Zürcher KMU 3 2014

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NR. 3 l 2014

KMU

DAS ZÜRCHER UNTERNEHMER-MAGAZIN

DÜBENDORF 100 JAHRE FLUGPLATZ

ZÜRICH MARITIM

EIN HAFEN ZU GAST IN DER STADT

IM GESPRÄCH ANCILLO CANEPA

MANAGEMENT ISLAMISCHES BANKING


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INHALT I ZH KMU

Nr. 3

l 2014 l 3

5 AGENDA

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Foto: Ortsgeschichtliche Dokumentationsstelle VVD Dübendorf

THEMA

6 100 Jahre Flugplatz Dübendorf 8 Innovationspark Dübendorf

INTERVIEW

12 Ancillo Canepa «Ich habe den Fussball im Blut»

Titelbild: Manuela Paganini

MANAGEMENT

16 Islamisches Banking

WIRTSCHAFT Foto: EQ Images / Melanie Duchene

18 Zürcher Partnerstadt:

Vinnytsia, Ukraine

KULTUR

12

20 Zürich Transit Maritim: Ein Hafen zu Gast in Zürich

BUSINESS LUNCH 23 Restaurantkritik

UNTERNEHMEN 24 Zoo Zürich

RECHT

28 Nicolas Facincani:

Foto: Tambako the Jaguar

Über die Verwaltungsratssitzung

29 VZH NEWS

24

30 ZÜRICH IM BILD

IMPRESSUM ZÜRCHER KMU – Das Zürcher Unternehmer-Magazin erscheint im Verlag SWISS BUSINESSPRESS SA, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, Zürich, Telefon 044 306 47 00, Fax 044 306 47 11, www.unternehmerzeitung.ch, print@zürcherkmu.ch HERAUSGEBER: Remo Kuhn, kuhn@unternehmerzeitung.ch CHEFREDAKTOR:

REDAKTION: Manuela Paganini, paganini@swissnews.ch ; Lukas Studer, studer@swissnews.ch ; Peter Blattner, blattner@unternehmerzeitung.ch MARKETING: Felix Keller, keller@unternehmerzeitung.ch MITARBEIT AN DIESER AUSGABE: Nicolas Facincani, Jean-Pierre Reinle

Maximilian Treffer, treffer@zuercherkmu.ch

LAYOUT & PRODUKTION: Angelina Sofia, sofia@swissnews.ch DRUCK: NZZ Print, Schlieren Zürich

NACHDRUCK: Mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und

detaillierter Quellenangabe © Unternehmerzeitung / SWISS BUSINESSPRESS SA TEXT- UND BILDMATERIAL: Für unverlangt eingesandtesText- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS erscheinen ausserdem: SWISS NEWS – The National English Journal, SWISS CUISINE – Das Fachmagazin der Gehobenen Gastronomie, BUSINESS CLASS – Das Lifestyle-Magazin der Unternehmerzeitung, VR-Praxis – Das Schweizer Magazin für Verwaltungsräte


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ZHKMU I AGENDA

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SW I SS M E M IN D U S T R I E T A G Am 2. Juli 2014 findet zum

8. SWISSMEM INDUSTRIETAG

achten Mal der Swissmem-Industrietag

Themen: «Königswege, Spannungsfelder und Entwicklungstrends in der Berufsbildung»

statt. Mit gewohnt illustren Gästen wird dieses Mal das Thema Berufsbildung behandelt. Der Anlass findet in der Messe Zürich statt.

Die berufliche Grundbildung vermittelt rund zwei Dritteln aller Jugendlichen in der Schweiz eine solide berufliche Basis und trägt dazu bei, die Wirtschaft mit qualifizierten Fachkräften zu versorgen. Doch die Berufsbildung muss sich ständig weiterentwickeln, um mit den steigenden Ansprüchen der Wirtschaft und Gesellschaft Schritt zu halten.

2. Juli 2014 – ab 13.00 Uhr Messe Zürich

industrietag@swissmem.ch

Hochkarätige Referenten wollen am achten Swissmem Industrietag verschiedene Wege hin zu einer zukunftsträchtigen Berufsbildung aufzeigen.

Unter den Gästen befinden sich unter anderem: Bundesrat Johann Schneider-Ammann, SwissmemPräsident Hans Hess, ETH-Rektor Lino Guzzella

und Alt-Nationalrat Rudolf Strahm. Ausserdem bietet der Industrietag eine ausgezeichnete Networking-Plattform und lädt

Foto: Swissmem zu lebhaften Diskussionen ein. Die Teilnahme ist kostenlos. Informationen zum Anlass und zur Anmeldung finden sich auf: www.swissmem.ch.

«ZÜRIC H MEETS NEW YO RK» Der gemeinsame Auftritt des Schweizer Generalkonsulats, der Stadt Zürich, der ETH und der Universität Zürich in New York hat ein grosses Publikum gefunden. Rund 6000 Besucherinnen und Besucher wohnten der Kultur- und Wissenschafts-

STARTUPFAIR 2014 Die zweite Auflage der «Startupfair» steht an. Nach dem grossen Erfolg der ersten Ausgabe, letztes Jahr, findet nun am 3. Juli 2014 die zweite Messe in der Maag Event Hall statt. Networking und Geschäftsanbahnungen stehen im Zentrum der Veranstaltung.

Die Premiere der «Startupfair» am 17. September 2013 übertraf alle Erwartungen – in der Folge wurde das Projekt im März diesen Jahres am schweizerischen Marketing-Tag mit der Swiss Marketing Trophy, der höchsten nationalen Auszeichnung der Schweizer Marketingbranche, ausgezeichnet. Erstmals konnte ein Projekt aus der Start-up-Branche den Preis gewinnen – beste Werbung für die Neuauflage. Dieses Jahr wird mit dem Thema «Gamification» eine der innovativsten Branchen in den Mittelpunkt gerückt. Dabei präsentieren sich die besten

nationalen Gamedesigner sowie auch Dienstleister, die spielerische Elemente für Lern- und Simulations-Programme nutzen. Hochschulen und Organisationen zur Unterstützung von jungen Unternehmern stellen ihre Programme für Start-upGründer vor. Der Eintritt ist für alle Besucher kostenfrei – Vorraussetzung ist eine Besucher-Registrierung auf der Homepage der Messe.

«STARTUPFAIR» MESSE Thema: Gamification 3. Juli 2014 Maag Event Hall www.startupfair.ch

Fotos: zVg

veranstaltungen bei. Die lokalen Medien widmeten dem Festival mehrere Artikel.

Zürich ist ein dynamischer Kultur-, Wissenschaftsund Kreativstandort. Dies in New York zu zeigen, war das Hauptziel des Festivals «Zürich meets New York». In einem einwöchigen Programm wurden alte und neue Ideen, die aus Zürich in die Welt ausstrahlen, einem interessierten New Yorker Publikum präsentiert und fanden regen Zuspruch. Das Kulturprogramm stand im Zeichen von Dada. Künstlerinnen und Künstler aus New York und Zürich veranstalteten einen performativen Dada-Ball. Unter anderem Beiträge aus dem Cabaret-Voltaire und der Hochschule der Künste gaben den Rahmen des kulturellen Programms. Verschiedene musikalische Beiträge und eine Podiumsdiskussion zur Schrift «Helvetica» rundeten die Veranstaltung ab. Neben der Kultur lag der

Fokus auf innovativen Ideen aus Wissenschaft und Forschung. So führte der Zürcher Think Tank W.I.R.E zusammen mit dem New Museum ein diskursives «Speed Dating» zu der künftigen Entwicklung von Städten durch. Die ETH Zürich präsentierte ihre vielfältigen Forschungsfelder in verschiedenen Tagungen etwa zu Urban Nature,

Foto: zVg

zur Widerstandkraft heutiger Megastädte gegenüber Krisen und Katastrophen oder zum intelligenten Umgang mit «Big Data». Die Universität Zürich zeigte sich als innovativer Hub in Wirtschafts- und Geisteswissenschaften. Elf Zürcher Start-Up-Unternehmen präsentierten ihre Innovationen und Geschäftsideen und knüpften Kontakte mit der New Yorker Kreativszene und potenziellen Investoren. Die Politik vertraten die Stadtpräsidentin Corinne Mauch und der Polizeivorsteher Richard Wolff.


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ZHKMU I THEMA

100 Jahre Militärflugplatz Dübendorf Ein ganzes Jahrhundert hat der Militärflugplatz Dübendorf schon auf dem Buckel. Pünktlich zum Jubiläum wird um die Zukunft des flughistorischen Geländes heiss diskutiert. Ein Blick zurück zeichnet eine Geschichte mit Höhen und Tiefen.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

Den Anfang markiert das Jahr 1910. Charles Stewart Rolls, Mitgründer der Rolls-Royce-Company, setzte mit einem Non-Stopp-Flug (Hin- und Rückflug) über den Ärmelkanal ein Zeichen in der Aviatik. Im selben Jahr hielt die Luftfahrt auch in Zürich Einzug: In Dübendorf erhob sich am 22. Oktober 1910 erstmals auf Kantonsgebiet ein Flugzeug. Anlässlich einer Flugshow, organisiert vom französischen Aviatikpionier Reynold Jaboulin, strömten angeblich über 100 000 Zuschauer nach Dübendorf. Dem Franzosen gelang es sogar, die Stadt Zürich zu überfliegen, für die damaligen Verhältnisse in der Schweiz eine Sensation. Charles Rolls verunglückte nach seinem durchbrechenden Erfolg übrigens noch im selben Jahr in einer Maschine der berühmten Gebrüder Wright. Warum Dübendorf Damals fühlten sich die Ballonfahrer noch für die Lüfte verantwortlich und begegneten den lebensgefährlichen Kisten aus Draht, Holz und Stoff mit Verachtung. Bastler und Tüftler wurden zu dieser Zeit von den akademisch ausgebildeten Theoretikern nicht respektiert. Von Flugzeugen sprach übrigens noch niemand, die Rede war von «Flugma-

schinen» oder «Aeroplanen». Auch Flugfeld oder Flugplatz war zu gewöhnlich: In Dübendorf warb man angeberisch mit «Aerodrom». Vor dem Flugplatz war das Gelände, wie das übrige Glatttal, versumpft und landwirtschaftlich wertlos. 1910 hatten die Dübendorfer kein Verständnis für den Naturschutz – ein trockener Acker für Kartoffeln war den Bauern lieber als ein Gebiet mit Schmetterlingen und Störchen. Die Grundbesitzer verscherbelten daher ihre Anteile und hofften, keine Kosten an der dringend notwendigen Entwässerung tragen zu müssen. Die Anforderungen an ein Gelände für aviatische Zwecke waren in Dübendorf ideal gegeben: Nähe zur Stadt, billiger Boden, keine oder wenige Bodenerhebungen, Weit­ räumigkeit und keine Telegraphendrähte oder elektrische Leitungen. Nach der berühmten und äusserst erfolgreichen Flugwoche von Jaboulin kam aber Ruhe ins Glatttal. Der Versuch, Dübendorf zum Eldorado der Fliegerei zu etablieren, misslang aus verschiedenen wirtschaftlichen Gründen. Versuche, den teuren Flugplatz dem Bund anzuhängen, schlugen vorerst fehl, weil sich die tonangebenden Militärs nicht für die Fliegerei interessierten. Der überraschende Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 brachte die Wende.


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Fotos: Ortsgeschichtliche Dokumentationsstelle VVD Dübendorf

Über Nacht brauchte die Schweiz eine Fliegertruppe und vor allem einen geeigneten Flugplatz – der in Dübendorf gefunden und gemietet wurde. Im August rückten die ersten Schweizer Piloten mit ihren Privatflugzeugen ein. Acht Flugmaschinen bildeten zwei «Geschwader». Die Luftwaffe wurde von der Armee sehr sparsam und stiefmütterlich behandelt. Auch in der technischen Entwicklung hinkte die Schweiz hinterher: Erst 1915 wurde der Prototyp «Wild» als erstes in der Schweiz hergestelltes Flugzeug übernommen. Die finanziellen Mittel wurden damals aufwendig bei privaten Spendern zusammengebettelt. Zentrum für die zivile Luftfahrt Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 übernahm der Bund den Flugplatz endgültig und kaufte das 100 Hektaren grosse Areal für günstige 384 000 Franken. Der Flugplatz entwickelte sich daraufhin zum Zentrum für den zivilen Flugverkehr. Bereits 1920 wurde die Anlage in Dübendorf zum Zivilflugplatz erster Klasse erklärt. Der Kanton Zürich hatte diese Entwicklung vorausgesehen und sich frühzeitig ein Mitbenützungsrecht gesichert. In den 1930er-Jahren trat der Zürcher Regierungsrat mit einem Kreditbegehren über 3,6 Millionen Franken an die Urne. Er plante auf dem Gelände umfassende Neuerungen in der Infrastruktur. Neben einer Flugzeughalle und einem Hangar für den Flugzeugbau sah das Projekt eine Stationshalle, ein Hotel und ein Restaurant vor. Beim Zürcher Stimmvolk stiessen die Pläne auf Widerstand. Daraufhin scheiterte der Regierungsrat an der Urne deutlich. Trotz Abstimmungsniederlage wurde der zivile Luftfahrtbetrieb mit einem Kredit über 500 000 Franken, einem Doppelhangar und einer Piste am Leben gehalten. Ein privates Komitee realisierte später eine abgespeckte Version des gescheiterten Projektes. 30 Jahre lang – bis 1948 war Dübendorf die «Homebase» der Swissair und ziviles Luftfahrtzentrum der Schweiz. Dem militäri-

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schen Betrieb war diese Entwicklung ein Dorn im Auge, liebend gern liess man die zivilen Vögel mit der Swissair nach Kloten ziehen. Hochphase der Militärfliegerei Aufgrund ausländischer Kriegserfahrung wurde die Militärfliegerei nie ganz aufgegeben, aber nur wenig gefördert. Die Fliegertruppe bestand 1924 aus sechs Abteilungen mit 234 Flugzeugen. Angesichts der Gefahr eines erneuten Krieges begann 1936 der energische Ausbau der Fliegerund Fliegerabwehrtruppen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Infrastruktur des Flugplatzes aus Sicherheitsgründen in die Innerschweiz verlegt. Erst 1941 flogen mit der Bildung eines Überwachungsgeschwaders wieder Maschinen von Dübendorf aus. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in der Schweiz etwa 240 000 Flugstunden und 6 500 Verletzungen des Luftraums gezählt. Fast 200 ausländische Flugzeuge landeten auf Schweizer Boden – grösstenteils in Dübendorf. Nach dem Ende des Krieges wurden 1946 die ersten Düsenflugzeuge erprobt und kurz darauf erworben. 60 Jahre nachdem eine Handvoll Piloten und Mechaniker den militärischen Betrieb in Dübendorf aufgenommen hatten, waren 1974 mehr als 3 000 Mitarbeiter in 10 Betrieben und mehr als 30 Anlagen beschäftigt. Der Betrieb sorgte dafür, dass Flugzeuge, Flugsicherung und Bodeneinrichtungen für 100 000 Flüge funktionierten. Im März 2005 erklärte die Armeeführung, auf den Standort in Dübendorf zukünftig zu verzichten. Im Dezember des gleichen Jahres startete zum letzten Mal eine F/A 18. Der Bund strebt erneut eine zivilaviatische Nutzung des Areals an. Über die Zukunft herrscht Ungewissheit, verschiedene Projekte sind in der Pipeline – eine ähnliche Situation wie 1914. Man muss den Pioniergeist der Dübendorfer und der verantwortlichen Initianten von damals bewundern. Das Flugfeld Dübendorf kann auf ein Jahrhundert bewegter Luftfahrtgeschichte zurückblicken.


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ZHKMU I THEMA

«Ein Park für alle» Bruno Sauter, der Chef des Amts für Wirtschaft und Arbeit Zürich, plant den Innovationspark Dübendorf. Im Interview erklärt er, warum der Park wichtig für Zürich ist und wieso nicht alle dasselbe unter ihm verstehen.

INTERVIEW MANUELA PAGANINI

Die Armee verzichtet auf den Flughafen Dübendorf, jetzt wird ganz nahe von Zürich viel Land frei. Was passiert damit? Bruno Sauter: Auch wenn der Boden Eigentum des Bundes ist, gehört er letztlich den Menschen, die hier leben. Deshalb wollen wir ihn so nutzen, dass er einen grösstmöglichen Nutzen für die Wirtschaft im Kanton Zürich bringt. Einen Standort für Innovationen zu schaffen, ist die spannendste und wirtschaftlich nachhaltigste Variante, die zur Auswahl gestanden hat. Der Innovationspark Zürich in Dübendorf wird Teil eines nationalen Innovationsparks sein, welcher im Moment geplant wird. 2013 hat der Bund festgelegt, dass Zürich und Lausanne Hubstandorte des nationalen Parks sein sollen, dazu gibt es drei bis vier Netzwerkstandorte über die Schweiz verteilt. Wieso dauerte es so lange, bis greifbare Ansätze da waren? Die Armee hat 2005 gesagt, sie wolle in Dübendorf nicht mehr fliegen. Erst war die Frage, was mit dem Gelände geschieht, beim Gebietsmanagement der Baudirektion. Wir vom Amt für Wirtschaft und Arbeit machen uns seit zwei Jahren Gedanken. Das Projekt, das jetzt Form annimmt, kommt nicht aus dem Nichts. Bis wir soweit gekommen sind, hat es einige Denk- und Vorarbeit gebraucht.

ZUR PERSON Bruno Sauter ist Generaldirektor des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Zusammen mit seiner Frau lebt er in Zürich.

Was verstehen Sie unter Innovationen? Das sind neue Produkte oder Dienstleistungen, die am Markt aufgenommen werden. Sie sind die grösste Ressource, die wir in Zürich und der gesamten Schweiz haben. Wir haben keine Rohstoffe, aber kluge Köpfe, eine gute Verwaltung und hohe Ansprüche an unsere eigenen Dienstleistungen. In der Schweiz wird nicht nur nachgedacht, sondern auch hergestellt. Der Unterschied der ETH zu vergleichbaren Hochschulen ist, dass in einer Arbeitsgruppe an der ETH von Anfang an ein Mechaniker dabei ist, der den Apparat am Schluss bauen wird. Was wir entwickeln, soll nicht abstrakt sein, sondern angewandt werden können.


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Wie muss man sich einen Innovationspark vorstellen? Ich denke da an einen Technopark. Wenn die Leute «Innovationspark» hören, zeichnen sich viele ihr eigenes Bild. Wir reden von Erfindungen, Startups, Jungunternehmertum, und sehr richtig, dann stellen sich die Menschen einen Technopark vor. Aber gerade das werden wir nicht sein. Und wir sind auch keine Konkurrenz dazu. Im Technopark kann sich ein junges Unternehmen einmieten, kauft Dienstleistung ein und profitiert von einer zentralisierten Verwaltung. Unser Innovationspark hingegen ist nicht nur ein Gründerzentrum. Bei uns kann sich nur ansiedeln, wer in einer Kooperation mit einer Hochschule steht. Wir wollen die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb verschiedener Branchen abbilden – eine Markthalle der Kompetenzen schaffen. Die räumliche Nähe der Unternehmen schafft Geschwindigkeit. Das ist enorm wichtig, denn Tempo ist das A und O, wenn es um Innovationen geht. Wohnprojekte sehen wir im Park weniger. Oder wenn, dann nur vorübergehende Unterkünfte für internationale Angestellte. Was es aber sehr wohl brauchen wird, sind Orte zum Verweilen, eine Piazza, Geschäfte, Verpflegungsmöglichkeiten. Im Grunde planen wir praktisch einen neuen Stadtteil. Haben Sie Beispiele ähnlicher Parks, an denen Sie sich orientieren? Cambridge ist ein gutes Vorbild. Die Stadt hat aufgrund ihrer Tradition eine ungeheure Anziehungskraft. Für uns ist die Sache etwas anspruchsvoller, weil der Platz, der uns zur Verfügung steht, viel beschränkter ist. Was wir nicht wollen, ist ein Themenpark, wie es etwa in Deutschland verschiedene gibt. Die Parks wirken hingestellt und aufgefüllt. Unser Park soll über 30 Jahre hinweg wachsen können. Wie erreichen Sie, dass sich die Unternehmen im Park ansiedeln wollen? Indem wir kommunizieren. Die einzelnen Akteure von Forschung über Entwicklung zur Produktion und Vertrieb müssen wissen, dass es den Innovationspark gibt. ETH und Empa sind starke Anziehungsfaktoren und engagieren sich, konsturktiv tragen sie das Projekt mit. Wir wollen Unternehmer aktivieren, so dass sie sich am Park beteiligen. Daraus entstehen Synergien, die umso mehr Dynamik in das Projekt bringen können. Was geschieht als Nächstes? Im Sommer entscheidet der Bundesrat, ob auf dem Gelände neben dem Innovationspark zivile Luftfahrt zugelassen sein wird. Die Regierung des Kantons Zürich ist gegen eine solche Nutzung. Regierungsmitglieder waren beim Bund vorstellig und legten ihre Argumente dar. Jetzt gilt es abzuwarten. In einem Statement sagte der Bundesrat, es gebe ein Miteinander. Darauf hoffen wir, sollte sich der Bund wirklich für die Luftfahrt entscheiden. Zugleich läuft ein Wettbewerb für das städtebauliche Konzept des Innovationsparks. Dabei werden Vorschläge gemacht werden, wie das Land genutzt wird, wo Strassen durchführen, wo Gebäude stehen sollen und wie nachträgliche Veränderungen und Erweiterungen möglich sein werden. Und wann wird der Innovationspark bezogen? Durch Zwischennutzungen hoffentlich schon übernächstes Jahr, also 2016. Damit wollen wir der Bevölkerung

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ZUM PROJEKT Der Innovationspark Dübendorf ist beschlossene Sache, nur was genau beschlossen ist, ist noch offen. Die Forschungsschwerpunkte, die im Innovationspark zu Hause sein sollen, sind schon fest gelegt: Life Science (Gesundheits- und Pharmaindustrie), Digitale Technologie, Kommunikation, Engineering und Umwelt. Der Kanton ist federführend in der Planung des Innovationsparkes, in der Aufbauphase soll die Wirtschaft und Wissenschaft mitwirken, während der Kanton sicherstellen will, dass die Infrastruktur des Parks gut gestaltet wird. Auf lange Sicht plant die Kantonsregierung, sich auf die strategische Führung zu beschränken und den Betrieb des Parks den einzelnen Bewohnern zu überlassen. Zu dem Zeitpunkt soll der Park kostendeckend sein.

auch aufzeigen, wie das Ganze konkret aussehen kann. Der ganze Park wird in Etappen über die nächsten drei Jahrzehnte entstehen. Kritische Stimmen, etwa die Avenir Suisse, meinen, das Projekt denke zu kurz. Dann wurde unser Anliegen noch nicht verstanden. Wir wollen nicht nur Forschungsinstitutionen anlocken, sondern eben die ganze Wertschöpfungskette an einem Standort vereinen. Für uns bedeuten diese Rückmeldungen, dass wir noch besser aufzeigen müssen, worum es uns geht. Zürich wird zum Schwerpunkt des nationalen Innovationsparks. Fördert das nicht das Ungleichgewicht zwischen Zürich und dem Rest der Schweiz? Es geht hier nicht um Befindlichkeiten, sondern um die Zukunft des Schweizer Forschungs- und Wirtschaftsstandortes. Lausanne und Zürich werden Hubs in einem nationalen Netzwerk sein, also Teil eines Ganzen. Die Netzwerkstandorte sind sehr wichtig. Beispielsweise Basel ist uns, was Pharma angeht, weit voraus. Wir sind bemüht, das Know-How anderer Kantone in das Netzwerk einbinden zu können. Zwischen Hub- und Netzwerkstandorten wird kein hierarchischer Unterschied bestehen. Zürichs Konkurrenz sei nicht Bern, sondern New York, sagten Sie neulich. Richtig, dazu stehen wir. Schliesslich messen wir uns an den Besten. Wir wollen unsere Stärken fördern, für den ganzen Kanton.

Fotos: zVg


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ZHKMU I UNTERNEHMEN

Das Zuhause des Weltfussballs Wenn schon nicht Hauptstadt der Schweiz, dann wenigstens des Fussballs: Zürich ist seit 1932 Sitz des Weltfussballverbandes Fifa. Nach dem «Home of Fifa» auf dem Zürichberg will die NonProfit-Organisation ein Museum im Enge-Quartier bauen. An den Finanzen wird es nicht scheitern.

TEXT LUKAS STUDER

Foto: Wikipedia / MCaviglia

Nicht immer hatte die Fifa einen festen Hauptsitz. In den Anfangsjahren schlug der 1904 gegründete Weltfussballverband sein Quartier jeweils dort auf, wo der amtierende Generalsekretär wohnte. Bis er 1932 beschloss, ein dauerhaftes Sekretariat zu schaffen, und die Schweiz den Vorzug gegenüber Frankreich erhielt. Seither sitzt die Fifa in Zürich. Ihr erstes Büro lag an der Bahnhofstrasse, später dislozierte man in eine Villa am Sonnenberg. Dort entstand Mitte der 70er-Jahre auch ein neuer Haupsitz, der pünktlich zum 75-jährigen Bestehen fertiggestellt wurde. Zum hundertsten Geburtstag folgte bereits der nächste Spatenstich. Der imposante Neubau auf dem Zürichberg nahe dem Zoo war allerdings mehr als bloss ein Jubiläumsgeschenk. Im «Home of Fifa» finden wieder alle in Zürich stationierten Mitarbeiter unter einem Dach Platz. Die Fifa war mit der zunehmenden Popularität und der fortschreitenden Kommerzialisierung des Sports stark gewachsen, in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte sich die Zahl der Mitgliedsverbände fast

verdreifacht. Heute hat der Weltfussballverband mit 209 nationalen Verbänden 16 Mitglieder mehr als die Vereinten Nationen. Fast 1,3 Milliarden Reserven Die Fifa vermeldete 2013 Erträge in der Höhe von 1 235 Millionen Franken. Davon stammen 535 aus Fernsehrechten und 360 aus Marketingrechten, grösstenteils für die Weltmeisterschaft in Brasilien. Demgegenüber stehen Aufwendungen von 1 169 Millionen: 642 kostet die Organisation der sieben Fifa-Turniere, alleine 499 fliessen im Zusammenhang mit der WM an Verbände oder Klubs, etwa in Form von Preisgeldzahlungen. In den letzten Jahren erwirtschaftete die Fifa jeweils einen beträchtlichen Jahresgewinn, zuletzt 66 Millionen. Statuarisch ist sie verpflichtet, kontinuierlich Rückstellungen zu bilden: 2013 erhöhte die Fifa ihre Reserven um 6 Prozent auf 1 275 Millionen Franken, und das bei einer Bilanzsumme von 2 818 Millionen. Die hohen Reserven sind laut eigenen Angaben


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D I E F I F A IN Z A H L E N Gründung: 1904 Mitglieder: 209 nationale Verbände

«Wenn schon

Mitarbeiter: 452, davon 383 in Zürich Bilanzsumme: 2 818 Millionen

nicht Hauptstadt der Schweiz, dann wenigstens des Fussballs

Reserven: 1 275 Millionen Erträge: 1 235 Millionen Aufwendungen: 1 169 Millionen Davon direkt in den Fussball investiert: 72 Prozent

»

Gewinn: 66 Millionen

Fifa-Hauptsitz «Home of Fifa»: Seit 2006 werden die Geschicke der Weltfussballorganisation vom Zürichberg aus geleitet.

«von grosser strategischer Bedeutung», um die finanzielle Unabhängigkeit zu wahren und auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können. Die Fifa ist stark von ihrer Haupteinnahmequelle, der Vermarktung der Weltmeisterschaft, abhängig. Ein solcher Grossanlass könne kaum mehr gegen Ausfall versichert werden, so die Fifa. Zudem dienten die Reserven nicht-gewinnbringenden Aktivitäten wie Entwicklungsprojekten oder anderen Fifa-Turnieren. Baubewilligung für Fifa-Museum ausstehend Nun will die Fifa wieder bauen. In Zürch soll ein Fifa-Museum für 300 000 Besucher entstehen mit einer «Hall of Fame», 3-D-Shows, Spielen und ausgestellten Trophäen und Trikots. Das Museum ist ausserdem gedacht als Ort für Autogrammstunden oder Preisverleihungen. Ursprünglich fasste die Fifa einen 180 Millionen Franken teuren Neubau auf dem Zürichberg ins Auge, nun soll das Museum an den Tessinerplatz im Zürcher Enge-Quartier: ins Haus zur Enge, genannt «Engi-Märt». Besitzerin Swiss Life will das seit drei Jahren leer stehende Hochhaus für 75 Millionen Franken umbauen. In den oberen Etagen baut sie Büroräume und Wohnungen, die zwei Untergeschosse, das Erdgeschoss und die erste Etage vermietet sie der Fifa für 40 Jahre. Die Museumseinrichtung kostet die Fifa 30 Millionen Franken. Lange stand dem Bau des Museums noch die Baubewilligung im Weg, weil nicht alle Auflagen erfüllt waren. Da das unterirdische Parkhaus wegfällt, mussten die 32 gesetzlich verlangten Pflichtparkplätze anderweitig bereitgestellt werden. Zudem verlangte die Stadt, dass die Glasfassade des aufgestockten Gebäudes nicht zu stark spiegle. Nun ist die Bewilligung erteilt. Mit dem Rückbau wurde bereits im Frühling vergangenen Jahres begonnen, die ersten Arbeiten sind unterdessen abgeschlossen. Der Eröffnungstermin, der ursprünglich auf das Frühjahr 2015 angesetzt war, verzögert sich nun um ein Jahr. Anfang 2016 sollten dann die Pforten des nächsten Fifa-Baus geöffnet werden.

Foto: Flickr / Bartek Langer

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ZHKMU I INTERVIEW

«Ich habe den Fussball im Blut» Ancillo Canepa ist das Gesicht des FC Zürich. Seit 2006 ist er Präsident und führte die Stadtzürcher mit drei Meistertiteln auf die grösste europäische Fussballbühne – die Champions League. Die Leidenschaft für den Fussball spürt man sofort, schiesst sein FCZ ein wichtiges Tor, lässt er seinen Emotionen auf der Tribüne freien Lauf. Vor seinem Engagement im Fussball war Canepa über 30 Jahre bei Ernst & Young tätig, zuletzt in der Geschäftsleitung.

INTERVIEW MAXIMILIAN TREFFER

Gratulation zum Cupsieg. Wie haben Sie den Finalsieg gegen Basel erlebt? Ancillo Canepa: Es war natürlich sehr schön, dass wir nach fünfjähriger Durststrecke wieder einmal einen Titel gewin­ nen konnten. Das bringt in jeder Beziehung eine beson­ dere Dynamik in den Verein. Schon im Wintertrainings­ lager in der Türkei setzten wir uns das Ziel den Cupsieg zu holen. Einen Tag vor dem Finale sagte ich zu den Spielern: Ihr könnt euch morgen unsterblich machen. Wenn ihr gewinnt, wird man noch in 50 Jahren von euch reden. Laut den Resonanzen der Spieler hat das auch seine Wirkung gezeigt. Es ist ein Beweis, welches Potenzial in unserer Mannschaft steckt. Leider konnten wir das in der Meister­ schaft nicht immer abrufen. Der letzte Cupsieg 2005 markierte den Start einer wunderbaren Ära, mit drei Meistertiteln in den Folgejahren. Der Vergleich stimmt. Wir verbinden den Cupsieg natür­ lich mit der Hoffnung, an diese Erfolge anknüpfen zu kön­ nen und dass der Sieg ein Startpunkt für eine erfolgreiche Zukunft ist. Wir haben ein sehr junges Team, mit viel Luft nach oben. Für uns wird es jetzt wichtig die Mannschaft so zusammenzusetzen, dass wir auch einige erfahrene Lea­ der im Team haben. Die Spieler wissen jetzt, wie man Titel gewinnt. Deshalb die Vertragsverlängerung mit Yassine Chikhaoui? Das ist sicher ein Grund. Zudem ist Yassine Chikhaoui zwei­ fellos einer der besten Akteure, die der Schweizer Fussball jemals gesehen hat. In den letzten Monaten hat er bewiesen, dass er auch athletisch auf einem hohen Niveau ist. Sein Herz ist beim FCZ. Er will nach seinem langen Verletzungs­ pech etwas zurückgeben. In Zukunft wird er eine wichtige Leaderrolle einnehmen. Mit dem Cupsieg konnte sich der FC Zürich für die Europa League qualifizieren. Bedeutet das auch eine finanzielle Entlastung für den wirtschaftlich angeschlagenen Verein? Eine relevante finanzielle Entlastung garantiert nur die Champions League, wo man einen zweistelligen Milli­ onenbetrag generieren kann. Die Europa League ist da noch weit entfernt, hat sich aber in den letzten Jahren verbessert: Die Vermarktung ist besser, höhere Antritts-

Ancillo Canepa ist seit seiner Kindheit mit dem FCZ verbunden. Ein anderer Verein stand bei ihm nie zur Debatte.

und Punkteprämien werden ausgeschüttet und wenn wir einen attraktiven Gegner kriegen, können wir mit hohen Einnahmen aus dem Ticketverkauf rechnen. Sollten wir die Gruppenphase erreichen, wäre das für die finanzielle Situation des FC Zürich sicherlich erfreulich. Es gibt aber noch weitere Gesichtspunkte: Im Europacup präsentieren wir uns der Fussballwelt auf einer grossen Bühne. Das ist auch für unsere Spieler ein grosses Schaufenster. Sie wollen sich natürlich für einen Grossen europäischen Verein emp­ fehlen. Das ist völlig legitim. Der Europacup ist ein gutes Sprungbrett. Sind Sie eigentlich mehr Fan oder Wirtschafter? Ich hoffe, primär ein guter Präsident zu sein. Fussball ist natürlich eine hoch emotionale Angelegenheit. Jeder Berufsmann sollte doch Fan von seinem Bereich sein: Ein Arzt sollte auch «Fan» von seinem Berufsfeld sein. Ich bin auf jeden Fall kein blinder, einseitiger Fan. Leistungen von anderen Vereinen, Trainern oder Spielern weiss ich zu würdigen. Mit vielen Exponenten des nationalen und internationalen Fussballs verbindet mich daher auch ein

Schiessen wir ein wichtiges «Tor, hält mich nichts mehr auf meinem Sitzplatz.»


ZHKMU I INTERVIEW

gutes, persönliches Verhältnis. Natürlich hat man gerade in Transferfragen eine gewisse persönliche Affinität. Aber ich konnte in diesem Bereich mittlerweile viele Erfahrungen sammeln und weiss, dass man nach objektiven Kriterien beurteilen muss. Vor Ihrem Engagement beim FCZ waren Sie über 30 Jahre bei Ernst & Young tätig. Vermissen Sie manchmal den «normalen» Job ohne diese hohe emotionale Bindung? Meine Tätigkeitsfelder bei Ernst & Young waren natürlich hoch interessant. Zuletzt war ich in der Geschäftsleitung und konnte neben meiner Führungsarbeit auch viele fachlich anspruchsvolle Projekte betreuen, als Höhepunkt den Swissair-Fall. Es gibt natürlich Unterschiede, auf die man sich einstellen muss. Bei Ernst & Young war ich bei einer weltweit operierenden Organisation mit über 130 000 Mitarbeitern. Nahezu jedes Problem konnte ich innerhalb der Firma lösen. Das war ein unglaubliches Netzwerk. Bei einem Profifussballklub ist man mehr auf sich alleine gestellt. Unsere Organisation ist eher klein und man muss eigenständig nach Lösungen suchen. Dafür gibt es im Fussball diese hohe Emotionalität. Wenn wir einen grossen Auftrag akquiriert haben, konnte ich nicht jubelnd durch die Gänge rennen und jeden Mitarbeiter umarmen. Im Fussball ist das möglich: Schiessen wir ein wichtiges Tor, hält mich nichts mehr auf meinem Sitzplatz. Die Arbeit im Profifussballverein hört sich für mich wie bei einem familiengeführten KMU an. Absolut, das ist richtig. Bei meinen Vorträgen über die Führung eines Fussballvereins ist die zweite Folie immer:

Der FC Zürich ist ein KMU. Wir sehen uns den gleichen betriebswirtschaftlichen, unternehmerischen Fragen ausgesetzt. Wir verkaufen halt nicht Maschinen, sondern Fussball. Das ist unsere Dienstleistung. Wir verfolgen den Grundsatz unseren Betrieb wie ein gutes KMU zu organisieren, leider gelingt das nicht immer. Im KMU-Bereich muss man einerseits Spezialist, andererseits Generalist sein. Die Kompetenz, aber auch die Identifikation der Mitarbeiter, so habe ich das als Berater früher erlebt, ist tendenziell höher als in grossen Konzernen. In der Schweiz wird das immer noch unterschätzt, KMU sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Wie beurteilen Sie den Schweizer Fussball, im Speziellen den FCZ, als Wirtschaftsexperte? Die unternehmerische Qualität und die Organisation der Betriebe hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Am Standort Zürich sehen wir uns als Fussballklub schwierigen Umständen ausgesetzt. Die Rahmenbedingungen für Profisport sind in der Stadt nicht gegeben: Wir haben kein richtiges Fussballstadion, eher wenig Zuschauer, viel Konkurrenzklubs im Fussball, aber auch zum Beispiel durch Eishockey und sehr viele andere Unterhaltungsmöglichkeiten. Momentan hat der FC Zürich nur zwei Möglichkeiten sich selber zu finanzieren: Transfers und der Europacup. Erzielen wir in diesen Bereichen keine grossen Erfolge, entsteht ein strukturelles Defizit, das wir nur mit Kapitalerhöhungen decken können. Vieles hängt bei uns vom sportlichen Erfolg ab. Nach unseren Erfolgen 2006 bis 2009, als wir dreimal Meister wurden und die Champions League erreichten, hatten wir jetzt ein paar Jahre keine Erfolge. Das wirkt sich sofort auf die finanzielle Situation aus – Zuschauer und

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ZHKMU I INTERVIEW Der Grasshopper Club hat im gleichen Stadion günstigere Preise. Beispielsweise gibt es für Lehrlinge und Studenten bessere Abstufungen. In diesem Bereich haben wir auch Anpassungen gemacht. Jugendliche unter 18 Jahren profitieren von Vergünstigungen, Kinder bis sechs Jahren können gratis ins Stadion. Für die Ticketpreispolitik ist jeder Klub letztendlich selber verantwortlich. Was halten Sie von Beispielen wie Hoffenheim, wo Dietmar Hopp als privater Investor mittels Finanzspritzen einen Bundesligaverein aus dem Nichts erschaffen hat, oder Red Bull Salzburg, wo das Unternehmen einen Fussballklub aufgekauft hat? Ohne Investoren im Hintergrund gäbe es auch einige Schweizer Fussballvereine nicht mehr. Die Frage nach der Motivation ist entscheidend. Wenn sich ein Scheich einen Klub als privates Spielzeug zulegt, kann ich das nicht gutheissen. Aber Herrn Hopp, der in Hoffenheim professionelle Strukturen geschaffen und den ehrlichen sportlichen Aufstieg erreicht hat, kann ich nur gratulieren. Wieso sollten im Fussball andere Regeln als in der Wirtschaft gelten? Es entstehen laufend neue, innovative Unternehmen. Ich verstehe die vielen Negativkommentare in diesem Zusammenhang nicht.

Zürich biete dem Profifussball schlechte Rahmenbedingungen. Canepa kämpft weiter für ein neues Stadion.

Sponsoren bleiben aus. Wir brauchen unbedingt ein neues Stadion in Zürich. Der Letzigrund verursacht sehr hohe Kosten, das Einnahmepotenzial ist eher beschränkt. Also geht der Kampf für ein Fussballstadion in Zürich weiter? Ja, die Zukunft des FC Zürich hängt davon ab. Der Verein kann längerfristig nur überleben, wenn wir in Zürich anständige Rahmenbedingungen schaffen, dazu brauchen wir ein Fussballstadion. Gemeinsam mit dem Grasshopper Club und der Firma Halter AG haben wir dem Stadtrat kürzlich ein neues, privat finanziertes Projekt vorgelegt. Bis zu den Sommerferien erwarten wir ein Feedback. Auf dem Hardturmareal? Es gibt zwei mögliche Standorte. Einer wäre auf dem Juchhof, neben dem neuen Eishockeystadion und der andere auf dem Hardturmareal. Die optimale Lösung wäre auf dem Juchhof in Altstetten.

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Sie haben die geringen Zuschauerzahlen im Letzigrund angesprochen. Aktuell erhitzt eine Ticketpreiserhöhung die Gemüter der Fans. Ist das nicht das falsche Signal im Moment? Die Erhöhung ist mit Ausnahme von einem Sektor, wo wir eine bessere Abstufung zwischen Steh- und Sitzplätzen erreichen wollen, absolut moderat. Wir hatten jahrelang stabile Preise. Wenn man den Preis einer Jahreskarte auf ein einzelnes Spiel herunterrechnet, sind wir sehr günstig. Im Familiensektor kostet ein Spiel umgerechnet acht Franken pro Person, in der Südkurve 16 Franken und im preiserhöhten Sektor neu 24 Franken. Das ist wirklich in Ordnung.

Einst wurde auch über ein Engagement von Red Bull beim FCZ spekuliert. Das ist absoluter Quatsch. Ich habe Herrn Mateschitz, Mitinhaber von Red Bull, anlässlich unseres Europacupspiels gegen Salzburg kennengelernt und natürlich über Möglichkeiten wie Sponsoring gesprochen. Red Bull vertritt jedoch die Philosophie, sich direkt am Klub zu beteiligen oder eben gar nichts zu machen. Der Verkauf des FCZ steht nicht zur Diskussion. Kann man in einer unsicheren Branche wie dem Profifussball überhaupt nachhaltig planen? Das ist der grosse Unterschied zwischen uns und anderen Betrieben. In der Wirtschaft ist die Planung um vieles einfacher. Bei uns hängt, wie gesagt, viel vom sportlichen Erfolg ab. Schiedsrichter-Fehlentscheide, Elfmeter: Auf solche Situationen haben wir keinen Einfluss. 2012 sind wir, unter anderem wegen einem gravierenden Schiedsrichterentscheid in der letzten Runde, mit einem Punkt Rückstand nicht Meister geworden. Der FC Basel konnte sich direkt für die Champions League qualifizieren – uns gingen 30 Millionen Franken Umsatz flöten. Das ist die grosse Unsicherheit, die einem manchmal auch das Adrenalin hochkommen lässt. Trotzdem ist Fussball ist nicht wie ein Casino. Wir können Einfluss auf das Personal, auf den Kader nehmen und die Mannschaft gut zusammenstellen, ob der Ball dann ins Tor oder an den Pfosten geht, das ist manchmal einfach nur Glück oder Pech. Kam für Sie je ein anderer Verein als der FC Zürich in Frage? Niemals. Im Nachhinein habe ich vom Interesse anderer Vereine gehört, aber ich bin dem FCZ seit meiner Kindheit verbunden. Für mich wäre das undenkbar gewesen. Zum Abschluss – wo ist Ihr Lieblingsort in Zürich? Viele erwarten jetzt vielleicht das Letzigrundstadion. Ich bin aber sehr gern im Restaurant Muggenbühl in Wollishofen. Ein wunderbares Lokal unter Bäumen, wo ich auch den Hund mitnehmen kann und gemütlich meine Pfeife rauchen darf.


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ZHKMU I MANAGEMENT

Banking gemäss der Scharia Das islamische Finanzsystem verbietet Zinsen, dennoch sind Hypotheken oder Geldanlagen möglich – wie geht das? Und was können konventionelle Banken davon lernen?

TEXT LUKAS STUDER

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Pakistan, Iran und Sudan – in diesen Ländern sind die Banken verpflichtet, ihre Geschäfte im Einklang mit den Regeln des Islams abzuwickeln. In der restlichen arabischen Welt gibt es viele Banken, die sich freiwillig daran halten – und viele Kunden, die darauf bestehen. Gut ein Drittel der Finanzgeschäfte im arabischen Raum sind islamisch. Das bedeutet, sie entsprechen den ethischen Richtlinien, die sich aus Scharia und Thora ableiten. Dazu gehört zum Beispiel das Zinsverbot (siehe Kasten). In der hiesigen Finanzwelt fristet das islamische Bankwesen ein Nischendasein. Vor wenigen Jahren wurde ihm vielversprechendes Marktpotenzial zugeschrieben, die Grossbanken setzten auf islamische Fonds. Inzwischen ist die grosse Euphorie aber verflogen. Viele Banken sind in der Lage, auf Wunsch islamische Produkte anzubieten, doch sie forcieren es nicht mehr. Schweizer Muslime, die ihr Geld nicht nur islamisch anlegen wollen, sondern eine islamische Hypothek oder Pensionskasse suchen, müssen Abstriche machen.

hängen, und schliesslich kam er in die Schweiz, wo er für die UBS islamische Fonds und für die Credit Suisse ein islamisches Portfoliomanagement aufbaute. Besonders stolz ist der 51-Jährige auf das islamische Private Banking, das er bei der Bank J. Safra Sarasin, ehemals Bank Sarasin, aufgebaut hat; es ist bis heute das einzige seiner Art in Europa. Seit mehr als einem Jahr nun ist Mourad für Peak Values tätig, einen Vermögensverwalter in Zürich. Mit dem Engagement Mourads kann das Unternehmen nun die ganze Palette der traditionellen Vermögensverwaltung auch islamisch anbieten. Seine Herkunft kommt ihm, wie schon bei seinen früheren Arbeitgebern, entgegen: «Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich aufgrund meiner Herkunft eine Brücke zwischen zwei Religionen, zwischen zwei Kulturen in mir habe», sagt Mourad. Das habe ihn dazu prädestiniert, eine neue Brücke zu schlagen: zwischen dem konventionellen Finanzsystem, das er beruflich kannte, und dem islamischen, das er erst noch kennenlernen musste.

Brückenbauer zwischen zwei Welten Einer, der beide Finanzwelten kennt, ist Fares Mourad. Geboren in Damaskus als Sohn eines Syrers und einer Deutschen, wuchs er zwischen zwei Kulturen auf. Nach einem Bankpraktikum in Deutschland blieb er in Europa

Keine Leerverkäufe Heute ist Mourad der Ansicht, dass beide Kulturen voneinander profitieren können. Islamische könnten von westlichen Bankern bestimmte Fertigkeiten lernen, etwa detaillierte Finanzplanung oder Unternehmensbewertung


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ZINSVERBOT Im islamischen Recht gilt das Zinsverbot. Dieses ist nicht das oberste Ziel der islamischen Theologie, sondern ein Instrument, soziale Verantwortung und Gerechtigkeit zu erreichen. Nach der Ethik des Islams schadet es der gesamten Wirtschaft, wenn jemand Geld mit Geld verdient. Jedes Finanzgeschäft muss einen Bezug zu realen Gütern haben. Zudem wird die Zinsfalle vermieden: Ein Schuldner, der zum Termin nicht zurückzahlen kann, soll nicht zusätzlich mit Zinsen belastet werden; das wäre sozial ungerecht. Neben der Zinsnahme verbietet der Koran die Spekulation und das Glücksspiel.

WAS TRITT ANSTELLE DES ZINSES?

Münzen aus Pakistan: Geld mit Geld zu verdienen, widerspricht den Ethik-Vorstellungen des Islams.

und -analyse. Ausserdem wird häufig eingewandt, es fehle dem islamischen Bankwesen an Standardisierung. Die Scharia-Boards dieser Welt (siehe Kasten) haben keine allgemein gültigen Regeln, aufgrund derer sie Finanzprodukte beurteilen können. Umgekehrt könnte sich auch die konventionelle Bankbranche gewisse Dinge abschauen. «Die Finanzmärkte wären 2008 nicht derart implodiert, wenn sie nach islamischen Regeln funktionieren würden», sagt Mourad. Auch im islamischen System seien Krisen möglich, etwa wenn Immobilienpreise fallen, doch dieser Effekt werde nicht durch Leerverkäufe oder Derivate verstärkt. Solche Transaktionen sind nach islamischem Verständnis nicht erlaubt; jeder Geldbewegung muss ein Sachwert zugrunde liegen. Ein Multiplikator-Effekt, wie er die globale Finanzwelt erschütterte, wird so verhindert. Steuerliche Ungleichbehandlung Der Weg zu einem besseren Finanzsystem, das die guten Aspekte beider Welten kombiniert, ist noch weit. Gewisse Finanzplätze haben schon mehr angepasst als andere. In der Schweiz – anders als etwa in Frankreich oder Grossbritannien – werden islamische Transaktionen steuerlich nicht wie konventionelle Transaktionen behandelt: Auf eine islamische Hypothek fällt Umsatzsteuer an.

Eine Hypothek für Wohneigentum ist im konventionellen Bankgeschäft ohne Zins nicht vorstellbar. Ein islamische Bank behilft sich mit einem anderen Rechtsgeschäft: Wenn der Kunde beispielsweise 20 Prozent Eigenmittel einbringt, dann kauft er das Haus/ die Wohnung zu diesem Anteil. Die anderen 80 Prozent erwirbt die Bank und vermietet diesen Teil dem Kunden. In der Folge kann der Hauspreis in Raten abgezahlt werden, die Miete verringert sich. In der Handelsfinanzierung tritt die Bank als Händler auf: Wenn ein Unternehmen heute Geld für eine grosse Investition braucht, dann kauft die Bank, statt dass sie dem Unternehmen einen Kredit gewährt, an seiner Stelle das Objekt. Später zahlt das Unternehmen den Kaufbetrag zuzüglich einer Gebühr der Bank zurück. Den umgekehrten Fall gibt es auch: Jemand zahlt im Voraus für eine Lieferung, die erst in sechs Monaten eintrifft. In beiden Fällen treten an die Stelle des verzinsten Darlehens andere Rechtsgeschäfte. Häufig sind das Leasing oder die Miete. Dabei trägt die Bank wie beim konventionellen Finanzgeschäft gewisse Risiken, für die sie entlohnt wird.

SUKUK Ein Sukuk ist ein islamisches Wertpapier, das keinen Zins abwirft. An dessen Stelle tritt ein unternehmerischer Erlös, der mit dem angelegten Kapital erwirtschaftet wird. Das geschieht über eine dafür gegründete Gesellschaft: Der Emittent verkauft einen Anteil der Gesellschaft an einen Investor, die Gesellschaft wiederum legt das Geld in Sachwerte an. Zum Beispiel kauft sie ein Wohnhaus und vermietet die Wohnungen. Die Mieterträge fliessen in die Gesellschaft und werden gemäss den Anteilen verteilt. Dabei muss die Konformität mit der Scharia gewährleistet sein: Die Mieter dürfen zum Beispiel kein Casino betreiben oder ihre Mitarbeiter ungerecht behandeln.

SCHARIA-BOARD Jede Bank, die Islam-konforme Finanzdienstleistungen anbieten will, braucht ein Scharia-Board, eine Art religiöser Aufsichtsrat. Dieses Gremium besteht aus islamischen Rechtsgelehrten, die jedes Finanzprodukt der Bank absegnen müssen. Die Prüfung, quasi eine «theologische Compliance», wiederholt sich jährlich. Allerdings ist das Scharia-Board eher mit externen Wirtschaftsprüfern zu vergleichen als mit einer internen Rechtsabteilung. Die Islam-Experten werden ungeachtet ihrer Beurteilung entschädigt.


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ZHKMU I WIRTSCHAFT

Züritrams in Vinnytsia TEXT MANUELA PAGANINI

Die Liniennummern sind noch die selben. «In manchen Trams kleben sogar noch FCZ-Kleber an den Stangen» erzählt Urs Thomann. Der Schweizer lebt in Vinnytsia und ist stellvertretender Direktor des städtischen Zentrums für Städtebau. In der Stadt haben die alten VBZ-Trams, jene mit den Holzsitzen und den steilen Eingangstreppen, ein zweites Leben bekommen. Auch wenn sie 50 Jahre alt sind, die Bevölkerung von Vinnytsia hat sie ins Herz geschlossen. «Verglichen mit der Strassenbahn die Vinnytsia bisher hatte, sind die neuen Trams viel komfortabler» sagt Thomann. Dass diese aus Zürich stammen, wisse man in Vinnytsia, sagt Thomann. Mittlerweile gehören sie zur Identität der ukrainischen Stadt: in einer Umfrage zu den wichtigsten Wahrzeichen Vinnytsias fanden sich die Trams unter den beliebtesten drei. Trams und Infoveranstaltungen Dass die Trams nach Vinnytsia gelangen würden, war nicht von Anfang an klar. 2008 rangierten die Zürcher Verkehrsbetriebe ihre 88 ältesten Fahrzeuge aus und gaben sie dem Staatsekretariat für Wirtschaft zum Weiterverschenken. Dessen Wahl fiel auf Vinnytsia und bis 2011 wurden die Trams kostenlos dahin versandt. Für die VBZ war das günstiger, als die Trams zu verkaufen. Denn dafür hätten sie erst noch Instand gesetzt werden müssen. Kurze Zeit später fragte Wolodymyr Groysman, der damalige Bürgermeister von Vinnytsia, die Verwaltung in Zürich an, ob sie einen Teil ihres Fachwissen an sein Team vermitteln könnte. Während einer Woche hielt Zürich einen Workshop zum Thema Stadtentwicklung für die Delegation aus der Ukraine, darunter war auch der Bürgermeister selbst. Damit war der Grundstein für die Zusammenarbeit der beiden Städte gelegt. Seither herrscht ein reger Austausch zwischen den beiden Stadtverwaltungen. Geld fliesst keines nach Vinnytsia aber Wissen. Es liegt an Vinnytsia, den Kontakt zu pflegen, sagt Thomann, die Zusammenarbeit beruht auf einzelnen Personen. Eine davon ist Thomann. Er redet von «wir», wenn er von der Verwaltung in Vinnytsia spricht. Der Berner ist Raumplaner, sein Hauptprojekt ist das Erstellen eines Richtplans für die Stadt. Die Anstellung ist durch Zufall entstanden. Thomann hatte an einem Empfang den Bürgermeister kennengelernt und dieser lud ihn ein, am Richtplan mitzuarbeiten. Ein Projekt, bei dem Zürich Vinnytsia berät, ist ein 40 Hektaren grosser Park, der in den letzten 30 Jahren verwilderte. Jetzt soll er aufgewertet und dem Quartierleben neuen Geist eingehaucht werden. Mitarbeiter des Sozialzentrums der Kreise drei, vier und fünf haben eine Infoveranstaltung für die Bevölkerung vor Ort gehalten und sie gebeten, ebenfalls Inputs zu geben. Zürich hilft mit, die Arbeitsschritte zu bestimmen und Prioritäten beim Vorgehen zu setzen. Ein weiteres Projekt ist ein sozialer Dienst, der Freizeitbeschäftigungen für Kinder schafft und Vernachlässigung vorbeugen soll. Das Pilotprojekt soll später in der ganzen Stadt umgesetzt werden. Als Bewohner Zürichs merkt man nicht viel von der Zusammenarbeit. Der Austausch geschieht auf der Ebene der Stadtverwaltungen und fliesst vor allem von Zürich nach Vinnytsia. Ein bisschen geht der kulturelle Austausch

Die alten VBZ-Trams haben ein neues Zuhause gefunden: Vinnytsia. Die Stadt in mitten der Ukraine drängt auf Modernisierung und Zürich hilft ihr dabei. Aber bis sie sich grundlegend verändert, dürfte es noch eine Weile dauern.

Fotos: Urs Thomann

jedoch auch in die andere Richtung. «Die Angestellten der Stadtverwaltung arbeiten gerne mit uns zusammen» sagt Thomann, für sie sind die Projekte eine angenehme Abwechslung, sagt er. Sie kriegen Einblick in den Alltag einer Verwaltung, die vor ganz anderen Voraussetzungen steht, und die anders organisiert ist. In Vinnytsia sind die Wege zwischen den Behörden kürzer, viel läuft improvisiert. Vier Kinos auf 370 000 Einwohner Vinnytsia hat etwa die selbe Fläche wie Zürich und ungefähr gleich viele Einwohner. Aber zwischen den beiden Städten liegen Welten. In den 20 Jahren seit die Ukraine unabhängig ist, hat sich in Vinnytsia nicht viel verändert, die lokale Regierung hat wenig Handlungsspielraum. «Die Stadtplanung wird von Kiew dirigiert, ganz nach sowjetischer Tradition. Jeder Stadt wird das selbe Rezept verordnet», erzählt Thomann. Noch immer bestimmt die Hauptstadt das Budget regionaler Verwaltungen, noch immer trauen die Bürger


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Propaganda für Europa Das Rezept, mit dem Vinnytsia der Korruption, der Rechtswillkür und der Jugendarbeitslosigkeit beikommen will, lässt sich auf ein Wort reduzieren: «Europa». Alle Zeichen stehen auf Reform. «Eine der grössten Herausforderungen für Vinnytsia ist der Wandel von einer post-sowjetischen zu einer modernen europäischen Stadt» schreibt die Webseite zur Stadtentwicklung, vmr.gov.ua. «Post-Sowjetische Städte sind noch immer nicht in der Lage, ihren Bewohnern angenehme Lebensbedingungen zu bieten», schreibt der ehemalige Bürgermeister. Um diese zu verbessern, brauche es grundlegende Veränderungen in allen Bereichen des Stadtlebens. «Zuweilen geht die politische Agenda bis zur Indoktrinierung», sagt Thomann, «Europa ist der Weg», werde wiederholt wie ein Mantra. Aber die Bevölkerung steht hinter den Reformen. Vor acht Jahren wurde der damals 28-Jährige Groysman knapp zum Bürgermeister gewählt. Bei seiner Wiederwahl waren es 70 Prozent, damit war er der populärste Bürgermeister der ganzen Ukraine. Seit drei Monaten ist er nun Vize-Premier der Ukrainischen Regierung und Minister für Regionale Entwicklung. Mit der Wahl von Poroshenko zum Präsidenten stehen die Zeichen gut, dass Groysman sein Amt auch weiterhin behalten wird.

vor allem jenen Politikern, die aus ihrer Gegend kommen. Vinnytsia hat keine Agglomeration, jenseits der Stadtgrenzen liegen Wiesen und Felder. Ein grosser Teil der Bevölkerung stammt aus den umliegenden Dörfern, ist verwurzelt in deren Traditionen. Neben einem kleinen historischen Zentrum besteht die Stadt aus Plattenbauten der Sowjetzeit und noch älteren Einfamilienhaus-Siedlungen mit Gemüsebeeten in den Vorgärten. Vinnytsia hat eine Universität und verschiedene Hochschulen, aber in der ganzen Stadt gibt es gerade mal vier Kinos und ein einziges Theater. Es führt Klassiker auf. Die Jugend hat eine parallele Kultur aufgebaut, sagt Thomann, und vergleicht sie mit den Banlieues in Frankreich. Die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch; viele Junge nehmen kurzfristige Arbeiten an, nur um wenige Wochen später wieder auf der Strasse zu stehen. Sie beschäftigen sich mit Strassenkultur, betreiben Bodybuilding und absolvieren Militärparcours in öffentlichen Parks. «Eigentlich ist Vinnytsia ein Kleinstädtchen», sagt Thomann, «eher zu vergleichen mit Uster als mit Zürich.»

Ein langsamer Umbruch Was meint Thomann zur aktuellen Lage im Land? Der Maidan wäre sowieso geschehen, sagt er. Aber seither müsse das Land einen Dialog zwischen dem Russischen und dem Ukrainisch sprechenden Teil schaffen. Im Westen des Landes nimmt er den Willen dazu mehrheitlich wahr. Anders sieht er die Lage im Osten: «In den östlichen Regionen betreibt Russland eine Propagandamaschine. Diese tut den Westen kategorisch als Hort der Faschisten tut und schreckt nicht einmal davor zurück, bewaffnete Soldaten in Bilder hineinzuretuschieren.» 2020 wird Vinnytsia nicht viel anders aussehen als heute, meint Thomann, «Für grosse Reformen fehlt das Geld». Aber das sei auch eine Chance. Dadurch, dass die Veränderungen langsam geschehen, könnten sie sich als Strukturen etablieren. Schon jetzt ist die Stadt einzigartig in der Ukraine. Neben ihr gibt es nur sehr wenige Städte im Land, deren öffentlicher Verkehr einem Linienplan folgt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben vielerorts private Sammeltaxis die öffentlichen Verkehrsbetriebe ersetzt. Der Zustand währt bis heute an. Umso glücklicher sind die Bewohner Vinnytsias um ihre Trams. «Die Trams sind hier der Hit» sagt Thomann. Die Webseite der Stadt Zürich schätzt, dass die Stadt auf das ganze Land ausstrahlt.

VINNYTSIA Die Stadt hat 370 000 Einwohner, gegründet wurde sie im 14. Jahrhundert. Für das kyrillische Вінниця gibt es mindestens fünf verschiedene Schreibweisen in lateinischen Lettern. Hier wurde die Version verwendet, welche die Stadtverwaltung nutzt. Doch selbst die Ortschilder der Stadt sind nicht einheitlich gehalten. «Es wäre einmal Zeit, die Transkription von Kyrillisch zu lateinischer Schrift zu vereinheitlichen», meint Urs Thomann. Aber vorläufig hat Vinnytsia andere Sorgen.


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ZHKMU I KULTUR

Ein Hafen zu Gast in Zürich Seit zwei Monaten erregt ein Stahlkoloss am Limmatquai die Gemüter der Zürcherinnen und Zürcher. Der Hafenkran wirft seinen Schatten auf Zürich und ist das Stadtgespräch. Die Künstlergruppe Zürich Transit Maritim, bestehend aus vier Personen, startete 2009 die «Kunst-Intervention im öffentlichen Raum» mit mehreren Hafenpoller-Installationen. Wir haben mit Mitinitiator Jan Morgenthaler gesprochen.

INTERVIEW MAXIMILIAN TREFFER

Wie ist die Idee zum Hafenkran beziehungsweise das Projekt «Zürich Transit Maritim» entstanden? Jan Morgenthaler: Wir sind ein Team, bestehend aus der Bildhauerin Barbara Roth, Künstler Martin Senn, Architektin Fariba Sepehrnia und mir. 2008 haben wir uns an einem Projektwettbewerb der Stadt Zürich beteiligt. Das Projekt umfasste das Gebiet vom Helmhaus entlang dem Limmatquai bis zur Rudolf-Brun-Brücke. Speziell vor dem Rathauscafé, wo jetzt der Hafenkran steht, sollte «etwas Aufsehenerregendes» entstehen. Die Stadt will mehr Aufmerksamkeit auf dieses Gebiet, das Herz von Zürich, lenken. Vor einer internationalen Jury setzten wir uns gegen mehr als 60 Teams aus ganz Europa durch. Wir konnten mit unserem Maritim-Projekt überzeugen, weil es etwas Verrücktes ist, das man nicht erwartet. Der Hafenkran ist das Stadtgespräch – die Meinungen gehen aber auseinander. Haben Sie mit derart heftigen Reaktionen gerechnet? Wir haben uns über diese verschiedensten Meinungsäusserungen nie beklagt. Das Projekt spielt sich im öffentlichen Raum ab, der in der Innenstadt grosse Mangelware ist. Aufgrund des beschränkten Platzes gibt es viele Begehrlichkeiten, alle beanspruchen den Raum für sich: Private, Geschäfte, Restaurants. Deswegen haben auch alle Zürcherinnen und Zürcher das Bedürfnis sich zum Kran zu äussern. Die Heftigkeit der ablehnenden Kommentare im Internet oder in Leserbriefen hat uns schon ein bisschen überrascht. Von der Heftigkeit der positiven Resonanzen waren wir jedoch genauso überrascht. Das Projekt ist ja befristet. Wir haben niemandem etwas vor die Nase gesetzt, mit dem man ein Leben lang auskommen muss. Für manche ist es ein Traum, für andere ein Albtraum, aber nach einer Saison verschwindet alles wieder. Fühlen Sie sich missverstanden? Nein, überhaupt nicht. In den Budgetfragen gab es gewisse Äusserungen, wir würden den wirklichen Künstlern das Geld wegnehmen oder wegen uns gäbe es weniger Geld für das Sozialwesen. Das ist natürlich Quatsch. Die Kosten führten zu grossen Diskussionen. In den Medien geistert der Betrag von 600 000 Franken umher. Diese Aufwände sind natürlich für den gesamten Wettbewerb: die Bestellung der Jury, Sitzungen, Berichte, usw. Für uns ist ein Betrag von etwa 400 000 Franken übrig geblieben. Ohne die vielen freiwilligen Helfer und das Entgegenkommen vieler KMU hätten wir das Projekt nicht realisieren können. Das Projekt umfasst nicht nur den Hafenkran, angefangen hat es mit Hafenpollern und mittlerweile gibt es auch schon ein Schiffshorn.

Die Poller sind vor vier Jahren am Limmatquai erschienen. Jahrelang fanden sie wenig Beachtung. Einzig Kinder konnten mit den Pollern etwas anfangen. Am Mittag bei schönem Wetter wurden sie oft als Tische verwendet. Das ist das Wesen des öffentlichen Raums, er wird meistens nicht so genutzt, wie es irgendwelche Planer vorausgesehen haben. Wir haben diese Auseinandersetzung gesucht. Das dritte Element ist eine akustische Ergänzung: ein Schiffshorn. Es wird noch das ganze Jahr an verschiedenen Orten der Stadt zu hören sein. Was wollen Sie mit dieser Hafen-Imitation erreichen? Was ist Ihr Ziel? Unsere Arbeit kann auf verschiedene Weise gelesen werden. Da sind wir uns nicht mal im Team einig. Für mich geht es um die Nutzung des öffentlichen Raums. In Zürich ist dieser Raum sehr konserviert und erstarrt – Veränderungen gibt es wenige. Für mich ist die Stadt ein lebendiger Organismus, der sich laufend verändert. Eine Stadt ist historisch gewachsen, dieser Prozess sollte nicht aufhören. Sie sprechen von der Problematik im öffentlichen Raum. Müssten Sie konsequenterweise nicht sagen, der öffentliche Raum braucht etwas, was die Leute auch nutzen und selber mitgestalten können? Der Kran gibt den Zürcherinnen und Zürchern eine Bühne, auf der sie eigene Projekte verwirklichen können. Die Privatbank Rahn & Bodmer hat kürzlich eine riesige Imagekampagne mit dem Hafenkran als Sujet, unter dem Slogan «der Tradition verpflichtet – dem Neuen zugewandt», durchgeführt. Schon zwei Monate vor dem Aufbau klopften die an der Türe. Der Tagesanzeiger bietet einen Miniatur-Hafenkran an. Es gibt mittlerweile über T-Shirts, Postkarten, Geschenkpapier alles Mögliche. So hat das Projekt für alle einen Nutzen.

«HAFENFEST» Vom 4. bis 6. Juli soll Zürich endgültig in eine maritime Hafenstadt verwandelt werden. Die Initianten des Hafenkrans wollen den «Charme Marseilles der 1920er Jahre» in die Limmatstadt bringen. Die Finanzierung ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Auf www.wemakeit.ch kann man das Projekt unterstützen. Weitere Informationen zum gesamten Projekt: www.zurich-transit-maritim.ch

Foto: zVg


ZHKMU I KULTUR

Woher kommt die Thematik mit dem Zürcher Hafen? Das ist Zufall. Die Idee kam aus der Aufgabenstellung des Wettbewerbs. In der Beschreibung war die Aufgabe, einen Perimeter von 500 bis 600 Metern am Limmatquai zu bespielen. Der einzige Ort, etwas Voluminöses zu gestalten, war die Rathausterrasse. Aus dem französischen übersetzt heisst Quai Schiffsanlegestelle, so kamen wir auf den Einfall zum Hafen. Daraufhin entstanden dann die drei Elemente aus Pollern, Hafenkran und Schiffshorn. Bei der Erarbeitung des Projektes ist uns wieder aufgefallen, wie wahnsinnig reglementiert der öffentliche Raum ist. Eine ganze Auflagenflut brach über uns herein. Drumherum haben Sie die Geschichte von einem Zürich mit Meeranschluss gesponnen. Ja, wir mussten die Jury mit dieser Geschichte um den Finger wickeln. Der Traum von einer Schweiz am Meer ist natürlich absolut real. Das ist kein Witz. Im letzten Jahrhundert hat die Zürcher Regierung Millionen für die Planung ausgegeben. In Oerlikon wäre ein grosser Hafen geplant gewesen. Basel wäre mit Genf und weiter bis nach Marseille durch den sogenannten transhelvetischen Kanal verbunden gewesen. Von Basel wäre es bis zum Bodensee und zum Schwarzen Meer weitergegangen. In Zürich plante man via Zuger- und Vierwaldstättersee über die Alpen bis nach Venedig zu gelangen. Im Buch von Andreas Teuscher «Die Schweiz am Meer» ist das alles nachzulesen. Schiffe über die Alpen zu bringen ist viel absurder als ein Hafenkran an der Limmat. Sind das alle geplanten Attraktionen oder zaubern Sie demnächst noch einen Öltanker in die Limmat? Am ersten Juli-Wochenende wollen wir ein grosses Hafen-

fest machen. Die Finanzierung ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Auf dem Crowdfunding-Portal «wemake it» sammeln wir noch Geld für das Hafenfest. Im Verlauf des Projektes hat sich mit vielen Zürcher Institutionen ein gegenseitiges Interesse ergeben: Die Zunft zur Schiffläute wird das traditionelle Schifferstechen am Fest veranstalten, Theatergruppen nehmen unsere Thematik auf, der Literaturclub veranstaltet Schreibwettbewerbe, die Gastrobetriebe wollen passend dazu mediterranes Essen servieren – eine Stimmung wie in Marseille.

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Jan Morgenthaler vor dem Hafenkran am Limmatquai.

Sie bieten den Hafenkran im Internet zum Verkauf an, um das Hafenfest zu finanzieren. Je mehr Geld wir bekommen, umso besser. Wir müssen auch noch den Abbruch finanzieren. Wenn wir einzelne Teile versteigern können, wäre das natürlich schön. Vielleicht kauft jemand ein Bein und fertigt daraus beispielsweise Schlüsselanhänger. Das Verkaufsangebot für den ganzen Kran ist natürlich ein Witz. Eine Baubewilligung für den Hafenkran im Garten zu erhalten, wird wohl eher schwierig. Wir wollen damit zeigen, dass wir für dieses Fest sprichwörtlich unser letztes Hemd geben. Der Rest des Krans wird natürlich eingeschmolzen, je nach Tagespreis bringt das nochmal 25 000 bis 30 000 Franken, die wir in den Abbruch investieren müssen. Wie lange kommen wir noch in den Genuss dieser maritimen Atmosphäre? Wir sind noch bis Februar präsent. Es gibt viele Stimmen, dass wir noch länger bleiben sollen – wir lehnen das eher ab. Möglich wäre eine Laufzeitverlängerung wie bei einem erfolgreichen Theaterstück. Uns ist der befristete Zeitraum wichtig – das ist Teil des Projektes.

Foto: Keystone / Ennio Leanza


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ZHKMU I BUSINESS LUNCH

Restaurant «LaSalle»

Industrie-Chic in Kombination mit stilvoller Inneneinrichtung

In dieser Ausgabe stellen wir das Restaurant «LaSalle» im urbanen «Kreis 5» vor. Das Lokal, das dem Schiffbau-Komplex angegliedert ist, überzeugt mit stilvollem Ambiente ohne grosse Effekthascherei. Der persönliche Umgang mit dem Gast, ist den langjährigen Gastronomen ein besonderes Anliegen.

TEXT JEAN-PIERRE REINLE*

Unter Führung des sympathischen und gastherzlichen Zweiergespanns Claudine Brunner und Walter Schmid, hat sich deren aufmerksame «Crew» in Küche und Service seit 2000 bedingungslos dem hauseigenen Motto «Für unsere Gäste nur das Beste» verschrieben. Diesem Motto lebt es mit französischen und italienischen Gerichten nach, worin Fisch und Meeresfrüchte durch Fleisch, Geflügel, Pasta und vegetarische Kompositionen ergänzt werden. Dabei wird die Tageskarte regelmässig dem aktuellen Angebot der umliegenden Frischmärkte aus naturnaher und artgerechter Produktion angepasst. Unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte, werden diese unter der Leitung des tamilischen Küchenchefs Arul Sellan «à la minute» zubereitet. Daraus resultiert zur bekömmlichen Vorspeise etwa ein asiatisch in Sesam marinierter, kurz angebratener Thunfisch auf Rucolasalat oder ein Thunfischtatar mit Zwiebelsprossen und Sojasauce. Beides mediterran abgeschmeckt und ideal auf die nachfolgenden Hauptgänge einstimmend. Letztere bestechen beispielsweise mit einem zarten Filet vom irischen AngusBeef mit «Beurre Café de Paris» des Hauses. Oder mit scharf angebratenen, innen rötlich belassenen Lammfilets auf Ratatouille mit Kräuterjus; vom Letzteren sind nicht nur der Lamm liebende Tester, sondern ebenso die gegenüber Schaffleisch vorurteilsbehaftete Begleitung überaus begeistert: «Auf diese Zubereitungsart lass’ ich mir diese Spezialität gerne jederzeit wieder gefallen – hervorragend!» Lediglich um den Magen zu schliessen, verköstigen wir zuletzt das Nougatparfait «à la mode du chef».

Das Lokal ist im Übrigen nicht «nur» unser Tipp für’s Geschäftsessen im Industrie-Chic der geschichtsträchtigen, früheren Schiffbau-Halle. Die attraktive Bar lädt ebenso abends zur prickelnden ApéroVerabredung und als Treffpunkt für Nachtschwärmer des Komplexes aus Schauspielhaus-Dependance, Konzertlokal «Moods» sowie «NietturmBar» mit Aussicht ein. Eine Topadresse im Zürcher «Kreis 5».

Thunfischtatar mit Zwiebelsprossen und Sojasauce

LaSalle Restaurant AG Schiffbaustrasse 4 CH-8005 Zürich +41 (0)44 258 70 71 info@lasalle-restaurant.ch www.lasalle-restaurant.ch Mo & Di Mi & Do Fr Sa So

11 bis 24 Uhr 11 bis 01 Uhr 11 bis 02 Uhr 17 bis 02 Uhr 17 bis 24 Uhr

Lammfilets auf Ratatouille mit Kräuterjus Fotos: zVg

*jpreinle@jpr-kommunikation.ch


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l Nr. 3 l 2014 l

ZHKMU I UNTERNEHMEN

Schaufenster der Natur Der Zoo Zürich ist ein städtisches Aushängeschild. Dank innovativen Projekten wie der Masoala-Halle und mit einer Vision für die Zukunft vor Augen mischt der Zoo am «Züriberg» mittlerweile in der Weltspitze mit. Besonderen Wert legen die Verantwortlichen auf die Sensibilisierung für den Naturschutz.

TEXT MAXIMILIAN TREFFER

Die Stadt Zürich wurde erstmals im Jahr 1902 offiziell mit exotischen Tieren konfrontiert. Der damalige Abessinische Aussenminister, Alfred Ilg, ein gebürtiger Schweizer, bedankte sich für sein ETH-Studium in der Limmatstadt mit einem Präsent der besonderen Art. Er schenkte Zürich zwei ausgewachsene Löwen. Die Suche nach einem geeigneten Käfig für die Raubtiere blieb erfolglos oder scheiterte an den begrenzten finanziellen Möglichkeiten. So gelangten die Löwen erst einmal in die Obhut des Bildhauers Urs Eggenschwyler. Oft wanderte der Künstler mit einer Wildkatze an der Leine durch die Gassen der Stadt und sorgte damit für viel Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Ein Jahr später wurden die Löwen an den Basler Zoo weitergegeben. Eggenschwyler setzte sich früh für einen Zoologischen Garten in Zürich ein. Sein Engagement blieb aber bis zu seinem Tod ohne Wirkung. Erst sechs Jahre später, 1929, eröffnete der Zoo Zürich auf 600 Metern über Meer, oberhalb der Stadt am «Züriberg» seine Pforten.

«Projekt 2020» Die Aussenwirkung und die Aufgabensetzung des Zoos haben sich im Lauf der Zeit einschneidend verändert. Artgerechte Haltung war zu Anfangszeiten kein Thema. Die Tiere waren in verhältnismässig kleinen Gehegen ausgestellt. In wirtschaftlichen Krisen und während des Zweiten Weltkrieges, als die Besucherzahlen schlecht waren, versuchte man mit Attraktionen wie dem Verkleiden der Tiere neue Anreize zu schaffen. Der Vergleich zwischen Mensch und Tier stand im Vordergrund. Mittlerweile hat sich die Ausrichtung stark verändert. Stand früher das Tier als Ausstellungsgegenstand zur reinen Unterhaltung im Mittelpunkt, sieht sich der Zoo heute als Naturschutzzentrum im Zeichen der Sensibilisierung für die Natur und mit einem edukativen Auftrag gegenüber der Bevölkerung. «Der Zoo ist mittlerweile eine Kulturinstitution von Menschen für Menschen, jedoch mit einem ideellen Ziel – einen Beitrag zum Schutz von Tierarten und der Natur zu leisten», sagt Zoodirektor Alex Rübel. Seit über 20 Jahren leitet er das


ZHKMU I UNTERNEHMEN

Eine besondere Attraktion für Gross und Klein: Die PinguinParade des Zürcher Zoos

Foto: Tambako the Jaguar

Institut. Vorher arbeitete er zehn Jahre als Tierarzt am Universitätsspital und war auf exotische Arten spezialisiert. Schon als Kind wollte er immer mit Tieren und speziell im Zoo arbeiten: «Der Job, den ich heute mache, hat jedoch mit meinen Vorstellungen von damals wenig zu tun. Von der Arbeit mit Tieren habe ich eher zur Arbeit mit Menschen gewechselt. Das gefällt mir mal mehr, mal weniger. Es ist für mich trotzdem wichtig die Tiere hier zu haben und ideell etwas für sie tun zu können.» Zum Amtsantritt verkündete Rübel 1991 das «Projekt 2020», dass für das jetzige Erscheinungsbild massgeblich ist. Bei gleichbleibender Tierpopulation sollte das Gebiet des Zoos verdoppelt werden. Die Bildung und die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Tier- und Naturschutz sollten fortan im Vordergrund stehen. Fast alle Gehege sollten einen Umbau erfahren. Man wollte nicht mehr Tiere zur Schau stellen, sondern ganze Ökosysteme. Die spektakulärste Anlage ist die Masoala-Regenwald-Halle, die 2003 realisiert wurde. Auf einer Grösse von eineinhalb Fussballfeldern und 30 Metern Höhe kann der Besucher ein Stück Madagassischen Regenwalds hautnah erleben. Neben vielen Pflanzenarten bewohnen über 40 Tierarten den künstlichen Regenwald, unter anderem Lemuren, Makis, Chamäleons, Flughunde, Schildkröten, Vögel und Insekten. Die Tiere können sich auf der ganzen Fläche dieses übergrossen Gewächshauses frei bewegen. «Jedes neue Gehege wird mit einem Naturschutzprojekt in der Wildnis und einem Bildungsthema verbunden», sagt Rübel. Der Zoo unterstützt in diesem Zusammenhang unter anderem Projekte in Sumatra, Thailand und eben Madagaskar. Mit der Neuausrichtung zum Tier- und Naturschutzzentrum und den veränderten Ansprüchen an die Infrastruktur musste der Zoo auf Tierarten mit hohen Bewegungs- und

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Platzansprüchen verzichten. «Wir mussten, unseren Mitteln entsprechend, Schwerpunkte setzen. Besucherattraktive Tiere wie Eisbären oder Schimpansen mussten wir leider abgeben, da wir die entsprechende Infrastruktur nicht garantieren konnten», sagt Rübel. Trotzdem könnte man auch diese Tiere artgerecht halten: «Wenn die entsprechenden Mittel und Anlagen vorhanden sind, können alle Tiere artgerecht gehalten werden. In der Wildnis ist das doch auch nicht anders: Parks sind auch eingezäunt, da werden die Tiere auch gehalten.» Wer Tiere kennt – wird Tiere schützen In Sachen Tierhaltung setzt der Zoo europaweit neue Massstäbe. Einerseits sollen die Tiere in natürlichen Gruppen zusammenleben. Beim Elefanten beispielsweise soll keine bunt zusammengewürfelte Truppe, sondern eine Familie im Zoo leben. Das Sozialverhalten wird den Tieren überlassen. Der Tierpfleger, bisher das Alphatier der Herde, wird im neuen Elefantenhaus nicht mehr präsent sein. Tiger oder Panther wiederum sind alleine im Gehege, weil das ihrem sozialen Gefüge entspricht. Das Tier soll seiner «Arbeit» nachgehen können. Zum Beispiel wird die Futtersuche künstlich erschwert und die Jungenaufzucht ermöglicht. Damit die Tiere wachsam bleiben, wird versucht Stresssituationen zu simulieren. In der Wildnis sind die Tiere Gefahren durch Gewitter und vor allem durch Feinde ausgesetzt. Ein gewisser Grundstress ist für die Gesundheit daher wichtig. Rübel hat in Sachen Tierschutz und -haltung ein sehr gutes Gewissen: «Wir beschäftigen hier Fachleute, die für eine optimale Tierhaltung ausgebildet sind. Verglichen mit der Haustierhaltung sind unsere Bedingungen um Längen besser. Eine artgerechte Haltung trägt nichts zum Wohlbefinden des Tieres bei. Wenn wir von artgerecht reden, müssten wir auch zulassen dass die Tiere sich gegenseitig fressen. Der Mensch lebt ja auch nicht artgerecht. Wir müssen eine auf das Tier abgestimmte Haltung garantieren. » Vom Showbetrieb zum Naturschutzzentrum Seit den 1980er-Jahren steigen die Besucherzahlen im Zoo ständig. Das Bedürfnis nach einem Naturerlebnis ist vor allem in grossen Städten, wo wenig Flora und Fauna zu finden ist, ungehindert gross. In Zürich wollen die Verantwortlichen den Zoo zu einer Bildungsinstitution für alle entwickeln. Mit einem Angebot für Firmenanlässe sollen auch Erwachsene angesprochen werden. Dazu kann beispielsweise ein Apéro in der Masoala-Halle veranstaltet werden. An jedem Anlass findet auch eine Zoo-Exkursion statt. Laut Zoodirektor Rübel basiert der Erfolg auf einer exzellenten Unternehmensorganisation mit einem vorbildlich organsiertem Betrieb und einem effizienten Verwaltungsrat. Dem Zoo ist eine unglaublicher Entwicklung vom Menagerie-Betrieb (Showbetrieb) über die Tierzucht bis heute zum international angesehenen Naturschutzzentrum gelungen. «Wir sehen uns als PR-Agentur für den Naturschutz – der Zoo ist unsere grösste Werbefläche: das Schaufenster der Natur.»

Zoodirektor Alex Rübel präsentiert das Projekt «Elefantenpark».

Foto: Zoo Zürich


TKF

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ZHKMU I KULTUR

l Nr. 3 l 2014 l 27

Grillen mit dem Weltmeister Mit den ersten Sonnenstrahlen des Sommers beginnt auch die Grillsaison. «Die Küche unter freiem Himmel» bietet viel Platz für Kreativität und neue Ideen. Wir haben mit dem mehrfachen Welt- und Schweizermeister im Grillen Ulrich Bernold, besser bekannt als «Grill-Ueli», über das Handwerk gesprochen.

INTERVIEW MAXIMILIAN TREFFER

Was sind die Trends für den Sommer 2014? Urlich Bernold: Allgemein kann man von einem Trend hin zu ganzen Grillmenus sprechen. Vom Apéro bis zum Dessert kann man heute alles auf dem Grill zubereiten. Wieso erfreut sich Grillen immer grösserer Beliebtheit? Es ist sehr abwechslungsreich. Der Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Diese Vielseitigkeit an Gerichten macht Spass. Vegetarier kommen genau wie Fleischfans voll auf Ihre Kosten. Ein weiterer Punkt ist das gemeinschaftliche Erlebnis: Gekocht wird gemeinsam. Die Zeiten, als eine Person allein hinter dem Grill stand, sind vorbei. Ein tolles Fest gelingt am besten, wenn alle Gäste integriert sind, auch beim Grillen.

Foto: Thomas Lüthi

Welche Grillmethode empfehlen Sie? Grundsätzlich kann ich fast alle Methoden weiterempfehlen. Der Trend geht mittlerweile zum Gasgrill, da er zeitsparender und einfacher zu steuern ist. Ich empfehle unbedingt das sogenannte indirekte Grillen. Das heisst, die Lebensmittel nicht unmittelbar über dem Feuer zu brutzeln, da es sonst verbrennt und austrocknet.

Womit kann man beeindrucken? Am meisten beeindruckt man mit Desserts wie Zitronentarte oder frischer Apfelwähe. So etwas kennt man vom Grill noch nicht. Aber auch Beilagen wie Risotto, Couscous oder Linsen sind nicht alltägliches Grillgut.

Gibt es Alternativen zum Fleisch? Fleisch ist einzigartig, das kann man unmöglich ersetzen. Die Alternativen sind aber fast unbegrenzt. Mittlerweile kann man nahezu alles auf dem Grill zubereiten. Die Klassiker sind gegrilltes Gemüse oder natürlich Fisch.

Der perfekte Grill Drei-Gänger... Ich schlage einen Vier-Gänger vor: Zum Apéro gibt’s für die Vegetarier Cherry­ tomaten mit Zucchetti umwickelt, Feigen oder andere getrocknete «GRILL-UELI» – Früchte. Für die Fleischfans gibt’s ULRICH BERNOLD zusätzlich Meatballs. Zur Vorspeise: Ein tolles FischgeSeit über 30 Jahren bietet der Grillmeister richt mit Salat. Danach eine klassische Kurse zum Thema an. Fleischhauptspeise mit Antipasti oder Als Metzgermeister will er die Präsentation und die Veredelungen seiner eigens hergeKartoffelkreationen und als Dessert: stellten Produkte perfektionieren. gegrillte Früchte in verschiedenen Seit 1998 tritt Ulrich Bernold mit einem Varianten.

Wie kriege ich das perfekte Fleisch? Verraten Sie uns einen Geheimtipp? Das Wichtigste ist die Qualität der Ware. Der versierteste Grillmeister der Welt kann mit schlechtem Fleisch kein gutes Gericht zaubern. Die richtige Endtemperatur des Fleisches ist entscheidend, daher empfehle ich jedem ambitioniertem «Grilleur», ein Messgerät zu benützen. Was ist der häufigste Fehler beim Grillen? Ganz klar die Hitze, das kann ich auch bei meinen Grillkursen beobachten. Oft wird viel zu heiss gegrillt. Das Fleisch wird wärmer, wenn man es vom Grill entfernt – die Nachgarung. Das haben die wenigsten im Griff.

Was geht gar nicht auf dem Grill? Schmutz. Hygiene wird auf dem Grill leider oft vernachlässigt, dabei ist der Aufwand sehr gering.

Was ist Ihr persönliches Lieblingsgericht? Ein Kalbsrack vom Grill ist umwerfend. Als gebürtiger Ostschweizer darf für mich beim Grillen die Wurst natürlich nicht fehlen.

eigenen Team an verschiedenen Wettkämpfen an und konnte schon diverse Welt-, Europa- und Schweizermeisterschaften gewinnen. Informationen zum Grill-Ueli-Team und dem Kursangebot finden sich unter: www.grillueli.ch


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l Nr. 3 l 2014 l

ZHKMU I RECHT

Über die Verwaltungsratssitzung

Foto: www.BilderBox.com, Erwin Wodicka

Der Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft ist als oberstes Leitorgan ein wichtiger Entscheidungsträger. Ihm obliegt nach Schweizer Recht die Führung der Geschäfte. Deshalb kommt der korrekten Durchführung seiner Ratssitzungen besonderes Gewicht zu.

In der juristischen Literatur werden mindestens vier Verwaltungsratssitzungen pro Jahr empfohlen.

TEXT NICOLAS FACINCANI*

Das Gesetz regelt die Verwaltungsratssitzungen nur rudimentär. Dadurch wird den betreffenden Strukturen für die Einberufung und die Durchführung der entsprechenden Sitzungen einiges an Handlungsspielraum eingeräumt. Eine Gesellschaft kann daher die Einberufung und die Durchführung von Sitzungen des Verwaltungsrates in ihren Statuten oder im Organisationsreglement individuell regeln. Damit können dem Verwaltungsrat gezielt Vorgaben über die Sitzungen gemacht werden. Das Gesetz schreibt die Anzahl der erforderlichen Verwaltungsratssitzungen pro Jahr nicht vor. Das Organisationsreglement kann aber diesbezügliche Regelungen beinhalten, die vom Verwaltungsrat zu beachten sind. In der juristischen Literatur wird jedoch vorwiegend die Meinung vertreten, dass pro Jahr mindestens vier Sitzungen des Verwaltungsrates stattfinden sollen. Aufgrund der Schwierigkeiten, geeignete Sitzungstermine zu finden und eine hohe Präsenz der Mitglieder zu erreichen, kann es unter Umständen angebracht

sein, bereits im Vorjahr die Sitzungstermine festzulegen und einzelne Traktanden schon zu jenem Zeitpunkt zu benennen. Jedes Verwaltungsratsmitglied hat unter Angabe glaubhafter Gründe das Recht, eine Sitzung des Verwaltungsrates zu verlangen. Einladung Das Gesetz enthält keine Vorschriften für die Einberufung der Verwaltungsratssitzungen, jedoch sind in jedem Fall die Statuten und das Organisationsreglement zu beachten. Ausser in Fällen besonderer Dringlichkeit ist für die Einladung die Schriftform üblich und zu empfehlen. Inhaltlich sollte neben den Traktanden ebenfalls ersichtlich sein, wo und wann die Sitzung stattfinden wird und wer neben dem Verwaltungsrat an der Sitzung teilnehmen wird. Nach Möglichkeit sind die Traktanden so zu formulieren, dass ersichtlich ist, ob es sich um reine Information, um eine Diskussion handelt oder ob über ein betreffendes Geschäft abgestimmt werden soll.

Abstimmungen und Protokollierung Für die Beschlüsse des Verwaltungsrates gilt, ohne anderslautende statuarische oder reglementarische Vorschriften, die Mehrheit aller gültig abgegebenen Stimmen. Als gültig abgegeben gelten nur die «Ja»- und die «Nein»-Stimmen – Stimmenthaltungen gelten als nicht abgegeben. Nicht anwesende Verwaltungsratsmitglieder werden nicht berücksichtigt. Eine Gesellschaft kann sich in ihren Statuten oder ihrem Organisationsreglement vorschreiben, dass Beschlüsse nur mit der Mehrheit der Anwesenden gefasst werden können. Noch strengere Vorschriften stellen darauf ab, dass die Mehrheit aller Mitglieder des Verwaltungsrates einem Beschluss zustimmen muss, damit dieser als angenommen gilt. Die Statuten oder das Organisationsreglement können auch einen höheren Ja-Stimmen-Anteil, von beispielsweise 75 Prozent, vorschreiben oder vorsehen, dass eine Mindestanzahl der Mitglieder des Verwaltungsrates anwesend sein muss (Präsenzquorum). Gemäss dispositivem Recht hat der Vorsitzende der Sitzung den Stichentscheid, damit können Patt-Situationen verhindert werden. Von diesem Stich­ entscheidungsrecht kann jedoch auch abgesehen werden. Verhandlungen und Beschlüsse des Verwaltungsrates sind zwingend zu protokollieren. Im Anschluss muss der Präsident des Verwaltungsrates das Protokoll unterzeichnen. Dies gilt auch im Falle von Verwaltungsratssitzungen die per Video- oder Telefonkonferenz durchgeführt werden oder wenn der Verwaltungsrat nur aus einer Person besteht.

*Nicolas Facincani, LL.M., ist Rechtsanwalt und Partner der Bürogemeinschaft citylaw.ch in Zürich. Er berät und vertritt Unternehmen und Private. Sein besonderer Schwerpunkt liegt im Privatrecht. www.citylaw.ch


ZHKMU I VZH NEWS

l Nr. 3 l 2014 l 29

VZH NEWS VERBAND ZÜRCHER HANDELSFIRMEN 044 211 40 58 www.vzh.ch

Der Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH) ist mit seinen rund 2 300 Mitgliedsfirmen eine starke Stimme der Arbeit­ geber im Wirtschafts­raum Zürich. Die Mitglieds­ firmen profitieren unter anderem von der kostenlo­sen Rechtsbe­ ratung im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht und den regelmässig er­ scheinenden Mitteilungs­ blättern mit aktuellen personalrechtlichen und politischen Informationen wie Gerichtsurteilen, Checklisten, Gesetzes­ neuerungen, Veranstal­ tungshinweisen und vielem mehr. In der Ausgabe vom 11. Mai 2014 erschien unter anderem folgender Beitrag:

Für weitere Informationen zum Verband Zürcher Handelsfirmen wenden Sie sich bitte an:

VZH – Verband Zürcher Handelsfirmen Seegartenstrasse 2 8008 Zürich Telefon: 044 211 40 58 E-Mail: info@vzh.ch Fax: 044 211 34 92 www.vzh.ch

Foto: www.BilderBox.com

Einführung von bezahlten Stillpausen Der Bundesrat hat am 30. April 2014 die Revision der Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz (ArGV 1) verabschie­ det. Die revidierte Verordnung sieht neu das Prinzip, der entlöhnten Stillzeiten vor. Die Revision tritt per 1. Juni 2014 in Kraft. Der neue Artikel 60 Absatz 2 ArGV 1 leitet einen Sys­ temwechsel ein: Bisher wurde für die Anrechenbarkeit der Stillzeit als Arbeitszeit zwischen Stillen im Betrieb und ausserhalb des Betriebs unterschieden. Diese Unterscheidung wird nun aufgehoben. Zudem muss der Arbeitgeber mit der neuen Regelung die Arbeit­ nehmerin neu in einem begrenzten Umfang für die Zeit entlöhnen, welche sie für das Stillen benötigt. Diese Änderung orientiert sich an den geltenden Bestimmun­ gen in den Nachbarländern der Schweiz. Der neue Art. 60 Abs. 2 ArGV 1 lautet wie folgt: Stillenden Müttern sind die für das Stillen oder für das Abpumpen von Milch erforderlichen Zeiten freizuge­ ben. Davon wird im ersten Lebensjahr des Kindes als bezahlte Arbeitszeit angerechnet: a. bei einer täglichen Arbeitszeit von bis zu 4 Stunden: mindestens 30 Minuten; b. bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 4 Stunden: mindestens 60 Minuten; c. bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden: mindestens 90 Minuten. Nebst dieser Änderung erfährt der Gesundheitsschutz bei Mutterschaft weitere Anpassungen. Weiterhin gilt für jene Fälle, in denen eine gefährliche gesundheitliche Belastung für Mutter und Kind nur durch das Ergreifen geeigneter Schutzmassnahmen ausgeschaltet wer­ den kann, dass deren Wirksamkeit periodisch, mindestens vierteljährlich zu überprüfen ist. Stellt sich dabei heraus, dass das Schutzziel nicht erreicht wird, hat der Arbeitgeber eine schwangere Frau oder eine stillende Mutter

an einen für sie ungefährlichen und gleichwertigen Arbeitsplatz zu versetzen. Dies ist dann der Fall, wenn die Risikobeurteilung eine Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit von Mutter und Kind ergibt und keine geeignete Schutzmassnahme getroffen werden kann; oder wenn feststeht, dass die betroffene Frau Umgang hat mit Stoffen beziehungsweise Mikroorganismen oder Arbeiten ausführt, die mit einem hohen Gefahren­ potential verbunden sind (vgl. die neuen Art. 62 Abs. 2 und Art. 65 ArGV1). Mit diesen neuen Bestimmungen wird der Schutz der Arbeitnehmenden wieder ein weiteres Stück ausgebaut. Wie sich die neue Regelung im betrieblichen Alltag umsetzen lässt, muss sich ebenso weisen, wie sich auch die Frage beantworten wird, ob damit den selbstver­ ständlich unbestrittenen und berechtigten Interessen schwangerer Frauen und stillender Mütter effektiv Rechnung getragen wird.


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l Nr.3 l 2014

ZH KMU I ZÜRICH IM BILD

Fünf abgebildete Hafenpoller entlang des Limmatquais waren 2009 der Start ins Projekt Zürich Transit Maritim. Mittlerweile wurde der «Hafen» mit Kran und Schiffshorn ergänzt. Im Schatten des Hafenkrans erfuhren die gusseisernen Poller anfangs nahezu keine Beachtung. Die 60 Zenti­ meter hohen Poller werden Zürich noch bis 2015 in eine Hafenstadt verwandeln. Das nächste Highlight des Projekts soll am ersten Juli-Wochenende stattfinden. Dann wollen die Initianten ein Hafenfest veranstalten. Foto: zVg


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