Der urbane Code Chinas

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Bei der Lektüre chinesischer Städte geht es vorrangig nicht um Beijing, Shanghai, Xi’an, Shenzhen und andere bekannte „Adressen“. Vielmehr geht es um das Chinesische an der chinesi­ schen Stadt, mithin um jene Merkmale, die nahezu alle Städte Chinas prägen. Um ihre Syntax, kurz: ihren Code. Erst mit diesem analytischen Werkzeug läßt sich die Vielfalt der empirischen Eindrücke ordnen und gewichten.

Dieter Hassenpflug

Der urbane Code Chinas Hassenpflug  Der urbane Code Chinas

ISBN   978-3-7643-8806-5

Bauwelt Fundamente

Birkhäuser

Städtebautheorie/ Urbanistik


Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beimittelfonds Wissenschaft der VG Wort. Umschlagvorderseite: Ausschnitt aus einem Straßenposter, Stadt Beijing (Foto: Autor) Umschlagrückseite: Kühlturm eines Kohlekraftwerks in Shenyang (Foto: Autor)

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Inhalt

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    7 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    9 1  Kann man Stadt lesen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   18 2  Transformationen des leeren Stadtraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Schlafanzug und Wäscheleine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Offene und öffentliche Stadtplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Stein und Pflanze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

25 25 34 41

3  Schwingende Zeilen und tanzende Punkte . . . . . . . . . . . . . . . . . .   47 4  Der abgeschlossene Stadtraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Verriegelte Nachbarschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Introverse Nachbarschaftshöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Dach- und Lichtskulpturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   ,Compound‘: Die Verpackung muß stimmen . . . . . . . . . . . . . . . . .   Orient trifft Okzident – Hybride Wohnquartiere . . . . . . . . . . . . . .

57 57 67 72 75 78

5  Der aufgeschlossene Stadtraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   83 Lineare Zentralität oder Magie des Goldenen Korridors . . . . . . . .   83 Der offene Raum der Nachbarschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   91 Integrierte Blockrandzeilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   92 Die Nachbarschafts-Fußgängerstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   96 Nachbarschafts- und Gemeindezentren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   98 Die ‚Marketender‘ des Städtewachstums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   102 Mediapolis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   105 Postmoderner Eklektizismus im Städtebau . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   111


6  Stadtfiktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Die neuen Satellitenstädte in Shanghai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Ein Stück ‚richtiges Deutschland‘: Anting Neustadt . . . . . . . . . .   Europäische Travestien der chinesischen Stadt . . . . . . . . . . . . . . .   Taiwushi Neustadt (Thames Town) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Luodian Neustadt (die nordische Stadt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Neu Amsterdam in Shenyang: eine Stadtparodie . . . . . . . . . . . . .   Blick vom Eiffelturm auf Angkor Wat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

114 114 118 131 131 137 140 145

7  Kompakte Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Große Straße – vertikaler Block . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Die urbanen Dörfer von Shenzhen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Die große Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Sprung über den Fluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Hyperwachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

149 149 155 160 166 169

8  Die chinesische Stadt als System von Bedeutungen . . . . . . . . .   176 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   191 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   196 Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   207 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   211


Danksagung

Das vorliegende Buch ist ein Ergebnis von Forschungen, die über einen Zeitraum von sechs Jahren, 2002 bis 2007 bei Reisen in China und bei Gast­aufenthalten an verschiedenen Universitäten des Landes durchgeführt wurden. Die Reisen führten mich in viele große Städte, vor allem im Osten und Norden des Landes, nach Beijing, Shanghai, Harbin, Changchun, Jilin, Shenyang, Dalian, Qingdao, Zengzhou, Xi’an, Ningbo, Changsha, Shenzhen, Hongkong, Macao, Zhongshan, Guangzhou und andere mehr. Die wichtigsten Stationen waren jedoch Gastprofessuren von jeweils sechs Wochen jährlich über einen Zeitraum von vier Jahren an der School of Architecture and Urban Planning des Harbin Institute of Technology (HIT) und von einem Monat in 2005 und von sieben Monaten in 2007 am Centre for Architecture and Urban Planning (CAUP) an der TongjiUniversity Shanghai. Mit der Tongji-University verbindet mich insbesondere der Aufbau des Doppeldiplomstudiums „Integrated International Urban Studies“ (IIUS) für das von mir mitbegründete Institut für europäi­ sche Urbanistik (IfEU) an der Bauhaus-Universität Weimar. Dieses Studiengangs-Projekt zog weitere Projekte, Forschungsvorhaben und Tagungen und dementsprechend zahlreiche Aufenthalte in Shanghai nach sich. Ich bedanke mich zunächst bei dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die mit der finanziellen Unterstützung von Dozenturen, Vortrags- und Kontaktreisen, von Projekten und Programmen wie IIUS oder auch das Internationale Promotionsstudium „Europäische Urbanistik“ (IPP) zahlreiche Reisen und Aufenthalte ermöglichten. Ich bedanke mich beim Birkhäuser Verlag für die Bereitschaft, dieses Buch zu publizieren und beim Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort GmbH für die finanzielle Förderung der Veröffentlichung. Dank auch an Frau Kästner, auf deren Unterstützung meines China-Engagements bei Antragsstellungen, Terminabstimmungen, Reiseplanungen, Kontenverwalt­ung und so weiter ich mich immer verlassen konnte. Ich bedanke mich vielmals bei meinen einstigen Studenten Lu Xin und Liu Chong, die am Anfang meiner China-Erfahrung stehen. Sie überzeugten mich von einem Besuch ihres Heimatlandes und begründeten auf diese 7


Weise eine bis heute andauernde Freundschaft. Ich bedanke mich bei dem Kollegen Zhang Lingling vom HIT (heute Dekan an der Architektur­ fakultät der Jianzhu-Universität Shenyang) für eine anhaltend vertrauensvolle Zusammenarbeit, die mir viele aufregende Reisen ins Landesinnere und tiefe Einblicke in Gesellschaft und Kultur des Landes ermöglichte; bei den vielen Freunden und Kollegen in Harbin, die mit ihrer von Herzen kommenden Gastfreundschaft die Sinophilie in mir weckten. Dazu trugen auch die Kollegen Wei Chunyu und Liu Su von der ehrwürdigen Wuhan Universität in Changsha bei, indem sie mir wertvolle Einblicke in die chinesische Stadtgeschichte gewährten. Zu bedanken habe ich mich bei dem Dekan des CAUP Wu Zhiqiang für eine mehrjährige konstruktive Zusammen­arbeit auf dem Gebiet der Studiengangsentwicklung und bei Forschungs- und Planungsprojekten, die mich in viele Provinzen und Städte führten und mir die Möglichkeit gaben, die Planungspraxis Chinas genauer kennenzulernen. In diesen Dank schließe ich zahlreiche Kollegen des CAUP ein, darunter Jongjie Cai, Zhang Guanzeng, Li Zhenyu, Tong Ming, Li Jingsheng, die mit engagier­ter Kollegialität mein Wissen um die Stadt Chinas bereicherten. Dank an meine einstige Doktorandin Ma Hang vom HIT-Shenzhen, die mit ihrem Projekt einer „sanften Restrukturierung“ der „Villages“ von Shenzhen der Stadtplanung einen innovativen Ausweg wies, jenseits von Abriß und informellem Fortbestand. Ein herzlicher Dank geht auch an Che Fei aus Beijing, der als Architekt, Künstler und Kurator der Architekturbiennale von Beijing meine chinesische Hauptstadterfahrungen bereicherte. Viele Personen, Kollegen, Beamte von Planungsbehörden, Studenten und Doktoranden aus allen Teilen Chinas wären hier noch zu erwähnen, doch würde dies den Rahmen der Dank­sagung sprengen. Bedanken möchte ich mich bei Ulrich Conrads und Peter Neitzke für Ihre Bereitschaft, das Buch Der urbane Code Chinas in die von ihnen herausgegebene Reihe Bauwelt Fundamente aufzunehmen. Mein besonderer Dank gilt Peter Neitzke für die angenehme und konstruktive Zusammenarbeit. Von seiner professionellen Bearbeitung des Manuskripts hat das Buch außerordentlich profitiert. Von ganzem Herzen dankbar bin ich meiner langjährigen Lebensgefährtin Gabriele Jahnke, die mein Wahrnehmen, Denken und Schreiben in einer auch für den vorliegenden Band wirksamen Weise nachhaltig prägte. Meine tiefe Dankbarkeit gilt schließlich meiner Frau Chen Fang und ihren Eltern Sun Zhi Fen und Chen Yong Kang, die mir in jeder Phase der Erarbeitung dieses Buches mit Liebe, Unterstützung und Ermutigung zur Seite standen. 8


Einführung

Wer sich mit China befaßt, wendet sich einer aufstrebenden Weltmacht zu. Hier ist alles wichtig, auch die Produktion des städtischen Raumes, seine ‚Sprache‘, ‚Grammatik‘, ‚Syntax‘. Das in der gegenwärtigen räum­lichen Stadtentwicklung Chinas Bemerkenswerteste ist wohl die Geschwindigkeit und Konsequenz, mit denen das alte, arme, gestrige China buchstäblich ab- und beiseite geräumt und durch ein neues, glitzerndes China ersetzt wird. In diesem, der Zukunft zugewandten China, das vor unseren Augen geradezu im Zeitraffertempo Gestalt annimmt, spiegeln sich die Visionen einer Nation, die nach fast zwei Jahrhunderten der Revo­ lutionen, Prüfungen und Heimsuchungen zu sich selbst findet und vergangene Größe wieder auferstehen läßt. Doch wodurch ist dieses Neue charakterisiert? Handelt es sich hier um Importe von Ideen und Konzepten, um Kopiertes, Nachgeahmtes – in Ermangelung eigener Vorstellungen? Oder haben wir es mit Eigenem zu tun, mit authentisch Chinesischem? Steckt in dem Neuen auch Altes, ohne das, nach einem Diktum Ernst Blochs, wirklich Neues gar nicht entstehen kann? Die Öffnung Chinas, eingeleitet durch den legendären Reformer Deng Xiao Ping vor etwa 30 Jahren, beschert dem einstigen Reich der Mitte eine gewaltige, nicht enden wollende Flut von Einflüssen von innen, aus der eigenen, teilweise neu zu entdeckenden, neu zu deutenden Geschichte und von außen. Durch die nur schwer kontrollierbaren Portale des Internet, durch die offenen Fenster des Fernsehens und im Schlepptau von Waren und Diensten, die der internationale Handel in das riesige Land spült, halten ausländische Ideen, Zeichen, Bilder, Stile, Konzepte, Tech­niken und Gebräuche Einzug. Insbesondere Einflüsse aus den USA, schon seit geraumer Zeit Heimat zahlreicher dort integrierter chinesischer Auswanderer, aber auch aus Europa und entwickelten ostasiatischen Anrainer­ staaten sickern in die Metropolen der östlichen Küstenregionen, des Nordens und inzwischen auch in das weite westliche Hinterland. Aus der globalen Kommunikationssphäre kommt auch die Sprache. Englische Worte und Sätze sind heute, anders als etwa im vergleichsweise nach innen gekehrten Deutschland, aus dem Zeichensystem des ‚öffentlichen 9


Antwort gibt es nicht. Dazu ist der Gegenstand Stadt in seiner kulturellen und geschichtlichen Ausprägung viel zu komplex. Darüber hinaus haben wir es in China mit einer unglaublichen urbanen Dynamik zu tun (Hyperwachstum oder Hochgeschwindigkeits-Urbanisierung sind geläufige Termini zur Beschreibung dieses Phänomens), die selbst wieder mit der Unbestimmtheit beziehungsweise Veränderlichkeit des urbanen Senders zu tun hat. Indem die Chinesen im Begriff sind, sich als Kulturnation (repräsentiert durch die Hauptstadt Beijing) und Weltwirtschaftsmacht (repräsentiert durch die Kommerzstädte Shanghai und Shenzhen) neu zu erfinden, stellen sie auch ihre Idee von Stadt zur Disposition. China ist im Begriff, die Stadt für sich selbst neu zu erfinden – und ist bereit, für dieses Ziel ungewöhnliche Wege zu gehen. Andererseits sollte von einer gewissen Bodenhaftung der Stadtidee in China ausgegangen werden, von der Wirksamkeit eines mehr oder weniger invarianten Satzes von Traditionen, sozialen Mustern und kultu­rellen Regeln, welche die Plastizität der Stadtidee erheblich einschränken. Nicht nur daß Stadtentwicklung in vergleichsweise geringem Umfang von Stadtplanern und -experten beeinflußt wird, sondern auch, daß der allgemeine Wille, sich urbanistisch am Westen zu orientieren, an den tief in der chine­ sischen Kultur verwurzelten Beharrungskräften seine Grenze findet. Auf diese Gravitations- beziehungsweise Beharrungskräfte sind wir bei unserer Stadt- und Raumanalyse immer wieder gestoßen. Sie helfen uns nicht nur die urbane Gegenwart Chinas zu verstehen, sie zeigen auch an, daß China sich, allen Veränderungen zum Trotz, in einem ebenso über­raschenden wie beachtlichen Ausmaß treu bleibt.

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2  Transformationen des leeren Stadtraumes

Schlafanzug und Wäscheleine In Shanghai ist es im Sommer sehr heiß, wie überall in China. Es kann dann vorkommen, daß man mitten in der Stadt am hellichten Tage Männer und Frauen im luftigen, leichten Schlafanzug auf der Straße antrifft. Als ich das erste Mal im Shanghaier Yangpu-Distrikt auf einen so gekleideten Mann in Begleitung einer mit Jeans und T-Shirt bekleideten Frau traf, glaubte ich noch einen Patienten vor mir zu haben, der für einen Moment das Gelände des nahe gelegenen Krankenhauses verlassen hat. In der Nähe gab es jedoch kein Krankenhaus. Zudem traf ich im Laufe des tropischheißen Junitages noch auf weitere Passanten im Schlafanzug. Nein, dachte ich, so etwas würde es in Europa nicht geben! Das würde man als peinlich empfinden oder als Verwahrlosung der Sitten anprangern. Bereits kurz nach der ersten Begegnung mit dem unbekümmerten Schlafanzug-Träger erblickte ich ein mir inzwischen schon vertrautes Bild: Auf

Bürgersteig mit Wäscheleine und Wäsche in Shanghai

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überraschend insofern, daß zum Beispiel der kluge französische Revolutionsarchitekt Moll im Zentrum seiner republikanischen Idealstadt vier Gärten vorsah: einen französischen Garten im Westen, einen englischen Garten im Norden, einen botanischen (wissenschaftlichen) Garten im Süden und einen Chinesischen Garten (Harten / Harten 1989, 174ff ). Sie sollten in einer republikanisch-aufgeklärten Stadt alle ihr Recht erhalten. Wie bei keiner anderen Architektur erscheint beim Chinesischen Garten das Künstliche als absolut natürlich, das Natürliche als nicht minder künstlich. Es gibt keinerlei Differenz zwischen Mensch und Welt, nichts kann die prästabilierte Harmonie von Kultur und Natur trüben. Mate­riell artikuliert sich diese Weltsicht in einer doppelt codierten Inszenierung: erstens in einer in höchstem Maße artifiziellen Zusammen­fügung natür­ licher Elemente; so werden beispielsweise unbehauene Felsbrocken zu wildromantischen Landschaften aus miniaturisierten Zinnen und Schluchten geformt, in deren Spalten verwegene Pflanzen imaginären Unwettern trotzen. Und zweitens in einer nicht weniger natürlichen Kompo­ sition völlig artifizieller Elemente. So finden wir kleine Pavillons, Lauben, Gewässer oder Plätzchen, die von nach Bonsai-Art geschnittenen, alpinen Formen nachempfundenen Bäumen gerahmt werden. Auf diese Weise sind Künstliches und Natürliches in einer Weise miteinander verquickt und verwoben, die eine Unterscheidung völlig unmöglich und das bedeutet: zu einer rein analytischen beziehungsweise akademischen Übung macht, zu einer Frage des Wissens.28 Im Chinesischen Garten geht es jedoch nicht um Wissen. Auch nicht um das Bekenntnis zu einem Gestaltungskonzept, für das es auch eine Alternative gäbe. Der Chinesische Garten lädt vielmehr zur Anschauung ein, das heißt zur „höchsten Form des Erkennens“, wie der sinologisch nicht unbewanderte Goethe29 dies ausdrückte. In der kontempla­ tiven Ver­senkung in die Ästhetik des chinesischen Gartens als Gegenüber erfahren wir uns als Wesen, die in ihrem Denken und Handeln die Natur über­greifen, und zugleich von ihr in unserer natürlichen und kulturellen Existenz ‚übergriffen‘ sind (Vgl. Schmied-Kowarzik 1984, 35ff ).30 Der klassische Chinesische Garten ist ein Hofgarten. Er ist exklusiv und introvers. Außerhalb der kaiserlichen Anwesen konnten nur hohe Staatsdiener und reiche Kaufleute sich eine solche Anlage leisten. Zutritt hatten selbstverständlich nur geladene ranghohe Gäste. Für die ‚Öffentlichkeit‘ gab es dergleichen nicht. Natürlich hat sich das inzwischen geändert. Zahlreiche der einst exklusiven Chinesischen Gärten sind heute allgemein gegen eine Eintrittsgebühr zugänglich. 44


Im öffentlichen Raum tauchen die Hofgärten jedoch nicht auf. Hier gestalten heute Landschafts- und Freiraumarchitekten, und die Art und Weise, in der sie entwerfen, ist derjenigen der Architekten strukturverwandt. Es werden bildmächtige Räume geschaffen, die eher eklektischen Stilsammlungen gleichen als klassischer chinesischer Gartenbaukunst. Allerdings scheinen Elemente, vielleicht auch Zitate des klassischen Chinesischen Gartens einzufließen. Und selbst wenn dies nicht geschehen sollte, bliebe doch eine Art von Grundton erhalten, der sich in dem bereits erwähnten hohen Versiegelungsgrad und im Hang zu starker Bildhaftigkeit kundtut. In ihr kommt eine traditionelle Disposition zum Ausdruck, derzufolge Form und Funktion des zu Gestaltenden als gleichwertig und ungeschieden betrachtet werden. Die westliche Trennung dieser Dimensionen, die erst ihre Entgegensetzung oder Hierarchisierung ermöglicht, ist dieser chinesischen Betrachtungsweise trotz aller Verwestlichung eher fremd geblieben. Das gilt für Architektur ganz allgemein, Landschafts- und Freiraumarchitektur eingeschlossen. Deutsche Architekten und Städtebauer neigen aufgrund eines ausgeprägteren funktionalistischen Entwurfsverständnisses dazu, die Funktion von der Bedeutung und somit von der Form zu trennen. Dem chine­sischen Harmonieverständnis hingegen wäre die Formel ‚form follows function‘31 eher fremd. Hier werden Baugestalt und funktioneller Baukörper simul-

Schloß-Modell im zerstörten Yuan Ming Park, Beijing

Goethes Gartenhaus im pittoresken Ilmpark, Weimar

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Gestufte Anordnung von Wohnzeilen in einer Nachbarschaft von Qindao

sozusagen auf den preiswerten Rängen. Die Gebäudehöhen sind jedoch nicht der alleinige Differenzierungsfaktor. Auch die Lage im Verhältnis etwa zu Parkplätzen, Kinderspielplätzen und Abständen zu Straßen oder Grünflächen spielen eine Rolle bei der Bewertung der Immobilien. Sogar die Hausnummern können von großer Bedeutung sein.39 Über die stufenförmige Anordnung wird jedoch niemals unterlassen, die Gebäude um einen zentralen Grünbereich, der die chinesische Tradition der Intro­ version zum Ausdruck bringt, herum zu arrangieren. In China müssen hohe Dichten generiert werden, und dementsprechend muß hoch hinaus gebaut werden. Wohngebäude mit zwanzig bis dreißig und mehr Stockwerken sind keine Seltenheit. Inzwischen ist vielerorts der Wohnungshochbau per Erlaß vorgeschrieben, um die Überbauung von Ackerland einzugrenzen. Bereits heute ist es dem chinesischen Siedlungsbau zumindest in aussage­ fähigen Ansätzen gelungen, den modernen Zeilenbau – und damit die hygienischen Anliegen der Charta von Athen – mit einer ansprechenden Wohnumfeldgestaltung zu verbinden: den seriellen sozialistischen Plattenbau mit dem vielfältig und variabel gestalteten Wohnhochhaus, den orthogonal-starren Grundriß der modernen Wohnsiedlung mit dem organischen Grundriß einer Stadt im Grünen, die Wohnzeile mit dem kommerziellen Blockrand, die Monostruktur mit einer funktional vielfältigen Rahmung. Die trostlosen fordistischen Quartiere mit ihrer rein funktio­ nalistischen Struktur, ihren wie festgefroren wirkenden Zeilen sind dabei in Bewegung geraten, die Zeilenbauten begannen zu schwingen, die Punkt54


‚Tanzende Punkte‘ im Stadtzentrum von Shanghai

bauten zu tanzen. Schon am Aufstieg Japans, Koreas und Taiwans konnte der Westen lernen, daß das Kopieren und Nachahmen weder ein ostasia­ tischer Volkscharakter noch eine Einbahnstraße ist, sondern ein Stadium im Prozeß nachholender Entwicklung. Der Städtebau dürfte zu jenen Bereichen zählen, in denen China zuerst das Stadium des Nachholens hinter sich läßt. Und es gibt Anlaß zu der Vermutung, daß dies bereits geschehen ist – selbstverständlich mit kräftiger Unterstützung der für die chinesische Stadtentwicklung wichtigen Leitbilder Hongkong und Singapur.40 Bleibt zusammenfassend zu sagen, daß China das Erbe des Fordismus angetreten hat – der chinesische Siedlungsbau der schwingenden Zeilen und tanzenden Punkte hat ihn allerdings überwunden, indem er ihn postfordistisch fortentwickelte.41 Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, und China könnte mit seiner Form der Quartiersplanung in einer sich drama­ tisch verstädternden Welt eine Rolle als städtebauliches Vorbild übernehmen. In den megaurbanen Landschaften des Pearl-River-Delta, des Yang Zi Jiang-Delta, der Metropolregion Beijing-Tianjin, der Nordachse von Dalian über Shenyang, Changchun bis Harbin und entlang des Yang Zi Jiang werden bereits heute jene räumlichen Siedlungsmodelle entworfen und realisiert, die für die Zukunft hoch verdichteter, vertikaler und zugleich lebenswerter Megastädte Lösungen anbieten. Da in der chinesischen Tradition Armut traditionell negativ stigma­tisiert ist, richtet sich die städtebauliche Kreativität weitgehend auf die wachsende Mittelschicht aus. Darin unterscheidet sich das konfuzianisch geprägte China beispielsweise deutlich vom katholischen Lateinamerika, wo Armut 55


Kommerzielle Quartiersrahmung, Shanghai

an Straßen grenzenden Zeilenbebauung ist in China inzwischen außer­ ordentlich oft anzutreffen. Viele ältere Quartiere wurden mit diesen gleichsam nachgerüstet. In der Siedlungsplanung neueren Datums werden sie von vornherein mitgebaut. Inzwischen sind diese Spangen aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, ein Gestaltungselement, deutlich wahrnehmbar als Botschaft des Dualismus von geschlossenem und offenem Stadtraum.63 Auch die Integration von Geschäftsräumen in die Zeilen der nörd­lichen und südlichen Quartiersgrenze ist inzwischen gang und gäbe. Mehr noch: Die nördliche und südliche Blockrandzeile wird inzwischen nahezu durchgängig als rein kommerzielle Gebäudezeile ausgeführt. Sie übernimmt damit wie die westliche und östliche Spange eine Mauer- beziehungsweise Zaunfunktion für die dahinter liegende Nachbarschaft.64 Inzwischen finden wir in China nicht wenige gut erschlossene, zentral positionierte Nachbarschaften, die vollständig von solchen Einzelhandels- und Gewerbespangen umgeben sind, so daß sie ohne Mauer und Zaun auskommen. Es gibt dann nur noch das Tor. Natürlich finden wir auch Quartiere mit zwei oder drei Spangen und Nachbarschaften mit nur einer oder gar keiner kommerziellen Spange sind keine Seltenheit. Für zwei­geschossige Villenquartiere beispielsweise können randständige Einkaufzeilen schnell eine räumliche Lageverschlechterung bedeuten. Insbesondere südliche Einkaufszeilen sind hier darum auch nicht anzutreffen. Hinzu kommt, daß die ver94


Süd-Orientierung der Wohngebäude

Wohngebäude-Zeile kommerzielle Rahmung (orientierungsfreie Nahversorgung) Tor Nachbarschaftshof geschlossene Nachbarschaft mit Zeilenbauten

‚Compound‘ mit orientiertem Zeilenbau und nicht-orientierter kommerzieller Rahmung

gleichbar geringe Einwohnerzahl der Villenquartiere dem Einzelhandel auf Nachbarschaftsebene nicht förderlich ist. Warum ist diese kommerzielle Infrastruktur für die gegenwärtige Stadt­ gestaltung so wertvoll? Die Antwort liegt auf der Hand: Durch die nachbarschaftsbezogene kommerzielle Infrastruktur wird der durch Mauern und Zäune verursachte visuelle Verriegelungseffekt wirksam konter­kariert. Ein Wohnquartier, das sich hinter Einkaufszeilen verbirgt, wird nicht so stark als ‚gated‘ wahrgenommen. Aufgrund des Funktions­pluralismus, den das Quartier durch die Geschäfte erwirbt, wirkt er zudem wesentlich urbaner als ein Quartier, das sich als verriegelte nachbarschaftliche Monostruktur zum offenen Raum hin exponiert. Hinzu kommt, daß die Bewohner des Quartiers hinter der oder den Einkaufszeilen ebenso wie die Bewohner angrenzender Quartiere von den angebotenen Nahversorgungsleistungen profitieren. Da sie stark von objektiven lokalen Standortbedingungen abhängig sind, können die quartiersgebundenen Einkaufszeilen nur in begrenztem Umfang als unmittelbare städtebauliche Strategie gegen den Verriege­ lungseffekt eingesetzt werden. Zu den härtesten dieser Faktoren zählt die 95


davon auszugehen, daß die Startposition von Taiwushi Neustadt für eine chinesische Aneignung sehr viel besser ist als diejenige von Anting Neustadt, das zwischen Fiktion und Authentizität, traditionell und modern, offen und geschlossen, ein- und ausschließend, West und Ost schwankt. Zu dem Zeitpunkt, da diese Zeilen geschrieben werden, sind allerdings nicht nur das deutsche Anting, sondern auch das britische Taiwushi mehr oder weniger Geisterstädte, die von Hochzeitspaaren, Touristen und neugierigen Chinesen besucht werden. Es heißt gegenwärtig, daß in Thames Town alle Villen und Wohnungen der Nachbarschaften verkauft seien, an Spekulanten zumeist, und daß die Preise steigen. In Anting Neustadt, so wird berichtet, seien im Sommer 2007 bereits 80 Prozent der Wohnungen verkauft – bei leicht rückläufigen Immobilienpreisen. In Weimar Villa, der Villen-Nachbarschaft am Rande von Anting Neustadt hingegen sollen alle Immobilien verkauft sein, bei steigenden Preisen in der weiteren Vermarktung. keine Orientierung der Wohngebäude

Anting Neustadt: Integration von abgeschlossenem und aufgeschlossenem Stadtraum Deutsche Stadt mit modernen Gebäuden (BauhausAbkömmlinge)

Süd-Orientierung der Wohngebäude

kommerzieller Raum Wohngebiete Tor kleines Tor

Anting Neustadt und Taiwushi im schematischen Vergleich

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Taiwushi Neustadt: Trennung von abgeschlossenem und aufgeschlossenem Stadtraum Chinesische Stadt mit englischer Dekoration


Luodian Neustadt (die nordische Stadt) Wenn Anting die idealistische und Taiwushi die pragmatische Antwort auf die Frage nach dem Wie einer Transposition der europäischen Stadt nach China gibt, dann Luodian die routinierte. Wie Taiwushi ist auch Luodian eine Travestie der chinesischen Stadt. Die Satellitenstadt ist chinesisch, ihr Zentrum ist in einen skandinavischen Mantel gehüllt. Das ist alles. Luodian Neustadt, für eine Einwohnerzahl von etwa 30.000 Einwohner im nördlichen Shanghaier Distrikt Baoshan vom schwedischen Büro Sweco in sechsjähriger Planungs- und Bauzeit realisiert, beruht auf denselben Grundannahmen wie Taiwushi Neustadt. Offener und geschlossener Stadtraum sind deutlich voneinander getrennt. Die Villenquartiere weisen nur noch partiell nordische Architektursprache an den Eingangstoren auf. Die dichtbepackten Nachbarschaften sind mit hohen Zäunen gesichert, mit jenen unsäglichen, in China weit verbreiteten seriell-eklek­ tischen Villen bestückt und selbstverständlich mit Nachbarschaftshöfen an mäandernden Gewässern ausgestattet. Die Stadt wird von einer breiten, sechsspurigen Straße zerschnitten – auf der einen Seite die geschlossenen Nachbarschaften, auf der anderen Seite die offen aufgestellte Stadtbühne. Um eine Kopie der schwedischen beziehungsweise skandinavischen Stadt zu bewerkstelligen, ist man weder den deutschen, noch den kopiertechnisch anspruchsvollen britischen Weg gegangen. Vielmehr wurden frei gestaltete, jedoch idealtypisch gemeinte nordische Häuser in Musterblöcken arrangiert. Die Produktion von Blöcken bereitete dabei über-

Blick auf die offene Stadtbühne von Luodian

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kratische‘ Moderne) und flexible Industrialisierung (gelegentlich auch als nach-industrielles Zeitalter oder 2. Moderne bezeichnet).93 In morphologischer Perspektive läßt sich jede einzelne Stufe als Totalität deuten, als System, das, einem Organismus gleich, alle seine Teile beziehungsweise Subsysteme zu einer Art von Zeitpersönlich­keit integriert. Die Abfolge dieser Zeitpersönlichkeiten kann dann, wie dies in geschichts­ phi­losophischen Dogmen geschehen ist, als ‚Höherentwicklung‘ (Hegel) gedeutet werden oder auch als Phasen eines ‚Lebenszyklus‘ (etwa bei O. Spengler). Sie lassen sich jedoch auch ohne ideologische Überhöhung als heuristische Modelle nutzten, die sich, wie es hier geschehen soll, für einen interkulturellen Vergleich anbieten. Wird dieses Sukzessionsmodell der Moderne auf die Stadt als verräumlichte Form der jeweiligen Industrialisierungsstufe bezogen, dann erhalten wir die folgende urbanistische Geschichtsglie­derung: Industriestadt, Stadt der Gründerzeit oder „liberale Stadt“, wie es bei Benevolo heißt (Benevolo 1984), „soziale Stadt“ (die moderne, fordistische Stadt) und schließlich die Stadt der reflexiven Moderne, die Stadt des neuen Urbanismus beziehungsweise die „thematische Stadt“, wie wir sie hier unter Verweis auf die Ausführungen im sechsten Kapitel bezeichnen wollen. Das Verhältnis der drei Phasen hat man sich dabei so vorzustellen, daß die jeweils spätere Phase Elemente der vorausliegenden aufnimmt, vereinnahmt und in Elemente der eigenen Struktur verwandelt. So schließt die post-fordistische ‘thematische Stadt‘ die fordistische so­ziale Stadt ein, weist ihr jedoch eine untergeordnete Rolle zu. Während sich jene gleichsam auf die Bühne stellt, muß sich diese mit einem Platz hinter und unter der Bühne begnügen. Der fordistische Rationalismus wird insofern nicht dementiert, sondern inkorporiert und mit den Formen des Traditionellen dekoriert. Vergleichbares gilt für das Verhältnis von sozia­ ler und liberaler Stadt, das heißt von Stadt des Fordismus und Stadt der Gründerzeit: Die Antworten, die letztere auf die Land-Stadt-Umschichtung (Urbanisierung) gibt, etwa Gartenstadt und Hygiene-Infrastruktur werden aufgenommen, jedoch einer fundamentalen Revision nach Maßgabe der „aufgelockerten und gegliederten Stadt“94 beziehungsweise der rational-egalitären Maschinenstadt nach den Grundsätzen der Charta von Athen unterzogen. Die folgende Tabelle ordnet einige stadträumliche Merkmale den drei genannten Perioden zu:

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Industrialisierungsphasen

Extensive Industrialisierung

Intensive Industrialisierung

Flexible Industrialisierung

Produktionsmodell

Manufaktur / Handwerk

große Serie / ‚blue collar‘

kleine Serie / ‚white col­lar‘

Staatsmodell

Nachtwächterstaat

Sozialstaat

aktivierender Staat

Gesellschaftsmodell

polarisierte Klassen­ gesellschaft

nivellierte Mittelstandsgesellschaft

Wissens­ gesellschaft

Stadtmodell

Industriestadt

soziale Stadt

kreative Stadt

Füllstruktur

parzellierter Blockrand

Zeilenbau

Blockrand und Zeile

raumfunktionales Konzept

hierarchisch, gemischt

funktionsdifferenziert, zoniert

funktions­ plura­listisch (gemischt, mono­funk­tional, funktionsdiffus)

Zentralität

zentrierte Stadt

dezentrale Stadt

polyzentrisches Stadt-LandKontinuum

urbanes Leitbild

die Stadt der Gründerzeit

aufgelockerte und gegliederte Stadt

narrative, thematische Stadt

Stadt-Land

dualistisch

integriert

kontinuierlich

Wachstumstyp

radialkonzentrisch

peripher, dispers

invers

Industrialisierungs­ phase

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