StiftungsWelt 01-2012: Mehr Demokratie stiften

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»Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale Dynamik zu erzeugen.« Dr. Pia gerber

StiftungsWelt das magazin des bundesverbandes

deutscher stiftungen

01-2012 ISSN 1863-138X · Preis 15,90 €

» Neue Stiftungen: Jahresstatistik 2011 » Neue Studien: Thinktanks und Teilhabe für Kinder und Jugendliche

Mehr Demokratie stiften Stiftungen für Demokratieentwicklung und politische Bildung

» Neue Regelungen: Anwendungserlass zur Abgabenordnung veröffentlicht


„Meine Stiftung ist engagiert. Genau wie meine Bank.“

Carla M., Anwältin

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StiftungsWelt 01-2012 » » » Stiftungen

Liebe Leserinnen und Leser,

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Editorial „Ja, es gibt auch Mängel in unserer Demokratie und Marktwirtschaft. … Aber es ist ein lernfähiges System, das Vorbildcharakter hat“, schreibt Joachim Gauck in seinem Buch „Freiheit. Ein Plädoyer“. Im Juni 2012 wird er – aller Voraussicht nach – auf dem Deutschen StiftungsTag in Erfurt sprechen und Dr. Friede Springer die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen überreichen. Sie hat zwei Stiftungen gegründet. Die Friede Springer Stiftung wurde mit 80 Millionen Euro aus ihrem Privatvermögen 2010 errichtet und soll vor allem Wissenschaft und Forschung fördern. Es ist die größte von einer Einzelperson betriebene Stiftung in der Hauptstadt. Die Friede Springer Herz Stiftung, 2004 gegründet, widmet sich dem Thema Herz- und Kreislauferkrankungen. „Mit der Errichtung ihrer Stiftungen ist Friede Springer als vorbildgebendes Beispiel einer Unternehmerin Maßstab für gelebtes Engagement im deutschen Stiftungswesen. Zugleich gelingt es ihr dadurch, ein positives Signal für Berlin als Stiftungsstandort, dessen Stiftungslandschaft durch zwei Diktaturen gravierend geschädigt wurStiftungen und die de, zu setzen“, heißt es in der Entscheidung von Vorstand ­gesamte Zivilgesellund Beirat des Bundesverbandes. schaft bilden ein Es ist ein Wesensmerkmal freiheitlich-demokratischer wichtiges GegenGesellschaften, dass ihre Agenda nicht nur von der Mehrheit gewicht zum Staat.  bestimmt wird, sondern auch Minderheiten zu Wort kommen. Oftmals müssen Minderheiten aber um Gehör für ihre Positionen bitten oder dafür kämpfen. Unterstützung erhalten sie dabei gerade auch von Stiftungen. Dies zeigt einmal mehr, dass Stiftungen nicht nur Ausdruck, sondern Garant demokratischer Vielfalt sind. Stiftungen decken Nischen ab und nicht nur Mainstream. Stiftungen wirken aber auch in die Breite, indem sie Demokratielernen fördern. Stiftungen und die gesamte Zivilgesellschaft bilden im Rahmen der Gesetze zweifelsohne ein wichtiges Gegengewicht zum Staat. Wie Stiftungen – von „Anschubser“ bis „Wertetreiber“ – Demokratie befördern, beleuchtet dieses Heft im Schwerpunkt. Es spannt den Bogen der modernen Beteiligungsformen von Bürgerdialog bis zu Zukunftskonferenzen. Die wichtigsten Änderungen des lang erwarteten Anwendungserlasses zur Abgabenordnung sind im Dokumentationsteil nachzulesen. Vorgestellt werden zudem zwei neue Studien des Bundesverbandes. In Vorfreude auf den Frühling und ein Wiedersehen in Erfurt wünsche ich Ihnen eine inspirierende Lektüre.

»»

Anke Pätsch Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin Medien & Kommunikation Bundesverband Deutscher Stiftungen

Ihre


Siehe auch 56–57 Artikel S.

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20. bis 22. Juni 2012 in Erfurt

Mit langem Atem

Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen Das erwartet Sie ... » Vernetzung und Austausch zu stiftungsspezifischen Themen » Fachvorträge und Podien mit Stiftungsexpertinnen und -experten » Lunchmeetings, Exkursionen und Ausflugsfahrten » Festliches Abendessen „Dialog der Stiftungen“ auf dem Erfurter Wenigemarkt » Informelle Treffen der Arbeitskreise und anderer Stiftungsgruppen » Verleihung der Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen an Friede Springer » Festliche Abschlussdebatte und Empfang der Landeshauptstadt Erfurt » Expeditionsmobil der Baden-Württemberg Stiftung zum Thema Nachhaltigkeit Nachhaltigkeitsinseln zu den vier Schwerpunktthemen: » Umwelt und Gesundheit, Forschung und Technik » Bildung und Kunst & Kultur » Sozialer Zusammenhalt, bürgerschaftliches Engagement und internationale Verantwortung » Stiftungshandeln/-management/-ethik und Wirtschaft Veranstaltungen u.a. mit Franziska van Almsick, Sabine Christiansen, Sissi Hajtmanek, Prof. Dr. Claudia Kemfert, Christine Lieberknecht, Christoph Matschie, Klaus Milke, Ernst Prost, Prof. Dr. Gesine Schwan, Dr. h. c. Friede Springer, Marlehn Thieme, Christian Weirich alias Doppel-U, Prof. Dr. Harald Welzer Teilnehmerbeitrag für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen » Stiftungen und gemeinnützige Organisationen: 250 Euro » Gewerbliche Teilnehmer (außer Förderer): 395 Euro Klimafreundlich anreisen: Nutzen Sie das Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn! » Preise für Ihre Hin- und Rückfahrt von jedem DB-Bahnhof: 2. Klasse: 99,– Euro | 1. Klasse: 159,– Euro Programm und weitere Informationen: Heike Richter | Telefon (030) 89 79 47-53 | www.stiftungen.org/stiftungstag


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften 5

inhalt 01-2012

schwerpunkt: Mehr Demokratie stiften 11 �����Problemlöser und Wertetreiber Zur Rolle von Stiftungen in einer kollaborativen Demokratie » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne 16 �����Gesellschaft verändern Stiftungen als Ausdruck gelebter Vielfalt » » » Michael Kauch MdB 17 �����Stiftungen auf politischem Parkett Ein Zwischenruf » » » Dr. Heiko Geue 18 �����Gemeinsam gegen rechte Gewalt » » » Interview mit Dr. Pia Gerber und Timo Reinfrank 20 �����„… der Bürger braucht noch etwas mehr“ Politische Stiftungen » » » Ulrich Brömmling 23 �����Eine prägende Kraft Gesellschaftliches Engagement kirchlicher Stiftungen » » » Dr. Christoph Dahling-Sander 24 �����Anschubser, Aufgreifer, Netzwerker Stiftungen für die Bürgerstadt » » » Dr. Roland Kaehlbrandt 26 �����Beteiligung ohne Bürger Der lange Weg zu mehr Partizipation im Netz » » » Henrik Flor 28 �����Wie erreicht man politikferne Zielgruppen? Neue Wege der politischen Bildung » » » Melanie Schuster 30 �����Die eigene Stimme zählt! Junge Menschen wollen sich beteiligen. Die Körber-Stiftung eröffnet Zugänge. » » » Sven Tetzlaff titelbild Die Fotos im Schwerpunkt hat der Berliner Foto­ journalist Marc Darchinger im und rund um den Reichstag gemacht. Kontakt marc@darchinger.com www.darchinger.com

32 �����Demokratie lernen von Anfang an Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert Beteiligung in Kitas und Schulen. » » » Susann Larraß 33 �����Demokratie braucht Bewegung Der Ansatz der Bewegungsstiftung » » » Jörg Rohwedder 34 �����Service: Literatur, Links im Internet und Infos zum Schwerpunktthema


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StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften 7

inhalt 01-2012

72 » » » Non-Profit-Management – Lehrgänge im überblick

64 » » » mitgliedschafts-jubilare des Bundesverbandes

4/56 » » » Auf nach erfurt: Deutscher stiftungsTag im Juni

stiftungen

Trends und Initiativen

a 36______ Jahresstatistik: 817 neue Stiftungen a 38______ Neue Studie: Denken fördern! a 41______ Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche 42______ Soziale Horizonterweiterungen

Internationales

44______ Vorstoß für die Europäische Stiftung

neuigkeiten

46__Personalia 48__Neuerrichtungen 52__Preisverleihungen 53__Jubiläen 53__Mosaik

Interna Termine und Veranstaltungen

56__Deutscher StiftungsTag in Erfurt 58__Verleihung Deutscher Engagementpreis

Mitglieder und Kooperationspartner

60______ Neue Mitglieder des Bundesverbandes 64______ Mitgliedschafts-Jubilare 66______ Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes

blickpunkte 3 ���� Editorial 8 ��� Panorama

Stiftungsmanagement

68______ Mittelvergabe professionell gestalten

Stiftungskommunikation

70______ Wie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 4)

43 �� Nachgefragt: Claudia Seidensticker-Fountis 45 �� Ausschreibung: KOMPASS 84 �� Kulinarisches: Kochen verbindet

fortbildung

72______ Aus- und Weiterbildungen im Non-Profit-Bereich 75______ Neue DSA-Schulung: Stiftungen professionell leiten

85 �� Impressum In eigener Sache

Service

Stiftungsrecht

Buchmarkt a Titelthema

a 77______ Neuer Anwendungserlass zur Abgabenordnung 78______ Aktuelle Verfügungen und Urteile 81______ Besprechungen

DOKUMENTATION 86 �� Faktenblatt: Änderungen des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung


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Panorama presseschau „Zuweilen, so sagt etwa Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, sei eine Zustiftung in eine bestehende Stiftung oder in einen Stiftungsfonds ‚die bessere Alternative‘. Dahinter könnte der Rat stecken, dass mancher Vermögende seine Wohltätigkeitsstrategie überdenken möge. Dass er lieber anderen sein Geld geben sollte, statt sich selbst ein Denkmal zu setzen. ‚Kleinststiftungen sind auf lange Sicht meist kaum lebensfähig.‘ “ „Viel Euphorie, wenig Erträge“ | Süddeutsche Zeitung, 3. Februar 2012

„Der Verband empfiehlt deshalb, dass sich kleine Stiftungen mit einem ähnlichen Stiftungszweck zusammenschließen. Auch seien Zustiftungen in eine bestehende Einrichtung im Zweifelsfall sinnvoller als die Gründung einer neuen Stiftung. Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 817 neue Stiftungen gegründet. Damit ging die Zahl der Neugründungen das vierte Jahr hintereinander zurück – was aber eben auch an dem Trend liegt, Geld in bestehende Stiftungen zu geben, statt selbst neue zu gründen.“ „Vor allem kleine Stiftungen haben Renditeproblem“ | Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Februar 2012

„‚Wegen des niedrigen Zinsniveaus hat die Hälfte aller knapp 19.000 Stiftungen Prob­ leme‘, sagt Fleisch. Real, also inflationsbereinigt, verliere jede zweite Stiftung Vermögenswert. Einzelne Stiftungen mussten bereits ihre Zahlungen für gemeinnützige Zwecke einschränken. Fleisch empfiehlt, das Vermögen bevorzugt in ökologische und soziale Anlagen zu investieren. Denn dann könnten die Stifter nicht nur mit den eigenen Projekten Gutes tun, sondern auch mit der Geldanlage.“ „Jede zweite Stiftung verliert Geld“ | Spiegel Online, 2. Februar 2012

Centbeträge mit grosser Wirkung

Gutes tun kann so einfach sein: Ab dem 1. März 2012 können Verbraucher mit zwei Worten Geld für gemeinnützige Zwecke spenden. An über 30.000 Kassen wird der Einkaufsbetrag auf den nächsthöheren 10-Cent-Betrag aufgerundet, wenn der Kunde sich dies mit den Worten „Aufrunden bitte!“ wünscht. Die Spende geht an die Stiftung DEUTSCHLAND RUNDET AUF und wird auf dem Kassenzettel ausgewiesen. Nach Angaben der Stiftung

fließt das Geld zu 100 Prozent in geprüfte, nachhaltige soziale Projekte in Deutschland. Möglich macht dies die Kooperation mit aktuell 13 Einzelhandelsunternehmen und insgesamt über 11.000 Filialen. Die Partnerunternehmen (u. a. Netto, Penny, SportScheck, KiK, Görtz, REanstifter NO, Douglas, SinnLeffers und toom) zahlen zwischen 5.000 und 99.000 Euro Lizenzgebühren, je nach Umsatz. Mit diesem Geld werden die Verwaltungskosten der Stiftung gedeckt. Jahresthema 2012 ist die Zukunftssicherung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. „Bei der klassischen Plexiglasdose wissen Sie nicht, was mit dem Geld passiert. Hier laufen die Buchungen über die Kassensysteme. Und die werden von Wirtschaftsprüfern gecheckt“, so der Stifter Christian Vater. Der ehemalige Musikmanager hat 2009 die gemeinnützige Stiftungs-GmbH mit Sitz in Berlin gegründet. Ein Expertengremium, dem auch Inge Kloep­fer, Prof. Dr. Sebastian Braun und Prof. Dr. Roland Roth angehören, berät bei der Spendenvergabe. www.deutschland-rundet-auf.de

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»»

Inzwischen kommt Bewegung in die Förderstrategien deutscher Stiftungen – weg von der klassischen Projektförderung hin zum Anschieben und zur längerfristigen Begleitung von Prozessen.

Dr. Mark Speich Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland, anlässlich der Vorstellung der Studie „Denken fördern. Thinktanks als Instrumente wirkungsvoller Stiftungsarbeit“ am 19. Januar 2012 in Berlin (siehe auch S. 38f. in dieser StiftungsWelt)


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Flutopfer-Stiftung von 1962

50 Jahre ist es her, dass in Hamburg in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 die Deiche brachen. Über 100.000 Menschen waren von der Sturmflut betroffen, 340 verloren ihr Leben. Das Kriegsende war noch keine 20 Jahre her, Deutschland steckte mitten im Wirtschaftswunder. Die Nachrichten lösten eine weltweite Solidarität und Hilfsbereitschaft aus. Mehr als 44 Millionen DM gingen an Spenden ein, rund 10 Prozent davon flossen als Gründungskapital in die Flutopfer-Stiftung, die schon vor ihrer Errichtung am 4. Juli 1962 rasche und unbürokratische Hilfe leisten konnte. Über die Jahre erhielten insgesamt 85 HinterbliebeAUSGEFALLEN ne regelmäßige Unterstützung. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung ihre Arbeit den sich wandelnden Aufgaben angepasst. Ging es zunächst um die Notversorgung und Unterstützung der von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen und die Bereitstellung neuen Wohnraums, vermietet sie heute betreute Wohnungen an Senioren mit geringem Einkommen, beBvB treibt einen ambulanten Pflegedienst und eine Pflegeeinrichtung.

11.300

Mit einem Vermögen von 11.300 Euro ist in der 900-Seelen-Gemeinde Kronprinzenkoog (Kreis Dithmarschen) in Schleswig-Holstein am 12. Dezember 2011 die Bürgerstiftung Kronprinzen­ koog als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts anerkannt worden. Sie ist damit die vermutlich kleinste Neugründung des Jahres 2011. Zwar ist die Höhe des Vermögens rechtlich nicht vorgeschrieben. Die Stiftungsbehörden setzen jedoch in der Regel –

je nach Zweck – mindestens 50.000 Euro voraus, bisweilen sogar 100.000 Euro. Der kleinen Bürgerstiftung aus Norddeutschland steht als wohl größte Neugründung des Jahres 2011 die Brost-Stiftung aus Essen gegenüber. Rund 230 Millionen Euro flossen aus dem Privatvermögen der verstorbenen Gesellschafterin der WAZ-Mediengruppe Anneliese Brost in die am 1. Juni 2011 anerkannte Stiftung (siehe StifPh tungsWelt 04-2011, S. 8).

» » » Die Versteigerung der Sammlung des 2005 verstorbenen Stifters Hubertus Wald bei Christie’s hat in den ersten beiden Runden 27,2 Millionen Euro eingebracht. Der Erlös geht an die Hubertus Wald Stiftung. +++ The Document Foundation hat am 17. Februar in Berlin die Anerkennungsurkunde erhalten. Zweck ist die ticker Förderung und Entwicklung von Office-Software auf Basis offener Standards zur freien Nutzung durch jedermann (www.documentfoundation.org). +++ Die Carl Friedrich von Siemens Stiftung spendet der Bayerischen Staatsbibliothek insgesamt 1,2 Millionen Euro für den Kauf antiquarischer Drucke. +++ Die Stadt Frankfurt am Main hat im Februar einen mit 15 Millionen Euro dotierten Fonds zugunsten der Johann Wolfgang Goethe-Universität gestiftet. Mit der nach dem früheren Frankfurter Oberbürgermeister benannten Adickes-Stiftung löst die Stadt ihr Versprechen ein, das sie im Zuge der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität gegeben hatte. +++ Die Stiftung Mercator und die European Climate Foundation haben am 13. Februar die Stiftungsinitiative „Agora Energiewende“ ins Leben gerufen, um die Energiewende in Deutschland voranzubringen. Beide Stiftungen stellen hierfür über fünf Jahre einen zweistelligen Millionenbetrag bereit. Direktor der Initiative wird zum 1. April der frühere Staatssekretär und bisherige Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe Rainer Baake. +++ Prof. Dr. Peter Herrlich erhält am 4. Mai für sein Lebenswerk die Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold 2012 von der Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung. Der Jenaer Altersforscher wird u. a. für bahnbrechende Arbeiten zur Entstehung und zum Wachstum von Krebszellen geehrt. +++ Der Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG Dr. Klaus Engel und der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates der ThyssenKrupp AG Thomas Schlenz haben im Februar den „Preis Soziale Marktwirtschaft 2012“ der FASEL-Stiftung erhalten. Ph


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Problemlöser und Wertetreiber Zur Rolle von Stiftungen in einer kollaborativen Demokratie

von Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne Wir leben im Zeitalter der Krisen. Klimakrise, Finanzkrise, Schuldenkrise – sie alle dominieren die tägliche Berichterstattung. Seit Kurzem wird nun auch die Krise der Demokratie ausgerufen. Was zwei Jahrzehnte lang als Politikverdrossenheit daherkam – der Begriff avancierte schon 1992 zum „Wort des Jahres“ –, scheint sich nunmehr auf die Grundfesten unseres Gemeinwesens ausgedehnt zu haben. Die Zukunft der Demokratie als solche wird diskutiert. » » »


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» » » Einige kritische Denker sehen das Modell der westlichen Demokratie in einer Existenzkrise, die – nach Jürgen Habermas – zum bloßen Spielball der Ökonomie und obskurer Märkte geworden ist. Insbesondere in Deutschland populär wurde die These des britischen Politologen Colin Crouch von der Postdemokratie, in der die politischen Geschicke zu häufig von intransparent agierenden Eliten entschieden werden – ohne Sinn und Platz für gesellschaftliche Rückkopplungen. Postdemokratie bedeutet eine Art Theaterdemokratie, in der den Bürgern zwar das Gefühl von Partizipation in Form von Wahlen gegeben wird, in der sie aber real keinerlei konkreten Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Dr. Maik Bohne  ist Fellow der stiftung neue verantwortung, wo er das Projekt „Kollaborative Demokratie 21“ leitet. Zudem ist er als Seniorberater bei der Strategie- und Dialogberatung IFOK für Open Governance und Bürgerbeteiligung tätig. Weitere Informationen  mb@stiftung-nv.de www.stiftung-nv.de

Mehr Bürgerbeteiligung » » » Andere Beobachter wiederum denken die eingeübten Verfahren unserer repräsentativen Demokratie weiter und rücken dabei den Wunsch vieler Bürger nach mehr Beteiligung in den Vordergrund. In der „multiplen Demokratie“ (Paul Nolte) führt das

Stiftung MITARBEIT „Demokratieentwicklung von unten“ ist der Leitsatz der Bonner Stiftung MITARBEIT, die 1963 von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mit unterschiedlichen politischen Überzeugungen gegründet wurde. Die bundesweit arbeitende und parteiunabhängige politische Stiftung möchte die politische Teilhabe aller Menschen stärken. Als Informations- und Arbeitsstelle für bürgerschaftliches Engagement berät sie Bürgerinitiativen, Vereine, Selbsthilfegruppen und Stiftungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Teilhaberechten von Schwächeren und der Stärkung der demokratischen Mitverantwortung. Neben eigenen Projekten hat die Stiftung seit 1991 annähernd 2.000 lokalen Gruppen finanzielle Starthilfe gewährt, den meisten aus den neuen Bundesländern. Mit ihrem Internetportal „Wegweiser Bürgergesellschaft“ informiert sie über bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung. Auch auf europäischer Ebene setzt sie sich für bürgernähere und transparentere Entscheidungsstrukturen ein. Zuletzt ist im September 2011 auf Initiative der Stiftung MITARBEIT das „Netzwerk Bürgerbeteiligung“ entstanden. Das bundesweite Forum soll politische Partizipation und Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen stärken und demokratiepolitische Initiativen auf Bundesebene anstoßen. Für den Frühsommer 2012 ist ein erstes Treffen der Netzwerkerinnen und Netzwerker geplant. Ihre Arbeit finanziert die Stiftung MITARBEIT überwiegend aus öffentlichen Mitteln. Hinzu kommen Spenden und Einnahmen aus Tagungen, Projekten und Publikationen. ph www.mitarbeit.de | www.buergergesellschaft.de | www.netzwerk-buergerbeteiligung.de

schwindende Vertrauen in staatliche Institutionen und seine Repräsentanten nicht dazu, dass breite Teile der Gesellschaft in politische Apathie verfallen. Ganz im Gegenteil bricht sich politisches Engagement in neuen Formen Bahn, außerhalb der etablierten Institutionen, Verfahren und politischen Programme. Zweifelsohne wächst der Wunsch nach direkter, unmittelbarer, konkreter und kontinuierlicher Teilhabe. Viele Engagierte haben erkannt, dass es in einer komplexen Welt keine vorgefertigten Lösungen für komplexe Probleme geben kann, sondern dass Politikformulierung zu einem gemeinsamen Such- und Lernprozess geworden ist – zu einem Prozess, der Wissen in der Gesellschaft breiter und transparenter als bisher einbeziehen muss. „Ihr seid die mit den Antworten“ » » » „Wir sind die mit den Fragen, ihr seid die mit den Antworten“, war auf den Plakaten der Piratenpartei im Berliner Wahlkampf zu lesen. Das mag so naiv wie provokant sein, war aber erfolgreich – und ist möglicherweise ein Vorbote eines neuen Politikverständnisses. Allerdings ist die Frage noch nicht beantwortet, wie sich die „Weisheit der vielen“ tatsächlich in der politischen Praxis umsetzen lässt. Denn die Absicht, em Willen nach breiter Beteiligung gerecht zu werden, darf nicht zu einer ineffizienten Debattier-Republik führen, die unfähig zu politischem Handeln ist. Dass Beteiligung und Effizienz kein Gegensatzpaar bleiben müssen, sondern zwei Seiten einer Medaille sein können, das zeigt das Konzept der „kollaborativen Demokratie“. Und es ist ein Konzept, in dem Stiftungen in Zukunft eine wichtige Rolle als Problemlöser, Versuchslabor und Wertetreiber spielen können – kurzum: als Demokratiestifter. Kollaborative Demokratie im postideologischen Gemeinwesen » » » Das Konzept der kollaborativen Demokratie kommt aus dem angloamerikanischen Raum, entwickelt im Umfeld der Obama-Administration, die eine neue Kultur des offenen Regierens etablieren möchte. Übersetzt in den deutschen Kontext gibt uns das Konzept neue interessante Ansätze, wie eine multiple Demokratie in Zukunft gestaltet werden kann. Ausgangspunkt ist die Analyse, dass wir in Deutschland in einem zunehmend postideologischen Gemeinwesen leben – und zugleich eine Art Re-Kommunalisierung, die Besinnung auf die Gestaltungsmacht des Einzelnen auf lokaler Ebene, zu verzeichnen ist. Im Vordergrund steht nicht mehr der Kampf der Programme und


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften

Parteien, sondern Demokratie heißt immer mehr pragmatisches Problemlösen über Lagergrenzen hinweg. Problemlösungswissen anzapfen » » » Es geht zunehmend darum, gesellschaftliche Fragen abseits des überkommenen Lagerdenkens zu diskutieren, indem Gespräche, Positionen und Akteure rund um ein Thema offener als bisher zusammengebracht werden. Denn in unserem Gemeinwesen existiert Problemlösungswissen an verschiedensten Orten; die Herausforderung besteht darin, es anzuzapfen. Die Idee der kollaborativen Demokratie will dabei das Modell der klassischen repräsentativen Demokratie, mit dem wir seit 1949 ausgesprochen gut gefahren sind, keinesfalls ersetzen. Ziel ist nicht eine utopistische Art von „Räterepublik 2.0“. Vielmehr ergänzt das Konzept die bestehende Demokratie, versucht deren Verfahren zeitgemäß weiterzuentwickeln und zu ergänzen. Hierzu geeignet sind neue Möglichkeiten der Deliberation, Beteiligung und Zusammenarbeit. Dabei ist kollaborative Demokratie mehr als nur direkte Demokratie mittels Referenden, also dem bloßen Abstimmen mit „Ja“ oder „Nein“. Volksbegehren können ein Teil einer beteiligungsaffinen Demokratie sein. Bürgerbeteiligung ist jedoch weitaus diverser, differenzierter und bunter als es die verengte Debatte über direkte Demokratie suggeriert – zumal diese in der Praxis die hohen Erwartungen an sie nicht immer erfüllt. Zu den Methoden und Formaten der kollaborativen Demokratie zählen

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beispielsweise Bürgerdialoge, Online-Beteiligung, politische Mediation, Planungszellen, Zukunftskonferenzen und Bürgerjurys, die je nach Problem und Konstellation angewendet und eingesetzt werden können. Im Kern handelt es sich um strukturierte Dialoge über Problemlösungen – mit einem klaren Rahmen, transparenten Verfahren und konkreten Ergebnissen. Soweit die Pflicht. Die Kür besteht darin, den Ertrag dieser Beteiligungsinstrumente in die Praxis umzusetzen. Pseudopartizipation ist die schlechteste aller Beteiligungen. Dabei erwarten Bürger keinesfalls, dass ihre Ideen und ihr Wissen eins zu eins in den politischen Prozess einfließen. So naiv ist kein Teilnehmer von Bürgerdialogen. Was aber erwartet wird, ist eine Offenheit und ein transparent definierter Prozess, der aufzeigt, wie die Politik mit den erarbeiteten Ergebnissen weiter verfahren wird.

Dr. Knut Bergmann  arbeitet im Bereich Presse- und Kommunikation des Deutschen Bundestages und ist seit 2009 Fellow der stiftung neue verantwortung in Berlin, wo er die Projekte „Parteien mit Zukunft“ und „Neue Vermögenskultur“ geleitet hat. Zuvor war er fünf Jahre als Grundsatzreferent im Bundespräsidialamt mit dem Schwerpunkt Zivilgesellschaft tätig. Weitere Informationen  kb@stiftung-nv.de www.stiftung-nv.de

Die Rolle von Stiftungen » » » Wenn Demokratie in Zukunft zuallererst pragmatisches Problemlösen ist, indem relevantes Wissen systematischer zusammengeführt und genutzt wird, dann sind Stiftungen sehr gefragt. Denn Stiftungen sind Orte mit Problemlösungswissen. Sie fördern und fordern politisches Denken und Handeln. Auch haben sie häufig die nötige Ruhe, Kontinuität und Distanz zum politischen Prozess, um Wissen zu sammeln, es zu systematisieren und für die Praxis auf-

zubereiten. Stiftungen sind als Innovationsmotoren, als die sie sich oftmals verstehen, prädestiniert, neue Formen von politischer Partizipation zu befördern. Sie können den nötigen Schutzraum bieten, um neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung zu testen und gedeihen zu lassen. Beispielhaft ist hier die Arbeit der Stiftung Mitarbeit (siehe Kasten S. 12), die sich die Demokratieentwicklung von unten auf die Fahnen geschrieben hat. Die Bonner Stiftung gibt nicht nur mit dem Wegweiser Bürgergesellschaft einen wichtigen Newsletter mit Wissen zum Thema Beteiligung heraus, sondern entwickelt auch konkrete Projekte wie das „Netzwerk Bürgerbeteiligung“. Ein neueres Beispiel, das moderne Methoden der Partizipation hilft in die Tat umzusetzen, ist das „Fördernetzwerk Community Organizing“. In diesem Verbund haben sich die Körber-Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt und der Generali Zukunftsfonds zusammengeschlossen, um die Idee der selbstverantwortlichen und selbstverantworteten Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene zu stärken, insbesondere in benachteiligten Stadtteilen. Jüngste Gründung war die Bürgerplattform Neukölln, wo die örtliche Bürgerstiftung schon seit Jahren mit wenig Geld, aber umso größerem Engagement mit diversen Projekten viel für die Teilhabe von Menschen verschiedenster Herkunft in diesem multiethnischen Stadtteil tut. So fern vielen Bewohnern dort ein bildungsbürgerlicher Schriftsteller wie Heinrich Mann sein mag, so sehr passt doch gerade auf solch schwierige Lebensumfelder dessen Satz, dass Demokratie nichts anderes bedeutet als die „Anerkennung, dass wir, sozial genommen, alle füreinander verantwortlich sind“. Im Übrigen werden sich in Deutschland nur wenige Projekte zur Förderung demokratischen Handelns oder politischer Bildung finden lassen, an denen nicht zumindest mittelbar Stiftungen beteiligt sind. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch die vielfach gescholtenen politischen Stiftungen, die jedoch – genauso wie ihre jeweiligen Mutterparteien – zu unserem demokratischen Gemeinwesen viel Gutes beitra-


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften 15

gen. Und nicht zuletzt gibt es hervorragende Beispiele, in denen Stiftungsarbeit Menschen zu politischem Handeln befähigt – „Jugend debattiert“ sei hier als einer der größten und erfolgreichsten Schülerwettbewerbe Deutschlands stellvertretend für viele andere Projekte genannt. Obwohl schon viel passiert ist, bleiben noch unbeackerte Felder. Im Gegensatz zu den USA und teilweise auch Großbritannien steht die philanthropische Förderung von Qualitätsjournalismus etwa noch ganz am Anfang. Doch Qualitätsmedien gehören zum Tafelsilber der Demokratie – und haben Förderung bitter nötig. Anreize für Stiftungen » » » Dass Stiftungen sich in Deutschland für die Demokratie engagieren, dafür gibt es viele gute Gründe, die nicht nur in der besonderen Historie unseres Landes zu suchen sind. Zweifelsohne gibt uns die Geschichte hier aber eine besondere Verantwortung auf. Doch es liegt in einem wohlverstandenen Eigeninteresse, dass Stiftungen sich für ein demokratisches Gemeinwesen einsetzen, sind sie doch selbst auf eine solche Grundordnung existenziell angewiesen. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler hat diesen Gedanken 2005 in seiner Grundsatzrede auf der Jahrestagung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen hervorgehoben, indem er sagte, dass es „kein Zufall [ist], dass es in Diktaturen kein Stiftungswesen gibt. Diktatorische Systeme können sich nicht auf einen Wettstreit um die bessere Idee zum Wohle aller einlassen. Stiftungen sind ein Kennzeichen freier, demokratischer Gesellschaften.“ So sehr Stiftungen Freiräume eröffnen können, so stark sind sie selbst auf eine gesellschaftliche Ordnung angewiesen, in der sie so handeln können. Ein weiteres Argument für stifterische Demokratieförderung – insbesondere hinsichtlich moderner Beteiligungsformen – ist die bislang verhalten geführte, aber noch mit Macht über den Sektor kommende Debatte über die Legitimation von Stiftungen. Noch mag diese Frage etwas für philanthropische Feinschmecker sein, doch je weiter sich der ausgelaugte Wohlfahrtsstaat zurückzieht und je stärker versucht wird, Stiftungen als Sozialstaatssubstitut zu instrumentalisieren, umso lauter wird diese Diskussion werden. Die anhaltende Wahrnehmung sozialer Ungerechtigkeit, konstitutionell verankert in unserem Steuersystem, wird die Debatte noch beflügeln. Hier vorzubauen, nicht im Sinne eines Feigenblattes, sondern als „ehrlicher

Makler“ zu fungieren, der zu Partizipation befähigt, demokratisches Handeln fördert und vielleicht auch – wo nötig – die Infrastruktur (wie etwa Bürgerplattformen) dafür bereitstellt, liegt im unmittelbaren Interesse des Stiftungssektors. Für seine Akteure wäre es klug, sich an der Suche nach Antworten auf die Frage der Zukunft unserer Demokratie zu beteiligen – Demokratie lebt nun einmal vom Mitmachen. Demokratie lebt vom Mitmachen » » » Gerade in Zeiten einer Krise lohnt es, zurückzuschauen – auch um die Geschehnisse einzuordnen und zu prüfen, ob sie – historisch gesehen – wirklich so krisenhaft sind. Momentan ist es also angebracht, sich derer zu erinnern, die den europäischen Gemeinschaftsgeist politisch stifteten, wie etwa Robert Schuman. Ein bekanntes Zitat von ihm lautet, dass „die Demokratie […] so viel wert [ist] wie diejenigen, die in ihrem Namen sprechen“. Ein kluger Satz. Und Stiftungen sind nun einmal vornehmster Ausdruck unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaften, gerade in Europa. Es gibt also viele Gründe, ihnen Gehör – oder vielmehr: ihren Taten Aufmerksamkeit – zu schenken. « « «

Stiftungen für Qualitätsjournalismus Unabhängiger Qualitätsjournalismus bildet den Kern der gesellschaftlichen und demokratischen Funktion der Medien. Gleichzeitig steht der klassische Journalismus in der digitalen Welt großen Herausforderungen gegenüber. Es kann nicht Aufgabe von Stiftungen sein, in Marktprozesse einzugreifen. Unbeabsichtigte Nebenfolgen eines gemeinnützigen Engagements im Medienmarkt sollten daher vermieden werden. Eine unterstützende Tätigkeit bei der Einführung und Evaluierung neuer Refinanzierungsmodelle und von Pilotprojekten zur Förderung neuer Organisationsformen einer medialen Öffentlichkeit durch Stiftungen erscheint jedoch wünschenswert. Eine solche systematische Förderung – im Sinne einer „JournalismusFörderung“ anstelle einer „Journalisten-Förderung“ – hat sich bisher jedoch noch nicht auf der Gemeinnützigkeits-Agenda in Deutschland etablieren können. Die BMW Stiftung Herbert Quandt, die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik sowie die VolkswagenStiftung haben daher die Initiative zu einem Gesprächskreis „Stiftungen und demokratische Öffentlichkeit“ ergriffen, um weitere Stiftungen für dieses Thema zu gewinnen und die Diskussion um die Förderung des Journalismus weiter zu vertiefen. Eine Reihe von Akademietagen ermöglicht den Gedankenaustausch mit Journalisten, Medienwissenschaftlern und Medienunternehmern, aus dem heraus Kooperationen und Initiativen entwickelt und gesteuert werden können, die das Thema „gemeinnützig geförderter Journalismus“ weiterführen. Der nächste Akademietag findet im Rahmen der Berliner Stiftungswoche am 19. April 2012 in Berlin statt und steht allen Stiftungsvertretern offen. Kontakt: christian.moeller@wertevolle-zukunft.de Christian Möller | Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik


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Gesellschaft verändern Stiftungen als Ausdruck gelebter Vielfalt

von Michael Kauch MdB

Michael Kauch  ist Mitglied des Deutschen Bundestags, des FDPBundesvorstands und des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Kontakt  michael.kauch@bundestag.de www.michael-kauch.de

» » » In offenen Bürgergesellschaften gewinnen veränderte Formen demokratischer Selbststeuerung und kooperativer Beteiligung an Bedeutung. Stiftungen sind dabei nicht nur wichtige Impuls- und Ideengeber für die Lösung gesellschaftlicher Probleme, sondern in ihrer Vielfalt auch Ausdruck gelebter Demokratie. Sie haben mir in meiner Arbeit als Abgeordneter wichtige Anstöße für meine Arbeitsbereiche gegeben – seien es die Publikationen zum demografischen Wandel der Bertelsmann Stiftung für die Nachhaltigkeitspolitik, Studien der European Climate Foundation für die Energiepolitik oder die Kompetenz der Jürgen und Felicitas Grupe Stiftung zum Thema Organ-Lebendspende. Die FDP fördert aktiv die Stiftungsidee. Wir wollen auch seitens des Bundes Stiftungen für wichtige gesellschaftliche Anliegen auf den Weg bringen. Neben der geplanten Stiftung Datenschutz zählt dazu vor allem die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Es ist ein Merkmal freier Gesellschaften, dass sie Vielfalt schützen und achten – auch die Rechte von Minderheiten. Die neue Bundesstiftung ist nach dem Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868 – 1935) benannt, der als Vorkämpfer der Homosexuellen-Bewegung von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Sie soll durch Bildung, Forschung und Erinnerung der Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Transidenten entgegenwirken. Statt allein auf Antidiskriminierungsgesetze zu setzen, wollen wir mit der Arbeit der Stiftung die Köpfe der Menschen erreichen. Die Bundesstiftung

wurde Ende 2011 aufgrund des Einsatzes von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger errichtet. 10 Millionen Euro Startkapital stellte der Bundestag auf Initiative der FDP-Fraktion bereit. Der Rechtsrahmen der Stiftung ermöglicht nicht nur eine kontinuierliche Arbeit unabhängig von der Tagespolitik und dem jährlichen Kampf um Haushaltsmittel, sondern gibt auch ein Signal der Wertschätzung des Bundes für die Rechte von Minderheiten. Die Stiftungsgründung signalisiert, dass der Einsatz für Toleranz ein zentrales gesellschaftspolitisches Anliegen ist, für das auch der Staat dauerhaften Einsatz zeigt. Darüber hinaus ermöglicht es die Gründung einer Stiftung, zivilgesellschaftliche Akteure unmittelbar zu beteiligen. Bei der Ausgestaltung der Stiftungsstruktur waren wir dem Ideal einer aktiven Bürgergesellschaft ebenso verpflichtet wie der Verankerung im Parlament. Daher gehören dem Kuratorium Persönlichkeiten aus schwul-lesbischen Verbänden an. Ergänzt wird das Gremium durch einen Fachbeirat, der vielfältige Kompetenzen aus Wissenschaft, Bildung und Arbeitswelt vereinen wird. Die neue Bundesstiftung ist ein Beispiel dafür, wie die Politik Stiftungen nutzen kann, um gesellschaftliche Ziele zu fördern. Entscheidend für die Zukunft der Stiftungslandschaft ist aber das tausendfache private Engagement für soziale, kulturelle oder gesellschaftliche Anliegen – die breite Vielfalt des Stiftungswesens. Aufgrund der positiven Effekte, die von privaten Stiftungen ausgehen, verwundert es kaum, dass der Stiftungssektor in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Das ist eine gute Entwicklung für unser Land. « « «


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften 17

Stiftungen auf politischem Parkett Ein Zwischenruf

von Dr. Heiko Geue » » » Es ist noch nicht lange her, da hat die Bertelsmann Stiftung zu einer Diskussionsveranstaltung „Open Government – Demokratie neu erleben“ eingeladen. Prompt bekam sie Dank aus der SPD-Bundestagsfraktion für diese „erstaunliche Einladung“. Gewünscht wurde gutes Gelingen für die Veranstaltung, die „von Anfang bis Ende auf allen Podien ohne Vertreter aus der Opposition auskommt!“. Nun darf man bei der Bertelsmann Stiftung durchaus den Verdacht hegen, dass dies kein peinliches Versehen, sondern Ausdruck eines konservativ-liberalen Willens war. Aber es zeigt auch die Gefahren, mit denen Stiftungen umgehen müssen, wenn sie sich auf das oftmals glatte politische Parkett begeben. Da kann eine auf Unabhängigkeit bedachte Stiftung gehörigen Schaden nehmen. Im Stiftungssektor ist eine interessante Debatte darüber in Gang gekommen, ob Stiftungen Thinktanks konsequenter als Wirkungshebel nutzen sollten, um gesellschaftliche Entwicklungen positiv zu beeinflussen. Gespeist werden diese Überlegungen aus einer weitverbreiteten Unzufriedenheit über die in der Regel nur punktuell sehr positive Wirkung des projektorientierten Stiftungshandelns. Statt der „Projektitis“ rettungslos zu verfallen, will man sich als gemeinwohlorientierter Träger der gesellschaftlichen Erneuerung stärker einmischen, will abseits von Wahlrhythmen und Politikzwängen eingefahrene Rahmenbedingungen verändern. Keine Frage, der Politik kann es nur gut tun, kluge Ideen und neue Anstöße aus der Zivilgesellschaft zu erhalten. Eines sollte aber klipp und klar sein: Wer sich aufmacht, den politischen Rahmen nicht nur durch

gute Beispiele, nachahmenswerte Vorbilder und bewundernswertes Engagement zu verändern, begibt sich auf das politische Spielfeld. Und dort gelten eigene, oftmals harte Regeln. Dem greifbar großen Nutzen, politische Rahmenbedingungen im Sinne der Zivilgesellschaft positiv zu verändern, stehen große Gefahren für den angesehenen Stiftungssektor gegenüber. Die größte Gefahr droht aus meiner Sicht für das wichtigste Kapital der Stiftungen: ihre Vertrauensbasis. Wer sich in die politische Debatte einmischt, muss mit kritischen Fragen nach Motivation, Legitimation und Eigeninteresse rechnen. Wer versucht, solchen kritischen Fragen auszuweichen, kann sehr schnell Schaden nehmen. Nichts kann man so leicht verlieren wie Vertrauen (noch nicht einmal Geld). Es wieder zurückzugewinnen, ist ungleich schwerer. Es gibt jedoch Mittel und Wege, sich einzumischen und trotzdem die eigene Vertrauensbasis zu schützen. Am wichtigsten ist, sich und anderen wahrhaftig und ungeschminkt über die eigenen Ziele und Interessen Rechenschaft abzulegen – etwas, das vielen Politikern nicht zuletzt aus taktischen Gründen immer schwerfällt. Jene Stiftungen, die offenlegen, was sie wissen und was sie glauben, können am besten verhindern, dass sie sich und andere über die eigenen Ziele und Motivationslagen täuschen. Anders kann es in dem lauten medialen Grundrauschen – das immer noch dadurch gekennzeichnet ist, dass sich nur negative Nachrichten gut verkaufen – kaum gelingen, die eigene Vertrauensbasis zu erhalten. « « «

Dr. Heiko Geue  ist seit April 2011 Staatssekretär im Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt. Davor arbeitete der Volkswirt und Politikwissenschaftler u. a. als persönlicher Referent des Chefs des Bundeskanzleramtes und Leiter der politischen Planung (2002–2005) sowie als Leiter des Leitungsbereichs im Bundesministerium der Finanzen (2005–2009). Kontakt  geue@mf.sachsen-anhalt.de


18 StiftungsWelt 01-2012

Gemeinsam gegen rechte Gewalt Ein Gespräch mit Dr. Pia Gerber und Timo Reinfrank

Interview Benita v. Behr

» » » StiftungsWelt: Die Amadeu Antonio Stiftung engagiert sich seit 1998 gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Was hat das Bekanntwerden der Mordserie der Zwickauer Terrorzelle bei Ihnen ausgelöst? Timo Reinfrank: Wir haben immer damit gerechnet, dass etwas passieren könnte, aber wir haben nicht im Ernst an das totale Versagen der Sicherheitsbehörden geglaubt. Wir haben uns gefragt: Was heißt das für unsere Stiftungspraxis? Eine Antwort ist, die engagierten Bürgerinnen und Bürger vor Ort stärker zu unterstützen. Wir haben Anrufe von anderen Stiftungen bekommen, die uns gefragt haben, was man tun kann. Es ist erfreulich, dass der Wille da ist, sich zu engagieren. im interview Dr. Pia Gerber  beschäftigte sich mit Rechtsextremismus schon in ihrem Erststudium der Sozialpädagogik. Nach Abschluss des Zweitstudiums der Politik- und Erziehungswissenschaft arbeitete sie als kommunale Frauenbeauftragte, in der Ausbildung von Sozialarbeitern und schließlich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Geschäftsführung der Freudenberg Stiftung Weinheim. Sie promovierte über soziale Innovationen im Stiftungsbereich. Seit 2008 ist sie Geschäftsführerin der Freudenberg Stiftung. Sie ist außerdem stv. Vorstandsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Vorstandsmitglied des Stiftungsverbundes „Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung“ und Sprecherin des Stiftungsverbundes „Lernen vor Ort“.

Was haben Sie den Anrufern gesagt? TR: Wir haben ihnen empfohlen, in ihrem Umfeld genauer hinzusehen und Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zum Thema zu machen, und wir haben ihnen ein dringendes Projekt ans Herz gelegt. Wir wissen, dass die Rechtsextremen im Moment massiv in den sozialen Netzwerken Jugendliche anwerben. Wir möchten auf die großen sozialen Netzwerke zugehen, um sie für gemeinsame Projekte zu gewinnen. Facebook z.B. ist interessiert. Dafür sind wir auf der Suche nach Partnern. Was könnten gemeinsame Handlungsfelder für Stiftungen sein? Pia Gerber: Stiftungen können dazu beitragen, gute Modellansätze, die es schon gibt, zu verstetigen und zu verbreiten. Demokratieförderung ist ein Querschnittsthema, das zwischen die Ministerien fällt. Es könnte eine Rolle von Stiftungen sein, eine Plattform zu bieten für den Austausch von Programmverantwortlichen aus verschiedenen Bundesministerien mit Stiftungsvertretungen, um das Nachdenken über ein

integriertes Vorgehen zu beflügeln. TR: Stiftungen müssen auch unbequeme Themen aufgreifen, die hinten runterfallen. Rechtsextremismus ist sichtbarer als es z.B. Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Islamfeindlichkeit und Islamismus sind. Die weniger sichtbaren Probleme werden nicht gerne angefasst. Wenn man die Probleme ganzheitlich bearbeiten will, muss man sich aber mit der Fremdenfeindlichkeit in der Mitte der Gesellschaft auseinandersetzen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Menschenrechtsorientierung. Hier können wir viel von anderen Stiftungen, z.B. aus Großbritannien, lernen. Die Sichtweise, dass jeder rassistische Übergriff eine Menschenrechtsverletzung darstellt, ist in Deutschland noch relativ unterentwickelt. PG: Ich finde es wichtig, dass Stiftungen lokale Allianzen bilden, um Demokratielernen mit langfristiger Perspektive zum gemeinsamen Anliegen von Kommune und Zivilgesellschaft zu machen. Für die Freudenberg Stiftung ist Demokratiestärkung auch damit verbunden, dass Kinder und Jugendliche früh Demokratiekompetenz ausbilden. Wir haben uns auf Lernen durch Engagement, Service Learning, konzentriert. Das bedeutet: Kinder und Jugendliche engagieren sich in ihrem Alltagsumfeld und lernen zugleich als Teil des Unterrichts, Probleme zu lösen. Das ermöglicht ihnen, Selbstwirksamkeit zu erfahren, Aushandeln zu üben und Werteorientierung auszubilden. TR: Wir erleben mittlerweile in Ostdeutschland: Schule ist häufig der einzige öffentliche Ort, der im ländlichen Raum noch da ist. Wegen des Kooperationsverbots durch die Föderalismusreform dürfen die Bundesprogramme gegen Rechtsextremismus nichts an Schulen machen. Also bleibt im Prinzip nur, dass sich hier Stiftungen engagieren. Die Konzentration auf den Ort finde ich richtig. Ein gemeinsames Engagement mehrerer Stiftungen können z.B. Bürgerstiftungen gut koordinieren. Es gibt kaum ein Instrument, das vor Ort so gut funktioniert. PG: In Dänemark habe ich eine Verwaltungsvorschrift kennengelernt, in der es um die Förderung kleiner Ini-


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tiativen ging, die lautete: „Lass die Feuerseele sprechen.“ Das heißt: Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale Dynamik zu erzeugen. TR: Es braucht vor allem Leute vor Ort, die Anwälte des Themas sind. Die gilt es zu stärken. Nur da wo es diese Themenanwälte gibt, können wir sehen, dass ein Zurückdrängen des Rechtsextremismus dauerhaft erfolgreich war. Zum Beispiel? TR: In Pirna gibt es seit 1997 die Aktion Zivilcourage e. V., die wir von Beginn an unterstützen. Pirna und die sächsische Schweiz sind bis heute eine Hochburg des Rechtsextremismus, aber die Stadt wehrt sich aktiv dagegen – dauerhaft. Ein weiteres Beispiel ist Eberswalde. Zusammen mit der Freudenberg Stiftung haben wir hier eine Vielzahl an Projekten und Initiativen gefördert, von Demokratiebildung im Kindergarten über Schulpartnerschaften nach Angola bis zum Ausbau eines ehemaligen Außenlagers vom KZ Ravensbrück als Gedenkort. Außerdem haben die beiden Stiftungen die Bürgerstiftung Barnim-Uckermark mitgegründet. Die wiederum hat es geschafft, mit dem Thema Kinderrechte auf die ganze Kommune auszustrahlen. Man muss sich auf die Situationen vor Ort einlassen und den Engagierten den Rücken stärken. Das können Stiftungen mit ihrem Renommee hervorragend tun und so das Klima in einer Kommune verändern. 1.239 Stiftungen im Osten stehen 16.948 Stiftungen im Westen gegenüber. Wie kann man das Ost-WestGefälle überbrücken? PG: Unsere Erfahrung ist, dass das Engagement in Westdeutschland verwurzelter Stiftungen in ostdeutschen Kommunen, die von Abwanderung und Demokratiegefährdung bedroht sind, hochwillkommen ist. Eine Stiftung, die ihr Engagement im Sinn einer solidarischen, langfristig angelegten Partnerschaft hier fokussiert, kann für die Gemeinde vor Ort eine entscheidende Unterstützung von außen sein. TR: Ich finde, dass Stiftungen mehr gesamtdeutsch denken müssen. Wir haben schon mit westdeutschen Stiftungen zusammengearbeitet, die einen Realitätsschock bekommen haben. Niemand hatte sich vorgestellt, wie gravierend die Probleme in Ostdeutschland sind. Immer wieder fällt es auf, dass Stiftungsgremien komplett westdeutsch besetzt sind, von der Beteiligung von Migranten ganz zu schweigen. Dabei gibt es

an Innovationen und unkomplizierten Projekten viel von Ostdeutschland zu lernen. Regionale Zentren für demokratische Kultur, Opferberatungsstellen und mobile Beratungsteams sind fast vollständig staatlich finanziert. Wie funktioniert die Zusammenarbeit von Staat und Zivilgesellschaft, wo gibt es Probleme? TR: Leider gibt es nur punktuell eine Zusammenarbeit, diese wäre deutlich ausbaufähig. Ich habe den Eindruck, dass in anderen Bereichen die Kooperation mit staatlichen Stellen besser funktioniert. Eines der Probleme ist, dass die staatlichen Programme mit Abstand am meisten Geld für die Rechtsextremismusprävention zur Verfügung stellen und damit auch stark die Form der Problemwahrnehmung und die Inhalte der Projekte bestimmen, jenseits der eigentlich notwendigen Agenda von vor Ort. Stiftungen sind häufig nur als Mittelgeber für die fehlende Finanzierung zu den staatlichen Mitteln aktiv. Es wäre sehr gut, wenn Stiftungen sich stärker beteiligen – mit Geld für unabhängige Projekte, aber auch mit einer eigenen Agenda. Eine zivilgesellschaftliche Unabhängigkeit, die eine Stiftungsförderung ermöglicht, ist ein kostbares Gut. Wenn Sie eine Million Euro für die Amadeu Antonio Stiftung bekämen, was würden Sie damit machen? TR: Ich würde in die Aussteigerberatung Exit und den Fonds für Opfer rechter Gewalt investieren und die lokalen Initiativen stärken. Einen Teil würde ich außerdem für eine Stifterkampagne einsetzen, um Zustifter zu gewinnen. Rechtsextremismus ist und bleibt leider ein Dauerproblem in Deutschland. PG: Ich fände es gut, eine Kommune zehn Jahre lang zu begleiten, die sich Demokratie als lokales Entwicklungsthema gesetzt hat, als Kompetenzbildungs- und stadtgesellschaftliches Thema im Sinne von „Ein Quadratkilometer Bildung und Demokratie“. Was ist Ihr Wunsch an den Bundesverband? PG: Ein Forum zum Thema Rechtsextremismusbekämpfung, bei dem sich Stiftungen austauschen – über Erfahrungen, Kooperationsmöglichkeiten und eine mögliche gemeinsame Stoßrichtung. Was gibt es an Evidenz über gelungene Handlungsmodelle, die es lohnt, gemeinsam verbreiten zu helfen? « « «

im interview Timo Reinfrank  ist Stiftungskoordinator der Amadeu Antonio Stiftung, wo er Initiativen, Projekte und Bürgerstiftungen in ihrem Engagement für demokratische Kultur berät und unterstützt. Seit 2006 ist er auch Vorsitzender des Vereins für demokratische Kultur in Berlin e. V., dem Träger der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus“ (MBR). Weitere Informationen  www.amadeu-antoniostiftung.de www.freudenbergstiftung.de

Eine ausführlichere Version dieses Interviews finden Sie im Mitgliederbereich unserer Internetseite: www.stiftungen.org/ login oder können es bei Andrea Jarske andrea.jarske@ stiftungen.org Telefon (030) 89 79 47-39 anfordern.


20 StiftungsWelt 01-2012

„… der Bürger braucht noch etwas mehr“ Politische Stiftungen gehören zu den wichtigsten Institutionen der politischen Bildungsarbeit.

von Ulrich Brömmling

» » » Eigentlich sind es vor allem zwei Arten Anlässe, mit denen es die parteinahen Stiftungen in die deutschen Medien schaffen. Entweder ein verdienter alter Politiker löst einen noch älteren, ebenfalls verdienten Politiker an der Spitze der Stiftung ab: „Pöttering folgt auf Vogel“, „Struck übernimmt von Fuchs“, „Lambsdorff übergibt Vorsitz an Gerhardt“. Das ist dann eine eher kleine Meldung wert. Oder eine Stiftung hat wieder einmal richtig Ärger im Ausland bekommen. Da kann sich die Berichterstattung dann auch schon über Tage und Wochen hinziehen. Das musste die FriedrichNaumann-Stiftung 2009 erleben, als sie Verständnis für den Putsch in Honduras äußerte. 30 Volontäre und Ex-Stipendiaten der Stiftung warfen ihr vor, sie stehe unter dem Einfluss „kleiner Phantomgrüppchen und Organisationen der extreDer Untertan zahlt men Rechten in Lateinamerika“ und habe Steuern, gehorcht den Kontakt zur Realität verloren. Die Stifund spielt Klavier tung erklärte ihr Engagement damit, dass oder Skat, der Bürger der bisherige Präsident Zelaya zu weit braucht noch etwas nach links gerückt sei. Zum Jahreswechsel 2011/12 wurde das Büro der Konradmehr.  Adenauer-Stiftung in Kairo von der ägypFriedrich Naumann, Pastor tischen Polizei durchsucht – wie auch und Politiker (1860–1919) zeitgleich die Büros von 17 anderen Nichtregierungsorganisationen in der Stadt. Illegalität wurde der Arbeit der Stiftung vorgeworfen, und die rigiden Maßnahmen gingen bis zum Ausreiseverbot für den Leiter des Kairoer Stiftungsbüros. Die politischen Stiftungen können aber mehr als

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Skandale im Ausland auslösen und verdiente Altpolitiker mit Posten versehen. Sie spielen eine wichtige Rolle für die politische Bildung. Hier sei Roman Herzog zitiert, der beschrieben hat, wie diese Stiftungen ihr Ziel verwirklichen und warum die Nähe zu Parteien einen Sinn ergibt: „Die Erziehung zur Demokratie, das heißt nicht nur belehren, sondern vormachen.“ Geschichte der politischen Stiftungen » » » Die politischen Stiftungen sind Kinder des Nachkriegsdeutschland – mit einer Ausnahme: Bereits 1925 nahm die Friedrich-Ebert-Stiftung die Arbeit als politisches Vermächtnis des SPD-Politikers Friedrich Ebert auf, des ersten demokratisch gewählten Reichstagspräsidenten. Die Sozialdemokraten gründeten ihre Stiftung 1947 neu, nachdem sie 1933 von den Nationalsozialisten verboten wurde. 1955 gründeten Christdemokraten dann die „Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit“, die 1967 den Namen Konrad-Adenauer-Stiftung erhielt. Ebenfalls 1967 ging die Stiftung der Schwesterpartei CSU an den Start: Am 11. April 1967 begann die Hanns-Seidel-Stiftung, benannt nach dem bayerischen Ministerpräsidenten 1957 – 1960, mit ihrer politischen Bildungsarbeit. Dazwischen, 1958, gründeten 16 Mitglieder der FDP die Friedrich-Naumann-Stiftung. Sie wussten in Theodor Heuss einen Verbündeten, der zwar als Bundespräsident nicht Parteimitglied sein durfte, aber den Gründern der Institution die Villa Hammerschmidt für die Gründungsveranstaltung zur Verfügung stellte. Die Suche nach einem Namenspatron verlief glücklich. Der Pastor und Politiker Friedrich Naumann hatte mit der FDP nichts zu tun; er starb 1919. Doch er gründete


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ein Jahr vor seinem Tod die „Staatsbürgerschule“. Und somit gebührt wohl Naumann die Ehre für die Idee von politischen Institutionen, die aus gehorchenden Wählern mündige Bürger machen. Die Stiftung zitiert Naumann heute auf ihrer Internetseite: „Wenn wir Republikaner sein wollen, müssen wir ein anderes Bildungsideal haben als bisher. Vom Untertanen verlangt man keine Staatskenntnisse, aber vom Bürger. Der Untertan zahlt Steuern, gehorcht und spielt Klavier oder Skat, der Bürger braucht noch etwas mehr.“ In den 1980er-Jahren gründeten die Grünen mehrere parteinahe Stiftungen, u. a. die Heinrich-BöllStiftung 1987 in Köln, „BUNTSTIFT e. V. – Föderation der grün-nahen Landesstiftungen und Bildungswerke“ 1988 in Göttingen und die Frauen-Anstiftung e. V. 1987 in Hamburg. 1988 formten sich die drei Institutionen zu der Dachorganisation „Stiftungsverband Regenbogen e. V.“, der über viele Jahre als die parteinahe Stiftung der Grünen galt und aus der 1997 die heutige Heinrich-Böll-Stiftung hervorging. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linken ging 1990 aus dem Verein „Gesellschaftsanalyse und politische Bildung“ hervor. Dem demokratischen Pluralismus verpflichtet » » » Heute arbeiten die politischen Stiftungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, wenn auch die politische Bildung zentraler Punkt der Inhalte ist. Wo es aber um die Rechte und Möglichkeiten der parteinahen Stiftungen und um ein Selbstverständnis geht, engagieren sie sich gemeinsam. In einem Positionspapier über die Bildungsarbeit der politischen Stiftungen in Deutschland haben die sechs Stiftungen der im Bundestag vertretenen Parteien im Sommer 2011 ihr Selbstverständnis zur politischen Bildungsarbeit aktuell formuliert. Hierin grenzen sich die sechs Institutionen gegenüber anderen Akteuren damit ab, dass sie nicht wertneutral, sondern dem demokratischen Pluralismus verpflichtet sind. Die Konkurrenz ihrer Bildungsangebote zeigt gleichzeitig das Wetteifern der Parteien um die jeweils besten Denkansätze und Lösungen für das Gemeinwohl. So erklären die Stiftungen durch ihre Bildungsarbeit, dass Demokratie und Parteien zusammengehören. Geht es nicht nur um den Bildungsauftrag, sondern um das Verständnis der Arbeit allgemein, verweisen die Parteistiftungen auf eine Erklärung aus dem Jahr 1998. Damals formulierten die Stiftungen – noch ohne Rosa-Luxemburg-Stiftung –, sie wollten „zur Gestal-


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tung der Zukunft unseres Gemeinwesens beitragen“. Das klingt noch relativ allgemein, doch die Stiftungen nennen sehr konkrete Punkte ihrer Arbeit: Sie wollen politisches Engagement fördern und zur Beschäftigung mit politischen Fragen anregen. Sie stehen für Dialog und Wissenstransfer zwischen Politik, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie stellen Begabtenstipendien bereit. Sie unterstützen Kunst und Kultur durch Veranstaltungen und den Erhalt von Kunstwerken. Sie stärken den europäischen Einigungsprozess durch internationale Begegnungen. Schließlich leisten sie entwicklungspolitische Hilfestellung beim Aufbau von demokratischen Strukturen in anderen Ländern. Abgrenzung und Schwerpunkte » » » Im Laufe der Zeit versuchten die Stiftungen, sich noch in besonderer Weise voneinander abzugrenzen und die Inhalte ihrer Arbeit deutlicher herauszustellen. So gab sich die FDP-nahe Stiftung den Zusatz „für die Freiheit“ und ließ diesen Zusatz den Namen dominieren. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat den Zusatz „Gesellschaftsanalyse und politische Bildung“ beibehalten – aus dem gleichnamigen Verein war sie hervorgegangen. Auch in den Schwerpunkten ihrer Arbeit grenzen sich die Stiftungen voneinander ab. So will die Friedrich-Ebert-Stiftung den Dialog zwischen Gewerkschaften und Politik stärken und „Globalisierung sozial gestalten“, während sich die HeinrichBöll-Stiftung „für die Gleichberechtigung kultureller und ethnischer Minderheiten Ulrich Brömmling  und für die soziale wie politische Partiziist seit zwölf Jahren im Stiftungswesen aktiv pation von Immigranten“ einsetzt. Bei der und berät Stiftungen in Kommunikationsund Strategiefragen. Er hilft bei der ErrichHanns-Seidel-Stiftung ist die demokratitung von Stiftungen ebenso wie beim Entwurf sche und staatsbürgerliche Bildung des von Förderkonzepten, bei Projektentwicklung und Alumni-Arbeit. Zugleich ist er als Autor deutschen Volkes noch um den Zusatz für überregionale Medien tätig. „auf christlicher Grundlage“ ergänzt. Weitere Informationen  Diese unterschiedlichen Schwerpunkulrich@broemmling.de www.broemmling.de te kommen in der konkreten Arbeit mal mehr, mal weniger stark zum Tragen. Alle

parteinahen Stiftungen vergeben Stipendien. Eine Pflicht zur Parteizugehörigkeit besteht nicht, doch die Bewerber sollen in ihrer Grundhaltung nach Möglichkeit der politischen Grundlinie der Mutterpartei zumindest nicht ganz abgeneigt sein. Ebenfalls alle bieten Seminare an, zum Teil zu gleichen Themen. Wenn den Teilnehmern im Kloster Banz bei „Kommunikation im Konflikt – stressfrei argumentieren“ von der HannsSeidel-Stiftung geholfen wird, handelt es sich nicht um andere Kommunikation als bei ähnlichen Workshops der Friedrich-Naumann-Stiftung. Aber die Stoßrichtung des Argumentierens, die inhaltlichen Themenbeispiele dürften andere sein – und nicht zuletzt natürlich auch das Personal, das hier jeweils schult. Zuweilen beweisen die Parteistiftungen bei der Förderung des politischen Nachwuchses übrigens auch eine besonders gute Nase: Zu den ersten Stipendiaten der in der Bundesrepublik wiedergegründeten FriedrichEbert-Stiftung gehörte z.B. auch ein gewisser Helmut Schmidt … Rechtsform » » » Doch Stiftungen im eigentlichen Sinne sind die politiknahen Stiftungen nicht. Von den sechs parteinahen Bildungsinstitutionen ist lediglich die Friedrich-Naumann-Stiftung als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts organisiert. Die anderen haben die Rechtsform „eingetragener Verein“. Sie haben Mitglieder – wenn auch in begrenzter Form. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung etwa ist der Mitgliederkreis auf 40 Personen beschränkt, eben um die Rechtsform Verein nicht ganz so deutlich zu machen. Den Namen „Stiftung“ tragen die parteinahen Organisationen also offensichtlich des schönen Klanges wegen und um zu verdeutlichen, dass sie nachhaltig etwas bewegen wollen. « « «


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften

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Eine prägende Kraft Gesellschaftliches Engagement kirchlicher Stiftungen für Demokratie und Teilhabe

von Dr. Christoph Dahling-Sander » » » Zweifel an der Wirkungsmacht politischer Entscheidungen, Angst angesichts von Katastrophen wie in Fukushima, Entsetzen darüber, dass Extremismus einen Nährboden selbst in der gesellschaftlichen Mitte findet – die Reihe der Beispiele, was die Gemüter der Bürger politisch erregt, lässt sich verlängern. Neben unseren demokratischen Institutionen fordern sie ebenso die Kirchen heraus. Gefragt sind nicht nur Mitbestimmungs- und Entscheidungsprozesse, die Mut machen, weil sie etwas bewegen. Viele suchen darüber hinaus einen Kompass, der Orientierung bieten kann. Solche Orientierungspunkte sind, die Würde jedes Menschen und der Umwelt zu respektieren und bei aller Vielfalt den Zusammenhalt zu fördern. Kirchen bieten genau dazu den Kompass. Denn nur sie tragen eine Dimension in gesellschaftliche Debatten hinein, die der Staat nicht bieten kann und die viele Menschen zu couragiertem Handeln motiviert. Kirchliche Stiftungen wie die Hanns-Lilje-Stiftung fördern dazu zivilgesellschaftliches Engagement, beispielsweise durch Theaterproduktionen für Schulen oder Ausstellungen in kirchlichen und kommunalen Räumen. Der mit 20.000 Euro dotierte Hanns-LiljeStiftungspreis z.B. nimmt die „Zukunft von Politik und Gesellschaft“ in den Fokus. Im Hanns-Lilje-Forum werden seit über 20 Jahren zentrale Fragen und Entwicklungen der Zeit aufgegriffen und vorangetrieben. Gäste sind prominente Politiker, Wissenschaftler, Ökonomen, Künstler und Theologen. Die aktuelle Reihe befasst sich mit dem Thema „Engagement und Einfluss“: Welche Rolle kommt den Kirchen im gegenwärtigen

gesellschaftlichen Wandel zu – Lobbyisten, Mittler oder NGOs? Welche Bedeutung haben Mitwirkung und Verantwortung im gesellschaftlichen Engagement der Kirchen, aber auch innerhalb der Kirchen? Das Engagement kirchlicher Stiftungen gründet in der Einsicht, dass Menschenrechte und Menschenwürde begründungsoffen und zugleich begründungsbedürftig sind. Christen begründen die Achtung der Menschenwürde mit der biblischen Überlieferung zum Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes und mit dem Gebot der Nächstenliebe. Damit sind sie eine prägende Kraft für die Gesellschaft. Doch auch Christen und die Kirchen sind anfällig für Ideologien, Menschenverachtung und Glorifizierung eines antidemokratischen Staates. Dies hat sich besonders im Nationalsozialismus gezeigt. Doch gerade der kirchliche Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurde zur Quelle für die kirchliche Opposition in der DDR wie für aktuelle Herausforderungen. Kirchen können sich heute nur wirksam einbringen, wenn sie in zweifacher Hinsicht aufgestellt sind: als Partner des Staates, begründet durch staatliches Recht (z.B. Religionsunterricht), und als unabhängige zivilgesellschaftliche Akteure, zum Teil im Verbund mit anderen zivilgesellschaftlichen Partnern, z.B. beim Engagement für eine humanere Flüchtlingspolitik und im Einsatz gegen Rechtsextremismus. Kirchlichen Stiftungen bietet sich dabei die Chance, in Affinität zur Kirche als weitere Kraft Projekte zu fördern und Entwicklungen voranzutreiben. „Suchet der Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7): Dem Gemeinwohl zu dienen und demokratische Strukturen weiter auszubauen, ist ihre genuine Aufgabe. « « «

Dr. Christoph DahlingSander  ist seit 2008 Sekretär/ Geschäftsführer der HannsLilje-Stiftung in Hannover und Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Braunschweig. Weitere Informationen  dahling-sander @lilje-stiftung.de www.hanns-lilje-stiftung.de


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Anschubser, Aufgreifer, Netzwerker Stiftungen arbeiten für die Bürgerstadt.

von Dr. Roland Kaehlbrandt

» » » Der Ursprung der Bürgergesellschaft liegt in den Städten. In der antiken Polis verband sich die lokale Siedlungsform mit politischer Gestaltung des Gemeinwesens. Die Städte sind Kernpunkte des Fortschritts geblieben; in Deutschland denken wir an die Tradition der Hanse und der freien Reichsstädte. In den Städten liegt aber nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft. Hier bündeln sich Bildung, Forschung und Entwicklung, konzentrieren sich Austausch und Vernetzung. Längst gehören die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger vor Ort zu den beachteten Standortfaktoren. Denn gerade bürgerschaftliche Mitwirkung und Mitgestaltung sind es, die selbst Motoren der Entwicklung vor Ort sind, also kein Zubrot zur Lebensqualität, sondern deren Grundlage und Antriebskraft zugleich. Im städtischen Raum lassen sich neue Entwicklungen (und verpasste Chancen) wie im Brennglas erkennen – aber nicht nur erkennen, sondern gerade auch mitgestalten. Knut Bergmann, Fellow der stiftung neue verantwor-


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tung, beschreibt das Motiv so: „Nirgendwo lässt sich Selbstwirksamkeit, eines der Hauptmotive jeden Engagements, so direkt erfahren wie im unmittelbaren Umfeld.“ („Vermögen ist mehr als nur Geld.“ Beitrag in der Süddeutschen Zeitung, 12.12.2011). Die Selbstwirksamkeit wird von den Handelnden allerdings auch aufmerksam überprüft. Aus den beiden letzten ShellJugendstudien und aus den Freiwilligensurveys ist bekannt, dass engagierte Bürger, gerade auch der Ehrenamtsnachwuchs, genau hinsieht, was bei seinem Engagement an Wirkung herauskommt. Für Städte und Städteregionen bedeutet das, dass sie ein Augenmerk auf Formen und Formate wirkungsvoller Mitgestaltung der Bürger haben müssen. Wenn man erfolgreiche „Bürgerstädte“ als solche Gemeinwesen definiert, in denen die Mitwirkung der Bürger gewünscht, gefördert und bejaht wird, dann sind günstige Bedingungen für Bürgerengagement mehr als nur eine Kür. Wenn es ums Gelingen geht, können Stiftungen eine wichtige Rolle spielen. Neben den Vereinen, den kommunalen Programmen wie z.B. Soziale Stadt, neben Quartiersmanagement, Stadtteilarbeitskreisen und Nachbarschaften sind die Stiftungen durch ihre gute Verankerung vor Ort und durch die Stetigkeit ihres Vorhandenseins (um ein anderes Wort als die „Ewigkeit“ zu bemühen) in der Lage, eigene Beiträge zum lokalen Gemeinwesen zu erbringen. Als Innovatoren können gerade sie neue Wege zum Bürgerengagement beschreiten und dadurch zum sozialen Zusammenhalt beitragen. Stiftungen können dabei als „Anschubser“ fungieren. Der Begriff trifft die gemeinte Sache durchaus. Denn in der lokalen Demokratie sind Stiftungen nicht repräsentativ und hoheitlich, wohl aber steht ihnen von Rechts wegen die Initiative zu gemeinnützigen Projekten oder Maßnahmen zu. Die 2005 errichtete Stiftung Polytechnische Gesellschaft bietet mit dem Freiwilligen-Stipendium „StadtteilBotschafter“ nun in der dritten Stipendiaten-Generation ein Programm an, das auf die modernen Anforderungen des Bürgerengagements antwortet und in enger Zusammenarbeit mit der Ehrenamtsszene in Frankfurt betreut wird. Der Kerngedanke: Junge Leute lernen an ihrer eigenen Idee, wie sie gemeinnützige Projekte auch neben Schule, Studium oder Beruf planen und umsetzen können. Die jungen Stadtteilbotschafter – sie sind zwischen 17 und 27 Jahre alt – kommen aus Vereinen, viele bewerben sich aber auch ohne organisatorischen

Hintergrund. 70 junge Leute aus fast allen Frankfurter Stadtteilen haben das 18-monatige Programm inzwischen absolviert. Dabei entstehen fantasievolle Projekte: eine Internetplattform für Spontanhelfer, die wenig Zeit, aber viel Energie haben; ein Generationendialog zwischen alteingesessenen Deutschstämmigen und jungen Zuwanderern; ein klassisches Konzert in der Alten Oper für Familien in schwieriger Lebenslage; eine Ausstellung mit Hunderten von Porträts aus einem Stadtteil; ein Stadtteilpicknick; PC-Kurse für Senioren. Manche Projekte schaffen es bis zur Verstetigung, unterstützt durch die Vereine. Die jungen Leute erfahren sehr viel Unterstützung aus der Stadtgesellschaft, von Nachbarschaften, Ortsbeiräten, Vereinen, einzelnen hilfsbereiten Bürgern und von den Medien, die ausführlich berichten. Das ermutigt die jungen Freiwilligen und macht sie stolz. Inzwischen gehören die StadtteilBotschafter einfach zu den Stadtteilen dazu, so ist das Empfinden bei vielen. Die jungen Leute zeigen, dass man etwas vor der eigenen Tür erreichen kann. Dabei ist es erfreulich, dass fast 40 Prozent der Freiwilligen Zuwanderer sind. Was sie lernen? Dr. Roland Kaehlbrandt   Diplomatie, Ausdauer, Kommunikationsist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polystärke, Überzeugungskraft, Umsicht und technische Gesellschaft Frankfurt am Main und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Entschlossenheit. Hier wächst im Kleinen Deutscher Stiftungen. eine aktive und anregungsreiche „GeneWeitere Informationen  ration Frankfurt“ heran. Dass die Evaluakaehlbrandt@sptg.de www.sptg.de tion zu dem Ergebnis kommt, das Projekt sei vorbildlich für moderne Formen der Freiwilligenarbeit, freut die Stiftung, die im Übrigen auch aktiv mithilft – durch Seminare, Netzwerktreffen, Begegnungen mit bedeutenden Frankfurtern und durch eine begrenzte finanzielle Unterstützung zu den Sachkosten. Inzwischen ist in Frankfurt ein ganzes Engagement-Curriculum aufgebaut worden, das zwei weitere Programme einschließt: die „StadtteilHistoriker“ und die „BürgerAkademie“, die sich an den Führungsnachwuchs der Freiwilligenorganisationen wendet. Rund 200 Aktive mit jeweils großem Umfeld werden auf diese Weise gefördert und vernetzt – als Beitrag zur Mitwirkung in einer modernen Bürgerstadt. « « «


26 StiftungsWelt 01-2012

Beteiligung ohne Bürger Der lange Weg zu mehr Partizipation im Netz

von Henrik Flor

Die Erwartungen, die mit dem „demokratischsten“ aller Medien verknüpft sind, könnten kaum höher sein. Sind wir tatsächlich Zeugen eines „neuen athenischen Zeitalters“ (Al Gore) im digitalen Raum? Auch wenn es neue, vielversprechende Partizipationsangebote gibt – eine breite politische Beteiligung von Bürgern im Netz findet nicht statt und wird sich auch so schnell nicht einstellen. Eine neue Bewegung im Internet hingegen verspricht Transparenz und jede Menge konkreten Nutzen für den Bürger. » » » 10.000 repräsentativ ausgewählte Teilnehmer, 25 Regionalforen, 150 Online-Arbeitsgruppen, 100 Moderatoren, diverse Offline-Events – das BürgerForum der Bertelsmann Stiftung ließ 2011 kaum einen Superlativ aus. Bürgerbeteiligung im ganz großen Stil wurde in Gütersloh aufgesetzt. Am Ende stand ein vorrangig im Netz erarbeitetes „BürgerProgramm“ mit Vorschlägen, wie der Zusammenhalt im Land gestärkt werden kann. Sorgten die Auftaktveranstaltungen noch für Euphorie unter den Teilnehmern, machte sich in den virtuellen Diskussionsräumen mitunter Ernüchterung breit. Viele Teilnehmer klinkten sich gar nicht erst in den Netzdialog ein, die verbliebenen Onliner äußerten sich teils frustriert. Der Bertelsmann Stiftung fehlte es sicher nicht an Know-how und noch weniger an Ressourcen – sie machte viel richtig mit der Verknüpfung von online und offline. Dennoch: Auch in diesem engmaschig betreuten Verfahren bleib die Beteiligung im Netz verhalten. Ähnlich durchwachsen fällt die Bilanz anderer von oben organisierter Online-Dialoge aus. An Bür-

gerhaushalten etwa, bei denen Bürger vorschlagen können, an welcher Stelle Ausgaben gekürzt und an welcher Einnahmen gesteigert werden sollen, beteiligt sich ein halbes bis ein Prozent der Bevölkerung. Kämmerer und umsetzende Agenturen haben sich längst vom Anspruch verabschiedet, einen repräsentativen Teil der Bevölkerung zu erreichen. Man nimmt das Bürgerwissen der wenigen, oft aber gut informierten Hochleistungsengagierten mit. Breite Mobilisierung und Partizipation: Fehlanzeige. Die bis dato einmalige DFG-Langzeitstudie „Politische Online-Kommunikation“ gibt Hinweise, warum das Geschäft mit der Online-Beteiligung so zäh ist (Dokumentation der Studie: Gerhard Vowe u. a.: Bürger online, 346 Seiten, UVK Verlag). Die eindeutigen Befunde: Die Hälfte der Bevölkerung beteilige sich ohnehin nicht an politischer Kommunikation, weder im Netz noch offline. Aber auch für die andere Hälfte spiele das Internet eine eher geringe Rolle. Nicht mehr als 5 Prozent informiere sich auch im Netz über Politik, klinke sich in Foren ein oder zeichne E-Petitionen, weniger als 1 Prozent tue dies ausschließlich online. Der Grund: Mediennutzung verlaufe in früh erlernten Bahnen. Das heißt, vor allem diejenigen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, nutzen es auch für politische Kommunikation. Die gute Nachricht: Da der Umgang mit dem Internet für alle nachwachsenden Generationen selbstverständlich ist, kann sich langfristig eine breitere Online-Partizipation entwickeln. Dass das Netz keine Wunderwaffe in Sachen Mobilisierung ist, zeigen auch die sozialen Medien. Auf zahllosen Facebook-Profilen und -Fanseiten versuchen Initiativen, Projekte oder Parteien Unterstützer zu aktivieren. Vielfach bleibt es bei einer unverbindlichen


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Mikro-Beteiligung: Man informiert sich im Netzwerk oder klickt den „Gefällt mir“-Button. Eine differenzierte Meinung hingegen wird selten eingeholt, verbindliches Engagement bleibt aus. Unabhängig davon entstehen hier täglich kleine Unternetzwerke und Gruppen, die virtuelle Arbeitsräume bilden. Facebook-Gruppen wie „Junge Menschen und Stiftungen“ oder „Stiftungen 3.0“ sind Beispiele für intelligente kollaborative Organisationen im kleinen Maßstab. Mobilisierung im Netz funktioniert immer dann besonders gut, wenn sie nicht verordnet, nicht geplant ist. Graswurzel-Aktionen wie im vergangenen Jahr „Guttenplag“ und die Unterschriftenaktion gegen die Relativierung akademischer Leistungen durch die Bundeskanzlerin sind Beispiele dafür. Das Wissen der vielen wird genutzt, um Transparenz zu schaffen und Dinge ans Licht zu bringen – überall dort, wo die klassischen Medien dies nicht leisten. Auch die ProtestAvantgarde formiert sich in schlagkräftigen, selbst organisierten, hyperlokalen Netzwerken wie MoveOn oder Campact, die in kürzester Zeit Hunderttausende Protestmails generieren oder für Demos und E-Petitionen mobilisieren können. Aber auch hier gilt: Es engagieren sich vor allem die Leute, die auch außerhalb des Internets aktiv sind, überdurchschnittlich gebildet, häufig männlich. Diese bekommen im Netz weitere Möglichkeiten, für ihre Projekte zu mobilisieren. Das Internet entwickelt sich zur „weapon of the strong“ (Sidney Verba), die soziale Spaltung im Netz bleibt nicht nur bestehen, sie verschärft sich sogar. Egal ob BürgerForum, Bürgerhaushalt oder transnationale Kampagne – es wird derzeit experimentiert und ausprobiert, aus Fehlern gelernt. Beteiligung im Netz steht noch ganz am Anfang und ist weit davon entfernt, repräsentativ zu sein. Legitimität wird nicht erzeugt, und ihr Fehlen wird zum wichtigsten Argument der Kritiker von Online-Verfahren. Die Etablierung einer echten Beteiligungskultur bleibt ein langer Weg, der aber inzwischen beschritten wurde und weitergegangen wird: Politische Institutionen öffnen sich langsam, Trendsetter zeigen, was technisch-konzeptionell möglich ist. Am fernen Horizont ist eine neue Offenheit und Transparenz erkennbar, die bislang eher Versprechen ist und sich – nach optimistischer Lesart – eines Tages als „Open Government“ etablieren wird. Das Konzept bezeichnet nicht weniger als die umfassende Öffnung von Politik und Verwaltung gegenüber Bürgern und

Wirtschaft und die endgültige Abkehr von staatlichem Paternalismus. In informierten Kreisen macht bereits ein wichtiger Baustein dieser Vision, „Open Data“, Furore. Statistiken, Geodaten, Forschungsergebnisse werden verwaltungsseitig zugänglich gemacht, jeder kann sie verbreiten und weiterverwenden. So werden beispielsweise Programmierer in die Lage versetzt, neue Anwendungen zu entwickeln, von denen alle profitieren. Das kann eine App sein, die über die Ozon­ belastung informiert, ebenso wie die Visualisierung des kommenden Bundeshaushaltes oder die Markierung von rollstuhlgerechten Orten auf einer digitalen Karte. Dies bedeutet maximale Transparenz mit einem konkreten Nutzen für den Bürger. Das Berliner Open-Data-Portal ist bereits online gegangen. Open Data ist dabei, Realität zu werden. Fazit: Eine neue plebiszitäre Demokratie wird auch mittelfristig nicht im Netz entstehen. Die Mehrheit der Bürger hat nicht ausreichend Interesse, sich politisch zu beteiligen oder ist es nicht gewohnt, dies im Netz zu tun. Mit nachwachsenden Generationen und LernefHenrik Flor  fekten bei der Ausgestaltung von Beteiist Politologe und arbeitet als Redaktionsleiligungsangeboten wird das Netz ein weiter in der Stiftung Bürgermut. Er verantwortet das digitale Engagement-Magazin Enter, terer wichtiger Kanal für politische Komschreibt als Autor zu Themen an der Schnittmunikation werden. Transparenz und stelle von Politik und Internet und engagiert sich bei den Berliner Netzdemokraten. die Vernetzung der ohnehin Engagierten Weitere Informationen  haben im Netz schon jetzt einen Quanhenrik.flor@buergermut.de tensprung gemacht. Open Government www.buergermut.de www.entermagazin.de ist die Herausforderung und das Versprechen für die kommenden Jahre. « « «


28 StiftungsWelt 01-2012

Wie erreicht man politikferne Zielgruppen? Neue Wege der politischen Bildung: So können sich Stiftungen sinnvoll engagieren.

von Melanie Schuster

Traditionell spricht politische Bildung mit ihren Formaten wie Vortrag, Studienfahrt oder Publikation vor allem ein ohnehin schon interessiertes Publikum an. Seit einigen Jahren verstärkt sich in der politischen Bildung das Bewusstsein, dass neue didaktische und thematische Wege beschritten werden müssen, um „politikferne Zielgruppen“ zu erreichen – insbesondere Jugendliche.

» » » Die Notwendigkeit für neue Angebote an politikferne Zielgruppen steht außer Frage: Zahlreiche Studien belegen, dass sich bildungsferne Jugendliche seltener gesellschaftlich engagieren und sich deutlich weniger für Politik interessieren als Bildungsgewinner. Wie kann es gelingen, sie zu erreichen? Politische Themen im eigenen Leben entdecken » » » Die Robert Bosch Stiftung hat 2009 einen Schwerpunkt „Politische Bildung“ eingerichtet, mit dem vor allem junge Menschen erreicht werden sollen, die als „politikfern“ zu beschreiben sind. Die Problematik dieser Kategorisierung ist der Autorin bewusst. Im Schwerpunkt „Politische Bildung“ bei der Robert Bosch Stiftung wird der Begriff „politikfern“ für Jugendliche genutzt, die kein Interesse an Politik aufweisen, was in einzelnen Projekten mit „bildungsfernen“ bzw. benachteiligten Zielgruppen korrespondiert, aber nicht zwingend der Fall sein muss. Die Robert Bosch Stiftung hat z.B. das Projekt „Lernort Stadion“ ins Leben gerufen, bei dem Jugendliche im Fußballstadion für gesellschaftspolitische Themen sensibilisiert werden. Das Projekt „Du hast die


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften 29

Macht“ setzt ganz auf neue Medien: Ein jugendliches Redaktionsteam setzt politische Themen filmisch im Netz um und arbeitet dabei eng mit Jugendstars zusammen. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützen wir außerdem sogenannte „Dialogmoderatoren“, die an multikulturellen Schulen politische Gespräche anregen. Unsere Projekterfahrungen belegen die These, dass das Interesse von Jugendlichen immer dann geweckt wird, wenn sie eine Beziehung zu ihrer eigenen Lebenswelt herstellen können. Politische Bildung muss sich auf die Lebenswelten und Themen einlassen, die die Jugendlichen direkt betreffen, und konkret aufzeigen, was Politik mit ihrem Leben zu tun hat. Die Interessen der Jugendlichen sollten daher den Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit politischen Themen bilden. So kann z.B. die Leidenschaft für Fußball Anreiz geben, sich im Lernsetting „Fußballstadion“ mit politischen Bildungsinhalten zu beschäftigen. Wo reine Institutionenkunde Gegenstand ist, sind Jugendliche abgeschreckt. Es gibt jedoch eine Fülle von Themen, für die sich Jugendliche interessieren, die durchaus politisch sind oder eine politische Dimension in sich tragen: Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Hartz IV, (Un-)Gerechtigkeit, Krieg, Verhältnis der Geschlechter, Religion, Integration, Medien, Heimat, Drogen, Mobbing, Freundschaft und Liebe, Musik, Sport, Diskriminierung, Protest und Umwelt – das sind nur einige Ansatzpunkte, die einen unmittelbaren Bezug zwischen dem persönlichen Leben der Jugendlichen und politischen Fragen bieten. Empowerment und persönlicher Nutzen » » » Wo sich Jugendliche mit ihren Themen, Fragestellungen und Meinungen in einer vertrauensvollen Atmosphäre einbringen können, ernst genommen und nicht bewertet werden, sind gute Voraussetzungen für gelingende politische Bildung geschaffen. Diese Erfahrungen machen gerade bildungsferne Jugendliche, deren Alltag häufig von Frustration und negativen Bewertungen geprägt ist, eher selten. Jugendlichen mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen, heißt auch, sie nicht als defizitär wahrzunehmen. Eine spielerische, niedrigschwellige Herangehensweise und die Verbindung mit praktischem Tun sind Faktoren, um politikferne Jugendliche zu erreichen. Hier kann es z.B. konkret um die Verknüpfung von politischer und kultureller Bildung gehen, an deren Ende

ein Produkt steht – etwa ein Rap, ein Graffiti, ein von den Jugendlichen organisierter Projekttag oder ein selbst gedrehter Film. Handlungsorientierung und das Erlebbarmachen von Selbstwirksamkeit haben sich durchgängig als erfolgreich erwiesen. Wenn Jugendliche für politische Themen interessiert werden sollen, muss sich der persönliche Nutzen für sie ganz unmittelbar erschließen. Der persönliche Nutzen kann z.B. Spaß sein, aber auch Anerkennung. Gute Erfahrungen machen wir auch mit der Einbindung von Jugendstars, mit denen die Jugendlichen über politische Themen diskutieren und die für sie spannende Gesprächspartner sind. Attraktiv, verständlich, zielgruppengerecht: Komplexe Inhalte aufbereiten » » » Jugendliche verbringen täglich über zwei Stunden in und mit neuen Medien. Dies bietet für die politische Bildung neue Möglichkeiten, die noch lange nicht ausgeschöpft sind. Soziale Netzwerke bieten die Gelegenheit, die Nutzer nicht nur mit Informationen zu „versorgen“, sondern aktiv Impulse und Themen von Jugendlichen aufzugreifen, Meinungen sichtbar zu machen und ihnen ein Forum zu bieten. Politische Bildung muss sich auch vor diesem Hintergrund weiterhin intensiv damit beschäftigen, wie komplexe Inhalte adressatengerecht aufbereitet werden können. Dazu gehört die Frage, wie viel Text in der bislang eher textlastigen politischen Bildung überhaupt sein darf, um auf das veränderte Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen zu reagieren. In Melanie Schuster  unseren Evaluationen wird deutlich, dass Germanistik, Romanistik, sich insbesondere Bewegtbildformate zur studierte Politik- und Rechtswissenschaften in Bonn und Florenz. Nach einer Hospitanz und niedrigschwelligen und gleichzeitig anfreiberuflicher Tätigkeit für die Robert Bosch gemessenen Vermittlung politischer TheStiftung wurde sie 2007 Koordinatorin eines Ausbildungsprojekts für benachteiligte men eignen. Jugendliche im Sozial- und GesundheitsDie Herausforderung besteht darin, wesen. Seit September 2009 ist sie dort Projektleiterin im Bereich Bildung, Gesellschaft die Faktoren des Gelingens mit Leben zu und Kultur mit den Schwerpunkten politische füllen, die Ergebnisse in den Fachdiskurs Bildung und Integration & Migration. zurückzuspiegeln und die Akteure noch Weitere Informationen  melanie.schuster@bosch-stiftung.de stärker zu vernetzen, um von Erfolgen und www.bosch-stiftung.de/politische_bildung Misserfolgen zu lernen. Stiftungen können durch innovative Modellvorhaben, durch Studien und Evaluationen eine wichtige Unterstützung für die Praxis und den Fachdiskurs innerhalb der politischen Bildung leisten. « « «


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Die eigene Stimme zählt! Junge Menschen wollen sich beteiligen. Die Körber-Stiftung eröffnet Zugänge.

von Sven Tetzlaff

Es lohnt, junge Menschen frühzeitig für die Demokratie zu begeistern. Dies gelingt nicht durch abstrakte Ideen, moralische Appelle oder auf dem Verordnungsweg. Demokratie muss erlebt werden: Es braucht die Erfahrung, dass die eigene Stimme zählt. » » » Studien zeigen: Wer schon in jungen Jahren die Chance bekommt, seine Interessen in Ernstsituationen wirksam zu vertreten und Veränderungen herbeizuführen, engagiert sich auch im Erwachsenenalter häufiger in demokratischen Prozessen. Wer gehört und als Gesprächspartner akzeptiert wird, wer mitgestalten und Verantwortung übernehmen kann, setzt sich für die Demokratie auch persönlich stärker ein als andere. Junge Menschen müssen zu Stakeholdern der Politik werden, die auf ihr Leben und ihre Zukunft maßgeblichen Einfluss nimmt. Aber immer weniger wollen den langwierigen Weg einer Parteikarriere einschlagen, um Gehör zu finden und auf die Politik Einfluss zu nehmen. Damit sie ihre Interessen und Sichtweisen einbringen können, brauchen junge Leute jenseits der parteipolitischen Arenen geeignete Räume, um sich zu erproben, Gelegenheiten für Verantwortung und die Möglichkeit zum Dialog mit Entscheidern auf Augenhöhe. In ihren nationalen und europäischen Bildungsprojekten folgt die Körber-Stiftung diesem Ansatz, junge Menschen im demokratischen Sinne entscheidungsund handlungsfähig zu machen und ihnen Chancen

zur Mitsprache zu eröffnen. Die Stiftung setzt dabei auf Formate, die herausfordern und aktivieren, die vernetzen und den Dialog mit Vordenkern und Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft ermöglichen. Eine solche Gelegenheit für alle Jugendlichen in Deutschland bietet beispielsweise seit fast 40 Jahren der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, der als Instrument der Demokratieerziehung 1973 von der Körber-Stiftung und dem Bundespräsidialamt initiiert worden ist. Seither haben über 125.000 Kinder und Jugendliche historische Studien zu aktuellen Prob­lemstellungen an ihren Wohnorten und in ihrer Region durchgeführt. Mit ganz praktischen Folgen: Die Ergebnisse ihrer Recherchen sind vielerorts in Ausstellungen und öffentliche Diskussionsveranstaltungen eingeflossen, haben Umbenennungen von Straßen oder Gebäuden bewirkt, zur Aufstellung von Gedenksteinen geführt und die lokale Erinnerungskultur belebt. Insbesondere zu zeitgeschichtlichen Themen wurden und werden immer wieder intensive Debatten um die eigene Geschichte und Identität geführt. Das deutsche Erfolgsmodell wurde seit 2001 zum Vorbild für Geschichtswettbewerbe in 22 Ländern Europas, die sich unter der Koordination der KörberStiftung in „EUSTORY – History Network of Young Europeans“ zusammengeschlossen haben. Jedes Jahr gehen zwischen Russland und Belgien, Finnland und Italien rund 13.000 Kinder und Jugendliche politischhistorischen Problemen nach, recherchieren Originalquellen und formulieren ihre eigenen Sichtweisen zur Geschichte. Unabhängig von den jeweiligen Wettbewerbsthemen arbeiten die Jugendlichen dabei an


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einer europäischen „Grammatik der Werte“, denn in ihren Studien verhandeln sie Fragen von Freiheit, Gerechtigkeit, Würde, Gleichheit, Friedfertigkeit oder Solidarität. Mit europäischen Jugendbegegnungen und Akademien bieten die KörberStiftung und ihre Netzwerkpartner den jungen Erwachsenen überdies die Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen und, ausgehend von ihren Nachforschungen, mit Experten europäische Gegenwartsfragen zu diskutieren. Über 600 von ihnen bilden mittlerweile das Alumni-Netzwerk von EUSTORY. Sie engagieren sich für Europa, arbeiten in Thinktanks, als Redakteure von Online- und Printmagazinen oder in internationalen Unternehmen. In diese Köpfe weiter zu investieren, sie zu Botschaftern der europäischen Idee zu machen und ihnen eine Stimme in der Debatte über Europas Zukunft zu geben – dieses Motiv liegt einer weiteren Initiative zugrunde. Im vergangenen Jahr hat die KörberStiftung ein Bündnis von zehn Stiftungen aus sieben Ländern Europas geschmiedet, die European Alliance for Democratic Citizenship. In dem von allen Partnern gemeinsam getragenen Projekt „FutureLab Europe“ erhalten jedes Jahr mehrere Dutzend besonders engagierte junge Europäer zwischen 20 und 30 Jahren Einblicke in EU-Entscheidungsprozesse. Sie setzen sich mit Schlüsselfragen wie dem Umgang mit Minderheiten, dem Umwelt- und Energieverbrauch oder gemeinsamen Sozialstandards auseinander und diskutieren ihre Thesen in „europe@debate“-Gesprächen mit hochrangigen EU-Vertretern. Operativer Partner des FutureLab ist das European Policy Center in Brüssel. Das Anliegen, junge Menschen zu beteiligen, liegt auch der Initiative „DemokratieErleben. Gemeinsam für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ zu-

grunde. Mit ihr will die KörberStiftung mit der Deutschen Kinderund Jugendstiftung, dem Verein Demokratisch Handeln und weiteren Partnern Hemmnisse für Demokratielernen in Deutschland abbauen. Wie können Staat und Zivilgesellschaft gemeinsam darauf hinwirken, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen? Das Bündnis unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten setzt auf den Dialog zwischen Politik und Praxis. In Round-Table-Gesprächen werden Bedingungen erfolgreicher Beteiligungsmodelle ausgelotet und Perspektiven für eine nachhaltige Demokratiebildung in Deutschland erarbeitet. Der kommunale Raum ist der Ort, an dem Beteiligung für die Menschen greifbar wird. Um die Beteiligungskultur zu vitalisieren, haben die Körber-Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt und der Generali Zukunftsfonds deshalb ein Fördernetzwerk initiiert, mit dem die Idee des Sven Tetzlaff  Community Organizing in Deutschland leitet bei der Körber-Stiftung den Bereich gefördert wird. Bildung. Daneben ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Herbert und Elsbeth Soll Partizipation und DemokratieWeichmann-Stiftung und engagiert sich als lernen langfristig gelingen, braucht es Beirat in weiteren historisch-politischen Bildungsprojekten. Menschen, die durch ihr Tun die Praxis Weitere Informationen  befruchten. Die Körber-Stiftung will antetzlaff@koerber-stiftung.de stiften, die Veränderung der Praxis nachwww.koerber-stiftung.de haltig zu betreiben. « « «


32 StiftungsWelt 01-2012

Demokratie lernen von Anfang an Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert Beteiligung in Kitas und Schulen.

von Susann Larrass

Demokratie lebt von Menschen, die Lust und Mut haben, sich an Entscheidungen zu beteiligen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Umwelt mitzugestalten. Diese Kompetenzen stecken keines­wegs von Geburt an in uns. Demokratie muss erlernt und gelebt werden – nicht nur zu Hause, sondern auch in Kitas und Schulen.

Susann Larrass  ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin und Mitarbeiterin im Programm „Kitanetzwerk – Demokratie von Anfang an“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), Regionalstelle Sachsen. Weitere Informationen  susann.larrass@dkjs.de www.dkjs.de

» » » Mit den Programmen „Kitanetzwerk – Demokratie von Anfang an“ und „Mitwirkung mit Wirkung“ unterstützt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) Kitas und Schulen in Sachsen dabei, Demokratie in ihrem Alltag zu leben. Denn hier verbringen Kinder und Jugendliche einen wichtigen Teil ihrer Lernund Entwicklungszeit. Im 2011 gegründeten Kitanetzwerk engagieren sich 25 sächsische Kindertageseinrichtungen. Sie alle gehen eigene Wege, um schon die Kleinsten zu beteiligen – und profitieren vom gegenseitigen Austausch bei regelmäßigen Treffen und Hospitationen. Fachliche Unterstützung erhalten sie auf Fortbildungen, durch Arbeitsmaterialien und von Praxisbegleitern, die die Erzieherinnen beraten. Wie Demokratie in der Kita konkret aussehen kann? Zum Beispiel so: Mia möchte vier Kartoffeln essen, Juri nimmt sich nur zwei, aber dafür mehr Salat. Beide wollen danach einen Mittagsschlaf machen und dürfen mit entscheiden, ob sie die lange oder nur die kurze

Schlafenszeit brauchen. Am Nachmittag hängen sie ihre Fotos an die An- und Abmeldetafel: Mia zeigt damit an, dass sie ins Bauzimmer geht, Juri bringt sein Bild beim Theaterraum an. Und wenn einmal in der Woche die ganze Kita einen Ausflug macht, stimmen Juri, Mia und die anderen Kinder gemeinsam mit den Erzieherinnen darüber ab, wohin es gehen soll. Das Programm „Mitwirkung mit Wirkung“ richtet sich an Jugendliche, die ihren Schulalltag mitgestalten wollen. Es bietet seit mehr als zehn Jahren Fortbildungen für Schülervertreter an, in denen es um ihre Rechte und Aufgaben, die Mitarbeit an schulischen Gremien oder die Umsetzung eigener Projekte geht. Das Besondere daran ist der Peer-to-Peer-Ansatz: Die Seminare werden von Jugendlichen geleitet, denn sie wissen am besten, was andere Jugendliche bewegt. Die jungen Seminarleiter qualifizieren sich in Workshops für diese Aufgabe und geben nicht nur ihr Wissen weiter, sondern auch Motivation. „Ich fühle mich gut, weil ich weiß, ich kann etwas verändern oder andere zum Verändern bewegen“, sagt ein Schülervertreter. Dies sind nur zwei von insgesamt 48 Programmen, in denen die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung junge Menschen bundesweit dabei unterstützt, ihr Leben selbstbewusst, couragiert und in eigener Initiative zu gestalten. Seit ihrer Gründung 1994 setzt sich die DKJS dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in unserem Land gut aufwachsen und von Anfang an eine demokratische Kultur des Miteinanders erleben und erlernen. « « «


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Demokratie braucht Bewegung Der Ansatz der Bewegungsstiftung

von Jörg Rohwedder

» » » Als wir vor zehn Jahren die Bewegungsstiftung gründeten, waren wir uns der bewahrenden Tradition vieler Stiftungen noch nicht bewusst. Wir waren aber von Beginn an fasziniert von der Möglichkeit, eine Organisation so gestalten zu können, wie wir es für unser Ziel für angemessen hielten. Was war unser Ziel? Wir wollten einen Ort schaffen, an dem gute Ideen für gesellschaftlichen Fortschritt mit Geld zusammenkommen. Fortschritt wird immer wieder auch von Menschen erkämpft, die für ihre Rechte auf die Straße gehen. Die Abschaffung der Sklaverei wurde z.B. von der ersten sozialen Bewegung erstritten, die Ende des 18. Jahrhunderts in England entstand. Die Arbeiterbewegung erkämpfte später die Sozialversicherung und den Achtstundentag, die Frauenbewegung das Wahlrecht und die rechtliche Gleichstellung, die Friedensbewegung die Ächtung der Landminen und die Umweltbewegung das Verbot von FCKW und den Ausstieg aus der Atomkraft. Veränderung und gesellschaftlicher Fortschritt durch soziale Bewegungen sind ein Kernbestandteil der Demokratie, und an diesem Punkt setzt die Bewegungsstiftung an. Über 80 Kampagnen und Initiativen hat die Stiftung seit ihrer Gründung gefördert, allesamt Projekte, die für Frieden, Ökologie, Datenschutz und Gerechtigkeit einstehen. Heute gibt es in der sogenannten „Generation der Erben“ viele Menschen, die sich sozialen Bewegungen verbunden fühlen. Einige von ihnen stellen sich die Frage: Was lässt sich mit den

Privilegien bewegen, die sich aus dem eigenen Vermögen ergeben? Und so haben wir die Bewegungsstiftung als Gemeinschaftsstiftung angelegt, in der sich Menschen mit Vermögen austauschen können. Dabei war immer klar, dass zu diesem Austausch auch diejenigen hinzukommen müssen, die den Anstoß für Veränderung geben. Beide Gruppen, die Stifterinnen und Stifter und die Aktiven aus den geförderten Projekten, haben in unserer Satzung die gleichen Rechte. Beide Gruppen wählen eine Person in den Stiftungsrat, beide Gruppen beteiligen sich an der Vorauswahl von Projektanträgen und evaluieren unsere Fördertätigkeit. Anfänglich war die Skepsis groß: „Was, ihr wollt die Empfänger an der Entscheidung beteiligen? Das wird ein Hauen und Stechen!“ Längst können wir sagen: Die Angst hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Alle Beteiligten sind froh um die verschiedenen Perspektiven und Expertisen. Die Stiftung ist so auch ein Ort des gemeinsamen Lernens und demokratischer Entscheidungsprozesse geworden. Ein Grundsatz gilt dabei in jeder Hinsicht und in jedem Gremium der Stiftung: Wie viel Geld eine Person eingebracht hat, wird nicht thematisiert. Stimmberechtigung erhält ein Stifter oder eine Stifterin bereits mit einer Zustiftung von 5.000 Euro. Viele stiften mehr, so dass wir inzwischen ein Vermögen von 5 Millionen Euro verwalten, das auf 131 Stifter zurückgeht. Heute sind wir uns der bewahrenden Tradition von Stiftungen sehr bewusst. Wir sind froh, dass unsere Stiftungszwecke uns überdauern werden. Auch zukünftige Gesellschaften werden Impulse für Veränderung ­brauchen. « « «

Jörg Rohwedder  ist Vorstand und Geschäftsführer der Bewegungsstiftung. Bevor er zur Bewegungsstiftung kam, war der Sparkassenkaufmann und Diplom-Sozial-Ökonom u.a. als Berater für Kriegsdienstverweigerer und Trainer für gewaltfreies Handeln tätig. Weitere Informationen  rohwedder@ bewegungsstiftung.de www.bewegungsstiftung.de


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Service

Literaturtipps » Bertelsmann Stiftung (Hg.): Politik nachhaltig gestalten. Wie man nachhaltige Politik macht, kommuniziert und durchsetzt. Gütersloh 2012.  ISBN 978-3-86793-412-1. Die neue Publikation der Bertelsmann Stiftung geht der Frage nach, wie wir zu einer nachhaltigeren Politik gelangen. Hierzu braucht es drei „K“: Kompetenz für sachgerechte Lösungen, glaubhafte Kommunikation nach innen und nach außen sowie Kraft zur Durchsetzung. » Bertelsmann Stiftung (Hg.): change – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung. Heft 2/2011: Bürgerbeteiligung. Wir machen mit! Wie Bürger Entscheidungen aktiv mitgestalten. Gütersloh 2011. Kostenloser Download unter www.bertelsmann-stiftung.de Die Ausgabe 2/2011 des Magazins der Bertelsmann Stiftung stellt das Thema Bürgerbeteiligung in den Mittelpunkt. Die 74-seitige Publikation ist online als PDF-Datei verfügbar und kann kostenlos bestellt werden. »

Serge Embacher: Baustelle Demokratie. Die Bürgergesellschaft revolutioniert unser Land. edition Körber-Stiftung, Hamburg 2012. Druckfrisch aus der „edition Körber-Stiftung“: Der Politikwissenschaftler Serge Embacher ruft zum demokratischen Wandel auf. Die Gesellschaft kann sich erst grundlegend erneuern, wenn die Politik Kontrollmacht abgibt, die Wirtschaft sich demokratisiert und die Bürgergesellschaft transparent wird. » Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Die Zukunft der Europäischen Demokratie. Berlin 2012. Kostenloser Download unter www.boell.de/publikationen Mehr demokratische Selbstbestimmung für Bürger fordert die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung in ihrer am 10. Februar 2012 vorgestellten Studie zur Zukunft der europäischen Demokratie. Der Schlüssel für eine lebendige Demokratie liege dabei in einer stärkeren Einbindung der Zivilgesellschaft in politische Entscheidungen. »

Birthe Kretschmer, Frederic Werner (Hg.): Die digitale Öffentlichkeit. Wie das Internet unsere Demokratie verändert. Hamburg 2012. Kostenloser Download unter www.fes.de/lnk/7u Der im Januar 2012 erschienene Sammelband geht zurück auf die vom Julius-Leber-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung initiierte gleichnamige Veranstaltungsreihe, die die Auswirkungen des Kommunikationswandels auf die Demokratie untersucht. »

Claus Leggewie: Mut statt Wut. Aufbruch in eine neue Demokratie. edition Körber-Stiftung, Hamburg 2011. Ob Stuttgart 21 oder Atomkraft – die Deutschen protestieren wieder. Aber wie kann dieses Engagement genutzt werden? Claus Leggewie zeigt, wie im Zusammenspiel von Zivilgesellschaft und politischen Institutionen aus Politikverdrossenheit politische Mitarbeit erwächst.


StiftungsWelt 01-2012 » » » Mehr Demokratie stiften 35

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Otto Brenner Stiftung (Hg.): Marktordnung für Lobbyisten. Wie Politik den Lobbyeinfluss regulieren kann. Arbeitsheft 70. Frankfurt a.M. 2011. Kostenloser Download unter www.lobby-studie.de Die im November 2011 veröffentlichte Lobby-Studie der Otto Brenner Stiftung basiert auf einer umfangreichen Analyse von Presseartikeln der letzten zehn Jahre, Regulierungsforderungen, Parlamentsdebatten und 40 Experteninterviews. Mit ihrer Marktordnung für Lobbyisten will die Stiftung eine öffentliche Debatte anstoßen.

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Roland Roth: Bürgermacht. Eine Streitschrift für mehr Partizipation. edition Körber-Stiftung, Hamburg 2011. Der Sozialwissenschaftler Roland Roth plädiert für ein neues Verhältnis zwischen Staat und Bürgern. Bürger müssen selbstbewusst neue Wege der Mitgestaltung einfordern, die Politik muss die Kompetenzen der Bürger anerkennen und Macht teilen.

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Stiftung MITARBEIT (Hg.): Die Zukunft der Bürgerbeteiligung. Herausforderungen, Trends, Projekte. Verlag Stiftung MITARBEIT, Bonn 2011. Wie können die mannigfaltigen Krisensymptome des demokratischen Systems in der Bundesrepublik überwunden werden? Wie kann es gelingen, demokratische Gestaltungsspielräume in allen Lebensbereichen zu eröffnen und die Beschränkung demokratischer Beteiligung auf nachrangige Politikfelder aufzubrechen? Entlang dieser Leitfragen zeigen Autoren aus Bürgergesellschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft Wege auf, wie die Erfolgsgeschichte der bundesdeutschen Demokratie fortgeschrieben werden kann.

Veranstaltungstipp

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Internettipps »

www.dialog-ueber-deutschland.de Noch bis zum 14. April 2012 können sich Interessierte online mit Vorschlägen am „Dialog über Deutschlands Zukunft“ beteiligen, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgerufen hat. Im Mittelpunkt stehen drei große Themenfelder mit folgenden Fragen: Wie wollen wir zusammenleben? Wovon wollen wir leben? Wie wollen wir lernen?

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www.buerger-beteiligung.org Die Internetseite www.buerger-beteiligung.org ist eine Initiative der Bertelsmann Stiftung, die das Engagement von Bürgern sichtbarer machen und sie unterstützen soll. Das 2011 gestartete Portal dokumentiert Bürgerbeteiligung, bietet Service und Ratschläge und ermutigt die Bürger zur Einmischung in die Politik.

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www.meine-demokratie.de Was passiert in meiner Nähe? Die von den ehrenamtlichen Netzdemokraten gestartete Plattform will Demokratie mittels einer auf Geodaten basierenden Suchmaschine sichtbarer machen. Vom Bürgerbegehren bis zur Demonstration visualisiert eine Karte, wo und wie sich Interessierte konkret politisch beteiligen können.

Über 100 Stiftungen öffnen zur 3. Berliner Stiftungswoche vom 17. bis 27. April 2012 ihre Türen und laden zu Führungen, Vorträgen oder Workshops ein. Erstmals gibt es ein Schwerpunktthema: „Die Rolle von Stiftungen als Förderer, Akteure und Moderatoren gesellschaftlicher Beteiligungsprozesse“. Viele Stiftungen zeigen, wie sie bei ihrer Projektarbeit den Austausch mit Politik und Bürgern suchen und politische Entscheidungsprozesse anstoßen. Zu den Höhepunkten zählt die „1. Berliner Stiftungsrede“ von Ex-Finanzminister Peer Steinbrück am 24. April. Die Berliner Stiftungswoche geht zurück auf die Berliner Stiftungsrunde, eine Initiative des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und der Stiftung Zukunft Berlin. Das Programm ist online unter www.berlinerstiftungswoche.eu zu finden.

Zehn Grundsätze für Bürgerschaftliche Mitverantwortung »

Laut einer Umfrage für die Stiftung Zukunft Berlin und die Herbert Quandt-Stiftung fühlen sich knapp zwei Drittel der Wahlberechtigten über ihre Beteiligungsmöglichkeiten bei Planungsvorhaben zu wenig oder gar nicht informiert. Eine Arbeitsgruppe in der Stiftung Zukunft Berlin hat zehn Grundsätze für Bürgerschaftliche Mitverantwortung formuliert, die sich an Bürger, Politik und öffentliche Verwaltung richten. Weitere Informationen: www.stiftungzukunftberlin.eu Texte: Ph


36 StiftungsWelt 01-2012

Stiftungen

neues aus der stiftungsszene

Trends und Initiativen

817 neue Stiftungen Neuerliches Wachstum in 2011: Bundesverband veröffentlicht Jahresstatistik des deutschen Stiftungswesens.

å Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

» » » Im Jahr 2111 werden 817 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts ihr 100. Jubiläum feiern können. Die thematische Breite der „Newcomer“ des vergangenen Jahres ist breit: Sie reicht von der Stärkung der angewandten Elektronenmikroskopie (Heinz-Bethge-Stiftung, Halle) über die wissenschaftliche Aufarbeitung des künstlerischen Werkes von Günter Grass (Günter und Ute Grass Stiftung, Lübeck) bis

hin zur Forschungsförderung zum Recht der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz (Stiftung Umweltenergierecht, Würzburg). Die wahrscheinlich größte Stiftungsgründung des vergangenen Jahres, die mit 230 Millionen dotierte BrostStiftung, hat ihren Sitz in Essen, Nordrhein-Westfalen. Sie fördert nach dem Wunsch der Stifterin, der 2010 verstorbenen Gesellschafterin der WAZ-Mediengruppe Anneliese

Top50 – Stiftungsdichte in Großstädten* Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stand 31. Dezember 2011

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Würzburg Frankfurt am Main Hamburg München Oldenburg Mainz Bonn Münster Hannover Stuttgart Darmstadt Augsburg Bremen Regensburg Lübeck Ulm Kassel Heidelberg Freiburg im Breisgau Trier Braunschweig Nürnberg Osnabrück Göttingen Bielefeld

80,0 73,0 68,7 64,1 64,1 61,7 60,3 59,0 58,0 56,9 56,1 52,9 52,6 52,4 50,9 50,5 49,1 46,8 44,6 43,7 42,6 42,3 42,0 40,5 39,6

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

Düsseldorf Essen Saarbrücken Köln Kiel Hildesheim Karlsruhe Reutlingen Wiesbaden Potsdam Erlangen Koblenz Fürth Jena Aachen Offenbach am Main Krefeld Siegen Paderborn Wuppertal Solingen Pforzheim Mannheim Berlin Dresden

38,9 35,3 34,7 34,4 33,8 33,1 32,9 32,0 31,9 31,2 30,3 30,1 28,8 27,6 26,7 25,7 25,5 25,1 24,6 24,6 24,4 22,5 22,4 21,9 20,6

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17

31

35

21

37

50 39

34

6

48

28

241 11

1

18

3247

≥ 50 ≥ 40

19

49

24

43

20

≥ 30

25

8

15

10 33

16

36 38

22

14 12 4

≥ 20

Stiftungen je 100.000 Einwohner

*mit mehr als 100.000 Einwohnern

Brost, Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Kunst und Kultur. Weiterhin in Gründer­ laune » » » Die Neugründungen haben den Bestand der Stiftungen auf 18.946 anwachsen lassen. Damit hat die Stiftungszahl in Deutschland ein historisches Hoch erreicht. Bleibt diese Dynamik weiter bestehen, wird sich die Zahl der Stiftungen in Deutschland noch vor 2050 verdreifachen. „Die erneut hohe Zahl an Neugründungen hat mich überrascht“, so Dr. Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und Generalsekretär der VolkswagenStiftung, auf der Jahrespressekonferenz des Bundesverbandes am 2. Februar 2012. „Ungeachtet der Sorgen um den Euro und die Auswirkungen der Wirtschaftsund Finanzmarktkrise zeigen sich Stifter in Gründerlaune. Die Rechtsform Stiftung bleibt weiter attraktiv für nachhaltiges, bürgerschaftliches Engagement. Aber letztlich kommt es nicht auf die bloße Zahl der eigenständigen Stiftungen an. Zuweilen ist eine Zustiftung in eine bereits bestehende Stiftung oder ein Stiftungsfonds die bessere Alternative, auch wenn diese nicht in


StiftungsWelt 01-2012 » » » Stiftungen

die Neugründungsstatistik einfließen. Kleinststiftungen sind auf lange Sicht meist kaum lebensfähig.“ Zunehmend prekär: die Vermögensbewirtschaftung » » » Die Mehrzahl der Stiftungen leidet unter dem aktuell niedrigen Zinsniveau. Dazu sagte Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes: „Wohin mit dem wieder anzulegenden Geld? Diese Frage ist für Stiftungen zunehmend schwieriger zu beantworten. Mit ihren bislang bewährten, auf Sicherheit ausgerichteten Anlagestrategien schaffen viele Stiftungen es nicht mehr, die Ziele Sicherheit, Vermögenserhalt und ausreichende Erträge für den gemeinnützigen Zweck unter einen Hut zu bringen. Wir empfehlen diesen Stiftungen auch, stärker in nachhaltige Wirtschaft zu investieren.“ Zahlenmäßige Spitzen­ reiter » » » Die meisten Stiftungsneugründungen des Jahres 2011 in absoluten Zahlen entfallen auf die Flächenländer Nordrhein-Westfalen (167), Baden-Württemberg (146) und Bayern (141); die wenigsten Errichtungen gab es in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 6) und in Bremen (5). Die Zahl der Gründungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl ergibt ein abweichendes Bild: Danach rangiert Hamburg mit einer Errichtungsdichte von 1,68 Stiftungen pro 100.000 Einwohner deutlich über dem Bundesdurchschnitt auf Platz 1. Den letzten Platz belegt Thüringen mit einer Errichtungsdichte von 0,27 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. In der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt veranstaltet der Bundesverband

37

Deutscher Stiftungen vom 20. bis 22. Juni 2012 den Deutschen StiftungsTag, um den Stiftungsgedanken im Osten weiter zu popularisieren. Denn auf die fünf ostdeutschen Flächenländer entfallen nur 7,5 Prozent aller Neugründungen des vergangenen Jahres. Sachsen führt das ostdeutsche Ranking mit 23 vergebenen Anerkennungsurkunden an. Das stiftungskritische DDR-Regime hat im Bestand der ostdeutschen Stiftungen weitreichende Spuren hinterlassen: Lediglich 6,5 Prozent aller bundesdeutschen Stiftungen sind zwischen Stralsund und Plauen angesiedelt. Das Bundesland mit den meisten Stiftungen bleibt NordrheinWestfalen mit 3.661 Stiftungen. Doch bezogen auf die Einwohnerzahl zeigt sich das bevölkerungsreichste Flächenland nur unterdurchschnittlich: Pro 100.000 Einwohner haben dort 20,5 Stiftungen ihren Sitz. Im Mittel aller Bundesländer sind es 23,2.

»»

Wohin mit dem wieder anzulegenden Geld? Diese Frage ist für Stiftungen zunehmend schwieriger zu beantworten. Wir empfehlen Stiftungen auch, stärker in nachhaltige Wirtschaft zu investieren. Prof. Dr. Hans Fleisch

Städteranking » » » Die Trias der stiftungsreichsten Großstädte in Deutschland bleibt unverändert und wird wie in den Vorjahren von Würzburg angeführt (80 Stiftungen pro 100.000 Einwohner), gefolgt von Frankfurt am Main (73 Stiftungen pro 100.000 Einwohner) und Hamburg (68,7 Stiftungen pro 100.000 Einwohner). Potsdam landet als erste ostdeutsche Stadt mit 31,2 Stiftungen pro 100.000 Einwohner auf Platz 35. Berlin belegt mit 21,9 Stiftungen Platz 49. In absoluten Zahlen bleibt Hamburg die Stadt mit den meisten Stiftungen (1.227). « « « Katrin Kowark | Stv. Pressesprecherin im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Weitere Informationen  Mehr zu den Neugründungen des vergangenen Jahres finden Sie unter www. stiftungen.org/pressemappe

å Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

Stiftungen in Zahlen 2011 Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stand 31. Dezember 2011

Stiftungen in Zahlen 2011

1.227

18.946 Stiftungen (davon 817 neu in 2011)

306

1.227 (30)

(5)

18.946 Stiftungen (davon 817 neu in 2011)

306

3.661

Stiftungen je 100.000 Einwohner in Deutschland (Durchschnitt = 23)

156 (6)

680 (20) 1.999 1.999

(99)

(167)

3.661 1.712 (167)

Stiftungen je 100.000 Einwohner < 10 in Deutschland (Durchschnitt = 23)

886 1.712 (70) 159

(8)

159

(8)

(40)

245

173

245 251 (10)

173 414(16)

251

414

(10)

(6)

(146)

≥ 30

2.847 (146)

(16)

(23)

(23)

(6)

3.471 2.847

(30)

(6)

(40)

886

759

156

(70)

10 – 19 < 10

≥ 30 20 – 29

(20)

(99)

(5)

20 – 29 10 – 19

680

(30)

Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stand 31. Dezember 2011

(141)

3.471 (141)

759 (30)


38 StiftungsWelt 01-2012

Trends und Initiativen

Denken fördern! Neue Studie: Thinktanks als Instrumente wirkungsvoller Stiftungsarbeit

Im Januar haben die Vodafone Stiftung Deutschland und der Bundesverband eine Studie vorgelegt. Sie beschreibt die wachsende ThinktankLandschaft in Deutschland und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten und Potenziale auf, die sich für Stiftungen durch die Förderung von Thinktanks ergeben können. Anspruch ist es, Stiftungen Thinktanks als Betätigungsfeld näherzubringen und auf die Hebelwirkung hinzuweisen, die hier entfaltet werden kann. Die Studie bietet zudem Handlungsempfehlungen für Stiftungen, die sich auf diesem Feld engagieren möchten.

» » » Durch ihre in langjähriger Arbeit erworbene Sachkenntnis sind Stiftungen besonders prädestiniert, neuartige und praktikable Lösungsansätze zu entwickeln und – besonders wichtig – das Nachdenken über die Verbesserung gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen zu fördern. Eines der zentralen Ergebnisse der Studie „Denken fördern. Thinktanks als Instrumente wirkungsvoller Stiftungsarbeit“ lautet, dass Stiftungen für ihre Arbeit die enormen Potenziale, die eine nicht projektgebundene Förderung unabhängiger privater Institute bietet, noch nicht ausreichend ausschöpfen. Die Finanzierung der Thinktanks wird stark von staatlicher SeiSusanne Schröder  te dominiert, und es ist Referentin im Programmbereich Thinktank, engagieren sich bisher Bildungsforschung und Integration bei der Vodafone Stiftung Deutschland. nur wenige private Stiftungen als GeldgeKontakt susanne.schroeder@vodafone.com ber auf diesem Feld.

Ergebnisse » » » Die Studie hat führende Köpfe deutscher Stiftungen nach ihrer Meinung zu Thinktanks befragt und sich dabei besonders dafür interessiert, welche Fördermaßnahmen im Zusammenhang mit institutioneller Thinktank-Förderung für wirksam und machbar gehalten werden (siehe Grafik). Dabei stellte sich heraus, dass deutsche Stiftungen Thinktanks und der Förderung von Thinktanks gegenüber positiv eingestellt sind. Die Befragung ergab, dass die Experten das Engagement von Stiftungen auf dem Gebiet der Politikberatung und die Tätigkeit von Thinktanks als sehr wichtig einschätzen, wenngleich sie sich nicht einig sind, ob das Engagement von Stiftungen für Thinktanks zukünftig zunehmen wird. Thinktanks werden von einer deutlichen Mehrheit der Stiftungsexperten als Katalysatoren für gesellschaftspolitische Entwicklungen wahrgenommen, mit deren Hilfe sich die Ziele in den Förderbereichen der Stiftungen besser erreichen lassen. Die Ent-

wicklung eigener Thinktank-Aktivitäten, die Gründung neuer Thinktanks oder die Förderung bereits etablierter Institute können wirkungsvolle Ansätze sein, sich auf diesem Feld zu betätigen. Eines der überraschendsten Ergebnisse ist, dass die befragten Stiftungsakteure die langfristige Förderung von Thinktanks und die Förderung des entsprechenden Organisationsaufbaus als wirksamer einstufen als eine reine projektgebundene Förderung. Dies ist deshalb so bemerkenswert, da die Stiftungen in ihrer alltäglichen Arbeitspraxis weiterhin die (individuelle) Projektförderung für eine der wirksamsten und in ihrer Umsetzbarkeit praktikabelsten Stiftungsaktivitäten halten. Diese Erkenntnis zeigt, dass sich das bereits vorhandene Wissen um die großen Potenziale einer langfristigen, institutionellen Förderung für die eigene strategische Arbeit noch in der Praxis etablieren und beweisen muss. Zwei Beispiele für Stiftungen, die sich bereits der Förderung von Thinktanks angenommen haben oder sogar selbst als Thinktank agieren: Die Schader-Stiftung setzt sich schwerpunktmäßig mit dem Wohnen und Zusammenleben in Städten auseinander und hat sich von Beginn an selbst als Thinktank definiert. Im Fokus ihrer Arbeit steht das Bestreben, die Erkenntnisse der Sozialforschung im Bereich Wohnen und Gesellschaft in die Praxis zu übertragen. Sie unter-


StiftungsWelt 01-2012 » » » Stiftungen

stützt Städteplaner, Wohnungsbaugesellschaften und Kommunen bei der Gestaltung von Städten mit ihren Nachbarschaften im Zuge des gesellschaftlichen und demografischen Wandels. Der Stifter und Bauingenieur Alois M. Schader gründete die Stiftung im Jahr 1988, um sich für die Anpassung des Wohnungsbaus an die sich ändernden gesellschaftlichen Bedürfnisse einzusetzen. Ein weiteres gutes Beispiel für die Institutionalisierung eines

39

Thinktanks durch die Mitwirkung von Stiftungen ist der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), der im Jahr 2008 von acht Stiftungen auf Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung gegründet wurde, um das Fehlen einer unabhängigen und wissenschaftlichen Beurteilungsinstanz im Bereich der Integrations- und Migrationsthematik zu kompensieren. Die acht Stiftungen unterstüt-

zen die SVR GmbH bereits in der zweiten dreijährigen Förderphase finanziell und stellen dadurch langfristig die Möglichkeit zum politisch und institutionell unabhängigen Arbeiten des Sachverständigenrats sicher. Diese neue Form der Stiftungskooperation kann als nachahmenswertes Beispiel für zukünftiges Engagement von Stiftungen dienen. Was die öffentlichkeitswirksame Vermarktung der erarbei-

å Quelle: Experten­ befragung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen 2011 zum Thema Stiftungen und Thinktanks, Runde 2, n = 16

Wirkungsvolle Fördermaßnahmen

Welche Fördermaßnahmen halten Stiftungen bei der Förderung institutioneller Thinktanks für wirksam?

Was ist ein Thinktank? Der Begriff „Thinktank“ wurde während des Zweiten Weltkrieges in den USA geprägt und für einen abhörsicheren Raum (tank) verwendet, der militärischen und zivilen Experten als Ort zur Entwicklung von Invasionsplänen und militärischen Strategien diente (think). Im Verlauf der 1960er- und 1970er-Jahre ging man dazu über, den Begriff auch als Bezeichnung für praxisorientierte Forschungsins­ titute außerhalb der Außen- und Sicherheitspolitik zu benutzen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in den USA die ersten Thinktanks mit dem Ziel gegründet, wissenschaftliches Wissen für die Politik nutzbar zu machen und auf diesem Wege eine Verbindung zwischen Wissenschaft und politischer Praxis herzustellen (vgl. Martin Thunert: Think Tanks in Deutschland – Berater der Politik?, in: Aus Politik und Zeitgeschehen, B51/2003, S. 30– 38, hier S. 30).

Institutionelle Förderung (einmalige Zuwendung)

Projektgebundene Förderung

Langfristige Förderung (regelmäßige Zuwendungen)

Förderung des Organisationsaufbaus durch Startkapital

Förderung von öffentlichkeitswirksamen Kampagnen

Förderung einzelner PR-Maßnahmen

Förderung von Fachtagungen und Konferenzen

Förderung der Medientauglichkeit von Wissenschaftlern

Die Stiftung stellt Netzwerk und Expertise als Ressourcen

u w u w u w u w u w u w u w u w u w

0

2

4

sehr gut u = umsetzbar

Quelle: BVDS 2011, Expertenbefragung zu Stiftungen und Thinktanks, Runde 2, n = 16

6

8

gut/eher w = wirksam

10

12

wenig

14

16

gar nicht

18


40 StiftungsWelt 01-2012

teten praxistauglichen Konzepte der Thinktanks betrifft, so liefern die angelsächsischen Länder gute Beispiele, etwa die Fokussierung auf kurz gehaltene Studien und Empfehlungen, sogenannte Policy Briefs, die es auch politischen Entscheidern in Zeitnot ermöglichen, sich über die Kernargumente eines Konzepts zu informieren. AllerNähere Informationen  Karolina Merai; Juliane Metzner-Kläring; Susanne Schröder; Sabine Sütterlin: Denken fördern. Thinktanks als Instrumente wirkungsvoller Stiftungsarbeit. Hg. von der Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V. Berlin 2011. Die Studie kann unter www.stiftungen. org/thinktank kostenlos heruntergeladen werden.

dings bedienen sich die britischen und US-amerikanischen Thinktanks anderer Kommunikationskanäle. In den USA wenden sich die Thinktanks mit ihren Expertisen durch gezielte Medienarbeit an die breite Öffentlichkeit und wirken somit auch als Motor für den öffentlichen Diskurs. Der überwiegende Teil deutscher Denkfabriken rich-

tet seine Arbeitsergebnisse direkt an politische und wissenschaftliche Fachkreise. Diese öffentliche Adressierung stellt sicherlich eine Möglichkeit dar, die die deutschen Stiftungen und Thinktanks im Rahmen ihres gesellschaftlichen Auftrags auch für sich stärker in Erwägung ziehen könnten. « « «

Fünf Fragen an Dr. Wilhelm Krull Generalsekretär der VolkswagenStiftung und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

StiftungsWelt: Welche Rolle spielen

tungen bei der institutionellen Förde-

gen zu leisten. Wie schätzen Sie vor

Stiftungen in der Politikberatung –

rung von Thinktanks?

diesem Hintergrund ein stärkeres

und welche sollten sie spielen?

Förderstiftungen können die Unabhän-

Engagement von Stiftungen in die-

Dr. Wilhelm Krull: An Politikbera-

gigkeit und Autonomie eines Think-

sem Feld ein?

tung gibt es in Deutschland keinen

tanks entscheidend sichern, indem sie

Vor dem Hintergrund der bereits er-

Mangel. Allenthalben schießen neue

für eine Finanzierung jenseits der übli-

wähnten „Beraterrepublik“ ist es

Beratergremien wie Pilze aus dem

chen Institutionen sorgen. Wichtig ist

in der Tat entscheidend, jeden An-

Boden. Dies hat bereits dazu ge-

jedoch, dass sie stets darauf achten,

strich von „Lobbyarbeit“ zu vermei-

führt, dass vielfach von der „Bera-

die Überparteilichkeit auch langfris-

den. Daher kommt auch kein Think-

terrepublik“ die Rede ist. Stiftungen

tig zu sichern. Dies impliziert zugleich,

tank in eigener Sache – sei es für

nehmen gleichwohl eine wichtige

dass man bereit sein muss, ein erheb-

das Stiftungshandeln oder auch

Aufgabe wahr, indem sie dafür sor-

liches Stück an Ergebniskontrolle aus

für die mit der Stiftung verknüpften

gen, dass wissenschaftliche Erkennt-

der Hand zu geben.

Unternehmensinteressen – in Be-

nisse, die sonst nicht ohne Weiteres

Sehen Sie eine Tendenz, dass Förder-

tracht. Nur ein durch entsprechend

ihren Weg in die Politik fänden, an

stiftungen vermehrt privat finanzierte

starke Governance-Strukturen abge-

diese nachhaltig herangetragen wer-

Thinktanks unterstützen?

sichertes, unabhängig agieren kön-

den. Wenn Stiftungen darauf ach-

Es gibt vielfach Überlegungen, weite-

nendes Gremium kann nachhaltig

ten, dass ihre Politikberatung nicht

re Thinktanks zu gründen. Soweit ich es

Wirkung erzielen.

parteipolitisch gefärbt ist, kann sie

im Moment überblicke, sind diese Plä-

Was sollten Stiftungen bei der För-

zusätzliche Impulse in Reformbe-

ne jedoch noch nicht zu einer Institu-

derung von Thinktanks beachten?

wegungen bringen. Dies zeigt nicht

tionalisierungsreife gediehen. Insbe-

In erster Linie kommt es darauf an,

zuletzt der gemeinsam von acht

sondere die Definition des Aufgaben-

loslassen zu können. Die Unab­

Stiftungen gegründete Sachverstän-

zuschnitts, aber auch die Frage einer

hängigkeit und auch völlige Trans-

digenrat für Integration und Migrati-

angemessenen Zusammensetzung stel-

parenz mit Blick auf die Zusammen-

on, der bereits mit seinen ersten bei-

len stets aufs Neue Herausforderungen

setzung sowie die Arbeitsweise

den Jahresgutachten erhebliche Auf-

für Stiftungen dar, wenn sie auf diesem

sind entscheidende Erfolgsvoraus-

merksamkeit erzielt hat.

Gebiet erfolgreich agieren wollen.

setzungen. « « «

Was spricht für, was gegen ein stär-

Thinktanks stehen häufig im Verdacht,

keres Engagement von Förderstif-

Lobbyarbeit für bestimmte Gruppierun-

Fragen: Juliane Metzner-Kläring, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesverband Deutscher Stiftungen


StiftungsWelt 01-2012 » » » Stiftungen

41

Trends und Initiativen

Miteinander statt nebeneinander! Eine neue Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales untersucht Stiftungsengagement für Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. » » » Wenn es um Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen geht, ist primär der Staat gefordert. Stiftungen wollen ihn bei dieser Aufgabe nur ergänzen, um so zusätzliche Chancen zu eröffnen. Was fehlt, ist eine bessere Koordinierung dieses Zusatzengagements mit den staatlichen Bemühungen, damit aus dem Nebeneinander ein Miteinander wird. Dies ist das zentrale Ergebnis einer im Januar vom Bundesverband vorgestellten Studie. Vor einem Jahr ist das Bildungsund Teilhabepaket für bedürftige Kinder in Kraft getreten. Es folgte einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2010, nach dem Bildung und Teilhabe zum Existenzminimum gehören. 2,5 Millionen Kinder aus Geringverdienerfamilien haben nun einen Rechtsanspruch aufs Mitmachen: ob Klassenausflüge oder Sportverein, ob Mittagessen oder Lernförderung. Über die Umsetzung des Paketes und die Kooperation mit Stiftungen sprach die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Ursula von der Leyen anlässlich der Vorstellung der Studie „Stiftungen und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“ am 17. Januar 2012 mit mehr als 40 Stiftungsvertretern im Haus Deutscher Stiftungen in Berlin. Die Studie, die das Ministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegeben hatte, beschäftigt sich mit den Fragen: Welche Rolle haben Stiftungen in diesem Bereich? Wie

sieht die Einstellung der Stiftungen zum Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung aus? Welche Potenziale ergeben sich für die Kooperation von Staat und Stiftungen? Grundlagen waren eine Online-Umfrage, die der Bundesverband im Herbst 2011 unter mehr als 550 Stiftungen durchgeführt hatte, und 22 leitfadengestützte Experteninterviews. Was aus der Sicht von Stiftungen zum Gelingen des Pakets beiträgt » » » Gemäß der Studie wünschen sich die Stiftungen, umfassender über die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets aufgeklärt zu werden. 75 Prozent der befragten Stiftungen fühlten sich bisher nicht ausreichend von staatlicher Seite informiert. Weitere Kritikpunkte sind der bürokratische Aufwand und die mangelnde Verbindung mit bestehenden Angeboten. Immerhin jede zehnte Stiftung hat bereits Schritte in Bezug auf das Bildungs- und Teilhabepaket unternommen, z.B. Kooperationen eingeleitet oder Projekte in Gang gesetzt. Knapp drei Viertel (73,8 Prozent) der Stiftungen können sich vorstellen, ihr Engagement auf den Themengebieten Musik, Theater und Kunst im Sinne der Teilhabe benachteiligter Kinder auszuweiten. Bundesministerin von der Leyen sprach mit den geladenen Stiftungsvertreterinnen und -vertretern auch über die Möglichkeiten

der weiteren Zusammenarbeit. Die offene und produktive Diskussion mündete in einer gegenseitigen Zusage: Die Beteiligten wollen auch zukünftig das Gespräch suchen, um die Förderung junger Menschen effektiver zu gestalten. Der Dialog soll auf Initiative des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen weiter ausgebaut werden. Auf der Basis der Studienergebnisse formulierte der wisWeitere Informationen Antje Bischoff u.a.: Stiftungen und senschaftliche Beirat Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. des BundesverbanStiftungsStudie. Hg. vom Bundesverband des sechs Empfehlun- Deutscher Stiftungen. Berlin 2012. ISBN 978-3-941368-19-4. gen für eine gelungeDie Empfehlungen, die Studie und weitere ne Teilhabeförderung Informationen finden Sie unter und die Zusammenwww.stiftungen.org/teilhabestudie. Ein kostenloses Printexemplar ist bestellbar arbeit von Stiftununter verlag@stiftungen.org. gen mit staatlichen ­Akteuren. « « « Miriam Rummel | Wissenschaftliche Volontärin im Bundesverband Deutscher Stiftungen


42 StiftungsWelt 01-2012

Trends und Initiativen

Soziale Horizonterweiterungen Seit 12 Jahren ermöglicht der Stifterverbund zur Förderung sozialen Lernens nicht nur jungen Menschen prägende Erfahrungen in sozialen Einrichtungen. » » » Svenja hat in ihrem Herz Dies sind drei Beispiele von rund einen festen Platz für behinderte 1.300 überwiegend jungen MenKinder wie die neunjährige Tamara schen, denen der Stifterverbund zur reserviert. Anstatt Abrechnungen Förderung sozialen Lernens jährlich für die Kunden zu schreiben, kümin Zusammenarbeit mit der Agentur mert sie sich für eine Woche lie„mehrwert“ prägende Erfahrungen bevoll um ein schwerbehindertes in sozialen Einrichtungen ermögMädchen in der Diakonie Stetten. – licht. „mehrwert“ ist eine diakoniNoch etwas zögerlich nimmt Carlos sche Agentur, die sowohl für Schüdie Hand der alten Dame, die im ler, Auszubildende und Hochschüler Seniorenheim lebt. Mit dem Rührals auch für Führungskräfte nachlöffel versuchen sie beide, dem Ku- haltige Lernprogramme bietet und chenteig eine cremige Konsistenz dabei Profit- und Non-Profit-Unterzu verleihen. – Noch zehn Minuten, nehmen vernetzt. bis sie die Tür aufschließen darf. Wie gelingt es, dass sich junge Draußen wird die Schlange immer Menschen engagieren und Verantlänger. Melanie kann kaum glauwortung für schwächere Menschen ben, dass es in eiübernehmen? Was braucht es, danem reichen Land so mit Schüler, Azubis und Studierenetwas gibt: Menschen de teamfähig werden und zu ganzWeitere Informationen stehen im „Tafelladen“ heitlich gebildeten PersönlichkeiGabriele Bartsch, Geschäftsführerin mehrwert gGmbH für Nahrungsmittel an, ten heranreifen? Das waren die FraTelefon (0711) 12 37 57 37 die aus dem Supergen im Vorfeld der Gründung des bartsch@agentur-mehrwert.de www.stiftung-soziales-lernen.de marktregal aussortiert Stifterverbunds im Jahr 2000. Die www.agentur-mehrwert.de wurden. Antwort lag auf der Hand: Wenn sich junge Menschen für kurze Zeit in eine soziale Einrichtung integ­ rieren, können sie sich in einem neuen Umfeld bewähren und an Herausforderungen wachsen. Und damit möglichst viele Menschen solche Erfahrungen machen können, braucht es eine operativ tätige Agentur, die vermittelt, anleitet und begleitet. Auf der Basis dieser Erkenntnis beschlossen große diakonische Einrichtungen und die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Dr. Antonie Kraut Stiftung – Stiftung der Diakonie zur Förderung Sozialen

Lernens zu gründen. Wenig später kamen namhafte Unternehmen und Verbände aus Süddeutschland dazu. Heute verfügt der Stifterverbund über ein Kapital von rund 2,7 Millionen Euro und kann mit seiner Ausschüttung einen wichtigen Beitrag zur Existenzsicherung der Agentur „mehrwert“ leisten. Dem Stiftungsrat gehören Vertreterinnen und Vertreter von Diakonie, Arbeitgeberverbänden sowie des Landes BadenWürttemberg an. „Soziale Kompetenz wird in unserem beruflichen und privaten Leben immer wichtiger“, begründet der Vorsitzende des Stifterverbunds Mathias Kammüller, Geschäftsführer der TRUMPF GmbH & Co. KG, das Engagement. „Wir brauchen junge Menschen, die gut und ganzheitlich ausgebildet sind. Wir brauchen Persönlichkeiten, die wissen, wie man mit anderen richtig umgeht, und in der Lage sind, mit Veränderungen Schritt zu halten.“ Auch für die sozialen Einrichtungen hat das Mitmachen vielfache Effekte: „Als Chef der Evangelischen Heimstiftung ist es mir wichtig, dass unsere Bewohner Zuwendung erfahren“, so deren Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. „Die Projekte von „mehrwert“ motivieren junge Menschen, alten Menschen ein Stück ihrer Zeit zu schenken und sie mit ihrer Lebensfreude anzustecken.“ Weitere Förderer der Initiative sind willkommen. « « « Wolfram Keppler | Öffentlichkeitsarbeit/ CSR, mehrwert – Agentur für Soziales Lernen gGmbH, Stuttgart


StiftungsWelt 01-2012 » » » Stiftungen

43

Nachgefragt: Claudia Seidensticker-Fountis Das Motto Ihrer Stiftung lautet: „Wir machen Kinder stark!“ Wie machen Sie das? Wir stärken die Schlüsselkompetenzen und das Selbstvertrauen von Kindern aus sozial schwachen Familien, indem wir kostenlose Kunstklassen in Schulen anbieten. Außerdem steuern wir in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Düsseldorf mit einem Kunstbus Spielplätze an. Begleitet von Künstlern können Kinder ihren Ideen freien Lauf lassen. Kinder öffnen beim Malen nicht nur Farbtöpfe, sondern auch ihre Herzen. Sie entdecken so ihre Kreativität, Experimentier- und Spielfreude, lernen aber auch Integration, Toleranz und Akzeptanz. 2008 haben Sie mit jungen Menschen ein Projekt in Düsseldorf realisiert, mit dem Sie ins Guinness Buch der Rekorde gekommen sind. Wie haben Sie das geschafft? Für die Aktion „Kinder malen eine bessere Welt“ haben Kinder und Jugendliche eine 60 Meter lange Leinwand bemalt. Begleitet von Künstlern haben sie eine alte Straßenbahnstation in ein Atelier verwandelt und konnten dem Spiel mit Farben freien Lauf lassen. Es ist fantastisch, wie viele Menschen einen unterstützen, wenn man

darum bittet! Ich schrieb meinen Netzwerkpartnern bei Xing, Linked­ in und Facebook, dass ich 1.000 Leinwände brauche, und ich bekam sie. Nicht von einem einzelnen, aber von vielen, die helfen wollten. Aus dem eintägigen Event hat sich die Vision entwickelt, Kindern in allen Hauptstädten der Welt einen schwellenfreien Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Wie soll die Verbreitung gelingen? Mithilfe von Social Franchising ist der Projekttransfer von KinderKunstHäusern nach Düsseldorf, Köln, Trier, Limburg und Athen gelungen. Weitere sind in Berlin, München, Frankfurt, Peking, Shanghai, Patras und Hamburg geplant. Wir arbeiten eng mit den Institutionen vor Ort zusammen. Neben Informationsveranstaltungen und Pressearbeit setzen wir auf Mundpropaganda, persönliche Beziehungen und sehr stark auf Social Media. Sie hatten vor einigen Jahren einen schweren Unfall und lagen mehrere Monate im Koma. Wie hat der Schicksalsschlag Ihr Leben beeinflusst? Nach meiner Zeit im Krankenhaus, zwei Nahtoderlebnissen und mit einer bleibenden Behinderung bin

Stiftung Kultur für Kinder Die Stiftung Kultur für Kinder hat sich die nachhaltige Förderung des kreativen Potenzials von Kindern und Jugendlichen auf die Fahnen geschrieben. Operativer Arm der Stiftung ist der 2009 gegründete Verein KRASS e. V., dessen Projekt „Das größte Kinderatelier“ 2009 im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet wurde. Zu den rund 50 Kooperationspartnern von Stiftung und Verein zählen Bundes- und Landesministerien, Stiftungen, Schulen, karitative Einrichtungen und Unternehmen. Heute engagieren sich 50 Ehrenamtliche von Köln bis Athen für kulturelle Bildung. Ihre Philosophie: „Kinder stark machen!“

ich einfach dankbar, dass ich überlebt habe. Seitdem habe ich eine andere, positiv lösungsorientierte Art zu denken, durch die ich mich selbst gestärkt habe. Was hilft Ihnen, etwas zu bewegen? Positives Denken! Normalerweise vergessen wir es im Alltag, dankbar zu sein. Wir nehmen die positiven Dinge selbstverständlich und übersehen das, was gut und schön ist. Wenn wir uns häufig auf schöne Dinge konzentrieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir mehr davon erleben. Meine Devise: „Egal, was passiert, es wird seinen Sinn haben, und ich werde daraus etwas lernen.“ Wie finden und begeistern Sie andere – z.B. Kinder, Spender und Kooperationspartner? Die Kinder erreichen wir in den Institutionen und durch unsere Netzwerkpartner. Spender und Kooperationspartner finden oft von sich aus den Weg zu uns. Wir sind ein wahnsinnig kommunikatives Team. Da wir bundesweit in Deutschland vertreten sind, entsteht durch die Kommunikation schon der erste Schritt. Gute Kommunikation war ein Weg, der zu unseren Erfolgen führte. Wobei schöpfen Sie Kraft und Inspiration? Ich habe jederzeit ein, zwei oder drei kleine Ziele und laufe jeden Tag einen kleinen Schritt in diese Richtung. Wichtiger als die Größe der Schritte sind die Kontinuität und Stetigkeit. Es macht mich sehr glücklich, die positive Wirkung unserer Arbeit auf Kinder und Jugendliche zu sehen. Interview: BvB/Ph

Claudia SeidenstickerFountis und ihr Mann Anastassios Fountis gründeten 2010 die Stiftung Kultur für Kinder. Zu seiner Hochzeit hatte das Paar anstelle von Geschenken um Geld für eine Treuhandstiftung gebeten. Die bildende Künstlerin schaffte es 2008 ins Guinness Buch der Rekorde, als sie Kinder und Jugendliche in Düsseldorf dazu aufrief, eine 60 Meter lange Leinwand zu bemalen. Aus der eintägigen Aktion erwuchs der Wunsch, benachteiligten Kindern auf der ganzen Welt die Kunst nahezubringen. 2009 gründete sie den Verein KRASS e. V.; 2010 folgte die Stiftung Kultur für Kinder, deren Vorstandsvorsitzende sie seitdem ist. Weitere Informationen:  info@stiftungkulturfuerkinder.de www.stiftungkulturfuerkinder.de


44 StiftungsWelt 01-2012

Internationales

Vorstoß für die Europäische Stiftung Europäische Stiftungsform kann die aktive europäische Bürgergesellschaft beflügeln.

» » » Am 8. Februar 2012 legte die Europäische Kommission den Vorschlag für das Statut einer Europäischen Stiftung vor. Im Mittelpunkt des Vorschlages steht die einheitliche Rechtsform der Europäischen Stiftung. „Eine europäische Stif-

tungsform kann die aktive europäische Bürgergesellschaft beflügeln. Sie erleichtert das Wirken und Zusammenwirken über nationale Grenzen hinaus“, kommentierte der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Prof. Dr. Hans Fleisch die Initiative. Der Vorschlag zum Statut einer Europäischen Stiftung geht nun ins Europäische Parlament. Das Statut ist auf gemeinnützige Stiftungen ausgerichtet. Voraussetzung für die Erlangung der freiwilligen Rechtsform ist der Nachweis der Gemeinnützigkeit, der grenzüberschreitenden Tätigkeit und ein Stiftungskapital von mindestens 25.000 Euro. Die Europäische Stiftung kann gegründet werden durch Umwandlung einer nationalen Stiftung oder durch die Verschmelzung nationaler Stiftungen. Bisher hatten Stiftungen, die grenzüberschreitend tätig sind, dadurch mehr Kosten und erhöhten

• • • • •

Aufwand in Kauf zu nehmen. Eine Anfang 2009 veröffentlichte Machbarkeitsstudie der Europäischen Kommission hat die Kosten durch diverse gesetzliche Barrieren auf 90 bis 102 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Das European Foundation Centre (EFC) schätzt die Zahl der gemeinnützigen Stiftungen in Europa auf über 110.000. Das europäische Stiftungswesen ist insgesamt stark im Wachstum begriffen. In der Slowakei beispielsweise hat sich die Anzahl der gemeinnützigen Stiftungen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht, die Zahl der Stiftungen in Frankreich im selben Zeitraum in etwa verdoppelt. In Deutschland gibt es aktuell knapp 19.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, 817 davon wurden im vergangenen Jahr gegründet. 11 Prozent der deutschen Förderstiftungen sind auch Ko im Ausland tätig. « « «

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Ausschreibung: KOMPASS 2012

Der Kommunikationspreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

Mit dem KOMPASS zeichnet der Bundesverband Deutscher Stiftungen am 15. November 2012 zum siebten Mal Beispiele erfolgreicher Kommunikation von Stiftungen aus. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit Ihren Kommunikationsprojekten für den Preis zu bewerben. Kategorien » » » Der Preis wird in drei Kategorien verliehen: » Gesamtauftritt: Kommunikation einer Stiftung insgesamt » Projektkommunikation: Kommunikation eines Stiftungsprojekts, Kampagnen » Einzelne Kommunikationsmaßnahme: z.B. Veranstaltungen, Publikationen, Internetauftritt, Newsletter Zusätzlich würdigt der KOMPASS-Sonderpreis 2012 den besten Jahresbericht einer Stiftung. Teilnahme » » » Bewerben können sich Stiftungen » aller Rechtsformen mit Sitz in Deutschland, » mit eigenen, abgeschlossenen oder begonnenen Kommunikationsprojekten, für die bereits messbare (Zwischen-)Ergebnisse vorliegen, » für eine oder mehrere Kategorien des Preises und für den Sonderpreis. Die Ausschreibungsunterlagen und weitere Informationen zur Bewerbung finden Sie im Internet ­unter www.stiftungen.org/kompass, oder Sie können sie beim Bundesverband Deutscher ­Stiftungen anfordern. Einsendeschluss ist der 20. August 2012 (Poststempel). Alle Bewerber erhalten die Möglichkeit, kostenlos an einem Seminar zur Stiftungskommunikation teilzunehmen. Nominierung und Preisverleihung » » » Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury von Fachleuten aus dem Stiftungswesen und der Unternehmenskommunikation sowie namhaften Journalisten und Medienwissenschaftlern. Im September nominiert die Jury zunächst drei Stiftungen in jeder Kategorie. Die Preisträger werden am 15. November 2012 im Rahmen eines Festabends im Museum für Kommunikation in Berlin mit dem KOMPASS ausgezeichnet. Als Gewinn erwartet die Siegerstiftungen ein viertelseitiges Advertorial in einer Ausgabe der Stiftungs-Sonderseiten der ­Wochenzeitung DIE ZEIT. Ihre Ansprechpartnerin: » » » Juliane Metzner-Kläring, Bundesverband Deutscher Stiftungen Telefon (030) 89 79 47-82 | Fax -71, juliane.metzner-klaering@stiftungen.org, www.stiftungen.org/ kompass Herzlichen Dank an die Förderer des KOMPASS 2012:

NEXIA DEUTSCHLAND GMBH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Kooperationspartner der Preisverleihung:


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PERSONALIA ­­ DR. VERONICA CARSTENS Am 25. Januar 2012 ist Dr. Veronica Carstens im Alter von 88 Jahren friedlich im Kreise ihrer engsten Weggefährten in Bonn verstorben. Die Grande Dame der Naturheilkunde und frühere Frau des Bundespräsidenten Karl Carstens legte mit der 1981 errichteten Karl und Veronica CarstensStiftung und der Patientenorganisation „Natur und Medizin e. V.“ den Grundstein für die wissenschaftliche Aufarbeitung von Naturheilkunde und Homöopathie. Ihrem Engagement sei zu verdanken, dass die Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen im Arzneimittelgesetz verankert sind und Naturheilverfahren in der Approbationsordnung für Ärzte stehen, so die Stiftung. PROF. DR. WERNER OTTO Der Hamburger Kaufmann, Unternehmer und Stifter Prof. Dr. h. c. Werner Otto, Gründer der Versandhandelsgruppe OTTO und der Einkaufscenter-Entwicklungsgesellschaft ECE, ist am

21. Dezember 2011 im Alter von 102 Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben. 1969 hatte er die Werner Otto Stiftung errichtet. Ein wichtiges Projekt der Stiftung ist das wissenschaftliche Behandlungszentrum für Krebskrankheiten im Kindesalter an der Universitätskinderklinik in Hamburg-Eppendorf. Anlässlich seines 100. Geburtstags hatte Otto 2009 mit seiner Frau Maren zudem die Werner und Maren Otto Stiftung zur Förderung der Altenhilfe errichtet. JEDE MENGE AUSZEICHNUNGEN… Die Stifterin Gisela Bohnenkamp (Friedel & Gisela Bohnenkamp Stiftung) hat am 2. Dezember 2011 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens erhalten. Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ist im Dezember der Schauspieler Jan Josef Liefers für sein Engagement für das Kinderhospiz Sonnenhof der Björn Schulz Stiftung geehrt worden. Für seine Verdienste für die Verbraucher ist am 9. Dezember der langjährige Vorstand der Stiftung Warentest, Dr. Werner Brinkmann, anlässlich seines Abschieds mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt worden. Zum Jahresende erhielt auch die Unternehmerin und Stifterin Eva Mayr-Stihl (Eva Mayr-Stihl Stiftung) das Verdienstkreuz 1. Klasse. Das Bundesverdienstkreuz ging am 14. Dezember an Michael Jacobi, der über 14 Jahre die Bürgerstiftung Gütersloh geprägt hat und Regionalkurator der Initiative Bürgerstiftungen im Bundesverband war. An diesem Tag nahm außerdem Dr. Birgit Weihrauch von der Deutschen Hospiz- und PalliativStiftung das Ver-

dienstkreuz am Bande entgegen. Aus den Händen des Niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister empfing die Stifterin Eske Nannen (Kunsthalle Emden) das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 4. Januar 2012. Am 12. Januar ehrte Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek die Vorstandsvorsitzende der BürgerStiftung Hamburg, Johanna von Hammerstein, und ihren Vorgänger Klaus Rollin mit dem Bundesverdienstkreuz. Der langjährige Weggefährte und Kooperationspartner der Karl Kübel Stiftung, Pater Heinz Kulüke SVD, erhielt das Bundesverdienstkreuz am 17. Januar für sein Engagement für arme Menschen auf den Philippinen. Prof. Dr.-Ing. Werner J. Bauer Prof. Dr.-Ing. Werner J. Bauer (Foto), Generaldirektor der Nestlé AG, ist seit dem 15. November 2011 neuer Vorsitzender des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung. Er hat das Amt von Prof. Dr. Dieter H. Vogel übernommen, der das Aufsichts- und Kontrollorgan der Bertelsmann Stiftung mit dem Erreichen der Altersgrenze verlassen hat. Bauer gehört dem Kuratorium seit März 2003 an und ist zudem seit 20 Jahren stv. Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.


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Reinhard Elzer

REGINA KÖRNER

Zum 1. Januar 2012 hat Landesrat Reinhard Elzer (Foto) den Vorsitz des Verwaltungsrates des Kölner Gymnasialund Stiftungsfonds übernommen. Der Leiter des Dezernates „Jugend“ im Landschaftsverband Rheinland und Geschäftsführer der Rheinischen Versorgungskassen folgt auf Dr. Jürgen Baur, der den Verwaltungsrat der traditionsreichen Stiftungsverwaltung nach 30-jähriger Mitgliedschaft (darunter 18 Jahre als Vorsitzender) verlassen hat.

Zum 1. Januar 2012 hat Regina Körner (Foto) die Leitung des Bereichs Kommunikation der Bertelsmann Stiftung übernommen. Sie folgt auf Karin Schlautmann, die bereits seit Mitte Oktober 2011 die zentrale Öffentlichkeitsarbeit der Bertelsmann AG verantwortet.

PROF. PETER FRANKENBERG Minister a. D. Prof. Peter Frankenberg ist in den Aufsichtsrat der Gips-Schüle-Stiftung gewählt worden. Der ehemalige Landesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der vor seiner politischen Laufbahn selbst als Wissenschaftler tätig war, wird die Stiftung künftig bei Förderentscheidungen beraten. Neben Ministerpräsident a. D. Dr. Erwin Teufel ist Frankenberg der zweite ehemalige Spitzenpolitiker im Aufsichtsrat der GipsSchüle-Stiftung.

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Der promovierte Jurist leitete bereits seit Mai 2010 kommissarisch die Verwaltung der Stiftung, für die er seit Oktober 2001 als Justiziar tätig ist. Leßmann begleitete in dieser Zeit u. a. die Fusion der Stiftung Weimarer Klassik mit den Kunstsammlungen zu Weimar und die Evaluation durch den Wissenschaftsrat. HUBERTUS PRIMUS

Joachim Król Der Schauspieler Joachim Król ist seit dem 16. Januar 2012 neues Mitglied im Kuratorium der Bundesliga-Stiftung. Der Frankfurter Tatort-Kommissar schaffte seinen Durchbruch 1993 in Detlev Bucks „Wir können auch anders“. Mit der Komödie „Der bewegte Mann“ wurde er zum Star. Sein Fußballer-Herz schlage nach Angaben der Stiftung vor allem für Borussia Dortmund: Wann immer es seine Zeit zulasse, sei Król bei Spielen des BVB im Stadion anzutreffen. Dr. Thomas LeSSmann Die Klassik Stiftung Weimar hat Dr. Thomas Leßmann im Dezember 2011 zum neuen Verwaltungsdirektor und Vizepräsidenten berufen.

Als neuer Vorstand der Stiftung Warentest hat Hubertus Primus (Foto) am 2. Januar 2012 seine Tätigkeit aufgenommen. Der in Hessen geborene Jurist und Journalist arbeitet bereits seit 1990 bei der Stiftung Warentest, u. a. als Chefredakteur der Zeit­schrift „Finanztest“ und des Schwesterblatts „test“ sowie als Leiter des Bereichs Publikationen. Er folgt auf Dr. Werner Brinkmann, der nach fast 20 Jahren als Vorstand in den Ruhestand gegangen ist. Jean-Dominique Risch Jean-Dominique Risch, Stifter und ehrenamtlicher Stiftungsvorsitzende der „Stiftung Zukunft schenken! Jean-Dominique Risch“, ist am 12. Dezember 2011 vom hessischen Sozialminister Stefan Grüttner mit

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der Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement 2011“ gewürdigt worden. Risch stelle sich mit seinem persönlichen Einsatz selbstlos in den Dienst für benachteiligte Kinder und sei ein hervorragender Netzwerker, dem es gelinge, Menschen für das Thema „Kinderarmut“ zu gewinnen, so das Hessische Sozialministerium. DR. AMBROS SCHINDLER Dr. Ambros Schindler (Foto oben), langjähriger Leiter und Geschäftsführer des Deutschen Stiftungszentrums (DSZ), ist zum 31. Dezember 2011 in den Ruhestand gewechselt. Die Verantwortung für die Leitung und Geschäftsführung des DSZ ist mit Jahresbeginn auf Erich Steinsdörfer (Foto unten) übergegangen. Mitgeschäftsführer und stv. Leiter ist Peter Anders. Als weitere Mitglieder der Geschäftsleitung wurden Dr. Markus Heuel und Dr. Stefan Stolte berufen. Im Zuge seines Ausscheidens aus dem DSZ hat

Ambros Schindler auch seine Funktionen beim Fachmagazin Stiftung&Sponsoring niedergelegt. Barbara Meyn folgt ihm als Geschäftsführerin und Sprecherin der Geschäftsführung nach; im DSZ leitet sie den Bereich Steuern, Recht, Controlling. Die Redaktion wird seitens des DSZ durch Nicole Germeroth unterstützt, im DSZ Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Prof. Dr. Markus Schwaiger UND Dr. Michael Mihatsch In den Stiftungsrat der Wilhelm Sander-Stiftung sind zum 25. November 2011 zwei neue Mitglieder berufen worden: Prof. Dr. Markus Schwaiger (Foto oben), Direktor der Nuklearmedizinischen Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München, besetzt die satzungsgemäß vorgesehene Stelle des Vertreters eines medizinischen Fachbereichs einer bayerischen Universität. Neu im Stiftungsrat ist zudem Ministerialdirigent Dr. Michael Mihatsch (Foto unten), der im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft Forschung und Kunst die Abteilung für Forschung, Planung und Internationales leitet. Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert

medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. VOLKSWAGENSTIFTUNG Beim turnusgemäßen Wechsel sind zum 1. März 2012 sieben Mitglieder aus dem 14-köpfigen Gremium der VolkswagenStiftung ausgeschieden. Für eine zweite Amtszeit wiederberufen wurde Bildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan, die zugleich stv. Vorsitzende des Kuratoriums ist. Von der Niedersächsischen Landesregierung neu berufen wurden Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Salzgitter AG; Prof. Dr. Stefan Treue, Deutsches Primatenzentrum in Göttingen sowie Prof. Dr. Johanna Wanka, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur. Von der Bundesregierung neu berufen wurden Prof. Dr. Thomas Carell und Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D. (beide Ludwig-Maximilians-Universität München), Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Universität Konstanz, und Prof. Dr. Beate Söntgen, Leuphana Universität Lüneburg.

NEUERRICHTUNGEN Brinkhege-Stiftung Mit dem Verkaufserlös seines Hotels errichtete der Bremer Hotelier Anton Brinkhege am 15. Dezember 2011 die Brinkhege-Stiftung. Zweck der Stiftung, die über ein Gründungsvermögen von 500.000 Euro verfügt, ist die Jugend- und Altenhilfe und die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit. Die


MIKROFINANZFONDS

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RENDITE MIT GUTEM GEWISSEN Mit Ihrer Anlage in den ersten Mikrofinanzfonds nach deutschem Recht ermöglichen Sie die Vergabe von Mikrokrediten an wirtschaftlich aktive Menschen in Entwicklungsländern, die sich hiermit eine wirtschaftliche Selbstständigkeit erarbeiten. Sie erhalten damit eine doppelte Rendite, da Sie – neben den sozialen Zwecken – auch an der Wertentwicklung des Fonds teilnehmen. Mit dieser Anlage ermöglichen auch Sie Hilfe zur Selbsthilfe. Wir beraten Sie gerne.

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Erträge kommen dabei in erster Linie dem 2001 gegründeten Verein Lebenschance e. V. zugute. In diesem Verein engagieren sich rund 35 Bremer Bürgerinnen und Bürger für Projekte in Togo.

Kahlschläge, Monokulturen und Pestizide. Modellhaft sollen strukturreiche, gemischte und widerstandsfähige Dauerwälder entwickelt werden.

mögen von 20 Millionen Euro. Die Stiftung wird als Dienstleister für bestehende private Initiativen und Organisationen wirken, u. a. als Anlaufstelle bei der Gründung von Bürgerstiftungen.

Kinderschutzstiftung Bremen Bürgerstiftung Kronprinzenkoog Die kleine Gemeinde Kronprinzen­ koog (knapp 900 Einwohner) im Kreis Dithmarschen hat seit 2011 eine Bürgerstiftung: Am 12. Dezember 2011 hat die Landesstiftungsaufsicht die Bürgerstiftung Kronprinzen­koog mit einem Grundstockkapital von nur 11.300 Euro als rechtsfähig anerkannt. Der Bürgermeister von Kronprinzenkoog, Thomas Masekowitz, konnte als Initiator insgesamt 46 Gründungsstifter für die Idee begeistern. Die Stiftung will sich der Jugend- und Altenhilfe, dem Sport, bedürftigen Personen und dem Feuerschutz widmen und will das bürgerschaftliche Engagement in der Gemeinde fördern. Dauerwaldstiftung in Pommern In Mecklenburg-Vorpommern ist am 20. Dezember 2011 mit der Dauerwaldstiftung in Pommern die erste private deutsche Dauerwald­ stiftung als rechtsfähig anerkannt worden. Der Forstwirt und NABUWaldsprecher Eckhard Wenzlaff hat ihr aus seinem Besitz Wald mit einer Fläche von insgesamt 15 Fußballfeldern übertragen und das Grundstockvermögen gestiftet. Die Stiftung mit Sitz in Buddenhagen/ Wolgast soll die vor fast 100 Jahren entstandene Idee des Dauerwaldes verbreiten. Diese Form der Waldwirtschaft verzichtet u. a. auf

Am 6. Dezember 2011 hat der Landesverband Bremen im Deutschen Kinderschutzbund die Kinderschutzstiftung Bremen ins Leben gerufen. Den Großteil des Grundstockvermögens in Höhe von fast 80.000 Euro haben der Fernsehmoderator Karl Dall und seine Schwester Elisabeth Voss beigesteuert: Aus ihrem Gewinn in der ZDF-Sendung „Rette die Million“ flossen 70.000 Euro in die neue Stiftung, die sich der Kinder- und Jugendhilfe und der Volks- und Berufsbildung verschrieben hat. Sie soll die Arbeit des Kinderschutzbundes für Bremer Kinder und Jugendliche absichern und ausbauen. Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ Mit der am 21. November 2011 errichteten Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ will die hessische Regierung das bürgerschaftliche Engagement fördern.

Das Gründungsvermögen von 3,7 Millionen Euro soll noch in diesem Jahr um 5 Millionen Euro aufgestockt werden. Ziel ist ein Ver-

PATRIP-Stiftung Die KfW Entwicklungsbank und das Auswärtige Amt haben am 14. Dezember 2011 die Gründung der gemeinsamen PATRIP-Stiftung bekannt gegeben. PATRIP steht für das „Pakistan-Afghanistan-Tadschikistan Regional Integration Programme“. Die Stiftung wird die Mittel verschiedener Geber bündeln und übergreifende Infrastrukturprojekte in den Grenzregionen zwischen Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan finanzieren, darunter Brücken, Märkte und Gesundheitsstationen für 1,5 Millionen Menschen. Das Auswärtige Amt stellt neben dem Stiftungsvermögen in Höhe von 1,5 Millionen Euro weitere Mittel in Höhe von 12,5 Millionen Euro für Projekte bereit. Stiftung Pauliner Marsch Die Pauliner Marsch ist ein Überschwemmungsgebiet am Rande der Weser, das nicht nur als Naherholungsgebiet bekannt ist. Fußballfans ist vor allem das Weserstadion des SV Werder Bremen ein Begriff, das inmitten der Pauliner Marsch liegt. Wenn über 40.000 Fans auf Erholung suchende Spaziergänger treffen und außerdem noch zwölf Sportvereine ihre Arbeit organisieren, bleiben Konflikte nicht aus. Um die Interessen in der Pauliner Marsch auszubalancieren, hat der SV Werder Bremen 100.000 Euro für die Stiftung Pauliner Marsch


Fossiles

Denken

schadet noch mehr als fossile

Brennstoffe. Vor über 20 Jahren hat die Bank Sarasin mit der Einführung der Nachhaltigkeitsanalyse Pionierarbeit geleistet und in der Folge ganze Industriezweige zu nachhaltigerer Produktion angeregt. Die Welt verändert sich vielleicht nicht von heute auf morgen. Aber aus Erfahrung wissen wir, dass gezielte Investitionen neue Denk- und Produktionsprozesse auslösen und zu Innovationen führen, die sich auszahlen werden. Für alle. Tel. 069 71 44 97 350, www.sarasin.de

Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841.


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bereitgestellt. Zweck der am 16. Dezember 2011 anerkannten Stiftung ist die Förderung von

tigkeit gleichermaßen verwirklicht. Stefan Voelkel, Geschäftsführer in der dritten Generation und Stif-

Sport, Bildung, Landschaftspflege und Naherholung in der Pauliner Marsch.

tungsvorstand, und seine Schwester Christiane haben ihre Firmenanteile in die Stiftung überführt. Die vierte Generation – die Söhne Boris (27), Jacob (25), David (23) und Jurek (21) – bildet das Kuratorium der Voelkel-Stiftung.

Stiftung „Zukunft des Kohlenstoffmarktes“ Das Bundesumweltministerium (BMU) stellt im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative 10 Millionen Euro für die Gründung der Stiftung „Zukunft des Kohlenstoffmarktes“ durch die KfW-Bank zur Verfügung. Die Stiftung gewährt Anschubfinanzierung für Klimaschutzinvestitionen in Entwicklungsländern, wie das BMU Ende Januar 2012 mitteilte.

PREISVERLEIHUNGEN

Die Joachim Siebeneicher-Stiftung würdigte Dr. Dierk Thomas am 5. Dezember 2011 mit einem Forschungspreis in Höhe von 50.000 Euro. Der Kardiologe der Uniklinik Heidelberg erhielt den Preis für herausragende For-

schungsarbeiten zu Herzrhythmusstörungen, insbesondere Arbeiten zur Gentherapie gegen Vorhofflimmern. Rudolf-Alexander-Schröderstiftung

Roman, Marga und Mareille Sobek-Stiftung Der Neurologe Prof. Dr. Ralf Gold von der Uniklinik Bochum hat am 9. Dezember 2011 den Sobek-For-

Voelkel-Stiftung Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums hat das Familienunternehmen Voelkel GmbH aus Höhbeck-Pevestorf im Jahr 2011 die Voelkel-Stiftung ins Leben gerufen. Die BioMosterei im Nordosten von Niedersachsen hat rund 150 Mitarbeiter und ist vor allem für ihre Naturkostsäfte bekannt. Getreu dem unternehmerischen Leitgedanken „Verantwortung für Mensch und Natur“ soll die Stiftung eine Wirtschaftsweise und Unternehmensführung fördern, die ökologische, ökonomische und soziale Nachhal-

Joachim Siebeneicher-Stiftung

schungspreis der Roman, Marga und Mareille Sobek-Stiftung aus Renningen erhalten. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis ist die europaweit höchstdotierte Auszeichnung für richtungsweisende Arbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose (MS).

Der Bremer Literaturpreis 2012 der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung ist am 26. Januar an Marlene Streeruwitz gegangen. Die österreichische Autorin hat den Preis für ihren Thriller „Die Schmerzmacherin“ erhalten, der den Leser laut Jury mit in die Bedrohung einer überkontrollierten Welt nimmt und dabei „alle Gesetze des Thrillers verletzt: nichts wird gut, nichts wird aufgeklärt“. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis ist einer der ältesten und bedeutendsten deutschsprachigen Literaturpreise. Er wurde erstmals 1954 vergeben.


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SCHADER-Stiftung

Paul Ehrlich-Stiftung

Der Rechtswissenschaftler und ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof, erhält am 10. Mai den Schader-Preis 2012 in Höhe von 15.000 Euro. Mit seinen Forschungen und Arbeiten zu Fragen des öffentlichen Rechts, des Staats-, Verfassungs- und Steuerrechts habe Kirchhof nach Angaben der Schader-Stiftung immer wieder Fragen sozialer Freiheit und Gerechtigkeit im modernen Staatswesen angesprochen. Mit konkreten Empfehlungen habe er zudem wesentliche Beiträge zur Entwicklung der pluralen Gesellschaft und des modernen Wohlfahrtstaates geleistet.

Der Biochemiker Prof. Dr. Peter Walter (University of California in San Francisco, USA) hat am 14. März 2012 den mit 100.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darm­ staedter-Preis für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zellbiologie erhalten. Der mit 60.000 Euro dotierte Nachwuchspreis ging an die Bremer Pharmazeutin Prof. Dr. Kathrin Mädler für ihre innovative Diabetes-Forschung. Die Paul Ehrlich-Stiftung, eine rechtlich unselbstständige Stiftung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, übergibt den Preis traditionell an Paul Ehrlichs Geburtstag in der Frankfurter Paulskirche.

Hector-Stiftung II

DEUTSCHE STIFTUNG WELTBEVÖLKERUNG

Prof. Axel Meyer, Ph.D., ist am 6. Februar 2012 mit dem Hector Wissenschaftspreis in Höhe von 150.000 Euro ausgezeichnet worden. Der Konstanzer Professor für Zoologie und Evolutionsbiologie erhielt die Auszeichnung für seine Pionierarbeit in der Verwendung genetischer Daten in der Evolutionsbiologie, so die Hector-Stiftung II.

JUBILÄEN

20 Jahre „Aufklärung schafft Zukunft“: Am 12. Dezember 1991 gründeten die Unternehmer Dirk Roßmann (2. von links), Inhaber

der Rossmann-Drogeriekette, und Erhard Schreiber (rechts) in Hannover die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. Die Stiftungsgründer sind bis heute im Vorstand aktiv.

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Ihre damalige Motivation, den Zugang zu Sexualaufklärung und freiwilliger Familienplanung für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt zu ermöglichen, leitet die Arbeit der Stiftung bis heute. Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes, hatte die Stiftung seit der Gründung bis 2003 als Geschäftsführer aufgebaut und geleitet.

MOSAIK Deutsche Zustände: Langzeitstudie zu Vorurteilen Entsicherung, Richtungslosigkeit und Instabilität sind zur neuen Normalität geworden, die Nervosität scheint Deutsche Zustände über alle Folge 10 sozialen Herausgegeben von Wilhelm Heitmeyer Gruppen edition suhrkamp hinweg zu SV steigen, so der vorerst letzte Report „Deutsche Zustände“. Zehn Jahren lang hat das weltweit größte Vorurteilsprojekt die Ausmaße, Entwicklungen und Ursachen von Vorurteilen untersucht. Die Entwicklungen im „entsicherten Jahrzehnt“ seien in allen zentralen Lebenssphären erfahrbar. Ein Stiftungskonsortium unter Federführung der VolkswagenStiftung mit Beteiligung der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Freudenberg Stiftung hat die Studie gefördert.

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Klimaschutz: Konstruktives Engagement von Stiftungen Während Kanada mit dem Ausstieg aus dem Kyoto-Protokoll Schlagzeilen machte, beschäftigen sich die Stiftungen hierzulande konstruktiv mit dem Klimaschutz. So haben die Stiftung Mercator und das Pots-

dam-Institut für Klimafolgenforschung die Gründung des „Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change“ verkündet, das in den kommenden acht Jahren 17 Millionen Euro

Ihre News in den Medien des Bundesverbandes Hier sollte Ihre Neuigkeit stehen? Bitte senden Sie uns Pressemitteilungen Ihrer Stiftung gern an die Sammeladresse r­ edakteure@stiftungen.org. Über diesen Newspool erreichen Sie gleichzeitig alle Medien des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen – vom Magazin

erhält. Unter www.klimafakten.de räumt die European Climate Foundation nun mit Mythen rund um den Klimawandel auf. Die HeinrichBöll-Stiftung stellt unter www. deutscheklimafinanzierung.de den deutschen Beitrag zur Klimafinanzierung auf den Prüfstand. Außerdem hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg mit der ­ Renaturierung des Quellmoores Beesenberg eines der größten Moor­projekte in Brandenburg gestartet. Die Michael Succow Stiftung und der NABU kündigten zu Jahresbeginn an, in den kommenden vier Jahren ein Biosphärenreservat am größten See Äthiopiens aufzubauen.

Bundeshauptstadt zu haben. Zudem bietet der neue Standort bessere Möglichkeiten, sich in das Stiftungsnetzwerk einzubringen“, kommentiert Dr. Lutz Spandau, Vorstand der Allianz Umweltstiftung, den Umzug.

Jürgen Wessel Stiftung

Hansemuseum

Mit 500.000 Euro ermöglicht die Jürgen Wessel Stiftung eine fünfjährige Stiftungsprofessur für Elektrotechnik an der Universität zu Lübeck. Am künftigen Institut für Elektrotechnik werden u. a. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uni Lübeck, der Fachhoch­ schule Lübeck, des Fraunhofer-­ Instituts für Marine Biotechnologie und des Leibniz-Instituts Borstel zusammenarbeiten. Die Stiftung geht zurück auf Jürgen Wessel, den verstorbenen Verleger und Herausgeber der Lübecker Nachrichten.

Mit 17,6 Millionen Euro ermöglicht die Possehl-Stiftung das Europäische Hansemuseum Lübeck: Am 10. Januar 2012 fiel der Startschuss für das 27 Millionen Euro teure Jahrhundertprojekt. Das Muse-

StiftungsWelt über den Newsletter StiftungsNews bis hin zur Internetseite, Facebook und Twitter. Übrigens: News, Termine und Jobs können alle deutschen Stiftungen kostenlos selbstständig auf stiftungen. org, unserem Portal für Stiftungen und das Stiftungswesen, veröffentlichen. Infos: www.stiftungen.org/ stiftungen-online

ALLIANZ KULTURSTIFTUNG UND ALLIANZ UMWELTSTIFTUNG Seit vielen Jahren mit Förderprojekten in Berlin vertreten, haben die Allianz Umweltstiftung und die Allianz Kulturstiftung im Januar 2012 ihren Sitz von München nach Berlin verlegt. Neues Zuhause der Stiftungen ist das Allianz Forum am

Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor. „Für eine deutschlandweit tätige Stiftung ist es naheliegend, den Sitz in der

um soll einem breiten Publikum die Geschichte der einstigen Handelsmacht Hanse auf hohem wissenschaftlichen Niveau näherbringen. Die Ausstellungsfläche des Neubaus und des in unmittelbarer Nähe gelegenen Burgklosters zu Lübeck wird mehr als 4.000 m² betragen. Die Eröffnung ist für den Herbst 2013 geplant.


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World Giving Index Die britische Stiftung Charities Aid Foundation hat Ende Dezember 2012 den World Giving Index 2011 veröffentlicht. Dieser Index wurde

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zum zweiten Mal berechnet und vergleicht wohltätiges Verhalten in 153 Ländern. Er misst wohltätiges Verhalten anhand von drei Indikatoren: Geld spenden, Zeit spenden und einem Fremden helfen. Ergeb-

nis: Die USA ist weltweit auf Platz eins, gefolgt von Irland und Australien. Deutschland kommt nur auf Rang 26. Die Publikation ist kostenlos unter www.cafonline.org abPh zurufen.

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TAGUNGSRÄUME IN BERLIN-MITTE Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vermietet im Haus Deutscher Stiftungen ansprechende Räume für Besprechungen, Tagungen, Präsentationen und Empfänge. Im Herzen von Berlin bieten wir Platz für bis zu 70 Personen, hervorragende Verkehrsanbindung, einen umfassenden freundlichen Service und kompetente Partner für das Catering. Kontakt: Elke Krüger Telefon (030) 89 79 47-79 elke.krueger@stiftungen.org

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Interna

aus dem bundesverband deutscher stiftungen und mitgliedernetzwerk

Termine und Veranstaltungen

Auf nach Erfurt! Unter dem Motto „Mit langem Atem – Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen“ lädt der Bundesverband vom 20. bis 22. Juni 2012 zum Deutschen StiftungsTag in die Landeshauptstadt Thüringens. » » » Die wegweisende Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro jährt sich in diesem Jahr zum Weitere Informationen und Anmeldung 20. Mal. Zeitgleich zur Heike Richter Folgekonferenz Rio Telefon (030) 89 79 47-53 heike.richter@stiftungen.org +20 findet vom 20. bis www.stiftungen.org/stiftungstag 22. Juni 2012 der Deutsche StiftungsTag in Erfurt statt. Obgleich manche den Begriff der Nachhaltigkeit inzwischen stark strapaziert sehen, möchten wir ihn als Anspruch an uns selbst mit dem Deutschen

StiftungsTag bewusst hervorheben und in seiner ethischen Bedeutung für das Stiftungswesen akzentuieren. 200 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung der Großsiedlung Erfurt wurden in Deutschland vor rund eintausend Jahren einige der Stiftungen gegründet, die noch heute bestehen. Auch in Erfurt zeigt sich, dass Kommunen und Stiftungen die ältesten den Bürgern dienenden Institutionen in Deutschland sind, die Dauer und Verlässlichkeit bieten.

Stiftungen sind geborene Nachhaltigkeitsakteure: Sie können mit einem langen Zeithorizont arbeiten, auf ihrem Weg unterschiedliche Ansätze erproben und neue Denkanstöße vermitteln. Auf diese Weise sind sie besonders geeignet, den Herausforderungen Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Bildungsgefälle zu begegnen. Das Programm des Kongresses greift die vielfältigen Aspekte nachhaltigen Stiftungshandelns auf, damit die Teilnehmerinnen und Teilneh-


StiftungsWelt 01-2012 » » » Interna

mer eine Fülle von Anregungen mit nach Hause nehmen. Änderungen im gewohnten Programmablauf » » » War die Festveranstaltung bisher der Schlussakkord des Deutschen StiftungsTages, wird die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen in diesem Jahr schon am Mittwoch, 20. Juni, in der feierlichen Eröffnungsveranstaltung verliehen. Der Bundespräsident hat vor einem guten Jahr sein Kommen zugesagt und den Termin in seinem Amts­ kalender reserviert. Die Laudatio hält voraussichtlich die Stifterin und Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen. Den traditionellen „Dialog der Stiftungen“ am Donnerstag, das festliche Abendessen des Deutschen StiftungsTages, haben wir diesmal ins Freie verlegt: Mit einem Stiftungsfest auf dem Wenigermarkt haben die Teilnehmer Gelegenheit, die schöne Jahreszeit und die herrliche Erfurter Altstadt zu genießen.

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Themenschwerpunkte » » » Ausgehend vom Motto des Deutschen StiftungsTages 2012 spiegelt das Programm die Dimensionen der Nachhaltigkeit im Sinne des RioFolgeprozesses wider. Hierzu sind die über 70 Einzelveranstaltungen vier Themenschwerpunkten zugeordnet: » Umwelt, Gesundheit, Forschung und Technik » Bildung, Kunst und Kultur » Stiftungshandeln, Stiftungsmanagement, Stiftungsethik » Sozialer Zusammenhalt, bürgerschaftliches Engagement und internationale Verantwortung. In der Messehalle werden an den Vormittagen des 20. und 21. Juni 2012 vier Themeninseln zu den vier Dimensionen der Nachhaltigkeit gestaltet. Für die Themeninseln haben wir ein lebendiges Programm mit abwechslungsreichen Impulsbeiträgen entwickelt. Eine attraktive räumliche Gestaltung setzt das Thema auch sinnlich-fantasievoll um. So erhalten die Kongressteilnehmer in einem Rundgang durch die Messehalle konkrete Anregungen und vielfältige Einblicke in das Thema. Rendezvous in der Mitte Deutschlands » » » Mit Erfurt erwartet die Stiftungsfamilie eine Stadt voll Geschichte: Der Dom ist seit mehr als eintausend Jahren ein Stein gewordenes Symbol der Beständigkeit; die mehr als 500 Jahre alte Krämerbrücke, mit ihrer Bebauung einzigartig in Deutschland, ist ein Herzstück der Altstadt; hier hat im Erfurter Haus der Stiftungen die Stiftung Krämerbrücke ihren Sitz; ein lebendiges Denkmal ist auch das Augustinerkloster, einst Ausgangspunkt Martin Luthers und heute Ort

der jungen Internationalen Martin Luther Stiftung. Nach Dresden 2006 wird dies der zweite Deutsche StiftungsTag in einem der östlichen Bundesländer sein. Erfurt ist eine relativ kleine Landeshauptstadt. Die vielen Veranstaltungsstätten ermöglichen es, die Schönheit dieser sommerlich-lebendigen Stadt zu erfahren und die Herzlichkeit der Thüringer kennenzulernen. « « « Fa/Gi

Klimaschutz konkret Die deutschen Stiftungen und ihr Bundesverband sorgen gemeinsam für einen klimafreundlichen Deutschen StiftungsTag: Der Bundesverband bemüht sich um Vermeidung von klimaschädlichen Gasen bei der Organisation vor Ort, z.B. durch regionale Catering-Produkte. Die Anreise der Teilnehmer verursacht erfahrungsgemäß rund 80 Prozent des gesamten CO2Ausstoßes einer Veranstaltung. Durch eine klimaneutrale Anreise mit dem besonderen Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn kann jeder maßgeblich dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Neu: In Erfurt sind Busse und Straßenbahnen für Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos. Zusätzlich verwendet der Bundesverband von jedem Teilnehmerbeitrag 2,50 Euro für zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen in Thüringen. Geplant ist die Neuanpflanzung von Bäumen, die zwar keine vollständige Mengenkompensation schaffen, jedoch ein bleibendes Zeichen setzen.


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Termine und Veranstaltungen

Engagement verdient Lorbeeren Deutscher Engagementpreis 2011: Rückblick auf die Verleihung in Berlin

† Preisträger Heinz Frey mit Laudatorin Sarah Wiener und Prof. Dr. Hans Fleisch

» » » Als es am Nachmittag des 2. Dezember 2011 langsam dunkel wurde, gingen im Allianz Forum am Pariser Platz die Lichter an. Im Rampenlicht standen sechs Personen und Organisationen, deren herausragendes Engagement vom Bündnis für Gemeinnützigkeit im Beisein von 400 Gästen ausgezeichnet werden sollte: die Gewinner des Deutschen Engagementpreises 2011. Mit einem schwungvollen Auftakt stimmte die Berliner Band 17 Hippies die Zuschauer auf die Preisverleihung ein, die Moderator Stefan Rupp im Gespräch mit Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder und Dietmar Meister, dem Vorstandsvorsitzenden der Generali Deutschland Holding AG, eröffnete. Schröder und Meister waren sich einig: Engagement verdient Anerkennung und sollte öffentlich gewürdigt werden. Dass es kompliziert und gleichzeitig interessant ist, mit vielen Bällen zu jonglieren, zeigte der Artist Felix Koch und bereitete damit die Laudatio auf den Preisträger der Kategorie Politik & Verwaltung vor. Die Stadt Augsburg wurde von

Deutscher Engagementpreis 2012: Nominieren Sie jetzt! Bis zum 31. Mai können Sie engagierte Personen, Organisationen, Unternehmen und Stiftungen für den Deutschen Engagementpreis 2012 nominieren. Weitere Informationen www.deutscher-engagementpreis.de

Laudator Prof. Dr. Stephan Jansen, Präsident der Zeppelin Universität, dafür geehrt, dass sie im Bündnis für Augsburg Menschen und Organisationen verschiedenster Herkunft und Interessenlagen zusammenbringt und deren Engagement für die Stadt fördert. In der Kategorie Dritter Sektor gewann die „Initiative Arbeit durch Management/Patenmodell“ des Diakonischen Werkes. Oberkirchenrat Johannes Stockmeier würdigte in seiner Laudatio den herausragenden Erfolg der Initiative, arbeitslose Menschen mit und ohne Behinderung mithilfe eines

professionell ausgebildeten Paten bei der (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. „Das ist der Mann, auf den hab ich gewartet …“, sang danach die Künstlerin Daniela Ziegler: Gewartet haben sie und Laudatorin Sarah Wiener auf Heinz Frey, den Preisträger der Kategorie Einzelperson. Die Starköchin und Stifterin Sarah Wiener ehrte Heinz Frey für sein Engagement in dem von ihm gegründeten DORV-Zentrum („Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung“). Im ländlichen Barmen betreiben die Dorfbewohner selbst einen Laden für den täglichen


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Bedarf, um die Nahversorgung in ihrem unmittelbaren Lebensraum zu erhalten. Die Idee findet bereits zahlreiche Nachahmer. Der Komiker und Varieté-Künstler Gregor Mönter bereitete die Zuschauer humorvoll auf die Schwerpunktkategorie 2011 vor: das Engagement von Älteren. Dietmar Meister lobte die Leistungen des Bundesverbandes Seniorpartner in School e. V., der Senioren zu Schul-Mediatoren ausbildet. Diese vermitteln bei Konflikten zwischen Schülern und stehen ihnen als Partner und Vorbilder zur Seite. Mit ihrem Engagement fördern die Gewinner gleichzeitig den Kontakt zwischen den Generationen. Integration und ein positives Miteinander zu fördern, ist das Ziel des Türkischen Forums bei Bosch. Die Mitarbeiterinitiative in der Robert Bosch GmbH engagiert sich für den kulturellen Austausch zwischen Kollegen verschiedenster Herkunft und siegte dafür in der Kategorie Wirtschaft. Laudatorin Bilkay Öney, Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg, würdigte die Preisträger für ihren innovativen Einsatz. Unter dem Motiv „Heimat und Fremdheit“

stand auch die Tanzperformance aus dem Stück „Berlin Elsewhere“ von Constanza Macras / DorkyPark, die dem Preisträger gewidmet war. Zum krönenden Abschluss bereiteten die 17 Hippies den Auftakt für die Laudatio von Schauspielerin Cosma Shiva Hagen. Diese ehrte ein Projekt, das in 2011 für einen besonders spannenden WahlHerbst gesorgt hatte. Die OnlinePlattform abgeordnetenwatch.de stand als einer von 20 Finalisten im Online-Voting zum Publikumspreis zur Wahl – und siegte mit mehr als 12.000 von insgesamt 45.000 abgegebenen Stimmen. Ziel der Initiative ist es, durch öffentliche Bürgerfragen an Abgeordnete die Beteiligungsmöglichkeiten und die Transparenz in der Politik zu fördern. Mit dem Preisgeld von 10.000 Euro möchten die Engagierten ihr Projekt auf kommunaler Ebene weiter ausdehnen. Auch eine Stiftung und ein Stifter waren unter den Finalisten im Online-Voting. Nicole Schrader, Referentin des Vorstands der Heinz Sielmann Stiftung, zeigte sich „sehr stolz“ darüber, bis in die letzte Runde gekommen zu sein. Für Thomas Sitte, Mitbegründer der

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Deutschen PalliativStiftung, blieb die mediale Aufmerksamkeit während des Online-Votings nicht folgenlos: Ein Bürger nominierte ihn für die Wahl zum Arzt des Jahres. „Genau das, was man sich von einer Nominierung erhoffen kann, ist eingetreten: Die gute Tat zieht weitere Kreise!“, so der erfreute Kommentar des Stifters. Der Deutsche Engagementpreis wird vom Bündnis für Gemeinnützigkeit vergeben, dem der Bundesverband Deutscher Stiftungen angehört. Förderer sind das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Generali Zukunftsfonds. Die Organisation des Projektes ist in der Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen angesiedelt. Mit der Preisverleihung, die zugleich auch offizieller Abschluss des Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit 2011 in Deutschland war, erfüllte sich für die Engagierten das Motto des Deutschen Engagementpreises: Geben gibt. Anja Södler | Referentin Deutscher Engagementpreis « « «

¢ Dr. Jutta Kleber (2. v. r.) und Herbert Schulte (r.) von der „Initiative Arbeit durch Management/Paten­ modell“ mit Bundes­ familienministerin Kristina Schröder und Laudator Oberkirchenrat Johannes Stockmeier


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Mitglieder und Kooperationspartner

Neue Mitglieder des Bundesverbandes Herzlich willkommen!

STIFTUNGEN UND STIFTUNGSVERWALTUNGEN Kultur- und Sozialstiftung der Provinzial Rheinland Versicherungen Provinzial Rheinland Versicherung Provinzialplatz 1 40591 Düsseldorf Telefon (0211) 978-24 50 | Fax -426 50 www.provinzial.com

Die Kultur- und Sozialstiftung der Provinzial Rheinland Versicherung, gegründet 2002, ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düsseldorf. Das Stiftungsvermögen beläuft sich auf 6 Millionen Euro. Die Erträge des Vermögens dienen der Förderung von Kunst und Kultur und anderer gemeinnütziger Zwecke. Es werden die Fördervereine der rheinischen Schulen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen gefördert, um die Reittherapie zu ermöglichen. Weiterhin werden soziale Projekte in Rheinland-Pfalz gefördert. Darüber hinaus hat die Stiftung den „Rheinischen Provinzial Preis – Menschen füreinander. Menschen miteinander“ ins Leben gerufen. Er wird jährlich ausgelobt und ist mit 25.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden Personen, die sich bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sowie bei der Inklusion von Menschen mit Behinderungen engagieren.

Kulturforum, Stiftung der Stadtsparkasse Lengerich Rathausplatz 5–7 49525 Lengerich Telefon (05481) 802-0 | Fax -222 mailbox@ssk-lengerich.de www.stadtsparkasse-lengerich.de

1993 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Sparkasse gegründet, engagiert sich die Stiftung der Stadtsparkasse Lengerich für die Förderung kultureller Zwecke im Gebiet der Stadt Lengerich. In jedem Jahr wird ein umfangreiches, vielfältiges Programm mit Autorenlesungen, Multivisionsshows, Kunst und Musik zu verhältnismäßig kleinen Preisen angeboten. Besonders wichtig ist dem Kulturforum, dass die Offerte eine bunte Mischung ist und damit die unterschiedlichsten Zielgruppen angesprochen werden. Kulturelle Projekte wie Lesungen oder kunsterzieherische Begleitprogramme werden den Lengericher Schulen und Kindergärten geboten. In einigen Bereichen gibt es Kooperationsveranstaltungen. Interessierte können sich kostenlos das Angebot zuschicken lassen.

Kindern für ein erfülltes und glückliches Leben zu verbessern und die Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu fördern. Innerhalb dieses Rahmens wurde bisher eine Vielzahl von Projekten in ganz unterschiedlichen Bereichen wie Sport, Freizeit, Musikerziehung, Schule, Berufsvorbereitung, Ernährung, humanitäre Hilfe finanziell unterstützt. Auch in geografischer Hinsicht ist ProFiliis grundsätzlich nicht gebunden, sieht aber ihren Wirkungsschwerpunkt regional, also im Großraum Dortmund. Insbesondere im humanitären Bereich wurden in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen jedoch auch mehrere Projekte im Ausland gefördert. Reinhard Frank-Stiftung c/o Petersen Kluth Polensky Dr. Kothes Mönckebergstraße 11 20095 Hamburg info@reinhardfrank-stiftung.org Reinhard Frank, Auschwitz-Überlebender und Philanthrop aus Cambridge in Massachusetts (USA) mit deutschen Wurzeln, gründete 2001 die in Hamburg ansässige, gemeinnützige Reinhard Frank-Stiftung. Die Stiftung folgt dem Leitbild einer Welt der internationalen Verständigung, in der junge Menschen gleichwertig an Bildungschancen teilhaben, in der Kindern und deren Familien in existenziell bedrohlichen Situationen geholfen wird und in der Forschung, Wissenschaft und Technik zum menschlichen Wohl­

ProFiliis – Stiftung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen Obernetter Straße 29 44359 Dortmund Telefon (0231) 334 56 33-8 | Fax -9 info@profiliis.de www.profiliis.de

Die ProFiliis Stiftung wurde Ende 2008 von Thomas und Cornelia Schieferstein ins Leben gerufen und hat sich als Förderstiftung die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zur Aufgabe gemacht. ProFiliis soll einen Beitrag dazu leisten, die Rahmenbedingungen von

ergehen beitragen. Die Reinhard FrankStiftung fördert in diesem Sinne Bildung und Erziehung, Wissenschaft und Forschung, Jugendhilfe sowie mildtätige Zwecke vorrangig durch Zuwendungen an gemeinnützige Organisationen. Sie ist international ausgerichtet mit Förderungsschwerpunkten in Israel, den USA und Deutschland.

Sparkasse Kraichgau-Stiftung Friedrichsplatz 2 76646 Bruchsal Telefon (07251) 77-32 07 | Fax -90 32 07 stiftung@sparkasse-kraichgau.de

Die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die Menschen in ihrer Region war für die Sparkasse Kraichgau die Triebfeder zur Gründung der Sparkasse Kraichgau-Stiftung im Jahre 2009. Die Stiftung setzt ihre Mittel ausschließlich für gemeinnützige Zwecke im Geschäftsgebiet der Sparkasse ein. Das Stiftungskapital von 750.000 Euro ermöglicht eine nachhaltige und zielgerichtete Förderung der Stiftungszwecke unabhängig von der wirtschaftlichen Situation der Sparkasse. Vorstand und Stiftungsrat legen jährlich die Projekte und Förderkriterien zur Vergabe der Mittel fest. Sparkassenstiftung für Lippstadt Spielplatzstraße 10 59555 Lippstadt Telefon (02941) 757-0 | Fax -269 info@sparkasse-lippstadt.de www.sparkasse-lippstadt.de

Die Sparkasse Lippstadt begleitet die Menschen in dieser Region seit über 169 Jahren. Seit Jahrzehnten übernimmt die Sparkasse Verantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung in ihrem Geschäftsgebiet. Mit zahlreichen Initiativen und finanziellen Zuwendungen wurden und werden auch zukünftig soziale Einrichtungen, die Kultur, die Bildungseinrichtungen und der Sport gefördert. Die Sparkassenstiftung für Lippstadt ist eine der drei Stiftungen der Sparkasse und wurde 2004 gegründet. Sie ent-


StiftungsWelt 01-2012 » » » Interna

stand aus der Zusammenlegung bereits bestehender Lippstädter Sparkassenstiftungen. Die Stiftung verfolgt gemeinnützige Zwecke, insbesondere die Förderung des Sports, des Denkmalschutzes und der Jugendhilfe in und für Lippstadt. Das Stiftungskapital beträgt rund 1,3 Millionen Euro.

Im Stiftungsvorstand sind neben der Stifterin Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Karola Pohlhausen, Rechtsanwältin, Dortmund, Prof. Dr. Felizitas Sagebiel, Sozialwissenschaftlerin, Universität Wuppertal,

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Stiftung der Kreissparkasse Reutlingen „Dienst am älteren Menschen“ Tübinger Straße 74 72762 Reutlingen Telefon (07121) 331 12-12 | Fax -09 ute.geiser@ksk-reutlingen.de www.ksk-reutlingen.de/seniorenstiftung

Sparkassenstiftung Passau Domplatz 11 94032 Passau www.landkreis-passau.de

Die Sparkassenstiftung Passau wurde 2005 von der Sparkasse Passau ins Leben gerufen, um gemeinnützige Zwecke zu fördern. Als Stiftungskapital stellte die Sparkasse 1 Million Euro zur Verfügung. Die Stiftung widmet sich der Unterstützung von Kunst und Kultur, vor allem der Musik. Im Bereich der Musik fördert sie die Zielsetzungen der Musikschulen in der Region Passau. Die Stiftung erfüllt ihre Aufgaben aus den Erträgen des Stiftungsvermögens, aus Zuwendungen und Spenden. Ihre Gremien sind der Stiftungsvorstand und ein Stiftungsrat. Die Tätigkeit erstreckt sich grundsätzlich auf die Region Passau (Stadt und Landkreis). Stiftung „Aufmüpfige Frauen“ c/o Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Mimosenweg 18 44289 Dortmund www.stiftung-aufmüpfige-frauen.de Die Stiftung „Aufmüpfige Frauen“ unterstützt mutige Frauen, die den politischen und wissenschaftlichen Mainstream kritisch betrachten, quer denken können und dem Feminismus einen guten Klang verleihen. Sie wurde 2004 formell errichtet und verleiht alle zwei Jahre einen Preis, der bisher mit 3.000 Euro ausgestattet ist. Die öffentliche Preisverleihung findet in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro der Stadt Dortmund statt. 2006 wurden Gudrun Koch und Prof. Dr. Aylâ Neusel, 2008 Dr. Slawomira Walczewska aus Krakau und 2010 Shaima Ghafury aus Afghanistan ausgezeichnet. Zivilcourage und Stärkung der Zivilgesellschaft sind die Stichworte für die Auswahl der Preisträgerinnen. Der gemeinnützige Verein Aufmüpfige Frauen e. V. sammelt steuerabzugsfähige Spenden.

Dr. Ute Zimmermann, Stabsstelle Chancengleichheit, Familie und Vielfalt, Technische Universität Dortmund, Sigrid Rahmann-Peters, Sozialpädagogin, Stadt Dortmund und Dr. Ilse Kamski, Schulforscherin und Schulentwicklungsberaterin, TU-Dortmund. Stiftung Brandenburger Tor der Landesbank Berlin Max Liebermann Haus Pariser Platz 7 10117 Berlin Telefon (030) 22 63 30-16 | Fax -14 www.stiftungbrandenburgertor.de

Im Dezember 1997 wurde die Stiftung Brandenburger Tor von der damaligen Bankgesellschaft Berlin (heute Landesbank Berlin AG) gegründet. Die Stiftung arbeitet operativ in den Bereichen Kultur, Bildung und Erziehung sowie Wissenschaft und Forschung und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Dabei initiiert und konzipiert sie ihre Förderprojekte eigenverantwortlich und begleitet diese bis hin zur prakti-

schen Umsetzung. Darüber hinaus haben sich in den vergangenen Jahren Kooperationen mit anderen Veranstaltern bei Einzelprojekten in allen Förderbereichen bewährt. Ihren Sitz hat die Stiftung im Max Liebermann Haus am Brandenburger Tor. Das Vermögen der Stiftung beläuft sich auf 30 Millionen Euro. Die Stiftungsgremien sind Kuratorium und Vorstand.

Danken, neue Ideen und Projekte fördern, Impulse geben – dies sind die Ziele der Seniorenstiftung der Kreissparkasse Reutlingen. Die Stiftung unterstützt im Rahmen der Projektförderung Vorhaben, die in vorbildlicher und Erfolg versprechender Weise zum Ziel haben, für ältere Menschen angemessene Lebensumstände zu schaffen, mit einmaligen finanziellen Zuschüssen bis zu 2.500 Euro. Außerdem möchte die Stiftung das Engagement von Frauen und Männern, die sich in vorbildlicher und bewundernswerter Weise der Fürsorge und Pflege älterer Mitmenschen im Landkreis Reutlingen widmen, mit einer finanziellen Zuwendung würdigen. Förderungen sind auf den Landkreis Reutlingen begrenzt. Stiftung der Kreissparkasse Reutlingen zur Förderung der Jugend Tübinger Straße 74 72762 Reutlingen Telefon (07121) 331 12-12 | Fax -09 ute.geiser@ksk-reutlingen.de www.ksk-reutlingen.de/jugendstiftung Die Jugendstiftung der Kreissparkasse Reutlingen fördert junge Menschen im Landkreis Reutlingen, vorrangig im Bereich der Aus- und Weiterbildung sowie der Erziehung. Die Ausschreibung erfolgt für drei Förderbereiche:

Im Bereich Projektförderung unterstützt die Stiftung neue, fantasievolle, innovative Projekte im Bereich der Jugendarbeit, der Aus- und Weiterbildung sowie der Erziehung. Im Bereich Auszeichnung von ehrenamtlichem Engagement zeichnet

die Stiftung Jugendliche aus, die sich in beispielhafter Weise gesellschaftlich engagieren, z.B. im schulischen Bereich, in Vereinen oder anderen Einrichtungen des Gemeinwesens. Im Bereich Einzelförderung schließlich werden einzelne Jugendliche unterstützt, die im Hinblick auf ihre außergewöhnliche Begabung und Bedürftigkeit besonders förderungswürdig sind. Förderungen sind auf den Landkreis Reutlingen begrenzt. Stiftung der Kreissparkasse Reutlingen zur Förderung innovativer Leistungen im Handwerk Tübinger Straße 74 72762 Reutlingen Telefon (07121) 331 13-81 | Fax -89 uwe.vohrer@ksk-reutlingen.de www.ksk-reutlingen.de/ handwerkerstiftung Jedes Jahr werden Preise im Gesamtwert von 13.500 Euro ausgeschrieben, um die Handwerksbetriebe im Landkreis Reutlingen anzuspornen, ihr Potenzial an innovativer Kraft aufzudecken. Neben den ersten drei Preisen, dotiert mit 5.000, 2.500 und 1.500 Euro, werden drei Sonderpreise in Höhe von je 1.500 Euro vergeben. Mit den Sonderpreisen sind speziell junge Handwerker, kleine Handwerksbetriebe mit bis zu zehn Beschäftigten sowie Handwerksbetriebe, die mit ihrer Einreichung hervorragende handwerkliche und kreative Fertigkeiten unter Beweis stellen, angesprochen. Die Stiftung möchte außerdem eine breite Öffentlichkeit auf den Tüftler- und Erfindungsgeist des Handwerks aufmerksam machen. Hierzu werden alle Wettbewerbsbeiträge in einer Ausstellung präsentiert.


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Stiftungen der Kreissparkasse Steinfurt Sportstiftung der Kreissparkasse Steinfurt Kulturstiftung der Kreissparkasse Steinfurt Kreissparkasse Steinfurt Bahnhofstraße 2 48565 Steinfurt www.sparkassenstiftungen.de

Als starker Partner der Region tritt die Kreissparkasse Steinfurt im nördlichen Münsterland auf. Die Flächensparkasse fördert mit zwei Stiftungen – der Sportstiftung und der Kulturstiftung – das Engagement von Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen. Dabei unterstützen beide Stiftungen sowohl herausragende Leistungen Einzelner als auch Projekte unter Beteiligung von Gruppen und Institutionen. Beide Stiftungen sind mit einem Vermögen von jeweils mehr als 510.000 Euro ausgestattet.

1989 wurde die Kulturstiftung ins Leben gerufen. Sie fördert Schaffende und Projekte in den Bereichen Bildende Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Theater und Medien sowie Heimat- und Denkmalpflege. Bisher haben 105 Projekte Zuwendungen in Höhe von insgesamt mehr als 545.000 Euro aus der Kulturstiftung erhalten. Zwei Beispiele: Die Kulturwerkstatt Altenberge konnte dank der finanziellen Unterstützung 600 Menschen im Alter von 2 bis 92 Jahren zu einem Skulpturen-Projekt einladen. Neben der kreativen Tätigkeit kam so in der Kommune ein bisher einmaliger Dialog zwischen Jung und Alt in Gang. In der Stadt Steinfurt förderte die Kulturstiftung an der archäologischen Ausgrabungsstätte einer

1.000-jährigen bäuerlichen Siedlung die Einrichtung der Museumsstation „Steintorfeldmark“. Seit 1991 verstärkt die Sportstiftung der Kreissparkasse Steinfurt das Engagement des Hauses auf dem Gebiet der Sportförderung. Seither stellte die Stiftung in 71 Projekten einzelnen Leistungsträgern, Vereinen und Organisatoren von Veranstaltungen insgesamt 436.000 Euro

zur Verfügung. Neben regional bedeutsamen Sportveranstaltungen profitieren begabte Nachwuchssportler, Trainer und Betreuer sowie Projekte des Breitensports von dem finanziellen Engagement der Sportstiftung. Auch die Strukturförderung von Sportvereinen im Bereich Fortbildung und Vereinsführung sowie Verbesserung der Angebotsstruktur ist eine Aufgabe der Sportstiftung. Bei ihrem Engagement achten die Verantwortlichen auf eine langfristige und nachhaltige Wirkung der geförderten Maßnahmen. Stiftung der Sparkasse Gladbeck zur Förderung von Kunst und Kultur Friedrich-Ebert-Straße 2 45964 Gladbeck Telefon (02043) 271-321 | Fax -266 stiftung@sparkasse-gladbeck.de www.sparkasse-gladbeck.de

Kunst und Kultur bereichern das Leben der Menschen und tragen wesentlich zur Attraktivität, Lebensqualität und sozialen Balance der Region bei. Die im Jahre 2003 gegründete Stiftung will ein Zeichen setzen und Mitverantwortung für die Gestaltung und Förderung des Gemeinwe-

sens übernehmen. Eine Vielfalt kultureller Angebote steht im Vordergrund, z.B. das Kunstprojekt „Tausendfüßler“. Hierbei haben viele Gladbeckerinnen und Gladbecker Hunderte Füße in akribischer Arbeit hergestellt und die Gemein-

schaftsplastik der Künstlerin Caroline Dumpe im Rathauspark damit bestückt. Stiftung der Sparkasse Landsberg-DieSSen Hauptplatz 1–7 86899 Landsberg am Lech Telefon (08191) 124-0 | Fax -977 service@sparkasse-landsberg.de

Ziel der 2003 gegründeten Sparkassenstiftung ist es, den Erfolg der Sparkasse über die Spendentätigkeit der Stiftung an die Bevölkerung weiterzugeben und die heimische Region zu unterstützen. Das Stiftungsvermögen konnte kontinuierlich gesteigert werden und beträgt aktuell 4 Millionen Euro. Die Stiftung verfolgt vielfältige Zwecke, z.B. die Jugend- und Altenpflege, das öffentliche Gesundheitswesen, Sport, Kunst und Kultur sowie mildtätige und kirchliche Zwecke. Um über die Stiftung das gesellschaftliche und soziale Engagement der Sparkasse noch stärker zum Ausdruck zu bringen, wurde die erfolgreiche Spendenaktion „1 € je Einwohner im Geschäftsgebiet“ ins Leben gerufen. Hierbei erhalten sämtliche Kommunen des Landkreises auf Vorschlag ihrer Bürgermeister Spenden für gemeinnützige Zwecke in Höhe der jeweiligen Einwohnerzahl. Stiftung der Stadtsparkasse Felsberg Steinweg 4 34587 Felsberg (Hessen) Telefon (05662) 500 90 info@ssk-felsberg.de

Die Stiftung der Stadtsparkasse Felsberg wurde in 1998, im 150. Jubiläumsjahr der Sparkasse, gegründet. Das Stiftungskapital beläuft sich zurzeit auf 150.000 Euro. Gefördert und unterstützt werden gemeinnützige oder mildtätige Organisationen, Vereine und Verbände im Gebiet der Stadt Felsberg. Die Stiftung engagiert sich in den Bereichen Kunst und Kultur, Heimatpflege, Feuer- und Katastrophenschutz, Jugend und Altenhilfe, Wohlfahrtspflege und Sport.

Stiftung Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge Oberfeldstraße 11 60439 Frankfurt a.M. info@stiftung-deutscher-verein.de www.stiftung-deutscher-verein.de

Die Stiftung wurde 2010 vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. und vom Verein zur Förderung der öffentlichen und privaten Fürsorge e. V. mit Sitz in Frankfurt a.M. gegründet. Der Stiftungszweck besteht in der Förderung der sozialen Arbeit, insbesondere der nicht durch andere Mittel geförderten Aufgaben des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e. V. Vor diesem Hintergrund macht die Stiftung es sich u. a. zur Aufgabe, Analysen und Anregungen für die Sozialpolitik und die soziale Arbeit zu fördern sowie die Herausgabe von entsprechenden Publikationen zu unterstützen. Stiftung für Kunst, Kultur und Denkmalpflege der Sparkasse Hattingen c/o Sparkasse Hattingen Roonstraße 1 45525 Hattingen Telefon (02324) 20 31-10 | Fax -09 Die Stiftung wurde im Jahre 1996 anlässlich des 650-jährigen Stadtjubiläums der Stadt Hattingen errichtet. Stiftungszwecke sind die Förderung von Kunst, Kultur und Denkmalpflege im Geschäftsgebiet der Sparkasse. Ein Schwerpunkt in den letzten Jahren war die künstlerische Neugestaltung der Standorte der historischen Stadttore. Im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs wurden vier Projekte von renommierten Künstlern ausgezeich-

net. Hiervon konnten zwischenzeitlich die Entwürfe der Künstler Voré (Ettlingen/ Deutschland) und Urs Dickerhof (Biel/ Schweiz) unter Federführung der Stiftung umgesetzt werden. Im mittelalterlich geprägten Stadtgrundriss von Hattingen kann der Besucher nun erneut die historischen Eingänge in die Altstadt erleben.


AACHENER SPAR- UND STIFTUNGS-FONDS Ein Immobilien-Publikumsfonds nach dem Investmentgesetz

Substanzvermögen gibt Sicherheit. Die AACHENER GRUNDVERMÖGEN ist eine

en sind ein knappes Gut. Dies führt dazu, dass

Kapitalanlagegesellschaft nach dem Investmentgesetz. Das Unternehmen wurde 1973

die Mieten hier langfristig und nachhaltig steigen. Hinzu kommt, dass die hohe Produktivität

unter Beteiligung kirchlicher Stellen gegrün-

von Einzelhandelsflächen hohe Quadratmeter-

det, um zunächst ausschließlich katholischen institutionellen Anlegern eine Alternative zum

Mieten erlaubt. Dies erleichtert maßgeblich die Bewirtschaftung und Pflege der Häuser.

eigenen Immobilienerwerb zu bieten. Seit Gründung wird eine konservative, langfristige, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagestrategie verfolgt. Dabei steht die langfristige Quali-

Die Spezialisierung auf dieses sehr schmale Marktsegment unterscheidet uns deutlich von allen anderen Investmentgesellschaften.

tät der einzelnen Immobilien im Vordergrund. In Umsetzung dieser Strategie investieren wir

Mit dem Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds wenden wir uns gleichermaßen an kirchliche

seit über 35 Jahren in der traditionellen und gewachsenen innerstädtischen 1a Einzelhandelslage an ausgewählten Standorten.

und bürgerliche Stiftungen, die wie wir eine konservative und langfristige Anlagestrategie verfolgen.

Die an den Bedürfnissen des Einzelhandels ausgerichteten Immobilien erweisen sich in ihrer Stabilität und Wertentwicklung, beispielsweise den Büroimmobilien gegenüber, als überlegen. Denn erstklassige Einzelhandelsimmobili-

Gerne stellen wir Ihnen unser Unternehmen, seine Anlagestrategie und die Möglichkeit der Anlage in dem erfolgreich gestarteten AACHENER SPAR- UND STIFTUNGS- FONDS in einem persönlichen Gespräch vor.

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AACHENER GRUNDVERMÖGEN Kapitalanlagegesellschaft mbH Oppenheimstraße 9 50668 Köln

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Stiftung Gutes tun – Stifter­ netzwerk der Sparkasse Karlsruhe Kaiserstraße 223 76133 Karlsruhe Telefon (0721) 146 15 65 gutestun@stiftung-gutes-tun.de www.stiftung-gutes-tun.de

Maßnahmen liegt im sozialen Bereich; aber auch der Sport und die Kultur werden regelmäßig unterstützt.

Juristische Personen

Wittener Sparkassen- und Bürgerstiftung Sparkasse Witten Ruhrstraße 45 58452 Witten Telefon (02302) 174-0 | Fax -78888 info@sparkasse-witten.de www.sparkasse-witten.de

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Dag-Hammarskjöld-Weg 1–5 65760 Eschborn Telefon (06196) 79-10 73 | Fax -80 10 73 frauke.neumann-silkow@giz.de www.giz.de

Freunde des Stiftungswesens Natürliche Personen Kolja Bubolz Kästorfer Straße 3 38448 Wolfsburg kolja.bubolz@kaiserlich-kiel.de Alexander Hilker Langfuhr 3a 54338 Schweich alexander.hilker@web.de Serena und Paul Lindeman Dachsstraße 1 47800 Krefeld paullindeman@aol.com

2003 gründete die Sparkasse Witten aus Anlass ihres 150-jährigen Jubiläums die gemeinnützige Wittener Sparkassen- und Bürgerstiftung. Das Stiftungskapital beläuft sich inzwischen auf über 1,3 Millionen Euro. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Initiativen und Institutionen zu unterstützen, deren Engagement den Bürgern in Witten zugutekommt. Daneben bietet sie Privatpersonen und Unternehmen an, sich ohne bürokratischen Aufwand in der Stiftung als Zustifter zu engagieren. Die Stiftung ist überwiegend fördernd tätig. Der Schwerpunkt der

Danke für die Treue! Mitgliedschafts-Jubilare in der Stiftungsfamilie

Freunde des Stiftungswesens

Die von der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen im Jahr 2009 gegründete Dachstiftung wurde mit einem Gründungskapital von 500.000 Euro ausgestattet. Damit sich Stifterinnen und Stifter mit ihren Wünschen und ihrem eigenen Stiftungszweck unter dem Dach der Stiftergemeinschaft wiederfinden, ist der Satzungszweck weit gefächert. Insgesamt stehen 13 verschiedene Förderungszwecke zur Auswahl, die unmittelbar oder mittelbar gefördert werden können. Ab 25.000 Euro ist es möglich, einen eigenen Stiftungsfonds im Stifternetzwerk zu gründen.

Mitglieder und Kooperationspartner

Carel Carlowitz Mohn Greifswalder Straße 36 10405 Berlin carel.mohn@europeanclimate.org Ulrich Pelz Initiative JUNO 13 Auf dem Grünen 13 28197 Bremen junoxx@gmx.de Klaus Wagner Am Kreuzberg 1 27308 Kirchlinteln

» » » In jeder Ausgabe der StiftungsWelt stellen wir Ihnen Stiftungen vor, die neu im Kreis der Mitglieder sind. In Zukunft möchten wir zu Beginn eines jeden Jahres auch auf Mitglieder hinweisen, die dem Bundesverband schon sehr lange verbunden sind – auf Mitgliedschaftsjubilare. Denn dass der Bundesverband Deutscher Stiftungen seit seiner Gründung 1948 kontinuierlich gewachsen ist, verdanken wir nicht nur den vielen neuen Stiftungen, die sich dem Verband im Laufe der Jahre angeschlossen haben, sondern ebenso den Stiftungen und den ihnen verbundenen Menschen, die ihrem Dachverband immer treu geblieben sind. In der Festschrift zum 50. Jubiläum des Bundesverbandes schrieb Rolf Hauer: „Die professionelle Ausrichtung des Bundesverbandes hat nichts daran geändert, daß alle, die in diesem Bundesverband zusammengeschlossen sind, immer noch eine große Familie darstellen und dies auch hoffentlich bleiben.“ Den wenigsten Ehepaaren ist es vergönnt, ihre diamantene Hochzeit zu erleben. Mit seinen 63 Jahren kommt der Bundesverband nun in ein Alter, in dem die Entscheidung so manchen Familienmitglieds, den Bund mit dem Bundesverband einzugehen, schon länger zurückliegt als bei den glücklichsten EhepaaBvB ren. Wir sagen Danke für Ihre Treue! « « «


StiftungsWelt 01-2012 » » » Interna

Gründungsmitglieder*

Adeliges Damenstift Waizenbach | Diözese Würzburg Bischöfliches Ordinariat | Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg | Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg im Breisgau | Evangelische Landeskirche in Baden | Evang.-Luth. Kirche in Bayern | Evangelische Stiftung Pflege Schönau, Heidelberg | Evangelische Wohltätigkeitsstiftung in Regensburg | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Fuggersche Stiftungen, Augsburg | Georg und Franziska Speyer’sche-Hochschulstiftung | Heiliggeistspital-Stiftung Freising | Klosterkammer Hannover | Landeshauptstadt München | Pfälzer Kath. Kirchenschaffnei Heidelberg | Stadt Amberg | Stadt Ansbach | Stadt Aschaffenburg | Stadt Augsburg | Stadt Coburg | Stadt Deggendorf | Stadt Forchheim | Stadt Hof | Stadt Memmingen, Stiftungsverwaltung/Bürgerstift | Stadt Nürnberg | Stadt Ochsenfurt | Stadt Regensburg | Stadt Schwabach | Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist, Würzburg | Stiftung Juliusspital Würzburg | Stiftung Landheim Schondorf | Stiftung Landerziehungsheim Neubeuern | Vereinigte Wohltätigkeitsstiftungen Nördlingen *Gelistet sind Institutionen, die bzw. deren Vorgängerinstitutionen bei der 1. Tagung der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Wohltätigkeits- und Kultusstiftungen vertreten waren oder zu Beginn des Jahres 1949 eingetreten sind und heute noch oder wieder Mitglied sind. Die Aktenlage zu den Gründungsmitgliedern ist nicht immer klar zu deuten, z.B. da so manche Institution seit 1948 ihren Namen geändert hat. Sollten Sie einer Institution angehören, von der Sie wissen, dass sie bzw. ihre Vorgängerinstitution zu den Gründungsmitgliedern gehörte, freuen wir uns sehr über Ihren Hinweis!

Seit über 60 bis 63 Jahren Mitglied

Baron von Stein’sche Stiftung | Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz | Schüchtermann-Schiller’sche Familienstiftung zu Dortmund | Fischer’s Wohltätigkeits-Stiftung Erding – Stiftung des öffentlichen Rechts | Vereinigte Stiftungen der Stadt Ettlingen | Geheimrat Dr. Fritz Hornschuch’sche Allgemeine Wohlfahrts-Stiftung | Cronstett- und Hynspergische Evangelische Stiftung Frankfurt a. M. | Evangelische Kirche in Deutschland | Ev.-luth. Landeskirche Hannovers | Stadt Heilbronn | Stadt Kempten (Allgäu) | Protestantische Alumneumsstiftung | Bischöfliches Ordinariat Rottenburg am Neckar | Bischöfliches Ordinariat Speyer am Rhein | Vereinigte Hospitien

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Seit 60 Jahren Mitglied

Bistum Augsburg | A.B.v. Stettensche Stiftungen | Heilig-GeistSpitalstiftung | Bischöfliches Ordinariat Eichstätt | Stiftung Hospital zum Hl. Geist | Beilstein-Institut zur Förderung der Chemischen Wissenschaften | Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst | Stiftung Landschulheim am Solling | Schulstiftung Baden-Württemberg | Römisch-Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte | Stadt Passau | Landeshauptstadt Stuttgart | Blindeninstitutsstiftung Würzburg

Seit 50 Jahren Mitglied

Stiftung Ökologie & Landbau | Carl-Zeiss-Stiftung | Stiftung Regensburger Domspatzen | Wilhelm Heinrich Riehl-Dr. Christian Frank-Gedächtnisstiftung

Seit 40 Jahren Mitglied

Katholische Waisen- und Armenkinderhaus-Stiftung | Fürst Donnersmarck-Stiftung | Stiftung Mitarbeit | Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung | Allgemeiner Almosenkasten | Stiftung Liebenau | Franz Grothe-Stiftung | Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn | Heidehof Stiftung Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Dr. Johannes Heidenhain-Stiftung GmbH

Seit 25 Jahren Mitglied

Adolf und Hildegard Isler-Stiftung | Stiftung Öffentlichkeitsarbeit für die Wissenschaft e. V. | Alois-Lauer-Stiftung | TARGOBANK Stiftung | Breuninger Stiftung GmbH Stuttgart | Peter Fuld Stiftung | Hans und Elfriede Westphal Stiftung | Schweisfurth-Stiftung | Emmy Schuster-Holzammer Stiftung | Johann Wolfgang LangguthStiftung | Diakoniewerk Ruhr | Dr. Kleeberg & Partner GmbH


66 StiftungsWelt 01-2012

Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes DIE unternehmenspartner Auf dieser Seite stellen wir Ihnen ausgewählte Unternehmenspartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vor. Unsere Unternehmenspartner gliedern sich, je nach Höhe der jährlichen Zuwendungen, in die Kategorien Premium-Partner, ProjektPartner und Dialog-Partner. Wenn Sie sich als Unternehmen ebenfalls für eine Förderpartnerschaft interessieren, bitte kommen Sie auf uns zu. Gern informieren wir Sie über die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

PREMIUM-PARTNER Allianz Pension Consult GmbH

Vermögensberatung und -verwaltung Kontakt

Dr. Klaus Dauner Marienstraße 50 | 70178 Stuttgart Telefon (0711) 663-1432 | Fax -81432 klaus.dauner@allianz.de | www.apc.allianz.de

Ihr Ansprechpartner Dr. Hermann Falk Mitglied der Geschäftsleitung Leiter Administration & Corporate Sector Telefon (030) 89 79 47-88 hermann.falk@stiftungen.org www.stiftungen.org/partner

» » » Die Allianz: zuverlässiger Partner für Ihre Stiftung. Sturmerprobt seit 1890, steht die Allianz ihren Kunden in den entscheidenden Momenten zur Seite. Dass Sie sich auf die Allianz verlassen können, ist unser Anliegen. Wir bieten Ihrer Stiftung maßgeschneiderte Lösungen für eine krisenfeste, stabile und langfristige Vermögensvorsorge. In ruhigen wie in stürmischen Zeiten stellen sich viele Fragen rund um die Vermögensanlage von Stiftungen: Was bedeutet der Grundsatz der Vermögenserhaltung? Wie wirkt die Inflation? Was sind die Rechtsfolgen von Verlusten

PREMIUM-PARTNER Deutsche Bank AG

PREMIUM-PARTNER DATEV eG

Kontakt

Kontakt

Arndt Funken Head Corporate & Philanthropical Wealth Taunusanlage 12 | 60335 Frankfurt am Main Telefon (069) 91 04 50 00 Info.stiftungen@db.com www.pwm.db.com

» » » Bereits seit über 140 Jahren begleitet die Deutsche Bank ihre Kunden in Stiftungsfragen. Im Private Wealth Management betreuen derzeit rund 36 Mitarbeiter über 1.200 Stiftungen mit einem Vermögen von rund 8 Milliarden Euro. Dabei reicht die Begleitung von der Stiftungskonzeption und Auswahl des Stiftungszwecks über die Stiftungserrichtung, Strukturierung und Verwaltung des Stiftungsvermögens bis hin zum Rechnungswesen und zur Korrespondenz mit Behörden. Mehrere unabhängige Testinstitute haben die Qualität unseres Angebots bestätigt. Die Fuchsreports Stiftungsmanagement 2009 und 2010 haben das Prädikat „uneingeschränkt empfehlenswert“ bzw. „Top-Anbieter“ verliehen und der Elitereport vergab im Spezialreport „Die Elite der Stiftungsexperten“ die goldene Pyramide. Im Rahmen des diesjährigen „Private Banking and Wealth Management Surveys“ des Fachmagazins Euromoney erhielt PWM neben der Auszeichnung als „Best Private Bank 2011“ in Deutschland u.a. auch den Titel „Bester Stiftungsmanager in Deutschland“.

Ulrich Leis Paumgartnerstraße 6–14 | 90329 Nürnberg Telefon (0800) 328 38 62 unternehmensanfragen@datev.de www.datev.de

» » » Die DATEV eG, Nürnberg, ist das Softwarehaus und der IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Mandanten. Das Leistungsspektrum umfasst vor allem die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Enterprise Resource Planning (ERP) sowie Organisation und Planung. Mit nahezu 40.000 Mitgliedern, mehr als 6.100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 730 Millionen Euro im Jahr 2011 zählt die 1966 gegründete DATEV zu den größten Informationsdienstleistern und Softwarehäusern in Europa. DATEV unterstützt Stiftungen mit einem Branchenpaket, das auf dem Standardkontenrahmen SKR 49 basiert. Mit der Kostenrechnung kann der benötigte Nachweis der Mittelherkunft und -verwendung erbracht werden sowie die Abgrenzung einzelner Treuhandvermögen und geförderter Projekte. Mit dem Spendentool können die Spender verwaltet und Spendenquittungen erzeugt werden. Sprechen Sie mit Ihrem steuerlichen Berater.

im Vermögensmanagement? Wie kann ich als Stiftungsorgan meine persönliche Verantwortung bestmöglich erfüllen und Haftungsrisiken vermeiden? Profitieren Sie von unserem Wissen und unserer Erfahrung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen haben wir das Produkt „StiftungsInvest“ entwickelt, für das Mitglieder Sonderkonditionen erhalten. Das Produkt zeichnet sich durch stetig planbare und im Vergleich mit Euro-Staatsanleihen oder Pfandbriefen attraktive Renditen aus, und zwar bei niedrigeren Wertschwankungen und höchster Ausfallsicherheit. Für weitere Informationen wenden Sie sich an die Allianz Pension Consult, eine Beratungsgesellschaft der Allianz Gruppe.

PREMIUM-PARTNER KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und allgemeine Beratung

Kontakt

Sascha Voigt de Oliveira Klingelhöferstr. 18 | 10785 Berlin Telefon (030) 20 68 -44 66 | Fax 0180 21 19 91-06 22 svoigtdeoliveira@kpmg.com | www.kpmg.de

» » » KPMG ist ein weltweites Netzwerk rechtlich selbstständiger, nationaler Firmen mit 138.000 Mitarbeitern in 150 Ländern. Auch in Deutschland gehört KPMG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und ist mit über 8.000 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten präsent. Unsere Leistungen sind in die Geschäftsbereiche Audit, Tax und Advisory gegliedert. Im Mittelpunkt von Audit steht die Prüfung von Konzern- und Jahresabschlüssen. Tax steht für die steuerberatende Tätigkeit von KPMG. Der Bereich Advisory bündelt unser hohes fachliches Knowhow zu betriebswirtschaftlichen, regulatorischen und transaktionsorientierten Themen. Für wesentliche Sektoren unserer Wirtschaft haben wir eine geschäftsbereichsübergreifende Branchenspezialisierung vorgenommen. Hier laufen die Erfahrungen unserer Spezialisten weltweit zusammen und tragen zusätzlich zur Beratungsqualität bei.


StiftungsWelt 01-2012 » » » interna

projekt-PARTNER

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[auswahl]

Deutsche StiftungsAkademie

Angebot: Fort-, Weiterbildung und Zertifizierung Kontakt

Dr. Andrea Rudolph Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-47 | Fax -81 www.stiftungsakademie.de

Pictet & Cie (Europe) S.A.

Angebot: Dienstleistungen im Rahmen der Vermögensverwaltung Kontakt

Frank Böhmer Neue Mainzer Straße 1 | 60311 Frankfurt a.M. Telefon (069) 79 50 09-24 | Fax -49

Banque de Luxembourg

Triodos Bank NV, Deutschland

Kontakt

Kontakt

Angebot: Vermögensverwaltung, maßgeschneidertes Angebot in der Philanthropie-Beratung, Engagement im Mäzenatentum

Diane Wolter 14, Boulevard Royal | L-2449 Luxembourg Luxemburg Telefon (00352) 499 24-31 52

INVESCO Kapitalanlagegesellschaft mbH Angebot: Fonds für Stiftungen

Angebot: Nachhaltiges Banking, Umsetzung sozialer, ökologischer und kultureller Ziele im täglichen Finanzgeschäft

Dr. Eike H. Zimbehl Mainzer Landstraße 211 | 60326 Frankfurt a.M. Telefon (069) 717 19-192 | Fax -222

TPC/The Pension Consultancy GmbH

Angebot: Kostenlose Beratung zum StiftungsVersorgungswerk und weitergehende Beratung Kontakt

Stine Pfeifer An der Welle 5 | 60322 Frankfurt a.M. Telefon (069) 298 07-184 | Fax -352

Kontakt

Rolfdieter Sollich Medienpark Kampagne Barmbeker Straße 6a | 22303 Hamburg Telefon (040) 32 87 09-556 | Fax -556

PREMIUM-PARTNER Nexia Deutschland gmbh

PREMIUM-PARTNER Sal. Oppenheim jr. & Cie. ag & Co. KGAA

PREMIUM-PARTNER Bank Sarasin AG

Kontakt

Kontakt

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH

Vermögensanlage Kontakt

Volkmar Heun Carmanstraße 48 | 53879 Euskirchen Telefon (02251) 70 09 80 npo@nexia.de www.nexia.de

Dr. Cordula Haase-Theobald, Christine Guder Oppenheimstraße 11 | 50668 Köln Telefon (0221) 145 24 00 stiftungen@oppenheim.de www.oppenheim.de

Christian Mosel Taunusanlage 17 | 60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 71 44 97-350 | Fax -199 christian.mosel@sarasin.de www.sarasin.de

» » » NEXIA – eine weltweite Experten-Vereinigung aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, steuerliche, anwaltliche und Unternehmensberatung für national und international ausgerichtete Mittelstandsunternehmen und Organisationen. Im Verlauf von 40 Jahren Entwicklung ist in Deutschland eine dezentrale Unternehmenskultur und Kooperation entstanden, die es uns erlaubt, professionell und flexib­el auf alle Anforderungen unserer Mandanten zu reagieren. Heute ist die NEXIA an 25 Standorten in Deutschland vertreten. Diese Kooperation von Fachleuten – auch im KOMPETENZ-ZENTRUM NPO – lässt keine Frage unbeantwortet. Das NEXIA KOMPETENZ-ZENTRUM NPO betreut Sie im Stiftungsund Gemeinnützigkeitsrecht. Mit Ihnen zusammen als Team gründen, gestalten, beraten, controllen, verwalten oder prüfen wir Ihre Stiftung. Unsere Tochtergesellschaft NEXIA STIFTUNGSTREUHAND GMBH ist Ihr kompetenter Partner für die Verwaltung von treuhänderischen Stiftungen. Wir begleiten Sie sicher auf Ihrem Weg, bei der Realisierung Ihrer Ziele und Visionen – gehen Sie also mit uns stiften!

» » » Sal. Oppenheim wurde im Jahr 1789 gegründet und ist heute eine der führenden Privatbanken in Europa. Sie steht für Kontinuität in der Kundenbetreuung und folgt einem partnerschaftlichen Geschäftsprinzip. In der Vermögensverwaltung werden Lösungen sowohl für vermögende Privatkunden und Familien als auch für institutionelle Anleger sowie Unternehmen angeboten. Mit einem Investmentprozess, der private und institutionelle Anforderungen gleichermaßen berücksichtigt und ergänzt, sowie produktunabhängiger Beratung richtet sich Sal. Oppenheim ganz an den besonderen Anforderungen ihrer Kunden aus. Werte, Identität und Kultur sind das höchstes Kapital des traditionsreichen Bankhauses. Sein Erhalt zum Wohle der Kunden genießt oberste Priorität. Die Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH ist als Tochtergesellschaft in der Beratung und Betreuung von komplexen Vermögen und von Stiftungen und Stiftern tätig. Sal. Oppenheim betreut das Vermögen von mehr als 180 gemeinnützigen Stiftungen mit einem Volumen von rund 2 Milliarden Euro.

» » » Die Bank Sarasin ist eine 1841 gegründete, unabhängige Schweizer Privatbank mit Standorten in Europa und Asien und beschäftigt über 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie wurde von der Welt/Welt am Sonntag im Rahmen der Untersuchung „Die Elite der Stiftungsexperten“ mit der goldenen Pyramide für besonders herausragende Beratungsqualität im Stiftungswesen ausgezeichnet. In der Sarasin-Gruppe wird das Vermögen von über 100 Stiftungen verwaltet. Die Stiftungsbetreuung wird von Christian Mosel geleitet. Die Bank Sarasin berät Stiftungen in der Gründung, in Fragen der Administration sowie in der Vermögensverwaltung. Die speziell für deutsche Stiftungen konzipierten Produkte, z.B. Fonds und andere banknahe Dienstleistungen, erhalten Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu Sonderkonditionen. Die deutschen Standorte der Bank befinden sich in Frankfurt, München und Nürnberg.


68 StiftungsWelt 01-2012

service

Tipps und Beratung für Stiftungen zu Management, Recht und Finanzen

Stiftungsmanagement

Mittelvergabe professionell gestalten Risikokontrolle einmal anders

Dr. Karsten Timmer  ist Geschäftsführender Gesellschafter der panta rhei Stiftungsberatungs GmbH. Die Gesellschaft plant und realisiert Förderprogramme für Stiftungen. Weitere Informationen k.timmer@beratungpantarhei.de www.beratung-pantarhei.de www.methodische-reports.de

» » » Nach zwei Finanzkrisen in kurzem Abstand ist das Bewusstsein für die Risiken der Stiftungsarbeit bei deutschen Stiftungsvorständen erheblich gestiegen. Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie man die Risiken der Geschäftstätigkeit einer Stiftung kontrollieren kann, bezieht sich dabei vor allem auf den Bereich der Vermögensanlage. Die Frage ist allerdings: Schlummern die größten Gefahren für eine Stiftung wirklich in der Verwaltung des Vermögens? Rechtlich gesehen mag das so sein. Im Hinblick auf das Gemeinwohl stellt sich die Sache allerdings anders dar. Denn Effizienz in der Vermögensanlage ist wenig wert, wenn die Effektivität in der Verwendung fehlt. Auch mit noch so viel Geld wird eine Stiftung, der es nicht gelingt, gute Projekte zu finden, ihrem Zweck nicht gerecht. Das größte Risiko für eine Stiftung liegt daher in der Vergabe der Mittel. Es sind vor allem drei Risiken, die eine Stiftung bei der Vergabe ihrer Mittel ausschließen muss: » Zweckentfremdung der Mittel durch nicht satzungskonforme Vergabe » Veruntreuung und Verschwendung der Mittel durch den ­Destinatär

» mangelnde Qualität der Förderprojekte. Die ersten beiden Fälle treten zweifellos selten auf, können aber schwerwiegende Konsequenzen für die Gemeinnützigkeit und die Reputation der Stiftung haben. Der dritte Fall wiederum ist schwer zu erfassen, dürfte aber vergleichsweise häufig sein. Denn zu viele Stiftungen geben sich zu wenig Mühe bei der Suche ihrer Projekte. Sie könnten ihren Zweck mit einer professionelleren Auswahl deutlich besser, nachhaltiger und/oder preiswerter erfüllen. Risikokontrolle in der Mittelverwendung » » » Jede Stiftung steht vor der Herausforderung, die Vorgaben der Satzung durch die Vergabe der Stiftungsmittel zu erfüllen – und zwar unabhängig davon, ob sie die Mittel in eigene Projekte investiert (operativ) oder an Dritte vergibt (Förderstiftung). Alle Stiftungen durchlaufen bei der Mittelvergabe einen Auswahlprozess, der bei großen Stiftungen oft schriftlich fixiert ist, während viele kleine und mittlere Stiftungen diesen Ablauf eher intuitiv handhaben. Um die Risiken in der Vergabe zu minimieren, lohnt es sich, die

Etappen dieses Prozesses bewusst zu gestalten. 1. Festlegung von Förderrichtlinien » » » Förderrichtlinien dienen dazu, die meist allgemeinen Vorgaben der Satzung zu operationalisieren und auf bestimmte Themen, Regionen und/oder Zielgruppen herunterzubrechen. Sofern sich diese Schwerpunktbildung im Rahmen der Satzung bewegt, erhält die Stiftung eine zusätzliche Gewähr dafür, dass sie ihre Mittel gemäß dem Stiftungszweck vergibt. Die Festlegung auf definierte Schwerpunkte hat darüber hinaus den großen Vorteil, dass die Stiftung gezielt in einem Bereich Wissen, Netzwerke und Kontakte aufbauen kann. 2. Entwicklung einer Suchstrategie » » » Es gibt – leider! – keinen „Fördermarkt“ in Deutschland, auf dem Angebot (Stiftungsmittel) und Nachfrage (Projekte/Empfänger) zusammenfinden könnten. Eine Stiftung, die gute Projekte sucht, ist daher selbst in der Verantwortung, einen Weg zu finden, durch den sie mit vertretbarem Aufwand möglichst gute Destinatäre findet – sei es durch die Suche


StiftungsWelt 01-2012 » » » Service

im eigenen Netzwerk, durch ein System von Nominationen, durch eine Fachjury oder durch eine öffentliche Ausschreibung. Die Auswahl des passenden Suchweges ist der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Förderprozesses. Denn nur wenn es gelingt, geeignete Kandidaten zielgenau anzusprechen und zu einer Bewerbung zu ermutigen, hat die Stiftung die Möglichkeit, gute Projekte auszuwählen. 3. Transparente und faire Auswahl der Förderprojekte » » » Bei der Entscheidung über die Mittelvergabe stehen Stiftungen vor der Qual der Wahl. Ein übersichtliches Raster von Qualitätskriterien ist der beste Weg, Förderentscheidungen fair und transparent zu fassen (siehe Mustertabelle). Diese Qualitätskriterien, die jede Stiftung für sich erarbeiten muss, können bei der Analyse der Projektanträge gezielt abgeprüft werden, sodass die Stiftung nicht nur ihren Aufwand minimiert, sondern auch das Risiko, schlechte Projekte zu fördern.

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der Zuwendungsbestätigung Genüge getan. Dieser Nachweis reicht aber sicherlich nicht aus, um zu beurteilen, ob die Mittel tatsächlich im Sinne der Stiftung und dem genehmigten Projektantrag gemäß verwendet worden sind. Die Stiftung benötigt dazu nach Abschluss der Förderung eine angemessene Dokumentation über die Finanzen, Aktivitäten und Ergebnisse des Projektes. Über Format, Umfang und Zeitpunkt der Berichte müssen sich Stiftung und Destinatär zu Beginn der Förderung einigen. Entscheidungsraster der Projektauswahl » » » Bei der Etablierung eines professionellen Vergabeprozesses gilt grundsätzlich die alte Weisheit, dass der Weg wichtiger ist als das Ziel. Bedeutsamer als die buchstabengetreue Umsetzung der verschiedenen Etappen ist eine bewusste Auseinander-

setzung des Stiftungsvorstandes mit der Frage, auf welche Weise die Stiftung welche Art von Projekten fördern möchte. Ein sehr hilfreiches Instrument ist hierfür die Erstellung eines Rasters von Qualitätskriterien, die die Stiftung an Projektanträge anlegen möchte. Am Beispiel-Raster (s. u.) wird deutlich, dass die Erstellung eines solchen Rasters nicht notwendigerweise besonders aufwendig sein muss. Im Gegenteil: Wenn die Stiftung ihre Prioritäten und Ansprüche in einigen aussagekräftigen Kriterien zusammenfasst, erhält sie ein Instrument, das sehr hilfreich ist, um die Auswahl der Förderprojekte systematisch anzugehen. Noch dazu bekommt sie damit die Sicherheit, die knappen Stiftungsmittel tatsächlich an förderungswürdige Projekte zu vergeben und ihren Stiftungszweck verantwortungsvoll zu erfüllen. « « «

Muster: Bewertungsraster

für eine Förderausschreibung im Bereich Integrationsprojekte in Frankfurt a.M.

4. Konstruktive und kritische Begleitung der Projekte » » » Für viele Stiftungen endet der Förderprozess mit der Anweisung der Mittel an den Empfänger. Da Stiftungen aber ein eigenes Interesse am Gelingen der von ihnen geförderten Projekte haben sollten, sind sie gut beraten, ihre Partner über den gesamten Zeitraum der Förderung zu begleiten. Nur so sind sie in der Lage, eventuelle Fehlentwicklungen rechtzeitig zu bemerken und zu korrigieren. 5. Abschluss der Förderung » » » Rechtlich gesehen ist der Berichtspflicht mit dem Erhalt

Kriterium

Maximale Punktzahl

Vorgaben der Stiftung Zielgruppe „Kinder bis 6 Jahre“

15

Besondere Problemviertel in Frankfurt

10

Hohes Maß an ehrenamtlicher Arbeit im Projekt

10

Qualität des Projektes Die Familien werden aktiv im Projekt eingebunden

15

Das Projekt erzeugt nachhaltige Wirkungen

15

Es gibt einen nachgewiesenen Bedarf für das Projekt

5

Das Projekt arbeitet mit Partnern zusammen

5

Qualität der Organisation/des Projektträgers Die Organisation hat ein solides Berichtswesen

15

Die Organisation hat eine engagierte Geschäftsführung

10

Gesamtpunktzahl

100

Projekt 1

Projekt 2

Buchtipp Karsten Timmer: Genau hinsehen. Projektanträge prüfen und entscheiden. Hg. von der Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2011. Die Publikation kann bei der Bertelsmann Stiftung kostenlos bestellt oder online heruntergeladen werden: Telefon (05241) 81-813 38; www.methodische-reports.de.


70 StiftungsWelt 01-2012

Stiftungskommunikation

50 Jahre VolkswagenStiftung Wie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 4)

Ein Jubiläum ist immer ein guter Anlass für Stiftungen, um glücklich und dankbar auf die Früchte der bisherigen Arbeit zurückzublicken, aktuelle Positionen zu überdenken und Strategien für die Zukunft in den Blick zu nehmen. Auch bietet jeder runde Geburtstag Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Für die Stiftungskommunikation birgt das viele Chancen und Herausforderungen. In dieser Serie stellen wir Ihnen Stiftungen vor, die ihr Jubiläum kommunikativ besonders erfolgreich begleitet haben.

» » » Für das Kommunikationsteam der VolkswagenStiftung ist das Stiftungsjubiläum 2012 naturgemäß ein Schwerpunkt der Medienarbeit – aber keineswegs der einzige. Denn es jährt sich auch zum 40. Mal die Publikation der Studie „Grenzen des Wachstums“;

Hintergrund Mit 2,4 Milliarden Euro Stiftungskapital zählt die VolkswagenStiftung mit Sitz in Hannover zu den größten Stiftungen in Europa und ist die größte private Wissenschaftsförderin in Deutschland. Ihr Stiftungszweck ist die Förderung von Forschungsvorhaben in den Geistesund Gesellschaftswissenschaften ebenso wie in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Seit 1962 hat sie mit knapp vier Milliarden Euro fast 30.000 Projekte unterstützt. Anders als ihr Name vermuten lässt, ist die VolkswagenStiftung keine Unternehmensstiftung, sondern eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung privaten Rechts.

mit neun Millionen verkauften Exemplaren und Übersetzungen in 35 Sprachen die populärste Förderung in der Stiftungsgeschichte. Auch deshalb wird mit dem Thema „Grenzen des Wachstums“ vom 28. bis 29. November 2012 der wissenschaftliche Tagungsbetrieb im dann wieder aufgebauten Schloss Herrenhausen eröffnet. Die VolkswagenStiftung finanziert diesen Wiederaufbau im Rahmen ihrer Immobilienanlage. Und ist auf diese Weise an einer Baumaßnahme beteiligt, die von den Regionalmedien so aufmerksam beobachtet wird wie keine andere. Dieser Artikel ist keine Nachlese, sondern streng genommen eine Ankündigung der Kommunikationsaktivitäten im Jubiläumsjahr der VolkswagenStiftung. Eine Bilanz wird man erst im Dezember ziehen können. Wer die Aktivitäten weiterverfolgen möchte, dem sei der Blick auf die Jubiläumsseite oder den kürzlich gestarteten Facebook Channel empfohlen.

Planung » » » Auch wegen der übrigen bedeutenden Kommunikationsanlässe veranstaltet die Stiftung nicht jene Aneinanderreihung von Glamourevents, die man von einer Einrichtung dieser Größe in einem Jubiläumsjahr vielleicht erwartet. Statt Party ist R ­ eflexion angesagt: Alle Abteilungen in der Geschäftsstelle ziehen derzeit Bilanz, hinterfragen das Erreichte und richten den Blick in die Zukunft. Am 1. und 2. März haben sich Förderung und Kommunikation in Klausur zurückgezogen, um über ein Programm zu debattieren, das an das vor sechs Jahren publizierte Strategiepapier „Perspektiven 2012“ anknüpft und diese inhaltlich weiterentwickelt – auf Sicht von etwa zehn Jahren. Selbst die zentrale Jubiläumsveranstaltung im März in Berlin kombiniert Amüsement in Form eines Festakts mit disziplinierter Gedankenarbeit im Rahmen eines Symposiums. Print » » » Bereits zum 40. Jubiläum erschien eine fundierte Geschichte der VolkswagenStiftung in zwei Bänden. Die Publikation adressiert allerdings eine schmale, speziell interessierte Zielgruppe. Ein neues Printerzeugnis zum 50. Jubiläum sollte deshalb eine breitere Öffentlichkeit erreichen und sich zugleich für eine nachhaltige Medienarbeit eignen. Ziel war nicht nur, wie zu erwarten, die Förderarbeit der Stiftung darzustellen. Auch das Wirken der Beschäftigten


StiftungsWelt 01-2012 » » » Service

in der Geschäftsstelle selbst sollte in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Stiftung möchte sich als transparente Institution präsentieren – und auf diese Weise auch für den Stiftungsgedanken allgemein werben. So entstand die Idee zu einem Fotoband, der in einer Kooperation mit Studierenden des Studienganges Fotojournalismus an der Hochschule Hannover realisiert wurde. 20 Nachwuchstalente reisten an 37 Orte auf vier Kontinenten, um von der Stiftung geförderte Forscherinnen und Forscher bei der Arbeit zu begleiten, und ein Fotograf konnte wochenlang in der Geschäftsstelle frei fotografieren. Vom Kick-offMeeting bis zum fertigen Produkt vergingen 14 Monate. Das Buch wurde am 6. Februar 2012 auf einer Pressekonferenz in der Stiftung vorgestellt. Alle relevanten Regionalmedien berichteten ausführlich mit TV-Features, Artikeln und Wochenendbeilagen, darunter SAT1 Regional, RTL Nord, NDR Kultur, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Neue Presse, dpa, das Stadtmagazin „Stadtkind“ und das E-Magazine „Sonntag“ . Aus der bisherigen überregionalen Berichterstattung (Stand: Mitte Februar 2012) ist, neben einem Artikel in ZEIT WISSEN, vor allem das renommierte Reportagemagazin GEO zu erwähnen, das dem Fotobuch und dem Jubiläum 14 redaktionelle Seiten widmete und der Stiftung 3,65 Millionen Leserkontakte bescherte. Die in dem Projekt entstandenen Fotos werden von der Kommunikation demnächst auch für die Produktion eigener Medien genutzt, etwa im grafischen Konzept der neuen Imagebroschüre und als Postkarten-

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serie für studentische Zielgruppen. Internet » » » Für die Präsenz im Internet wurde eine eigene, technisch bewusst schlicht gehaltene Jubiläumshomepage konzipiert (www.volkswagenstiftung-50-jahre. de). Sie wird vom Referat Kommunikation im populären Format eines Blogs geführt und soll vor allem mit audiovisuellen Medien Interesse wecken. So haben vier Nachwuchsfotografen aus dem Fotoprojekt ihre Fotoserien zu Audio-Slideshows veredelt, die als Kurzfilme ablaufen. (Video-Erfahrung hat die Kommunikation bereits mit dem Blog „sciencemovies“ gesammelt, der 2011 mit dem international renommierten „iF communication design award“ ausgezeichnet und auch bei stern.de integriert wurde.) Festveranstaltung » » » Auch bei der publizistischen Aufbereitung der Festveranstaltung in Berlin werden Print und Internet gleichermaßen eingesetzt. Die zweitägige Veranstaltung vereint den Festakt am 15. März und das internationale Symposium „Wissen stiften für das 21. Jahrhundert“ am darauffolgenden Tag. Entsprechend bündelt die

Dokumentation beide Events in einer Printpublikation, die vor allem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer adressiert, aber im Jubiläumsjahr auch auf stiftungseigenen Veranstaltungen ausliegt. Wie bei anderen Dokumentationen der Jens Rehländer  Stiftung aus jüngster leitet seit April 2010 die Kommunikation der Zeit, etwa des großen VolkswagenStiftung. Er war zuvor leitender Redakteur im Hamburger Verlag Gruner + Jahr. internationalen Kongresses „Our Common Weitere Informationen  Interessierte können das Fotobuch zum Future“ im November 50. Jubiläum („Wir stiften Wissen. Eine lernende Stiftung in Porträts“) sowie die 2010, wird das Printzum 40. Jubiläum erschienene zweibändige produkt eine moderne Stiftungsgeschichte über presse@volkswagenstiftung.de kostenlos bestellen. Magazin-Ästhetik mit www.volkswagenstiftung.de großflächiger Fotograwww.volkswagenstiftung-50-jahre.de fie und hochwertiger Grafik haben. Fachbeiträge werden gekürzt gedruckt, um auf möglichst engem Raum eine große thematische Vielfalt zu bieten. Ungekürzte Rede- und Vortragsmanuskripte können auf der Jubiläumswebsite hinterlegt werden. Hier wird man auch Fotoshows und ein Video, das die Highlights des Festaktes zusammenfasst, betrachten können. « « «

© Mit den LichtenbergProfessuren fördert die VolkswagenStiftung herausragende Wissenschaftler in innovativen Lehr- und Forschungsfeldern an verschiedenen Universitäten. Seehund Malte und Lichtenberg-Professor Guido Dehnhardt sind ein eingespieltes Team. Der Robbenforscher möchte herausfinden, wie sich die Tiere orientieren, und diese Erkenntnisse für Menschen nutzbar machen.


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Fortbildung

Lernen für das Gemeinwohl Aus- und Weiterbildungen im Non-Profit-Management (Teil 1)

Non-Profit-Organisationen haben in den vergangenen Jahrzehnten weltweit stetig an Bedeutung gewonnen. In der Folge setzte sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Arbeit im gemeinnützigen Bereich besonderes Know-how erfordert, damit, was gut gemeint ist, auch gut gemacht werden kann. So sind in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche neue Studiengänge und Fortbildungsangebote geschaffen worden. In einer dreiteiligen Serie stellen wir Ihnen die Aus- und Weiterbildungslandschaft für Stiftungs- und Non-Profit-Management in Deutschland vor. » » » „Wie, das kann man studieren?!“ Diese Frage hören Absolventen des Fachs Non-Profit-­ Management nicht selten auch von Mitarbeitern in Non-Profit-Organisationen. Gemeinnützige Organisationen gelten bei vielen immer noch als eher wandlungsscheu und häufig in altbackenen, bürokratischen Strukturen verhaftet. Dass Veränderungen stattfinden, ist den meisten bewusst. Aber reichen die für ganze Studiengänge? Die Antwort ist: Ja. Warum, zeigt dieser Artikel. Die Bedeutung des Dritten Sektors als Alternative zu Staat und Stefanie Müller  Markt ist im letzten hat 2010 das Masterstudium „Management Viertel des 20. und im in Nonprofit-Organisationen“ an der Hochschule Osnabrück abgeschlossen. 21. Jahrhundert enorm Sie arbeitet seit Sommer 2011 als Onlinegestiegen. Das FunRedakteurin im Bundesverband Deutscher Stiftungen. dament für diese EntKontakt wicklung gossen die stefanie.mueller@stiftungen.org Studentenproteste

der 1960er-Jahre. Sie waren der Beginn dessen, was die Sozialwissenschaften später „Neue soziale Bewegungen“ tauften. Occupy Wallstreet war ihr letztes Beispiel. Aus diesen neuen sozialen Bewegungen sind zahlreiche Non‑ Profit-Organisationen hervorgegangen, deren Zahl in den letzten Jahrzehnten weltweit stetig wuchs. In Deutschland verdeutlicht allein die Gründungsrate von Stiftungen diesen Trend: In jedem Jahrzehnt seit 1970 verdoppelte sich die Zahl der neu gegründeten Stiftungen im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt, und seit dem Jahr 2000 wurde rund die Hälfte aller heute bestehenden fast 19.000 Stiftungen errichtet. Ein weiterer Indikator für die gestiegene Bedeutung von NPOs ist die Tatsache, dass internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die Weltbank oder die EU deren Mitsprache an politischen Entscheidungsprozessen inzwischen formal geregelt haben.

Das Wachstum des Dritten Sektors hat den Wettbewerb um Spenden und öffentliche Gelder verschärft. Gleichzeitig haben Rückzug und Reformen der öffentlichen Hand dafür gesorgt, dass professionelles Management auch in gemeinnützigen Organisationen Einzug hielt. Die angelsächsische Verwaltungsreformbewegung des sogenannten „New Public Management“ zu Anfang der 1980er-Jahre bediente sich erstmals privatwirtschaftlicher Managementmethoden. Ressourcen sparen, effizient und zielführend handeln, durch Eigenverantwortung und Wettbewerb die Motivation der Mitarbeiter steigern, Kundenorientierung – diese Management-Maximen schallen heute auch durch viele Verwaltungen und Non-ProfitOrganisationen. Weltverbesserungsdrang allein reicht nicht mehr aus, um erfolgreich zu sein. Und das nicht nur, weil knappe Gelder und hoher Konkurrenzdruck es fordern. Die besondere Abhängigkeit von wachsamen Spendern zwingt Organisationen die ihr anvertrauten finanziellen Mittel so wirkungsvoll wie möglich anzulegen. Skandale haben den öffentlichen Blick für organisatorische Hygiene geschärft; wie Ende 2007, als bekannt wurde, dass das Unicef-Management einer Fund­ raising-Agentur im Verhältnis zu den eingeworbenen Spenden viel zu hohe Honorare gezahlt hatte. Dieses Beispiel verdeutlicht an-


StiftungsWelt 01-2012 » » » Service

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Studiengänge und Weiterbildungen im Überblick Anbieter / Lehrgang

Veranstaltungsform

Kosten

Deutsche StiftungsAkademie Zertifizierungslehr­gänge Stiftungsmanager und Stiftungsberater

Modular aufgebaute 2-tägige Einheiten über mehrere Monate oder 10-tägiger Kompakt­lehrgang, berufsbegleitend

Stiftungsmanager: 2.970 € * / 3.570 € Stiftungsberater: 2.475 €* / 2.975 € *ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft

EBS Universität für Wirtschaft und Recht Stiftungsmanagement

13 Präsenztage, 100 Unterrichtseinheiten, organisiert in 4 Modulen, ­­berufsbegleitend

3.900 € plus MwSt.

EUROFORUM Deutschland SE Euroforum-Akademie NPO-Manager

5-tägiger Kompaktlehrgang

2.899 €* plus MwSt. 3.599 € plus MwSt.

Frankfurt School of Finance an Management Stiftungsberater und Stiftungsmanager

4- bis 5-monatige Zertifikatsstudiengänge

*ermäßigter Preis für Vertreter gemeinnütziger Einrichtungen

Stiftungsberater: 3.350 € plus MwSt. Stiftungsmanager: 4.900 € plus MwSt. Gruppenrabatte

Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Nonprofit-Management und Public Governance

konsekutiver (d. h. Vollzeit-) Masterstudiengang über 4 Semester

238,70 € pro Semester

Hochschule Osnabrück Management in Non-Profit-Organisationen

konsekutiver (d. h. Vollzeit-) Masterstudiengang über 4 Semester

500 € Studiengebühren pro Semester plus Verwaltungskosten und Studentenwerksbeitrag

NPO Akademie Berlin Prozess- und Qualitätsmanagement in NPOs; Marketing in NPOs; Finanzen und Controlling in NPOs

Verschiedene Zertifikatslehrgänge (4 – 5 Tage)

ab 1.700 € plus MwSt.

TU Kaiserslautern Management von Kultur- und Non-ProfitOrganisationen

berufsbegleitender Master-Fernstudiengang über 4 Semester

850 € plus 90 € Sozialbeitrag pro ­ Semester; einmalige Prüfungs­gebühr von 500 €

Universität Heidelberg Nonprofit Management und Governance

berufsbegleitender Masterstudiengang über 4 Semester

10.500 € plus Verwaltungskosten und Studentenwerksbeitrag

Universität Münster Nonprofit Management und Governance

berufsbegleitender Masterstudiengang über 4 Semester

9.650 €


74 StiftungsWelt 01-2012

dererseits auch die Grenzen der Übertragbarkeit von privatwirtschaftlichen Methoden wie dem „Outsourcing“ auf gemeinnützige Organisationen. Betrachtet man diese Entwicklungen – die gestiegene Bedeutung und Zahl von NPOs, der daraus erwachsende, stärkere Wettbewerb zwischen ihnen, die Professionalisierung der Organisationsstrukturen insgesamt und die wachsame Öffentlichkeit –, ist es nur konsequent, Expertise zu schaffen und Non-Profit-Management als eigenständiges Studienfach anzubieten. Der wachsende Bedarf an Fachund Führungskräften im Dritten Sektor bestätigt dies.

2006 wurden die ersten NonProfit-Management-Masterstudiengänge in den Universitätsstädten Münster und Osnabrück eröffnet, in Münster berufsbegleitend, in Osnabrück konsekutiv, d. h. ortsgebunden und Vollzeit. Berufsbegleitende Zertifizierungslehr- und Fernstudiengänge bieten zum Beispiel die NPO-Akademie Berlin und die Technische Universität Kaiserslautern an. Neben diesen inhaltlich sehr intensiven Bildungsangeboten gibt es auch Kurzzeit-Fortbildungen mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten wie z.B. zum Zuwendungsrecht oder zur Öffentlichkeitsarbeit.

Stiftung aus Überzeugung! Kompetenz für andere!

Wir engagieren uns als Stiftung nachhaltig für Menschen und möchten diese Erfahrung und Kompetenz weiter geben. Zum Wohle der Menschen. Das bedeutet • soziales Engagement und karitative Aufgaben des Evangelischen Johannesstifts gemeinsam zu gestalten. • unsere Begleitung bei der Errichtung einer Stiftung oder einer Treuhandstiftung. • Betreuung und Verwaltung der Stiftung in allen Belangen. Das Stiftungszentrum Evangelisches Johannesstift ist in diesen Fragen für Sie da. EJS_Az_Stiftungszentrum_135x118mm.indd 1

Weitere Information unter www.evangelisches-johannesstift.de (Suchbegriff: Stiftungszentrum) oder: Evangelisches Johannesstift Schönwalder Allee 26 · 13587 Berlin Tel. 030 · 336 09 - 385 wolfgang.kern@evangelisches-johannesstift.de 06.12.11 10:47

Die meisten Angebote, ob Teiloder Vollzeit, sind auf die gesamte Bandbreite der gemeinnützigen Organisationen ausgerichtet. Einige spezialisieren sich jedoch explizit auf die Management-Erfor­ dernisse des Stiftungswesens. In der Deutschen StiftungsAkademie, einer gemeinsamen Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, kann man sich beispielsweise in zehn Tagen zum zertifizierten Stiftungsmanager ausbilden lassen. Gemessen an der Zahl der Lehrstunden sind ortsgebundene Vollzeit-Studiengänge zurzeit noch die günstigste Fortbildungsvariante. Berufsbegleitende Studiengänge liegen im Vergleich dazu eine Preisklasse höher. Am teuersten sind spezialisierte Weiterbildungsangebote privater Bildungsträger, z.B. des Euroforums. Diese sind meist für berufserfahrene Arbeitnehmer konzipiert. Gemeinnützige Arbeitgeber profitieren in jedem Fall von der neuen Non-Profit-Expertise. Sie haben zukünftig die Wahl zwischen jungen, gut ausgebildeten und frisch motivierten Masterabsolventen und bereits berufserfahrenen Mitarbeitern mit Zusatzqualifikationen im Non-ProfitManagement. „Karriere“ und „Gemeinnützigkeit“ sind heute keine Gegensätze mehr. « « «


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Fortbildung

Stiftungen professionell leiten Neue Schulung der Deutschen StiftungsAkademie auf Schloss Ziethen

» » » Der Bedarf an gezielter Weiterbildung für Stiftungsorgane hat in letzter Zeit signifikant zugenommen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, hat die Deutsche StiftungsAkademie (DSA) erstmalig eine Schulung speziell für Organe und Geschäftsführer von Stiftun-

gen in ihr Programm aufgenommen. Die Schulung geht insbesondere auf die Anforderungen ein, die in Führungspositionen von Stiftungen erwartet und gefordert werden. Interessierte, die bereits in der Geschäftsführung oder in einem Aufsichtsorgan einer Stiftung tätig sind oder diese Position anstreben, können sich vom 22. bis 24. August auf Schloss Ziethen (www.schlossziethen.de) in der Nähe von Berlin zu unterschiedlichen Schwerpunkten fortbilden lassen. Auf dem Programm stehen Themen wie Personalmanagement von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, Führung und Kommunikation, Qualitätsmanagement und Controlling. Welche Stellung, Rechte und Pflichten haben Führungsorgane von Stiftungen und welche Gestaltungsspielräume existieren? Welche Stellschrauben der Bilanzgestaltung gibt es und wie können Bilanz und Jahresbericht Gremien und Öffentlichkeit verständlich kommuniziert werden? Diese und weitere Fragen werden im Rahmen der Schulung behandelt. Die dreitägige Fortbildung ist geprägt durch Interaktion der Teilnehmer, Austausch und Diskussion. Die Schulung wird mit Vollpension und Übernachtung angeboten. An den beiden Abenden sind moderierte Gespräche mit Stiftungspraktikern und Experten vorgesehen. Teilnahmevorausset-

zung sind der erfolgWeitere Informationen reiche Abschluss des Dr. Andrea Rudolph Geschäftsführende Akademieleiterin ZertifizierungslehrDeutsche StiftungsAkademie (DSA) gangs zum StiftungsTelefon (030) 89 79 47-47 andrea.rudolph@stiftungen.org manager der DSA www.stiftungsakademie.de sowie mindestens drei Jahre Berufserfahrung im Stiftungsbereich. Für alle, die nicht Alumni der DSA-Zertifizierungslehrgänge sind, werden fünf Jahre Praxiserfahrung in der Stiftungsleitung erwartet. Das Teilnahmeentgelt beträgt für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft 1.450 Euro, für sonstige Interessierte 1.750 Euro. Umsatzsteuer wird gemäß § 4 Nr. 22a UStG nicht erhoben. « « « Dr. Andrea Rudolph | Geschäftsführende Akademieleiterin


Brigitte Ott-Göbel stiftet für den JugendCircus Calibastra in Stuttgart.

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Stiftungsrecht

Neuer Anwendungserlass zur Abgabenordnung Welche Änderungen ergeben sich für gemeinnützige Stiftungen?

» » » Schon lang wurde es erwartet, nun ist es da: Mit einem Schreiben vom 17. Januar 2012 hat das Bundesministerium der Finanzen den Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) geändert. In dem 30-seitigen Dokument werden zahlreiche Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts neu geregelt. Rechtsanwalt Dr. Stephan Schauhoff, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, erklärt die wichtigsten Neuerungen für Stiftungen. Eine ausführliche Erläuterung und Empfehlungen finden Sie im Faktenblatt, das im Dokumentationsteil dieser Ausgabe ab S. 87 abgedruckt ist. StiftungsWelt: Welche maßgeblichen Änderungen ergeben sich aus dem neuen Anwendungserlass zur Abgabenordnung und für welche Stiftungen gelten sie? Dr. Stephan Schauhoff: Stiftungen, die ihren Organen eine Vergütung, nicht nur Auslagenersatz, zahlen, dürfen dies nur, wenn in der Stiftungssatzung dazu eine Ermächtigung geregelt ist. Zudem muss bei jeder Änderung der Stiftungssatzung der Text der Mustersatzung für gemeinnützige Stiftungen aufgenommen werden. Stiftungen, die Zuwendungen an Bedürftige geben, dürfen dies nur, wenn sie nachweislich deren Vermögensverhältnisse geprüft haben. Bei gelegentlicher Förderung ausländischer steuerbegünstigter Körperschaf-

ten, die in der EU ihren Sitz haben, bedarf es dazu keiner speziellen Satzungsermächtigung, bei Förderungen an andere Gemeinnützige in Drittländern aber sehr wohl. Zudem dürfen Rücklagen für die Wiederbeschaffung gemeinnützig genutzter Wirtschaftsgüter allein nach Maßgabe konkreter Kosten für die Wiederbeschaffung, nicht nach den Abschreibungssätzen gebildet werden. Hat der Anwendungserlass Überraschungen gebracht? Die größte Überraschung war die Abschaffung der sogenannten Geprägetheorie durch die Finanzverwaltung. Nach deren Auffassung war bislang nach quantitativen Maßstäben zu beurteilen, ob eine wirtschaftliche oder vermögensverwaltende Tätigkeit einer Stif-

tung das Gepräge gibt, sodass sie bei Überwiegen schädlicher Tätigkeiten die Gemeinnützigkeit verliert. Nunmehr ist allein entscheidend, ob durch diese Tätigkeiten die Beschaffung von Mitteln für das gemeinnützige Wirken nachweislich angestrebt wird, unabhängig von finanziellen oder zeitlichen Relationen dieser Bemühungen im Vergleich zur eigentlich gemeinnützigen Tätigkeit. « « «

Fragen: BvB

im interview Dr. Stephan Schauhoff  ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht und Partner der Sozietät Flick Gocke Schaumburg, Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater in Bonn mit Beratungsschwerpunkt „Recht und Steuern gemeinnütziger Organisationen“. Er ist Herausgeber des Handbuchs der Gemeinnützigkeit (Verlag C.H. Beck) und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.


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Stiftungsrecht

Aktuelle Verfügungen und Urteile Für Sie zusammengestellt am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen der Bucerius Law School, Hamburg

Zeitpunkt der Schenkung bei unentgeltlicher Einräumung von Unterbeteiligungen (BGH, Urteil vom 29.11.2011 – II ZR 306/09) Auf einen Blick Die Schenkung einer Unterbeteiligung, bei der neben Gewinnbezugs- auch Mitwirkungsrechte vereinbart wurden, vollzieht sich auch bei Vereinbarung einer aufschiebenden Bedingung bereits mit Abschluss des Vertrages. Der Bundesgerichtshof entschied im zugrunde liegenden Verfahren, dass die unentgeltliche Einräumung einer Unterbeteiligung, auch bei einer aufschiebenden Bedingung auf den Zeitpunkt des Todes, bereits mit Abschluss des Gesellschaftsvertrages vollzogen ist, wenn dieser neben Gewinnbeteiligungen auch Mitwirkungsrechte enthält. Es handelt sich in diesen Fällen um eine Schenkung unter Lebenden, sodass die Unterbeteiligungen nicht zum Nachlass gehören. Hintergrund des Verfahrens war der Streit über den Nachlass des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld. Dieser hatte ein Jahr vor seinem Tod der Siegfried-Unseld-Stiftung eine Unterbeteiligung an zwei Verlagsgesellschaften eingeräumt. Eine Unterbeteiligung ist ein Vertrag mit einem Gesellschafter über Gewinnbezug aus dessen Gesell-

schaftsanteil. Der Unterbeteiligte wird dabei aber nicht selbst Gesellschafter der Hauptgesellschaft. Im vorliegenden Fall wurde der Vertrag über die Untergesellschaft aufschiebend auf den Zeitpunkt des Todes bedingt. Vereinbart wurde über eine typische Unterbeteiligung mit reinen Gewinnbeteiligungen hinaus, dass der Unterbeteiligte auch Mitwirkungsrechte haben sollte. Der Sohn des Verstorbenen machte nach dem Tod Pflichtteilsansprüche geltend. Dabei ging es um die entscheidende Frage, ob die Unterbeteiligungen bei der Höhe dieses Anspruchs berücksichtigt werden müssen. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte also zu entscheiden, ob die aufschiebende Bedingung auf den Todeszeitpunkt dazu führt, dass die Unterbeteiligungen zum Nachlass gehörten oder ob eine Schenkung unter Lebenden vorlag, sodass sich keine Auswirkungen auf die Höhe des Pflichtteils ergeben. Der BGH nahm eine Schenkung unter Lebenden an. Folglich wurde die Schenkung bereits ein Jahr vor dem Tod mit Vertragsschluss vollzogen. Der BGH begründet dies im Wesentlichen mit der Atypik des vorliegenden Falles. Durch die Vereinbarung von Mitwirkungsrechten liegt ein Vollzug bereits mit Vertragsschluss vor. In der Nachfolgeplanung ist diese Besonderheit bei der Bestellung von Unterbeteiligungen in Zukunft zu beachten.

Steuerfreiheit von Stipendien (OFD Frankfurt, Rundverfügung vom 28.07.2011 – S 2121 A – 13 – St 213) Auf einen Blick Stipendien deutscher und europäischer Stipendiengeber sind nach dem deutschen Steuerrecht grundsätzlich beim Stipendiaten steuerfrei. Im Detail sind jedoch Fragen der Zuständigkeit und besondere Nachweispflichten zu beachten. Hierzu äußert sich die Oberfinanzdirektion Frankfurt. Stipendien gemeinnütziger Körperschaften mit Sitz in Deutschland sind beim Empfänger grundsätzlich steuerfrei. Voraussetzung für die Steuerfreiheit ist, dass das Stipendium der Höhe nach lediglich zur Deckung der erforderlichen Kosten für Lebensunterhalt und Ausbildungsbedarf oder für die konkrete Forschungsaufgabe dient. Darüber hinaus darf der Stipendiat zu keiner Gegenleistung verpflichtet sein, und das Stipendium muss nach den Richtlinien vergeben worden sein, die sich die gemeinnützige Organisation selbst gegeben hat. Um die Steuerfreiheit in Anspruch zu nehmen, muss der Stipendiat das Vorliegen dieser Voraus­ setzungen gegenüber seinem zuständigen Finanzamt nachweisen. Die gesetzlichen Voraussetzungen werden aber vom zuständigen Finanzamt des Stipendiengebers ge-


StiftungsWelt 01-2012 » » » Service

prüft. Um den Nachweis zu führen, muss sich der Stipendiat oder das für ihn zuständige Finanzamt an das Finanzamt der gemeinnützigen Organisation wenden. Dieses stellt dann eine Bescheinigung über das Vorliegen der Voraussetzungen aus. Auch Stipendien gemeinnütziger Körperschaften mit Sitz in der Europäischen Union sind steuerfrei, wenn die genannten Voraussetzungen erfüllt sind und der ausländische Stipendiengeber die deutschen gemeinnützigkeitsrechtlichen Vorgaben erfüllt. Die Oberfinanzdirektion (OFD) Frankfurt schließt sich mit dieser Aussage ausdrücklich der Auffassung des Bundesfinanzhofs an, der diesen Grundsatz in seinem Urteil vom 15.09.2010 (Az. X R 33/08) aufgestellt hat. Die Prüfung dieser Voraussetzungen obliegt dem zuständigen Finanzamt des Stipendiaten. Dieser ist in der Pflicht. Er muss gegenüber dem Finanzamt nachweisen, dass die Voraussetzungen vorliegen. Dies soll durch Vorlage geeigneter Belege wie z.B. Satzung, Tätigkeitsbericht, Vorstandsprotokolle und Finanzübersichten erfolgen. Die OFD Frankfurt geht dann auf bestimmte in Hessen gewährte Stipendien ein und gibt Einschätzungen über die Erfüllung der Voraussetzungen für die Steuerfreiheit. Dabei lässt sich verallgemeinernd feststellen, dass insbesondere die Höchstbeträge genauer betrachtet werden. Einigen Stipendien wird dabei die Steuerfreiheit aberkannt, da sie den allgemeinen Bedarf für Lebenshaltung und Ausbildung weit übersteigen. Hierauf ist bei der Vergabe der Stipendien zu achten oder auf die Steuerpflicht hinzuweisen.

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Grundstockvermögen einer Stiftung gehört nicht zu deren Mitteln (BFH, Beschluss vom 07.09.2011 – I B 36/11) Auf einen Blick Das Stiftungs- oder Grundstockvermögen soll den Bestand einer Stiftung sichern und gehört deshalb im Grundsatz nicht zu den verfügbaren Mitteln gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 1 der Abgabenordnung (AO). Eine Ausnahme ist nur bei einer Satzungsbestimmung zur Erfüllung des Stiftungszwecks denkbar. Der Bundesfinanzhof (BFH) macht in seinem Beschluss sehr deutlich, dass das Grundstockvermögen einer Stiftung, das sich aus dem Gründungskapital und ggf. Zustiftungen zusammensetzt, den Bestand der Stiftung sichern soll. Es zählt deshalb grundsätzlich nicht zu den verfügbaren Mitteln der Stiftung gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO. In der Regel sind davon nur Spenden und die Erträge aus diesem Vermögen erfasst. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz komme nur dann in Betracht, wenn und soweit das Grundstockvermögen nach den Satzungsbestimmungen zur Erfüllung des Stiftungszwecks verwendet werden darf. Im vorliegenden Fall wurde diese Frage relevant, da eine Stiftung deutlich überhöhte Verwaltungskosten hatte, die sie nicht mehr aus den Erträgen decken konnte und deshalb auf den Vermögensstock zurückgriff. Das Finanzamt erkannte dementsprechend die Gemeinnützigkeit wegen Verstoßes gegen das Gebot der Selbst-

losigkeit ab. Hiergegen wendete sich die Stiftung. Die Satzung der Stiftung enthielt auch Regelungen über die Nutzung des Grundstockvermögens. „Bei dringendem Bedarf“ konnte auf das Grundvermögen zugegriffen werden. Der Vorstand muss jedoch zuvor die Notwendigkeit hierzu durch besonderen, einstimmig gefassten Beschluss festgestellt haben. Der BFH sieht eine Ausnahme vom Grundsatz vorliegend nicht erfüllt. Er lässt dabei offen, inwieweit die konkrete Regelung eine Ausnahme begründen kann. Denn die Ausnahme der satzungsgemäßen Verwendung kann nur greifen, wenn die Stiftung die Voraussetzungen ihrer eigenen Satzung erfüllt. Vorliegend hatte die Stiftung keinen besonderen Beschluss über den „dringenden Bedarf“ getroffen. Die Entscheidung stellt damit klar, dass ein Rückgriff auf den Grundvermögensstock im Ausnahmefall der Satzungsbestimmungen zur Erfüllung des Stiftungszwecks zwar möglich ist, die Stiftung aber in jedem Fall die Voraussetzungen ihrer eigenen Satzung einhalten muss. « « «

Peter Stark  ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Steuerrecht sowie am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-ProfitOrganisationen an der Bucerius Law School in Hamburg.


Werte stiften im Abonnement Wenn Sie das Magazin „Werte stiften“ abonnieren möchten, senden Sie uns bitte untenstehendes Formular ausgefüllt per Post an: Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR, Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen oder per Telefax: 09131.5302089. Oder abonnieren Sie „Werte stiften“ über unsere Homepage unter www.werte-stiften.de.

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Buchmarkt

Besprechungen munalen, kirchlichen oder öffentlichen Stiftungen. Der Band besticht neben seiner Vollständigkeit durch den Verzicht auf eine übermäßige Verwendung von Abkürzungen und eine angenehme Schreibweise und Darstellung, sodass das Buch sehr gut als Nachschlagewerk genutzt werden kann. « « « Landesstiftungsrecht

Swen Neumann, Bremen | www.swen-neumann.de

Rainer Hüttemann; Andreas Richter; Birgit Weitemeyer: Landesstiftungsrecht. Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln 2011. ISBN: 978-3-504-49945-7. LXXI, 1.192 Seiten. 129,00 Euro.

» » » Das umfangreiche Werk erfasst alle Aspekte des Stiftungsrechts mit Ausnahme der steuerrechtlichen Normen unter besonderer Berücksichtigung der landesstiftungsrechtlichen Vorschriften. Genauso ist es auch aufgebaut. Die einzelnen relevanten Komponenten des Stiftungsrechts werden erfasst und dann Spezifika der einzelnen Landesstiftungsrechtsnormen ergänzt. Erfasst werden so u. a. Fragestellungen der Rechnungslegung und Verwaltung der Stiftung als mehr ökonomische Themen wie auch solche des Anerkennungsverfahrens, der Stiftungsverzeichnisse und der Stiftungsaufsicht als mehr dem Verhältnis zur öffentlichen Hand zugewiesenen Handlungsumfeld. Im sehr ausführlichen Schlussabschnitt finden sich Erläuterungen zu besonderen Stiftungsformen, wie z.B. kom-

Stiftungsstadt und Bürgertum Michael Werner: Stiftungsstadt und Bürgertum. Hamburgs Stiftungskultur vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus. Oldenbourg Verlag, München 2011. ISBN: 978-3-486-70239-2. 500 Seiten. 54,80 Euro.

» » » Die Stiftungslandschaft nur einer Stadt zu betrachten, wirkt zunächst sehr einschränkend. Betrachtet man allerdings Monografien zu mehreren Städten bezüglich Haltung und Entwicklung des Stiftungswesens über die Zeit, wird man schnell feststellen, dass die grundsätzlichen Haltungen und Entwicklungen eine große Ähnlichkeit aufweisen. Lediglich Spezifika bilden dann das Lokalkolorit.

In Hamburg nimmt, wie überall in Deutschland, die Gründung von Stiftungen mit steigendem Wohlstand nach dem französischen Krieg an Fahrt auf. Besonders getrieben ist das Interesse an Stiftungen vor allem von den Entscheidungen der politisch handelnden Ratsmitglieder. Diese sehen die Aufgabe des Staates vorrangig in der Befassung mit der Erhaltung der Wirtschaftskraft der Stadt. Hafen, Infrastruktur und wirtschaftliche Unterstützung sind die Prämissen des Handelns. Kultur, soziales Engagement und Wissenschaft sind zunächst Aufgabe der Bürger selbst. So bilden das Interesse an diesen Themen die Initialzündung zur Gründung von Stiftungen, die dann die Kunstmuseen und die Universität gründen. Dabei bleibt eine enge Verknüpfung zwischen den Stiftern und den Ratsherren. Diese Haltung lebt im Wesentlichen in der Zeit der Weimarer Republik fort. Lediglich die Neugründungen für soziale Belange gehen aufgrund des hier neu auftretenden Staates und des entsprechenden gesellschaftlichen Wandels in der Wertung sozialen Handelns durch den Staat zurück. Massiv wirkt sich die Inflation von 1923 in den Folgejahren aus. Viele alte Stiftungen verlieren große Teile ihres Vermögens und damit ihre Leistungsfähigkeit, was nicht selten zur Zusammenlegung von Stiftungen mit ähnlichem Zweck führt. Erst der Nationalsozialismus schafft dann


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eine Zäsur und verändert die Stiftungslandschaft gravierend. Die Bindung an das Bürgertum wird nicht nur durch die Vertreibung der jüdischen Stifter zumindest vorübergehend deutlich behindert. Eine wunderbar geschriebene und hochinteressante Monografie, die über die schöne Stadt Hamburg hinaus interessant ist. « « « Swen Neumann, Bremen | www.swen-neumann.de

Bürgergesellschaft und Bürgerstädte Herbert Beck; Roland Kaehlbrandt (Hg.): Bürgergesellschaft und Bürgerstädte. Wurzeln, Gegenwart, Zukunft. Polytechnik-Kolleg. Frankfurt Academic Press, Frankfurt a.M. 2011. ISBN: 978-3-86983-009-4. 336 Seiten. 28,00 Euro.

» » » „Eine kleine Forschungsreise mitten in die Bürgergesellschaft“ – mit diesen Worten leiten die Herausgeber Herbert Beck und Roland Kaehl­brandt den Sammelband „Bürgergesellschaft und Bürgerstädte“ ein. Grundlage bildete das erste Polytechnik-Kolleg, das als Veranstaltungsreihe zwischen November 2010 und April 2011 von der Polytechnischen Gesellschaft, der Universität Frankfurt a.M. und dem Kulturfonds Frankfurt a.M. abgehalten wurde. Polytechnisch heißt: in Verbindung von Theorie und Praxis, unter Berücksichtigung der Nützlichkeit für die Gesellschaft. Die Vokabel

steht für den gelungenen Anspruch der Herausgeber, ein ebenso lehrreiches wie unterhaltsames Buch zu erstellen. Dabei überzeugt vor allem die Vollständigkeit: In den Abschnitten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellen die Autoren grundlegende Aspekte des urbanen Zusammenlebens in den Fokus. Der Rückblick spannt einen Bogen von der antiken Polis bis ins moderne Frankfurt, betont die Rolle des Geschichtsbewusstseins als pragmatisch-konstituierendes Element bürgerlicher Identität und stellt die Traditionen der bürgerlichen Verantwortung in Kontext. Auf die aktuellen Herausforderungen Wettbewerb, Bildung, Integration und Partizipation richtet der Abschnitt Gegenwart seinen Blick. Für die Erörterung der nahen Zukunft des Jahres 2030 wird schließlich im Podiumsgespräch, das die Veranstaltungsreihe abschloss, ein neues Selbstverständnis der Bürgergesellschaft gefordert. Zahlreiche Experten haben als Diskutanten und Referenten ihr Fachwissen eingebracht. Im Ergebnis zeigt sich zweierlei ganz selbstverständlich: Welche besondere Rolle Frankfurt als historische Bürgerstadt in Deutschland einnimmt und wie viel davon auf andere Städte übertragbar ist. Daher: Nicht nur für Frankfurter von Interesse! « « « Axel Halling | Projektmitarbeiter Stiftungsinitiative Ost und Initiative Bürgerstiftungen

Fundraising interdisziplinär Claudia Andrews: Fundraising interdisziplinär. Ein Beitrag zur Erneuerung der Kultur gemeinwohlbezogenen Gebens. Logos Verlag Berlin, Berlin 2011. ISBN: 978-3-8325-2978-9. 298 Seiten. 40,00 Euro.

» » » Über Fundraising gibt es unzählige Ratgeber, aber die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik steht noch am Anfang. Das will Claudia Andrews mit ihrer Publikation „Fundraising interdisziplinär“ ändern, die sie 2011 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam als Dissertationsschrift eingereicht hat. Die Autorin, selbst Fundraiserin und Theologin, will einen „Beitrag zur Erneuerung der Kultur gemeinwohlbezogenen Gebens“ leisten. Hierfür betrachtet sie das Thema Fundraising nicht aus der üblichen betriebswirtschaftlichen Perspektive, sondern beleuchtet die Fundraising-Bezüge von sechs weiteren Wissenschaften: Die soziologische Perspektive etwa liefert Erkenntnisse zur Professionalisierung des Fundraisings. Aus der historischen Perspektive geraten antike, jüdisch-christliche und neuzeitliche Wurzeln freiwilliger Gemeinwohlverantwortung in den Blick. Und das politikwissenschaftliche Kapitel steuert Betrachtungen über den Dritte-Sektor-Diskurs, den Zivilgesellschafts-Diskurs und den


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Buchmarkt Sozialkapital-Diskurs bei. Es folgen Abschnitte über wirtschaftswissenschaftliche, philosophisch-ethische, psychologische und theologische Bezugsfelder für Fundraising. Systematisch, knapp und verständlich reflektiert die Studie eine Vielzahl von Begriffen und skizziert Entwicklungslinien bis in die Gegenwart. Dank der interdisziplinären Herangehensweise gelingt es der Autorin, vernachlässigte Zusammenhänge aufzuspüren und ein Forschungsprogramm zu entwerfen. Hierfür soll insbesondere die Fundraising-Analyse- und Orientierungsmatrix dienen, die Fundraising auf der Verantwortungsebene als Managementaufgabe, Beruf und kulturelle Praxis differenziert und in Bezug setzt zur Handlungsebene als Fundraising, Fundmediation und Fundgiving. Fazit: Ein material- und ideenreicher Überblick zu Fundraisingtheorie und -praxis, anregend für Praktiker und Dritter-Sektor-Interessierte. Carolin Regler | Volontärin Medien & Kommunikation im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Fundraising Michael Urselmann: Fundraising – Professionelle Mittelbeschaffung für steuerbegünstigte Organisationen. 5., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2012. ISBN: 978-3-258-07670-6. 269 Seiten. 39,90 Euro.

» » » Einer der Klassiker der deutschsprachigen Fundraisingliteratur geht in die fünfte Runde. Ausgehend von einer wissenschaftlichen Analyse der seit 1993 kontinuierlich durchgeführten Befragung von spendensammelnden Organisationen leitet der Autor Michael Urselmann, Professor für Sozialmanagement an der FH Köln, praxisnahe Handlungsempfehlungen für das Alltagsgeschäft des Fundraisers ab. Der einleitende Theorieteil ist knapp gehalten, um den praktischen Handlungsfeldern mehr Raum zu geben, so die Gewinnung von Erstspendern und Verwandlung derselben in Mehrfachspender oder der Umgang mit Groß- und Testamentspendern. Wichtige Kommunikationselemente wie Datenbanken, Öffentlichkeitsarbeit oder Onlinefundraising werden dargestellt und gewichtet. Besonders praxisnah und anschaulich ist der Teil zum FundraisingManagement, in dem Schlagworte wie Controlling, Qualitätsmanagement, Führung und Innovation heruntergebrochen und auf das berufliche Umfeld des Fundraisers bezogen werden. Mit vielen Praxisbeispielen, Abbildungen, Literatur- und Informationshinweisen und der Rubrik „Was ich in diesem Kapitel gelernt habe“ ermöglicht die Neuauflage einen leichten und konkreten Einstieg in das Thema Fundraising. Zu bedauern bleibt lediglich, dass die vollständige Überarbeitung nicht dem Adressteil zugute kam. « « « Cordula Beyer | Freie Mitarbeiterin im Verlag des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen « « «

Aktuelle Literatur » Anheier, Helmut K.; Schröer, Andreas; Then, Volker (Hg.): Soziale Investitionen – Interdisziplinäre Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2012. ISBN: 978-3-53116546-2. 367 Seiten. 39,95 Euro. » Fiala, Johannes (Hg.): Geldanlagen für Stiftungen und Stifter. Grundlagen – Instrumente – Optimierung. 2., überarbeitete Auflage. Bundesanzeiger Verlag, Köln 2011. ISBN: 978-3-84620022-3. 200 Seiten. 34,80 Euro. » Kolbe, Andreas; Hönigsberger, Herbert; Osterberg, Sven: Marktordnung für Lobbyisten. Wie Politik den Lobbyeinfluss regulieren kann. Ein Vorschlag der Otto Brenner Stiftung (zu bestellen und herunterzuladen bei der Otto Brenner Stiftung, Telefon (069) 66 93-28 10; www.otto-brenner-stiftung.de). » Niedersächsische Lotto-SportStiftung (Hg.): Stiftungen und Integration in Niedersachsen. Ein Wegweiser. Hannover 2011 (zu bestellen über www.lottosport-stiftung.de, Telefon (0511) 12 68-50 51; www.stiftungenund-integration.de). » Studienkompass; Vodafone Stiftung Deutschland (Hg.): Bildungsgerechtigkeit ermöglichen! Argumente für eine rechtzeitige Studienorientierung von Jugendlichen. Murmann Verlag, Hamburg 2011. ISBN: 978-386774-176-7. 152 Seiten. 19,90 Euro.


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Kulinarisches Kochen verbindet Die Stiftung Bürger für Leipzig schlägt kulinarische Brücken zu den Heimatländern von Flüchtlingen, die in Leipzig leben.

Weitere Informationen www.buerger-fuer-leipzig.de

» » » „Essen hält Leib und Seele zusammen“, weiß der Volksmund. Aber auch ein leckeres Mahl zuzubereiten, hat integrierendes Potenzial. Kochen und Genießen bringt die Welt zusammen. Diese Erkenntnis macht sich die Stiftung Bürger für Leipzig zunutze. Unter dem Motto „Miteinander kochen, miteinander leben!“ bietet sie in Kooperation mit der Leipziger Volkshochschule eine Reihe von Kochabenden an, bei der in Leipzig lebende Flüchtlinge ihre Nachbarn, Kollegen und Mitschüler einladen, mit ihnen einen Teil ihrer Kultur zu teilen. So sollen die gemeinsamen Kochabende eine kulinarische Brücke zwischen Leipzigern und den in der Stadt lebenden Flüchtlingen schlagen.

Rezept:

Hummus bi-Tahina Zutaten für 4 Personen 250 g getrocknete Kichererbsen 4 Knoblauchzehen 150 g Tahina (Sesammus aus dem Reformhaus) Saft von 3 Zitronen 5 EL Olivenöl Salz Die Kichererbsen ca. zwölf Stunden in 1 l Wasser einweichen. Die Kichererbsen im Einweichwasser 45 min. zugedeckt bei starker Hitze kochen, in einem Sieb abtropfen lassen und in eine hohe Schüssel geben. Den geschälten Knoblauch, das Sesammus, den Zitronensaft und das Olivenöl zugeben, mit Salz würzen. Die Zutaten mit einem Pürierstab zu einer cremigen Masse pürieren. Mit einer schwarzen Olive und Paprikapulver garnieren. Warm oder kalt mit Fladenbrot servieren. Quelle: Stiftung Bürger für Leipzig

Auf den Tisch kommen gemeinsam zubereitete Gerichte aus verschiedenen Ländern, und dabei gibt es „nebenbei“ rund um die Mahlzeit herum viel Wissenswertes zu lernen. Von besonderen Feiertagsgerichten über die Zubereitung der Speisen und den Umgang mit Zutaten bis zum Ablauf einer Mahlzeit: „In allem entdeckt man kulturelle Eigenheiten“, so die Initiatoren. Nach dem Auftakt am 7. Dezember 2011 treffen sich im Laufe des Jahres nun an fünf weiteren Abenden zwölf Gäste in der Lehrküche der Volkshochschule Leipzig, um dort gemeinsam zu kochen, zu reden und zu speisen. Einige Rezepte hat die Gruppe des Flüchtlingsrates Leipzig e.V. für einen Kalender für 2012 zusammengetragen. Die Stiftung Bürger für Leipzig hält ein Set von zwölf Rezeptkärtchen mit arabischen Speisen be-

reit, darunter z.B. Hummus (siehe Rezept auf dieser Seite), Fattusch (ein Salat mit Gurke, Blattsalat, Radieschen, Tomaten, Petersilie und Minze und eine klassische Vorspeise besonders im Ramadan), Nisik (eine Suppe mit Möhren, Kartoffeln und Linsen), Tapsi (Lammfleischeintopf mit Auberginen, Zucchini, Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln und Paprika) und Al Muhalabia (ein Dessert aus Milch, Zucker, Rosenwasser und Pistazien). Für diese Idee zum Projekt wurde die Stiftung Bürger für Leipzig im vergangenen August im Rahmen des Ideenwettbewerbs der Herbert Quandt-Stiftung und der Initiative Bürgerstiftungen ausgezeichnet. Die 5.000 Euro Preisgeld kommen nun der Umsetzung zugute. Wir wünschen viel Spaß beim gemeinsamen Kochen und guten BvB Appetit! « « «


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In eigener Sache Anzeigen in der StiftungsWelt Mit vier Ausgaben im Jahr und einer Auflage von 5.000 Exemplaren bietet die StiftungsWelt Informationen rund um das Stiftungswesen. Das Magazin richtet sich an die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, an Entscheider und Führungskräfte in Stiftungen, Stifter und Stiftungsberater sowie an Abonnenten und Multiplikatoren aus Politik und Gesellschaft. Möchten auch Sie mit einer Anzeige Menschen in Stiftungen

StiftungsWelt-Schwerpunkt- themen 2012 erreichen? Möchten Sie dem Magazin eine Beilage zufügen? Wir bieten Ihnen farbige Anzeigen in vielen Formaten und gewähren attraktive Rabatte auf Anzeigenserien. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Mira Nagel, Telefon (030) 89 79 47-73, mira.nagel@stiftungen.org. Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 30. April 2012 (Auftragsschluss)

Vorschau StiftungsWelt 02-2012: Stiftungsethik

Die nächsten Ausgaben der StiftungsWelt widmen sich im Schwerpunktteil folgenden ­Themen: » 02-2012: Stiftungsethik Erscheinen: 12. Juni » 03-2012: Inklusion Erscheinen: 25. September » 04-2012: Wald Erscheinen: 4. Dezember Wenn Sie Ideen und Themenvorschläge haben, freut sich das Redaktionsteam auf Ihre Anregungen. Dafür bitten wir Sie um ein kurzes Exposé. Näheres unter: www.stiftungen. org/stiftungswelt. Pressemitteilungen senden Sie bitte an ­redakteure@stiftungen.org. Hinweise

Wo geht es lang im Stiftungsalltag? Schon die erste gedruckte Ausgabe unseres Mitgliedermagazins, damals unter dem Titel „Deutsche Stiftungen“, befasste sich im Frühjahr 1999 mit dem Schwerpunktthema Stiftungsethik. Zu dieser Zeit war bereits der Prozess in Gang, der 2006 in die Verabschiedung der Grundsätze Guter Stiftungspraxis mündete. Was hat sich seitdem im Hinblick auf die Bemühungen um gutes Stiftungshandeln getan? Im Sommer wird der Bundesverband Deutscher Stiftungen eine Publikation veröffentlichen, in der dokumentiert ist, wie deutsche Stiftungen die Grundsätze Guter Stiftungspraxis in ihrem Alltag anwenden. Die nächste Ausgabe der StiftungsWelt wird

auch den Blick auf Stiftungen richten, die sich darüber hinausgehenden Standards, Leitlinien und Zielen verpflichtet haben – sei es im Hinblick auf Transparenz, Vermögensanlage, Umgang mit Geförderten, Förderern und Mitarbeitern, Umweltschutz, Wirkungskontrolle oder in anderen Bereichen. Das Heft stellt vor, was Stiftungsakteure und ihre Bezugsgruppen heute unter gutem Stiftungshandeln verstehen. Reflexionen und Praxisbeispiele sollen Anregungen bieten, weitere Verbesserungspotenziale für das eigene Stiftungshandeln zu erschließen. Kontakt: benita.v.behr@stiftungen.org Telefon (030) 89 79 47-76 Die nächste Ausgabe erscheint am 12. Juni 2012.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wieder. Mitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wird die StiftungsWelt im Rahmen der Mitgliedschaft ohne ­ besondere Bezugsgebühr zugestellt. Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 20. März 2012 ISSN 1863-138X

Impressum

StiftungsWelt. Das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Herausgeber © 2012 Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11 post@stiftungen.org · www.stiftungen.org www.stiftungen.org/verlag V. i. S. d. P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär Chefredaktion: Benita von Behr (BvB) benita.v.behr@stiftungen.org Redaktion: Dr. Hermann Falk (FA), Ralf Gigerich (GI), Katrin Kowark (KO), ­ Timon Pohl (PH), Carolin Regler (RG) Bildredaktion: Benita von Behr, Timon Pohl Korrektorat: Nicole Woratz Verlag: Bundesverband Deutscher Stiftungen Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Auflage dieser Ausgabe: 5.000 Exemplare Gestaltung, Satz: www.pacificografik.de E. Girardet, M. Lichtwarck, V. Eizenhöfer Druck: Oktoberdruck | 10245 Berlin Gedruckt auf Munken Pure (FSC Mixed Sources Zertifikat). Sowohl der Papier-Lieferant „arctic paper“ als auch Oktoberdruck bemühen sich darum, die hohen Umweltbelastungen des Druckvorgangs weitestmöglich zu reduzieren und haben das anspruchsvolle EMAS-Zertifikat erhalten. Bildnachweis: Soweit nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte bei den im Beitrag genannten Stiftungen oder Autoren. Allianz Umweltstiftung/Wilde: 54 o.re.; AMSEL e.V.: 52 u.Mi.; birgitH/Pixelio.de: 7 Mi., 64; E. Blatt: 50; Bundesministerium der Finanzen/Hendel: 77 u.; Mahmoud Dabdoub: 84; Marc Darchinger: Cover, 4 (untere 4 Fotos), 5, 10-35, 41, 56 li., 58-59, 75 li.; DSZ/David Ausserhofer: 48 li.Mi.; DSZ/standout.de: 48 li.u.; ECE: 46 li.u.; Erfurt Tourismus und Marketing GmbH: 4 (2. Bild v.o.), 57, Europäische Kommission: 44; Fabian Fiechter: 71 u.; Bernardo Friese/Carl und Veronica Carstens-Stiftung: 46 li.o.; Andreas Greiner-Napp: 22 (Porträt Brömmling); Klinikum rechts der Isar: 48 Mi.; Messe Erfurt GmbH: 4 o.; Philipp Horak: 52 re.u.; Maßstab: 52 li.o.; Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BadenWürttemberg: 47 li.u.; Sanna Nübold: 47 li.o.; Frank Nürnberger: 46 re.; Schloss Ziethen: 75 o.; Shutterstock: 7 re., 56 re.; Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg/J. Thormann/J. Ruffer: 54 li.; Stiftung Weltbevölkerung/Die Projektoren: 53 Mi.; Studio Andreas Heller: 54 re.u.; Universität Heidelberg: 53 li.o.; Universität Konstanz: 53 li.u.; Universitätsklinikum Heidelberg: 52 re.o.; Oliver Weber/Pixelio.de: S. 8-9 o.


86 StiftungsWelt 01-2012

übersicht

Siehe auch Kurzinterview mit dem Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Dr. Stephan Schauhoff auf S. 77

dokumentation Mit einem Schreiben vom 17. Januar 2012 hat das Bundesministerium der Finanzen (BMF) den Anwendungserlass zur Abgabenordnung geändert. Damit werden zahlreiche Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts neu geregelt. Die letzte Anpassung hatte es vor vier Jahren gegeben. Was ist wirklich neu? Die Justiziarin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Dr. Verena Staats hat die wichtigsten Änderungen in einem Faktenblatt für Sie zusammengestellt, das wir auf den folgenden Seiten abdrucken. Für Fragen dazu stehen Ihnen die Justiziarinnen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gerne zur Verfügung: Dr. Verena Staats | Telefon (030) 89 79 47-63 | verena.staats@stiftungen.org Christiane Müller | Telefon (030) 89 79 47-67 | christiane.mueller@stiftungen.org


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Faktenblatt: Änderungen des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung

Mit dem BMF-Schreiben vom 17. Januar 20121 zur Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) vom 2. Januar 2008 (BStBl. I S. 26) werden zahlreiche Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts geändert. Die nachfolgenden Ausführungen geben einen Überblick über die wichtigsten Änderungen2: I. zu § 51 AO - Auslandsaktivitäten und Inlandsbezug Nach § 51 Abs. 2 AO ist für die Verwirklichung steuerbegünstigter Zwecke im Ausland erforderlich, dass die Tätigkeit zum Ansehen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland beitragen kann (sog. struktureller Inlandsbezug). In der Verwaltungspraxis hat das Merkmal „beitragen kann“ aufgrund seiner Unbestimmtheit immer wieder zu Unsicherheiten geführt. Im AEAO wird daher bestimmt, dass grundsätzlich alle im Inland gemeinnützigen Zwecke auch im Ausland verwirklicht werden können (vgl. AEAO Nr. 7 zu § 51 Abs. 2 AO). Soweit es sich dabei um Auslandsaktivitäten einer inländischen Stiftung handelt, ist grundsätzlich im Sinne einer Indizwirkung von einem „Ansehensbeitrag“ auszugehen. Es bedarf daher keiner weiteren Überprüfung, ob die Auslandsaktivität zum Ansehen beiträgt. Fördert beispielsweise die Stiftung Karneval auch den Karneval in Venedig, so ist ohne weiteres von einer Ansehensförderung auszugehen. Davon unabhängig besteht aber – wie auch in der bisherigen Praxis – die Pflicht, bei Auslandssachverhalten die satzungsgemäße Mittelverwendung nachzuweisen. Dazu können z. B. entsprechende Belege ins Deutsche übersetzt werden. Handelt es sich um ausländische Körperschaften, ist nach der Verwaltungsansicht der Ansehensbeitrag grundsätzlich zu bejahen, wenn sie in Deutschland lebende Personen fördern, auch wenn diese sich zeitweise im Ausland befinden. Bei anderen Aktivitäten ist dagegen eine konkrete Darlegung des Ansehensbeitrages erforderlich. Die Indizwirkung entfällt hier. Problematisch ist allerdings, dass auch weiterhin offen bleibt, wie die Darlegung des Ansehensbeitrages konkret erfolgen kann. Insoweit ist die Verwaltungspraxis weiter zu beobachten. II. zu § 53 AO− AO− Hilfsbedürftigkeit Nach § 53 AO kann die Verfolgung mildtätiger Zwecke dadurch geschehen, dass Personen unterstützt werden, deren Bezüge grundsätzlich nicht höher sind als das Vierfache des Regelsatzes der Sozialhilfe. Diese Grenze gilt dann nicht, wenn das Vermögen der Personen zur nachhaltigen Verbesserung des Unterhalts ausreicht und ihnen zugemutet werden kann, es dafür zu verwenden. Unklar war bislang, wie der Einsatz des Vermögens konkret ausgestaltet werden sollte. Nunmehr soll grundsätzlich jegliches Vermögen oberhalb von 15.500 Euro für den eigenen Lebensunterhalt eingesetzt werden. Außer Acht bleiben Vermögensgegenstände, deren Wert offensichtlich eine Verschleuderung bedeuten würde oder die einen besonderen Erinnerungswert haben. Auch ein 1

BMF v. 17.1.2012 IV A 3 – S 0062/08/1007 – 12IV C 4 – S 0171/07/0038-007

Vertiefend: Hüttemann, Der neue Anwendungserlass zum Abschnitt „Steuerbegünstigte Zwecke“, Der Betrieb 2012, 250-257; Schauhoff/Kirchhain, Was bringt der neue AO-Anwendungserlass für gemeinnützige Körperschaften?, DStR 2012, 261-267. 2

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88 StiftungsWelt 01-2012

Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) | Februar 2012 | Seite 2 von 4 angemessenes Hausgrundstück im Sinne des § 90 Abs. 2 SGB XII, das die unterstützte Person allein oder zusammen mit Angehörigen bewohnt, bleibt unberücksichtigt (vgl. AEAO Nr. 9 zu § 53 AO). Eine mildtätige Stiftung muss sich von der wirtschaftlichen Hilfsbedürftigkeit ihrer Leistungsempfänger überzeugen. Dazu hat sie eine Berechnung maßgeblicher Einkünfte und Bezüge sowie eine Berechnung des Vermögens stets vorzuhalten (vgl. AEAO Nr. 10 zu § 53 AO). Welche Unterlagen damit im Einzelfall erforderlich sind, wird damit auch im AEAO-neu weiterhin offen gelassen. So kann die geforderte Nachweispflicht vor allem für Bereiche problematisch werden, bei denen sich der konkrete Nachweis praktisch nicht bzw. nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand – wie z. B. bei den Tafeln – erbringen lässt. Empfehlung: Eine mildtätige Stiftung sollte sich daher vergewissern, dass sie keine Gemeinnützigkeitsverstöße aufgrund formeller Nachweispflichten begeht. III III. zu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AO − Vergütung von Organen Nach den zivilrechtlichen Regelungen übt der Vorstand eines Vereins sein Amt grundsätzlich ehrenamtlich aus, womit von einer unentgeltlichen Tätigkeit auszugehen ist (§ 27 Abs. 3 i. V. m. § 662 BGB). Die Zahlung einer Vergütung ist als Ausnahme von dieser gesetzlichen Regelung nur dann möglich, wenn diese ausdrücklich in der Vereinssatzung zugelassen ist (vgl. § 40 BGB). Einem Vereinsvorstand steht daher ein Entgelt für die geleistete Arbeit – auch als sog. „Ehrenamtspauschale“ (§ 3 Nr. 26a EStG) – nur zu, wenn eine entsprechende Regelung in der Satzung existiert. Durch mehrere BMF-Schreiben hat das BMF in den letzten drei Jahren zu der oben genannten Problematik Stellung genommen und Vereinen bis zum 31.12.2010 eine Frist zur Durchführung der entsprechenden Satzungsänderungen eingeräumt. Der AEAO nimmt nun Bezug auf die entsprechenden BMF-Schreiben (vgl. AEAO Nr. 23 zu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AO). Demnach sind Tätigkeitsvergütungen gemeinnützigkeitsrechtlich nur zulässig, wenn eine entsprechende Satzungsregelung besteht. Ob diese Grundsätze auch für die Vergütung von Stiftungsvorständen gelten, kann mit guten Gründen bezweifelt werden, da § 40 BGB auf Stiftungen keine Anwendung findet. Die Finanzverwaltung geht allerdings in dem neuen AEAO (vgl. AEAO Nr. 23 zu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AO) davon aus, dass das Erfordernis einer satzungsrechtlichen Grundlage für die finanzielle Entschädigung des Zeiteinsatzes von Stiftungsvorständen entsprechend gilt. Empfehlung: Soweit die Stiftung den Vorständen eine Vergütung zahlt, sollten die diesbezüglichen Satzungsregelungen überprüft und ggf. in Abstimmung mit dem Finanzamt angepasst werden.3 IV . zu § 55 und § 56 AO − wirtschaftliche Tätigkeit und Ausschließlichkeit Nach dem Grundsatz der Selbstlosigkeit darf eine Stiftung nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke verfolgen. Die Selbstlosigkeit, also „Uneigennützigkeit", entspricht der zum Ziel gesetzten Gemeinnützigkeit. Dies schließt aber die Verfolgung eigenwirtschaftlicher Zwecke der Stiftung nicht gänzlich aus. Der Eigennutz darf nur nicht „in erster Linie" gegeben sein, die Opferwilligkeit nicht im Hintergrund stehen. Die Finanzverwaltung vertrat bislang die Auffassung, dass eine Körperschaft dann nicht mehr als selbstlos angesehen werden könne, wenn ihr eine wirtschaftliche Tätigkeit das „Gepräge“ gebe (vgl. AEAO Nr. 2 zu § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO a. F.). Da die Maßstäbe für das Vorliegen eines „wirtschaftlichen Gepräges“ aber nicht weiter konkretisiert wurden, ergab sich daraus oftmals Anlass zum Streit. Im 3

Vgl. ausführlich das Faktenblatt zur Vergütung von Vorständen.

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Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) | Februar 2012 | Seite 3 von 4 AEAO-neu löst sich die Finanzverwaltung nunmehr von den Grundsätzen der Geprägetheorie – AEAO Nr. 2 zu § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO a. F. ist gestrichen – und schließt sich der BFH-Rechtsprechung an (vgl. AEAO Nr. 1 zu § 56 AO). Die Mittelbeschaffung für den gemeinnützigen Bereich mit Gewinnerzielungsabsicht ist stets zulässig. Die Steuerbegünstigung scheitert nur daran, wenn die wirtschaftliche Tätigkeit Selbstzweck wird, weil tatsächlich durch einen steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb oder die Vermögensverwaltung sich das Tätigwerden der gemeinnützigen Körperschaft erschöpft, ohne dass daraus eine angemessene Rendite für die gemeinnützige Zweckerfüllung erwirtschaftet wird. Zugleich wird − vor allem für rein vermögensverwaltende Stiftungen erfreulich − klargestellt, dass insbesondere eine Mittelbeschaffungskörperschaft, die ihre Überschüsse an gemeinnützige Körperschaften weitergibt, auch dann gemeinnützig sein kann, wenn sie ausschließlich einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb unterhält oder Vermögensverwaltung betreibt. V. zu § 57 AO − Grundsatz der Unmittelbarkeit und Einsatz von Hilfspersonen In § 57 AO ist der Grundsatz der Unmittelbarkeit verankert. Nach AEAO a. F. galt, dass das Handeln als Hilfsperson im Sinne des § 57 AO keine eigene steuerbegünstigte Tätigkeit der Hilfsperson darstellen kann. Der AEAO übernimmt nun die Auffassung der Rechtsprechung, so dass auch die eigene Steuerbegünstigung einer Hilfsperson nicht ausgeschlossen ist, wenn mit der Hilfspersonentätigkeit zugleich eigene steuerbegünstigte Zwecke erfüllt werden (vgl. AEAO Nr. 8 Satz 9 zu § 57 AO). Des Weiteren wurde bislang die Tätigkeit eines Dritten als eigene Betätigung und somit als Hilfspersonentätigkeit anerkannt, wenn die Hilfsperson weisungsgebunden war und dies etwa durch einen Werk-, Arbeits- oder Dienstvertrag belegt werden konnte. Problematisch war diese Auffassung vor allem bezüglich des Vorliegens eines Werkvertrages, da dieser regelmäßig keine Weisungsbefugnis vermittelt. Demensprechend ist nunmehr entscheidend, dass die gemeinnützige Körperschaft durch Vorlage entsprechender Vereinbarungen nachweist, dass sie den Inhalt und den Umfang der Tätigkeit der Hilfsperson im Innenverhältnis bestimmen kann. Empfehlung: Empfehlung:

Beim Abschluss von Verträgen, durch die der Einsatz von Hilfspersonen geregelt wird, ist künftig genau darauf zu achten, dass die erforderliche Kontrollmöglichkeit im Innenverhältnis gewährleistet ist.

V I. zu § 58 Nr. 6 − Bildung einer Wiederbeschaffungsrücklage § 58 AO regelt die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden. Da gemeinnützige Körperschaften regelmäßig über Wirtschaftsgüter verfügen, für die in ferner Zukunft auch die Möglichkeit der Ersatzbeschaffung bedacht werden muss, bilden sie regelmäßig die sog. Wiederbeschaffungsrücklage. In dieser werden Mittel pauschal in Höhe der Abschreibungen gesammelt, um nach Ende des Abschreibungszeitraums das genutzte Wirtschaftsgut, typischerweise eine Immobilie, entweder grundlegend zu sanieren oder neu zu beschaffen. Nach dem AEAO-neu ist dies nicht mehr möglich. Die Bildung dieser Wiederbeschaffungsrücklage nach § 58 Nr. 6 AO ist nur noch dann zulässig, wenn tatsächlich eine Neuanschaffung geplant und finanziell in einem angemessenen Zeitraum möglich ist (vgl. AEAO Nr. 2 Satz 7 bis 12 zu § 58 AO). Damit ergeben sich für gemeinnützige Stiftungen, die eine Wiederbeschaffungsrücklage bilden wollen, zusätzliche Nachweispflichten, da die geplante Neuanschaffung und der zeitliche Rahmen konkretisiert werden müssen. Der neue AEAO stellt insbesondere Stiftungen mit Immobilienbesitz vor bislang noch nicht gelöste Probleme. So besteht die Gefahr, dass z. B. die geplante Neuanschaffung einer Immobilie nach 40

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90 StiftungsWelt 01-2012

Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) | Februar 2012 | Seite 4 von 4 Jahren nicht als ausreichende Konkretisierung angesehen wird. Hier bleibt daher abzuwarten, wie sich die Verwaltungspraxis entwickelt. Dagegen spricht vieles dafür, dass bei Wirtschaftsgütern mit kürzeren Abschreibungszeiträumen, wie z. B. Rettungswagen, die Afa durchaus einen Anhaltspunkt zur Bildung der Wiederbeschaffungsrücklage bieten kann. VII VII. zu § 60 AO - Mustersatzung Mit dem Jahressteuergesetz 2009 wurde § 60 Abs. 1 AO, in dem die Anforderungen an die Satzung für die Erlangung von Steuervergünstigungen geregelt sind, um einen Satz 2 ergänzt. Danach muss die Satzung gemeinnütziger Körperschaften die in der Anlage 1 bezeichneten Festlegungen enthalten. Obwohl ein Teil der Finanzverwaltung die Mustersatzung dahingehend als verbindlich interpretiert, dass sich die in § 1 bis 5 der Mustersatzung enthaltenen steuerlichen Regelungen wortgleich in den Satzungen der steuerbegünstigten Körperschaften wiederfinden, trifft der AEAO-neu dazu keine Regelung. 4 Klargestellt wird nur, dass derselbe Aufbau und dieselbe Reihenfolge der Vorgaben der Mustersatzung nicht verlangt werden können und die Vorgaben nur verbindlich sind, soweit sie für die steuerbegünstigte Körperschaft überhaupt einschlägig sein können. Für Stiftungen gilt daher Folgendes: Wenn sie nur Mittelbeschaffungskörperschaften sind, müssen sie die Unmittelbarkeit nicht mehr ausdrücklich erwähnen. Außerdem können sie auf Aussagen zum Verbot der Mittelzuführung verzichten, weil sie keine Mitglieder haben (vgl. AEAO Nr. 2 zu § 60 AO). Empfehlung: Empfehlung Die gesetzliche Mustersatzung findet zunächst nur auf alle neu – also nach dem 31.12.2008 – gegründeten gemeinnützigen Stiftungen Anwendung sowie auf bestehende Stiftungen, die ihre Satzung mit Wirkung nach dem 31.12.2008 ändern. Da eine generelle Frist zur Satzungsanpassung bestehender gemeinnütziger Stiftungen nicht besteht, muss eine Stiftung die Satzung nur überprüfen und ggf. anpassen, wenn aus anderen Gründen eine Satzungsänderung geplant ist. Die Satzungsänderung sollte in Abstimmung mit dem Finanzamt erfolgen. VIII VIII. zu § 68 Nr. 2b 2b AO − Selbstversorgungsbetriebe In § 68 Nr. 2b AO sind Selbstversorgungsbetriebe (z.B. Krankenhauswäschereien) Zweckbetriebe, wenn Lieferungen und sonstige Leistungen dieser Einrichtungen an Außenstehende nicht mehr als 20 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Entsprechend der (umstrittenen) Rechtsprechung des BFH legt der AEAO fest, dass auch dann kein Zweckbetrieb vorliegt, wenn der Selbstversorgungsbetrieb regelmäßig ausgelastet ist und planmäßig über Jahre in diesem Umfang Leistungen an Außenstehende erbringt (AEAO Nr. 4 Satz 2 zu § 68 AO).

4

Vgl. ausführlich Faktenblatt zur Mustersatzung.

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Workshops Textwerkstatt – Die Kunst der Sprache (2 Tage Praxisworkshop) Wirkungsorientierte Stiftungsprogramme & -projekte: Planung – Management – Evaluation (2 Tage Praxisworkshop) Fundraising für Stiftungen – Strategieentwicklung (2 Tage Praxisworkshop)

Foren Update für Alumni der Zertifizierungslehrgänge zu aktuellen Themen

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Dr. Andrea Rudolph Geschäftsführende Akademieleiterin Deutsche StiftungsAkademie Haus Deutscher Stiftungen | Mauerstr. 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-47 | Fax (030) 89 79 47-81 andrea.rudolph@stiftungen.org | www.stiftungsakademie.de Die Deutsche StiftungsAkademie ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. * Ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Studierende, Erwerbslose und Referendare zahlen die Hälfte des Mitgliederpreises (ausgenommen Zertifizierungslehrgänge).


In vielen Familien ist die Vermögensnachfolge ungeklärt – und in vielen Familienunternehmen auch die Frage, wer es künftig führen wird. Stiftungen bieten vielfältige Möglichkeiten, um die Zukunft Ihres Unternehmens zu sichern. Unsere Spezialisten helfen Ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sprechen Sie mit uns. Ihre Ansprechpartner Prof. Dr. Wilfried Schulte T +49 201 455-6900 wilfriedschulte@kpmg.com Sascha Voigt de Oliveira T +49 30 2068-4466 svoigtdeoliveira@kpmg.com

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