Biorama #15

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Biorama Nº. 15

diY: die MitMach-revolution

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Die seLbermacher Die Ausstellungsschau »Do it Yourself: Die Mitmach-Revolution« im Frankfurter Museum für Kommunikation widmet sich der neuen Lust am Selbermachen mit einem Blick auf die Vergangenheit.

»Wash and Phone« – selbstgebautes, funktionsfähiges Telefon aus Teilen einer Badewannenmischbatterie (1990)

turen in den Blick. Mit den Bereichen Hobby, Arbeit, Gegenkulturen, Wissen und Medien werden die bedeu­ tendsten Felder des Selbermachens in Geschichte und Gegenwart vorgestellt.

HoBBY

text Annabelle Hornung, Verena Kuni, Tine Nowak bild MfK Frankfurt

Die Freizeit ist eine Errungenschaft des 20. Jahr­ hunderts, noch 1956 kämpften Gewerkschaften für den arbeitsfreien Samstag. Im Hobby dient die frei gewählte Herausforderung des Selbermachens der passionierten Erfüllung. Die vorgestellten Selbermachtypen – der Bastler, der Tüftler und der Heimwerker – veranschau­ lichen die Vielfalt der Themen, Methoden und Praktiken persönlicher »Steckenpferde«. Das klassische Heim­ werken nimmt Ende der 1950er Jahre seinen Anfang. Gründe sind der verstärkt aufkommende Mangel an Facharbeitern, aber auch die Entwicklung neuer, leicht zu verarbeitender Baustoffe und Werkmittel. Eine rapide wachsende »Do It Yourself«­Branche entsteht, die sich ab den 1960er Jahren mit den Baumärkten gezielt an den Hobby­Heimwerker richtet.

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chon seit jeher war DIY ein Begriff der Gegenkul­ turen und Protestaktionen: Der Slogan »Do It Yourself« erschien das erste Mal 1912 in einem Artikel der Zeit­ schrift Suburban Life. Darin wurden die Leser aufgefor­ dert, selbst ihre Wände zu streichen anstatt Fachkräfte anzuheuern. Als Strategie der Medienamateure reicht er weit bis ins 19. Jahrhundert zurück und ist heute fester Bestandteil digitaler Medien und der Netzkul­ tur. Die Ausstellung und das Begleitbuch nehmen die Entwicklung unterschiedlicher »Do It Yourself«­Kul­

ArBeIT Mittlerweile gilt Handarbeit als Hobby und krea­ tive Freizeitbeschäftigung, doch bis ins 20. Jahrhun­ dert stellte es eher eine sittsame Beschäftigungsform für Frauen dar. Arbeitstechniken wie Reparieren und Recycling zeugen vom Selbermachen als Notbehelf. Das Umfunktionieren von bereits Vorhandenem ist in


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