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BUND MAGAZIN FAKTEN, ANALYSEN, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

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RETTET UNSERE WÄLDER

ZUR ZEIT Direkte Demokratie Neue Serie: Digitalisierung

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BUNDmagazin 1 | 21 ›  INHALT 3

INHALT 10

TITELTHEMA 10 Rettet unsere Wälder 12 Von der Waldkrise zur Waldwende 15 Interview mit Jörg Nitsch 16 BUND aktiv 18 Zu den Wurzeln 19 Buchenwälder: Voller Leben GUT LEBEN 22 Gesund und fair gekleidet 23 Ökotipp: Schulmaterialien ZUR ZEIT 24 BDV erstmals digital 25 Serie Digitalisierung: Homeoffice 27 Interview mit Olaf Zimmermann

LIEBE LESERINNEN UND LESER, hinter uns liegt eine lange Reihe dunkler Wintertage. Verdüstert noch durch all die Einschränkungen dieser Zeit. Ein Virus bringt schon ein Jahr unser Leben durcheinander – und unser gesellschaftliches Leben zum Erliegen. Immerhin gibt es jetzt Hoffnung: Mehr und mehr Menschen werden geimpft. Die Tage werden wieder länger. Und in zwei Wochen beginnt der Frühling!

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AKTUELLES 4 Kurznachrichten 7 Gerettete Landschaft 8 Kommentar

Tim Laußmann

Thomas Stephan

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28 Mogelpackung Plug-in-Hybride 29 Straßenbau: Schluss damit! 30 Direkte Demokratie 31 Schmetterling + Libelle des Jahres NATUR IM PORTRÄT 32 Bedroht: Knutt 34 Wörther Altrhein und Rheinhafen AKTIV 36 Sylvia Schuster im Gespräch 38 Neues aus dem BUND 40 Internationales 42 Die junge Seite SERVICE 44 Leserbriefe 46 Marktplatz 48 Medien: Neu erschienen 50 Kontakte und Impressum

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND.

Was bleibt, sind Fragen: Wie wollen wir künftig zusammenleben? Wie wollen wir die Klimaerwärmung stoppen, wie die biologische Vielfalt retten? Diese Krisen lassen sich nicht aus der Welt impfen. Gegen sie helfen Problembewusstsein, rasches Handeln, Solidarität – und die internationale Gemeinschaft: Welcome back, USA! Nach Antworten hat in den vergangenen Monaten auch der BUND gesucht, im Rahmen einer Schreibwerkstatt. Mehr dazu auf Seite 39. Hoffnung auf bessere, hellere Tage, dafür stehen die Märzenbecher auf dem Titelbild. Sie verweisen auf den bedrohten Lebensraum Wald. Auch hier muss sich schnell etwas tun. Warum der BUND eine ökologische Waldwirtschaft fordert, erfahren Sie im Titelthema dieser Ausgabe.

Severin Zillich Redaktion


4 BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTUELLES

AKTUELLES

J. Farys (2)

DIE ZAHL: 7 MILLIARDEN

WIR HABEN ES SATT! Zum Auftakt des Superwahljahres hängte das Bündnis »Wir haben es satt!« am 16.1. zahllose Fußabdrücke vors Kanzleramt. Die Botschaft: »Agrarindustrie abwählen – Agrarwende auf den Weg bringen!« Statt wie jedes Jahr zur Grünen Woche zahlreich auf die Straße zu gehen, beteiligten sich rund 10 000 Menschen von zu Hause aus – corona-konform und kreativ. Auch der BUND bekam Tausende Fuß-

und Stiefelabdrücke mit Forderungen zugeschickt. »Insekten retten«, »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« oder »Bewegungsfreiheit auch für Schweine« war darauf zu lesen. Eine Delegation von Bäuerinnen und Bauern aus Berlin und Umland machte parallel vor der CDU-Zentrale ihrem Ärger über 15 Jahre verfehlte Agrarpolitik Luft. Mehr dazu finden Sie hier: www.bund.net/ wir-haben-es-satt

JEDE STIMME ZÄHLT Zum Jahreswechsel hat der BUND eine Satzungsänderung vollzogen: In Zukunft sind Kinder in Familienmitgliedschaften nur bis zu ihrem 27. Geburtstag Mitglied im BUND. Wir nehmen rechtzeitig Kontakt auf zu den längst erwachsenen Kindern und freuen uns, wenn wir sie für eine eigene Mitgliedschaft gewinnen können. Schließlich sind

wir seit vielen Jahren verbunden im Einsatz für den Schutz unserer Natur und Umwelt. Jede Stimme zählt, um unser Klima zu retten, um die Artenvielfalt zu bewahren oder die Mobilitätswende zu schaffen. Wer dabeibleiben will, kann das ganz einfach unter: www.mithelfen.net

Doppelt so teuer wie geplant droht der Weiterbau der Küstenautobahn A 20 durch Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu werden. Dies ergab eine Studie des BUND. Im »Bundesverkehrswegeplan 2030« wurde das Teilstück mit 3,7 Milliarden Euro veranschlagt – und auf dieser Basis vom Bundestag genehmigt. Tatsächlich ist aber mit Baukosten von mindestens sieben Milliarden Euro zu rechnen. Ein nicht nur volkswirtschaftliches D ­ esaster. Denn auf den 200 Kilometern von Bad Segeberg bis Westerstede würde die Autobahn zur Hälfte durch Moorgebiete verlaufen und Tausende Hektar Natur zerstören. Der BUND fordert das Bauvorhaben sofort zu stoppen, auch um das Klima vor noch mehr Straßenverkehr zu schützen.

WWW.BUND.NET/ A20-STUDIE


BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTUELLES 5

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Wieder mehr: Fast exakt 480 000 Mitglieder konnte der BUND zum Ende des ver­gangenen Jahres verzeichnen. Umwelt- und Naturschutz sind gerade in der Krise besonders wichtig: Trotz der für uns alle schwierigen Zeit der Corona-Pandemie ist es dem BUND gelungen, weiter zu wachsen. Dafür danken wir Ihnen sowie allen Haupt- und Ehrenamtlichen, den Gesprächsbotschafter*innen und allen anderen, die den BUND unterstützt haben. > www.bund.net/mitgliedwerden

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MITGLIEDER

Nistplatz des W ­ anderfalken in 60 Meter Höhe an einem Wind­rad.

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652 Kegelrobben wurden in diesem Winter auf Helgoland geboren: ein neuer Rekord. Seit der ersten Geburt einer Kegelrobbe auf der Helgoländer Düne im Winter 1996/97 stieg die Zahl der Tiere auf der Insel beständig an. In diesem Winter verzeichnete der Verein Jordsand gleich 119 Geburten mehr als noch im Vorjahr. Erstmals erblickte auch auf der Hauptinsel eine junge Robbe das Licht der Welt. Die Kegelrobbe ist das größte heimische Raubtier – Bullen werden bis 2,30 Meter lang und mehr als 300 Kilo schwer. Auch in der Ostsee erholt sich ihr Bestand.

Im Oktober wurde der hessische Nationalpark Kellerwald-Edersee um über ein Drittel erweitert. Wie vom BUND schon lange gefordert, umfasst der Nationalpark nun endlich auch die bewaldeten Steilhänge am Edersee. Nicht zuletzt weil die umliegenden Gemeinden vorbildlich einbezogen wurden, konnten knapp 2000 Hektar Wald in das Schutzgebiet eingegliedert werden. Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen: »Diese Erweiterung ist ein wichtiger Schritt, um wilde Waldnatur und ihre Artenvielfalt zu schützen.«

Am 12. Januar erklärte Tansanias Regierung, alle Versuche mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) einzustellen. Als erstes Land in Afrika schützt Tansania damit die eigene Landwirtschaft davor, in die Abhängigkeit globaler Saatgutkonzerne zu geraten. Zur Begründung gab Agrarminister Adolf Faustine Mkenda an: »Tansania verbietet GVO, um sein traditionelles Saatgut zu bewahren und fortzuentwickeln.« Berücksichtigung erfahren damit besonders die Rechte von Millionen Kleinbäuer*innen.

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Kaum zu glauben: Wander- und Turmfalke brüten in Bielefeld und Gütersloh bereits seit einigen Jahren gleich mehrfach an Wind­rädern. Offenbar können die Falken mit dem Risiko der Rotoren umgehen – Jahr für Jahr fliegen Jungvögel aus den Nistkästen. Ein Zusatzeffekt: Die Wanderfalken wurden dabei beobachtet, wie sie ihre Brut gegen Rotmilan und Mäusebussard verteidigten und so dafür sorgten, dass diese den Rotorblättern nicht zu nahekamen. Ob dieses Beispiel im Spannungsfeld von Windkraft und Vogelschutz wird Schule machen können, verdient jedenfalls genauer untersucht zu werden.


6 BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTUELLES

Tiere sind in der Tiefe und Dunkelheit der Meere auf ihren Hörsinn angewiesen, um zu kommunizieren, zu jagen, sich zu orientieren oder Feinde zu vermeiden. Der Lärm blockiert diese lebensnotwendigen Funktionen, verändert das Verhalten der Tiere und schädigt sie teilweise bis zum Tod. Das müssen wir dringend ändern!

Solvin Zankl

EINMALIGE CHANCE

MENSCH MACH LEISE! Nach einer aktuellen Studie des Fachmagazins »Frontiers in Marine Science« ist die Zahl der Schweinswale in der deutschen Nordsee in den letzten 15 Jahren drastisch gesunken. Besonders die Tiere, die rund um das – bisher nur auf dem Papier geschützte – Sylter Außenriff leben, ziehen sich von dort zurück. Wie nie zuvor wird ihr Lebensraum von Unterwasserlärm durchdrungen. Weitere

Untersuchungen legen nahe: Dieser Lärm belastet nicht nur die kleinen Wale stark. Schiffsautobahnen, Sprengungen, Sonare, Schallkanonen und Offshore-Baustellen – unter Wasser ist der Krach im Meer allgegenwärtig. Uns Menschen kann Lärm nerven und krankmachen. Für Schweins­wale, Seehunde, Fische und viele andere Tiere ist er eine Katastrophe, die sich für uns weitgehend unbemerkt abspielt. Viele

2021 wird das Programm, mit dem die EUMeeresstrategie umgesetzt werden soll, aktualisiert. Zudem sitzt Deutschland der HELCOM-Kommission vor, die für den Schutz der Meeresumwelt im Ostseeraum zuständig ist. So kann die Bundesregierung eine Schlüsselrolle für den Meeresschutz übernehmen. Unterstützen Sie darum unsere neue Online-Aktion »Mensch mach leise! Unterwasserlärm tötet«. Und fordern Sie mit uns eine schnelle Reaktion der Bundesregierung. Wir brauchen konkrete Schritte, um den Unterwasserlärm stark zu senken. Ruhe rettet Meeresleben!

WWW.BUND.NET/ MENSCH-MACH-LEISE

NEU ERFASST: WER BRÜTET IN EUROPA? Anfang Dezember erschien ein neuer ­Atlas der Brutvögel Europas. Der »European Breeding Bird Atlas 2« zeigt die Verbreitung und relative Häufigkeit aller europäischen Brutvögel. Und wie diese sich in den vergangenen 30 Jahren entwickelt haben. Zwischen 2013 und 2017 erfassten 120 000 Ehrenamtliche in über 50 euro­ päischen Ländern die Verbreitung der Brut­vögel. Der neue Atlas führt ihre Ergebnisse auf tausend Seiten zusammen und dokumentiert das Vorkommen von 596 Arten, erstmalig auch im Kaukasus, im europäischen Russland und in der Türkei. Neben dem Brutvorkommen und der Häufigkeit einer Art bilden die Karten auch ab, wie sich die Verbreitung der Brutvögel seit der ersten Auflage des At-

las (mit Daten aus den 1980er Jahren) verändert hat. Das erlaubt eine Fülle spannender Rückschlüsse darauf, wie es um Europas Vogelwelt derzeit steht. Am Beispiel unserer bestuntersuchten Tiergruppe veranschaulicht der Atlas, wie speziell die Klimaerwärmung und die industrielle Landwirtschaft auf die biologische Vielfalt wirken. Eine Fundgrube von Daten für alle, die sich für den Schutz der Vögel und der gesamten Natur engagieren. Koordiniert hat das Mammutwerk ein europäisches Team unter Leitung der Schweizerischen Vogelwarte.

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MEHR ZUM THEMA Unter www.ebba2.info können Sie den englischsprachigen Atlas für 90 Euro bestellen. Hier erhalten Sie auch weitere Informationen zu der Neuerscheinung.


sparhawk4242/stock.adobe.com

Seit mehr als einem halben Jahrhundert darf die Natur im ­Bayerischen Wald einfach Natur sein. Dieses Motto des ersten deutschen Nationalparks – hier der Ausblick vom Lusen – hat sich voll bewährt. Was ein Wald sein kann, wenn man ihn lässt, zeigt die fantastische Naturverjüngung. Überall dort, wo der Borkenkäfer den faden Fichtenforsten den Garaus ­gemacht hat, ist die Vielfalt zurückgekehrt. Dass es diesen Nationalpark gibt, ist auch eine Erfolgsgeschichte des BUND in Bayern. Der langjährige Vorsitzende Hubert Weinzierl gab in den Sechzigerjahren den Anstoß zu seiner Gründung.

GERETTETE LANDSCHAFT


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KOMMENTAR

WEGE AUS DER KRISE ad

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Der BUND fordert den Aufbruch in eine soziale und ökologische Wirtschaft. Dieses Ziel steht im Zentrum unserer Aktivitäten zur Bundestagswahl im Herbst.

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eit einem guten Jahr sind wir nun im Amt als neue Bundesvorstände des BUND. Sehr schnell sind wir mit der CoronaPandemie konfrontiert worden. Die milliardenschweren Hilfen aus Steuermitteln für umweltschädliche Unternehmen wie Lufthansa, TUI und Co waren (da an keinerlei soziale und ökologische Bedingungen geknüpft) ein echter Tiefschlag. Mit der Senkung der Mehrwertsteuer hat die Bundesregierung 20 Milliarden Euro verpulvert, um einseitig den Konsum zu fördern. Aus der Krise führen uns solche Schritte nicht.

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Das Trio der BUND-Vorsitzenden mit Olaf Bandt und seinen Stell­vertreterinnen Verena Graichen (links) und Johanna Baehr (rechts).

diesen Strom verbilligt mit ihren Nachbarn teilen können, um damit die Stromnetze zu entlasten und Gebühren zu sparen. So können wir der Energiewende einen Schub geben, ohne von anonymen Investoren abhängig zu sein.

Daher haben wir als Vorstand sofort begonnen, neue Wege in eine zukunftsfähige und krisenfeste Wirtschaft zu skizzieren: mit der Idee einer sozialen und ökologischen Gemeinwirtschaft, die nicht auf ständigem Wachstum gründet. Einer Wirtschaft, die sich an dem Schutz unserer Natur und unseres Klimas und an der sozialen Gerechtigkeit orientiert, statt an steigenden Aktienkursen. Dafür gibt es bereits Ansatzpunkte in der Energiewirtschaft, der Mobilität, der Landwirtschaft und natürlich auch in Kultur, Gesundheit und Pflege.

Zur Landwirtschaft: Bei der jetzigen Weltmarktorientierung der Landwirtschaft bleibt mit Gensoja, Glyphosat und Massentierhaltung nicht nur unser Planet auf der Strecke, sondern auch ein Großteil der Höfe in Deutschland. Allein in den vergangenen zehn Jahren musste über ein Drittel der kleineren Schweinehalter aufgeben und wurde von großen Betrieben übernommen. Auch 35 000 Milchviehhalter haben kapituliert – eine echte ökologische und soziale Krise. Wir wollen, dass bäuerliche Betriebe, die in den Grenzen der Natur wirtschaften, wieder in eine attraktive Zukunft blicken können. Unsere Landwirtschaft soll mit unseren Böden, unserem Grundwasser und den Arbeitsbedingungen nicht mit Osteuropa oder China konkurrieren müssen. Wir fordern im Wahljahr zusammen mit Bäuerinnen und Bauern den Einstieg in eine gemeinwohl-orientierte Landwirtschaft.

Die Vision eines sozial-ökologischen Wandels wollen wir im Jahr der Bundestagswahl in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten stellen. Ein Beispiel ist die naturverträgliche dezentrale Energiewende in der Hand von Bürgerinnen und Bürgern. Es sollte selbstverständlich sein, dass alle Menschen – ob Hausbesitzerin oder Mieter – mit Sonne und Wind zum Klimaschutz beitragen können. Und

Gefreut haben wir uns, dass die erste Online-Bundesdelegiertenversammlung des BUND im November diesen Kurs eines sozialen und ökologischen Aufbruchs bestätigt hat, mit großer Unterstützung auch der BUNDjugend. Und wir hoffen nun auch auf Ihre Unterstützung, mit vielfältigen Aktivitäten im Jahr der Bundestagswahl 2021.


„Klimaschutz beginnt bei uns!“

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Wolfgang Willner

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Nach einem erneut sehr warmen und trockenen Jahr 2020 zeigen unsere Wälder immer deutlicher, wie gestresst sie sind. Und kein Wunder: Als besonders anfällig erweisen sich die monotonen und naturfernen Nadelwälder – wie hier im Nationalpark Harz, wo zwischen Fichtenresten junger Laubwald aufwächst (Foto). Die Nadelholzplantagen sind die Früchte einer Forstwirtschaft, die sich als nicht nachhaltig erwiesen hat. Ökologisch kundige Forstleute, Waldbiologinnen und Naturschützer wissen es schon lange: Laubwälder und Laubmisch­wälder sind in unseren Breiten nicht nur vielfältiger, sondern auch viel widerstandsfähiger ­­– ob gegen Feuer, Borkenkäfer oder Trockenheit und Hitze. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, warum wir dringend eine ökologische Waldwende brauchen – gerade in Zeiten der Klimakrise. Und was der BUND fordert und selbst veranlasst, um unsere Wälder zu retten.


Laubwald mit Buschwindröschen in der Hohen Schrecke/Thüringen: Einen so prächtigen Anblick sollte unser Wald wieder häufiger bieten.

Thomas Stephan

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NICOLA UHDE ist in der BUND-Bundesgeschäftsstelle für die Waldpolitik zuständig.

Was unser Wald jetzt benötigt: Der BUND hat neun Forderungen zu Deutschlands Wäldern in der Klimakrise aufgestellt. Als Auftrag an die Bundesregierung und andere Akteure, rasch zu handeln.

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nserem Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Nur jeder fünfte Baum ist noch gesund. Der Wald ist im Dauerstress, durch Dürre, Luftschadstoffe und eine vielerorts zu intensive Forstwirtschaft. Angesichts geschwächter und absterbender Baumbestände fordert der BUND, endlich den Klimaschutz ernst zu nehmen, die Schadstoffe einzudämmen und eine ökologische Waldwende einzuleiten.

UMKEHR ÜBERFÄLLIG Damit der Wald der Klimakrise besser standhalten kann, muss er dringend behutsamer bewirtschaftet werden. Zudem brauchen wir mehr Naturwälder, die frei von menschlichen Eingriffen ihr volles Potenzial an biologischer Vielfalt ausbilden. Deutschlands Wälder müssen wieder natürlicher, strukturreicher und ökologisch

wertvoller werden. Nur so können sie mehr Wasser zurückhalten, genügend neues Grundwasser bilden und zum Schutz des Klimas beitragen. Fichtenund Kiefernforste müssen rascher in Laub­ mischwälder umgebaut werden – ein Wettlauf mit der Zeit. Die ökologische Waldwende dient dem Gemeinwohl. Bund und Länder müssen hier als Vorbild mit gutem Beispiel vorangehen. Private und kommunale Waldbesitzer*innen verdienen finanzielle Hilfe aus einem Waldnaturschutzfonds, wenn sie die Waldwende aktiv vorantreiben. Gemäß dem Grundsatz: »Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen!« Der BUNDVorsitzende Olaf Bandt bekräftigt dies: »In der Forstwirtschaft darf nicht weiter nur der Holzertrag im Mittelpunkt stehen. Eine ökologische Kehrtwende im Wald ist überfällig.«


BUNDmagazin 1 | 21 ›  TITELTHEMA 13

9 FORDERUNGEN konsequent das Klima schützen, auch unserer Wälder wegen. Unser Energieverbrauch muss sinken. Deutschland muss sich schnellstmöglich zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie versorgen und vor allem rasch aufhören, Kohle zu verstromen. Die Politik auf Landes-, Bundes- und EU-­ Ebene muss mit wirkungsvollen Schritten vorangehen, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Wald ökologisch 2 bewirtschaften Um die gestressten Wälder besser gegen die Klimakrise zu wappnen, müssen sie naturverträglich bewirtschaftet werden. Je schonender und seltener die forstlichen Eingriffe und je geringer die geerntete Holzmenge, desto besser für das Waldökosystem – und das Gemeinwohl. Speziell der öffentliche Wald hat hier als Vorbild zu dienen. Im Bundeswaldgesetz muss die Bundesregierung endlich ökologische Mindeststandards für die »gute forstliche Praxis« verankern. Forst- und Holzwirtschaft, Handel, Politik und wir alle müssen uns danach richten, was unser Wald nachhaltig leisten kann, nicht umgekehrt. Wer in seinem Privatwald besonders für das Gemeinwohl wirtschaftet und dabei diese Standards übertrifft, verdient einen finanziellen Ausgleich. Nur wenn in der Klimakrise die Feuchtigkeit im Wald verbleibt, kann der Wald genug Wasser speichern und sich selbst stabilisieren. Also: den Wald nicht so weit auflichten, dass er durch Verdunstung und Sonneneinstrahlung austrocknet; Wälder nicht länger entwässern; und die Waldböden als wichtige Wasserspeicher weniger befahren und somit verdichten.

Mächtiges Totholz hilft dem Wald feucht und weniger anfällig gegen Trockenstress und Brände zu bleiben. Schließlich: Wer mit Pestiziden gegen lokale Massenvorkommen von NonnenSchmetterlingen oder Schwammspinnern vorgeht, vergiftet großflächig auch andere Insekten und nimmt Vögeln und Fledermäusen die Nahrung. Im Zeitalter des großen Artensterbens ist dies nicht mehr zeitgemäß.

Mehr Naturwälder 3 ausweisen Wir erwarten von der Bundesregierung ein Programm, das mehr Naturwälder sichert und dabei Bund, Länder, Kommunen und Private einbezieht. Um die biologische Vielfalt unserer Wälder zu bewahren, muss sich mindestens ein Zehntel frei von forstlichen Eingriffen entwickeln dürfen. In Naturwäldern sind nicht nur seltene Tiere, Pflanzen und Pilze besonders geschützt, sondern auch natürliche Prozesse. Die Forschung kann hier lernen, wie sich der Wald in der Klimakrise zu helfen weiß. Für die internationale Glaubwürdigkeit Deutschlands sind diese »Urwälder von morgen« unabdingbar. Wie sonst können wir den Schutz noch weitgehend intakter Regenwälder am Amazonas oder im Kongo fordern?

ihnen weniger Wasser verdunstet, brennen sie auch nicht so leicht. Nadelbäume wie Kiefer oder Fichte dürfen nicht länger in Monokultur gepflanzt werden, sondern nur noch gruppenweise oder in geringer Beimischung. Besonders im Bergwald ist die heimische Weißtanne zu fördern. Mit ihren tiefen Wurzeln hält sie Stürmen und Trockenperioden besser stand als die Fichte. Auch fordern wir darauf zu verzichten, Baumarten dort zu pflanzen, wo sie nicht von Natur aus einwandern könnten.

Wildtiermanagement 5 und Jagd ändern Die Jagd muss für einen Wildbestand sorgen, der den Wald­umbau erlaubt, also die natürliche Wiederbewaldung und die Verjüngung von Laubbäumen und Tanne – ohne Zaun oder sonstigen Schutz. Versäumnisse bei der Jagd dürfen nicht dazu ­führen, dass Rehe und anderes Schalenwild die jahrelangen Bemühungen engagierter Forstleute zunichtemachen, junge Laubbäume im Nadelforst hochzubringen. Überfällig sind deswegen Regeln für ein waldfreundlicheres Wildtiermanagement im neuen Bundesjagdgesetz.

Den Wald schneller 4 umbauen Mit einem Bund-Länder-Programm fordern wir, monotone Fichten- und Kiefernforste rascher in naturnahe Laubmischwälder umzuwandeln. Im Mittelpunkt müssen dabei heimische Laubbäume und die Naturverjüngung stehen. Laubwälder bilden mehr Grundwasser – und damit Trinkwasser – als Nadelforsten. Weil in

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Klima besser schützen 1 Die Bundesregierung muss endlich


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Wunden im Wald 6 schonend schließen Stickstoffausstoß senken 9 Ein großes Problem sind die vielen Schadstoffe, die über die Luft in unsere Wälder gelangen. Der Stickstoff spielt hier eine Schlüsselrolle: Denn Stickstoffverbindungen aus Verkehr und Industrie (Kohlekraftwerke, Industriefeuerungen) sowie der Landwirtschaft (Ammoniak aus der Gülle) setzen dem Wald weitaus am stärksten zu. Sie versauern die Waldböden, behindern das Wachstum der Feinwurzeln und stören Gleichgewichte von Nährstoffen, was die Wälder schwächt. Hemmt Stickstoff über Jahrzehnte das Wachstum der Wurzeln, können die Bäume viel schlechter Wasser aufnehmen und geraten leichter in Stress. Sie verdursten in Dürreperioden, denen sie sonst standgehalten hätten.

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Wo Waldbrände, Stürme oder die Massenvermehrung von Insekten gewütet haben, muss die Bodenfruchtbarkeit und die Feuchtigkeit erhalten bleiben. Solche Flächen sind höchstens eingeschränkt zu beräumen und müssen vorrangig der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben, mit dem langfristigen Ziel eines naturnahen Laubmischwaldes. Abgestorbene Bäume sollten dazu dienen, die Naturverjüngung zu fördern – indem sie den Boden schützen, Feuchtigkeit speichern, Nährstoffe spenden, Schatten und Windschutz bieten und den Wildverbiss hemmen. Der Einsatz schwerer Maschinen ist weitgehend zu vermeiden, auch um das Wachstum junger Bäume nicht zu behindern. Wer privaten und kommunalen Wald besitzt, sollte entsprechend beraten und bei einer ökologischen Wiederbewaldung finanziell gefördert werden.

Genug Forstpersonal 7 einstellen Für eine naturverträgliche Waldwirtschaft ist mehr forstwirtschaftlich und ökologisch geschultes Personal nötig. Dazu bedürfen die staatlichen Wälder entsprechender Finanzmittel, speziell für Waldfacharbeiter*innen, die die Situation vor Ort kennen. Auch für die große Aufgabe »Waldumbau« sind neue, qualifizierte und ordentlich bezahlte Fachkräfte im Wald unverzichtbar.

Wirtschaft am Laubholz 8 ausrichten Typisch für Deutschland ist die biologische Vielfalt der Laubmischwälder, besonders der Rotbuchenwälder. Und die kann nur hier bewahrt und zu neuem Leben erweckt werden. Danach muss sich die Forst- wie Holzwirtschaft orientieren. Sie sollte ihre Kernkompetenz im Laubholz ausbauen und nutzen.

Zeichen der Hoffnung in Treuenbrietzen/ Brandenburg: Verbrannter Kiefern-Stangenforst – und ein junger Eichensprössling.

BEDROHTE KLIMASCHÜTZER Wälder sind nicht nur die Lunge unseres Planeten. Sie sind auch eine der wesentlichen Kohlenstoffsenken: Sie binden das Klimagas CO2 und stabilisieren so unser Klima. Derzeit jedoch drohen die Wälder vom Klimaschützer selbst zur Quelle des Treibhausgases CO2 zu werden – durch Brände, Abholzung und Übernutzung. Am wichtigsten ist es daher, die noch bestehenden Wälder weltweit zu erhalten, zum Schutz der biologischen Vielfalt, aber eben auch des Klimas. Waldbrände müssen verhindert oder wenigstens stark eingedämmt werden. Global wie lokal gestoppt werden muss die fortschreitende Zerstörung von Wäldern, ob nun für industrielle Plantagen, Papiergewinnung, Agrarflächen, Straßen und Siedlungen oder den Abbau von Rohstoffen. Kommunen und lokale Gemeinschaften, die ihre Wälder schützen wollen, brauchen hierfür die nötigen Rechte. Und sie müssen

unterstützt werden bei der Entwicklung und Vermarktung von Produkten, die ihnen ihr Wald ständig liefert. Sicherlich ist es gut, auf geeigneten ehemaligen Waldflächen mit heimischen Baumarten wiederaufzuforsten, wo dies möglich ist und im Einvernehmen mit den Menschen vor Ort geschieht. Doch werden diese Pflanzungen viele Jahrzehnte brauchen, bis sie nennenswert Kohlenstoff speichern. Und viele Jahrhunderte, bis sie sich wieder zu echten Waldökosystemen entwickelt haben.

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MEHR ZUM THEMA Die neun BUND-Forderungen können Sie hier herunterladen: www.bund.net/waldkrise


BUNDmagazin 1 | 21 ›  TITELTHEMA 15

INTERVIEW

KEIN GELD OHNE LEISTUNG Der Bundesarbeitskreis Wald des BUND hat seit November einen neuen Sprecher. Das BUNDmagazin befragte den Biologen Jörg Nitsch nach seinen Schwerpunkten. Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Ehrenamt, Jörg! Wie willst du dich für den Wald einsetzen? Zum einen möchte ich eine breite Unterstützung dafür erreichen, dass unser Wald naturnäher wird, mit einheimischen Baumarten. Auch sollten wir sichern, was er für das Gemeinwohl leistet: dass hier weiter für uns alle sauberes Grundwasser und Sauerstoff und Holz gebildet werden. Und dass der Wald als Ort der Erholung und als vielfältiges Ökosystem erhalten bleibt. Schließlich möchte ich das waldpolitische Profil des BUND stärken.

Innenklima davor, rasch auszutrocknen. Wir müssen die Forstwirtschaft also dahin bringen, dass sie nur behutsam einzelne Bäume entnimmt. Und wo großflächig Wald abgestorben ist – durch einen Brand, Dürre oder den Borkenkäfer –, kann sich auch zwischen dem toten Holz mehr Feuchtigkeit halten. Also: möglichst viel liegen lassen, das hilft neuen Bäumen zu keimen. Wir sollten da auf die Kräfte der Natur setzen, der Wald selbst ist sein bester Baumeister. Und wo weit und breit keine Buche oder Eiche mehr steht, kann man mit Setzlingen nachhelfen.

Was heißt das konkret? Die wichtigste Frage lautet: Welche Perspektive hat unser Wald, nach drei deutlich zu trockenen und zu warmen Jahren und der Aussicht, dass das so weitergeht? Die Politik muss sich auf neue ­– oder wenn man so will: alte – Grundsätze einer naturverträglichen Waldbewirtschaftung besinnen. Eine, die nicht vorrangig an Holzproduktion und Gewinn orientiert ist, sondern ganzheitlich die Rolle berücksichtigt, die der Wald für unsere Lebensgrundlagen spielt.

Ein Politikum ist die Windkraft im Wald. Der BUND schließt die Windkraft im Wald nicht grundsätzlich aus. Wobei die Mehrheit unseres Arbeitskreises da skeptisch ist. Wir müssen also abwägen: Einerseits reißen wir mit Windrädern Lücken in den Wald. Andererseits müssen wir die Energiewende schaffen, um die Klimakrise zu bewältigen, auch für unseren Wald. Ganz einig sind wir uns, dass Schutzgebiete und ältere Laubwälder tabu sind für die Windkraft.

Wie können wir den Wald nutzen, dass er weniger unter Trockenheit leidet? Nur unter einem geschlossenen Kronendach bewahrt ihn sein kühles und feuchtes

Wälder können Kohlenstoff speichern. Die Waldbesitzer wollen diese Leistung pauschal vergütet bekommen. Warum ist der BUND dagegen?

Wir sollten im Wald nicht die gleichen Fehler machen wie seit Jahrzehnten in der Landwirtschaft, nämlich Geld ohne Auflagen zu verteilen. Entscheidend ist die gesellschaftliche Leistung. Nur wenn Privatwaldbesitzer in ihrem Wald weniger Bäume fällen oder Teilflächen ganz aus der Holznutzung nehmen, kann die wachsende Holzmasse Kohlenstoff binden. Und dies vor allem in den nächsten Jahrzehnten, in denen wir das Energiesystem weltweit umstellen müssen. Die Politik muss eine »gute fachliche Praxis« im Wald rechtlich klar definieren und als ökologischen Mindeststandard gesetzlich vorschreiben. Alles, was die Wald­besitzer darüber hinaus für die Natur und das Klima leisten, sollten sie dann vergütet bekommen. Wer kann beim Bundesarbeitskreis Wald mitmachen? Zum einen können alle Landesverbände jemanden in den Arbeitskreis entsenden. Außerdem nehmen wir gerne zusätzliche Fachleute auf, um auf ein breites Wissen zurückgreifen zu können.

KONTAKT www.bund.net/arbeitskreise/wald joerg.nitsch@bund.net


16 BUNDmagazin 1 | 21 ›  TITELTHEMA

BUND AKTIV

WILDER WALD Vielfältige und möglichst naturbelassene Wälder – dafür setzt sich der BUND seit Jahrzehnten ein. So auch mit diesen vier Projekten von ehrenund hauptamtlich Aktiven.

Klein-Klein in Bayern: Nur eine acht Hektar große Kernfläche des NSG MetzgergrabenKrone im Spessart ist seit Jahrzehnten unbewirtschaftet.

VERBUND BAYERISCHER NATUR­WÄLDER Vor etwa fünf Jahren stieß der BUND in Bayern eine Debatte über den Schutz von Naturwäldern an. Das Hauptziel war es, den großen Mangel an nutzungsfreien Wäldern und alten Bäumen in Bayern zu beheben und damit die biologische Vielfalt in den Wäldern besser zu bewahren. Nachdem das Land Bayern 1970 den ersten deutschen Nationalpark ausgewiesen hatte, weigerte es sich 40 bis 50 Jahre, größere Naturwälder zu schützen. Selbst das 2007 in der Nationalen Biodiversitätsstrategie festgelegte Naturwald-Ziel wurde lange abgelehnt. Der BUND in Bayern schlug darum 2016 (mit Greenpeace) einen Verbund von Naturwäldern vor, der in möglichst vielen Regionen verschiedene Waldtypen schützt. Zentrale Bausteine sollten einige mehrere tausend Hektar große Schutzgebiete bilden.

In den Folgejahren wurden diese Vorschläge im Verband und auch außerhalb immer wieder diskutiert. In einigen Gebieten gründeten sich Bürgervereine, die einen Nationalpark anstreben. Das erste Projektziel – die notwendige Debatte anzustoßen – ist mittlerweile erreicht. Auch beim konkreten Schutz nutzungsfreier Wälder gab es 2020 Fortschritte. So wies die Staatsregierung einige mittelgroße Naturwälder und eine Vielzahl von Kleinstflächen aus. »Das ist ein Erfolg für unseren Verband«, lobt Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND. »Aber es fehlt weiter ein naturschutzfachliches Konzept der Regierung, das klarlegt, warum welche Flächen in welchem Umfang geschützt werden. Wir fordern zudem wilde Wälder auch großflächig zu schützen, so vor allem einen Nationalpark Steigerwald.« WWW.BUND-NATURSCHUTZ.DE /WALD/NATURWALDVERBUNDSYSTEM

MODELLWALD IM SAARLAND

Michael Kunkel

Gemeinsam für mehr Waldnatur im Saarland (2018): links und rechts der Flagge der BUNDLandesvorsitzende Christoph Hassel und der damalige Bundesvorsitzende ­Hubert Weiger.

Seit 25 Jahren wird ein komplettes Staats­waldrevier im Saarland nach den Kriterien des Prozessschutzes genutzt. Dazu haben das Umweltministerium, der Landesbetrieb SaarForst und der BUND Saarland eine Kooperation vereinbart. Angelehnt an das »Lübecker Konzept« wird in dem Revier Quierschied deutlich weniger Holz geerntet, als zuwächst, die Anzahl und Intensität der Eingriffe wurde erheblich verringert.


Artenreicher Laubwald in der Hohen Schrecke.

WILDNIS HOHE SCHRECKE

SUKZESSION IN DER VELPKER SCHWEIZ Im Norden des niedersächsischen Landkreises Helmstedt bei Velpke bildet das Urstromtal der Aller einen Abschnitt des Grünen Bandes. Hier entstand nach der Beendigung des Abbaus von Kiesen und Sanden eine amphibische Landschaft von großer Vielfalt, mit Stillgewässern und trockenen Böden. Sie wird deshalb als Velpker Schweiz bezeichnet. Die BUND-Kreisgruppe Helmstedt hat hier vor 30 Jahren vier Hektar erworben und 20 Hektar Fläche gepachtet, die sie vor einigen Jahren um weitere zwölf Hektar vergrößern konnte. Ziel ist die Wiederbewaldung der Kiesflächen und die natürliche Entwicklung der Gewässer. Die mosaikartigen Vegetationszonen der Ufer gehen in Weidengebüsche und Brombeersäume über, an die sich Birken- und Aspenwälder mit Faulbaum, Eberesche und ersten Stieleichen anschließen.

Als Folge dieses Reichtums von Lebensräumen und Strukturen haben sich neben mindestens 50 Vogelarten viele weitere – andernorts oft selten gewordene – Tiere eingestellt: Laubfrosch und Kreuzkröte, Kammmolch und Ringelnatter sind inzwischen ein fester Bestandteil der Tierwelt. Die Lebensräume entwickeln sich ungebrochen dynamisch. Mit fortschreitender Bewaldung werden sich neue Pflanzen und Tiere einfinden und andere ablösen. Wir Menschen bleiben stille Beobachter.

Die Zusammensetzung der Baumarten entspricht weitgehend dem hier natürlichen »mesophilen Buchenwald«. Die Zielgröße für den Holzvorrat liegt bei 500 bis 600 Festmetern pro Hektar und ist vielerorts bereits erreicht. Während konventionell behandelte (= stark durchforstete) Wälder meist sichtbar unter dem Hitzestress leiden, wird hier das Innenklima des Waldes konsequent bewahrt. Zehn Prozent des Waldes wurden als Referenzfläche aus der Nutzung genommen. Ein besonderer Glücksfall ist für den BUND eine 60 Hektar große Naturwaldzelle, die seit 50 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird. Sie stellt viele scheinbare Gewissheiten in Frage: So verdrängt hier

weder die Buche die Eiche, noch hemmt ein großer Holzvorrat den Zuwachs oder führen extrem enge Abstände dazu, dass viele Bäume absterben. Die Forstplanung dokumentiert die spannende Entwicklung, um die Erkenntnisse daraus auch im Wirtschaftswald umzusetzen. Für den BUND ist das Revier Quierschied ein Modell für eine Waldbewirtschaftung, bei der die Ökologie des Waldes die Leitplanken der Nutzung bestimmt.

MEHR ZUM THEMA Mehr zu den Waldaktivitäten des BUND Helmstedt: www.bund-helmstedt.de/ plattform_wald.html istockphoto

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Thomas Stephan

Karl-Friedrich Weber

Im Hintergrund: Waldentwicklung nach Kiesabbau.

MEHR ZUM THEMA Informationen und Ansprechpartner zum Prozessschutzrevier Quierschied unter: www.bund-saar.de

In Nordthüringen erstreckt sich auf 7350 Hektar der bewaldete Höhenzug der Hohen Schrecke. Über Jahrhunderte wurde er naturnah genutzt. 1949–1993 diente er großteils dem Militär als Schutzschild für Bunker. So konnte hier ein urwüchsiger Laubmischwald entstehen. Heute gilt die Hohe Schrecke als einer der fledermausreichsten deutschen Wälder. Und als Hotspot für Totholzkäfer: Forscher*innen haben hier bereits 20 Urwald-­Reliktarten entdeckt. Glanz-­Kno­chen­­­käfer oder Schwarzer Breithals-­Flach­käfer zeugen davon, dass hier schon lange Wald stockt. Um den Wald und die artenreiche Kulturlandschaft ringsum zu erhalten, startete die Naturstiftung David des BUND Thüringen 2009 ein Naturschutz-Großprojekt. Bis 2023 wird sie rund 2200 Hektar als großflächige Waldwildnis sichern. Auf der übrigen Fläche wird eine naturnahe Forstwirtschaft etabliert. Mit den benachbarten Kommunen engagiert sich die Stiftung für sanften Tourismus und regionalen Klimaschutz. Gefördert wird das Projekt von Bundesumweltministerium und Freistaat Thüringen. Der BUND steuert einen Eigenanteil bei. Zuletzt gelang es auch dank Spenden von BUND-Mitgliedern, weitere 50 Hektar für die Zukunft zu sichern. So konnte die Stiftung das wertvolle Wiegental fast komplett zu einer Wildnisfläche verbinden. Damit erweiterte sich der »Urwald von morgen« in der Hohen Schrecke auf nun 1960 Hektar. WWW.NATURSTIFTUNG-­ DAVID.DE/SCHRECKE


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18 BUNDmagazin 1 | 21 ›  TITELTHEMA

AUSSTEIGEN BITTE

Unser Wald ist so viel mehr als ein Holzlieferant, auch mehr als ein vielfältiges Ökosystem. Für Hille Sundermeier vom AK Wald des BUND ist er schlicht ein Sehnsuchtsort.

D

as vergangene Jahr hat uns gezeigt: Das Gute liegt oft ganz nah. Und was man sucht, findet man oft direkt vor der Haustür. Der nächste Wald oder Park und der eigene Garten sind gefragter denn je. Auf geht’s also, raus in die Natur, erkunden wir doch mal unsere Umgebung! Wald ist für viele Menschen – und auch für mich natürlich – der Inbegriff von Natur, ein regelrechter Sehnsuchtsort, inklusive Funkloch. Umso mehr fallen »störende« Mitnutzer ins Gewicht. Eine schnaufende Joggerin trampelt gerade da, wo ich mich niederlassen will, um den Geräuschen des Waldes zu lauschen. In der Dämmerung zetert ein Jäger, weil ich noch spaziere, und das ohne Signallicht. Ein Weg ist gesperrt, weil Holz geerntet wird. Als ich ihn verlasse, rutsche ich auf einer nassen Wurzel aus. Und ausgerechnet da, wo ich mich vollkommen allein wähne, fernab von Wegen und Straßen, begegnet mir doch tatsächlich ein Pilzsammler!

Marie Heinermann

ZU DEN WURZELN Hille Sundermeier ist stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises Wald – ­ und regt dazu an, im Wald nach den eigenen Wurzeln zu suchen.

VERSTÄNDNIS ZEIGEN Nun, warum beim Ausstieg aus dem Alltag nicht mal richtig aussteigen? Das Ärgern und die Erwartungen an den Spaziergang hinter sich lassen, keine pädagogische Mission für die Kids im Gepäck, kein gesteigertes Ruhebedürfnis, keine erzwungenen Erfahrungen. Einfach drauflos, immer der Nase nach (ja, lassen Sie sich ruhig vom Geruchssinn leiten). Das ist nicht immer leicht, zumindest mir fällt es häufig schwer. Aber es lohnt sich. Das ständige Sich-Ärgern-über-andere einmal sein zu lassen, öffnet den Geist und bereitet den Weg für ein tieferes Verständnis der Bedürfnisse anderer (Menschen, Tiere, Pflanzen …). Warum joggt dieser Mensch gerade hier? Ist das Holzfällen wirklich nur schlimm? Bin ich für die anderen ein Teil des Lebensraumes Wald oder ebenso ein Störenfried? Wie passen eigentlich meine Bedürfnisse und Wünsche in den Wald hinein?

SINNE SCHÄRFEN Kurzum: Wald kann einem so viel mehr bieten als die Kulisse zur täglichen Joggingrunde. Egal, wie alt Sie sind oder welches Wetter gerade ist – brechen Sie einmal auf zu den eigenen Wurzeln, auf in den Wald. Welche Pflanzen kennen Sie? Könnten Sie eine Schutzhütte bauen oder ein Feuer anzünden? (Letzteres bitte nur im Garten ausprobieren.) Verlieren Sie sich in den Details: im Spiel des Lichts auf dem Moos; in der Knospe, die schon alle Blätter für das kommende Jahr enthält; im Vogel, der auch bei Regen singt; im Geräusch des Tropfens auf dem braunen Laub; im Geruch des sich wandelnden Lebens am Boden. All dies nimmt uns mit in eine eigene Welt und zeigt uns, was zählt. Wer wahrnimmt, was um einen herum geschieht, kann auch Rücksicht nehmen. Auf die Natur, auf Menschen mit anderen Bedürfnissen, nicht zuletzt auf sich selbst. Bei aller Achtsamkeit für die Natur sollte dieser Blick aufs Eigene nicht verloren gehen. Der Wald ist mein wichtigster Partner bei der Suche nach mir selbst. Vielleicht finden ja auch Sie sich in ihm wieder?


BUNDmagazin 1 | 21 ›  TITELTHEMA 19

BUCHENWÄLDER

B

ald ist es wieder so weit: Dann breitet sich unter den noch blattlosen Buchen ein bunter Teppich aus. Ob Märzenbecher oder Moschuskraut, Lerchensporn oder Leberblümchen: Viele Pflanzen nutzen das Sonnenlicht, bevor die Baumkronen sich belauben und auf Monate hin den Waldboden verdunkeln. Da wird die Dominanz der Buche deutlich: Nur wenige Arten vertragen ihren Schatten. Artenarm aber ist ein naturbelassener Buchenwald deshalb keineswegs.

ARTENREICH

blickwinkel/AGAMI/H. Bouwmeester

Buchenwälder mit vielen alten Bäumen und moderndem Holz bieten zahlreichen Tieren, Pflanzen und Pilzen Lebensraum. Vögel, Fledermäuse und eine Fülle von Insekten finden in den Spalten und Höhlen mächtiger Buchen Unterschlupf. Ein wesentlicher Teil dieser Vielfalt offenbart sich erst, wenn Buchen nach 200 bis 400

Jahren merklich altern und schließlich sterben und vergehen. Stürzt ein solcher Methusalem um, reißt er eine Lücke ins Kronendach. Dann bekommen auch andere Baumarten im Buchenwald ihre Chance. Vor allem schlägt dann die Stunde all derer, die sich vom Holz des gefallenen Riesen ernähren. Jeweils weit über tausend Käfer- und Pilzarten besiedeln den morschen Stamm, und mit ihnen weitere Insekten und Spinnen, Moose und Flechten. Davon profitieren auch Amphibien und Reptilien, Vögel und Säugetiere. Rechnet man noch jene Spezialisten hinzu, die in Quellen und in Bächen, auf Felsen und in Höhlen leben, kann ein Buchenwald bis zu zehntausend Tierarten beherbergen.

ARMUTSZEUGNIS Damit sich eine derartige Vielfalt ausprägen kann, gibt es einen Schlüsselfaktor: das Alter. Seit wann wird ein Wald nicht mehr bewirtschaftet? Wie viele seiner Bäume durften ihr natürliches Alter erreichen? Und wie lang ist ein Standort schon bewaldet? Folglich sind es die »Alten Buchenwälder Deutschlands«, die vor zehn Jahren als Weltnaturerbe geschützt wurden. Genauer: Was davon übrig ist, vom Jasmund bis zum Hainich. Pilze wie der Buchenschleimrübling bilden einen Großteil der Artenvielfalt in Buchenwäldern.

Kein Rotkehlchen, sondern der Zwergschnäpper, ein anspruchsvoller Bewohner alter Laubwälder.

Thomas Stephan

Jede vierte Rotbuche weltweit wächst bei uns. Doch Deutschland kommt seiner Verantwortung für die Buchenwälder im Kern ihrer Verbreitung bisher nicht ausreichend nach.

Thomas Harbig/bia

VOLLER LEBEN

Der Kurzhornschröter ist ein Urwaldrelikt und bundesweit vom Aussterben bedroht.

Viel ist das nämlich nicht. Auf kaum drei Tausendstel unserer Waldfläche stockt heute noch Buchenwald, der mehr als 180 Jahre alt ist. Wenn das kein Armutszeugnis ist für unser Land … Und das, obwohl es wie kein anderes verantwortlich ist für die Lebenswelt der Buchenwälder.

AN MORGEN DENKEN Unter dem Schirm der Forstwirtschaft vermag sich das natürliche Potenzial unserer Buchenwälder kaum zu entfalten. Wo Buchen nicht alt werden dürfen und schwere Erntemaschinen Schneisen der Verwüstung hinterlassen, hat die Vielfalt verloren. Da hilft es auch nichts, hier und da Naturwaldparzellen auszuweisen und einzelne Höhlenbäume zu schonen. Nein, zu Schatzkammern der Natur werden Buchenwälder, wenn sie großräumig sich selbst überlassen bleiben. Waldwildnis gedeiht am besten im Schutz ausgedehnter Naturwälder, etwa in den Nationalparken. Noch können wir die Fehler der Vergangenheit wiedergutmachen. Unsere Nachfahren sollen den Zauber alter Buchenwälder wieder auf weit mehr als drei Promille der Waldfläche erleben. Dafür müssen wir heute den Grundstein legen. sz


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22 BUNDmagazin 1 | 21 ›  GUT LEBEN

TEXTILINDUSTRIE

FAIR KLEIDEN Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

Über fünf Milliarden Kleidungsstücke stapeln sich in deutschen Schränken, häufig ungetragen, selten recycelt. Dieser Überfluss ist weder umweltnoch sozialverträglich. Was tun?

A

ufwendige Herstellung und Weiterverarbeitung, lange Transportwege – ein Viertel des globalen CO2-Ausstoßes könnte bis 2050 aufs Konto der Textilindustrie laufen. Dazu verschlingt die Kleiderproduktion jede Menge Wasser. So wurde der einst riesige Aralsee zum Opfer des Baumwollanbaus. Überdies werden 16 Prozent der weltweit verwendeten Insektizide auf Baumwollfeldern versprüht, bei nur 2,5 Prozent Anteil an der Agrarfläche. Und die Schreckensbilanz geht noch weiter.

VIELE KRANKMACHER Bei der Herstellung von Kleidung verwendet die Industrie gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien. So sind Weichmacher (in Kunstleder oder in Farben) hormonell wirksam, können die Fortpflanzungsorgane schädigen und die Spermienzahl verringern. Auch bromierte Flammschutzmittel können hormonell und neurotoxisch wirken, einige sind akut giftig für Wasserorganismen. Sie wurden bereits in der Muttermilch, in Fischen, Vogeleiern und Eisbären nachgewiesen. Dabei verfügt die Industrie über sichere Alternativen für viele dieser Mittel. Perfluorierte Chemikalien sollen Kleidung wasser- und schmutzabweisend machen. Sie werden in der Umwelt nicht abgebaut und reichern sich zudem in unserem Gewebe und Blut an. Auch sie sind hormonell wirksam und können der Leber schaden. Viele Farbstoffe und Pigmente enthalten Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Kupfer – die sich gleichfalls im Körper anreichern und Organe schädigen können. Chrom wird zum Gerben von Leder eingesetzt und ist als Chrom VI schon in kleiner Dosis umweltschädlich. Besonders ausgeliefert ist diesen Schadstoffen, wer in Textilfabriken arbeitet. Deren Abwässer vergiften Flüsse und Trinkwasser.

Standards werden zu selten etabliert und dann eingehalten, es fehlt an Kontrollen und finanzieller Absicherung. Beim Einkauf empfiehlt es sich darum, auf schadstofffreie Produktion und faire Arbeitsbedingungen zu achten. Welche Gütezeichen und Siegel gibt es, und wer bietet öko-faire Kleidung an? Das erfahren Sie hier kompakt: www.bund.net/waeschewechsel. Ansonsten gilt: Kaufen Sie häufiger secondhand und überhaupt weniger (und dafür nachhaltige) Kleider. Vor allem aber muss sich strukturell etwas ändern in der Textilindustrie. Ein Baustein dafür wäre das – von der Bundesregierung bislang hinausgezögerte – Lieferkettengesetz. Es soll Unternehmen verpflichten, die Risiken ihrer Produkte für Umwelt und Menschenrechte zu analysieren. Und dafür zu sorgen, Schäden zu vermeiden oder wiedergutzumachen. Für Umweltschäden oder die Verletzung von Menschenrechten sollte man sie in Deutschland haftbar machen können. Übrigens: Mit der kostenlosen ToxFox-App des BUND können Sie Kleidung und Alltagsprodukte auf Schadstoffe prüfen, einfach indem Sie den Barcode einzelner Produkte scannen. Damit belastete Kleider zu Ladenhütern werden und die Hersteller merken: Wir wollen Produkte ohne Gift! Luise Körner und Sarah Hoesch

MEHR VERANTWORTUNG Der Ruf der Branche hat auch gelitten durch Vorfälle wie den Einsturz einer Textilfabrik 2013 in Bangladesch. Bis heute entsprechen viele Fabriken nicht den baulichen Anforderungen. Höhere

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MEHR ZUM THEMA Alles über unsere ToxFox-App erfahren Sie hier: www.bund.net/toxfox


BUNDmagazin 1 | 21 ›  GUT LEBEN 23

ÖKOTIPP

Zwei Lehrerinnen verkaufen die Grüne ­Tasche. Sie enthält alles, was die Fünftklässler*innen an ihrer Gesamtschule benötigen.

Alle Ökotipps des BUND finden Sie unter:

www.bund.net/oekotipps

UMWELTFREUNDLICH

GRÜNE TASCHE Z

wei BUND-Aktive haben ein Konzept entwickelt, das die meisten Schüler* innen der Gesamtschule Kamen mit umweltfreundlichen Heften, Stiften etc. ausstattet. Ein Beispiel, das Nachahmung verdient. Wie selbstverständlich werden die fünften Klassen an der Gesamtschule Kamen alljährlich mit Öko-Material versehen. Bei der Einschulungsfeier lernen Kinder und Eltern die »Grüne Tasche« kennen. Für 14 Euro enthält sie alles Nötige: Hefte und Blocks aus Klimaschutzpapier, verschiedenfarbige Mappen, Trockentextmarker und Bleistift, einen Radierer ohne PVC und Weichmacher sowie Metallanspitzer und ein Geodreieck aus Biokunststoff. Etui, Füller und Buntstifte aus der Grundschule sollten weiterbenutzt werden.

NUR VORTEILE Zuvor informiert die Stufenleiterin alle Eltern über dieses Angebot. Mit Erfolg: Im letzten Sommer erwarben 140 der 165 Neuankömmlinge die Grüne Tasche. Damit dies reibungslos klappt, füllen ältere Schüler*innen schon vor den Sommerferien die Taschen mit den Utensilien. Die Stofftaschen selbst spendiert die Verbraucherberatung in Kamen. Die Vorteile des Konzeptes liegen auf der Hand: Wer die Grüne Tasche erwirbt, erspart sich die Suche in verschiedenen Läden sowie etwaige Fehlkäufe. Und die Kinder haben hochwertige, attraktive und umweltverträgliche Produkte zur Hand.

haben die Aktion Gisela Plugge und Dieter Grabsch schon im Jahr 2002: »Nun wollen wir andere Schulen ermuntern, das erfolgreiche Konzept zu übernehmen, es bei Bedarf anzupassen und umweltbewusste Schüler*innen mit einzubinden«, erzählen die inzwischen pensionierten Lehrer.

NACHSCHUB GESICHERT Für Nachschub sorgt der »Paper Shop«. Eine AG aus Schülerinnen und Schülern aller Jahrgänge bietet in der großen Pause das grüne Material an. Damit einer Schule solche Einnahmen erlaubt sind, braucht es übrigens einen Förderverein oder eine Schülerfirma. Ins Leben gerufen

MITMACHEN Mehr über das Konzept der Grünen ­Tasche und das zum Selbstkostenpreis verkaufte Material plus den Kontakt zu den Initiator*innen erhalten Sie hier: www.bund.net/gruene-tasche


24 BUNDmagazin 1 | 21 ›  ZUR ZEIT

Gemeinschaft in Corona-Zeiten.

DIGITALE BDV

VIRTUELL VERBUNDEN Im vergangenen Herbst kamen wie jedes Jahr die Bundesdelegierten des BUND zusammen – doch diesmal ganz anders als sonst.

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ass sich die Bundesdelegierten am 13. und 14. November nur digital versammeln konnten, war aufgrund der Corona-Pandemie unvermeidlich. Zum Glück hatte der Vorstand das frühzeitig entschieden. So war genügend Zeit, das Treffen gut zu planen. Das übliche Programm einfach ins Virtuelle zu übertragen, war nicht möglich; die BDV musste neu gedacht werden. Und dabei zeigte sich: Auch wenn direkte Begegnungen ausfallen, ist es möglich zusammenzurücken, trotz räumlicher Distanz. Diese BDV kann ein Meilenstein sein für die zukünftige Verbandsarbeit.

GEFORDERT An die 200 Menschen treffen sich jedes Jahr zur BDV: neben Delegierten und Vorstand auch externe Gäste, dazu Tagungs-

präsidium und Organisationsteam. Mit dieser Gemeinschaft in einen virtuellen Raum umzuziehen, war keine geringe Herausforderung. Denn als wichtigstes Entscheidungsgremium des BUND wollte und musste die BDV auch diesmal ihre Aufgabe erfüllen: die Kontrolle des Verbands durch die Delegierten gewährleisten und Austausch und Diskussion ermöglichen. Dazu das passende Konferenzsystem zu finden, war das eine. Blieb die bange Frage: Würden alle damit zurechtkommen?

GUT VORBEREITET Übung macht den Meister. Für einen reibungslosen Ablauf und eine stressfreie Beteiligung konnten sich die Delegierten vorab schulen lassen. Und sie gewannen dabei nicht nur technische Sicherheit. Auch inhaltlich konnten sie sich dank der

digitalen Plattform bestens vorbereiten: Berichte wurden als Video vorab bereitgestellt, die Anträge samt aller Änderungsvorschläge veröffentlicht – ein Plus an »Nutzerfreundlichkeit«. Das Programm der BDV wurde dadurch gestrafft, und es blieb mehr Zeit für Aussprachen. Was ambitioniert erschien, gelang: Auch dank der großen Disziplin der Beteiligten behandelten die Delegierten alle eingereichten Anträge. Fast einhellig verabschiedeten sie den Leitantrag »Gesellschaftlicher Aufbruch 2021 – Den ökologischen Umbau gerecht gestalten«. Ferner sprachen sie sich unter anderem dagegen aus, Verkehrsprojekte auf Kosten der Umwelt beschleunigt zu planen; und dafür, den Bedarfsplan für neue Fernstraßen grundlegend anders auszurichten. Da die Versammlung gestreamt wurde, konnten ihr mehr Interessierte folgen als bisher. Dies ließ den BUND bei aller räumlichen Trennung näher zusammenrücken.

BEWÄHRT Natürlich war jede*r Einzelne besonders gefordert: Wer sprach, hatte kein direktes Gegenüber, saß daheim zwischen Küche, Wohn- und Kinderzimmer. Doch trotz ungewohnten Geländes und aller Hürden: Die Delegierten blieben über die gesamte Dauer beeindruckend engagiert und tauschten sich über die Redeliste und den Chat lebendig aus. In den gut besuchten Workshops am Abend gab es angeregte Diskussionen, wo viele zu Wort kamen. Zeit und Energie reichten aus, um mit breiter Beteiligung über Fachfragen zu diskutieren. Entsprechend fielen später die Rückmeldungen aus: Die meisten Delegierten waren mit dem ungewohnten Format sehr zufrieden – und von der Organisation begeistert. Klar, dass der BUND einen Teil der neuen digitalen Möglichkeiten auch in Zukunft nutzen will. Die nächste BDV, geplant im November in Dresden, darf dennoch gern wieder ein reales Treffen sein – mit vielen schönen Gesprächen in der Kaffeepause oder in den abendlichen Runden.


BUNDmagazin 1 | 21 ›  ZUR ZEIT 25

DIGITALISIERUNG

RONJA ENDRES

HOMEOFFICE UND KLIMASCHUTZ

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THORSTEN KELLERMANN sind aktiv in der BUNDArbeitsgruppe Digitalisierung.

Mit einer Serie im BUNDmagazin wollen wir dieses Jahr verschiedene Aspekte der Digitalisierung beleuchten. Zum Auftakt: Homeoffice kann den Ausstoß von Treibhausgasen senken.

D

ie Covid-19-Pandemie brach im vergangenen Jahr unweigerlich alte Struk­turen und Muster auf. Sowohl das Freizeitverhalten als auch die Arbeitswelt haben sich massiv verändert. Die Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten, über Distanzen zu kommunizieren, spielt dabei eine große Rolle. Unterschiedliche Erhebungen kommen zu dem Ergebnis, dass im Frühjahr 2020 zwischen 25 und 37 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen ihre Arbeit online von zu Hause erledigten. Dadurch fielen schon im März und April 43 Prozent weniger Arbeitsstrecken an als im Vorjahr. Mit Folgen für Umwelt und Klima.

GUT FÜRS KLIMA? Laut einer Studie von Greenpeace spart, wer ein Viertel seiner Zeit im Homeoffice

arbeitet, 1,6 bis 3,2 Tonnen CO2 pro Jahr. Das Institut für Arbeitswissenschaft kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. So nutzen fast 68 Prozent der deutschen Pendler und Pend­ lerinnen das Auto. Je häufiger diese Fahrten entfallen, desto weniger Treibhausgase werden frei. Auf diese Weise könnte Deutschlands Klimabilanz um Millionen Tonnen CO2 entlastet werden. Rettet Homeoffice also das Klima? Jein. Denn wer daheim arbeitet, verbraucht zum Beispiel mehr Strom und Wärme. Gleichzeitig stieg seit Ausbruch der Pandemie der Energiebedarf des Internets. So wuchs bereits im April 2020 der Datenverkehr um ein Zehntel, die Zahl der Videokonferenzen gar um mehr als das Doppelte. Datenverkehr benötigt Strom für den Betrieb der Rechenzentren. Auch deshalb ist es überfällig, unseren Bedarf an Strom und Wärme gänzlich aus erneuerbaren Energien zu decken.

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT? Prognosen gehen davon aus, dass auch nach dem Ende der Pandemie ungefähr jede*r Dritte den Arbeitsort flexibel wird wählen können. Neben jenen, die einen festen Arbeitsplatz zu Hause einrichten, sind manche auch von überall aus arbeitsfähig. Inwiefern dieses mobile Arbeiten ebenfalls Verkehr einspart, lässt sich noch nicht voraussagen. Wie aber wirken sich Homeoffice und mobiles Arbeiten auf die Gesundheit aus?

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und ...

Das muss erforscht und zum Schutz der Arbeitnehmer*innen verwendet werden. In einer Befragung der AOK sagten fast drei Viertel derer, die häufig daheim arbeiten, sie hätten sich 2020 oft erschöpft gefühlt. Besonders die vielen Videokonferenzen sorgen für ordentlich Stress. Zusätzlich verschwimmt zu Hause die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit, was ebenfalls belasten kann. Arbeiten zu Hause kann dem Schutz des Klimas dienen, indem es das Pendeln reduziert. Doch dafür muss es attraktiv und gesundheitsförderlich gestaltet werden. Damit der Trend zum Homeoffice langfristig das Klima entlastet, müssen Strom und Wärme schnellstmöglich ganz aus erneuerbarer Energie stammen. Ansonsten zehrt der erhöhte Energiebedarf für das Homeoffice und für die digitale Kommunikation das eingesparte CO2 wieder auf.


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BUNDmagazin 1 | 21 ›  INTERVIEW 27

INTERVIEW

WIE WOLLEN WIR LEBEN?

OLAF ZIMMERMANN ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Ju l e

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Zwei Jahre arbeitete der Deutsche Kulturrat im Projekt »Heimat – was ist das?« eng mit dem BUND zusammen. Mit seinem Geschäftsführer Olaf Zimmermann sprach die Projektkoordinatorin Birgit Eschenlohr. Was war für Sie der Kern unserer Kooperation, Herr Zimmermann? Das Wichtigste für uns im Kulturbereich ist es, über den Tellerrand hinauszuschauen und nicht dauerhaft im eigenen Saft zu schmoren. An der Gründung vieler Umweltverbände waren Künstlerinnen und Künstler beteiligt. Auch wenn sich diese Verbindung später gelockert hat, halte ich es doch für immer wichtiger, die heute so großen Probleme gemeinsam zu lösen. Deshalb finde ich es super, dass wir uns wieder einander annähern, mit all den Unterschieden, wie wir an Dinge herangehen oder Politik machen. Um es gleich zu sagen: Ich sehe unsere Kooperation gerade erst am Anfang. Was haben Sie aus unserer bisherigen Zusammenarbeit gelernt? Der Deutsche Kulturrat konzentriert seine Interessenpolitik als ein Verband der Verbände stark auf Berlin. Dagegen ist der BUND mit all seinen Einzelmitgliedern deutlich regionaler und föderaler aufgestellt und geht viel praktischer vor. Trotzdem konnten wir gemeinsam diverse Anstöße geben. Gerade im Kulturbereich hat unser Projekt tiefe Spuren hinterlassen. Ob Theater, Museum oder Bibliothek: Wir haben vielfach Interesse geweckt, selbst etwas zum Thema Umwelt zu tun. Die

Nachhaltigkeit ist ein Topthema bei uns, seitdem wir Seite an Seite mit dem BUND gegen die Handelsabkommen TTIP und CETA gestritten haben. Wo sehen Sie die wichtigsten Früchte unserer Kooperation? Unsere Veranstaltungen sind alle gut gelungen. Außergewöhnlich war, dass wir gemeinsam den Antrag unterstützt haben, das Grüne Band als UNESCO-Natur- und Kulturerbe auszuweisen. In dieser Form Partei für einen speziellen Bewerber hat der Kulturrat nie zuvor genommen, das ist ein direktes Ergebnis unserer Zusammenarbeit. Nicht verhehlen will ich meine Enttäuschung darüber, wie unsere Kooperation von der Umweltpolitik aufgenommen wurde. Dass bei der Neubesetzung des »Rates für Nachhaltige Entwicklung« kein Kulturvertreter berücksichtigt wurde, halte ich für völlig anachronistisch. Als hätten wir mit Nachhaltigkeit nichts zu tun! Wer deren kulturelle Aspekte außen vor lässt, wird politisch nicht viel erreichen. Wir alle wissen doch, dass wir unsere Ressourcen schützen müssen. Dass wir es trotzdem nicht tun, hat vor allem kulturelle Gründe. Wir – also Kulturrat und BUND – sind uns einig, dass wir einen kulturellen Wandel herbeiführen müssen.

Wird das rechtzeitig gelingen? Ich bin da optimistisch. Die Schocks, die wir zuletzt im Umweltbereich erlebt haben, und dazu der fundamentale Schock der Corona-Pandemie werden die Debatte stark beflügeln: Wie wollen wir leben, wie mit unserer Natur umgehen? Ich glaube, wir werden diesen Planeten bewahren – sofern Umwelt und Kultur, aber auch der soziale Bereich mehr an einem Strang ziehen. Wir müssen Druck ausüben, gerade jetzt vor der Bundestagswahl. Was empfehlen Sie uns als Kulturmensch? Wir schauen ja unterschiedlich auf die Dinge, auch auf die Natur. Für mich ist der Aspekt der Schönheit zentral. Nur über sie begeistern wir uns doch für die Natur. Meine Lieblingstiere sind ohne Zweifel die Insekten [Hinweis der Redaktion: siehe »Natur im Nahbereich«: www.olaf-zimmermann.de/natur]. Wer von ihrer Schönheit fasziniert ist, will mehr wissen. Ein kultureller Blick erweitert den Zugang zur Natur. Ihr aktueller Magazin-Schwerpunkt ist der Wald? Es gibt doch nichts Mystischeres, der Wald ist ja der kulturelle Ort der Deutschen! Ich würde mir wünschen, dass sich Natur- und Umweltschutz und diese kulturellen Zugänge stärker mischen. Das täte, glaube ich, beiden Seiten gut.


pixabay/Goran Horvat

28 BUNDmagazin 1 | 21 ›  ZUR ZEIT

Egal ob jemals Strom geladen wird: Plug-in-Hybride bekommen ein grünes Mäntelchen umgehängt.

PLUG-IN-HYBRIDE

MEIST EINE MOGELPACKUNG Ja, Plug-in-Hybride können auf kurzen Strecken relativ ­umweltschonend gefahren werden – wenn sie dafür regelmäßig Ökostrom laden. Die Realität aber sieht zu oft ganz anders aus.

JENS HILGENBERG leitet die Verkehrspolitik des BUND-Bundesverbandes.

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ie Bundesregierung unterstützt den Kauf von Plug-in-Hybriden mit bis zu 4500 Euro, vorgeblich aus Umweltgründen. In Wahrheit sichert sie speziell den deutschen Herstellern so noch für einige Jahre ihr klimaschädliches Geschäftsmodell. Übermotorisierte Wagen der Oberklasse und SUV bringen nun mal viel Gewinn. Erwiesen ist: Die oft wuchtigen Plug-in-Hybride stoßen weit mehr CO2 aus als offiziell angegeben.

VIEL KLIMASCHÄDLICHER Plug-in-Hybride sind Autos, die neben einem klassischen Verbrennungsmotor auch einen Elektromotor mit eher kleiner Batterie haben. Um die staatliche Förderung (und zudem massive Steuervorteile beim Dienstwagenprivileg) zu bekommen, dürfen diese Fahrzeuge offiziell nur noch 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, was 2,1 Liter Benzin pro 100 km entspricht. Dass dieser Wert vor allem eine

theoretische Größe aus dem Labor ist, zeigen diverse Untersuchungen. Zuletzt die des europäischen Dachverbands »Transport & Environment« (T&E): Drei beliebte Plug-in-Hybride von BMW, Volvo und Mitsubishi stießen bei einem Test auf der Straße selbst unter optimalen Bedingungen 28 bis 89 Prozent mehr CO2 aus als angegeben. (Hier nicht eingerechnet das CO2 aus der Produktion des genutzten Stroms!) Waren die Fahrzeuge rein im Verbrennermodus unterwegs, stiegen Spritverbrauch und CO2-Ausstoß auf das Drei- bis Achtfache. Im Schnitt doppelt so hoch wie angegeben war der Spritverbrauch von 100 000 einzelnen Plug-in-Hybriden, die kürzlich das Frauenhofer-Institut im Realbetrieb ausgewertet hat.

SCHÖNGERECHNET Statt die Hersteller auf Modelle zu verpflichten, die real sparsamer sind, hilft die Bundesregierung ihnen mit der jetzigen Förderung vor allem, Strafzahlungen an die EU zu vermeiden. Denn mit Plug-in-Hybriden, die nur auf dem Papier die Umwelt schonen, rechnen Konzerne wie BMW, Daimler oder Volkswagen ihren eigentlich hohen Flottenverbrauch klein. Der BUND lehnt es grundsätzlich ab, Autos mit Steuergeld zu fördern. Und das gilt erst recht für große, schwere und übermotorisierte Modelle. Um besonders effiziente Fahrzeuge fördern zu können, muss das Geld von jenen kommen, die Fahrzeuge mit sehr hohem Verbrauch kaufen, per »Bonus-Malus-System«. Für Plug-in-Hybride dürfen Vorteile jeglicher Art maximal dann gewährt werden, wenn die Nutzer*innen nachweisen können, dass sie ihr Auto mindestens zu 70 bis 80 Prozent elektrisch fahren. Nur wenn diese Fahrzeuge klein, leicht und sparsam sind und ganz überwiegend elektrisch und mit Ökostrom gefahren werden, können sie eine sinnvolle Alternative zum reinen Verbrenner bieten.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/plug-in-hybride


BUNDmagazin 1 | 21 ›  ZUR ZEIT 29

STRASSENBAU

WERNER REH ist Sprecher des BUNDArbeitskreises Verkehr.

JOSEPHINE MICHALKE ist stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises.

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ie Kampfszenen rund um die Rodung im Dannenröder Wald gingen bundesweit durch die Medien. Sie symbolisieren die Folgen des Straßenbaus für die Natur, aber auch für das Klima. Geht es nach Union und SPD, haben der Straßenbau und das Wachstum des Straßenverkehrs auch künftig Vorrang. 40 Kilometer lang ist das Teilstück der A 49 von Neuental bis zur A 5 bei Gemünden, das nun den Dannenröder Wald durchschneidet. Verkehrspolitisch ist es unnötig: Parallel verlaufen A 7 und A 5, die nicht überlastet sind und auf sechs Spuren ausgebaut wurden. Die A 49 verkürzt die Fahrtzeit von Kassel zur A 5 um nur zehn Minuten, führt aber durch eine bisher wenig belastete Mittelgebirgslandschaft. Zusammen mit Bürgerinitiativen schlug der BUND daher schon 2013 eine umwelt-

Moritz Tapp

Der Dannenröder Wald ist überall: Wir müssen Klima und Natur vor dem Wahnsinn des ungebremsten Straßenbaus retten.

Greenpeace/ G. Welters

SCHLUSS DAMIT! Protestaktion der BUNDjugend am 4. Oktober.

Zwei Monate später ist die Schneise komplett gerodet.

schonende Alternative vor, mit einem punktuellen Ausbau bestehender Straßen sowie Ortsumfahrungen. Obwohl rechtlich vorgeschrieben, verweigerte die damalige schwarz-gelbe Landesregierung eine Prüfung. Das Bundesverkehrsministerium und die Koalition im Bundestag setzten den Bau der Autobahn durch.

TEMPO IST (FAST) ALLES Straßenbau macht Autofahren attraktiver und günstiger und erzeugt zusätzlichen Verkehr: Der Zeitgewinn durch neue und ausgebaute Straßen wird in häufigere und längere Fahrten »reinvestiert«, der CO2-­ Ausstoß nimmt zu. Das Klimaschutzgesetz aber fordert vom Verkehr ein Minus von 42 Prozent bis 2030. Keine Spur davon im »Fernstraßen-Bedarfsplan«: Der zielt darauf, den Anteil des Straßenverkehrs bis dahin noch zu erhöhen, denjenigen der Bahn einzufrieren und den des Rad- und Fußverkehrs zu vermindern. Den Anreiz dazu liefert der Bund: Weil er den Bau und Unterhalt von Autobahnen und Bundesstraßen zu 100 Prozent finanziert, melden die Länder extrem viele und überdimensionierte Vorhaben an. Wer Autobahnen plant statt einen moderaten Ausbau, spart Geld. Entscheidend dafür, was finanziert wird, ist der »Projektnutzen«. Und der errechnet sich zu 90 Prozent aus dem Zeitgewinn

der Autofahrer*innen. Die Folgen für Natur und Umwelt spielen auf Bundesebene faktisch keine Rolle.

AUF DEN PRÜFSTAND! Projektalternativen werden in den PseudoBeteiligungen der Öffentlichkeit nicht geprüft. Und die gerichtliche Kontrolle hat man ausgehöhlt: Gesetze zur »Planungsbeschleunigung« haben Gerichtsverfahren unfair gemacht. Im Ergebnis sollen 80 Prozent der 1360 gesetzlich anerkannten Ländervorhaben noch vor 2030 umgesetzt werden. 200 europäischen Schutzgebieten (Natura 2000) droht erheblicher Schaden. Tausend Kilometer schutzwürdige Lebensräume wie Wäl­der, Feucht- und Trockengebiete würden durchschnitten, 22 000 Hektar Fläche verbraucht. Dieser Kreuzzug des Straßenbaus gegen den Natur- und Klimaschutz muss ­beendet werden. Der BUND fordert, den Neubau von Fernstraßen bis 2022 einzufrieren und alle geplanten Projekte zu überprüfen: Werden die Klima- und Umweltziele erreicht? Und liegen der Planung Verkehrsszenarien zugrunde, die an einer modernen und nachhaltigen Mobilität im Jahr 2030 ausgerichtet sind? Für ein solches Moratorium will der BUND ein breites Bündnis schmieden. Wir fordern eine Kehrtwende beim Straßenbau, verankert im nächsten Koalitionsvertrag.


30 BUNDmagazin 1 | 21 ›  ZUR ZEIT

DIREKTE DEMOKRATIE

Mehr Demokratie

MEHR MUT!

Treffen des »Bürgerrats Demokratie« in Leipzig, September 2019.

Ob die rasch fortschreitende Erderhitzung oder das Schwinden der biologischen Vielfalt: Beim Management der Umweltkrisen hat die Bundesregierung bisher versagt. Ein neues Bündnis will der Zögerlichkeit mit Bürger­ räten und mehr direkter Demokratie begegnen.

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RALF-UWE BECK … ist Bundesvorstandssprecher von Mehr Demokratie e.V. und Ehrenvorsitzender des BUND Thüringen.

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ir müssten, wir sollten, wir hätten schon längst … So lassen sich die Appelle zum Klimaschutz zusammen­ fassen. Die Zeit drängt, das Klimapaket der Bundesregierung genügt nicht. Mehr sei nicht drin gewesen, mehr hätten die Bürgerinnen und Bürger nicht mitgetragen, heißt es aus der Politik. Aber stimmt das denn?

VORBILD BÜRGERRAT In Frankreich hat ein Bürgerrat 149 Empfehlungen für einen wirksamen Klimaschutz zusammengestellt. Da geht es ans Eingemachte: Pestizidverbot, Tempolimit von 110 km/h, keine Inlandsflüge mehr … Für Bürgerräte werden Menschen ausgelost, bis sie den Querschnitt der Bevölkerung spiegeln: hinsichtlich Bildungsgrad, Geschlechterverhältnis, Alters- und Einkommensgruppen. Beraten werden die Zufallsbürger*innen von Fachleuten, um dann – gut moderiert – in die Diskussion zu gehen. Auf diese Weise könnte ein Bürgerrat auch in Deutschland ausloten, was denn den Menschen in Sachen Klimaschutz auf

den Nägeln brennt und welche Auswege sie vorschlagen. Dann müssten wir alle nicht länger als Ausrede für die Mutlosigkeit der Politik herhalten. Doch bisher lehnt die Bundesregierung einen solchen Rat ab.

NETZ UND DOPPELTER BODEN Wenn der Impuls nicht von oben kommt, dann eben von unten. Gerade organisiert eine Initiative einen Klima-Bürgerrat für Deutschland – ein Riesenprojekt. Die Ergebnisse sollen bis zur Bundestagswahl vorliegen. Dann könnten die Parteien sie mitnehmen in die Koalitionsverhandlungen. So der Plan. Kein Wunder, dass Bürgerräte Konjunktur haben. Was aber, wenn das, was sie der Politik ins Stammbuch schreiben, in den Schubladen verschwindet? Vor diesem Schicksal sind auch Bürgerräte nicht gefeit. Hier kommt die direkte Demokratie ins Spiel. Sie ist das Netz und der doppelte Boden für alle Bürgerbeteiligung. Können wir mit Bürger- und Volksbegehren eine Sache notfalls selbst in die Hand nehmen, werden wir nicht nur angehört, sondern auch ernst genommen. Gerade die Zahl der ökologischen Themen, für die Initiativen auf die direkte Demokratie setzen, steigt. Beispiel Fahrrad­ entscheide in Kommunen: Gab es vor fünf Jahren deutschlandweit nur einen solchen Entscheid im Jahr, waren es 2019 schon 15 und vergangenes Jahr mehr als 20. Wer eine starke Bürgerbeteiligung will, muss für die direkte Demokratie streiten.

DICKES BRETT Das haben die Grünen kürzlich sträflich ignoriert: Die Partei, die 40 Jahre lang für die direkte Demokratie geworben hatte, nahm im November zwar die Bürgerräte in ihr Grundsatzprogramm auf – doch die direkte Demokratie löschte sie daraus. Das Signal: Wir werden es schon richten, lasst uns nur machen. Damit haben die Grünen den Bohrer weggeworfen, mit dem das dicke Brett der sozial-­ökologischen Transformation gebohrt werden könnte. Es ist an uns, diese Forderung nicht aufzugeben: Volksentscheid bundesweit!

Ing


BUNDmagazin 1 | 21 ›  ZUR ZEIT 31 Weibliche Wanderlibelle – das Männchen ist rot.

Bei Gefahr zeigt der Braune Bär (Arctia caja) seine roten Hinterflügel.

Michael Post/ GdO

Tim Laußmann (2)

Leichter als den Falter findet man die Raupe des Braunen Bären.

SCHMETTERLING DES JAHRES

LIBELLE DES JAHRES

LICHTEMPFINDLICH

Die Wanderlibelle ist die Libelle des Jahres 2021. Gekürt haben sie der BUND und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler). Bemerkenswert ist die Wahl, weil die Wanderlibelle erst 2019 erstmalig bei uns nachgewiesen wurde. Im Zuge der ­Klimaerwärmung breitet sie sich derzeit in Europa aus. Wie erkennen Sie die Wander­ libelle? Im Vergleich zur ähnlichen Heidelibelle ist sie etwas größer, kräftiger und unauffällig gezeichnet. Vor allem sind ihre Flügel sehr lang. Mit ihnen vermag sie weite Strecken zurückzulegen. So wandert sie in riesigen Schwärmen zwischen Afrika und Asien hin und her, um die Monsunregen für ihre Fortpflanzung zu nutzen. Wer reist, braucht einen Ort zum Ankommen. Der BUND fordert in Deutschland mehr dafür zu tun, das Wasser in der Landschaft zu halten, Biotope zu verbinden und Gewässer und Auen zu renatu­ rieren – zum Schutz der Libellen und vieler weiterer Tiere. Mit der Libelle des Jahres weist der BUND auf eine vielfältige und bedrohte Insektengruppe hin. Von den rund 80 heimischen Libellenarten ­gelten 48 als gefährdet.

Einst sehr häufig, heute auf dem Rückzug: Der Braune Bär ist der Schmetterling des Jahres 2021, ernannt vom BUND und der Naturschutzstiftung des BUND Nordrhein-Westfalen.

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einen Namen verdankt der hübsche Nachtfalter der dicht behaarten Raupe. Fliegt er im Hochsommer aus, bleibt ihm nur wenig Lebenszeit, da sein Saugrüssel verkümmert ist. Ein noch rascheres und gewaltsames Ende bereitet ihm oft künstliches Licht. Dazu BUND-Experte Jochen Behrmann: »Die Falter werden nachts von grellen Lampen angelockt und flattern in einem fort um sie herum. Statt Partner zu suchen und sich fortzupflanzen, sterben sie an Erschöpfung oder fallen Fressfeinden wie Fledermäusen zum Opfer.«

WENIG LEBENSRAUM Mit der Wahl des Nachtfalters weist der BUND darauf hin, wie sehr speziell das blaue Licht von Hochdruck-Quecksilberdampflampen viele nachtaktive Insekten schädigt. Sie sollten durch Natrium­ dampf­lampen oder moderne LED ersetzt oder auch ersatzlos entfernt werden. Auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere steht der Braune Bär zudem, weil die intensive Landwirtschaft ihm den Lebensraum nimmt, weil Hecken und Feldgehölze

verschwinden und Siedlungen und Straßen immer mehr Boden versiegeln. Mit bis zu 65 Millimetern Spannweite zählt der Braue Bär zu den größeren unserer Nachtfalter. Er besiedelt lichte Wälder, Gebüsche, Wiesen und Heiden, aber auch Gärten. Dank seiner brau-weißen Vorderflügel ist er gut getarnt. Wird er entdeckt, zeigt er durch deren blitzschnelles Öffnen die roten Hinterflügel. So warnt er Fressfeinde: »Ich bin ungenießbar!« Tatsächlich enthält sein Körper giftige Stoffe. Doch was hilft ihm das, wenn sein Lebensraum verödet und schrumpft? Obwohl seine Raupen nicht wählerisch sind und die Blätter von Löwenzahn, Brombeere oder Esche und Eiche fressen, wird der Braune Bär seltener. Mit der Wahl zum Schmetterling des Jahres weist der BUND auf seine Bedrohung hin – stellvertretend für viele Tag- und Nachtfalter. Damit er nicht einst wie sein Namensvetter Braunbär in Deutschland ausstirbt.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/schmetterling-des-jahres

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/libelle-des-jahres



Bedroht

Der nur drosselgroße Knutt brütet in den Weiten der Tundra. Auf dem Weg in seine Wintergebiete überwindet er ­extreme Distanzen. So fliegen sibirische Brutvögel bis nach Südafrika und Australien. Die im Norden Grönlands und­­Kanadas brütenden Knutts ziehen bis zu 5000 Kilometer nonstop über den ­Atlantik. Ihr Ziel: das nahrungsreiche Wattenmeer. An die 200 000 Vögel landen hier ab dem Herbst, um in oft riesigen Schwärmen zu rasten und teilweise auch zu überwintern. Ihr zur Brutzeit rostrotes Federkleid ist nun grau, passend zur ­Jahreszeit und zur Umgebung.

picture alliance/ imageBROKER/ Richard Dorn

Für 34 Vogelarten ist das Wattenmeer von großer Bedeutung. Gerade die ­muschelfressenden Arten sind jedoch am Schwinden. So ist die Zahl der bei uns ­rastenden Knutts seit 1990 um ein Viertel gesunken. Laut Roter Liste wandernder Vogelarten gilt eine der beiden hiesigen Unterarten als »potenziell gefährdet«.


Peter Sandbiller

Geplante Trasse der neuen Bundesstraße: Diesseits des Rheins verläuft sie zwischen einer Papierfabrik und Ölraffinerie, jenseits durchkreuzt sie zwischen Lkw-Werk und Teststrecke (im Hintergrund) das Vogelschutzgebiet Wörther Altrhein und Rheinhafen.

RHEINAUE BEI KARLSRUHE

ZIEL VERFEHLT Mit einem Vergleich endete im vergangenen Sommer der jahrelange Rechtsstreit um eine zusätzliche Straßenbrücke über den Rhein z ­ wischen Karlsruhe und Wörth. Ihren Bau konnte der BUND nicht verhindern – doch ­einiges erreichen für die Natur und ein besseres Verkehrskonzept.

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ls im November die zweite Corona-­ Welle übers Land rollte, fiel ihr auch die geplante Dienstreise des Verfassers nach Baden zum Opfer. Google Earth musste genügen, um einen Eindruck von der Rheinaue bei Karlsruhe zu gewinnen. Wer nun eher mit Elbe und Oder vertraut ist, erschrickt beim Blick auf den Rhein regelmäßig: Wie hat der Mensch dem vielbesungenen Fluss zugesetzt! Auf der Höhe von Karlsruhe wird das besonders deutlich: So dehnt sich am Westufer auf fast drei Quadratkilometern das Mer­ cedeswerk Wörth aus, die größte Lkw-Fabrik der Welt. Gleich gegenüber erstreckt sich auf 4,5 Quadratkilometern die größte deutsche Kraftstoffraffinerie mit dem größten Tanklager des Landes. All dies vor Jahrzehnten mitten in die Fluss­ aue geklotzt. Dass eben hier nun eine neue Bundesstraße den Rhein queren soll, wirkt – von fern betrachtet – schon fast egal. Kann denn da noch viel Natur kaputtgehen?


BUNDmagazin 1 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT 35

RARE REIHER Die geplante Straße durch die Rheinaue schädigt gleich drei Natura 2000-Gebiete: zwei europäische Vogelschutzgebiete und das FFH-Gebiet »Rheinniederung Neu­ burg-Wörth«. Besonders betroffen ist das von Röhricht gesäumte Vogelreservat »Wörther Altrhein und Rheinhafen«. Seine Schilfflächen und seine Auwälder sind von nationaler Bedeutung. In direkter Nähe zur Lkw-Fabrik brüten zwei hochgradig gefährdete Vogelarten. So zählt das 240 Hektar große Schutzgebiet zum wichtigsten Brutplatz des Purpurreihers in Deutschland. Auch die verwandte Zwergdommel kommt hier vor. In Rheinland-Pfalz (wozu das Westufer des Rheins gehört) sind beide Arten extrem selten und vom Aussterben bedroht. Für Tauchund Gründelenten ist das Flachwasser ebenfalls von landesweiter Bedeutung, als Brut- wie als Rastgebiet.

TEICHLÄUFER UND NIXENKRAUT Der Wörther Altrhein ist zudem das einzige Auengewässer am rheinland-pfälzischen Oberrhein, in dem Wassernuss, Großes Nixenkraut und Seekanne gemein­ sam vorkommen. Und mit ihnen seltene Tiere wie die Zierliche Tellerschnecke oder der Zierliche Teichläufer, eine Wasserwanze. Rechtsrheinisch hat die gefährdete Knoblauchkröte einen regionalen Schwerpunkt ihrer Verbreitung. Sie alle werden unter dem Bauprojekt erheblich leiden, wie der BUND in vielen Gutachten detailreich nachweisen konnte. Und das ohne Not: Mit unrealistischen Verkehrsprognosen hat man sich den Be-

darf einer zweiten Brücke schöngerechnet. Tatsächlich ist der Verkehr auf der schon vorhandenen Brücke in den letzten Jahren nicht mehr gestiegen. Und Alternativen zu der vorgelegten Trasse wurden nie ernsthaft geprüft.

AUSNAHMSWEISE ERLAUBT? Erhebliche Zerstörungen in einer Fluss­aue, die bis heute vielen gefährdeten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet: Gerade das soll ja die Ausweisung von Natura 2000-Gebieten verhindern. Warum dürfen Straße und Brücke nun trotzdem gebaut werden? Dazu Hartmut Weinrebe, der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands am Mittleren Oberrhein: »Es ist absurd: Das Gericht fand es vereinbar mit dem Naturschutzrecht, die Zerstörung von Brutplätzen und Lebensstätten der Zielarten dieser Schutzgebiete als ›Ausnahme‹ zuzulassen. Dabei brüten hier zum Beispiel mehr als die Hälfte der rheinland-pfälzischen Purpurreiher. Und deren Brutpopulation steht bereits unter Druck, auf lokaler wie auf überregionaler Ebene. Wie soll er da jemals den rechtlich geforderten ›guten Erhaltungszustand‹ erreichen?«

Immerhin ist es dem BUND in seinem Vergleich mit dem Land Baden-Württemberg gelungen, einige Verbesserungen zu erstreiten, für die Natur und ein sinnvolleres Verkehrsmodell. So wird mehr getan, um die Naturzerstörung auszugleichen: Auenlebensräume werden aufgewertet, wovon etwa der Wendehals profitiert. Auch wird hektarweise mehr Gehölz gesichert, für Vögel wie den Pirol. Ferner erhält die neue Brücke nun einen Radweg, und auf der bestehenden Brücke wird der Radverkehr künftig besser geführt. Zudem erarbeitet das Land ein Konzept, um das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs auszuweiten. Denn nur so, ist Hartmut Weinrebe überzeugt, wird Karls­ruhe seine Verkehrsprobleme in den Griff bekommen. Und nicht mit einer zweiten Rheinbrücke, die im Gegenteil noch weiteren Pendler- und Güterverkehr anziehen wird. Das Schlusswort gehört dem Regionalvorsitzenden des BUND, Armin Gabler: »Bauprojekte wie die zweite Rheinbrücke stehen für eine verfehlte Verkehrspolitik. Damit fällt es immer schwerer, unsere Ziele für den Klimaschutz zu erreichen und den Verlust der natürlichen Vielfalt zu bremsen.« Severin Zillich

Auch Knoblauchkröte und Seekanne zählen zu den Opfern der Baumaßnahme.

blickwinkel/F. Teigler

Allerdings. Der BUND wusste schon, warum er sich jahrelang gegen dieses Bauprojekt zur Wehr gesetzt hat.

Johannes Niederstraßer

O. Harms

Rare Reiher: Zwergdommel und Purpurreiher werden durch den Brückenbau akut gefährdet.

Detlef Metzer

VERFEHLTE VERKEHRSPOLITIK


36 BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV

IM GESPRÄCH MIT

ganz Neuem öffnen? Ich war schon immer gern an der frischen Luft. Als sich die Möglichkeit bot, in diesem Wildnisprojekt meiner Gesundheit und der Umwelt etwas Gutes zu tun, habe ich den Schritt gewagt. Gerade in diesem Lebensabschnitt finde ich es toll, mich mit der Natur zu beschäftigen. Ich fühle mich wieder gesund und aktiv. Gleichzeitig verschafft mir meine Arbeit viel Ruhe und eine neue Perspektive.

Nach 30 Jahren in einer Bank hat sich Sylvia Schuster ­entschieden, ihr Berufs­leben vom Kopf auf die Füße zu stellen. Seit knapp einem Jahr unterstützt sie als Bundesfreiwillige ­unser Team in der Goitzsche-Wildnis der BUNDstiftung bei ­Bitterfeld. Frau Schuster, jetzt im Winter ist wohl nicht viel los in der Goitzsche? Oh doch, hier gibt es das ganze Jahr zu tun. So suche ich alle zwei Wochen diverse Fotopunkte auf, um zu dokumentieren, wie sich die Umgebung entwickelt. Bei Ausstellungen wie zuletzt »20 Jahre Goitz­­ sche-Wildnis« zeigen diese Bilder­ reihen, wie dynamisch sich die Natur verändert, das ist schon faszinierend. Auch erfasse ich Beobachtungen von Tieren und Pflanzen, damit diese per Datenbank analysiert werden können. Erlaubt Ihre Tätigkeit denn, viel unterwegs zu sein? Ja, zum Glück bin ich überwiegend draußen, etwa um unsere Junior-Ranger oder andere Interessierte zu begleiten, wenn

Carol Höger

SYLVIA SCHUSTER

das corona-bedingt möglich ist. Und ich fotografiere leidenschaftlich gern. In der Goitzsche treffe ich immer wieder auf mir unbekannte Tiere und Pflanzen. Es macht richtig Spaß, auf Entdeckungsjagd zu gehen, Geräuschen zu folgen, den Blick hierhin und dorthin zu richten oder einfach still abzuwarten. Und dann zu erfahren, dass es mehr als nur eine Meise gibt. Oder wie schön Rotdrossel und Kernbeißer sind, die ich kürzlich vor der Linse hatte. Ihr Wechsel aus der Bank in die Wildnis war wohl ein großer Schritt? Ja, und kein ganz einfacher. Aber die Umstände haben diesen Wechsel erleichtert. Nach einer Umstrukturierung an meiner alten Arbeitsstelle habe ich mich gefragt: Willst du dich beruflich noch mal etwas

Wollen Sie selbst oder Ihre BUND-­ Gruppe im Bundesfreiwilligendienst aktiv werden? Dann melden Sie sich bei der Zentralstelle BUND e.V., wir beraten Sie gerne! Sie erreichen uns unter Tel. 0 30/2 75 86-541 oder bundesfreiwilligendienst@ bund.net; mehr zum BFD beim BUND ­unter: www.bund.net/bfd

Warum haben Sie sich für einen Bundesfreiwilligendienst entschieden? Der BFD ist auch für ältere Menschen eine wunderbare Möglichkeit, einfach mal was Neues auszuprobieren. Stellt man dann fest, dass einem die Tätigkeit liegt, ergibt sich daraus womöglich mehr. Manche Arbeitgeber ermöglichen älteren Mitarbeitern sogar, früher in den Vorruhestand zu gehen, wenn sie sich für einen freiwilligen Dienst entscheiden. Aber für den Lebensunterhalt reicht die kleine Vergütung wohl nicht? Tatsächlich bekomme ich für die eineinhalb Jahre nur ein Taschengeld und somit deutlich weniger aufs Konto. Doch zum einen kann ich da auf meine Familie zählen. Zudem hat der BFD ja viele positive Seiten: Man ist weiter kranken- und sozialversichert. Und man kann sich bei Bedarf um zusätzliche Unterstützung wie Wohngeld bemühen. Außerdem hat man die Möglichkeit, Seminare zu besuchen, lernt dazu und erhält im besten Fall viel Anerkennung. Sie engagieren sich auch in der BUND-­ Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld? Richtig. Bevor es mit der BFD-Stelle geklappt hat, war ich schon ehrenamtlich in der Goitzsche unterwegs. Wie gesagt: Mir liegt das ganze Gebiet hier am Herzen, und ich will die Umweltarbeit gerne auch in Zukunft tatkräftig unterstützen. sz

WWW.GOITZSCHE-WILDNIS.DE

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e d e i l g t i m n e b r e Gruppen w

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Der erste Jahresbeitrag jedes neu gewonnenen Mitglieds geht an Ihre Gruppe.

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Alle weiteren Infos zur Aktion Gruppen werben Mitglieder sowie neue Mitgliedsanträge zum Selbstausdrucken finden Sie wie gewohnt unter:

www.gruppen-werben.info Selbstverständlich ist die Teilnahme auch über den OnlineMitgliedsantrag möglich, wenn im zweiten Ausfüllschritt der Name Ihrer Gruppe angegeben wird:

www.mithelfen.net Die Gewinner des letzten Jahres werden in der kommenden Ausgabe des BUNDmagazins bekannt gegeben.

Für Ratschläge melden SieSie sich unter: 030/ 2 7575 86-319 FürRückfragen, Rückfragen,Anregungen Anregungenund und Ratschläge melden sich unter: 030/2 86-319 V

Geworben durch BUND-Gruppe: Antwort

BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Mitgliederservice Kaiserin-Augusta-Allee 5 10553 Berlin


38 BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV

BIOÖKONOMIE

suju/Pixabay

VORSICHT: SCHEINLÖSUNG »Grünes« Wachstum erschließt uns nicht das gute Leben für alle.

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ür die Bioökonomie wird gerne als neue, nachhaltige Wirtschaftsform der Zukunft geworben, als Möglichkeit für ein »grünes« Wirtschaftswachstum. In der Debatte darüber sind noch kaum Stimmen aus dem Umwelt- und Naturschutz laut geworden. Das wollen wir nun ändern. Denn ohne Gegensteuern droht die Bioökonomie die ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit weiter zu verschärfen. Mit dem Projekt »Perspektivwechsel Bio­ ökonomie« möchte der BUND eine breite Diskussion anstoßen und für wirklich

nachhaltige Lösungen eintreten. Gemeinsam mit der Initiative »Weltacker« finden dazu im Frühjahr drei Workshops statt. Die 2000 Quadratmeter großen Weltäcker symbolisieren die Fläche, die jedem Menschen auf der Erde theoretisch zusteht. Die Menschen im globalen Norden beanspruchen allerdings deutlich mehr. Die Bioökonomie beschränkt sich vor allem darauf, fossile durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Dafür aber fehlt es weltweit an Fläche. Eine abermalige Intensivierung der Landwirtschaft ist auch keine Lösung.

ICH HELFE MIT

Wir wollen – gerne mit Ihnen – darüber diskutieren, in welchem Rahmen die Bioökonomie zum Baustein einer nachhaltigen Zukunft werden könnte. Denn ein »Weiter so« mit lediglich anderer Rohstoffbasis trägt nicht wirklich zu einem sozial-ökologischen Wandel bei. Moritz Hahn

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Mehr zu den Workshops und viele ­Hintergrundinfos (mit Flyer, Erklärvideo und demnächst einem Podcast) unter: www.bund.net/biooekonomie

Für eine Familienmitgliedschaft tragen Sie bitte hier Name und Geburtsdatum Ihrer Liebsten ein: Jede Stimme zählt!

und werde jetzt BUND-Mitglied.

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Mit meiner Unterschrift werde ich Mitglied im BUND (BV) und genehmige besagten Betrag von dem oben genannten Konto einzuziehen. Ich kann meine Mitgliedschaft jederzeit satzungsgemäß und ohne Angabe von Gründen beenden. Gläubiger-ID: DE34 ZZZ0 0000 1038 26. Mit Ihrer Mitgliedschaft im BV sind Sie i. d. R. Mitglied in dem Landesverband Ihres Wohnsitzes. Datenschutzhinweise: Der BUND (BV) erhebt und verarbeitet Ihre Daten gem. Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO im Rahmen der satzungsgemäßen Vereinszwecke für die Betreuung Ihrer Mitgliedschaft. Unter der o. g. Anschrift des BUND (BV) erreichen Sie auch dessen Datenschutzbeauftragten. Die Nutzung Ihrer Adressdaten für werbliche Zwecke erfolgt gem. Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO. Einer solchen Nutzung können Sie jederzeit widersprechen. Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie unter: www.bund.net/datenschutz.


BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV 39

SCHREIBWERKSTATT

MAL WEITERDENKEN W

ie können wir den Ressourcenverbrauch verringern und gleichzeitig Wohlstand für alle schaffen? Wie hängen der Kapitalismus, die Überschreitung der pla­netaren Grenzen und die Entwicklung der Demokratie zusammen? Mit diesen und ähnlichen Fragen startete im September die digitale Schreibwerkstatt – mit 51 Teilnehmer*innen und einem bunten Auftaktwochenende. Wer politisch aktiv ist, hat meist viel auf dem Tisch – die nächste Stellungnahme oder Position soll geschrieben und abgestimmt, die Verbandsarbeit oder Kooperationen und Projekte geplant und gesteuert werden. Dabei fehlt es oft an Raum und Zeit, um über zentrale Ursachen der ökologischen Krisen nachzudenken und sich in einem strukturierten Prozess darüber auszutauschen. Im Rahmen der Schreibwerkstatt beschäftigen sich Interessierte aus sozialen Bewegungen, Nichtregierungsorganisationen oder Thinktanks in sechs Gruppen mit diesen Themen: Wirtschaftsstrukturen, Unternehmen und Betriebe, Arbeit und Tätigsein, Finanzwirtschaft, Verteilungsfragen sowie Neue Demokratieformen. Anfangs legten wir Schwerpunkte fest, tauschten

uns über Gelesenes und eigene Gedanken aus und brachten mögliche Lösungsansätze zu Papier. So setzt sich die Arbeitsgruppe »Neue Demokratieformen« mit den Krisen der parlamentarischen Demokratie auseinander und diskutiert über ergänzende Optionen wie Zukunftsräte oder direkte Demokratie. Die AG Verteilungsfragen verständigt sich unter anderm darüber, wie Wohlstand neu zu definieren ist und Vermögen und Ressourcen gerecht verteilt werden können. Begleitet werden die Gruppen von erfahrenen Moderatorinnen. Sie gestalten die Treffen mit kreativen Tools und schlagen vor, wie sich Themenkomplexe bearbeiten lassen. Für Querbezüge zwischen den Gruppen bildeten sich übergreifende Foren und digitale Stammtische. Schon jetzt lässt sich sagen: Mit der Schreib­werkstatt gibt der BUND kritischen Köpfen einen Raum, das passende Werkzeug und einen gestaltungsfähigen Pro-

zess, um an dem sozial-ökologischen Umbau unsrer Gesellschaft mitzudenken. Ein echter Motivationsschub! Franziska Sperfeld, Verena Leyendecker und Alexandra Kalpakidou

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MEHR ZUM THEMA Bis Ende Januar formulierten die Gruppen an Thesenpapieren, die anschließend im Verband diskutiert werden sollen. > www.bund.net/ digitale-bund-schreibwerkstatt

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40 BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV ›  Internationales

PARISER KLIMAVERTRAG

DA GEHT MEHR

Weg zur Klimaneutralität müssen sie nun konkrete Instrumente und Zwischenziele beschließen. Die EU will bis 2050 klimaneutral sein. Der Europäische Rat einigte sich im Dezember darauf, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent netto zu veringern (gegenüber 1990). Vor einem Jahr wäre ein solcher Beschluss noch undenkbar gewesen – auch das ein Etappenerfolg für die Klimaproteste der vergangenen Jahre. Doch reicht er bei Weitem nicht für die Klimaziele von Paris. Der BUND hält eine Anhebung auf mindestens 65 Prozent für nötig, und das, ohne dabei Kohlenstoffsenken wie Wälder gegenzurechnen.

D. Jansen

SO NICHT

Wer es ernst meint mit dem Schutz des Klimas, darf keine Klimakiller mehr ans Netz lassen. Protest vor dem neuen Kohlemeiler Datteln4.

Im Dezember 2015 hat die UN-Klimakonferenz in Paris Geschichte geschrieben. Das dort ­verabschiedete Klimaziel wurde zum Maßstab aller Politik. Auch und gerade Deutschland muss sich strikter danach richten.

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or fünf Jahren verständigten sich über 190 Vertragsparteien in dem »Über­einkommen von Paris« darauf, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Dazu müssen die Staaten alle fünf Jahre nationale Klimapläne vorlegen: Wie tragen sie zu den Klimazielen bei? Und wie schärfen sie, falls nötig, schrittweise nach? Nachdem sich die USA unter Trump aus dem Abkommen verabschiedet hatten, kündigte der neue Präsident Joe Biden bereits an, umgehend wieder beizutreten.

75 Staaten haben mittlerweile ein Zieljahr bestimmt, bis wann sie klimaneutral sein wollen. Die meisten bis 2050, Finnland sogar bis 2035, China bis 2060.

KONKRET WERDEN Ein Lichtblick also. Allerdings zeigen Analysen, dass viele Vorhaben bislang zu schwammig sind oder nur auf dem Papier bestehen. Dabei werden wir die Wucht der sich abzeichnenden Klimakrise nur mildern können, wenn alle Länder ehrgeizige Schritte für den Klimaschutz tun. Auf dem

Die aktuelle Politik der Bundesregierung führt allerdings dazu, dass solche natürlichen Senken sogar vernichtet werden. Anstatt einen sozial-ökologischen Wandel einzuleiten, treibt sie die Naturzerstörung voran. So klafft im Dannenröder Wald eine frisch gerodete Schneise, wo noch im Herbst mächtige Bäume einen gesunden Mischwald bildeten und Kohlenstoff speicherten. Und das nur für ein veraltetes Autobahnprojekt, das zu mehr Verkehr und mehr Treibhausgasen führen wird. Ehrgeiziger Klimaschutz sieht anders aus. UN-Generalsekretär António Guterres mahnte jüngst, unser Planet sei kaputt und die Menschheit führe einen selbstmörderischen Krieg gegen die Natur. Dieser Krieg muss nun enden und unserem Einsatz für maximal 1,5 Grad Erderhitzung weichen. Dafür muss die Bundesregierung das europäische Klimaziel ­möglichst bald in deutsches Recht übertragen. Festgeschrieben gehört darin, bis 2030 die erneuerbaren Energien auf mindestens 75 Prozent auszubauen und gänzlich aus der Kohlenutzung auszusteigen – für eine Welt, in der auch unsere Nachkommen gut und gerne leben können. Juliane Dickel und Martin Baumann

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/klimaschutz


BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV ›  Internationales 41

BUND-Delegation im japanischen Parlament (rechts der Autor) mit Vertreterinnen unseres Partners FoE Japan und einer Initiative gegen Schilddrüsenkrebs.

10 JAHRE FUKUSHIMA

DIE KATASTROPHE DAUERT AN Auch nach einem Jahrzehnt wirkt das Atomunglück von Fukushima nach. Mit unseren japanischen Partnern stehen wir in engem Austausch.

A

m 11. März 2011 bebte 160 Kilometer vor Japans Ostküste für zwei Minuten die Erde. Wenig später erreichten riesige Flutwellen das Land. Neben anderen schrecklichen Verwüstungen, die viel menschliches Leid verursachten, führte der Tsunami zum Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Wer damals in der Menschenkette vom AKW Neckarwestheim bis nach Stuttgart stand, wird es kaum vergessen: Während – als vorläufiger Höhepunkt der Anti-Atom- Mobilisierung – 60 000 Protestierende eine 45 Kilometer lange Menschenkette bildeten, flimmerte zeitgleich die Meldung von dem Super-GAU über die Bildschirme. Nur wenig später gelang es dank einem nie dagewesenen zivilgesellschaftlichen Bündnis, den Atomausstieg in Deutschland durchzusetzen.

WEITER GROSSE PROBLEME Ende nächsten Jahres gehen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. In Japan liefern von derzeit neun für den Betrieb genehmigten AKWs nur vier Strom. Allerdings soll jetzt im März das AKW Onagawa wieder anlaufen. Es steht

etwa 200 Kilometer nördlich vom AKW Fukushima direkt am Pazifik. Dabei dauert die Katastrophe von Fukushima an. Viele Menschen leiden – und sterben – weiter an den Folgen des weltgrößten Atomunfalls. In der Region und besonders in der Nähe des zerstörten AKWs steigt die Zahl der Kinder, die an Schilddrüsenkrebs erkranken. Die Arbeiten am Reaktor werden noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Ein großes Problem bleibt die Aufbewahrung des verseuchten Wassers. Nur internationaler Druck konnte vereiteln, dass die japanische Regierung das Wasser ins Meer ableitet.

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NOCH LANGE GEFORDERT Den Atomausstieg auch in Japan durchzusetzen, ist ein zentrales Ziel unserer schon 15-jährigen Freundschaft mit den Friends of the Earth Japan. Der intensive Erfahrungsaustausch und die solidarische Zusammenarbeit, die schon vor dem GAU begann, bereichern beide Seiten. Und die Atomenergie wird uns weiter beschäftigen: Auch wenn der letzte deutsche Atommeiler abgeschaltet ist, bleibt Deutschland Teil der internationalen Produktionskette, mit der Urananreicherungsanlage Gronau und der Brennelementefabrik in Lingen. Speziell die Suche nach einem Atommüll-Lager wird den BUND noch Jahrzehnte fordern – mindestens. Martin Geilhufe ist Sprecher des BUNDAK »Internationale Umweltpolitik«.

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42 BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV

JUNGE SEITE

KLASSE KLIMA Her mit der coolen Zukunft! Doch wie kann man im Alltag und in der Schule klimafreundlich leben? Die BUNDjugend organisiert bundesweit Projekttage, AGs und einen Wettbewerb.

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otzen ist gut, machen ist besser! Arnela verzichtet mal auf Fleisch. Valeria schreibt ein Gedicht gegen den Klimawandel, Nils verteilt Flyer auf dem Marktplatz. Greta und Tristan wollen eine Veggie-Woche in der Kantine und singen gegen die Mas­sentierhaltung an. Und alle haben sie gewonnen beim Schulwettbewerb von »Klasse Klima«.

ÖFTER OHNE FLEISCH Sie haben Bilder gemalt, Figuren aus Holz gefertigt, Tiermasken aus Papier gebastelt. Dann wurde geübt, tagelang, bis alle das Lied fast auswendig singen konnten. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen: Eine Heerschar von Schweinen, Kühen und Hühnern tritt in einem Video auf. Sie klagen die Menschen an, von denen sie in enge Ställe gepfercht werden. Produziert haben das Youtube-Video die Schüler*innen der Klasse 5e der Alexander-Coppel-Gesamtschule in Solingen. Und damit gleich einen Preis abgeräumt, beim Wettbewerb der BUNDjugend. 25 Schulen haben sich bundesweit beteiligt. »Ein paar Sachen wusste ich vorher schon. Aber dass die Massentierhaltung so schlimm ist, habe ich erst jetzt erfahren«, erzählt die Klassensprecherin Greta Juhnke. Bevor das Video gedreht wurde, waren die Lebensbedingungen der Nutztiere ein Thema im Unterricht. Das wenige Fleisch, das bei ihrer Familie auf den Tisch kommt, muss jetzt immer bio sein – darauf hat sich die Elfjährige mit ihren

Eltern geeinigt. Dabei soll es aber nicht bleiben. »Vielleicht können wir in unserer Kantine einen vegetarischen Tag einführen«, überlegt Mitschüler Tristan Peters. Oder würden alle mal eine ganze Woche ohne Fleisch auskommen? Mal sehen, was die Schulleitung dazu sagt.

GEMEINSAM AUSPROBIEREN Das Motto lautet »school change – not climate change«. Mit ihrem Bildungsprojekt »Klasse Klima« will die BUNDjugend den Klimaschutz an die Schulen bringen. Um etwa 7000 Kinder und Jugendliche zu erreichen, setzt sie auf die Hilfe von Multiplikator*innen. »Das sind engagierte junge Menschen zwischen 18 und 27, die mit den Schüler*innen ausprobieren, Alltag und Schule klima­freundlich umzugestalten«, erzählt Katharina Dellos von der BUND­jugend. »Einige in der Schule wissen schon total viel, andere haben noch nie von Fridays for Future gehört.« Die Projekttage behandeln Themen wie Ernährung und Mobilität, Konsum und Energie. Mancherorts haben sich auch Arbeitsgemeinschaften gegründet, in denen sich Gleichgesinnte treffen. Allerdings lief vergangenes Jahr kaum etwas wie vorgesehen: Wegen Corona musste ständig umgeplant werden, weil Schulen schlossen und der Unterricht nur


BUNDmagazin 1 | 21 ›  AKTIV 43

UNSER BLOG Mit unserem Blog seid ihr hautnah dabei, wenn wir im Dannenröder Wald unterwegs sind oder unsere Eindrücke und ­Gedanken zu anderen Themen der aktuellen Umweltpolitik beschreiben. Hier führen wir Interviews mit Klimaaktivist*innen, teilen Aktionstipps oder Alternativen zum Konsumwahn. Junge Menschen auf Orts-, Landes- und Bundesebene zeichnen so ein lebendiges und vielfältiges Bild der ­diversen Möglichkeiten, sich im Umweltschutz zu engagieren. Ihr seid eingeladen, mitzuschreiben und in den Kommentaren über die Beiträge zu diskutieren! online stattfinden konnte. »Trotzdem klappt es meist sehr gut«, berichtet Katharina Dellos. »Wenn Projekttage auch online stattfinden, weil alle plötzlich daheimbleiben müssen, ist das schon eine tolle Sache!« Auch die Gewinner*innen des Schulwettbewerbs haben sich nicht beirren lassen.

WENN MAN NUR WILL Arnela Aga zum Beispiel. »Eine Woche habe ich auf Fleisch verzichtet – so war es mit der Schule ausgemacht. Dann war ich zu Hause im Lockdown und habe einfach noch eine Woche drangehängt«, erzählt die 15-Jährige. Mit ihren vegetarischen Köfte konnte sie auch die Familie überzeugen. »Es geht, wenn man nur will«, meint sie. Und spricht auch für ihre Mitschüler*innen: Alle vier 9. Klassen der Theodor-Heuss-Realschule in Dortmund erprobten während der Schulschließung einen klimafreundlichen Lebensstil. Sie waren ohne Auto unterwegs oder haben regional und saisonal gegessen. Die eigene Garten-AG verteilte dafür selbst gezogenes Obst und Gemüse. Auch einige Schüler*innen des Rupert-­ Neudeck-Gymnasiums in Nottuln unterzogen sich einem einwöchigen Test. »Wir sind 30 in der Klasse«, erzählt Valeria Rempel aus der 7b. »Manche haben auf Fleisch verzichtet, andere weniger Strom verbraucht.« Die Zwölfjährige dagegen hat – wie einige andere – ein Gedicht über den Klimawandel geschrieben.

APPELL AN DIE ERWACHSENEN

Blog.bundjugend.de

»Erst nach zehn Anläufen hat's geklappt«, erzählt sie. Der Titel ihres Gedichts: »Niemand tut was.« Damit sich das ändert, trugen Valeria und vier Mitschüler*innen ihre Verse in der Pause auf dem Schulhof vor. Um dann auch die Erwachsenen zu erreichen, druckte eine Lokalzeitung die Gedichte ab. »Danach wurde ich auf der Straße selbst von wildfremden Leuten angesprochen!« Valerias Mitschüler Nils Neiteler hatte sich eigentlich nur vorgenommen, die sechs Kilometer zur Schule mit dem Rad zu fahren, statt von den Eltern im Auto gebracht zu werden. Nun ging er nach dem Unterricht spontan mit ein paar Freunden auf den Wochenmarkt und verteilte Flugblätter mit den Gedichten. »Bammel hatte ich keinen. Wir bekamen viel positives Feedback: Die Blätter waren schnell weg, alle Leute wollten sie haben.« Nun hofft Nils, dass die Erwachsenen bald einmal umdenken. »Für unser Klima muss ja jetzt was getan werden!« Helge Bendl

INTERSACTIONS Regelmäßig lädt unser Projekt »Locals United« dazu ein, online über Aspekte ­intersektionaler Klimagerechtigkeit zu ­debattieren. Gemeinsam sprechen wir bei den »IntersActions« darüber, wie sich die Klimakrise und soziale Themen überschneiden. Zu allen Bereichen laden wir jemanden für einen kurzen Input ein. Dann gehen wir in die Diskussion und ­planen anschließend gemeinsame Aktionen, etwa für Social Media. Als nächstes wird uns am 9. März das Thema Queer­ feminismus beschäftigen. Du bist herzlich eingeladen, daran teilzunehmen!

bundjugend.de/termine

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MEHR ZUM THEMA Willst Du Dich in Deiner Schule für mehr Klimaschutz einsetzen? Oder bist Du z­ wischen 18 und 27 und hast Lust und Zeit, Dich als Multiplikator*in zu ­engagieren? Dann informiere Dich auf: www.klasse-klima.de

instagram.com/bundjugend twitter.com/BUNDjugend facebook.com/BUNDjugend.Bundesverband


44 BUNDmagazin 1 | 21 ›  SERVICE

LESERBRIEFE WIRD UNSER WASSER KNAPP?

freiwerdende Geld für das große zentrale Feuerwerk zu spenden. Diese Aktion soll sich als wiederkehrendes Event in Heidenheim etablieren. Wir erhoffen uns, dass sich jedes Jahr mehr Bürger anschließen – um Müll, Unfälle und Schäden durch Feuerwerkskörper zu vermeiden und den Stress für Anwohner und Tiere deutlich zu senken. Auch hoffen wir die ein oder andere Kommune zu animieren, uns nachzueifern.

Ein Großteil unseres Grundwasserverbrauchs fließt direkt oder indirekt über Toi­ lette und Waschmaschine in die Kanalisation. Ohne großen Aufwand kann dieser Teil im Grundwasser bleiben, wenn wir den Bedarf über Regenwasser-Zisternen decken. Das tun wir seit Jahren und sparen dabei viel Geld. Zisternen können übrigens in der kommunalen Bauordnung vorgeschrieben und gefördert werden. Für den Temperaturausgleich haben wir die Zisterne mit einem Anlehngewächshaus kombiniert. Das Ergebnis: Frostfreiheit im Winter und gemäßigte Wärme im Sommer.

Felix Antoniuk, Heidenheim

Hartmut Sippel, Bad Hersfeld

Michael Krelle, Burgwedel

Ich bin seit fast 30 Jahren Förster. Unstrittig verfolgen die meisten Waldbesitzer – auch die öffentlichen – immer noch ökonomische Ziele. Dieses erfahre auch ich im beruflichen Umfeld (Niedersächsische Landesforsten). Die riesige Chance, große Kalamitätsflächen nach Stürmen und Borkenkäfer jetzt mit standortgerechten, heimischen Laubbäumen aufzuforsten und die noch verbliebenen Nadelforsten wenigstens in Mischwald umzubauen, wird offensichtlich vertan. Dabei ist erwiesen, dass Buchenwälder 40 Prozent mehr Niederschlag im Grundwasser speichern als Nadelforste. Wir brauchen eine deutlich stärkere Abkehr von Douglasie, Weiß- und Küstentanne sowie Japan- und Europäischer Lärche. Ralf Sepan, Moringen-Fredelsloh

SILVESTER MAL ZENTRAL Mit Begeisterung habe ich Ihren Ratgeber »Silvester mal ohne?« gelesen. Genau das, was Sie vorschlagen, werden wir dieses Jahr mit der Stadt Heidenheim in Angriff nehmen. Wir gehen noch einen Schritt weiter und versuchen die Bürger dafür zu gewinnen, freiwillig kein privates Feuerwerk zu kaufen und das

SCHREIBEN SIE UNS! redaktion@bund.net Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift (Betreff bitte: »Leserbrief«), behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin etwa vier Wochen nach Erscheinen jeder neuen Ausgabe.

Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich versuche seit 2019 ein zentrales Feuerwerk für die Stadt Burgwedel zu etablieren – kein leichtes Unterfangen. Voraussichtlich 2021 wollen wir nun in einem Ortsteil von Burgwedel ein Pilotprojekt versuchen. Bleiben Sie dran an diesem Thema!

FRAGEN ZUM ATOMMÜLL Der BUND schließt sich offensichtlich der amtlichen Sprachregelung »Endlager« nicht an und spricht lieber von einem Langzeitdepot. Das erscheint dem derzeitigen Stand der Wissenschaft angemessen. Was halten Sie von Lagern, aus denen die Abfälle rückholbar sind? Frank Nagel, Wiesbaden

Gesetzlich ist vorgesehen, dass die Abfälle während des Betriebs des »Endlagers« rückholbar und bis zu 500 Jahre nach Verschluss zu bergen sein müssen. Grundsätzlich ist dies zu begrüßen, auch aufgrund der Fehler bei bisherigen »Endlager«-Versuchen. Die Überwachung und eine mögliche Bergung der Abfälle nach Verschluss des Atommülllagers ist aber immer mit Risiken verbunden. Aus Sicht des BUND muss die Sicherheit immer oberstes Gebot sein: Die Möglichkeit der Rückholung oder Bergung radioaktiver Abfälle darf nicht zulasten der Langzeitsicherheit gehen. Doch Untersuchungen eines verschlossenen Bergwerks etwa mit Sonden können diese Sicherheit gefährden. Daher ist je nach Konzept, Wirtsgestein und möglicher (künftiger) technischer Lösungen zu beurteilen, inwieweit eine Überwachung umgesetzt werden kann oder sollte. Was Olaf Bandt zum Atommüll schreibt, kann ich ganz gut nachvollziehen. Der Müll ist da, und die Menschheit ist dafür verantwortlich, sich um die »Entsorgung« zu kümmern. Eine Frage an die Fachleute: Auf der Erde ist radioaktive Strahlung auf unabsehbare Zeit gefährlich. Doch was ist mit dem Weltall? Vielleicht ja Spinnerei – aber könnte man den Atommüll nicht gezielt in Richtung Sonne schicken? Dort dürfte er ja wohl kaum einen Schaden anrichten? Stefan Althoff, Beetzendorf


BUNDmagazin 1 | 21 ›  SERVICE 45

Die Idee, den radioaktiven Müll im Weltraum zu entsorgen, scheint auf den ersten Blick reizvoll. Der BUND lehnt dies jedoch wegen der großen Nachteile und Gefahren ab. Dazu zählen neben hohen technischen Hürden und Kosten vor allem inakzeptable Risiken für Mensch und Umwelt. So müssen weltweit etwa 350000 Tonnen hoch radioaktiver Abfall entsorgt werden. Dies würde Tausende Raketenstarts erfordern. Die Wahrscheinlichkeit eines Raketenfehlstarts liegt bei ein bis zehn Prozent – eine Havarie würde zu gravierender Freisetzung von Radionukliden führen. Damit würden die Abschussstelle und je nach Höhe der Explosion und der Witterung sehr große Gebiete auf lange Zeit verstrahlt. Zusätzlich wären eine umfassende Behandlung der Abfälle und lange Transporte nötig: Die Abfälle müssten zu einem Weltraumbahnhof in Äquatornähe gebracht werden. Aus Sicht des BUND muss der Müll darum sicher in Deutschland gelagert werden.

Ihr aktuelles Magazin hat mir nicht nur Freude bereitet. Als recht neues Mitglied bin ich etwas schockiert, wie unfair zu Tieren einige Ihrer Positionen sind, wenn auch verbrämt hinter Euphemismen wie tierschutzgerechte Jagd und tiergerechte Landwirtschaft. Glauben Sie wirklich, Bolzenschussgerät und Jagdgewehr könnten gerecht sein? Es ist doch genau dieser Artegoismus nach dem Motto »Wir sind die Tollsten!«, der Tiere und ihre Habitate letztlich immer zu Ressourcen erniedrigt und mit eben diesem Dünkel die Erde verheert.

LOB UND TADEL

Sonja Nolte, Gäufelden

Ein großes Lob und herzliches Dankeschön für alle Ermutigung und allen Zukunftsglauben, die Ihr Magazin ausstrahlt, während viele Menschen orientierungslos und resigniert sind. Ich erinnere mich an Zeiten, da auch die BUND-Zeitschrift dem Negativen nicht viel entgegenzusetzen hatte. Danke, dass es Sie gibt! Uta Köhler, Hohenleuben

Ute Esselmann, Bielefeld

Dem neuen BUNDmagazin lag Werbung der Firmen Biber und Humanitas bei. Beide verkaufen Produkte aus Lammfell, Kaschmir und Leder. Wenn der BUND seinen Auftrag, alle Tiere und unsere Umwelt zu schützen, ernst nimmt, dürfen Sie solchen Firmen nicht weiter eine Plattform bieten. Ich möchte dies mit meinen Beiträgen nicht unterstützen.

Der BUND wendet sich nicht grundsätzlich gegen die Tierhaltung oder Jagd. Wozu auch gehört, dass die Tiere oder ihre Produkte möglichst sinnvoll genutzt werden. Insofern wollen wir Werbung für tierische Produkte wie Leder oder Lammfelle im BUNDmagazin nicht ausschließen.

AKTIV AUF INSTAGRAM Der BUND setzt auf Instagram den Umwelt- und Naturschutz ins Bild.

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FÜHLEN, WAS DIE WELT FÜHLT Die Bedeutung der Empathie für das Überleben von Menschheit und Natur Joachim Bauer 2020, 208 Seiten, 22 €, Blessing

Für fast jede Lebenslage Daniela Wattenbach stellt in »Sauerteig & Wadenwickel« das Einmaleins eines nachhaltigen Haushalts vor. Und das erfreulich weit gefasst: Ob man Liebeskummer hat oder im Winter einen Igel im Garten, ob man wunde Kindernasen mit einer Majoransalbe oder Holzmöbel pflegen möchte – für (fast) jede Lebenslage gibt die Hauswirtschafterin praktische Tipps. Zudem versammelt sie viele Koch- und Backrezepte sowie Anleitungen zur Herstellung von Zahncreme, Shampoo oder Quitten-Körperöl. Dabei verzichtet sie fast völlig auf Chemie und Plastik. Gerade in Corona-Zeiten leben viele Menschen häuslicher als sonst und nutzen die Gelegenheit, Neues auszuprobieren. Mit einfachen Mitteln und schön gestaltet zeigt Daniela Wattenbach, wie man einen Haushalt ökologisch und ökonomisch führt. Gemäß dem Motto: Nachhaltigkeit beginnt daheim.

Fehlende Empathie Fühlen, was die Welt fühlt – dafür plädiert Joachim Bauer in seinem neuen Buch. Der preisgekrönte Wissenschaftler nimmt hier eine für die ökologische Debatte ungewöhnliche Perspektive ein. Fachkundig beschreibt er den mangelnden physischen und geistigen Kontakt der Menschen zur Natur. Dabei bekommen wir die wissenschaftlichen Eckdaten der ökologischen Krisen gezeigt, und gleichzeitig unsere psycho­ logische Entfremdung von der Natur: die fehlende Empathie. Joachim Bauer zeigt ganz konkret, wie sich die Distanz zwischen Mensch und Natur überwinden lässt; und mit ihr die politische Spaltung der Gesellschaft, die er wiederholt analysiert. Dabei betont er neben der Rolle des Einzelnen auch die Bedeutung der Politik, der Kultur, der Umweltverbände und des Ehrenamts. Kurz: ein Buch, um Mut zu tanken für das neue Jahr.

ÖKOLOGIE UND HEIMAT Gutes Leben für alle oder die Rückkehr der braunen Naturschützer? Jahrbuch Ökologie 2021 2020, 248 Seiten, 19,80 €, Hirzel

TANNEN – EIN PORTRÄT Reihe Naturkunden Wilhelm Bode 2020, 155 Seiten, 20 €, Matthes & Seitz

Heimat für alle Laut einer Umfrage hat nahezu jede*r dritte Naturschützer*in während der Arbeit bereits Erfahrungen mit brauner Ideologie gemacht. Rechtsradikale versuchen verstärkt, im Umweltbereich Fuß zu fassen. Sie wollen Naturschutz im völkischen Sinne zu einem »Heimatschutz« umdeuten – und ­damit ihre nationalistischen und rassistischen Ideen salonfähig machen. Der Band »Ökologie und Heimat« analysiert ihre Strategien und zeigt, wie sie zum Beispiel im Ökolandbau oder in der Klimabewegung agieren. Die Beiträge plädieren dafür, den Begriff »Heimat« nicht den Rechten zu überlassen, sondern in einer globalisierten Welt positiv im Sinne des »Guten Lebens für alle« neu zu besetzen. Ein wichtiges und hochaktuelles Thema! Wer Lust am Diskurs hat, wird hier bestens bedient – und muss über einige verzichtbare Wiederholungen einfach hinweglesen.

Die unbekannte Geliebte Die Tanne erfreut sich im Volksmund großer Beliebtheit – und wird doch ständig mit der schlichten Fichte verwechselt. Wilhelm Bode, einst Leiter der Forstverwaltung im Saarland, beleuchtet sie in seinem Porträt aus histo­ rischer und kultureller Sicht. Vor ­allem aber würdigt er sie als ­Paradebaum für die Entwicklung natürlicher Wälder, der sich nicht in Forstplantagen pressen lässt. Auch für Laien beschreibt Bode anschaulich, warum Weißtannen in natürlichen Buchenwäldern ideale Bedingungen vorfinden. Ähnlich wie die Buche kann sie hundert Jahre als zimmerhoher Baum im Halbschatten verweilen – bis dann ein Lichtschacht sie zu einem Baumriesen emporwachsen lässt, der 600 Jahre alt werden kann. Die Tanne empfiehlt sich auch in der Klimakrise, da ­sie ziemlich trockenresistent ist. Ein gelungenes Porträt, das unterhält und informiert.


BUNDmagazin 1 | 21 ›  SERVICE 49

MEDIEN

AKTIV AUF FACEBOOK

NEUER FLEISCHATLAS

Anfang Januar veröffentlichten der BUND und die HeinrichBöll-Stiftung den »Fleischatlas 2021«. Mit mehr als 80 Grafiken beschreibt er die sozialen und ökologischen Probleme der Fleischproduktion in Deutschland und weltweit. Deutschland erzeugt mehr Schweinefleisch und Milch als jedes andere EU-Land. Und exportiert riesige Mengen in alle Welt, zum Schaden der Umwelt, der Tiere und bäuerlichen Betriebe. So feuert die Tierhaltung mit einem Siebtel der globalen Emissionen die Klimakrise an. Ohne einen Kurswechsel droht noch deutlich mehr Fleisch produziert zu werden. Der BUND fordert die Agrarpolitik neu auszurichten, damit die Höfe leichter umwelt- und tiergerecht wirtschaften können. Gerade die jüngere Generation erwarte Veränderungen. So ernähren sich 15- bis 29-Jährige (mit 13 Prozent) schon doppelt so häufig vegetarisch oder vegan wie der/die Durchschnittsdeutsche.

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DOWNLOAD unter www.bund.net/fleischatlas; Bezug (auch Klassensätze) über die Heinrich-Böll-Stiftung: www.boell.de

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Arzneimittel sind segensreich für unsere Gesundheit. Doch über die Ausscheidungen von Mensch und Tier reichern sich die hochaktiven Stoffe zunehmend in der Umwelt an und schädigen die natürliche Vielfalt. Immer häufiger werden die Rückstände von Arzneimitteln in Gewässern und Böden nachgewiesen. Derzeit verbrauchen die Deutschen pro Jahr über 30 000 Tonnen Arzneimittel mit 2300 Wirkstoffen. Ihre Rückstände wie auch die Breitband-Antibiotika aus der Massentierhaltung bedrohen unsere Gesundheit. Klaus Günter Steinhäuser, stellvertretender Sprecher des BUND-­ Arbeitskreises »Umweltchemikalien und Toxikologie«: »Wir müssen erkennen, dass Wirkstoffe aus Arzneimitteln die Umwelt gefährden. Zumal sie oft langlebig und giftig sind.« In einem Positionspapier fordert der BUND ein Bündel von Maßnahmen, um diese Belastung zu verringern.

DOWNLOAD »Arzneimittel in der Umwelt« (41 Seiten) können Sie hier herunterladen: www.bund.net/arzneimittelrueckstaende

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ANLASSSPENDEN Sabine Wegendt Tel. 030 /27586-565 sabine.wegendt@bund.net

Ab einer Spende in Höhe von 60 Euro stellen wir eine Urkunde mit dem Namen des oder der Beschenkten aus. So können Sie ein besonderes Geschenk überreichen.

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IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany, Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin Redaktion: Severin Zillich, Tel. 0 30/2 75 86 - 4 57, Fax -440, redaktion@bund.net, www.bund.net/bundmagazin V.i.S.d.P.: Petra Kirberger Gestaltung und Produktion: JANDA+ROSCHER, Regensburg Titelbild 1/21 (25. Jahrgang): Märzenbecher / Gettyimages, Mike Pellinni Verlag: Natur&Umwelt Verlags-GmbH, Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 030/2 8018-145, Fax: -400, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 29.

Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten Druck: Brühlsche Universitätsdruckerei, Gießen Papier: 100 % Recycling, matt gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge ­hinaus Unterstützung. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Bank für Sozialwirtschaft: IBAN: DE24 3702 0500 0008 2802 02, BIC: BFSWDE33. Danke! (siehe hierzu: www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlags. Druckauflage: 210 013 Exemplare (IVW 4/2020); in der Natur+Umwelt: 152 000 Exemplare (IVW 4/2020) Beilagen: Diese Ausgabe enthält Beileger von Waschbär und (in einer Teilauflage) Umweltversand Biber.

Das BUNDmagazin 2/2021 erscheint am 15. Mai mit einem Titelthema zur Landwirtschaft.

LE2 Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.


Ein Geschenk an die Natur, über Generationen. Die Goitzsche-Wildnis www.bundstiftung.de/projekte

Informieren Sie sich jetzt über Ihre Möglichkeiten der Unterstützung. Ihr Kontakt zur BUNDstiftung: Telefon: 0 30 / 2 75 86-424 guido.weidner@bund.net Kaiserin-Augusta-Allee 5 · 10553 Berlin · www.bundstiftung.de

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Guido Weidner


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Almuth Wenta BUND-Ansprechpartnerin für Erbschaften und Vermächtnisse Kaiserin-Augusta-Allee 5 10553 Berlin

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