Lettre aus Berlin #15

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

was für eine Zeit! Brachte uns 2022 eine Entspannung bei der SARS-CoV-2 Corona Pandemie, so geschah im Februar dieses Jahres, was wir in Europa eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hatten: Krieg. Ein Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Hauptstadt Kiew unter Raketenbeschuss. Kiew, die Millionenstadt an den Ufern des Dnepr, ist nur rund zwei Flugstunden von Berlin entfernt. Nach monatelangem Ausnahmezustand wegen Covid-19, jetzt die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts in der Ukraine.

Nachdem in den letzten zwei Jahren Veranstaltungen mit und für Publikum pandemiebedingt ausfallen oder verschoben werden mussten – ja, im besten Fall mit einer stark reduzierten Anzahl an Gästen organisiert wurden, konnten wir 2022 Sie, unsere Partner und Freunde, wieder als Gäste bei uns begrüßen. Derweil war uns seit Februar, dem Beginn des Krieges in der Ukraine, nicht wirklich zum Feiern zumute. Dennoch war es gut und schön, sich wieder persönlich zu begegnen. Nicht zuletzt deshalb hatten wir das Konzert aus Anlass der Feiern der Wallonie im September dem Thema »Liebe« gewidmet. Die aus dem Hennegau stammende Mezzosopranistin Coline Dutilleul ließ uns mit ihrem Gesang gewahr werden, wie wichtig das Thema Liebe gerade in diesen Zeiten ist. Doch ob bei der Frankophonie, bei Film, der Literatur oder im Bereich Tanz und Musik, nie war uns in diesem jetzt zu Ende gehenden Jahr wirklich zum Feiern zumute. Zu präsent die tägliche Flut an Bildern vom Krieg in der Ukraine.

Um aber auch weiterhin mit unseren Partnern und damit auch mit Ihnen in Kontakt zu bleiben, haben wir unseren Newsletter und den im Frühjahr 2021 eingeführten Podcast auch dieses Jahr fortgesetzt. Letzterer kommt fortan im Zweimonatsrhythmus auf allen entsprechenden Plattformen zum Anhören oder Herunterladen, wann immer Sie mögen.

Was wird uns der Winter jetzt bringen? Wie geht es mit der Covid-19 Pandemie weiter? Entwickelt sich der Krieg in der Ukraine zu einem langwierigen bewaffneten Konflikt oder sind diplomatische Bemühungen der Annährung möglich? Kann es in absehbarer Zeit wieder Frieden geben in Europa? Zur Beantwortung all dieser Fragen fehlt uns die Kristallkugel. Auch die künstliche Intelligenz, der wir zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Wirtschaft hier in der Botschaft in Berlin ein Seminar bei der Berliner Summer School gewidmet hatten, kann da mit Antworten nicht helfen. Vielleicht mögen Sie deshalb einen Moment innehalten und das Jahr 2022 aus der Sicht unserer Arbeit revuepassieren lassen.

So können wir gemeinsam versuchen, trotz allem mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken und hoffen, dass 2023 ein gutes, neues Jahr werden möge.

Ich wünsche Ihnen eine eiserne Gesundheit und danke Ihnen für Ihre Treue!

IHR ALEXANDER HOMANN

Team DGCFRW © Frank-Michael ARNDT (Focusmedia)

HOCHRANGIGE POLITISCHE BESUCHE IN DEUTSCHLAND

2022 kamen ganz langsam auch die politischen Besuche in die deutsche Hauptstadt wieder in Gang. Im Mai führte der ostbelgische Ministerpräsident Oliver Paasch zusammen mit seiner Bildungsministerin Lydia Klinkenberg eine Delegationsreise nach Berlin an, bei der bildungspolitische Themen im Mittelpunkt standen. Zusammen mit Schulleitern und Pädagogen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens besuchte die Delegation mehrere Bildungseinrichtungen um mehr über alternative Lernmodelle zu erfahren. Minister-präsident Paasch und Bildungsministerin Klinkenberg trafen aber auch mit der Berliner Bildungssenatorin A strid-Sabine Busse zusammen. Bei dem Gespräch ging es sowohl um allgemeine Themen der Bildungspolitik, als auch um Herausforderungen, denen sich Schulträger und Bildungseinrichtungen angesichts des Zustroms von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine gegenübersehen. Viele der Geflüchteten sind Kinder und Jugendliche im schulpf lichtigen Alter, die beschult werden müssen. Auch das war Thema im Gespräch und Austausch mit Berlins Schulsenatorin Busse.

Einen ebenfalls intensiven Austausch suchten Ministerpräsident Paasch und Bildungsministerin Klinkenberg bei ihrem Gespräch im Sekretariat der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK). Bei dieser Gelegenheit begegnete man der Staatssekretärin Dr. Stenke, dem Vorsitzenden der Task Force Ukraine der Kultusministerkonferenz, Beckmann, sowie dem Generalsekretär der KMK, Udo Michallik.

Abgerundet wurde der Besuch mit einem Gespräch an der Freien Universität Berlin. Hier trafen sich die ostbelgischen Spitzenpolitiker mit der Fachbereichsleiterin Erziehungswissenschaften an der FU, Frau Prof. Dr. Kluczniok, die den Ministerpräsidenten und die Bildungsministerin über Forschung und Lehre im Bereich der frühkindlichen Bildung und Erziehung informierte.

Bei einem weiteren Aufenthalt in Berlin traf Ministerpräsident Paasch im Deutschen Bundestag zu einem Gespräch mit dem vormaligen und langjährigen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, zusammen. Paasch und Laschet verbinden seit geraumer Zeit ein fast freundschaftliches Verhältnis. Gerade während der Pandemie hatte dies zu einem reibungslosen Zusammenspiel über die Grenzen hinweg gesorgt und hatten Paasch und Laschet hatten gemeinsam viel für die Grenzpendler und deren besonderen Situation erreichen können.

Auf Einladung des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat war auch der Parlamentspräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Karl-Heinz Lambertz im Mai zu einem Besuch in Berlin. Bei einer Fachveranstaltung der Abteilung für regionale, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit des BMI, war Parlamentspräsident Lambertz als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Europäischen Grenzregionen, AGEG, als Gasredner eingeladen worden.

Senatorin Astrid-Sabine Busse im Gespräch mit Ministerpräsident Oliver Paasch und Ministerin Lydia Klinkenberg

Besuch bei der Kultusminsiterkonferenz © Kabinett Oliver Paasch

300 JAHRE KATHOLISCHE PROBSTEIGEMEINDE

PETER UND PAUL IN POTSDAM

Das Jahr 2022 war für die katholische Probsteigemeinde Peter und Paul in Potsdam ein ganz besonderes Jahr. Vor 300 Jahren hatte sich die katholische Gemeinde gegründet und damals belgische, bzw. wallonische Wurzeln gehabt. Es waren nämlich Büchsenmacher und Waffenschmiede aus Lüttich, die 1722 auf »Einladung« des »Soldatenkönigs« Friedrich Wilhelm I. nach Potsdam gekommen waren, um die dortige Waffenproduktion auf Trab zu bringen. Sie gründeten vor 300 Jahren damit nach der Reformation die erste katholische Gemeinde im heutigen Brandenburg. Das Jubiläum wurde dieses Jahr dann auch mit einem umfangreichen Festprogramm begangen. Höhepunkt war dabei das Bistumsfest am Wochenende des 2. bis 4. September 2022. Hierzu war auch der Bischoff von Lüttich, Jean-Pierre Delville eingeladen worden. Einen am Sonntag, 4. September ausgerichteten Festgottesdienst konzelebrierten der Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović gemeinsam mit dem Bischof von Lüttich, Jean-Pierre Delville. Der Leiter der Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie in Deutschland war bei dem Festgottesdienst eingeladen, Fürbitten vorzutragen. Überdies sorgte die gemeinsame Vertretung DGCFRW dafür, dass beim Bistumstag auch wallonisches Bier ausgeschenkt werden konnte. Das Privileg des Bierbrauens war den Lütticher Waffenschmieden vor 300 Jahren bei der Gründung der atholischen Gemeinde verwehrt geblieben. Höchste Zeit also, dies über diplomatische Kanäle im Jahre 2022 wettzumachen.

FESTTAG DER FÖDERATION WALLONIE-BRÜSSEL UND DER WALLONIE AM

27.SEPTEMBER

Nachdem pandemiebedingt 2021 der traditionelle Festtag der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie am 27. September nicht mit Kooperationspartnern und Freunden –kurzum mit Gästen – begangen werden konnte, war die Freude groß, sich in diesem Jahr wieder persönlich zu diesem Anlass in der Botschaft Belgiens in Berlin begegnen zu können. Fast 200 Gäste aus Politik, Kultur, Diplomatie und Gesellschaft konnten wir beim Empfang aus Anlass der Feiern der Wallonie in Berlin dieses Jahr begrüßen. Wirklich zum Feiern zumute war uns aber angesichts des Krieges in der Ukraine nicht wirklich. Zu schrecklich ist die Flut der Bilder aus den

Berlin-Brandenburgs Erzbischof Dr. Koch im Gespräch mit Botschaftsrat Alexander Homann und seiner Gattin Suzana

Der zum Jubiläum nach Potsdam angereiste Bischof von Lüttich, Msgr. Jean Pierre Delville (links) im Gespräch mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović

S.E. Geert Muylle, Suzana Cerk, Botschaftsrat Alexander Homann@ Frank-Michael ARNDT (Focusmedia)

umkämpften Gebieten und zu groß die Enttäuschung und der Schrecken darüber, dass der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist. Nur gut zwei Flugstunden von Berlin entfernt, schlagen in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, Raketen ein und sterben Menschen. Auch deshalb hatten wir den musikalischen Teil des Abends unter das Motto der »Liebe« gestellt. Die hochtalentierte Mezzosopranistin Coline Dutilleul verzauberte mit ihrem Programm dann auch unsere Gäste, zu denen auch Belgiens Botschafter Geert Muylle sowie seine Gemahlin und der Generaldelegierte Flanderns, Nic Van Der Marliere gehörten.

BILDUNG UND FORSCHUNG

Brüssel (ULB) und der Universität Mons durchgeführt. Dabei haben die ausgewählten Stipendiaten die Möglichkeit, innerhalb von drei Wochen ihre mündlichen und schrif tlichen Kenntnisse in Französisch zu perfektionieren sowie die französischsprachige Kultur und Literatur und insbesondere die französischsprachige Kultur und Literatur Belgiens zu entdecken.

Am Ende des Praktikums wird jeweils eine Teilnahmebescheinigung ausgehändigt.

Auch im kommenden Frühjahr können sich InteressentInnen wieder für das umfangreiche Programm bewerben, das dann auf unserer Website veröffentlicht wird.

! www.wbi.be/fr/bourses

BELZ – BELGIENZENTRUM PADERBORN

SOMMERSTIPENDIUM

Wie in den vergangenen Jahren wurde deutschen Studierenden, Beamten und Diplomaten durch Wallonie-Brüssel International (WBI) die Möglichkeit gegeben, sowohl am Sprachals auch am Literaturunterricht in französischer Sprache teilzunehmen. Die Kurse werden von der Freien Universität

Die Universität Paderborn und das dortige Belgienzentrum, das sich – übrigens einzigartig in Deutschland - wissenschaftlich mit unserem Land beschäftigt, hatte beim diesjährigen »Belgientag« erstmalig einen der Gliedstaaten Belgiens »in den Fokus« genommen. Und so präsentierte sich Flandern am 1. Juni in der Paderborner Innenstadt mit Frittenbude, Stelzenläufern und anderen »Markenzeichen«. Dem vorausgegangen war am Vormittag der offizielle Teil des Belgientages. Dieser findet traditionell auf dem Campus der Universität Paderborn statt und widmete sich dieses Jahr etwa dem Thema »Mehrsprachige Alltagswelten in der Mitte Europas«. Durch den Fokus auf Flandern konnte auch der Generaldelegierte Flanderns, Nic Van der Marliere, auf die vielen Facetten des niederländischsprachigen Landesteils in Belgien im kulturellen oder wirtschaftlichen Kontext hinweisen und die politische Bedeutung Flanderns im Bundesstaat Belgien hervorheben. Im kommenden Jahr wird dann der Fokus auf Ostbelgien liegen und wird sich die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens beim 7. Belgientag der Universität Paderborn im Mai 2023 im Belgienzentrum und in der Innenstadt Paderborns vorstellen.

Coline Dutilleul © Frank-Michael ARNDT (Focusmedia)

BESUCH WALLONISCHER STUDIERENDER BEIM ENERGIEUNTERNEHMEN 50 HTZ

Im Juni 2022 hatten Studierende des dritten und letzten Studienjahres des Bachelorstudiums in Marketing, Rechnungswesen und Rechtswissenschaften an der Hochschule der Provinz Lüttich die Gelegenheit, sich mit den allgemeinen Aufgaben des Unternehmens 50Htz, sowie mit deren nachhaltiger Entwicklung zu beschäftigen. Nach einer Betriebsbesichtigung und einführenden Vorträgen zum Unternehmen konnten die Studierenden Fragen zu Arbeitsabläufen und möglichen Beschäftigungsoptionen stellen.

*Die Haute École de la Province de Liège (HEPL) ist an nicht weniger als 11 Standorten (Campus und Standorte) in Lüttich und der Provinz vertreten und bietet 70 Studiengänge in 12 Bereichen an: 41 Bachelorstudiengänge (Kurzstudiengänge), 16 Masterstudiengänge (Langstudiengänge) und 13 Spezialisierungen.

SCIENCE WEEK

In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen weltweit präsentierte die Berlin Science Week vom 1. bis 10. November 2022 ein vielseitiges Programm. Mehr als 200 Präsenz- und Online-Veranstaltungen gaben Einblicke in die aktuelle Forschung und Innovation in der Wissenschaft. Zu den diesjährigen Veranstaltungsorten gehören u.a. das Futurium, der KI-Campus, das Humboldt-Labor, das Tieranatomische Theater oder das Zeiss-Großplanetarium.

Im Rahmen der Science Week fand in Anwesenheit des Astrophysikers und Forschungsdirektors des FNRS an der Universität Lüttich, Prof. Dr. Michaël Gillon und der Leiterin des

Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) / (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Heike Rauer – am 3. November 2022 eine Konferenz in der Belgischen Botschaft in Berlin statt. Die von WallonieBruxelles International (WBI) in enger Zusammenarbeit mit der Generaldelegation Wallonie-Brüssel in Berlin organisierte Konferenz, beschäftigte sich mit der Entdeckung von Planeten, die ähnliche Eigenschaften wie unsere Erde aufweisen und Lebensformen beherbergen könnten.

! Veranstaltungen im Bereich Forschung

Wallonische Studierende zu Besuch bei 50Htz © 50Htz

Veranstaltung im Rahmen der Berliner Science Week

© Jérôme van Belle Prof. Michaël Gillon © Uliège-Michel Houet Mitte: Prof. Dr. Heike Rauer © Jérôme van Belle

Alexander Homann © Jérôme van Belle

BILDENDE KUNST

YANN FREICHELS IN DER SAARLÄNDISCHEN GALERIE

In Anwesenheit von Ministerpräsidenten Oliver Paasch wurde in Kooperation mit der Vertretung von Ostbelgien vom 14. Juni bis zum 30. Juli 2022 in den Räumen in der Saarländische Galerie erstmals die Malerei des ostbelgischen Künstlers Yann Freichels präsentiert.

Yann Freichels ist 1996 in Malmedy geboren und hat ein enges Band zum ländlichen Raum von Ostbelgien. Das hat ihn geprägt. Er hat sich mit seiner Familiengeschichte und den tragischen Wendungen der Lage der Deutschsprachigen in der Region auseinandergesetzt. Sein Masterstudium »Malerei« hat er 2020 an der Académie royale des beaux-arts de Liège / Ecole supérieure des Arts de la Ville de Liège beendet. Yann Freichels wohnt und arbeitet heute in Lüttich, der Stadt mit einem regen Kunstleben.

! www.saarlaendische-galerie.eu

ISABELLE DE BORCHGRAVE IM SCHLOSS KÖNIGS WUSTERHAUSEN

Für eine Inszenierung in drei Bildern mit lebensgroßen Papierf igurinen erschuf die belgische Künstlerin Isabelle de Borchgrave Figurinen aus Draht, die farbig bemalte Papierkostüme mit vorgetäuschter französischer Spitze und Stoffen wie Samt und Seide tragen. Durch diese Illusion kehrte während einer Ausstellung, die von Juni bis Oktober im Schloss Königs Wusterhausen stattfand, kurzzeitig wieder Leben ins Schloss ein: Einige der erwachsenen Kinder Friedrich Wilhelms I. kehrten als lebensgroße Papierfigurinen zurück und ließen Geschichten und Begebenheiten aus der Zeit des 18. Jahrhunder ts, die sich im Schloss Königs Wusterhausen zugetragen haben, wiederaufleben. Historische Fakten wurden aufgegriffen, das Zusammentreffen der Protagonisten war jedoch fiktiv. Das Schloss Königs Wusterhausen wird dabei zu einem idealen Bühnenbild. Isabelle de Borchgrave schuf die prachtvollen Papierfigurinen ursprünglich für das Theaterstück »Der Modeaffe«, das 2012 im Rahmen der Ausstellung »Friederisiko« im Neuen Palais in Potsdam als szenische Promenade umgesetzt und gezeigt wurde.

! www.spsg.de

MUSIK

DER TAKTSTOCK BLEIBT IN ITALIENISCHER HAND

In Anwesenheit zahlreicher Journalisten und mit Unterstützung der Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie Brüssel und der Wallonie stellten der Intendant und künstlerische Leiter der Opéra Royal de Wallonie-Liège, Stefano Pace und der künftige Chefdirigent ab der Saison 2022 / 2023, Giampaolo Bisanti im Mai das königliche Opernhaus und dessen neues Programm in Deutschland vor. Dazu luden sie zum Lunch in die

Belgische Botschaft in Berlin ein. Das künstlerische Programm für die neue Spielzeit umfasst neun neue Opernproduktionen. Zur Eröffnung der Saison fand die zweite Ausgabe des Internationalen Wettbewerbs für Orchesterdirigenten statt, bei dem junge Künstler ihr Talent vor einer Jury, die sich aus Persönlichkeiten der Opernwelt zusammensetzt, in einer Reihe von öf fentlich zugänglichen Runden unter Beweis stellen.

! www.operaliege.be

Schloss

Königs Wusterhausen Arbeiten von Isabelle de Borchgrave

© Dr. Samuel Wittwer

Der Künstler

Yann Freichels und ein Werk des Künstlers

© Frank-Michael ARNDT (Focusmedia)

MUSIK PODIUM STUTTGART

Zu den diesjährigen international renommierten Ensembles für historisch inspirierte Aufführungspraxis, die bei zahlreichen Konzerten in Deutschland zu erleben waren, gehören das Ensemble Vox Luminis unter der Leitung von Lionel Meunier und Philippe Pierlot mit seinem Ricercar Consort.

Beide Ensembles waren zu Gast beim diesjährigen Musik Podium Stuttgart, das unter dem Motto »Inspiration Venedig« stand. Dabei stand die stilistische Vielfalt der venezianischen Musik, die für Venedigs Kirchen, Palazzi, Opernhäuser und Ospedali geschrieben wurde und in ganz Europa Verbreitung fand, von der Renaissance bis zum Frühbarock im Focus. ! www.musikpodium.de

VOX LUMINIS BEIM MUSIKFEST BREMEN UND BEIM HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST

Seit seiner Gründung im Jahr 2004 wird das Vokalensemble Vox Luminis unter der Leitung von Lionel Meunier international für seinen einzigar tigen Klang gelobt. Vox Luminis hat sich auf englisches, italienisches und deutsches Repertoire aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert spezialisiert und bringt nicht nur bekannte Meisterwerke, sondern auch musikalische Raritäten zum Klingen. Mit Unterstützung von Wallonie-Brüssel International war das Ensemble in diesem Jahr mit zwei Konzerten beim Musikfest Bremen im August und mit einer Reihe von Konzerten als Artists in Residence beim Heinrich Schütz Musikfest vertreten. Das Schütz Festival stand in diesem Jahr unter dem Festjahresmotto »weil ich lebe« und würdigt den Jahrhundertkomponisten Schütz anlässlich seines 350. Todestags umfassend und zeitgemäß.

IN FREIBURG

Das Via Nova Kunstfest Corvey würdigt in diesem Jahr mit einem besonderen Programm das 1200-jährige Gründungsjubiläum des Klosters Corvey und stellte die Frage, was Glück bedeutet. Diese Frage bewegte schon die Corveyer Mönche im Mittelalter. In ihrer Bibliothek studierten sie einen der bedeutendsten Texte der Antike »Trost der Philosophie« von Boethius. An drei Wochenenden, vom 26.8. bis zum 25.9. 2022, wurden mit Literatur, Musik und Gesprächen Orte und Zeiten aufgesucht, die für Corvey von Bedeutung waren. In diesem festlichen Rahmen wurden die selten zu hörenden Irischen Lieder von Ludwig van Beethoven vom Ricercar Consort interpretiert.

In der Konzertreihe »Liederaben.de« waren der Gambist Philippe Pierlot auf seinem Baryton gemeinsam mit dem Freiburger Tenor Hans Jörg Mammel am 29. September mit Schubert Liedern im Historischen Kaufhaus der Stadt Freiburg zu erleben. Das Baryton, als Streichinstrument des frühen 17. Jahrhunderts, fand vor allem im 18. Jahrhundert Verwendung. Zusätzlich zu den Spielsaiten besitzt das Baryton Resonanzsaiten, die mit der linken Hand gezupft werden können und ihm einen deutlichen Nachhall verleihen.

! www.liederaben.de ! www.veranstaltungen.freiburg.de ! www.ricercarconsort.com ! www.voxluminis.com/en

PHILIPPE PIERLOT BEIM VIA NOVA KUNSTFEST CORVEY UND BEI LIEDERABENDEN

Philippe Pierlot © M de Sclos

Stefano Pace HD © Opéra Royal de Wallonie-Liège

Maestro Giampaolo Bisanti

© Berger_ORW-Liège

PIERRE BERTHET IN DER VILLA STUCK IN MÜNCHEN

Ein Konzert von Pierre Berthet und Rie Nakajima war Teil der Veranstaltungsreihe I Hear a New World im Juli in der Villa Stuck in München. Rie Nakajima und Pierre Berthet bringen Alltagsgegenstände zum Schwingen und lassen diese so akustisch mit dem Betrachter kommunizieren.

Rie Nakajima ist eine in London lebende Bildhauerin. In ihren Installationen und Performances kombiniert sie motorisierte Geräte mit gefundenen Objekten und lässt Skulptur und Klang miteinander verschmelzen, wobei dem Zufall eine große Rolle zukommt.

Pierre Berthet betreibt Musik als Alltagsperformance; er kreiert Klang- und Bildinstallationen. Seit kurzem motorisiert er getrocknete Pflanzen. Eine besondere Bedeutung kommt den alltäglichen Klängen der Umgebung zu. Auch Wassertropfen im Zusammenspiel mit verschiedenen Materialien stoßen auf sein akustisches Interesse.

! www.villastuck.de

FOLK DANDIES

Jährlich, am ersten Augustwochenende, findet seit 1990 in der Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein das Wacken Open Air-Metal-Festival statt.

Mit ihren Verstärkern auf dem Rücken und in Kostümen im Steampunk-Stil bieten Folk Dandies ein reisendes Folk-RockRepertoire mit erstaunlichen Arrangements von Themen mit Bluegrass- und keltischen Anklängen. In diesem Jahr war die belgische Band zu Gast beim legendären Wacken Festival.

! www.wacken.com

SCHÖPPINGEN

Der Name Bai Kamara Jr. ist hierzulande in den Blueskreisen relativ unbekannt. Durch die Corona-Pandemie war es dem Musiker, wie vielen anderen Musikern, kaum möglich, international aufzutreten. Bai Kamara Jr. ist der Sohn des ehemaligen Botschafters von Sierra Leone in Brüssel. Er verbrachte seine Jugend in Großbritannien, lebt und wirkt allerdings seit bald drei Jahrzehnten in Brüssel. Dort musiziert er bereits seit einiger Zeit und kombiniert erfolgreich Einflüsse seiner westafrikanischen Herkunft mit Jazz, Soul und Blues. Nun war er erstmalig auch in Deutschland mit einem Konzert im Juni beim Grolsch Festival in Schöppingen zu erleben.

! www.kulturring-schoeppingen.de

! www.baikamara.com/bkj/index.php

BAI KAMARA JR. & THE VOODOO SNIFFERS BEIM GROLSCH-BLUES-FESTIVAL IN

Pierre Berthet © F. Le Junter

Folk Dandies © Vincent Blairon

Bai Kamara © Michael Chia

TANZ UND THEATER

ES KOMMT, WIE ES KOMMT / LA VIE COMME ELLE VIENT

Das neueste Stück des belgischen Autors Alex Lorette wurde in einer szenischen Lesung mit Bibiana Malay und Christa Müller und mit einem Nachgespräch mit Cilja Harders, Professorin für Politikwissenschaft an der FU Berlin im tak Theater Auf bau Kreuzberg präsentiert. Der Text behandelt die Frage, was es bedeutet, sich in der eigenen Haut, im eigenen Land, fremd zu fühlen.

DAS FR Ä ULEIN (KOMPANIE) MIT DEM STÜCK KINGDOM AN DER BERLINER SCHAUBÜHNE

Im Rahmen des diesjährigen FIND Festivals an der Berliner Schaubühne wurde mit Unterstützung der Generalvertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie nach »Tristesses« und »Arctique« das Stück »Kingdom« als letz ter Teil einer Trilogie der belgischen Regisseurin AnneCécile Vandalem, am 9. und 10. April 2022 aufgeführt. »Kingdom« berichtet vom Scheitern der westlichen Zivilisation. Besonders interessiert Anne-Cécile Vandalem in »Kingdom« die Perspektive der Kinder, die in eine von Erwachsenen verwüstete Welt hineingeboren werden und auf den Trümmern einer zerstörten Utopie eine Zukunft für sich aufbauen müssen. Die Geschichte basiert auf wahren Tatsachen und ist im Dokumentar film »Braguino oder die unmögliche Gemeinschaft« von Clément Cogitore zu sehen, der von der Fehde einer entzweiten Familie in der ostsibirischen Taiga handelt. Motive daraus verarbeitet Anne-Cécile Vandalem in »Kingdom« zu einer atmosphärisch dichten Parabel über die Unmöglichkeit, in Frieden zu leben. ! www.schaubuehne.de ! www.dasfrauleinkompanie.com/en/contact

Lucie rekapituliert ihr Leben. Sie wurde als Tochter weißer belgischer Kolonisatoren 1940 im Kongo geboren, von einer schwarzen Amme aufgezogen und ist folglich, wie es ihr Großvater befürchtete, »von innen schwarz geworden«. Mit 16 wird sie von einem schwarzen Jungen schwanger, das Kind wird ihr gleich nach der Geburt weggenommen, sie selbst wird nach Belgien in eine Klosterinternat verbannt. Vier Jahre später, der Kongo hat inzwischen seine Unabhängigkeit erlangt, kehrt sie noch einmal zurück, um ihre Tochter zu suchen und zu sich nach Belgien zu holen. Auf sehr persönliche Weise eröffnet das Stück Fragen nach Ursachen und Auswirkungen von Kolonialismus und Rassismus, nach der Bedeutung von Herkunft und Hautfarbe, nach dem richtigen oder falschen Ort für ein Leben.

Die Dramaturgin und Schauspielerin Christa Müller hat das Stück in Zusammenarbeit mit Silvia Berutti-Ronelt aus dem belgischen Französisch ins Deutsche übersetzt.

! www.tak-berlin.de www.wallonie-bruessel.de

DIE COMPAGNIE GARE CENTRALE BEIM SYNERGURA FESTIVAL ERFURT

Eine Frau in einem Pelzmantel. Sie liegt auf dem Boden. Ihre einzigen Habseligkeiten: eine Handtasche, ein Taschentuch und ein Lippenstift. Sie hat nur einen Schuh. Eine Stimme auf Band spricht sie an, befragt sie und provoziert sie. Die Grande

Christa Müller und Bibiana Malay © Guido Kasper

Kingdom © Christophe Engels

Dame des Objekttheater, Agnès Limbos, war mit ihrem Ensemble Gare Centrale zu Gast beim diesjährigen Synergura Festival in Erfurt.

! www.waidspeicher.de/festivalprogramm-de.html

! www.garecentrale.be

POINT ZÉRO COMPANY & THÉÂTRE DE POCHE BEIM THEATERFESTIVAL MÜNCHEN

Die Compagnie Point Zero war in diesem Jahr beim Theaterfestival in München mit ihrer Produktion L’Herbe de l’Oubli / The Forgotten Land zu sehen.

Am 26. April 1986 explodierte der Atomreaktor in Tschernobyl, mit einer Zerstörungskraft, die die Bomben von Hiroshima und Nagasaki 1945 weit übertraf. Die Point Zéro Company fuhr 2018 nach Weißrussland und in die Ukraine, um Einwohner von Tschernobyl über ihre Erlebnisse und ihren heutigen Alltag zu befragen. Daraus entstand das Stück »The Forgotten L and” Die Compagnie Point Zéro nähert sich diesem bizarren Universum mit Schauspielern und lebensgroßen Puppen. Und

auch wenn das Thema ernst ist, findet dennoch die Poesie Einlass in das Szenario, dank der Figuren von Ségolène Denis, Yoann Stehrs Videos und Pierre Jacqmins Musik.

! www.figurentheater-gfp.de ! www.pointzero.be/en

SCÈNE

In der Reihe »SCÈNE – Neue französischsprachige Theaterstücke« wurde als Kooperationsprojekt des Büros für Theater und Tanz des Institut français Deutschland in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Regierung von Québec, der Schweizer Kulturstiftung – Pro Helvetia und Wallonie-Bruxelles International (WBI) am 12. November 2022 eine Lesung mit anschließenden Gesprächen im Studio des Berliner Gorki Theaters präsentiert.

Das Projekt entstand mit Unterstützung des Institut français, des französischen Ministeriums für Kultur/DGCA, der französischen Botschaft in der Schweiz, der Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques (SACD), der SACD Belgien, des Centre des auteurs dramatiques (CEAD), der Société Suisse des Auteurs (SSA) und von ARTCENA (Centre national des arts du cirque, de la rue et du théâtre).

Herausgegeben von der Regisseurin Leyla-Claire Rabih und dem Übersetzer und Journalisten Frank Weigand widmete sich die 23. Ausgabe von SCÈNE diesmal hauptsächlich außereuropäischen Perspektiven. Acht Theaterautor*innen mit Wurzeln in Nordamerika, Afrika, der Karibik und dem Nahen Osten beschreiben in ihren Texten Migrationsgeschichten, wirtschaftliche Abhängigkeiten, Kämpfe um Selbstermächtigung und die jahrhunder telangen Auswirkungen des Kolonialismus.

Mit Stücken von Wakeu Fogaing, Émilie Monnet, Françoise Dô, Gurshad Shaheman, Latifa Djerbi, Dorcy Rugamba, Hala Moughanie und Guy Régis Jr.

Frank Weigand und Leyla Claire Rabih © Peer Kugler

Gare Centrale

© Nicolas Meyer

TANZMESSE IN DÜSSELDORF

Das Festival Tanzmesse, das alle zwei Jahre Ende August in Deutschland stattfindet, ist ein wichtiger Treffpunkt für internationale Tanzschaffende. WBTD und Kunstenpunt waren mit einem gemeinsamen Stand vertreten, um die Einzigartigkeit des zeitgenössischen belgischen Tanzes zu zeigen. Die in Brüssel lebende argentinische Choreografin Ayelen Parolin stand mit »Simple« auf dem Programm des Festivals. Die Tanzmesse in Düsseldorf bringt jährlich fast 2.000 internationale Aussteller und Besucher zusammen, die sich mit der Vielfalt ästhetischer Ausdrucksformen und künstlerischen Praktiken beschäftigen. Mit Unterstützung von WBTD waren weiterhin fünf Künstler/Kompanien aus der Fédération Wallonie-Bruxelles anwesend sein: Leslie Mannès, Julien Carlier, Olga de Soto, Lila Magnin, Vitamina

! www.wbtd.be

DAS FESTIVAL UNIDRAM IN POTSDAM CIE MOSSOUX BONTÉ

Mit der Deutschlandpremiere »Hinterwelten« gastierte das Ensemble Cie Mossoux-Bonté beim diesjährigen Unidram Festival in der Schiffbauergasse in Potsdam.

Mit einem makaberen Tanz von faszinierender Schönheit machen die Künstler eine metaphysische Sarabande der Kreaturen von Hieronymus Bosch bis Francis Bacon greifbar. Zwischen Dies- und Jenseits, Realität und Fiktion, Theater und Tanz erzeugt »Hinterwelten« Bilder von karnevalesk-schauriger Fremdheit und barock-dunkler Schönheit, in denen sich das Rätsel unserer Gegenwart unwissentlich offenbart. Seit Jahren zählen Nicole Mossoux und Patrick Bonté zu den festen Größen des europäischen Bildertheaters. Ihre Inszenierungen verbinden Bewegung, Tanz und Musik zu einer eigenen visuellen Sprache.

! www.unidram.de/de/ensemble/cie-mossoux-bonte/ hinterwelten

! www.mossoux-bonte.be/fr

CHALIWATÉ

Das Ensemble Chaliwaté hat sich dem Bewegungstheater verschrieben und versucht, mit Theatermitteln das Bewusstsein für aktuelle Ereignisse und Themen wie die Klimakrise zu schär fen. Mit dem Ensemble Focus verbindet Chaliwaté eine gemeinsame Vorliebe für visuelle und poetische Theaterformen und so entstand bereits 2017 die erste gemeinsame Arbeit mit dem Titel »Backup«. »Dimanche« ist eine Geschichte verheerender Naturkatastrophen in drei Akten. Jeder Akt thematisiert eine andere Naturkatastrophe und die direkten Folgen auf das Leben einer Familie. Zwischen traum-

Cie Mossoux Bonté © Julien Lambert

Lila Magnin

© Lila Magnin

Alexander Homann bei der Tanzmesse in Düsseldo

© DGCFRW

hafter Fiktion und faktischer Realität, mit Miniaturfahrzeugen, hyperrealistischen Puppen und illusionistischen Filmsequenzen beobachtet »Dimanche« die Sturheit der Menschen, die versuchen, trotz der hereinbrechenden Apokalypse Normalität zu wahren. Dabei entsteht ein irrwitziges, bildmächtiges, fast schon burleskes Porträt der menschlichen Spezies, die die Katastrophe fern und illusorisch erlebt und von der unkontrollierbaren Kraft der Natur überrascht wird.

! www.chaliwate.com

MADNESS IN THE WORKSHOP MIT DEM TOF THEATER BRÜSSEL

Auf einem Tisch komplettes Chaos. Werkzeuge, Utensilien, Pinsel und Kartons. Mittendrin: Der Körper einer Puppe, der die Beine fehlen und, noch problematischer, der Kopf. Damit beginnen achtzehn Minuten einer einzigen Notlage: Wie und womit wird man komplett? Achtzehn Minuten, in denen die Figur gegen ihre Manipulatoren aufbegehrt und sie tyrannisier t, um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ein er-

LITERATUR

STIPENDIATEN IM LCB AM WANNSEE

Der Autor Kenan Görgun war einer von drei Stipendiaten der Föderation Wallonie-Brüssel, die im Jahr 2022 einen Monat im Literarischen Colloquium Berlin verbringen durften.

Görgun, 1977 in Gent geboren, lebte als Kind türkischer Einwanderer in unterschiedlichen Stadtteilen Brüssels. Er selbst bezeichnet seine Herkunft als "Kind türkischer Einwanderer aus einem Dorf in Zentralanatolien, die ihrerseits turkmenische, kurdische, ungarische und andere Wurzeln haben".

bitterter Kampf ums Überleben: schizophren, wild, trashig und mit einem Massaker aus zerfetztem Polystyrol und geschreddertem Karton am Ende.

Das Tof Théâtre wurde 1986 gegründet. Oft ohne Worte, sind die Shows für ein breites Publikum gedacht, und werden manchmal auch speziell fürs Straßentheater inszeniert. Seit 2001 hat sich das Tof Théâtre in einem alten Kino in Genappe (in der Nähe von Brüssel) eingerichtet, und es zu einem kleinen Theater mit Platz für 100 ZuschauerInnen umgebaut.

Görgun hat seinen Aufenthalt in Berlin nicht nur zum Schreiben genutzt, sondern auch sein Talent als Fotograf unter Beweis gestellt. Er hat uns freundlicherweise einige dieser Aufnahmen zur Gestaltung der vorliegende Lettre de Berlin zur Verfügung gestellt.

Der zweite Autor im LCB war Michel Torrekens, 1960 in Belgien geboren. Torrekens ist Autor, Journalist und Kritiker. Er hat zwei Romane sowie vier Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht, zuletzt in der Reihe »Belgiques«, erschienen 2021 bei Ker Éditions. Als engagierter Journalist bei einem

Dimanche Chaliwaté © Virginie Meigne Tof Theatre © Guto Muniz, Melisa Stein

Familienmagazin liegen ihm die Rechte der Kinder besonders am Herzen.

Der dritte im Bunde war André Borbé, der seinen Aufenthalt in Berlin dazu nutzte, ein Libretto für eine Kinderoper zu schreiben. Borbé ist als Autor und auch als Musiker und Sänger für Kinder tätig und ist in Belgien eine feste Größe, wenn es um anspruchsvolle Unterhaltung der Kleinsten geht.

! www.tinyurl.com/Infos-zu-Michel-Torrekens

! www.tinyurl.com/Infos-zu-Kenan-Gorgun

JEAN-PHILIPPE TOUSSAINT

Anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer des Terrors in Europa (11/3) im Institut français und im Rahmen der Foto-Ausstellung #notafraid des Berliner Fotografen Boris Bocheinksi, konnte ein Text von Jean-Philippe Toussaint ebenfalls für ergreifende Momente sorgen. In einer Lesung der deutschen Übersetzung von Auszügen aus dem Band »Das Verschwinden der Landschaft« durch seinen Übersetzer und Verleger Joachim Unseld wurde die Opferperspektive nach den Anschlägen in Brüssel mehr als spürbar.

! www.fva.de/Jean-Philippe-Toussaint.html

Zu einem Salongespräch hatte die Europäische Akademie mit der Unterstützung unserer Vertretung den Autor JeanPhilippe Toussaint in den Berliner Grunewald eingeladen. Anlass waren seine zwei letzten Bücher »Der USB-Stick« und »Die Gefühle«, die den Tod und den Brexit, die Architektur und die Familie, Erfolg und Ehe thematisieren. Laut Akademie-Leiter Dr. Christian Johann leistet Toussaint mit seinen Einblicken einen Beitrag zu einem lebendigen und lebenden Europa.

FRANKFURTER BUCHMESSE

Die traditionelle Frankfurter Buchmesse, der internationale Treffpunkt für Verlage und Literaturinteressierte, fand vom 19. bis 23. Oktober 2022 statt. Wallonie-Brüssel war erneut mit einem Gemeinschaftsstand vertreten, der 25 Verlagen als Standtort für die Abwicklung ihrer Geschäfte diente. Beim traditionellen Cocktail-Empfang konnten sich die Gäste über einen Auf tritt der Slammerin Jessy James LaFleur freuen, die auf Deutsch, französisch und englisch slammte.

Michel Torrekens im LCB © DGCFRW

Frankfurter Buchmesse Gastlandpavillion Spanien © DGCFRW

Kenan

COMIC

LUCKY LUKE UND »RANTANPLANS ARCHE”

Mit der Vorstellung des neuesten Bands aus der Lucky Luke Reihe konnten wir die Verantwortlichen des Egmont Verlags und auch den französische Zeichner Jul in der Belgischen Botschaft begrüßen. In diesem neuen Abenteuer kommen der lonesome Cowboy und seine Freunde mit der vegetarischen Lebensweise in Berührung. Wahrlich eine Herausforderung im Western-Universum des belgischen Schöpfers Morris.

Jul war so freundlich, für unsere Vertretung auch eine Zeichnung anzufertigen, die wir – wie Sie sicherlich schon gesehen haben – als Titelbild der diesjährigen Augabe dieser Lettre de Berlin verwenden durften.

Bei der Talkrunde wurde nicht nur über Comic, sondern auch über Tierrechte gesprochen, denn die Geschichte erinnert an die Gründung des ersten amerikanischen Tierschutzvereins.

! www.tinyurl.com/Infos-zu-Lucky-Luke

FILM

BERLINALE

Bei der 72. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele Berlin wurden drei französischsprachige belgische Filme präsentiert. In der Panorama-Sektion konnte man den Dokumentar f ilm Dreaming Walls von Amélie van Elmbt & Maya Duverdier sehen. La Ligne, der in Belgien produzierte Film der schweizerischen Regisseurin Ursula Meier wurde für den offiziellen Wettbewerb dieser Ausgabe 2022 ausgewählt. Schließlich war Nada Para Veraqui (Nothing to see Here) des Regisseurs Nicolas Bouchez in der Sparte Génération 14plus vertreten.

! www.tinyurl.com/Infos-zur-Berlinale

DRITTER ANLAUF FÜR BELGISCHE FILME IN HANNOVER

Manche Dinge brauchen etwas mehr Zeit. So, wie die belgische Filmreihe »Im Belgien und um Belgien herum« im Kino im Sprengel in Hannover, die coronabedingt zweimal unterbrochen und aufgeschoben werden musste. Kurator Peter Hoffmann ist ein großer Kenner der freien belgischen Filmszene und hatte zahlreiche Regisseure und Regisseurinnen zum Publikumsgespräch eingeladen.

! www.kino-im-sprengel.de

FRANZÖSISCHE FILMTAGE TÜBINGEN/STUTTGART

Die 39. Französischen Filmtage im November 2022 standen ganz unter dem Motto Held*innen und ihre Hoffnungen und Träume. Wie schon in den letzten Jahren, fand das Festival zeitversetzt hybrid statt und erlaubte somit einem noch größeren Kreis von Zuschauern die sorgfältig kuratierten Programme zu entdecken.

Den Länderschwerpunkt setzte das Filmfestival in diesem Jahr auf Filme aus der Wallonie und Brüssel. Diese fanden sich im Wettbewerbsprogramm und in zahlreichen Sonderserien wieder und spiegelten ein vielfältiges Bild des Filmschaffens in der Wallonie und in Brüssel.

Eine Retrospektive der Filme von Fabrice du Weltz war ein besonderes Highlight des Festivals. In zahlreichen Begegnungen konnte nicht nur das Publikum, sondern auch die Film-

Lucky Luke im Saal © DGCFRW

studenten der Hochschule in Ludwigsburg unmittelbar mit dem Regisseur über seine Arbeit sprechen. Wir sind überzeugt, dass die in Deutschland noch weitgehend unbekannten Filme dieses herausragenden Filmemachers zahlreiche neue Fans gefunden haben.

Wir freuen uns sehr über den Preis der Jugendjury Stuttgart für den Film Dalva von Emmanuelle Nicot, der mit 1.000,– Euro dotiert ist, gestiftet von der Landeshauptstadt Stuttgart.

! www.tinyurl.com/Infos-Filmtage-Tubingen

FRANKOPHONIE

TAG DER FRANKOPHONIE

Der diesjährige Tag der Frankophonie am 20. März 2022 stand unter dem Motto »La Francophonie de l’avenir«.

So richtete die Generalsekretärin der Organisation, Louise Mushikiwabo, ihre Rede auch gezielt an die Jugendlichen im ganzen französischen Sprachraum, die die Zukunft unserer Gesellschaft mitbestimmen und gestalten wollen und sollen.

IN DÜSSELDORF

In Düsseldorf fand im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Frankophonie eine kleine aber feine Filmreihe statt, die unter dem Titel »Französisch, mon amour!« den Reichtum der französischen Sprache feierte.

Von Kanada bis Japan über Belgien und die Schweiz, Marokko, Deutschland und Frankreich behandelten diese Dokumentar- und Spielfilme auf subtile Weise Kulturschocks, die Freuden und Leiden des Erlernens einer Sprache, die Liebe und die Macht der Worte.

Der belgische Beitrag »Tokyo Fiancée« von Stefan Liberski, eine Verfilmung eines autobiografischen Romans von Amélie Nothomb, zeigte die Liebesgeschichte eines belgisch-japanischen Paares, die mit einem Sprachkurs ihren Anfang nahm.

Mit dabei waren das Institut français Düsseldorf und das französische Generalkonsulat in Düsseldorf, die Botschaft von Kanada in Deutschland und ihr Konsulat in Düsseldorf, das Generalkonsulat des Königreichs Marokko in Düsseldorf, das Schweizerische Generalkonsulat in Frankfurt, die Vertretung

von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie in Berlin und die Wirtschaftsvertretung der Wallonie in Köln. In Kooperation mit den Düsseldorfer Filmkunstkinos / Bambi Filmstudio und gefördert durch das Kulturamt der Stadt Düsseldorf.

IN MÜNCHEN

Auch in München wurde im Monat März wieder der französischsprachige Film gefeiert. Hier organisierten die Vertretungen von Belgien, Frankreich, Kanada, der Schweiz, Tunesien, Québec, Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie gemeinsam die »Woche des frankophonen Films« im Theatiner Filmtheater. Der belgische Beitrag war in diesem Falle »Lola und das Meer« von Laurent Micheli, ein berührendes Roadmovie, das von der komplizierten Beziehung zwischen einem Vater und seiner Trans-Tochter erzählt.BER

LIN

IN BERLIN

Am 21. März 2022 trafen anlässlich des Tages der Frankophonie in der Belgischen Botschaft in Berlin die Botschafter und

Dalva Filmtage T ü bingen

München Grafik

Generaldelegierten der französischsprachigen Länder und Regionen zusammen, die Mitglied in der Organisation Internationale de la Francophonie sind.

Auf Einladung der Botschaft von Kanada weilte der vielfach prämierte Schriftsteller und Menschenrechtsanwalt Blaise Ndala in Berlin. Unter dem Titel »Chemins d'écriture en RDC, en Belgique et au Canada« sprach er über sein Leben, seine schriftstellerische Entwicklung, die Stationen seines Lebens und die Bedeutung der Aufarbeitung des Kolonialismus.

! www.tinyurl.com/Journee-de-la-Francophonie

BUFFETS DU MONDE

Im Rahmen ihres diesjährigen gemeinsamen Vorsitzes über die Länder der Frankophonie in Deutschland, organisierten die Botschaften von Belgien und der Demokratischen Republik Kongo sowie die Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie in Berlin einen kulinarischen Nachmittag auf dem Moabiter Otto-Spielplatz, der eine Rundreise durch die Speisen der ganzen Welt bot. Dem Publikum bot sich die Gelegenheit, sich mit den Vertretern der teilnehmenden Botschaften der Frankophonie und des Projektpartners Afrika-Haus und des Moabiter Ratschlags zu unterhalten. Was alle verband? Die Französische Sprache!

! www.tinyurl.com/Buffets-du-Monde

BABYLON EUROPA

Am 4. Juni fand die diesjährige Ausgabe von EUNIC BABYLON EUROPA erstmalig open air statt. Das europäische Kulturfestival zog in Berlins grüne Stadtoase, den Britzer Garten. 12 europäische Musik- und Performance-Acts ließen sich auf ein besonderes Abenteuer ein, indem sie kollaborativ und spartenübergreifend ein gemeinsames Programm ins Leben rie-

fen, welches Pantomime auf Jazz und Electro-Pop auf Tanz treffen ließ und Europa als Kulturgemeinschaft vereinte. Aus Brüssel reiste die Company Jordi L. Vidal an, die eine Performance unter dem Titel Temporalite: Two women präsentierte.

Es tanz ten Mylena Leclercq und Yasmine Lindskog. Das Stück erzählt von der Veränderung »vor, während und nach«. Es bezieht sich auf die Geburt neuer Wesen, in einer neuen Welt, das Erleben der Freiheit der Bewegungen draußen, ohne Angst vor Gefahren.

BABYLON EUROPA ist ein Projekt von EUNIC Berlin und wurde kuratiert und produziert von buero doering – Fachhandel für Ereignisse GmbH. Die Veranstaltung entstand mit freundlicher Unterstützung der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland, von Grün Berlin und der DGGL.

! www.eunic-berlin.eu/about

! www.tinyurl.com/Infos-Babylon-Europa

NATUREFUTURE

Im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft präsentierte das Institut français Deutschland in Partnerschaft mit EUNIC Berlin die von dem französischen Kollektiv Fetart kura-

tierte Ausstellung »Nature Future – Junge europäische Fotografie«. Ein zweiter Teil der Ausstellung fand in Prag statt, in Zusammenarbeit mit dem lokalen EUNIC Cluster.

Ist es möglich, die Natur neu zu überdenken? Welche utopischen Projekte wurden aus dieser Erkenntnis geboren? Welche Bürgerinitiativen gibt es in Europa, um die Klimakrise zu bewältigen? Die Ausstellung zeigte open air im Britzer Garten die Arbeiten von 12 jungen europäischen Fotograf*innen, die mit einem treffenden, zeitgenössischen, poetischen und manchmal humorvollen Blick die große Umweltkrise analysieren, die unseren Planeten trifft.

Aus Brüssel war der junge Fotograf Lucas Castel dabei, der Absolvent (2018) der Kunsthochschule für Fotografie «Le Septantecinq» (Le 75 ) in Brüssel und der Hochschule Hannover 2019 ist. Castel zeigte seine Fotoreihe über die Teilnehmer der Aktion »Ende Gelände«, die gegen den Braunkohleabbau protestieren.

Eine Einzelausstellung dieser Fotos wird es übrigens im Frühjahr auf Schloss Benrath in Düsseldorf geben.

! www.tinyurl.com/Infos-zu-Nature-Future

EUROPÄISCHER SPRACHENTAG

Es ist mittlerweile schon eine schöne Tradition, dass zum Europäischen Sprachentag die bei EUNIC Berlin organisierten europäischen Kulturinstitute in Kooperation mit der Vertretung der Europäischen Kommission in die Berliner Bibliotheken ausschwärmen, um Berliner Grundschülern mit Minisprachkursen die Vielfalt Europas und seiner Sprachen hautnah erleben zu lassen. Rund 1000 Schüler und Schülerinnen profitieren jedes Jahr von diesem Projekt.

Auch unsere Vertretung war wieder mit Kursen in Lichtenberg und Wilmersdorf dabei. Immer eine gute Gelegenheit, den Kindern etwas über das unbekannte Nachbarland Belgien beizubringen und auch die wunderbaren Kinderbücher frankophoner Autoren vorzustellen. Aufgrund der aktuellen Flüchtlingsthematik, haben wir uns entschlossen, erneut auf das zauberhafte und preisgekrönte Bilderbuch »Akim rennt« von Claude K. Dubois zurück zu greifen, das von der Flucht des kleinen Akim aus einem Kriegsgebiet erzählt. Gänsehaut garantiert.

GRAPHIC NOVEL DAY

Das internationale literaturfestival berlin [ilb] gehört zu den bedeutendsten Literaturveranstaltungen weltweit. Sein breites stilis-

tisches und thematisches Spektrum ist einzigartig – ob Prosa, Lyrik, Nonfiction, Graphic Novel oder Kinder- und Jugendliteratur. Bei dem in Kooperation mit EUNIC Berlin organisierten Graphic Novel Day am 10. und 11. September begrüßten wir in diesem Jahr den Autor und Illustrator Max de Radiguès. Max de Radiguès ist Mitglied des Kollektivs Employé du Moi, betätigt sich auf dem Feld der Fanzines, der Jugendcomics und der Comics und Graphic Novels für Erwachsene. In Deutschland sind vom ihm bei Reprodukt im Kinderprogramm Stig & Tilde, Simon und Louise sowie im aktuellen Erwachsenen-Programm die Comicbiografie des berühmte Tatort-Fotografen Arthur »Weegee« Fellig erhältlich, zu der er den Text und Wauter Mannaert die Bilder beigesteuert hat. Beim Graphic Novel Day stellte er seinen Jugendcomic Alerte 5 (Originalversion bei Castermann) vor.

! www.tinyurl.com/Infos-zu-Graphic-Novel-Day

TOURISMUS

GROSSE UND KLEINE TRÖDELMÄRKTE IN HÜLLE UND FÜLLE

So wie in Prousts berühmter Madeleine-Szene kommen beim Flohmarktbummel schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten auf, als die spannenden Funde auf dem Dachboden der Großeltern die Augen zum Leuchten brachten. Zu den bekannteren Märkten in der Wallonie zählen Les petites puces de Saint­Gilles in Lüttich, Le marché aux puces de Welkenraedt und La petite Batte de Bomal. Sie locken, insbesondere natürlich an sonnigen Tagen, regelmäßig eine Vielzahl von Besuchern an.

Der traditionelle Lütticher Sonntagsmarkt La Batte, der am Ufer der Maas liegt, ist seit langem auch über die Grenzen hinaus bekannt und einen Besuch wert. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Zahllose Stände mit Obst, Gemüse, regionalen Spezialitäten, Pflanzen, Textilien, Büchern und allerlei Ausgefallenem laden zum Stöbern ein. Die lokalen Märkte bieten ein buntes Angebot an frischen regionalen und lokalen Produkten. Je nach Region finden sie in der Woche oder am Wochenende statt. Andenne, Florennes, Wavre, Auvelais, Soignies sind nur einige Beispiele für eine Vielzahl von gemütlichen Wochenmärkten mit gutem Angebot.

Wenn Sie sich für ein besonderes Thema interessieren, empfehlen wir Ihnen den Bauernmarkt in Tournai, den Marché

WIRTSCHAFT

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: DIE WALLONIE POSITIONIERT SICH

Metavers, Bitcoin, Krypto, Blockchain... es gibt viele Begriffe und Konzepte, die in unseren täglichen Wortschatz einge-

1900 in Marche­en­Famenne (Markt im Stil der 1900er Jahre), die Journée des bouquinistes in Nivelles (Markt für antiquarische Bücher) oder den Bauernhofmarkt von Orgeo.

Save the date! Alle Daten der Flohmärkte finden Sie in einem Mini-Guide. Sehen Sie sich den jährlichen umfassenden Flohmarktkalender (leider nur auf FR erhältlich) für die Provinzen Namur, Luxemburg und Lüttich an. Dieser Mini­Führer für Trödelmärkte ist auch in Papierform in den Fremdenverkehrsämtern und Maisons du Tourisme oder in einigen Buchhandlungen erhältlich. Entdecken Sie eine Auswahl an Flohmärkten für die gesamte Wallonie: die Sie nach Ihren Orts- und Datumskriterien sortieren können.

drungen sind, aber wenn es eines gibt, das niemanden kalt lässt, dann ist es der Begriff Künstliche Intelligenz oder KI. Der Begriff ist an sich nicht neu, aber in den letzten Jahren ist er deutlich über den Science-Fiction-Rahmen von HollywoodFilmen hinausgewachsen und hat sich einen Platz in unseren

Graphic Noval Day, Plakat

David Samyn-SpaFlohmarktLeopold II gallery

alltäglichsten Gewohnheiten und Aktivitäten erobert: von unseren sozialen Netzwerken, über Videospiele, bis hin zum autonomen Fahren und zur intelligenten Gebäudeverwaltung.

Belgien und die Wallonie haben der künstlichen Intelligenz einen vorrangigen Status eingeräumt und stellen Strukturen, Budgets und Aktionspläne für ihre Einführung zur Verfügung.

Durch die Einrichtung von Initiativen auf politischer und institutioneller Ebene werden die notwendigen Räume für die Abstimmung zwischen öffentlichen und privaten Akteuren geschaffen. Hervorzuheben sind beispielsweise die komplementären Netzwerke ReseauIA und DigitalWallonia4AI auf wallonischer Ebene.

Dieses Programm steht unter der Aufsicht des Wirtschaftsministers Willy Borsus und wurde mit 20 Millionen Euro über drei Jahre ausgestattet, um seine Ziele zu erreichen. Diese sind in vier Kategorien organisiert, um die Entwicklung hin zu einem sogenannten intelligenten Territorium zu ermöglichen: Gesellschaft, Unternehmen, Ausbildung/Bildung und Forschung.

Zu diesen Initiativen kommt noch die strukturierende und dynamisierende Wirkung der wichtigsten Unternehmen und Universitäten in der Wallonie hinzu, die Lösungen für künstliche Intelligenz entwickeln oder einführen, was zu besonders innovativen Ökosystemen in den Bereichen Gesundheit, Luftund Raumfahrt, Industrie und Logistik führt. Einige Beispiele sind sicherlich erwähnenswert: DNAlytics, ein Unternehmen, das Lösungen für die Datenanalyse und -verarbeitung in den Biowissenschaften entwickelt und eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Belgien gespielt hat; Aerospacelab, ein Start-up-Unternehmen im Luft- und Raumfahrtsektor, das Dienstleistungen auf der Grundlage der Erdbeobachtung anbietet, und I-Care, ein weltweit führendes Unternehmen für die vorausschauende Wartung von Industriemaschinen.

Im Bereich Innovation haben sich die Akteure der Föderation Wallonien-Brüssel mobilisiert, um eine größere Reichweite im Bereich der angewandten akademischen Forschung und der Grundlagenforschung zu erreichen. So wurde 2020 das

Konsortium Trusted AI Labs (TrAIL) ins Leben gerufen. Diese inzwischen formalisierte und mit öffentlichen Mitteln ausgestattete Gruppe vereint fünf Universitäten und mehrere anerkannte Forschungszentren, die im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig sind, um den Akteuren des sozioökonomischen Umfelds ihr Fachwissen und die entwickelten digitalen Werkzeuge (technologische Bausteine) zur Verfügung zu stellen.

Die vielfältigen Initiativen, die Präsenz strukturierender Betreiber und akademische Fachkräfte stellen einen Teil der notwendigen Komponenten für eine erfolgreiche Umwandlung der Wallonie in ein intelligentes Territorium dar. Angesichts der technologischen Komplexität haben die Region und ihre Betreiber jedoch schnell erkannt, wie wichtig die internationale und insbesondere die europäische Zusammenarbeit ist.

Die Internationalisierung über den Export belgischer Lösungen, die Anziehung strukturierender Investitionen und die grenzüberschreitende akademische Forschung ist in der Tat eine der Aufgaben der Initiative DigitalWallonia4AI, die vom Netzwerk der Digital Wallonia Hubs (wie z.B. dem in Deutschland mit einer Präsenz in München und Berlin) profitieren kann. Konkret wurden bereits mehrere Initiativen durchgeführt, wie z.B. die Teilnahme an Messen und Veranstaltungen von internationaler Bedeutung (Vivatech in Paris, CES in Las Vegas) und die Organisation von Missionen.

Die letzte Mission, die von WBI und TrAIL mit Unterstützung des Digital Wallonia Hub Germany organisiert wurde, ermöglichte 40 wallonischen KI-Forschern, im Rahmen einer Sommeruniversität mit dem DFKI, dem deutschen Bundeszentrum für Künstliche Intelligenz, nach Berlin zu reisen.

Haben Sie Lust auf mehr Informationen? Informieren Sie sich über die neuesten Innovationen und Nachrichten auf den nächsten Veranstaltungen, auf denen die AWEX und der Digital Hub Wallonia mit Unternehmensdelegationen in ganz Deutschland vertreten sein wird: die MEDICA-Messe in Düsseldor f, die Hannover Messe. Sie können sich auch auf den Webseiten von TrAIL, ReseauIA und schließlich bei der monatlichen Webinarserie »Les carrefours de l'IA« informieren, die von DigitalWallonia organisiert wird.

Wissenschaftler bei der Berlin Summer School in der Belgischen Botschaft © Jérôme van Belle

KONTAKTADRESSEN IN DEUTSCHLAND

DIPLOMATISCHE VERTRETUNGEN

ALEXANDER HOMANN

Leiter der Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie c/o Belgische Botschaft Jägerstr. 52-53 D - 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 206186409 FAX: +49 (0) 30 206186411 delegation-berlin@dgcfrw.de

S. E. GEERT MUYLLE

Botschafter des Königreichs Belgien Jägerstr. 52/53 D - 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 206420 FAX: +49 (0) 30 20642200 berlin@diplobel.fed.be

WIRTSCHAFTS- UND HANDELSATTACHÉS

DENIS LAHAYE

Wirtschafts - und Handelsattaché

AWEX - Wallonische Investitionsund Exportförderungsagentur Berlin c/o Belgische Botschaft Jägerstraße 52-53 D - 10177 Berlin Tel.: +49 173 255 94 81 berlin@awex-wallonia.com www.awex.be

ISABELLA PROFETA

Wirtschafts- und Handelsattachée für die Wallonie - AWEX Stolkgasse 25-45 (4.OG) D - 50667 Köln Tel.: +49 (0) 221 254173 (74) FAX: +49 (0) 221 254618 cologne@awex-wallonia.com www.awex.be

LAURENT RENSON

Wirtschafts- und Handelsattaché der Wirtschaftsvertretung Brussels Invest & Export / AWEX c/o Honorarkonsulat von Belgien Maximilianplatz 12a D - 80333 München

Tel.: +49 (0) 89 3898920 FAX: +49 (0) 89 38989220 munich@awex-wallonia.com www.awex.be

STÉPHANIE LEFFIN

Wirtschafts- und Handelsassistentin AWEX - Wallonische Investitions- und Exportförderungsagentur Hamburg c/o Belgisches Konsulat Langenhorner Markt 9 22415 Hamburg Tel.: +49 40 532 42 02 hambourg@awex-wallonia.com www.awex.be

BELGIEN TOURISMUS WALLONIE

BELGIEN-TOURISMUS WALLONIE

Stolkgasse 25-45 (4.OG)

D - 50667 Köln Tel.: +49 (0) 221 277590 FAX: +49 (0) 221 27759100 info@belgien-tourismus.de www.belgien-tourismus.de

BELGIENZENTRUM PADERBORN

PROF. DR. SABINE SCHMITZ

Fakultät für Kulturwissenschaften Institut für Romanistik Universität Paderborn Warburger Straße 100 D - 33098 Paderborn Tel.: +49 (0) 5251 602882 FAX: +49 (0) 5251 603740 sabine.schmitz@upb.de https://kw.uni-paderborn.de/ institut-fuer-romanistik

WISSENSCHAFTSATTACHÉE

MATHIEU QUINTYN

Wissenschaftsreferent c/o Belgisches Honorarkonsulat Maximiliansplatz 12a 80333 München

Tel.: +49 (0)89 23709967 m.quintyn@wbi.be

IMPRESSUM

TITELBILD

© DGCFRW : Zeichnung von Jul, exklusiv für DGCFRW, Oktober 2022

VERANTWORTLICHER HERAUSGEBER

Alexander Homann Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie

REDAKTION

Alexander Homann, Nicole Ackermann, Susanne Debeolles

LAYOUT Schimmelpenninck.Gestaltung www.schimmelpenninck.de

ÜBERSETZUNG Natacha Body