil Dietenbach natürlich auch: „Wir sind ready.“ Christian Engel



Menschen und Meldungen

Neues Führungsquartett: (v.l.n.r.) Bernd Rigl, Daniel Zeiler, Lars Hopp und Erich Greil.

Daniel Zeiler neu an Bord FREIBURG. Am 1. November hat Daniel Zeiler (49) die Nachfolge von Marcel Thimm (63) als Vorstandsvorsitzender (VV) der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau angetreten. Zeiler, geboren in Pforzheim, kommt von der Kreissparkasse Tuttlingen nach Freiburg, wo er Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden war. Erich Greil bleibt in Freiburg VizeVV, Bernd Rigl und Lars Hopp komplettieren das Vorstandsteam.

STAUFEN. Die Sparkasse StaufenBreisgau wird ihre Filialen Münstertal, Sulzburg, Hartheim, Merdingen und Sasbach schließen. Grund sei die rückläufige Kundenfrequenz. Geldautomaten bleiben aber vor Ort. Die Münstertaler Kundschaft wird künftig in Staufen betreut, die Sulzburger in Heitersheim, die Hartheimer in Bad Krozingen, Merdinger und Sasbacher in Breisach. Die Bilanzsumme lag im vergangenen Jahr bei 1,68 Milliarden Euro, das Ergebnis betrug 1,6 Millionen Euro. Foto: © Nils Theurer – textour

Foto: © Sparkasse Freiburg

Sparkasse Staufen-Breisach schließt Filialen

5* Exklusiv-Auszeichnung für das Gesundheitsresort FREIBURG. Das Gesundheitsresort Freiburg wurde erneut mit 5 von 5 Sternen ausgezeichnet und trägt somit das höchste Qualitätssiegel, das in Deutschland für Wellnesshotels und Resorts vergeben wird, die „Wellness Stars“. Bei der Übergabe des Zertifikates durch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und den Aufsichtsratsvorsitzenden der Wellness Stars Deutschland GmbH Rudolf Forcher an den Geschäfts-

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führer des Gesundheitsresorts Freiburg, Rüdiger Wörnle, sagte der: „Es ist mir eine besondere Freude, zu einem von nur drei Einrichtungen zu gehören, die in Baden-Württemberg mit fünf Medical Wellness Stars ausgezeichnet wurden.“

Viva la Vita BAD KROZINGEN. Mit einem Festakt wurde am 17. Oktober der 13 Millionen Euro teure Anbau der Vita-ClassicaTherme offiziell eröffnet. Die Kur und Bäder GmbH investierte das Geld in weitere Becken und einen Spa-Bereich. 2,5 Millionen Euro steuerte das Land bei, 750.000 Euro das Rathaus um Bürgermeister Volker Kieber.

EBM setzt auf Luft HERBOLZHEIM. Das Unternehmen EBM-papst, weltweiter Innovationsführer bei Ventilatoren und Motoren, trennt sich von der Autotechnik und setzt stattdessen voll auf Lufttechnik. In Herbolzheim, bislang vor allem im Automotivbereich aktiv, werden fortan HighTech-Ventilatoren hergestellt. „Wir werden die Autotechnik nicht mehr


Menschen und Meldungen

beliefern“, sagte EBM-Chef Klaus Geißdörfer dem Handelsblatt. In Herbolzheim sind derzeit rund 500 Menschen für die Gruppe beschäftigt, die im vergangenen Jahr knapp 2,3 Milliarden Euro umgesetzt hat.

Neuer Kommunikationschef SÜDBADEN. Der Energieversorger Badenova hat mit Manuel Zimmermann (39) einen neuen Chef der 26-köpfigen Unternehmenskommunikation eingestellt. Zimmermann beerbt Roland Weis,

GRAFENHAUSEN. Die Brauerei Rothaus soll beim Klimaschutz Vorbild für die Branche sein. „Es ist wichtig, dass gerade eine staatliche Brauerei zeigt, dass es ökologisch und ökonomisch der richtige Weg ist“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann unlängst bei der Eröffnung einer Photovoltaikanlage der Brauerei. Ziel sei ein wirtschaftliches Modell, das „kopierfähig“ sei, so der Regierungschef. Die Brauerei will bis 2030 „klimapositiv“ sein (wir berichteten) und dafür 40 Millionen Euro in die Hand nehmen. Aufsichtsratschef und Agrarminister Peter Hauk (CDU) sagte der dpa, es sollten in der Gegend sechs bis acht Windräder gebaut werden, ein bis zwei davon könnten dabei für die Staatsbrauerei reserviert werden. Für Rothaus arbeiten derzeit 240 Menschen.

Foto: © Badenova

Rothaus soll Vorbild beim Klimaschutz sein

Frisch im Amt: Manuel Zimmermann der nach mehr als 20 Jahren in den Ruhestand geht. Zimmermann, einst deutscher Profimeister im Vollkontaktkickboxen, arbeitete bislang bei 1&1.

BlackF im Tower fertig FREIBURG. Auf dem Güterbahngelände hat Annabell Unmüßig im Green City Tower 40 Studios und 14 Suiten vor allem für Businesskunden mit einer kleinen Feier eröffnet. Die „Serviced Apartments“ (es gibt unter an-

derem einen Concierge und einen Putzdienst) können nur wenige Tage, aber auch für mehrere Monate gemietet werden. Unmüßig betreibt auf dem Güterbahnhof seit November 2020 bereits das Black-F-House mit 138 Apartments. Im Green City Tower ist das Alleinstellungsmerkmal sicher der Blick von der Dachterrasse, die 50 Meter über dem Straßenniveau spektakuläre Blicke auf Freiburg erlaubt.

6. Freiburger Innovationspreis FREIBURG. Die Technologiestiftung BioMed startet die Ausschreibung des mit 10.000 Euro dotierten Freiburger Innovationspreises, der erneut vom Innovationsführer Stryker Leibinger gestiftet und von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau unterstützt wird. Zusätzlich stiften die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein und die Handwerkskammer Freiburg zwei mit jeweils 3000 Euro dotierte „Sonderpreise“ für die Bereiche Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie Handwerk. Stichtag für die Bewerbung ist der 28. Februar 2023. Mehr Info: freiburg.de/ innovationspreis Anzeige

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Menschen und Meldungen

Erbe-Gruppe übernimmt

Foto: © HWK Freiburg / Felix Risch

SEXAU. Der Tübinger Medizintechnikspezialist Erbe hat den Sexauer Endoskophersteller Blazejewski Medi-Tech übernommen. Für Blazejewski arbeiten 90 Menschen, für die Erbe-Gruppe 1400. Mit der Übernahme soll das weitere Wachstum von Blazejewski gesichert werden.

Kestenholz kauft Auto-Weber FREIBURG. Die Schweizer Kestenholz-Gruppe übernimmt die auf Mercedes-Autos spezialisierte Auto-Weber GmbH, die im Gewerbegebiet Freiburg-Nord tätig ist. Alle 20 Beschäftigten werden übernommen. Kestenholz, die auch die Mercedes-Niederlassung samt Grundstück im Gewerbegebiet Haid gekauft hatten, beschäftigt 820 Mitarbeitende an elf Standorten und setzte zuletzt rund 500 Millionen Euro um.

wvib: „An der Schwelle zur Rezession“ FREIBURG. Die Sorgen um eine mögliche Gasmangellage, explodierende Energiekosten und Preissteigerungen auf breiter Front haben noch keinen signifikanten Einfluss auf die Quartalszahlen der Unternehmen der Schwarzwald AG. Bei den Zukunftsaussichten ist die Wirtschaft hingegen sehr vorsichtig. Dieses Bild zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des über 1000 Mitgliedsunternehmen starken Industrieverbands wvib Schwarzwald AG. „Die Wirtschaft steht vermutlich an der Schwelle zur Rezession. Für die Industrie läuft es derzeit noch erstaunlich gut. Eine Abwärtsbewegung ist unverkennbar, aber weniger dramatisch als befürchtet“, so wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Zwar haben die Mitgliedsunternehmen für die ersten drei Quartale einen durchschnittlichen Umsatzzuwachs von 13,8 Prozent gemeldet, aber nur noch 32 Prozent rechnen in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen. 2021 waren es noch 54,8 Prozent. „Der

Zwei fürs Handwerk: Johannes Ullrich (li.) und Hans Peter Wollseifer.

Gold für Ullrich

»Ehrung hochgradig verdient « FREIBURG. Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, ist mit dem „Handwerkszeichen in Gold“ ausgezeichnet worden. Er erhielt die höchste Auszeichnung, die es im deutschen Handwerk gibt, für seinen fortwährenden ehrenamtlichen Einsatz für den Wirtschaftszweig. Neben Gratulanten aus Bundes- und Landeshandwerk sowie von der Stadt Freiburg dankte auch Vizepräsident Christof Burger seinem langjährigen Kollegen und Weggefährten für sei-

nen Einsatz: „Die Ehrung ist hochgradig verdient.“ Überreicht wurde die Auszeichnung durch Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Der sagte in seiner Laudatio: „Johannes Ullrich ist jemand, der Herausforderungen anpackt – und er hat seine Ziele ganz klar vor Augen.“ Es brauche mehr Menschen, „die auf das schauen, was geht statt auf das, was nicht geht“. bib

explodierende Strompreis zusammen mit Lieferketten-Problemen und fortgesetztem Arbeitskräftemangel erstickt den Post-Corona-Aufschwung. Die 200 Milliarden Doppelwumms für Energie sind im europaweiten Vergleich reichlich, wenn sie schnell und treffsicher kommen“, so Münzer.

ohne Beschäftigung, 475 weniger als einen Monat zuvor. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf jetzt 3,6 Prozent. Bei den Frauen und Männern unter 25 Jahre sank sie um 0,4 Punkte auf jetzt 2,3 Prozent. Der Rückgang an Arbeitslosen ist etwas schwächer ausgefallen als in einem Oktober üblich. „Die aktuelle Krise drückt auf die Stimmung. Unternehmen halten sich mit Personaleinstellungen zurück und melden weniger Stellen. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt aber weiter sehr stabil“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Andreas Finke.

Arbeitslosenquote sinkt FREIBURG. Die Zahl an Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg ist im Oktober weiter gesunken. Zum Stichtag waren in der Stadt Freiburg und den Landkreisen BreisgauHochschwarzwald und Emmendingen insgesamt 13.542 Frauen und Männer

28 | chilli | business im Breisgau | 11.2022



Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Steigerung des Verbraucherpreisindex in Baden-Württemberg im Oktober 2022 im Vgl. zu Oktober 2021 (in Prozent) ������������� 9,8 Steigerung des Verbraucherpreisindex in Baden-Württemberg im Oktober 2021 im Vgl. zu Oktober 2020 (in Prozent) ������������� 4,2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Freiburg Ende Juni 2021 ................................................................................................132.823 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Freiburg Ende Juni 2020 ................................................................................................129.036 Zahlungsansprüche von Leistungsberechtigten in Freiburg 2015 (in Mio. Euro) ������������������������������������������������������������������������������������8,08 Zahlungsansprüche von Leistungsberechtigten in Freiburg 2021 (in Mio. Euro) ������������������������������������������������������������������������������������8,00 Steigerung (!) der im Gastgewerbe in BW arbeitenden Menschen im August 2022 im Vgl. zu August 2021 (in %) �������������������� 10,4 Umsatzplus real (preisbereinigt) im Gastgewerbe in BW im August 2022 im Vgl. zum Oktober 2021 (in %) ����������������� 11,9 Steigerung der durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen im Oktober 2022 vom Mittel 1961-1990 (in ° C) in Freiburg �������������� 4,3 Steigerung der durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen im Oktober 2022 vom Mittel 1961-1990 (in ° C) in Müllheim �������������� 5,1 Steigerung der durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen im Oktober 2022 vom Mittel 1961-1990 (in ° C) in Deutschland �������� 3,1 Anzahl Mitglieder des SC Freiburg in der Saison 2017/18 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������15.000 Anzahl Mitglieder des SC Freiburg in der Saison 2021/22 ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 46.000 Anzahl der Sponsorenverträge am Dreisamstadion ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������267 Anzahl der Sponsorenverträge am Europa-Park-Stadion ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 442 Veränderung der Straßenlänge in Freiburg 2021 im Vergleich zu 2020 (in km) ��������������������������������������������������������������������������������������������� 0 Veränderung der Fahrradweglänge in Freiburg 2021 im Vergleich zu 2020 (in km) �������������������������������������������������������������������������������� +7 Fahrradverkehr auf dem Radschnellweg FR2 Güterbahnhof/Ferdinand-Weiß-Straße 2019 ����������������������������������������������� 870.060 Fahrradverkehr auf dem Radschnellweg FR2 Güterbahnhof/Ferdinand-Weiß-Straße 2021 ���������������������������������������������� 932.006 Zahl der Flugbewegungen am Freiburger Flugplatz 2014 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������21.308 Zahl der Flugbewegungen am Freiburger Flugplatz 2021 �����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������28.120 Durchschnittliches Gewicht eines der in Freiburg 2021 zugelassenen 93.736 Kfz (in kg) ��������������������������������������������������������������� 1913 Durchschnittliches Gewicht eines der in Freiburg 2015 zugelassenen 93.736 Kfz (in kg) �������������������������������������������������������������� 1841 Durchschnittliches Fahrgeräusch 2015 in db(A) ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������71,9 Durchschnittliches Fahrgeräusch 2021 in db(A) ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 71,2 Baugenehmigung für Wohnungen (Neu- und Umbau) in Freiburg in 2021 �������������������������������������������������������������������������������������������������708 Baugenehmigung für Wohnungen (Neu- und Umbau) in Freiburg in 2020 �������������������������������������������������������������������������������������������������723 Baugenehmigung für Wohnungen (Neu- und Umbau) in Freiburg in 2019 ���������������������������������������������������������������������������������������������� 1046 Baufertigstellung von Wohnungen in Freiburg 2021 ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 1171 Baufertigstellung von Wohnungen in Freiburg 2020 �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 714 Baufertigstellung von Wohnungen in Freiburg 2019 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 679 Zahl der Unternehmen in Freiburg 2019 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 12.034 Zahl der Unternehmen in Freiburg 2020 �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 11.459 Kosten, die ein Baden-Württemberger jährlich für die Toilettenspülung ausgibt (in Euro) ����������������������������������������������������������������54 Anteil dieser Toilettenkosten am Wasserverbrauch insgesamt (in Prozent) ��������������������������������������������������������������������������������������������������������27

bar/Idee: Brandeins

Quellen: Statistisches Jahrbuch 2022 der Stadt Freiburg, Statistisches Landesamt BW, DWD, SC Freiburg 30 | chilli | business im Breisgau | 11.2022




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