Ausgabe 03/2012

Page 1

Pressident

Bekannt durch

Sch端lerzeitung der THS Pinneberg | 03/2012 | www.ths-pressident.de

Gr端ner Traum Erneuerbare Energien aus Schleswig-Holstein

03/2012 Pressident | 1


2 | Pressident 03/2012

- Aufbauseminar Fahranfänger

- Aufbauseminar Punkteabbau

klassen

www.fahrschule-golchert.de

Bahnhofstraße 26a 25474 Bönningstedt Tel: 040/5567149

Oeltingsallee 17 25421 Pinneberg Tel: 04101/62834

Inh. Michael Kurtz

Fahrschule Golchert & Kurtz

- Ausbildung B, BE und alle Motorrad-

- B ab 17

Pinneberg & Bönningstedt


Liebe Leser, Lehrerin zur Schülerin: "Wenn Sie weitergähnen, bringe ich Ihnen ein Nachthemd!". Sprüche wie diese: Fast Alltag! Denn: Die Frühjahrsmüdigkeit geht um. Frühjahr? Quatsch! Wir haben es Herbst! Nun, die Frühjahrsmüdigkeit geht trotzdem um. Sie ist eine der wenigen Krankheiten, die zwölf Monate im Jahr andauern. 13 Jahre. Zwölf demnächst. Es ist wahrlich nicht angenehm, wenn jeden Morgen viel zu früh der Wecker klingelt und an dieser Stelle der Hinweis: Sollte es wirklich bereits Frühjahr sein und wir so lange gebraucht haben, um diese Ausgabe fertigzustellen, liegt es daran, dass wir vor lauter Müdigkeit nicht zum Arbeiten gekommen sind. Doch im letzten Jahrhundert eingeschlafen zu sein, scheinen aber nicht nur wir Schüler, sondern auch der ein oder andere des Lehrerkollegiums. Wie anders sollte sonst der Missstand erklärt werden, dass es Spezialisten gibt, die während der "Ferien mit den Hausaufgaben" (Logisch: Tage an denen wir nicht anwesend sind, aber trotzdem Schule haben, z.B. mündl. Abi) Klausuren und Klassenarbeiten ansetzen und Schüler für zwei Stunden in die Schule beordern. Nein, nein, niemand fährt in den Urlaub oder besucht Verwandte (was sich bei einer unterrichtsfreien Woche auch nicht anbieten würde), weil alle ja zuhause und nicht im Urlaubsort an den aufgegeben Hausaufgaben arbeiten. Interessant zu beantworten wäre auch die Frage, warum es überhaupt in der Oberstufe so etwas wie einen Klausurenplan gibt, wenn gefühlte 90% der Klausurtermine doch so oder so verlegt werden? Wie dem auch sei. Schlaft gut, träumt süß und nehmt notfalls diese Ausgabe als Kopfkissen! Sie ist zwar nicht besonders weich, aber das hochwertige matt-satinierte 120grPapier ist bestimmt bequemer als das kühle, harte Holz eures Schultisches! Übrigens: Wir erhöhen unsere Auflage um 100 Stück! Die Möglichkeit, dass wir unsere Schülerzeitung nun knapp drei Jahre für euch Schüler kostenlos anbieten konnten, verdanken wir unseren Gönnern und Sponsoren, an die wir an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aussprechen möchten. Viel Spaß mit dieser Ausgabe! Eure Pressident-Redaktion (die sich über Kritik und Lob von Schülern, Lehrern und Eltern jederzeit freut!) Redaktionssitzung

Feedback, Leserbriefe und Korrekturen erwünscht!

Unsere Redaktionssitzung ist jede Woche am Mittwoch um 12:30 Uhr im PC-Raum der THS. Neugierige Jungredakteure oder Leser, die Kritik und Lob loswerden wollen, sind herzlich dazu eingeladen.

Wie gefällt euch das neue PressidentMagazin? Teilt uns eure Meinung und Anregungen mit: • www.ths-pressident.de • www.facebook.com/ths.pressident 03/2012 Pressident | 3


Inhalt Leben

Titelthema

S. 10 Couchsurfing Die Hotel-Alternative

S. 22 "Jeder soll eine Chance haben!"

S. 14 Kostbarer als ein Diamant? Über die Wichtigkeit von Wasser

S. 26 Energie aus Eigenproduktion Ein Dorf versorgt sich selber

S. 19 Finanzkrise Bei deutschen Jugendlichen so gut wie nicht erkennbar

S. 30 Aus "Mist" Strom erzeugen So funktioniert Biomasse S. 32 Nervenkitzel Offshore Zu Besuch bei einem Windpark in der Nordsee S. 38 Die dunkle Seite der Windenergie Wenn bei Vögeln die Todesursache lautet: Windrad S. 42 Regen für Afrika Interview mit einem Beregnungs-Visionär

4 | Pressident 03/2012


Schule

Pressidentchen (5.-7. Klasse)

S. 52 Interview mit Schulleiter Matthias Beimel

S. 70 Ein Traum in braun Schokolade-Entstehung

S. 60 Giovanni di Lorenzo in der THS Zeit-Chefredakteur sprach über die Zukunft des Journalismus

S. 72 Sturmflut Die Nacht vom 16. auf den 17.2. 1962

S. 64 THS ohne Rassismus und mit Courage Infos von der PlakettenÜbergabe S. 67 Theater-AGs "Tod" Theaterkritik zur Aufführung des Stückes "Tod" von Woody Allen

S. 74 Frau Holle Große Augen im Forum Theater S. 76 Tierhaltung im Zirkus Ist eine artgerechte Haltung möglich? S. 79 Olympia 2012 Fazit der Spiele in London S. 80 Elektromobilität Wie sieht das Auto der Zukunft aus? S. 82 Dir ist langweilig? S. 84 Gewinnspiel S. 86 Lehrersteckbrief

03/2012 Pressident | 5


Leserbriefe

Zu "Gefangen in der Vergangenheit"

Zu "Giovanni di Lorenzo in der THS"

Glückwunsch Ich finde wirklich toll, was Ihr auf die Beine stellt! Glückwunsch! Christian via Facebook Zu "Kiew 2012: Ein ganz besonderer Austausch"

Gute Sache für alles Gut geschrieben. Ich war auch dreimal daran beteiligt. Gute Sache für alles: Freunde finden, Sprache lernen, reisen. Ist doch Wahnsinn! Schade, dass es vorbei ist. Jetzt das Studium – und Träume vergessen! Gruß aus Kiew! Eugen via ths-pressident.de

6 | Pressident 03/2012

Falsch dargestellt Den Artikel “Gefangen in der Vergangenheit” finde ich toll! Aber im vierten Absatz ist etwas, glaube ich, ein bisschen falsch dargestellt worden. Jens wusste nichts von Heroin, als er mit Elizabeth nach Washington DC fuhr. Sie hat ihm erst in Washington gestanden, dass sie noch Drogen nehme und jetzt wegfahren müsse, um eine Schuld an ihrem Dealer zu begleichen. Margrit via ths-pressident.de Zwei Tatbeteiligte Es gibt unheimlich viele Fürsprecher für Jens Söring. In diesem Fall eines Doppelmordes zählt für mich die Gesamtschau auf die Ermittlungsfakten. Meiner Meinung nach gab es hier zwei Tatbeteiligte: Elizabeth Haysom und Jens Söring. Margrit via ths-pressident.de Vielen Dank Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel über das wirklich erschütternde Schicksal eines Menschen, der seit 26 Jahren um seine Freiheit kämpft! Anne Hafs via Facebook


Damals gab es das nicht Die Lehrer von heute haben es volleyball-technisch wohl nicht mehr drauf. Damals gab es das nicht ;-) Elisabeth via Facebook

Zu "Werden Fußballer zu hoch bezahlt?"

Tobi Grimm / pixelio.de

Zu "Volleyball-Duell"

Zu "Geoengineering"

Nicht alles zu spät Die Klimafolgen sind nicht differenziert genug. Man gewinnt den Eindruck, dass alles zu spät ist. Martin via ths-pressident.de

Ein Witz Alles ein Witz. Das Geld kriegen sie einfach hinterher geschmissen. Was heißt außerdem "Verantwortung tragen"? Jeder, der arbeiten geht, trägt Verantwortung. Fußballer haben Kohle ohne Ende und große Wohnungen - wenn es geht noch im Ausland, wegen der Steuern. Und die Spielerfrauen wissen nicht, wie sie das viele Geld herumschleudern sollen. Olli via ths-pressident.de

Impressum Herausgeber: Redaktion Pressident Datumer Chaussee 2 25421 Pinneberg www.ths-pressident.de www.facebook.com/ths.pressident Redaktion: s. Print-Ausgabe Druck: s. Print-Ausgabe Auflage: 600 Stück V.i.S.d.P: s. Pirnt-Ausgabe bzw. Online-Impressum Mediadaten www.ths-pressident.de/werben

Grafiken: Weiterverwendung von Pressident gerne nach Genehmigung Verwendete Grafiken von: vectoropenstock.com, stockgraphicdesigns. com, Titelfoto: vencav, fotolia.com

03/2012 Pressident | 7


ENCOURAGE. empowering people

Stadt – Land – Fluss. Zukunftsplanung ist ein Muss!

Mitmachen beim Schülerwettbewerb 2013 in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik! Die Welt von morgen, wie soll sie aussehen? Wir suchen junge Forscherinnen und Forscher, die mit ihren Ideen zu Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz unsere Zukunft mitgestalten wollen. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler der oberen Jahrgangsstufen in Deutschland (ab Klasse 10) Österreich (Oberstufe ab Klasse 6) der Schweiz (Sekundarstufe II) sowie der deutschen Auslandsschulen in Europa (ab Klasse 10). Die Besten präsentieren ihre Arbeiten vor Professoren der Partner-Universitäten RWTH Aachen, TU Berlin und TU München. Gewinnen Sie Geldpreise im Gesamtwert von rund 100.000 Euro! www.siemens-stiftung.org/schuelerwettbewerb

Anmeldeschluss zur Teilnahme: 15. November 2012 Einsendeschluss für die Arbeiten: 15. Januar 2013

8 | Pressident 03/2012


Leben

S. 10 Couchsurfing Die Hotel-Alternative S. 14 Kostbarer als ein Diamant? Ăœber die Wichtigkeit von Wasser S. 19 Finanzkrise Bei deutschen Jugendlichen so gut wie nicht erkennbar

03/2012 Pressident | 9


10 | Pressident 03/2012


Couchsurfing

Übers Internet kann mittlerweile jeder sein eigenes Sofa zur Vermietung anbieten. Über ein etwas anderes Reiseerlebnis. Das neue Schuljahr hat grade erst begonnen und schon sehnt sich der ein oder andere Schüler wieder nach Ferien. Einige verbrachten den Urlaub zusammen mit ihrer Familie in Hotels, Ferienhäusern oder -wohnungen, andere wiederum genossen die schulfreie Zeit gemeinsam mit Freunden. Doch in den vergangenen Jahren wurde neben diesen Möglichkeiten eine völlig neue Art des Reisens immer populärer: Der Trend, der sich immer weiter durchsetzt, wird als “Social travelling” bezeichnet. Bei dieser Form des Reisens stellen Privatleute wildfremden Menschen einen Platz in ihrer Wohnung zur Verfügung. New York, London, Pinneberg – in regelrecht jeder Stadt der Welt ist eine Unterkunft möglich. Häufig sogar kostenlos! Überall auf der Welt wohnen Menschen, die fremden Gäste ihre Türen öffnen, diese auf ihren Sofas übernachten lassen und beherbergen. Die Motive der Reisenden liegen auf der Hand. In privaten Wohnungen kommt auch in einer unbekannten Stadt ein Gefühl von Zuhause auf, anders als in einem anonymen und einsamen Hotelzimmer. Das Empfinden gleicht vielmehr einem Kurzurlaub bei Freunden, die in einer anderen Stadt wohnen und einem für ein paar Nächte die Couch zum Schlafen anbieten. Nun ist es allerdings unmöglich, auf der ganzen Welt Freunde zu haben und dennoch gibt es in nahezu jeder Stadt auf unserem Planeten inzwischen Menschen, die Schlafplätze anbieten – inklusive Heimatgefühl. Es gibt sogar weitere Gemeinsamkeiten

zu den wirklichen Freunden, denn viele der Herberger verlangen für ihre Unterkunft nicht einmal Geld. Die meisten Mitglieder, die auf Plattformen wie "Couchsurfing," "Haustausch" oder "Hospitality Club" eingetragen sind, wollen vor allem eins: sparen. Über 3 Millionen Menschen aus weltweit 80 000 Städten verfolgen dieses Ziel, wobei nicht jeder Registrierte automatisch Gäste bei sich zu Hause aufnehmen muss. Die Registrierung bei "Couchsurfing" kostet 20 Euro. Danach folgen Sicherheitskontrollen der Identität, um den Beteiligten einen gewissen Schutz bieten zu können. Die Unterkunft an sich ist kostenfrei und nach einigen Nächten in fremden Wohnungen beschließt so manch einer, in Zukunft auch seine Couch zu teilen. Inzwischen stellt immerhin jedes dritte Mitglied sein Heim für die Mitnutzer zur Verfügung. Auf den ersten Blick liegen die Beweggründe der Gastgeber im Verborgenen. Man beginnt sich zu fragen, was die Leute dazu bewegt, Wildfremde in ihre Wohnung zu lassen. Fühlen sie sich einsam? Haben sie keine Freunde? Oder kommt ganz allein in einer Wohnung Langeweile auf? Worin auch immer die Gründe liegen mögen, das System geht glänzend auf. Über sechs Millionen Menschen haben die Nacht schon auf fremden Sofas, Matratzen oder in Gästezimmern verbracht. Die meisten der Wohnungseigentümer sind anscheinend schlichtweg gastfreundlich. Diejenigen, die selbst schon von den Betten und der Hilfsbereitschaft anderer profitierten, wollen etwas zurückgeben. 03/2012 Pressident | 11

T: Damaris / pixelio.de

Text NN


wollen auch einfach schlicht etwas Geld dazuverdienen, indem sie ihre Wohnung beispielsweise für ein Wochenende für andere räumen. Im Schnitt zahlen die Kurzzeitmitbewohner 60 Euro pro Übernachtung, nicht pro Person. Für die Gäste eine einmalige Chance in sündhaft teuren Stadtteilen eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Auch für den Gastgeber handelt es sich um eine recht sichere Angelegenheit. Bezahlt wird im Voraus und Anbieter wie "9Flats" versichern dem Vermieter zum Beispiel Schäden an Wohnung und Inventar. Trotz all dieser unglaublich klingenden Tatsachen bleibt natürlich noch die größte Frage: Wie sicher kann es sein, fremde Menschen in seine Wohnung zu lassen oder als alleinstehende Frau bei einem fremden Mann unterzukommen? Für viele ist und bleibt dies unvorstellbar. Doch bisher machte nur ein Verbrechen Schlagzeilen. Im Jahr 2009 wurde eine Touristin aus Hong Kong in England vergewaltigt. Bis auf diesen Vorfall berichten die Nutzer in den Foren fast ausschließlich Positives. Auch eine Studie der Universität Michigan ergab, dass auf eine einzige schlechte Erfahrung 2500 gute kommen. Und somit schlussfolgern die meisten Sofasurfer: Was für ein entspannter und gleichzeitig interessanter Urlaub! ■

Urlaubsziel: Couch 12 | Pressident 03/2012

T: Klaus Serek, pixelio.de

Manche fühlen sich einsam und freuen sich über Besuch. Wieder andere möchten neue Kontakte und Bekanntschaften knüpfen. Letzteres erklärt ebenfalls, dass viele ihren Gast tatsächlich kennenlernen wollen. Neben einem Schlafplatz stehen Stadtrundführungen, gesellige Abende und nette Gespräche mit auf dem Programm. Selbstverständlich freiwillig und ganz und gar umsonst. Um beiden Parteien zu einem angenehmen Zusammenleben zu verhelfen, können sich Sofa-Anbieter und Reisende zuvor auf ihren Plattform-Profilen über gemeinsame Interessen informieren und austauschen. Auf der anderen Seite gibt es aber ebenfalls Menschen, die nur einen einfachen Schlafplatz suchen. Schließlich begeistert nicht jeden ein Small-Talk mit fremden Leuten am Frühstückstisch. Auch dieser Art Reisenden wird gern geholfen. Neben Couchsurfing gibt es Social-TravellingPlattformen, wie "HouseTrip" oder "Wimdu"", bei denen man ein Gästebett im Voraus bucht und bezahlt. Außer das Zimmer in einem ordentlichen und gepflegten Zustand zu hinterlassen, bestehen auch hier keine weiteren Verpflichtungen. Die registrierten Privatleute stellen ein freies Zimmer oder sogar die ganze Wohnung für kurze Zeit zur Verfügung, zum Beispiel wenn sie selbst verreist sind. Einige


03/2012 Pressident | 13


14 | Pressident 03/2012


Kostbarer als ein Diamant?

Wenn man an kostbare Schätze denkt, fallen einem Dinge wie Schmuck aus Gold und Silber ein. Viel wertvoller ist für viele aber etwas ganz anderes: Wasser. Text DH Wenn man an kostbare, materielle Schätze denkt, fallen einem Dinge wie Schmuck ein, vielleicht aus Silber, womöglich aus Gold oder gar mit einem Diamanten bestückt. Diese Dinge haben einen ungeheuren Wert, dessen Kurs kontinuierlich steigt. Denn das allgemeine Begehren darauf ist immens, das Vorkommen jedoch begrenzt und daher irgendwann erschöpft. Seit Jahrtausenden gibt es Kämpfe um Rohstoffe, nicht selten war und ist die Entdeckung eines bis dorthin unbemerkten Vorkommens der Grund für einen Krieg. Doch inzwischen drängt sich eine ganz andere Sorge in manchen Teilen der Erde auf, die für uns hier (bisher) kaum greifbar erscheint: Die Angst davor, nicht mit genügend Trinkwasser versorgt zu sein. Zwar sind wir uns darüber bewusst, dass

in gewissen Regionen der Welt Trockenheit und Dürreperioden einen Wassermangel für die dort lebende Bevölkerung verursacht. Doch sollten Prognosen aus Forschungen stimmen, die prophezeien, dass dieses Problem bis 2070 auch große Teile von Mittel- und Südeuropa betreffen wird, handelt es sich in zumindest absehbarer Zeit um einen globalen Notstand, der sehr ernst zu nehmen ist. Das Resultat einer Studie, die im Auftrag des US-Außenministerium im Frühling diesen Jahres erschien, stuft die Gefahr eines Wasserkrieges in geraumer Zukunft zunehmend stärker ein. (Prognostizierte) Zahlen und Fakten: - Für die womögliche Wasserknappheit sind primär zwei Gründe verantwortlich: Erstens der Bevölkerungswachstum (und

Konfliktpotenzial

Konfliktpotenzial

Türkei und Irak: Die Flüsse Euphrat und Tigris spielen bezüglich der Wasserversorgung für die Türkei aber auch für den südlich angrenzenden Irak eine große Rolle. Der Plan der Türkei, dort Staudämme zu errichten (teilweise bereits durchgeführt) stößt im abhängigen Nachbarland auf massive Empörung.

Naher Osten: Das Jordanbecken mit seinem Frischwasser ist ein Streitthema zwischen Israel, Nachbarstaaten und den Palästinensern. Es gibt gegenseitige Vorwürfe, zu viel Wasser zu verbrauchen.

03/2012 Pressident | 15


45-fachen der aktuellen, deutschen Bevölkerung entspricht)! Globale Konsequenzen: Der immer stärker ansteigende Bedarf macht Wasser zu einem genauso wertvollen Rohstoff wie eben Gold oder Diamanten. Es wird schlichtweg immer seltener, das Begehren ist sowieso riesengroß – und womöglich auf Dauer einen Ursache für Kriege. Großes Konfliktpotenzial herrscht zum Beispiel in China und Indien: Das bevölkerungsreichste Land der Welt (20% der Gesamtheit) besitzt lediglich acht Prozent der Süßwasservorräte! Für die Stromversorgung der Industriemacht sind riesige Dammbauten im Gange. Ziel ist es, an den Flüssen Mekong, Salween und Brahmaputra 140.000 Megawatt zu generieren (entspricht der Wasserkrafterzeugung von USA und Kanada gemeinsam). Vor allem Indien bereitet dies Sorge: Der Hauptabnehmer dieser Flüsse sieht die Wasserversorgung seiner wachsenden Bevölkerung zunehmend in Gefahr. Es ist relativ banal: Das Land,

Ein Leben ohne Wasser: Unmöglich Konfliktpotenzial

Konfliktpotenzial

Nilregion: Das von schlimmer Dürre geplagte Äthiopien führt seit Jüngstem Bewässerungsprojekte mithilfe des Nilwassers durch. 30% aller Ägypter leben aber von der Landwirtschaft, die das Nilwasser als essenziellen Bestandteile beinhaltet.

Pakistan und Indien: Die beiden Erzfeinde streiten sich um den Indus. Indien möchte Staudämme errichten, Pakistan setzt alles Erdenkliche dagegen und droht unter anderem mit Sprengstoffanschlägen.

16 | Pressident 03/2012

T: Klaus Serek, pixelio.de

die damit verbundene, steigende Versorgungsnotwendigkeit), welcher so rapide ausfällt, dass laut Schätzungen der Vereinten Nationen im Jahr 2040 neun Milliarden Menschen auf der Erde leben (das wären zwei Milliarden mehr als zum jetzigen Zeitpunkt). Und zweitens der Klimawandel, der viele Spuren hinterlässt (zum Beispiel Austrocknung von Seen). - Die Erde beinhaltet etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Das Bedauerliche: Gerade einmal 2,5% davon sind trinkbar, und nur partiell ist es zugänglich. - Wenn nun die vorhergesagten Entwicklungen (Bevölkerung, usw.) zutreffen, dann gerät das Verhältnis zwischen dem weltweiten Wasserbedarf und der allgemeinen Kapazität immer weiter auseinander, so dass Hochrechnungen zufolge im Jahr 2040 40% der notwendigen Wasserversorgung nicht mehr gedeckt werden kann. Das hieße wiederum, dass 3,6 Milliarden Menschen eine ungenügende Wasserzufuhr erhielten (was in etwa dem


Mit „Klasse unterwegs“ die Region entdecken Das Schulprojekt der DB Regio AG Erlebnisreiches Lernen an interessanten Orten in der Region Über 60 Partner in Schleswig-Holstein und Hamburg Umweltbewusst und günstig unterwegs im Nahverkehr der Deutschen Bahn Bis zu 70% Ermäßigung mit dem Gruppenticket im Schleswig-Holstein-Tarif Weitere Informationen im Internet unter www.bahn.de/klasse-unterwegs

Die Bahn macht mobil. 03/2012 Pressident | 17

Regio Schleswig-Holstein


welches geographisch ungünstig liegt (zum Beispiel bei einem Fluss, der zuerst durch ein anderes Land fließt), hat häufig schlechtere Karten und damit Grund zur Sorge. Es ist erst das zweite Glied der Kette und muss sich darauf verlassen, dass das stromaufwärts gelegene Land das Wasser nicht gänzlich stoppt. Es gibt zwar teilweise Abkommen, nach denen beide Parteien Rechte eingeräumt bekommen und durch die Spannungen zumindest reduziert werden konnten. Doch der Haken dabei ist: Der Klimawandel verändert die Menge an Wasser in den Flüssen deutlich, die Abkommen berücksichtigen dies nicht. So werden aus Abkommen veraltete Verträge, deren Erneuerung ein wirkliches Problem mangels Kompromissbereitschaft darstellt. Der Kampf um das Süßwasser mit all seinen Konsequenzen ist wohl unaufhaltbar. Es ist ähnlich wie mit anderen Rohstoffen; das Vorkommen ist begrenzt und nicht gerecht zu verteilen. Was man aber

nicht vergessen darf (und was diesen Fall erheblich dramatisiert), ist: Gold etwa ist ein edles Metall, es ist sehr massiv, man kann es für vielerlei Zwecke verwenden (wie zum Beispiel als teuren Schmuck). Wasser dagegen ist „bloß“ eine durchsichtige Flüssigkeit. Doch brauchen wir genau sie jeden Tag, nicht um damit unseren Reichtum darzustellen. Nein, sie ist unser wichtigstes Grundnahrungsmittel um zu überleben. ■

Tipp Die Wasservasserverteilung auf der Erde verändern? Dazu ein Interview mit Jürgen Friedrich auf S. 42 und auf www.ths-pressident.de

Mit Durchblick besser versicher t. Wir begleiten Sie ein Leben lang. Ver sprochen.

Marcus Reikowski e. K. Thesdorfer Weg 216, 25421 Pinneberg Telefon 04101/69400, pinneberg.sued@provinzial.de 1 189.1.1_148x105_4c_Pinneberg.indd | Pressident 03/2012

10.04.12 12:57


Finanzkrise?

Bei deutschen Jugendlichen so gut wie nicht erkennbar. Text WM Während die Finanzkrise weiterhin die Schlagzeilen der Zeitungen füllt und die Deutschen nachdenklich macht, erreicht ihre Kinder genau das Gegenteil. Die deutschen Jugendlichen bekommen so viel Taschengeld wie nie zuvor. Laut Kidsverbraucher-Analyse 2012 sind die Eltern in der Lage, insgesamt mehr Geld für Bekleidung, Freizeit und Taschengeld ihrer Sprösslinge auszugeben. Mit einer Steigerung um zehn Prozent zum Vorjahr bekommen die 7 bis 13-Jährigen dieses Jahr durchschnittlich 27,18 Euro Taschengeld pro Monat – ein neuer Höchstwert. Dazu hat sich der Wert der Geldgeschenke gesteigert, dieser ist mit 210 Euro pro Jahr um 13 Euro seit 2011 gestiegen. Durch das erhöhte Markenbewusstsein der Jugendlichen und die Bereitschaft vieler Eltern, ihren Kindern diese Wünsche zu erfüllen, bleiben Jugendliche weiterhin wichtige Ansprechpartner der Wirtschaft. Als beliebtestes Geschenk zu Weihnachten oder zum Geburtstag wählten die Kinder und Jugendlichen das Handy. 3,2 Millionen dieser Altersgruppe besitzen ein eigenes Handy, bei 17 Prozent handelt es sich sogar um ein Smartphone. Somit verfügen rund die Hälfte der 6,04 Millionen deutschen Kinder über ein Handy, zusätzlich dürfen sich 43 % der Kinder auf dem Smartphone der Eltern, falls dieses vorhanden ist, vergnügen. Die vielen verschiedenen und meistens kostenlosen Apps bieten auch für jede Altersgruppe vielseitige Unterhaltung. Als zweitbeliebtestes Geschenk sieht die "mobile Generation“, wie diese Alterskategorie auch genannt wird, die Spielekonso-

le. In 69 Prozent der deutschen Haushalte ist somit eine „Playstation“, „Wii“ oder Ähnliches vorhanden, an der sich laut Umfrage nicht nur die junge Generation die Zeit vertreibt. Die klassischen Gesellschaftsspiele rücken dabei in den Hintergrund, werden allerdings auch nicht ganz vergessen, denn gerade bei den Vorschulkindern ist der Wunsch nach klassischen Spielzeug im Kinderzimmer durchaus noch vorhanden. Nur einen Prozentpunkt hinter der Spielkonsole liegt die Handspielkonsole. Der Bedarf dieser Freizeitbeschäftigung ist im Vergleich stark zurück gegangen und wird wohl über kurz oder lang durch die vielen Online-Spiele auf den Smartphones abgelöst. Auch wenn man immer wieder in den Schlagzeilen zu lesen bekommt, dass das Zeitalter des gedruckten Buches vorbei sei, ergab die Kidsverbraucher Analyse ganz andere Ergebnisse: Obwohl der Alltag der Jugendlichen durch Handys und Spielkonsolen sehr geprägt ist, geben 96% an, sich mit Magazinen zu beschäftigen und 91 % bis zu drei Bücher im Monat zu lesen – ein konstanter Wert im Vergleich zu 2011. Während nun die Eltern um ihr Geld bangen, leben die Kinder ein Leben ohne materielle Sorgen, denn dem durchschnittlichen deutschen Kind wird kaum ein Wunsch abgeschlagen. Doch es wird zum Glück noch darauf geachtet, dass die junge Generation auch noch weiß, wie sich ein Buch anfühlt – und sie nicht nur das kalte Metall eines Smartphonegehäuses kennenlernen. ■ 03/2012 Pressident | 19


STARTEN SIE MIT UNS INS

BERUFSLEBEN!

Wir sind ein führendes Unternehmen der Baustoffbranche und beschäftigen 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Norddeutschland. Zum 1. August 2013 bieten wir an unseren Standorten Rellingen, Uetersen, Bad Oldesloe, Bad Segeberg, Ratzeburg und Gadebusch Ausbildungsplätze zur/zum

Groß- und Außenhandelskauffrau/-mann Einzelhandelskauffrau/-mann Bürokauffrau/-mann (nur in Rellingen) Das bekommen Sie bei uns: • eine vielseitige, umfassende und praxisorientierte Ausbildung • gute Entwicklungsperspektiven in einem leistungsstarken Unternehmen • erfahrene, freundliche Ausbilder und Mentoren Das bringen Sie mit: • einen guten Schulabschluss, Neugier und Lernwillen • Spaß an Teamarbeit und viel Einsatzbereitschaft

Wir freuen uns auf Sie! Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte mit Angabe des gewünschten Ausbildungsortes an unsere Personalabteilung, z. H. Herrn Blank.

25462 Rellingen · Eichenstraße 30-40 karsten.blank@hass-hatje.de · www.hass-hatje.de 20 | Pressident 03/2012


Titelthema

S. 22 "Jeder soll eine Chance haben!" S. 26 Energie aus Eigenproduktion Ein Dorf versorgt sich selber S. 30 Aus "Mist" Strom erzeugen So funktioniert Biomasse S. 32 Nervenkitzel Offshore Zu Besuch bei einem Windpark in der Nordsee S. 38 Die dunkle Seite der Windenergie Wenn bei Vögeln die Todesursache lautet: Windrad S. 42 Regen für Afrika Interview mit einem Beregnungs-Visionär

03/2012 Pressident | 21


22 | Pressident 03/2012


„Jeder soll eine Chance haben“

Bürgersolaranlagen liegen im Trend. Auch in Pinneberg gibt es mehrere Solarmodule, an denen jeder Bürger einen Anteil erwerben kann. Text SH, EA Alternative Energien fördern - ohne Platz für eine eigene Solaranlage auf dem Dach? In Pinneberg machen dies seit Mai 2008 sogenannte Bürgersolaranlagen möglich. Die Idee dafür stammt von der Arbeitsgruppe "Energie" der lokalen Agenda 21 unter der Leitung von Klaus Marquardsen. Die Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm, das 1992 von 172 Staaten in Rio de Janeiro ins Leben gerufen wurde. Ihre Ziele sind neben Armutsbekämpfung und nachhaltiger Entwicklung im Bereich der Wirtschaft und Industrie ein Wandel in der Energiepolitik. All diese Aspekte sollen sicher stellen, den Klimawandel

im 21. Jahrhundert so weit wie möglich einzugrenzen und die Erde für nachfolgende Generationen zu erhalten. Um die Umsetzung zu erleichtern, gibt es lokale Verbände mit eigenen Programmen. Eine sogenannte lokale Agenda 21 mit fünf eigenständigen Arbeitsgemeinschaften gibt es seit 2005 auch in der Stadt Pinneberg. Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des lokalen Projektes zur Minderung des Klimawandels leistet die Arbeitsgruppe „Energie“, welche im Mai 2008 die erste Bürgersolaranlage auf dem Dach eines Wohnhauses in der Berliner Straße fer▶ tigstellte.

Die erste Bürgersolaranlage der Lokalen Agenda, Berliner Str. 9 03/2012 Pressident | 23


Die zweite Bürgersolaranlage, Am Hafen 69 Um die Anlage zu finanzieren, machten die Mitglieder der AG bereits vor dem Bau Werbung für das Projekt: „Wir haben Anleger gesucht, indem wir in der Stadt Flyer verteilt und Werbung gemacht haben.“, so Marquardsen. Das Prinzip ist einfach: Jeder kann beliebig viele Anteile zu je 100 Euro (die maximale Investitionssumme beträgt 10.000 Euro) an der Solaranlage kaufen und damit deren Errichtung finanzieren. Diese Anlage ist jedoch keine ganz uneigennützige Spende, denn alle Beteiligten erhalten eine jährliche Rendite von etwa 7%. Der genaue Wert wird jedes Jahr neu berechnet und ist unter anderem abhängig von eventuell anfallenden Reparaturkosten und der staatlichen Einspeisevergütung für Solarstrom. Damit unterstützt die Regierung seit 2000 private Besitzer einer Solaranlage. Derzeit erhält man 19ct pro Kilowattstunde Solarstrom, die ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Jedoch sei der finanzielle Gewinn für die meisten Anleger der Bürgersolaranlagen eher nebensächlich: „Jeder soll eine Chance haben. Der Umweltschutz steht dabei im Vordergrund. Es geht nicht darum, durch diese Geldanlage reich zu werden.“, erläutert Klaus Marquardsen. Die Nachfrage sei von Anfang an riesig gewesen: „Wir mussten schon viele war24 | Pressident 03/2012

ten lassen und weitere Anlagen planen.“, berichtet der Hauptinitiator. Denn trotz der hohen Nachfrage der Bürger galt es vor dem Bau der Anlagen einige Hindernisse zu überwinden und vor allem einen hohen organisatorischen Aufwand zu bewältigen. Neben der Suche nach einer Baufirma und der richtigen Versicherung musste man vor allem passende Gebäude zu finden. Wie Herr Marquardsen erzählt, ist nämlich längst nicht jedes Gebäude für eine Solaranlage geeignet. Diese stellt zahlreiche Anforderungen an das Dach: Die Höhe muss mindestens sechs bis acht Meter betragen und es muss eine hohe Dachtragefähigkeit besitzen. Zudem ist es wichtig, dass die Dachfläche schattenfrei ist und nicht durch Bäume oder andere Gebäude verdeckt wird. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Ausrichtung des Daches, sofern es geneigt ist. Den höchsten Ertrag liefern die Module, wenn sie nach Süden ausgerichtet sind und idealerweise einen Neigungswinkel von 30° besitzen, denn dann ist die Sonneneinstrahlung über das gesamte Jahr gesehen am höchsten. „Allein für die erste Anlage haben wir 2 Jahre gebraucht, um ein geeignetes Dach zu finden.“, so Marquardsen.


Aufgrund der weiterhin bestehenden Nachfrage unter den Bürgern wurde im August 2010 die zweite Bürgersolaranlage auf dem Dach des Pinneberger Bauhofes in Betrieb genommen. Im Jahr 2011 folgten zwei weitere Anlagen auf dem Dach der Johann-Comenius-Schule in Thesdorf und auf einem Wohnhaus im Kirchhofsweg. Die Solaranlage auf dem Bauhof ist mit rund 216 Quadratmetern die größte, die im Kirchhofsweg mit ca. 65 Quadratmetern die kleinste. Insgesamt sind an allen Projekten 129 Anleger beteiligt, wobei es einige gibt, denen Anteile an mehreren Anlagen gehören. Unter ihnen sind sowohl alle Altersgruppen als auch alle sozialen Schichten vertreten. Sogar sieben Schüler sind Anleger der Bürgersolaranlagen. Diese bunte Mischung von Bürgern aus dem Kreis Pinneberg hat gemeinsam Investitionskosten von etwa 264.000 Euro bewältigt. Aktuell berichteten die Medien über die erneut sinkende Einspeisevergütung für Solarstrom. Dies sei jedoch nicht schlimm, da die Preise für Solarmodule in den letzten Jahren ebenfalls drastisch gesunken seien, erläutert Marquardsen. Dennoch verzichtet die Arbeitsgemeinschaft auf den Kauf billiger Solarmodule aus China und unterstützt stattdessen deutsche Firmen. Klaus Marquardsen, Hauptinitiator der Bürgersolaranlagen und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Energie“ in der lokalen Agenda 21 erledigt wöchentlich etwa vier bis fünf Stunden ehrenamtlich die unterschiedlichsten Arbeiten rund um die vier Solarstromanlagen. „Zweimal im Monat drehe ich meine Runde und kontrolliere die Anlagen nach Fehlern und notiere die Leistung.“, berichtet der ehemalige Umweltbeauftragte der Telekom. Zuhause fertigt er anschließend Balkendiagramme an, welche eine Übersicht über die je nach Sonneneinstrahlung schwankenden Erträge liefern und schickt diese den An-

legern regelmäßig zu. Während der Planung und der Bauphase kommen noch viele weitere Aufgaben auf den Rentner zu: „Ich bin zuständig für die Projektplanung, werte geeignete Firmen aus, prüfe die Angebote, fertige Ausschreibungen und Abrechnungen an, suche geeignete Standorte und lasse die Anlagen versichern. Auf der Baustelle bin ich dann auch häufig, das ist mit sehr viel Arbeit verbunden.“ Deshalb ist eine fünfte Anlage nicht geplant. „Wir wollen eher an die Schulen heran und mit diesen zusammenarbeiten.“, so Marquardsen über seine Zukunftspläne. An der Johann-Comenius-Schule ist die Kooperation gestartet: „Im Foyer der Schule ist ein Display installiert, welches jetzt ständig die Leistung anzeigt, wie viele Kilowattstunden schon seit Inbetriebnahme erzeugt und wie viel CO² dadurch gespart worden ist.“ Durch die Kooperationen will er das Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich des Energieverbrauchs und Umweltschutz schärfen. „Es sollte in der Schule, sogar im Kindergarten schon mit der Aufklärung begonnen werden.“, plädiert der Initiator der Pinneberger Bürgersolaranlagen. An der THS wird es jedoch wohl nicht zu einer derartigen Zusammenarbeit kommen, da eine Solaranlage auf dem Dach insbesondere durch viele Lehrer bereits 2008 abgelehnt worden war, als die Schule als Standort der ersten Bürgersolaranlage im Gespräch war. ■ Online+ In unserer OnlineSZ gibt Klaus Marquardsen viele Energiespartipps. Vom Elektrolüfter bis zur Wärmedämmung. www.ths-pressident.de 03/2012 Pressident | 25


Energie aus Eigenproduktion

Die Gemeinde Jühnde in Niedersachsen deckt ihren gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien. Ein Modell für ganz Deutschland? Text MS Jühnde liegt in Süd-Niedersachsen, im Landkreis Göttingen und beherbergt etwas über tausend Einwohner. Doch Jühnde ist keineswegs ein Dorf wie jedes andere, denn es ist das erste Bioenergiedorf Deutschlands. Das heißt: Die gesamte Energie der Dorfbewohner entsteht in Eigenproduktion. Und das rundum natürlich. Elf Jahre zurück: Die Universität Göttingen sucht ein Dorf für ein Nahwärmeprojekt um Göttingen herum. Jühnde bewirbt sich und setzt sich erfolgreich gegen 26 | Pressident 03/2012

16 Mitbewerber durch. Damit war es also beschlossen: Jühnde wird Deutschlands erstes Bioenergiedorf. Doch bis die erste Energie selbst produziert werden kann, ist es noch ein langer Weg. Das ganze Projekt muss bis ins kleinste Detail geplant werden. Ein wichtiger Punkt für die Umsetzung ist dabei das Mitwirken der Bürger. Immerhin mussten diese je drei Anteile à 500€ investieren. War die Bürgerschaft da sofort überzeugt? “Sie waren interessiert, aber wollten eine Menge an Informationen haben, damit sie wussten, auf was sie


in Jühnde im Winter Holzhackschnitzel verbrannt, wobei die daraus entstehende Wärme ebenfalls durch das Nahwärmenetz transportiert wird. Doch lässt man in einer Biogasanlage nicht potenzielle Nahrungsmittel vergären? “Wir verwenden Energiepflanzen für die Biogasanlage”, so Fangmeier. “Etwa ein Drittel der zur Verfügung stehenden Fläche wird für den Energiepflanzenanbau eingesetzt, so dass noch zwei Drittel für Viehfutter und Nahrungsmittel eingesetzt werden und das scheint uns ein gutes Verhältnis zu sein.” Der Fermenter in Jühnde wird täglich mit 33 bis 34 Tonnen an nachwachsenden Rohstoffen und ca. 25 Kubikmetern Gülle gefüllt. In einem Jahr entstehen durch diese Biomasse rund vier Millionen Kilowatt-Stunden Strom, dabei verbrauchen die Jühnder Bürger nur ungefähr die Hälfte. Der gesamte Strom wird trotzdem erst einmal an den Stromanbieter "EON" verkauft, der mit ungefähr der Hälfte des Stromes die Haushalte in Jühnde versorgt. Ein Bürger aus Jühnde spart im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ca. 700 € an Heizkosten im Jahr, die Heizkosten liegen bei 4,9 Cent/kwH. Doch diese geringen Kosten stiften keineswegs zur Verschwendung an. “Es ist ein hohes Bewusstsein da, weil die Wärmekunden sich intensiv mit der Wärme auseinander setzen, weil sie Zähler im Haus haben und genau kontrollieren, was sie dort an Wärme ver- ▶

Täglich werden ca. 25 m³ Gülle in den Fermenter gefüllt. 03/2012 Pressident | 27

Fotos: EFA

sich einließen. Dann haben wir uns diese Informationen beschafft und dann kam quasi die Begeisterung für das Projekt”, so Eckhard Fangmeier, Sprecher und Vorstand des Bioenergiedorfes. Nachdem vier Jahre lang geplant und entwickelt worden war und alle nötigen Fördermittel freigegeben wurden, war es Mitte des Jahres 2005 dann soweit: Die Biogasanlage konnte in Betrieb genommen werden. Jühnde gewinnt seine Energie nun aus Biomasse, sprich Gülle und Pflanzen. Das funktioniert, indem die Pflanzen und die Gülle vermischt und anschließend vergärt werden. Das heißt, die Substanzen werden in einem großem Behälter, dem Fermenter, erwärmt und durch ein Rührwerk ständig in Bewegung gehalten, damit sich keine Sink- oder Schwimmschichten bilden. Die Substanzen werden nun durch Bakterien zersetzt. Dadurch entsteht hauptsächlich Methan aber auch Kohlendioxid und Wasserstoff. Das entstandene Biogas wird nun im Gasspeicher gespeichert, die vergorene Biomasse als Dünger für die Felder verwendet. Das Gas wird in das Blockheizkraftwerk geleitet, wo es zur Strom- und Wärmeerzeugung verbrannt wird. Dann wird der Strom beim örtlichen Energieversorgungsunternehmen eingespeist und die Wärme in Form von ca. 80 Grad heißem Wasser mittels eines Nahwärmenetzes zu den Kunden transportiert. Zusätzlich werden


Die Biogasanlage wird mit Pflanzen und Gülle betrieben. brauchen. Also ist das Energiebewusstsein gestiegen, und es führte nicht zur Energieverschwendung.”, sagt Eckhard Fangmeier. Und nicht nur Kosten werden gespart. Denn durch die Biogasanlage werden 3.000t CO² im Jahr weniger in die Atmosphäre geleitet. Das 1.000-Einwohner Dorf ist durch sein Projekt inzwischen weltbekannt. “Wir haben heute ca. zweieinhalbtausend Besucher pro Jahr, in der Anfangszeit waren es achttausend”, sagt Eckhard Fangmeier. 2005 wurde Jühnde sogar von einem kanadischen Kamerateam besucht, die anlässlich der Umsetzung des KyotoProtokolls aus verschiedenen Ländern berichteten. Auch der Pressespiegel des Dorfes kann sich sehen lassen, denn Zeitungen aus aller Welt berichteten schon über das Energieprojekt. Jühnde war zwar Deutschlands erstes Bioenergiedorf, ist aber schon längst nicht mehr das einzige: Fast 90 Bioenergiedörfer existieren schon in Deutschland, viele weitere sind auf dem Weg dahin. Die Dörfer kooperieren sogar miteinander. “Wir bilden nun ein Netzwerk mit Orten, die sich selbst mit Energie versorgen.”, so Fangmeier. Doch es sind stets lediglich Dörfer und 28 | Pressident 03/2012

Gemeinden, die ihre Energie vollständig aus Eigenproduktion gewinnen, denn das Konzept lasse sich laut Fangmeier leider nicht problemlos auf Großstädte übertragen. “Die Konzepte müssen angepasst werden. Aber es ist durchaus denkbar. In Göttingen gibt es schon eine Biogasanlage im ländlichen Bereich, deren Biogas in die Stadt geleitet wird und dort in einem BHKW verstromt wird und Wärme gewonnen wird, die für die städtischen Bürger verwendet wird.” Jühnde hat sich mit der Energieumstellung auf ein gewagtes Projekt eingelassen, gerade auch weil doch recht große Geldsummen im Spiel waren. Laut Fangmeier habe es schon kritische Punkte gegeben, wo nicht entschieden gewesen sei, ob das Projekt realisiert werden könne. Gerade von finanzieller Seite habe es Phasen gegeben, wo das Projekt gewackelt habe. Bereuen tut die Gemeinde Jühnde ihre Entscheidung allerdings nicht. “Wir würden es heute wieder machen!”, sagt Fangmeier. “Es gibt schon insgesamt kritische Punkte, die man Bedenken muss, wie beispielsweise die anfällige Technik oder die Preisentwicklung der nachwachsenden Rohstoffe, aber insgesamt würden wir es wieder machen.” ■


- Anzeige -

Jugenderholungsheim Puan Klent auf Sylt Im Süden der Insel Sylt zwischen Rantum und Hörnum direkt an der Wattseite, mitten im Naturschutzgebiet der Rantumer Dünen, liegt das Hamburger Jugenderholungsheim Puan Klent.

In dieser traumhaften Lage bietet Puan Klent seinen Gästen den perfekten Rahmen, um Natur und Umwelt kennen zu lernen. Das Angebot an Spiel- und Sportmöglichkeiten ist vielfältig und bietet optimale Bedingungen für einen erlebnisreichen Aufenthalt, wobei der bewachte Badestrand an der Westseite ein besonders „Highlight“ ist. Tischtennis, Basketball, Fußball, Schwimmen im Meer, Wattwanderungen oder eine Radtour über die Insel, alles ist möglich. Für diese Aktivitäten werden kostenlos Schaufeln, Bälle, Tischtennisschläger oder Gesellschaftsspiele verliehen. Ausgearbeitete Rallyes für verschiedene Altersstufen können gegen eine Gebühr kopiert werden. Gerne buchen wir Ihnen auch eine Schifffahrt zu den Seehundsbänken oder organisieren Ihnen

auf Wunsch ein komplettes Wochenprogramm. In Kooperation mit der Schutzstation Wattenmeer betreiben wir für unsere Gäste den „Austernfischer“. Es handelt sich dabei um ein kleines Wattlabor, ausgestattet mit mehreren Aquarien und Mikroskopen. Zusätzlich können biologische Exkursionen vermittelt werden. Für Schulklassen oder Gruppen, die 6 oder mehr Übernachtungen buchen, gewähren wir einen Rabatt von 10%. ■ Infos erhalten Sie direkt bei uns: Jugenderholungsheim Puan Klent auf Sylt Hörnumer Str. 83 D-25980 Sylt/OT Rantum Tel.: 04651-96440 Fax.:04651-964422, eMail: info@puan-klent.de www.puan-klent.de 03/2012 Pressident | 29


Aus "Mist" Strom erzeugen

So funktioniert die Herstellung von Energie aus Biomasse. Text DH Wie ist es möglich, aus Gülle, Mais usw. Biogas, und damit auch Strom, herzustellen? Um das herauszufinden, war Pressident auf einem darauf ausgerichteten Bioenergiebetrieb nahe Elmshorn. Bei einer Biogasanlage findet sowohl elektrische (Endprodukt Strom) als auch thermische (Endprodukt Wärme) Energiegewinnung statt. Es handelt sich um einen Vergärungsprozess von Biomasse, bei dem viel Wärme aufgewendet aber auch neu erzeugt wird. Beginnen wir ganz am Anfang: Die Ausgangsstoffe hierfür, Substrate genannt, sind hauptsächlich Mais (vorher eingelagert, wenig Wasserbedarf bei der Herstellung, leicht zu zerkleinern), Gülle oder auch andere landwirtschaftliche Produkte und agroindustrielle Abfälle. Entscheidend bei der Substratsvermischung ist der Anteil an Methan, welcher bei der Herstellung des Biogas eine entscheidende Rolle spielt. Das Grundsatzziel lautet: Mit landwirtschaftlichen Restprodukten als Input möglichst effizient Energie als Output zu produzieren. 1. Phase

1.

Substratführung

Ein Annahmebunker, sozusagen die Befütterungsanlage, wird einmal am Tag mit der bereits hergestellten Substratmischung befüllt. Die angeschlossenen Trogförderschnecken befördern die Sub30 | Pressident 03/2012

strate in den Anmischbehälter (hier kann gegebenenfalls ein Flüssigstoff wie Gülle dazu kommen, durch ein Rührer wird alles zu einem homogenen Stoff zusammengefasst). Als nächstes gelangt der Stoff nach einer Erhitzung (Hygienisierung) über eine Zerkleinerungspumpe in den luftdicht verschlossenen (damit keine umweltschädlichen Stoffe austreten können) Fermenter (bezeichnet den Bioreaktor, in dem die Vergärung stattfindet und das Biogas erzeugt wird).

Vorratsbunker

2. Phase

2.

Vergärung

Die eingebrachten Substrate (wie u. a. Mais) werden von so genannten “Paddelgiganten” und “Tauchrührwerken” in Bewegung gehalten, um zu verhindern, dass sich Sink- oder Schwimmschichten bilden. Alles muss in Bewegung gehalten werden, damit die Bakterien Enzyme, also Stoffe, welche die Reaktion unterstützen, und andere Bestandteile abbauen können (Methanbildung), wodurch Biogas ent-


steht. Innerhalb einiger Tage (bei kontinuierlicher Durchführung) bildet sich das Gas und steigt aus der Flüssigkeit langsam nach oben. Die Temperatur ist eine weitere, sehr wichtige Komponente für den Vorgang dieser Energiegewinnung: An den Wänden liegt rundherum eine Heißwasserheizung an, welche die Flüssigkeit auf gut 40°C erhitzt. Die benötigte Wärme bedingt die „Arbeit“ der Bakterien. Hierbei wird wiederum Wärme erzeugt, diese lässt sich in Leitungen einspeisen und beispielsweise an benachbarte Betriebe weiterverkaufen. Die nach einigen Wochen “verbrauchte” Substratmixtur hat, nachdem sie noch einmal in einem Nachgär-Fermenter verarbeitet wurde, anschließend einen 3. Phase

3.

Gaswäsche

weiteren Verwendungszweck: Da alle organischen Stoffe (Proteine, Fette, Kohlenhydrate etc.) abgebaut wurden, spricht man von einer anorganischen Masse, die sehr mineralienhaltig ist und daher optimal als Dünger zu gebrauchen ist. Und: Erfreulicherweise enthält das Vergorene nichts mehr, was geruchsintensiv wäre (im Gegensatz zu schlichter Gülle). Das hergestellte Biogas setzt sich zunächst aus mehreren Bestandteilen zusammen: Es enthält ca. 50-70% Methan (umso mehr, desto besser für die spätere Stromerzeugung), beinhaltet im Übrigen Kohlendioxid, Wasserdampf, Wasserstoff und Schwefelwasserstoff. Für die effiziente Weiterverarbeitung muss das Gas entschwefelt werden. Es findet eine Bereinigung von Wasserdampf und Schwefelwasserstoff statt, indem zuerst das Kondenswasser abgepumpt (entwässert) und danach in einer biologischen Entschwefelungsanlage der Schwefelwasserstoff abgebaut wird. Nun hat man

ein relativ druckloses Gas. In einem Verdichter wirkt man ihm entgegen. Bis zur Verbrennung und Stromerzeugung fehlt zu diesem Zeitpunkt noch ein letzter 4. Phase

4.

Gasverbrennung

Schritt: Das fast fertige Biogas wird einer letzten Waschtrocknung unterzogen, bei der das Gas auf unter 5 °C abgekühlt wird und letzte Reste von Schadstoffen, Wasserdampf und Silikaten (Mineralienteile) entfernt werden. Um diese Aufbereitung effizient und seriös zu überprüfen, wird die jeweils aktuelle Gehaltsverteilung der Bestandteile gemessen. Das zwar fertiggestellte, aber noch unverbrannte Biogas gelangt schließlich in das Blockheizkraftwerk. Hier wird es in einem speziellen Motor verbrannt. Im Umkehrschluss: Das Biogas bringt und hält den Motor am Laufen, er treibt ihn an, das Arbeiten des Motors erzeugt die gewünschte Elektrizität. Er ist dann am funktionstüchtigsten, wenn das Gas mit einem konstant hohem Methananteil versehen und frei von Schadstoffen ist (daher die intensive Gasreinigung). ■

Digitale Kontrolle

Blockheizkraftwerk 03/2012 Pressident | 31


32 | Pressident 03/2012


Nervenkitzel Offshore

Die Arbeiter auf einem Offshore-Windpark in der Nordsee haben sich einen der härtesten und anstrengendsten Berufe ausgewählt. Warum bloß? Auch die mittlerweile abgeschalteten AKWs in Stade und Brunsbüttel passieren wir im Laufe der Reise. Deren Betreiber werden nicht gerne hören, was an Bord des Schiffes manch ein Verfechter der Erneuerbaren Energien jetzt gerade denken wird. Denn unser Ziel geht in die Zukunft. Windenergie auf der See soll den Löwenanteil eines Energie-Mix aus erneuerbaren Energien in Deutschland ausmachen. Irgendwann einmal. Wenn das Problem gelöst ist, wie all der Strom zum Festland kommt und wenn das Problem gelöst ist, wie die Strommengen quer durchs Land kommen und wenn das Problem gelöst ist, wer das alles bezahlt. Dann. Alpha Ventus wird zu dem Zeitpunkt in seiner heutigen Form aber schon längst wieder von der Bildfläche verschwunden sein. Als Forschungseinrichtung installiert werden in vermutlich spätestens zwanzig Jahren die Krafträder ab- oder neugebaut werden. Schon längst ist der Windpark nicht mehr der Größte seiner Art. Zwölf Windturbinen mit einer Leistung von je fünf Megawatt wurden 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum errichtet. Nachfolge-Windparks wie „BARD 1“, rund 100 Kilometer vor Borkum, weisen eine stolze Anzahl von 80 Turbinen auf. Trotzdem reichen allein die zwölf Turbinen aus, um bis zu 50.000 Haushalte auf 03/2012 Pressident | 33

Der erste Besuch wurde abgesagt. Zu hoher Wellengang. Erst beim zweiten Anlauf legt der Katamaran des Helgoländer Fährunternehmens mit Kurs Alpha Ventus, Deutschlands erstem Windpark in der Nordsee, einem sogenannten Offshore-Windpark, ab. Die Sonne strahlt aus voller Kraft auf das rot-grüne Deck des Schiffes, das einige Ingenieure, Investoren aus der Wirtschaft, Touristen und Journalisten – darunter 16 Mitarbeiter einer chinesischen Nachrichtenagentur – zu Alpha Ventus chauffieren soll. Denn die Hamburger Landungsbrücken sind heute mehr als ein beliebtes Ausflugsziel. Sie sind Anlaufstelle, sie sind Treffpunkt. Für Väter, die Tochter und Sohn ihren Arbeitsplatz zeigen wollen. Für Angeber, die vielleicht schon morgen fragen werden: “Habt ihr jemals einen OffshoreWindpark besichtigt?”. Für Rentner, die das Hamburger Standard-Touristenprogramm schon rauf- und runtergebetet haben. Die Reise zu Alpha Ventus ist keine gewöhnliche und man tut nicht schlecht daran dem Wort “Reise” das Attribut “Zeit” voranzustellen. Der Trip ist ein Weg aus der Vergangenheit in die Zukunft, ein Weg von alt zu neu. Kurz bevor der Katamaran in Cuxhaven noch einen Zwischenstopp macht, gehen die Blicke nach rechts. Zum Kernkraftwerk in Brokdorf.

Foto: Stiftung Offshore Windenergie

Text TH


So funktioniert ein Windpark Lediglich eine Brise von Windstärke 3 reicht aus, damit sich die Rotoren in Bewegung setzen. Der Wind drückt nicht einfach nur gegen die Rotorblätter, sondern es kommt ein Auftrieb zustande (das gleiche Prinzip kommt an Flugzeugtragflächen zum Einsatz und sorgt dafür, dass der Flieger abheben dem Festland zu versorgen. Die Bauteile verfügen über gewaltige Dimensionen. Der Rotorendurchmesser der Anlagen liegt bei 116 bzw. 123 Metern. Monumental ist auch die Höhe. Knapp 150 Meter ragen die Anlagen aus der Nordsee heraus. 28 Meter kommen unter Wasser hinzu. Und nochmal 50 Meter tiefer gehen Pfähle zur Befestigung in den Meeresboden. Zurzeit befinden sich gerade einmal vier Windparks in der Nordsee in Betrieb. Weitere zehn sind im Bau. Knapp 50 durchlaufen zurzeit ein Genehmigungsverfahren. Offshore-Boom in der Nordsee! Besonders große Freude darüber kann man zurzeit im Rathaus Helgoland auffinden. Auf der Insel sind die Touristen-Besucherzahlen seit Jahren rückläufig. Der Offshore-Boom kommt da gerade recht. Für die Wirtschaft bieten sich enorme Chancen. Investoren kommen mit viel Geld zu Deutschlands einziger Hochseeinsel. Drei Windparks nördlich von Helgoland sollen in Zukunft von Helgoland aus betreut werden. Bei Not- oder Ausfällen können diese von der einzigen Insel des Kreises Pinneberg schneller erreicht werden als vom Festland aus. Für einige auf Helgoland geht das alles viel zu schnell, andere können die 150 neuen Arbeitsplätze, die geschaffen werden sollen, kaum noch erwarten und wieder andere können ihr Glück bereits jetzt schon nicht fassen. 34 | Pressident 03/2012

kann). Dadurch dreht sich die Antriebswelle und gibt die Energie an einen Generator weiter, welche dort in elektrischen Strom umgewandelt wird. Durch dicke Kabel wird diese durch den Turm nach unten befördert und kann ins Stromnetz eingespeist werden. Arne Weber ist Eigentümer des Designhotel atoll auf Helgoland. Was vor knapp 15 Jahren mit dem Wunsch nach mehr Touristen mit viel Pomp eröffnet wurde, beherbergt ab 2013 ausschließlich Offshore-Arbeiter. Das Energie-Unternehmen WindMW aus Bremerhaven reservierte alle Zimmer des Helgoländer Vier-Sterne-Hotel in den nächsten zehn Jahren. Auf die liebevoll vom Hamburger Abendblatt genannte “Erste Offshore-Insel der Welt” geht es für uns erst einmal nicht. Wegen Entschärfung von einer Fliegerbombe – im Zuge von Ausbauarbeiten des Hafens für die Offshore-Industrie entdeckt – fährt der Katamaran auf direktem Wege in Richtung Alpha Ventus. Je weiter es aufs Meer hinausgeht, desto stürmischer wird die See. Ein Wetterumschwung ist nicht ungewöhnlich. Auch keiner von “heute Sonne, 30 Grad” zu “morgen Regen, Windstärke 12". Eigentlich ist das auch unproblematisch. Die Nordsee ist nicht fürs Arbeiten bestimmt. Einige machen es hier trotzdem. Sie arbeiten für eine saubere Zukunft, für die Abschaltung diverser Atomkraftwerke, für die Umsetzung der Energiewende. Dabei sind Unwetter am Standort von Alpha Ventus keine Seltenheit. Ein starker Seegang bestimmt mitunter das Geschehen. Die Durchschnittswindgeschwindigkeit liegt bei 36km/h (Stärke 5). Gut für die Energieausbeute. Schlecht für das ▶


03/2012 Pressident | 35


Wartungsteam. Sicherlich: Es gibt weniger beneidenswerte Jobs. Bergarbeiter in der Asse wäre vielleicht so einer. Aber: Wind und Wetter ausgesetzt zu sein bedeutet mitunter auch Tage und Wochen auszuharren und sich zu langweilen, bevor es mit der Arbeit wieder losgehen kann. Wenn gearbeitet wird, stehen die Techniker unter Zeitdruck. Jeder zusätzliche Tag kostet. Der Arbeitsalltag ist hart. Ein Wartungseinsatz dauert den ganzen Tag. Abends fallen die meisten Techniker müde ins Bett. Und jederzeit kann das Wetter umschlagen. Dann sind die Techniker zum Warten verdammt. Wenn sie nicht rechtzeitig ausgeflogen werden konnten, müssen sie auch mal mehrere Tage bei Windstärke 12 ausharren. Zum Nichtstun verdammt, weil die Arbeit still lag. Ein Helm ist Pflicht und eine umfassende Sicherheitsausbildung muss jeder Techniker absolvieren. Medizinischer Eignungstest, Sanitäterausbildung, Überlebenstraining, Helikoptertraining, um nur ein paar Kurse zu nennen, die ein Berufsanwärter zu belegen hat. Speziell für die Arbeit auf der See wurde ein eigener Offshore-Sicherheitsanzug in 36 | Pressident 03/2012

Orange entwickelt. Hin und wieder erzählen Arbeiter von Unfällen. Kaum verwunderlich, dass es nicht selten passiert, dass ein Neuling schnell wieder das Handtuch wirft. Noch immer gibt es ganz wenig geschultes Personal. Eigene Studiengänge werden gerade erst eingerichtet und der demografische Wandel macht sich hier besonders stark bemerkbar. Fachkräftemangel hoch drei. Man merkt: Zur Arbeit auf einem OffshoreWindpark gehört eine große Portion Überzeugung. Nämlich die Überzeugung, dass das, was man macht, richtig ist und dass die Zukunft der Windenergie gehört. Mitunter muss man vielleicht etwas blauäugig durchs Leben laufen und ausblenden, wenn große amerikanische Zeitschriften über “The Energiewende” lästern oder Politiker in Talkshows die Atomkraft verteidigen. Somit ist es kein Wunder, dass diejenigen Arbeiter, mit denen wir sprechen konnten, von ihrem Job begeistert sind. Der komplette Bau von Alpha Ventus war ein Pionierprojekt. Die Planer von Deutschlands erstem Nordseewindpark konnten auf keine Schritt-für-Schritt-Anleitung zurückgreifen. Flexibilität stand an der

Archiv, Foto: AREVA

Gondelaustausch an einem Windrad im Alpha Ventus Park.


Tagesordnung. Risiko war jederzeit mit von der Partie. Fünf Jahre ist der Baubeginn nun her. Drei Jahre dauerte es bis zur ersten Netzeinspeisung. Einige Stunden nach Abfahrt tauchen die Windturbinen dann nicht wie erhofft am Horizont in den Weiten der Nordsee auf. Die Wellen wurden doch zu hoch, nach halber Strecke steuerte der Kapitän bereits wieder den Rückweg an. Vermutlich würden viele an Bord – wie bei einer Oase in der Wüste – ihren Augen sowieso nicht trauen. Kilometerweit nur Wasser. Rundherum nordseeblau. Salzduft in der Nase. Und mittendrin zwölf Windräder. “Auch das Wartungsteam kann heute nicht herausfahren und sitzt nun für ein bis zwei Tage fest. Aber das ist Offshore! Dem Wetter sind wir alle ausgesetzt. Auch als Wirtschaftsminister Rösler vorige Woche Alpha Ventus besuchen wollte, musste die Fahrt auf halber Strecke abgesagt werden, weil sich das Wetter verschlechtert hat.”, erzählt Katharina Selinger, Pressesprecherin von Alpha Ventus. Stattdessen unterhält sich dafür Andreas Wagner mit uns. Der Leiter der OffshoreStiftung ist auch einer derjenigen, die überzeugt von ihrer Arbeit sind, denen

man die Motivation bereits beim Zuhören anmerkt. Während der Katamaran wegen Entschärfung einer Fliegerbombe nicht den Hafen von Helgoland anlaufen kann, erzählt er mit hochgekrempelten Ärmeln von der Windenergie: “Alpha Ventus hat einen Stein ins Rollen gebracht. Eine Reihe von Windpark sind in Deutschland mittlerweile geplant, im Bau oder bereits fertiggestellt.” Nicht nur für ihn, auch für Wissenschaftler sind Offshore-Windparks ein Glücksfall. Nie zuvor wurde solch eine Vielzahl von Daten in der Nordsee ausgewertet. Wie viele Schweinswale gibt es? Wo liegen noch alte Schiffswracks? Umweltbehörden und Verbände machen Druck, die Belastungen der Windparks auf die Umund Tierwelt möglichst gering zu halten. Im gesamten Alpha Ventus-Bereich herrscht Fischerei-Verbot. Vielleicht auch deswegen entwickelt sich an den Fundamenten der Windkrafträder eine regelrechte Riffbildung – noch mehr Daten, die analysiert werden können. Wartung und Betrieb werden Ingenieure auch noch in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Bei der Vision einer neuen, umweltfreundlicheren Energieversorgung. ■ 03/2012 Pressident | 37

Archiv, Foto: Matthias Ibeler

Krankonstruktion beim Bau des Windparks 2009.


38 | Pressident 03/2012


Die dunkle Seite der Windenergie

Windräder leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Dass diese jedoch eine Bedrohung für die Tierwelt darstellen, rückt in Zeiten der Energiewende schnell in den Hintergrund. Betroffen sind vor allem Vögel, denn für sie endet die Kollision mit einem Windrad in den meisten Fällen tödlich. Ein Grund dafür sei, dass die Vögel die hohe Rotationsgeschwindigkeit der Windräder nicht einschätzen könnten, so ein Sprecher des Landesumweltamtes Brandenburg. Denn mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230 km/h entwickeln sich die Rotorblätter zu einer Art tödlichen Schneide. Vor allem nachts ist die Kollisionsgefahr groß, da Vögel die Windräder möglicherweise übersehen. Durch die darauffolgende Kollision werden sie oft schwer, häufig sogar tödlich verletzt. Mit einem abgeschlagenen Flügel oder vollständig durchtrennt fallen sie um die hundert Meter tief auf den Boden, um dort den sicheren Tod zu finden. Auch Offshore-Bauten stellen für Vögel eine große Gefahr dar. Gerade bei schlechtem Wetter und in der Nacht flögen die Vögel niedrig und würden auf der Suche nach Rastplätzen von den beleuchteten Windrädern angezogen, so ein Sprecher des Instituts für Vogelforschung. Dass die Offshore-Anlagen beleuchtet sind, ist jedoch zur Sicherheit für Schiffe und Flugzeuge notwendig. Doch nicht nur Vögel sind durch die Anlagen zur Gewinnung alternativer Energie bedroht. Auch Fledermäuse zählt man zu den Opfern. Zwar kollidieren sie aufgrund ihres Echolotsystems meist nicht

mit den Windrädern, jedoch macht ihnen der durch die Rotoren entstehende Druckabfall rund um die Windräder stark zu schaffen. Laut Forschern der Universität von Calgary sorgt dieser dafür, dass sich die Lungenbläschen der Fledermäuse erweitern, woraufhin eine Beschädigung ihrer Blutgefäße folgen kann. Ein Vorgang, der für die Kleinsäuger mit dem Tod endet. Die Tragik dabei liegt darin, dass die meisten Fledermausarten durch den Menschen schon seit Längerem vom Aussterben bedroht sind. So auch Arten, die man zu den Zugfledermäusen zählt und die meist um die Windräder herum tot aufgefunden werden. Diese können in ihren 30 Lebensjahren maximal zwei Nachkommen pro Jahr bekommen. Somit ist das vermehrte Sterben der Tiere äußerst kritisch zu beachten, denn eine stetige Abnahme ihrer Art könnte große Auswirkungen auf das Ökosystem der Gegend mit sich tragen. Mindestens 800 Tiere fanden in den letzten zwei Jahren durch Windräder ihren Tod; Experten vermuten jedoch eine viel höhere Dunkelziffer. Der Präsident des Landesumweltamtes in Brandenburg, Matthias Freude, schätzte die Zahl auf zwei bis drei Tiere pro Anlage innerhalb eines Jahres. Dabei sind ebenfalls vom Aussterben bedrohte Vögel wie der Rotmilan betroffen. Rund 23.000 Brutpaare sind weltweit noch verbreitet, davon le03/2012 Pressident | 39

F: will biscuits, flickr.com

Text MS


ben 12.000 in Deutschland. Auch Störche werden oft Opfer der Rotorenblätter, darunter auch bedrohte Arten wie beispielsweise der Weißstorch. Eine Studie des Bergenhusener MichaelOtto-Instituts hat ergeben, dass vor allem der Standort der Windräder eine große Rolle spielt. “Windkraftanlagen gehören nicht an Gewässer oder in Wälder, weil es hier zu den meisten Unfällen mit Vögeln oder Fledermäusen kommt”, so ein Sprecher des Instituts. Doch auch Meere zählt man zu Gewässern, und an Küsten und Küstengebieten weht bekanntlich am meisten Wind, folglich erzielen hier positionierte Windräder am meisten Energie. Eine Teillösung wäre, auf die nächste Ge-

neration von Windrädern zu setzen, die größer sind, und teils bis zu fünfmal mehr Energie liefern können, als die alten Anlagen. Zwar könnte hierbei eine größere Kollisonsrate entstehen, jedoch bräuchte man weniger Windkraftanlagen und könnte somit vor allem Waldgebiete und Plätze meiden, in denen Vögel besonders stark vertreten sind. Eine effektive Lösung konnte derzeit jedoch noch nicht gefunden werden. Zwar setzen sich Organisationen wie die NABU für die Vögel ein, jedoch sind die Betreiber der Windräder wohl eher am Ertrag als an den Tierleichen rund um die Anlagen herum, interessiert. ■

Kommentar zu "Die dunkle Seite der Windenergie" Gut recherchiert und ein gutes Ziel! Leider werden Opfer oft in Kauf genommen – wer würde heutzutage so etwas einführen wie das Automobil, das jedes Jahr allein in Deutschland Tausenden das Leben kostet und noch viel mehr ernsthaft verletzt? Martin via ths-pressident.de 40 | Pressident 03/2012

flickr.com/solar.empire

Der Rotmilan steht bereits auf der Roten Liste.


Auch

in

steckt

Dir ein

r e n A EDEK

www.e

dekane

Werde ED

r.de

EKAner

Ausbildung bei der EDEKA Nord EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH 03/2012 Pressident | 41 Ines Mittag · Telefon: 04321 9706-17 · ausbildung.neumuenster@edeka.de Gadelanderstr. 120 · 24539 Neumünster · www.edeka.de


42 | Pressident 03/2012


Regen für Afrika

Jürgen Friedrich hat eine Vision. Der BorstelHohenradener will Wüsten in blühende Landschaften verwandeln. Interview GS, JK, TH Die Regenverteilung auf der Erde ist ungerecht: Während die Nachrichtensender von Überschwemmungen auf den Phillippinen berichten, durchlaufen ganz andere Teile der Erde eine andauernde Dürreperiode. Rentner Jürgen Friedrich hat sich zum Ziel genommen, genau dies zu ändern. Künstlich (Infografik s. nächste Seite) möchte er es in Wüstenregionen regnen lassen. Ob das gefahrlos möglich ist? Pressident: Es hört sich an wie ein Scherz: Mit Wasserkanonen wird Sand und Geröll bespritzt. Das Wasser verdunstet und es kommt zur Wolkenbildung. Diese bewegen sich weiter ins Landesinnere und es kommt zu Regen, der als Bewässerung von Plantagen dienen kann. Wie bekommt man solch eine Idee? Jürgen Friedrich: Es vergeht keine Woche ohne Hiobsbotschaften der Medien. Da geht es um das Abschmelzen der Polkappen genauso wie um die regelmäßig stattfindenden Klimakonferenzen. Als gelernter Steuermann fuhr ich etliche Male durch den Suezkanal und wenn es der Besatzung auf dem Schiff zu heiß wurde, gingen wir baden, wobei ich mich jedes Mal freute, wie schnell die nasse Hose wieder trocken war - also das Wasser verdunstete. Pressident: Die Meerwasserentsalzung ist wahrlich keine neue Erfindung. Und Anlagen gibt es zuhauf. Friedrich: Heute angewandte Methoden erfordern riesige Fabriken und kosten enorm viel Geld. Außerdem entstehen

Betriebskosten von mindestens einem Euro pro Tonne Wasser. Mit meiner der Natur abgeschauten Methode kommt man nach einmaligen Investitionskosten auf weniger als fünf Cent pro Tonne Wasser an Betriebskosten. Pressident: Die Alternative zur herkömmlichen Meerwasserentsalzung... Friedrich: ...wird in Deutschland bereits jeden Tag angewandt - und zwar in klein. Wenn die Sonne zu sehr scheint, gehen wir auf den Balkon und begießen die Blumen mit Wasser. So beeinflussen auch wir das Wetter. Pressident: Erklären Sie uns doch im Detail noch mal das Prinzip Ihrer Geoengineering-Methode. Friedrich: Bei auflandigem Wind wird während der heißen Tagesstunden das Ufer am Rande der Trockenzonen mit Meerwasser bespritzt. Ein geringer Teil des Wassers spült das Salz zurück. Der weitaus größte Teil des Wassers verdunstet. Dieser zweite - nun gasförmige - Teil wird vom Winde ins Landesinnere getragen und kommt dort in Form von Regen herunter. Geoengineering auch Klimabeeinflussung versucht, direkte Eingriffe in die klimatischen u. ökologischen Kreisläufe der Erde vorzunehmen, um Umweltprobleme wie Wasserknappheit, Klimaerwärmung oder die Versauerung der Meere zu beheben. 03/2012 Pressident | 43


Pressident: Und wenn der Wind dreht, dann vertrocknen die Pflanzen? Friedrich: Nein. Klima und Wetter sind nicht identisch. Die Methode, Wasser in sehr großen Mengen technisch-künstlich verdunsten zu lassen, beeinflusst auf Dauer nachhaltig das Klima in der Region. So entsteht eine Wetterlage, die ähnliche Probleme hat wie die unsere in Deutschland. Langfristig betrachtet entsteht sogar in der Wüste eine Infrastruktur, die Leben dort erst möglich macht. Pressident: Wie kommen Sie denn zu dieser Annahme? Friedrich: Wenn wir zusätzlich Wasser verdunsten lassen, entstehen künstliche Tief- und Hochdruckgebiete. Was vorher Wüste war, kann nachher zu regenreichen Gebieten werden. Ziel ist und bleibt: Die ungerechte Regenverteilung auf der Erde künstlich zu verändern, auch wenn das eigentliche Zielgebiet zu Beginn dieser Aktion nicht die Wüsten selbst sind, sondern die Randzonen, wo heutzutage die Menschen von der zunehmenden Trockenheit

bedroht und verdrängt werden. Pressident: Kann eine grundlegende Veränderung des Weltklimas dazu führen, dass Phänomene wie der Golfstrom ausbleiben? Friedrich: Diese Frage taucht in schöner Regelmäßigkeit schon seit vielen Jahren auf, vor allem verbunden mit dem Schmelzen des arktischen Eises, was erklärt wird mit dem Treibhaus-Effekt als Folge von zu viel CO2 in der Luft. Ich will genau das Gegenteil: Durch Wälder in zuvor baumlosen Trockengebieten wird erstmals in großem Stile wieder der CO2-Anteil in der Atmosphäre verringert. Ein bitter notwendiger Ausgleich für ­Brandrodung der tropischen Regenwälder und Waldbrände anderwärts. Pressident: Andersherum eingesetzt könnte man aus einer grünen Landschaft eine Dürrefläche machen. Dieses Prinzip militärisch eingesetzt wäre verheerend... Friedrich: Das ist in der Tat verheerend. Aber nicht erst im Kriegsfall. Denn Tatsa-

Infografik Küstenregion

Verdunstung

Wolkenbildung

Wasserkanone

Wüste 44 | Pressident 03/2012


che ist, dass der Kampf ums Wasser schon lange tobt. Nicht als „erklärter Krieg“, sondern abzulesen an der Zahl der Opfer durch Ernteausfälle. Auch die weltweiten Waldbrände gehen aufs Konto von regionalem Wassermangel. Darüber hinaus gibt es genug ernst zu nehmende Stimmen, die das weltweite Wüstenwachstum in Verbindung bringen mit dem Treibhauseffekt. Ob das stimmt oder nicht, ist für mich zweitrangig. Die Tatsache reicht, dass über eine Milliarde Menschen unverschuldet Wasserarmut erleiden. Pressident: Ihrer Vision nach würde die gesamte ländliche Oberfläche von Globus Erde grün sein? Friedrich: Ja, mit Ausnahme von Hochgebirge und jenen Regionen, wo die Bodenstruktur nicht genügend humose Bestandteile aufweist. Europas flächenmäßig größte Wüste hat Island, obwohl es dort reichlich regnet. Die Devise lautet: Ausprobieren! Damit wir nachmessen können, wie viel Wasser wirklich verdunstet und in

welcher Verteilung es wo wieder herunterkommt. Punktgenaue Vorherbestimmung ist nicht möglich. Ebenso wenig wie bei uns in Deutschland. Pressident: Wenn es so einfach wäre, hätten wir es doch schon längst. Friedrich: Das ist das Hauptargument der Skeptiker, mit dem ich konfrontiert werde. Die Frage „Warum?“ ist gut, richtig gut. Die Antwort: Es hat einfach noch keiner eins und eins zusammengerechnet. Die Wahrheit ist: Es ist so einfach. Ich bin verblüfft, dass die Fachleute, die sich ihr ganzes Leben mit Wasserknappheit beschäftigt haben, diesen Faden nicht aufnehmen. Dazu lief mir heute ein sinniges Zusatz-Argument über den Weg: Gute Ideen werden zuerst belacht, dann bekämpft und zuletzt hält sie jeder für selbstverständlich. Pressident: Ihre Berechnung an verdunstetem Wasser? Friedrich: Beispiel: Werden 100 cbm Luft, die mit Wasserdampf gesättigt ist, von 30 °C auf 10 °C abgekühlt, so

Landesinnere

Regen

Wüste 03/2012 Pressident | 45


kondensieren 100 x (30, 3 - 9, 4) = 2090 g Wasser. Pressident: Achtung: Wenn viel Wasser verdunstet, fällt die Temperatur. Dann würde wieder weniger Wasser verdunsten. Friedrich: Völlig richtig. Ebenso wird es aber wärmer dort, wo die Luftfeuchte wieder zu Tröpfchen kondensiert. Die Verdunstungskälte und die Kondensationswärme sind variabel und verändern sich laufend, nämlich bei der Wolkenbildung und beginnendem Niederschlag. Eine rechnerische Vorherbestimmung ist somit nicht möglich. Pressident: Eine Manipulation des Wetters in solchem Umfang hat es so noch nie gegeben. Die Folgen lassen sich doch überhaupt nicht abschätzen? Sollte man die Wüste nicht einfach Wüste sein lassen. Die Risiken sind zurzeit nicht absehbar. Friedrich: Natürlich wird es auch hin und wieder zu Überschwemmungen kommen und es werden Schadensersatzforderungen auf uns zukommen. Die Architektur in Wüstenregionen basiert häufig auf Lehm und wenn es regelmäßig regnet, lösen sich die Häuser auf. Oder aber auch Reiseveranstaltern, die Wüstentouren anbieten, laufen die Kunden davon. Dagegen können Entschädigungs-Fonds eingerichtet werden. Doch diese „nichtabschätzbaren Risiken“ sind das mit Abstand kleinere Übel. Pressident: Welche Kritik gibt es an Ihrem Projekt? Friedrich: Vor allem eine ganz ernstzunehmende. Wenn die Wüsten-Länder zu Agrarproduzenten werden, handeln wir unseren einheimischen Anbietern Konkurrenz ein. Pressident: Das belebt bekanntlich das Geschäft. Friedrich: Das sehe ich etwas differenzierter. Unsere Rosenanbieter im Kreis Pinneberg gehen schon jetzt kaputt, weil sie dem Druck der Konkurrenz aus den 46 | Pressident 03/2012

klimatisch begünstigten Regionen wie Äthiopien und Uganda nicht standhalten. Doch global betrachtet überwiegen die Vorteile gegenüber den Nachteilen bei Weitem. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse auch als nachwachsende Energie-Rohstoffe genutzt werden. Schleswig-Holstein hat ein Bruttoinlandsprodukt von ca. 70 Milliarden Euro. Warum? Weil wir keine Wüsten haben! Ein normales Klima in heutigen Wüstenregionen würde den Wohlstand der Menschen dort und der Menschheit weltweit allgemein steigern. Pressident: All der Aufwand. Was kostet es z.B. das Ostufer des Suezkanals mit Wasserkanonen auszurüsten? Friedrich: Eine ganz einfache Antwort: Mit der Maßgabe, dass auf die Gesamtlänge des Suezkanals von 160 km auf alle 100 m eine Anlage aus Pumpe und Wasserkanone kommt zum Anlagenpreis von 15.000 US $, ergibt das einen Gesamtpreis von 24 Mio US $ - für insgesamt 1600 Einheiten. Zur sinnvollen Einsetzung reicht dies aber bei weitem nicht aus. Pressident: Und warum lassen Sie sich dieses Konzept nicht patentieren? Friedrich: Das Konzept ist ein vielschichtiges Kultur-Programm. Das lässt sich nicht patentieren. Ebenso wenig wie die Geschäftsordnung der Vereinten Nationen. Pressident: Glauben Sie, dass Ihre Methode irgendwann umgesetzt wird? Friedrich: Zu 100%. Wir befinden uns auf einer Lernkurve und warten auf den Klick von „Es werde Licht“. Stichwort: BiWeitstrahlregner im Einsatz


blische Blindheit. Es ist, als wolle man auf dem Markt einen großen echten Goldbarren für zehn Euro verkaufen. Den kauft keiner, weil alle denken: Da stimmt doch was nicht! Pressident: Eine Beregnung der Wüste würde Projekte wie Desertec, also den Bau von Solaranlagen in der Wüste, behindern. Friedrich: Das ist kein Argument aus der Kiste der Skeptiker, sondern von jenen Wirtschaftskräften, die ihren Vorteil suchen in Stromerzeugung. Sie verfolgen also total was anderes als ich und würden trotzdem auf jeden Fall genügend Sonne übrig behalten für ihre Ziele. Pressident: Nun sind diejenigen Staaten, die von hoher Sonneneinstrahlung betroffen sind, häufig auch politisch und gesellschaftlich instabile Staaten. Wer garantiert, dass die Anlagen nicht

von einen auf den anderen Tag verschwinden oder zerstört werden? Friedrich: Niemand, natürlich. Aber ich glaube, dass der Eigennutz, den die Leute vor Ort aus dem Projekt ziehen, davor schützt. Pressident: Herr Friedrich, wir danken für das Gespräch. ■

Online+ Eine vollständige Vorrechnung der Menge des Regenwassers gibt Jürgen Friedrich auf unserer Online-Schülerzeitung: www.ths-pressident.de

Studieren mit den besten Perspektiven Bachelor in BWL / Management Excellence in Management Education

Internationales Studium in mehreren Ländern Schwerpunkt Sprachen oder Wirtschaftsrecht Studienbegleitende Praktika im In- und Ausland Exzellente Lehre und Forschung, engagierte Studierende Persönliche Atmosphäre, hervorragende Betreuung

WHU! Erleben Sie die Programm von Termine und unter en tag per Schnup e /schnuppertag www.whu.edu

Unser Netzwerk: 180 Partneruniversitäten, 150 Partnerunternehmen, 2.400 organisierte Alumni

WHU – Otto Beisheim School of Management Burgplatz 2, 56179 Vallendar, Germany Wolfgang Staus, Tel. +49 261 6509-513 bachelor@whu.edu, www.whu.edu

Bachelor_Abizeitung_210x148.indd 1

30.01.12 11:19

03/2012 Pressident | 47


48 | Pressident 03/2012


Schule

S. 52 Interview mit Schulleiter Matthias Beimel S. 60 Giovanni di Lorenzo in der THS Zeit-Chefredakteur sprach über die Zukunft des Journalismus S. 64 THS ohne Rassismus und mit Courage Infos von der PlakettenÜbergabe S. 67 Theater-AGs "Tod" Theaterkritik zur Aufführung des Stückes "Tod" von Woody Allen

03/2012 Pressident | 49


Splitter Neue Schulsprecher

Tom Engel und Nora Sophie Neufang sind die neuen Schulsprecher! Da Tom in den 13. Jahrgang geht und im zweiten Halbjahr sein Abitur schreibt, wird er im ersten Halbjahr präsenter sein, Nora (12. Jahrgang) im kommenden.

Ski-AG 2012-2013

Die Liste der Schüler, die an der SKI-AG 2012/13 und damit an der Skifahrt nach Österreich (1.2.2013- 8.2.2013) teilnehmen werden, hängt im Schaukasten der Sportfachschaft bzw. im Sekretariat aus.

2. Unicef-Flohmarkt

Am Samstag, den 1. September, fand auf dem Außenhof der THS der 2. Unicef-Flohmarkt statt. Nach dem letztjährigen Erfolg erfreute sich die Veranstaltung auch dieses Mal an regem Interesse. Der Erlös der Standmiete und des Kaffe- und Kuchenverkaufs ging an das Kinderhilfswerk "Unicef ". So gab es beides: Spaß für Schnäppchenjäger und Gewinn für einen guten Zweck. Vielen Dank an alle Beteiligten!

Neuer Frankreich-Austausch

Der Austausch mit dem Colège de Sancerre beginnt Anfang 2913: Im Januar soll eine Schülergruppe unserer Schule nach Sancerre fahren, im Mai besuchen die Franzosen dann Pinneberg. Schüler und Schülerinnen des achten Jahrgangs sind als Teilnehmer.

Schulsanitäter

Seit diesem Schuljahr gibt es bei uns vom Jugendrotkreuz ausgebildete Schulsanitäter: Sie übernehmen Verantwortung für ihrer Mitschüler in Unfallsituation. Sie sind als erste zur Stelle und können Erste Hilfe leisten, bevor ein Krankenwagen eintrifft.

+++

50 | Pressident 03/2012


Intern Redaktionssitzung: • Mittwochs, 7. h. im PC-Raum der THS. Neue Redakteure sind herzlich eingeladen! Kontaktmöglichkeiten: • Mail, Web: info@ths-pressident.de • Brief: Pressident, Datumer Chaussee 2, 25421 Pinneberg • Für THSler: Postfach im Sekretariat

Termine

Um unsere Schülerzeitung kostenlos verteilen zu können, sind wir auf Werbeanzeigen angewiesen. Möchten auch Sie uns mit einer Werbeanzeige unterstützen? Wir freuen uns, wenn Sie die Daten im Impressum nutzen, um uns zu kontaktieren! Unsere kompletten Media-Daten finden Sie auf www.ths-pressident.de/werben

ohne Gewähr

29. September - 10. Oktober

22. November

THS in Rockville

Elternsprechtag 13- 19 Uhr

4.- 19. Oktober

23. November

Herbstferien

Elternsprechtag 7:30- 13 Uhr

30. Oktober- 1. November

26. November

Pädagogische Konferenzen

Schilf-Tag

03/2012 Pressident | 51


Neues Schuljahr, viele Veränderungen

Pressident lud Schulleiter Matthias Beimel zum Redaktionsgespräch ein. Ein Ausblick auf das Schuljahr 2012/13. Interview Redaktion Pressident: Für einige Schüler begann der erste Schultag ernüchternd. Die Pyramide ist weg. Wo ist sie hin? Matthias Beimel: Das kann ich nicht sagen. Ich vermute, dass sie inzwischen in Sand aufgelöst ist. Pressident: Warum ist sie weg? Beimel: Wir sind in einer Umbausituation. Seit fünf Jahren wird an unserer Schule gebaut. Was da passiert, entzieht sich meistens meiner Kenntnis. Für das Gebäude der Schule ist die Stadt verantwortlich. Die ganze Sanierungsarbeit wird von ihr ihr geplant und durchgeführt und daran ist die Schule nicht beteiligt. Pressident: Erläutern Sie uns das neue Innenhof-Konzept. Was haben Sie vor? Bis wann wird das umgesetzt? Beimel: Ich kann nicht mehr sagen als das, was meine Wünsche sind. Ich stelle mir vor, dass der Innenhof irgendwann sehr schön gestaltet ist, dass es dort eine Art Amphitheater gibt, wo viele Schüler sitzen können und wo man auch etwas vorspielen kann. Wahrscheinlich aber wird es so sein, dass - wenn es soweit ist und das kann noch fünf oder zehn Jahre dauern dann die gesamte Schule überlegt, wie der Innenhof gestaltet werden soll. Ich bin seit über fünf Jahren hier Schulleiter und wir haben - so schätze ich - bereits jetzt den Sanierungsrekord in SchleswigHolstein aufgestellt. Wir sind das Gymnasium, an dem am längsten saniert wird ohne dass klar wird, wann wir fertig sind. 52 | Pressident 03/2012

Vielleicht wird man hier auch nie fertig. Denn zurzeit haben wir dieses Formaldehyd-Problem in den Kunst-, Biologie- und Physikräumen. Und die Stadt muss in den nächsten Jahren neue Möbel für 400.000 Euro kaufen. Pressident: Der Rest steht also erst mal hinten an? Beimel: Womöglich wird die Stadt sagen, dass sie das Geld, das eigentlich für die Sanierung der Schule eingeplant war, für den dringenden Kauf neuer Schulmöbel ausgibt. Dabei sehen alle, wie es hier aussieht. In der Oberstufe ist die Fassade nicht fertig und viele Fenster sind kaputt. Vor allem aber sagt uns seitens der Stadt keiner, wann alle Arbeiten abgeschlossen werden. Deswegen bin ich diesbezüglich sehr unzufrieden. Das tut mir Leid, denn viel lieber würde ich an dieser Stelle sagen, dass wir nächstes Jahr alle zusammen den Innenhof gestalten, jeder Ideen einreichen darf und wir alle die beste davon aussuchen. Doch das wird nicht so sein, denn zuerst einmal muss man das gesundheitliche Problem mit den verseuchten Schulmöbeln lösen. Pressident: Trotz Formaldehyd findet der Unterricht weiter statt. Beimel: Damit bin ich höchst unzufrieden. Wir können aber nicht den gesamten naturwissenschaftlichen Unterricht einstellen. Die Stadt sagt, es gäbe immer noch die Möglichkeit zu lüften. Das wird natürlich auch gemacht, sodass erst einmal


03/2012 Pressident | 53


Noch nicht saniert: Der Oberstufentrakt 54 | Pressident 03/2012


Innenhof der THS keine Gesundheitsgefährdung besteht, aber wir können nicht auf Dauer morgens mehrere Stunden die Fenster öffnen - vor allem nicht, da der Winter naht. Pressident: Das Problem besteht schon länger. Warum werden die Schränke erst jetzt ausgetauscht? Beimel: Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nur, dass die Stadt seit langem von diesen Problemen weiß. Bereits in den 80er-Jahren wurde festgestellt, wie gesundheitsgefährdend Formaldehyd ist, und hier an der Schule überschreiten die Werte schon lange die zulässigen Höchstwerte. Pressident: Zu beobachten ist, dass an unserer Schule erst dann etwas passiert, wenn die Probleme durch die Presse gehen. Beimel: In der Tat müssen wir alles erst aufbauschen und laut schreien, damit etwas passiert. Pressident: Glauben Sie, dass sich die Kommunikationsschwierigkeiten mit einer neuen Bürgermeisterin ändern

werden? Beimel: Ich hoffe es, auch wenn die Bürgermeisterin nur ein Faktor im Kräftespiel von Verwaltung und Politik ist. Letztendlich sind es die Menschen in Pinneberg, die ein Interesse am Wohlergehen unserer Schule haben sollten. Habt ihr auch ein paar erfreulichere Themen? Pressident: Lassen Sie uns über die neue Mittagspause reden. Beimel: Gerne, das Essen schmeckt sehr gut. Pressident: Also essen Sie regelmäßig selber hier? Beimel: Ja. Pressident: Trotz der langen Wartezeiten? Beimel: Ich komme etwas später, damit die Schüler nicht noch wegen mir länger anstehen müssen. Allerdings bin ich mir der Probleme mit den Wartezeiten bewusst und wir werden in Zukunft auch aus unseren Fehlern lernen. Die Firma Dussmann hat ein berechtigtes Interesse, Geld zu verdienen. Das ist vollkom03/2012 Pressident | 55


men legitim, aber daraus wachsen auch Schwierigkeiten, weil zum Beispiel nicht genügend Personen da sind, um Brötchen zu schmieren, zu kassieren oder das Essen auszuteilen. Im Mensa-Ausschuss der Schule haben wir die Probleme alle besprochen... Pressident: ...und lernen nun daraus? Beimel: Ich habe mir die Mensa in einer Schule in Elmshorn angeschaut, die auch von Dussmann betrieben wird und ich hoffte, dass es auch an dieser Schule so gut laufen wird. Der große Unterschied zwischen Elmshorn und Pinneberg ist aber der, dass die Stadt Elmshorn für jeden Schüler pro Tag einen Euro an Dussmann zahlt. Damit hat die Firma ein garantiertes Einkommen und kann ganz anders arbeiten. Pressident: Halten Sie eine Mittagspause überhaupt für notwendig? Kein Schüler würde verhungern, wenn er zwei Stunden später sein Mittagessen bekommen würde und auch früher war das kein Problem. Beimel: Wir sind eine Ganztagsschule. Und zu einer Ganztagsschule gehört eine Mittagspause und ein warmes Essen. Dazu gehört auch ein Pausenangebot. Was nicht sein kann, sind Stundenpläne wie im letzten Jahr, wo manche Klassen acht Stunden Unterricht ohne Pause haben. Da kann keiner vernünftig lernen. Pressident: Besonders ärgerlich ist es für diejenigen, die im Anschluss an die Mittagspause nur noch eine einzige Stunde haben. Beimel: Ich bin zuversichtlich, dass wir auch die Angebote in der Mittagspause noch erweitern können, um Dinge, die sehr sinnvoll sind und die euch viel Spaß bringen, anzubieten.. Da werden wir noch interessante Angebote bekommen. Pressident: Welche Ideen haben Sie im Kopf? Beimel: Wichtig ist es erst einmal, dass es mit dem Mittagessen gut läuft, damit überhaupt noch genug Zeit für unsere An56 | Pressident 03/2012

gebote bleibt. Da gibt es schon die ComicWerkstatt oder das Kletterangebote, um nur zwei zu nennen. Demnächst werden wir noch drei Gokarts für Verkehrserziehung auf dem Schulhof bekommen. Ich weiß, dass viele Schüler lieber nach Hause fahren, aber das kann sich ändern, wenn wir beliebte Angebote hier an der Schule schaffen. Pressident: Haben Sie wegen der Mittagspause die Pausen am Vormittag verkürzt, nachdem sie vor einigen Jahren extra verlängert wurde? Beimel: Das haben wir gemacht, weil wir dachten, dass wir unbedingt um 15:00 Uhr Schluss machen müssen für diejenigen Schüler, die mit dem Bus nach Hause fahren. Wir haben uns allerdings fest vorgenomme,n die Pausenzeiten wieder um fünf Minuten zu verlängern. Pressident: Finden Sie das notwendig? Beimel: Absolut, denn sowohl Schüler als auch Lehrer benötigen diese Zeit. Sei es, um noch etwas nachzufragen oder kurz einen Kaffee zu trinken. Pressident: Dann wäre es schön, wenn die Pausenangebote auf dem Außenhof noch erweitert werden. Besonders die Schüler, die von der Grundschule auf die THS wechseln, erleiden einen regelrechten Kulturschock. "Gar nichts zum Spielen", hört man öfter. Beimel: Ich kann mir gut vorstellen, dass wir bald einen Außenkicker bekommen. Es gibt noch andere Klettergeräte, die wir aufstellen könnten. Für die älteren Schüler benötigen wir dringend Kommunikationsangebote wie Bänke und Sitzecken. Aber auch da fehlt uns momentan das Geld. Pressident: Was haben Sie früher an Ihrem Schulhof am meisten geschätzt? Beimel: Ich bin in Hamburg zur Schule gegangen und kann mich nur an die Asphaltflächen erinnern. Spielgeräte hat es zu meiner Zeit gar nicht gegeben. Letztlich ist das auch gar nicht so entscheidend, denn wir konnten auch ohne Geräte spie-


Frühstücksbuffet um kurz vor neun len, Huckepack-Spiele, Räuber und Gendarm, Ticken... – vielleicht etwas kindliche Spiele, die in der Gruppe aber auch Älteren ganz viel Spaß bringen. Habt ihr noch etwas richtig Erfreuliches, was ich beantworten kann? Pressident: Sie können uns in das Konzept des geplanten Lern-Ensembles einweihen! Beimel: Das ist ein gutes Stichwort. Wir als Schule haben in erster Linie die Aufgabe, Allgemeinbildung zu vermitteln, aber wir sollen auch besonders begabte Schüler fördern. Das Zweite kam an der THS bislang ein bisschen zu kurz. Deswegen haben wir uns überlegt, Schülern eine Möglichkeit zu geben, an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und sie darin zu unterstützen. Dabei soll die sogenannte Lernwerkstatt helfen, wo ein Lehrer sitzt und man in Ruhe arbeiten kann. Die Lernwerkstatt wird noch mit PCs und weiteren Büchern ausgestattet. Die Lernwerkstatt ist eine Rückzugsinsel, in der Kinder ihr eigenes Lernprojekt vorantreiben. Die

Schüler werden dann in einer bestimmten Zeit nicht im Unterricht sein, zum Beispiel eine Stunde Deutsch und eine Stunde Englisch pro Wochen verpassen, um hier zu arbeiten. Denkbare Projekte könnten sein, ein naturwissenschaftliches Problem genauer zu untersuchen oder ein Buch zu schreiben. Pressident: Oder kann es etwas Sportliches sein? Beimel: Es kann auch etwas Sportliches sein. Es kann auch sein, in dieser Zeit ein Instrument zu erlernen. Wichtig ist, dass man am Ende des Projektes darüber auch sprechen, etwas vorführen oder auch Erfahrung an jüngere Schüler weitergeben kann. Es ist also ein Geben und Nehmen. Wir wollen den Schülern die Möglichkeit geben, ihre Projekte zu verwirklichen, indem sie für sich arbeiten und die Ergebnisse der Schulgemeinschaft vorstellen. Pressident: Welche Lehrer betreuen das? Beimel: Von Seiten der Schulleitung ist Herr Lucke dafür zuständig und dann 03/2012 Pressident | 57


Die Lernwerkstatt und einen... gibt es einzelne Lehrer, die das Projekt vorantreiben. Frau vom Schloss und Frau Brandt sind sehr aktiv. Die Lernwerkstatt wird von Herr Szemkus beaufsichtigt. Pressident: Themenwechsel: Einige Lehrer lassen mittlerweile eigene Smartphones mit eigenen Datentarifen für die Internetrecherche zu. Wäre es nicht langsam an der Zeit, freies WLAN auf dem Schulgelände anzubieten? Beimel: Wir haben eine Projektgruppe zur Medienpädagogik gegründet. Dahinter steckt der Gedanke, dass diese Lehrer die Schüler anleiten in Fragen wie "Was kann man im Internet machen?", "Wie stellt man gute Filme her?" aber auch "Wie erstelle ich eine sehenswerte PowerpointPräsentation?". Ich finde es richtig, dass wir die Smartphones für den privaten Gebrauch verbieten, weil davon auch Gefahren ausgehen. Gleichzeitig weiß ich auch, dass die modernen Medien unseren Alltag mitbestimmen. Vor fünf Jahren war es mein Traum, dass unsere Schule zu einer Notebook58 | Pressident 03/2012

Schule wird. Jeder Schüler würde dann mit einem Notebook in die Schule kommen und dieses nicht dazu nutzen, um zu spielen, sondern um zu lernen, zu recherchieren und zu arbeiten. Die aktuelle Situation sieht anders aus: Unser WLAN-Netz funktioniert leider nicht immer, weil uns viel Geld für die Modernisierung fehlt. Aber wir haben zwei Lehrer, die sich intensiv damit beschäftigen: Frau Töming und Herr Bartsch. So gut es geht versuchen wir, vernünftige mediale Lernbedingungen zu schaffen. Pressident: Noch ein Themenwechsel: Wird der Doppeljahrgang ab nächstem Jahr in der Oberstufe zusammen unterrichtet? Beimel: Alle in die Oberstufe versetzten Schüler sollten fachlich auf dem gleichen Stand sein, der einzige Unterschied ist also der des Alters. Insofern wäre es ein großer Fehler, die Jahrgänge getrennt zu unterrichten, weil wir so mehr Möglichkeiten haben, ein gutes Lernangebot zu stiften. Ein großes Problem gibt es al-


...Raum weiter: Die Bücherei lerdings: Wir müssen für einen ganzen Jahrgang Oberstufen-Bücher kaufen und benötigen 25.000 Euro. Das habe ich der Stadt mitgeteilt aber bislang noch keine Antwort erhalten. Wenn die Stadt uns das Geld nicht gibt, müssen wir das Geld von den Eltern erbitten. Wir können nicht unterrichten, indem nur jeder zweite Schüler ein Buch hat. Pressident: Viele Schüler und Lehrer verstehen nicht, warum die so tristen Klassenräume nicht gestrichen werden dürfen. Hier haben Sie die Chance den Grund zu erklären. Beimel: Generell vertrete ich die Meinung, dass dies Profis machen sollen. In der Vergangenheit haben wir mit dem Selbststreichen schlechte Erfahrungen gemacht. Pressident: Lehrer haben ja sogar angeboten am Wochenende und vom eigenen Geld die Klassenräume zu streichen? Beimel: Wenn die Klassenräume so grausam aussehen, sehe ich mir das im Einzelfall an. Dann müssen die Lehrer dies dem

Schulleiter melden. Pressident: Wie ist die aktuelle Lehrersituation an der THS? Beimel: Wir geben in diesem Jahr in allen Fächern den vorgesehenen Unterricht. Alles in allem sind wir mit der Lehrerversorgung zufrieden. Wenn Lehrer krank werden, stehen wir immer vor dem Problem, schnell Ersatz zu finden. Der Lehrermangel ist weiterhin aktuell. Das kann man zum Beispiel daran sehen, dass wir seit drei Jahren keinen weiteren Physiklehrer finden, den wir dringend benötigen. Pressident: Auffällig ist der häufige Einsatz von Referendaren. Generell hat sich das Kollegium in den letzten Jahren enorm verjüngt. Das ist auch so vorgesehen. Im Land werden Lehrer ausgebildet und da muss die Schule mit ausbilden. Auch wenn Referendare häufig etwas unerfahrener sind, sind sie keine schlechten Lehrer. Sie haben sehr viel Zeit, sie sind sehr motiviert. Pressident: Herr Beimel, wir danken für das Gespräch. ■ 03/2012 Pressident | 59


Giovanni di Lorenzo in der THS

Der Chefredakteur der ZEIT stellt sich den Fragen von Pressident zum Thema "Zukunft des Print-Journalismus" Text Redaktion, Foto WM 60 | Pressident 03/2012


Nachdem einige Wochen zuvor mehrere in der Medienbranche liebäugeln, ließen Spitzenkandidaten zur Landtagswahl die es sich nicht nehmen, di Lorenzo nach Schule besuchten, gelang es nun der Schü- Einstiegsmöglichkeiten in den Journalislerzeitung Pressident, den Chefredakteur mus zu fragen. “Man kann als Journalist der ZEIT, Giovanni di Lorenzo, für eine ein bisschen die Welt verändern”, so ein 369 EBC HH_Schuelerz halbe A4 hoch_4c:1 29.03.2012 13:10 Uhr Seite 1 Podiumsdiskussion mit ca. 350 Schülern, Argument von Giovanni di Lorenzo, waeinigen Lehrern und Pressevertretern zu rum er es jedem, der Lust am Schreiben gewinnen. Unter dem Motto “Zukunft des Print-Journalismus: Ist die Zeitung zum lfd. Nr. 36 Tode verurteilt?” wurde di Lorenzo von Anzeige 4c IHR STUDIUM: Breite: 95 den Moderatoren mit Fragen gelöchert. INTERNATIONAL, Höhe: 265 KOMPAKT, halbe A4 h Für uns als Schülerzeitung war es wichtig, für Schüler STAATLICH dass wir einen Gesprächspartner gefunANERKANNT den haben, der in seiner Art und Weise Schüler so begeistern kann, dass das komplexe Thema nicht für Langeweile sorgt. Bitte Der Vormittag sollte informieren und unper R terhalten. Diese Mischung hat die DiskusDanke sion hoffentlich belebt, sodass wir für die Fr Zuschauer zwei anregende Schulstunden Fr veranstalten konnten. B Giovanni di Lorenzo zog die Pinneberger Name Presse an. Die ersten Reihen waren besetzt Wer international und praxisorientiert von interessierten Medienvertretern. studieren und sein Studium zügig abDatum Immer ausgehend von der Leitfrage erschließen möchte, für den ist die EBC öffneten sich viele weitere GesprächsHochschule mit fünf Campi in attraktiven Großstädten Deutschlands bestens geeignet: themen und Giovanni die Lorenzo gab Die staatlich anerkannte, private Fachhochinteressante Einblicke in die Arbeit eines schule bietet neben einem knapp zweijähriChefredakteurs. “Meinungen zensiere ich gen Master-Programm mehrere dreijährige nie.”, so eine Aussage des Chefredakteurs, Bachelor-Studiengänge inklusive Auslandssemester und zwei Praktika – interkulturelle der sich morgens gute zwei Stunden Zeit Kompetenzvermittlung eingeschlossen. nimmt die Konkurrenz-Zeitungen durchzublättern und der liebend International Business Management B.A. gerne mehr Zeit mit dem eigentlichen Tourism & Event Management B.A. Schreiben verbringen würde. Planen, OrCommunication & Media Management B.A. ganisieren und Veranstaltungen besuchen Business Psychology B.A. – auch das alles gehört zu den Aufgaben Global Economics & Politics B.A. eines Chefredakteurs. Fashion, Luxury & Retail Management B.A. DIE ZEIT hat sich zum Ziel gesetzt mit International Business Communication B.A. vielen Schulen zu kooperieren, um bereits Strategic Tourism Management M.A. in jungen Jahren die Menschen für das qualitative Medium Zeitung zu gewinnen. Stolz ist man im Hamburger Pressehaus auch auf die vielen Studenten, die die Wochenzeitung im Abo haben und auf ProInformieren Sie sich jetzt! jekte wie “ZEIT für Euch” – einem Newswww.ebc-hochschule.de · info@ebc-hochschule.de BERLIN · DRESDEN · DÜSSELDORF · HAMBURG · STUTTGART letter von Schülern für Schüler. Einige Schüler, die selbst mit einem Beruf 03/2012 Pressident | 61


Anneke, Giovanni di Lorenzo hat, empfiehlt sich als Journalist zu versuchen. Giovanni di Lorenzo nutzte die Gelegenheit, seine eigenen Fragen an die Schüler beantworten zu lassen. “Wer von euch würde die Piraten wählen?”, so eine Frage des ZEIT-Chefredakteurs. Es waren erstaunlich wenige. Bereits im Vorfeld der Diskussion arbeiteten die Schüler der Klassen 10, 11 und 12 im Unterricht mit der ZEIT und bereiteten sich auf das Thema vor. “Das hat sich ausgezahlt.”, so die Rückmeldung, die wir erhalten haben. Erstaunlich viele Fragen aus dem Publikum rundeten die Gesprächsrunde ab. Ein Tipp für alle jungen Leute hatte Giovanni di Lorenzo auch noch: “Niemand braucht Menschen, deren Lebenslauf stromlinienförmig verläuft. Jeder hat Ecken und Kanten. Viele junge Menschen

werden angetrieben alles ganz schnell zu machen. Dabei bin ich selber das beste Beispiel, dass man über viele, viele Umwege auch zum Ziel ankommen kann.” ■

Online+ Ein Umfragevideo zum Thema sowie einen Zusammenschnitt der Diskussion findet ihr auf unserer OnlineSchülerzeitung: ths-pressident.de /giovanni-di-lorenzo-in-der-ths

Die Moderationscouch 62 | Pressident 03/2012


Wir studieren an einem experimentellen Ort

Kunst und Design Architektur Medien Bauingenieurwesen •

Wer sich für einen unserer über 30 Studiengänge entscheidet, ist eingeladen, an der Konzeption, Konstruktion und Gestaltung gegenwärtiger und zukünftiger Lebensräume mitzuarbeiten – analytisch, kreativ und innovationsfreudig. Besuchen Sie uns in Weimar und erleben Sie mit unseren Bauhaus.Botschaftern vor Ort, wie es sich hier lebt und studiert:

www.uni-weimar.de/einblick.bauhaus 03/2012 Pressident | 63


64 | Pressident 03/2012


THS ohne Rassismus und mit Courage

Seit dem 30.05.2012 darf sich die TheodorHeuss-Schule offiziell „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nennen. Text KD, OD Rassismus, Diskriminierung, Mobbing? Nein danke! Diese Meinung vertreten die zwölf Schülerinnen und Schüler der freiwilligen Arbeitsgruppe „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“(SOR – SMC), des Sozialcurriculums der Theodor-Heuss-Schule. Nach monatlichen Treffen, der Unterschriften-Sammelaktion und dem Armbandverkauf haben sie es geschafft, dass unsere Schule als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet wurde. Schule ohne Rassismus ist ein deutschlandweites Projekt, das von der Bundeskoordination ausgeht. Die Bundeskoordination stellt in jedem Bundesland die Anforderung, Unterschriften zu sammeln und sich eine berühmte Per-

sönlichkeit als Pate/Patin zu suchen, um als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ausgezeichnet zu werden. Welche Aktionen oder Veranstaltungen gegen Rassismus und Diskriminierung nach der Verleihung folgen, bleibt jeder Schule individuell selbst überlassen. Jeder fängt klein an, so auch die Schüler der Arbeitsgruppe „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Als erstes Ziel nahmen sie sich vor, auf Diskriminierung in Schulen und im Allgemeinen aufmerksam zu machen. Somit sammelten sie Unterschriften, um Rassismus und Diskriminierung zu einem aktuellem Thema zu machen und um dabei gleichzeitig auf ihr erstes Hauptziel, die

Projektvorstellung 03/2012 Pressident | 65


Chor-Auftritt Plakette hinzuarbeiten. Dafür gingen die Schüler von Klasse zu Klasse und erzählten ihren Mitschülern von ihren Ideen und der Notwendigkeit sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Über 70 Prozent der Schüler sprachen sich hierbei gegen Rassismus und Diskriminierung an unserer Schule aus. Danach machte sich die Gruppe auf die Suche nach einer geeigneten Patin. Fündig wurde man schnell bei Anne von Twardowski, Pianistin des Hamburger Quartetts „Salut Salon“. Als der Tag der offenen Tür an der THS bevorstand, brütete die Gruppe darüber, wie sie das Projekt Außenstehenden am besten präsentieren könnte. Sie entschloss sich dazu Armbänder mit dem Slogan „Tolerant, Human, Sozial“, als Abkürzung für die T-H-S, bedrucken zu lassen und zu verkaufen. Zusätzlich verkauften sie Waffeln und präsentierten sich mit einem Stand, an dem Infomaterial zum Thema Diskriminierung auslag. Als der Tag der Plakettenverleihung nahte, stellte sich ihnen natürlich die Frage: Wie konnten sie die ihnen zur Verfügung gestellten 45 Minuten füllen? Zwar war es Anne von Twardowski nicht möglich an der Verleihung teilzunehmen, doch stand sie den 66 | Pressident 03/2012

Schülerinnen und Schülern bei der Planung mit Rat und Tat zur Seite. Am 30.05.2012 war es dann endlich soweit und Christoph Helms vom Kreis Pinneberg überreichte der THS die metallene Plakette mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“, welche an einer speziell gestalteten Wand in der Schule ihren Platz bekommen soll. Die Schüler nahmen die Plakette dankend entgegen und performten später ein selbst geschriebenes Gedicht gegen Diskriminierung. Zum Ende repräsentierten die Mitglieder des Mittelstufenchors die wohl bekanntesten Lieder gegen Diskriminierung „Ebony & Ivory“ und „We are the World“. Die Plakettenverleihung soll jedoch nicht die letzte Aktion des Sozialcurriculums gewesen sein. Weitere Aktionen, wie ein Poetry-Slam gegen Rassismus und ein Spendenkonzert von der Patin Anne von Twardowski stehen in Planung. Wir lassen uns überraschen! ■


Theater-AGs "Tod" von Woody Allen

Wahnsinnige Mörder und spirituelle Telepaten in der Aula der THS. Text Wiebke Müller Allein gelassen, selbstgefangen in seiner spießig-kleinbürgerlichen Welt und vor allem planlos irrt Kleinmann – die Hauptperson des Stückes „Tod“ von Woody Allen – in einer ihm zum Verhängnis werdenden Nacht umher. Eine Stadt wird von einem wahnsinnigen Mörder heimgesucht – dem „Würger“. Und gelangweilte Polizisten, spirituelle Telepaten und allen voran eine nach Selbstjustiz eifernde selbsternannte Bürgerwehr versuchen ihn zu stoppen.

te, ließen sie sich auf der Bühne nichts anmerken und präsentierten das Stück, wie sie es in zahllosen Proben, für die alle Beteiligten viel Zeit opferten, geübt hatten. Besonders Juri Deuter in der Hauptrolle des Kleinmanns arbeitete den Charakter heraus und vermittelte diese in langen Disskussionen mit der Bürgerwehr und dem „Würger“ und in Monologen voller Selbstzweifel geprägte Persönlichkeit überzeugend und anschaulich für das Publikum.

Begeistert beklatschte das Publikum die Resultate aus einem Jahr langer Arbeit, die die Theater-AG am 6.6 und 7.6 in der ausverkauften Aula präsentierte.

Eins steht also fest: Das Ergebnis war mehr als lobenswert und die viele Arbeit hat sich für alle Beteiligten und Zuschauer gelohnt. Wir alle freuen uns wieder auf das nächste Jahr mit einem neuen tollen Stück der Theater-AG! ■

Die schlichte Bühne wurde mittels einfachster Ausstattung optimal genutzt und unterstrich die einzelnen Szenen passend. Obwohl hinter der Kulisse bei fast allen Schauspielern große Aufregung herrsch-

Szene aus "Tod" von Woody Allen 03/2012 Pressident | 67


HÄ??

g i ß ä m t o jackp n e g r e b n gutte t r o W d Jugheenre: Vwowwt.jeugendwort.de

Dein Wort des Jahres: 3- 46 8ISBN 978-

29859-2

3,99 €

68 | Pressident 03/2012

2012

hochladen, abstimmen und tolle Preise abräumen


Pressidentchen (5.-7. Klasse)

S. 70 Ein Traum in braun Schokolade-Entstehung S. 72 Sturmflut Die Nacht vom 16. auf den 17.2. 1962 S. 74 Frau Holle Große Augen im Forum Theater S. 76 Tierhaltung im Zirkus Ist eine artgerechte Haltung möglich? S. 79 Olympia 2012 Fazit der Spiele in London S. 80 Elektromobilität Wie sieht das Auto der Zukunft aus?

03/2012 Pressident | 69


Ein Traum in braun

Von der Kakaobohne zur Schokoladentafel. erreichen, dann stirbt der Keim ab und die Bohne wird lagerfähig und braun. Da die Kakaobohne nach dieser so genannten “Fermentierung” noch bis zu 60% Wasser in sich hat, wird sie an der Sonne getrocknet. Dadurch wird sie haltbar und entwickelt ihr Aroma weiter. Nun wird die braune Bohne auf dem Seeweg in Jutesäcken nach Europa gebracht. Dort wird sie erst thermisch vorbehandelt und dann bei 100-400°C geröstet. Jetzt besitzt die Bohne ihr vollständiges Aroma mit teilweise bis zu 400 Aromastoffen. Nach dem Rösten wird die Bohne von ihrer Schale getrennt. Der dabei entstandene Kakaokernbruch wird in einem Druckreaktor mithilfe einer Alkalilösung von unerwünschten Geschmacks- und Geruchsstoffen befreit. Dann erst wird der Kakaokernbruch zu Kakaomasse vermahlen. Wird Kakaopulver hergestellt, wird die Masse gepresst. Die dabei übrig gebliebene Kakaobutter wird für die Schokolade mitverarbeitet. Nach diesem Schritt geht es weiter mit ▶ dem Vermischen. Je nach Sorte wird die Schokolade anders zusammengesetzt. Ist die Schokolade sandig (enthält sie noch grobe Stücke), wird sie noch raffiniert. Das heißt, dass sie hauchdünn gewalzt wird.

Süß, cremig, lecker.

Foto 1: Thomas Siepmann, pixelio.de, F2: jan_krutisch, flickr.com

Schokolade ist braun, süß und zergeht himmlisch auf der Zunge. Dabei gibt es eigentlich nur drei verschiedene Sorten, dafür aber Tausende von Kombinationen. Doch bis eine fertige Schokolade in den Laden kommt, ist es ein weiter Weg. Die Kakaobohne muss gepflückt, getrocknet, geröstet, gemahlen, gewalzt und conchiert werden. Das dauert mitunter viele Tage. Zuerst wird die Kakaobohne gepflückt. Ein Kakaobaum wird bis zu 10m hoch und wächst ausschließlich in Westafrika und Südamerika. Die Frucht des Baumes ist 10-20 cm lang und enthält Fruchtfleisch, in dem 25-60 Reihen mit Kakaobohnen stecken. Diese werden dann herausgenommen und auf ein Bananenblatt, einen Korb oder in eine Holzkiste gelegt. Dort werden die Bohnen je nach Art zwei bis sieben Tage lang getrocknet. Dabei wird es 45-50°C heiß und es beginnen verschiedene chemische und biologische Prozesse. Erst keimt die Kakaobohne leicht, um eine ihrer Aromastufen zu

70 | Pressident 03/2012


Ganz edle Schokolade wird nach all diesen Vorgängen noch conchiert. Das Conchieren ist eine Erfindung des Schweizers Rodolphe Lindt: Bei diesem Vorgang wird die Schokolade in einer Conche, einer nussförmigen Schale bei ca. 90°C gut umgerührt. So sollen sich das Fett und die Geschmacksstoffe möglichst gleichmäßig verteilen. So wird also Schokolade hergestellt. Bis wir uns endlich unsere Lieblingsschokolade auf der Zunge zergehen lassen können, ist ein sehr, sehr langer Weg vergangen. Vom wahren Gourmet ein Zitate zur Schokolade: Was für den normalen Feinschmecker der Kaffe, ist für den wahren Gourmet

die Schokolade (von Prof. Dr. Matthias Rarey). ■ Online+ In unserer OnlineSZ listen wir auf: Wie unterschiedlich ist die Verteilung von Zucker, Kakaobutter, Kakaomasse und Milchpulver bei Zartbitter-, Vollmilch-, und Weißer Schokolade? www.ths-pressident.de /schokolade

Autor // FR // Klasse 7a // Bei Pressidentchen seit 2011

03/2012 Pressident | 71

Foto: nchenga, flickr.com

Weihnachten wie Ostern.


Sturmflut

Vom 16. auf den 17. Februar 1962 wütete an der Nordsee die größte Sturmflut seit über 100 Jahren.

72 | Pressident 03/2012


davon: Das Wasser drückte die Pinnau hinauf und so mussten viele Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden. Wir wissen nun, was geschah, doch wie entsteht eine Sturmflut? Eine Springtide entsteht, wenn Mond und Sonne bei Neumond in einer Achse zur Erde stehen. Dann addieren sich die Anziehungskräfte. Wenn jetzt noch Wind über die Nordsee in Richtung Land zieht, wird Wasser aus dem Atlantik in Richtung Küste geschoben. Das Tidehochwasser kann nicht mehr ablaufen. An der Nordsee kann der Wasserstand bis auf fünf Meter steigen. Wer mehr über die Hamburger Sturmflut, über Wetter- und Klimaphänomene, Gezeiten sowie über die Geschichte der Sturmfluten erfahren möchte, ist in Husum in den „Sturmflutenwelten Blanker Hans“ genau richtig. In der „OffshoreForschungsstation“ und im „Archiv des Wissens“ kann man auf unterhaltsame Weise Informationen sammeln. Gut zu wissen: ‚Blanker Hans‘ ist eine bildhafte Bezeichnung der Nordsee. Blank = weiß ist die Gischt des Meeres bei Sturmfluten. ■

Überflutete Wohnhäuser in Wilhelmsburg.

Autor // GS // Klasse 7d // Bei Pressidentchen seit 2011

03/2012 Pressident | 73

Gerhard Pietsch, Wikimedia

Februar 1962. Stellt euch vor: Abends trefft ihr euch trotz des stürmischen Tages in der Kneipe, um eure Lieblingssendung zu sehen, denn ihr habt keinen eigenen Fernseher. Doch die Sendung wird unterbrochen. Der Wirt guckt verständnislos auf den Bildschirm. “Achtung, Achtung, eine wichtige Durchsage!“, hört man den Nachrichtensprecher sagen. “Wir bitten alle Bewohner Hamburgs auf den nächst höchstgelegenen Standort zu gehen. Wir haben eine Sturmflut zu melden.“ Schnell reagiert der Wirt und öffnet die leicht schräge Tür zu seiner Vorratskammer. Danach werdet ihr in einer Rettungskapsel durch eine versunkene Stadt in Sicherheit gebracht. Dies erlebt man heute als Besucher in der Sturmflutenwelt „Blanker Hans“ in Büsum. Doch was geschah wirklich im Jahr 1962 in Hamburg? Seit Wochen wüteten Stürme über den Norden Deutschlands. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 löste ein Orkan eine gewaltige Sturmflut aus. Die reparaturbedürftigen Hamburger Deiche halten diesen Wassermassen nicht Stand. Sie brechen unter der Wucht der Fluten an mehr als 60 Stellen. Alles was sich ihnen in den Weg stellt, wird an diesen eisigen Februartagen vom kalten Wasser weggespült. Fast ein Sechstel Hamburgs wurde überschwemmt. Besonders betroffen wurde Wilhelmsburg. Hier lebten viele Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurden, in Kleingartenanlagen. Viele flüchteten, doch letztendlich blieb ihnen fast gar nichts mehr. 315 Menschen starben, 20000 wurden obdachlos, etwa 6000 Gebäude zerstört. Auch Pinneberg kam nicht ohne Schaden


Frau Holle

Kinder spielen für Kinder im Forum-Theater in Pinneberg Wer kennt es nicht, das Märchen von den beiden ungleichen Halbschwestern Maria und Mariechen? Die eine gehorsam und sehr fleißig, die andere dagegen, als Liebling der Mutter verwöhnt und faul. Maria soll stundenlang am Brunnen sitzen und Flachs zu Wolle spinnen. Eines Tages fällt ihre Spindel samt Wollknäuel in den Brunnen. Ohne Rücksicht auf Verluste muss sie in den tiefen Brunnen springen, um die Spindel zurückzuholen. Sie landet bei einer freundlichen, alten Dame namens Frau Holle, die ich spiele. Maria hilft Frau Holle im Haushalt und schüttelt dabei auch jeden Morgen die Bettwäsche und Kopfkissen aus, bis die Federn fliegen und Schneeflocken auf die Erde herabfallen. Nach einem Tag wird Maria von Frau Holle auf die Erde zurückgeschickt. Als Lohn für ihren Fleiß erhält sie ein Kleid, auf das Frau Holle kleine Goldpartikel he74 | Pressident 03/2012

rabregnen lässt, die darauf kleben bleiben. Was wird ihre Mutter dazu sagen? Wird ihre faule und verwöhnte Schwester neidisch sein? Das kann ich euch leider nicht verraten, aber wenn ihr wissen wollt, dann könnt ihr am 24./25.11. und am 01./02.12.2012 ins Forum-Theater in die Lindenstraße kommen. Alle Vorführungen beginnen um 16 Uhr. Vielleicht möchten Theaterbegeisterte auch bei unserem nächsten Theaterstück mitspielen. Wir, das sind derzeit 14 Kinder, Zehn Mädchen und vier Jungen proben immer freitags von 17.15 Uhr bis 18.15 Uhr. Mir macht das Theaterspielen jedenfalls sehr viel Spaß. Vor drei Jahren stand ich das erste Mal auf einer Bühne. In meiner Grundschule in Thesdorf habe ich nachmittags bei einer Theater-AG mitgemacht, die eine unserer Lehrerinnen geleitet hat. Einmal im Jahr hatten wir eine


Aufführung im Geschwister-Scholl-Haus, oder wir haben bei der Einschulungsfeier etwas vorgespielt. Seit Anfang diesen Jahres spiele ich beim Forum-Theater mit. Das Forum-Theater hat Gruppen für Erwachsene und für Kinder. Wir, die Kindergruppe, proben nicht nur fleißig, sondern spielen auch ein wenig zusammen und übernachten gelegentlich in einer Turnhalle. Die Kostüme sind sehr aufwendig und von Hand genäht. Wir werden geschminkt und unsere Regie ist sehr nett. Im Laufe eines Dreivierteljahrs entwickelt sich so ein lustiges Theaterstück. Besonders spannend ist es, wenn man am Anfang des Stückes die Bühne betritt. Dann kribbelt es richtig im Bauch. Nach dem dritten oder vierten Satz wird man etwas ruhiger. Besonders

schön ist das Verbeugen und der Applaus. Das Forum,- Theater und ich würden uns freuen, wenn ihr zu unserer Aufführung kommen könnt. Eure Frau Holle ■

Viel Spaß! Eure Frau Holle.

Jede Menge Spaß steht im Vordergrund der Theater-Gruppe.

Autor // CR // Klasse 5a // Bei Pressidentchen seit 2012

03/2012 Pressident | 75


76 | Pressident 03/2012


Tierhaltung im Zirkus Die Tierhaltung im Zirkus ist sehr umstritten: Diejenigen Menschen, die im Zirkus arbeiten, behaupten, ihren Tieren geht es gut. Wissenschaftler beobachten jedoch bei den meisten Tieren, vor allem bei Elefanten und Pferden, eine charakteristische Störung: das sogenannte Weben. Das Weben erkennt man bei Pferden daran, dass sie ihren Kopf hin und her bewegen und/oder ihr Gewicht abwechselnd von einem auf das andere Bein verlagern. Wenn Tiere weben, weist das auf Stress oder zu wenig Bewegung mit Artgenossen hin. Die Gesundheitsschäden sind meistens größer als man denkt. Das Weben gibt es auch bei uns Menschen, da heißt es allerdings Hospitalismus. Es tritt bei besonders lieblos behandelten Kindern oder bei Kindern, die lange im Krankenhaus lagen und schlecht betreut wurden, auf. Außerdem ist ein ganz häufiger Kritikpunkt, dass die Tiere viel zu wenig Platz im Vergleich zu ihrem Platzangebot in der Natur haben. Um die Zirkustiere zu schützen, sind Leitlinien festgelegt worden. Tiger: Leitlinien Innenkäfige: In einem 12 m² großem Käfig dürfen 1-2 Tiere leben, für jedes weitere Tier benötigen die Tiger 4 m² mehr. Außengehege: 50 m² für 5 Tiere, für jedes weitere Tier benötigt man dann 5 m² mehr. Freiheit Tiger haben wie alle Großkatzen ein Revier, dem sie das ganze Jahr treu bleiben. Das Revier ist ca. 50 Quadratkilometer groß. Tiger bauen sich in Spalten, umgestürzten Bäumen oder kleinen Felsenhöhlen ihre Schlupfwinkel, welche sie meist mit Laub o. Ä. auspolstern. Ein Tiger hat meistens mehrere Höhlen, die er abwech-

selnd nutzt. Seelöwen: Leilinien Während des Transports: Im Transportfahrzeug ist ein Schwimmbecken von mindestens 8,8 m³ (4,0 x 2,2 x 1,0 m) für bis zu 2 Tiere zu errichten. Für jedes weitere Tier sind mindestens 2 m³ Wasser erforderlich. Jedem Tier ist zusätzlich eine Liegefläche von 2 m² anzubieten. Am Gastspielort: Das Badebecken soll für bis zu vier Tiere eine Tiefe von mindestens 1,2 m und eine Fläche von mindestens 50 m² haben, für jeden weitere Seelöwen zusätzlich 5 m². Das Badebecken soll rechteckig sein und nicht rund. Freiheit Kalifornische Seelöwen entfernen sich selten weit von der Küste und bevorzugen Sandstrände. Beim Beutefang tauchen sie etwa 40 m tief und suchen nach Fischen und Tintenfischen. Oft tauchen die Seelöwen in Gruppen und kreisen gemeinsam Fischschwärme ein. Elefanten: Leitlinien Kettenhaltung im Stallzelt: Jedes Tier muss mindestens 2,5 x 4 m Platz haben. Die Tiere werden mit zwei Ketten angekettet: eine am Hinterbein und eine am entgegengesetzten Vorderbein oder am Hals. Die Ketten müssen täglich anders angebracht werden, um Druckstellen zu vermeiden. Der angekettete Elefant muss sich noch hinlegen und einen Schritt vor und zurück machen können. Haltung im Paddock (ein nicht bepflanzter Auslauf): Die Tiere müssen sich ungehindert bewegen können. Für bis zu das Elefanten muss das Gehege mindestens 250 m² groß sein, für jedes weitere Tier kommen noch 20m² hinzu. 03/2012 Pressident | 77

F: PeTA Deutschland e.V. , pixelio.de

Ist eine artgerechte Haltung möglich?


Freiheit Elefanten sind typische Herdentiere. Die Herden der Elefanten umfassen meistens 20 bis 30 Tiere. Sie werden in der Regel von einem älteren weiblichen Tier angeführt. Dank ihres hervorragenden Gedächtnisses und ihrer Erfahrung kennt sie genug Futter- und Wasserplätze. Elefanten zeigen ein sehr soziales Verhalten. Elefanten gehen häufig weite Strecken und legen dabei etwa 5 km je Stunde zurück. Sie können in Gefahrensituationen bis zu 40 km/h schnell werden. Ich finde, dass die Leitlinien zwar ein Fortschritt sind, aber noch lange nicht ausreichen. Gehege, die den Bedürfnissen der Tie-

re entgegenkommen, sind teuer und könnten oft nicht aufgebaut werden. Die Menschen wollen jedoch Tiere im Zirkus sehen und wünschen sich, dass die Behauptung der Zirkusleute stimmt. Es ist ja auch schwierig zu beurteilen, wie es den Tieren geht. Erst wenn sich Verhaltensstörungen zeigen, ist das Leid der Tiere eindeutig zu erkennen. Wenn ihr mal wieder im Zirkus seid und in den Zirkuszoo geht, dann beobachtet doch mal, wie sich die Tiere verhalten. Überlegt euch auch, was ihr wichtiger findet: die Attraktion im Zirkus oder das Wohl der Tiere. Würdet ihr zum Wohl der Tiere auf einen Zirkusbesuch mit Tieren verzichten? Bildet euch eure eigene Meinung zu diesem Thema! ■

Autor // KR // Klasse 6d // Bei Pressidentchen seit 2011

78 | Pressident 03/2012


Olympia 2012 in London

Die Olympischen Spiele 2012 in London hatten es in sich. Skandale, zwei waren es bei den Deutschen: Der Läuferin Lilli Schwarzkopf wurde vorgeworfen. die Bahn verlassen zu haben, obwohl das die Läuferin neben ihr getan hatte und der Wurf von der Hammerwerferin Betty Heidler wurde falsch gemessen, da es Kommunikationsschwierigkeiten gab. Peinlich ging es auch schon vor Olympia los. Bei dem Fußballspiel der Frauen Nordkorea gegen Kolumbien wurde den Zuschauern die falsche Flagge für Nordkorea gezeigt, stattdessen die für Südkorea. Bei Olympia wurden aber auch kräftig Emotionen gezeigt, viele bei den Läufern. Olympia 2012 war aber trotz den Skandalen ein gelungenes Sportfest mit vielen Gewinnern. ■

Alexandra H., pixelio.de

Es gab Skandale um das Feuer, Dopingfälle, Fehler bei den Wettkampfauswertungen, Missverständnisse zwischen Kampfrichtern und natürlich die großen Stars wie Usain Bolt, Michael Phelps, Ye Shiwen und Missy Franklin. Bolt holte 3 Goldmedaillen, Phelps 6 Medaillen, Shiwen 2 und Franklin 4 Goldmedaillen. Leider gab es natürlich auch wieder ein paar Dopingfälle, zehn waren es insgesamt. In einem Fall verlor eine Weißrussin sogar ihre Goldmedaille. Schon 48 Stunden nach der Eröffnungsfeier gab es den ersten Skandal. Das Olympische Feuer aus einer Konstruktion mit 204 Schalen musste gelöscht werden, da man es ­umplatzieren musste. Viele Leute fanden das nicht so gut, weil es das "echte" Feuer aus Athen damit nicht mehr gab. Es gab auch noch weitere

Autor // FD // Klasse 7a // Bei Pressidentchen seit 2011

Lisa Schwarz / pixelio.de

Olympiastadt London kurz vor Beginn der Spiele.

03/2012 Pressident | 79


80 | Pressident 03/2012


Elektromobilität Die Zukunft des Autos? Man sieht sie an Landstraßen und Autobahnen: Erneuerbare Energiequellen wie z. B. Windräder oder Solaranlagen. Was wird sich wohl in den nächsten Jahren in puncto Auto und erneuerbaren Energiequellen ändern? Starten wir traditionell: Erdöl ist einer unserer wichtigsten Rohstoffe. Dieses “schwarze Gold”, wie es gern genannt wird, steckt z.B. in Kunststoffen, Farben, Medikamenten und Kosmetika. Außerdem brauchen wir es für die Erzeugung von Elektrik und als Treibstoff für unsere Autos. Doch dieser fossile Brennstoff reicht nicht für immer. Schon in 40-50 Jahren werden die bekannten Quellen erschöpft sein. Kein Wunder, dass das Öl auch immer teurer wird. Die Lösung: Erneuerbare Energie. Beispielsweise Sonnenenergie. Schon jetzt kann Solarenergie ganze Städte versorgen. Warum dann nicht auch Autos? Das Problem: Da die Atomkraftwerke nach und nach abgeschaltet werden sollen, gibt es auch einen größeren Energiebedarf. Dieser steigt dann noch wegen der eventuellen Autos. Man könnte zwar Strom importieren, das würde es aber deutlich teurer und ob das dann noch umweltfreundlich ist, er könnte schließlich wieder aus Atomkraft sein, ist auch noch eine Frage. Wie die erneuerbare Energie so ist das Elektroauto nicht ganz problemfrei. Zurzeit sind Elektroautos noch sehr teuer

(ca. 30.000€ pro Kleinwagen). Außerdem kann man mit einem Elektroauto keine weiten Strecken zurücklegen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Batterien schon nach kurzer Zeit aufgebraucht sind, die Ladezeit beträgt leider dann auch bis zu zehn Stunden. Nach drei bis fünf Jahren muss man sich meistens eine neue Batterie anschaffen, das veursacht zusätzliche Kosten. Aber ein Elektroauto hat natürlich auch Vorteile: Es bringt z. B. eine günstige Kfz-Versicherung, geringe Betriebs- und Unterhaltskosten (max. 1,45€ pro 100km). Das wichtigste Argument ist zurzeit vermutlich, dass sie besonders umweltfreundlich sind, da sie keine Abgase erzeugen und nahe zu geräuschlos fahren. Einige Unterschiede zum Auto mit Verbrennungsmotor sind: Tritt man aufs Gaspedal, wird man kein Geräusch hören. Dafür werden die Geräusche von Wind, Regen und den Reifen umso lauter sein. Der Kauf eines solchen Autos kann sich lohnen, wenn man sich damit hauptsächlich in einem Radius von 80km rund um den Wohnort bewegt. Auch als Privatperson sollte man sich sehr gut überlegen, ob sich ein Kauf irgendwann ausgleicht. In Zukunft wird es bestimmt noch sehr gute Einführungsangebote geben, andererseits sollte die Umwelt so früh wie möglich geschützt werden. Und wer weiß? Vielleicht werden in ein paar Jahren nur noch solche Autos unsere Straßen befahren. ■ Kurt F. Domnik, pixelio.de

Autor // FR, FD // Klasse 7a // Bei Pressidentchen seit 2011

03/2012 Pressident | 81


Dir ist langweilig?

Warte bis der Unterricht beginnt So geht jede Schulstunde schnell vorbei! und dann los! (Diese Hinweise sind natürlich nur zum Anschauen und Der Lehrer nicht zum Nachmachen gedacht. Dementsprechend wird verrückt tragen wir keine Verantwortung für die Folgen.) werden...

Hat die Stunde begonnen? NEIN JA

Ist es gerade Ja sehr leise?

Hebe die Hand und beschwere dich, dass es zu laut zum Arbeiten ist.

Nein

Ziehe die Socken aus, stülpe sie über die Hände und spiele Puppentheater!

Sage deinen Mitschülern sie sollen auf dein Kommando (99!) alle z.B. den linken Fuß (die rechte Hand) des Lehrers anglotzen!

Stehe auf und versteigere deinen Füller! Fülle die weißen Felder mit

Wenn sich der Lehrer beschwert, sag, dass du das Geld einem guten Zweck spendest. Im Zweifel können von dem Erlös Leben gerettet werden. Der Lehrer könne gerne mitbieten. An Geld mangle es ihm ja nicht.

Zahlen von 1 bis 9 und beachten

dabei folgende Regeln: 1) In jeder Zeile und Spalte darf jede Zahl höchstens einmal vorkommen. 2) Zusammenhängende weiße Felder müssen eine Straße bilden, also eine lückenlose Menge aufeinander folgender Zahlen in beliebiger Reihenfolge enthalten (zum Beispiel 3-6-4-5-7, nicht aber 1-3-4). 4) Schwarze Felder trennen benachbarte Straßen und sind selber nicht Teil einer Straße. 5) Wenn schwarze Felder Zahlen enthalten,

From the Str8ts Sample Pack, Wikimedia Commons

dürfen diese in den Straßen der betreffenden Zeilen und Spalten nicht verwendet werden.

82 | Pressident 03/2012


Erzähle in der ganzen Klasse diesen Witz herum: In der Metzgerei: “Ich hätte gern Leberwurst – von der groben, fetten.” – “Tut mir leid, die hat heute Berufschule.”

Schreibe ein Drehbuch über dein Leben mit 83

Ne

in

Spiele Wetten, dass... mit deinem Nachbarn "Katzen würden Whiskas kaufen" "Audi - Vorsprung durch Technik. " "Save money, live better, Wal-mart."

Schreibe 20 Dinge auf, die du an einer Person magst. Stehe auf und gebe dieser Person den Zettel.

Ist es gerade ruhig in der Klasse?

Finde dieses Symbol ein zweites Mal in diesem Heft:

Wenn der LehJa rer einen Arbeitszettel aus- Spreche Sage ein teilt, nenne ihn nur noch im paar Wer- "Baumkiller" Rhythmus beslogans!

Mache mit dem Handy Fotos von fremden Menschen. Sage, das ist für dein Kunstprojekt.

Wie viele DIN A4-Zettel passen in deinem Mund? Stück

Schreie einen Sitznachbarn (selbes Geschlecht) an: NEIN, ICH WILL NICHT MIT DIR GEHEN!

Zähle deine Ohren! Nun deine Finger

Jetzt deine Haare

Versuche zu irgendjemandem (weit weg) Kontakt aufzunehmen (winken, pfeifen,...)

Steht der Reihe nach auf. Immer wenn der Lehrer wegschaut! Wer erwischt wird, hat verloren.

Jetzt ein Spiel: Zuerst suche dir drei Mitspieler

Nehme alle Stifte aus deiner Federtasche und spiele Mikado. Lege am besten einige Hefte unter, dann ist's schwieriger!

Glückwunsch. Die Stunde ist vorbei!

Nicht? Dann lese unsere letzte Ausgabe!

03/2012 Pressident | 83


Gewinnspiel 1

2 3

h

4 5

6

b

i

7

j

e

8

d

9

3 6 7 8 9

c

Sommerfe USA a b c d Schweden

e

g

a

Waagerecht Main Moll

84 | Pressident 03/2012

f

Senkrecht Alt Call Rollstuh Laden

1 2 4 5 f

g

h

i

j


Waagerecht:

3: Längster Fluss, der nur in Deutschland fließt (u. a. durch Frankfurt) 6: Umkehrung von einer Dur-­Tonart 7: 6-wöchige Lieblingszeit der Schüler 8: Land mit den meisten Medaillengewinnen bei Olympia 2012 in London 9: Gewinner des Eurovision Song Contest 2012 und somit Gastgeber 2013

Senkrecht:

1: Aktueller Bundesumweltminister (CDU): Peter ... 2: Chart-­Hit von Carly Rae Jepsen 4: Fortbewegungsmittel für Querschnittsgelähmte 5: Geschäft(umgangssprachlich)

Gewinnen Wir verlosen - Das Nintendo 3DS-Spiel "Super Pokémon Rumble" - sowie viele kleinere Überraschungsund Trostpreise

Teilnahme Und so nehmt ihr Teil: - Schreibt das richtige Lösungswort zusammen mit euren Kontaktdaten auf einen Zettel und legt diesen in unser Fach (Schülerzeitung) im Sekretariat. Bitte die Kontaktmöglichkeit nicht vergessen. Also E-Mail, Telefon oder sonstiges angeben! - Oder ihr sendet uns das Lösungswort übers Internet (Kontaktformular auf www.ths-pressident.de/kontakt) -Einsendeschluss ist der 13. November. Viel Glück!

03/2012 Pressident | 85


Lehrersteckbrief - dieses Mal:

86 | Pressident 03/2012


03/2012 Pressident | 87


88 | Pressident 03/2012


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.