StiftungsReport 2011/12

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Der StiftungsReport 2011/12 beleuchtet dieses Querschnittsthema aus verschiedenen Perspektiven und zeigt, wie Stiftungen zu einem Motor für Veränderung werden: Etwa indem sie Konzepte für den Übergang in eine kohlenstofffreie Zukunft vorlegen. Indem sie neue Forschungsansätze fördern. Indem sie das Thema an neue Zielgruppen herantragen. Indem sie mit innovativen Projekten Alternativen zu konsumbasierten Lebensstilen bieten.

Außerdem: • Stiftungen im Umwelt- und Klimaschutz: eine Umfrage • Aktualisierte Zahlen, Daten und Fakten zur deutschen Stiftungslandschaft anschaulich aufbereitet Der jährlich erscheinende StiftungsReport ist ein unverzichtbares Werk für Fach- und Führungskräfte im gemeinnützigen Sektor, in Politik und Wirtschaft, für Medienschaffende und Verbände. Neben aktuellen Zahlen, Daten und Trends im Stiftungswesen widmet er sich schwerpunktmäßig gesellschaftspolitischen Herausforderungen und zeigt auf, welchen Beitrag Stiftungen zu deren Lösung leisten.

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in Kooperation mit

Das Projekt wurde gefördert von

Originalausgabe

www.stiftungen.org

StiftungsReport 2011/ 12

Kein Zweifel: Der Klimawandel ist längst Realität. Doch in den Köpfen vieler Menschen ist der Ernst der Lage noch nicht angekommen. Und statt entschlossen zu handeln, vertagt die Politik zwingende Entscheidungen. Andere, mutige Akteure müssen daher mit gutem Beispiel vorangehen. Der Zivilgesellschaft und gerade auch den Stiftungen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen das Klima schützen

Die Stiftungslandschaft 2011/12

Fordern statt Fördern: Stiftungen als Agenda-Setter und Themenanwälte

Vom Handeln zum Wissen: Wie Stiftungen durch ökologisch nachhaltige Ansätze das Klima schützen

Vom Wissen zum Handeln: Stiftungen als Förderer von Wissenschaft und Forschung

Report 2011/12 Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen das Klima schützen

in Kooperation mit

ISBN 978-3-941368-21-7



StiftungsReport 2011/12 Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen das Klima sch端tzen

Herausgegeben vom Bundesverband Deutscher Stiftungen


Wo der Wind weht über’s Land, da nutze seine Kraft. Betrachte ihn als Pfand, der Mehl und Brot dir schafft. (Mühleninschrift)


Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. V.i. S.d. P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Herausgeber: Bundesverband Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -10 www.stiftungen.org post@stiftungen.org In Kooperation mit: BMW Stiftung Herbert Quandt Reinhardtstraße 58 | 10117 Berlin Telefon (030) 3396-3500 | Fax -3530 Gefördert von: Deutsche Bundesstiftung Umwelt | An der Bornau 2 | 49090 Osnabrück Robert Bosch Stiftung GmbH | Heidehofstraße 31 | 70184 Stuttgart Baden-Württemberg Stiftung gGmbH | Im Kaisemer 1 | 70191 Stuttgart Autorinnen und Autoren: Antje Bischoff, Sebastian Bühner, Karolina Merai, Sven Stegemann © Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Berlin, Juni 2011 Gestaltung: Jörg Scholz, Köln (www.traktorimnetz.de) Titelbild: Jörg Scholz Druck: Gebrüder Kopp GmbH & Co. KG, Köln Dieses Produkt wurde klimaneutral gedruckt. Die durch die Herstellung verursachten Treibhausemissionen wurden kompensiert durch Investitionen in ein Klimaprojekt nach Gold Standard. Das verwendete Papier für den Innenteil ist RecyStar Polar, hergestellt aus 100 % wiederaufbereiteten Fasern – FSC-zertifiziert. ISBN 978-3-941368-21-7

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kompensiert Id-Nr. 1111160 www.bvdm-online.de


Inhalt

EDITORIAL Stiftungen setzen Akzente: Nachhaltigkeit als Antwort auf den Klimawandel ........................................................................8 KAPITEL 1 Fordern statt Fördern: Stiftungen als Agenda-Setter und Themenanwälte ..............................................................................18 KAPITEL 2 Vom Wissen zum Handeln: Stiftungen als Förderer von Wissenschaft und Umwelttechnologie ..........................................44 KAPITEL 3 Vom Handeln zum Wissen: Wie Stiftungen durch ökologisch nachhaltige Ansätze das Klima schützen ......................................64 FAZIT ...............................................................................................86 KURZPORTRÄTS .............................................................................89 KAPITEL 4 Stiftungen im Umwelt- und Klimaschutz: eine Umfrage ...............98 KAPITEL 5 Engagement in Zahlen .................................................................106 SERVICE ........................................................................................122 Anmerkungen und Literatur .........................................................132


EDITORIAL

Stiftungen setzen Akzente: Nachhaltigkeit als Antwort auf den Klimawandel 2010, zwischen den Gipfeltreffen von Kopenhagen und Cancún ist der Klimawandel allgegenwärtig: Er beherrscht die Medien, ist Gegenstand unzähliger Tagungen und Kongresse, beschäftigt die Politik. Nie zuvor kam diesem Thema so viel mediale Beachtung zu. Im Gegenteil: Lange Zeit wurde der Klimawandel nur stiefmütterlich behandelt. So hat sich die Existenz des Klimawandels seit der Konferenz von Rio 1992, die auch der Initialschuss für die Verabschiedung des Kyoto-Protokolls war, zwar im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Doch blieb die Bedrohung zu diffus, das Ausmaß der sich anbahnenden Klimakatastrophe zu abstrakt, um Denken und Handeln der Menschen dauerhaft zu verändern. Erst seitdem sich Wetterkapriolen aneinanderreihen, Jahr für Jahr neue Hitzerekorde registriert werden und sommerliche Wolkenbrüche auch in Deutschland für fast biblische Überschwemmungen sorgen, dämmert Vielen, dass sich eine Entwicklung mit Sprengkraft abzeichnet. Die bange Frage lautet: Gerät die Welt aus den Fugen? 8

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Aus Sicht der Klimaforschung ist das der Fall. Vehement drängen Wissenschaftler darauf, den U-Turn einzuleiten. Sie fordern effektivere Klimaschutzgesetze und appellieren an die Wirtschaft, den Klimaschutz ernst zu nehmen; nicht so weiterzumachen, als gäbe es kein Morgen. Im Prinzip ist bekannt, was zu tun ist. Dennoch wird es eine Herkulesaufgabe. Um die Gesellschaft für die Zukunft zu rüsten, steht der Bruch mit vielen vertrauten Verhaltensweisen an. Die möglichen und notwendigen Ansatzpunkte brechen vielfach mit traditionellen Mustern und gesellschaftlichen Normen. Und da der Mensch ein „Gewohn-


heitstier“ ist, beäugt er Veränderungen zunächst kritisch. Oder, wie Goethe in seinen Wanderjahren schreibt: „In der Gewohnheit ruht das einzige Behagen des Menschen; selbst das Unangenehme, woran wir uns gewöhnten, vermissen wir ungern.“ In dieser Situation wäre die Politik gefragt, ein nachhaltiges Gesellschaftsmodell zu entwerfen, das dem 21. Jahrhundert angemessen ist. Visionen zu entwickeln für eine Gesellschaft, die zwar weniger verbraucht, aber trotzdem reicher ist. Und die sich nicht länger mit der globalen Ungerechtigkeit abfindet, die bei genauerer Betrachtung auch an der eigenen Würde kratzt.

Nur nachhaltige Wege sichern die Zukunft Der Schlüsselbegriff für die Zukunft lautet Nachhaltigkeit. „Wenn der Klimawandel die Diagnose ist, dann ist Nachhaltigkeit die Therapie“, sagt Claudia Langer von der Münchner Utopia-Stiftung. Mit ihren drei Dimensionen (siehe Kasten Seite 21) können nachhaltige Lebensweisen dazu beitragen, den Planeten als ökologischen Lebensraum für den Menschen zu bewahren. Sie können durch mehr Bildung für Zukunftschancen der bislang Marginalisierten sorgen. Und sie können zu einer Wirtschaftsform führen, die primär dem Menschen statt vor allem sich selbst dient.

Die Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte geben indes wenig Anlass zur Hoffnung. So fixiert sind Politik und Gesellschaft auf die Gegenwart, dass sie Gefahr laufen, die Zukunft zu vergessen. In diesem Kontext ist der diesjährige StiftungsReport zu sehen. Mit dem Klimawandel greift er eine der zentralen Herausforderungen dieses Jahrhunderts auf. Er versucht Antworten zu geben auf fundamentale Fragen unserer Zeit: Wie sehen angemessene Reaktionen auf den Klimawandel aus? Welche Veränderungen des Lebensstils sind geboten, um nachfolgenden Generationen ein Leben mit all den Chancen zu ermöglichen, die wir selber haben oder zumindest gerne hätten? Welche moralischen Anforderungen stellt der Klimawandel an westliche Gesellschaften im Verhältnis zu den Menschen in Entwicklungsländern? Mit dem Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit, der in der Klimadebatte von höchster Relevanz ist, nimmt der StiftungsReport einen der drei Fäden der Nachhaltigkeit auf; er konkretisiert diesen abstrakten Begriff und zeigt zentrale Einsatzgebiete auf.

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Editorial


Immer mehr Stiftungen zum Schutz des Klimas Bleibt die Frage nach den Stiftungen. Braucht es wirklich eine eigene Publikation, die das Engagement der Stiftungen im Klimaschutz beleuchtet? Die Antwort lautet: Ja. Denn oft verfolgen Stiftungen progressive Ansätze, beschleunigen – gerade in der Wissenschaft – Entwicklungen und entwerfen Zukunftsbilder. Außerdem ergänzt der vorliegende StiftungsReport die Klima-Debatte um eine Dimension, die häufig übersehen und niemals konzentriert betrachtet wird – das Gewicht der Zivilgesellschaft, verstanden als die institutionell gefestigten Organisationen des Dritten Sektors. Freilich zählen die im Klimaschutz aktiven Stiftungen mit einem Anteil von etwa sechs Prozent zu einer Minderheit im Stiftungswesen. Bei den Neuerrichtungen weist der Trend jedoch klar nach oben. So schrieben Bundesumweltminister Norbert Röttgen und der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Hans Fleisch im Spätsommer 2010 in einem gemeinsamen Artikel: „Besonders erfreulich ist, dass hierzulande seit Jahren immer öfter neue Stiftungen speziell mit dem Förderzweck Klimaschutz gegründet werden.“1 Bei einigen Stiftungen lässt sich die Sorge um das Klima bereits Jahrzehnte zurückverfolgen. Zu einer Zeit, als in Deutschland angesichts der Freude über das Wirtschaftswunder nur wenige kritische Stimmen zu vernehmen waren, beschäftigten sich die

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ersten Stiftungen, etwa die VolkswagenStiftung, mit der Frage, ob bei aller Euphorie nicht auch über die Folgen der industriellen Entwicklung nachgedacht werden müsse. Einen gemeinsamen Beschluss fassten die deutschen Umweltstiftungen 2007, als sie die sogenannte Oberstdorfer Erklärung verabschiedeten. Darin verpflichteten sie sich unter anderem zu einer sachgerechten Aufklärung der Öffentlichkeit über den Klimawandel, zu Energiesparmaßnahmen und zum Erhalt natürlicher CO2 -Speicher und -Senken. Außerdem sagten sie zu, ihre Energieeffizienz zu verbessern und bei ihren Aktivitäten CO2 -Neutralität anzustreben.2 Ein weiterer Meilenstein war ein vom Bundesverband Deutscher Stiftungen im März 2010 organisierter Klimakongress, bei dem Bundesumweltminister Norbert Röttgen zu den Stiftungsvertretern sprach und sich ihre Vorschläge anhörte. Der Kongress dokumentierte zudem die Bereitschaft der deutschen Stiftungen, sich aktiv und sichtbar für den Klimaschutz einzusetzen. Dank ihrer Verwurzelung in allen gesellschaftlichen Bereichen scheinen Stiftungen dafür prädestiniert. Der Klimawandel ist ein Querschnittsthema. Er beschäftigt Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In allen thematischen Feldern und bei allen Akteuren setzen auch Stiftungen mit ihren Ideen, Konzepten und Initiativen an.


Am anthropogenen Klimawandel besteht kein Zweifel mehr Zugleich schärft der Klimawandel das Bewusstsein für Fehlentwicklungen. Natürlich gilt in einem marktwirtschaftlichen System das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Einseitige Schuldzuweisungen werden der Komplexität nicht gerecht. Dennoch fällt auf, dass einige Wirtschaftsbranchen die Intransparenz am Markt und das fehlende Wissen der Verbraucher über die Folgekosten genutzt haben, um Gewinne zu erzielen, während die Gesellschaft insgesamt den Preis für die entstandenen Schäden zahlt. Die Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko und die desaströsen Folgen des Unglücks der Deepwater Horizon führen dies drastisch vor Augen. Und solange Flüge ab fünf Euro angeboten werden, ist etwas im Argen, besteht gesamtgesellschaftlicher Handlungsbedarf. Noch dazu ist mittlerweile offensichtlich, dass die alten Reaktionen wie die VogelStrauß-Taktik nicht mehr greifen. Wer tut, als könne alles bleiben, wie es ist, gilt eher als borniert. Der Klimawandel ist längst Realität. Für Gewissheit sorgen Hitzesommer in Europa, verheerende Brände in Russland und Überschwemmungen ungeahnten Ausmaßes in Bangladesch und Australien.

Und auch die Ursachen des Klimawandels sind bekannt (siehe Kasten Seite 14). Dieses Wissen ist eine entscheidende Voraussetzung, um zielgerichtet gegensteuern zu können. Es ist eine Chance. Und die Probe aufs Exempel: Der Umgang mit dieser Krise bringt ans Licht, ob die Menschheit imstande ist, gigantische Probleme zu lösen. Gigantisch, weil die globale Erderwärmung alle betrifft; und auch, weil dem Klimawandel als globalem Phänomen nur gemeinsam zu begegnen ist.

Da die Politik überfordert ist, braucht es die Zivilgesellschaft Um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, darf sich die globale Erdtemperatur nicht um mehr als zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter erhöhen. Auf diese Leitplanke hat sich der Weltklimarat (International Panel on Climate Change; IPCC) geeinigt.3 Würde diese Grenze nicht eingehalten – und die meisten bisherigen Berechnungen lassen von einer Erwärmung zwischen zwei und sieben Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Wert ausgehen4 – wäre eine „weitreichende Transformation des Erdsystems“ die Folge, auf die die Menschheit nicht vorbereitet ist.5 Doch sind Problembewusstsein, Interessen und Prioritäten der einzelnen Staaten zu heterogen, als dass ein großer Wurf derzeit möglich wäre. Denn ein solcher Befreiungsschlag hätte gravierende Auswirkungen auf die jeweiligen nationalen Volkswirtschaften. Anders als in Kopenhagen konnte die Politik

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Editorial


mit dem Überraschungserfolg beim Folgegipfel im mexikanischen Cancún 2010 ihren Gestaltungsanspruch zwar untermauern. Nach Einschätzung der Umweltstiftung WWF war das Ergebnis eine „gute Grundlage für die kommenden Klimaverhandlungen“.6 Doch klar ist auch, dass sich mit einem von der Politik gesteuerten Top-down-Prozess das Zwei-Grad-Ziel nicht erreichen lässt. Andere Akteure sind gefragt.

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Wie der Politologe Achim Brunnengräber beobachtet, nutzen vor allem Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die „politischen Interessenkämpfe, um bei der Problemidentifizierung, -interpretation und -bearbeitung ihre Expertise anzubieten bzw. in den Entscheidungsprozess einfließen zu lassen“.7 Seit den 1990er-Jahren hat ihr Einfluss auf die Klimapolitik zugenommen. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), der die Regierung in klimapolitischen und Klimafragen berät, begrüßt diese Entwicklung. Nach dem Scheitern des Kopenhagener Klimagipfels beklagte der WBGU, dass „die spürbare Bereitschaft der Zivilgesellschaft als Ressource für ein aktives klima- und umweltpolitisches Engagement zu wenig anerkannt und aufgegriffen worden“ sei. 8 Für die Zukunft spricht sich der WBGU für einen „Mehrebenenansatz“ aus. „Freiwillige und eigenverantwortliche Reduktionsverpflichtungen der Zivilgesellschaft“ gelte es stärker zu berücksichtigen.9 Ein Vorteil der Zivilgesellschaft ist, die jeweiligen Verhältnisse am besten zu kennen. Zivilgesellschaftliche Akteure können meist gut einschätzen, wo welche Maßnahmen greifen. Denn: „Es gibt keine globalen Lösungen für globale Probleme“, wie der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber sagt.10

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Die Expertise der Stiftungen Als Teil der Zivilgesellschaft verfolgen Stiftungen ganz unterschiedliche Ansätze für mehr ökologische Nachhaltigkeit: Sie richten Appelle an Politik und Wirtschaft, um zu demonstrieren, wie wichtig ihnen das Thema ist. Sie versorgen Graswurzelbewegungen in Form von Studien mit theoretischem Rüstzeug. Mit Informations- und Diskussionsveranstaltungen vernetzen sie unterschiedliche Akteure und schaffen Austauschplattformen. In den Gremien vieler Stiftungen finden sich hochkarätige Wissenschaftler ebenso wie Experten aus Politik, Wirtschaft, Medien oder dem Umweltschutz. Darüber hinaus sind Stiftungen in großen Klimanetzwerken wie dem weltweit agierenden Climate Action Network (CAN) vertreten. Und namhafte Klimaschutzorganisationen wie Greenpeace oder der Naturschutzbund Deutschland haben Stiftungen errichtet, um ihre Projekte auch finanziell nachhaltig aufzustellen.


Die zunehmend kooperative und transsektorale Ausrichtung vieler Stiftungen, die mit anderen Stiftungen ebenso zusammenarbeiten wie mit Akteuren aus Politik und Wirtschaft, erzeugt eine höhere Effektivität und deutlichere Sichtbarkeit. Gerade bei diesen Kooperationen können Stiftungen ihre Stärken einbringen. Denn weder müssen sie Wahlen gewinnen noch Gewinne erwirtschaften. Stattdessen besitzen sie das Privileg, Geld ausgeben zu können, um ihre Ideen umzusetzen. „Doch auch das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe“, sagt Lutz Spandau von der Allianz Umweltstiftung. „Deswegen müssen Stiftungen der Versuchung widerstehen, die politischen Saisonhits zu spielen.“ Dazu brauchen sie klare Ziele und gute Methoden. Es ist ihre Aufgabe, mit Ideen zu überzeugen und die gesellschaftlichen Debatten mit kreativen und innovativen Lösungsansätzen zu bereichern.

Struktur des Reports Der vorliegende StiftungsReport spürt der Frage nach, inwiefern Stiftungen zum Klimaund Umweltschutz beitragen. In einem ersten Schritt untersucht der Report, wie Stiftungen das Klimathema an die Öffentlichkeit tragen, wie sie mit Aktionen und Informationen auf die drohenden Gefahren verweisen, wie sie Politik und Wirtschaft adressieren und von ihnen ein ambitionierteres Handeln fordern. In einem zweiten Schritt beleuchtet der Report ein Kerngebiet der deutschen Stiftungen: die Wissenschaftsförderung. Da es den Stiftungen weder um Machtpositionen noch um Profite geht, können sie sich auf unsicheres Terrain wagen. Das macht sie zu Pionieren, wie die wissenschaftlichen Projekte, die sie fördern oder selbst initiieren, zeigen. Das dritte Kapitel des Reports fokussiert pragmatische Lösungsansätze. Es prüft, welche Hilfestellungen Stiftungen den Menschen bieten, ein nachhaltigeres Leben zu führen, und welche von Stiftungen geförderten Umweltschutzmaßnahmen die ökologische Nachhaltigkeit verbessern. Gemäß der Empfehlung des WBGU geht es darum, Best-Practice-Beispiele zu finden, in einer umfassenden Betrachtung des Themas die Handlungsoptionen herauszustellen und dabei das Engagement der Stiftungen zu würdigen.

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Editorial


Der Klimawandel Das Klimasystem der Erde unterliegt wandelnden Randbedingungen, externen Einflüssen, internen Prozessen und Wechselwirkungen.11 Beunruhigend ist also nicht der Wandel per se. Gefährlich ist der anthropogene, der vom Menschen verursachte Klimawandel. Er vollzieht sich mit ungekannter Geschwindigkeit und führt zu gravierenden Veränderungen, die die Anpassungsfähigkeit von Mensch und Umwelt übersteigen. Zwar gibt es noch immer Skeptiker, die die These vom menschengemachten Klimawandel anzweifeln. Klimaforscher verweisen jedoch darauf, dass sich seit Beginn der Industrialisierung auch die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre signifikant erhöht hat. Zu den Treibhausgasen zählen neben dem Wasserdampf, der 60 Prozent ausmacht, CO2 (20 Prozent), Methan und Lachgas. Diese Treibhausgase erzeugen den Treibhauseffekt, der für die Konstanz der globalen mittleren Temperatur von etwa 14 Grad Celsius sorgt und ohne den die Erde ein kalter, lebensfeindlicher Planet wäre.12 Seit mehr als hundert Jahren ist die klimaerwärmende Wirkung des CO2 wissenschaftlich bewiesen.13 Messdaten aus der ganzen Welt belegen einen Anstieg der mittleren Temperatur um 0,7 Grad Celsius innerhalb der letzten 150 Jahre.14 Vorwiegend verursacht haben die hohe CO2 -Konzentration die Industrieländer, „die ihren Wohlstand auf dem maßlosen Verbrauch von Kohle, Erdöl und Erdgas errichtet haben“.15 Gleichwohl wäre es zu einfach, nur den Industrienationen die Schuld an der Erderwärmung zu geben. In vielen Ländern der Welt roden die Menschen Wälder, um das Holz zu nutzen und Rinder weiden zu lassen. Sie versiegeln Böden und pressen durch intensive Landwirtschaft so viel wie möglich aus der Erde. Dadurch degradieren die Böden und verlieren ihre CO2 -Senkenfunktion. So viel scheint sicher: Bis 2030 wird sich die globale Temperatur um weitere 0,5 Grad Celsius erhöhen. Die Konsequenzen der Erderwärmung sind unkalkulierbar. Ist eine bestimmte Temperatur einmal überschritten, wird es aufgrund von „Selbstverstärkungen“ möglicherweise tausende von Jahren bis zur nächsten Abkühlung dauern.16 Anhand des schwindenden Arktiseises wird der Zusammenhang deutlich: Wenn Schnee und Eis schmelzen, schrumpft die Fläche, die die Sonneneinstrahlung reflektiert. Strahlung, die nicht reflektiert wird, bleibt in der Atmosphäre und sorgt für die weitere Erwärmung.17

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Die Welt reagiert uneinheitlich. Einige Staaten wollen vorpreschen, andere abwarten. Der erste konkrete internationale Schritt war die Verabschiedung des Kyoto-Protokolls 1997. Darin legten sich die Industriestaaten darauf fest, ihre Treibhausgasemissionen von 2008 bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken. Die USA als größter CO2 -Emittent ratifizierten das Protokoll jedoch nicht. Zumindest Europa hat sich in der Zwischenzeit mit der 20-20-20-Strategie auf ein Ziel geeinigt. Bis zum Jahr 2020 sollen die Europäer 20 Prozent weniger CO 2 emittieren, der Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent gestiegen sein.

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Interview mit Prof. Dr. Hans Fleisch, Bundesverband Deutscher Stiftungen Warum hat sich der Bundesverband Deutscher Stiftungen als Verband dazu entschieden, den Klimaschutz zu einem Schwerpunktthema zu machen? Klimaschutz gehört zu den großen Themen unserer Zeit, und die Zahl der Stiftungen, die hier aktiv sind, wächst. In den Verbandszielen des Jahres 2011 haben wir uns entschlossen, diesen Stiftungen in unserer Kommunikation einen besonderen Platz einzuräumen. Damit würdigen wir auch die enormen Leistungen dieser kleinen, aber feinen Stiftungsgruppe. Darüber hinaus stellt sich für uns als Verband natürlich auch die Frage nach der Vorbildfunktion. Es gibt bereits einen Klimaschutz-Leitfaden für Stiftungen, eine adäquate Gebrauchsanweisung für das Handeln von Verbänden hingegen nicht. Mit der Festlegung bis zum Jahr 2015 ein klimaneutraler Verband zu werden, sind wir insofern Pioniere. Wie ist die eigene Perspektive: Folgt der Bundesverband dabei anderen Verbänden, nimmt er eine Vorreiterrolle ein oder ist diese Neuausrichtung völlig unabhängig von anderen Verbänden? Nach unseren Recherchen ist die Krone für den ersten klimaneutralen Verband – jenseits der großen Naturschutzverbände, die enorm in Vorleistung gegangen sind – noch zu vergeben. Der Verband der Verbände, die Deutsche Gesellschaft für Verbandsmanagement, will dieses Thema erst noch angehen.

Welche Schritte für mehr Klimaschutz sind besonders hervorzuheben? Zunächst drehen wir in der Geschäftsstelle des Verbandes an kleinen Schrauben: Wir haben auf Grünstrom umgestellt, drucken einzelne Publikationen mit Emissionsausgleich, haben unsere Mülltrennung optimiert. Auf immer mehr unserer Veranstaltungen verköstigen wir die Gäste mit regionalen oder fair gehandelten Produkten. Auch den Deutschen StiftungsTag, die größte Veranstaltung des Verbandes, organisieren wir seit drei Jahren klimaneutral. Außerdem haben die im Arbeitskreis „Umwelt, Natur, Gesundheit“ organisierten Stiftungen die Oberstdorfer Erklärung verabschiedet. Darin verpflichten sie sich, selbst einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem sie ihre Energieeffizienz verbessern und ihre Aktivitäten möglichst CO2-neutral anlegen. Was plant der Bundesverband, um ökologische Nachhaltigkeit weiter zu stärken? Von welchen Maßnahmen geht die stärkste Signalwirkung für das Stiftungswesen aus? Wir arbeiten in zwei Richtungen. Zunächst wollen wir weitere Stiftungen für den Klimaschutz gewinnen. Außerdem liegt es an uns, die Akteure sinnvoll zu vernetzen. Das gelingt in erster Linie durch den Austausch der Stiftungen untereinander. Deshalb offerieren wir den Arbeitskreis Umwelt als Kommunikationsplattform. In zweiter Linie bezieht sich dieses Anliegen auf die Förderung der Kooperationen zwischen Zivilgesellschaft und Staat. Der Sonderkongress „Wie Stiftungen das Klima schützen“ im Jahr 2010 und dieser StiftungsReport sind Meilensteine auf unserem Weg.

Editorial

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Katalysatoren in der Gesellschaft Institutionen Stiftungen Think-Tanks Politische Rückschläge Politische Erfolge • Störfälle Öffentlicher Diskurs

Bildung erster Anti-AKW-Bewegung Waldsterben Ozonloch

Umweltbundesamt Nationalpark Bayerischer Wald Umweltstiftg. WWF Deutschl. A. Toepfer: Naturparks

Der stumme Frühling

Worldwatch Institute

Die Grenzen des Wachstums Greenpeace Friends of the Earth

Die Grünen

Öko-Institut

TA Luft

Dt. Stiftg. für Umweltpolitik

A. Toepfer: Europarc

1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 • Langlebige Pestizide

• Saurer Regen

Seveso • Amoco Cadiz • Ozonloch • Waldsterben •

Mehr Störfälle = mehr Umwelt- und Klimaschutzstiftungen

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Wie eine Trompete mutet die Form der Grafik an, die sowohl positive als auch negative Ereignisse im Klima- und Umweltschutz nachzeichnet. Zwar reagierten Institutionen der Zivilgesellschaft schon früh auf die ersten Störfälle, doch dauerte es mehrere Jahrzehnte, bis die Themen auch in den Mainstream – und damit in die Politik – Einzug hielten. In Folge passierte in den 1980er Jahren eine Vielzahl von konkreten Umweltschutz-Gesetzen den Bundestag.

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Weitere zwei Jahrzehnte später war klar, dass angesichts der globalen Probleme auch globales Handeln nötig ist. Eine komplexe Aufgabe, wie die zahlreichen Rückschläge bei internationalen Verhandlungen zeigen. In den letzten Jahren fühlten sich auch immer mehr Stiftungen dazu berufen, sich den wachsenden Herausforderungen zu stellen. Die aktuelle Häufung von Störfällen bestätigt in erschreckender Weise die Vorhersagen der Studie „Die Grenzen des Wachstums“, die die VolkswagenStiftung mitfinanzierte.


Wiedergeburt Anti-AKW-Bewegung Klimawandel erreicht breite Masse der Gesellschaft

100 % erneuerbar Stiftung

KfZUmweltgipfel Katalysator von Rio Großfeuerungsanlagenverordnung

Succows Nationalpark-Programm

Protokoll von Montreal Bleifreies Benzin

IPCC

BM Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit Dt. Umwelt Stiftung

Fauna-FloraHabitat-Richtlinie

Nationales Naturerbe

UtopiaStiftung Oberstdorfer Erklärung der Umweltstiftungen

Wasserrahmenrichtlinie

WuppertalInstitut

Allianz Umweltstiftg.

Brundtland Report

HermannScheer Stiftung

Teilerfolge des Film „Der Marsch“ Kyoto-Protokolls

Dt. Bundesstiftg. Umwelt

World Resources Institute

Atomausstieg

Michael Succow Stiftg.

Ecologic Heinz Sielmann Stiftg.

Dt. Wildtier Stiftung

OffshoreStiftung

Global Nature Fund

Deutsche Klimastiftung Ethikkommission Atomkraft

Knut Eine unbequeme Wahrheit

Teilerfolge in Cancún

„Dinosaurier des Jahres“ an Hans-Werner Sinn

Stiftung Mercator

1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Bhopal •

Brent Spar • • Exxon Valdez • Tschernobyl

Hurrikan • Elbeflut • Katrina • Oderflut

Enttäuschte Hoffnung des Kyoto-Protokolls

Stiftung 2°

2010

Climategate

Europäisches Institut für Klima und Energie

• Fukushima • Hochwasser Australien und Bangladesh

• Deepwater Horizon Umweltgipfel Johannesburg

Umweltgipfel Kopenhagen Klimakonferenz Nairobi

• Kolontár • Hochwasser Pakistan • Waldbrände Russland

AKW Laufzeitverlängerung

Enttäuschte Hoffnungen in Cancún

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Editorial


KAPITEL 1

Fordern statt Fördern: Stiftungen als Agenda-Setter und Themenanwälte Besonders augenfällig ist die Verwundbarkeit öffentlicher Güter beim Klima: Seit jeher konnten ganz unterschiedliche Wirtschaftsbranchen der modernen Industriegesellschaften viel Geld mit Produkten und Dienstleistungen verdienen, die das Klima schädigten. Dass die verursachten Schäden nicht in den Preis eingeflossen sind, sondern externalisiert wurden, ist ein wesentlicher Grund für hohe Gewinnmargen. Berechnungen der Vereinten Nationen zufolge fügen die 3.000 größten Unternehmen der Welt der Natur jährlich „Schäden von zwei Billionen Euro zu“.18 Angesichts der folgenreichen und nachgewiesenen Klimaschäden scheinen grundlegende Veränderungen unumgänglich. Allerdings geht es dabei auch um handfeste wirtschaftliche Interessen. Gesetzliche Regulierungen wollen gewichtige Teile der Wirtschaft daher unbedingt verhindern. Und im Gegensatz zur allgemeinen Öffentlichkeit können viele Branchen gegenüber der Politik damit drohen, bei strengen Regulierungen Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. 18

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Die Bevölkerung sieht die Politik in der Pflicht Für ein öffentliches Gut wie das Klima verheißt das nichts Gutes. Zumal die komplexen Kausalitäten schwer nachzuweisen sind. Der zeitliche Abstand zwischen Ursache und Wirkung ist groß: Die heute spürbaren Klimaänderungen beruhen auf Emissionen, die vor 40 Jahren getätigt wurden. Hinzu kommt, dass sich die Emissionen in der Zwischenzeit vervielfacht haben. Seit dem Jahr 2000 ist der Kohlendioxidausstoß viermal schneller gestiegen als im vorherigen Jahrzehnt.19 Entschlossenes Handeln wäre demnach geboten. Doch schieben die meisten Menschen die Aufgabe, das Problem zu lösen, der Politik zu. Das Statistische Bundesamt untermauert diesen Befund: Es verzeichnet eine hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung gegenüber dem Staat. Eigene Veränderungen oder gar höhere Kosten zum Schutz des Klimas, zum Beispiel beim Benzin, lehnen die Bürger mehrheitlich ab.20


Öffentliche Güter besitzen die Eigenschaft, jedermann gleichermaßen zur Verfügung zu stehen. Sie haben eine Funktion und einen Nutzen für die Gesellschaft. Weil sie aber niemandem gehören, sind sie sehr empfindlich. Ihr Problem: Aus Sicht einzelner Akteure scheint das Engagement für öffentliche Güter meist irrational. Während Wenige die

Kosten tragen, profitieren alle anderen ebenfalls von dem Gut. Die Versuchung ist groß, die Vorteile des Gutes als Trittbrettfahrer ohne eigenes Engagement in Anspruch zu nehmen. Um diese Güter langfristig zu erhalten, brauchen sie eine Lobby. Eine Rolle, in die oftmals zivilgesellschaftliche Akteure, darunter auch Stiftungen, schlüpfen.

Foto: WWF, Rosa Merk

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1 – Fordern statt Fördern


In Anbetracht dieser schwierigen Situation will das vorliegende Kapitel ausloten, wie Stiftungen ein besseres Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft erzeugen können. Die Struktur geben folgende Fragen vor: Welche Formen wählen Stiftungen, um das Thema zu lancieren? Wie setzen sich Stiftungen für neue Kriterien zur Messung der Wirtschaftsleistung ein? Welche globalen Entwicklungen befürchten Stiftungen? Welche Gegenmaßnahmen schlagen sie vor? Schöpfen Stiftungen die Mittel aus, um für ihre Belange zu interessieren?

Die Bürgerinnen und Bürger fordern: Die Bundesregierung soll sich mehr für den Umweltschutz engagieren Fast zwei Drittel der Bevölkerung verlangen ein aktiveres Handeln auf politischer Ebene. Das wünschen sich vor allem Frauen, junge Menschen, gut Gebildete und Großstädter. Unmittelbar nach der Atomkatastrophe in Japan im März 2011 äußerte sich die Bevölkerung in einem ARD-DeutschlandTREND nochmals zum Schutz der Umwelt: Danach halten über 70 Prozent den Ausstieg aus der Kernenergie für grundsätzlich richtig. Engagement der Bundesregierung für den Umweltschutz ... soll mehr für den Umweltschutz tun … soll weniger für den Umweltschutz tun … ist so richtig, wie es derzeit ist Prozent

Mittlerweile (fast) in aller Munde: Nachhaltige Entwicklung

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Vor etwas mehr als zehn Jahren kannten in Deutschland nur sehr wenige Menschen den Begriff „Nachhaltige Entwicklung“, mittlerweile sind es immerhin über 40 Prozent.

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2006 Als Leitbild für den Umweltschutz taucht gelegentlich der Begriff der Nachhaltigen Entwicklung auf. Haben Sie von dem Begriff schon gehört?

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6

32


Nachhaltigkeit Eigentlich ist der Begriff längst nicht mehr brauchbar. Ausgehöhlt wie eine Nuss wurde er. Und so weichgespült, dass er einem Dietrich gleicht, der in jedes Schlüsselloch passt – ganz so wie die Modewörter „commitment“ oder „authentisch“.21 Dabei ist Nachhaltigkeit aktuell wie eh und je. Zum ersten Mal verwendete Carl von Carlowitz den Begriff 1713, als er Oberberghauptmann am kursächsischen Hof war. Was er meinte, war, nicht mehr Holz aus dem Wald zu entnehmen, als nachwachse. Der Wald als natürliches Holzreservoir solle seine biologische Vielfalt und Produktivität sowie die Verjüngungsfähigkeit und Vitalität erhalten. Eine Renaissance erlebte der Begriff durch den sogenannten Brundtland-Bericht mit dem Titel „Our Common Future“. Ein von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung eingesetztes Expertengremium hat ihn 1987 unter dem Vorsitz von Gro Harlem Brundtland vorgestellt. Sie definierte Nachhaltige Entwicklung als Entwicklung, „die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“22. Ausgehend von einem zunächst ökologischen Verständnis wurde der Begriff um die Dimensionen soziale und ökonomische Nachhaltigkeit erweitert. Dem von der Bundesregierung eingesetzten Nachhaltigkeitsrat zufolge heißt Nachhaltige Entwicklung, „Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen“23. Die Aachener Stiftung Kathy Beys pflegt ein Nachhaltigkeitslexikon. Darin findet sich auch das „Nachhaltigkeitsdreieck“, dessen gleichseitige Konstruktion verdeutlichen soll, „dass allen drei Seiten die gleiche Bedeutung zukommt“.24 Dieses Verständnis spiegelt sich auch in der 2002 verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung wider. Sie soll der Rote Faden des 21. Jahrhunderts sein und die Richtung für die künftige Entwicklung vorgeben. Zum Leitbild Nachhaltiger Entwicklung gehören Generationengerechtigkeit und Lebensqualität ebenso wie sozialer Zusammenhalt und Internationale Verantwortung.25 Anhand von 21 Indikatoren wird seitdem gemessen, wie nachhaltig sich Deutschland entwickelt. Fortschritte sind etwa zu verzeichnen bei der Nutzung erneuerbarer Energien, der Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandsprodukt und der deutlichen Abnahme von Wohnungseinbruchsdiebstählen. In die falsche Richtung zeigt die Entwicklung zum Beispiel bei den Unterschieden der Gehälter zwischen Frauen und Männern, bei der Staatsverschuldung und der Erhaltung der Artenvielfalt. Vorsicht ist angebracht, wenn Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitsbegriff hausieren gehen. Oftmals dient das grüne Mäntelchen nur der Imagepflege. Da überstrahlen ökologische Randaspekte des unternehmerischen Wirkens plötzlich das sonstige Geschehen, das deutlich weniger von nachhaltigem Denken geprägt ist. Auch wenn es immer mehr Anreize für nachhaltiges Handeln gibt, seien sie inhaltlicher Art oder Preise wie der mit 50.000 Euro dotierte Karl Kübel Preis der gleichnamigen Stiftung, ist der Weg in eine nachhaltige Zukunft noch weit.

1 – Fordern statt Fördern

21


Der Klimawandel ist eine Gemeinschaftsaufgabe Der Komplexität des Klimawandels ist der Umstand geschuldet, dass kein Akteur, keine Gruppe, weder der Staat noch die Wirtschaft noch die Bevölkerung das Problem alleine wird lösen können. Ein hohes Maß an Weitsicht, Kooperation und Disziplin ist daher erforderlich. Indes ist es aus unterschiedlichen Gründen verlockend, kurzfristigen und partikularen Interessen den Vorzug einzuräumen. Zivilgesellschaftliche und auf das Gemeinwohl bedachte Akteure können hier ein Gegengewicht bilden und dazu beitragen, dass die Politik nicht zugunsten von machtvollen Partikularinteressen entscheidet, sondern sich am Wohl aller – auch kommender Generationen – orientiert. Wenn beispielsweise Entscheidungen über die künftige Energieversorgung anstehen oder es um gesetzliche Regulierungen geht, die dem Klima nützen, sind Akteure gefragt, die ihre Stimme erheben. Auch wenn sie auf Widerstand stoßen – etwa von Interessenvertretern oder Verbrauchern, die einzig auf den Preis achten. Mit ihren zahlreichen Nichtregierungsorganisationen, kirchlichen Einrichtungen, Gewerkschaften und Initiativen übernimmt die organisierte Zivilgesellschaft diese Rolle in vielerlei Hinsicht.

22

Auch Stiftungen nehmen diese Funktion wahr. Da sie sich ihrem Satzungszweck dauerhaft widmen, sind sie der nachhaltigste Teil der Zivilgesellschaft. Zwar suchen sie sich jeweils neue Ziele, aber immer aus dem von der Satzung vorgegebenen Themenbereich. Die daraus resultierende Kompetenz, aber auch die Bereitstellung finanzieller Mittel für andere Organisationen machen sie für die restliche Zivilgesellschaft zu einem wichtigen Partner.

StiftungsReport 2011/12

Stiftungen bringen Vertreter unterschiedlicher Interessen an einen Tisch Ein beliebtes Mittel von Stiftungen, ein Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, ist es, Veranstaltungen, Plattformen für Austausch, zu organisieren. Beispielgebend ist das Berliner Klimafrühstück – ein Forum für intersektorale Diskussionen über Klimaschutz. Begründet haben diese Veranstaltung das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die European Climate Foundation und die 2°-Initiative, in der sich deutsche Unternehmer für den Klimaschutz engagieren. Das Stiftungsengagement dieser deutschen Wirtschaftsführer ist entscheidend. Sie bekennen sich dazu, im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Unternehmen dazu beizutragen, die Erderwärmung bis zum Jahr 2050 auf zwei Grad gegenüber dem Vergleichswert von 1990 zu begrenzen. Aus der 2°-Initiative ist Anfang 2011 die Stiftung 2° entsprungen, an der sich sechs Unternehmen als Gründungsmitglieder beteiligen. Ihr Ziel ist effektiverer Klimaschutz. „Wir wollen die vorhandenen Lösungen skalieren und in andere Sektoren übertragen“, sagt Marek Wallenfels, Geschäftsführer der 2°-Initiative. Die Stiftung dient somit vor allem der branchenübergreifenden Kooperation. Ein anderes hochkarätiges Dialogforum sind die Benediktbeurer Gespräche der Allianz Umweltstiftung. Einmal jährlich diskutieren Vertreter von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im ältesten Kloster Oberbayerns über ein Umweltthema – 2010 über den Klimawandel. Von Benediktbeuern gehen nicht nur Impulse für Wirtschaft und Politik aus, sondern die gewonnenen Erkenntnisse dienen der Allianz Umweltstiftung auch dazu, besonders drängende Probleme zu


Geld spielt eine Rolle: Klimaschutz darf nicht zu viel kosten

Beim Klimaschutz nicht mehr auf die Politik warten

Höhere Lebenshaltungskosten für den Klimaschutz in Kauf nehmen? Hier geben sich die Bürgerinnen und Bürger überwiegend skeptisch. Das relativiert die Angaben zu den Aufpreisen in punkto energetischer Sanierung oder Stromkosten (siehe Seite 40). In der höchsten Einkommensgruppe meint allerdings fast ein Drittel der Befragten, dass Engagement für den Klimaschutz nicht von der Geldbörse abhänge. Diese Menschen können sich Mehrausgaben für den Umweltund Klimaschutz auch eher erlauben.

Fast drei Viertel der Befragten stimmen der Aussage eher oder völlig zu, dass das Warten auf die Politik beim Klimaschutz vergeblich sei. Besonders hoch ist die Skepsis in Ostdeutschland und bei den 30- bis 39-Jährigen. Selbst aktiv werden wollen aber eher wenige.

„Die Bürgerinnen und Bürger sind nur bereit, etwas gegen den Klimawandel zu tun, wenn es keine Auswirkungen auf das eigene Portemonnaie hat.“

Prozent

Prozent 20

30

40

50

60

70

Gesamt 42

90 100 West (n= 821)

80

20

7 1

(n= 106)

1.000 bis unter 1.500 Euro 28

50

1.500 bis unter 2.000 Euro 29

44

2.000 bis unter 2.500 Euro 29

45

2.500 Euro und mehr 29

39

36

37

Ost

36

42

(n= 183)

15

7 4

17

6 4

38

6 10 3

nach Altersklassen

unter 1.000 Euro 32

38

(n= 1.004)

nach Haushaltsnettoeinkommen

40

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Gesamt

(n= 1.004)

30

„Die Klimakonferenzen in Kopenhagen und Cancún haben gezeigt, dass wir beim Klimaschutz nicht länger auf die Politik warten können.“

17

12 (n= 127) 13

6 3

(n= 171) 18

8 1

(n= 143) 21

31

(n= 319)

14 – 29

(n= 215)

27

30 – 39

(n= 146)

40 – 49

(n= 193)

44

35

45

37

50 – 59

(n= 292)

40

24

7 9 5

35 53

(n= 158)

60 +

22

17

15 4 4

25 32

6 5

14

12 3

stimme völlig zu

stimme eher nicht zu

stimme eher zu

stimme überhaupt nicht zu

keine Angabe 25

7

Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

1 – Fordern statt Fördern

23


identifizieren – inklusive möglicher Lösungsansätze. Die Aachener Stiftung Kathy Beys richtet von Zeit zu Zeit einen Parlamentarischen Abend aus. Er soll Politiker für Klimafragen sensibilisieren. Im März 2010 befasste sich die Runde mit „Ressourceneffizienz für die postkarbone Gesellschaft – Wettbewerbsvorteile für Deutschland“. Die Stiftung nutzte ein Faktenblatt und einen Vorschlagskatalog, um ihre Positionen und Forderungen zu artikulieren. Zu den Vorschlägen zählte beispielsweise, marktwirtschaftliche Instrumente wie Steuern und Zertifikate ordnungspolitischen Instrumenten wie Verboten vorzuziehen.

Studien, Fahrpläne, Beschwerden – Stiftungen machen Politik Um das Klima zu entlasten, setzt sich die Deutsche Umweltstiftung – eine der wenigen Gemeinschaftsstiftungen im Umweltbereich – für die stärkere Nutzung regenerativer Energien ein. Im Herbst 2010 wandte sich der Geschäftsführer Hans Schumacher in einem Brief an den EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Damit reagierte er auf den Beschluss der Bundesregierung die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke zu verlängern. Grundlage war ein Kompromiss, den die Bundesregierung mit den großen Energieversorgern verabredet hatte. Schumacher forderte den Kommissar auf, ein Kartellverfahren gegen die vier großen Energieanbieter einzuleiten.

24

StiftungsReport 2011/12

Er begründete das mit der „erheblichen Wettbewerbsverzerrung“ zum Schaden der „Unternehmen, die regenerative Energien erzeugen und anbieten“. In einer ersten Reaktion bestätigte Almunia, dass der ausgehandelte Kompromiss „den Wettbewerb verzerren könnte“. Bevor er ein offizielles Verfahren eröffnete, wolle er die konkreten Auswirkungen des Beschluss „noch beobachten“. Sollten Mitbewerber eine formelle Beschwerde einreichen, würde er ein förmliches Ermittlungsverfahren einleiten.26 Wie Stiftungen mit ausgeklügelten Vorschlägen auf die Politik zugehen, um deren Handeln zu beeinflussen, demonstriert auch eine der größten deutschen Stiftungen: der WWF Deutschland. Wird Dirk Reinsberg, Vorstandsmitglied der Stiftung, nach dem Klimaschutzprojekt mit der größten Wirkung gefragt, nennt er ohne zu zögern die Studie „Modell Deutschland. Klimaschutz bis 2050“. Darin präsentiert der WWF einen „durchgerechneten Politikentwurf“, der „bis ins Jahr 2030 mit konkreten Maßnahmen und Instrumenten hinterlegt ist“, die nötig sind, um die staatlichen Klimaziele zu erreichen.27 Die Studie vergleicht zwei Szenarien: Das „Referenzszenario“ untersucht, wie nah man dem Zwei-Grad-Ziel kommt, wenn die Energie- und Klimaschutzpolitik, die sich Deutschland vorgenommen hat, fortgeführt wird. Demgegenüber schlüsselt ein „Innovationsszenario“ auf, wie sich die Gesellschaft ändern muss, damit der Umbau zur emissionsarmen Gesellschaft mit einer 95-prozentigen Reduktion der Treibhausgase gelingt. Eines der Resultate ist zugleich ein Appell an die Politik: „Die Fortsetzung der heutigen Energie- und Klimaschutzpolitik führt im Ergebnis bis 2050 zu einer deutlichen Zielverfehlung.“28


Informiert und interessiert: Das Thema „Klimawandel“ ist und bleibt für die Mehrheit der Deutschen aktuell Die meisten Menschen in Deutschland fühlen sich über den Klimawandel gut informiert. Und das Interesse ist weiterhin groß. Je geringer allerdings der Bildungsgrad, desto höher ist die Zustimmung zur Aussage „Ich kann das Thema Klimawandel nicht mehr hören“. „Ich fühle mich über den Klimawandel gut informiert.“ Prozent 20

30

40

50

60

„Ich kann das Thema Klimawandel nicht mehr hören.“ 70

80

90 100 Prozent 20

30

40

50

60

70

80

90 100

Gesamt (n= 1.004) 21

44

28

61

14

30

61

12

15

35

35

35

36

West (n= 821) 19

44

16

Ost (n= 183) 28

46

21

61

19

13

30

35

nach Schulbildung Volksschule ohne Lehre (n = 56) 38

19

29

8

6

38

12

25

23

Volksschule mit Lehre (n = 345) 23

43

25

18

9 1

19

30

34

weiterbildende Schule, ohne Abitur (n = 342) 15

45

32

61

9

16

3

9

12

2

9

8

40

34

1

Abitur, Studium (n = 205) 23

51

22

28

50

Schüler (n = 55) 15

stimme völlig zu

51

stimme eher zu

33

stimme eher nicht zu

50

33

stimme überhaupt nicht zu

keine Angabe

Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

25

1 – Fordern statt Fördern


Der WWF ist nicht die einzige Organisation, die einen solchen Fahrplan vorlegt. Die Stiftung Zukunftserbe hat ein ähnliches Konzept vorgelegt. Darin analysiert sie, wie die CO2 -Ziele bis 2050 erreicht werden können. Die Stiftung betont, „dass die positiven Wirkungen der Klimapolitik mögliche negative Wirkungen sowohl für die Volkswirtschaft insgesamt wie auch für die einzelnen Haushalte oft deutlich übertreffen“.29 Und auch die European Climate Foundation, gegründet vom Klimaschutznetzwerk Climate Works, zeichnet mit ihrer „Roadmap 2050“ einen Weg aus dem Zeitalter des fossilen Energieverbrauchs. Anhand verschiedener Pfade zeigt die Roadmap, was in Europa passieren muss, um die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren. Dabei berücksichtigt sie verschiedene Variable – etwa, inwieweit Atomkraft als Brückentechnologie eingesetzt wird. Das Ergebnis: Technisch ist die Umstellung auf erneuerbare Energie relativ unproblematisch. Angesichts der nötigen Infrastrukturmaßnahmen sind zudem beträchtliche Gewinne zu erwarten. Als größtes Hindernis könnte sich indes die mangelnde Akzeptanz für tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen erweisen. Vor allem die Modernisierung der Infrastruktur stößt in der Bevölkerung auf massive Vorbehalte. Wenn es wahr ist, dass sich Deutschland, wie das Magazin Der Spiegel meint, zu einer „Dagegen-Republik“ gewandelt hat 30 , dürften sich immer Mehrheiten gegen den Bau neuer Hochspannungsleitungen oder der vier- bis fünfmal teureren unterirdischen Verlegung von Kabeln organisieren lassen. Gleiches gilt für die Errichtung neuer Windräder. Auch der CO2 -Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage; 26

StiftungsReport 2011/12

kurz: CCS) wird mit Misstrauen begegnet. Bei dieser Technologie entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger weiter CO2. Es wird dann aber abgespalten und unterirdisch gespeichert.31 Etliche kontrovers diskutierte Beispiele ließen sich hinzufügen. Es ist jedoch möglich, dass angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima und dem forcierten Ausbau erneuerbarer Energien ein Umdenken einsetzt. Um sowohl die Energieversorgung zu sichern als auch dem Klimaschutz gerecht zu werden, muss die Politik auch in konfliktträchtigen und polarisierten Situationen schwierige Entscheidungen treffen. Instanzen, die keine unmittelbaren Interessen vertreten, können als Mediatoren dazu beitragen, die verhärteten Fronten aufzuweichen. Man mag darüber streiten, ob die S-21-Schlichtung durch Heiner Geißler erfolgreich war. Aber dass neue Verfahren von Akteuren, die in einem Konflikt nicht „Partei“ sind, hilfreich sein können und vermehrt genutzt werden sollten, dürfte unbestritten sein.

Die Macher des Wandels stärken Wo Zögerer und Zauderer bremsen, gilt es diejenigen zu stärken, die mutig voranschreiten. Im Duktus der Utopia-Stiftung handelt es sich dabei um sogenannte „Changemaker“; um Menschen, aber auch Unternehmen, deren Handlungen weitreichende Auswirkungen haben. Die Stiftung will diesen Changemakern mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie zu weitergehenden Schritten motivieren. Die Utopia-Stiftung versteht sich als Denkfabrik und entwirft Zukunftskonzepte, die dann von der Utopia AG oder anderen Akteuren umgesetzt werden können. „Die beiden Organisationen befruchten sich gegenseitig, haben aber sehr unterschiedliche Aufgaben und Ziele“,


Stiftungen sollen sich mehr in die Klimaschutzdebatte einmischen Zwar meinen über 60 Prozent der Deutschen, dass Stiftungen zu einer Schärfung des Klima- und Umweltschutzbewusstseins beitragen, es besteht jedoch Nachholbedarf, was die aktuelle Klimaschutzdebatte angeht: Fast drei Viertel vermissen hier eine rege Beteiligung der Stiftungen, bei den Befragten mit Abitur sind es sogar 80 Prozent. „Stiftungen tragen zur Schärfung des Klima- und Umweltschutzbewusstseins bei.“ Prozent 20

30

40

50

60

70

80

„Stiftungen sind in der Klimaschutzdebatte zu wenig sichtbar.“

90 100 Prozent 20

30

40

50

60

70

80

90 100

Gesamt (n= 1.004) 13

27

48

6 6

40

18

33

5 4

nach Schulbildung Volksschule ohne Lehre (n = 56) 33

23

21

14

8

34

29

11

25

1

Volksschule mit Lehre (n = 345) 10

51

24

8

34

8

30

22

7 7

weiterbild. Schule, ohne Abitur (n = 342) 12

30

50

4 5

44

17

34

23

Abitur, Studium (n = 205) 16

41

31

7 5

50

33

13 32

Schüler (n = 55) 14

58

stimme völlig zu

stimme eher zu

23

14

20

stimme eher nicht zu

54

23

stimme überhaupt nicht zu

3

keine Angabe

Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

27

1 – Fordern statt Fördern


sagt die Gründerin Claudia Langer.32 In einem ersten Schritt entwickelte die UtopiaStiftung ein „Changemaker-Manifest“, das sich Unternehmen als Selbstverpflichtung zu Eigen machen können. Im Manifest sind ökologische und soziale Ziele formuliert. Die Firmen können damit ihren Einsatz für den Klimaschutz unter Beweis stellen, müssen sich jedoch auch an ihrer diesbezüglichen Leistung messen lassen. Nicht alle halten das Manifest für erfolgversprechend. In Internetforen, auch auf der Seite von Utopia selbst, kritisieren Diskussionsteilnehmer die schwammigen Formulierungen. Doch sieht Langer in diesem Fall

keine Gefahr, sich von den Unternehmen als Feigenblatt instrumentalisieren zu lassen. Ihre „Versicherung“ seien namhafte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Medien, die sie für das Stiftungskuratorium gewonnen hat und „die einen Ruf zu verlieren haben“, wie sie sagt. So seien etwa der Gründer des Öko-Instituts, Rainer Grießhammer, oder Peter Hennicke, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Energie, Umwelt GmbH im Kuratorium vertreten. Die Unternehmen wüssten, dass sie die konkreten Auflagen erfüllen müssen, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren wollen.

Bevölkerungswachstum und Klimawandel Seit Menschengedenken wächst die Zahl derer, die den Planeten bevölkern. Das Wachstum beschleunigte sich aber im 18. Jahrhundert und erreichte im 20. Jahrhundert eine historisch einmalige Dynamik. Lebte um 1800 eine Milliarde Menschen auf der Erde, wird im Laufe des Jahres 2011 die Zahl auf 7 Milliarden angewachsen sein. Zur Mitte des 21. Jahrhunderts rechnen Demografen mit 9 Milliarden Menschen. Zugleich verringern Klimawandel und andere Umweltschädigungen die natürlichen Lebensgrundlagen. Zum Bevölkerungswachstum kommen weitere demografische Veränderungen hinzu: rapide Urbanisierung, „Explosion“ der Migration und gravierende Veränderung der Altersstruktur. Diese Veränderungen und der Klimawandel sind teilweise interdependent. So tragen z.B. Bevölkerungswachstum und Klimawandel zusammen mit anderen Faktoren zur Migration bei, die wiederum nicht klimaneutral ist. Viele Gegenden, die heute noch bewohnt sind, werden die Menschen verlassen, da die gestiegenen Temperaturen zu unwirtlichen Verhältnissen führen.

28

Die Bevölkerungszunahme verschärft die globalen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, von Wasserknappheit bis hin zur nachhaltigen Welternährung – und auch die Frage des Klimas. Dabei spielt die bloße Zahl der Menschen keineswegs die Hauptrolle. Wie und wo Menschen leben ist entscheidend – und welchen Alters. Wie eine Studie US-amerikanischer Demografieforscher zeigt, beeinflusst die Altersstruktur der Bevölkerung das Klima. In Gesellschaften mit einem höheren Durchschnittsalter konsumieren die Menschen pro Kopf weniger, die Wirtschaftsleistung ist geringer. Dadurch sinken die Treibhausgasemissionen. Dieses Altern kann die Emissionen langfristig um bis zu 20 Prozent reduzieren.33

StiftungsReport 2011/12


Stiftungen als Think Tanks: Kritik an der Wachstumsfixierung Schon diese kleinen Schritte für mehr Klimaschutz sind mühsam und fordern viel Kraft. Der Kraftaufwand potenziert sich, wenn es um strukturelle Veränderungen geht, wenn sogenannte Heilige Kühe auf die Schlachtbank sollen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist der Bruch mit bestimmten Dogmen, etwa der Auffassung, dass Wohlstand vom Wachstum abhängt. Da ein Kern des westlichen Selbstverständnisses angetastet wird, sind die Beharrungskräfte besonders stark. Obzwar schon vor knapp 40 Jahren

bekannt war, wohin die westliche Welt mit ihrer Wachstumsfixierung steuert: in große Probleme. Mit der Studie „Die Grenzen des Wachstums“, die die VolkswagenStiftung mitfinanzierte, appellierte der Club of Rome bereits 1972 an Spitzenpolitiker und Wirtschaftsführer, die vorherrschende Wachstumslogik zu überdenken. Der Ökonom Dennis L. Meadows vertrat in der Studie die These, dass es beim Energie- und Ressourcenverbrauch Wachstumsgrenzen gebe, und postulierte eine nachhaltige Entwicklung. Eine Forderung, die zunächst verhallte. Teile der Studie sind seither kritisiert worden, und das hat dazu geführt, die Orientierung

Weniger optimistisch stimmt jedoch ein zweiter Trend: die Urbanisierung. Immer mehr Menschen leben in Ballungszentren. War vor 50 Jahren New York die einzige Stadt der Welt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, existierten 2005 bereits 19 derartige Megacitys.34 Verstädterung vollzieht sich indes nicht in erster Linie in Megacitys, sondern durch Zuzug in mittlere Städte – von allem in Ländern mit bislang geringerer Verstädterung, und dort oft ungeordnet mit erheblichen sozialen und ökologischen Folgen. Bislang führen u.a. stärkere Wirtschaftsleistung und die Konsumorientierung in Städten zu höheren CO2 -Emissionen. Forscher schätzen, dass allein die Verstädterung die Emissionen um ein Viertel steigern könnte. Ganz allgemein lässt sich festhalten: Die deutliche weltweite Bevölkerungszunahme erschwert den globalen Klimaschutz zusätzlich. Denn mehr Menschen konsumieren mehr und verstärken so den Treibhauseffekt, wie Renate Bähr, Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, sagt. Zu beachten sind dabei jedoch auch die Gründe für das starke Bevölkerungswachstum. Ein wesentlicher Grund ist die junge Altersstruktur in den rasch wachsenden Ländern: Es kommen Jahr für Jahr mehr Menschen im Elternalter hinzu, sodass selbst bei sinkenden Geburtenraten das Bevölkerungswachstum auf absehbare Zeit hoch bleiben wird. Ein weitere Grund ist die hohe Zahl ungewollter Schwangerschaften. So können 200 Millionen Frauen nicht verhüten, obwohl sie das wollen.35 Schätzungsweise jede dritte Schwangerschaft in den Entwicklungsländern ist nicht nur ungeplant, sondern auch ungewollt.36 Bessere Aufklärung und die Verteilung von Verhütungsmitteln tragen dazu bei, hohe Geburtenraten zu senken. Durch eine auf die Adressaten zugeschnittene Bildungsund Gesundheitsarbeit in Entwicklungsländern tragen auch Stiftungen ihren Teil dazu bei, dass diese Chance, die vielfältige positive Wirkungen für die Menschen vor Ort hat, genutzt wird – und indirekt auch zum Klimaschutz.

1 – Fordern statt Fördern

29


30

am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung zu verzögern. Von „30 verlorenen Jahren“ sprach Meadows 2003.37

Alternative zum BIP: Der Nationale Wohlfahrtsindex

In der Zwischenzeit werden die Kollateralschäden der Fixierung auf materielles, ressourcenintensives Wachstum immer sichtbarer. Die Gefährdung des Klimas gehört dazu. Die Frage ist nur: Wie lange sind die Bürgerinnen und Bürger noch bereit, diese Entwicklung zu akzeptieren? Es scheint, als bilde sich eine neue Phalanx aus Wissenschaftlern, Intellektuellen und Akteuren der Zivilgesellschaft, die lautstark Veränderungen reklamieren. Ein zentrales Ziel ist die Abkehr von der Orientierung am Bruttoinlandsprodukt (BIP), das zum Beispiel auch dann wächst, wenn die Zahl der Krankenhausaufenthalte steigt. Der US-amerikanische Vordenker Jeremy Rifkin sagt, es sei höchste Zeit, die „zwanghaft anmutende Bedeutung“ des BIP in Frage zu stellen.38 Auch Cordula Drautz, Fellow der stiftung neue verantwortung im Projekt „Wirtschaft ohne Wachstum“, meint: „Die rein materielle, quantitative Bemessung von Wachstum, wie beim Bruttosozialprodukt, hat in Zeiten ökologischer und sozialer Krisen ausgedient.“ Denn diese Kennzahlen sagten immer weniger über den tatsächlichen Zustand der Gesellschaft aus.39

Einen alternativen Wohlfahrtsindex entwickelt haben Roland Zieschank vom Forschungszentrum für Umweltpolitik an der FU Berlin und der Heidelberger Ökonom Hans Diefenbacher. Sie bestätigen die These, dass „gesellschaftliche Wohlfahrt in markanten Teilen nicht abhängig von wirtschaftlichem Wachstum“ sei. Mehr noch: Das Wohlergehen werde durch Wirtschaftswachstum teilweise unterminiert. 41 Und das BIP ignoriere erkennbare Defizite der Wirtschaftsweise. Defizite, die auch das Klima belasteten.

Seine ursprüngliche Funktion hat das BIP längst eingebüßt: „Es sollte eine schlüssige Arbeitsmarktpolitik ermöglichen. Jetzt ist es zum goldenen Kalb geworden“, wie der Potsdamer Klimaforscher Carlo Jaeger sagt.40 Neben der stiftung neue verantwortung setzt sich auch die Stiftung Denkwerk Zukunft für eine Reform des Wohlstandsindikators ein. Der Gesellschaftsforscher Meinhard Miegel, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, wirbt dafür, die Risiken materieller Wohlstandsmehrung kritischer zu reflektieren. Voraussetzung sei freilich ein Indikator, der gesellschaftliches Wohlergehen nicht ausschließlich aus ökonomischer Sicht begreife.

StiftungsReport 2011/12

Im Gegensatz zum BIP berücksichtigt ihr „Nationaler Wohlfahrtsindex“ (NWI) unbezahlte Hausarbeit und ehrenamtliches Engagement. Öffentliche Ausgaben zur Verbesserung des Gesundheitswesens erachtet er als besonders wichtig, da sie die Wohlfahrt steigern können. Dafür subtrahiert der NWI bestimmte Güter, Dienstleistungen und Folgen wirtschaftlicher Aktivitäten vom privaten Verbrauch, weil sie wohlfahrtsmindernden Charakter haben. Das gilt für Umweltbelastungen oder die Erosion des Bodens ebenso wie für die Ausbeutung nicht erneuerbarer Rohstoffe und die Emission von CO2.42 Kaum überraschend: Im Vergleich mit dem BIP fällt das Wohlstandsniveau bei der Messung mit dem NWI niedriger aus. Unabhängig von allen Methoden Wohlstand zu berechnen, gibt es laut Dennis Meadows eine schlichte Wahrheit, die sich Politiker den Menschen nicht zu sagen trauten. Um die Wirtschaft nachhaltiger aufzustellen, sei den Leuten zu vermitteln, „dass sie weniger


konsumieren müssen“. 43 Das veranschaulicht auch die Analyse der US-Soziologin Juliet B. Schor auf einem Symposium der Stiftung Denkwerk Zukunft über zukunftsfähige Lebensweisen. Exponentiell habe der materielle Konsum innerhalb des letzten Jahrzehnts zugenommen. In fast allen Bereichen; besonders aber bei Kleidung und Möbeln. So seien 2007 über 150 Prozent mehr Möbel in die USA importiert worden als noch 1998. Angesichts schnell wechselnder Moden verlangten die Menschen nach Waren, derer sie sich auch schnell wieder entledigen können. Daher lägen billige Konsumgüter von geringer materieller Qualität im Trend, die nicht lange halten und deren Entsorgung leichtfällt. Unberücksichtigt bleibt meist, wie sich dieser beschleunigte Ressourcenverbrauch auf das Klima auswirkt.44 Und wenngleich neuerdings viel von Lohas (Lifestyles of Health and Sustainability – Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit) und Öko-Biedermeier die Rede ist, zählt auch Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Materialkonsum pro Kopf.45

Andere haben größere Probleme: Klimawandel in Afrika Wie egozentrisch diese Konsumhaltung zudem ist, lässt der Blick in die Entwicklungsländer erkennen, wo nicht die neueste Mode oder das hippste Möbel die Menschen beschäftigt, sondern existentielle Fragen. Viele Stiftungen legen den Finger in die Wunde. Als zivilgesellschaftliche Akteure vertreten sie diejenigen, die selbst keine Lobby haben wie die Menschen in Entwicklungsländern. Obwohl sie pro Kopf deutlich weniger zum Klimawandel beitragen, leiden sie überproportional unter den Folgen. Im Gegensatz zu den Bewohnern westlicher Gesellschaften war es ihnen mehrheitlich

kaum vergönnt, Profit aus dieser Entwicklung zu ziehen. Zudem sind sie am wenigsten in der Lage, sich den veränderten Umständen anzupassen. „Mit steigenden globalen Temperaturen erhöhen sich die Risiken für breitenwirksame, nur schwer beherrschbare Konfliktdynamiken“, halten der Politikwissenschaftler Dirk Messner und der Klimaforscher Stefan Rahmstorf fest.46 Verschiedene Stiftungen wollen diese Ungerechtigkeit nicht ignorieren. In Publikationen und auf Veranstaltungen weist die Heinrich-Böll-Stiftung darauf hin, wie der Klimawandel die weltweite Armut verschärft. Mit konkreten Beispielen erinnert die parteinahe Stiftung an die massiven Probleme in Afrika, Südamerika oder Asien. Sie spricht das Süßwasserproblem an, das entsteht, wenn die Gletscher in den Andenregionen oder den Ausläufern des Himalayas geschmolzen sind, warnt vor Hungersnöten und wirtschaftlichen Umwälzungen als Folge jahrelanger Trockenperioden in Äthiopien oder Kenia, macht aufmerksam auf die Ausbreitung von Malaria und Dengue-Fieber in Indonesien und Peru und ruft die Wetterkatastrophen ins Bewusstsein, denen die Menschen in Indien oder Burma/Myanmar weitgehend schutzlos ausgeliefert sind. 47 In ihrem Blog „Klima der Gerechtigkeit“ behandelt die Stiftung regelmäßig aktuelle Klimafragen.48 Damit werde die Stiftung ihrem „Bildungsauftrag“ gerecht, wie Lili Fuhr, Referentin für Internationale Umweltpolitik der Böll-Stiftung sagt: „Wir übersetzen die Fachdebatten in eine Sprache, die alle verstehen.“ 49

31

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In dem Film „Hotspots“ dokumentiert die Böll-Stiftung am Beispiel von fünf Ländern, wie der Klimawandel das Leben der Menschen sukzessive erschwert und die Lebensgrundlagen gefährdet. Die Opfer des Klimawandels bekommen ein Gesicht. Doch statt den Westen anzuklagen, mahnen sie ihre eigenen Regierungen, endlich zu handeln.50 Mit derartigen Publikationen appelliert die Heinrich-Böll-Stiftung zugleich an die Politik, den Bau neuer Kohlekraftwerke zu stoppen, den Ausbau alternativer Energien zu beschleunigen und ineffiziente Elektrogeräte vom Markt zu verbannen.51 Verbunden mit der Darstellung klimabedingter Tragödien, die für Millionen von Menschen Realität sind, erhalten diese Postulate eine intensive Wirkung.

Der Klimawandel verschärft die Armut Die Folgen des Klimawandels für die Entwicklungsländer trägt auch die Münchener Rück Stiftung in die Öffentlichkeit. In Zusammenarbeit mit mehreren Organisationen, darunter dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Misereor, analysiert die Stiftung in dem Projekt „Klimawandel und Gerechtigkeit“ die „Wechselwirkungen zwischen der Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels und der Bekämpfung der weltweiten Armut“. So mahnt auch sie die Politik, noch mehr zu tun, um den Klimawandel zu bremsen und die Armutsausdehnung in Entwicklungsländern zu verhindern.

Naturkatastrophen im pazifischen, australischen und ozeanischen Raum seit 1980: immer häufiger und immer schwerer Die Zahl der Katastrophen, insbesondere der Wetterkatastrophen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen – auch als eine Folge des Klimawandels. Das verheerendste Naturereignis der jüngsten Zeit – Erdbeben und Tsunami im März 2011 und die daraus folgende nukleare Katastrophe Japan – ist in dieser Grafik noch nicht eingeschlossen.

Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Meterologische Ereignisse Anzahl der (Unwetter, Sturm) Ereignisse Hydrologische Ereignisse 100 (Überschwemmung) Klimatologische Ereignisse 90 (Extreme Temperaturen, Dürre, Waldbrand) 80 70 60 50 40 30 20 10

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Quelle: Münchener RückStiftung und Munich Re Geo Risks Research (2009)

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Thomas Loster, der Geschäftsführer der Stiftung, hält fest: „Neun der zehn schwersten Naturkatastrophen des vergangenen Jahres – gemessen an der Zahl der Todesopfer – waren Wetterkatastrophen. Alle trafen Entwicklungs- und Schwellenländer.“52 Die Politik müsse handeln und Klimasünder zur Rechenschaft ziehen. Loster fordert einen „‚global deal‘ mit deutlichen Verpflichtungen für die Verursacher der Klimaänderung“.53 Tatsächlich untergraben die Klimaveränderungen eines der wichtigsten Projekte im Zusammenhang mit globaler Gerechtigkeit: die Millenniumsentwicklungsziele. Darin hat sich die Weltgemeinschaft dazu verpflichtet, Armut und Unterentwicklung in den Entwicklungsländern bis zum Jahr 2015 drastisch zu reduzieren. Wie eine Studie der Organisation Germanwatch belegt, mindert der Klimawandel jedoch die Chance, die Ziele zu realisieren. Weil er Lebensgrundlagen gefährdet und Nahrungssicherheit verhindert, verschärft er die Armut (Ziel 1: Bekämpfung von extremer Armut und Hunger). Er trägt tödliche Krankheiten in bislang sichere Gebiete (Ziel 4: Senkung der Kindersterblichkeit; Ziel 6: Bekämpfung von schweren Krankheiten). Und er torpediert die ökologische Nachhaltigkeit (Ziel 7), indem er Eigenschaften und Produktivität natürlicher Ressourcen schädigt und die biologische Diversität verringert.54

Stiftungen verlangen, die Interessen der Entwicklungs- und Schwellenländer ernst zu nehmen Scheitert die Weltbevölkerung an den Millenniumszielen, setzt sich nicht nur die humanitäre Katastrophe fort. Es ist auch ein Offenbarungseid der Industriegesellschaften. Nie zuvor schwelgte die westliche Welt in größerem Wohlstand. Einem Wohlstand, der auch auf den Ressourcen der ärmsten Länder fußt. Somit ist es auch eine moralische Frage, die Ziele nicht aufzugeben. Für die engere Zusammenarbeit zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre engagiert sich die Bonner Stiftung Zukunftsfähigkeit. Ihre Arbeit soll die ökologische Tragfähigkeit und die ökonomische Effizienz erhöhen und mehr soziale Gerechtigkeit bewirken. Das seien „Basisfaktoren einer überlebensfähigen Welt“. Bei internationalen Klimaverhandlungen bringt sie Delegierte von Nord und Süd an einen Tisch und initiiert Nachhaltigkeitsprojekte. In vielen Fällen tritt die Stiftung nicht selbst in Aktion, sondern unterstützt die Organisation Germanwatch, die konstruktiver Dialogpartner ist und „im Sinne der Stiftung“ handelt. Beide Organisationen sind bei den internationalen Klimaschutzverhandlungen vertreten. Auf der gemeinsamen Suche nach erfolgreichen Strategien gegen den Klimawandel bringen Stiftungen auch auf internationaler Ebene Akteure zusammen. Ein Studien- und Dialogprogramm der Konrad-AdenauerStiftung ermöglicht Politikern aus Industrie- und Schwellenländern voneinander zu lernen. Die CDU-nahe Stiftung lud Politiker aus Chile und Mexiko nach Deutschland, wo sie sich in acht Städten mit deutschen Lokalpolitikern austauschen und ordnungspolitische Fragen erörtern konnten. Bei der Besichtigung von Wind- und Solarparkanlagen konnten die deutschen Politiker vorführen,

1 – Fordern statt Fördern

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wie erneuerbare Energien in Deutschland zum Einsatz kommen. Ähnliche transnationale Veranstaltungen gab es bereits mit Politikern aus Brasilien, wo die Rodung des Amazonas-Regenwaldes zu immensen Treibhausgas-Emissionen führt.

Projekte, über die man spricht Viele Stiftungen wollen nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft wachrütteln. Die Baden-Württemberg Stiftung schickt dazu ein Expeditionsmobil durchs Land, das über Nachhaltigkeit informiert. Das Mobil zeigt nicht nur, wie sich unsere Lebensweise auf das Klima auswirkt, sondern bietet auch vielfältige Ansätze zu nachhaltigerem Handeln (siehe auch Interview mit Christoph Dahl auf Seite 41). Das Expeditionsmobil kommt direkt zu den Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb erfahren wesentlich mehr Menschen als bei einer herkömmlichen, stationären Ausstellung von der Botschaft, die die Stiftung transportieren will: Nachhaltigkeit ist machbar. Auch künstlerische Darstellungen können eine Form der Aufklärung sein. So thematisiert die Stiftung Brandenburger Tor die Zukunft der Energieversorgung in der Ausstellung „Energie gleich Arbeit“. Sie greift die globale Bedeutung der nur scheinbar regionalen Energiefragen auf und erkundet, welche Veränderungen die hundertprozentige Umstellung auf erneuerbare Energien verlangt.

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StiftungsReport 2011/12

Als Werkstatt N zeichnet der Rat für Nachhaltige Entwicklung Projekte aus, die für nachhaltige Ansätze stehen. Das Projekt „Zur Nachahmung empfohlen“ hat diese Auszeichnung erhalten. Auf „Expeditionen in Ästhetik & Nachhaltigkeit“ präsentiert das Projekt künstlerische Praktiken, die sich mit dem Klimawandel befassen und Einfluss auf bewusstes Konsumverhalten nehmen wollen. Zu den Projekten von mehr als 40 Künstlerinnen und Künstlern zählt beispielsweise das „Welt Klimaflüchtlingslager“ von Hermann Josef Hack, der mit Tausenden von Miniaturzelten auf die Nöte von Klimaflüchtlingen aufmerksam macht. Ein anderes Beispiel ist die Aktion „Autos zu Fahrrädern“ von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser. Mehrere Stiftungen, darunter die Kulturstiftung des Bundes, die Schering Stiftung oder die Rudolf Augstein Stiftung haben das Projekt gefördert.

Was jenseits des Atlantik anders ist Wie die Gesamtschau zeigt, versuchen deutsche Stiftungen mit ganz unterschiedlichen Aktionen, das Problembewusstsein der Gesellschaft für den Klimawandel zu vertiefen. Ein Instrument, das sich in der deutschen Stiftungslandschaft bislang noch nicht durchgesetzt hat, sind Kampagnen. Zwar gibt es einige Ausnahmen, etwa die Kampagne „Haus sanieren – profitieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt oder die Naturschutz-Kampagnen („Natur ohne Grenzen“, „Ökologische Bausteine Europas“), die die Stiftung EuroNatur schon in den 1980er Jahren auf die Beine stellte. Eine gemeinsame Kampagne deutscher Stiftungen hat es im Umweltbereich jedoch noch nicht gegeben. Dabei würde eine solche Aktion wohl unterstreichen, welche gesamtgesellschaftliche Bedeutung dem Thema


Viele kennen Greenpeace, kaum jemand eine Umweltstiftung Eine ungestützte Abfrage von Klimaschutz- und Umweltstiftungen lässt Rückschlüsse auf deren Bedeutung im alltäglichen Leben der Menschen zu. Mehr als ein Fünftel der Deutschen nennt Greenpeace an erster Stelle. Zwar hat der Greenpeace e.V. die Umweltstiftung Greenpeace 1999 als wichtige Ergänzung der eigenen Arbeit errichtet – dies dürfte jedoch den wenigsten bekannt sein. Gleiches gilt für BUND und NABU. In Westdeutschland fällt immerhin einem Prozent der Befragten spontan die Heinz Sielmann Stiftung ein: Fast 60 Jahre lang brachte Sielmann den Menschen die Natur in ihre Wohnzimmer. „Welche Stiftungen kennen Sie, die sich besonders für den Klima- und Umweltschutz einsetzen? Bitte nennen Sie die Stiftung, die Ihnen zuerst einfällt.“ (ungestützt) Prozent 0

Greenpeace Umweltstiftung WWF Deutschland Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Heinz Sielmann Stiftung Deutsche Klimastiftung Der Blaue Engel Die Grünen Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Bertelsmann Stiftung Attac Heinrich-Böll-Stiftung Robin Wood Stiftung Mercator Sonstiges (Einzelnennung) keine davon, weiß nicht, keine Angabe

20 40 60 80

Gesamt (n= 1.004) 22

0

20 40 60 80

0

20 40 60 80

Ost (n= 183) 17

West (n= 821) 24

5

6

4

3

3

3

1 0 0 0 0

1 1 1 0 0

0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

3 66

0

4 64

2

3 73

Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

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1 – Fordern statt Fördern


Nachgehakt: Umweltstiftung WWF Deutschland und Deutsche Bundesstiftung Umwelt beim Bekanntheitsranking vorn Gestützte Abfragen geben vor allem Auskunft über die Medienpräsenz einer Stiftung. Wird im Telefoninterview eine Liste mit Umwelt- und Klimaschutzstiftungen vorgelesen, gehören die großen Stiftungen wie der WWF oder die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die 2011 ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, zu den bekanntesten. Immerhin einem Viertel der Befragten ist die Allianz Umweltstiftung ein Begriff. Die Ausschreibung des Deutschen Klimapreises an Schulen der gesamten Republik trägt sicher zum hohen Bekanntheitsgrad der Allianz Umweltstiftung unter Schülern bei. Häufig gibt es auch regionale Unterschiede: In Nordrhein-Westfalen kennen immerhin 17 Prozent der Bewohner die Stiftung Mercator, während es bundesweit neun Prozent sind. Bekannte Stiftungen mit Engagement im Umwelt- und Klimaschutz (gestützt) a) Umweltstiftung WWF Deutschland b) Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) c) Deutsche Klimastiftung d) Allianz Umweltstiftung e) Utopia-Stiftung f) Stiftung Mercator Prozent 0

a) b) c) d) e) f) g) h) i) j) k)

20 40 60 80 100 0

Gesamt (n= 1.004) 60 41 35 25 20 9 9 6 6 2 14

g) Hermann-Scheer-Stiftung h) Desertec Foundation i) Michael Otto Stiftung j) Stiftung 2° k) keine davon, weiß nicht, keine Angabe

20 40 60 80 100 0

West (n= 821) 62 40 34 24 20 10 9 6 6 2 13

20 40 60 80 100 0

Ost (n= 183) 52 44 40 26 19 4 9 3 2 1 16

Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

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StiftungsReport 2011/12

20 40 60 80 100

Schüler (n= 55) 46 56 52 60 43 10 12 8 0 17 7


zukommt. Und sie wäre ein deutliches Zeichen dafür, dass Stiftungen bereit sind, für ein öffentliches Gut wie das Klima auch gemeinsam zu kämpfen. Der Blick in die Vereinigten Staaten offenbart einige Trends, von denen auch das deutsche Stiftungswesen profitieren könnte. Weiter verbreitet als hierzulande sind Stiftungserrichtungen durch Prominente und einzelne Politiker. Das wohl bekannteste Beispiel im Klimasektor ist die Alliance for Climate Protection, die der ehemalige Vizepräsident und Nobelpreisträger Al Gore gegründet hat. In einem Land, in dem Energieverschwendung noch immer zum way of life gehört, setzt Gore damit klare Akzente: Er spricht die Klimaproblematik an, liefert Lösungsansätze, die auch auf individueller Ebene beginnen. Bill Clinton hat mit der William J. Clinton Foundation ebenfalls eine Stiftung gegründet, um verschiedene Probleme, darunter den Klimawandel, anzugehen. Von der Stiftung ging die Clinton Climate Initiative (CCI) aus. Diese Initiative arbeitet weltweit mit Regierungen und Unternehmen zusammen, um erneuerbare Energien zu stärken oder Wälder aufzuforsten. Beide Beispiele entsprechen einer Umkehrung der Verhältnisse: Nicht die Zivilgesellschaft wendet sich an die Politik, sondern Politiker wenden sich mit der Stiftung als zivilgesellschaftlichem Instrument an die Gesellschaft, um Verhaltensänderungen anzumahnen.

Zum Schluss Auch wenn die meisten deutschen Stiftungen die Klaviatur der öffentlichkeitswirksamen Instrumente noch nicht ganz ausschöpfen, übernehmen sie Verantwortung und machen sich zu Anwälten des Klimas. Sie wenden sich direkt an die Politik und richten Forderungen an Wirtschaft und Gesellschaft. Die meisten der deutschen Stiftungen, die sich im Klimaschutz engagieren, gelten als seriöse Akteure ohne Hang zum Alarmismus. Glaubwürdigkeit erhalten sie auch durch ihre Unabhängigkeit. Zudem haben sich viele Stiftungen durch kontinuierlich solide Arbeit einen Expertenstatus erworben, so dass ihr Wort Gewicht hat. Ausdruck ihrer intermediären Funktion ist auch, dass sie sich für die Interessen strukturell Benachteiligter einsetzen. Einmal mehr zeigt sich in diesem Themenfeld, wie wichtig Kooperationen sind – und dass sie weiter verstärkt werden müssen. Wenn sich beispielsweise drei Stiftungen in jeweils eigenen Studien damit auseinandersetzen, wie die Klimaschutzziele, die bis zum Jahr 2050 die vollständige Versorgung mit regenerativen Energien anstreben, erreicht werden können, ist das einerseits erfreulich. Provoziert andererseits aber auch die Frage nach dem Sinn. Vielleicht hätte eine Studie gelangt? Und die frei werdenden Kapazitäten könnten genutzt werden, die Durchsetzung der Ziele zu forcieren.

Dass große Probleme drastische Ansätze brauchen, meint der amerikanische Strategieentwickler für Stiftungen Mark R. Kramer. Der gemeinnützige Sektor könne noch mehr Aufmerksamkeit generieren, wenn seine Organisationen stärker auf die Kompetenz aus anderen Bereichen zurückgriffen. Als Beispiel dient ihm der Film „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore, weil ihn Filmprofis produzierten und er an den Kinokassen außerordentlich erfolgreich war.55

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1 – Fordern statt Fördern


Interview mit Claudia Langer, Utopia-Stiftung Die Utopia-Stiftung wurde als Gedankenfabrik gegründet, um Vorschläge zu erarbeiten, wie der Klimawandel aufzuhalten ist. Wie sieht Ihr Ansatz aus? Die Stiftung will Wirtschaft und Gesellschaft inspirieren, nachhaltiger zu arbeiten und zu leben, um das Klima zu schützen. Uns geht es darum, gesellschaftlichen Wandel zu beschleunigen. Dazu identifizieren wir die Macher, begleiten und unterstützen sie; beispielsweise mit unserer jährlichen Preisverleihung, dem Utopia Award, und indem wir die Preisträger in Foren vernetzen. Außerdem bieten wir ihnen ein Mentorenprogramm. Unsere Kuratoriumsmitglieder schenken ihnen Zeit. Unter die „Macher“ fallen bei Ihnen vor allem wirtschaftliche Akteure. Wie bringen Sie die dazu, sich ehrgeizige Ziele zu setzen?

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Zunächst betreiben wir Agenda-Setting: Die Stiftung entwickelt Konzepte für die zukunftsrelevanten Themen und trägt sie an die Öffentlichkeit. Wir haben ein Changemaker-Manifest entworfen, in dem sich Unternehmen zu ökologischen Zielen verpflichten können. Wichtig ist dabei die Kommunikation. Denn momentan handeln Unternehmen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Unsere Überlegung war: Was wäre, wenn Unternehmen ihren Kunden erklären, welche Ziele sie haben und wo sie besser werden wollen? Das gibt den Verbrauchern bei ihren Konsumentscheidungen wichtige Anhaltspunkte und kann zugleich die Unternehmen zu größerem Engagement motivieren. Aus unserer Sicht ist dieses Manifest ein richtig großer Hebel. Im Übrigen unterstützen wir nicht nur die großen „wirtschaftlichen Akteure“, sondern viele Newcomer.

StiftungsReport 2011/12

Welche Unternehmen haben das Manifest unterzeichnet und zu was verpflichten sie sich? Zu den unterzeichnenden Unternehmen zählen Bionade, der Otto-Konzern oder Frosta. Im Rahmen des Manifests hat sich die Telekom das Ziel gesetzt, mehr Handys zu recyceln. Es scheint völlig absurd: Aber die Deutschen geben ihre alten Handys nicht her. Lange haben sich die Telekommunikationskonzerne aus der Verantwortung gezogen. Ich glaube, sie haben nie versucht, die alten Geräte zurückzuholen. Die Telekom wirft jedes Jahr Millionen Handys auf den Markt, hat aber immer nur 60.000 bis 80.000 zurückbekommen. Im zurückliegenden Jahr hat die Telekom ihre Aktivitäten aber so verstärkt, dass sie fast 250.000 Handys zurückbekommen hat. Das empfinden wir als großen Erfolg. Was könnte Ihrer Meinung nach noch besser laufen im Engagement von Stiftungen? Es gibt zu viele kleine Stiftungen, die nicht in der Lage sind, substanziell etwas zu bewegen. Zu häufig begnügen sich Stiftungen damit, an Symptomen herumzudoktern und sich in Szene zu setzen. Ich wünsche mir viel mehr Bereitschaft zur Kooperation.


Preise für Klima- und Umweltforscher … Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist mit 500.000 Euro die höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas. 2010 ging der Preis an das Unternehmerduo der Clean-Lasersysteme GmbH, an Dr. Rainer Grießhammer vom Öko-Institut, Freiburg, sowie an den Ehrenpreisträger Michail Gorbatschow. Der insgesamt mit 7.500 Euro dotierte Kapp-Forschungspreis für ökologische Ökonomie dient der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung. Er wird gemeinsam ausgeschrieben u. a. von der Hatzfeldt-Stiftung, der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis sowie der Selbach-Umwelt-Stiftung. Thema der Ausschreibung 2010 war „Die Klimakrise – ein komplexes Phänomen“. Ein wissenschaftlicher Förderpreis der Münchener Gregor Louisoder Umweltstiftung ging 2007 an die empirische „Untersuchung potentieller Effekte von Emissionsausgleichszahlungen auf das Flugverhalten klimaschutzorientierter Menschen am Beispiel des Projekts ‚atmosfair‘“, eine Initiative für klimafreundlichere Flüge. Der Bayer Climate Award der Bayer Science & Education Foundation für herausragende Leistungen in der Grundlagenforschung der Klimawissenschaften wurde 2008 erstmals an Prof. Dr. Eberhard Jochem übergeben. Der Experte wies nach, dass in Deutschland allein durch eine verbesserte Energieeffizienz fast 15 Prozent der CO2Emissionen bis zum Jahr 2020 eingespart werden könnten. Mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro errichtete der Preisträger die Stiftung für Ressourcen-Effizienz und Klimaschutz. Seit mehr als 10 Jahren vergibt die Tyczka Energie Stiftung in Kooperation mit der Fachhochschule Zittau/Görlitz, seit 2005 auch mit der Technischen Universität München, den Dr. Tyczka-Energiepreis. Der Preis wird für Forschung im Bereich der dezentralen Energienutzung und -versorgung verliehen.

… und solche, die es einmal werden wollen Seit 2009 vergibt die Allianz Umweltstiftung den Deutschen Klimapreis an Schulen, denen bei der Vermittlung des Klimaschutzes eine besondere Bedeutung zukommt. Auch in diesem Jahr erhielten fünf Schulen den mit je 10.000 Euro dotierten Preis, z.B. für ein Klima-Musikvideo oder das Klima-Kinderbuch „Gute Reise, kleine Schwalbe!“. Der 2008 ins Leben gerufene Klimafilmpreis der Stiftung Nagelschneider richtet sich weltweit an Filmhochschulstudenten. Mit 5.000 Euro dotiert, soll der Preis Jugendliche insbesondere auch für das Thema erneuerbare Energien sensibilisieren und sie motivieren, sich filmisch mit Klimaveränderungen und Lösungsansätzen zu beschäftigen.

1 – Fordern statt Fördern

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Warum in die Ferne schweifen? Urlaub in Deutschland ist ein beliebter Beitrag zum Klimaschutz

Der Deutschen liebstes Kind: Beim eigenen Auto wird wenig Potenzial für Umweltschutzmaßnahmen gesehen

Ferien in der Region – das sehen knapp 80 Prozent der Befragten als eine gute Möglichkeit an, etwas für den Klimaschutz zu tun. Die Hemmschwelle ist natürlich gering: Die Stiftung für Zunkunftsfragen hat ermittelt, dass 2011 fast ein Viertel der Deutschen (23,7 Prozent) plant, Urlaub im eigenen Land zu machen – das damit auf Platz eins der Reiseziele steht.

Auch wenn große Potenziale für Umweltschutzmaßnahmen bei allen Akteuren gesehen werden: Die Befragten machen eindeutig einen Unterschied zwischen Industrie, Staat und Verbrauchern. So wird einerseits der Industrie, z.B. der Automobilbranche, viel zugetraut, andererseits werden die Möglichkeiten, selbst etwas zu bewirken – etwa durch die Einschränkung von Autofahrten – viel geringer eingeschätzt.

„Was sind Sie bereit, selbst für den Klimaschutz zu tun?“ (Mehrfachantworten möglich)

„Wie schätzen Sie den Beitrag ein, den die folgenden Akteure für den Umweltschutz leisten können?“ (Mehrfachantworten möglich)

Prozent 20

30

40

50

60

70

80

90

Urlaub in der Region machen 77 Einen Aufpreis bei der Miete für energetische Sanierung in Kauf nehmen bzw. Investitionen für eine energetische Sanierung des Eigenheims 72 Einen Aufpreis für umweltfreundliche Energie in Kauf nehmen (z. B. Ökostrom) 70 Wenn es geht mein Auto zugunsten des ÖPNV stehen lassen 63 Weniger Fleisch essen 62 Aktive Mitarbeit in einer Umweltschutzorganisation, z. B. Verein, Stiftung etc. 30 Quelle: BMU (2010)

40

Prozent 20

30

50

60

70

80

90

Die Autofahrer, indem sie weniger und langsamer fahren 58 Flugreisende, indem weniger geflogen und öfter auf umweltschonende Verkehrsmittel umgestiegen wird 61 Die Landwirtschaft, indem sie weniger zum Anstieg der Treibhausgase beiträgt, wie z.B. durch weniger Düngergaben und weniger Massentierhaltung 66 Die Verbraucher durch ihr Konsumverhalten 68 Der Staat, indem er Subventionen streicht, welche umweltschädliches Verhalten begünstigen 75 Der Staat durch strengere Gesetze zum Schutz der Umwelt 75 Die Automobilindustrie durch die Entwicklung umweltfreundlicher Autos 84 Industrie und Engergieversorger, indem sie umweltfreundlicher produzieren 89 Quelle: BMU (2010)

StiftungsReport 2011/12

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Interview mit Christoph Dahl, Baden-Württemberg Stiftung Seit September 2010 rollt ein ungewöhnliches Gefährt durch Baden-Württemberg: Es ist vier Meter hoch, über 16 Meter lang, 38 Tonnen schwer. Am jeweiligen Zielort, in Schulen, Gemeinden, Universitäten oder Betrieben, verwandelt sich das Fahrzeug in eine zweistöckige Informations- und Ausstellungsplattform. Mit dem Mobil bringt die Baden-Württemberg Stiftung das Thema Nachhaltigkeit zu den Bürgerinnen und Bürgern. Wir haben Christoph Dahl, den Geschäftsführer der Stiftung, zu dem Projekt befragt. Herr Dahl, was steckt hinter dem Expeditionsmobil? Das Expeditionsmobil kombiniert eine interaktive Multimedia-Ausstellung mit einem Veranstaltungszentrum und Dialogforum. Uns geht es darum, die verschiedenen Facetten von Nachhaltigkeit anschaulich zu illustrieren. Mit unserer Informations- und Bildungskampagne wollen wir die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte von Nachhaltigkeit vermitteln. Wen wollen Sie damit erreichen? Das Mobil richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg und soll jährlich etwa 100 verschiedene Orte anfahren. So können wir ganz unterschiedliche Zielgruppen erreichen.

Wie sehen die Kernbotschaften aus? Nachhaltige Entwicklung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, damit auch folgende Generationen noch eine lebenswerte Gesellschaft vorfinden. Allerdings ist der Begriff Nachhaltigkeit sehr abstrakt. Wir zeigen, dass eine nachhaltige Lebensweise machbar ist. Derzeit konzentrieren wir uns auf die Themen Energie und Umwelt: Wie wird Energie gewonnen, wie genutzt, wo lässt sich Energie sparen? Was finden Sie persönlich besonders interessant? Es gibt beispielsweise ein Energiesparhaus, wo die Effekte einer guten Wärmedämmung genau sichtbar gemacht werden. Interessant finde ich auch, dass man über einen großen Touchscreen feststellen kann, wo wie viel Wasser verbraucht wird; auch mittelbar – etwa bei der Herstellung eines Hamburgers. Besonders gut gefällt mir der integrierte Veranstaltungsraum, weil sich die Besucher dort austauschen können. Wird das Expeditionsmobil kompetent begleitet? Das bis zu dreiköpfige Wissenschaftlerteam spielt eine ganz entscheidende Rolle. Es begleitet die Besucher durch die Ausstellung, steht für Fragen zur Verfügung und veranstaltet Seminare, die auf die jeweiligen Gruppen zugeschnitten sind. Für manche

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1 – Fordern statt Fördern


Gruppen eignet sich ein Vortrag, in anderen Fällen lässt sich mehr über Experimente vermitteln und an Hochschulen mag der Dialog mit den Wissenschaftlern im Vordergrund stehen. Das Expeditionsmobil ist sehr flexibel und soll zur Diskussion rund um die Nachhaltigkeit anregen. Welche Konsequenzen erwarten oder erhoffen Sie sich bei den Besuchern? Wir glauben, dass durch die intensive Beschäftigung mit bestimmten Fragestellungen Denkprozesse angeregt werden und die Menschen ihren Energieverbrauch reflektieren. Verbraucht so ein Mobil nicht sehr viel Energie? Es handelt sich um ein CO2-armes Fahrzeug. Wir haben verglichen, wie viel Energie man benötigte, um all diejenigen, die das Mobil besuchen werden, an einen festen Ausstellungsort zu holen. Gegenüber anderen Verkehrsträgern ist das Mobil die umweltfreundlichste Alternative.

Interview mit Dr. Dirk Reinsberg, WWF Deutschland Für den WWF ist der Klimawandel schon lange ein Thema. Wie versuchen Sie, auf die Politik Einfluss zu nehmen? Wir führen direkte Gespräche mit allen Parteien. Auf gute Resonanz ist unsere Machbarkeitsstudie „Modell Deutschland“ gestoßen. Der WWF hat darin den Weg beschrieben, den Deutschland gehen muss, um bis 2050 den CO2-Ausstoß quasi auf Null zu fahren. Als Nichtregierungsorganisation sind wir zudem auf wichtigen Konferenzen, um die Debatten mit unseren Argumenten zu beeinflussen. Den Otto-Normalverbraucher wollen sie ebenfalls erreichen? Selbstverständlich. Auf unserer Internetseite haben wir beispielsweise einen Rechner, mit dem sich der persönliche CO2 -Ausstoß errechnen lässt. Wir erinnern die Menschen an ihre Verantwortung und zeigen ihnen ihre Handlungsspielräume. Wobei Verzichtspredigten ja noch immer unbeliebt sind. Die Politik scheut sich jedenfalls davor. Wer von Abstrichen redet, wird nicht wiedergewählt. In vielen Fällen geht es doch gar nicht um Abstriche. Gut isolierte Häuser werden die Menschen nicht als Verlust erleben …

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StiftungsReport 2011/12


… beim Reisen oder beim Fleischkonsum sieht das aber anders aus.

Unser Handeln zu ändern ist auch eine Frage der Gerechtigkeit.

Es ist eine Frage der Kommunikation. Wer weniger Fleisch isst, kann dadurch seine Lebensqualität steigern. Es ist gesünder und hat auch einen ethischen Aspekt. Außerdem erhöht bessere Fleischqualität, die man sich bei moderatem Konsum eher leisten kann, den Genuss. Im Alltag gibt es viele kleine Hebel, um das Klima zu schonen. Verzichteten die Menschen auf den Stand-by-Betrieb, könnte man sofort zwei Großkraftwerke abstellen. Auch von anderen Ländern gibt es viel zu lernen: In Japan muss das beste Produkt am Markt mit dem geringsten Energieverbrauch innerhalb von drei Jahren Mindeststandard werden.

In der Tat müssen wir uns mit den berechtigten Forderungen der Entwicklungsländer auseinandersetzen. Mehr als 100 Jahre haben wir sorgenlos CO2 in die Atmosphäre geblasen. Die Folgen sind unübersehbar und um extremen Schaden zu vermeiden, müssen wir unser Verhalten ändern. Konkret bedeutet das, bis 2050 90 Prozent unserer Emissionen im Vergleich zu 1990 einzusparen. Vieles wird sich ändern müssen, aber nicht notwendigerweise zum Schlechteren. Wir fordern die Menschen auf, sich zu überlegen, wie sie leben wollen und was ihnen wichtig ist.

Da ist dann der Gesetzgeber gefragt. Sicher, Ordnungs- und Steuerrecht geben den Rahmen vor. Hier ist der WWF gefordert, das zu beeinflussen. Umweltzerstörung, sei es im Bergbau, der Fischerei oder eben in der Energiebranche auch noch mit Steuergeldern zu subventionieren, ist pervers. Damit muss Schluss sein. Aber es ist ein dickes Brett, an dem wir da bohren.

Viele Annehmlichkeiten der westlichen Welt sind ja deshalb so beliebt, weil sie subventioniert und damit erschwinglich sind. Wird sich das ändern? Natürlich. In einigen Jahren wird man nicht mehr so günstig in die Ferne reisen können. Da geht es gar nicht um Verzicht, sondern darum, den reellen Preis zu zahlen. Solange Kerosin steuerbefreit ist, zahlt nicht der Fluggast den reellen Preis, sondern die gesamte Gesellschaft, und die Rohstoffpreise werden weiter steigen.

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1 – Fordern statt Fördern


KAPITEL 2

Vom Wissen zum Handeln: Stiftungen als Förderer von Wissenschaft und Umwelttechnologie

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Zwei Strategien haben sich als Reaktion auf den Klimawandel herauskristallisiert: Vermeidung und Anpassung.56 Die Vermeidungsstrategie soll helfen, die globale Erderwärmung zu begrenzen. Der wichtigste Baustein ist die Reduzierung von CO2 Emissionen. Demgegenüber soll die Anpassungsstrategie die Klimaanfälligkeit verringern. Zum Beispiel durch Informationen und die Vorbereitung auf Ereignisse, die durch den Klimawandel ausgelöst werden (zum Beispiel Unwetter oder Wasserknappheit). Die Wissenschaft widmet sich hier neben technischen vor allem kultur- und sozialwissenschaftlichen Fragen. Eine davon betrifft das zukünftige Miteinander. Schon 2050 werden circa neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Da sich Wüsten ausdehnen, die Bodenerosion zunimmt und der Meeresspiegel steigt, schwindet bis dahin der verfügbare Raum insbesondere für rural lebende Menschen in Entwicklungsländern. Das wiederum verstärkt die Migration. Vor diesem Hintergrund interessiert sich die Wissenschaft für die Frage, wohin sich die Migrationsströme bewegen, welche kulturellen Konflikte drohen und wie Verteilungsgerechtigkeit erzielt werden kann.

StiftungsReport 2011/12

Welchen Ansätzen Wissenschaftler folgen, um die weitere Verstärkung des Klimawandels zu vermeiden, ist Gegenstand dieses Kapitels. Im Vordergrund stehen folgende Fragen: Wie fördern Stiftungen einzelne Forschungsprojekte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Als CO2 -Senken sind Ozeane von herausragender Bedeutung. Welche Fragestellungen sind derzeit für die Ozeanforschung besonders relevant? Beispielhaft wird zugleich gezeigt, wie Stiftungen selbst als Forschungseinrichtungen fungieren. Auf welche Ansätze der künftigen Energieversorgung richtet die Forschung die größte Hoffnung? Welche Hindernisse tun sich auf? Wie sind sie zu überwinden? Welche Chancen liegen im effizienteren Umgang mit Ressourcen?


Liegt die Zukunft der Energieversorgung in den Wüsten? Binnen sechs Stunden empfangen die Wüsten dieser Welt mehr Energie, als die Menschheit innerhalb eines Jahres verbraucht. Diese Energie in die europäischen Ballungszentren zu bringen, um so das Energieproblem zu lösen, ist die Vision der Desertec Foundation. Viele Stiftungen

verfolgen Ideen, die utopisch scheinen, weil sie viel Vorlauf brauchen, sehr kostspielig sind oder ihr Erfolg ungewiss ist. Doch es ist ihre Eigenart, bekanntes Terrain zu verlassen. Das hilft auch der Wissenschaft.

Foto: Jörg Scholz

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2 – Vom Wissen zum Handeln


Wo den Stiftern Wissenschaft und Forschung wichtig ist (Prozent)* bis 8 bis 10 ?DP;BLEH>78;D bis 12 bis 14 ,;H8KD:LEH>78;D bis 16 mehr als 16

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Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (März 2011)

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StiftungsReport 2011/12

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Wissenschaftsförderung zum Schutz des Klimas Das Thema Klimaschutz befindet sich im Aufwind. Immer mehr Stiftungen nehmen sich dieser vielleicht größten Herausforderung der Menschheit an. Studien werden gefördert oder selber verfasst, Menschen thematisch sensibilisiert, Forschungsprojekte geplant und durchgeführt. Klimaschutz ist ein globales Thema. Kein Wunder also, dass sich der Handlungsraum vieler Stiftungen über die Grenzen unseres Landes hinaus geweitet hat. Doch auch in Deutschland gibt es viel zu tun, weshalb sich der größere Teil der Aktivitäten hier konzentriert. Die vorgestellten Projekte erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Ihre Auswahl wurde eher zufällig getroffen, genau wie die der sie tragenden Stiftungen.

1 Hannover/Essen VolkswagenStiftung/Stiftung Mercator Konferenz „Our Common Future“ 2 Essen Stiftung Mercator Projekt „KlimaKultur“, angesiedelt am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) 3 Bremerhaven Alfred-WegenerInstitut für Polar- und Meeresforschung (AWI) Forschungs-Institution in Form einer Stiftung

4 Osnabrück Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Virtuelle Akademie: Mehr Nachhaltigkeit im Studium 5 Stuttgart Robert Bosch Stiftung Juniorprofessur nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen 6 München Münchener Rück Stiftung Sommerakademie „Klimawandel und fragile Staaten: neue Überlegungen zur Anpassung“

7 München Stiftung Nagelschneider Förderung verschiedener Studien, z.B. „Umweltfreundliche Energien in Deutschland“ 8 Jena Klimaschutzstiftung Jena-Thüringen Pilotprojekt „Energieeffizienz für Unternehmen“ 9 Greifswald Michael-SuccowStiftung „Decision Support System“ Moornutzung in Russland 10 Berlin WWF Deutschland Studie „Modell Deutschland. Klimaschutz bis 2050“

11 Freiburg Stiftung Zukunftserbe Projekt „Klimawende 2050“, durchgeführt vom ÖkoInstitut e.V. 12 Berlin/Brüssel European Climate Foundation Studie „Roadmap 2050“ 13 Hamburg Desertec Foundation Sauberer Strom aus Wüsten 14 Berlin stiftung neue verantwortung Projekt „Wohlstand ohne Wachstum“

47 * Um die regionale Verteilung von Stiftungen mit bestimmten Satzungszwecken – hier „Wissenschaft und Forschung“ – sichtbar zu machen, sind die relativen Anteile bestimmter Stiftungszwecke an der Gesamtzahl der Stiftungen in Regierungsbezirken beziehungsweise Bundesländern dargestellt. Die satzungsmäßigen Zwecke der Stiftungen wurden hierfür gewichtet.

2 – Vom Wissen zum Handeln


Ein Problem – viele Forschungsfragen: die Bedeutung internationalen Austauschs Die Breite des Themenfeldes Klimawandel spiegelt sich in den verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen wider, die Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt verfolgen. Um den Austausch zwischen ihnen zu fördern, haben die VolkswagenStiftung und die Stiftung Mercator die Konferenz „Our Common Future“ organisiert. 800 Wissenschaftler aus 40 Nationen kamen im Herbst 2010 nach Hannover und Essen, um wesentliche Zukunftsfragen zu erörtern. Neben dem Panel „Klimawandel und Energie“ befassten sich auch andere Themenfelder wie „Zukunftstechnologien“ oder „Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturwandel“ mit den Klimaveränderungen. Bei aller Diskrepanz stimmten die meisten Klimaforscher in einem Punkt überein: Der Einsatz moderner Technologien sei entscheidend, um den Klimawandel abzumildern. Wichtig sei aber auch festzuhalten, welche Produkte und Prozesse wie schädlich für das Klima sind und diese dann entsprechend zu etikettieren. Nur so wisse auch der Verbraucher, wie sehr er mit seinen Kaufentscheidungen das Klima beeinträchtigt. Weithin bekannt sei etwa, dass ein Langstreckenflug dem Klima schadet; dass der Genuss einer Tasse Kaffee ebenfalls mit hohen CO2 -Emissionen verbunden ist, habe sich noch nicht in gleichem Maße herumgesprochen. Ein wichtiger Indikator ist der sogenannte Carbon Footprint. Dieser CO2 -Fußabdruck gibt Auskunft darüber, wie stark die individuelle Lebensweise das Klima belastet. Faktoren sind unter anderem Wohnverhält48

StiftungsReport 2011/12

nisse, Ernährungs- und Transportverhalten. Der Carbon Footprint wird künftig wohl an Bedeutung gewinnen, da andere Indikatoren die Schädigung des Klimas meist außen vor lassen. So verheimlichen etwa Preise die „ökologische Wahrheit“. Aus Sicht von Ernst Ulrich von Weizsäcker, dem ehemaligen Präsidenten des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie GmbH, ist das sogar eine Gefahr für den Kapitalismus insgesamt. Schon der Kommunismus sei daran zugrunde gegangen, dass er die die Preise nicht die wirtschaftliche Wahrheit sagen ließ.57 Auf dem Zukunftskongress gingen die Forscher aber davon aus, dass der Kaufpreis eines Produkts in naher Zukunft von der ökologischen Bilanz mitbestimmt werde. Diese Tagung war nicht die erste ihrer Art. Seit dem Erdgipfel in Rio 1992 haben sich Experten und Wissenschaftler weltweit wiederholt mit entsprechenden Fragestellungen befasst. Oft wurden die Konferenzen oder die hier diskutierten Studien von Stiftungen ermöglicht. 2009 richtete die Stiftung Mercator mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH eine große Konferenz aus. „The Great Transformation“ bildete zugleich den Auftakt zu dem Projekt „KlimaKultur“, das am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) angesiedelt ist. Mit dessen Förderung in Höhe von bislang knapp 830.000 Euro hat die Stiftung ihr Profil im Engagement für den Klimaschutz geschärft.


Interview mit Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde, Deutsche Bundesstiftung Umwelt Als Deutschlands größte Umweltstiftung unterstützt die DBU auch Wissenschaft und Forschung. Welche Projekte tragen besonders zum Klimaschutz bei? Eine wichtige Stellschraube ist der Energieverbrauch in Industrieunternehmen. Wir haben zum Beispiel ein Projekt gefördert, das sich mit der Frage der Verformung von Metall beschäftigt. Das ist wegen der Energieintensität in der Metallverarbeitung von großer Bedeutung. Bereits 1987 haben deutsche Physiker den Nobelpreis für die Entwicklung des Hochtemperatur-Supraleiters (HTS) erhalten, der die Halbierung des Energieverbrauchs ermöglicht. Die mittelständischen Unternehmer Carsten Bührer und Petra Bültmann-Steffin haben daraus ein anwendungsreifes Produkt entwickelt. Mittlerweile wird der HTS erfolgreich exportiert. Gibt es weitere Projekte? CleanLaser ist ein anderes Beispiel. Zwei Forscher der RWTH Aachen haben ein Unternehmen gegründet, um ein Produkt auf den Markt zu bringen, das Oberflächen mit Licht reinigt. Das vermeidet die Abfälle herkömmlicher Verfahren. Wenn beispielsweise Korrosionsschäden an Hochspannungsleitungen per Sandstrahl beseitigt werden, werden Wasser und Abfälle vermengt, die sich nicht mehr auseinanderbringen lassen. Der CleanLaser lässt den Schmutz abplatzen und saugt ihn sortenrein auf. Außerdem verbraucht dieses Verfahren 85 Prozent weniger Strom. In welchen Phasen fördert die DBU solche Innovationen? Die DBU fördert in einem frühen, das heißt vorwettbewerblichen Stadium. Dann beobachten wir, ob diese Produkte den Sprung

in den Markt schaffen. Da dürfen wir nicht fördern, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Diese fruchtbare Kooperation mit mittelständischen Unternehmen ist beinahe ein Alleinstellungsmerkmal der DBU. Machen da andere Stiftungen zu wenig? Nein, das hat vor allem rechtliche Gründe. Eine private gemeinnützige Stiftung darf im Regelfall kein Unternehmen fördern. Die Abgabenordnung sieht nur eine Ausnahme vor: Stiftungen, die ihren Ursprung beim Stifter Öffentliche Hand haben. Welche Möglichkeiten hat denn die DBU, Unternehmen zu klimafreundlicherem Handeln zu bewegen? Das geht vor allem, indem wir auch die ökonomischen Effekte aufzeigen. Ressourcenschonende Technologien bestimmen die Zukunft. Schon jetzt haben die sechs umwelttechnologischen Leitmärkte einen globalen Status von 1.400 Milliarden Euro. Deutschland ist mit einem Anteil von 15 Prozent weltweit führend. Die Modernisierung des Gebäudebestandes hilft auch Ressourcen zu schonen. Passivhäuser sind mittlerweile technischer Standard. Der Gebäudebestand in Deutschland ist ein Riesenthema für den Klimaschutz, weil die beste Energie für die Umwelt die ist, die wir gar nicht verbrauchen. Allerdings liegt die Sanierungsquote momentan bei einem Prozent. Wenn das so bleibt, sind erst in 100 Jahren alle Häuser saniert. Wir wollen diese Quote verdoppeln. Aber auch dann ist es noch ein weiter Weg.

2 – Vom Wissen zum Handeln

49


Mit einem Mal normal: Wie die dramatische Überfischung mit dem Umweltbewusstsein kalifornischer Fischer zusammenhängt

Am KWI beschäftigen sich die Wissenschaftler mit den sozialen Folgen des Klimawandels und den kulturellen Voraussetzungen seiner Bewältigung. Damit wird eine bis dato bestehende Lücke in der Klimawandelforschung geschlossen: Lange lag die Deutungshoheit über den Klimawandel allein bei den Naturwissenschaften. Das ist nicht ganz unproblematisch, weil Klimaforscher aus den Naturwissenschaften die Folgen des Klimawandels anders betrachten und vermitteln als Sozial- und Kulturwissenschaftler. Wenn in der Vergangenheit in der Bevölkerung der Eindruck entstand, der Klimawandel gehe sie nichts an oder sei schon nicht so schlimm, mag das auch daran liegen, dass die Problematik nicht immer in die Alltagssprache der Menschen „übersetzt“ wurde.

Der Anteil überfischter oder bereits erschöpfter Fischbestände auf offener See hat sich von 1974 bis 2007 fast verdreifacht. Jungen kalifornischen Fischern ist die massive Abnahme der Bestände im Gegensatz zu ihren älteren Berufskollegen allerdings nicht bewusst. Das fanden Forscherinnen und Forscher des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen im Projekt „Shifting Baselines“ heraus, das von der Stiftung Mercator im Rahmen von „KlimaKultur“ gefördert wird. Die zentrale Frage lautet: Was passiert, wenn sich Umweltveränderungen wie der Klimawandel nicht im Bewusstsein der Menschen verankern? Fischbestände auf offener See nach Befischungsintensität in Prozent der bewerteten Gesamtbestände weltweit

Welche Auswirkungen es hat, wenn sich moderat oder gering befischt Umweltveränderungen nicht im Bewusstsein am biologischen Limit befischt der Menschen widerspiegeln, untersucht überfischt oder bereits erschöpft „Shifting Baselines“, ein Teilprojekt von „KlimaKultur“. In einer ersten generationen- Prozent vergleichenden Studie zur Umweltwahrneh100 mung unter kalifornischen Fischern wurde 90 festgestellt, dass bei älteren Fischern noch ein ausgeprägtes Wissen über die ehemals 80 verfügbaren Fischmengen vorhanden ist. 70 Den jungen Fischern hingegen ist gar nicht 60 bewusst, dass die Fischbestände stark 50 geschrumpft sind und die Fischvielfalt abgenommen hat, geschweige denn, dass das 40 etwas mit dem Klima zu tun hat. Angesichts 30 der objektiven Verschlechterung ihrer Le20 bensbedingungen hätten sie allen Grund 10 zu klagen: Die Arbeit ist schwieriger und riskanter geworden und sie müssen länger 0 auf See bleiben. Dennoch verdienen sie weniger als Fischer in früheren Zeiten. Wenn sie diese Veränderungen jedoch nicht als probQuelle: Food and Agriculture Organization of the lematisch wahrnehmen, die Ursachen nicht erkennen, können sie auch keine Gegenmaß- United Nations (FAO) (2008) nahmen einleiten.

1974 1978 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1990 1992 1995 1997 2000 2004 2007

50

Den Menschen die Auswirkungen des Klimawandels vor Augen führen

StiftungsReport 2011/12


Green Growth Lange haben Unternehmen die Erde als Selbstbedienungsladen begriffen. Aber plötzlich taucht allerorts der Begriff der Nachhaltigkeit auf. Unternehmer wittern neue Märkte. „Die Rettung des Planeten wird das größte Geschäft der Zukunft“, sagt Michael Straub von der Desertec Foundation. Die Wissenschaft bestätigt diese Tendenz. In einer Studie für das Bundesumweltministerium halten die Klimaforscher Carlo C. Jaeger, Gustav Horn und Thomas Lux fest, dass sich „das durchschnittliche reale Wirtschaftswachstum der Bundesrepublik im kommenden Jahrzehnt auf deutlich mehr als zwei Prozent pro Jahr erhöhen“ ließe. Die Voraussetzung? Der konsequente Umbau der Produktionsstrukturen in Richtung Energie- und Ressourceneffizienz und der Einsatz von Umwelttechnologien.58 Dass die Eindämmung des Klimawandels und Wirtschaftswachstum keine Gegensätze sein müssen, haben auch die Klimaforscher Ottmar Edenhofer und Hermann Held gezeigt. In einem von der VolkswagenStiftung geförderten Projekt haben sie ein Modell entwickelt, das eine „ökonomisch vertretbare Lösung des Klimaproblems aufzeigt“.59 Auch sie halten die Investition in erneuerbare Energien für unabdingbar – und fordern eine Investitionssteigerung um das Zehn- bis Dreißigfache. Schließlich ist seit dem letzten Stern-Report bekannt, wie viel günstiger es ist, die Wirtschaft umzustellen, als die Folgekosten des Klimawandels zu tragen. Claudia Kemfert, Ökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, betont, man müsse vor allem „das Wirtschaftswachstum vom fossilen Energieverbrauch […] entkoppeln“.60 Das gelte nicht nur für Deutschland, sondern auch für Schwellenländer wie China, wo im Durchschnitt Woche für Woche ein Kohlekraftwerk ans Netz geht. Doch nicht nur die Investitionen in erneuerbare Energien verheißen für die Wirtschaft gute Zeiten. Chancen bieten sich auf zwei weiteren Ebenen. Erstens hilft der effizientere Umgang mit Ressourcen Kosten zu senken. Die Klimaschutzstiftung Jena-Thüringen hat zum Beispiel zehn Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen an einem Projekt beteiligt, das untersucht, wo und in welchen Stadien unternehmerischen Handelns Energie effizienter zum Einsatz kommen kann. Die Handlungsempfehlungen können auch andere Unternehmen inspirieren. Ihre Umsetzung bietet Wettbewerbsvorteile und nutzt dem Klima. Zweitens stoßen deutsche Innovationen gerade im Bereich ökologischer Technologien weltweit auf gute Resonanz. Das ist in zweifacher Hinsicht positiv: Die Nachfrage nach ressourcenschonenden Gütern stimuliert die deutsche Wirtschaft. Durch moderne Technologien können die Entwicklungsländer bei ihrer Wohlstandsaufholjagd die Klimasünden der Industriestaaten vermeiden. Sie wählen gleich die klimafreundlicheren Alternativen. Leapfrogging nennen Ökonomen dieses freiwillige Auslassen bestimmter Entwicklungsstufen.

2 – Vom Wissen zum Handeln

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Wie schnell selbst gravierende Veränderungen zur Normalität werden, sieht man daran, wie selbstverständlich die unbegrenzte Energieversorgung innerhalb weniger Jahrzehnte geworden ist. Auf der Angebotsseite ist ein scheinbar unerschöpfliches Reservoir entstanden. Ein Umstand übrigens, der den Münchner Ökonomen Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut zu der Überlegung bringt, dass dem Klima eher mit Reduktionen auf der Angebots-, denn auf der Nachfrageseite gedient sei. Denn solange Energie verfügbar ist, trägt eine sinkende Nachfrage zur Verbilligung bei – und setzt damit neue Konsumanreize, wenn auch an anderem Ort.61

Es geht um Meer: die Bedeutung der Ozeane für das Klima Wenn Stiftungen die Wissenschaft unterstützen wollen, haben sie verschiedene Möglichkeiten. Sie können, wie eben dargestellt, Veranstaltungen organisieren oder mit Universitäten in Kontakt treten, um systematisch Projekte zu fördern. Zwei weitere Instrumente sind Stiftungsprofessuren, die sich in den letzten Jahren an Hunderten von Hochschulen durchgesetzt haben (siehe Kasten Seite 62) oder die Vergabe von Preisen (siehe Seite 39). Es gibt aber auch Forschungsinstitute, die als Stiftung gegründet wurden. Ein prominentes Beispiel ist die Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polarund Meeresforschung (AWI).

52

Am AWI erforschen Wissenschaftler die Funktion des arktischen Ozeans für den Planeten. Denn die marinen Prozesse beeinflussen die „globalen Zyklen einer Vielzahl wichtiger Substanzen, die für das Leben und den Zustand der Atmosphäre grundlegend sind“, wie es von Seiten des Instituts heißt.62

StiftungsReport 2011/12

In den letzten Jahrzehnten haben die Eisbedeckung und die Seeeisdecke in der Arktis in statistisch signifikantem Maße abgenommen. Zur genaueren Untersuchung hat das Institut ein Tiefsee-Langzeitobservatorium namens „Hausgarten“ in der östlichen Fram Straße eingerichtet, der einzigen Tiefenwasserverbindung zwischen dem Nordatlantik und dem zentralen arktischen Ozean. Das Observatorium besteht aus 16 Stationen in Wassertiefen zwischen 1.000 und 5.500 Metern. In „Hausgarten“ untersuchen die Wissenschaftler auch, wie das arktische marine Ökosystem auf den globalen Klimawandel reagiert. Für das Klima sind die Ozeane von großer Relevanz. Ähnlich wie die Wälder speichern sie große Mengen Kohlendioxid. „Gegenwärtig sind im Ozean mehr als die Hälfte des jährlich durch den Menschen produzierten (anthropogenen) CO2 für sehr lange Zeit gespeichert“ 63 , heißt es beim Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, der mit der Alexander von Humboldt-Stiftung kooperiert. Beunruhigt sind die Wissenschaftler über neue Studienresultate, denen zufolge die Ozeane weniger CO2 absorbieren als in der Vergangenheit;64 möglicherweise eine Folge steigender Wassertemperaturen und der zunehmenden Versauerung der Weltmeere. Ob und wie sich die KohlendioxidVertilgungsfunktion der Ozeane stärken lässt – etwa durch die künstlich beschleunigte Verwitterung des Minerals Olivin –, daran arbeiteten jüngst Wissenschaftler des AWI. „Mit unseren Modellrechnungen wollten wir theoretisch prüfen, ob eine künstliche Beschleunigung dieser natürlichen Verwitterungsprozesse tatsächlich ein wirk-


sames Mittel gegen den Klimawandel sein könnte“, sagt Peter Köhler vom AWI. Gleichwohl ginge es nicht darum, auf den kommerziellen Einsatz von Geoingeneering-Maßnahmen hinzuarbeiten, sondern um eine Verbesserung der Datenbasis, wie Köhler betont. Das Resultat: Die Methode sei zwar nicht geeignet, „heutige und zukünftige Treibhausgasemissionen zu neutralisieren“, in Verbindung mit anderen Methoden könne sie jedoch helfen, die CO2 -Konzentration zu stabilisieren und zu reduzieren.65

Fast die Hälfte des energiebedingten CO2 Ausstoßes entfällt auf die Energiewirtschaft Die Energiewirtschaft umfasst die Destillation von Rohöl in Raffinerien, die Umwandlung von Braun- und Steinkohle in Kokereien, die Stromerzeugung in Kraftwerken der allgemeinen Versorgung und in Industriekraftwerken sowie die Fernwärmerzeugung in Heizkraftwerken und Fernheizwerken. Der Verkehrssektor trägt mit 20 Prozent ebenfalls einen erheblichen Teil zu den CO2 -Emissionen bei.

Energiebedingte CO2 -Emissionen nach Sektoren und Energieträgern 2008 in Prozent

Der Energiesektor – verantwortlich für zwei Drittel der CO2-Emissionen Bei allen unterschiedlichen Ansätzen zur Bewältigung der Klimakrise ist unstrittig, dass der Energieverbrauch Treibhausgase verursacht und so dem Klima schadet. Zwei Drittel der Emissionen stammen aus dem Energiesektor.66 Den mit 60 Prozent größten Anteil macht dabei das CO2 aus, das zu drei Vierteln aus der Verbrennung der fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas stammt.67 Da der Energiebedarf in den nächsten Jahrzehnten vor allem wegen der zunehmenden Weltbevölkerung und des Wirtschaftswachstums der Schwellenländer China, Indien und Brasilien weiter steigen wird, ist die Energieversorgung die zentrale Stellschraube, um den CO2 -Ausstoß drastisch zu reduzieren. Dazu zählen die Solar-, Wind-, Wasser- und Bioenergie sowie Geothermie, also Erdwärme. Bislang beläuft sich der Beitrag der erneuerbaren Energien zur Endenergiebereitstellung auf magere elf Prozent.68 Hinsichtlich der Steigerung um 150 Prozent im letzten Jahrzehnt spricht Bundesumweltminister Norbert Röttgen dennoch von einer „beispielgebenden Erfolgsgeschichte“.69 Nach

Sonstige

Sonstige 7

20

Verkehr

22

13 46

2

Naturgase

Verarbeitendes Gewerbe

17

23

14 Energiewirtschaft

Steinkohle

Braunkohle 53

36 Haushalte

Mineralölprodukte

Quelle: BMWi (2010)

2 – Vom Wissen zum Handeln


Erneuerbare Energien: Nach Fukushima erst recht ausbaufähig Die jüngste Atomkatastrophe in Japan hat drastisch gezeigt, dass es keine Alternative zu neuen und intelligenten Energieszenarien mit massivem Einsatz regenerativer Energien und Nutzung aller Einsparpotenziale gibt. Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergieverbrauch* in Prozent Prozent

10

20

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

30

40

50

2,1 2,2 2,6 2,7 3,0 3,5 3,9 4,7 5,7 6,9 8,1 8,9

Quelle: BMU (2010) * Der Primärenergieverbrauch ergibt sich aus dem Endenergieverbrauch und den Verlusten, die bei der Erzeugung der Endenergie aus der Primärenergie auftreten.

54

dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, dessen Neufassung 2009 in Kraft getreten ist, soll deren Anteil an der Strombereitstellung bis zum Jahr 2030 bei 30 Prozent liegen.70 Denn aktuell ist in Deutschland die Stromerzeugung für mehr als 40 Prozent der gesamten CO2 -Emissionen verantwortlich.71 Bis zum Jahr 2050 ist die vollständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energien angepeilt.

StiftungsReport 2011/12

Entwicklung der Energiebereitstellung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland in Prozent Prozent

10

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

20

30

40

50

3,4 3,2 3,8 4,0 4,3 4,7 4,2 4,5 4,7 5,4 6,4 6,7 7,8 7,5 9,2 10,1 11,6 14,2 15,1 16,4

Quelle: BMU (2010)

Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Hindernissen, die der flächendeckenden Energieversorgung mit den sogenannten Renewables im Weg steht. Darunter fallen langwierige Genehmigungsverfahren, Steuerfragen, die unsichere Finanzierung von Förderprojekten und mangelnde Kenntnis der Chancen, die sich aus der Nutzung erneuerbarer Energien ergeben. Zudem könnten Übergangslösungen auf dem Weg zur vollständigen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen falsche Anreize setzen. Derzeit steht Erdgas hoch im Kurs, wie die Verlegung von Überlandleitungen und der Nord-Stream-Pipeline, die durch die Ostsee russisches Gas nach Westeuropa transportiert, beweisen. Die Frage ist, ob mit dem Argument, die Energieversorgung Westeuropas sicherzustellen, nicht eine


falsche Weichenstellung vorgenommen wird und erneuerbare Energien ins Hintertreffen geraten. In diesem Fall kann die Zivilgesellschaft nur protestieren und Konzepte vorlegen. Hier zeigt sich erneut, wie wichtig die in Kapitel eins dargelegte Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure als Themenanwälte ist. Darüber hinaus haben sich erneuerbare Energien gegen zahlreiche Vorurteile zu wehren: Groß ist beispielsweise die Angst vor Versorgungslücken oder steigenden Preisen. Auch technische Barrieren könnten die nachhaltige Energieversorgung verzögern oder blockieren.72

Die Vision der Desertec Foundation Eine dieser technischen Barrieren ist die Frage des Transports und der Speicherung der erneuerbaren Energien. Mit diesen Kritikpunkten wird auch die Desertec Foundation immer wieder konfrontiert, wenn sie für das Projekt wirbt, Wüstenstrom nach Europa zu transferieren. Dabei klingt ihr Ansatz einfach und plausibel: Die solarthermischen Kraftwerke, die in der Sahara zu bauen wären, verwenden Parabolspiegel-Kollektoren, um die Sonnenstrahlung auf Röhren mit einem wärmeleitenden Öl zu konzentrieren. Das Öl erhitzt Wasser, bis es verdampft. Der so entstehende Wasserdampf treibt eine Turbine an, die wiederum einen Generator mit Energie versorgt. Das Ergebnis ist elektrischer Strom. Auch bei Nacht funktioniert das Kraftwerk, da Salzspeicher die tagsüber erzeugte Wärme einige Stunden halten können. Gegner kritisieren das Projekt, weil es die afrikanischen Wüstenstaaten erneut kolonialisiere und ausbeute. Außerdem mache man sich von instabilen Staaten abhängig. Noch bereitet jedoch die Frage des Transports das meiste Kopfzerbrechen. Langfristig mag der Plan, solarthermische

Kraftwerke in der Wüste zu bauen, großes Potenzial haben. Derzeit polarisiert er vor allem. Befürworter der Desertec-Idee halten das Konzept für „fantastisch“ 73. Sie geben aber auch zu, dass es bei der Planung der ersten Anlagen aufgrund der derzeitigen politischen Entwicklungen in Nordafrika zu Verzögerungen kommen könne.74 Die Gegner sehen in Desertec eine Strategie der „fossil-atomaren Energielobby“. Mit dem Verweis auf das Konzept wolle sie den heimischen Ausbau der erneuerbaren Energien diskreditieren.75 Auch Hermann Scheer, der im Oktober 2010 verstorbene SPD-Vorkämpfer für eine alternative Energieversorgung, hatte Desertec mehrfach scharf kritisiert, das Projekt als „Fata Morgana“ 76 und die Kalkulation als „absurd“ 77 bezeichnet. Genährt wird der Vorwurf, Desertec wolle die kartellartige Struktur des heutigen Strommarktes in die Zukunft retten, besonders durch die Vielzahl großer Konzerne, die über die Desertec Industrial Initiative mit dem Projekt verbunden sind. Energiefragen werden oft kontrovers und geradezu unversöhnlich diskutiert. Welche klimaverträglichen Energiemixe gesellschaftlich akzeptiert werden, untersucht die Stiftung Mercator in einem Projekt mit dem Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart. Es soll Aufschluss geben, wie die verschiedenen gesellschaftlichen Milieus die unterschiedlichen Energietechnologien und deren Kombination in ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht wahrnehmen. Die Ergebnisse sollen der Politik als Entscheidungshilfe dienen. Denn wenn erneuerbare Energien im geplanten Umfang zum Einsatz kommen sollen, sind erhebliche Investitionen in die Infrastruktur unumgänglich. Massenproteste à la Stuttgart 21 könnten das Land lähmen und wichtige Zukunftsentscheidungen verzögern.

2 – Vom Wissen zum Handeln

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Geothermie ist eine saubere Energiequelle, aber nicht für alle Regionen gleich gut geeignet

Verdampfer

Verdampfer Wärmetauscher

Wärmetauscher Stromerzeugung

Stromerzeugung

Fernwärme

Fernwärme

Pumpe Einpressung von kaltem Wasser

Rückführung Förderung

2.000 – 4.000 m

Förderung von erhitztem Wasser

3.000 – 6.000 m

Thermalwasser heißes, trockenes, zerklüftetes Gestein

mindestens 40 °C

Hydrothermale Systeme fördern heißes Wasser aus Thermalwasser-Vorkommen im Untergrund. Das abgekühlte Wasser gelangt über eine zweite Bohrung zurück in die Tiefe.

Beim Hot-Dry-Rock-Verfahren wird Wasser über eine Injektionsbohrung in tiefe, mindestens 200 ° C heiße, trockene Gesteinsschichten gepresst. Das erhitzte Wasser wird an anderer Stelle wieder entnommen.

Das geförderte heiße bzw. erhitzte Wasser gibt seine Wärme in einem Wärmetauscher an ein Fernwärmenetz oder an einen zweiten Kreislauf ab, über den Dampfturbinen zur Stromproduktion angetrieben werden. Geothermie lässt eine bedarfsgerechte Stromerzeugung zu, weil Erdwärme ständig zur Verfügung steht. Allerdings sind nicht alle Gebiete der Erde gleich gut geeignet für diese Art der Energiegewinnung. Indonesien hat dank seiner über 150 aktiven Vulkane das weltweit größte geothermale Potenzial. Es wird bei 21 Gigawatt gesehen, was etwa 15 modernen Atomkraftwerken entspricht. Die Münchener Rück Stiftung fördert unweit der indonesischen Hauptstadt Jakarta eine Geothermieanlage als Ausgleich für die bei der Stiftungsarbeit entstandenen CO2 -Emissionen. Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern es entstehen auch Arbeitsplätze für die Bevölkerung. Quelle: Allianz Umweltstiftung (2009), Münchener Rück Stiftung (2011)

56

StiftungsReport 2011/12


Nicht ohne Risiken: Erdwärme als Energieträger Eine andere Form der regenerativen Energien hätte den Vorteil, sich dezentral fördern zu lassen und so die Transportfrage zu umgehen. Große Hoffnungen hegen Forscher in Bezug auf die Nutzung von Erdwärme, da sie unabhängig von Jahreszeit und Klima an jedem Ort zur Verfügung steht. Sie ist nicht nur zum Heizen geeignet. In Zukunft lässt sich wahrscheinlich auch Strom aus ihr gewinnen, was die Chancen auf einen nachhaltigen Energiemix erhöht.78 Bislang sind die Risiken allerdings noch recht hoch, wie die Umstände im badischen Staufen bestätigen. In der kleinen Stadt traten nach Erdwärmebohrungen Risse in Hunderten von Häusern auf. Die Gebäudeschäden wurden auf 50 Millionen Euro geschätzt.79 Das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ), eine in Potsdam angesiedelte Stiftung öffentlichen Rechts, untersucht in einem Geothermielabor im Brandenburgischen Groß Schönebeck neue, effektive Verfahren der wirtschaftlichen und wettbewerbsfähigen Stromerzeugung aus Erdwärme. Um geothermisch elektrischen Strom zu erzeugen, sind jedoch Wassertemperaturen oberhalb von 150 Grad Celsius und ein nachhaltiger Thermalwasserkreislauf vonnöten. In Mitteleuropa erreicht man diese Temperatur erst in einer Tiefe von vier Kilometern. Indem das Wasser das heiße Tiefengestein durchströmt, dessen Wärme annimmt und zur Bohrung transportiert, lässt sich diese Temperatur nutzen. Da dieses Gestein aber zu wenig Wasser durchlässt, soll eine „aktive Stimulation die natürlichen Risse im Gestein künstlich vergrößern“.80 Seit 2002 konnte das GFZ die Funktionalität dieser Technologie erproben. Eine zweite Bohrung erkundet seit 2009 die langfristige Wasserzirkulation. Ist sie gewährleistet, könnte eine Demonstrationsanlage schon bald Strom erzeugen.

Mit dem Projekt CO2SINK ist die Stiftung an einem weiteren wichtigen Zukunftsprojekt beteiligt. Die GFZ koordiniert die Arbeit eines internationalen Konsortiums, das daran forscht, 60.000 Tonnen CO2 im brandenburgischen Ketzin in 600 Metern Tiefe zu speichern. In Zusammenarbeit mit 18 Partnern aus neun Ländern wird europaweit erstmals untersucht, wie sich CO2 in tief gelegene, mit Salzwasser gefüllte, poröse Gesteinsschichten einbringen und speichern lässt. 81 Auch dieses Verfahren ist jedoch höchst umstritten. Während die Verfechter die enormen Chancen für den Klimaschutz anführen und von Exportmöglichkeiten schwärmen, halten Kritiker die CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) für unausgereift. Der Naturschutzbund (NABU) kritisiert die ungeklärte Frage der langfristigen Speichersicherheit. Es gebe noch keine Erfahrungen, was passiert, wenn hunderte Millionen Tonnen Kohlendioxid in tiefe Gesteinsschichten gepresst werden. 82 So ist es kein Wunder, dass sich besonders in Brandenburg Widerstand gegen das Projekt regt.83

Der Faktor Fünf – Ressourcen fünfmal effizienter nutzen Im Vergleich zur Umstellung auf erneuerbare Energien, bei der es Vorurteile, technische und vor allem politische Hemmnisse zu beseitigen gilt, scheint es leichter, die Effizienz der genutzten Ressourcen zu erhöhen. Wie Ernst Ulrich von Weizsäcker und seine Co-Autoren in dem Buch „Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum“ darlegen, sind „neue, absolut faszinierende Technologien vorhanden, die versprechen, ungefähr fünfmal so rohstoffeffizient zu sein wie die heute vorherrschenden“.84 Energien effizienter einzusetzen ist ein wirksamer Hebel für den Klimaschutz, der darüber hinaus auch Kosten senkt.

2 – Vom Wissen zum Handeln

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Viele Ansätze zur ergiebigeren Ressourcennutzung sind der Innovationskraft kleiner und mittelständischer Unternehmen zu verdanken, die an der Perfektionierung ihre Nischenprodukte arbeiten, die sogenannten Hidden Champions. 85 Dazu gehört auch eine Kultur der Fehlertoleranz, in der die richtigen Schlüsse gezogen werden, wenn einmal etwas nicht so läuft wie geplant. Diese Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag zu Deutschlands Status als erfolgreiche Exportnation. Für die Zukunft birgt ihre Mentalität große Chancen: Denn wenn Deutschland ökonomisch wie ökologisch auch weiterhin eine Vorreiterrolle spielen will, müssen Prozesse, die bislang das Klima belasten, verbessert werden. Das Rad der Zeit zurückzudrehen und technologische Errungenschaften aufzugeben, ist keine Alternative. Markus Hipp, Geschäftsführen-

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der Vorstand bei der BMW Stiftung Herbert Quandt, sagt dazu: „Wir müssen die bestehenden technologischen Möglichkeiten weiter verbessern. Das geht nur mit guten Forschern und innovationsbereiten Unternehmern. Sie sind der Schlüssel zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft.“

Der bessere Umgang mit Energie

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt zahlreiche Projekte, die eine effizientere Nutzung von Ressourcen ermöglichen. Oft hat sie ein Gespür für wegweisende Innovationen gehabt und deren Entwicklung begleitet (siehe Interview mit Fritz Brickwedde Seite 49). Gerade klein- und mittelständischen Unternehmen ermöglicht sie durch ihre Unterstützung, Fehler zu machen, ohne deswegen am Markt abgestraft zu werden. Andere wichtige Innovationen hat die DBU nachträglich durch die Vergabe Der Klimawandel ist für viele deutsche des Deutschen Umweltpreises geadelt. 2001 Unternehmen ein Thema ging der Preis zum Beispiel an Wolfgang Feist, der maßgebliche Verdienste um die 70 Prozent der in Deutschland befragten Entwicklung des Passivhauses erworben Vorstandsvorsitzenden gaben an, bereits hatte und ihm zur Durchsetzung verhalf. eine entsprechende Strategie entwickelt zu Zukunftsweisend ist das Passivhaus, weil haben.* drei Viertel der Energie, die private Haushal„Verfügte ihr Unternehmen vor einem Jahr te in Deutschland verbrauchen, in die Raumüber eine Strategie zum Umgang mit wärme fließt. Der Anteil ist so hoch, weil die den Herausforderungen des Klimawandels?“ Wärme durch Wände, Fenster, Dach, Türen und den Fußboden entweicht. Der Spruch Prozent 20 30 40 50 60 70 80 90 100 „Wir heizen doch nicht für die Straße“ wird dadurch häufiger widerlegt, als manch einer Weltweit glaubt. Zwar müssen Neubauten durch die 52 45 3 Energieeinsparverordnung einen effizienten Energieverbrauch aufweisen. Bei Altbauten Westeuropa indes liegt die Sanierungsquote noch bei 59 40 1 einem Prozent. Deutschland 70 ja

nein

Weiß nicht

Quelle: PwC, Global CEO Survey (2010)

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3 * 1.198 Vorstandsvorsitzende von Unternehmen aus 54 Ländern. In Deutschland beteiligten sich 63 Vorstandschefs an der Studie.


Ideen und Initiativen für den Klimaschutz: Stiftungen wird viel zugetraut Fast siebzig Prozent der Deutschen sehen in Stiftungen durchaus Impulsgeber für den Klima- und Umweltschutz, im Westen ist der Anteil etwas höher als im Osten. Ob Forschungsförderung oder Entwicklung neuer Umwelttechnologien: Das Engagement der Stiftungen wird offenbar anerkannt (siehe auch Grafik Seite 84, Kapitel 3). „Stiftungen geben Impulse für den Klimaund Umweltschutz.“

mit Energie und Material anstreben. Und die Klimaschutzstiftung Jena-Thüringen hat in einem Pilotprojekt „Energieeffizienz für Unternehmen“ gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Ostthüringen zu Gera analysiert, wie bestimmte Unternehmen Energie einsparen und dadurch ihre Kosten senken können (siehe Kasten Green Growth Seite 51).

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keine Angabe Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

Mit Energie in Gebäuden beschäftigt sich auch die Rud. Otto Meyer-Umwelt-Stiftung. Sie fördert Forschung und Entwicklung von ressourcenschonenden und umweltverträglichen Techniken. In einem aktuellen Projekt untersucht sie, wie sich ein Passivhaus bei unterschiedlich intensiver Nutzung in primärenergetischer, thermischer und lichttechnischer Sicht auf längere Zeit verhält. Die gewerkschaftsnahe Stiftung Arbeit und Umwelt macht sich ebenfalls dafür stark, Ressourcen effizienter zu nutzen. Dazu engagiert sie sich zum Beispiel im Netzwerk Ressourceneffizienz. Mit verschiedenen Partnern initiiert und begleitet die Stiftung Projekte, die einen effizienteren Umgang

kin-Indianer 1626 die Halbinsel Mann-hatta (das heutige Manhattan) an den Niederländer Peter Minuit verkauften, verkannten sie den Wert dieser Fläche – und wohl auch den der Messer und Glasperlen, die sie im Gegenzug erhielten. Wer meint, derartige Fehleinschätzungen kämen heute nicht mehr vor, könnte sich täuschen. Denn welchen Wert einzelne Ökosysteme haben, ist nicht leicht einzuschätzen und erfordert komplexe Berechnungen. Zu berücksichtigen ist der vielfältige direkte und indirekte Nutzen, den ein öffentliches Gut liefert. So vermeidet die Erhaltung von Wäldern Treibhausgasemissionen in Höhe von 3,7 Billionen US-Dollar. Korallenriffe, die nur 1,2 Prozent der Festlandsockel bedecken, bieten Lebensraum für ein bis drei Millionen Arten, darunter mehr als ein Viertel aller Meeresfischarten. Und welchen Einfluss Bäume auf das Mikroklima haben, machte die australische Stadt Canberra vor. Sie ließ 400.000 Bäume pflanzen, um die Luftqualität zu verbessern, den Energieverbrauch der Klimaanlagen zu senken und Kohlenstoff zu speichern. Für die Stadt lohnte sich die Aktion auch in monetärer Hinsicht. Schätzungen zufolge profitiert sie im Zeitraum von 2008 bis 2012 durch zusätzlichen Nutzen und eingesparte Kosten in einer Größenordnung von rund 20 bis 67 Millionen US-Dollar. 86

2 – Vom Wissen zum Handeln

59


Ein 100-jähriger Laubbaum leistet Jahr für Jahr fast Unvorstellbares:

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Ökosystemdienstleistungen eines 100-jährigen Baumes Quelle: Stiftung Klimawald (2011)

„Zu fällen einen schönen Baum braucht’s eine halbe Stunde kaum ... 60

… zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert.“ Die Stiftung Klimawald rechnet vor, was ein 100-jähriger Baum leistet. Würde dieser 100-jährige Baum gefällt, müssten 2.500 junge Bäume mit einem Kronenvolumen von je einem Kubikmeter gepflanzt werden, wollte man ihn vollwertig ersetzen. Um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, lässt die Stiftung in Deutschland Wald entstehen, der auch Wald bleibt: Klimawald.

StiftungsReport 2011/12


Nicht nur die Artenvielfalt an sich hat einen mehrfachen Nutzen und damit einen Wert, sondern auch einzelne Ökosysteme. Allerdings kann sich der Wert dieser Ökosystemdienstleistungen je nach Zeitraum und Ort ändern. 87 Zudem setzt er sich aus verschiedenen Variablen zusammen, die nicht immer alle bekannt sind. Die Michael-Succow-Stiftung berechnet den Wert von Ökosystemdienstleistungen. Unter anderem versucht sie, den Wert der Sauxalwälder zu erfassen, die zwischen Zentralasien und der Mongolei vorkommen und ein wichtiger Kohlenstoffspeicher sind. Als weitere ökosystemare Leistungen stabilisieren die Sauxalwälder leicht erodierte Böden, sie verringern die Gefahr von Sand- und Salzstaubstürmen und regulieren den Wasserhaushalt des Ökosystems (siehe hierzu auch das Interview mit Asia Khamzina Seite 63). Ihr Effekt auf das Klima konnte zwar nachgewiesen, bislang allerdings noch nicht quantifiziert werden. Da die Sauxalwälder zugleich wertvolles Weideland sind und als Brennstoffquelle genutzt werden, besteht die Gefahr, dass dieses Ökosystem durch Überweidung und Holznutzung degradiert. In dem Projekt untersucht die Michael Succow Stiftung den Kohlenstoffvorrat und das Kohlenstoffsenkenpotenzial der Sauxalbestände in Turkmenistan und Kasachstan. Wenn sich der Wert dieser Biotope erst monetär benennen lässt, dämmt das möglicherweise den auf kurzfristigen Gewinn zielenden Raubbau an der Natur ein.

Zum Schluss Wenngleich viele wissenschaftliche Erkenntnisse noch ihrer Umsetzung harren, bestehen nach wie vor Forschungslücken. Im Energiesektor stehen Wirtschaft und Politik vor der Frage, unter welchen Umständen die Bevölkerung eine neue Infrastruktur akzeptiert. Die Forschungsförderung durch Stiftungen in diesem Bereich hilft dabei, dass der Klimaschutz nicht mehr allein aus naturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet wird. Für effektiven Klimaschutz ist zudem entscheidend, die Ressourceneffizienz zu erhöhen. Stiftungen waren und sind der Motor für richtungweisende Entwicklungen. Sie tragen dazu bei, Wissen über Klimathemen zu generieren; beispielsweise, indem sie den Wert von Ökosystemen quantifizieren. Einige wissenschaftsfördernde oder selbst forschende Stiftungen tragen ihre Ergebnisse gleich in den politischen Raum, um die dort geführten Debatten argumentativ zu untermauern. Bei Stiftungen öffentlichen Rechts wie dem Alfred-Wegener-Institut oder dem GeoForschungsZentrum ist das sogar selbstverständlich. Die Vielgestaltigkeit von Stiftungen erweist sich damit als veritabler Vorteil für die gesamte Zivilgesellschaft. Fest steht: Nur wenn Deutschland langfristig ein exzellenter Forschungsstandort bleibt, an dem die Umsetzung einer Idee in ein marktfähiges Produkt gut funktioniert, kann es als Exportnation auch seinen Wohlstand bewahren. Und zugleich das Klima schützen. Viel hängt davon ab, ob die aufstrebenden Schwellenländer die Klimasünden der Industrienationen zu verhindern wissen. Auch dazu sind diese Forschungen unerlässlich. Warum dieses Wissen alleine trotzdem nicht ausreicht, ist Gegenstand des nächsten Kapitels.

2 – Vom Wissen zum Handeln

61


Förderung von Stiftungsprofessuren Deutsche Stiftungen finanzieren deutschlandweit an die 660 Stiftungsprofessuren. 88 Auch auf diese Art tragen sie dazu bei, Wissen über das Klima, die globale Erderwärmung und die Folgen zu generieren. Daran mitwirken den Klimawandel zu bremsen, will Asia Khamzina. In ihrer Heimat, am Aralsee in Usbekistan, nimmt eine Umweltkatastrophe seit Jahren ihren Lauf. Der See versalzt, zieht sich immer weiter zurück, die Böden degradieren. Das hat gravierende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem – und auf das Klima. In einem Forschungsprojekt am Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn untersucht Khamzina, welche Bäume sich zur Wiederaufforstung eignen. Dabei wird sie von der Robert Bosch Stiftung gefördert, die sie als Juniorprofessorin seit 2009 mit einer Million Euro unterstützt. Das verschafft ihr den Freiraum, sich ganz auf ihre Forschung zu konzentrieren (siehe Interview). 2010 hat die Stiftung die Juniorprofessur an Regina Palkovits vergeben, eine junge Chemikerin, die sich mit der effizienten Nutzung von Biomasse beschäftigt. „Mit den Stiftungsprofessuren wollen wir den Pool herausragender Forscher anreichern, die sich mit der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen befassen“, sagt Ingrid Wünning Tschol, die bei der Robert Bosch Stiftung für den Bereich Gesundheit und Wissenschaft zuständig ist. Exzellente Forscher im Land zu halten, sei ein Grundziel der Stiftungsprofessuren. Mit einer Millionen Euro könnten die jungen Wissenschaftler fünf Jahre lang ihre Forschung vorantreiben. Vor allem Pioniere kommen in den Genuss der Förderung. Das ist kein Zufall. Frontier Research, also Pionierarbeit, sei immer risikoreich, sagt Wünning Tschol. „Aber neue Ufer erreichen eben nur diejenigen, die auch etwas wagen.“

62

Neues Terrain zu betreten scheut auch Ottmar Edenhofer nicht. Seit 2008 hält er die von der Michael Otto Stiftung mit initiierte Professur „Ökonomie des Klimawandels“ an der TU Berlin. Die Professur ist europaweit die erste dieser Art. Die Michael Otto Stiftung fördert sie mit 580.000 Euro. Ottmar Edenhofer, der renommierte Ökonom und stellvertretende Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, war maßgeblich an der Berechnung der ökonomischen Chancen, die sich durch Klimaschutzmaßnahmen ergeben, beteiligt. Diese Ergebnisse sind in den viel beachteten Stern-Report eingeflossen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Kosten, die anfielen, um die Treibhauskonzentration auf 550 ppm zu begrenzen und das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, durchschnittlich auf ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts pro Jahr zu taxieren seien. 89 Auf ein Vielfaches dessen beliefen sich die Kosten, wenn keine geeigneten Klimaschutzmaßnahmen ergriffen würden. Somit hat der Report die Frage der Ökonomen, ob sich Klimaschutz lohne, positiv beantwortet. Edenhofer schwärmt: „Der Stern Bericht wird als die kopernikanische Wende in die Geschichte der Klimapolitik eingehen.“ 90

StiftungsReport 2011/12


Interview mit Prof. Dr. Asia Khamzina, Robert Bosch Juniorprofessorin Sie erforschen, wie sich die Versteppung der Region um den Aralsee aufhalten lässt. Welche Bedeutung hat der Aralsee? Beim Aralsee-Becken handelt es sich um eine der größten intensiv bewässerten Gegenden der Welt. Das Wohlergehen von rund 40 Millionen Menschen hängt zu großen Teilen an der bewässerten Landwirtschaft. Unser Projekt findet im unteren Bereich des Amu Darya statt, einem der beiden Nebenflüsse, die einst in den Aralsee geflossen sind. Was macht die Situation am Aralsee besonders? Warum versalzt der See immer stärker und trocknet zunehmend aus? Zentral geplante, großflächige Bewässerungsprojekte führen oft zu großen Problemen, weil die Prozesse nicht zu Ende gedacht werden. Zwischen 1960 und 1999 hat sich die bewässerte Fläche im AralseeBecken von 4,5 auf 8 Millionen Hektar fast verdoppelt. Es gab riesige Erntezuwächse, doch geschah das auf Kosten des Wassers und der Bodenressourcen. Denn das notwendige Wasser wurde den Flüssen Amu Darja und Syr Darja entnommen. Das schmälerte den Wasserfluss in den Aralsee. Wassermenge und -qualität sanken kontinuierlich, die Küstenregionen versteppten und die Salzkonzentration ist stark gestiegen. Diese desaströse Situation nennen wir Aralsee-Syndrom. Welche Auswirkungen hat das auf das Klima?

stürmen, die von dem offengelegten Boden des Sees aufgewirbelt werden. Die hochgradig versalzten Ackerlandparzellen kommen gegenwärtig nicht mehr als Ackerland in Frage. Die Erträge sind einfach zu gering. Welchen Ansatz verfolgen Sie, um diese Entwicklung aufzuhalten? Mit unserem Projekt eruieren wir, wie sich die verlassenen landwirtschaftlichen Gegenden nutzen lassen. Wir wollen die Versteppung aufhalten, die Region an den Klimawandel anpassen und dafür sorgen, dass die ländliche Bevölkerung ein Einkommen hat. Wir wollen degradierte Ernteflächen wiederbeleben, indem wir sie in Wälder umwandeln, die aus Bäumen mit hoher Salztoleranz bestehen. Gut angepasste Baumarten mit ausgedehnten Wurzeln sind in der Lage Grundwasser zu nutzen. Sie brauchen also weniger künstliche Bewässerung. Als Kohlenstoff-Senken könnten diese Wälder auch dem Klima insgesamt nutzen. Was ermöglicht Ihnen die Juniorprofessur der Robert Bosch Stiftung? Wie wichtig ist diese Förderung für Ihre Forschung? Die Robert Bosch Stiftung sorgt für eine einzigartige Plattform, die mir die Verbesserung meiner Forschung ermöglicht. Ich konnte meine Forschung unter das Dach des Zentrums für Entwicklungsforschung stellen und sie interdisziplinär ausrichten. Die Stiftungsmittel haben mir erlaubt, ein transdisziplinäres Team mit Mitarbeitern in Europa und Zentralasien aufzubauen.

Die Gegend entlang der früheren Küstenlinie war einst maritim geprägt, eine Fischergegend. Nun ist sie eine Wüste. Mittlerweile kommt es zu Staub- und Sand-

63

2 – Vom Wissen zum Handeln


KAPITEL 3

Vom Handeln zum Wissen: Wie Stiftungen durch ökologisch nachhaltige Ansätze das Klima schützen

64

„Unsere Kinder sollen es mal schlechter haben.“ Harald Welzer spitzt gerne zu, wenn es darum geht, die Folgen des konsumbasierten Lebensstils westlicher Gesellschaften zu benennen.91 Seit „unsere Zivilisationsmaschine“, wie er das Modell der westlichen Gesellschaft nennt, zum Exportschlager geworden ist, hat sich auch der enorme Ressourcenverbrauch der kapitalistischen Gesellschaften globalisiert. Weggefallen ist das „Außen“, aus dem sich in der Vergangenheit scheinbar beliebig schöpfen ließ. Was nun bleibt, ist die Zeitschiene. Der Earth Overshoot Day, den die britische „new economics foundation“ jährlich berechnet, führt schonungslos vor Augen, dass die Menschen jährlich mehr verbrauchen, als die Welt zu liefern imstande ist: 2010 fiel dieser Tag, an dem die Weltbevölkerung das ökologische Budget für das gesamte Jahr aufgebraucht hat, schon auf den 21. August.92 Ab diesem Zeitpunkt war sämtlicher Konsum nicht mehr nachhaltig, sondern zehrte an der ökologischen Substanz. „Unser Handeln schränkt die Handlungsoptionen unserer Kinder ein“, schlussfolgert Welzer. Denn die durch die steigende Temperatur verursachten Schäden werden künftig viel Geld verschlingen, das an anderen Stellen fehlt. Um eine solche

StiftungsReport 2011/12

Entwicklung zu verhindern, sei es unerlässlich, alte Gewohnheiten abzustreifen. Für Welzer ist zudem klar: „Es gibt keinen Weg vom Wissen zum Handeln.“ Umgekehrt werde ein Schuh daraus. Durch Handeln komme man auch zu neuen Erkenntnissen. Inwiefern Stiftungen neue Handlungsweisen erleichtern, will dieses Kapitel eruieren. Dazu dienen folgende Leitfragen: Wie lässt sich Zufriedenheit erreichen? Braucht es dazu Wirtschaftswachstum? Welche Rolle spielt der Konsum? Welche Ansätze, die das Klima weniger belasten, bieten Stiftungen für den Alltag? Wie sorgen Stiftungen für einen anderen Umgang mit der Natur?


schen vor allem der Industrienationen gelingt, ihr Verhalten grundlegend zu ändern. Was der Klimawandel abverlangt, sind: neue Lebensstile, ein bewussteres Leben, mehr Naturschutz. Insofern könnten die Erfordernisse auch eine Chance bedeuten.

65

Foto: DBU, Norbert Rosing

Beim Kampf gegen den Klimawandel gibt es viele Fronten. Genügen technische Verbesserungen, der sparsamere Umgang mit Energie und die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen? Viele Experten meinen, dass diese Veränderungen allein noch nicht ausreichten. Die Herausforderung liege nicht auf technologischer, sondern auf kultureller Ebene. Die Frage ist, ob es den Men-

3 – Vom Handeln zum Wissen


Wo den Stiftern Umwelt- und Landschaftsschutz wichtig ist (Prozent)* bis 3 bis 4 ?DP;BLEH>78;D bis 5 bis 6 ,;H8KD:LEH>78;D bis 7 mehr als 7

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StiftungsReport 2011/12

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Kreative Arbeit für die Umwelt. Eine Projektauswahl Die Arbeit der deutschen Stiftungen im Umweltbereich ist so vielfältig und bunt wie ein Malkasten. Die hier getroffene Auswahl von Projekten, die nur einen Bruchteil aller Aktivitäten in Deutschland darstellt, vermittelt einen groben Eindruck der Bandbreite der Thematik. Während gerade größere Stiftungen politische und globale Herausforderungen angehen, konzentrieren sich Kleinere auf einzelne Projekte, spezielle Themen oder lokal begrenzte Wirkungsräume. Unter Experten ist man sich einig, dass jede dieser Aktivitäten zur Gestaltung unserer Zukunft von Nöten ist.

1 Aachen Aachener Stiftung Kathy Beys Nachhaltigkeitslexikon online. Politikentwürfe zur Ausweitung des Emissionshandels auf den privaten Sektor (CO2 -Card) 2 Neckarmühlbach Deutsche Umweltstiftung AKW Gefährdungsatlas 3 Stuttgart Baden-Württemberg Stiftung Expedition N – Expeditionsmobil für Nachhaltigkeit in Baden-Württemberg

4 Osnabrück Deutsche Bundesstiftung Umwelt Projekt „Haus sanieren – profitieren“; Nationales Naturerbe 5 Ludwigsburg NatureLife International Renaturierung von Feuchtgebieten (CO2 -Senken); Umweltaufklärung und Naturschutzmaßnahmen im Neckartal 6 München Allianz Umweltstiftung Nachhaltige Regionalentwicklung im Biosphärengebiet Schwäbische Alb

8 Bonn Oro Verde – Die Tropenwaldstiftung Maßnahmen gegen die illegale Rodung des Regenwaldes 9 Berlin BUNDstiftung Schutz des Grünen Bandes, ehemalige Grenzlinie des geteilten Deutschlands 10 Berlin Fondazione L’Unione Europea Berlin Redewettbewerb für Schulen zum Thema Klimaschutz 11 München Gregor Louisoder Umweltstiftung Maßnahmen für eine ökologische Landund Forstwirtschaft

12 Stuttgart Heidehof Stiftung GmbH Förderung nachhaltiger Landnutzung, u.a. zum Klimaschutz 13 Duderstadt Heinz Sielmann Stiftung Naturerlebnisse und Umweltwissen; Schutz und Renaturierung naturschutzfachlich wertvoller Gebiete 14 Schwedt Nationalparkstiftung Unteres Odertal Schutz von Feuchtgebieten; Umweltbildung

7 Bremen Bürgerstiftung Bremen „Veggiday“ 67 * Um die regionale Verteilung von Stiftungen mit bestimmten Satzungszwecken – hier „Umwelt“ – sichtbar zu machen, sind die relativen Anteile bestimmter Stiftungszwecke an der Gesamtzahl der Stiftungen in Regierungsbezirken beziehungsweise Bundesländern dargestellt. Die satzungsmäßigen Zwecke der Stiftungen wurden hierfür gewichtet.

3 – Vom Handeln zum Wissen


„Ich ertappe mich dabei, dass ich den Klimawandel immer öfter verdränge.“

Klimawandel: Verdrängen gilt nicht Die Mehrheit der Deutschen sieht beim

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keine Angabe Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

Natürliche Knappheit Keine Frage: Natürliche Knappheit existiert. Der Ökonom und Klimafolgenforscher Ottmar Edenhofer sieht das Problem jedoch nicht in erster Linie bei den Ressourcen, sondern bei Senken wie Wäldern, Ozeanen und Böden. Die Knappheit dieser natürlichen öffentlichen Güter führe dazu, dass die Atmosphäre sich weiter aufheizt – zumal bei drastisch steigender Weltbevölkerung.93

68

Diejenigen, die die Orientierung am Wachstum als ideologisch kritisieren, hadern daher mit dem neuen Credo, demzufolge sich das Klimaproblem durch „grünes Wachstum“ lösen ließe. Sie beharren auf grundlegenden Veränderungen, einer Abkehr von

StiftungsReport 2011/12

lerdings ist der Prozentsatz derjenigen, die das Thema häufiger verdrängen, bei den 30- bis 49-Jährigen höher als in anderen Altersgruppen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden: Sei es, dass diese Menschen beruflich stark eingebunden sind und sich nicht zusätzlich belasten möchten oder dass sie sich nur ungern die Zukunft ihrer heranwachsenden Kinder in der ungewissen Welt von morgen vorstellen mögen.

der Ideologie des Höher-Schneller-Weiter. Als Argument führen sie unter anderem den Rebound-Effekt an, der sich gut an der Entwicklung des privaten Energieverbrauchs veranschaulichen lässt: Wenn neue Technologien zwar 30 bis 40 Prozent der Energie einsparen, sich die Wohnfläche je Einwohner gleichzeitig aber um 40 Prozent erweitert, hat das dem Klima nicht genützt. Angesichts des wachsenden Rohstoffverlangens der Schwellenländer sei die effizientere Nutzung von Ressourcen allein nicht ausreichend, um das Klima zu retten. Bei den Benediktbeurer Gesprächen 2010 der Allianz Umweltstiftung sagte der Grünen-Politiker Fritz Kuhn: „Worauf es ankommt, ist, dass das weltweite Wachstum die Effizienzsteigerungen und Einsparungen am Ende nicht wieder auffrisst.“ Dennoch greift es zu kurz, Wachstum per se zu diffamieren. Ottmar Edenhofer plädiert sogar ausdrücklich für Wachstum. Es müsse allerdings vom Verbrauch fossiler Rohstoffe abgekoppelt werden. Deswegen seien auch Effizienzsteigerungen alleine unzureichend, um den gefährlichen Klimawandel zu verhindern. „Die Steigerung der Energieeffizienz führt zu mehr Wachstum und damit zu einem größeren Carbon Footprint“, sagt Edenhofer. Sie unterlaufe die eigentlichen Absichten. Aus seiner Sicht


2010 fiel der Earth Overshoot Day bereits auf den 21. August Jedes Jahr berechnet das Global Footprint Network das Angebot der Natur als so genannte Biokapazität, das heißt die Ressourcen, die unser Planet generiert. Dies wird mit der Nachfrage der gesamten Zivilisation verglichen, der Menge aller erneuerbaren Ressourcen, die nötig sind, um unseren Hunger nach Produkten und Dienstleistungen der Natur und die Absorption von CO2 zu befriedigen. Der Earth Overshoot Day, ein Konzept, das von der britischen new economics foundation entwickelt wurde, markiert den Tag, an dem die Nachfrage nach Ökodienstleistungen das Angebot an erneuerbaren Ressourcen übersteigt.

sind drei Punkte entscheidend: Erstens brauche es noch mehr Investitionen in den technischen Fortschritt. Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin spricht in diesem Fall von der Unverzichtbarkeit eines „ökologisch-keynesianischen Modells“.94 Zweitens müsse die globale Eigentumsordnung verändert werden. Um die öffentlichen Gemeingüter dauerhaft zu schützen, müssten sie durch eine Art Treuhand verwaltet werden. Drittens solle es für reiche Staaten soziale Grenzen des Wachstums geben. In den westlichen Industriestaaten sei man in einen Statuswettbewerb eingetreten, bei dem das Ziel nicht mehr nur Wohlstand sei, sondern mehr Wohlstand zu erwirtschaften als andere. „Dieses Statuswettrüsten führt zu dysfunktionalem Wachstum“, sagt Edenhofer.

[Globale Biokapazität / Globaler Ökologischer Footprint] x 365 = Earth Overshoot Day Quelle: Global Footprint Network (2010)

Oberhalb der Linie: 100 Prozent der Ressourcen, die die Erde 2010 bereitstellen kann

0% Unterhalb der Linie: Für das Jahr 2010 wurde vorausberechnet, dass die Weltbevölkerung 150 Prozent der Ressourcen verbraucht hat, die die Erde bereitstellen kann

100 %

69

150 % 3 – Vom Handeln zum Wissen


Verzicht positiv aufladen Neuere Studien aus der so genannten Glücksforschung untermauern diesen Befund. Die ständige Ausweitung des Wohlstands münde in reichen Gesellschaften nicht in eine höhere Lebenszufriedenheit.95 Auch eine von der Berliner Ernst FreibergerStiftung eingesetzte Arbeitsgruppe kommt zu diesem Ergebnis. Und selbst wenn der materielle Wohlstand sinkt, führe das noch nicht automatisch zu einer abnehmenden Zufriedenheit. Sie könne durch „immaterielle Wohlstandsgewinne“ kompensiert werden.96 Diese Erkenntnisse geben Anlass zu reflektieren, was man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Sie könnten eine Debatte darüber in Gang setzen, welche Lebensweisen zeitgemäß und erstrebenswert sind. Noch konstatieren Forscher jedoch eine fehlende Bereitschaft zu Veränderungen. Harald Welzer sieht das in der „mentalen Infrastruktur“ begründet. Der Status quo sei immer der „Referenzpunkt für jede Form der Veränderung“. Werde Veränderung mit Verzicht gleichgesetzt, melde sich eine Stimme im Kopf, die den Ist-Zustand als

Fläche frisst Einsparung

70

Seit Jahren erhöht sich in Deutschland die Wohnfläche je Einwohner kontinuierlich. Das kann dazu führen, dass Einsparungen im privaten Energieverbrauch, die durch effizientere Technologien erreicht wurden, nicht zum Tragen kommen – sie werden gleichsam wieder „aufgefressen“ – ein so genannter Rebound-Effekt. Weil ReboundEffekte vielfältig und auch indirekt wirken können, ist es schwer, sie zu quantifizieren. Dennoch warnte bereits 2007 eine Studie des staatlichen britischen Energieforschungszentrums UKERC vor der falschen Annahme, Rebound-Effekte seien so gering, dass man sie vernachlässigen könne.97

StiftungsReport 2011/12

Auch Flächenverbrauch schadet dem Klima Der Flächenverbrauch in Deutschland ist immer noch dramatisch hoch: 2009 entsprach er 131 Fußballfeldern* pro Tag. Das Statistische Bundesamt stellt in seinem Indikatorenbericht 2010 „Nachhaltige Entwicklung in Deutschland“ fest, dass die Fortsetzung der durchschnittlichen jährlichen Entwicklung der letzten Jahre nicht genügen wird, um das von der Bundesregierung vorgegebene Reduktionsziel von 30 Hektar pro Tag bis 2020 zur erreichen. Und die Umweltstiftung WWF Deutschland kritisiert: „Selbst dort, wo kein Boden unter Straßen, Siedlungen oder Industriebauten erstickt wurde, verschwindet fatalerweise Natur: Auf landwirtschaftlichen Flächen, die wegen Milchseen und Butterbergen vor Jahren stillgelegt wurden, werden Monokulturen aus Mais oder Raps angebaut. Die Subvention von so genannter Bioenergie macht’s möglich.“ 98 * nach FIFA-Norm

2008: 42,9 1990: 36,4 1980: 30,4 1968: 24,2 1960: 19,4

Wohnfläche je Einwohner in Quadratmetern im früheren Bundesgebiet 1960 bis 2008

Quelle: Statistisches Bundesamt (2010)


gleitender Vierjahresdurchschnitt Quelle: Statistisches Bundesamt (2010)

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Flächeninanspruchnahme: Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Hektar pro Tag

71

3 – Vom Handeln zum Wissen


Interview mit Jens Mittelsten Scheid, Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis Als Sie 2010 den Deutschen Stifterpreis erhalten haben, kritisierten Sie das auf ökonomischen Kriterien basierende Wachstumsdenken, die Fixierung auf Bruttoinlandsprodukt (BIP) und DAX. Warum ist Ihnen diese Kritik ein Anliegen? Mittlerweile ist evident, dass das BIP kein Wohlfahrtsmesser ist. Nach meiner Einschätzung befinden wir uns in einer Situation des fundamentalen Wandels. Denn das Konsumniveau ist so hoch, dass die Menschen keinen Nutzen mehr daraus ziehen. In dieser Situation gewinnen über Jahre verdrängte Werte – kommunikative, soziale, emotionale – wieder an Bedeutung. Darauf will ich aufmerksam machen. Halten Sie denn Wachstum generell für etwas Negatives? Nein, grundsätzlich nicht, denn Wachstum ist etwas Wunderbares. Denken Sie an das Wachstum in der Natur, das Aufwachsen der Kinder, das Wachstum an Bildung oder auch an Wohlstand. Für problematisch halte ich den politisch behaupteten und wirtschaftlich geforderten Zwang zum unbegrenzten Wachstum. Die verbreitete Angst, ohne wirtschaftliches Wachstum könnten wir unsere gesellschaftlichen Probleme nicht mehr lösen, hat politisch, kulturell und ökologisch fatale Konsequenzen. Ihre Arbeit zielt aber nicht auf einen Systemwechsel ab. Stattdessen wollen Sie die Menschen zum Selbermachen motivieren. 72

Praktische Erfahrung führt eher zu Veränderungen als die Beschäftigung mit theoretischen Erkenntnissen. Theoretische Debatten bergen immer die Gefahr des Steckenbleibens, der Einfluss auf den Lebensstil ist oft marginal. Was zählt, ist das Handeln.

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Ihre Stiftungsgemeinschaft gibt Menschen die Gelegenheit, schöpferisch tätig zu sein, etwa im Münchner Haus der Eigenarbeit. Welche Wirkung erhoffen Sie sich davon? Mir geht es darum, den Konsumenten zu selbstbestimmterem Handeln zu bewegen. Konsum führt kaum noch zu mehr Wohlbefinden. Das ist anders beim Selbermachen, bei der Eigenarbeit. Wenn Menschen selber produktiv tätig sind, hat das vielfältige positive Effekte – das beobachten wir seit 30 Jahren. Denn produktive Menschen begreifen nicht nur ihre Umwelt, sondern auch sich selbst anders. Sie entwickeln ein anderes Bewusstsein, begreifen Qualität und Ästhetik neu. Das ist auch eine Art von Wachstum: nämlich an Autonomie und Selbstbewusstsein. Zugleich werden selbstgefertigte Produkte nicht so schnell weggeworfen. Schöpferisch tätig zu sein führt somit auch zu einer nachhaltigen Lebensweise. Gilt das auch für die Interkulturellen Gärten? Was die Menschen dort leisten, erfüllt sie mit Stolz. Sie schaffen etwas mit ihren eigenen Händen und entwickeln dabei ein Gespür für die spezifischen Eigenheiten der neuen Heimat, etwa für die Böden, die ganz anders bewirtschaftet werden müssen als in ihren Heimatländern. Der Austausch über das Gärtnern fördert die Kommunikation zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der gut für Mensch und Umwelt ist. Warum widmen sich nicht mehr Menschen dieser Form? Selbermachen ist mühsam. Dieser Mühe weichen wir gerne aus. Unsere Aufgabe ist es daher, Angebote zu machen, die den Schritt zum Selbermachen, zur Eigenarbeit erleichtern.


erhaltenswert empfindet. Deshalb gehe es vor allem darum, Veränderungen positiv zu definieren.99 Laut Gerhard Hüther, Neurobiologe an der Universität Göttingen, lassen sich Veränderungen nur durch Begeisterung herbeiführen. Eine einmal erworbene negative Haltung – und dazu zählt beispielsweise auch ein maßgeblich auf Konsum basierender Lebensstil – lasse sich nur durch kognitive und emotionale Erfahrungen ändern.100

Energierevolutionen

Im Schwarzwald weiß man, dass das Unmögliche Wirklichkeit werden kann. Wie viel Energie eine kleine Bewegung freisetzen kann, haben die Bürger des Ortes Schönau bewiesen, als sie die „Elektrizitätswerke Schönau“ (EWS) gründeten. Auslöser war die Katastrophe von Tschernobyl; die Schönauer wollten ihre Energieversorgung selbst in die Genau das will Jens Mittelsten Scheid mit Hand nehmen – und auf Atomenergie verzichseiner Stiftungsgemeinschaft anstiftung ten. 1997 übernahmen die „Schönauer Strom& ertomis bewirken. Seit Jahrzehnten berebellen“ das lokale Stromnetz. Seit 1998 schäftigt ihn die Frage, wie die Menschen bieten die EWS ihren sauberen Strom sogar unabhängig von der Erwerbsarbeit Erfülbundesweit an. Darüber hinaus sind sie zum lung finden können. Die Antwort, die er Vorbild geworden. Denn in Freiburg wollte gefunden hat, lautet: durch Eigenarbeit. Im man 2009 „die Schönau-Story“ wiederholen, Münchner Haus der Eigenarbeit, im Allgäuer sich aus der Umklammerung des EnergieKempodium und vielen städtischen Gartenlieferanten Thüga AG, einer 100-prozentigen projekten hat er beobachtet, wie Menschen, Tochter des Atomkonzerns E.ON, befreien.101 die selbst etwas produzieren ein „anderes Die Freiburger riefen die Bewegung „Energie Bewusstsein entwickeln, Qualität und in Bürgerhand“ (EiB) ins Leben. Ihr Ziel: die Ästhetik neu begreifen“. Ein derart veränder- Thüga zu kaufen. Bis Ende Juli 2010 zahlten tes Bewusstsein könne dazu führen, dass knapp 5.000 Menschen rund 28 Millionen weniger mehr sei (siehe Interview Seite 72). Euro auf ein Treuhandkonto.102 Zwar kam es letztlich nicht zur Beteiligung; die Thüga ging Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Lutz an einen Zusammenschluss von 50 StadtSpandau, Geschäftsführer der Allianz Umwerken. Doch als gescheitert sehen sich die weltstiftung. In Bezug auf die zukünftigen Beteiligten keineswegs. Für sie ist entscheiProjekte der Stiftung ist für ihn die entschei- dend, etwas unternommen zu haben. Und dende Frage, „wie wir dazu beitragen könihre Organisation besteht weiter; genauso nen, mit weniger besser zu leben“. Für Dirk wie ihr Ziel, die Atomkonzerne aus ihren BeReinsberg vom WWF ist Verzicht ebenfalls teiligungen an den Stadtwerken zu drängen nicht automatisch negativ konnotiert. Besser und Strom klimafreundlich zu erzeugen. gedämmte Häuser würden wohl kaum das Gefühl eines Verlustes auslösen, sagt er. Und die EiB ist nicht die einzige Organisation, Auch den Fleischkonsum zu reduzieren, kön- die tiefgreifende Veränderungen des Enerne die Lebensqualität verbessern – und sei giesektors anstrebt. Die Energiewende Oberzugleich gut für das Klima. Manuel Schneiland, Bürgerstiftung für Erneuerbare Energien der von der Selbach-Umwelt-Stiftung sagt: und Energieeinsparung, greift ebenfalls die „Das Auto nicht zu nutzen und dadurch die Energiehoheit der großen Versorger an. Die Hektik des Verkehrs zu umgehen, fördert das Energiewende bedeutet für sie, innerhalb von Wohlbefinden.“ Dennoch stellt es die Men30 Jahren energieautark zu werden. Der Landschen meist vor Schwierigkeiten, sich von kreis Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach alten Gewohnheiten zu trennen. Sind solche soll dann keine Energie mehr importieren, Veränderung aber erst vollzogen, kann das sondern sie durch Sonne, Wasser, Geodurchaus befreiend wirken. thermie und Biomasse selbst produzieren.

3 – Vom Handeln zum Wissen

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Wir zeigen Euch wie’s geht. Wie Stiftungen Kindern Klimaschutz beibringen Für auf dem Land lebende Kinder gehört der Kontakt mit der Natur zum Alltag. Schon früh lernen sie meist die ökologische Vielfalt kennen. In Großstädten ist das keine Selbstverständlichkeit. Weil Eltern oftmals keine Zeit oder nicht die Möglichkeit haben, „nach draußen“ zu fahren, übernimmt in Berlin die Stiftung Naturschutz Berlin diese Aufgabe. Ihr Ratgeber „Grüne Lernorte in Berlin“ stellt 100 Orte vor, an denen Kinder – teilweise auf spielerische Art – Wissenswertes über die Natur, über Klimaund Energiefragen lernen können. Die Grundlagen aller Erneuerbarer Energien werden in einem Energiepark gezeigt. Im Schülerlabor „Blick in die Materie“ können Schüler unter fachkundiger Leitung eigene Versuche unternehmen. Klima und Klimawandel sind außerordentlich komplexe Themen; sie zu vermitteln, ist nicht einfach. Noch immer werden die einzelnen Facetten des Klimawandels in den schulischen Lehrplänen entsprechend der Fächerstruktur isoliert betrachtet. Eine fachspezifische Perspektive wird dem Thema in seiner Komplexität und Dynamik jedoch nicht gerecht. Aus diesem Grund setzt sich die Deutsche KlimaStiftung für innovative Ansätze in der Bildungsarbeit ein. Aus ihrer Sicht ist es sinnvoll, wenn klassische Bildungseinrichtungen mit außerschulischen Lernorten kooperieren oder neuartige Materialien zum Einsatz kommen. Ein weiteres Beispiel ihrer Vermittlungsarbeit ist die Wanderausstellung „Gradwanderung“, die seit Oktober 2010 an verschiedenen norddeutschen Schulen Halt macht. „Spielerisch und anschaulich“ Wissen über den Klimawandel zu vermitteln, ist ihr Ziel. So sollen auch Kinder begreifen, welchen Einfluss sie durch ihr Handeln nehmen können. Die Stiftung save our nature produziert Filme speziell für Schulen und andere interessierte Bildungseinrichtungen. So will sie Kinder und Jugendliche früh für Umweltschutzthemen sensibilisieren, ihnen deren Bedeutung für das Leben späterer Generationen klarmachen und ihnen den bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Natur nahebringen.

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Kinder sind Macher. Sie wollen teilhaben, Dinge selbst ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Durch Erlebnisse entwickeln sie eine Haltung zum Leben. Erfahrungen verfestigen Wissen viel effektiver als die theoretische Vermittlung. Ein probates Mittel, Kinder für Natur und Umwelt zu begeistern, sind daher Kinderbauernhöfe. Die Stiftung Ökologie & Landbau unterhält einen solchen „Lernort Bauernhof“. Viele landwirtschaftliche Tätigkeiten können die Kinder selbst erledigen, sie toben sich aus, lernen sich abzusprechen, wenn sie gemeinsam etwas erreichen wollen. „Kompetenz lässt sich nicht vermitteln, sondern wird durch Handeln entwickelt und durch Erfahrung gestärkt“, sagt Ulrich Hampl, Geschäftsführender Vorstand des Seminarbauernhofs Gut Hohenberg. Diese Form des interdisziplinären Lernens mache Spaß und sei extrem effektiv.

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Für die im Klimaschutz aktiven Stiftungen sind solche Veränderungen, ist jeder Bewusstseinswandel ein Erfolg. Einen nochmals größeren Hebel ansetzen können die großen Stiftungen des Umweltsektors. Sie adressieren Multiplikatoren mit besonderer Reichweite. So ist die DBU Kooperationen mit der Caritas und der Diakonie eingegangen, weil sie – nach dem Staat – Deutschlands größte Arbeitgeber sind; präsent in über 350.000 Einrichtungen, die über das ganze Land verteilt sind. Ebenso arbeitet die DBU mit dem Deutschen Fußballbund oder dem Deutschen Olympischen Sportbund zusammen. „Denn jede energieineffiziente Turnhalle ist ein Problem“, wie Fritz Brickwedde sagt. Die Umweltstiftung WWF erklärt Wirtschaftsunternehmen, wie sie sich selbst schaden, wenn sie weitermachen wie bisher. Zahlreiche Unternehmen steuern um. Zwei Beispiele: Das Verlagshaus Randomhouse verwendet nur noch Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Die Handelskette Edeka verkauft keinen Fisch mehr, der nicht aus nachhaltiger Zucht oder Fischerei stammt.

Beim Essen hat jeder den Klimaschutz selbst in der Hand Gerade der Einfluss der Ernährung auf das Klima wird häufig unterschätzt. Erhebliche Probleme verursacht die industrielle Fertigung von Lebensmitteln durch ihren hohen Energieverbrauch. Immer mehr Produkte kommen unabhängig von Jahreszeit und geografischer Herkunft auf den Markt. Transport und Lagerung, zumal bei tiefgekühlten Produkten, verschlingen enorm viel Energie. Und die weltweite Fleischproduktion mit ihren gravierenden Auswirkungen auf das Klima hat sich seit 1980 verdoppelt.103 Hinzu kommt: Die westlichen Essgewohnheiten globalisieren sich und werden in Schwellen- und Entwicklungsländern nachgeahmt. Wie ein Versuch aussehen kann,

die Menschen zu geringerem Fleischkonsum zu motivieren, hat die Bürgerstiftung Bremen vorgemacht. 2010 rief sie den Donnerstag zum „Veggiday“ aus. Sie appellierte an Kantinen, Restaurants, Kitas und Schulen, an diesem Tag auf Fleisch zu verzichten – und so das Klima zu schützen. Neben dem Effekt in der Hansestadt selbst sorgte die Berichterstattung der Medien für überregionale Resonanz. Auch in anderen Kommunen gibt es den fleischfreien Tag nun. Für einen geringeren Pro-Kopf-Fleischkonsum setzt sich auch die SchweisfurthStiftung ein. Mit mehreren Projektpartnern wie dem Deutschen Tierschutzbund und dem Verbraucherzentrale Bundesverband hat die Stiftung etwa die „Allianz für Tiere“ eingerichtet. Statt industrieller Massenproduktion sollen Produktion und Vermarktung „ökologisch, standortgemäß und regional“ ausgerichtet werden. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet die Stiftung daran, die Lebensmittelproduktion wieder zu deindustrialisieren. Sie richtet den Blick vornehmlich auf die Angebotsseite, auf die Produzenten (siehe Interview mit Franz-Theo Gottwald). Dazu beteiligt sie sich auch an der Zertifizierung ökologischer Lebensmittel und Gaststätten. Grundlage der Stiftungsarbeit ist das Leitbild Agrar- und Ernährungskultur. Darin heißt es: „Statt gesunde wohlschmeckende Lebensmittel ökologisch verträglich zu erzeugen, werden Massen möglichst billiger, zunehmend denaturierter, häufig durch Schadstoffreste verseuchter Rohstoffe und Nahrungsmittel produziert – auf Kosten des Klimas, der Biodiversität und der Überlebenschancen kommender Generationen.“ 104 Die Auswirkungen dieser Wirtschaftsweise verdeutlichen die Lebensmittelskandale, die die Verbraucher im Jahresrhythmus verschrecken, zuletzt der Dioxin-Skandal 2011. In der Zivilgesellschaft regt sich Unmut sowohl über unzumutbare Zustände in der Viehzucht, als auch über Verbraucher, die nicht begriffen zu haben scheinen, wohin die „Geiz-ist-geil“-Mentalität führt.

3 – Vom Handeln zum Wissen

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Interview mit Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Schweisfurth-Stiftung Wie groß ist der Einfluss unserer Ernährung auf das Klima? Die Ernährung ist für das Klima hochrelevant. Lebensmittel zu erzeugen, zu verarbeiten und zu vermarkten hat einen Einfluss auf das Klima. Der Anteil der Treibhausgase für die Ernährung liegt zwischen 16 und knapp 30 Prozent. Es macht einen Unterschied, was wir essen und trinken. Die sogenannte industrielle Landwirtschaft ist hochintensiv und damit klimabelastend. Die Schweisfurth-Stiftung treibt mit ihren Projekten die Entwicklung einer nachhaltigen Lebensmittelwirtschaft voran. Auf wen konzentrieren sich diese Projekte?

Wir konzentrieren uns auf die Produzenten – unabhängig von den Produktionssystemen, also ob sie bio, konventionell oder industriell produzieren. Wir erreichen sie mit unseren Argumenten für nachhaltigere Produktion aber nur, wenn von Konsumentenseite ein entsprechender Bedarf besteht. Es geht also auch darum, auf die Entstehung neuer Konsumentenkreise hinzuarbeiten, für die es attraktiv ist, ihren Lebensstil generationen- und klimagerecht auszurichten. Welche Ansätze halten Sie bei der Lebensmittelproduktion unter klimatischen Gesichtspunkten für besonders sinnvoll? In der Landwirtschaft geht unser Bestreben dahin, weniger zu pflügen und „sanfte“ technische Verfahren der Bodenbearbeitung zu nutzen. Beispielsweise durch den Einsatz von Geräten, die helfen, Böden als

Treibhauseffekt verschiedener Ernährungsweisen pro Kopf und Jahr in Autokilometern 281

Quelle: Foodwatch (2011) 629

Ohne Fleisch und ohne Milchprodukte Ohne Fleisch und ohne Milchprodukte – bio

Ohne Fleisch Ohne Fleisch – bio

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„Alles-Esser“ – ohne Rindfleisch „Alles-Esser“ – bio

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CO2-Senken zu bewahren. Wir engagieren uns auch dafür, eine gute Grünland-Wirtschaft zu erhalten. Und in der Verarbeitung geht es um Ressourcenproduktivität und Energieeffizienz. Was halten Sie für bedeutsamer: technische Innovationen oder veränderte Denkstrukturen? Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir die Köpfe der Energieerzeuger und der Landwirte erreichen. Ihnen wollten wir schon in den 1980er Jahren zeigen, wie sie Sonnenenergie gewinnen oder Biokraftstoff nutzen können und welche Technologien bei der Produktion von Lebensmitteln umweltschonender sind. In den letzten 25 Jahren haben wir uns schrittweise von den Erzeugern zu den Verbrauchern vorgearbeitet. 1985 waren viele Fragen noch unbeantwortet, etwa ob man die Welt mit Biolebensmitteln ernähren könnte. Heute weiß man, dass das möglich ist.

Derartige Erkenntnisse tragen Sie dann an die Landwirte heran, mit dem Ziel, deren Denken zu ändern? Unser leitbildgestütztes Vorgehen darf nicht appellativ sein, sondern muss experimentelle Räume schaffen. Es gilt auszuloten, was sich an Neuem wo und wie, zu welchen Kosten und unter welchen politischen Rahmenbedingungen einführen lässt. Unternehmen können sich diese Forschung in der Regel nicht leisten. Da braucht es Intermediäre wie Stiftungen. Wir arbeiten sehr eng mit den großen Lebensmittelverbänden, wie dem Deutschen Fleischerverband, dem Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks, dem Bio-Handwerk zusammen und zeigen ihnen die wesentlichen Faktoren für eine klimagerechte Zukunft: eine andere Energiewirtschaft, anderes Abfallmanagement, Erhaltung von Biodiversität in der Pflanzen- und Tiergenetik, Fair Trade, Regionalität und NachhaltigkeitsInnovationen.

4.209

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3 – Vom Handeln zum Wissen


Die Kuh als Klimakiller? Weiderinder nutzen dem Klima sogar Tatsächlich hat sich das Angebot an Lebensmitteln in den letzten Jahrzehnten nicht vergrößert, sondern ist eher kleiner, homogener geworden. Die industrielle Fertigung ist dafür ebenso verantwortlich wie der Umstand, dass die Nahrungsmittel anderen Kriterien genügen müssen als nur dem Geschmack. Häufig bestimmen Faktoren wie Lager- und Transportfähigkeit, welche Sorten produziert werden. Gab es einst über tausend Erdbeersorten, so sind zwei Drittel aufgrund fehlender Rentabilität wieder ausgestorben.105 Dramatisch ist die Situation auch in der Rinderzucht: Nach Informationen der Stiftung KulturLandschaft Günztal,

die sich für die Weidewirtschaft einsetzt, gab es um 1860 in Bayern noch mehr als 120 verschiedene Rinderrassen. Davon existieren heute noch acht. Diese Homogenisierung hat vielfältige Konsequenzen: Zum einen haben die heutigen Hochleistungstiere, die jährlich über 10.000 Liter Milch geben, einen höheren Energiebedarf, der das Klima belastet. Zum anderen werden die Tiere meist in Ställen gehalten. Die Vorteile der Beweidung kommen dabei nicht mehr zum Tragen. Denn die alten Weiderinder fördern durch ihr selektives Fressverhalten die Strukturvielfalt, durch Fraß und Tritt entstehen offene Bodenstellen, in denen sich Pflanzensamen einnisten können, und mit der landwirtschaftlichen Nutzung lassen sich Naturschutzziele verfolgen. Deswegen fördert die Stiftung KulturVerbreitung bayerischer Rinderschläge um das Jahr 1860 ...

Mellrichstadt NeuBrückenau stadt

Naila Hof Coburg

Altfränkisches Landvieh Altfränkisches Landvieh (schon teilweise gefleckt) Rhön-Spessartvieh Heilbronner Vieh Scheinfelder Vieh Ellinger- und Altmühltaler Vieh

Kronach Kissingen Königshofen Rehau Stadtsteinach Münchberg Hofheim Gemünden Hammelburg Alzenau Lichtenfels Wunsiedel Schweinfurt Ebern Staffelstein Kulmbach Lohr Haßfurt Bayreuth Karlstadt Tirschenreuth Aschaffenburg Gerolzhofen EbermannMkt. Würzburg stadt Kemnath Bamberg Obernburg Heidenfeld Kitzingen Pegnitz Weiden Höchstadt Eschenbach Scheinfeld a. d. Miltenberg Forchheim Ochsenfurt Neustadt Aisch Vohenstrauß a. d. Erlangen Lauf Hersbruck Uffenheim Aisch Amberg Nabburg OberSulzbach viechtach Fürth Nürnberg Neunburg WaldNeumarkt vorm Ansbach Rothenburg münchen Wald ob der Tauber Cham Burglengenfeld Schwabach Kötzting Parsberg Roding Feuchtwangen Gunzenhausen Hilpoltstein Beilngries Dinkelsbühl Weißenburg Viechtach Regen Riedenburg Regensburg Bogen Nördlingen

Eichstätt

Grafenau

Kelheim

Deggendorf

DonauMallersdorf Straubing Ingolstadt wörth Wolfstein Rottenburg Neuburg an der Mainburg Dingolfing Wegscheid Vilshofen Dillingen Donau Passau Landau SchroLandshut ben- PfaffenWertingen Aichach hausen hofen Freising Eggenfelden Neu- Günzburg Augsburg Vilsbiburg Pfarr- Griesbach Ulm kirchen Friedberg Dachau Erding Krumbach Mühldorf Altötting Schwabmünchen FürstenfeldMünchen Illertissen bruck Ebers- Wasserbg. Mindelheim berg Landsberg Starnberg

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Memmingen Kaufbeuren Wolfratshausen Kempten Marktoberdorf Füssen

Lindau

Weilheim Schongau Tölz GarmischPartenkirchen

Sonthofen

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Aibling Laufen Rosenheim Traunstein

Miesbach Berchtesgaden

Pinzgauer, bzw. buntes Gebirgs- und Vorgebirgsvieh Berchtesgadener Vieh Ansbach-Triesdorfer Vieh Rieser Vieh Ober-, niederbayrisches und schwäbisches Landvieh Donauvieh Holzvieh Miesbacher mit Simmentaler Blut Bayreuther und Hofer Schecken Rotvieh der Oberpfalz und Oberfranken teilweise gemischt mit rotem Landvieh Oberfränkisches Wäldlervieh Kelheimer Vieh Deutsches Vieh Pfälzer oder oberpfälzer Rotvieh Schwäbisch-Haller Vieh Allgäuer Vieh Stammbezirke Altwerdenfelser Vieh Rott- und Vilstaler Vieh Chamauer Vieh Waldlervieh Bistumsvieh


Landschaft Günztal die bedrohte Nutztierrasse „Original Braunvieh“.

Verlorene Vielfalt: „klimaschonende“ Weiderinder

Nicht die Tiere, sondern ihre industrielle Haltung schadet dem Klima. Das ist auch die These einer Publikation der SchweisfurthStiftung. Die Autorin Anita Idel schreibt der Verwendung von Kunstdünger eine besonders klimaschädliche Wirkung zu. Denn erstens werde er unter hohem Energieaufwand hergestellt. Zweitens enthalte er Lachgas. Dessen negative Wirkung auf das Klima sei 296-mal so hoch wie die des CO2. Ernährten sich die Rinder statt von Kraftfutter, bei dessen Produktion der Kunstdünger zum Einsatz kommt, vom Gras der Weiden, mache das die Böden fruchtbarer und sorge dafür, dass das Gras CO2 speichern kann.106 Diese differenzierte Sichtweise rehabilitiert die häufig als Klimakiller gebrandmarkte Kuh.

Ökologische Landwirtschaft und artgemäße Tierhaltung leisten einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Alte Haustierrassen sind so genügsam, dass sie mit dem „Naturfutter“ der Wiesen auskommen. Nicht so die heutigen Hochleistungsrinder: Das Kraftfutter, mit dem sie in ihren Ställen ernährt werden, erfordert den Einsatz von Kunstdünger, der extrem klimaschädliches Lachgas freisetzt. Die große Vielfalt der Weiderinder gehört allerdings der Vergangenheit an. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen führt derzeit 94 gefährdete Haustierrassen in Deutschland auf ihrer Roten Liste.

... und um das Jahr 1948 Mellrichstadt NeuBrückenau stadt

Fleckvieh Frankenvieh Allgäuer Murnau-Werdenfelser Pinzgauer Niederungsvieh (einzelne Betriebe)

Naila Hof Coburg

Kronach

Kissingen Königshofen Rehau Stadtsteinach Münchberg Hofheim Gemünden Hammelburg Alzenau Lichtenfels Wunsiedel Schweinfurt Ebern Lohr Staffelstein Kulmbach Haßfurt Bayreuth Karlstadt Tirschenreuth Aschaffenburg Gerolzhofen EbermannMkt. Heidenfeld Würzburg stadt Bamberg Kemnath Obernburg Kitzingen Pegnitz Grenze des ZuchtWeiden Höchstadt Eschenbach Scheinfeld a. d. Miltenberg verbandes Forchheim Ochsenfurt Neustadt Aisch Vohenstrauß a. d. Wür Sitz des Tierzuchtamtes Erlangen Lauf Hersbruck Uffenheim Aisch Amberg Nabburg Oberviechtach Sulzbach Fürth Nürnberg Neunburg Neumarkt vorm Ansbach Waldmünchen Rothenburg Wald ob der Tauber Cham Burglengenfeld Schwabach Kötzting GunzenParsberg Roding Feuchtwangen hausen Hilpoltstein Beilngries Dinkelsbühl Weißenburg Viechtach Regen Riedenburg Regensburg Bogen Nördlingen

Eichstätt Grafenau Kelheim DeggenDonauMallersdorf Straubing Ingolstadt dorf wörth Wolfstein Rottenburg Neuburg an der Mainburg Dingolfing Vilshofen Wegscheid Dillingen Donau Passau Landau SchroLandshut ben- PfaffenWertingen Aichach hausen hofen Freising Eggenfelden Neu- Günzburg Augsburg Vilsbiburg Pfarr- Griesbach Ulm kirchen Friedberg Dachau Erding Krumbach Mühldorf Altötting Schwabmünchen FürstenfeldMünchen Illertissen bruck Ebers- Wasserbg. Mindelheim berg Landsberg Starnberg Memmingen Kaufbeuren Wolfratshausen Kempten Marktoberdorf Füssen

Lindau Sonthofen

Weilheim Schongau Tölz GarmischPartenkirchen

Aibling Laufen Rosenheim Traunstein

Miesbach Berchtesgaden

Quelle: Bayerische Agrargeschichte (1954), Stiftung KulturLandschaft Günztal (2011)

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Naturschutz ist Klimaschutz Mit vielen kleinen Entscheidungen beeinflusst der Mensch das Klima jeden Tag. Ein stärkeres Bewusstsein für deren Auswirkungen könnte dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. Doch ist das nur die eine Seite. Ebenso wichtig ist der Naturschutz. Auf der 9. UN-Naturschutzkonferenz in Bonn sagte der ehemalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: „Naturschutz ist Klimaschutz und Klimaschutz ist Naturschutz.“ Beide Ziele lassen sich nur gemeinsam realisieren. Ein zentraler Aspekt des Naturschutzes ist die Bewahrung der Artenvielfalt. Gemäß dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt, das auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro ausgehandelt und von 168 Staaten unterzeichnet wurde 107, definiert sich biologische Vielfalt als „Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören; dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme.“108

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Artenvielfalt gilt nicht mehr nur als Wert an sich, sondern auch als „ökonomisches Gut“.109 Sie erbringt Versorgungsleistungen (z.B. Nutzpflanzen, Filterfunktion von Süßwasser), unterstützende (z.B. Bodenbildung, Photosynthese) und kulturelle Leistungen (z.B. durch den Erholungs- oder den Bildungswert). Für das Klima von Belang ist die Regulierungsleistung: Feuchtgebiete filtern Schadstoffe, die Kohlenstoffspeicherung und der Wasserkreislauf regulieren das Klima.110 Zu den lebenserhaltenden Ökodiensten zählen auch die „Beibehaltung der Zusammensetzung der Atmosphäre“ und die „Aufrechterhaltung der Elementarkreisläufe“.111

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Das Artensterben schadet dem Klima Dennoch ist dem Living Planet Index zufolge seit den 1970er Jahren ein weltweiter Rückgang ausgewählter Arten um 30 Prozent zu konstatieren.112 Nach Informationen der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz sterben täglich um die 150 Tier- und Pflanzenarten aus.113 Diese Verluste bergen weitreichende Risiken. Ab einem gewissen Punkt könnten ganze Ökosystemketten kollabieren. Bedeutsam ist auch die Wechselwirkung zwischen dem Klimawandel und der verringerten Artenvielfalt: Der Klimawandel verschärft die Biodiversitätskrise – etwa durch das Auftreten aggressiver Algen in wärmeren Gewässern. Zudem verliert die Natur bei schwindender Artenvielfalt ein Stück der Immunisierung gegen den Klimawandel. Denn „artenreiche Ökosysteme sind stabiler als weniger vielfältige“, wie es in dem Positionspapier der Stiftung heißt.114 Eigentlich wollte die Politik gegensteuern. 2002, zehn Jahre nach der Rio-Konferenz, trafen sich Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfel für nachhaltige Entwicklung im südafrikanischen Johannesburg, um das weltweite Artensterben zu stoppen. Doch die meisten Beobachter sprachen anschließend von einem „Gipfel der nachhaltigen Enttäuschung“.115 Zu vage blieben die Absichten, zu wenig konsequent die vereinbarten Schritte. Acht Jahre später, als die Maßnahmen längst hätten greifen sollen, bilanzierte die Michael Otto Stiftung: Das bisherige Handeln der Politik sei nicht zielführend. „Obwohl eine völkerrechtlich verbindliche Verpflichtung zum Schutz der Biodiversität besteht, werden die Biodiversitätsziele sowohl weltweit als auch in Deutschland bis zum Jahr 2010 verfehlt.“ Und zur Erklärung heißt es: „Kurzfristige Sektoreninteressen setzen sich gegen die Biodiversitätspolitik durch.“ 116


DBU NaturerbeLiegenschaften, Stand Juni 2009

Prora

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (2011)

Cuxhavener Küstenheiden

SchleswigHolstein

Göldenitzer Moor

Elbwiesen Ostemündung

Borkumer Dünen

Bremen

MecklenburgVorpommern

Ueckermünder Heide

Marienfließ

Hamburg

Niedersachsen

Peenemünde Woldeforst

Rüthnicker Heide Kellerberge SachsenAnhalt

Ringfurther Berlin Elbauen Brandenburg Biederitzer Busch

RoßlauerElbauen Kühnauer Heide

Glücksburger Heide Oranienbaumer Heide Zschornoer Weißhaus AuthauseWald Goitzsche Prösa ner Wald Westliche Hohe Schrecke Daubaner Sachsen Hainleite Wald Himmelsgrund Thüringen

NordrheinWestfalen Wahner Heide Hessen

Lauterberg Reiterswiesen RheinlandPfalz Saarland

Tennenlohe Hainberg

Ebenberg

Bayern BadenWürttemberg

Landshut

Naturschutz ist Klimaschutz: Bewahrung des Nationalen Naturerbes Die gemeinnützige DBU Naturerbe GmbH, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, sichert 33 großräumige Liegenschaften – rund 46.000 Hektar in neun Bundesländern – langfristig für den Naturschutz. Das hilft auch dem Klima: Wälder und Moore sind äußerst effektive CO2 -Senken.

3 – Vom Handeln zum Wissen

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Wildnis, Wälder, Moore: die CO2-Senken erhalten Doch noch immer rühmt sich die deutsche Bundesregierung ihrer Vorreiterrolle beim Artenschutz. So verkündet sie in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, man habe erkannt, „dass das Problem sehr komplex ist und nicht durch isolierte Naturschutzaktivitäten gelöst werden kann“.117 Es gehe unter anderem darum, Lebensräume und wildlebende Tiere und Pflanzen zu schützen und nur nachhaltig zu nutzen. Eine Aufgabe, der sich auch Stiftungen verschrieben haben. Die Potsdamer Stiftung Naturlandschaften Brandenburg pflegt auf drei ehemaligen Militärstützpunkten Wildnisflächen. In Brandenburg aktiv ist auch die Heinz Sielmann Stiftung. Sie kauft große, noch unzerschnittene Gebiete auf, um sie als Naturflächen zu bewahren. Mit Sielmanns Naturlandschaften besitzt die Stiftung drei Naturschutzgebiete mit rund 8.000 Hektar Fläche. Durch den Erwerb der Döberitzer Heide, der Groß Schauener Seen und des ehemaligen Braunkohledorfs Wanninchen kann die Stiftung diese Gebiete langfristig als Naturschutzgebiete sichern. Daneben versucht die Sielmann Stiftung in zwei Biotopverbünden den Artenschwund der letzten Jahre aufzuhalten. Sie legt Stillgewässer an, renaturiert Fließgewässer und vernässt entwässerte Gebiete von Neuem. Außerdem pflanzt sie Feldgehölze und Auenwälder. Diese Ökosysteme bieten einen Zufluchtsort für bedrohte Tiere wie den Drosselrohrsänger.

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Der Staat schätzt das Engagement der Stiftungen. Einigen hat er große Flächen übereignet, damit die Stiftungen sie als Naturschutzgebiete bewahren. Der DBU übertrug er 46.000 Hektar Fläche – vor allem Wälder, aber auch Moore. „Sie haben als CO2 -Senken große Bedeutung für den Klimaschutz“,

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sagt Fritz Brickwedde. Vor allem in Ostdeutschland finden sich diese Flächen. Als Teil des sogenannten Grünen Bandes bilden sie die verbliebene Demarkationslinie des Eisernen Vorhangs. Auch die Michael Succow Stiftung kümmert sich um Flächen in Ostdeutschland. Einen Schwerpunkt hat die Stiftung im Moorschutz – nicht nur in Deutschland, sondern auch in den osteuropäischen und mittelasiatischen Transformationsländern. In Weißrussland hat sie ein Forschungsprojekt initiiert, das auch für den Klimaschutz wichtig ist. Die dort entwässerten Moore sind zu einem erheblichen Emittenten von Treibhausgasen geworden. Diese Emissionen lassen sich vermeiden, indem die Moore wieder vernässt werden. Außerdem wird im Rahmen des Projekts eine Methodik entwickelt und getestet, die die Emissionen aus entwässerten und aus renaturierten Mooren erfasst, was den Handel mit CO2 -Zertifikaten ermöglicht. Die NRW-Stiftung investiert in der Nordwesteifel und im Münsterland ebenfalls in den Erhalt der Moore. Die Stiftung will akut bedrohte, moortypische Lebensgemeinschaften sichern. Mit den Regenwäldern sind die artenreichsten Gebiete der Welt zugleich die am stärksten gefährdeten. Seit Jahrzehnten werden die schier endlosen Flächen gerodet und urbar gemacht. Der schnelle Dollar scheint mehr zu zählen als die Zukunft des Planeten. Besonders gravierend ist die Situation in Brasilien, wo seit 1970 die zweieinhalbfache Fläche Deutschlands an Wald zerstört wurde, und in Indonesien, wo der Regenwald so schnell wie sonst nirgends auf der Welt schwindet, um Platz zu machen für Palmölplantagen.118, 119 Neben dem WWF engagieren sich auch kleinere Stiftungen dafür, dass dieser Raubbau an der Natur aufhört. OroVerde – Die Tropenwaldstiftung, ist seit den 1990er Jahren in Indonesien aktiv und unterstützt Partnerorganisationen vor Ort – unter anderem auch dabei, rechtlich


Klimaschutz konkret: Wer kann es besser – Staat oder Stiftung? Das Gesamtergebnis lautet: Beide können es. Viele Schüler hegen jedoch Zweifel, was die Umsetzung von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen durch den Staat angeht. Sie halten eher Stiftungen für fähiger. Bei Menschen mit Hochschulreife oder Studium ist es umgekehrt.

„Stiftungen können konkrete Klimaund Umweltschutzmaßnahmen besser umsetzen als der Staat.“ Prozent 20

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nach Schulbildung

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(n = 56) 21

Volksschule mit Lehre 10

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(n = 345) 36

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weiterbildende Schule, ohne Abitur (n = 342) 9

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Abitur, Studium

8

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(n = 205) 47

30

6

Schüler 21

Von Projekten zu Prozessen

90 100

(n= 1.004)

Gesamt

Volksschule ohne Lehre gegen die illegale Rodung des Regenwaldes vorzugehen. Aus der AmazonasWaldKanada-Initiative e.V. hervor ging die Stiftung Wildnis, die sich für den langfristigen Erhalt bedrohter Naturgebiete stark macht. In ihre Projekte integriert die unter dem Dach der Bürgerstiftung Dresden angesiedelte Treuhandstiftung stets auch die indigene Bevölkerung und unterstützt sie bei ihren Schutzmaßnahmen.

80

11

6

(n = 55) 52

23

14

stimme völlig zu

stimme eher nicht zu

stimme eher zu

stimme überhaupt nicht zu

keine Angabe

Diese Klimaschutzmaßnahmen brauchen unterschiedlich viel Zeit. Geht es darum das Roden des Regenwaldes zu stoppen ist schnelles, entschlossenes Handeln angebracht. Doch wirken viele Aktivitäten erst nach geraumer Zeit. Bis neu gepflanzte Wälder der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen, vergehen Jahre. Auch Biosphärengebiete offenbaren ihren Nutzen für das Klima erst auf längere Sicht. Die Allianz Umweltstiftung plädiert daher für einen Paradigmenwechsel im Stiftungswesen. Es sei an der Zeit, die projektorientierte Arbeitsweise mancher Stiftung zu hinterfragen. „Wichtiger als Projekte sind die Prozesse“, sagt Lutz Spandau. Anders als bei Projekten gehe es bei Prozessen stärker darum, zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. Außerdem sollten Entwicklungen die Zeit bekommen, die sie brauchen.

Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

Die Stiftung selbst geht mit gutem Beispiel voran. Als wichtiges Naturschutzprojekt, das auch den Klimaschutz berührt, hat die Allianz Umweltstiftung 2010 eine Patenschaft für das Biosphärengebiet Schwäbische Alb übernommen. Zehn Jahre lang begleitet und fördert sie die nachhaltige Entwicklung dieses Gebietes mit insgesamt einer Million Euro. Als „eines der großen Zukunftsprojekte der Allianz Umweltstiftung“ bezeichnete der Kuratoriumsvorsitzende Dieter Stolte die Stiftungsaktivität. Auch bei der Bewertung ihrer Arbeit schlägt die Stiftung einen neuen Weg ein. Sie evaluiert die Patenschaft nicht jährlich, sondern erst nach Ablauf der zehn Jahre.

3 – Vom Handeln zum Wissen

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Praktischer Naturschutz und Umweltbildung werden als Kernkompetenzen von Umweltstiftungen gesehen Natur schützen, Umweltwissen vermitteln – hier trauen die Menschen Stiftungen besonders viel zu. Erstaunlich aber, dass eine wichtige Zielgruppe, die Schüler, ausgerechnet bei der Umweltbildung deutlich kritischer ist als andere. Ein Trost: In punkto Technologie- und Forschungsförderung schneiden Stiftungen bei den Schülern am besten ab.

Zum Schluss Naturschutz ist Klimaschutz. Und deshalb wichtiger denn je. Denn nie zuvor war der Mensch so weit vorgedrungen, hat Ökosysteme und Artenvielfalt durch sein Streben nach Profit derart gefährdet. Im Orchester der Naturschützer ist der Einsatz der Stiftungen nicht zu überhören. Neben den großen Stiftungen, die über die Mittel verfügen, riesige Flächen nachhaltig zu sichern, ist der Einfluss der kleinen nicht zu unterschätzen. Häufig sind sie dort, wo sonst wohl niemand wäre, um Regenwälder, Steppen oder Flussläufe zu schützen.

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Wenn sich die Entwicklungen und Verhaltensweisen der letzten Jahrzehnte nicht drastisch ändern, wird der Klimawandel das Leben der meisten Erdbewohner über kurz oder lang unbequem machen oder gar gefährden. Um das zu verhindern, müssen sich vor allem die Bewohner der westlichen Welt von ihrem aufwendigen Lebensstil trennen. Dazu ist auch ein anderes Verständnis von Wohlstand nötig. Vor diesem Hintergrund stellen die vielfältigen Angebote von Stiftungen teilweise einmalige Möglichkeiten dar, zu erfahren, dass Verzicht auf bestimmten Gebieten die Lebensqualität sogar verbessern kann. Stiftungen helfen, den unausweichlichen Wandel als etwas Positives zu begreifen.

StiftungsReport 2011/12

„Stiftungen fördern oder führen selbst zahlreiche Programme und Projekte durch, die zum Klima- und Umweltschutz beitragen. In welchem Bereich trauen Sie Stiftungen besonders gute Projektarbeit zu?“ (Mehrfachnennungen möglich) a) praktischer Naturschutz b) Umweltbildung, z. B. Kindernbauernhöfe, Naturexkursionen c) Förderung neuer Umwelttechnologien, z. B. im Bereich erneuerbarer Energien d) Förderung bzw. Durchführung von Maßnahmen, die das Thema Klima- und Umweltschutz in die Politik und eine breitere Öffentlichkeit tragen, z. B. Kampagnen e) nichts davon, weiß nicht, keine Angabe Prozent 0 20 40 60 80 100

Gesamt (n = 1.004) a) 80 b) 76 c) 70

0 20 40 60 80 100

70

d) e) 5

nach Schulbildung Volksschule ohne Lehre (n = 56) d) a) 77 b) 63 e) 8 c) 60 Volksschule mit Lehre (n = 345) d) a) 77 b) 75 e) 6 c) 74

57

67

weiterbildende Schule, ohne Abitur (n = 342) 71 a) 82 d) b) 81 e) 3 c) 70 Abitur, Studium (n = 205) a) 83 d) b) 79 e) 4 c) 61 Schüler (n = 55) a) 78 b) 51 c) 85

d) e) 1

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Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)


Klimaneutrale Stiftungsarbeit Informationen über den Klimawandel in die Breite zu tragen, ist eine Aufgabe, der viele Umweltstiftungen nachgehen. Und da beginnt das Problem: Fast immer verursachen diese Tätigkeiten CO2 -Emissionen und belasten so das Klima. Das gilt für Publikationen und noch stärker für Veranstaltungen, bei denen der Transport hinzukommt. Ein Dilemma? Nachdem „alternativlos“ zum Unwort des Jahres 2010 gewählt wurde, sollen an dieser Stelle Möglichkeiten gezeigt werden, die Stiftungsarbeit klimaneutral zu gestalten. Das Konzept geht zurück auf die Münchner Selbach-Umwelt-Stiftung. 2007 hat sie das Leitbild der klimaneutralen Stiftung formuliert. „Wir haben erkannt, dass wir Teil des Problems sind“, sagt Manuel Schneider, Geschäftsführer der Stiftung. „Darüber hinaus ging es darum, Denkprozesse anzustoßen und den Menschen bewusst zu machen, dass fast jeder Schritt, den sie tun, eine Belastung für das Klima darstellt.“ 120 Konkret geht es um drei Bereiche, die besonders betroffen sind: Mobilität, Kommunikation und Verpflegung.121 Einladungen zu Veranstaltungen oder anschließende Dokumentation per E-Mail zu versenden, vermeidet Emissionen. Je nach Zielgruppe kann ein Veranstaltungsort gewählt werden, zu dem möglichst alle Teilnehmer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können, ohne auf das Flugzeug angewiesen zu sein. Und warum muss es eigentlich bei fast allen Veranstaltungen Fleisch geben? Wirkungsvoll ist es, saisonale und regionale Zutaten zu verwenden und auf vegetarische Gerichte zu setzen. Die Emissionen, die dennoch anfallen, lassen sich durch Kompensationsmaßnahmen neutralisieren. Dazu kann man entweder Emissionszertifikate kaufen und diese stilllegen, um das Angebot zu verknappen. Dadurch werden Emissionen teurer. Alternativ kann man auch Klimaschutzprojekte unterstützen, die eine Senkenfunktion haben und der Atmosphäre CO2 entziehen. Die Stiftung Wald für Sachsen forstet gegen Spenden Wald auf. Für 100 Euro werden 60 Bäume gepflanzt, die das Klima entlasten. Die Wald-Stiftung aus Münster achtet bei der Wiederaufforstung besonders auf agrarstrukturelle und ökologische Aspekte, damit nicht die planlose Anordnung von Kompensationsmaßnahmen das eigentliche Ziel verfehlt. Auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat das Ziel klimaneutraler Projekte in seine Verbandsarbeit integriert. Viele Einladungen, etwa zu den Arbeitskreisen, verschickt die Geschäftsstelle mittlerweile digital. Die Emissionen, die im Zuge des jährlich stattfindenden, dreitägigen Deutschen StiftungsTags entstehen, werden errechnet und kompensiert. Viele Stiftungen haben inzwischen angefangen umzudenken. Dass dabei althergebrachte Selbstverständlichkeiten über Bord geworfen werden müssen, gehört dazu. Doch liegen die Vorteile auf der Hand: Zum Klimaschutz kommt die Kostenersparnis.

3 – Vom Handeln zum Wissen

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Fazit Die Welt steht vor einer Zeitenwende. Lässt sich die Klimakatastrophe noch abwenden? Wie wird die Nachwelt in 100 Jahren die Leistung der jetzigen Generation beurteilen? Wie das Handeln bewerten, mit der die Gesellschaften auf die Krise reagiert haben, als ihre ersten Anzeichen längst unübersehbar waren?

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Die Antworten hängen davon ab, wie diese Menschheitsaufgabe angegangen wird. Um die derzeitige Situation der Weltbevölkerung zu veranschaulichen, greift der Klimaforscher Ottmar Edenhofer auf folgendes Bild zurück: Wenn man mit einem Auto auf eine Wand zurast, bieten sich zunächst zwei Möglichkeiten: In der Hoffnung, die Geschwindigkeit reicht aus, die Wand zu durchbrechen, weiter aufs Gas zu treten. Oder eine Vollbremsung zu machen. Ob das den Crash verhindert, ist allerdings nicht gewiss. Und selbst wenn es reicht: Man stünde immer noch vor der Wand. Aktuell lässt die Welt den Fuß auf dem Gaspedal – und fährt volles Risiko. Eine dritte Lösung besteht laut Edenhofer darin, das Lenkrad zu nutzen und an der Mauer entlang zu fahren. Nicht den Kopf zu verlieren, sondern die Krise zu gestalten.

StiftungsReport 2011/12

Steuerung wiederum erfordert entweder gute Ortskenntnis oder Karte und Kompass. Das Ziel muss klar sein, über den Weg lässt sich diskutieren. Auf dem Kontinuum zwischen den Polen „Energieeffizienz und grünes Wachstum sind genug Klimaschutz“ und „Ein Systemwechsel ist unumgänglich“ ist viel Platz für Ideen. Die Klimaforschung kennt viele, auch widersprüchliche Ansätze. Ein Patentrezept gibt es nicht. Außer Zweifel steht jedoch: Diese Krise ist nur zu lösen, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Die Politik muss ihre Verantwortung für den Klimaschutz endlich ernster nehmen, mit mehr Weitblick agieren und eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Politik gegenüber kurzfristigen Interessen durchsetzen. Für die Wirtschaft gilt, dass der alleinige Blick auf die Rendite in eine Sackgasse führt. Bei allem berechtigten Interesse Gewinne zu erwirtschaften, haben die Unternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung, derer sie sich bewusst werden sollten. Und schließlich ist natürlich jeder Einzelne gefordert, sein Scherflein beizutragen.


Klimaschutz beginnt nicht erst vor der eigenen Haustür, sondern im Haus selbst: bei Wärmedämmung, Ernährung oder etwa der Frage, wie oft man neue Möbel braucht. All diese Umstellungen sind mühsam. Sie setzen eine kritische Reflexion voraus, ein Verständnis für die Dringlichkeit. Und sie lassen sich einfacher bewerkstelligen, wenn sie positiv konnotiert sind. Indem der Wandel nicht in Form eines Schreckgespenstes daherkommt, das am Lebensstandard kratzt, sondern vielmehr als Chance begriffen wird, die grundlegende Frage zu beantworten, wie ein erstrebenswertes Leben aussieht. Bei vielen dieser Veränderungen bieten Stiftungen Hilfestellungen. Zentrale Ergebnisse des Reports sind im Folgenden noch einmal schlaglichtartig zusammengefasst: Veränderung setzt Wissen voraus. Mit ihrer Wissenschaftsförderung leisten Stiftungen maßgebliche Beiträge zum Klimaschutz. Viele Stiftungen beschreiten dabei nicht nur selbst neue Wege, sondern stärken auch die konstruktive Rolle der gesamten Zivilgesellschaft. Mit eigenen Studien und Konzepten üben sie eine Think-Tank-Funktion aus. Die Förderung anderer unabhängiger „Denkfabriken“ durch Stiftungen sollte ausgedehnt werden. Erkenntnisse allein reichen nicht. Es braucht Akteure, die sie in die Tat umsetzen. Eine klimafreundliche Politik setzt eine Bevölkerung voraus, die diese Politik trägt oder gar einfordert. Hier können Stiftungen – als von Staat und Markt unabhängige Akteure – für Positionen werben, die noch nicht Mainstream sind. Die Popularisierung von Erkenntnissen und Konzepten zum Klimaschutz ist verdienstvoll, aber ausbaufähig.

Stiftungen sollten ihre Arbeit noch enger miteinander und mit Dritten verzahnen. Auch wenn es bereits viele Kooperationen gibt: Es dürfen gerne mehr sein. Die Angst, den eigenen Markenkern zu verwässern, ist meist unberechtigt. Wichtiger als eigene Projekte sind gute Ergebnisse – die idealerweise auch politische Implikationen haben. Möglicherweise können die deutschen Stiftungen ihre Stimme noch deutlicher in den Politikprozess einbringen, wenn sie Forderungen zum Klimaschutz gemeinsam entwickeln und vertreten. Prozesse gewinnen gegenüber Projekten an Bedeutung. Wenn Stiftungen etwas anstoßen, wollen sie, dass es nachhaltig wirkt. Das können sie oft eher erreichen, wenn sie langfristige Prozesse statt kurzer (Pilot-) Projekte fördern. Stiftungen sind selbst auf Dauer angelegt und deshalb für die Prozessförderung prädestiniert. Sie findet aber bisher zu selten statt. Wichtiger als die Hochglanzbroschüre nach Abschluss eines Projekts sollte deshalb gerade beim Klimaschutz sein, dass die anvisierten Veränderungen auch von Dauer sind. Wissen lässt sich am besten durch Erfahrung vermitteln. Handeln führt zu neuem Wissen. Es ist der einzige Weg, um Kompetenz aufzubauen. Das haben viele Stiftungen erkannt und leisten gerade im Bereich der Umweltbildung viel. Wenn Kinder auf einem Kinderbauernhof Kühe melken, speichern sie diese Erfahrung anders ab, als wenn der Lehrer erzählt, wie Kühe Milch geben. Wer ein Möbelstück selbst entwirft, zusammenschreinert und poliert, wird wohl

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Fazit


nicht nur mehr Freude daran haben als nach dem Besuch der schwedischen Kette, sondern auch ein anderes Bewusstsein für den Wert dieses Gegenstandes. Hier gilt: Nachahmung erwünscht. Dezentrale Strukturen sind menschenund klimafreundlicher. Das trifft für die Energieversorgung genauso zu wie für die Produktion von Nahrungsmitteln. Die Begeisterung für dezentrale Energieinitiativen macht deutlich: Eigenverantwortung beflügelt. Und wer weiß, wo seine Lebensmittel herkommen, hat nicht nur einen stärkeren Bezug zu seiner direkten Umwelt; meist ist auch die Qualität besser. Wohin die industrielle Fertigung von Lebensmitteln führt, ist oft belegt worden. Wie man es anders machen kann, zeigen lokale Projekte, die global bedeutsam sind. Die Vielfalt kleinerer Stiftungen, die hier aktiv sind, trägt zur Popularisierung kluger Ansätze bei. Auch dabei ist der Transfer guter Ideen in die Breite eine Chance, die häufiger als bisher genutzt werden sollte. Auch der Dachverband der deutschen Stiftungen engagiert sich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Als erster Verbund von Stiftungen räumt der Bundesverband Deutscher Stiftungen dem Thema Priorität ein und übernimmt insofern eine Pionierrolle. Mit Vernetzungs- und Veranstaltungsformaten wie dem Arbeitskreis Umwelt, Natur, Gesundheit unterstützt der Bundesverband seine Mitgliedsorganisationen dabei, voneinander zu lernen und Synergien zu erzielen. Im direkten Dialog mit der Politik – zum Beispiel auf dem Klimakongress im März 2010 – möchte er Einfluss nehmen und zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft beitragen. 88

StiftungsReport 2011/12

Im 21. Jahrhundert steht die Welt vor neuen, nie da gewesenen Herausforderungen. Allerdings bietet es auch neue Chancen, an der Gestaltung der Welt mitzuwirken. Das ist die erfreuliche Botschaft. Parag Khanna, Politologe und strategischer Vordenker der New America Foundation, fasst das in seinem aktuellen Buch „Wie man die Welt regiert“ so zusammen: „Die Vorstellung, dass Regierungen ‚hohe Politik‘ betreiben, während NGOs nur ‚Lücken schließen‘ ist veraltet. NGOs sind die Schlepper der fortschrittlichen Diplomatie, die die Supertanker – Regierungen und internationale Organisationen – bei Menschenrechten und Klimawandel in die richtige Richtung bugsieren.“ So macht eine vitale Zivilgesellschaft Hoffnung auf eine bessere Zukunft.


Kurzporträts Große Akteure im Klimaschutz

Umweltstiftung WWF Deutschland Die Umweltstiftung WWF Deutschland hat ihren Sitz in Berlin. Der World Wide Fund For Nature ist eine der größten unabhängigen Naturschutzorganisationen der Welt. Vom umfangreichen Engagement im Themenfeld „Klima & Energie“ sei nur ein Bruchteil genannt: Die Stiftung informiert über Emissionshandel, transportiert Kampagnen wie „Earth Hour 2011“ oder bietet einen Weltklimarechner an. Mit der Studie „Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050. Vom Ziel her denken“ legt die Stiftung einen Politikentwurf mit detaillierten Maßnahmen und Instrumenten vor. www.wwf.de

Deutsche Bundesstiftung Umwelt Weltweit größte Klimaschutz-Stiftung ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück. Als eine der größten Stiftungen Europas fördert sie innovative Umweltschutz-Projekte. Seit der Aufnahme der Stiftungsarbeit im Jahr 1991 hat die DBU über 7.500 Projekte mit mehr als 1,3 Milliarden Euro unterstützt. Die Stiftung vergibt jährlich allein 60 Promotionsstipendien und unterhält ein internationales Austausch-Stipendienprogramm für junge Umweltwissenschaftler. Zum umfangreichen Engagement zählen die Klimaschutzkampagne „Haus sanieren – profitieren“, Solardächer für Kirchen, der höchst dotierte Umweltpreis (siehe Seite 39), der Wettbewerb für Kinder und Jugendliche „Entdecke die Vielfalt“, die „Osnabrücker Umweltgespräche“ oder die Wanderausstellung „Klimawerkstatt – Umweltexperimente für Zukunftsforscher“. www.dbu.de www.entdecke-die-vielfalt.de

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Kurzporträts


Allianz Umweltstiftung Mit einem Vermögen von 100 Millionen DM wurde 1990 in München die Allianz Umweltstiftung anlässlich des 100. Firmenjubiläums der Allianz AG ins Leben gerufen. Inzwischen hat die Stiftung mehr als 60 Millionen Euro ausgeschüttet, u.a. auch für den Klimaschutz. So informiert die Publikationsreihe „Wissen“ Schüler und Lehrer über aktuelle Umweltthemen, wie z.B. „Klimaschutz: Erkenntnisse, Lösungsansätze und Strategien“ und „Klima: Grundlagen, Geschichte und Projektionen“. Erst kürzlich wurden wieder zahlreiche Schulen mit dem Deutschen Klimapreis der Stiftung gewürdigt (siehe Seite 39). Im Rahmen des Projekts „SolarSchulen 2000“ förderte die Stiftung den Bau von Solaranlagen an fast 100 Schulen. Hinzu kommen Aktivitäten wie eine multimediale Dauerausstellung über Energie im Wandel der Zeit, die Veranstaltungsreihe Benediktbeurer Gespräche oder die Erforschung von Waldschäden. www.allianz-umweltstiftung.de

Stiftung Mercator GmbH

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Die Essener Stiftung Mercator GmbH förderte zum Auftakt ihres neuen Themenclusters zum Klimawandel 2008 die Einrichtung eines Forschungsschwerpunkts „KlimaKultur“ zu den sozialen und kulturellen Folgen des Klimawandels am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen. Auf einer Konferenz diskutierten Wissenschaftler 2009 erstmals den Beitrag der Kulturwissenschaften zur Klimaforschung. Zudem wurde gemeinsam mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ein Klimaschutz-Austausch von Nachwuchswissenschaftlern zwischen Deutschland und China ins Leben gerufen. Eine weitere Konferenz unter dem Motto „The Great Transformation“ im Jahr 2009 zielte auf die Vernetzung von Wissenschaft-

StiftungsReport 2011/12

lern unterschiedlicher Disziplinen sowie internationalen Vertretern aus Politik und Wirtschaft ab, um sich eingehend mit der Reichweite des politisch-kulturellen Wandels aufgrund des Klimawandels zu befassen. Klimawandel ist auch Thema der Bildungsarbeit auf schulischer Ebene, die durch die Stiftung geleistet wird. Konkrete Lösungen hinsichtlich der Entwicklung eines europäischen Energiesystems sollen durch die Plattform Smart Energy for Europe Platform (SEFEP) entstehen, die in Kooperation mit der European Climate Foundation erschaffen wurde. www.stiftung-mercator.de www.sefep.eu

Deutsche Umweltstiftung „Hoffnung durch Handeln“ ist das Motto der am 31. März 1982 in Mainz gegründeten gemeinnützigen Deutschen Umweltstiftung. Über 1.000 Menschen stehen als Stifter und ehrenamtliche Mitarbeiter hinter der Stiftung. In den fast 30 Jahren seit ihrer Gründung hat sie weit über 300 Projekte entwickelt, initiiert und alleine oder mit Partnern durchgeführt. Dabei setzt die Deutsche Umweltstiftung auf Eigenverantwortung, auf private Initiative und auf die Suche nach Lösungen statt nach Schuldigen. Zu ihren Projekten gehören unter anderem die jährliche Aktion „Ein Baum für jedes Kind“ oder der (nichtkommerzielle) Umweltticker, der auf einer Internet-Seite kompakt und in Echtzeit die aktuellsten Nachrichten zur Umweltpolitik präsentiert. www.deutscheumweltstiftung.de


Stiftung 2° Die Stiftung 2° wurde im Februar 2011 gegründet und hat ihren Sitz in Berlin und Hamburg. Zu den Gründern gehören die Deutsche Bahn, EWE, M+W Group, Otto Group, PUMA sowie Xella. Die Vorstände und Geschäftsleitungen wollen über das Tagesgeschäft hinaus gemeinsam mit Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, langfristig an konkreten Lösungen für einen ambitionierten und effizienten Klimaschutz arbeiten. Als Unternehmerstiftung für Klimaschutz ist die Stiftung 2° branchenübergreifend ausgelegt. Dadurch können der umfassende Wissenspool und das Klimaschutzengagement der beteiligten Unternehmen gebündelt in den öffentlichen Dialog und in Kooperationsprojekte eingebracht werden.

Zentrum für Sonnenenergieund Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung wurde bereits 1988 in Baden-Württemberg aus der Taufe gehoben. Ziel ist es, durch Forschung und Entwicklung zur nachhaltigen und klimafreundlichen Bereitstellung von Strom, Wärme und regenerativen Kraftstoffen beizutragen. Dazu wird auch die Umsetzung der FuE-Ergebnisse in markttaugliche Produkte vorangetrieben. Die Arbeit wird durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zu erneuerbaren Energien komplementiert. Das Zentrum beschäftigt 160 Mitarbeiter. Die Ergebnisse in der Photovoltaik Technologie, Wasserstofftechnologie und anderen Gebieten werden zunehmend in Form von Joint Ventures zur Anwendung gebracht.

www.stiftung2grad.de www.zsw-bw.de

Stiftungen für die Wissenschaft und Forschung

Asko Europa-Stiftung Die 1990 in Saarbrücken gegründete ASKO EUROPA-STIFTUNG arbeitet inmitten der europäischen Kernregion SaarLorLux hauptsächlich an der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung im europäischen Kontext. Durch die Mobilisierung der Zivilgesellschaften soll Europa für die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gewappnet werden. Dabei setzt sie sich durch eine breit angelegte Informations- und Aufklärungskampagne auch für die Belange der Nachhaltigen Entwicklung Europas ein.

Münchener Rück Stiftung Die Münchener Rück Stiftung setzt sich nicht nur mit den globalen Herausforderungen Bevölkerungswachstum, Globalisierung, Ressourcenverknappung und Umweltverschmutzung auseinander, sondern auch mit dem globalen Klimawandel. Primär geht es der Stiftung um innovative Lösungsansätze im Kontext der Bevölkerungsentwicklung und Globalisierung in Ländern unterschiedlicher Entwicklungsstufen. Besonderes Augenmerk gilt hier dem Thema Wasser, welches auch in einem engen Zusammenhang mit der klimatischen Veränderung des Planeten steht. 91

www.asko-europa-stiftung.de

Kurzporträts


Konkret umgesetzt wird der Satzungszweck in vielfältigen Tätigkeitsfeldern, wie den Bereichen Bildung und Erziehung, Wissenschaft und Forschung, Katastrophen- und Umweltschutz sowie der öffentlichen Gesundheitspflege.

Stiftungen und erneuerbare Energien

www.munichre-foundation.org

Die Tyczka Energie Stiftung wurde 1999 durch den Hauptgesellschafter der Tyczka Unternehmensgruppe, Dr. Hans-Wolfgang Tyczka, gegründet. Die Stiftung fördert die Forschung auf den Gebieten Energiegewinnung, Energietechnik und -anwendung, der Entwicklung einer umweltschonenden Energieversorgung sowie sinnvoller Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Zweck der Stiftung ist auch die Forschungsförderung im Bereich Industriegase jedweder Art. Sie verleiht außerdem den Dr. Tyczka-Energiepreis (siehe Seite 39).

Im Januar 2011 wurde die Hermann-ScheerStiftung anerkannt. Sie dient der Fortführung der Lebensleistung von Hermann Scheer, „der mit Weitblick und Entschlusskraft die Relevanz der Nutzung Erneuerbarer Energien für den Umwelt- und Klimaschutz sowie als Ausweg aus der Verknappung fossiler Ressourcen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt hat. (…) Zweck der Stiftung ist die Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch den Einsatz Erneuerbarer Energien sowie die damit verbundene Schonung der Ressourcen mit dem Ziel einer innovativen, nachhaltigen, rationellen und ethisch verantwortbaren Energiewirtschaft. Dies soll vor allem auch durch die Förderung von Bildung und Aufklärung in diesem Bereich“ erreicht werden.

www.tyczka.de

www.hermann-scheer-stiftung.de

Stiftung Nagelschneider

100 % erneuerbar Stiftung

Die im Jahr 2000 gegründete Stiftung von Hildegard Nagelschneider fördert und erforscht regenerative Energien aus Sonne, Biomasse, Wind, Wasser und Erdwärme. Ziel ist es, ein nachhaltiges und umweltfreundliches System der Energieversorgung zu schaffen. Dabei verfolgt sie weitreichende Ziele. Vom Fahren ohne Benzin sowie Fliegen ohne Kerosin bis hin zur Gewinnung von Energie aus Vulkanen reichen die Visionen, an denen sich die Stiftung orientiert.

Gegründet wurde die 100 % erneuerbar Stiftung im Oktober 2010 von zwei Unternehmern aus Rheinland-Pfalz, die seit nunmehr 15 Jahren Erneuerbare-Energie-Anlagen projektieren und unter anderem das energieeffizienteste Bürogebäude der Welt errichtet haben. Die Stiftung unterstützt den Prozess der Energiewende, indem sie aufklärt, anregt und aufdeckt. Dabei fokussiert sie kommunale Projekte, unterstützt

Tyczka Energie Stiftung

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www.stiftung-nagelschneider.de

StiftungsReport 2011/12

Hermann-Scheer-Stiftung


Bildungsangebote, fördert Entwicklungshilfeprojekte und vernetzt aktive Menschen in ganz Deutschland. Die Stifter möchten so dazu beitragen, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, damit nachfolgende Generationen in gesunder Umgebung friedlich leben können.

Solarenergie ermöglicht die Bereitstellung von Licht, Medikamentenkühlung, den Betrieb einer Wasserpumpe und die Desinfektion von Wasser. Ziel der Stiftung ist ein Solarlicht für jedes Kind in Äthiopien. Seit 2008 baut die Stiftung ein Netzwerk von Solar-Centern in Äthiopien auf und bildet Solartechniker aus.

www.100-prozent-erneuerbar.de www.stiftung-solarenergie.org

energiewerk Stiftung Martin Görlitz Stiftung Das Ziel der im Jahr 2000 gegründeten Stiftung liegt im effektiven Umweltschutz, der durch die Arbeit eines Kompetenz-Netzwerks angestrebt wird. Innovative Projekte sollen in die Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Forschung hineinwirken. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Mensch in seiner Umwelt.

Die Martin Görlitz Stiftung wurde 1995 mit Kapitalanteilen an der heutigen Görlitz AG gegründet. Sie initiiert und fördert innovative Projekte im Bereich nachhaltiger Energienutzung und Energiegewinnung. Zusätzlich fördert sie die Bildung insbesondere von Jugendlichen in Energie- und Umweltfragen.

www.muenchen-erneuerbar.de www.goerlitz-stiftung.de

VRD Stiftung für Erneuerbare Energien Die VRD Stiftung für Erneuerbare Energien mit Sitz in Heidelberg wurde im Jahr 1997 durch Dr. Volker Reimann-Dubbers gegründet. Sonne, Wind, Wasser und Geothermie stehen auf dem Programm. Damit fördert sie erneuerbare Energien aller Art. Eines der Projekte des Stifters ist der Bioenergiehof Obernjesa, auf dem eine Bioenergieanlage betrieben wird. www.vrd-stiftung.org

Stiftung Solarenergie – Solar Energy Foundation Die 2006 gegründete Stiftung Solarenergie aus Metzhausen will Armut in Afrika lindern und versteht die Förderung regenerativer Energien zugleich als Entwicklungshilfe.

Stiftung der deutschen Wirtschaft für die Nutzung und Erforschung der Windenergie auf See (Offshore-Stiftung) Die Stiftung fördert den Umwelt- und Klimaschutz durch Erforschung und Entwicklung der Windenergie in der deutschen Nord- und Ostsee. Dabei werden auch die Auswirkungen auf die Meeresumwelt beachtet. Außerdem werden Eignung und Wirksamkeit staatlicher Instrumente zur Förderung von Offshore-Windenergie hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes untersucht. All diese Aktivitäten werden durch die Förderung des Austauschs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und anderen öffentlichen oder privaten Stellen komplementiert. www.offshore-stiftung.com

Kurzporträts

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Ökowatt Nürtingen In Baden-Württemberg hat die 2005 gegründete Stiftung Ökowatt Nürtingen ihren Rechtssitz. Ihr Zweck ist die Förderung des Umweltschutzes, insbesondere des Klimaschutzes. Die Stiftung hat drei Aufgaben: Verbraucherinformation rund um das Thema Energie, ein interessenunabhängiges Beratungsangebot u.a. bei der Altbausanierung sowie Bau und Betrieb der eigenen Photovoltaik-Anlagen. www.oekowatt.de

Mainzer Stiftung für Klimaschutz und Energieeffizienz Neben der Stadt Mainz deckt die Stiftung mit ihrer Arbeit den Kreis Groß-Gerau und Rheinhessen ab. Sie unterstützt und fördert innovative Projekte aus den Themenfeldern Klimaschutz und Energieeffizienz. Unter anderem werden Förderprogramme aufgelegt, die energetische Optimierungsmaßnahmen bei Gebäuden und Betrieben vorantreiben. Auch Öffentlichkeitsarbeit steht auf dem Programm, insbesondere die Information von Kindern und Jugendlichen. www.klimaschutz-mainz.de

Stadtwerke und andere dezentrale Klimaschützer

Klimaschutzstiftung Jena-Thüringen

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Die Stadtwerke Jena-Pößneck haben die Klimaschutzstiftung Jena-Thüringen ins Leben gerufen, weil sie der Meinung sind, dass Klimaschutz auch in der Verantwortung der Städte und Gemeinden und der in ihnen lebenden Bürgerinnen und Bürger liegt. Sie alle können dazu beitragen, dem Klimawan-

StiftungsReport 2011/12

del durch unterschiedliche Maßnahmen zu begegnen. In vier Publikationen werden für die Bereiche Energie, Beschaffungswesen, Verkehr, Planung usw. die Möglichkeiten für Klimaschutzmaßnahmen ausgelotet und anhand von erfolgreichen Projekten erläutert. Sie stehen im Internet zum Download bereit. www.klimastiftung-thueringen.de

Stiftung der Stadtwerke Speyer GmbH für erneuerbare Energie & Umwelt Die Stiftung der Stadtwerke Speyer fördert nicht nur allgemein Umweltschutz, sondern auch das damit verbundene bürgerschaftliche Engagement vor Ort. Dabei geht es insbesondere um die Aufklärung der Bevölkerung über den nachhaltigen Umgang mit Energieressourcen. Ziel ist letztlich ein verantwortungsbewussteres Verhalten von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Institutionen. www.sws.speyer.de

Solarstiftung Ulm/Neu-Ulm Ulm und Neu-Ulm gehören bundesweit zu den Städten mit den meisten PhotovoltaikModulen und Sonnenkollektoren im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Diesen Erfolg darf sich die 1995 von den beiden Städten und den Stadtwerken errichtete Solarstiftung Ulm/ Neu-Ulm zuschreiben. Sie möchte in der Region die Rahmenbedingungen zur Nutzung erneuerbarer Energien verbessern. Auf der Donau bieten Solarboote seit 1996 öffentlichkeitswirksame Rundfahrten an. Außerdem werden die beiden Städte seit 2004 durch eine Solarfähre miteinander verbunden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Schulbildung zur Nachhaltigkeit – mit schwimmendem Klassenzimmer und Solarparcours. www.solarstiftung.de


Stiftung Neue Energie Die Stiftung Neue Energie ist Resultat einer Bürgerinitiative in Schönau im Schwarzwald für eine Atomstrom-freie Energieversorgung. Die Initiative gründete ein bürgereigenes Energieversorgungsunternehmen, die Elektrizitätswerke Schönau, und kaufte zudem das lokale Stromnetz. Zur Beschaffung des Geldes gründete die GLS Treuhand 1997 die Stiftung Neue Energie, die eine Spendenkampagne durchführte. Zusätzlich flossen zu einem späteren Zeitpunkt Gelder aus der überhöhten Kaufsumme für das Stromnetz zurück in die Stiftung. Durch das Stiftungskapital werden heute Projekte zur ökologischen und dezentralen Energieversorgung sowie Informationskampagnen finanziert. www.stiftung-neue-energie.de

Klimakommunikation: Aufklärungsarbeit durch Stiftungen

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich in den Bereichen Forschung, Bildung und Soziale Verantwortung für ein nachhaltig orientiertes Baden-Württemberg ein. Neben der mobilen Informations- und Bildungsinitiative „Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Württemberg“ (siehe Interview Seite 41) legt die Stiftung in all ihren Programmen großen Wert auf den Nachhaltigkeitsaspekt. Direkt investiert sie beispielsweise in ein Forschungsprogramm zu organischer Photovoltaik und Farbstoffsolarzellen. Diese Technologie könnte in Zukunft eine

interessante Alternative zur klassischen Photovoltaik sein. Andere Programme setzen bereits im Kindesalter an, wie die neue Initiative „Nachhaltigkeit im Kindergarten“, die dem Nachwuchs eine umweltschonende Lebensweise nahebringt. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ wurde im Programm „Zukunft gestalten – Nachhaltigkeit lernen“ in zahlreichen außerschulischen Projekten umgesetzt. Mit ihren Angeboten erreicht die Baden-Württemberg Stiftung eine lebenslange Begleitung der Bürgerinnen und Bürger. www.landesstiftung-bw.de www.expeditionn.de

Stiftung Zukunftserbe Die Stiftung Zukunftserbe wurde im Jahr 2000 vom Öko-Institut in Freiburg gegründet. Sie versteht sich als „Vordenkerin“ zukunftsorientierter Lösungen und will gesellschaftliche Innovationen ankurbeln, die sich mit den strukturellen Problemen des 21. Jahrhunderts befassen. Die Stiftung Zukunftserbe fördert Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet des Umweltschutzes und hier insbesondere auf den Gebieten des Klimaschutzes, der Ressourcenschonung, des umweltverträglichen Konsums, der Risikobewertung im Zusammenhang mit der Kerntechnik und der Gentechnologie sowie des Umweltrechts im nationalen und internationalen Bereich. Dabei soll die Nachhaltige Entwicklung gemäß der Rio-Deklaration und der Agenda 21 besondere Beachtung finden. Aktuell wird die erste Phase des Projekts „Klimawende 2050“ unterstützt, das ein konsistentes Klimaschutz-Szenario bis 2050 vorlegen soll. Weitere Beispiele: Eine Studie zu globalen Herausforderungen für Ressourcen- und Klimaschutz durch Schwellenländer oder die energieeffiziente Geschäftsstelle des Ökoinstituts. www.zukunftserbe.de

Kurzporträts

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Stiftung Arbeit und Umwelt

Hamburger Klimaschutzstiftung

Die Stiftung Arbeit und Umwelt war im Jahr 1990 die erste gewerkschaftliche Umweltstiftung Europas. Trägerin ist die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Die Stiftung setzt sich ein für die Förderung humaner Arbeits-, Umwelt- und Lebensbedingungen in einer hochentwickelten Industriegesellschaft. Dies geschieht sowohl durch eigene Projekte als auch durch Projektförderung, Studien, Bildungs- und Beratungsleistungen, Veranstaltungen sowie die Verleihung eines Umweltpreises. Außerdem hat die Stiftung eine Handreichung für klimaneutrale Tagungen veröffentlicht.

Die 2008 gegründete Stiftung legt ihren Schwerpunkt auf den Bereich Klimabildung. Die Kernfrage lautet, wie sich der Klimaschutz wirksam in das tägliche Leben von Menschen integrieren lässt. Dazu werden Zusammenhänge zwischen Natur, Energie und Klimaschutz bearbeitet und die Erkenntnisse verbreitet. Handlungsgebiet ist Hamburg.

www.arbeit-umwelt.de

Die 2009 von der Klimahaus Betriebsgesellschaft mbh in Bremerhaven errichtete Deutsche Klimastiftung will Wissen über den Klimawandel fördern. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Brückenschlag zwischen Forschung und Bevölkerung, um auch komplizierte Inhalte für die breite Öffentlichkeit zugänglich und verständlich zu machen. Erste Projekte sind u.a. Lehrmaterialien, eine Wanderausstellung zum Thema Klima für Schulen sowie das Filmprojekt „Klimareise um die Welt“.

Aachener Stiftung Kathy Beys

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Die Aachener Stiftung Kathy Beys wurde 1988 von der 1995 verstorbenen Unternehmerin Kathy Beys gegründet. Ziel der Stiftung ist es, Projekte für einen zukunftsfähigen Lebensstil zu entwickeln. Die Stiftungsarbeit der letzten Jahre hat gezeigt, dass hierfür gute Ansatzpunkte in der nachhaltigen Regionalentwicklung vorhanden sind: Szenarien bieten Bürgern und Politik belastbare Bilder der Zukunft in 25 oder mehr Jahren. Die Aachener Stiftung wird dabei zum Moderator regionaler Prozesse. Auf überregionaler Ebene weckt sie Interesse an der Reduktion des Rohstoffverbrauchs. Wissenschaftliche Studien, Argumentationspapiere und Parlamentarische Abende zeigen die Chancen auf, die mit der Dematerialisierung für Deutschland verbunden sind. Ein prominentes Internetprodukt der Aachener Stiftung ist das Lexikon der Nachhaltigkeit. Es wird kontinuierlich aktualisiert. www.aachener-stiftung.de www.regionalszenarien.de www.nachhaltigkeit.info

StiftungsReport 2011/12

www.klimaschutzstiftung-hamburg.de

Deutsche Klimastiftung

www.deutsche-klimastiftung.de

Selbach-Umwelt-Stiftung Die 2003 gegründete Selbach-UmweltStiftung arbeitet seit 2007 an der Umsetzung des von ihr erarbeiteten Leitbildes einer klimaneutralen Umweltstiftung. Klimaschutz soll auf diese Weise als Querschnittsaufgabe der gesamten Stiftungsarbeit etabliert werden. Als eine der ersten Stiftungen hat die Selbach-UmweltStiftung ihre Emissionen ausgeglichen. Darüber hinaus veranstaltet die Stiftung seit 2005 das „Münchner Forum Nachhaltigkeit“, eine Vortragsreihe zu zentralen Umweltschutz-Fragen (u.a. gemeinsam mit


der Schweisfurth-Stiftung und der Bürgerstiftung München). Die Radiosendung „Klimaschutz von unten!“ ist nur eine von vielen weiteren Maßnahmen. www.selbach-umwelt-stiftung.org

Natürliche CO2-Senken erhalten

Auf dieser Fläche soll und darf sich die Wildnis frei entfalten. Im Ergebnis wird nicht nur die biologische Vielfalt in deutschen Landen erhalten, sondern auch den Menschen die Bedeutung und Schönheit der Natur nahegebracht. Die Vegetation trägt als Senke für CO2 zudem zum Klimaschutz bei. www.stiftung-nlb.de

Stiftung Klimawald Stiftung NatureLife International NatureLife International engagiert sich auf den unterschiedlichsten Ebenen für Klimaschutz, Umweltvorsorge, Armutsbekämpfung und den Naturerhalt. Dazu zählen spezielle Artenschutzprojekte, Wiederaufforstungsprojekte zur CO2 Kompensation und Renaturierungsmaßnahmen ebenso wie politische Lobbyarbeit und Nachhaltigkeitserziehung regional, national und in der ganzen Welt. NatureLife International arbeitet dabei eng mit lokalen Partnerorganisationen und den Menschen vor Ort zusammen. Eines der Hauptziele von NatureLife International ist es, durch praktische Maßnahmen und breite Umweltbildung zum Klimaschutz beizutragen. Hierzu wurde die Initiative GlobeClimate gestartet. Mit GlobeClimate können die eigenen CO2 -Emissionen kompensiert werden. www.naturelife-international.org www.globe-climate.com

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg sichert als erstes Public Private Partnership im Land Brandenburg ein Gebiet von 120 Quadratkilometern für den Naturschutz.

Die Stiftung Klimawald setzt sich für die Wiederauforstung von Wäldern ein. Wälder gelten als sehr wichtige Senken von Kohlendioxid, und leisten somit Ihren Beitrag gegen den Klimawandel. Die komplett ehrenamtlich geführte Stiftung verwendet alle ihr zu Verfügung stehenden Mittel zur Schaffung neuer Waldgebiete, die sich anschließend im Eigentum der Bürger befinden. www.stiftung-klimawald.de

EuroNatur Die gemeinnützige Stiftung feiert 2012 ihr 25-jähriges Jubliläum. Seit 1987 engagiert sie sich für den Erhalt des europäischen Naturerbes. EuroNatur schützt nicht nur grenzübergreifend die wichtigsten Lebensräume und Wanderkorridore von Wildtieren, sondern ist ein wichtiger Anwalt für Europas Natur in Brüssel. Zu ihren Kernthemen zählt auch die Vernetzung von Wissenschaftlern, Naturschützern, Landwirten, Politikern und Unternehmern zum Wohle von Natur und Mensch. Die EuroNatur-Projekte zeigen ganz konkret, wie nachhaltige ländliche Entwicklung die Natur schützt und den Menschen Arbeit und Lebensqualität bringt. www.euronatur.org

Kurzporträts

97


KAPITEL 4

Stiftungen im Umweltund Klimaschutz: eine Umfrage Ein Drittel der Umwelt- und Klimaschutzstiftungen betreibt auch Fundraising

A Wie steht es mit den Ausgaben für den Umwelt- und Klimaschutz? Für den Umwelt- und Klimaschutz engagieren sich viele große Stiftungen 40 Prozent der befragten Stiftungen verfügen über ein Stiftungskapital bis zu 10 Millionen Euro, knapp ein Fünftel sogar über mehr als 10 Millionen.

Die Erträge aus der Vermögensanlage und Spenden sind die Haupteinnahmequellen der befragten Stiftungen. „Woher bezieht die Stiftung ihre Einnahmen?“ (Mehrfachantworten möglich) Prozent 20

40

60

80

Erträge aus Vermögensanlage (n = 91) „Die Stiftung hat ein Kapital ...“ Prozent 10

20

30

bis 100.000 Euro 9 bis 500.000 Euro 14 bis 1 Million Euro 12 bis 10 Millionen Euro

98

bis 100 Millionen Euro 13 mehr als 100 Millionen Euro 5 Fehlend 7

40

50

Fundraising (n = 32) 33,3 Gebühren, Verkäufe, Pacht etc. (n = 8) 8,3 Spenden (n = 55)

40

57,3

Öffentliche Mittel (n = 23) 24,0 Andere (n = 12) 12,5

Quelle aller Grafiken in diesem Kapitel: Online-Stiftungsumfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen (Februar 2011)

StiftungsReport 2011/12

100

94,8


Angeschrieben wurden: 350 Stiftungen aus dem Umwelt- und Klimaschutzbereich Geantwortet haben: 100 Stiftungen

Wie sieht das Engagement von Stiftungen aus, die im Umwelt- und Klimaschutz aktiv sind? Welche Aktivitäten unterstützen sie, mit wem kooperieren sie? Um diese und andere Fragen zu beantworten, hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen im Februar 2011 eine Online-Befragung durchgeführt.

Von 100 Stiftungen sind: 35 Prozent fördernd, 14 Prozent operativ, 46 Prozent fördernd und operativ Von 100 Stiftungen haben: 30 Prozent Klima- und Umweltschutz als eigenen Programmbereich im Stiftungsauftrag verankert, 44 Prozent als Querschnittsthema und 19 Prozent beides

Hier kommen die Ergebnisse.

Der Rücklauf betrug: 28,6 Prozent

Über die Hälfte der Umwelt- und Klimaschutzstiftungen hat Gesamtausgaben zwischen 10.000 und 500.000 Euro pro Jahr

Gut die Hälfte der Befragten gibt maximal 30 Prozent ihrer Gesamtausgaben für den Klima- und Umweltschutz aus

Immerhin gut ein Fünftel der befragten Stiftungen gibt über eine Million Euro pro Jahr aus.

Die Verteilung zeigt zwei Gruppen von Stiftungen, von denen die eine den Klima- und Umweltschutz vermutlich nur als eines von mehreren Themen auf der Agenda hat.

„Wie hoch waren die Gesamtausgaben Ihrer Stiftung im Jahr 2009?“* Prozent

10

20

bis 10.000 Euro 7 bis 100.000 Euro

bis 100 Millionen Euro 5 Fehlend 7

n = 80

Häufigkeit

27

bis 500.000 Euro bis 1 Million Euro 9 bis 10 Millionen Euro

30

„Wie hoch sind die jährlichen Ausgaben Ihrer Stiftung für Klima- und Umweltschutz? Bitte nennen Sie den prozentualen Anteil an den Gesamtausgaben 2009.“

15

29 10

16

5

0

0

20

40

60

80

100

Prozentualer Anteil an den Gesamtausgaben

* Ausgaben zur Verwirklichung des Stiftungszweckes, für Verwaltung sowie die Bildung von Rücklagen zur Leistungserhaltung

4 – Umfrage

99


Tendenz positiv: Die Ausgaben für den Klima- und Umweltschutz steigen leicht an Ein Fünftel der Befragten hat im Vergleich zum Krisenjahr 2008 mehr für Klimaund Umweltschutz ausgegeben. Bei den meisten Stiftungen haben sich allerdings die Ausgaben nicht verändert. Ausgaben für den Klimaund Umweltschutz – verschiedene Geschäftsjahre im Vergleich

Entwicklung der Ausgaben für Klima- und Umweltschutz im Geschäftsjahr 2010

Entwicklung der Ausgaben für Klima- und Umweltschutz im Vergleich zum Geschäftsjahr 2008

Prozent 20

Prozent 20

30

40 50

15

Haben zugenommen

30

40 50

60

25

6

Haben abgenommen

9 59

Sind gleich geblieben Aktivitäten wurden eingestellt

60

52

3

Keine Angabe

17

B Wie sehen sich die Umweltund Klimaschutzstiftungen? Welche Bereiche zählen zu ihren Hauptaktivitäten? So sieht das Rollenbild aus: Natur schützen. Neue Wege gehen. Veränderungen bewirken. Operative Stiftungen sind offenbar häufig im praktischen Naturschutz zu Hause. Außerdem sehen sie sich häufiger als Brücke zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Ist Umwelt- und Klimaschutz ein eigener Programmbereich, wird dieser offenbar als wichtige Ergänzung der öffentlichen Förderung angesehen.

14

„Wie sehen Sie die Rolle Ihrer Stiftung im Bereich Klima- und Umweltschutz?“ (in Prozent, Mehrfachantworten möglich)

Sie ergänzt die öffentliche oder sonstige Förderung Sie versteht sich als praktische Naturschützerin Sie versteht sich als Förderin von Wissenschaft und Forschung zum Thema Sie geht neue, innovative Wege und gibt Impulse Sie versteht sich als Brücke zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft Sie wirkt auf gesellschaftspolitische Veränderungen hin Andere

100

StiftungsReport 2011/12


Prozent

Regional ist erste Wahl: Die meisten Umwelt- und Klimaschutzstiftungen sind vor Ort aktiv

20

30

40

50

60

70

Regional (n = 58)

Immerhin wird ein Fünftel der befragten Stiftungen auch international tätig.

80

73,4

Bundesweit (n = 27) 34,2

„Wie verteilen sich die Ausgaben für Klima- und Umweltschutz geografisch?“ (Mehrfachantworten möglich)

Europaweit (alle EU- und/oder nur bestimmte EU-Länder) (n = 11) 13,9 International (weltweit und/oder nur bestimmte Länder) (n = 16) 20,3

„Ist Ihre Stiftung fördernd oder operativ tätig?“

Gesamt

Fördernd

Operativ

n

n

53,2 50

69,7 23

35,7

47,9 45

„Wie ist Klima- und Umweltschutz in Ihrem Stiftungsauftrag verankert?“

Beides

Eigener Programmbereich

Als Querschnittsthema bzw. Bestandteil anderer Programme

Beides

n

n

n

5

45,7 21

70,0 21

45,5

20

42,1

30,3 10

71,4 10

52,2 24

46,7 14

43,2

19

57,9 11

37,2 35

36,4 12

35,7

5

37 17

46,7 14

38,6

17

21,1

50,0 47

27,3

9

71,4 10

58,7 27

66,7 20

34,1

15

63,2 12

24,5 23

15,2

5

42,9

6

23,9 11

36,7 11

15,9

7

26,3

5

40,4 38

27,3

9

35,7

5

50 23

43,3 13

43,2

19

31,6

6

0,0

0

14,3

2

6,5

0

0

15,8

3

5,3

5

3

6,7

2

n

n 8

4

4 – Umfrage

101


Klimaschutz, Biodiversität und Umweltkommunikation zählen zu den wichtigsten Aufgabengebieten Fast ein Drittel der Befragten befasst sich mit nachhaltiger Regionalentwicklung. Viele Stiftungen möchten mittlerweile den Erhalt einer intakten Umwelt mit wirtschaftlichem Fortschritt und sozialer Integration in Regionen verbinden. Interessant ist bei dieser Frage übrigens eine Aufteilung nach Kapitalklassen: Von 33 Stiftungen mit einem Stiftungskapital bis zu einer Million Euro haben 70 Prozent beim Klimaschutz ein Kreuz gemacht, bei den 49 Stiftungen mit über einer Million Euro Kapital waren es dagegen nur 39 Prozent. Diese Stiftungen haben den Bereich Umweltkommunikation am häufigsten angekreuzt (53 Prozent).

„Auf welchem Gebiet ist Ihre Stiftung tätig?“ (Mehrfachantworten möglich) Prozent 10

20

30

40

50

60

Nachhaltige Regionalentwicklung (n = 29) 32,2 Landökosysteme (z.B. Wildnisgebiete) (n = 32) 35,6 Wasserökosysteme (Inland, Küsten) (n = 21) 23,3 Nachhaltige Landwirtschaft (n = 26) 28,9 Biodiversität (n = 37)

Klimaschutz (n = 46)

41,1

51,1

Umweltkommunikation, -bildung (n = 48) 53,3 Gesunde Ernährung (n = 20) 22,2 Energieerzeugung und -sicherheit (n = 21) 23,3 Recycling und Abfallwirtschaft (n = 10) 11,1 Mobilität (n = 9) 10,0 Nachhaltige Stadtentwicklung (n = 19) 21,1 Andere (n = 21) 102

StiftungsReport 2011/12

23,3


Wird am häufigsten unterstützt: Praktischer Naturschutz

Fördermittel ja, Risikokapital nein

Wer die Natur schützt, schützt auch das Klima. Fast 70 Prozent der befragten Stiftungen helfen hier. Auch Tagungen und Veranstaltungen sind wichtig. Ein Fünftel der Stiftungen setzt sich für die Entwicklung neuer Umwelttechnologien ein. Institutionelle Förderung oder Politikberatung führen dagegen ein Schattendasein.

„Wie unterstützt Ihre Stiftung Klimaund Umweltschutz?“ (Mehrfachantworten möglich)

„Welche der folgenden Aktivitäten im Bereich Klima- und Umweltschutz unterstützt Ihre Stiftung?“ (Mehrfachantworten möglich) Prozent

20

30

40

50

60

Prozent 70

Organisationsentwicklung/ Capacity Building (n = 16) 18,8 Praktischer Naturschutz (n = 57)

Neben klassischen Fördermitteln oder der Durchführung eigener Projekte spielen Ehrenamtlichkeit und Auszeichnungen (siehe Seite 39) eine wichtige Rolle beim „Wie“. Risikokapital wird von den Umweltstiftungen so gut wie nie zur Verfügung gestellt. Dies ist aber vermutlich nicht nur im Umweltsektor so.

20

30

40

50

60

Fördermittel (für Stipendien und Projekte) (n = 47)

70

64,4

Auszeichnungen und Preise (n = 21) 28,8 67,1

Kampagnen, Politikberatung, Advocacy (n = 23) 27,1 Entwicklung neuer Technologien/ Umwelttechnik (n = 17) 20,0

Risikokapital, „Spielgeld“ (n = 1) 1,4 Entwicklung und Durchführung eigener Programme bzw. Projekte (n = 42) 57,5

Landerwerb (n = 21) 24,7

Ehrenamtlichkeit (n = 15) 20,5

eigene Studien oder Gutachten (n = 14) 16,5

Sachspenden (n = 3) 4,1

Studien oder Gutachten Dritter (n = 20) 23,5 Tagungen, Vernetzungstreffen (n = 41) 48,2

Andere (n = 5) 6,8

Institutionelle Förderung von Forschungsinstituten / Think Tanks (n = 11) 12,9 103

Politikberatung/Agenda-Setting (n = 6) 7,1 Andere (n = 14) 16,5

4 – Umfrage


Mehr als 40 Prozent der Umwelt- und Klimaschutzstiftungen kooperieren mit anderen

C Wen fördern die Umwelt- und Klimaschutzstiftungen? Mit wem kooperieren sie?

„Haben Sie gemeinsame Aktivitäten zum Klima- und Umweltschutz in Kooperation mit anderen Organisationen entwickelt?“*

Nichtregierungsorganisationen gehören zu den wichtigsten Destinatären Schulen und Universitäten stehen bei den Begünstigten an zweiter Stelle. Dagegen gehören Social Entrepreneurs bislang nur äußerst selten zu den Destinatären von Umwelt- und Klimaschutzstiftungen.

Prozent 10

20

30

40

50

Ja 42 Nein 49

„Welche der folgenden Personen/ Organisationen gehören zu den Destinatären Ihrer Stiftungsaktivitäten im Bereich Klima- und Umweltschutz?“ (Mehrfachantworten möglich) Prozent 10

20

30

40

50

Nichtregierungsorganisationen wie Stiftungen, Verbände etc. (n = 49)

Fehlend 9 60 * Kooperation bezieht sich auf gemeinsame Programme und/oder Aktivitäten. Sie bezieht sich nicht auf das wechselseitige Verhältnis zwischen der Stiftung und ihren Geförderten (z. B. Alumni)

57,0

Universitäten und Forschungseinrichtungen (n = 37) 43,0 Schulen und außeruniversitäre Bildungseinrichtungen (n = 37)

43,0

Institutionen der öffentlichen Hand/ Ministerien, Kommunen etc. (n = 27) 31,4 Social Entrepreneurs (n = 7) 8,1 Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen (n = 14) 16,3 Individuen (n = 26) 104

Andere (n = 9) 10,5

StiftungsReport 2011/12

30,2


Kooperationen mit der Regierung stehen an letzter Stelle …

Hauptgrund für Kooperation: gemeinsam viel erreichen

… besonders beliebt ist indessen die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen. Die Hälfte derjenigen, die Kooperationen eingehen, setzt auch auf die Wirtschaft.

Umwelt- und Klimaschutzstiftungen kooperieren, um sich neuen Herausforderungen zu stellen und mehr zu bewirken. Kostenersparnisse gehören bei weniger als einem Drittel der Befragten zu den Beweggründen für eine Zusammenarbeit.

Übrigens kooperieren Stiftungen mit einem Kapital unter einer Million Euro häufiger mit Nichtregierungsorganisationen als solche mit mehr als einer Million Stiftungskapital (76,2 Prozent von 21 versus 38,9 Prozent von 18).

20

30

40

50

Andere Stiftungen (n = 22)

60

42,9

20

30

40

50

60

70

80

Bündeln von Expertise und/oder Infrastruktur (n = 24) 57,1 Kostenersparnisse (n = 13) 31,0

59,5

Ausbau der eigenen Aktivitäten (national oder international) (n = 19) 45,2 Gemeinsamen Zielen oder neuen Herausforderungen begegnen (n = 30) 71,4

Regierung (n = 11) 26,2

Um die Wirkung zu vergrößern (n = 34)

Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen (n = 21)

Andere (n = 14)

70

52,4

Nichtregierungsorganisationen (n = 25)

Universitäten (n = 18)

Prozent

Um die Finanzierung zu verbessern (n = 25) 59,5

„Falls Sie mit anderen kooperieren, bitte geben Sie die Art der Partnerorganisation an.“ (Mehrfachantworten möglich) Prozent 10

„Aus welchen Gründen sind Sie diese Kooperationen eingegangen?“ (Mehrfachantworten möglich)

33,3

50,0

81,0

Vermeidung von doppelter Arbeit (n = 15) 35,7 Andere (n = 2) 4,8 105

4 – Umfrage


KAPITEL 5

Engagement in Zahlen Alles in allem sind dies erfreuliche Zahlen, auch wenn die Wirtschafts- und Finanzkrise zumindest in punkto Neugründungen Spuren hinterlassen hat.* Nach einer Wachstumsrate von sechs Prozent im Jahr 2009 zeigt sich vor allem in den wirtschaftlich bedeutenden Bundesländern Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ein deutlicher Rückgang bei den Neugründungen. Die Errichtungszahlen pendeln sich nach einer rasanten Entwicklung über viele Jahre auf hohem Niveau ein.

Stiftungsgründungen in 5-Jahres-Zeiträumen in Ost- und Westdeutschland Quelle: Bis 1989 Bundesverband Deutscher Stiftungen, ab 1990 Stiftungsaufsichtsbehörden

4.500 4.000 3.500 3.000 2.500

Westdeutschland Ostdeutschland

In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen stieg die Zahl der Neugründungen sogar leicht an, wenngleich gemessen am niedrigen Niveau der Vorjahre.

2.000 1.500 1.000 500

1945 – 1949 1950 – 1954 1955 – 1959 1960 – 1964 1965 – 1969 1970 – 1974 1975 – 1979 1980 – 1984 1985 – 1989 1990 – 1994 1995 – 1999 2000 – 2004 2005 – 2009 2010

0

106

* Der folgende statistische Überblick vermittelt einen ersten Eindruck von der deutschen Stiftungslandschaft. Er wurde auf Grundlage der Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und der Angaben der Aufsichtsbehörden erstellt. Da es kein bundeseinheitliches amtliches Stiftungsregister gibt, kann die Datenbank des Bundesverbandes nicht die Gesamtzahl deutscher Stiftungen erfassen. Angaben zu den überwiegend kleinen Treuhandstiftungen, deren Zahl auf weit über 20.000 geschätzt wird, sowie zu den vermutlich weit mehr als 30.000 kirchlichen Stiftungen fehlen.

StiftungsReport 2011/12


Jedes Jahr präsentiert der StiftungsReport an dieser Stelle aktuelle und interessante Entwicklungen im Stiftungssektor. Welche Trends und Neuigkeiten gibt es? Zunächst ein kurzer Überblick: Im Jahr 2010 sind in Deutschland 824 Stiftungen bürgerlichen Rechts errichtet worden. Mit 761 Stiftungen entfällt der größte Teil dieser Neugründungen auf die alten Bundesländer

Stiftungszwecke, so vielfältig wie das Leben selbst Die Satzungszwecke deutscher Stiftungen lassen sich sehr schön durch das Motto des Deutschen StiftungsTages 2011 zusammenfassen: kreativ, unternehmerisch, sozial. Verteilung der Stiftungszweck-Hauptgruppen im Stiftungsbestand (in Prozent)

und Berlin. Das Stiftungswesen hat sich in der jüngsten Zeit sehr dynamisch entwickelt: Mehr als jede zweite Stiftung ist in den letzten zehn Jahren errichtet worden, 70 Prozent der deutschen Stiftungen stammen aus der Zeit nach der Wiedervereinigung. Die Gesamtzahl der Stiftungen liegt heute bei 18.162 (Stand: 31. Dezember 2010) und damit um 4,5 Prozent höher als im Vorjahr.

In der Tat verfolgen die Stiftungen zu rund einem Drittel soziale Zwecke. Mit Anteilen zwischen 13 und 18 Prozent werden Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung sowie der Bereich der anderen gemeinnützigen Zwecke gefördert. Diese Verteilung zeigt, wie weit sich der Stiftungssektor über die Jahrzehnte diversifiziert hat. Insbesondere Kunst und Kultur erlebte einen steilen Aufschwung in den 1970er Jahren.

n = 11.704 andere gemeinnützige Zwecke

privatnützige Zwecke soziale Zwecke

4,2

17,9

30,8

Umweltschutz 3,8

Kunst und Kultur

15,1

12,9 15,3

Bildung und Erziehung

Wissenschaft und Forschung

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Mai 2011)

(Noch) vergleichsweise gering ist der Anteil der Stiftungen, der sich für den Umweltschutz engagiert, obwohl dieses Thema immer wichtiger geworden ist. In den letzten Die meisten Stiftungen geben in ihrer Satzung mehrere gemeinnützige Zwecke als Tätigkeitsgebiete an. Die Gewichtung der Zwecke erfolgt hier nach folgendem Muster: Gibt eine Stiftung mehrere Zwecke an (etwa Umwelt- und Naturschutz), die in einer der Hauptgruppen liegen (etwa Umweltschutz), so werden sie in dieser Gruppe nur einmal gezählt. Gibt eine Stiftung mehrere Zwecke an (etwa Bildung und Kultur), die in verschiedenen Bereichen liegen, so werden diese jeweils zur Hälfte gezählt. Das bedeutet, dass hier nicht Einzelzwecke gewichtet wurden, sondern die einzelnen Zwecke wurden zunächst in die Hauptgruppen der Abgabenordnung zusammengefasst. Erst dann wurde die Gewichtung vorgenommen. Jede Hauptgruppe erhält das gleiche Gewicht.

5 – Engagement in Zahlen

107


Der Schwerpunktteil des Reports verdeutlicht: Die Ansätze, die Umweltstiftungen in punkto Klimaschutz verfolgen, sind vielfältig. Während einige große und finanziell aufwändige Projekte vorantreiben, setzen andere auf die Aktivierung der Bevölkerung – ein Trend der letzten Jahre. Ziviles Engagement gewinnt an Boden, wo immer Wirtschaft und Politik überfordert sind.

108

StiftungsReport 2011/12

4

1

2

14

16

18

21

3

4

5

19

19

16

14

18

16

12

24

27

27

2001– 2010

13 1 9

6

1991– 2000

5

1981– 1990

Soziale Zwecke Wissenschaft und Forschung Bildung und Erziehung Kunst und Kultur Umweltschutz Andere gemeinnützige Zwecke Privatnützige Zwecke

15 20 14 18

17

33

31

1971– 1980

Zwar ergibt die Abfrage der Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen nur 31 Treffer zum Thema Klima im Namen oder Satzungsweck. Auch Stichworte wie „regenerativ“ oder „erneuerbar“ erscheinen lediglich bei 29 Stiftungen als Handlungsfeld. Doch das Klimaschutz-Engagement von Stiftungen verbirgt sich häufig hinter anderen Zwecken. So nennen 3.271 Stiftungen Wissenschaft und Forschung als Satzungszweck oder als einen von mehreren Satzungszwecken, im Bereich Umwelt sind es 1.467 Stiftungen. In vielen Fällen kommen die Forschungs- bzw. Umweltprojekte direkt oder indirekt dem Klimaschutz zugute. Ein Beispiel: Die Stiftung Zukunftserbe wurde im Jahre 2010 vom Öko-Institut in Freiburg gegründet. Sie versteht sich als Denkfabrik, die sich mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts befasst (siehe Seiten 26 und 95). Ihre thematischen Schwerpunkte ergeben sich daher fast von selbst: Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung.

Gewichtete Hauptgruppen der Stiftungszwecke in Dekaden seit 1961 (in Prozent)

1961– 1970

Jahren gab es hier allerdings einen Aufwärtstrend (siehe auch Infografik auf den Seiten 16/17). Der aktuelle StiftungsReport zeigt, dass sich immer mehr Stiftungen für einen ambitionierten Klimaschutz stark machen.

5 17

16

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Mai 2011)

Bundesländer im Vergleich: Wo gibt es die meisten Stiftungen? Die meisten Menschen würden auf die Frage hin, welches Bundesland die meisten Stiftungen beheimatet, wohl intuitiv NordrheinWestfalen nennen. Und tatsächlich, das einwohnerreichste Bundesland bleibt aktuell mit 3.510 Stiftungen unangefochtener Spitzenreiter in punkto Stiftungsbestand. Auch bei den Neugründungen in absoluten Zahlen liegt es mit 176 Stiftungen vorn, wenn auch dicht gefolgt von Bayern: Im Jahr 2010 nahmen 153 neue Stiftungen ihre Arbeit zwischen Fichtelgebirge und Alpen auf. Eine dieser bayrischen Neugründungen


ist besonders innovativ: die Stiftung Umweltenergierecht. Die Forschungsstelle Umweltenergierecht der Universität Würzburg hat die unabhängige Stiftung gegründet, die angemessene Rahmenbedingungen im Umwelt- und Energiebereich fördern soll. Denn die fortschreitende Internationalisierung des Energiesektors erfordert rechtliche Strukturen, die den Weg zu einer nachhaltigeren Energieversorgung ermöglichen. Die Stiftung greift mit ihrem juristischen Fokus ein insgesamt wenig behandeltes, aber wichtiges Thema des Umweltschutzes auf.

te Philanthropie. Neben den Hansestädten bauten auch Großstädte wie München oder Stuttgart auf ihren bürgerschaftlichen Traditionen auf, und Regionen wie das Münsterland, das Rheinland, die Region Hannover oder der Raum Frankfurt zeigten sich ebenfalls sehr rege. Im Osten entwickelte sich die Idee des Stiftens langsamer, obwohl auch dort zu Zeiten des Kaiserreichs eine ausgeprägte Stiftungskultur vorzufinden war. Nach Jahrzehnten im stiftungsfeindlichen Sozialismus tut sich heute wieder Einiges, und die Stiftungslandschaft gewinnt an Dynamik.

Hinsichtlich der Stiftungsdichte liegen mehrere Bundesländer vor Nordrhein-Westfalen, zum Beispiel Bayern und Baden-Württemberg mit jeweils 27 bzw. 25 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. Ungeschlagen bei der Stiftungsdichte bleiben die nördlichen Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Die alten Kaufmannsstädte liegen mit 68 bzw. 46 Stiftungen pro 100.000 Einwohner weit vorn im Ländervergleich. Doch auch hier sind andere Betrachtungen möglich. Vergleicht man sie mit den Städten der Flächenstaaten, muss selbst Hamburg die ersten beiden Ränge abtreten. Würzburg holt zum zweiten Mal in Folge mit 77 Stiftungen pro 100.000 Einwohner den ersten, Frankfurt am Main mit 72 Stiftungen pro 100.000 Einwohner den zweiten Platz. Damit tragen diese Stiftungshauptstädte auch in besonderem Maße zum Gesamtbild in Deutschland bei.

So spielt im Vergleich der neuen Bundesländer Thüringen ganz vorne mit, wenn es um das ehrenamtliche Engagement geht. Ein Beispiel dafür ist die Thüringer Ehrenamtsstiftung, die 2002 aus der Taufe gehoben wurde und viele Bürger zum Mitwirken motiviert. Auch Berlin entwickelt sich vergleichsweise schnell. Beispielsweise wurde hier im Jahre 1999 die heutige Henry Maske Stiftung, A Place for Kids, gegründet. Sie nahm ihre Arbeit zunächst als eingetragener Verein auf. Der Boxer Henry Maske möchte sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Chance bieten, indem er zur Gestaltung eines sinnvollen Lebensumfeldes beiträgt.

Der aktuelle Stiftungsbestand in Deutschland Das Stiftungswesen in Deutschland hat sich äußerst dynamisch entwickelt. Seit der Wende im Jahr 1989, als 4.587 Stiftungen beim Bundesverband Deutscher Stiftungen registriert waren, hat sich der Bestand vervierfacht. Einige Regionen erwiesen sich als besonders fruchtbar für langfristig angeleg-

Zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit von Menschen aus Ost und West kam es im tiefen Osten der Republik, in einem kleinen Ort in der Nähe von Leipzig. Während einer Hilfsaktion für die Opfer der Jahrhundertflut im August 2002 traf Werner Nold aus Frankfurt am Main auf den Bürgermeister von Zschadraß, Matthias Schmiedel. Die Begegnung brachte einen Stein ins Rollen: 2004 wurde die Ökologisch-Soziale Stiftung Zschadraß ins Leben gerufen, die unter anderem den Einsatz regenerativer Energien vorantreibt. Die Gewinne aus den Wind- und Solaranlagen fließen in soziale Projekte. Damit verbindet die Stiftung nicht nur zwei Himmelsrichtungen Deutschlands, sondern auch zwei getrennt gedachte Themen aus dem sozialen und dem ökologischen Bereich.

5 – Engagement in Zahlen

109


Stiftungsbestand, Errichtungen, Stiftungs- sowie Errichtungsdichte pro 100.000 Einwohner für 2010 nach Bundesländern Bundesland

Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen

Bestand

2.707 3.334 725 157 303 1.199 1.643 151 1.906 3.510 843 151 392 236 660 245

Errichtungen

124 153 37 13 6 33 70 5 81 176 37 13 24 10 31 11

Stiftungsdichte 25,2 26,6 21,1 6,3 45,8 67,6 27,1 9,1 24,0 19,6 21,0 14,8 9,4 10,0 23,3 10,9

Errichtungsdichte 1,15 1,22 1,07 0,52 0,91 1,86 1,15 0,30 1,02 0,98 0,92 1,27 0,58 0,42 1,09 0,49

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Februar 2011), Stiftungsaufsichtsbehörden (Februar 2011), Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen; Einwohnerzahlen: Stand 31.12.2009

110

Die meisten Neugründungen im Vergleich zum Vorjahr gab es in Schleswig-Holstein. Die Zahl der Stiftungen erhöhte sich um zehn auf insgesamt 31. Die Errichtungsdichte lag damit bei 1,09 neuen Stiftungen pro 100.000 Einwohner (Vorjahr 0,74). Eine dieser Stiftungen ist ein Ableger der vielerorts tätigen NABU-Stiftung. Die Stiftung „Naturerbe Schleswig-Holstein“ wird für das dauerhafte Engagement im lokalen Naturschutz einsetzen. Das Themenspektrum ist dabei sehr weit gefasst: Von der Pflege von Naturschutzgebieten bis zur Verhinderung von Verkehrsprojekten mit verheerenden Umweltfolgen stehen viele wichtige Themen auf der Agenda, darunter auch der Klimaschutz im Allgemeinen.

StiftungsReport 2011/12

Die Stiftungslandschaft im Westen Die Stiftungsdichte variiert erheblich zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten. Traditionell bieten urbane Ballungsräume den besten „Nährboden“. Hier begannen wohlhabende Bürger schon früh, ihr Geld und ihren Einfluss für gute Zwecke einzusetzen. Bis heute besteht ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftskraft und Zahl der Stiftungsgründungen in den Regionen. Das macht es für ländliche Gebiete, denen es z.T. auch an Wohlhabenden mangelt, nicht unbedingt leichter, und zwar


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Stiftungsbestand nach Landkreisen in den Jahren 1989 und 2010 Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Februar 2011)

5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 mehr als 70

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gerade dort, wo die Herausforderungen am GrĂśĂ&#x;ten sind. Insbesondere in Ostdeutschland fallen einzelne Landstriche weit zurĂźck. Aber auch im Westen existieren erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, Landkreisen und Städten.

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In der grĂśĂ&#x;ten Hansestadt, Hamburg, grĂźndeten im Jahr 2010 Bela B. von der Musikgruppe „Die Ă„rzte“, Mark Tavassol von der Band „Wir sind Helden“ und Marcel Eger vom FC St. Pauli sowie Renate Eger die Stiftung Viva con Agua. Was als Verein begann, soll nun als langfristig angelegtes Social Business der Trinkwasserversorgung in den ärmsten Gebieten der Welt dienen. Durch den Verkauf von Quellwasser in Deutschland wird zunächst die Stiftung gespeist, die ihre Erträge wiederum in Projekte der Welthungerhilfe einbringt.

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Die norddeutschen Hochburgen der Stifter sind, wenig ßberraschend, Hamburg, Bremen und Lßbeck. Wenig ßberraschend deshalb, weil die Tatsache in einem engen Zusammenhang mit der hanseatischen Geschichte dieser Städte steht. Doch hat sich auch hier einiges geändert. Denn heute sind es bei Weitem nicht mehr nur wohlhabende Kaufleute, die stiften.

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Kempten

GarmischPartenkirchen

5 – Engagement in Zahlen

111


Eine besondere Stiftungserrichtung – aus traurigem Anlass – gab es in Düsseldorf. Auf der Loveparade am 24. Juli 2010 starben in Duisburg 21 Menschen während einer Massenpanik, Unzählige wurden verletzt. Seither leiden viele Teilnehmer und Angehörige unter psychischen Belastungen. Die L.O.V.E. Stiftung, die durch den DJ und Loveparade-Gründer Dr. Motte initiiert und errichtet worden ist, hilft den überlebenden Opfern und Hinterbliebenen der getöteten Besucher. Idee der Stiftung ist es, ein parteipolitisch unabhängiges Forum zur Klärung der Verantwortlichkeiten zu schaffen. Darüber hinaus begleitet und fördert sie die gemeinsame Auf- und Verarbeitung der Geschehnisse. Als stiftungsfreundlich bekannt sind die wirtschaftlich starken südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Gerade hier entstanden innerhalb der letzten Jahre viele der im Schwerpunktteil dieses Reports beschriebenen Stiftungen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die Innovationskraft der Standorte gepaart mit den vor Ort vorhandenen finanziellen Mitteln bildet hierfür eine sehr gute Basis.

Die Stiftungslandschaft im Osten

112

Potsdam hält seine Spitzenposition im Osten des Landes. Mit 25,9 Stiftungen pro 100.000 Einwohner ist die Stiftungsdichte 2010 erneut gestiegen (Wert 2009: 24,2 Stiftungen pro 100.000 Einwohner). Im Ost-West-Vergleich liegt Potsdam freilich abgeschlagen auf Platz 38. Dennoch, der Trend weist in eine positive Richtung. Genau wie in Berlin, wo sich seit dem Fall der Mauer einiges getan hat. Die Stiftungsdichte betrug dort 2010 21 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. Im Januar 2011 brachte die stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates der Axel Springer AG, Friede Springer,

StiftungsReport 2011/12

80 Millionen Euro in ihre neue Stiftung ein. Nach der Axel Springer Stiftung und der Friede Springer Herz Stiftung ist sie die dritte gemeinnützige Stiftung, die den Namen „Springer“ trägt. Durch sie werden in Zukunft wissenschaftliche, künstlerische und kulturelle Projekte gefördert. Gar nicht weit entfernt von diesen beiden relativ finanzkräftigen Stiftungsstädten ist die Lage schwieriger. Gerade in Brandenburg verschlechtern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vielerorts, insbesondere für junge, weniger qualifizierte Menschen. Wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, selbst eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts, in seiner jüngsten Publikation zur demografischen Lage der Nation mitteilt, bleiben in den abgelegeneren Gebieten die weniger Mobilen, die Alten und Menschen ohne Arbeit zurück. Das macht sich auch bei der Stiftungsdichte bemerkbar, die in Brandenburg am niedrigsten ist. Hier sind nur 151 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts zu Hause. Eine Potsdamer Stiftung hat sich dieser strukturellen Probleme angenommen: Die Stiftung Fachkräfte für Brandenburg, die im letzten Jahr durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam errichtet wurde. „Die Stiftung bietet eine besonders nachhaltige und dauerhafte Variante des Engagements der regionalen Wirtschaft“, so IHK-Hauptgeschäftsführer René Kohl. Gefördert wurde die Gründung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds. Neben der Unterstützung von Auszubildenden mit Leistungsdefiziten sollen auch die gefördert werden, die sich durch besonders gute Leistungen hervorgetan haben. Die Stiftung nimmt ihre Arbeit nur ein Jahr nach Gründung der SINUS-Stiftung auf, die seit 2009 die berufliche Ausbildung von Jugendlichen fördert. Während sich die


Stiftung Fachkräfte für Brandenburg im Kammerbezirk der IHK Potsdam engagiert, ist die SINUS-Stiftung vor allem im südlichen Brandenburg und der Lausitz aktiv. Beide wecken Hoffnung für zurückgefallene Regionen.

In Leipzig wurde 2009 von Bürgerinnen und Bürgern aus Ost und West die Stiftung Friedliche Revolution Leipzig zum 20. Jahrestag des 9. Oktober 1989 gegründet. „Wir wollen die Friedliche Revolution nicht ins Museum stellen, sondern wir wollen weiter gehen und auch heute zum Handeln anstiften. Die Friedliche Revolution muss weiter gehen und auch die Wirtschaft einschließen“, sagt Stiftungsvorstand Christian Führer. Die Stiftung fördert dazu das demokratische Staatswesen in Deutschland, insbesondere soll das bürgerschaftliche,

Der Großraum Berlin ist nicht die einzige Region, in der Stiftungen eine zuträgliche Umgebung vorfinden. Mit Jena und Erfurt schickt Thüringen zwei Städte ins Rennen, die Potsdam im ostdeutschen Vergleich folgen; wenn auch mit recht großem Abstand. Beide haben eine Stiftungsdichte zwischen 13 und 14 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. Auch Sachsen beheimatet mit den zwei alten Handelsstädten Dresden und Leipzig Orte mit alter Stiftungstradition. Insbesondere bürgerschaftliches Engagement ist hier Bestandteil der Stadtkultur.

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Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Februar 2011), Stiftungsaufsichtsbehörden (Februar 2011), Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen; Einwohnerzahlen: Stand 31.12.2009

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5 – Engagement in Zahlen


demokratische und kirchliche Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung unterstützt werden.

Würzburg holt erneut den Titel im Städteranking

Der Stiftungsbestand der ostdeutschen Flächenstaaten (Berlin nicht eingerechnet) liegt heute bei etwa 6,5 Prozent des bundesweiten Gesamtbestandes. Daher haben es hier selbst die besser platzierten Städte schwer, mit den erfolgreichsten Orten im Westen mitzuhalten und einen der oberen Plätze im Städteranking zu erobern.

Zum zweiten Mal in Folge ist Würzburg Stiftungsstadt Nummer eins in Deutschland. Die Stiftungsdichte erhöhte sich erneut, nun auf 77,3 Stiftungen pro 100.000 Einwohner (Vorjahr: 77). Die absolute Zahl der Stiftungen liegt bei 103. Frankfurt am Main hat zwar mehr als viermal so viele Stiftungen zu bieten (485), hat jedoch aufgrund seiner hohen Einwohnerzahl eine Stiftungsdichte von 72,2 Stiftungen. Die bekanntesten Stiftungen in Würzburg sind die Stiftung Juliusspital sowie das Bürgerspital. In Frankfurt dürfen sich Liebhaber der Botanik freuen: Die Stadt errichtete die Stiftung Palmengarten und Botanischer Garten. Ermöglicht hat das Eleonore Beiser, die zu Lebzeiten

Städteranking nach Stiftungen je 100.000 Einwohner Rang Stadt

114

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 … 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80

Bundesland

Dichte

Würzburg Frankfurt am Main Hamburg Oldenburg München Bonn Mainz Münster Hannover Stuttgart

Bayern Hessen Hamburg Niedersachsen Bayern Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Baden-Württemberg

77,3 72,2 67,6 62,0 61,8 61,0 58,7 55,9 55,3 55,2

Ingolstadt Rostock Oberhausen Bottrop Gelsenkirchen Hamm Chemnitz Salzgitter Herne Cottbus

Bayern Mecklenburg-Vorpommern Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Sachsen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Brandenburg

10 20 30 40 50 60 70

9,6 9,4 8,9 8,5 6,9 6,6 6,6 5,8 4,8 3,9

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Februar 2011), Stiftungsaufsichtsbehörden (Februar 2011), Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen; Einwohnerzahlen: Stand 31.12.2009

StiftungsReport 2011/12


regelmäßig den Palmengarten besuchte und ihm ihre gesamten Ersparnisse, immerhin 200.000 Euro, vererbte. Die Stiftung hofft nun auf weitere Stifter mit Begeisterung für Natur und Gärten, denen die grünen Oasen Frankfurts am Herzen liegen. Auch Hamburg spielt wieder ganz oben im Städteranking mit. Dieses Jahr landet die Elbmetropole, weiterhin Stadt mit den meisten Stiftungen (1.199), erneut auf Platz drei. 67,6 Stiftungen kommen hier auf je 100.000 Einwohner. Eine spannende Neugründung ist die Social Business Stiftung. Sie möchte Menschen helfen, ihre Ziele und Bedürfnisse aus eigenem Antrieb zu erreichen, auch wenn ihnen die nötigen Mittel dazu fehlen. Die Stiftung orientiert sich dabei am berühmten Ansatz von Muhammad Yunus, der für seine Grameen Bank, selbst ein Social Business, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Mit Oldenburg, München, Bonn und Mainz werden auf den Plätzen vier bis sieben des Städterankings vier weitere Bundesländer abgedeckt. Saarbrücken, die Hauptstadt des stiftungsärmsten westlichen Bundeslandes, bringt es immerhin auf Platz 30. Hier liegt die Dichte bei 32,4 Stiftungen pro 100.000 Einwohner.

Stiftungen öffentlichen Rechts als Akteure im politischen Umfeld Viele Hundert Stiftungen in Deutschland sind öffentlich-rechtlich. Ihre Zahl wächst parallel zum allgemeinen Trend des Sektors weiter. Gemessen am Kapital bleibt der Staat auch heute noch größter Stifter im Lande. Der Vorteil einer öffentlich-rechtlichen Stiftung gegenüber öffentlichen Verwaltungen liegt vor allem in ihrer höheren Entscheidungsautonomie. Diese ermöglicht es Ziele ins Visier zu nehmen, die von kurzfristigen politischen oder wirtschaftlichen

Prozessen unabhängig sind. Staatliche Körperschaften wie Bund, Länder und Gemeinden nutzen diesen Vorteil, um Teile bestimmter, auch traditionell hoheitlicher Aufgaben des Staates auszugliedern. Eine dieser Aufgaben ist der Naturschutz. In mehreren Bundesländern wurden Landesstiftungen gegründet, die wie die Stiftung Naturschutz Thüringen oder die Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern an langfristen Lösungen arbeiten können. Auch die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg ist eine solch gemeinnützige Stiftung öffentlichen Rechts, deren Errichtung auf Grundlage des brandenburgischen Naturschutzgesetzes stattfand. Damit soll das „Tafelsilber der deutschen Einheit“, die Natur und Landschaft des Landes, geschützt und erhalten werden. Die Stiftung betreibt zwei Tochtergesellschaften: Die Naturwacht Brandenburg und die Flächenagentur Brandenburg GmbH, die ihrerseits wichtige Beiträge zum brandenburgischen Naturschutz leisten. Neben den bereits erwähnten Vorteilen von Stiftungen gegenüber einer öffentlichen Verwaltung kann der NaturSchutzFonds Brandenburg, hier exemplarisch als Stiftung öffentlichen Rechts betrachtet, zusätzliche Gelder, auch aus privaten Quellen, einwerben. Und auch das Management kann durch seine größere Freiheit effizienter gestaltet werden. Dennoch gilt: Die Unabhängigkeit einer solchen Stiftung wird natürlich nur dann gewährleistet, wenn das Grundvermögen angemessen ausfällt und die operativen Führungskräfte nicht gleichzeitig politische Funktionsträger sind. Denn „wenn sich alle Minister in den Stiftungsräten wiederfinden, müssen die Alarmglocken läuten“, warnte Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, bereits im StiftungsReport 2007.

5 – Engagement in Zahlen

115


Ein Geldregen für Ostdeutschland?

Der Staat ganz privat

Unter Umständen wird 2011 für einige Stiftungen des öffentlichen Rechts im Osten der Republik ein sehr gutes Jahr. Nach dem (vorläufigen) Urteil des Kantonsgerichts in Zürich im März 2010 werden die letzten DDR-Parteiengelder zurückgezahlt. Dabei handelt es sich voraussichtlich um einen Betrag von insgesamt 230 Millionen Euro. Bereits zu Beginn der 1990er-Jahre flossen Gelder aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR in beträchtlicher Höhe in Stiftungsneugründungen. Seitdem erfüllen die Stiftung Demokratische Jugend, die Stiftung Nord-Süd-Brücken und die Stiftung West-Östliche Begegnungen in nachhaltiger Art und Weise grundlegende gesellschaftliche Funktionen. Auch Bürgerstiftungen könnten als nachhaltiges Investitionsziel in Betracht kommen. Die Stiftungen warten jedenfalls gespannt auf die Entscheidung der politischen Führungen der Länder.

Wenn der Staat stiftet, entsteht nicht automatisch eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Manchmal, wie im Falle der VolkswagenStiftung, ist eine Stiftung privaten Rechts das Ergebnis. Als die Volkswagenwerk GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, diente der Erlös als Kapital zur Errichtung der Stiftung. Die private Rechtsform bedeutet mehr Autonomie für die Stiftung und weniger staatlichen Einfluss.

Die größten Stiftungen öffentlichen Rechts nach Gesamtausgaben 122 Name

116

Dies gilt auch für die Stiftung Warentest, bei der ein solcher Schritt ganz bewusst getan wurde. Sie entstand auf Beschluss des Deutschen Bundestages im Jahre 1964. Ihre Stärke liegt in ihrer politischen sowie wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Bis zum Jahr 2009 hatte sie bereits rund 5.000 Tests durchgeführt, mit denen insgesamt 85.000 Produkte überprüft wurden. Unter den großen privaten Stiftungen finden sich viele, die sich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagieren, die bekanntesten sind die Umweltstiftung WWF Deutschland und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Gesamtausgaben in Euro

Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts Goethe-Universität Frankfurt am Main Stiftung kreuznacher diakonie Stiftung Preußischer Kulturbesitz Stiftung Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung Stiftung Fachhochschule Osnabrück Spitalstiftung Konstanz Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

200 400 600 800 Mio.

893.697.000* 654.716.000* 266.738.000 259.717.000 171.841.000* 124.000.000 104.998.000 101.559.000* 92.000.000 86.814.000*

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Mai 2011), Finanzdaten aus 2010 bzw. 2009 (*)

StiftungsReport 2011/12


Die größten Stiftungen privaten Rechts nach Gesamtausgaben 122 Name VolkswagenStiftung Robert Bosch Stiftung GmbH Alexander von Humboldt-Stiftung* Studienstiftung des deutschen Volkes e.V.* Bertelsmann Stiftung Deutsche Bundesstiftung Umwelt Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Stiftung Warentest Hans-Böckler-Stiftung Kulturstiftung des Bundes* Deutsche Stiftung Denkmalschutz Dietmar Hopp Stiftung gGmbH Gemeinnützige Hertie-Stiftung Stiftung Mercator ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

Gesamtausgaben in Euro 115.430.000 A 78.816.000 G 75.515.000 A 62.680.000 G 60.315.000 G 52.932.000 G 50.176.000 A 49.200.000 A 48.463.000 G 35.000.000 G 32.053.000 G 27.500.000 A 26.838.000 A 25.580.000 G 23.600.000 G

20 40 60 80 100 120 Mio.

A: Auszahlungen, G: Gesamtausgaben, * überwiegend aus öffentlichen Zuschüssen finanziert Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Mai 2011), Finanzdaten aus 2010

Die Parteinahen: Vereine als Stiftungen Nicht überall wo Stiftung draufsteht, ist auch Stiftung drin. Das ist bei den meisten parteinahen Stiftungen der Fall, denn bis auf die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verwenden politische Stiftungen in Deutschland nicht die klassische Rechtsform der Stiftung. Stattdessen werden Stiftungsstrukturen nachgeahmt. Die tatsächliche Rechtsform entspricht der eines eingetragenen Vereins. Die Finanzierung der parteinahen Stiftungen stammt bis zu 90 Prozent aus Bundesmitteln, die durch das Bundesinnenministerium und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aufgebracht werden. Die Haushaltsvolumina

bestimmen sich nach den Stimmenverhältnissen im Deutschen Bundestag. Ihre Zwecke verfolgen die Stiftungen in Anlehnung an die jeweiligen Leitideen der Parteien. Daher stehen politische Bildung, Unterstützung von Forschungsvorhaben, Stipendiatenförderung sowie Politikberatung regelmäßig in den Satzungszwecken. Über das umfangreiche Engagement der Heinrich-Böll-Stiftung für den Umwelt- und Klimaschutz wurde in den vorangegangenen Kapiteln bereits berichtet. Die KonradAdenauer-Stiftung reflektiert aktuell in einer Schriftenreihe die weltweiten Reaktionen auf die atomare Katastrophe im japanischen Fukushima, die seit dem Erdbeben im März 2011 immer wieder die Schlagzeilen beherrscht. Dabei geht es insbesondere um die Konsequenzen für die jeweilige Atompolitik der Länder. Umweltthemen sowie der Klimawandel stellen jedoch kein Kernthema der Stiftung dar.

5 – Engagement in Zahlen

117


Die Friedrich-Ebert-Stiftung bearbeitet zwar vorwiegend soziale Themen, aber gerade deshalb spielt auch der Klimawandel eine Rolle in ihrer Stiftungsarbeit: Ein Schwerpunkt im Bereich Internationale Energieund Klimapolitik ist die Klimagerechtigkeit. Im März 2011 reagierte auch die FriedrichEbert-Stiftung mit einer Publikation auf die Ereignisse in Japan. Deutlich positioniert hat sich die FriedrichNaumann-Stiftung für die Freiheit: Die FDPnahe Stiftung organisierte in Kooperation mit dem Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE) im Dezember 2009 eine „internationale Klima-Tagung“.123 Das EIKE ist ein Verein, der über keine eigenen Räumlichkeiten verfügt. Es arbeiten auch keine Klimaforscher für das Institut, da EIKE von der Grundannahme ausgeht, dass der Klimawandel nicht nachweislich durch Menschen verursacht werde. EIKE steht in Verbindung mit der US-amerikanischen Szene der Klimaskeptiker, die wiederum gute Kontakte mit energieintensiven Industrien pflegt. Die Agenda der Tagung war geprägt von kritischen Stimmen gegenüber Akteuren, die sich für den Schutz des Klimas stark machen. Hauptredner war der amerikanische Klimaskeptiker Fred Singer.

Bürgerstiftungen am Puls der Zeit Bürgerstiftungen sind in Mode. In den USA, wo es bereits seit über 100 Jahren die so genannten „Community Foundations“ gibt, ist der Sektor natürlich größer. Deutschland hat es aber dank der rasanten Entwicklung mittlerweile auf Platz zwei der Weltrangliste gebracht; zumindest wenn es um die Anzahl dieser Stiftungen geht. Der positive Trend der letzten Jahre setzte sich 2010 fort, auch wenn die Wachstumsrate kleiner ausfiel als in den Jahren zuvor. Insgesamt existieren 274 Bürgerstiftungen in Deutschland. Besonders viele Bürgerstiftungen gibt es in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Einzig das Saarland hat noch keine Bürgerstiftung. Das unabhängige Kompetenzzentrum für alle Fragen zum Thema Bürgerstiftungen in Deutschland ist die Initiative Bürgerstiftungen. Sie fördert die bundesweite Netzwerkbildung und den Erfahrungsaustausch und wirbt in der Öffentlichkeit für die Bürgerstiftungsidee. Die Bürgerstiftungen in Rostock, SaalfeldRudolstadt, Schöneiche und Magdeburg erhielten 2010 das Gütesiegel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Damit erhöhte sich die Zahl der so ausgezeichneten

Die größten parteinahen Stiftungen nach Gesamtausgaben 122 Name

118

Gesamtausgaben in Euro Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. 143.009.000** Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. 125.700.000* Hanns-Seidel-Stiftung e.V. 48.375.000* Heinrich-Böll-Stiftung e.V. 45.647.000 Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit 42.417.000* Rosa-Luxemburg-Stiftung – Gesellschaftsanalyse 29.669.000 und Politische Bildung e.V.

20 40 60 80 100 120 Mio.

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Mai 2011), Finanzdaten aus 2010 bzw. 2009 (*), ** vorläufig

StiftungsReport 2011/12


Regionale Verteilung der Bürgerstiftungen mit Gütesiegel keine 1 2 3 4 5

Sylt Flensburg Fehmarn

Rügen

Kiel Usedom

Rostock Lübeck Cuxhaven Schwerin

Hamburg

Bremerhaven

Wilhelmshaven Emden

Neubrandenburg

Bremen

Oldenburg

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Neuruppin

Potsdam Osnabrück Münster

Wolfsburg

Hannover

Magdeburg

Hildesheim

Bielefeld

Berlin

Cottbus

Paderborn Duisburg

Göttingen

Dortmund

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Kassel

Leipzig

Düsseldorf Köln Aachen

Siegen

Jena

Erfurt

Bonn

Dresden

Gera

Chemnitz

Zwickau

Fulda Koblenz

Coburg Frankfurt

Wiesbaden Mainz

Darmstadt Würzburg Mannheim

Saarbrücken

Nürnberg Regensburg

Karlsruhe Stuttgart

Ingolstadt

Ulm Augsburg München Freiburg Konstanz

Kempten

119

GarmischPartenkirchen

Quelle: Initiative Bürgerstiftungen (2011)

5 – Engagement in Zahlen


Bürgerstiftungen auf 207. Die 200. Gütesiegel-Stiftung war die Bürgerstiftung Magdeburg. Dr. Wilhelm Krull überreichte am 1. Oktober 2010, dem Tag der Bürgerstiftungen, die Gütesiegel-Urkunde während eines Treffens des Arbeitskreises Bürgerstiftungen in Isernhagen bei Hannover. Die Auszeichnung der ostdeutschen Stiftung, die 2009 gegründet wurde, ist auch ein Erfolg der Stiftungsinitiative Ost, die sich seit 2008 für das gemeinschaftliche Stiften in Ostdeutschland einsetzt. Sie berät in den ostdeutschen Bundesländern alle Interessierten kostenlos zu Fragen der Stiftungsgründung. Inzwischen wurden über 25 Gründungen von Gemeinschaftsstiftungen durch die Initiative begleitet. Im Gegensatz zu einer Bürgerstiftung, die viele gemeinnützige Zwecke fördert, setzt sich eine Gemeinschaftsstiftung in der Regel für einen ganz besonderen Schwerpunkt ein.

Entwicklung der BürgerstiftungsFinanzen Wie im Jahr 2008 hat sich auch 2009 das Gesamtkapital aller Bürgerstiftungen mit 20 Millionen Euro um knapp 17 Millionen erhöht und erreicht nun eine Summe von Entwicklung des Gründungsvermögens von Bürgerstiftungen in den Jahren 1996 bis 2009 (in Euro)

kumuliertes Gründungsvermögen

Quelle: Initiative Bürgerstiftungen (Märzumfrage 2010)

30.000.000 28.000.000 26.000.000 24.000.000 22.000.000 20.000.000 18.000.000 16.000.000 14.000.000 12.000.000 10.000.000

Quelle: Initiative Bürgerstiftungen (Märzumfrage 2010) 124

8.000.000 260

6.000.000

240

4.000.000

200

Anzahl Gründungen Gesamtzahl

2.000.000

220

0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Bestand und Gründungen von Bürgerstiftungen

180 160 140 120

Spenden an Bürgerstiftungen von 1998 bis 2009 (in Euro)

3.500.000 Quelle: Initiative Bürgerstiftungen (Märzumfrage 2010)

100

StiftungsReport 2011/12

3.000.000 2.500.000

80

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0

0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

120

4.000.000


140 Millionen Euro. Das Gründungsvermögen der Bürgerstiftungen beträgt inzwischen über 30 Millionen Euro. Für Bürgerstiftungen wurde im letzten Jahr fleißig gespendet: Bis zum März 2010 stiegen die Beträge auf insgesamt über vier Millionen Euro an. Das ehrenamtliche Engagement erlebte ebenfalls einen Wachstumsschub. Im Jahr 2010 wurden 385.000 Stunden, wertvolle Zeitspenden, durch die Aktiven in Bürgerstiftungen geleistet, 40.000 Stunden mehr als noch 2009. Immer mehr Bürgerstiftungen gelingt es durch transparentes wie erfolgreiches Wirtschaften, gute Öffentlichkeitsarbeit und vor allem ihre überzeugende inhaltliche Arbeit, interessierte Bürgerinnen und Bürger für Zustiftungen zu gewinnen. Im Juli 2010 erhielt die Bürgerstiftung Hamburg eine anonyme Zustiftung in Höhe von 15 Millionen Euro – die größte Zustiftung an eine Bürgerstiftung überhaupt. War die 1999 errichtete Förderschwerpunkte und Stiftungszwecke von Bürgerstiftungen (in Prozent) Quelle: Initiative Bürgerstiftungen (Märzumfrage 2010)

mildtätige VölkerZwecke verständigung Wissenschaft andere Umweltschutz Zwecke Kunst und Kultur 4 6 9 generationenübergreifende 4 Projekte Heimatpflege

7

Soziales

10

Bildung und Erziehung

Stiftung mit einem Vermögen von knapp einer Million Euro zuvor auch auf Spenden angewiesen, stehen bei einem angenommenen Zinssatz von drei Prozent künftig allein durch die Erträge jedes Jahr 480.000 Euro für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung.

Einsatz für die Zukunft Mit 57 Prozent bilden die beiden Felder Jugend sowie Bildung und Erziehung die Hauptförderschwerpunkte der Bürgerstiftungen. Der hohe Anteil macht deutlich, wie sehr das Thema mit der Alltagserfahrung der Menschen verbunden ist. Kunst und Kultur, Heimatpflege und soziale Projekte sind ebenfalls wichtige Betätigungsfelder. Der Umweltschutz fällt derzeit mit einem Anteil von einem Prozent gegenüber den anderen Themen noch gering aus; doch wächst auch hier das Engagement stetig. Der regionale Bezug sowie die Offenheit für Zukunftsthemen sind für Bürgerstiftungen wichtig. Beide Aspekte sprechen die Menschen im unmittelbaren Umfeld sowohl auf rationaler als auch emotionaler Ebene an. Diese Vorteile sowie die Möglichkeit, auch mit kleinen Beträgen Stifter werden zu können (zum Teil mit Zustiftungen ab 500 Euro), führen zu einem Rekord im Stiftungswesen: Bürgerstifter bilden mit 16.000 Personen die größte Gruppe lebender Stifter in Deutschland.

32

25

Jugend

Weitere Informationen zu aktuellen Statistiken und Trends rund um das deutsche Stiftungswesen auf der Internetseite des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen unter www.stiftungen.org, www.die-deutschenbuergerstiftungen.de sowie www.stiftungsinitiative-ost.de

5 – Engagement in Zahlen

121


Service Stiftungstypologie Bürgerstiftungen Bürgerstiftungen sind gemeinnützige Stiftungen von Bürgern für Bürger, deren Stiftungszweck möglichst breit gefasst ist und dessen Verwirklichung in einem geografisch begrenzten Raum erfolgt. Sie sind Ausdruck einer selbstbestimmten Bürgerschaft.

Gemeinnützige Stiftung Eine Stiftung ist gemeinnützig, wenn ihr Zweck darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern. Die Anerkennung als gemeinnützig erfolgt durch die Finanzbehörden. Mit dem Status der Gemeinnützigkeit ist regelmäßig die Steuerbefreiung der Stiftung verbunden. Auch sind gemeinnützige Stiftungen berechtigt, Spenden entgegen zu nehmen.

Familienstiftung Kirchliche Stiftung Familienstiftungen dienen ihrem Zweck nach überwiegend dem Interesse der Mitglieder einer oder mehrerer Familien. Errichtet wird die Familienstiftung regelmäßig in der Rechtsform der rechtsfähigen Stiftung bürgerlichen Rechts. Die für eine Steuerbegünstigung erforderliche Förderung der Allgemeinheit liegt bei einer reinen Familienstiftung nicht vor. Sie wird daher auch als privatnützige Stiftung bezeichnet.

Eine kirchliche Stiftung ist eine Stiftung, deren Zweck überwiegend kirchlichen Aufgaben dient. Eine selbstständige kirchliche Stiftung wird durch die kirchliche Aufsichtsbehörde beaufsichtigt. Die Bestimmung als kirchliche Stiftung hängt vom Stifterwillen und der Zustimmung der Kirche ab. Operative Stiftung

Förderstiftung

Eine operative Stiftung führt eigene Projekte durch, bezweckt also nicht nur die Förderung fremder Projekte bzw. die Förderung anderer gemeinwohlorientierter Körperschaften (Förderstiftung).

122

StiftungsReport 2011/12


Was ist eine Stiftung? Der Begriff Stiftung ist im Gesetz nicht definiert. Auch wenn somit nicht automatisch eine bestimmte Rechtsform mit dem Begriff der Stiftung einhergeht, verfügen Stiftungen über einheitliche charakteristische Merkmale. Die Stiftung ist gekennzeichnet als Vermögensmasse, die einem bestimmten Zweck, insbesondere einem gemeinnützigen, auf Dauer gewidmet ist. Welche Zwecke die Stiftung verfolgt und wie ihre innere Organisation aussieht, legt der Stifter nach

Treuhandstiftung Stiftung

Rechtsfähige

Eine Treuhandstiftung, die auch als unselbstständige, nichtrechtsfähige oder fiduziarische Stiftung bezeichnet wird, wird durch einen Vertrag zwischen dem Stifter und dem Treuhänder (Träger) errichtet. Der Stifter überträgt das Stiftungsvermögen dem Treuhänder, der es getrennt von einem eigenen Vermögen gemäß den Satzungsbestimmungen der Stiftung verwaltet. Anders als eine rechtsfähige Stiftung verfügt eine Treuhandstiftung nicht über eine eigene Rechtspersönlichkeit.

seinem Willen in der Satzung fest. Klassisches Instrument zur Verwirklichung eines auf Dauer angelegten Zwecks ist die rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts. Ihre Entstehungsvoraussetzungen sind in den §§ 80 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geregelt, die durch die Landesstiftungsgesetze ausgefüllt werden. Die rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts unterscheidet sich von sonstigen juristischen Personen des Privatrechts (etwa GmbH oder e.V.) durch ihre fehlende Verbandsstruktur. Sie hat keine Mitglieder oder Eigentümer.

Öffentlich-rechtliche Stiftung Stiftungen des öffentlichen Rechts werden von staatlicher Seite durch einen Stiftungsakt, insbesondere per Gesetz, errichtet und verfolgen Zwecke, die von einem besonderen öffentlichen Interesse sind. Unternehmensstiftung Eine Unternehmensstiftung ist eine Stiftung, für die das Unternehmen das Stiftungsvermögen und gegebenenfalls laufende Mittel bereitstellt. Unternehmensverbundene Stiftung

Öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts Anders als eine öffentlich-rechtliche Stiftung wird eine öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts nach den Regeln des Privatrechts errichtet. Der Zusatz „öffentlich“ wird vor allem in Bayern und Baden-Württemberg verwendet und kennzeichnet Stiftungen, die Zwecke verfolgen, die zumindest teilweise dem Gemeinwohl dienen. Eine öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts ist meistens, aber nicht notwendigerweise, gemeinnützig.

Unternehmensverbundene Stiftungen halten Anteile an Unternehmen oder betreiben selbst ein Unternehmen. Sie werden häufig als Instrument zur Regelung der Unternehmensnachfolge eingesetzt. Verbrauchsstiftung Eine Verbrauchsstiftung nennt man eine Stiftung, deren Grundstockvermögen nach dem Willen des Stifters in einer bestimmten Zeitspanne ganz oder zum Teil für die Verwirklichung des Stiftungszwecks eingesetzt werden soll.

Service

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Stiftungsgründung in fünf Schritten

1

Entwurfserstellung der schriftlichen Satzung und des Stiftungsgeschäfts entsprechend dem Stifterwillen unter Beachtung der Formerfordernisse sowie der steuerlichen Anforderungen, falls eine Steuerbegünstigung angestrebt wird (vgl. §§ 51 ff. der Abgabenordnung).

2

Abstimmung der Entwürfe mit der zuständigen Stiftungsaufsicht und dem zuständigen Finanzamt.

3

Einreichung der Stiftungssatzung und des Stiftungsgeschäfts bei der Stiftungsaufsicht mit dem Antrag auf Anerkennung.

4

Einreichung beim zuständigen Finanzamt mit Antrag auf Erteilung einer Steuernummer und Beantragung der vorläufigen Bescheinigung der Gemeinnützigkeit.

5

Nach Anerkennung und Erteilung der vorläufigen Bescheinigung der Gemeinnützigkeit: Einzahlung des Stiftungskapitals/Übertragung des Stiftungsvermögens. Weitere Informationen rund um die Stiftungsgründung, Service- und Beratungsangebote sowie Wissenswertes zur deutschen Stiftungslandschaft finden Sie auf der Webseite des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen unter www.stiftungen.org. Oder Sie bestellen den Ratgeber

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Die Gründung einer Stiftung Ein Leitfaden für Stifter und Berater StiftungsRatgeber Bd. 1 Bundesverband Deutscher Stiftungen Berlin 2008, 158 Seiten

Wie gestalte ich das Stiftungsdepot ökologisch um? Nachhaltiger Vermögensanlageerfolg ohne Ertrags- und Reputationsrisiko für Stiftungen: In Zeiten von Finanz- und Umweltkatastrophen wünschen sich viele Stiftungen genau dieses. Zur Umgestaltung des Stiftungsdepots bedarf es folgender Schritte: 1. Festlegung von Kriterien: Was versteht die Stiftung unter ökologisch verträglicher Finanzanlage? Häufig werden Ausschlusskriterien (Atomenergie, Umweltgifte etc.) von weiteren Prinzipien flankiert, die die Auswahl unter den umweltverträglichsten Unternehmen einer Branche bewirken sollen („Best in Class“-Ansatz). Ökologische Aspekte sollten auch bei der Auswahl von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren eine Rolle spielen. Orientierung finden Anleger bei ökologischen Börsenindizes, wie zum Beispiel dem Global Challenges Index der Börse Hannover. 2. Start des Steuerungskreislaufs: Anhand der eigenen schriftlichen Anlagerichtlinien kann der Stiftungsvorstand das bestehende Portfolio analysieren. Die Produkte, die nicht auf der „grünen Liste“ landen, sollten sukzessiv verkauft und durch ökologisch korrekte Finanzprodukte ersetzt werden. In der Folgezeit sollte man diese Schritte regelmäßig absolvieren und ggf. die Anlagerichtlinien weiter entwickeln. Leitlinie bei der Umgestaltung des Stiftungsanlagedepots sollte Pragmatismus statt Dogmatismus sein. Dabei bietet die Rating-Agentur Oekom Research den Mitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Unterstützung durch ein kostenloses Nachhaltigkeitsscreening des Depots. www.stiftungen.org/ finanzen

StiftungsReport 2011/12


Empfehlungen für Stiftungen zum Klimaschutz vom 18. März 2010 Vor dem Hintergrund der Diskussionen zum Klimaschutz und der Verhandlungen im Kopenhagen-Folgeprozess haben sich deutsche Stiftungen am 18. März 2010 in Berlin getroffen, um den aktuellen Stand sowie Folgerungen für ihre zukünftigen Stiftungsaktivitäten in diesem Handlungsfeld zu besprechen. Dabei wurde die Oberstdorfer Erklärung des Arbeitskreises Umwelt, Natur, Gesundheit im Bundesverband Deutscher Stiftungen vom 5. Oktober 2007 ausdrücklich bestätigt und als Grundlage der nachfolgenden Empfehlungen verstanden. [Anmerkung der Redaktion: Die Oberstdorfer Erklärung finden Sie im Dokumentationsteil der StiftungsWelt 01-2008, S. D2 oder online unter www.stiftungen.org/umwelt.] Klimaschutz und die Reduzierung der Folgen des Klimawandels sind Querschnittsthemen, zu denen neben den Umwelt-, Wissenschafts- und Entwicklungshilfestiftungen auch die meisten anderen Stiftungen Beiträge mit folgenden Zielsetzungen leisten können und sollen: zum unmittelbaren Klimaschutz, indem sie ihre Energieeffizienz verbessern und für ihre Aktivitäten eine CO2 -Neutralität anstreben; zur satzungszweckgerechten Unterstützung von Maßnahmen zur Energieeinsparung und Steigerung der Energieeffizienz, zur Nutzung und zum Ausbau erneuerbarer Energien sowie zu Projekten, die einen nachhaltigen, klimafreundlichen Lebensstil fördern; zur Verbreitung von guten Ideen rund um Klimaschutz und Klimawandel, z.B. im Bildungsbereich, über die jeweilige Stiftung hinaus; zur Anpassung an unvermeidliche Klimaveränderungen hier und im Ausland; zur Klärung der wissenschaftlichen Grundlagen eines möglichst effizienten und klimafreundlichen Handelns. Die Tagungsteilnehmer empfehlen daher dem Bundesverband Deutscher Stiftungen als dem zentralen Netzwerk gemeinnütziger deutscher Stiftungen, eine stärkere und proaktive Rolle zur Erreichung der genannten Ziele zu übernehmen, insbesondere im Kreis der Stiftungen:

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1. Der Bundesverband sollte mit kommunikativen Mitteln die Idee der „klimafreundlichen und klimaneutralen Stiftung“ populär machen. Hierzu sollten Handlungsanleitungen und Beispiele aus dem Stiftungswesen in seinen Medien und Veranstaltungen kommuniziert werden, um Vorbilder zu vermitteln und Handlungsschwellen zu senken.

Service


2. Der Bundesverband sollte konkrete Hilfestellung und Kontakte für Stiftungen organisieren, die ihre Klimabilanz verbessern wollen. Dazu sollte insbesondere gehören, dass er die interessierten Stiftungen berät oder entsprechende Beratung durch andere geeignete Institutionen oder Netzwerke organisiert. Ebenfalls sollte hierzu die Vorauswahl von geeigneten und kostengünstigen Service-Angeboten Dritter gehören, z.B. in den Bereichen Vermögensanlage mit nachhaltigen/ökologischen Kriterien, klimaschonender Druck und Grünstrom. 3. Der Bundesverband sollte entsprechende Plattformen zur Kooperation und Vernetzung von Stiftungen auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung und des Klimaschutzes bereitstellen. Er sollte auf diese Weise deren Bemühungen verstärken, z.B. in den Bereichen Vermögensanlage, Forschung, Bildung, konkrete Klimaschutzprojekte, Anpassungsmaßnahmen, Technologiekooperationen mit Schwellen- und Entwicklungsländern, Schutz von Moor- und Waldgebieten etc. innerhalb des Verbands: 1. Der Bundesverband sollte sich als strategisches Ziel bis 2015 vornehmen, selbst ein „klimaneutraler Verband“ zu werden und die im Zusammenwirken mit anderen entwickelte strategische Planung zur Erreichung dieses Ziels schrittweise umsetzen. Das Ziel und der Zielerreichungsprozess sollten vorbildgebend im Verbändewesen kommuniziert werden. 2. Bei Jahrestagungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen ist das Thema der nachhaltigen Entwicklung grundsätzlich zu berücksichtigen. Die Inhalte der nachhaltigen Entwicklung stellen einen integralen Bestandteil der Tagungen des Bundesverbandes dar. Es ist zu überlegen, ob die Jahrestagung 2012 das Thema „20 Jahre nach Rio – Nachhaltige Entwicklung und Stiftungen“ behandelt. im politischen Bereich und in der interessierten Öffentlichkeit: 1. Der Bundesverband sollte das Kooperationsangebot des Bundesumweltministeriums aufgreifen und einen Prozess zum organisierten Zusammenwirken mit den Stiftungen einleiten, um z.B. konkrete Kooperations-Projekte zwischen Stiftungen, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und staatlichen Akteuren zu ermöglichen. 2. Der Bundesverband unterstützt Kampagnen, die die Ziele dieser „Stiftungsempfehlungen“ befördern. Für die Stiftungen:

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Dr. Lutz Spandau Leiter des Arbeitskreises Umwelt, Natur, Gesundheit (www.stiftungen.org/umwelt) Vorstand Allianz Umweltstiftung

StiftungsReport 2011/12

Klaus Milke Stifter und Vorstand Stiftung Zukunftsfähigkeit (www.stiftungzukunft.de)


Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen Die Idee für eine Interessenvertretung der unterschiedlichen Erscheinungsformen deutscher Stiftungen wurde in einer der traditionsreichsten Stiftungen des Landes, der Fuggerei in Augsburg, geboren. Im Jahr 1948 als „Arbeitsgemeinschaft bayerischer Wohltätigkeits-, Erziehungs- und Kultusstiftungen“ gegründet, erhielt der Verband 1990 seinen heutigen Namen. Aus einem kleinen Kreis ist mittlerweile eine Stiftungsfamilie mit über 3.600 Mitgliedern erwachsen. Dazu gehören Stiftungen, Freunde des Stiftungswesens und Stiftungsverwaltungen, die eine Vielzahl weiterer Stiftungen repräsentieren. Jede der Mitgliedsstiftungen ist einzigartig – im Typ, in der Struktur und Größe, in ihrem Anliegen und Zweck. Damit repräsentiert der Bundesverband Deutscher Stiftungen die bunte deutsche Stiftungslandschaft und rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro. Mitglieder profitieren von einem breit gefächerten Informations-, Service- und Beratungsangebot, von Praxiserfahrungen und Kontakten. Die thematische Stiftungsvielfalt spiegelt sich in Arbeitskreisen, Foren und Gesprächskreisen wider. Neben vielfältigen Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet organisiert der Verband jedes Jahr mit dem Deutschen StiftungsTag den größten Stiftungskongress in Europa und stärkt damit die Aufmerksamkeit für Stiftungen in der Öffentlichkeit. Mit der Verleihung des Deutschen Stifterpreises und der Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen ehrt der Verband herausragende Personen und würdigt deren stifterisches Engagement. Beispiele guter Stiftungskommunikation werden mit dem KOMPASS ausgezeichnet. Auf politischer Ebene macht sich der Bundesverband Deutscher Stiftungen für die Verbesserung der rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen stark. Der Professionalisierung des Stiftungswesens dienen die im Jahr 2006 von den Mitgliedern verabschiedeten Grundsätze Guter Stiftungspraxis, die gemeinnützigen Stiftungen einen Orientierungsrahmen für verantwortungsvolles und effektives Stiftungshandeln geben. Zu ihren wichtigsten Aussagen zählt das Transparenzgebot, welches verdeutlicht, dass die Bereitstellung von Informationen ein Ausdruck originärer Verantwortung jeder gemeinnützigen Organisation gegenüber der Gesellschaft ist. Der Verband, der eine solidarische Gemeinschaft bildet, versteht sich als Partner der deutschen Stiftungen. Er spürt Trends auf und hilft, dass sich neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements entwickeln können. Der Förderung der neueren Erscheinungsform der Bürgerstiftung dient z.B. das Projekt „Initiative Bürgerstiftungen“. Kontakt

Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -71 post@stiftungen.org | www.stiftungen.org


Gemeinnütziges Geschäftsmodell, Fokussierung und Wachstum durch Kooperationen Mit Blick auf nationale und internationale politische Rahmenbedingungen (Internationale Beziehungen) und wissenschaftlich begleitet (Gesellschaft neu denken) hat die BMW Stiftung Herbert Quandt ihr gemeinnütziges Geschäftsmodell zur Förderung sozialer Innovationen konsequent fokussiert: Mit ihren YoungLeaders-Foren motiviert sie jüngere Führungskräfte im Alter zwischen 30 und 45 Jahren zu mehr bürgerschaftlicher, sozialunternehmerischer und politischer Beteiligung und Mitgestaltung (Responsible Leadership) und initiiert damit neue und nachhaltige Formen sektorenübergreifender Zusammenarbeit (Transsektorales Engagement). Da die Stiftung in allen Arbeitsbereichen immer häufiger als Partner von privaten und öffentlichen Akteuren angefragt wird, kann sie in den nächsten Jahren ihre gesellschaftspolitischen, wissenschaftlichen und praxisfördernden Programme systematisch ausweiten. Als Leitmotiv hat sich die BMW Stiftung Herbert Quandt dem Ziel verpflichtet, einen originären und wirksamen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu leisten.

Weitere Informationen zum Profil und Programm der BMW Stiftung Herbert Quandt finden Sie unter: www.bmw-stiftung.de


Deutsche Bundesstiftung Umwelt Mit einem Stiftungskapital von rund 1,8 Mrd. Euro ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine der größten Stiftungen in Deutschland und die größte Umweltstiftung der Welt. 1991 nahm die DBU die Stiftungsarbeit auf und hat seitdem über 7.700 Projekte mit rund 1,35 Mrd. Euro Fördervolumen unterstützt. Sie fördert Projekte aus den Bereichen Umwelttechnik, Umweltforschung und Naturschutz sowie Umweltkommunikation und Kulturgüterschutz. Für eine Förderung stehen dabei die Kriterien Innovation, Modellcharakter und Umweltentlastung im Vordergrund. Dies bedeutet, dass sich die Vorhaben klar vom gegenwärtigen Stand der Forschung und Technik abgrenzen und eine Weiterentwicklung darstellen müssen. Die Innovation soll zudem für eine breite Anwendung, z. B. eine ganze Branche, interessant sein und sich unter marktwirtschaftlichen Konditionen zeitnah umsetzen lassen. Und schließlich sollen mit der Innovation neue, ergänzende Umweltentlastungspotenziale erschlossen werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt setzt bei ihrer Fördertätigkeit insbesondere auf den produkt- und produktionsintegrierten Umweltschutz. Durch diese Herangehensweise werden die Ursachen von Umweltbelastungen angegangen, anstatt die Sünden der Vergangenheit zu korrigieren. Im Mittelpunkt der Förderung stehen kleine und mittlere Unternehmen. Gerade bei der Entwicklung von individuell optimierten Lösungen liegt bei diesen Unternehmen ein reichhaltiges Potenzial zur Umweltentlastung vor. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt will kleinen und mittleren Unternehmen eine Chance geben, ihre Ideen umzusetzen, häufig in Kooperation mit Forschungseinrichtungen. Hinzu kommen Projekte zum Schutz des nationalen Natur- und Kulturerbes sowie der Umweltbildung. Die DBU hat zwei Töchter: Das Zentrum für Umweltkommunikation gGmbH verbreitet die Ergebnisse der Projekte und multipliziert damit die Umweltentlastungswirkung. Ein eigenes Tagungszentrum wird in Osnabrück betrieben. Die DBU-Naturerbe GmbH betreut rund 46.000 ha wertvoller Naturschutzflächen, die sich in Eigentum der DBU befinden. Bei der DBU und ihren Töchtern sind ca. 200 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Informationen zur DBU finden Sie unter www.dbu.de


Baden-Württemberg Stiftung: Stark für Land und Leute. Seit ihrer Errichtung im Jahr 2000 ist die Baden-Württemberg Stiftung die Innovationswerkstatt des Landes. In Deutschland und innerhalb der Europäischen Union steht Baden-Württembergs Innovationskraft an erster Stelle. In keinem anderen Land sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, der Anteil der Erwerbstätigen in forschungsintensiven Industriezweigen und die Patentdichte höher als in Baden-Württemberg. Die Stiftung will mit ihren Aktivitäten dazu beitragen, dass das Land diese Vorreiterrolle auch in Zukunft behaupten kann. Seit über zehn Jahren investiert sie deshalb gezielt und intensiv in zukunftsträchtige Schlüsseltechnologien, vielfältige Bildungsmaßnahmen und in die soziale Kompetenz der Bürgerinnen und Bürger. Die Baden-Württemberg Stiftung möchte die Menschen im Land dazu ermutigen, selbst zu aktiven Gestaltern ihrer Zukunft zu werden. Mit Ideen, die neue Forschungsfelder eröffnen, Bildungschancen für alle Menschen ermöglichen und die sie stark machen, den Herausforderungen der Zukunft kompetent und kreativ zu begegnen. Denn hoch qualifizierte Menschen bringen Innovationen hervor, die die Basis für soziale Absicherung bilden, optimale Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen und damit langfristigen Wohlstand sichern. Die Baden-Württemberg Stiftung nutzt alle verfügbaren Quellen, Expertenwissen und wissenschaftliche Studien, um Themen der Zukunft sowie Trends in Forschung, Bildung und Sozialer Verantwortung zu identifizieren. Die Programme und Projekte selbst werden von der Stiftung entwickelt oder aus Ideen gestaltet, die von außen an sie herangetragen werden. Mit Weitblick und Kompetenz ebnet die Baden-Württemberg Stiftung den Weg für Menschen, die mit ihren Visionen und Fähigkeiten unsere gemeinsame Zukunft erfolgreich gestalten wollen. www.bwstiftung.de


Die Robert Bosch Stiftung Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland. Seit mehr als 40 Jahren folgt sie dem philanthropischen Vermächtnis des Firmengründers Robert Bosch. Dieser hatte mit unternehmerischer Vision, politischer Weitsicht, Zivilcourage und seinen gemeinnützigen Initiativen Maßstäbe für die Arbeit der Robert Bosch Stiftung gesetzt. 1964 wurden die zum Nachlass gehörenden Geschäftsanteile der Familie Bosch an der Robert Bosch GmbH auf die von Robert Bosch bereits 1921 gegründete Vermögensverwaltung Bosch GmbH übertragen, die 1969 ihren Namen in Robert Bosch Stiftung GmbH änderte. Die Robert Bosch Stiftung verfolgt ihre Ziele mit eigenen Programmen und Einrichtungen, aber auch durch Förderung geeigneter Projekte und Initiativen Dritter zur Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben. In vielen Projekten der Stiftung werden – den Werten und dem Auftrag Robert Boschs folgend – Lösungen für soziale und gesellschaftliche Themen erarbeitet und erprobt. Dazu zählen etwa Bildung, Gesundheit, Völkerverständigung, die Förderung der Bürgergesellschaft, Integration von Migranten, die Gestaltung des demografischen Wandels, Alter sowie die nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Die Dividende, die die Stiftung als Gesellschafterin der Robert Bosch GmbH erhält, ermöglicht diese Vorhaben. Auf dem Gebiet der Völkerverständigung setzen wir vor allem auf die Begegnung junger Menschen. Ein Gipfeltreffen der Bürger Europas, ein Programm zum Austausch junger Führungskräfte aus den Regierungsverwaltungen Europas und die Einladung amerikanischer Nachwuchsführungskräfte sind Beispiele dafür. Wichtig ist uns aber auch die Einbeziehung von Multiplikatoren und Journalisten, für die wir zum Beispiel Reisen in viele unserer Zielländer anbieten.

Reformen beschleunigen Mit dem Deutschen Schulpreis und einer Vielzahl weiterer Bildungsprogramme will die Stiftung einen Beitrag dazu leisten, Bildungsreformen in Deutschland zu beschleunigen. Sie beschäftigt sich verstärkt mit dem Übergang von Schule zu Ausbildung und Beruf. Beim Thema „Alter und Demographie“ steht die Frage im Mittelpunkt, wie Altersbilder verändert werden müssen, damit die Potenziale älterer Menschen deutlicher wahrgenommen werden. Mehr Informationen im Internet: www.bosch-stiftung.de


Anmerkungen und Literatur Editorial 1

Fleisch, Hans und Norbert Röttgen (2010): Klimaschutz als Kooperationsaufgabe. Stiftung & Sponsoring 4: 24–25. 2 Bundesverband Deutscher Stiftungen (2007): Oberstdorfer Erklärung, www.stiftungen.org/fileadmin/ bvds/de/Termine_und_Vernetzung/Arbeitskreise/ AK_Umwelt/2007_Oberstdorfer_Erklaerung.pdf, Stand 05.10.2010. 3 Pearce, Fred, Gabriele Gockel und Barbara Steckhan (2007): Das Wetter von Morgen. Wenn das Klima zur Bedrohung wird. München: Antje Kunstmann. Siehe auch: Jaeger, Carlo C. und Julia Jaeger (2010): Warum zwei Grad? Aus Politik und Zeitgeschichte 32–33: 7–15. 4 IPCC (2007): Summary for Policymakers. S. 7–22 in: Martin L. Parry, Osvaldo F. Canziani, Jean P. Palutikof, Paul J. van der Linden und Clair E. Hanson (Hg.): Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge: Cambridge University Press. 5 Messner, Dirk und Stefan Rahmstorf (2010): Kipp-Punkte im Erdsystem und ihre Auswirkungen auf Weltpolitik und Wirtschaft. S. 261–280 in: Tobias Debiel (Hg.): Globale Trends 2010. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 6 Zit. nach: Süddeutsche Zeitung, 11.12.2010. 7 Brunnengräber, Achim (2009): Die politische Ökonomie des Klimawandels. München: oekom verlag. 8 Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2010): Klimapolitik nach Kopenhagen. Auf drei Ebenen zum Erfolg. Politikpapier Nr. 6: S. 1–20. 9 Ebenda. 10 Schellnhuber, Hans Joachim: Vortrag „How dangerous is climate change“, Konferenz „Our Common Future“ am 4.11.2010 in Hannover. 11 Jacobeit, Jucundus (2007): Zusammenhänge und Wechselwirkungen im Klimasystem. S. 1–16 in: Wilfried Endlicher und Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe (Hg ): Der Klimawandel. Einblicke, Rückblicke und Ausblicke. Potsdam: Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG). 12 Allianz Umweltstiftung (2009): Informationen zum Thema „Klimaschutz“: Erkenntnisse, Lösungsansätze und Strategien. München: Allianz Umweltstiftung. 13 Rahmstorf, Stefan und Hans Joachim Schellnhuber (2007): Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie. München: C.H. Beck. 14 Ebenda. 15 Heinrich-Böll-Stiftung (2010): Auf dem Weg zu einem neuen Klima-Netzwerk, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung. 16 Ebenda. 17 Messner, Dirk und Stefan Rahmstorf (2010): Kipp-Punkte im Erdsystem und ihre Auswirkungen auf Weltpolitik und Wirtschaft. S. 261–280 in: Tobias Debiel (Hg.): Globale Trends 2010. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. Kapitel 1

132

18 Balser, Markus und Alexandra Borchardt (2010): Die Macht des Wandels. Süddeutsche Zeitung, 20. Juli 2010. 19 Scholz, Imme (2010): Klimawandel und mögliche Anpassungsmaßnahmen. S. 279–298 in: Tobias Debiel (Hg.): Globale Trends 2010. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 20 Statistisches Bundesamt (2008): Datenreport 2008. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 21 Haberl, Tobias (2010): Authentisch. http://sz-magazin. sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34916/, Stand 03.12.2010.

StiftungsReport 2011/12

22

Brundtland, Gro Harlem (1987): Unsere gemeinsame Zukunft, Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven: Eggenkamp-Verlag. 23 Rat für Nachhaltige Entwicklung (2010): Was ist Nachhaltigkeit? www.nachhaltigkeitsrat.de/nachhaltigkeit /?size=tlnkccxndmqxghhc, Stand 03.12.2010. 24 Lexikon der Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeitsdreieck. www.nachhaltigkeit.info/artikel/ nachhaltigkeitsdreieck_1395.htm, Stand 03.12.2010. 25 Bundesregierung (2002): Perspektiven für Deutschland. www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/__ Anlagen/2006-2007/perspektiven-fuer-deutschlandlangfassung,templateId=raw,property=publicationFile. pdf/perspektiven-fuer-deutschland-langfassung, Stand 01.06.2011. 26 Deutsche Umweltstiftung (2011): EU schließt Kartellverfahren wegen Laufzeitverlängerung nicht aus. Pressemitteilung vom 14. Januar 2011. www. deutscheumweltstiftung.de/index.php?option=com_ content&view=article&id=144:eu-schliesstkartellverfahren-wegen-laufzeitverlaengerung-nichtaus&catid=36:pressemeldungen&Itemid=215, Stand 31.05.2011. 27 WWF-Deutschland (2009): Modell Deutschland. Klimaschutz bis 2050. www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/ pdf_neu/WWF_Modell_Deutschland_Endbericht.pdf, Stand 31.05.2011. 28 Ebenda. 30 Spiegel (2010): Die Dagegen-Republik. Der Spiegel 35. 31 Becker, Ralf et al. (2009): CCS – Rahmenbedingungen des Umweltschutzes für eine sich entwickelnde Technik. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. 32 Interview mit Claudia Langer am 4.10.2010. 33 O’Neill et al. (2010): Global demographic trends and future carbon emissions. Proceedings of the National Academy of Sciences 107 (41): 17521–17526. 34 Lachauer, Chloé (2005): Die Welt als gigantische MegaCity? www.cap-lmu.de/aktuell/positionen/2005/welt.php, Stand 31.05.2011. 35 Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (2006): Wie viele Menschen (er)trägt die Erde? Hannover: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. 36 Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2010): Bevölkerungswachstum als Triebfeder des Klimawandels. Newsletter 109. 37 Die Zeit (2003): „Wir haben 30 Jahre verloren“. www.zeit.de/2004/02/Meadows_Interview?page=all, Stand: 06.12.2010. 38 Rifkin, Jeremy (2010): Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. Frankfurt am Main: Campus Verlag. 39 Stiftung neue Verantwortung (2010): „Die aktuelle Wachstumskritik ist unreflektiert und greift zu kurz“. www.stiftung-nv.de/141543,1031,141260,-1.aspx, Stand 31.05.2011. 40 Jaeger, Carlo: Vortrag auf der Jahrestagung des Nachhaltigkeitsrates am 27.09.2010. 41 Diefenbacher, Hans und Roland Zieschank (2009): Ein Vorschlag für einen neuen Wohlfahrtsindex – Intentionen, Konstruktionen, Interpretationen und offene Fragen. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. 42 Ebenda. 43 Süddeutsche Zeitung (2008): „Es geht darum, weniger zu konsumieren“. www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ analytiker-dennis-Meadows-es-geht-darum-weniger-zukonsumieren-1.533394-2, Stand 06.12.2010.


44 Schor, Juliet B., Vortrag „Wie wir sind – Ausprägung, Ursachen und Folgen der westlichen Konsumkultur.“ Zweite Konferenz des Denkwerks Zukunft „Weichen stellen. Wege zu zukünftigen Lebensweisen“ am 15.01.2011 in Berlin. 45 Dittrich, Monika (2010): Deutschlands Naturkonsum in der Welt. Aachen: Aachener Stiftung Kathy Beys. 46 Messner, Dirk und Stefan Rahmstorf (2010): Kipp-Punkte im Erdsystem und ihre Auswirkungen auf Weltpolitik und Wirtschaft. S. 261–280 in: Tobias Debiel (Hg.): Globale Trends 2010. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 47 Heinrich-Böll-Stiftung (2010): Auf dem Weg zu einem neuen Klima-Netzwerk, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung. 48 www.klima-der-gerechtigkeit.de 49 Interview mit Lili Fuhr am 09.09.2010. 50 Heinrich-Böll-Stiftung (2007): Hotspots, DVD, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung. 51 Heinrich-Böll-Stiftung (2010): Auf dem Weg zu einem neuen Klima-Netzwerk, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung. 52 Loster, Thomas (2008): Die Armen trifft es am härtesten. Dossier welt-sichten „Klimawandel und Armut“: 1–24. 53 Ebenda. 54 Kreft, Sönke et al. (2010): Die Millenniumsentwicklungsziele und der Klimawandel. Bonn: Germanwatch. 55 Kramer, Mark R. (2009): Catalytic Philanthropy. Stanford Social Innovation Review Fall 2009: 30–35.

Kapitel 2 56 Rahmstorf, Stefan und Hans Joachim Schellnhuber (2007): Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie. München: C.H. Beck. 57 Weizsäcker, Ernst Ulrich von et al. (2010): Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum. München: Droemer. 58 Jaeger, Carlo C. et al. (2009): Eckpunkte einer nachhaltigen Antwort auf die Wachstumskrise. Gutachten im Rahmen der Studie „Wege aus der Wachstumskrise“ im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Berlin: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. 59 VolkswagenStiftung (2007): Das Klimaproblem kann gelöst werden. Pressemitteilung vom 14.09.2007. www.volkswagenstiftung.de/service/presse/archivpressemitteilungen/pm/das-klimaproblem-kann-geloestwerden.html, Stand 01.06.2011. 60 Kemfert, Claudia (2010): Sind wirtschaftliches Wachstum und ein Klimaschutz, der die Erderwärmung bei 2° plus hält, vereinbar? Böll Thema: Going Green 1/2010: 26–27. 61 Sinn, Hans-Werner (2009): Das grüne Paradoxon. Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik. Berlin: Econ Verlag. 62 Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (2011): www.awi.de/de/forschung/tiefsee/artenvielfalt_ und_funktionsweise_polarer_tiefsee_oekosysteme/ tiefsee_langzeitobservatorium_hausgarten, Stand 01.06.2011. 63 Ozean der Zukunft (2008): CO 2 -Aufnahme des Meeres. www.ozean-der-zukunft.de/forschungsfelder/ ozeanwandel/cosub2sub-aufnahme-des-meeres/fakten. Stand: 01.06.2011. 64 Khatiwala, Samar, François Primeau und Timothy Hall (2009): Reconstruction of the history of anthropogenic CO 2 concentrations in the ocean. Nature 462: 346–349. 65 Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (2010): Pressemitteilung vom 9. November 2010, www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/ pressemitteilungen/detail/item/olivine/?cHash=f3937f0b 45d0043542a3112e39a0de18, Stand 01.06.2011. 66 Sterner, Michael (2010): Nachhaltige Weltenergiesysteme – Wege in eine kohlenstoffarme Energiezukunft. S. 301 in: Tobias Debiel (Hg.): Globale Trends 2010. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

67

Laut Informationen der Allianz Umweltstiftung (2009: 8) beruht der Rest des in die Atmosphäre dringenden CO2 überwiegend auf der Brandrodung großer Waldgebiete. Methan hat zwar nur einen Anteil von 20 Prozent, ist allerdings auch 20-mal wirksamer als CO 2. Lachgas, mit seinem sechsprozentigen Anteil ist sogar 300-mal wirksamer als CO 2. Die verbleibenden 14 Prozent fallen auf verschiedene andere Gase. 68 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010): Erneuerbare Energien in Zahlen. Nationale und internationale Entwicklung. Berlin: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit . 69 Ebenda. 70 Ebenda. 71 Klaus, Thomas et al. (2010): Energieziel 2050: 100% Strom aus erneuerbaren Quellen. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. 72 Informationen von der Homepage der International Renewable Energy Agency: www.irena.org, Stand 15.12.2010. 73 Ramge, Thomas (2008): Der Mann mit dem roten Quadrat. brand eins, Nr. 02. www.brandeins.de/archiv/ magazin/das-marketing-ist-tot-es-lebe-das-marketing/ artikel/der-mann-mit-dem-roten-quadrat.html, Stand 21.03.2011. 74 Zerbel, Miriam (2011): Gespannte Ruhe bei Desertec in München. Welt am Sonntag, 6. März 2011. http:// www.welt.de/print/wams/vermischtes/article12710481/ Gespannte-Ruhe-bei-Desertec-in-Muenchen.html, Stand 21.03.2011. 75 Eurosolar. Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien e.V. (2009): Ein Luftschloss auf Sand gebaut. www.eurosolar.de/de/index.php?option=com_content& task=view&id=1046&Itemid=254, Stand 01.06.2011. 76 Hermann Scheer (2009): Wüstenstrom für Europa ist eine Fata Morgana. www.hermannscheer.de/de/index. php?option=com_content&task=view&id=662&Item id=17: Pressemitteilung vom 13.07.2009, Stand 15.01.2011. 77 Kaufmann, Matthias (2009): „Die Kalkulation von Desertec ist absurd“. Interview mit Hermann Scheer vom 13.07.2009. www.manager-magazin.de/unternehmen/ energie/0,2828,635955,00.html, Stand 15.01.2011. 78 Deutsches GeoForschungsZentrum (2011): Ganzheitlicher Ansatz. www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/ Struktur/GeoEngineering-Zentren/Internationales+ Geothermiezentrum/00Ansatz, Stand 01.06.2011. 79 Siebold, Heinz (2010): Mappus lässt Risse bezahlen. Stuttgarter-Zeitung, 20. Dezember 2010. 80 Ebenda. 81 Deutsches GeoForschungszentrum (2008): Beginn der unterirdischen CO 2 -Speicherung in Ketzin. Pressemitteilung vom 30.06.2008. www.gfz-potsdam.de/ portal/gfz/Public+Relations/Pressemitteilungen/ArchivePMs/2008/0806301700-PM-GFZ-Potsdam-CO2SINK, Stand 06.01.2011. 82 NABU – Naturschutzbund Deutschland (2010): Bei der CO 2 -Deponierung Mensch und Natur schützen. www.nabu.de/themen/klimaschutz/ nationalerklimaschutz/10833.htm, Stand 15.01.2011. 83 Zit. nach: Süddeutsche Zeitung 19./20.02.2011. 84 von Weizsäcker, Ernst Ulrich, Karlson Hargroves und Michael Smith (2010): Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum. München: Droemer. 85 Simon, Hermann (2007): Hidden Champions des 21. Jahrhunderts: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Frankfurt am Main: Campus Verlag. 86 TEEB (2010): Die Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität: Die ökonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren. (TEEB (2010) The Economics of Ecosystems and Biodiversity: Mainstreaming the Economics of Nature). Ansatz, Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB – eine Synthese. Münster: Landwirtschaftsverlag.

Anmerkungen und Literatur

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87 Boyd, James, Spenzer Banzhaf (2007): What are ecosystem services? The need for standardized environmental accounting units. Ecological Economics 63, 2–3: 616–626. 88 Frank, Andrea, Moritz Kralemann und Melanie Schneider (2009): Stiftungsprofessuren in Deutschland. Zahlen, Erfahrungen, Perspektiven. Essen: Stifterverband für die deutsche Wissenschaft. 89 Stern, Nicholas (2007): The economics of climate change. The Stern review. Cambridge: Cambridge University Press. 90 Edenhofer, Ottmar (2006): Die kopernikanische Wende. Böll Thema, Ausgabe 3: 10–11.

Kapitel 3

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91 Welzer, Harald : Vortrag anlässlich des Münchner Klimaherbstes am 06.10.2010 in München. 92 Global Footprint Network (2010): Earth Overshoot Day 2010. www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/ page/earth_overshoot_day, Stand 12.12.2010. 93 Edenhofer, Ottmar: Diskussionsbeitrag bei der Veranstaltung „Die große Transformation“ der HeinrichBöll-Stiftung am 24.02.2011 in Berlin. 94 Ebenda. 95 Easterlin, Richard A., Laura Angelescu McVey, Malgorzata Switek, Onnicha Sawangfa und Jacqueline Smith Zweig (2010): The happiness-income paradox revisited. PNAS, 107 (52): 22463–22468. 96 Ernst Freiberger-Stiftung (2010): Wie wirkt sich sinkender materieller Wohlstand auf die individuelle Zufriedenheit der Bevölkerung aus? www.freiberger-stiftung.de/de/ presse/arbeitsgruppe_zufriedenheit.php, Stand 16.01.2011. 97 Sorrell, Steve (2007): The Rebound Effect: an assessment of the evidence for economy-wide energy savings from improved energy efficiency. A report produced by the Sussex Energy Group for the Technology and Policy Assessment function of the UK Energy Research Centre. London. 98 Barsch, Frank (2009): Alles grün? Naturschutz in Deutschland. WWF Magazin, April 2009. 99 Welzer, Harald (2010): Wegmarken 2010: Wohlstand ohne Wachstum (Teil 1) – Perspektiven der Überflussgesellschaft. www.dradio.de/dlf/sendungen/ hintergrundpolitik/1095078/, Stand 07.12.2010. 100 Hüther, Gerhard: Vortrag „Weichen stellen. Wege zu zukünftigen Lebensweisen“ bei der Zweiten Konferenz des Denkwerks Zukunft am 15.01.2011 in Berlin. 101 Janzing, Bernward (2010): Energie in Bürgerhand. www.boell.de/oekologie/gesellschaft/oekologiegesellschaft-energie-in-buergerhand-8739.html, Stand 15.01.2011. 102 www.energie-in-buergerhand.de 103 Le monde diplomatique (2007): Atlas der Globalisierung. Berlin: taz verlags- und vertriebs GmbH. 104 Schweisfurth-Stiftung (2010): Leitbild Agrar- und Ernährungskultur. www.schweisfurth.de/leitbild-agrarernaehrung.html, Stand 07.12.2010. 105 Hein, Till (2006): ZÜCHTUNG. Die Rückkehr von Mieze Schindler. www.zeit.de/2006/23/N-Erdbeeren_xml, Stand 07.12.2010. 106 Idel, Anita (2010): Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können. Marburg: Metropolis-Verlag. 107 Convention on Biological Diversity (2010): List of Parties. www.cbd.int/convention/parties/list/, Stand 06.01.2011. 108 TEEB (2010): Die Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität: Die ökonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren. (TEEB (2010) The Economics of Ecosystems and Biodiversity: Mainstreaming the Economics of Nature) Ansatz, Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB – eine Synthese. Münster: Landwirtschaftsverlag.

StiftungsReport 2011/12

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Baumgärtner, Stefan (2002): Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt. S. 73–90 in: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (Hg.): Das Ende der Biodiversität? Grundlagen zum Verständnis der Artenvielfalt und ihrer Bedeutung und der Maßnahmen, dem Artensterben entgegen zu wirken. Laufen/Salzach: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. 110 TEEB (2010): Die Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität: Die ökonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren. (TEEB (2010) The Economics of Ecosystems and Biodiversity: Mainstreaming the Economics of Nature) Ansatz, Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB – eine Synthese. Münster: Landwirtschaftsverlag. 111 Baumgärtner, Stefan (2002): Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt. S. 73–90 in: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (Hg.): Das Ende der Biodiversität? Grundlagen zum Verständnis der Artenvielfalt und ihrer Bedeutung und der Maßnahmen, dem Artensterben entgegen zu wirken. Laufen/Salzach: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. 112 WWF (2010): Living Planet Report 2010. Biodiversität, Biokapazität und Entwicklung. Gland: WWF. 113 Michael Otto Stiftung (2010): Positionspapier der Michael Otto Stiftung zum Thema Biodiversität im landwirtschaftlich genutzten Raum Deutschlands. www.michaelottostiftung.de/ index.php?option=com_content&task=view&id=37&Item id=61, Stand 15.12.2010. 114 Ebenda. 115 Spiegel online (2002): Erdgipfel in Johannesburg – Zum Abschluss ein Papier voller fauler Kompromisse. www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,212498,00.html, Stand 10.01.2011. 116 Michael Otto Stiftung (2010): Positionspapier der Michael Otto Stiftung zum Thema Biodiversität im landwirtschaftlich genutzten Raum Deutschlands. www.michaelottostiftung.de/ index.php?option=com_content&task=view&id=37&Item id=61, Stand 15.12.2010. 117 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2007): Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/ downloads/doc/40333.php, Stand 31.05.2011. 118 Alt, Franz (2008): In Brasilien stirbt der Regenwald. www.epochtimes.de/238533_in_brasilien_stirbt_der_ regenwald.html, Stand 31.05.2011. 119 WWF (2010): Palmöl – Chancen und Risiken. www.wwf.de/themen/landwirtschaft/agrarrohstoffe-undweltmaerkte/palmoel, Stand 15.01.2011. 120 Schneider, Manuel: Interview am 15.11.2010. 121 Schneider, Manuel (2008): Leitbild „klimaneutrale Stiftung“. Tipps zur Integration von Klimaschutz in die Stiftungsarbeit. StiftungsWelt 01/2008: 16–17. Kapitel 5 122

In die Rankings wurden nur die Stiftungen aufgenommen, die bereit waren, ihre Daten zu veröffentlichen. Die Gesamtausgaben lassen kaum Rückschlüsse auf die Vermögenssituation oder die Wirtschaftlichkeit einer Stiftung zu, da in diesem Posten neben den Verwaltungsausgaben weitere aus anderen Quellen – wie Spenden, öffentlichen Zuwendungen, wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb usw. – erhaltene Einnahmen zum Tragen kommen. Gefragt wurde nach den Gesamtausgaben einschließlich der darin enthaltenen Verwaltungskosten und Rücklagen. Viele der Stiftungen geben nur ihre Förderausgaben an. 123 Rubner, Jeanne (2010): Klimaskeptiker – „Wir brauchen keine Klimaforscher“. www.sueddeutsche.de/wissen/ klimaskeptiker-wir-brauchen-keine-klimaforscher-1.6518, Stand 05.05.2011. 124 Diese Umfrage der Initiative Bürgerstiftungen wird einmal jährlich im März durchgeführt. Inzwischen ist die Teilnahme auch online möglich.


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StiftungsReport 2011/ 12

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