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beyond Das Magazin der Beyer Chronometrie

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Editorial Liebe Kundin, lieber Kunde Liebe Freunde des Hauses Beyer Vielleicht ist gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten das Bedürfnis besonders ausgeprägt, sich zwischendurch etwas Schönes zu gönnen. Jedenfalls darf die Firma Beyer wiederum auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Was uns besonders freut: Neben asiatischen Touristen sind es in erster Linie Schweizer Kunden, die uns die Treue halten. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen! Ein Stück von diesem Glück geben wir Ihnen gern zurück: Für dieses beyond haben wir wiederum keinen Aufwand gescheut und erstklassige Autoren und Fotografen losgeschickt, um Ihnen einen vielseitigen Blick hinter die Kulissen unserer wunderbaren Branche zu ermöglichen, interessante Persönlichkeiten näherzubringen und auch komplexe Zusammenhänge angenehm verdaubar zu servieren. Betreut wurde dieses beyond von Katrin Roth, unserer neuen Verantwortlichen für PR und Sponsoring, die ich an dieser Stelle herzlich willkommen heissen möchte. Das Magazin ist ihr erster Streich. Ich freue mich auf viele weitere – und hoffe, Sie ebenfalls!

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Viel Vergnügen bei der Lektüre! René Beyer NEUES GESICHT

Katrin Roth (37) verantwortet neu das beyond: Sie ist ein Kommunikationsprofi und bringt langjährige Erfahrung mit, unter anderem aus der Uhrenindustrie. Neben der Kommunikation gilt ihre Leidenschaft dem Reisen, Lesen und Kochen.

HINGUCKER

Kreativität, Feingefühl und Liebe zum Detail: Bis eine Bilderstrecke wie unsere WinterHighlights (Seite 20) stimmt, braucht es viel Geduld. Fotografin Martina Meier und Stylistin Mirjam Kaeser im Studio.

FANTASTISCHE KURIOSITÄTEN

Skurrile Uhren, surreal inszeniert: Museumskuratorin Monika Leonhardt überwacht mit Argusaugen, was Fotograf Lucas Peters und seine Assistenten mit den Raritäten anstellen. Das Resultat hat uns alle regelrecht umgehauen (Seite 62).

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rotonde de cartier MINUTENREPETITION MIT FLIEGENDEM TOURBILLON 9402 MC DAS MIT DER GENFER PUNZE AUSGEZEICHNETE KALIBER 9402 MC DE CARTIER VERBINDET ZWEI DER AUSSERGEWÖHNLICHSTEN UND KOMPLEXESTEN GROSSEN KOMPLIKATIONEN: DIE MINUTENREPETITION UND DAS FLIEGENDE TOURBILLON. NACH DEM BETÄTIGEN DES SEITLICHEN DRÜCKERS SCHLAGEN DIE BEIDEN DURCH DAS ZIFFERBLATT SICHTBAREN HÄMMER DER MINUTENREPETITION AUF DEN KLANGFEDERN DIE STUNDEN, VIERTELSTUNDEN UND MINUTEN DER UHRZEIT. DIESES SCHLAGWERK WIRD DURCH EIN BEI SECHS UHR SICHTBARES SCHWUNGRAD REGULIERT, DAS MIT FAST 1000 UMDREHUNGEN PRO MINUTE ROTIERT. DA DAS FLIEGENDE TOURBILLON IN FORM EINES C OHNE BRÜCKE AUF DEM ZIFFERBLATT MONTIERT IST UND DESHALB IM HERZEN DER UHR ZU SCHWEBEN SCHEINT, IST DER VISUELLE EFFEKT EINZIGARTIG. TITANGEHÄUSE, GEPERLTE KRONE MIT SAPHIRCABOCHON, MANUFAKTURUHRWERK MIT HANDAUFZUG, MINUTEN-REPETITION MIT FLIEGENDEM TOURBILLON KALIBER 9402 MC, MIT DEM POINÇON DE GENÈVE ZERTIFIZIERT (45 RUBINE, 447 EINZELTEILE, 21’600 HALBSCHWINGUNGEN PRO STUNDE, ZWEI FEDERHÄUSER, CA. 50 STUNDEN GANGRESERVE), REPETIERWERK MIT SCHWUNGRAD, AUF DER ZIFFERBLATTSEITE SICHTBARE HÄMMER UND TONFEDERN, FLIEGENDES TOURBILLON MIT C-FÖRMIGEM DREHKÄFIG.

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Inhalt

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Das Magazin der Beyer Chronometrie

8 WHAT’S UP Events, Menschen, News und Zeitgeist 16 KOLUMNE Bettina Weber über das perfekte Zeitgefühl 18 DIE BEYERS Theodor Julius Beyer: Der Draufgänger 20 BIJOUX Bergleuchten: Die schönsten Preziosen des Winters 28 GESPRÄCH mit dem Uhrenerfinder Ludwig Oechslin

34 SCHMUCK Die Wahl des richtigen Accessoires 38 REPORTAGE Der Zytgloggerichter von Bern 42 SPECIAL Die Wellendorffs und René Beyer setzen Segel 48 DIE SPEZIALISTEN Unsere Experten werden persönlich 54 HANDWERK Die Liebe zum Winzigen: Der Graveur 58 ATELIER So funktioniert ein ewiger Kalender 62 MUSEUM Tickende Sonderlinge aus unserer Sammlung 68 GESCHICHTE Goethes Zeit – und eine besondere Uhr 72 SWISS MADE Ganz schön abgehoben: Bartholets Gondeln 74 HIGHLIGHTS Magische Momente mit Beyer-Kunden

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80 BAHNHOFSTRASSE Von der Kloake zum Prunkstück 82 ZEITGEIST 10 Fragen an Sabina Hanselmann-Diethelm

Titelbild: Bracelets und Ring «Marina Divina» aus der Beyer Nude Collection. IMPRESSUM

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MEHR BEYER

Weitere Bilder zu unseren Events, Filmbeiträge, aktuelle News und eine elektronische Version des beyond finden Sie auf www.beyer-ch.com.

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Das Magazin der Beyer Chronometrie AG, Bahnhofstrasse 31, CH-8001 Zürich, Tel. +41 (0)43 344 63 63, www.beyer-ch.com. Herausgeber: René Beyer. Projektleitung: Katrin Roth. Art Direction und Gestaltungskonzept: Adrian Hablützel, artdepartment.ch. Redaktion und Produktion: Matthias Mächler, diemagaziner.ch. Korrektorat: textissimo.ch. Bildbearbeitung: Sota AG. Druck: Fotorotar, Egg ZH.

Fotos Martina Meier, Lucas Peters, Hans Schürmann, Gian-Marco Castelberg, Dominique Cohas

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32 ZEITREISE Klaus Hart über das brasilianische Zeitgefühl

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The Eclipse Ivory Enamel, ref. J012633203 Elfenbeinfarbenes, Grand Feu-emailliertes Zifferblatt. Geh채use und applizierte Verzierung in 18 Karat Rotgold. Automatikwerk. 68 Stunden Gangreserve. Zentrale Stunden und Minuten, Wochentag und Monat in Fenster bei 12 Uhr und Datumsanzeige mit Zeiger, Mondumlaufanzeige bei 6 Uhr. Durchmesser 43 mm.

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What’s up DOLDER CLASSICS

STILVOLLE ZEITZEUGEN Seit 1965 ist Beyer auch auf Antik- und Vintage-Uhren spezialisiert und geniesst in Sammlerkreisen einen exzellenten Ruf. Ehrensache, dass man beim diesjährigen Dolder Classics in Zürich als Wettbewerbssponsor auftrat. Jürgen Delémont überreicht den ersten Preis, einen sportlichen Chronographen aus der Beyer-Kollektion, an Andreas Burlet aus Oberhasli (rechts).

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Effizient und kompetent: Beyer betreibt das grösste Uhren- und Schmuckatelier eines Schweizer Einzelhändlers – und das modernste. UHREN- UND SCHMUCKATELIER

GEBALLTES WISSEN UNTER EINEM DACH Der Umzug des Uhren- und Schmuckateliers vom Kreis 3 in die neuen Räumlichkeiten über dem Geschäft an der Bahnhofstrasse ermöglicht Beyer einen noch schnelleren, noch flexibleren Service. Wenn sieben Uhrmacher und zwei Lehrlinge an winzigen Rädchen feilen und vier Goldschmiede edle Steine einpassen, hält ein künstlicher Überdruck das Atelier weitgehend staubfrei. Auf zwei Monitoren können Eingriffe im Mikrobereich mitverfolgt werden, und eine Reihe hochpräziser Einrichtungen und Werkzeuge sorgt dafür, dass das traditionsreiche Handwerk unter bestmöglichen Voraussetzungen weitergepflegt werden kann. beyond 15/2012 beyond_15_12_08-10.indd 8

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Emotionen und Kompetenz: Nicht nur das Beyer-Sortiment ist unvergleichlich, sondern auch die Nähe zu den besten Uhrmachern. MAKING OF

WERBUNG, DIE EINFÄHRT Seit Kurzem ist er unterwegs in Zürich: der Gelenkwagen mit Beyer-Banner und sogenanntem Moving-Poster über dem Fenster. Auf verschiedenen Tramstrecken präsentiert er das Hauptsujet des aktuellen Beyer-Werbeauftritts. Realisiert wurde die Bilderserie vom international erfolgreichen Schweizer Fotografen Franco P Tettamanti, dem Stylisten Philipp Junker und der Hair- und Make-up-Artistin Monika Spisak. Mit den neuen Sujets setzt Beyer ganz auf Emotionen – und auf die einmalige Uhrenkompetenz: Die Beyer Chronometrie vereint die wichtigsten Uhrenmarken der Welt und das grösste Uhrmacheratelier eines Schweizer Einzelhändlers unter einem Dach.

Die Aufnahme sitzt: Models, Stylist und Fotograf sind zufrieden.

Schöner Moment: Beyer-Tram mit sogenanntem Moving-Poster.

Heisse Szene: Chef-Uhrmacher Clémençon im Scheinwerferlicht.

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What’s up SERVICECENTER

ZU IHREN DIENSTEN Damit unsere Kunden auch weiterhin nichts weniger als den besten Service geniessen, haben wir unser ServiceCenter neu gestaltet. Die offene Raumgestaltung ist eleganter, praktischer – und erlaubt den Blick über die Schultern unseres Uhrmachers Dieter Walter (Bild unten).

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BLUMENUHR

SO TICKEN UNSERE LESER

UHRENMUSEUM BEYER

NEUE RÄUME FÜR ALTE UHREN

Während den Sommermonaten wurden die Räumlichkeiten des Uhrenmuseums Beyer saniert und umgebaut. Offen und modern präsentieren sie 250 einzigartige Exponate von 1400 Jahre vor Christus bis heute. Die Sammlung gehört weltweit zu den bedeutendsten und ist öffentlich. Besuchen Sie uns, Sie werden fasziniert sein! Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 14 bis18 Uhr.

Seit Mitte Oktober erstrahlt sie im neuen Winterkleid: Die Beyer-Blumenuhr am Bürkliplatz präsentiert sich ganz nach dem Geschmack unserer Leserschaft, die aus drei Vorschlägen wählen konnte (beyond Nr. 13). 82 Prozent der Teilnehmenden waren für das Sujet «Träume», für das sich René Lutz von Lutz Gärten von seiner Arbeit inspirieren liess: Neben der Verwurzelung mit dem Boden verlangt sie Kreativität und Träumereien. Auch wir finden: ein schönes Thema, das wunderbar passt zur stillen Jahreszeit und den Hoffnungen und Wünschen für das neues Jahr. beyond 15/2012

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IMPERIALE COLLECTION

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What’s up Reportage

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GRÜEZI – HELLO! beyond 15/2012 beyond_15_12_12-14.indd 12

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Herzlich willkommen bei Beyer und Patek Philippe: Unser Team ber채t Sie nicht nur auf Deutsch oder Englisch, sondern in total elf Sprachen. Und kann jederzeit auf beste Uhrmacher und Juweliere zur체ckgreifen. beyond 15/2012

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What’s up

Qualitätsarbeit, Kompetenz und hochkarätiger Service: Von diesem Team dürfen Sie was erwarten!

1 Raffael Häfeli, Auszubildender Uhrmacher 2 Bruno Meier, Uhrmacher 3 Andreas Fausch, Uhrmacher 4 Ernst Baschung, Uhrmacher 5 Hans Holzach, Uhrmacher

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6 Jean-Pierre Lohner, Uhrenmuseum 7 Eva Riedweg, Kundendienst 8 Regula Sigg, Verkaufsberaterin 9 Karin Wullschleger, Verkaufsberaterin 10 Linda Grabsch, Verkaufsberaterin 11 Jürgen Delémont, Verkaufsberater, antike Uhren 12 Sidney Bamert, Auszubildende Verkaufsberaterin 13 Benjamin Romer, Logistik 14 Florian Gehrke, Sicherheit, Haustechnik 15 Ueli Rogger, Goldschmied

18 Claudia Walker, Marketing 19 Jeannette Hug, Marketing 20 Annelise Odermatt, Kundendienst 21 Susan Brotschi, Verkaufsberaterin, Kundendienst 22 Dan Widmer, Verkaufsberaterin 23 Andrea Stutz, Auszubildende Verkaufsberaterin 24 Elena Vasina, Verkaufsberaterin 25 Barbara Tiefenthaler, Assistentin der Geschäftsleitung 26 Johannes Albrecht, Uhrenmuseum 27 Veronica Abrahamsson, Verkaufsberaterin, Goldschmiedin 28 Luzia Tanner, Goldschmiedin 29 Dieter Walter, Uhrmacher 30 René Clémençon, Uhrmacher, Leiter Uhrenatelier 31 Markus Baumgartner, Bereichsgeschäftsleiter

16 Manuela Müller, Goldschmiedin

32 Carlo Mutschler, Leiter Goldschmiedatelier, stv. Verkaufsleiter

17 Isabelle Kappeler, Uhrmacherin

33 Gabriela Fritschi, Einkauf

34 René Beyer, Inhaber 35 Claudia Arnold, Assistentin der Geschäftsleitung, Leiterin Kundendienst 36 Alexandra Cesare, Verkaufsberaterin 37 Bettina Kläusli, Administration Verkauf 38 Monika Leonhardt, Kuratorin, Leiterin Uhrenmuseum 39 Xiaixia Cai Vögelin, Verkaufsberaterin 40 Weiqing Wüst, Verkaufsberaterin 41 Eric Ritter, Verkaufsleiter Patek Philippe Boutique 42 Ursula Junger, Verkaufsberaterin 43 Doris Reinartz, Verkaufsberaterin 44 Janette Cammarata, Verkaufsberaterin 45 Vinh-Thuan Schär-Nguyen, Verkaufsberaterin 46 Edie Wang, Verkaufsberaterin Nicht auf dem Bild: Katrin Roth, Marketing

Beatriz Bretscher, Verkaufsberaterin

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Kolumne

AUF DIE MINUTE GENAU 16

Ich bin immer pressant. Nicht gestresst, das ist ein Begriff, den ich

mitunter, ob nicht ein Einstieg ins Geschäft von Mike Shiva lohnens-

unsympathisch finde, er verströmt immer grad so etwas Dramati-

wert wäre angesichts dieser nicht zu leugnenden Begabung für präzi-

sches, und die Menschen, die ihn verwenden, ebenfalls. Überhaupt

se und noch dazu zutreffende Voraussagen.

bringt es das Schweizerdeutsche ja so viel besser auf den Punkt: Pressant sein heisst, dass man zwar in Eile ist, aber es ist eben eine

Mein Zeitgefühl funktionierte bloss bei einer Gelegenheit nicht: an Sitzungen.

rein rechnerische Aussage, man sagt bloss, dass man knapp an Zeit

Ich habe einen ausgesprochenen Widerwillen gegen Sitzungen. Weil

ist, nicht, dass man auch noch schlechte Laune hat deswegen.

sie in den allermeisten Fällen zum Sterben langweilig sind und in den

Pressant ist insofern auch viel unverdächtiger, weil bei jemandem,

noch häufigeren Fällen komplett überflüssig. Sitzungen, so finde ich,

der gestresst ist, stets diese latente Burn-out-Drohung

sind das, was man im Dialekt so treffend «Dem Herrgott

mitschwingt; ich habe sowieso nie verstanden, weshalb

den Tag stehlen» nennt. Und just in diesen Momenten

gestresste Menschen wichtige Menschen sein sollen,

verlor ich den Überblick über meinen Tagesablauf, mein

weil die doch irgendwie überfordert wirken in ihrer

fein abgestimmtes System geriet durcheinander, weil

Gestresstheit und das wiederum im Widerspruch

ich es unhöflich fand, das Handy zu zücken zwecks

steht zu ihrer Souveränität.

Überprüfung der Uhrzeit. So hing ich im luft- beziehungsweise zeitlosen Raum. Das machte mich nervös

Auf jeden Fall bin ich also immer pressant, oder wie man auch sagen könnte: Immer mit einem Auge auf der Uhr – obschon ich ja gar keine habe beziehungsweise: hatte. Jahrelang nicht. Pünktlich war ich trotzdem, ich finde das

und zappelig, ich begann, diesen Tick zu entwickeln, wo

Bettina Weber ist Gesellschaftsredaktorin beim Tages-Anzeiger.

man mit den Fingern trommelt und mit dem Fuss wippt, es war sehr unangenehm. Und schlecht für mein Gemüt. Deshalb be-

sehr tugendhaft und stilvoll, so auf die Minute genau zu erscheinen,

schloss ich nach einer ebensolchen Veranstaltung, mir wieder eine Uhr

auch wenn das irgendwie aus der Mode zu kommen scheint, aber

zuzutun: eine schlichte, alte Männeruhr, die, so ging mein Gedanken-

worauf ich eigentlich hinauswill: Wenn man so gegen 15 Jahre ohne

gang, mein zartes Handgelenk besonders schön zur Geltung bringen

Uhr vor sich hinlebt, entwickelt man ein stupendes Verhältnis für

würde. Exakt so eine habe ich jetzt. Ich höre an Sitzungen immer noch nicht zu. Aber sie machen viel

wie spät es ist. Manchmal machte ich so ein kleines Spiel mit mir

mehr Spass. Weil ich, seitdem ich nun eine Uhr in Sichtweite trage,

und sagte die Zeit an, bevor ich auf die kleine Uhr oben rechts am

ganz diskret gegen mich selbst wetten kann, wie lange der da vorn

Computerbildschirm schielte und prompt recht bekam. Ich froh-

wohl wieder reden wird. In der Regel stimmt mein Gefühl mittler-

lockte dann sehr, klopfte mir selbst auf die Schulter und fragte mich

weile auf die Minute genau. Foto Sarah Meier

die Zeit. Ich konnte in der Regel auf die Viertelstunde genau sagen,

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Die Beyers (4)

DER DRAUFGÄNGER: THEODOR JULIUS BEYER Er liebte Motoren, das Tempo, den Jazz – und verlor beinahe die Firma: Theodor Julius Beyer (1887–1952) führte ein bewegtes Leben.

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In der Familiensaga sorgt keiner für annähernd so viel Zündstoff wie Theodor Julius Beyer, der Grossvater von René Beyer. Das beginnt schon früh: Mit seinem Halbbruder Adelrich führt er ab 1915 das väterliche Geschäft. Doch die beiden verkrachen sich. Theodor wirft Adelrich vor, selten anwesend zu sein und wenn, dann nur mit faulen Witzen die Angestellten aufzuhalten und mit seinem Lebenswandel «der Firma grossen Schaden anzurichten». Während zweier Jahre prozessieren die beiden gegeneinander. Man einigt sich dann doch aussergerichtlich, Adelrich wird ausbezahlt, und Theodor ändert 1922 den Geschäftsnamen in «Chronometrie Beyer, Zürich». DIE STARKE EHEFRAU

Es herrschen schwierige Zeiten, der Erste Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen, die Kunden bleiben aus. Theodor Julius Beyer entschliesst sich, Uhren unter dem Selbstkostenpreis zu verkaufen, was erzürnte Zeitungsinserate vom Zürcher Uhrmacherverband zur Folge hat (obwohl Theodor Julius Beyer dessen Präsident ist). Doch was Theodor Beyer beginnt, zieht er durch. Auch beim Sport: Er erweist sich als mutiger Motorradfahrer. Wenn er nicht selber Rennen fährt, steht er als en-

gagierter Zeitmesser am Ziel. Auch ist er sich nicht zu schade, Verantwortung zu übernehmen: Er präsidiert den Zürcher Motorradclub und ist Mitglied der Sportkommission des ACS. Fuhren in Zürich eines der ersten Eine ähnliche LeidenAutos: Emilie und Theodor Beyer. schaft wie für Motoren hegt er nur für den Jazz: In Zermatt, wo er sich am liebsten aufhält, geniesst er seine Auftritte als Gasttrompeter von Tanzbands. Derweil schaut seine Frau Emilie Mathys nicht nur zu den Kindern, sondern auch im Geschäft zum Rechten: Mit ihrer selbstbewussten Art ist sie der Zeit voraus und schafft sich nicht nur Freunde. Von den Studenten allerdings wird sie verehrt: Ihnen schenkt sie heissen Kaffee aus – und manchmal steckt sie ihnen heimlich ein Zwanzigernötli zu. Ob Absicht oder nicht, die Investition in die Zukunft lohnt sich: Die Studenten kehren später als Direktoren, Professoren und Ärzte als Kunden zurück. Emilie Beyer-Mathys steht auf Augenhöhe mit ihrem Mann: Sie fährt als eine der ersten Zürcherinnen ein Auto, präsidiert die Damensektion des ACS und pflegt Zweite Heimat: Die Beyers in Zermatt. beyond 15/2012

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Theodor Julius Beyer am Klausenpassrennen: Wenn er nicht selber fuhr, stoppte er mit seinen Chronographen die Zeit. einen regen Austausch mit Freunden im Ausland, etwa mit dem berühmten Komponisten Franz Lehár. Während der Kriegsjahre schickt sie Pakete mit Kaffee, Schokolade und Butter in alle Welt. Später, während der Weltwirtschaftskrise in den Dreissigern, reicht es dafür nicht mehr. 1934 muss die Familie ihre Villa am Zürichberg verkaufen, in eine bescheidene Wohnung im Kreis 3 ziehen und 1936 gar ihre Partner um Hilfe bitten, um die Firma nicht zu verlieren: Patek Philippe und

Rolex zeigen sich grosszügig: In ähnlich schwierigen Situationen haben sie ebenfalls mit der Unterstützung der Familie Beyer rechnen dürfen. Auch in technischer Hinsicht: Anfang Dreissigerjahre liefern sich Omega und Rolex bei der Herstellung der ersten wirklich wasserdichten Armbanduhr der Welt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Rolex beauftragt den begnadeten Tüftler Theodor Julius Beyer, als verlässliches Prüfinstrument einen Vakuumapparat zu entwickeln. Beim ersten

Test fällt die Uhr prompt durch. Rolex verbessert sie nochmals, bis sie auch im Beyer-Vakuumapparat dicht hält wie eine Auster: Die «Oyster Perpetual» ist geboren. Der Meilenstein von Rolex wird zu einem weiteren Höhepunkt im abenteuerlichen Leben von Theodor Julius Beyer. Lesen Sie im nächsten beyond, wie Theodor René Beyer den guten Ruf der Chronometrie in die Welt trug.

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Bijoux

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BERGLEUCHTEN

Je länger man sie betrachtet, umso mehr scheinen sie ein Eigenleben zu führen: die schönsten Uhren und Schmuckstücke dieses Winters. Fotos Martina Meier Styling Mirjam Kaeser

Beyer: «Lime Collection», Anhänger und Collier, Weiss- und Gelbgold, mit einem Diamanten und 13 Brillanten CHF 44 900 beyond 15/2012 beyond_15_12_20-27.indd 20

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Patek Philippe: «Calatrava»Manschettenknöpfe, Weissgold, CHF 3200 Patek Philippe: «Calatrava»Chronograph mit Jahreskalender, Platin, Automatikwerk, CHF 78 200

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Werkstatt Bijoux

Beyer: Collier ÂŤAquarelloÂť, Unikat, 21 MulticolorTurmaline und 21 Brillanten, CHF 156 200

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Wellendorff: Collier «Silky Varieté» mit «Kristallflügel»Amulett, Weissgold, mit einem Diamanten und Brillanten, CHF 25 060 Wellendorff: «Kristallflügel»-Ring, Weiss- und Gelbgold mit Brillanten, CHF 15 460 beyond 15/2012 7/08 beyond_15_12_20-27.indd 23

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Werkstatt Bijoux

Beyer: «Nude Collection», Solitaire-Ohrstecker «Principessa», Rotgold, champagnerfarbene Brillanten CHF 13 200 Beyer: Ring «Pink Diamond», Unikat, Weiss- und Rotgold, 71 Diamanten und Brillanten, CHF 38 700

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Cartier: «Délices de Cartier», Rotgold, 212 Brillanten, Quarzwerk, Satinarmband, CHF 61 000 Breitling: «Bentley Barnato», Chronograph, Edelstahl, Automatikwerk, CHF 7940 Chopard: «Imperiale», Edelstahl, Automatikwerk, CHF 7650 Hublot: «Big Bang», Edelstahl, 126 Brillanten, Quarzwerk, Kautschukarmband, CHF 9900

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Breguet: «Reine de Naples», Rotgold, 144 Brillanten, Automatikwerk, Perlmuttzifferblatt, CHF 34 200

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Werkstatt Bijoux

Schoeffel: Südseeperlencollier, 35 Perlen CHF 52 000 Beyer: «Pearl Collection», Ring mit Süsswasserperle, Weissgold, 22 Brillanten, CHF 5990

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Rolex: «Day-Date», Rotgold, 8 Brillanten, 2 Rubine, Automatikwerk, CHF 33 900 beyond 15/2012 beyond_15_12_20-27.indd 27

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Gespräch

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«NICHTS NEUES

Kaum einer kennt das Wesen der Zeit so gut wie Ludwig Oechslin, der grosse Querdenker der Uhrenbranche.

» Byline Blindtext

PASSIERT EINFACH SO Von Matthias Mächler Fotos Gian-Marco Castelberg

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Sie studierten Latein, Griechisch, Archäologie – und entschieden sich danach für eine Uhrmacherlehre, warum? Dem Studium der Alten Geschichte verdanke ich zwar eine gute Bildung, doch wenn man nicht unterrichten will, überlebt man damit im wahren Leben kaum. Ich musste also etwas machen, mit dem man auch seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Sie studierten damals in Basel. Lag die Chemie nicht näher als die Uhrmacherei? Ich bastelte schon immer gern, mochte das Feinmotorische. Also fragte ich mich, was ich an Talenten mitbekommen habe und wie ich diese nutzen könnte, um Freude an einem Beruf zu entwickeln. Mir gefiel

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In seinen Westentaschen versteckt er kleine Geheimnisse, in seinem Kopf grosse Ideen: Ludwig Oechslin im Park des Uhrenmuseums.

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Gespräch

der Gedanke, Uhrmacher zu werden – oder Goldschmied.

Warum entschieden Sie sich für Uhrmacher? Der Uhrmacherberuf ist theoretischer als derjenige des Goldschmieds. Physikalische Kenntnisse setzen beide voraus, doch der Uhrmacher findet einen eher mathematischen Zugang, der Goldschmied einen kreativen.

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Wobei Sie durchaus als kreativ gelten. Immer wieder erfinden Sie die Uhr neu und verblüffen damit die Branche. Ihre Trilogie astronomischer Uhren für Ulysse Nardin ist legendär. Wie kam es damals zu dieser Zusammenarbeit? Rolf Schnyder kaufte 1983 Ulysse Nardin, als die Firma nur noch zwei Mitarbeitende hatte. Auf der Suche nach neuen Ideen kam er auch zu Spöring, meinem Lehrmeister in Luzern. In dieser Zeit hing eine grosse Astrolab-Uhr von mir an der Wand. Schnyder fragte, ob man so etwas auch fürs Handgelenk machen kann. Und Sie fanden einen Weg … Ich fand die Idee eher sinnlos: eine hochpräzis eingeteilte Anzeige so klein zu machen, dass man sie gar nicht ablesen kann? Aber ich habs natürlich gemacht – noch präziser als die Wanduhr, mit völlig neu gerechnetem Werk. Nun ist die Präzision sozusagen die Seele der Uhr und trägt zu ihrer Ausstrahlung bei. Sie sagen, Neugier sei der Hauptantrieb für alles, was Sie schaffen. Wieso hört diese Neugier bei vielen Erwachsenen irgendwann auf? Wenn die Neugier bloss ein Antrieb ist, um Geld zu verdienen, hört sie auf, sobald man Geld verdient. Trägt man die Neugier aber als Grundstruktur in sich, hört sie höchstens dann auf, wenn man überfordert ist, wenn Arbeit, Familie, soziales Umfeld plötzlich zu viel werden. Neigen gerade neugierige Menschen dazu, sich zu überfordern, weil sie alles wissen wollen?

Viel Arbeit verstopft einem den Grind. Die Neugier braucht Zeit, offene Zeit. Man weiss ja nie, wo man landet und wann man am Ziel ankommt. Man kann sich nicht ein Zeitfenster «neugierig sein» in der Agenda eintragen, das funktioniert nicht.

In der Branche heisst es, der Oechslin kann alles, weiss alles. Gibt es etwas, das Sie persönlich gern besser könnten? Ja, alles! Es gibt nichts, das ich perfekt beherrsche. Das ist jetzt Koketterie … Wenn ich etwas besser können will, übe ich, bis ich es besser kann. Aber natürlich gibt es Bereiche, die mir schwerer fallen. Manchmal würde ich gern ein besseres Verständnis für Situationen mit Menschen entwickeln und weniger auf meinen Kopf fixiert sein. Doch man ist halt limitiert. Diese Limiten versuchen Sie zu durchbrechen, auch mit Ihrer eigenen Uhrenfirma ochs und junior. Sie stellen beispielsweise mit fünf zusätzlichen Teilchen einen Ewigen Kalender her, für den es normalerweise 40 Teilchen braucht. Ich bin einfach zu faul, 35 weitere Teilchen zu bauen, wenn ich dasselbe Ziel mit fünf erreiche. Dass das vor mir noch niemand gemacht hat, liegt nur daran, dass es keinen Druck gab, die 250-jährige Konstruktion zu überdenken. Sie funktioniert ja, ist vielleicht etwas anfällig, aber sie funktioniert. Ihre Mondphasen gehören zu den genauesten überhaupt und müssen über 2000 Jahre lang nicht korrigiert werden. Sie sind genauso reduziert wie das Design Ihrer Uhren. Doch läuft Reduktion nicht Gefahr, irgendwann langweilig zu werden?

Die Neugier braucht Zeit. Man weiss ja nie, wo man landet.» «

Fürs grosse Publikum vielleicht. Nur mache ich die Reduktion nicht fürs Publikum, sondern für mich. Und für Uhrenliebhaber, die ähnlich ticken.

In welchen Situationen haben Sie Ihre Geistesblitze? Nichts Neues passiert einfach so. Alles entsteht aus einem Prozess heraus. Man hat ein Problem oder will den Ist-Zustand verbessern. Also schaut man, ob die Funktion statt mit anfälligen Hebelchen auch mit robusten Scheiben funktioniert. Ich kann gar nicht anders, ich muss das einfach wissen. Diese Leidenschaft schafft auch Leiden: Viel zu oft geht das Experiment nicht auf, die Dinge bleiben liegen. Erst durch eine andere Beschäftigung entsteht eine Ahnung, wie es eben doch funktionieren kann. Alles braucht seine Zeit. Was ist Zeit für Sie? Physikalisch gibt es die Zeit nicht. Die Zeit ist ein Konstrukt des Menschen, um zu kommunizieren, um sich zu orientieren. Wahrscheinlich ist Zeit das einzig spezifisch Menschliche überhaupt, da sie mit Erinnerungsvermögen zusammenhängt. Aufgrund von Wissen und Erfahrung sich bewusst für etwas zu entscheiden, das kann nur der Mensch. Und aus diesem Bedürfnis heraus gibt es Uhren? Natürlich: weil sich Menschen untereinander abgleichen müssen. Die Uhr ist ein kleiner Teil dieser Organisationsform. Sie tragen fast immer eine Fischerweste. Was hat es damit auf sich? Dasselbe wie bei der Handtasche einer Frau: Darin lagere ich nach einem aufgeschlüsselten System verschiedenste Dinge, wie ein Fischer eben. Zum Beispiel japanische Essstäbchen für die Spaghetti beim Italiener? (Lacht.) Zum Beispiel. Aber die habe ich heute nicht dabei. Heute koche ich selber. beyond 15/2012

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31 LUDWIG OECHSLIN Seine Abschlüsse haben kaum auf einer Zeile Platz: Ludwig Oechslin ist Lic. phil. hist., Dr. phil. nat., Habil. ETHZ, eidgenössisch diplomierter Uhrmacher und Uhrmachermeister. Am 10. Februar 1952 im italienischen Gabicce Mare geboren und in Luzern aufgewachsen, studierte er Altertumswissenschaften, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie, später auch Astronomie und theoretische Physik. Parallel dazu absolvierte er die Uhrmacherlehre und die Ausbildung zum eidgenössisch diplomierten Uhrmachermeister. Oechslin dozierte an den Universitäten Zürich und Neuenburg und erfand für Ulysse Nardin weltberühmte Uhren wie die «Freak». Seit 2001 kurartiert er das Musée international d’horlogerie (MIH) in La Chaux-de-Fonds, die wichtigste und grösste Uhrensammlung der Welt. 2006 gründete er mit Kurt König die eigene kleine Uhrenfirma ochs und junior in Luzern. Ludwig Oechslin ist verheiratet und Vater dreier Kinder.

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Zeitreise

BRASILIANISCHES ZEITGEFÜHL

Andere Völker, andere Sitten: Klaus Hart erklärt, wie die Brasilianer ticken. 32

Sie sehen die Dinge locker, sind fröhlich und nicht so auf Pünktlichkeit fixiert wie die verschlossenen Schweizer, heisst es von den Brasilianern oft genug. Vielen gelten sie gar als Inbegriff von Leichtigkeit des Seins. Schön wärs! Chronische Unpünktlichkeit und geringes Zeitbewusstsein machen sie keineswegs glücklicher. Die Brasilianer leben schlecht damit, sind deshalb viel gestresster als die Schweizer. Immer mal wieder rasten sie in Massen aus, zertrümmern wegen ausbleibender Vorortzüge ganze Bahnhöfe. Viele Ärzte lassen ihre Patienten mehrere Stunden warten. Keine Opernaufführung, kein Theater und kein Vortrag ohne Besucher, die zu spät kommen und die Stimmung stören. An der Schnellkasse im Supermarkt stehe ich zwischen zwanzig und vierzig Minuten an. US-Anthropologe Robert Levine («A Geography of Time») zählt Brasilien zu den weltweit «fünf langsamsten Ländern, wo eine dreistündige Verspätung absolut akzeptiert wird». Handwerker kommen irgendwann zwischen 8 und 18 Uhr – oder gar nicht. Also vereinbart man einen neuen Termin, zieht dafür einen weiteren

Urlaubstag ein. Für einen banalen Internetanschluss verliere ich mit dem Beschaffen und Beaufsichtigen von Technikern zwei Arbeitsmonate. Fürs Interview mit einem bekannten Politiker fliege ich extra nach Rio – doch der Mann ist nicht in der Stadt. Er hat den Termin vergessen. Viele Dinge, die man in der Schweiz in fünfzehn Minuten erledigt hätte, ziehen sich Wochen, gar Monate hin. Und die brasilianische Unart macht selbst vor höchster Ebene nicht halt: Lula liess als Präsident seinen finnischen Amtskollegen anderthalb Stunden warten. Und in New York brachte er die Anti-TerrorEinheiten in Rage, weil sie wichtige Strassen unnötig lang sperren mussten. Mangelndes Zeitbewusstsein ist auch Gift für die Wirtschaft, lähmt das Bruttoinlandsprodukt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Nicht zufällig rangiert Brasilien auf dem Uno-Index für menschliche Entwicklung nur auf Platz 84. Doch es gibt Ausnahmen: Die japanische Minderheit in und um São Paulo, immerhin über eine Million Menschen, sorgt zusammen mit Nachfahren mitteleuropäischer Einwanderer dafür, dass manche Regionen

deutlich effizienter sind und im Geschäftsleben geringere Verspätungen aufweisen, dass also so etwas wie ein neuer Geist Schule macht in der Arbeitswelt. Wenn Medien dann über solche Tendenzen berichten, schwärmen sie vom Vorbild Schweiz. Auch meine brasilianische Freundin Marisa tut das. Bei aller Gelassenheit, die sie (meistens) für Verspätungen aufbringt, bewundert sie die hocheffiziente Zeiteinteilung der Eidgenossen. «Wenn wir in die Schweiz reisen, begreifen wir den immensen Verlust an Geld, Freizeit und Produktivität, den wir daheim durch chaotische Zeitplanung erleiden. Nur: Was können wir dagegen tun?» Marisa hätte es so gern anders: «Mehr Freizeit wie in der Schweiz würde nicht zuletzt auch jenem Bedürfnis helfen, das unter unserem fehlenden Zeitbewusstsein am meisten leidet: dem Liebesleben.»

Klaus Hart ging 1986 nach Brasilien und berichtet von São Paulo aus für deutschsprachige Medien. Er ist Autor des Reportagenbuchs «Unter dem Zuckerhut. Brasilianische Abgründe» (Picus Verlag).

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Von vielen romantisiert: S찾o Paolo ist ein Moloch, in dem sich kaum einer an die Uhr h채lt.

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Schmuck

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MIT HAUT UND HAAR

Welcher Schmuck passt zu welcher Prinzessin? Beyer-Atelierchef Carlo Mutschler verrät, worauf es bei der Wahl des richtigen Accessoires ankommt. Von Katrin Roth Illustrationen Bianca Litscher / Suki Bamboo Nicht nur im Märchen ist die Prinzessin wunderschön und bezaubert mit strahlenden Augen, glänzendem Haar und glitzernden Juwelen. Kate von England, Letizia von Spanien und Mette-Marit von Norwegen zeigen uns als moderne, kosmopolitische Vertreterinnen der europäischen Königshäuser auch heute täglich, wie hübsch Tradition mit Moderne einhergehen kann. Sicherlich kommen sie in den Genuss eines persönlichen Stylisten, der ihnen zur Seite steht bei der richtigen Wahl des Schmucks, der oft seit Generationen im Familienbesitz ist. «So schwierig ist das richtige Accessoire gar nicht, man sollte einfach ein paar Grundsätze beachten», sagt Carlo Mutschler, Leiter des Beyer-Goldschmiedeateliers. Er muss es wissen: Ihm vertrauten schon etliche königliche Schönheiten das Design ihrer Bijoux an. Um wen es sich dabei handelt, behält er lieber für sich. «Nicht

nur aus Diskretionsgründen», schmunzelt er, «sondern weil bei uns doch jeder Kunde König ist.»

MÁXIMA

Die niederländische Prinzessin Máxima könnte man als Übergangstyp oder Mischtyp bezeichnen. Sie strahlt warme und kalte Impulse aus und kann deshalb praktisch alles tragen. Als eher extrovertierter Typ steht ihr auch auffälliger Schmuck gut. Dieser rote Rubellit mit kühlrotem Unterton etwa lenkt die Aufmerksamkeit geschickt auf seine Trägerin.

DIE GOLDENE REGEL

«Entscheidend bei der Wahl des passenden Schmucks ist, dass er die Hautfarbe unterstreicht und das Gesamtbild ergänzt», erklärt Carlo Mutschler und fügt hinzu: «Um das richtige Edelmetall zu finden, unterscheidet man generell den warmen und den kalten Hauttyp, was vom sogenannten Blauanteil der Haut abhängt.» Eine weitere wichtige Rolle bei der Wahl spielt die Haarfarbe. Durch Haut und Haar lassen sich auch die verschiedenen «Jahreszeiten-Typen» definieren. Bei blondem bis rötlichem Haar und sehr heller Haut spricht man vom Frühlingstyp. Der Sommertyp ist meistens dunkelblond oder brünett und besitzt einen eher hellen Hautton. Wenn die Haut golden und das

Beyer «Purpur Drops», Farbstein-Ohrhänger mit zwei Rubellit-Tropfen (roter Turmalin) und zehn Brillanten CHF 22 600

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KATE

Die graziöse britische Duchess of Cambridge wirkt zurückhaltend, fast schüchtern. Unser Schmuckprofi empfiehlt ihr eher kleinere Preziosen mit kühlen Farben. Dunkelblau ist perfekt, dieser Saphir wie geschaffen für sie.

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VICTORIA

Kronprinzessin Victoria von Schweden hat ein markantes Gesicht und eine unglaubliche Ausstrahlung. Sie wirkt schon fast wie eine Diva – im positivsten Sinne. Passend für diesen Typ ist edler, eleganter, vielfältiger und einzigartiger Schmuck wie das Collier «Aquarello», eine Einzelanfertigung.

Beyer «Saphir Entourage», Ring mit kambodschanischem Saphir (65 ct.) und 26 Brillanten aus der Beyer Classic Collection CHF 13 300

Beyer «Aquarello», Farbsteincollier mit 21 Multicolor-Turmalinen (total 183,17 ct.) und 21 Brillanten CHF 156 200

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Schmuck

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Haar kräftig braun oder rot ist, spricht man vom Herbsttyp. Beim Wintertyp schliesslich findet man eine kühle, helle Hautfarbe und meistens dunkles Haar. Carlo Mutschler bringt die Formel auf den Punkt: «Am wirkungsvollsten akzentuiert man eine helle Haut mit Weissgold oder Platin, einen warmen Hautton mit Gelb- oder Rotgold.» Rosig, bläulich, warme Farben? Wie definiert man das am besten? Mutschler rät, wie beim Make-up-Farbtest die Innenseite der Unterarme zu betrachten. Grünlich schimmernde Äderchen deuten auf einen warmen Hauttyp hin, bläuliche eher auf den kalten. Schlägt aber das Herz gleichsam für Gold und Silber, gibt es auch zweifarbige Bijoux, die gut mit anderen Lieblingsstücken kombiniert werden können. FÜR GLAMOUR BRAUCHTS FARBE

«Für den Glamourfaktor in der Garderobe sind Farbedelsteine ein Muss», sagt Mutschler. Und besonders schön kommen sie zur Geltung, wenn sie zur Augenfarbe passen. Ausserdem sollte man auf die Reinheit und den Schliff der Steine achten: Qualität ist bei Edelsteinen das Mass aller Dinge. Die Farbe ist übrigens auch beim elegantesten Klassiker entscheidend, den Perlen, die es ebenfalls in verschiedenen Tönen gibt. Perfekt auf den Hauttyp abgestimmt, verströmen sie eine Magie wie kein anderes Schmuckstück. Beim Schmuckkauf sollte man auch die Garderobe im Hinterkopf behalten: Gold funktioniert mit warmen Farbtönen, Silber eher mit kühlen. «Berücksichtigen Sie bei der Grösse des Schmucks die eigene Körpergrösse», rät Carlo Mutschler. Kleinere Menschen können von dominanten Juwelen in den Hintergrund gedrängt werden, bei Grossgewachsenen bleibt zierlicher, unauffälliger Schmuck unbeachtet. Ob Farbsteine oder Perlen, ob aufwändig oder schlicht: Der richtige Schmuck buhlt nie um Aufmerksamkeit und soll schon gar nicht die Persönlichkeit konkurrenzieren. Er kehrt viel mehr die innere Schönheit der Trägerin nach aussen und betont ihre Einzigartigkeit.

Ohrhänger «Marina Divina» aus der Beyer Nude Collection mit zwei grossen braunen und 70 weissen Brillanten CHF 31 700

LETIZIA

Prinzessin Letizia aus Spanien strahlt Klasse und eine zierliche Eleganz aus, die man mit dem richtigen Farbton und detailreichem Schmuck besonders schön betonen kann. Die braunen Diamanten aus der Kollektion «Marina Divina» würden ihr besonders schmeicheln.

Diamantring «Marina Divina» aus der Beyer Nude Collection mit einem grossen braunen und 44 weissen Brillanten CHF 33 800

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37 Beyer TraumfängerOhrringe mit 104 weissen und 32 braunen Brillanten (auch ohne Traumfängerrondellen als Ohrstecker tragbar) CHF 16 500

MARY

Kronprinzessin Mary von Dänemark pflegt einen ganz eigenen Stil, sie wirkt selbstsicher und modern. Zu ihrem schönen, schmalen Gesicht passt eine rundere Form. Mit champagnerfarbenen Diamanten und Rotgold kommt ihr Teint wunderbar zur Geltung.

METTE-MARIT:

Die norwegische Kronprinzessin MetteMarit wirkt äusserst elegant und königlich und hat ein Gesicht mit ausgeprägten Konturen. Der ideale Schmuck für sie darf nicht zu fein sein. Zu ihrer Ausstrahlung passt ein aussagekräftiges Design, elegant und stilvoll zugleich – wie dieser mit Gelbgold kombinierte Morganit. Beyer «Aurora», Farbsteinring mit einem Morganit und acht Brillanten CHF 12 800 Beyer «Aurora», Farbstein-Ohrhänger mit zwei Morganiten und zwölf Brillanten CHF 12 600

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Reportage

Eine der ältesten und schÜnsten Turmuhren der Schweiz: die Zytglogge in Bern.

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Foto: Bern Tourismus

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DER HÜTER DER ZEIT Er steigt täglich auf den berühmten Turm und kann erst schlafen, wenn er den vertrauten Klang «seiner» Glocken vernimmt: Markus Marti amtiert seit 34 Jahren als Zytgloggerichter von Bern. Von Barbara Klingbacher Fotos Roberto Ceccarelli

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Reportage

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Publikumsmagnet: Um dreieinhalb Minuten vor der vollen Stunde beginnt sich das berühmte Figurenspiel zu drehen.

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an könnte denken, Markus Marti werde von der Zeit beherrscht: Tritt er am Morgen unter den Lauben der Berner Altstadt hervor, gilt sein erster Blick dem Zifferblatt der Zytglogge, der zweite seiner Armbanduhr. Geht es tagsüber auf eine volle Stunde zu, bleibt der 68-Jährige, wenn er sich in der Nähe des Zeitglockenturms befindet, fast immer stehen und wartet ab, ob die Figur des goldenen Hahns an der Fassade pünktlich kräht. Und selbst im Schlaf, sagt Marti und lächelt leise, könne er sein Amt nicht ablegen: Erwacht er in der Nacht, so schaut er auf den Wecker, horcht in die Dunkelheit, bis die nächsten Glockenschläge der Zytglogge ertönen und schlummert erst nach dem letzten wieder ein – «zufrieden und beruhigt». Aber Markus Marti ist kein Sklave der Zeit, im Gegenteil: Er ist ihr Hüter. Seit 34 Jahren steigt er in die Uhrkammer der Zytglogge, um die fünf Uhrwerke aufzuziehen: ein Gehwerk, zwei Schlagwerke und zwei Werke, die das berühmte Figurenspiel mit krähendem Hahn, zählendem Chronos und der Bärenparade bewegen.

Marti kommt seiner täglichen Pflicht für gewöhnlich abends zwischen fünf und sieben Uhr nach. Besonders pünktlich muss er allerdings nicht sein, das Werk hat eine Gangreserve von 28 Stunden. 15 MINUTEN FÜR FÜNF GEWICHTE

An diesem Tag braucht Marti 15 Minuten, um die fünf Gewichte je 18 Meter in die Höhe zu kurbeln, «ein bisschen länger als früher», sagt er und fügt gleich an, dass er noch einige Jahre Zytgloggerichter bleiben möchte. Der ehemalige Fernmelde-Ingenieur hat das Amt 1978 übernommen: Sein Arbeitgeber wartete damals die Uhr und suchte unter den Angestellten jemanden, der die Werke aufzieht. Marti meldete sich, weil die Technik ihn interessierte und weil die Zytglogge nur 250 Schritte von seiner

«Inzwischen hat sich dieses Amt als fasznierendste Aufgabe meines Lebens entpuppt.»

Wohnung in der Kramgasse entfernt liegt. Von Uhren wusste er wenig. «Inzwischen aber», sagt er, «hat sich das Zeitrichteramt als faszinierendste Aufgabe meines Lebens entpuppt.» Marti kennt jede Schraube, jedes Rädchen, jede Geschichte der Zytglogge. In diesem Turm findet man nämlich nicht nur das Monumentaluhrwerk, das der Waffenschmied Kaspar Brunner 1530 vollendete, sondern auch das noch ältere Astrolabium, das astronomische Zifferblatt an der Ostfassade, ein einmaliger Schatz. Als Marti das Zeitrichteramt übernahm, drehte es sich zwar, stimmte aber nie. Also baute er kurzerhand ein Modell und merkte, «dass der Fehler nicht in der Konstruktion des Astrolabiums lag, sondern dass die Tierkreiszeichen vollkommen verkehrt aufgemalt waren». Seine Vorgesetzten rieten ihm, es dabei zu belassen, aber Marti setzte durch, dass die Zeichnungen korrigiert wurden: «Wenn ich ein Amt übernehme, dann nehme ich es auch ernst.» Marti steht in einer langen Tradition von Zytgloggerichtern, rund 50 müssen es in den vergangenen Jahrhunderten gewesen beyond 15/2012

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Fitnesstraining: Tag für Tag kurbelt Markus Marti fünf Gewichte je 18 Meter in die Höhe. sein, schätzt er, und ihre Aufgaben waren im Wesentlichen die gleichen wie seine: «Die Zytglogg allzeit treulich zu achten, sie vernünftig zu richten und sie vor Schaden, so wahr er kann und mag, zu bewahren», so steht es schon im Eid des Zytgloggerichters von 1532. Der Unterschied, sagt Markus Marti und lacht, liege einzig in der Interpretation des Wortes «vernünftig». Früher sei die Zytglogge bestimmt mal eine halbe Stunde vor- oder nachgegangen, da sie nach der Sonnenuhr gerichtet wurde. Nur habe das niemand gemerkt, weil die Zytglogge Leituhr fürs ganze Bernbiet war: Alle Uhren der Stadt gingen nach ihr, und dank den Kutscheruhren gelangte ihre Zeit auch aufs Land. Heute hingegen kann jeder überprüfen, wie genau die Zytglogge läuft. Marti hat sich deshalb eine eigene Definition für «vernünftig» verordnet: «Eine Abweichung von einer halben Minute scheint mir akzeptabel.» Seinem Namen gerecht werden und die Zeit tatsächlich richten muss Marti etwa alle zwei Wochen. Geht die Uhr nach, beschleunigt er die Hemmung des Werks, geht sie vor, stoppt er das gewaltige, 149

Kilogramm schwere Pendel und lässt die Sekunden verstreichen. «Im Moment läuft sie erstaunlich genau», lobt der Zeitrichter und blickt mit der Zärtlichkeit des Ingenieurs auf das Wunderwerk der Technik. Nur ganz selten sei sie in den vergangenen 34 Jahren stehen geblieben, und einmal sei er selber daran schuld gewesen. Es passierte in den 1980ern, als Martis Kinder aushalfen und die Werke nach der Schule aufzogen. Eines Tages reisten die beiden ins Pfadilager. Zur Sicherheit notierte Marti mit dem Lippenstift seiner Frau «Zytglogge!» auf den Badezimmerspiegel. Als er am nächsten Morgen erwachte, wusste er: Es ist etwas passiert. Die Zytglogge blieb stumm. Marti sprang aus dem Bett, rannte die 250 Schritte zum Turm, hastete die Wendeltreppe hinauf, zog das Uhrwerk auf und richtete die Zeit. Zu Hause blickte er auf den Badezimmerspiegel; er war blitzblank, und einen Moment lang schien es Marti, als hätte ein Geist seine Hände im Spiel. Die Erklärung war allerdings viel einfacher, sagt der Zytgloggerichter: «Meine Frau berichtete mir später, die Putzfrau sei da gewesen.»

ZYTGLOGGE Der Zytgloggenturm in der Berner Altstadt stammt aus dem Mittelalter und beherbergt eine der ältesten Turmuhren der Schweiz und eine der wenigen, die nie elektrifiziert wurden. Besonders sehenswert sind das einzigartige Astrolabium an der Ostfassade und das berühmte Figurenspiel, das immer um dreieinhalb Minuten vor der vollen Stunde startet. Wer sich für die Technik und die Geschichte der Zytglogge interessiert, kann an einer Führung teilnehmen, die Bern Tourismus beinahe täglich veranstaltet. Der Zytgloggerichter Markus Marti hat ausserdem eine umfangreiche Zytglogge-Chronik veröffentlicht, die im Stämpfli-Verlag erschienen ist.

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DIE NASE IM WIND 42

Seit bald zehn Jahren sind Beyer und Wellendorff Partner. Auch beim Segeln haben sie vor allem SchĂśnes im Sinn.

Aufgezeichnet von Simone Gumpp

Fotos Hans SchĂźrmann beyond 15/2012

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Iris und Christoph Wellendorff überlassen René Beyer ganz das Ruder – zumindest beim Törn auf dem Zürichsee.

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Beyer und Wellendorff

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er Himmel zeigte sich verhangen an diesem vorsommerlichen Mittwochnachmittag. Dafür schickte er einen knackigen Wind über den Zürichsee. Sicherheitshalber nahmen Iris und Christoph Wellendorff und René Beyer den erfahrenen Skipper Thomas Hägy von der Segelschule Veleta mit auf die elegante Holzjacht der Klasse 5 aus dem Jahr 1941: So blieb ihnen auch mehr Raum, um diese kleine Auszeit vom Alltag zu geniessen und die aussergewöhnliche Freundschaft zu pflegen, welche die beiden Familien seit Jahren verbindet.

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René Beyer: Christoph, du führst Wellendorff in vierter Generation. Es war wohl nicht ganz einfach, deine Frau zur Hochzeit mit einem besonderen Schmuckstück zu überraschen? Christoph Wellendorff: Das ist jetzt 19 Jahre her. Ich wollte unbedingt einen eigenen, neuen Weg gehen. Irgendwann entstand die Idee mit den drehbaren Emailringen. Mein Vater riet mir ab, weil das Material schnell abplatzen kann. Aber die Intensität der Farben und die Energie dieses Materials liessen mich nicht mehr los. Wir forschten, bis wir in Kaltemail das richtige Material fanden. Und einen Klassiker schufen. René Beyer: Viele Ehepaare sprechen entweder ganz intensiv übers Geschäft oder überhaupt

nicht. Wie lebt ihr das? Iris, du bist ja nicht die in die Firma eingebundene Frau, die Rose im Knopfloch. Und doch spielst du diese Rolle in gewisser Weise und bist heute mit Christoph nach Zürich gekommen. Iris Wellendorff: Bei uns hilft sicherlich die Schönheit des Produkts. Wenn Christoph jetzt Schaltgetriebe verkaufen würde, wäre ich bestimmt weniger an seiner Arbeit interessiert. René Beyer: Die Faltschliesse einer Uhr würde dich weniger interessieren? Iris Wellendorff: Im Gegenteil! Wenn ich mir die Haut einklemme, tut das weh. Das hat etwas mit mir zu tun, also bin ich sehr interessiert daran. René Beyer: Wenn du an einen Zahnärztekongress gehst, kommt dann Christoph auch mit und stellt spannende Fragen? Iris Wellendorff: (lacht) Die Zahnmedizin ist zwar familienfreundlich, aber nicht gesprächstauglich. René Beyer: Geht ihr eigentlich oft zusammen segeln? Christoph Wellendorff: Das letzte Mal war auf unserer Hochzeitsreise. Das Meer war ungefähr einen Meter tief und sehr warm. Nach einer halben Stunde wurde es mir langweilig, und ich erlaubte mir einen

«Bei uns hilft sicherlich die Schönheit des Produkts.» beyond 15/2012 beyond_15_12_42-47.indd 44

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Beyer richtets: Iris und Christoph Wellendorff wagen sich erstmals seit 19 Jahren wieder zusammen auf ein Segelschiff.

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Beyer und Wellendorff

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Die kleine Flaute trübt die Stimmung nicht: Die Wellendorffs segeln unter gutem Stern. Spass: Ich legte den Katamaran um. Iris glaubte, wir kentern tatsächlich. Seither kam sie nie mehr mit. Heute ist es das erste Mal seit unserer Hochzeitsreise.

und prosperieren kann. Wir bauten eine Kathedrale von wahren Werten auf. Und so ein Gebilde muss ein starkes, solides Fundament haben, sonst hält das nicht.

René Beyer: Du bist ein ausgeprägter Familienmensch. Auch dein Bruder steht dir sehr nah … Christoph Wellendorff: Georg ist nicht nur mein wichtigster Partner im Geschäft, er ist auch mein bester Freund. Wir wohnen nebeneinander und spazieren jeden Morgen zusammen zwanzig Minuten in die Firma und abends wieder zurück. In dieser Zeit besprechen wir alles, was uns bewegt. Das verbindet uns auch mit der Familie Beyer: Ich denke, unsere Familien vertreten sehr ähnliche Werte und Visionen.

René Beyer: Ihr schafft den Spagat zwischen Familie und Geschäft auf bewundernswerte Weise. Nun aber seid ihr stark am Expandieren, eröffnet Boutiquen auf der ganzen Welt, seid oft weg. Ob ihr so bleiben könnt wie bis anhin, greifbar und ganz natürlich? Christoph Wellendorff: Ich hoffe es sehr. Und ich glaube fest daran, denn wir werden nie vergessen, mit wie wenig wir dastanden, als unsere Firma nach dem Krieg in Schutt und Asche lag. Damals hat uns übrigens ein Schweizer gerettet.

René Beyer: Ich erinnere mich noch gut an den Anfang unserer Zusammenarbeit. Uns gefiel euer Schmuck, aber ihr wolltet ihn unbedingt in einer toskanischen Deko präsentieren, womit wir nichts anfangen konnten. Die Diskussionen dauerten zwei Jahre (lacht). Christoph Wellendorff: So sind wir Familienunternehmen eben. Weder springt ihr von heute auf morgen rein in eine neue Marke, noch springen wir rein, wenn ein Juwelier kommt und unseren Schmuck verkaufen möchte. Es braucht Stärke und Geduld, um alles in Ruhe abzuklären – damit die Zusammenarbeit viele Jahre währt

René Beyer: Das war diese Erscheinung mit Pelzmantel und Luxusauto? Christoph Wellendorff: Wir versuchten, in löchrigen Baracken zu überleben, und stellten Goldschmiede an, die aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten. Mein Grossvater schilderte uns oft genug, was für fürchterliche Zeiten das gewesen waren. Da kam eines Tages dieser Herr im Pelzmantel, fuhr in seiner Limousine vor und gab uns einen Auftrag, der uns den Neustart ermöglichte. Es war das Vertrauen eines Schweizers, dank dem wir aus diesem Sumpf fanden. René Beyer: Heute ist Wellendorff mit nichts

zu vergleichen. Deshalb trage ich neben meinen Uhren einen einzigen Schmuck – einen Ring von euch, den ich bei einem Manufakturbesuch mitgestalten durfte. Ich bin immer wieder überwältigt von diesem Wellendorff-Spirit und wünschte mir, ich hätte auch so wunderbare Ideen wie die mit der Goldkordel und der Emailtechnik. Es ist schon so: Wer in eurem Schmuck die Seele erkennt, wird nie mehr von dieser Faszination losgelassen.

DIE WELLENDORFFS: SCHMUCK VOM FEINSTEN Iris und Christoph Wellendorff sind seit 1993 verheiratet und Eltern zweier Töchter und eines Sohns. Während Iris Wellendorff eine eigene Zahnarztpraxis unterhält, fungiert Christoph Wellendorff als «Aussenminister» der weltberühmten Schmuckmanufaktur im süddeutschen Pforzheim. Sie wird in dritter und vierter Generation von Hanspeter Wellendorff und seinen Söhnen Christoph und Georg geführt, beschäftigt 90 Mitarbeitende und gestaltet ihre Preziosen ausschliesslich aus 18-Karat-Gold, Edelsteinen und Kaltemailen in den hauseigenen Ateliers. Als Klassiker der Marke gelten die Seidenkordel sowie die farbigen, in sich drehbaren Ringe.

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Die Spezialisten

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MIT VOLLEM HERZ DABEI Sie dürfen ihrer Leidenschaft von Berufs wegen nachgehen: Unsere Experten verraten, was sie an «ihrer» Marke besonders fasziniert. Von Katrin Roth Fotos Thomas Buchwalder

Doris Reinartz Rolex: Einfach unschlagbar Ich bewunderte Rolex schon als Kind, und spätestens als Teenager war mir klar: Eines Tages trage auch ich eine am Handgelenk. Seit ich meine Rolex habe, ist sie meine treue Begleiterin. Man will nichts anderes mehr. An Rolex gefallen mir die Geradlinigkeit, die Unkompliziertheit und der sportliche Touch. Auch ihre Verlässlichkeit ist unschlagbar. Die automatischen Werke sind äusserst präzis, wasserdicht, robust und pflegeleicht. Rolex engagiert sich ausserdem für karitative Zwecke, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. Aber am meisten fasziniert mich diese Magie: Wer mal eine Rolex besitzt, zieht sie nicht mehr aus. beyond 15/2012 beyond_15_12_48-52.indd 48

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Dan Widmer Breguet: Der Wow-Effekt Es war Liebe auf den ersten Blick: Als ich erstmals eine Breguet sah, brachte ich beim Anblick des Tourbillons nur noch ein entzücktes «Wow!» über die Lippen. Immerhin war es Louis Abraham Breguet, der vor 200 Jahren die edelste aller Komplikationen erfunden hatte – und viele weitere Innovationen, die heute noch Gültigkeit haben. Breguet ist mutig und elegant, das gefällt mir. Auch beim Design: Ich mag etwa die ovale Form der «Reine de Naples». Die passende Uhr für jemanden zu finden, ist nicht leicht, denn jeder hat seinen eigenen Stil. Aber auch das zeichnet diese Manufaktur aus: Eine Breguet steht jedem – und macht glücklich. Jaquet Droz: Reiche Geschichte Als Chinesin war mir die Marke Jaquet Droz schon immer ein Begriff: Bereits im 18. Jahrhundert waren die Uhren begehrte Sammlerstücke am chinesischen Kaiserhof. Ausserhalb eines Museums bin ich mit der Marke erstmals hier in Zürich in Berührung gekommen. Ich war erstaunt, wie schön Jaquet Droz die Tradition mit zeitgemässer Innovation verbindet. Seither ist meine Liebe für diese Uhren stetig gewachsen. Heute sage ich voller Überzeugung: Eine Jaquet Droz ist die perfekte Wahl für Junggebliebene und Liebhaberinnen von Einzelstücken.

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«Als Chinesin war mir die Marke Jaquet Droz schon immer ein Begriff.»

Edie Wang Wellendorff: Schmuck wie Seide Als Ästhetin und Technikliebhaberin gefallen mir die schönen Dinge im Leben – so auch Wellendorff. Ihre Schmuckstücke werden noch von Hand gemacht. Und durch die hochwertige Verarbeitung fühlen sie sich auf der Haut an wie Seide. Diese Kombination hat mich zum Fan gemacht. Wellendorff wird oft zu besonderen Anlässen gekauft und so zu einem Souvenir für einen speziellen Moment, den man nicht mehr vergessen will. In der heutigen schnelllebigen Zeit find ich das eine schöne Tradition.

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Die Spezialisten

Alexandra Cesare Chopard: Absolut glamourös Chopard zog mich schon während meiner Ausbildung in ihren Bann. Ich habe an damals viele schöne Erinnerungen, unter anderem an die tollen Chopard-Uhren am Handgelenk der Kundinnen. Die Handwerkskunst, die Farben, das Feminine und Verspielte, abgerundet mit einem Hauch von Glamour – das fand ich einfach wunderschön. Chopard ist ein Familienunternehmen und verkörpert wahre Werte wie Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt. Auch damit kann ich mich sehr gut identifizieren; das ist mir in meinem Leben sehr wichtig.

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Baume & Mercier: Charme pur

«Eine IWC ist ein bisschen wie ein toller Freund.»

Karin Wullschleger IWC: Papas Traum Die Faszination für die Fliegerei wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt: Seit ich denken kann, arbeitet mein Vater in diesem Bereich. Für ihn gibt es nur IWC. Seine Begeisterung ist schnell auf mich übergesprungen und entfachte meine Leidenschaft für die Fliegermarke aus Schaffhausen, die neben ihrer legendären sportlichen Eleganz durchaus auch mit klassischem, schlichtem Design überraschen kann. Eine IWC ist aber grundsätzlich eine Bereicherung, ein bisschen wie ein toller Freund. Denn es steckt so viel mehr hinter einem Modell als einfach nur das gute Aussehen.

Ich kenne Baume & Mercier erst seit knapp fünf Jahren. Damals traf mich die Begeisterung für die Marke mit einer geballten Ladung Charme: Der junge Schweizer Vertreter brachte mir Baume & Mercier mit einer derart grossen Leidenschaft näher, dass ich sofort Feuer fing. Besonders angetan hat es mir die «Capeland-Kollektion», die es bereits in den 50er-Jahren gab und die jetzt neu aufgelegt wurde. Ich mag das Natürliche, Unkomplizierte, Modische und Zeitgemässe an Baume & Mercier. Darüber hinaus ist diese Firma am Boden geblieben und bescheiden – einfach sympathisch.

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Eric Ritter Patek Philippe: Die Kür Als ich vor zehn Jahren bei Beyer die Abteilung Antike Uhren übernahm, faszinierten mich vor allem Uhren aus den 40er-, 50er- und 60er-Jahren: Ihr Design, die Gehäuse und Komplikationen zogen mich in ihren Bann. Patek Philippe war schon damals führend in diesem Bereich und sehr gefragt. Heute sind auch neue Modelle oftmals von VintageUhren inspiriert. Das ist ganz mein Stil. Für die einen steckt die Liebe zu einer Uhr im Design, für die anderen im Werk oder in den Komplikationen. Für mich macht die Kombination aus allem meine Liebe zu Patek Philippe aus. Die perfekte Harmonie von Ästhetik und qualitativ herausragen-den Komplikationen, vereint auf höchstem Niveau: Das ist Patek Philippe, damals wie heute.

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«Entweder man mag Hublot auf Anhieb oder eben nicht.»

Ursula Junger Hublot: Einfach anders Bei Hublot scheiden sich die Geister: Entweder man mag die Uhren auf Anhieb oder eben nicht. Ich war vom ersten Augenblick an Feuer und Flamme. Hublot ist jung, spritzig und dynamisch. Ihr Chef, Jean-Claude Biver, macht vieles neu und anders und mischt damit die Uhrenindustrie ziemlich auf. Nicht nur mit dem markanten Design, sondern auch mit Materialien wie Keramik, Carbon und Tantalum. Hublot hebt sich einfach von anderen Uhren ab und hat Charakter, das gefällt mir. Denn auch ich lasse mich nicht einfach in eine Schublade stecken.

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Die Spezialisten

Linda Grabsch A. Lange & Söhne: Liebe auf den zweiten Blick Wenn ich an A. Lange & Söhne denke, dann schlägt mein Herz ein bisschen schneller, insbesondere als gebürtige Deutsche. Vor allem die Historie von A. Lange & Söhne fasziniert mich: Das Familienunternehmen existierte bereits seit 1845, wurde jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg zwangsverstaatlicht und erst 1990 wieder als Unternehmen eingetragen. Innert kürzester Zeit erreichte es wieder diese enorme Qualität. Lange-Uhren sind sehr innovativ und strahlen gleichzeitig Understatement aus. Mit dieser Marke muss man sich auseinandersetzen, um sie zu verstehen – es ist sozusagen Liebe auf den zweiten Blick, währt dafür aber ewig.

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Cartier: Der Glücklichmacher

Regula Sigg Breitling: Nur Fliegen ist schöner Breitling ist ein familiengeführtes Unternehmen und berühmt für seine Chronographen und die Verbundenheit mit der Luftfahrt, das begeistert mich. Besonders fasziniert mich die Super Constellation von Breitling und die Rettungsaktion für das alte Flugzeug: Es hatte enorme Korrosionsschäden an den Flügeln, sein Ende war schon fast besiegelt. Als unser Chef René Beyer davon hörte, unterstützte er mit dem Verkauf einer Breitling-Sonderedition die Restaurierung. Heute ist die «Superconny» wieder am Himmel zu sehen. Einfach toll.

Cartier ist sehr feminin und modisch – und für mich in erster Linie ein Schmuckstück und erst in zweiter Linie ein technisches Produkt. Mit Cartier verkauft man Schönheit und Stil und eine Uhr, die modisch zur passenden Garderobe getragen wird. Cartier ist deshalb aus der Riege der internationalen Modelabels nicht mehr wegzudenken. Für viele Frauen ist eine Cartier am Handgelenk ein lang gehegter Wunsch. Wenn sich dieser erfüllt, ist es selbst als Verkäuferin wunderschön, die jedes Mal sehr überschwängliche Freude mitzuerleben. Ob man eine Cartier verkauft oder selber trägt: Es macht einfach glücklich.

Jaeger-LeCoultre: Eigenleistung von A bis Z Leider ist der Lac Léman noch nicht warm genug, um dort Krokodile zu halten. Mit dieser kleinen Bemerkung verweist man bei Jaeger-LeCoultre auf das einzige Teil ihrer Uhren, das man nicht selber herstellt: das Lederband. Als echte Manufaktur macht man sonst wirklich alles selber, jedes Schräubchen, jedes Plättchen. Nichts überlässt man einem Zulieferer. Und egal, mit welchem Mitarbeiter man spricht: Immer schwingt dieser Stolz mit, diese Passion für die ebenso hochkomplizierten wie überaus eleganten Zeitmesser. Für diese einzigartige positive Energie liebe ich Jaeger-LeCoultre.

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Dein Schutzengel Die außergewöhnliche Liebesgeschichte einer Wellendorff-Liebhaberin hat uns gezeigt, dass Engel nicht nur beschützen, sondern auch Liebende auf ewig miteinander verbinden. Von diesem schönen Ereignis wurden wir zur neuen Kollektion „Engelsflügel“ inspiriert, bei der jedes Schmuckstück ein kleines Geheimnis in seinem Innern trägt – Ihren persönlichen Schutzengel! Erleben Sie diese magische Geschichte und die gesamte Kollektion unter www.wellendorff.de, Tel. +41 79 716 70 05. beyond_15_12_53.indd 1

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Handwerk

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DIE LIEBE ZUM WINZIGEN Byline Blindtext

Die ganze Eleganz seiner Arbeit wird erst unter der Lupe sichtbar: Graveur Ismael Niklès ist einer der letzten Meister seines Faches – und hat Grosses vor. Von Monique Rijks Fotos Hans Schürmann

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Handwerk

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Geduld ist eine Voraussetzung für solche Wunderwerke der Gravierkunst. Als Ausgleich sitzt Ismael Niklès stundenlang auf dem Rennvelo.

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s ist still im Atelier von Ismael Niklès. Ab und zu quietscht die Drehscheibe, vor dem Fenster rollt ein Zug durch die grüne Landschaft des Juras. Niklès sitzt mit kerzengeradem Rücken am Pult, seine Konzentration ist beinahe greifbar. Die Augen kleben am Mikroskop, mit der linken Hand bewegt er den herausragenden Kegel der Drehschreibe, in der rechten Hand hält er zwischen Daumen und Zeigefinger einen Stichel. Damit ritzt er filigrane Linien um ein paar winzige Rubine in eine goldene Fläche – alles geschieht in einem Radius von wenigen Millimetern. Manchmal benötigt Niklès für diese Arbeit ein paar

Minuten, andere Male sitzt er tagelang über einem solchen Teil, das in der Fachsprache «Brücke» heisst, bis es genau so verziert ist, wie er sich das vorstellt. Neben Brücken, die von Uhrenmachern später in das Werk kostbarer Uhren eingebaut werden, graviert Niklès Zifferblätter, meisselt grosse Markennamen in edle Gehäuse oder schleift von Hand die Ecken der Werke ab. Diesen Prozess nennt man «anglieren». Es mache, so Niklès, den kleinen grossen Unterschied zwischen einer

In jedem seiner fünf Prototypen stecken über 200 Stunden Handarbeit.

schönen und einer besonders schönen Uhr aus. Niklès kennt die fragenden Blicke, die er mit dieser Behauptung erntet. Deshalb legt er zwei Werke unter das Mikroskop. Während die klitzekleinen Kanten beim industriell gefertigten Werk eher plump wirken, betören die von Hand bearbeiteten Stücke durch eine beinahe unglaubliche Feinheit und Eleganz. Ismael Niklès ist einer der wenigen freischaffenden Graveure der Schweiz, seine Arbeit in der Uhrenindustrie entsprechend begehrt (auch bei Aerowatch, welche die Beyer-Uhren herstellt): «Über mangelnde Aufträge kann ich mich nicht beklagen», sagt er und schmunzelt: «Und auch nicht über meinen Arbeitsplatz.» Zwischen seiner Werkstatt und seinem Wohnzimmer liegen gerade mal drei Schritte. Bis zu

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Mit feinen Sticheln ritzt Niklès filigrane Muster auf Brücken, auf Zifferblätter und in Gehäuse und veredelt damit kostbarste Uhren.

seinem Schlafzimmer sind es zwanzig. «Dieses Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten hat hier in Tramelan Tradition», sagt er und erzählt, wie früher im Uhrendorf beinahe jede Familie über ein Hinterzimmer verfügte, wo Teile für die Uhrenindustrie gefertigt wurden. Heute gilt Niklès als Ausnahme – die meisten Manufakturen in der Umgebung wurden in den letzten zwanzig Jahren geschlossen. Jetzt kaufen Städter aus der Deutschschweiz die schönen alten Fabrikgebäude und bauen sie zu luftigen Feriendomizilen aus. Eine Stunde später sitzt Niklès in seiner Stube. Das Mobiliar, sorgfältig ausgewählt und mit einem sicheren Gespür für Formen und Farben zusammengestellt, stammt aus dem Brockenhaus von Tramelan. An den Wänden hängen alte Werbeposter, und auf dem Tisch steht ein gusseiserner Aschen-

becher mit einem schwarzen Pferd auf seinem Rand. «Wenn ich mal meine grosse Firma leite, wird dieses Ding auf meinem Pult stehen – für die Erfolgszigarren», lacht der 37-Jährige, meint es aber nur halbwegs als Scherz. GEHEIMNISVOLLE KLEINODE

Sowieso: Wer Niklès zuhört, kann kaum glauben, dass dieser lebhafte Mann, der keine Sekunde ruhig sitzt, sich eben noch in grösster Konzentration über das Mikroskop gebeugt hat. «Ich brauche viel Ausgleich», sagt er und erzählt, wie er früher Elite-Radfahrer war und heute noch jeden Tag ein paar Stunden auf dem Velo sitzt oder sich in der ansteigenden Landschaft hinter dem Dorf auf den Langlaufskis austobt. Dann steht er auf, holt eine kleine braune Schachtel aus dem Kasten, öffnet

sie sorgfältig und zeigt uns, wie er sich seine Zukunft vorstellt: Auf braunem Samt liegen fünf Uhren mit sorgfältig gravierten Zifferblättern, deren Design an die Gemälde von Klimt erinnern. In jedem einzelnen dieser Prototypen stecken mehr als 200 Stunden Handarbeit. «Ich will neben den Auftragsarbeiten etwas Eigenes, Einzigartiges auf die Beine stellen. Bevor ich aber meine erste Uhr verkaufe, muss sie perfekt sein», sagt Ismael Niklès, zeigt auf den Aschenbecher und fügt hinzu: «Bis dahin bleibt der da leer.»

Ismael Niklès, gravure et anglange main en haute horlogerie, Rue des Prés 11, 2720 Tramelan, Telefon 032 487 60 72, www.gediege. ch/Ismael-nikles-ch/

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Atelier

So funktioniert ein

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EWIGER KALENDER

DER NATUR AUF DER SPUR

Der ewige Kalender ist eine gar raffinierte Komplikation und entsprechend begehrt. Wir erklären, wie er funktioniert. Von Hans Holzach

D

er Wissenschaft wären einige knifflige Rechenaufgaben erspart geblieben, wenn sich die Natur ausschliesslich mit ganzen Zahlen beschreiben liesse. Dem ist bekanntlich nicht so. So dauert ein Sonnenjahr ungefähr 365,25 Tage und nicht exakt 365 Tage. Schon Julius Cäsar sah sich genötigt, Ordnung in den Kalender zu bringen, um den ärgerlichen Rest eines Vierteltages am Ende des Jahres zu bändigen. Der später nach ihm benannte julianische Kalender schiebt alle vier Jahre einen Schalttag ein, damit das bürgerliche Jahr einigermassen mit dem Sonnenjahr übereinstimmt. Im Lauf der Jahrhunderte addierte sich der verbleibende Fehler allerdings zu mehr als einer Woche auf. Papst Gregor XIII. strich 1582 kurzerhand zehn Tage aus dem Kalender und ordnete weitere Korrekturen an, die bis heute beachtet werden. Was Heerscharen von Astronomen und Mathematikern schlaflose Nächte bereitet haben dürfte, freut den Liebhaber komplizierter Uhren: Die verschiedenen Monatslängen und die Schaltjahre lassen sich nämlich nur mit einem sehr raffinierten Mechanismus darstellen, dem «ewigen Kalender». Unter dem Zifferblatt eines klassischen ewigen Kalenders erblickt man die Kalenderplatte, auf der sämtliche Teile des Kalenders montiert sind. Angetrieben wird er vom Stundenrad (1), das auch den

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Das Herz des ewigen Kalenders: Die Stufenscheibe dreht sich ein einziges Mal in vier Jahren. beyond 15/2012

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Atelier ENDE MONAT WIRDS SPANNEND Und am 28. Februar vollbringt der höchst komplexe Mechanismus ein kleines technisches Wunder.

1 Stundenrad 2 24-Stunden-Rad 3 Finger des 24-Stunden-Rads 4 Brücke des 24-Stunden-Rads 5 Datumstern 6 Kurvenscheibe 7 Raste des Datumsterns 8 Sternrad der Wochentag-Anzeige 9 Raste für Sternrad der Wochentag-Anzeige 10 Wochentag-Korrektor 11 Feder des WochentagKorrektors

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12 Mondscheibe 13 Raste der Mondscheibe 14 Korrektor der Mondscheibe 15 Feder des Mondkorrektors 16 Grosse Wippe 17 Grosser Schaltkegel 18 Schnabel der grossen Wippe Stundenzeiger trägt. Das Stundenrad greift in das 24-Stunden-Rad (2) ein, das sich einmal pro Tag um die eigene Achse dreht. Auf dem 24-Stunden-Rad ist ein Finger (3) befestigt, der am Abend die Mondscheibe (12) um eine Position weiterschiebt. Gegen Mitternacht beginnt der Finger den Arm (a) und somit die grosse Wippe (16) zu heben. Die grosse Wippe dreht sich um den Punkt X und ist für die Schaltung des gesamten Kalenders zuständig. Die Stufenscheibe (22) bildet das Herz des Kalenders. Sie dreht sich einmal in vier Jahren. Da ein Schaltjahrzyklus 48 Monate dauert, ist ihr Umfang in ebenso viele Stufen unterteilt. Die Tiefe jeder Stufe definiert die Monatslänge. Die äusserste Stufe steht für Monate mit 31 Tagen und die nächsttiefere für Monate mit 30 Tagen. Die nächste Stufe kommt nur einmal vor, denn sie bezeichnet den Februar eines Schaltjahrs mit 29 Tagen. Die tiefste Stufe schliesslich wird für die Schaltung des

19 Korrektor der Monatsund Wochentag-Anzeige 20 Feder der grossen Wippe 21 48-Monate-Anzeigerad 22 Stufenscheibe 23 Korrekturtrieb 24 48er-Rad 25 Zwischenrad 26 Raste des 48er-Rads 27 Finger des 48er-Rads Februars mit 28 Tagen verwendet. Gegen Mitternacht also beginnt sich die gesamte grosse Wippe (16) zu bewegen, bis schliesslich die Nase (c) der Wippe das Datumsternrad (5) mit 31 Zähnen und damit den Datumzeiger um eine Position weiterschaltet. Die Nase (b) schiebt ein Sternrad (8) mit sieben Zähnen an. Auf diesem sitzt der Zeiger für die Wochentag-Anzeige. Spannender – und komplizierter – wird es gegen Ende eines Monats. Auf dem

28 Korrektor der Monatsanzeige 29 Feder des MonatsanzeigeKorrektors 30 Korrektorwippe der Monatsanzeige

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Schnabel (18) der grossen Wippe befindet sich eine kleine Nase, die auf einer Ebene mit der Stufenscheibe (22) liegt. Je tiefer die abgetastete Stufe, desto grösser ist der Weg, um den der Finger (3) die grosse Wippe vor Mitternacht bewegt. Der Datumstern (5) kann nicht bloss von der Nase (c) geschaltet werden, sondern auch vom grossen Schaltkegel (17), allerdings nur am Monatsende, wenn der Absatz der Kurvenscheibe (6) direkt vor der Spitze des Schaltkegels liegt. Am Ende eines kurzen Monats erreicht nun der Schaltkegel den Absatz der Kurvenscheibe, bevor die Nase (c) den Datumstern berührt. Je nachdem, wie weit sich die grosse Wippe bewegen kann, wird der Datumstern vom Schaltkegel um einen, zwei oder drei Tage nach vorn geschoben, bis die Nase (c) schliesslich den Stern erreicht und auf den 1. des Folgemonats springen lässt. Die kleine Abbildung zeigt die Stellung des Kalenders vor Mitternacht des 28. Februars. Der Finger des 24-Stunden-Rads beginnt die Wippe zu heben. Weil nun der Schaltkegel direkt hinter dem Absatz der Kurvenscheibe liegt, rutscht er nicht einfach über deren Rand, sondern schiebt den Datumstern um drei Tage nach vorn auf den 31. Februar. Die Nase (c) führt kurz danach den letzten Schritt aus und schaltet das Datum auf den 1. März weiter. Gleichzeitig schiebt ein Finger (27) über eine Untersetzung auch die Stufenscheibe (22) um einen Monat weiter. Weil auf der Achse der Stufenscheibe ein Zeiger sitzt, kann der Monat auf dem Zifferblatt abgelesen werden. Dank diesem ausgeklügelten Mechanismus zeigt ein ewiger Kalender stets das korrekte Datum an. Allerdings dauert die Ewigkeit des Kalenders höchstens 200 Jahre, weil dank Papst Gregor XIII. der Schalttag alle 100 Jahre ausfällt (das letzte Mal 1900) – ausser, das Jahr ist durch 400 ohne Rest teilbar (das letzte Mal im Jahr 2000). Die nächste Korrektur ist also am 28. Februar 2100 fällig. Gewissenhafte Besitzer eines ewigen Kalenders werden sich das Datum merken wollen. Und zu gegebener Zeit wird bestimmt auch an dieser Stelle auf das seltene kalendarische Ereignis aufmerksam gemacht werden.

VIER KLASSIKER – NEU AUFGELEGT Die begehrtesten Uhren mit ewigem Kalender auf einen Blick.

DIE KLASSISCHE

Auch wenn diese Komplikation zuvor schon bekannt war: Die Patek Philippe 5050 gilt als Ikone des ewigen Kalenders. Mit einem patentierten Rückstellsystem für den retrograden Datumzeiger (er springt am Monatsende auf 1 zurück) ging sie neue Wege. Kein Wunder, nehmen auch neuere Modelle auf den Klassiker Bezug, besonders schön das neuste Juwel der Uhrmacherkunst, die Ref. 5496 in Platin.

DIE BESONDERE

Sie betört mit ihrem Emailzifferblatt und strahlt auf ebenso grosszügige wie frische Art zeitlose Eleganz aus: Die Jaquet Droz Perpetual Calendar J008334202 steht in der einzigartigen Tradition verspielter Komplikationen, die Jaquet Droz weltberühmt gemacht haben.

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DIE SMARTE

Puristen, die maximale Technik in minimalem Design mögen, finden in der Breguet 7717BA/1E/968 das Nonplusultra. Das Anzeigesystem für Wochentag, Datum, Monat und Schaltjahr (mit augenblicklichem Jahressprung) ist auf einer Linie angeordnet.

DIE KUNSTVOLLE

Kaum ein Uhrenmodell mit ewigem Kalender verfügt über ein derart schönes Innenleben wie die Langematik Perpetual 310.032 von A. Lange & Söhne (mit der Möglichkeit einer individuellen Initialengravur auf dem Unruhkloben). Ganz Lange-like klassisch verzaubert natürlich auch das Zifferblatt.

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Bijoux Museum

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Tickende Sonderlinge

Das Uhrenmuseum Beyer steht nach seinem Totalumbau wieder dem Publikum offen und pr채sentiert mit 250 exklusiven Exponaten die wichtigste private Uhrensammlung der Welt. Besonders interessant: die Nische mit den Kuriosit채ten. Wir haben die eindr체cklichsten inszeniert. Fotos Lucas Peters

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VERSPIELTE ZEIT Der grosse Singvogelkäfig mit horizontalem Neuenburger AchttageUhrwerk und Flötenspiel entstand um 1780 in La Chaux-de-Fonds und wird Jaquet-Droz und Maillardet zugeschrieben. Die Porzellanfiguren stammen aus der berühmten Manufaktur Meissen in Sachsen. Die Vögel haben natürliche Grösse.

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Werkstatt Museum

WIE IM FLUG

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… vergeht die Zeit bei dieser 80 cm hohen, aussergewöhnlichen Tischuhr aus massiver Bronze. Der Ballon mit Fahnen, Korb, Anker und Zifferblatt mit emaillierten Kartuschen entstand um 1880 in Frankreich. Das spezielle Pariser Uhrwerk mit Halbstundenschlag ist signiert mit «Victor Aubert, 69–71 Rue Siam, Brest».

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DER NASE NACH Im termingeplagten Alltag die Balance nicht zu verlieren, schien schon fr端her eine Herausforderung: Unser poetischer Jongleur mit seiner S辰gezahn-Uhr m端ht sich seit 端ber 150 Jahren mit der Zeit ab. Und bleibt beneidenswert im Gleichgewicht. beyond 15/2012 7/08 beyond_15_12_62-67.indd 65

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Museum

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ALLES IM GRIFF Welch wunderbare Vorstellung: Der Gentleman, wie er über weite Plätze und durch Pärke flaniert, den Gehstock mehr als Zierde mit sich führt und bei Bedarf elegant den Knauf aufklappt. «Oh, höchste Zeit für den Fünfuhrtee!» Der tickende Stock stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. beyond 7/08 beyond 15/2012 beyond_15_12_62-67.indd 66

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SÜSSES DOPPEL Das eine Früchtchen birgt die Zeit, das andere den Duft: Die Uhr mit einer Spindelhemmung und das Parfümflakon sind aus Gold und transluzidem Email und haben die Grösse von echten Kirschen. Kreiert wurden sie um 1830 in Genf.

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Geschichte

GOETHES ZEIT

Goethe war nicht nur ein ber端hmter Dichter, sondern auch ein grosser Naturforscher. Die Faszination Zeit teilte er mit wichtigen Uhrmachern aus dieser Epoche, allen voran mit Jakob Auch. Von Monika Leonhardt

Fotos Klassikstiftung Weimar, Dominique Cohas

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EIN KLEINER GENIESTREICH

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Jakob Auch wurde einst von Goethe als Hofmechanikus nach Weimar geholt. Eine besondere Uhr dieses Genies ist im Uhrenmuseum Beyer zu bewundern. Das auf 1790 datierte kleine Wunderwerk stellt ein kleines Taschenplanetarium dar mit der Sonne in der Mitte, um die sich das blaue Zifferblatt dreht. Am 채usseren Rand sieht man die Erde mit dem Mond, der sich um sie dreht, in der N채he der Sonne die Planeten Merkur und Venus, die sich um das Zentralgestirn bewegen. Durch die eingezeichneten Richtungsstrahlen erkennt man, wie die Planeten Venus und Merkur von der Erde aus zu sehen sind.

In seinem Tagebuch (im Hintergrund) h채lt Goethe am 11. Februar 1800 ein Treffen mit Jakob Auch fest.

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Geschichte

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ls Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) in den Jahren von 1786 bis 1788 Italien bereiste, traf er dort auf eine eigenartige Uhrzeit: Jeweils bei Einbruch der Dunkelheit war es 1 Uhr, dann wurden 24 Stunden durchgezählt. Die Uhren passten sich also dem Einbruch der Nacht an und wurden alle zwei Wochen neu eingestellt. Wenn es kein künstliches Licht gibt und man für seine Tätigkeiten auf Tageslicht angewiesen ist, eine praktische Sache: Man weiss genau, wie viele Stunden es noch hell sein wird. Mit diesem Argument war die italienische Stundenzählung auch im Schweizer Kanton Tessin noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Für Goethe allerdings war diese Zeiteinteilung irritierend. Er war es gewohnt, dass sich die Uhren am höchsten Stand der Sonne um 12 Uhr mittags orientierten, so wie es damals in den meisten europäischen Ländern gehalten wurde. Der 1782 geadelte, in ganz Europa bekannte Dichter stand seit 1776 im Dienste von Herzog Carl August in Weimar. Seit dieser Zeit beschäftigte er sich auch intensiv mit naturwissenschaftlichen Fragen, vor allem mit optischen Erscheinungen. Auf seine «Farbenlehre», die erstmals 1810 erschien, war der gefeierte Dichter stolzer als auf seine literarischen Werke. BEGEGNUNG MIT DEM GENIE

Bereits 1779 besuchte der vielseitig interessierte Goethe Philipp Matthäus Hahn (1739–1790), den pietistischen Pfarrer und Schöpfer feinmechanischer Instrumente wie Waagen, Rechenmaschinen und Uhren in Kornwestheim bei Stuttgart. Dessen uhrmacherisches Schaffen, bei dem religiöse Vorstellungen und Endzeiterwartungen mitspielten, verdeutlicht heute noch eine Bodenstanduhr mit komplizierten astro-

nomischen Angaben von 1775 im Historischen Museum in Basel. Wahrscheinlich begegnete Goethe bereits bei diesem Besuch Jakob Auch (1765–1842), den er 1798 als Hofmechanikus nach Weimar holte. 1765 als Sohn von Bauern in Echterdingen geboren, entwickelte sich Auch zum mathematischen Wunderkind. Er löste schon mit zehn Jahren Rechenaufgaben, die seine Lehrer verblüfften. Bald darauf wurde er zu Philipp Matthäus Hahn in die Lehre gegeben und war wohl dessen begabtester Schüler. Gern wäre er nach Genf oder London gegangen, den wichtigsten Zentren der Uhrmacherkunst, blieb aber schliesslich sechs Jahre bei seinem Lehrmeister. Die Verhältnisse waren nicht immer idyllisch: Hahn beschwert sich in seinen Tagebüchern, dass seine Frau den Jakob für Küchendienste einsetzte, in seinen späteren Schriften erwähnte Jakob Auch seinen Lehrmeister kaum. Nach seiner Berufung als Hofmechanikus nach Weimar 1798 behielt Jakob Auch seinen Hausstand

Auf seine «Farbenlehre» war der Dichter stolzer als auf seine Literatur. in Vaihingen, wo seine Frau und seine Kinder lebten. Er veröffentlichte zwei Bücher (wovon sich eines im Uhrenmuseum Beyer befindet). Darin zeigte er sich gut informiert über neue uhrmacherische Entwicklungen in England und Frankreich, insbesondere über die Präzisionsuhren des Schweizers Ferdinand Berthoud (1727–1807). Ausführlich widmete er sich in einem der Bücher den grossen spätmittelalterlichen astronomischen Uhren des Strassburger Münsters und des Prager Rathauses. Noch bevor Auch in Weimar eintraf, wurde 1796 die herzogliche Sternwarte auf dem Seeberg fertiggestellt, die modernste Europas. Jakob Auch lieferte zahlreiche Uhren und Instrumente für die Sternwarte,

von denen heute nur noch eine Uhr erhalten ist (Deutsches Museum in München). Im Sommer 1801 stattete Goethe dieser Sternwarte einen Besuch ab, öfter aber schien er zusammen mit Jakob Auch von seinem Wohnhaus oder vom Schloss aus mit «Auchischen Teleskopen» die Gestirne beobachtet zu haben, wie seine Tagebucheinträge belegen. Ob es Zufall war, dass Goethe abends gemeinsam mit Jakob Auch durch das Teleskop den Himmel betrachtete und am nächsten Tag mit Friedrich Schiller (1759-1805) über Wallenstein sprach, den Heerführer aus dem Dreissigjährigen Krieg, der vor jeder Entscheidung seinen Astrologen zu Rate zog? GOETHES LÖSUNG FÜR DIE ZEIT

Wie anfangs besprochen, war Goethe es gewohnt, dass die Uhren nach dem höchsten Stand der Sonne, um 12 Uhr mittags, gestellt wurden. Das war gar nicht so einfach. Durch die ungleichmässige Bewegung der Erde um die Sonne und die Neigung der Erdachse dauert ein Tag fast nie genau 24 Stunden, was nun, mit den genauen mechanischen Uhren des 18. Jahrhunderts, leicht festgestellt werden konnte. Mithilfe von Äquationstafeln (Bildhintergrund rechts) konnte man die Uhren so stellen, dass 12 Uhr mittags auf der Uhr mit dem höchsten Sonnenstand zusammenfiel. Dazu mussten die Uhren aber immer wieder neu gerichtet werden. Ausserdem war dieser Zeitpunkt je nach geografischer Lage unterschiedlich. Ansätze zur Lösung bot Goethe: In seinem Alterswerk «Wilhelm Meisters Wanderjahre» (1821), in dem er über verschiedene Lebensformen nachdachte, beschrieb ein Gesellschaftsentwurf die wichtige Rolle der Uhrzeit. Diese wurde genau gemessen und mit Telegrafen an weitere Orte übertragen. Tatsächlich begann auf diese Art noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Koordination der Zeit, zuerst innerhalb eines Landes, heute mit der Zonenzeit über den ganzen Erdball. beyond 15/2012

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Die andere Seite von Jakob Auchs Taschenuhr zeigt auf dem grossen Zifferblatt zweimal zwölf Stunden an und in vier kleinen «Circulblättern» Minuten, Datum und Monat, Sekunde und Wochentag sowie die Regulierungseinrichtung für die Unruh.

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Swiss made

GANZ SCHÖN ABGEHOBEN

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Vor 50 Jahren tüftelte Anton Bartholet in seiner Garage in Flums an seltsamen Erfindungen herum. Heute gondeln die Seilbahnen des Familienbetriebs durch halb Europa.

enn der Weltenbürger «Gondel» hört, denkt er

«Ding» nicht haben wollte. Von der Anerkennung beflügelt, hob

natürlich sofort an die schmalen Boote, in denen Touristen von

Bartholet 1970 richtig ab: Er baute seine erste Einpendel-Seilbahn,

«O sole mio!» singenden Männern durch Venedigs Kanalland-

und das quasi vor der Haustür – sie führte nämlich von Saxli

schaft gefahren werden. Doch da gibt es dieses kleine wider-

nach Schönhalden.

spenstige Nest mitten in Europa namens Schweiz, für dessen

Diese Bahn ist noch immer in Betrieb, sonst ist heute aber fast

Bewohner die «wahre» Gondel an einem Seil hängt und Turtel-

alles anders. Aus dem Einmannbetrieb ist die Bartholet Maschinen-

täubchen (in kleinen Kabinli, deren Scheiben vom heissen Atem

bau AG (BMF) mit weltweit über 250 Mitarbeitenden geworden, die

stark beschlagen sind), Skiasse, Snowboarder und Wandervögel

in den vergangenen Jahrzehnten Seilbahnprojekte an prominentesten

vom Tal in verschneite oder blumenübersäte Höhen bringt. Das

Lagen realisiert hat – im Inland von Arosa über Crans-Montana bis

ist irgendwie verständlich. Schliesslich entstand hierzulande anno

Laax und Leukerbad, im Ausland von Val d’Isère über das Val

1871 auf der Rigi nicht nur die erste Bergbahn des Kontinents.

Thorens, den Passo Tonale bis ins polnische Zloty Groń.

Mit rund zehn Seilbahnbaufirmen gehört die Schweiz auch 140 Jahre später noch immer zur europäischen Spitze.

Dass ein solcher Erfolg möglich wurde, lag vor allem an der Treue zum Credo des Firmengründers: Anders als die meisten

Zu diesen Betrieben zählt mit der Bartholet Maschinenbau

Konkurrenten offeriert Bartholet keine Angebote «ab Stange»,

AG in Flums auch ein letztes unabhängiges Familienunternehmen.

sondern kreiert für jede Herausforderung – egal, ob diese topo-

Am Anfang der Geschichte stand Anton Bartholet, der 1962 in

grafischer oder umwelttechnischer Natur ist – die exakt passen-

einer Garage mitten im Dorf eine kleine mechanische Werkstätte

de Lösung. Hinzu kommt, dass der innovative Betrieb dank dem

eröffnete, in der er von Laubrechen über Radios bis zu Bäckerei-

immer wieder ausgebauten und modernisierten Inhouse-Maschi-

Knetmaschinen alles reparierte, was ihm in die geschickten

nenpark inzwischen auch fortschrittliche Skilifte (siehe Box),

Finger kam. Doch «flicken» genügte dem Tüftler bald nicht mehr,

Monorails für Vergnügungsparks sowie Nahverkehrssysteme für

er wollte erfinden. Die erste Kreation war noch sehr bodenstän-

Flughäfen entwickelt. Und darf man der Jubiläumsschrift glauben,

dig, es handelte sich um einen Bergheuer, den man mit Trakto-

ist das praktisch erst der Anfang. Da steht nämlich keck: «50

ren kombinieren konnte – kein Bauer aus der Region, der das

Jahre sind erst der halbe Weg.»

Von Thomas Wyss beyond 15/2012 beyond_15_12_72-73.indd 72

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Byline Blindtext

Flumser Urgestein: Die erste Bartholet-Seilbahn von Saxli zum Bergrestaurant Schรถnhalden ist noch immer gut im Schuss.

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Highlights MEET YOUR FRIENDS AFTER WORK Der manchmal mit einem Augenzwinkern auch «Banker-Event» genannte Beyer-Anlass war auch dieses Jahr ein voller Erfolg. Neben den Neuheiten aus Genf und Basel durften die Gäste das neue Atelier unserer Uhrmacher und Goldschmiede besichtigen. Beim hochkarätigen Cocktail dînatoire von Franzoli mit auserlesenen Weinen kamen gute Gespräche auf, und die Firma Beyer konnte ihren Kunden für die Treue und das Vertrauen danken.

Lockere Stimmung und feine Häppchen von Franzoli: Cocktail dînatoire bei Beyer

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Michael R. Strasser

Michel R. Destraz, Marek Maciejewski

A. Lange & Söhne begeistert ihre Fans immer wieder aufs Neue. Das war auch am Kundenanlass von Beyer nicht anders: Liebhaber der Marke genossen die Führung durch Dresden und Glashütte, verliebten sich während der Manufakturbesichtigung in eine (oder mehrere!) der Preziosen und träumten in den schönen Betten des Hotels Bülow Palais von der neuen Liebe. Ganz Lange-like bestimmten Stil, Charme und Qualität das gesamte Programm.

Der Zwinger in Dresden

Carmen und Winfried Gutmannsbauer

Die Beyer-Reisegruppe in Glashütte

Trudy und Dr. Hans Gut

Gundel und Lothar Rudolph

Rainer Moser, Markus Baumgartner

A. LANGE & SÖHNE: MANUFAKTURBESICHTIGUNG

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JAEGER-LECOULTRE MANUFAKTURBESICHTIGUNG Die Carfahrt nach Le Sentier übertraf dank fabelhaftem Catering kulinarisch so manche Fluggesellschaft. Natürlich aber lockten nicht allein die Tafelfreuden eine stattliche Reisegruppe ins Vallée de Joux, sondern die Aussicht auf eine Manufakturbesichtigung der besonderen Art: Die berühmte Manufaktur von Jaeger-LeCoultre öffnete für Beyer-Kunden ihre heiligen Hallen und wusste in jeder Beziehung zu faszinieren.

Stefan Persterer, Michael Oberperfler

Suche nach dem (richtigen) Rad der Zeit

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Die Beyer-Gruppe bei «JLC»

Mittagessen in Le Sentier

Die neue Kollektion von Jaeger-LeCoultre

JAEGER-LECOULTRE: PRÄSENTATION «DUOMÈTRE SPHÉROTOURBILLON» Einer kleinen Gruppe von Liebhabern grosser Komplikationen präsentierte Jaeger-LeCoultre anlässlich eines festlichen Abends im Zürcher Widder Hotel ihre neue «Duomètre Sphérotourbillon». Der Chronograph mit der Präzision eines Chronometers (möglich dank zwei unterschiedlichen Mechanismen in ein und demselben Gehäuse) liess als perfekte Verbindung von Eleganz und atemberaubender Technik die Sammlerherzen höherschlagen.

Kathrin Wyttenbach

Beatrice Huber, Rolf Kuhn

Dr. Ralph und Marion Stadler, Andreas Wandinger

Jürg und Kathrin Wyttenbach mit Cédric Torres von Jaeger-LeCoultre

René Beyer, Zahra Ludwig

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Highlights WELLENDORFF: AFTER-WORK-COCKTAIL Das Sprichwort «Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel» traf auf die kleine Gästeschar zu, die gutes Aprilwetter und noch bessere Cocktaillaune mitbrachte. Der After-Work-Cocktail von Wellendorff mit dem Thema «Kristallflügel» war ganz den neuesten Kreationen gewidmet. Und wie immer bei Wellendorff waren viele liebe Engelchen anwesend, die zum guten Gelingen beitrugen. Fasziniert von den «Kristallflügeln»: Rosana und Romano Babini

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Snezhana Brandenburg, Natalie Fernandez

Andrea Schaack

Bis ins Details ein Traum: Bracelet

WELLENDORFF-SHOW IM CARLTON

Dass wahre Werte bei Wellendorff gelebt werden, konnten die Gäste der Chronometrie Beyer an einem wundervollen Abend im Restaurant Carlton erleben. Eva und Hanspeter Wellendorff persönlich stellten im Rahmen einer humorund stilvoll inszenierten Show, umrahmt von einem wunderbaren A-capella-Chor, die neue Kollektion «Engelsflügel» vor. Der Abend bot nicht nur kulinarische Höhenflüge: Die Schmuckkreationen beflügelten im wahrsten Sinne des Wortes so manchen Geschenkwunsch. http://www.beyer-ch.com/aktuell/events

Cécile und Willi Grau, Eva Wellendorff

Ruth und Bruno Kägi

Cornelia von Arx Schwan, Wolfgang Schwan

Die Engel verliehen den Träumen Flügel

Humor- und stilvoll: die Wellendorf-Show beyond 15/2012

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BREITLING: MANUFAKTURBESICHTIGUNG Bis zuletzt bangten die eingefleischten Breitling-Fans und Beyer-Kunden, ob die drei Helikopter starten werden; das Wetter am Vortag sah gar nicht gut aus. In den frühen Morgenstunden vom 11. Juli gaben die Piloten Entwarnung und holten ihre Passagiere an drei Orten rund um den Zürichsee ab. In La Brévine wurden sie von Alphornklängen empfangen. Gestärkt vom Mittagessen flog die Gruppe zur Manufakturbesichtigung in La Chaux-de-Fonds.

Ein Pilot mit André Widmer, Yves Kubli, Kurt Staub, Maël Kubli, Mario Rentsch

Kurt Staub

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Musikalische Höhenflüge in La Brévine

Die Beyer-Gruppe bei Breitling

Geneviève und Michael Hobmeier

PATEK PHILIPPE: MANUFAKTURBESICHTIGUNG Die Besichtigungen bei Patek Philippe sind begehrt: Im Mai flog eine Gruppe von Beyer-Kunden, betreut von Eric Ritter und Carlo Mutschler, nach Genf. Vom Patek-Philippe-Museum mit all seinen Schätzen ging es weiter zum gepflegten Dinner beim Edelitaliener. Am nächsten Tag empfing die Familie Stern ihre Gäste nach einer beeindruckenden Manufakturbesichtigung zum Lunch im Privatsalon. Zwei Tage wie im Bilderbuch!

Philippe Stern (3. von rechts) mit seinen Gästen im Privatsalon von Patek Philippe

Eric Ritter, Ursula und Dr. Max Reiners

Die neue Kollektion von Patek Philippe

Wenn nur schon Einzelteile begeistern…

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Highlights

PATEK PHILIPPE-KONZERT

René Beyer und Thierry Stern begrüssen ihre Gäste

Sie organisierten den perfekten Anlass: Muriel Zahn-Beyer und Petra de Castro

Pianist Joseph Moog

Annette Beyer mit Anna und Urs Ledermann

Dirigent Kerem Hasan

Cocktail dînatoire im Tonhalle-Foyer

Marc und Muriel Zahn-Beyer, Karin und Prof. Dr. Reto Francioni

Dres. Ursula und Gunther Fay

Renée Chen und René Beyer

Fotos Dany Schulthess

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Zum 14. Mal luden Patek Philippe und Beyer zum Konzert in die Zürcher Tonhalle. Rund 1000 Gäste genossen einen unvergesslichen Abend. Das European Union Youth Orchestra spielte unter der Leitung von Kerem Hasan «Die Uhr» von Haydn, gefolgt vom Klavierkonzert Nr. 1 von Tschaikowsky. Die hohe Qualität und das Zusammenspiel dieser jungen Topmusiker aus ganz Europa war ein äusserst faszinierendes Erlebnis. Nach dem Konzert wurden die Gäste mit einem exklusiven europäischen Cocktail dînatoire verwöhnt: Fischdelikatessen aus dem Norden, Köstlichkeiten aus dem Alpenraum und mediterrane Leckerbissen aus dem Süden. Die Gäste unterhielten sich angeregt bis weit in die späten Abendstunden.

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79 Thierry Stern

Stolze Gastgeber: Eigentümerfamilie Annette Beyer, René Beyer und Muriel Zahn-Beyer

Gerdi und Philippe Stern

Bernadette und Dr. Valentin Landmann

Ginette und Adrian Georgy-Lanz

Barbara und Dr. Jean-René Blanchard mit Philippe Stern

Prunkvolle Eleganz: Grosser Saal der Tonhalle Zürich

Fabienne Fleury und Patrick Stauffer

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Bahnhofstrasse (1)

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VON DER KLOAKE ZUM PRUNKSTÜCK

In Europa gibt es über hundert Bahnhofstrassen. Weltberühmt geworden ist nur eine: die in Zürich. Und das dank einem Österreicher.

E

in bequemer Weg vom Hotel zum Bahnhof: Das war der Leitgedanke bei der Erschaffung der Zürcher Bahnhofstrasse. Angeregt wurde sie vom Vorarlberger Johannes Baur, der 1838 das Hotel Baur en Ville (heute Savoy) baute und 1844 das Hotel Baur au Lac. Für die Postkutschen, die über die Alpen kamen, lagen die noblen Herbergen bestens. Man sprach damals auch von der Eisenbahn, die Massen von Besuchern in die Stadt spülen werde, und dass der neue Bahnhof da zu stehen komme, wo heute der Paradeplatz liegt: direkt vor dem Hotel Baur en Ville. Doch es kam anders. 1847 wurde der Bahnhof für die Spanisch-Brötli-Bahn, die erste Schweizer Eisenbahn, ausserhalb der damaligen Stadtgrenzen beim Einfluss der Sihl in die Limmat eingeweiht, und bald war klar, dass auch der Hauptbahnhof dereinst an diesem Ort thronen wird. Für Johann Baurs Gäste bedeutete dies eine gar mühsamer Anfahrt: Von den Hotels gelangten die Kutschen nur über Altstadt,

Oberdorf, Niederdorf und den langen Limmatsteg beim Platzspitz zum Bahnhof. Der schlaue Baur aber sagte sich: «Wenn der Bahnhof schon nicht zu mir kommt, geh ich eben zum Bahnhof, und zwar auf direktem Weg.» Zusammen mit Stadtingenieur Arnold Bürkli schob er das Projekt Bahnhofstrasse an. NACH PARISER VORBILD

1863 war es so weit. Nach langjähriger Planung durch das städtische Baukollegium unter Bürklis Führung kam es zur historischen Abstimmung in der Kirche St. Peter. Das Projekt war umstritten, heftige Diskussionen entbrannten: Die einen forderten eine «normale Strasse», die anderen eine «Luxusstrasse nach Pariser Vorbild». Letztere Idee obsiegte. Als Erstes wurde der mittlere Teil des sogenannten Fröschengrabens trockengelegt, der Abschnitt zwischen Paradeplatz und Rennwegtor. Dieser Wassergraben ausserhalb der Stadtbefestigung stank noch bis 1817 zum Himmel; hier sammelte sich

nicht nur das Abwasser, hier wurde auch Unrat entsorgt. Inzwischen war er zu einem mit Weidlingen befahrbaren und von einem idyllischen Fussweg gesäumten Kanal geworden. Um den Stadtgraben einzuebnen, wurden der Zufluss vom See getrennt, die Brücken abgebrochen und der Graben mit ausgebaggertem Kies aus dem Schanzengraben gefüllt. Ab 1868 ging es mit dem Bau der unteren Bahnhofstrasse weiter. Gleichzeitig entstand der Neubau des Hauptbahnhofs. Dieser konnte 1870 eingeweiht, der Abschnitt der Bahnhofstrasse aber erst 1873 fertiggestellt werden: Das trutzige Rennwegbollwerk mit seinen mächtigen Fundamenten bereitete den Ingenieuren fast unüberwindbare Probleme. Johannes Baur war es nun möglich, seine Gäste mit der Kutsche auf direktem Weg von seinen Hotels zum Bahnhof zu fahren. Doch noch fehlte der letzte Teil der Bahnhofstrasse, das Stück zwischen Paradeplatz und See. Es wurde von 1877 bis 1887 gebaut, zusammen mit der Quai-

Bilder: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

Von Ulrich Mahler

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4

1 Der Fröschengraben um 1860 vom heutigen Beyer-Standort aus … 2 … und um 1800 (Stadtmodell im Haus zum Rech) 3 1864 wird er zugeschüttet 4 Um 1900: Bahnhofstrasse und Quaibrücke sind gebaut 5 Das Haus des Fotografen Ganz ist eines der ersten Geschäftshäuser an der Bahnhofstrasse.

«ICH MÖCHTE WISSEN, WIE ALLES KAM»

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Er stammt aus einer der ältesten Handwerkerfamilien Zürichs, ist Unternehmer und fahndet in seiner Freizeit in der Geschichte Zürichs nach spannenden Puzzleteilen: Für das beyond beschreibt Ulrich Mahler in einer Serie die Entwicklung der Bahnhofstrasse und ihr Einfluss auf das Leben der Stadt.

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Herr Mahler, was fasziniert Sie an der Bahnhofstrasse am meisten? Die Schaufensterauslagen und das flanierende internationale Publikum.

brücke und den Uferanlagen, die zu Ehren des Stadtbaumeisters «Bürkli-Anlagen» getauft wurden. SCHÖNER WOHNEN

Natürlich veränderte der Bau der Bahnhofstrasse auch die Art zu wohnen: Entlang des Boulevards entstanden hinter Vorgärten villenartige Häuser, in denen vermögende Zürcher lebten und ihr «Kontor» (Büro) betrieben. Bald kamen Geschäftshäuser und Banken dazu. Das Haus des Fotografen Ganz und die Kreditanstalt (CS) am Paradeplatz erstrahlen noch heute im einstigen Glanz. Noch vor dem Ersten Weltkrieg verschwanden die villenartigen Häuser von der Bildfläche: Sie mussten Platz machen für Geschäftshäuser mit Verkaufsräumen im Parterre sowie Büros und grossen Wohnungen im Obergeschoss. Bald war auch die Zeit der Kutschen vorbei: Ab 1882 verkehrte das Rösslitram in der Bahnhofstrasse, eine von Pferden gezogene Strassenbahn, ab 1894 die elektrische «Tramway». Mit der Motorisierung

eroberte das Auto die Bahnhofstrasse – was heute Geschichte ist: Die Bahnhofstrasse ist inzwischen praktisch autofrei. Säumten 1867 noch Gaslaternen den Boulevard, wird er seit 1898 elektrisch beleuchtet. Der Bau der Bahnhofstrasse veränderte das Handels- und Geschäftsleben der Stadt grundlegend. War dieses vor 1870 eher an den Flussübergängen und auf der rechten Seite der Limmat zu finden (Rathaus, Marktplätze, Zunfthäuser), verschob es sich ins neue Zentrum – was aufmerksame Geschäftsleute früh ahnten. So zog Konditor Sprüngli 1858 von der Marktgasse an den Paradeplatz, der Uhrmacher Beyer folgte 1880, die Papeterie Landolt-Arbenz 1882 und der Kaufmann Jelmoli 1899. Finanziert wurde das ambitionierte Bahnhofstrasse-Projekt übrigens von der Stadt Zürich mit dem Verkauf angrenzender Grundstücke. Nur eine Parzelle wollte niemand erwerben: die Pestalozziwiese vor dem Warenhaus Globus: Auf der ehemaligen Henkerswiese wurden 1857 letztmals zwei Raubmörder hingerichtet.

Wie kamen Sie darauf, der Zürcher Geschichte derart vertieft auf die Spur zu gehen? Wenn ich Freunden «meine» Stadt zeige, möchte ich ihnen auch erzählen können, wie alles kam. Was hat Sie bei Ihrer Recherche besonders verblüfft? Die enorme Aufbruchstimmung im 19. Jahrhundert und die damit verbundenen gesellschaftlichen, geschäftlichen und baulichen Veränderungen In welcher Epoche hätten Sie gern in Zürich gewohnt – und wieso? Zwischen 1820 und 1900: Unsere Familie wohnte damals an der Schipfe, direkt an der Limmat, einem der schönsten Orte Zürichs, und betrieb noch die Huf- und Rollen-Schmitte. Die Geschichte der Zürcher Bahnhofstrasse: Lesen Sie im nächsten beyond «Vom Säumärt zum Paradeplatz».

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Zeitgeist

SABINA HANSELMANN-DIETHELM

… ist Chefredaktorin von «SI Style», der monatlich erscheinenden Schweizer Celebrity- und Fashion-Zeitschrift. Die 37-jährige Bündnerin trägt im Alltag eine Rolex «Datejust» («in einer einfachen Stahlversion») und bei eleganten Anlässen eine Cartier «Tank Solo». Mit zwei unterschiedlichen Qualitätsuhren sei man als Frau bestens ausgerüstet, findet die Modejournalistin. Und: «Wenns um einen gewissen Betrag geht, fährt man mit Klassikern am besten.»

5__ Worin sind Sie der Zeit voraus,

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und wie machen Sie das?

Welche Tageszeit ist Ihnen am wichtigsten, und wieso?

Eindeutig die ersten fünf Minuten nach dem Klingeln des iPhone am Morgen. Ich liege wach, überlege, was heute ansteht, und lege los.

2__ Wofür nehmen Sie sich gern Zeit, und warum?

Coco Chanel sagte: «Es gibt eine Zeit für die Arbeit und eine Zeit für die Liebe. Mehr Zeit hat man nicht.» So halte ich es ebenfalls.

3__ Wann spüren Sie die innere Uhr?

Wenn ich die Jahrgänge unserer Praktikantinnen lese ...

4__ Wann waren Sie das letzte Mal unpünktlich?

Meine Uhren gehen alle fünf Minuten vor. Wenn ich in der Eile draufschaue, denke ich, es sei schon fünf Minuten später, und hetze los. Unterwegs wird mir mein kleiner Trick dann wieder bewusst, und ich verlangsame den Schritt oder die Fahrt – und komme (meistens) pünktlich an.

6__ Was verkörpert für Sie den heutigen Zeitgeist?

Mit dem «Nike+ FuelBand» zum Alpabzug.

7__

Welche Zeitzeugen bewundern Sie?

Jeden, der in dem, was er macht, herausragend ist. In der Mode sind das aktuell Riccardo Tisci, Kreativdirektor von Givenchy, und der Kolumbianer Haider Ackermann.

8__ In welcher Zeit hätten Sie gern gelebt?

Ich lebe gern im Jetzt – auch wenn mir vieles, was gerade in der Welt passiert, Sorgen bereitet.

9__ Welche Erinnerung verbinden Sie mit Ihrer Armbanduhr?

Ich leistete mir meine Rolex, nachdem ich ein berufliches Ziel erreicht hatte.

10 Was ist Zeit, ausser Geld?

Sie ist flüchtig, und doch macht sie unser ganzes Leben aus. Die Zeit ist also alles und nichts.

Foto Marco Grob

1__

Bei knapp zwei Monaten Vorlaufzeit für die Zeitschrift «SI Style» arbeiten wir in unserer Redaktion quasi stets in der Zukunft.

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"WER MIT 800 KM/H IM 2-METER-ABSTAND ZU DEN ANDEREN STAFFELFLUGZEUGEN EINSÄTZE FLIEGT, VERLÄSST SICH AUF DIE CHRONOMETRISCHE PRÄZISION DES WELTBESTEN CHRONOGRAFEN."

Frédéric Schwebel beherrscht die "Slot"-Rolle im Breitling Jet Team perfekt. Diese schwierigste Staffelposition in der Formationsmitte ohne Ausweichmöglichkeit lässt keine Fehler zu. An seinem Handgelenk trägt er die Chronomat mit dem leistungsstärksten, von der COSC (Offizielle Schweizerische Chronometerkontrolle) Chronometerzertifizierten, vollständig in Eigenregie konzipierten und konstruierten Ausnahmemotor Breitling Kaliber 01. Die ultrarobuste, ultrazuverlässige und bis 500 m superwasserdichte Chronomat besticht zudem durch ihr einzigartiges Design und die beispiellose Detailpflege. Für Frédéric Schwebel ganz einfach der weltbeste Chronograf. 5-JÄHRIGE BREITLING GARANTIE CHF 8690.- unverbindlicher Richtpreis

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