Das Magazin zur Domsanierung (3/2012, Nr. 9)

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Verputzt Zerlegt

3/2012 Nr. 9

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Zukunft für das Erbe

Mit dem Flieger die Wand hoch

Der Lettner in der Werkstatt

Beschenkt

Präsente aus dem Dom-Shop

Steine erzählen …

was


Liebe LESERINNEN UND Leser,

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viel ist in diesem Sommer auf der Dombaustelle und rund um den Domhof passiert: Die Pflasterung des Platzes ist fortgeschritten und man sieht schon, wie der Domhof künftig aussehen wird. Der Boden im Dom ist wieder aufgefüllt und der Eingang zum Rosenstock mit seinem Domladen umgezogen. Und das neue Museum wächst sichtlich.

Auf den putz gehauen

Der Anbau des Dommuseums wird ein ganz besonderer sein, denn er wird extra für den ehemaligen Dom-Lettner gebaut. Was es mit dieser kostbaren Chorschranke auf sich hat, erzählen wir Ihnen in dieser Ausgabe. Außerdem präsentieren wir Ihnen die Ergebnisse der spannenden Putzuntersuchung in unserer Kathedrale. So viel sei schon gesagt: Es hat mich fasziniert, was Steine erzählen ... Falls Sie übrigens noch ein paar Geschenke für Weihnachten suchen: Wir haben einige schöne Angebote für Sie!

Quadrat um Quadrat haben sie sich vorgearbeitet, in schwindelnder Höhe genauso wie an den Fundamenten der Säulen: Antje Rinne und ihr Kollege Holger Naumann. In den vergangenen Monaten haben die beiden Diplom-Ingenieure zweimal wöchentlich den Putz im Hildesheimer Dom untersucht. Unterstützt wurden sie dabei von Thomas Harland und seinem Pixelkopter, einem fliegenden Kamera-Hubschrauber im Miniformat. Dank des kleinen Gerätes mit den vielen Rotorarmen konnten sie den Putz auch an Stellen begutachten, die sonst nur mit einem extrem hohen, aufwändig aufzubauenden Gerüst erreichbar gewesen wären. „Wir Der Kamera-Hubschrauber „Pixelkonnten sehen, wo Risse sind, kopter“ kann die Arbeit von drei Verstaubungen, was noch gut aussieht“, erzählt Rinne. Für Jahren an einem Tag leisten. Mit die Ingenieurin war das Beflieihm wurde der Putz im Hildesheigen des Domes eine große Ermer Dom abgeflogen. Das Ergebnis leichterung: „Sonst hätten wir übertraf manche Erwartung … drei Jahre hier untersuchen müssen, um zu einem hundertprozentigen Ergebnis zu kommen.“ Dieses sieht leider nicht gut aus. Bei ihrer Arbeit in verschiedenen, repräsentativen Teilen des Domes wie den Kapellen, der Krypta und im Mittelschiff haben Antje Rinne und Holger Naumann den Putz in vielen 50 mal 50 Zentimeter großen Quadraten untersucht, vorsichtig mit dem Hämmerchen beklopft, Risse und Fehlstellen begutachtet. Das Fazit: Der gesamte Innenputz im Dom muss erneuert werden. Damit endet die Arbeit der 44-Jährigen, der die Leidenschaft für ihren Beruf aus den Augen blitzt, aber nicht: Sie berät auch in der Frage der Mörtelauswahl für den neuen Putz. Ökologisch und gesundheitlich unbedenklich muss er sein. „Und mindestens zwei Generationen halten“, sagt Antje Rinne. Und wenn sie könnte, dann würde sie gerne zwei Zeitreisen unternehmen: eine in die Vergangenheit, um zu sehen, wie der alte Putz beim Wiederaufbau aufgebracht worden ist. Die Zweite in die Zukunft, um zu sehen, wie der neue Putz hält und wie künftige Generationen mit dem Hildesheimer Weltkulturerbe umgehen.

Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit und wiederum viel Spaß beim Lesen.

Ihre Petra Meschede Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit

IMPRESSUM >2015 DAS MAGAZIN ZUR DOMSANIERUNG wird herausgegeben von der Hauptabteilung Kommunikationsund Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Generalvikariats Hildesheim, Domhof 24, 31134 Hildesheim Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Petra Meschede Konzept, Redaktion und Gestaltung: Bernward Medien GmbH, Hildesheim Text: Hildegard Mathies, Köln Druck: Fischer Druck GmbH, Peine Fotos: Bernward Medien GmbH S. 9, 10, 11; Bischöfliche Pressestelle Hildesheim S. 6, 7; Antje Rinne S. 2, 3; Hildegard Mathies, Köln, Titel, S. 3, 4, 5; Stadt Hildesheim S. 6; Ingenieurbüro PGH, Dormagen, S. 8; Manfred Zimmermann S. 8

„>2015“ wird umweltfreundlich auf FSC®-zertifiziertem Papier und Co2-kompensiert gedruckt.

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> Eine ausführliche Version lesen Sie unter www.domsanierung.de

Der Klang des Putzes am Mauerwerk gibt Bauingenieurin Antje Rinne einen ersten Hinweis auf den Zustand der Wandverkleidung.

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„Von den über 40 einzelnen Reliefs sind nicht mehr viele intakt und an einem Stück“, sagt Lehmkuhl. Aber immerhin: „90 bis 95 Prozent der Original-Bausubstanz sind erhalten.“ Der Restaurator und sein Team müssen bei jedem Detail entscheiden: Wo wird „nur“ die Substanz gereinigt und erhalten? Ergänzen wir hier ein Stück, das fehlt, etwa Kopf, Arm oder Gewand? Oder bleibt eine Leerstelle? „Das ist immer eine Grundsatzfrage“, erläutert Lehmkuhl. Schließlich soll auch die Geschichte eines Objektes nachvollziehbar und lebendig bleiben. Im Fall des Hildesheimer Lettners haben sich der Brabender-Experte Lehmkuhl und seine Auftraggeber – das Domkapitel – dafür entschieden, dass die Schäden und die Fehler, die man beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht hat, beseitigt werden. Alles, was nach dem Gegenstück auf der anderen Seite des Lettners oder anhand von Fotos rekonstruiert wird, soll später nach Brabender aussehen und wird für den Besucher nicht zu unterscheiden sein. Die Ergänzungen werden bis zur Oberfläche ausgeführt. Entschieden wurde, frühere qualitätsvolle Ergänzungen aus der Zeit nach 1945 beizubehalten, wo es sinnvoll ist. An anderen Stellen werden Angleichungen vorgenommen. Weniger qualitätsvolle alte Ergänzungen werden entfernt und durch neu geformte ersetzt. 4.500 Arbeitsstunden hat der Restaurator für die umfassende Arbeit am Lettner kalkuliert. Aber weder er noch seine Mitarbeiterinnen Katja Hameling und Vera von Rüden zählen die Minuten

Vorsichtig werden die Skulpturen gereinigt.

lebendige steine Es ein Puzzlespiel zu nennen, wäre despektierlich. Und untertrieben. Trifft aber ein bisschen die Realtität: Der berühmte Hildesheimer Dom-Lettner befindet sich gerade in rund 200 Einzelteile zerlegt in der Restaurierungswerkstatt von Thomas Lehmkuhl in Steinfurt bei Münster.

Was sich sonst unnahbar majestätisch in die Höhe schraubt und sich dem Auge weitgehend entzieht, breitet sich nun in Augenhöhe, Hüfthöhe, Kniehöhe auf Tischen, Ablagen und Paletten in der Werkstatt des Diplom-Restaurators aus: der Lettner. Einst trennte die 8,20 Meter hohe Chorschranke im Dom geweihte Klosterherren von Laienbrüdern, Priester vom Christenvolk. Nun also begegnen sie uns endlich einmal Auge in Auge: Adam und Eva, Abraham und Melchisedek, die Königin von Saba und König Salomo. Und natürlich Jesus und seine Jünger, die Gottesmutter Maria und der heilige Bischof Bernward, der als Verbeugung vor der Hildesheimer Bistumsgeschichte nicht fehlen darf. So lebendig gemeißelt sind die Gesichter, dass man direkt eintauchen kann in die biblischen Geschichten. Die erzählt der Lettner des spätmittelalterlichen Münsteraner Bildhauers Johann Brabender auf der Vorder- und Rückseite. Hier spiegeln sich die Darstellungen, die letztlich alle zu einem großen Thema führen: der Opferung Christi als Erlösung für die ganze Menschheit. Ein bisschen ehrfürchtig und atemlos steht man vor all den Szenen und Figuren. Atemlos ob ihrer Schönheit und der hohen Kunstfertigkeit der Bildhauer und Steinmetzen um Brabender, die das alles aus weichem Baumberger Kalksandstein schufen. Atemlos aber auch, weil es erst einmal ein kleiner Schock ist, diese große Kostbarkeit plötzlich in lauter Einzelteilen zu sehen. Nun erst werden die vielen Schäden deutlich, die im Laufe von 466 Jahren entstanden. Lettner, Lettner überall: Blick in die Werkstatt.

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der oft körperlich anstrengenden Arbeit, die eine ruhige Hand und einen sicheren Blick erfordert. „Es ist einfach eine Freude, mit solch einem Objekt arbeiten zu können“, sagt Lehmkuhl. Drei Monate wird der Wiederaufbau des Lettners mindestens dauern. Doch bis es 2015 soweit ist, wird noch einiges passieren. Sein neues Zuhause wird er in einem eigens für ihn geschaffenen Anbau des neuen Dommuseums finden. Darauf freut sich der Restaurator schon: „Das wird eine tolle Sache!“ Hätte er den Lettner nicht gerne wieder im Dom gesehen? „Nein“, sagt er, „das ist kein Thema.“

Bis zum Zweiten Weltkrieg stand der Renaissance-Lettner im Hildesheimer Dom zwischen den westlichen Vierungspfeilern als Trennwand von Hochchor und Mittelschiff. Vorsorglich wurde er abgebaut und ausgelagert – und entging so seiner Zerstörung beim Luftangriff auf Hildesheim am 22. März 1945. Der Lettner kehrte dann 1960 in die an den Dom grenzende St.-Antonius-Kirche als Rückwand des Altares zurück. Seine Besonderheit ist die Hausform: Er zeigt eine repräsentative, durchbrochene Renaissance-Fassade mit Türen, Säulen, einem hohen Geschoss mit fünf Giebeln und einer alles überkrönenden großen Kreuzigungsgruppe.


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DER DOMBAU V ERE I N

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die unterstützer

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Menschen für den Dom

Dombauverein Hohe Domkirche Hildesheim E.V. > Helfen Sie mit, die Zukunft des Welterbes zu sichern! Werden Sie Mitglied im Dombauverein Hohe Domkirche Hildesheim e.V. Kontakt Dombauverein Hohe Domkirche Hildesheim e.V. Domhof 2 · 31134 Hildesheim Telefon 0 51 21 / 307-216 Fax 0 51 21 / 307-214 dombauverein@domsanierung.de www.dombauverein-hildesheim.de

Er ist Oberbürgermeister von Hildesheim und verwurzelt in seiner Stadt. Deshalb kennt Kurt Machens den Dom seit seiner Kindheit. Ein japanischer Milliardär bietet Ihnen an, Hildesheim auf Generationen zu einer blühenden Stadt zu machen, wenn er dafür den Dom abbauen und in Japan wieder aufbauen darf. Ihre Antwort an ihn? Ganz abgesehen davon, dass Hildesheim bereits eine blühende Stadt ist: Der Dom ist unverkäuflich, aber der japanische Milliardär herzlich eingeladen, sein Geld hier auszugeben!

Sie können eine Zeitreise in die Geschichte des Domes machen. In welcher Zeit landen Sie? Keine Frage, im Zeitalter der Ottonen, in der Zeit der Bischöfe Bernward und Godehard. Mit denen möchte ich mich gern über die Kirche und die Stadt von damals unterhalten und ihnen zeigen, was heute daraus geworden ist. Was war es für ein Gefühl, den Dom entkernt zu sehen? Das ist richtig so, habe ich gedacht. Vieles, was im Laufe der Zeit hinzugefügt war und vielleicht nicht so ganz zueinander passte, wurde entfernt und der Dom auf das Wesentliche reduziert. Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz im Dom? Der war bisher nicht in der großen Kirche, mehr in der Krypta. Mal sehen, wie das in Zukunft aussieht. Bitte vollenden Sie den Satz „Hildesheim ohne Dom …“ … ist wie Currywurst ohne Soße.

übergab Bischof Norbert Trelle eine Spende für den Dom.

Mitgliedsbeiträge 100,- Euro für institutionelle Mitglieder 50,- Euro für Einzelpersonen 25,- Euro für Schüler und Studenten

muslime helfen dem dom

Spendenkonto Volksbank Hildesheim Konto-Nummer 4 019 757 300 BLZ 259 900 11 Sparkasse Hildesheim Konto-Nummer 99 063 414 BLZ 259 501 30

Sponsoren >2015 Herzlichen Dank für die Unterstützung der bisherigen Ausgaben des Magazins zur Domsanierung. > BWV, Beamten-Wohnungs-Verein zu Hildesheim eG > EVI, Energieversorgung Hildesheim GmbH & Co. KG > DKM, Darlehnskasse Münster eG > Autohaus Dobbratz, Lamspringe > Bauunternehmen Kubera, Hildesheim > gbg, Gemeinnützige Baugesellschaft zu Hildesheim AG

Große Freude: Die Hildesheimer Moscheegemeinde

Ein besonderes Geburtstagsgeschenk bekam Bischof Norbert Trelle von der muslimischen Moscheegemeinde Selimiye Merkez Camii aus Hildesheim: Sie überreichte ihm anlässlich seines 70. Geburtstags eine Spende von 1.000 Euro für die Sanierung des Domes.

zeitstrahl – zwei Paten aus dem Bischofshaus Zu ihrem 70. Geburtstag im September ließen sich Bischof Norbert Trelle und seine Zwillingsschwester Gisela nicht nur beschenken, sondern machten dem Dom selbst ein großes Geschenk: Sie übernahmen jeder eine Premium-Patenschaft im Wert von je 5.000 Euro für Abschnitte auf dem Zeitstrahl im Kreuzgang am Dom – und leisteten somit wertvolle Unterstüt-

zung für die Sanierung des Domes. Es waren nicht irgendwelche Daten, die sie sich ausgesucht hatten: 815, das Jahr der Bistumsgründung, und 2015, das Jahr des 1200. Geburtstags, stifteten der Bischof und seine Schwester. Statt ihrer Namen ließen sie auf der Tafel biblische Verse eingravieren, die den Gedanken von Jesus Christus als Fundament unseres Lebens und Glaubens untermauern, darunter den Wahlspruch von Bischof Norbert: „Einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist: Jesus Christ.“ > Mehr Informationen zum Zeitstrahl unter www.domsanierung.de

Die Spende war nicht nur ein Geschenk zum Ehrentag des Bischofs, sondern sollte auch ein Zeichen der Freundschaft und der geschwisterlichen Verbundenheit der Weltreligionen sein, machten die Vertreter der Moscheegemeinde deutlich: Im interreligiösen Arbeitskreis „Abrahams runder Tisch“ arbeiten Muslime, Juden, Christen und Bahai’i seit Jahren vertrauensvoll zusammen. Emin Tuncay, der die muslimische Gemeinde am Runden Tisch vertritt, bekräftigte: „Die Bereitschaft zum Dialog ist etwas Selbstverständliches geworden, wir treffen uns unter Freunden.“ Dafür seien die Muslime dankbar – und der Geburtstag des Bischofs sei ein schöner Anlass, diese Dankbarkeit zu zeigen. Bischof Trelle hat sich schon immer für den Dialog der Religionen und Kulturen eingesetzt. Bereits als Weihbischof in Köln war er Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die so-

genannte Zigeunerseelsorge an Sinti und Roma, von denen viele Muslime sind. Bei der alljährlichen großen Roma-Wallfahrt zum Kölner Dom feierte er offen und herzlich mit den Menschen, erfüllte gern ihre Bitten um Segnungen, die für sie nicht nur heilige Handlungen, sondern auch Glück verheißende Rituale sind. Zudem ist der Bischof Vorsitzender der Migrationskommission der Bischofskonferenz. Dialog ist für den Hildesheimer Oberhirten keine Pflichtübung, sondern selbstverständlich: „Es ist ein Zeichen der Wertschätzung, über das zu reden, was uns verbindet und trennt“, sagte der Bischof beim Besuch der Hildesheimer Muslime in seinem Haus. Die Spende der Moscheegemeinde hat ihn sehr bewegt. In ihr spiegelt sich auch das gemeinsame Wissen darum, dass jede Religion heilige Orte für das Gespräch mit Gott und für ihre Gemeinschaft braucht. Regelmäßig setzt Trelle sich für mehr Toleranz gegenüber dem Islam ein. Das Zusammenleben mit Menschen anderer Kulturen sieht er als Bereicherung an. Er appelliert auch an die gemeinsame Verantwortung: Die Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum müssten immer wieder „auf die friedensstiftenden und freiheitlichen Dimensionen unserer Religionen hinweisen“, hatte Trelle zuletzt in einer Botschaft zum Fastenbrechen der Muslime betont.


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Eine Frau mit Geschichte: „Hilde“ wurde die unbekannte Tote getauft,

unsichtbare helfer Weil der Dom kein kaltes, leeres Haus ist, braucht es allerlei Dinge, die im Verborgenen liegen und wirken: Kabel, Rohre, Leitungen und vieles mehr. Mit dem Leerrohrplan für die Elektrotechnik behalten die Fachleute den Überblick. Das Einzige, was ich zweifelsfrei erkenne, sind die Umrisse des Domes: Querschiff, Langhaus mit Mittelschiff, Seitenschiffen und eine der Kapellen. Der Rest scheint ein unentwirrbares, undurchdringliches Dickicht aus geraden Linien, Schlangenlinien, Zahlen – und ist das da hinten etwa ein Wölkchen? Puh … Aber bringen wir etwas Klarheit in die Wirrnis. Bei der Sanierung bleibt ja fast nichts an seinem Platz oder so, wie es mal war. So werden natürlich auch viele alte Kabel und Leitungen herausgerissen und neue verlegt. Und weil etwa die neue Chor-Orgel später ihren Platz in einer der Kapellen bekommt, muss auch die Elektro-Unterverteilung neu angelegt werden. Im Zuge der Arbeiten wurden 16 Kilometer Kabel und Leitungen verlegt. Das entspricht fast einer Strecke zwischen Hildesheim und Nordstemmen. Sie sorgen später zum Beispiel für gutes Licht und einen guten Klang der Chor-Orgel. Fünf neue ElektroUnterverteilungen waren dafür nötig. In den umgangssprachlich Verteilerkästen genannten Boxen befinden sich die Sicherungsund Schaltelemente, die den Strom in einem Gebäude oder in Gebäudeabschnitten verteilen. Damit die Gläubigen nicht nur die Orgel, sondern auch die Predigten und jedes andere gesprochene Wort klar und deutlich verstehen, wurden neue Leitungen für die Beschallungsanlage verlegt. Zusammen mit der Sicherheitstechnik ergeben sie eine Strecke von drei Kilometern. Das entspricht dem Weg vom Dom zum Hildesheimer Bahnhof, hin und zurück. Auf immerhin noch zwei Kilometer Länge bringen es die verlegten Leerrohre, von denen manche vom Dach des Domes bis in den sogenannten Regieraum der Technik gezogen wurden. Leere Rohre? Wozu braucht man die denn? Für zwei Dinge: Zum einen helfen sie dabei, die elektrischen Leitungen einzuziehen. Zum anderen dienen sie der Vorsorge für schnelle und kostengünstige Veränderungen oder Anpassungen, die in Zukunft einmal nötig werden könnten.

Wie dicke schwarze Schlangen sehen die Leerrohre im Dom aus. Jedes Einzelne ist im Leerrohrplan verzeichnet.

die zusammen mit den bunten Perlen ihrer Halskette wichtige Kenntnisse über die Bistumsgeschichte preisgibt.

hilde sei dank – wo hildesheim geboren wurde Geahnt hat er es immer: Diözesan-Konservator Karl-Bernhard Kruse war sich stets sicher, dass unter dem Dom und dem Domhof Hinweise auf die Geschichte von Stadt und Bistum Hildesheim auf ihre Enthüllung warten. Dank der in ihrem Grab entdeckten „Hilde“ hat er jetzt handfeste Beweise.

Wer die etwa 20 bis 30 Jahre alte Frau mit der Glasperlenkette wirklich war, deren Grab bei Ausgrabungsarbeiten im Dom gefunden wurde, wird sich nicht mehr ermitteln lassen. Weil der ungewöhnliche Fund aber auf die Keimzelle von Stadt und Bistum verweist, hat sie ehrenhalber den Namen „Hilde“ bekommen. Neben den gut erhaltenen roten und grünen Glasperlen hatte die Frau ein Messer bei sich. Das Grab und der Friedhof, zu dem es gehört, stammen aus einer Übergangszeit: Die Menschen waren schon getauft, erhielten aber noch Grabbeigaben, wie es zuvor im alten Glauben üblich war. Datieren lassen sich die Perlen auf das siebte bis neunte Jahrhundert. Mit der sogenannten C14-Methode kann man abgestorbenes organisches Gewebe datieren, indem der Gehalt radioaktiven Carbons gemessen wird. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass Hilde und eine weitere Verstorbene um das Ende des siebten und den Anfang des achten Jahrhunderts gelebt haben. Was bislang nur im Reich der Legenden verankert war, rückt damit ins Licht der Wissenschaft: dass das auf das Jahr 815 datierte Bistum Hildesheim auf dem Domhügel seinen Anfang nahm. „Hier hatte sich jemand angesiedelt, der mit den Franken herkam und sich in Sachsen schon verdient gemacht hatte“, erzählt Kruse. „Dafür hat er den Hügel bekommen und hier das erste

Dorf gegründet.“ Das hat er später vielleicht mit Ludwig dem Frommen – dem Stammvater des Bistums – getauscht. Weil es keine verlässlichen schriftlichen Zeugnisse gibt, ist die Archäologie nun die einzige und wichtigste Quelle für die Aufdeckung der Bistumsgeschichte. Kruse ist froh, dass die umfassende Sanierung des Domes ihm und seinem Team die Chance zu diesen erfolgreichen Ausgrabungen gegeben hat. Um ein halbes Jahr war der Zeitraum für die Arbeiten von Generalvikar Dr. Werner Schreer verlängert worden. Zum Glück, denn genau in dieser Zeit kamen die entscheidenden Funde ans Licht. Inzwischen sind die insgesamt 20 Gräber wieder zugeschüttet. Umso wichtiger sind die Funde für die Wissenschaftler, die sie jetzt ausführlich untersuchen und auswerten werden. Wir dürfen also gespannt sein.

Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei der Sicherung, der Restaurierung und der Präsentation der zahlreichen und zum Teil sensationellen archäologischen Funde im Rahmen der Sanierung des Hildesheimer Doms – Schätze unserer Geschichte und Teil des Welterbes. Spendenkonto: Bistum Hildesheim, Bank für Sozialwirtschaft, Konto 1 404 200, BLZ 251 205 10, Stichwort „Domarchäologie 2012“


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schön. Gut. neu. Weihnachten steht vor der Tür: Tun Sie Gutes mit schönen Geschenken. Wir haben Ihnen einen kleinen Gabentisch vorbereitet. Mit diesen exklusiven Produkten erfreuen Sie Ihre Lieben und unterstützen gleichzeitig die Domsanierung.

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Für Ohrenschmauser Festliche Stimmung und besinnliche Stunden schenkt Ihnen die Doppel-CD „Himmlisches Jerusalem“ mit mittelalterlichem gregorianischem Gesang und Chormusik romantischer und zeitgenössischer Komponisten. Es singen der Hildesheimer Domchor, die Schola Gregoriana, der Kammerchor und Solisten. Die CD kostet 18,50 Euro

FÜR ZEITREISENDE

FÜR durchblickER Mehr Raum für den Domladen: Marlen Busche kann ihr Angebot nun viel ansprechender präsentieren.

Frau Busche zog um Der neue Domladen ist groß, hell und freundlich. Damit gibt es schon einen Vorgeschmack auf die neue Domwelt, auch wenn der jetzige Verkaufsort immer noch ein Provisorium ist. Das enge Büdchen, in dem Marlen Busche bislang Eintrittskarten zum Rosenstock, Souvenirs und Rosenkränze verkauft hat, ist Vergangenheit. Nun heißt sie die Besucher in einem großzügigen Raum willkommen und lädt sie zum Stöbern im Laden ein. Die Produkte lassen sich jetzt, auf rund 30 Quadratmetern, viel besser ins rechte Licht rücken und übersichtlich präsentieren. In den Regalen finden sich neben den üblichen Andenken an einen Besuch am Dom und in Hildesheim natürlich auch die exklusiv zur Förderung der Domsanierung hergestellten Produkte. „Es ist schön, wie großzü-

gig alles ist“, freut sich Marlen Busche. „Die Besucher können jetzt viel mehr herumgehen und ich fühle mich auch sehr wohl hier.“ Oft kommt die freundliche und ihren Kunden immer zugewandte 53-Jährige mit den Menschen ins Gespräch. Die Reaktionen auf den neuen Eingang sind überwiegend positiv, auch wenn für manchen die zwölf Stufen zum Kreuzgang beschwerlich sind. „Aber die Menschen sind froh, dass sie den Rosenstock weiterhin besuchen können, auch wenn der Dom zu ist“, erzählt Marlen Busche. „Und viele sind erstaunt, dass der Preis von 50 Cent geblieben ist.“ Marlen Busche ist froh über ihren schönen neuen Arbeitsplatz, auch wenn es noch nicht der endgültige ist. Der entsteht erst dann, wenn auch das neue Dommuseum fertig ist, das die Besucher ebenfalls über diesen Eingang erreichen können. Seit 1994 saß sie immer allein hinter der Kasse des Kreuzgangs in ihrem Mini-Laden. Künftig kann sie sich die Betreuung der Besucher mit den Kolleginnen vom Dommuseum teilen.

Für klare Sicht und Sauberkeit sorgt das Dom-Mikrofasertuch. Es löst Verschmutzungen auf Brillen sowie anderen sensiblen Oberflächen und Optiken wie Handy-Displays, DVDs oder Computerbildschirmen. Insgesamt gibt es neun verschiedene Motive. Größe 15 cm x 18 cm, 3,00 Euro

Wunder, Kriege, Feuersbrünste: Die 1200-jährige Geschichte des Hildesheimer Doms ist abenteuerlich, oft dramatisch – und nie langweilig. Diese Dokumentation nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die bewegte Baubiographie der Bischofskirche. Eindrucksvolle 3D-Animationen zeigen ihre Entwicklung – von der kleinen Kapelle über die imposanten Gottesburgen des Mittelalters bis hin zum Dom von heute. Wir begegnen der Gottesmutter Maria, Heiligen und Bischöfen, Kaisern und Handwerkern. Umfangreiches Bonus-Material mit vielen seltenen Fotos ermöglicht exklusive Einblicke in die Geschichte und die gegenwärtigen Sanierungsarbeiten. Dokumentiert werden auch die aktuellsten Ergebnisse der archäologischen Forschung. DVD-Film, 22 Minuten, acht Bonusfilme, 14,90 Euro

FÜR SPIELERNATUREN Für flinke Finger und wache Augen, die das Schöne lieben, sind die beiden neuen Dom-Würfel gemacht, die wie bei einem Puzzle wunderschöne Bilder zum Dom entstehen lassen. Es gibt die Würfel in zwei Varianten: mit einem Akzent auf dem Dom oder einem auf den Kunstschätzen wie dem Albani-Psalter oder der Christussäule. Dom-Würfel in zwei Motivvarianten, je 7 x 7 cm, 8,90 Euro (pro Stück)

Alle Produkte und viele weitere erhalten Sie im Domladen oder unter www.domsanierung-shop.de


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Beratung, auf die man bauen kann!

Eine faire und transparente Beratung sind die Grundpfeiler der DKMUnternehmenskultur.

Nicht umsonst baut das Bistum Hildesheim als Hausbank auf uns – auch bei der Finanzierungs-Beratung rund um die Modernisierung des Hildesheimer Doms. Damit der feierlichen Wiedereröffnung dieses UNESCO-Weltkulturerbes pünktlich zum Bistumsjubiläum in 2015 nichts im Wege steht. Weihbischof Hans-Georg Koitz mit DKM-Berater Wolfgang Klose

DKM Breul 26 · 48143 Münster Hotline: (02 51) 5 10 13-2 00

E-Mail: info@dkm.de Internet: www.dkm.de


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