Apiarium

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A PI A R IUM Dokumentation der Laureatsarbeit von Bettina Madita Böhm Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen Wintersemester 2011/12



A PI A R IU M Dokumentation der Laureatsarbeit von Bettina Madita Böhm Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen Wintersemester 2011/12


„Wenn die Bienen verschw noch vier Jahre zu lebe keine Pflanzen, keine Tier Albert


winden hat der Mensch nur en; keine Bienen mehr, re, keine Menschen mehr.“ Einstein







INHALT 13 Urban Beekeeping

RECHERCHE 31 Exkurse 39 Feldstudien 53 Imkern 85 Die Honigbienen 101 Bienenh채user

ENTWURF 117 Konzept 125 Formfindung

AUSARBEITUNG 165 Material 195 Formbau 201 Ort

225 Quellen



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U R BA N BE EK E EPI NG

Fotostrecke IMKER IN BERLIN, Bettina Böhm, 2011 ← Frank Hinrichs kann beim Imkern den Ausblick von der Kuppel des Berliner Doms geniessen.


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Immer mehr Hobbyimker stellen ihre Bienenkästen auf den Dächern von Millionenstädten wie Hong Kong, London, New York, Paris und Berlin auf. Dieser Trend – scheinbar ungewöhnlich in unserer globalisierten Welt – steht im Zusammenhang mit einer gesellschaftlich relevanten Entwicklung in westlichen Großstädten. Die neue Lebensqualität soll im Lokalen entdeckt werden. Vor dem Hintergrund von Öl-, Wirtschafts- und Ökokrise entwickelt sich eine neue Definition von Urbanität, die das modern gespaltene Verhältnis zwischen Stadt und Land zu überbrücken versucht und Naturbezüge in der Stadt wiederherstellen will. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Durch die globalisierte Nahrungsmittelindustrie klafft das Verhältnis von Produktion und Konsumtion immer weiter auseinander, der

winkel auf den Lebens- und Handlungsraum Stadt. Obwohl die Ursprünge der Bienenhaltung in Ägypten und Griechenland eng mit den Städten verbunden waren, halten heute die meisten Leute ländliche Gegenden für den idealen Ort, Bienen zu halten. Auch in europäischen Städten knüpft die Bienenhaltung an eine Kultur an, die weit zurückreicht. Zur Wende zum zwanzigsten Jahrhundert gab es in Paris mehr als tausend Bienenstöcke. Den letzten großen Boom gab es in Berlin kurz nach dem zweiten Weltkrieg, als die Nahrungsmittelversorgung knapp war und die Menschen versuchten, sich in den Ruinen Nachkriegsdeutschlands eine Lebensgrundlage aufzubauen. Nach einem stetigen Abfall seit der Nachkriegszeit ist die Zahl der Mitglieder im Deutschen Imkerbund nun zum ersten Mal seit Jahren wieder gestiegen, auf 40 000.

BIENEN BEVÖLKERN IMMER MEHR STÄDTE. GROSSTÄDTE BIETEN DEN IMKERN IM VERGLEICH ZU LÄNDLICHEN GEBIETEN EINIGE VORTEILE.

Ursprung der Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen, ist für viele ein Mysterium. Bewegungen wie Guerilla Gardening und der große Erfolg von Stadtgärten und Projekten urbaner Landwirtschaft zeigen im Gegensatz dazu die Entwicklung einer „Kultur des Selbermachens“. Sie zeigen die Möglichkeit auf, uns selbst als Co-Produzenten, nicht lediglich als Konsumenten, zu betrachten und uns in den unterschiedlichen Bereichen der Nahrungsmittelproduk­ tion zu engagieren. Immer mehr Architekten und Designer entwickeln interessante Vorschläge, wie durch die Lebensmittelproduktion im städtischen Raum Gebäude und Freiflächen neu gedacht werden können. Die Etablierung lokaler Versorgungssysteme im Nahrungsbereich kann zum integralen Bestandteil nachhaltiger Stadtgestaltung werden und erlaubt einen neuen Blick-

Heute ist Bienenhaltung kein Zeichen von Armut, sondern eines gewachsenen ökologischen Bewusstseins. Tausende junge Menschen entdecken das alte Hobby wieder. Imkerkurse finden wieder viel Zulauf. So werden die Bienenkolonien am Leben gehalten und auch die über viele Generationen erlernten Fähigkeiten, die mit der Bienenhaltung verbunden sind. Anders als bei der konventionellen Imkerei sind wirtschaftliche Interessen für die Stadtimker nicht von Vorrang. Im Mittelpunkt stehen das Wesen und die Bedürfnisse der Biene und die des Menschen. Die Motivationen für das Imkern sind vielschichtig und gehen über das Interesse am Honig und anderen Bienenprodukten weit hinaus. Die Faszination, die von einem Bienenvolk ausgeht, das Bedürfnis nach einem Leben in Verbindung mit den Rythmen der Natur und der Wunsch, einen praktischen Beitrag gegen das Bienensterben und zur Erhaltung


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↑ Nicole Schmalls Bienenvölker stehen auf dem Dach des Berliner Naturkundemuseums.

einer florierenden lokalen Tier- und Pflanzenwelt zu leisten, sind ausschlaggebende Impulse. Entgegen dem Trend „immer schneller, immer mehr” und abseits einer Konsumgesellschaft, in der alles viel zu leicht und viel zu schnell zu haben ist, erfordert der Umgang mit den Bienen Fürsorge und verbindliche Hinwendung, außerdem innere Ruhe und Kenntnisse, die nur im Laufe der Zeit durch Erfahrung erlernt werden können. Die Bienenhaltung ist Teil eines komplexen Lebensstils, der die Grundlagen der Existenz wertschätzt und auf pragmatische, lebensbejahende Weise den Problemen und Herausforderungen einer Postwachstumsökonomie entgegentritt. Aufgrund der industriellen Landwirtschaft mit Monokulturen und einseitiger Pflanzentracht finden Bienen auf dem Land mittlerweile weniger Nahrung als in der Stadt, wo Alleen, Gärten, Friedhöfe, Balkone und Brachen eine reichhaltige und abwechslungsreiche Blütentracht bieten. Auch werden in der Stadt keine Pestizide und kein genmanipuliertes

Saatgut verwendet. Durch die im Durchschnitt drei Grad höheren Temperaturen im Stadtgebiet fliegen die Bienen früher im Jahr und finden noch im späten Herbst Nektar. Während auf dem Land der Honigertrag in manchen Regionen Deutschlands nur bis zu 20 kg pro Jahr und Volk beträgt, erzielen Stadtimker in Berlin Rekorderträge von bis zu 50 kg. Schadstoffe aus Abgasen konnten im Honig nicht nachgewiesen werden. Auf dem Flughafen Frankfurt zum Beispiel stehen drei Bienenvölker. Ihr Honig dient als Bioindikator und ist Garant für eine gesunde Stadtökologie. Auf dem Dach der Pariser Opera Garnier hält der Hausmeister des Gebäudes, der Imker Jean Paucton, schon seit den 90er Jahren drei Bienenvölker und erzielt mit seinem „miel de béton” im Opernladen Höchstpreise. Auch das MoMa in New York hat Bienenstöcke auf dem Dach aufgestellt und große Hotels, wie das Intercontinental und das Westin Grand Hotel in Berlin, versorgen ihre Gäste exklu-


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↑ In unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz, auf dem Dach des Musikinstrumentenmuseums, imkert Wolfgang Friedrichowitz.


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siv mit hauseigenem Stadthonig. In Berlin startete im Frühjahr 2011 die Initiative „Berlin summt“, die Imker auf den Dächern „prominenter“ Gebäude wie dem Dom, dem Abgeordnetenhaus und dem Rathaus Marzahn platzierte, um durch das gewonnene mediale Interesse eine Plattform für die Themen Bienensterben und Stadtökologie zu schaffen. Weitere Städte wie Frankfurt und München schliessen sich der Initiative in diesem Jahr an. Die Medienaufmerksamkeit und der aktuelle Boom um das Thema Imkerei treiben eine Entwicklung voran, durch welche die Bienenhaltung integraler Bestandteil der städtischen Ökonomie und Ökologie werden kann. Immer mehr Städte heben Gesetzte auf, welche die Bienenhaltung untersagen. Umweltaktivisten und Bienenforscher erkennen ein großes Potential darin, dass die Bienen von der städtischen Umgebung profitieren und diese zugleich verbessern

lern aus Asien eingeschleppte Varroamilbe. Während die asiatische Honigbienenart den Parasiten, der Lymphe, Bienenblut, saugt, abschütteln kann, sind die Europäischen Bienenrassen wehrlos. Ohne regelmäßige Behandlungen durch den Imker, zum Beispiel mit Ameisensäure, wäre in zwei Jahren der Großteil der europäischen Bienenvölker tot. Nachdem sie Millionen von Jahren als Wildtiere überlebt haben sind die Honigbienen also jetzt vom Menschen abhängig. Der Rückgang der Bienenpopulation ist aber auch auf wirtschaftliche Faktoren zurück zu führen. Auf dem globalisierten Lebensmittelmarkt wird importierter Honig zu so niedrigen Preisen angeboten, dass sich für viele einheimische Berufsimker die Bienenhaltung nicht mehr lohnt. Die Deutschen sind mit 1,5 kg pro Kopf und Jahr die größten Honigkonsu-

HAUPTURSACHEN FÜR DAS BIENENSTERBEN SIND SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN, PESTIZIDE UND ÜBERNUTZUNG DURCH DEN MENSCHEN.

können. Vielleicht wird sogar ihr Überleben durch die städtischen Hobbyimker gesichert? In den USA hat das sogenannte „Colony Collapse Disorder” zwischen 2006 und 2009 35 Prozent der Honigbienenpopulation vernichtet. Bei diesem Symptom verlassen aus noch nicht vollständig geklärten Gründen die Arbeiterbienen abrupt den Stock und verschwinden, das Bienenvolk stirbt. Als Hauptursachen gelten Schädlinge, Krankheiten, der Einsatz von Pestiziden und Fehlernährung durch die Zufütterung von Zuckersirup zur Überwinterung der Bienenvölker. Auch der Einfluss transgener Pflanzen und des Mobilfunknetzes gehören zu den Erklärungsversuchen. In Europa ist die Zahl der heimischen Bienenvölker seit den 80er Jahren stetig zurück gegangen. Die zentrale Ursache für das Bienensterben hier ist die in den 80er Jahren von Wissenschaft-

menten weltweit. Ein Drittel aller Honigproduktion geht als Import nach Deutschland, nur 20 Prozent des Bedarfs wird von heimischem Honig gedeckt. Nun kann zwar der Honig importiert werden, nicht aber die Bestäubungsleistung der Bienen. Außerdem stärken die im Honig von heimischen Bienen enthaltenen Pollen bei regelmäßigem Konsum das Immunsystem gegen Allergien und das Bewusstsein der Bevölkerung für die Herkunft ihrer Lebensmittel wird gestärkt. Das Thema „Urban Beekeeping“ schlägt einen Bogen von einer sehr alten Kultur hin zu aktuellen sozialen und ökologischen Thematiken und Problemen mit globaler Dimension. In meiner Bachelorarbeit habe ich versucht, den wiederentdeckten Ansatz der Bienenhaltung in der Stadt weiter zu entwickeln. 1




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←← ↑ → Heinz Risse folgt beim Imkern auf dem Dach des Abgeordnetenhauses in Berlin den Grundsätzen der „wesensgerechten Bienenhaltung”.


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→ Andreas Krüger hält zwei Bienenvölker auf dem Dach des Rathauses Marzahn-Hellersdorf, in einem der größten Plattenbau-Viertel in Berlin.


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↑ Uwe Marth imkert im „Planetarium am Insulaner“ → Wolfgang Friedrichowitz auf dem Dach des Musikinstrumentenmuseums


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R ECH ERCH E


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E X K U R SE

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The era of the ecological metropolis Stephen Engblom, Claire Bonham-Carter

The most important issue that faces all landscape architects, environmental planners and designers in the 21st century will be precisely the integration, perhaps by shotgun, of current economic and political thinking with ecological reality. (Garrett Eckbo 1960) How did we get here? The climate crisis facing us in the twenty-first century is a direct result of the nineteenth century industrialisation and the land planning and urban design solutions of the twentieth century. Suburban utopia was promised; the desire to separate living from working drove everyday decisions. Advances in tecnology and industry allowed us to move ourselves, our needs, and our wastes across great distances. Cultural obsession with the automobile and separated housing districts further drove this phenomenon. The infrastructure and policy developments required for this shift from the previous urban centre model surrounded by open space and agrarian areas were enormous. Unprecedented migration from rural living to suburban and urban living and economic development resulted; yet, today, it can be argued that we stand at the endpoint of that twentieth century post-industrial trajectory - diminishing returns are now evident. We have stained the equilibrium between humans and nature to the breaking point. By using the next generation of city building as an opportunity to restore this equilibrium, we can avert further climatic and ecological disaster while reaching new heights of economic and cultural vibrancy. We are now on the eve of a new era of climatic-responsive urban design: the era of the ecological metropolis. The city of the future - integrated systems What will a sustainable future look like? The answer emerging in the work of forward-thinking planners and designers lies in the integration of technologically-advanced human civilsation with nature. Not

simply a plan to avert disaster, it is a plan to achieve new heights of urban civilisation. It is a plan to offer consumers what the suburbs never could: urban vibrancy and convenience paired with a sustainable lifestyle and an authentic experience of nature. In this century, even as we become more urban, we must understand ecology as our primary context and commit our society to true cooperation with natural processes. From now on, dramatically shifting populations, environmental awareness, rapidly developing tecnologies, and dynamic new economic models will shape consumer demands and policymaker and private sector discussions about city making. Integrating ecological and human made systems Major greenways frame the urban boundary, carrying natural systems and processes throughout the city, allowing human society to participate in the natural order. Humans and nature must be considered simultaneously. By mimicking ecological functionality, integrated land use patterns can provide abundant areas for clustered human settlements that synergize with natural systems to realize new functionally and celebrate new urban identities, the likes of which have not been seen on such a scale. Providing a new generation of economic development In the past, the balance sheets neglected to calculate the cost of the land use implications of car culture - road building and parking lots as well as the ecological impacts, such as loss of biological habitat and degraded air and water resources due to discon-

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nected land use planning. We must encourage a new culture of accountancy that recognizes the true costbenefit analysis of urban form decision. New real estate speculation will engender new ways of supplying buildings with more sustainable forms of energy. Providing self-sustaining infrastructure New urban design solutions must integrate humans and nature: mobility, biodiversity, energy, and water must be fundamental provisions in all our cities, both new and old. We must also update our economic model for these new urban design solutions. Responding to demographics and inspiring new migrations Booming populations and an escalating urbanization of humanity proceede an unprecedented opportunity to design living environments. Evolving consumer desires coupled with ingenious design and holistic policy that transcends local boundaries and politics can have a profound impact on how people want to live. 1 aus Climate Design: Design and Planning for the Age of Climate Change. England: ORO Editions, 2010

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Design and natural systems: Design with nature

James Rosenwax, Celeste Morgan, Dr Courtney Henderson Climate change is a complex process. It is non-discriminatory in its outreach and to best understand its implications and our potential response we must appreciate it as a evolutionary challenge. So how do designers, planners, and engineers meet this challenge? How can we design and manage new and existing communities to combat rapid climate change and cope with life on a warming planet? What tools do we have to mitigate temperature extremes, water scarcity, reduces agricultural productivity, and floods and to protect precious biodiversity? Answers to these questions are challeging, yet surprisingly they surround us in the biosphere in which we life. Before we begin to craft our design response, we must understand the effects climate change will have on the places we influence through design. These effects are not consistent in type or magnitude, so as with any good design solution, context and place must direct and inspire. Climate change presents challenges to the elemental basis of our world, affecting every facet of our understanding of natural systems. Ancient alchemy simplified life through the four elements of earth, air, water and fire. Similarly, climate change can be better understood through its effects on each: changes in climate will change the productivity and stability of land (earth), change wind and air pollution patterns (air), simultaneously create flooding, sea level rises, and water shortages (water), and change the temperatures and weather we experience (fire). Just as the alchemic elements only have meaning as a complete set, when we plan and design to respond to changes to natural systems, we must take a comprehensive approach which understands the complexity of nature. The term biomimicry was conceptualised as recently as 1997, but humans have always learned from nature over our evolution. Biomimicry maintains that the greatest and most efficient responses to environmental conditions are those that come through imitation of nature, where systems have evolved and refined themselves over millennia. Learning from biomimicry, we can only benefit from bringing a greater understanding and sensitivity to the flexibility and responsiveness of natural systems to the challenges of our cities’ futures. Trusted techniques and innovation are sure to play a role in our response, but in the face of change, our only mentor can be the Earth itself. After all, it has experienced this level of change many times before. 3 aus Climate Design: Design and Planning for the Age of Climate Change. England: ORO Editions, 2010

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Working on the future now Jason Prior

Our role Climate change is a reality and its impacts are being widely felt. Every day we see evidence of changes affecting the way we work, and we know too that these impacts will have the most profound effects on design and planning and other professions for decades. We are in a strong position to tackle the many challenges. The traditional role of design has been largely about the application of technology - we operate at the point where science meets culture. And we have the skills and experience to make sure complex solutions can be made easily accessible. In the case of climate change, this very often means a key part of our job is about encouraging people to feel positive about adapting their lifestyles and making it easier to life in a more sustainable way through better neighborhood design, reliable public transport systems, accessible cycle routes and pathways, energy-efficient homes, and easy-to-use recycling systems.

What have we learned? From our experience of working with climate change, one valuable lesson we have learned is that there is no one-size-fits-all solution. As ever, it is important to understand the context in which we work. That way we know different communities and cultures will have different priorities, whether they may be food, water, energy, citymaking, or transport. For example, while nuclear power is readily accepted as the answer to clean energy production in countries like France, there are plenty of places in the world where the suggestion of building a nuclear plant would be rejected outright. So we must learn from our experience and work not just to provide the best solutions, but to make sure they are appropriate too.

Future projects Work in the future will involve further embedding the philosophy of joined-up thinking and joined-up working. The solutions for coping with the effects of climate change will not be the sole preserve of a single profession; in fact a narrow professional approach to these issues is very likely to be counterproductive. More than ever, the challenges will require a collaborative and multidisciplinary response. There is little advantage in specifying low-energy light bulbs for a badly isolated house served by electricity produced in an inefficient, dirty, coal-fired power station 300 miles away. Always take care to look at the whole picture.

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And along with the integration of different professions, projects should also be able to anticipate change, building in flexibility, extra capacity, and adaptability. For example, in anticipation of rising temperatures in the United Kingdom, new landscape schemes should be specifying tree species able to thrive in more arid conditions. But also remember that hotter summers are likely to be accompanied by more storm and flood events, so again, understanding the bigger picture is crucial to making successful and long-lasting schemes. Finally, the most important factor of all is to approach future work as an opportunity. For example, in designing urban communities to be resilient to climate change, we can rethink cities to be water sensitive places, where ecosystem services are integrated to optimize and conserve water resources and protect aquatic environments. In tackling the negative effects of urban heat islands, we can provide a positive solution, combining the planting of new trees, roof gardens and open rills to carry water through the streets. The response to climate change can be a delight, providing more opportunities for growing food in the city, increasing biodiversity, improving air quality, reducing carbon footprints, managing and conserving water resources, reducing flood risk, making better places to live, and bringing us closer to nature. There are clear opportunities to develop a new aesthetic too. This is the moment to reappraise the ways we have been working, question them, and find the most appropriate and beautiful solutions. While most of the evidence suggest we are just at the start of this phase of change, there is no time to waste on ignoring the science. The best way of dealing with climate change is to embrace the facts and start working on the future now. 2 Auszug aus dem Text Working on the future now von Jason Prior aus Climate Design: Design and Planning for the Age of Climate Change. England: ORO Editions, 2010

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FEL DS T U DI EN

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Carrot City

Designing for urban agriculture Carrot City ist eine reisende Ausstellung die zeigt, wie die Gestaltung von Gebäuden und Städten Nahrungsmittelproduktion ermöglichen kann. Das Verhältnis zwischen Design und urbanen Nahrungsmittelsystemen sowie der Einfluss, den die landwirtschaftliche Thematik auf die Entwicklung urbaner Räume und Gebäude hat, wird auf fünf verschiedenen Ebenen untersucht: Stadt, Gemeinschaft, Wohnung, Hausdächer und Produkte. Anhand zahlreicher Beispiele untersucht Carrot City die folgenden Themen: Welche Rolle spielt die urbane Landwirtschaft in zeitgenössischen und zukünftigen Städten? Wie werden städtische Räume in landwirtschaftliche Projekte umgestaltet? Welche Implikationen haben Themen der urbanen Landwirtschaft für Design? Nahrung ist eines unserer grundlegendsten Bedürfnisse. Sie prägt Kulturen ebenso wie die Gestaltung der Städte und Siedlungen. Früher waren die ökonomischen und kulturellen “Spuren” des Ernährungssektors stärker in der Stadtgestalt sichtbar, da Nahrungsquellen hauptsächlich regionalen und lokalen Ursprungs waren. Seitdem sich jedoch der Agrarhandel zunehmend internationalisierte und Nahrung seitdem preiswert über weite Distanzen transportiert wird und gleichzeitig Technologien zur Konservierung von Nahrungsmitteln entwickelt wurden, klafft das Verhältnis von Produktion und Konsum immer weiter auseinander. Seit einiger Zeit steht jedoch die globalisierte Nahrungsmittelproduktion wegen der immensen Umweltschäden, des hohen Energieverbrauchs und ihres Beitrags zum Klimawandel sowie nicht zuletzt auch wegen der mangelnden Qualität der Nahrungsmittel zunehmend zur Diskussion.

des sicheren Zugangs zu Nahrung in Nordamerika dringend angegangen werden muss. Der Wiederanschluss von Städten an ihre Nahrungsmittelsysteme entwickelt sich nicht nur zu einem Hauptelement von nachhaltigen Siedlungen, sondern auch zu einem Weg, den Zugang zu Nahrungsmitteln zu verbessern. Bewegungen wie die “Community Supportet Agriculture” (CSA), Bauernmärkte, die “100-milesdiet” oder Slow Food setzen die regionalisierte Nahrungsmittelproduktion in das Zentrum lokaler Nachhaltigkeitsstrategien. Sie regen und an, uns selbst als Co-Produzenten, nicht lediglich als Konsumenten, zu betrachten und uns in den unterschiedlichen Bereichen der Nahrungsmittelproduktion zu engagieren. Loakle Lebensmittelproduktion (Anbau, Verkauf, Verarbeitung, Kochen und Recyceln) kann ebenfalls als ein Fokus für Partizipation und Engagement fungieren, das wiederum das Wissen der Stadtbevölkerung über ihr Nahrungsmittelsystem und seine kulturellen Dimensionen vergrößert.

Auch die Frage, wie die Stadtbevölkerung im Falle einer Kriese ernährt werden soll, stellt sich mit wachsender Dringlichkeit. So zeigt die Verbreitung von “food deserts”, also Quartieren, in denen es kaum Zugang zu erschwinglichen, frischen Nahrungsmitteln gibt, und einer gleichzeitigen Zunahme von Suppenküchen für Arme, dass die Thematik

In einer Welt, in der es teurer wird, Nahrung zu produzieren und umweltschädlich ist, sie über weite Stecken zu transportieren, wird lokal angebaute Nahrung zu einem Teil des nachhaltigen Lebens und Lebensmittelproduktion zu einem integralen Bestandteil nachhaltiger Stadtgestaltung. Die Geschichte der “Protager”, der Gemüsegärten, und

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↑ Ausstellung „Carrot City“, TU Berlin 2011, Foto: Bettina Böhm

der US-amerikanischen Victory Gardens während des Zweiten Weltkriegs zeigt, dass die Wiedereinführung der städtischen Lebensmittelproduktion eine entwicklungsfähige und nachhaltige Alternative zum Transport von Nahrungsmitteln aus weit entfernten Gegenden sein kann. Außerdem erlaubt uns die Lebensmittelproduktion im städtischen Raum, Gebäude und Freiflächen innerhalb der Stadt neu zu denken. Das gibt Designern und Architekten die Möglichkeit, interessante und visionäre Vorschläge zur entwickeln, wie eine zukünftige “Produktive Stadt” aussehen könnte. Carrot City ist eine Sammlung von konzeptuellen und realisierten Projekten, in denen nachhaltige Lebensmittelproduktion in der Stadt ebenso wie die städtische Landwirtschaft einen neuen Platz in unseren Städten findet. Diese Ausstellung wirft einen Blick darauf, wie die Gestaltung von Städten, urbanen Landschaften, Gebäuden und Gärten die Nahrungsmittelproduktion in der Stadt ermöglichen kann. Dabei wird die Rolle untersucht, die Gestalter bei der Stärkung der Verbindung zwischen städtischer Umwelt und Nahrung spielen können, sowie die Auswirkung, die landwirtschaftliche Themen auf

den Entwurf von städtischen räumen und Gebäuden haben können. Zudem wird das Verhältnis zwischen dem Anbau von Nahrungsmitteln und nachhaltigem Design analysiert. Projekte, die zeigen, wie produktive öffentliche Räume visuell ansprechend und künstlerisch interessant sein können, stellen als kreative Entwürfe ein wichtiges Gut dar, da die städtische Lebensmittelproduktion bislang häufig noch von der ästhetischen Diskussion getrennt wird. Die Ausstellung umfasst Arbeiten von Gestaltern, Künstlern und Studierenden, die sich mit Architektur, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Industriedesign, Bildhauerei und Stadtentwicklung befassen. Sie Arbeiten sind ein Anfang, um komplexe gestalterische Fragen zu beantworten, wie: Wie geht eine moderne Stadt mit der Lebensmittelproduktion um? Wie beeinflusst die Integration der Lebensmittelproduktion in die Stadt unsere Gebäude und städtischen Räume? Wie können wir den Flächenbedarf der wachsenden Stadtbevölkerung mit dem Bedarf für die Lebensmittelproduktion verbinden? Wie können wir Lebensmittelproduktion in dichte Stadtgebiete und in schmale Gebäude oder enge Räume integrieren? 3 Text aus der Ausstellung Carrot city, TU Berlin, 2011, www.carrotcity.com

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Berlin summt Das Umweltforum für Aktion und Zusammenarbeit e.V. startete im Frühjahr 2011 die Initiative “Berlin summt”. Ziel der Initiative ist es, eine ökologisch tragfähige Entwicklung zu fördern und sich für den Schutz natürlicher Resourcen einzusetzten. Auf den Dächern elf repräsentativer Gebäude aus den Bereichen Forschung und Bildung, Kirche, Politik und Kultur wurden Bienenstöcke aufgestellt und Imker als Paten beauftragt. Die berühmten Gebäude dienen als Plattform, um Medienaufmerksamkeit für die Biene zu schaffen, für das um sich greifende Bienensterben und die Schönheit und Nützlichkeit dieser Insekten. Die Bevölkerung soll motiviert werden, sich für den Natur- und Tierschutz ein zu setzten und neue Imker sollen gewonnen werden.

↑ Am Haus der Kulturen der Welt stehen Bienenstöcke des Berufsimkers Marc-Wilhelm Kohfink. Foto: Bettina Böhm

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↑ Bienenkörbe Foto: Bettina Böhm

Bienarium Ruhlsdorf Der Imker Frank Mohrmann hat 2008 in Ruhlsdorf bei Berlin das “Bienarium” gegründet, ein lebendiges Bienenmuseum, in dem er Besuchern die Natur der Biene vermittelt. Durch Führungen und Schulungen sowie praktische Arbeiten sollen bei Erwachsenen und Kindern die Sinne in Verbindung zur Natur angesprochen und geschärft werden. Aktionen sind zum Beispiel das Anlegen einer Bienenweide oder einer Kräuterspirale, der Bau von Insektenhotels, die Honigernte oder die Kerzenherstellung aus Bienenwachs. Neben einem Bienenlehrpfad, der Wissensvermittlung zu Biologie und Ökologischem Nutzen der Honigbiene und ihrer Verwandten, Hummeln, Wespen und Hornissen, werden Imkereigeräte und Bienenhäuser von den Anfängen der Bienenhaltung bis Heute ausgestellt. Rund um das Haus gibt es zahlreiche Nistmöglichkeiten für Insekten und Vögel, anhand derer Wissen zum Schutz der Artenvielfalt vermittelt wird.

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↑ Stadtfuchs Foto: Florian Möller

Wildes Biopolis Berlin “Berlin ist ein leuchtendes Beispiel dafür wie viel Artenvielfalt in einer Stadt vorhanden sein und auch bewahrt werden kann.” (Prof. Dr. Josef Reichholf) „Wildes Biopolis Berlin“ war der Titel einer Sonderausstellung im Naturkundemuseum Berlin von November 2011 bis Februar 2012. Der »Alex« als Brutrevier für Wanderfalken. Fledermäuse im Wasserwerk. Wildschweinfamilien im Vorgarten, Füchse auf der Baustelle, summende Bienenstöcke auf den Dächern in Mitte – die deutsche Hauptstadt ist eine wahre Biopolis. So vielfältig sich das Leben in Berlin zeigt, so verschieden sind auch die Reaktionen der Städter auf die oft unerwarteten Kontakte mit den Wildtieren in der Stadt, denn nicht jeder schätzt die Nachbarschaft mit Wildschweinen, Mardern, Ratten und Waschbären. Zusammen mit dem Naturfotografen Florian Möllers zeigt das Museum für Naturkunde mit der Sonderausstellung “Biopolis – Wildes Berlin”, die Hauptstadt von ihrer wilden Seite – und auch, warum die Begriffe Biodiversität und Metropole zu Recht miteinander verschmelzen dürfen.

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↑ Figurenbeuten aus dem siebzehnten Jahrundert Foto: Bettina BÜhm

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↑ Bemaltes Schlesischen Bienenhaus Foto: Bettina Böhm

Bienenmuseum Weimar Die umfangreiche Sammlung des Bienenmuseums Weimar ist gegliedert in die Themenbereiche Biologie der Biene, Geschichte der Imkerei und Moderne Imkerei. Gezeigt werden rund 1.500 Exponate, wie Dokumente, Bilder und Erinnerungsstücke, imkerliche Geräte und Bienenprodukte. Der Stolz der Sammlung sind die zahlreichen Bienenwohnungen aus verschiedenen Zeiten und Regionen, sowie Figurenbeuten. Figurenbeuten sind geschnitzte Holzskulpuren, die etwa seit dem siebzehnten Jahrhundert hergestellt wurden. Sie stellen Menschen dar, in denen in einem Hohlraum im Bauch Bienen leben. Symbolisch verleibten sich die Menschen die Weisheit der Bienen ein. Oft sind die Fluglöcher im Genitalbereich angelegt, ein Ausdruck der Fruchtbarkeit der Bienen. Die Figurenbeuten wurden zum Schutz und Schmuck des Bienenstandes aufgestellt.

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↑ Foto: Michael Burton

Berliner Wildes Leben „Berliner Wildes Leben“ ist die Utopie eines zukünftigen Zusammenlebens mit den Wildtieren der Großstadt, die von den Künstlerinnen Susanna Hertrich und Michiko Nitta entwickelt wurde. Die wilden Stadttiere werden hier nicht als Eindringlinge, sondern als gleichberechtigte Bürger begriffen. Parasitäre Tierarchitektur, Ruhezonen für vergessene Arten oder symbiotisch geprägte Dienstleistungen – bei Berliner Wildes Leben ist alles möglich. Drei skulpturale Installationen stellen beispielhaft Orte einer möglichen Zukunft dar, in der das gleichberechtigte Zusammenleben mit den Wildtieren zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Im Rahmen des Festivals „ÜberLebensKunst“ konnten die Installationen von August bis November 2011 im Haus am Waldsee am Wannsee besucht werden. Gezeigt wird, was die Krähen für uns leisten können, welchen Raum wir den Waschbären einräumen sollten und wie sich die Fische erholen können. Im Dialog mit Wildtier-Experten und Wissenschaftlern entwickelt, sind die Objekte funktional gedacht. Bei Berliner Wildes Leben steht jedoch die Spekulation und ein anderer Blick auf das wilde Tier in der Stadt im Vordergrund. → Infografik von „Berliner Wildes Leben“

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Anzahl Waschbärfamilien geschätzt in Berlin / Raccoon families estimated in Berlin

600

Wildschweinpopulation im BerlinerStadtraum geschätzt auf / Wild boar population in Berlin estimated to

3.500 Anzahl Stadtfüchse geschätzt auf / Number of city foxes estimated to

1.500-2.500

Anzahl der durch Wildtiere getöteten Peronen in Berlin / number of deaths caused by wild animals in Berlin Stadtfuchspopulationsdichte in der Stadt höher als im Wald / City fox population density higher in comparison to forest areas

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Brütende Krähenpaare in Berlin / Brooding crow pairs in Berlin

ca. 5000

5 mal / 5 times Zahl der Berliner Stadtjäger / Number of Berlin city hunters

ca. 30 Nächste große Tiermigration/ Next big animal migration

Wasservögel / Waterfowls


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↑ Prinzessinnengarten in Berlin Kreuzberg Foto: Marco Clausen

Prinzessinnengarten Der Prinzessinnengarten ist eine partizipatorische, ökologische und mobile urbane Landwirtschaft in Berlin-Kreuzberg. Mit der Unterstützung von NachbarInnen und Freunden wurde im Sommer 2009 die von der Stadt gemietete Fußballfeld große Brachfläche am Moritzplatz in einen Nutzgarten verwandelt. Inzwischen wird hier eine Vielfalt von etwa 500 unterschiedlichen Kulturpflanzen angebaut. Dabei kümmern sich die Betreiber insbesondere um den Erhalt alter und seltener Sorten. Für den transportablen Anbau nutzen sie recycelte Behälter aus der Lebensmittelindustrie. So wurden inzwischen 2700 Stapelbehälter, 400 Reissäcke und 250 Tetra-Paks bepflanzt. Der zu erwartende Ertrag wird auf 4000 kg geschätzt. Das mobile und reproduzierbare Beetsystem hat darüber hinaus die Initiierung von ersten

Ablegern in andere Städte ermöglicht. Der Prinzessinnengarten steht allen offen und ist zu einem Ort des urbanen Lebens und Lernens geworden, an dem sich Menschen aus unterschiedlichsten Zusammenhängen begegnen und austauschen. Gefördert wird eine Kultur des “leidenschaftlichen Dilettantismus” und des Selbermachens, die dazu einlädt Dinge auszuprobieren, voneinander zu lernen und zu kooperieren. Die Formen möglicher Beteiligung reichen von regelmäßigen Gartenarbeitstagen über Workshops zu Kartoffelanbau, wesensgemäßer Bienenhaltung, Aquaponics, Lebensmittelkonservierung oder Lastenfahrradselbstbau bis hin zu großen Gartendinnern mit Gastköchen, künstlerischen Interventionen und zum internationalen Austausch

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↑ Imker im Prinzessinnengarten Foto: Marco Clausen

von Akteuren im Bereich Urban Farming. Die BesucherInnen können die Produkte des Gartens selbst ernten; ein anderer Teil der Ernte wird im Café und im Restaurant des Gartens direkt verarbeitet, was zur Finanzierung des Projekts beiträgt. Im Prinzessinnengarten finden auch Kulturveranstaltungen statt, die zeigen, wie erfindungsreich man mit regionalen und saisonalen Produkten Speisen und Getränke zubereiten kann. Insgesamt wurde der Prinzessinnengarten unabhängig von Fördergeldern aufgebaut. Betrieben wird er von der gemeinnützigen Gmbh Nomadisch Grün. Text aus der Ausstellung Carrot city, www.carrotcity.com

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↑ Karotten aus dem Prinzessinnengarten, Foto: Marco Clausen



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I MK ER N Ohne Hilfe des Imkers könnte die Honigbiene im mitteleuropäischen Raum nicht mehr überleben. Der Grund dafür sind veränderte Nahrungsgrundlagen, Parasiten und fehlende schützende Hohlräume in Wäldern und Siedlungsgebieten. Die Imker haben den ehemals wilden Honigbienen durch Bienenwohnungen verschiedenster Art Unterschlupf gewährt und durch Pflege ihren Weiterbestand gesichert. Als Gegenleistung nehmen die Imker dafür die Bienenerzeugnisse, vor allem Honig und Wachs.

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↑ „Die Bienenzüchter“ von Bruegel

Eine alte Kultur Die Geschichte der Menschen, die sich die Bienen zu Nutzen machen, reicht schon über 12.00 Jahre zurück. Eine Wandmalerei in den Spanischen »Cuevas de arana« ist das älteste Dokument eines Honigraubs. Um etwa 2400 vor Christus entwickelte sich die organisierte Bienenhaltung in den Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens. In vielen Kulturen wurden die Bienenprodukte Honig, Wachs, Propolis und Gelee Royal auch aufgrund ihrer medizinischen Wirkung geschätzt und das Bienenvolk als hoch entwickelter Organismus verehrt. Immer wieder diente der „Bienenstaat“ auch als politische Metapher für menschliche Ordnungssysteme, sowohl der Monarchie, welche damit die Herschafft eines Königs an der Spitze des Volkes als natürliche Ordnung rechtfertigte, als auch dem Kommunismus, der die Biene als fleissiges und gemeinschaftsbezogenes Lebewesen zum Vorbild stilisierte. In zahlreichen Redewendungen hat sich die Bienensymbolik niedergeschlagen, vom Bienenfleiss, dem Land, im dem Milch und Honig fliessen, bis hin zu Honeymoon.

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↑ 12000 Jahre alte Wandmalerei aus der Cuevas de Arana

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Industrielle Bienenhaltung Die Jahrhunderte dauernde Zucht der Bienen hatte das Ziele, den Honigertrag zu steigern und die Bienen zu effektiven und „handzahmen“ Bestäuberinnen zu machen. Heute sind die Bienen in der industriellen Landwirtschaft unentbehrlich. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation sieht 30 Prozent der gesamten Welternährung auf der Bestäubungsleistung von Bienen beruhend. In Deutschland ist die Biene nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier. Dabei übertrifft der Wert der Bestäubung um ein vielfaches den Ertrag der Bienenprodukte Honig, Wachs und Propolis. Die Schäden, die durch das komplette Fehlen bestäubender Insekten entstehen würden, wird auf 190 bis 310 Milliarden Euro pro Jahr weltweit geschätzt. In den USA ziehen Wanderimker der Obstblüte nach und garantieren so die Ernte. Ein einziges Bienenvolk kann pro Tag bis zu drei Millionen Obstblüten bestäuben. In gleicher Weise bestäuben sie ein großes Blütenspektrum von Wildpflanzen. Mahnendes Beispiel vor einer Welt ohne Bienen ist die chinesische Provinz Sichuan: dort wurde in den 80er Jahren durch Pestizide die gesamte Bienenpopulation vernichtet. Immer noch werden die Obstbäume dort in mühsamer und teurer Handarbeit von Arbeitern mit Federstecken bestäubt.

← ↑ Wanderimker sorgen für die Bestäubung der Mandelplantagen in Florida, Fotos: Eric Tourneret

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Imkern im Jahresverlauf Illustrationen: Bettina Böhm

MÄRZ: Nachdem die Bienen im Februar aus der Winterruhe erwacht sind öffnet der Imker zum ersten mal den Stock und sieht nach, ob alles in Ordnung ist. In regelmäßigen Kontrollen versichert sich der Imker, dass die Bienen von keiner Krankheit befallen sind. Nur wenn es nötig ist soll der Stock dazu geöffnet werden, damit die Bienen so weit es geht ungestört bleiben.

APRIL/MAI: Das Volk ist so groß geworden, dass es mehr Platz braucht. Eine weitere „Zarge“ wird als „Honigraum“ aufgesetzt.

JUNI: Etwa alle 10 Tage muss der Imker kontrollieren, ob das Bienenvolk in „Schwarmstimmung“ kommt. Um zu verhindern, dass ein Teil des Volkes davonfliegt, entnimmt er die Königinnenzellen und bildet einen künstlichen Ableger, ein neues Bienenvolk.

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SEPTEMBER: Der Sommerhonig kann geerntet werden und eventuell muss stattdessen Zuckerwasser eingefüttert werden, den die Bienen dann zum überwintern in ihre Waben eintragen. Damit die Bienen nicht dem Parasiten „Varroamilbe“ erliegen muss den Imker zweimal im Jahr, im Frühjahr und Herbst, Ameisensäure in die Wabengassen träufeln oder durch einen getränkten Schwamm im Bienenstock verdunsten.

JULI: Der Frühjahrshonig kann geerntet werden. Dazu wird der Honigraum abgenommen und die Waben werden ausgeschleudert. Vor dem Abfüllen läuft der Honig noch durch ein Sieb.

OKTOBER - FEBRUAR: Im Winter braucht das Bienenvolk seine Ruhe. Der Imker kann Rähmchen reparieren, das Wachs aus den alten Rähmchen einschmelzen und beim Schein selbstgezogener Kerzen ein Honigbrot essen.

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Imkerzubehör

Illustrationen: Bettina Böhm

STOCKMEIßEL: Das wichtigste Werkzeug des Imkers, zum lösen angebauter Waben und reinigen des Stocks.

SMOKER: Damit die Bienen ruhig auf den Waben sitzen bleiben und nicht stechen kann der Imker mit dem Smoker oder mit einer speziellen Pfeife Rauch in den Bienenstock pusten. Die Bienen denken dann, der Wals brennt, und saugen sich mich Honigvorräten voll, um davonfliegen zu können.

BESEN: Mit dem Besen kann der Imker die Bienen von den Waben abkehren, um die Brut zu sehen oder die Honigwaben zu entnehmen.

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SCHUTZANZUG: Um sich vor Stichen zu schützen kann der Imker einen Anzug und Handschuhe tragen. Die meisten Hobbyimker arbeiten allerdings ohne Schutzbekleidung. Die gezüchteten Honigbienenarten sind normalerweise friedlich und greifen nicht an, wenn der Imker sich ruhig verhält.

HONIGSCHLEUDER: Um den Honig zu ernten entdeckelt der Imker die Waben und dreht sie in einer Honigzentrifuge, bis der Honig hinausläuft. Die leeren Waben kann er dann wieder zurück in den Bienenstock hängen.

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„Wir müssen die Bien der Seele s

„Vom Honig wirkt au sechseckig bild Rudolf


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nen vom Standpunkt studieren.“

uf den Menschen die dende Kraft.“ Steiner



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Die sechseckig bildende Kraft Für Dr. Hans-Diethelm Woköck ist die Bienenhaltung Lebensphilosophie und Quelle von Lebenskraft vor allem im fortgeschrittenen Alter. Der pensionierte Physiker arbeitet als Imker in der Gartenarbeitsschule Ilse-Demme in Berlin Charlottenburg. Er ist Autor des Buches “Lebensschule Bienen: Die göttliche Weisheit der Bienen”, in dem er seine alternative Methode zur Bekämpfung der Varroa-Milbe ohne Einsatz chemikalischer Mittel vorstellt. Auf seinem Lehrbienenstand, wo er bis zu 30 Bienenvölker betreut, können Schulklassen in Aktionen wie dem Bauen von Wildbienenhotels und dem Kerzenziehen aus Bienenwachs die Bedeutung des Insekts kennen lernen. Für den Antroposophen und Geisteswissenschaftler aus Leidenschaft liegt der Hauptnutzen der Bienenhaltung im Erhalt des wertvollen Insekts und dem geistigen Gewinn aus der Beobachtung der Natur. Ein Bienenvolk als eine Einheit mit kollektiver Intelligenz steht für ihn auf einer höheren Entwicklungsstufe als der Mensch. Der Umgang mit den Bienen hat eine geradezu heilsame und erhaltende Kraft auf den Menschen. ↑ Honig-Aufsatz Foto: Michele Larcher für Bettina Böhm ← Dr. Woköck Foto: Michele Larcher für Bettina Böhm

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Um das Bienenvolk besser beobachten zu können hat Dr. Woköck, der alle seine Bienenstöcke selbst baut, einen besonderen „Honigaufsatz“ entwickelt. Als Erweiterung zu den klassischen Beutemagazinen hat er eine pyramidenförmige Kiste gebaut, durch deren eingesetzte Plexiglasscheiben ins Treiben im Wabenwerk eingesehen werden kann. Bei „Tracht“, also wenn ausreichend Pflanzen in Blüte stehen, wird die Schaupyramide als Honigraum auf den Stock oben aufgesetzt. Haben die Bienen ihn mit Naturwaben ausgebaut und Honig eingelagert, nimmt Dr. Woköck den Raum ab und lagert ihn sicher und dunkel in einem Schrank. Im Herbst wird er den Bienen dann den wertvollen Frühjahrshonig als Wintervorrat zurück geben. Der in der zweiten Jahreshälfte eingetragene Honig hingegen, der mehr mit Schlacken belastet ist und sich deswegen für die Überwinterung zu sehr den Darm der Bienen belasten würde, ist für den Menschen bestimmt. Wenn im Herbst die zweite Pyramide abgenommen wird, können die vollen Honigwaben ausgeschnitten und

gepresst oder als „Scheibenhonig“ mit den Waben in Gläser gefüllt werden. Die so geschaffene Möglichkeit, den kunstvollen Naturwabenbau der Bienen so genau zu betrachten, ist einzigartig . Weil die Bienen in der freien Natur in Mitteleuropa nicht mehr überleben können und die meisten Imker Rähmchen mit schon vorgeprägten Wachsplatten in die Bienenstöcke einhängen, ist der naturbelassene Wabenbau ein seltener Anblick geworden. 1

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↑ Durch die Plexiglasscheiben kann die Struktur der Honigwaben genau betrachtet werden. Foto: Michele Larcher für Bettina Böhm

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←← In den sechseckigen Bienenstöcken kommen auch Dr.Woköcks schwache Bienenvölker über den Winter; Besen zum abkehren der Bienen; Rähmchen an Rähmchen hängen im Magazin; Notizen für die Arbeiten an den Bienenvölkern; ↑ Werkzeuge und Rauchpfeife. ← Am Einflugloch drängen sich die Bienen. Fotos: Michele Larcher für Bettina Böhm

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↑ Sandra Urban kontrolliert eine Brutwabe Foto: Bettina Böhm

S.72/73 Foto: Bettina Böhm S.74/75 mit Honig gefüllte Wabe, Foto: Michele Larcher für Bettina Böhm S.76/77 Blütenpollen unter dem Mikroskop

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→ Zur Kontrolle werden die Rähmchen aus dem Magazin gezogen Foto: Bettina Böhm ↓ Im Herbst wird Zuckerwasser zugefüttert Foto: Bettina Böhm

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↑ Honig wird abgefßllt Foto: Eric Tourneret

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Bienenprodukte Lange Zeit war Honig das einzige Süßungsmittel für Speisen und nur aus Bienenwachs konnten Kerzen für die Beleuchtung hergestellt werden. Auch der erste Alkohol, Met, wurde aus vergorenem Honigwasser gewonnen. Im alten Ägypten galt Honig als die „Speise der Götter“ und wurde den Pharaonen als Grabbeigabe gegeben. Im Koran ist die Heilwirkung des Honigs beschrieben. Den Antiken Kulturen war der Wert unschätzbar. Seit der Herstellung von Zucker aus Zuckerrohr und -rübe, welcher aus reiner Saccharose besteht, wurde die Bedeutung von Honig als Süßungsmittel weitgehend verdrängt. Verwendung findet er heute vor allem als süßer Brotaufstrich oder gesunde Zucker-Alternative zum süßen von Getränken. Zu ihrer Nahrungsversorgung sammeln die Bienen den Nektar aus Blüten oder in Waldregionen den „Honigtau“ von Rindenläusen. Mit körpereigenen Enzymen angereichert lagern sie den Nektarsaft als Wintervorrat in Wabenzellen ein und lassen ihn dort reifen. Unzählige Male wird der süße Saft dafür von den Bienen umgetragen

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und durch die hohe Temperatur im Bienenstock wird ihm dabei immer mehr Wasser entzogen. Ist der Trocknungsvorgang abgeschlossen, der Honig eingedickt und haltbar, verschliessen die Bienen die Zellen mit einer undurchlässigen Wachsschicht. Sind zwei Drittel der Zellen verdeckelt ist der Honig reif für die Ernte. Honig besteht aus über 200 verschiedenen Inhaltsstoffen, deren Zusammensetzung je nach Sorte und Region unterschiedlich ist. Neben Fruchtzucker, Traubenzucker und Wasser, den mengenmäßig größten Inhaltsstoffen, sind Pollen, Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine, Farb- und Aromastoffe im Honig enthalten. Je nach Blütenart, von der die Bienen den Nektar gesammelt haben, ist der Honig flüssig oder kristallin, hat eine charakteristische Farbe von fast weiß über gold-gelbtöne und braun bis hin zu grünschwarz und einen typischen

Geschmack. Um bei der Verarbeitung des Honigs die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu schädigen, darf dieser nicht über 40°C erhitzt werden. Bei Zimmertemperatur wird er deswegen unmittelbar nach der Ernte in der Honigschleuder aus den Waben geholt, gefiltert und in Gläser abgefüllt.

↑ die Waben werden entdeckelt Fotos: Eric Tourneret → mit der Honigschleuder wird der Honig aus den Wachszellen geholt Fotos: Eric Tourneret

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↑ Das Wachs wird zu Blöcken eingeschmolzen Foto: Eric Tourneret

Aber auch die Bienenerzeugnisse Propolis, Gelée Royale und Blütenpollen werden von den Menschen genutzt und für ihre gesundheitliche Wirkung geschätzt. Die antibakterielle Wirkung des Kittharzes Propolis, mit denen die Bienen Ritzen im Stock abdichten und die Waben imprägnieren und desinfizieren, findet in Cremes Anwendung und wird in Pulverform eingenommen. Gelée Royale, der Futtersaft, durch den aus Bienenlarven Königinnen werden, wird als Nahrungsergänzungsmittel und für kosmetische Präparate genutzt. Auch Blütenpollen wird als stärkendes Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, es soll den Stoffwechsel anregen. 3

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↑ Blütenpollen, vergrößert Foto: Eric Tourneret

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DI E HON IGBI ENEN Seit Millionen von Jahren leben die Insektenstaaten der Apis Mellifera, der Honigbiene, auf der Erde. Es ist ihnen gelungen, Krankheiten, klimatische Veränderungen und räuberische Eingriffe des Menschen zu überdauern und sie erfüllen noch immer eine unentbehrliche Aufgabe in der Natur.

Illustrationen: Bettina Böhm

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DER BIEN - Superorganismus Bienenstaat Ein Bienenvolk ist ein hochkomplexer, fein abgestimmter Organismus. Königin, Arbeiterinnen und Drohnen leben in einem Verbund zusammen, dem keines der Lebewesen ohne das andere auskommt. Im komplexen und fektes Zusammenspiel innerhalb ihres Systems und der Natur wird das Bienenvolk gleichsam zu einem Wesen, dem “Bien”, dessen Fähigkeiten der einzelnen Insekten bei weitem übersteigen.

Die in perdie

Im Sommer leben im Bienenhaus etwa 50.000 Arbeiterinnen und 1500 Drohnen. Die Arbeiterbienen sammeln so viele Vorräte an Nektar und Pollen, dass sie den Winter damit überleben können. Dann bilden 15-20.000 Arbeiterbienen eine dicht zusammengedrängte Kugel, in der Mitte die Königin, und halten sich gegenseitig warm. So können Sie Temperaturen von bis zu -40°C trotzen. Erst im Frühjahr bei Temperaturen von über 10°C erwachen die Bienen zu neuem Leben und verlassen den Stock zu ihrem Reinigungsflug.

SCHWÄRMEN - die Geburt eines neuen Bienenvolkes Seit Tagen hat eine Unruhe den Bienenstaat ergriffen. Die jungen Königinnen sind kurz vor dem Schlüpfen und die Bienen bereiten sich darauf vor, mit der alten Königin auszuziehen um an einem neuen Ort ein Wabennest zu bauen. Am Vormittag eines sonnigen Tages Ende Mai oder Anfang Juni ist es so weit! Mit lautem summen schwirren die Hälfte der Bienen aus dem Stock und sammeln sich um ihre Königin in einer lebenden Traube. Der Schwarm hat eine große Lebenskraft und wird voller neuem Antrieb in nur etwa zwei Wochen ein neues Wabennest bauen.

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KÖNIGIN Die Königin ist das einzige fruchtbare Weichen im Bienenvolk. Mit “Gelée royale” gefüttert kann aus jedem befruchteten Ei innerhalb von 16 Tagen eine Königin entstehen. In ihrem bis zu fünf Jahre dauernden Leben kann sie täglich 1500 bis 2000 Eier legen und wird von ihrem Hofstaat umsorgt.

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ARBEITERIN

DROHN

Aus den befruchteten Eiern, die hingegen mit Pollen und Nektar gefüttert werden, entstehen innerhalb von 21 Tagen “Halbweibchen”, die Arbeiterbienen. Die Aufgaben der Arbeiterbienen verändern sich mit ihrem Alter, von der Nahrungsversorgung der jungen Larven über den Wabenbau und die Stockverteidigung zum Sammeln von Nektar, Pollen, Wasser und Harz. Je arbeitsintensiver die Zeit, desto kurzlebiger wird die Biene, von 20-40 Tagen im Sommer bis zu 6 Monaten im Winter.

Die männlichen Bienen, die Drohnen, wachsen aus den unbefruchteten Eiern. Nach Erlangen der Geschlechtsreife mit 14 Tagen begeben sie sich auf Hochzeitsflug. Gelingt es einem Drohn, eine Königin zu begatten, hat er seine biologische Aufgabe erfüllt und stirbt.

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ZUM HOCHZEITSFLUG sammeln sich Drohnen und unbegatteten Jungköniginnen aus einem Umkreis von über 10 km an einem bestimmten Ort, zu den sie auf noch unerforschte Art instinktiv finden.

Die Königin paart sich im Flug mit etwa Zehn Drohnen. Sie hat dann genug Samen, um etwa 5 Jahre lang Eier zu legen und in dieser Zeit 100 000 Nachkommen zu erzeugen.

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Die Fortpflanzung ist die einzige Aufgabe der m채nnlichen Bienen, der DROHNEN. Nach der Begattung sterben sie oder kehren zum Stock zur체ck, wo sie bleiben bis die Arbeiterbienen sie Ende des Sommers vertreiben und sie verhungern m체ssen.

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BESTÄUBUNG Rund 80 Prozent aller Nutzpflanzen – Apfel, Aprikose, Birne, Brombeere, Erdbeere, Heidelbeere, Himbeere, Kirsche, Pfirsich, Pflaume, Stachelbeere, Weinrebe, Gurke, Klee, Kohl, Kürbis, Möhre, Rübe..., aber auch Viehfutter wie Weißklee oder Sojabohnen – werden von Bienen bestäubt. In gleicher Weise bestäuben sie ein großes Blütenspektrum von Wildpflanzen. Diese bilden dann reichlich Samen, aus denen neue Pflanzen hervorgehen. Ihre Blätter, ihre Früchte, ihr Nektar, Pollen und Samen dienen wiederum anderen Tieren wie Vögeln, Insekten und Säugetieren als Nahrung. Die Bedeutung der Bienen für unsere Ernährung und unser Ökosystem ist kaum zu überschätzen.

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Bienen sind „Blütenstet“, das heißt, sie sammeln an einem Tag Nektar und Pollen von nur einer Pflanzenart, bis die Nahrungsquelle versiegt ist. Sie würden also nicht von einer Kirschblüte zu einem Löwenzahn fliegen, obwohl diese zur gleichen Zeit blühen. Diese Eigenschaft der Biene ist essenziell für die Bestäubung der Pflanzen, denn der Samen einer Kirschblüte würde den Löwenzahn nicht befruchten.

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WABENNEST Als Nistplatz suchen die Bienen sich eine Höhle, zum Beispiel in einem leeren Baum, um dort ihr Wabenwerk zu errichten. In ca. 8-10 Waben lagern sie dann ihre Honigvorräte und ziehen ihre Brut auf. Der Honig wird fluglochfern gelagert, damit Räuber ihn nicht erreichen können. In Form des Honigraums machen die Imker sich diese Organisation der Bienen zunutze. Die hexagonale Form der Wabenzellen ist die materialsparendste, den Platz am besten ausnutzende und bei geringstem Gewicht zugleich stabilste Form. Im Jahr produziert ein Bienenvolk etwa 1 kg Wachs um Waben für bis zu 50 kg Honig zu bauen. In Architektur und Baukonstruktion wurde die Wabenform unzählige Male von den Menschen kopiert.

Honigvorräte

Brut

Pollen

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TANZ Bienen haben eine einzigartige Methode entwickelt, miteinander zu kommunizieren. Um den Standort und die Reichhaltigkeit einer Futterquelle mitzuteilen vollbringt die Sammelbiene im Stock einen „Tanz“. Durch die Vibration auf den Waben verstehen die anderen Arbeiterinnen Ihre Angaben. Befindet sich die Futterquelle in unmittelbarer Nähe zum Stock, tanzt die Biene einen „Rundtanz“ (unten). Ein „Schwänzeltanz“ verrät die Standort weiter entfernter Blüten, je länger er dauert um so mehr Nahrung gibt es.

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VARROA-MILBE Die größte Gefahr für das Überleben der Honigbienen in Mitteleuropa und Nordamerika ist der Parasit Varroamilbe. Mitte der 1970er Jahre wurde sie von Forschern aus Asien nach Europa und Amerika eingeschleppt. Während die asiatischen Bienenarten sich gegen den Parasiten zur Wehr setzen können, breitete sich die Milbe in Europa und Amerika ungehindert aus. Mittlerweile gibt es kein Bienenvolk mehr, welches nicht von dem Parasiten befallen ist. Im Jahr 2000 erreichte die Milbe auch Neuseeland, nur die australischen Honigbienen sind bisher nicht befallen. Die Milbe befällt die Brut und überträgt andere Krankheiten, Arbeiterinnen schlüpfen verkrüppelt aus den Zellen. Varroose ist der Hauptgrund für das Sterben vieler Völker in den Wintermonaten und den weltweiten Rückgang des Bestandes. Nur durch eine Behandlung mit Ameisen- oder Oxalsäure, die die Imker zweimal im Jahr durchführen, kann der Befall unter einer für das Volk tödlichen Schwelle gehalten werden. Ohne diesen Eingriff würden vermutlich 90 Prozent der Bienenvölker innerhalb von zwei Jahren der Milbe zum Opfer fallen. Nach Jahrmillionen des erfolgreichen Überlebens sind die Apis Melifera Carnica Bienen also nun vom Menschen abhängig, in der freien Natur kann in Europa kein Bienenvolk mehr überleben.

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BI ENENS TÖCK E Schon lange machen sich Menschen die Bienen zunutze. Anfangs plünderte der Mensch wilde Bienennester, später wurde damit begonnen, Bienen in künstlichen Höhlen anzusiedeln, um sich die Suche und die gefährliche Kletterei zu ersparen. Seitdem wurden unzählige verschiedene sogenannte “Bienenbeuten” oder “Bienenstöcke” entwickelt, meistens aus Stroh, Ton, Holz oder Kunststoff.

Illustrationen: Bettina Böhm

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Bienenkorb Bienenkörbe sind die aus Stroh geflochtene und mit Lehm oder Kuhdung isolierten traditionellen Bienenhäuser, welche zur Imkerei im mittelalterlichen Europa verwendet wurden. Die Bienen errichteten darin Naturwaben, später wurden die Körbe auch mit Rähmchen ausgestattet. Zur Honigernte wurde das Volk mit Schwefel abgetötet und der Wabenbau ausgeschnitten und gepresst. Nur wenige Völker wurden überwintert und bildeten im nächsten Jahr neue Schwärme, die zur Honigproduktion verwendet wurden. Heute werden Körbe nur noch in sehr wenigen Imkereien, zum Beispiel in der Heideimkerei in Lüneburg, verwendet. Die Technik des Bienenkorb bindens verschwindet. Das geflochtene Stroh eignet sich wegen seiner guten Isolierfähigkeit gut, Bienen zu beherbergen.

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Klotzbeute Neben den “Zeitlern”, welche den Honig wilder Bienenvölker im Wald ernteten, wurden Bienen im Mittelalter in hohlen Baumstämmen am Haus gehalten. Diese “Klotzbeuten” bieten einen einfachen Hohlraum, in dem die Bienen Naturbau errichten, der zur Honigernte zerstört werden muss. Später wurden sie auch mit Oberträgern bestückt, an denen die Bienen ihren Wabenbau ausrichten, so dass die Waben entnommen werden können. Da der Raum nicht vergrößert werden kann kommen die Bienen in Klotzbeuten schneller zum schwärmen. Weil sie sich für die kommerzielle Imkerei nicht eignen haben heute nur noch wenige Imker aus „Nostalgie“-Gründen Klotzbeuten an ihrem Bienenstand.

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1 2 2

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1 Deckel aus Aluminium 2 Oberträgerleisten mit Naturwabenbau 3 Gitterboden 4 FluglÜcher

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Trogbeute Die Trogbeute gehört zu den ältesten Beutetypen. Tonröhren, in denen im alten Ägypten geimkert wurde, und die langen schmalen Kisten, die bereits von den Römern zur Bienenhaltung verwendet wurden, waren Vorläufer der Trogbeute. Der Top-bar-hive ist eine Form der Trogbeute, die von Entwicklungshelfern speziell für afrikanische Bäuerinnen entwickelt wurde. Der Top-Bar-Hive ist eine Kiste von 1 m Länge, 60 cm Breite und mit schrägen Wänden. Die Beute ist relativ einfach herzustellen. Rückenschonendes Arbeiten ist möglich, da keine schweren Honigzargen gehoben werden müssen. Die Bienen bauen ihre Waben an Wachsstreifen oder eine gefräste Holzkante an den Oberträgern nach unten an. Die Oberträger sind Leisten, die lose auf den Rand der Beute aufgelegt sind, wobei eine eingefräste Kante das Abrutschen verhindert, und in ihrer Gesamtheit den Deckel bilden. An den aufliegenden Rändern können die Leisten zur Wabenkontrolle gut angefasst und herausgehoben werden. Jede Leiste hat eine Breite von 35 mm und eine Dicke von 17 mm, dieses Maß bestimmt den Abstand zwischen den Mitten der parallel gebauten Waben und müssen deswegen exakt eingehalten werden. Aufgrund der schrägen Wände bauen die Bienen die Waben kaum oder nicht fest an den Rändern an, so dass sie leicht entnommen werden können. Der Boden ist mit einem Gitter versehen, unter dem zur Milbenkontrolle ein Varroaboden geschoben werden kann. In Fluglochnähe im vordere Teil befindet sich der Brutraum, im hinteren Teil, mit einem Trennschied oder Absperrgitter abgeteilt, der Honigraum. Um die Bienen vor tierischen Honigräubern zu schützen wird die Beute in Afrika zwischen zwei Bäumen oder Holzpfosten aufgehängt. Zur Honigernte können die Waben ausgeschleudert oder gepresst werden. Zur Bekämpfung der Varroa-Milbe kann ein Ameisensäure-Verdunster an einem Oberträger befestigt zwischen die Waben gehängt werden.

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1

1 Honigraum 2

2 Brutraum 3 Bienenwagen

Hinterbehandlungsbeute Ein großer Fortschritt in der Imkerei war die Einführung des “Mobilbaus” im neunzehnten Jahrhundert. Bewegliche Holzrähmchen wurden in den Stock eingesetzt, zur Honigernte können diese entnommen und durch leere, ausgeschleuderte, ersetzt werden. Zuerst wurden diese beweglichen Rähmchen in Hinterbehandlungsbeuten verwendet, welche an der Rückseite geöffnet werden. Im unteren Teil befindet sich die Brut, oben ist der Honigraum. Hinter der Klappe gibt es meistens eine durchsichtige Absperrung, durch die die erste Wabe beobachtet werden kann. Der Vorteil, den diese Beuten bieten, ist, dass sie stapelbar sind. Vor allem in der DDR wurden diese Beuten in Bienenwägen verwendet. Allerdings ist die Honigernte aufwändiger, da jede Wabe einzeln entnommen werden muss, und es ist schwieriger und zeitaufwändig, sich einen Einblick ins Bienenvolk zu verschaffen. Auch sind die Hinterbehandlungsbeuten für die heutige Größe eines Bienenvolkes meist zu klein und können nicht erweitert werden. Methoden zur Milbenbehandlung sind schwerer durchführbar.

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Bienen-Kiste Die “Bienenkiste” ist eine modifizierung des “Krainer Bauernstocks”, in dem die europäische Biene ursprünglich gezüchtet werden sollte. Sie wurde mit dem Imkerverein “Mellifera” zur “wesensgerechten Bienenhaltung” entwickelt und stellt eine alternative zur Magazinbetriebsweise dar. Die Bienenkiste ist für Freizeitimker, bei denen die Bienenhaltung Element einer ganzheitlichen, bewussteren Lebensweise ist und die in kleinem Umfang für den Eigenbedarf Honig produzieren wollen. Sie ist eine einfache, lange, flache Holzkiste, deren Boden und rückwand abnehmbar sind. Das Flugloch befindet sich an der Stirnseite, eingeklebte Anfangsstreifen geben die Waben in Länksrichtung vor. Der Kasten wird von unten bearbeitet, dazu wird er über die Stirnseite gekippt, auf einem Ständer aufgestellt und der Boden abgenommen. Um mit der Bienenkiste Honig ernten zu können und den Schwarmtrieb etwas zu dämpfen gibt es im hinteren Drittel einen Honigraum, in den vorgeprägte Wachsplatten eingehängt werden. Die Bienen füllen den Raum mit den Honigüberschüssen, die sie nicht selbst zum Überwintern brauchen und die später geerntet werden können.

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2 3

4 9

5 5

5

6 7

1 Dach mit Polsterung zur Isolierung 2 Innendeckel 3 Futterzarge 4 Honigraum 5 Bruträume 6 Varroaboden 7 Gitterboden

8 10

8 Füße 9 Naturwabe an Oberträger

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Warré-Beute Der Pfarrer Emile Warré forderte vor über 100 Jahren “Bienenhaltung für Jedermann!”. Er entwickelte eine Betriebsweise für Freizeitimker, die ohne Drähte, Rähmchen und Mittelwände auskommt und nur zwei Eingriffe im Jahr fordert: das Erweitern im Frühjahr und die Ernte im Herbst. Wie in der modernen Magazinimkerei wird mit mehreren Zargen gearbeitet, welche deutlich kleiner als die der kommerziellen Imkerei sind (Grundfläche 34x34 cm, Höhe 21 cm). In den Zargen gibt es festgenagelte Leisten als Oberträger, an denen Anfangsstreifen aus Mittelwand-Wachs befestigt sind. Diese nutzen die Bienen, um ihren Wabenbau daran zu befestigen. Das Dach über Brut- und Honigzarge ist mit Holzwolle gefüllt und dient zur FeuchtigkeitsRegulierung im Stock. Die gesamte Beute besteht aus einem geschlossenen Boden, vier Füßen, vier Zargen, dem Kissen und dem Dach. Die Zargen können zusätzlich mit Guckfenstern ausgestattet werden. Der Honig wird erst geerntet, wenn es im Herbst kalt geworden ist und die Bienen in den unteren Zargen eine Wintertraube gebildet haben, es ist dann auch keine Schutzbekleidung, kein Besen oder Rauch mehr notwendig, da die obere Zarge einfach abgenommen werden kann. Nur der Honigüberschuss, den die Bienen nicht selbst im Winter brauchen, wird geerntet. Der Naturwabenbau wird von den Leisten abgeschnitten und gepresst. Für die Milbenbehandlung wird ein mit Ameisensäure getränktes Schwammtuch auf die Leisten des oberen Brutraum gelegt. Wenn im Frühjahr das Volk an Stärke zunimmt werden zwei mit Leisten ausgestattete Zargen unter das Volk gestellt. Wie in der Natur bauen die Bienen ihre Waben nach unten aus. Die bebrüteten Waben wandern dadurch nach oben, werden mit Honig gefüllt und im nächsten Herbst geerntet, dadurch findet eine Wabenerneuerung statt.

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1 2 12

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4

5 13 6

7 1 Deckel 2 Innendeckel 3 Futterzarge 8

4 Honigraum 5 Bienenflucht 6 Königinnengitter

9

7 Brutraum 8 Varroaboden 9 Gitterboden 10 Flugloch 11 Flugbrett

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12 gedrahtetes Rähmchen 11

13 mit Waben ausgebautes Rähmchen

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Magazin-Beute Die Magazinbeute wird heute am häufigsten verwendet. Sie dient der Maximierung des Honigertrages und ist nach den Anforderungen der industriellen Landwirtschaft ausgelegt. Ihr großer Vorteil besteht in ihrer Flexibilität und Mobilität. Die Teile sind einfach aufgebaut, beweglich, robust und austauschbar. Die Beute lässt sich einfach auf einen Wagen aufladen, um in ein anderes Trachtgebiet zu fahren. Die Waben werden von den Bienen in Rähmchen ausgebaut, die zuvor mit vorgeprägten Wachsplatten (sog. Mittelwänden) bestückt wurden, und einzeln entnommen und eingesetzt werden können (sog. Mobilbau). Die auf den Mittelwänden vorgeprägte Wabenstruktur erlaubt den Bienen nur den Bau von Zellen, in denen Arbeiterinnen herangezogen werden können. Die männliche Bienenbrut, die Drohnen, welche größere Zellen benötigen, werden somit von den Imkern unterdrückt. (Die einzige Aufgabe der Drohnen besteht in der Fortpflanzung. Da die Königinnen in der kommerziellen Imkerei zur Zucht meist künstlich befruchtet werden haben die Drohnen keinen Zweck für die Imker.) Die Beute besteht aus mehreren Kisten, sogenannten Zargen. In den unteren befindet sich der Brutraum. Mit einem Gitter, durch welches die Arbeiterbienen aber nicht die Königin passen, abgetrennt, wird bei “Tracht”, also wenn viele Pflanzen in Blüte stehen, der Honigraum gesetzt. Der Honig wird zur Ernte entnommen und in einer Zentrifuge ausgeschleudert, gefiltert und abgefüllt. Der Wabenbau bleibt dabei erhalten und wird den Bienen leer zurück gegeben. Alte, mehrmals bebrütete und vom Propolis dunkel gewordene Waben werden eingeschmolzen. Zur Überwinterung wird den Bienen eine Zuckerlösung gefüttert, die sie in die Waben einlagern. Die Anzahl der Zargen wird der Stärke des Bienenvolkes angepasst, also im Frühjahr erweitert und im Winter verkleinert. Räumliche Enge spornt die Bienen zur Arbeit an. Magazinbeuten gibt es in variierenden Größen und mit entsprechend verschiedenen Rähmchenmaßen. In einigen Länden, zum Beispiel in den USA, ist Bienenhaltung nur im Mobilbau erlaubt, da Bienenseuchen und Milbenbefall besser kontrolliert und behandelt werden können. Magazinbeuten gibt es aus Holz oder Styropor. Sie kosten im Handel um die 50 bis 100 Euro.

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Schaukasten Bienenschaukästen dienen der Beobachtung der Bienen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen. Normalerweise werden ein bis zwei Waben übereinander zwischen zwei Glasplatten gehängt, die von außen mit einer Klappe abgedunkelt werden, die nur zur Besichtigung geöffnet wird. Das Bienenvolk kann im Schaukasten nur einige Monate leben, zur Überwinterung muss es in eine andere Beute umgesiedelt oder mit einem anderen Volk vereinigt werden. Im Gegensatz dazu kann in einer “Glasbeute” ein Bienenvolk das ganze Jahr über gehalten werden. Diese Stöcke werden von einigen Imkern zu Beobachtungszwecken auch im Haus aufgestellt, mit Flugloch zum Fenster hinaus.

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Bienenbaum In vielen Gegenden in Afrika werden Honigbienen in länglichen Röhren aus Baumrinde oder Ton gehalten. Von Hinten können sie geöffnet und die Waben mit dem Honig ausgeschnitten werden. Die Röhren werden zwischen Stämmen oder in Bäumen aufgehängt.

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EN T W U R F



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KONZEP T

Entwurf


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„Es ist cool geworden, auf nehmen. Etwas besseres kon

Patricia

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die Umwelt RĂźcksicht zu nnte doch garnicht passieren“

a Taterra

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Projektentwurf »Apiarium« »Apiarium« wird der Name eines von der Stadt initiierten Projektes zur Förderung der urbanen Bienenhaltung sein. Naturschutz, Belebung des öffentlichen Raumes und die Herstellung von Gemeinschaft werden darin miteinander verknüpft werden. Das pädagogische Angebot soll neue Vorstellungen vom städtischen Raum entwickeln, den städtischen Raum im Bezug auf die Nachbarschaft verändern und die Gemeinschaft und gemeinsame Identität der Bewohner stärken. Die Initiative stellt eine Möglichkeit dar für den produktiven Umgang mit wenig genutzten öffentlichen oder halb-öffentliche Räumen wie Plätzen, Hinterhöfen und begehbaren Dächern. Meine Bachelorarbeit ist der Versuch, eine angemessene Gestalt für ein Bienenhaus für die Stadt zu finden.

WAS ?

WARUM ?

Auf öffentlichem Raum werden Bienenhäuser aufgestellt. Eine Kampagne informiert die Bevölkerung über die Wichtigkeit der Bienen und sucht Interessierte, die eines der Bienenvölker für ein Jahr betreuen und anhand dessen das Imkern erlernen wollen. Ein erfahrener Imker wird vom Imkerverein gestellt, der die Neuimker betreut und ihnen das nötige Wissen und praktische Fähigkeiten der Bienenhaltung beibringt. Räumlichkeiten für Honigschleuder, Wachsschmelze etc. werden von der Stadt zur Verfügung gestellt sowie die Bienenhäuser und die nötigen Werkzeuge.

Umweltschutz: Durch neue Imker gibt es wieder mehr Bienen, die für eine gesunde Stadtökologie sorgen. Erholung und Erfahrung: Kein passiver Konsum, sondern Engagement, Zuwendung und Verantwortungsübernahme sind erforderlich, um Bienen zu halten. Der Zeitaufwand wird dafür belohnt mit Begeisterung, Erfolgserlebnissen und dem eigenen Honig. Durch die enge Verknüpfung der imkerlichen Tätigkeiten mit den Jahreszeiten wird einen vielleicht in den Hintergrund geratene Verbindung mit den Rythmen der Natur gefördert. Belebung des öffentlichen Raumes: Das gemeinsame Engagement soll den Gemeinschaftssinn verändern hin zu einer größeren Identifikation und Verantwortungsübernahme gegenüber der Stadt. Eine Plattform für den Dialog wird geschaffen.

Entwurf


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WO ?

FÜR WEN ?

Das Projekt kann im urbanen Raum umgesetzt werden, wo genügend Grünflächen mit Blütentracht für die Bienen vorhanden sind. Der Aufstellplatz für die Bienenhäuser soll nicht unregelmäßigem Lärm ausgesetzt sein und die Einflugschneise der Bienen soll nicht direkt auf einem beunruhigten Durchgangsplatz liegen. Neben Dächern eignen sich Innenhöfe, Plätze, Parks, brache Grünflächen. Wenig genutzten öffentlichen und halb-öffentlichen Räumen kann so neues Leben gegeben werden.

Das Projekt richtet sich sowohl an junge als auch an ältere Menschen. Für Rentner ist die Imkerei eine Möglichkeit, aktiv zu bleiben und sich in einer Gemeinschaft zu engagieren, die auch soziale Einbindung bietet. Für junge berufstätige Menschen ist die Bienenhaltung in der Stadt ein Ruhe bringender Ausgleich zum stressigen Alltag. Die Bienenhaltung wird Teil eines an Gesundheit, Nachhaltigkeit und Genuss orientierten Lebensentwurfes sein. Da die Kosten von der Stadt getragen und auch die Bienenstöcke zur Verfügung gestellt werden benötigen die Teilnehmer keinen Garten oder Balkon, um dort Bienen zu halten, und haben keinen finanziellen Aufwand.

Entwurf


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Produktentwurf Bienenhaus Zielsetzung

FÜR DIE BIENEN

FÜR DIE STADT

Die Konstruktion des Bienenhauses wird den natürlichen Abläufen und Eigenschaften der Bienen so weit wie möglich entgegen kommen. Sie soll die Bienen vor schädlichen Witterungseinflüssen schützen, also Wind und Regen abweisen, gegen Kälte isolieren und muss gegen Hitze genug belüftet sein.

Das Bienenhaus wird im öffentlichen oder halböffentlichen Raum in der Stadt aufgestellt. Die Form des Bienenstocks soll auffällig sein und neugier wecken aber sich auch in die Stadtlandschaft einfügen und Teil davon werden.

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FÜR HOBBYIMKER Anders als bei den Bienenhäusern, die in der kommerziellen Imkerei verwendet werden, geht es nicht um die „Effizienz“ der Bienen und um eine Maximierung des Honigertrages. Das Bienenhaus soll dem Freizeitimker dienen, der ein oder wenige Völker in einer solchen Beute hält.

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FOR MFI NDU NG

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Neben der Orientierung an Magnetfeld und Sonnenstand richten sich die Bienen nach Farben und Formen, um zu ihrem Stock zurück zu finden. Bei Bienenständen mit vielen Stöcken markieren die Imker die Magazine oft farblich, damit nicht z.B. die Jungkönigin nach ihrem Hochzeitsflug in den falschen Stock zurück fliegt und von den fremden Wächterbienen getötet wird - das wäre das Ende ihres Volkes. Verschiede Farben, in denen der Beton eingefärbt werden kann, dienen also der Orientierung der Bienen und außerdem als dekoratives Element.

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Das Prinzip der Beute ist von den klassischen Magazinbeuten übernommen: Honig- und Brutraum sind getrennt, die Beute wird nach oben erweitert, die Bienen bauen ihre Waben in Rähmchen bzw. an Obersträger an. Die schräg abfallenden Wände machen sich, wie im Top-Bar-Hive, das natürliche Bauverhalten der Bienen zunutze, damit die Waben nicht an den Seiten festgewachst werden. Im Gegensatz zu den Magazinkästen ist die Form dieser Beute jedoch rund, was eine bessere Wärmeverteilung ermöglicht.

Das oberste Element und Dach der Beute bildet ein Blumentopf. Die Pflanze schützt den Stock vor Überhitzung bei hoher Sonneneinstrahlung.

40 - 50 cm

ca 20 cm

An Eingriffen können die runden Zargen gehoben werden. Der Honigraum ist kleiner als der Brutraum, damit man ihn leichter abheben kann, und mit Rähmchen ausgestattet, damit die Waben zur Honigernte ausgeschleudert werden können. Der Brutraum ist nur mit Oberleisten ausgestattet, an die die Bienen ihr Waben anhängen. Durch die Schräge der Seitenwände bauen sie die Waben nicht an (wie beim Top-Bar-Hive). Das Flugbrett, auf dem die Bienen landen, könnte aus Holz gefertigt und eingesteckt sein. So kann es ausgetauscht werden, falls der Beton das Holz überdauert. Wie Magazinbeuten gibt es einen offenen Gitteboden. Durch den Abstand zum Boden sind die Bienen im Winter vor Frost geschützt. Löcher garantieren genug Sauerstoff. und Luftzirkulation im Stock und können als funktionale Ornamente gestaltet werden. (alternativ könnte das Flugloch sehr groß und breit sein, müsste dann im Winter mit einem Mäusegitter versperrt werden.

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Für den Wasserabfluss aus dem Blumentopf sollte es eine Drainage geben.

Ca. 8-10 Rähmchen hängen in jedem “Ring”. Unter Berücksichtigung des “Beespace” ergibt sich eine Größe von ca. ø 35-40 cm.

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GRÖßE, VOLUMEN Bienen fühlen sich “eingeengt” am wohlsten, da in kleinen Räumen die Wärme besser gehalten werden kann. Andererseits kommt ein Volk zum “Schwärmen”, wenn der Platz zu klein geworden ist. Durch aufsetzen von Honigräumen kann man die Beute deswegen bei Platzbedarf vergrößern und für die kleine Volksgröße im Winter wieder verkleinern. Im Brutraum soll ca. 150 l fassen (entspricht 2-3 Zargen der Deutsch-Normalmaß-Beuten), die Honigräume fassen ca. 20 l und sind dadurch leichter zu heben. Die Gesamthöhe der Beute variiert je nach Volksstärke zwischen 75 cm und 135 cm.

15 cm 20 cm

20 cm 20 cm 15 cm

135 cm

75 cm

40 cm

20 cm

20 cm

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BODEN Um den Boden im Frühjahr reinigen zu können und den Milbenbefall der Völker durch einen Einschub unter dem Brutnest kontrollieren zu können, empfiehlt sich ein offener Boden. Entweder, der Boden ist ein extra Teil, dann muss der Brutraum zur Kontrolle abgehoben werden (was voll ca. 40 kg wiegen kann und also zwei Personen nötig macht) , oder es gibt eine Schublade unter den Brutwaben.

Gitterboden Parasiten-Kontrollboden

Entwurf


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BEE-SPACE Der sogenannte “Bee-Space” bezeichnet das Bauverhalten der Bienen, alle Abstände, die kleiner als 6 mm sind, mit Propolis zu zu kitten, und alle Abstände, die größer als 10 mm sind, mit Waben auszubauen. Was nicht festgebaut werden sondern den Bienen als Durchgang dienen soll muss also eine Distanz von +- 8mm aufweisen.

395 mm

375 mm 355 mm

200 mm

Entwurf


8 mm

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ca. 15 mm zum Einrasten

8 mm

8 mm

ca. 8 mm Distanz (“Beespace”)

10 mm

ca. 10 mm Rähmchen-Oberträger Höhe

ca.20 18mm mm Wandstärke

Entwurf


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RÄHMCHEN Ebenfalls aus dem “Bee-Space” ergeben sich die Maße für die Rähmchen. Die Waben haben eine dicke von 27 mm und die Abstände zwischen den Waben, die “Wabengassen” in denen die Bienen sich bewegen, haben den mittleren “Bee-Space” von 8 mm. Von Wabenmitte zu Wabenmitte ergibt sich damit eine Distanz von 35 mm. Ein Bienennest in der Natur hat normalerweise 8-10 Waben. Bei 10 Waben ergibt sich für die Beute ein Innendurchmesser von 355 mm. Bei 10 mm Auflagekante für die Rähmchen und 10 mm zusätzliche Wandstärke ergibt sich ein Außendurchmesser von 395 mm.

Die Bienen haben die Eigenschaft, an Kanten ihren Wabenbau anzuhängen Entwurf


143 27 mm innen 355 mm

auĂ&#x;en

8 mm

395 mm

Damit die Bienen die Rähmchen nicht aneinander kitten, gibt es spitz zulaufende Abstandhalter.

Entwurf


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SCHWARM-FANG Auch wenn die Imker in der Regel versuchen, das Schwärmen der Bienen zu verhindert, geht im Frühsommer manchmal ein Schwarm ab, um sich eine neue Bleibe zu suchen. Fängt der Imker ihn nicht rechtzeitig ein, fliegt er davon und der Imker hat ihn verloren. Im Mittelalter schlugen die Zeitler im Wald Höhlen in Bäume und strichen diese mit Honig und Wachs aus, um Bienenschwärme an zu locken. Man könnte diesen Trick übernehmen und zur Schwarmzeit leere, mit Honig präparierte Bienenstöcke aufstellen und so den entkommenen Schwärmen eine Bleibe anbieten.

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ISOLIERUNG Im Winter sollte der Stock nach oben hin zusätzlich Isoliert werden. In einem Hohlraum unter dem Pflanzentopf könnte dazu Dämmmaterial (z.B. Stroh) eingelegt werden.

Dämmmaterial

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WABENERNEUERUNG Je öfter die Waben bebrütet werden, umso dunkler werden sie. Nach 2-4 Jahren sind sie fast schwarz, die Zellen sind enger geworden und das Bienenvolk würde abschwärmen und eine neue Wohnung suchen. Um das zu verhindern sortieren die Imker alte Waben aus. Dazu wird die dunkle Wabe in eine vom Brutraum durch den Honigraum abgetrennte Zarge gehängt und entfernt, sobald alle Larven geschlüpft sind. Obwohl Brut- und Honigraum in meinem Entwurf unterschiedliche Rähmchengrößen haben und getrennt bewirtschaftet werden, kann dieses Prinzip übernommen werden, wenn die Honigräume genau halb so groß sind wie der Brutraum. Eine dunkle Brutwabe kann dann in zwei Honigzargen gehängt werden.

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Entwurf


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↑ → Annäherung an Volumen und Form über Modelle aus Pappmaché und Styropor.

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Im Wandel mit der Entwicklung des Bienenvolkes Im Laufe des Jahres verändert sich das Bienenvolk und seine Aufgaben und jedes Bienenvolk ist unterschiedlich. Auch das Apiarium ändert seine Gestalt und spiegelt das Innenleben des Bienenstocks nach außen wieder. Die verschiedenen Elemente können je nach Bedarf und Wunsch kombiniert werden und schaffen so am Standort im Lauf der Zeit und zwischen mehreren Bienenstöcken eine Formvariation.

Im Winter leben nur 15000 Winterbienen, sie verharren dicht zusammengedrängt in der Wintertraube und wärmen sich gegenseitig und die Königin. Der Platzbedarf ist kleiner, denn es gibt keine Brut, und ein kleiner Raum kann von den Bienen leichter warm gehalten werden. Auch das Apiarium ist nun kleiner und schlichter in seiner Erscheinung, es wartet gemeinsam mit den Bienen auf die Blütezeit im Sommer.

Wenn die Temperaturen im Frühling wieder ansteigen wächst das Volk schnell an und braucht spätestens zur Rapsblüte Anfang April mehr Platz, um den Honig lagern zu können. Über die Sommermonate wird das Apiarium eine „Krone“ für die Honigvorräte tragen. Wenn auch dieser Platz gefüllt ist, kann der Honigraum ausgetauscht oder ein zweiter aufgesetzt werden. Die Hexagonale Oberflächenstruktur erweckt schon von weitem betrachtet Assoziationen mit Honig und der Welt der Bienen.

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Um dem Stock Schatten zu spenden kann der Deckel alternativ als Pflanzentopf gewählt werden. Unterschiedliche Bepflanzung kann den Bienen bei mehreren nebeneinander aufgestellten Bienenhäusern zur Orientierung dienen.

Es kann je nach Imkerweise und Wunsch noch mehr Erweiterungsmöglichkeiten geben, die das Spiel mit Formen erlauben. Wer den Bienen im Herbst zur Überwinterung Zuckerwasser zufüttern möchte, braucht dazu eine „Futterzarge“. Wer sich einen noch tieferen Einblick in das Leben der Bienen ermöglichen möchte kann als oberstes Element auch einen „Schauaufsatz“ wählen. Durch das rote Glas kann so direkt das Treiben der Bienen in ihrem Bau beobachtet werden.

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AUSA R BEIT U NG



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M AT ER I A L

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Leichtbeton Trotz seiner Erscheinung und Haptik, die gewöhnlichem Beton entsprechen, ist Leichtbeton nicht annähernd so schwer. Er besteht hauptsächlich aus Beton und synthetischen Fasern und wird für die Herstellung von Hohlkörpern in unterschiedlichen Farben und Texturen genutzt. Trotz seiner geringeren Trockenrohdichte von unter 2.000 kg/m3 erfüllt er die Anforderungen an Tragfähigkeit, Sicherheit, Wärmeund Feuchteschutz, Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und Frost sowie Brand- und Schallschutz in der Regel sehr viel besser als herkömmlicher Beton. Mit einer speziellen Beschichtung kann die Oberfläche dauerhaft glänzend, lebensmittelecht und pflegeleicht gemacht werden. Das Material ist wasserdicht und -resistent, stoßfest und recyclebar. Leichtbeton kann auf verschiedenen Wegen hergestellt werden; durch die Verwendung leichter Gesteinskörnungen, Leichtsand, Leichtzuschlägen wie Leckermini, Perlite, Polystyrol etc. oder Aufschäumen der Zementmischung mit Luft.

← Betonmischversuche ↑ Gussformen, mit Blättern und Wachsplatten ausgekleidet, übertragen die Oberflächenstruktur auf die Betonplattem

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Mischversuche zum testen der Stabilität verschiedener Betonmischungen

1 Teil Weißzement 1 Teil Perlite (Leichtzuschlag) Glasfasern Uraplast (Verflüssiger) zerbrechlich, leicht, starkes Entmischen des Leichtzuschlags

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1 Teil Weißzement 1 Teil Sand 1 Teil Perlite (Leichtzuschlag) Uraplast (Verflüssiger)

bessere Bruchfestigkeit, sehr glatte Oberfläche, stabile Kanten

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1 Teil Weißzement 2 Teile Sand Glasfasern Uraplast (Verflüssiger) schwer, resistenter, an den Kanten brüchig

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1 Teil grauer Zement 3 Teile Sand 2 Teile Leckerministeine (Leichtzuschlag) Uraplast (Verflüssiger) sehr leicht, porös, brüchige Kanten, sehr feucht, starke Entmischung des Leichtzuschlags

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EIGENFARBE: Die Eigenfarbe des Betons reicht von hellem bis dunklem Grau. Durch die verarbeitete Zementart können die Abstufungen von Graugrün, Graublau bis zu Graubraun variieren. Durch weißen Portlandzement erhält man Beton in Weißtönen. EINGEFÄRBTER BETON: Mittels beigemischter Pigmente ist es möglich, die Eigenfarbe des Betons zu verändern. Für die Farbtöne Rot, Braun, Gelb werden alkalibeständige anorganische Eisenoxide verwendet. Festigkeitsverluste treten durch Färben nicht auf. OBERFLÄCHE: Die Oberfläche ist von der Schalung und von der Mörtelschicht abhängig, die sich aus Zementleim und Zuschlägen zusammensetzt. Die Struktur der Oberfläche wird durch die Wahl der Schalung bestimmt. Diese bildet sich als Negativabdruck auf dem Beton ab. Als Betondeckung bezeichnet man den Abstand der Bewehrung zur Betonoberfläche. Die Dicke der Betonüberdeckung muss aus Korrosionsschutzgründen eingehalten werden. POLIEREN: Als Polieren wird das Abtragen der Oberfläche bis zum Glanz bezeichnet. Es entsteht eine Naturpolitur. Durch das Polieren ergibt sich eine starke Farbvertiefung der Oberfläche. IMPRÄGNIEREN: Eine farblose Imprägnierung bietet unauffälligen Schutz gegen unterschiedliche Bewitterung. LASIEREN: Das Lasieren erhält den Eigencharakter des Betons. Die Oberfläche wird mit einer durchscheinenden Acryl-, Polymerharzfarbe, entsprechenden Kunststoffdispersions-Lasurfarben, Silikat- oder Mineralfarbenlasur versehen. Lasuren eignen sich gut für den Innenraum.

← Tests für die Stabilität der Kanten mit verschiedenen Betonmischungen

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↑ → Proben für Oberflächenstrukturen

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Produktdesign mit Beton

„Obleek“ Blumentöpfe von Leo Estevez

„Frisch ausgeschalt“ von Stephen Schulz, „Simply Concrete“ Universität Burg Halle

„Betonkopf“ Pflanzentopf von Robert Haslbeck, „Simply Concrete“ Universität Burg Halle

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„mushroom light weight concrete“ Hocker von Cilicon Factory

Lautsprecher von Linkski Design

„concrete things“ chair von Komplot für Nola

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Lehm Um farbige Sande aus verschiedenen Regionen Italiens und Farbpigmente zu kaufen, um verschiedene Färbungen des Betons auszuprobieren, besuchte ich Matteo Brioni in Gonzaga bei Mantova. Die Firma stellt aus regionalen Rohstoffen gebrannte Ziegel und Bodenbeläge her und Material für das Bauen in Lehm. Spezialauflagen von Lehmziegeln werden manuell hergestellt. Die hervorragenden thermischen Eigenschaften von Lehm und die Möglichkeit, durch Einarbeiten von Stroh sehr leicht Ziegel herzustellen (ab ca. 700 kg/m3), machen das Material auch geeignet für einen Bienenstock. Lehm kann fast überall gefördert werden und ist ein gänzlich naturbelassenes Produkt, mit dem keine Umweltbelastung einher geht. Mit einem speziellen Anstrichen aus Öl, Wachs und Honig kann die Oberfläche gegen Feuchtigkeit imprägniert werden. Wenngleich auch nicht so witterungsresistent wie Beton, kann ich mir doch vorstellen, dass Lehm für eine Weiterentwicklung des Bienenhauses eine gute Alternative zu Beton darstellen könnte.

Fotos: Produktions- und Lagerhallen der Firma Matteo Brioni in Gonzaga nähe Mantova, Bettina Böhm, 2012

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Farbtests Um den Beton einzufärben machte ich Grussproben sowohl mit Beimischung von Farbpigmenten als auch mit Verwendung der farbigen italienischen Sande von der Firma Matteo Brioni in Gonzaga.

↑ Betongüsse mit verschiedenen Farbzugaben ← oben: die fabigen Sande der Serie "Terra Vista" der Firma Matteo Brioni unten: Farbpigmente der Firma Matteo Brioni Fotos: Bettina Böhm

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Betongüsse mit Beimischung von Pigmenten oder Verwendung farbiger Sande

Pigmentzugabe -

„Terra Vista -

„Terra Vista -

Grün und Terra Cotta

Vinaccia“, Sand

Cioccolato“, Sand

Pigmentzugabe „Terra Vista -

„Terra Vista -

Bianco“, Sand

Giallo“, Sand

„Terra Vista -

„Terra Vista -

„Terra Vista -

Avorio“, Sand

Antracite“, Sand

Rosso“, Sand

Bordeaux

Ausarbeitung Recherche


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Mischung von Farbpigmenten, auf die Oberfl채che der Gussform gestreut

Ausarbeitung Recherche


Umsetzung


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FOR MBAU

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← Die erste Schicht der Gussform besteht aus um einen Polystyrolkern fixierten plastifizierten Papiers. ← Mit Polyurethanschaum wird das Papier von Außen fixiert. → Die inneren Teile der Gussform sind Polystyrolzylinder verschiedener Größen. ← Eine Probe aus einen Eindruck strukturierten die später aus wird.

Gips gibt der hexagonal Oberfläche, Beton gegossen

↓ Eine Lackschickt macht die Form wasserundurchlässig

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Umsetzung


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ORT

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Das Land, in dem Mi

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ilch und Honig fliessen

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Imkerei in Südtirol Die Landwirtschaft Südtirols, mit dem ausgeprägten Apfelanbau, ist in hohem Maße auf die Bestäubungsleistung der Bienen angewiesen. Die Ernte wird von Wanderimkern sicher gestellt, welche von den Bauern für das Aufstellen ihrer Stöcke zur Zeit der Obstblüte bezahlt werden. In Bozen, einschließlich der angrenzenden ländlichen Regionen, gibt es ca. 192 Imker. Von den etwa 3.000 Mitgliedern des Südtiroler Imkerbundes gehören nur 30 der italienischen Sprachgruppe an. Nur ein Mitglied kommt aus einem Nicht-EU-Land, aus Marokko. Da die italienischsprachige Bevölkerung in Südtirol vornehmlich in den Städten, vor allem in Bozen, wohnt, ist anscheinend der Bezug zur Langwirtschaft weniger vorhanden. Ein Projekt zur städtischen Bienenhaltung könnte also gerade auch für diese Bevölkerungsgruppe interessant sein. Nach langer Stagnation gibt es kürzlich auch in Südtirol wieder wachsendes Interesse an der Bienenhaltung von Seiten der jüngeren Bevölkerung, welche den altersbedingten Ausfall anderer Mitglieder des Imkerbundes wett machen. Ende des Jahres 2011 wurde deswegen der Verein für Neu- und Jungimker als ein Unterverein des Imkerbundes gegründet.

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STATISTIKEN DES SÜDTIROLER IMKERBUNDES

Anzahl der Bienenvölker in Südtirol im Vergleichszeitraum 1998-2009

Mitgliederverlauf von 1998-2009

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Casa Nova Zone

Kaiserau Das kürzlich fertig gestellte Bozener Stadtviertel Kaiserau / Casanova, ein Vorzeigemodell für ökologisch nachhaltigen Städtebau, ist ein Beispiel für einen Ort, der von der Realisierung des „Apiarium“-Projektes profitieren könnte. An der Grenze zwischen Stadtgebiet und landwirtschaftlich genutzter Fläche, droht das Viertel auch soziokulturell in eine periphere Lage zu geraten. Die Nutzung der bisher wenig bespielten öffentlichen Grünflächen durch das Projekt zur städtischen Bienenhaltung könnte die Identität des Ortes stärken, die Partizipation und Identifikation der Bewohner favorisieren und so zu einer Verbesserung der Wohnatmosphäre beitragen. Im Jahr 2000 erwarb die Stadt Bozen ca. 10 ha landwirtschaftliche Flächen am südlichen Stadtrand von Bozen und wandelte die in Bauland für soziale Zwecke um. Ein neues Stadtviertel sollte den großen Wohnungsbedarf decken und die periphere Zone aufwerten. Die Stadt setzte sich das Ziel, ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit in

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Stadtplanung und Städtebau zu schaffen; die Umsetzung eines qualitativ hochwertigen Siedlungskonzeptes mit geringst möglichen Auswirkungen auf die Umwelt sowie die Einleitung von Kommunikationsund Partizipationsprozessen. Das neue Stadtviertel wurde in acht Wohnviertel, sogenannte Kastelle, mit unterschiedlichen Formen und Größen aus 3-4 Wohngebäuden bestehend, verteilt in öffentlichem Grün, gliedert. Der Entwurf ist inspiriert von den umliegenden mittelalterlichen Burgen, der Struktur der verstreut in den Obstplantagen gelegenen landwirtschaftlichen Gehöfte und dem Mosaik der angrenzenden Felder.

ner des Wohnviertels mit eingebunden werden. Bei der Eröffnung der Veranstaltung sagte Landesrat Christian Tommasini: „Wenn wir öffentliche Gelder für den Bau von komfortablen Wohnungen investieren, reicht das den Bürgern nicht – es geht ihnen nicht nur darum, ihre materiellen Bedürfnisse zu erfüllen, sondern auch ihre immateriellen, wie den Wunsch nach einer angenehmen Wohnatmosphäre im Viertel. Indem wir mehr Kultur in die Wohngebiete bringen, steigern wir die Lebensqualität und stärken das Gemeinschaftsgefühl der Bürgerinnen und Bürger.“ Wie Kaiserau vom Apiarium-Projekt profitiert

Die Vision eines innovativen, lebendigen, sozial und kulturell pulsierenden Stadtviertels zeigt sich fünf Jahre nach dem Einzug der ersten Bewohner als noch weit von der Realität entfernt. Durch die

Um diese positive Identifikation zu motivieren reichen die modernen Gebäude und Konzepte der Nachhaltigkeit offenbar nicht aus. Das Viertel

„IM NEUEN WOHNVIERTEL CASANOVA/KAISERAU HABEN WIR WOHNUNGEN VON HÖCHSTER BAUQUALITÄT GESCHAFFEN UND NUN MÜSSEN WIR DARAN GEHEN, DAS VIERTEL IN EINEN ANGENEHMEN WOHNORT ZU VERWANDELN, WO DIE BEWOHNER SICH ALS GEMEINSCHAFT ERFAHREN“. Bozner Landesrat Christian Tommasini, 2012

periphäre Lage droht das Viertel auch sozial an den Rand gedrängt zu werden. Es gibt kaum Kontakt zwischen den Nachbarn, die öffentlichen Flächen werden wenig genutzt und es gibt wenig gemeinsamen Aktivitäten. Die Stadt ergreift nun die Initiative im Versuch, der Nachbarschaft eine eigene Identität zu verleihen. Um die Wohnatmosphäre im Viertel aufzuwerten wurde im Jahr 2011 ein Ideenwettbewerb für die Gestaltung des öffentlichen Parks ausgeschrieben. Auf der Konferenz "Wenn ein Raum zum Ort wird" im Januar 2012 wurde das Siegerprojekt bekanntgegeben: Walther.2, eine Spiegelskulptur, die in Richtung Walterplatz ausgerichtet wird und so eine Verbindungsachse zur Bozner Stadtmitte herstellen soll. Die Preisverleihung startete eine weitere Phase zur Platzgestaltung, bei der die Bewoh-

Kaiserau braucht eine Initiative, die den Bewohner als Gemeinschaft eine Identität gibt und sie zu etwas besonderem macht. Das Apiarium Projekt kann die Grünflächen und Plätze zwischen und innerhalb der Gebäudekomplexe nutzen. Am Übergang zwischen bebauter Fläche und Feldern aufgestellt, werden die Apiarien zu symbolträchtigen Objekten, die Stadt und Land fruchtbar miteinander vebinden. Die charakteristische Lage des Stadtviertels wird dadurch hervorgehoben und aufgewertet. Bewohner des Viertels werden für die Teilnahme gewonnen, sie werden die neuen Imker von Kaiserau, die durch ihre produktive Freizeitgestaltung einen Beitrag zum Naturschutz leisten und stolz den eigenen Honig an Nachbarn verschenken können. 1

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Bienenbaum Letzten Sommer bekam der Imker Andreas Krüger einen aufgeregten Anruf. Im Garten einer Kindertagesstätte in Marzahn hatte ein Bienenvolk einen hohlen Baum besiedelt. Wegen der Sorge einiger Eltern, ihre Kinder könnten gestochen werden, musste der Imker den toten Baum fällen und nahm das Bienenvolk mit zu seinem Bienenstand. Leider fiel im Herbst das Volk der Varroamilbe zum Opfer. Er schenkte mir den Baum, damit ich mir ein natürliches Bienennest ansehen kann.

← oben: Bienen haben einen hohlen Baum in einer Berliner Kindertagesstätte besiedelt unten: der Baum liegt in der Universität Bozen unter der CNC-Fräse ↑ das Wabenwerk ist freigelegt


K AU L S D O R F E RK AU L S D O R F E R

HONIG

HONIG

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Honigetiketten F端r den Imker Andreas Kr端ger, der mir f端r Fotos mit seinen Bienen auf dem Dach des Rathauses Marzahn-Hellersdorf Modell stand und einen hohlen Baum mit einem Bienennest darin schenkte, entwarf ich auf Anfrage Honigetiketten, f端r die ich mit allerbestem Stadthonig entlohnt wurde.



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Ich mรถchte mein Projekt meiner Oma Gerda widmen, die 1950 im Alter von 24 in Bonn das Imkern erlernte.



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QU EL L EN


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INFORMATIONEN: Marc-Wilhelm Kohfink. Bienen halten in der Stadt. Stuttgard: Eugen Ulmer KG, 2010. Claudia Benzien. Ökologisch Imkern. Stuttgard: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, 2006. Franz Lampeilt. Bienenbeuten und Betriebsweisen. Stuttgard: Eugen Ulmer KG, 2009. Südtiroler Imkerbund. Für Bienen, Imkerei, Natur und Umwelt. Informationsbroschüre 2011. Informationsmaterial der Initiative „Berlin summt“ www.imkerforum.de BILDQUELLEN: S.6/7 http://www.pixomix.com/hong_kong_housingwallpapers.html ; 03.02.2012 . S.8/9 http://mihraystock.deviantart.com/art/honeycombstock-192911170; 03.02.1212. S.45 Foto: Florian Möller S.48 Foto: Michael Burton S.49 Infografik von Susanna Hertrich und Michiko Nitta S.46/47 Fotos von Heiko http://prinzessinnengarten.net ; 25.01.2012


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S.56/57; S.78-83 Fotos von Eric Tourneret; www.thehoneygatherers. com ; 15.12.2011. S.64-69 Fotos von Michele Larcher im Auftrag von Bettina Böhm; November 2011; S.180/181 http://www.designboom.com ; 20.02.2012

TEXTE: S.32/33 Stephen Engblom, Claire Bonham-Carter, The era of ecological metropolis. aus Climate: Design: Design and Planning for the Age of Climate Change. England: ORO Editions, 2010. S.34 James Rosenwax, Celeste Morgan, Dr Courtney Henderson . Design and natural systems: Design with nature. aus Climate: Design: Design and Planning for the Age of Climate Change. England: ORO Editions, 2010. S.35/36 Jason Prior . Working on the future now. aus Climate: Design: Design and Planning for the Age of Climate Change. England: ORO Editions, 2010. S.40/41 Text aus der Ausstellung Carrot city; www.carrotcity.com, TU Berlin 2011 S.50/51 Text aus der Ausstellung Carrot city, www.carrotcity.com, TU Berlin, 2011

S.205 Statistik des Südtiroler Imkerbundes aus der Informationsbroschüre Der Südtiroler Imkerbund - Für Bienen, Imkerei, Natur und Umwelt, Bozen, 2011 S.207-208 Informationen aus der Broschüre Casa Nova; Kaiserau. Eurac Research, Institut für Erneuerbare Energie, 2011.


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DANKSAGUNG Ich bedanke mich herzlich für ihre Unterstützung bei den Initiatoren und Imkern von „Berlin summt“: Andreas Krüger, Corinna Hölzer, Cornelis Hemmer, Frank Hinrichs, Heinz Risse, Hilde Smits, Jirka Stengel, Marc-Wilhelm Kohfink, Nicole Schmall, Sandra Urban, Uwe Marth, Wolfgang Friedrichowitz Dr. Hans-Diethelm Woköck, dem Imker aus der Garten-Arbeitsschule Ilse Demme in Charlottenburg Frank Mohrmann, dem Gründer des „Bienarium“ Ruhlsdorf Walther Turk für seine Hilfe beim Formbau für das Bienenhaus meinen Eltern Rupert & Gertrud Böhm und meiner besten Freundin Nina


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APIARIUM Laureatsarbeit von Bettina Madita Böhm entstanden innerhalb der Prüfungssession 2011/12, 12.1 an der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen Erstbetreuer: Kuno Prey - Zweitbetreuer: Roberto Gigliotti


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